„Reim” ins Ohr – Hörbuch für die grauen Zellen

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„Reim” ins Ohr – Hörbuch für die grauen Zellen
„Reim” ins Ohr – Hörbuch
für die grauen Zellen
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Nachlassende geistige Leistungsfähigkeit
muss nicht sein
Das Hörbuch für die grauen Zellen:
Praktische Anleitung zur Benutzung
Gesund alt werden, ist der Wunsch vieler. Dank des hohen Lebensstandards und
Das Hörbuch wurde in Zusammenarbeit mit Lars Ruppel – Lyriker und Begründer der „Weck-
der sehr guten medizinischen Versorgung ist das heutzutage ein durchaus realisti-
worte“, einem Poesie-Projekt für Senioren – entwickelt und besteht aus einem mehrstufigen
scher Wunsch. Aber das Alter bringt auch so manches „Zipperlein“ mit sich. Dass
Gedächtnistraining. Zum einen können Sie die Gedichte lesen und auswendig lernen. Als
das Gedächtnis einen manchmal im Stich lässt, ist eines davon. Das ist in gewis-
zusätzliche Herausforderung sind diese in Sütterlin-Schrift gesetzt (zum Nachschlagen finden
sem Maße ganz normal und liegt an der sich im Alter verringernden Durchblutung
Sie das Sütterlin-Alphabet auf der nächsten Seite), denn das Entziffern der Schrift hat einen
des Gehirns: Die Nervenzellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff ver-
verstärkenden Effekt auf das Gedächtnistraining. Zum anderen können Sie sich die Gedichte
sorgt – die Folge ist abnehmende Konzentrations- und Merkfähigkeit. Zum Glück
auf beiliegender CD anhören. Bei zwei Gedichten sind nach jeder Zeile kurze Pausen einge
kann man einiges dafür tun, um das geistige Leistungsvermögen bis ins hohe Alter
baut, so dass Sie diese nachsprechen können (Nr. 9: Morgenwonne, Nr. 10: Mondnacht).
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zu erhalten. Denn die grauen Zellen sind ein Leben lang lernfähig und können
immer wieder neue Verknüpfungen bilden – man muss sie nur herausfordern!
Weitere Tipps:
Gedächtnistraining, das sich reimt
Eine Möglichkeit das Gedächtnis zu trainieren, sind Gedichte. Denn das Hören,
Lesen, Mitsprechen und Auswendiglernen von Gedichten spricht das Langzeitgedächtnis an und reaktiviert verblasstes Wissen und Gefühle. Das liegt daran,
dass sich das Gehirn durch den Reim, die Wiederholung und den Rhythmus des
Gedichts leichter erinnern kann. Außerdem aktiviert bereits die Erwartung, etwas
Bekanntes zu hören, das Gedächtnis, und das Gehirn beginnt automatisch, die
folgenden Zeilen zu ergänzen. Auch unbekannte Gedichte trainieren die grauen
Zellen, denn beim Verstehen der Gedichtinhalte und Auswendiglernen bilden sich
Wiederholen Sie beim Lesen und Hören die Zeilen, die Ihnen besonders gut gefallen
und schreiben Sie diese auf.
Nehmen Sie für das Gedicht „Der Schmetterling“ eine Blume in die Hand und spielen
Sie die Geschichte nach.
Nehmen Sie die Gedichte mit auf einen Spaziergang und lesen Sie diese laut vor.
Das Gedicht „Im Atemholen sind zweierlei Gnaden“ von Johann Wolfgang von Goethe (Nr. 2)
können Sie durch tiefes Ein- und Ausatmen begleiten – das versorgt Ihr Gehirn zusätzlich
mit Sauerstoff.
neue Verknüpfungen im Gehirn.
Viel Freude mit den Gedichten und viel Erfolg beim Trainieren!
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Sütterlin-Alphabet
Aa
Bb
Cc
Dd
Ee
4
Ff
Gg
Hh
Ii
Jj
Kk
Ll
Mm
Nn
Aa
Bb
Cc
Dd
Ee
Ff
Gg
Hh
Ii
Jj
Kk
Ll
Mm
Nn
Oo
Pp
Qq
Rr
Ss
Tt
Uu
Vv
Ww
Xx
Yy
Zz
ß
Oo
Pp
Qq
Rr
Ss
Tt
Uu
Vv
Ww
Xx
Yy
Zz
ß
1. Er ist’s
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!
Er ist‘s
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist‘s!
Dich hab‘ ich vernommen!
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(Eduard Möricke)
2. Im Atemholen sind
zweierlei Gnaden*
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er Dich preßt,
Und dank ihm, wenn er Dich wieder entläßt.
Im Atemholen sind
zweierlei Gnaden
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er Dich preßt,
Und dank ihm, wenn er Dich wieder entläßt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
* Gedicht zum Mitmachen
3. Loreley
4. Finster war’s
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Finster war’s, der Mond schien helle,
Schnee lag auf der grünen Flur,
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
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Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh’.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.
(Heinrich Heine)
Loreley
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus uralten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr gold‘nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.
Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Schnell an ihn’n vorüberlief.
Und ein blondgelockter Knabe
Mit kohlrabenschwarzem Haar
Auf die grüne Bank sich setzte,
Die gelb angestrichen war.
Neben ihm ’ne alte Schachtel,
Die kaum zählte siebzehn Jahr’,
In der Hand ’ne Butterstulle,
Die mit Schmalz bestrichen war.
Holder Engel, süßer Bengel,
Vielgeliebtes Trampeltier,
Augen hast Du wie Sardellen,
Alle Ochsen gleichen Dir.
Mein Herz schlägt wie ein Pferdefuß
In meine linke Wade,
Nun sei gerührt wie Apfelmus,
Und flüssig wie Pomade.
(Anonym)
Finster war‘s
Finster war‘s, der Mond schien helle,
Schnee lag auf der grünen Flur,
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
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Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss‘ner Hase
Schnell an ihn‘n vorüberlief.
Und ein blondgelockter Knabe
Mit kohlrabenschwarzem Haar
Auf die grüne Bank sich setzte,
Die gelb angestrichen war.
Neben ihm ’ne alte Schachtel,
Die kaum zählte siebzehn Jahr’,
In der Hand ’ne Butterstulle,
Die mit Schmalz bestrichen war.
Holder Engel, süßer Bengel,
Vielgeliebtes Trampeltier,
Augen hast Du wie Sardellen,
Alle Ochsen gleichen Dir.
Mein Herz schlägt wie ein Pferdefuß
In meine linke Wade,
Nun sei gerührt wie Apfelmus,
Und flüssig wie Pomade.
5. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand.
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wiste ’ne Beer?”
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.”
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So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt eine Birne mir ins Grab.”
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus.
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen „Jesus meine Zuversicht”,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?”
So klagten die Kinder. Das war nicht recht Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte, was damals er tat,
Als um eine Birn’ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „Wiste ’ne Beer?”
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew’ di ’ne Birn.”
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
(Theodor Fontane)
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Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand.
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn‘s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wiste ‘ne Beer?”
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn.”
So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ‘s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt eine Birne mir ins Grab.”
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus.
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen „Jesus meine Zuversicht”,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ‘ne Beer?”
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet‘s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ über‘n Kirchhof her,
So flüstert‘s im Baume: „Wiste ‘ne Beer?”
Und kommt ein Mädel, so flüstert‘s: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ‘ne Birn.”
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
6. Mutterns Hände
7. Der Schmetterling
Hast uns Stulln jeschnitten
Un Kaffe jekocht
Un de Töppe rübajeschohm Un jewischt und jenäht
Un jemacht und jedreht ...
Alles mit Deine Hände.
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Hast de Milch zujedeckt,
Uns Bonbongs zujesteckt
Un Zeitungen ausjetragen Hast die Hemden jezählt
Und Kartoffeln jeschält ...
Alles mit Deine Hände.
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Hast uns manches Mal
Bei jroßen Schkandal
Auch ’n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht,
Wir wahn Sticker acht,
Sechse sind noch am Leben ...
Alles mit Deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist Du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
Und denn komm wir bei Dir
Und streicheln Deine Hände.
(Kurt Tucholsky)
Mutterns Hände
Hast uns Stulln jeschnitten
Un Kaffe jekocht
Un de Töppe rübajeschohm –
Un jewischt und jenäht
Un jemacht und jedreht ...
Alles mit Deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
Uns Bonbongs zujesteckt
Un Zeitungen ausjetragen –
Hast die Hemden jezählt
Und Kartoffeln jeschält ...
Alles mit Deine Hände.
Hast uns manches Mal
Bei jroßen Schkandal
Auch ‘n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht,
Wir wahn Sticker acht,
Sechse sind noch am Leben ...
Alles mit Deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist Du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
Und denn komm wir bei Dir
Und streicheln Deine Hände.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt,
Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.
(Wilhelm Busch)
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Der Schmetterling
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt,
Ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.
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8. Das Büblein auf dem Eise
9. Morgenwonne*
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
„Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muß doch tragen.
Wer weiß!”
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.
„O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!”
Wär’ nicht ein Mann gekommen der sich ein Herz genommen,
o weh!
Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat’s geklopfet
aus zu Haus.
(Friedrich Güll)
Das Büblein auf dem Eise
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
„Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muß doch tragen.
Wer weiß!“
Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht‘s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.
„O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!“
Wär‘ nicht ein Mann gekommen der sich ein Herz genommen,
o weh!
Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat‘s geklopfet
aus zu Haus.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich „Euer Gnaden”.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich „Euer Gnaden“.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
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(Joachim Ringelnatz)
10. Mondnacht*
Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
(Joseph von Eichendorff)
Mondnacht
Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt‘.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis‘ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
* Gedicht zum Nachsprechen
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Rezeptfreie Hilfe aus der Apotheke
Zusätzlich zum Gedächtnistraining mit dem Hörbuch gibt es auch Hilfe aus der Natur
zur Unterstützung der Gedächtnisleistung. Ein spezieller, hochkonzentrierter Extrakt aus
Ginkgo biloba verbessert die Durchblutung und fördert so den Stoffwechsel im Gehirn. Bei
Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen im Rahmen des demenziellen Syndroms kann
er somit Konzentration und Merkfähigkeit verbessern und die geistige Leistungsfähigkeit
fördern. Empfohlen wird eine längerfristige Anwendung des natürlichen Wirkstoffes (z. B. in
GINKOBIL ratiopharm® 120 mg).
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Wirkstoff: Ginkgo-biloba-Blätter-Trockenextrakt. Anwendungsgebiete: Zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei Abnahme bzw. Verlust erworbener geistiger Fähigkeiten (dementielles
Syndrom) mit den Hauptbeschwerden: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung, Schwindel, Ohrensausen,
Kopfschmerzen. Das individuelle Ansprechen auf die Medikation kann nicht vorausgesagt werden. Bevor Behandlung begonnen wird, abklären,
ob Krankheitssymptome nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen. Bei häufig auftretenden Schwindelgefühlen und
Ohrensausen Abklärung durch Arzt. Bei plötzlich auftretender Schwerhörigkeit bzw. Hörverlust sofort Arzt aufsuchen. Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach FONTAINE (Claudicatio intermittens, „Schaufensterkrankheit“)
im Rahmen physikalisch-therapeutischen Maßnahmen, insbesondere Gehtraining. Vertigo, Tinnitus vaskulärer und involutiver Genese (Schwindel,
Ohrgeräusche infolge Durchblutungsstörungen oder altersbedingten Rückbildungsvorgängen). Warnhinweis: Enthält Lactose!
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Stand: 9/08.
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Eduard Möricke – Er ist‘s
Johann Wolfgang von Goethe – Im Atemholen sind zweierlei Gnaden
Heinrich Heine – Loreley
Anonym – Finster war‘s
Theodor Fontane – Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Kurt Tucholsky – Mutterns Hände
Wilhelm Busch – Der Schmetterling
Friedrich Güll – Das Büblein auf dem Eise
Joachim Ringelnatz – Morgenwonne
Joseph von Eichendorff – Mondnacht
Sprecher: Claus-Peter Damitz
Art.-Nr.: 242309
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Lars Ruppel
Jahrgang 1985, tritt seit seinem 16. Lebensjahr bei sogenannten
Poetry Slams auf und konnte zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe gewinnen. Im Jahr 2009 rief er das PoesieProjekt „Weckworte“ ins Leben. In Fortbildungen und Vorträgen
im gesamten deutschsprachigen Raum zeigt er Pflegekräften,
Angehörigen und Schulkindern, wie sie mit Gedichten Menschen
mit nachlassendem geistigem Leistungsvermögen bis hin zur
Demenz erreichen. Spezielle Vortragstechniken unterstützen das
Verständnis der Texte und setzen Impulse für Erinnerungsprozesse. Die sogenannten Sessions dauern eine Stunde und sind geprägt von höchster Aufmerksamkeit und Teilhabe der Teilnehmer.
Lars Ruppel schreibt regelmäßig Beiträge zu den „Weckworten“
in Fachzeitschriften.
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