Jazz für die Welt Deutsche Jazz

Transcrição

Jazz für die Welt Deutsche Jazz
Das Magazin der GEMA · Ausgabe März 2010
Rainer
Tempel
Jazz für die Welt
Deutsche JazzKomponisten erobern
alle Kontinente
Der große Preis
GEMA verleiht erneut
den Deutschen Musikautorenpreis in Berlin
Klares Bekenntnis
Staatssekretär
Hans-Joachim
Otto im Interview
Pflichtmitteilungen
Ausschüttungsdaten Abrechnung Ausland
Editorial
Anzeige
Brillanter Klang. Glänzendes Design.
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Die neueste PRIVIA-Generation. Ein Hochgenuss fürs Ohr und fürs Auge.
Entdecken Sie die vielen Facetten dieser außergewöhnlichen Digitalpiano-Klasse.
www.privia.eu
Dr. Harald Heker,
Vorstandsvorsitzender
der GEMA
D
as Jahr hat ereignisreich begonnen, und so gibt es bereits in der ersten von
insgesamt vier virtuos-Ausgaben 2010 zur Genüge Interessantes zu berichten:
beispielsweise über die MIDEM, das traditionelle Jahrestreffen der internationalen
Musikbranche in Cannes oder über den Deutschen Musikautorenpreis, der am
22. April 2010 in Berlin zum zweiten Mal verliehen wird.
Politische und juristische Themen sorgen in diesem Frühjahr ebenfalls für
Gesprächsstoff. Beispiel hierfür ist das sogenannte „Heye-Urteil“ des Bundesgerichtshofs zur Rechtewahrnehmung im Werbebereich, das Ende November
2009 veröffentlicht wurde. Um allen Musik-Urhebern hinsichtlich der Verwendung
von Musikwerken zu Werbezwecken schnellstmöglich wieder Rechtssicherheit
geben zu können, haben wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung für
den 12. März 2010 in Berlin anberaumt.
Aktuelle Informationen zum Gerichtsurteil und seinen Auswirkungen finden Sie
in der Rubrik „Einspruch“ in diesem Magazin.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre.
CASIO Europe GmbH · Casio-Platz 1 · 22848 Norderstedt · www.casio-europe.de
CASIO fördert das aktive Musizieren.
Ihr
Dr. Harald Heker
virtuos Ausgabe März 2010
03
inHalt
Themen & Töne
Auf in die zweite Runde:
Der Deutsche Musikautorenpreis wird
im April erneut in
Berlin vergeben.
16
38
Wie gewinnt man einen der weltbesten
Filmkomponisten für sein neuestes Projekt?
Musikverleger, Produzentin und Regisseur
erzählen, wie die Zusammenarbeit mit
Hans Zimmer zustande kam.
20
10
Einst eroberte der
Jazz von den USA
aus die Welt.
Heute schicken
sich deutsche
Jazz-Musiker an, mit
ihren Kompositionen
die Welt zu verzaubern.
Vogelgezwitscher
klingt nach Frühling.
Für Olivier Messiaen
klangen sie so schön,
dass er die Vogelstimmen in seine
Kompositionen
aufnahm.
48
Computerhersteller
und Verwertungsgesellschaften haben
sich auf eine
Vergütung bei PCs
geeinigt. virtuos
erklärt die Details.
MoMEnt Mal
Politik
nacHruFE
trEnds
06 DASFOTODERAUSGABE:
Mahlers Achte: Zum hundertjährigen
Jubiläum im September 2010 ist eine
gigantische Aufführung geplant.
18 inTERViEwMiThAnS-jOAchiMOTTO,MDB:
„Ein klares Bekenntnis.“
20 VORSORGEFüRDiEzUkUnFT: Brotlose Kunst?
22 REchTEwAhRnEhMUnGinEUROpA:
Gemeinsam in die Zukunft.
36 EinwAhRhAFTiGERTAUSEnDSASSA:
Zum Tod von Egon L. Frauenberger.
37 MiTSOViEllEBEnSFREUDE:
Ein Nachruf auf Hans Hee.
48 MUSikSchAFFEnDEiMinTERnET:
Ins Netz gegangen.
50 DERTOnjäGER:
Inspiration von oben.
VEranstaltungEn
rEsonanz
38 DERGROSSEpREiSVOnBERlin:
Der Deutsche Musikautorenpreis 2010 der
GEMA am 22. April 2010.
40 MUSikVERBinDET: Interview mit Dieter Moor,
Moderator beim Deutschen Musikautorenpreis
2010 der GEMA.
41 wASwURDEEiGEnTlichAUS…?:
virtuos fragte nach: Wo stehen
wohl die Preise aus dem Jahr 2009?
42 DiEjURyDESDEUTSchEn
MUSikAUTOREnpREiSES2010
43 EinpREiSzURREchTEnzEiT: Interview mit
Henning Sieverts, Jury-Vertreter der Kategorie
Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis 2010.
44 MiDEM2010: Am Stand von Cannes –
Interview mit Bernd Neumann, Beauftragter der
Bundesregierung für Kultur und Medien.
46 MiT60TOllEnjAhREn: GEMA unterstützt
Jugend-Wettbewerb „Herzlichen Glückwunsch,
Deutschland“.
52 lESERBRiEFE
aktuEllEs
08 ViRTUOSES:
Frühlingserwachen wird immer
mit besonderer Kreativität und
Schaffensprozessen verbunden.
09 iniTiATiVEMUSik: zieht Zwischenbilanz.
09 kOnzERTVERAnSTAlTERVS.GEMA:
Streit beigelegt.
09 UniSOnGcOnTEST:
Klaus Brendel gewinnt erneut.
50
27
Von der Musik leben: Für
viele Urheber zerplatzt
dieser Traum jeden Monat,
wenn die Rechnungen
eintrudeln. virtuos zeigt
auf, wer hilft.
HintErgrund
PFlicHtMittEilung
24 zAhlUnGSplAn: Die nächsten Zahlungstermine
für das Geschäftsjahr 2009.
25 AUSSchüTTUnGSDATEn: Abrechnung Ausland.
intErn
26 DiE„cOMpUTER-VERGüTUnG“: Die Zukunft der
Privatkopievergütungen.
28 GEMA: Unsere Abteilung Dokumentation.
EinsPrucH
10 ExpORTSchlAGERjAzz
AUSDEUTSchlAnD:
Jazz für die Welt.
30 AlphAlOADVS.GEMA
GEMAVS.hEyE&pARTnER
FilMMusik
gEBurtstagE
16 klAppEAcTiOn: „Henry 4“ – Melodien fürs
Geschichtsbuch.
32 piERREBOUlEzFEiERTSEinEn85.GEBURTSTAG:
Außerdem Gratulationen an: Walter Haupt (75),
Gregor Rottschalk (65) und Georg Deuter (65).
34 VORBilDUnDlEhRMEiSTER: Prof. Reinhold
Kreile zum 80. Geburtstag. Eine Verneigung
von Freunden und Weggefährten.
gEMa-WissEn
55 DASEinMAlEinSDERGEMA:
Die Verteilung, Teil I:
allgemeine Informationen.
scHlussakkord
58 wUSSTEnSiEEiGEnTlich,DASS…?:
… die Mundharmonika der deutsche
Exportschlager Nummer eins unter
den Musikinstrumenten ist?
58 VORSchAU,iMpRESSUM,BilDnAchwEiS
Seid Ihr auch bei
Facebook? Urheber
erzählen, wie sie
„Social Media“ für ihr
Marketing nutzen.
44
Hier muss man sein:
Natürlich war auch
die GEMA beim
Branchentreff
MIDEM in Cannes
vor Ort.
MoMEnt Mal
Das Foto der Ausgabe
sinFoniE dEr
(zWEi-)tausEnd
Die Sinfonie Nr. 8
von Gustav Mahler
trägt den Beinamen
„Sinfonie der Tausend“ –
weil eine so große Zahl
von Musikern zur
Aufführung benötigt
wird. Ob die Zahl von
1.000 Mitwirkenden bei
der Uraufführung am
12. September 1910
in München (Foto)
tatsächlich erreicht
oder knapp verfehlt
wurde, ist umstritten.
Fest steht aber, dass
für die Aufführung
von Mahlers 8. Sinfonie
anlässlich ihres
100-jährigen Jubiläums
am 12. September dieses
Jahres im Landschaftspark Duisburg-Nord
zurzeit etwa 2.000
Mitwirkende fleißig
proben. Die Veranstaltung ist einer der
Höhepunkte der
Feierlichkeiten rund
um die Kulturhauptstadt Europas 2010
im Ruhrgebiet
(www.ruhr2010.de)
06
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
07
09
aktuEllEs
Namen & Nachrichten
TM
cleAr-BerufunG
ABGelehnt –
GeMA BeKoMMt
vor Gericht
erneut recht
Virtuoses
FrühlingserwAchen wird immer mit besonderer
KreAtivität und grossen schAFFensprozessen
verbunden.
TExT: bm
K
ein Zufall also, dass auch der Deutsche
Musikautorenpreis im Frühjahr angesiedelt ist.
Unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“
werden mit dem von der GEMA initiierten Preis
Komponisten und Textdichter für ihre außergewöhnlichen Leistungen geehrt. Der Deutsche
Musikautorenpreis findet sich daher bereits in
dieser „virtuos“-Ausgabe wieder: mit einem
vorausschauenden Blick auf die Preisverleihung
am 22. April in Berlin und einem Rückblick auf
die erfolgreiche Premiere in 2009. Unsere Preisträger des vergangenen Jahres verraten zudem,
welchen Ehrenplatz die Trophäe bei ihnen
gefunden hat. Dabei ist durchaus der ein oder
andere außergewöhnliche Ort mit dabei …
Der deutsche Jazz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren „KulturExportschlager“ entwickelt. Wir haben sechs
Komponisten und Jazz-Musiker getroffen, die
in ganz unterschiedlichen Kulturen leben,
arbeiten und sich hiervon inspirieren lassen –
mit internationalem Erfolg.
Auch beim Deutschen Musikautorenpreis
werden in der Kategorie „Jazz“ in diesem Jahr
Autoren geehrt und ausgezeichnet. Mehr als
ausreichende Gründe für unsere Redaktion, die
virtuos-Titelgeschichte dem Jazz zu widmen.
Noch ein weiteres Frühlingsthema: Die
Trophäen von Komponist Olivier Messiaen
waren Vogelstimmen. Der Komponist machte
08
daraus etwas ganz Besonderes, das man nun
digital aufbereitet genießen kann. Für Sie haben
wir schon einmal reingehört.
Genießen Sie den kommenden Frühling
und die bunte Themenauswahl der aktuellen
„virtuos“ – wir freuen uns auf alle vier Jahreszeiten mit in diesem Jahr erstmalig vier Ausgaben unseres Magazins.
Bettina Müller,
Chefredaktion
nah am mitglied
Sie haben Fragen oder Anregungen?
Dann schreiben Sie uns an
E-Mail: [email protected]
„GEMA vs. Barbara Clear“
hieß es am 21. Januar
2010 vor dem Oberlandesgericht München:
die Berufungsverhandlung der im Juni letzten
Jahres in vollem Umfang
abgewiesenen Widerklage der Veranstalterin
gegen die GEMA. Das
Ergebnis war in Form
eines sogenannten
Stuhlurteils schnell
verkündet: Die Berufung
gegen das Urteil des LG
München wird unmittelbar zurückgewiesen und
kein neuer Termin zur
Verkündung einer
Entscheidung anberaumt. Damit hat die
GEMA auch in zweiter
Instanz Recht erhalten.
Die Historie des Falls:
Barbara Clear war als
Veranstalterin ihrer
Verpflichtung, Rechnungsbeträge auszugleichen, nicht nachgekommen. Dadurch sah
sich die GEMA im Jahr
2009 veranlasst, vor dem
Amtsgericht Passau Klage
zu erheben. Im Rahmen
dieses Verfahrens reichte
Frau Clear eine Widerklage gegen die GEMA ein,
mit der sie eine höhere
Ausschüttung erreichen
wollte. Diese scheiterte,
woraufhin es zur
Berufung kam, die nun
auch abgelehnt wurde.
anzeigen
in Virtuos
Spricht virtuos Ihre
Zielgruppe an? Dann
nutzen Sie es als
Werbemedium: mehr
Infos unter info@
publishing-group.de
virtuos Ausgabe März 2010
KlAus BrenDel
Gewinnt erneut
Bei unisonG
contest
Die GeMA zwitschert
Moderne und direkte Kommunikation mit Mitgliedern und Interessierten bietet die GEMA – und
geht dabei neue Wege! Neuigkeiten aus der GEMA und relevante Themen für die GEMA werden seit
Jahresbeginn auch über die Echtzeit-Kommunikations-Plattform Twitter kommuniziert. „GEMADialog“
heißt der sogenannte Tweet, über den es täglich aktuelle Informationen gibt. Folgen Sie doch einfach
dem Tweet und diskutieren Sie mit!
www.twitter.com/GEMADialog
initiAtive MusiK zieht zwischenBilAnz
Der 12. UNISONG
International Songwriting Contest in Los
Angeles endete für
Komponist Klaus
Brendel mit dem
zweiten Platz für seine
Komposition „On
Wandering Waves“.
Der Erfolg ist beinahe
schon lieb gewonnene
Gewohnheit: Bereits
zum 4. Mal landete eine
Brendel-Komposition
auf dem Siegertreppchen des UNISONGWettbewerbs in
Los Angeles.
www.klausbrendel.com
Blick nach
Brüssel
Der designierte
EU-Kommissar für
Binnenmarkt Michel
Barnier fordert
„zeitgemäße Rahmenbedingungen zum
Schutz geistigen
Eigentums“,
um Autorenrechte
und Informationsfreiheit gleichermaßen
zu gewährleisten.
Der Franzose bestand
am 14. Januar 2010
erfolgreich die
Befragung durch das
EU-Parlament als letzte
Hürde vor seiner
Amtsübernahme.
virtuos Ausgabe März 2010
1,5 Jahre; 200 Projekte; 1,5 Millionen Euro
Fördergelder – dies ist die Essenz der Zwischenbilanz der Initiative Musik zum Jahresbeginn
2010. Die Initiative Musik sieht sich damit in
ihrem Anspruch bestätigt, die Förderung von
populärer Musik in und aus Deutschland – für
Newcomer, für Export und für Musiker mit
Migrationshintergrund – erfolgreich vorangetrieben zu haben.
ausgewählte termine 2010
12. März 2010 Außerordentliche
Mitgliederversammlung in Berlin
24.-27. März 2010 Musikmesse 2010
Unter dem Motto „Musikmesse 2010 – mission for
music“ steht die diesjährige Ausgabe der weltweit
bedeutenden Messe für Musikinstrumente und
Live-Musik. Auch die GEMA ist in den Hallen der
Messe Frankfurt wieder mit dabei: Halle 3.1,
Stand F52. www.musikmesse.de
22. April 2010
Deutscher Musikautorenpreis
Die Premiere im vergangenen Jahr war ein
voller Erfolg – jetzt tagt die Jury des von der
GEMA initiierten Preises wieder. „virtuos“
berichtet ausführlich über alles Wissenswerte
zum Deutschen Musikautorenpreis.
www.musikautorenpreis.de
Einen Großteil der Fördermittel erhält die
Initiative Musik dabei basierend auf einem
Beschluss des Deutschen Bundestages vom
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien – aber auch die GEMA und die
GEMA-Stiftung zählen 2010 weiterhin zu
den Unterstützern.
www.initiative-musik.de
KonzertverAnstAlter vs. GeMA
streit BeiGeleGt
28.-30. Juni 2010 Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung der GEMA findet in
diesem Jahr turnusgemäß in Berlin statt. Nehmen
Sie teil und beeinflussen Sie die zu treffenden
Entscheidungen – persönlich oder durch Unterstützung Ihrer Delegierten! Alle Informationen zur
Mitgliederversammlung, Anmeldung, Antragseinreichung & Co. finden Sie unter www.gema.de
6.-12. September 2010 Berlin Music Week
Berlin soll wieder die Hauptstadt
der Musik-Branche werden
– und nach einem Jahr Pause
geht auch die Popkomm erneut
an den Start. Eingebettet in die
„Berlin Music Week“ findet sie
vom 8.-10. September statt.
Informationen und Anmeldung
unter www.berlin-music-week.de
Es war ein Verhandlungsmarathon mit einem
erfolgreichen Zieleinlauf: Rückwirkend zum 1. Januar
2010 tritt der neue Tarif für Veranstaltungen von
Gastspielunternehmen, Tourneeveranstaltern und
Großhallen (U-K) in Kraft. Das neue Tarifmodell
basiert weitgehend auf dem Einigungsvorschlag der
Schiedsstelle des Deutschen Marken- und Patentamts:
Nach einer vierjährigen Übergangsfrist beträgt die Vergütung für Veranstaltungen bis 2.000 Besucher 5 %,
für Veranstaltungen mit über 2.000 und bis zu 15.000 Besuchern 7,2 % und für Veranstaltungen mit über
15.000 Besuchern 7,65 % der jeweiligen Bruttoeinnahmen. Bei Abschluss eines Jahrespauschalvertrags
mit mehr als 15 Veranstaltungen gelten folgende Nachlässe: bis vierzig Veranstaltungen 10 %, bis achtzig
Veranstaltungen 12,5 %, ab einundachtzig Veranstaltungen 15 % und ab zweihundertein Veranstaltungen 17,5 %.
Eine der Kernfragen der Verhandlungen stellte die Vergütung für kleine Konzerte bis 2.000 Besucher dar.
Für diese Veranstaltungen hat die GEMA der geringeren Steigerung der Vergütungssätze auf nur 5 % der
Einnahmen zugestimmt. Die Verhandlungen sind damit jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter verhandelt
wird in diesem Jahr die Berücksichtigung der Sponsoring- und Werbeeinnahmen als Berechnungsgrundlage.
09
HintErgrund
Exportschlager Jazz
deutsche JAzzmusiKer sind im
AuslAnd immer geFrAgter.
sie ziehen hinAus, um ideen zu
Finden, und Kommen mit FreundschAFten und AuFträgen zurücK.
diese sechs beispiele zeigen: unsere
JAzz-Künstler spielen weltweit in
der ersten ligA.
10
BlitzkarriErE
FÜR DIE
Nach seinem
Studium brachte es
Rainer Tempel
in nur zwei Jahren
zum Dozenten
scHWEiz
TExT: BURKHARD MARIA ZIMMERMANN
FOTOS: RALPH HORBASCHEK, FRANCESCA PFEFFER, MARVIN ZILM,
BETTINA MECKEL, LUTZ VOIGTLäNDER, GORAN POTKONJAK,
LARISSA LACKNER, DOMINIK HEER
Hochmoderne Konzertsäle,
großzügige Subventionen
und unzählige Jazzclubs
machen die Schweiz für den
Jazz so attraktiv.
rAiner tempel: schweiz
eidgenossen mit liebe zum JAzz
R
die JAzzszene in der schweiz ist sehr lebendig und die
››mentAlität
der schweizer mAcht dAs lAnd behAglich ‹‹
10
virtuos Ausgabe März 2010
ainer Tempel hatte die eine Hochschule gerade verlassen, da
saß er schon in der nächsten – als Dozent. „Nach meinem
Klavierstudium am Konservatorium Nürnberg hatte ich zwei
Jahre in verschiedenen Bands gespielt“, erklärt der 39-Jährige. „Als
eine Stelle an der Musikhochschule in Luzern frei wurde, habe ich
mich beworben und wurde tatsächlich genommen.“ Das ist neun
Jahre her, seit drei Jahren leitet er zusätzlich das Zürich Jazz Orchestra. „Die Jazzszene in der Schweiz ist sehr lebendig“, sagt
Tempel erfreut. „Einerseits wird die Livemusik großzügig subventioniert, andererseits hat Luzern den Konzertsaal, in dem jedes
Jahr das Lucerne Festival stattfindet – dort wollen viele Bands
spielen, weil der Klang so unglaublich gut ist.“ In Zürich sind es
Läden wie das Moods, das Mehrspur und das Helsinki, die Jazzkünstler aus der ganzen Welt anziehen, und die Mentalität der
virtuos Ausgabe März 2010
Schweizer macht das Land für Musiker noch behaglicher. „Die
Schweizer sind ausgesprochen freundlich und diplomatisch“, sagt
Tempel, der gebürtig aus Tübingen stammt. „Wenn bei den
Proben jemand nicht gut in Form ist, dann sagt man nicht,
Mensch, das geht ja gar nicht, sondern man ist da behutsamer
und sagt, na, an der Stelle könntest du noch ein wenig nachjustieren. Das macht das Miteinander sehr angenehm.“
tempeleKtrisch (Jazz 'n' Arts, 2009) Das Komponieren und
Arrangieren hat Rainer Tempel sich selbst beigebracht, und das
klappt ziemlich gut. Zwar wirkt "Tempelektrisch" gar nicht richtig
elektrisch, dafür aber sehr schwungvoll; Tempels Liebe zum BigBand-Arrangement ist unüberhörbar: www.rainertempel.de
11
Achim KAuFmAnn: niederlAnde
sYnKopen Aus AmsterdAm
peter FuldA: indien
mit vibe und seele
nils wogrAm: usA
hoch hinAus
D
Vor dEr
Haustür
Achim Kaufmann
war von der
Jazzszene Amsterdams fasziniert –
und zog dort hin.
niEdErlandE
Improvisieren: Musiker
aus Amsterdam gehen
freier mit geschriebenem
Material um.
D
ie Niederlande lagen so nahe, nicht nur räumlich. „Während meines Musikstudiums in Köln habe ich oft Musiker
aus Amsterdam gehört“, erinnert sich der 47-jährige Pianist Achim Kaufmann heute. „Die haben mich sehr überrascht –
der Umgang mit Musik, besonders mit geschriebenem Material,
erschien mir viel freier und vielschichtiger.“ So zog Achim Kaufmann Mitte der Neunzigerjahre nach Amsterdam, um diese
schöpferische Szene direkt vor seiner Haustür zu haben. „Damals
gab es gerade für improvisierte Musik viele gute Möglichkeiten
zum Spielen, und bald hatte ich regelmäßig Gelegenheit, mit hervorragenden Musikern auf der Bühne zu stehen“, sagt Kaufmann.
„Es hat mich sehr beeindruckt, Misha Mengelberg am Klavier mit
dem Instant Composers Pool Orchestra improvisieren zu hören.
Intensiv gearbeitet habe ich dann mit dem Saxofonisten Michael
Moore und dem Bassisten Wilbert de Joode. Ich habe das Gefühl,
dass ich jedes Mal etwas lerne, wenn ich mit ihnen spiele.“ Vor
kurzem ist Achim Kaufmann nach Berlin gezogen, aber seine Kontakte nach Amsterdam werden nicht einschlafen: „Ich habe zwei
Alben mit dem Gueuledeloup Quartet eingespielt, mit dem ich
auch in Zukunft arbeiten werde, genau wie mit Wilbert de Joode
und dem Saxofonisten Frank Gratkowski. Die Stadt wird immer
eine zweite Heimat für mich sein.“
ie Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
So hat es der Philosoph Ludwig Wittgenstein ausgedrückt,
und damit meinte er: Neue Ausdrucksformen verfeinern
die Wahrnehmung – im Stofflichen wie im Seelischen. Der Pianist
Peter Fulda, 41, hat Klavier in Würzburg studiert und Komposition
in Köln, damit wurde er zu einem Experten im klanglichen Vokabular des Abendlandes, das doch viel zu begrenzt blieb für die Erforschung des inneren Raums. „In der indischen Musik habe ich
einen rhythmischen und melodischen Variationsreichtum entdeckt, den es in unserer Kultur nicht gibt“, erläutert Fulda. „Dadurch, dass ich Musizierweisen anderer Kulturen zu verstehen
versuche, erweitert sich auch mein Verständnis für meine eigene
Perspektive.“ Diese Expansion ist jedoch kein Selbstzweck, sondern sie dient der Wachsamkeit für die Bewegungen der Seele, wie
der Künstler sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Indien bei der Arbeit mit seinem Tabla-Lehrer Sajal Karmakar erlebt
hat. So bleibt Fuldas Musik nie vordergründig, sondern ist in der
Vielfalt ihrer kulturellen Bezüge immer eine Reise des Geistes zu
den Grenzen der Sprache, dorthin, wo das Denken anfängt.
8 rituAls (Konnex, 2008) Den acht Tonritualen des Albums
gehen fünf Klanglandschaften voran, gemeinsam skizziert von
Gitarre, Vibrafon, Klavier, Schlagzeug und Bass; sie sind bereits
Teil des großen Handlungsablaufs, zulaufend auf die gemeinsame
Introspektion. Diese Musik ist ein Annähern, das kein Ankommen
sucht; sie verlässt vertraute Muster, um Gefühle im Hörenden zu
provozieren, die ihm Geheimnisse verraten. Vielleicht über ihn
selbst. www.peterfulda.de
ExPansion
Peter Fulda
erweiterte durch
die Musik Indiens
seine kulturelle
Perspektive.
A
ls Nils Wogram mit 19 Jahren nach New York ging, um an
der New School for Music sein Posaunenstudium zu beginnen, hatte er sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein
Leben in dieser Stadt aussehen würde – großartige Konzerte, erstklassige Musiker, begeisterte Mitschüler, kein Tag ohne neue Erkenntnisse. „Das Schöne daran war: All das ist eingetreten“, erinnert sich der 37-Jährige heute. „Besonders fruchtbar war für mich
der Unterricht bei Kenny Werner, der viele Elemente aus
klassischer Musik und Jazz miteinander verwoben hat.“ Zwei
Jahre blieb Nils Wogram in New York, wo er 1994 auch sein erstes
usa
Die Heimat des Jazz: New York
brachte viele der berühmtesten
Jazz-Legenden hervor.
Album „New York Conversations“ aufnahm. Danach kehrte er
nach Deutschland zurück und begann sein Studium an der Hochschule für Musik in Köln, doch seine Anbindung an die USA blieb
bestehen: 1997 wurde er für eine Komposition beim International
Julius Hemphill Competition ausgezeichnet, im selben Jahr spielte
er auf dem Musikfestival zum 25-jährigen Bestehen von Enja Records in New York. Dieses Jahr wird Nils Wogram ein eigenes Plattenlabel gründen, ein Bluesalbum aufnehmen und mit seiner
Band Root 70 auf Tournee gehen. Wäre er als Musiker dort, wo er
heute steht, wenn er die zwei Jahre nicht in New York verbracht
hätte? „Bestimmt nicht“, sagt Nils Wogram ohne zu zögern. „Ich
habe damals alle Einflüsse aufgenommen wie ein Schwamm, und
diese Impulse trage ich noch heute in mir.“
WiE Ein
scHWaMM
Nils Wogram
sog in New
York alles auf,
was er erlebte –
und lässt sich
heute noch von
seiner Zeit dort
inspirieren.
prettY good news (Unit, 2009) Nils Wograms aktuelles
Album hat er mit seinem Projekt Lush eingespielt, und das
englische Wort "lush" bedeutet üppig, überbordend, gleichzeitig
wohlig, luxuriös. Tatsächlich besteht "Pretty Good News" aus
sechs überaus vielseitigen Stücken, zitierend aus Jazz, Pop, Rock
und Funk, und über den immer neuen Ideen in Komposition und
Arrangement hält die Sängerin Simone Vollenweider mit ihrer
hellen, aber durchsetzungsfreudigen Stimme all diese Nuancen
im Zaum. www.nilswogram.com
KYrill (Pirouet, 2008) Achim Kaufmanns Musik braucht Platz,
seine Einfälle sind zu ausufernd für das Bewährte, und diesen
Raum findet Kaufmann immer wieder bei dem Bassisten Valdi
Kolli und dem Schlagzeuger Jim Black, auf der Bühne wie im
Studio. "Kyrill" ist ungestüm und zärtlich, polternd und schleichend, verwegen und verträumt, ein Album zum Erforschen und
Nachspüren. www.achimkaufmann.com
12
indiEn
Der Subkontinent verfügt über
ganz eigene rhythmische und
melodische Varianten.
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
13
hAns lüdemAnn: AFriKA
neues vom schwArzen Kontinent
S
ollte es das jetzt gewesen sein? „Im Jazz geht es häufig darum,
sich Dinge von anderen Musikern anzueignen, und irgendwann habe ich mich gefragt, wann denn eigentlich etwas
Neues kommt“, erinnert sich Hans Lüdemann, 49, der sich seit
den Neunzigerjahren mit afrikanischer Musik auseinandersetzt.
„Sie bot mir damals neue Möglichkeiten, denn sie nutzt Rhythmen und Klangfarben, die im Westen nicht gebräuchlich sind.“
1999 führte den Pianisten eine Konzertreise auf Einladung des
Goethe-Instituts nach Westafrika, er spielte im Senegal, an der Elfenbeinküste, in Burkina Faso, Ghana und Mali. Auf dieser Reise
lernte Hans Lüdemann zwei Musiker kennen, mit denen er noch
heute arbeitet: Tata Dindin, der die Kora-Harfe spielt, und Aly
Keita, bekannt als Virtuose des Balafons. Gemeinsam veröffentlichten sie als Trio Ivoire mehrere Alben, immer wieder fuhr Hans
Lüdemann für Tourneen nach Afrika, siebenmal in den letzten
FloriAn ross: europA
spielen ohne grenzen
V
zwei Jahren, für dieses Jahr sind Tourneen in Europa und Nordamerika geplant. Mittlerweile ist seine Expertise auch in den USA
gefragt, zurzeit hält Hans Lüdemann eine Gastprofessur am
Swarthmore College in den USA. Doch bei aller Lust auf die Ferne
hat Hans Lüdemann nie seine Faszination für eine abendländische Musik verloren, die schon von zahllosen Künstlern geschätzt wurde: „Ich muss jeden Tag ein wenig Bach spielen“, verrät
er. „Das ist die großartigste Musik, die es gibt, und ich will sie mir
immer wieder vor Augen halten.“
ier Songs von Florian Ross stehen im European Real Book,
einer Sammlung der wichtigsten und eindrucksvollsten
Jazzkompositionen des Kontinents – Standards und Stücke,
die Standards werden können. Der 38-jährige Pianist hat an der
Guildhall School of Music and Drama in London studiert, ist in
Österreich, England, Schottland, Kroatien und Finnland aufgetreten, hat den ersten Preis beim Danish Radio Big Band Competition gewonnen und hat für den irischen Radiosender RTE Dublin
und das Brussels Jazz Orchestra komponiert und arrangiert. Woher rührt diese weite Vernetzung? „Viele Kontakte entstanden im
Studium und bei manchen Einrichtungen habe ich einfach mal
angeklopft: Dem Brussels Jazz Orchestra habe ich ein paar Stücke
geschickt, und die haben ihnen gefallen“, erklärt Florian Ross gelassen. „Danach wurde ich mit neuen Arbeiten beauftragt, lernte
immer mehr Leute kennen und so entstand im Laufe der Zeit ein
Schneeballeffekt.“ Eines seiner Stücke für das European Real Book
heißt „Getting There Is Half the Fun“: Macht ihm das Reisen noch
Spaß? „Ich lebe jetzt mit meiner Familie in Köln und freue mich,
öfter zu Hause zu sein“, antwortet Florian Ross. „Trotzdem genieße ich weiterhin die Arbeit mit Musikern in anderen Ländern. Das
hält mich wach und öffnet meinen Geist.“
trio ivoire: Across The Oceans (Enja, 2009) Das dritte Album
der drei Menschen aus zwei Kontinenten – aus dieser Begegnung
entstehen Exotik und Vertrautheit, Reibung und Erde, Spannung
und Glanz. Dies ist keine Weltmusik, dies ist eine eigene Welt: Musik. www.hansluedemann.de
EuroPa
Der „alte Kontinent“
bietet eine Vielfalt an
unterschiedlichen
Kulturen – auch in der
Musikszene.
WEstaFrika
Afrikanischer Jazz
benutzt Rhythmen und
Klangfarben, die man
im europäischen und
amerikanischen Jazz
kaum kennt.
eight bAll & white horse (Intuition, 2007) Florian Ross
zeigt sich ganz als Komponist und Arrangeur: Er spielt die Tasteninstrumente, aber die Hauptrollen spielen die Bläser. Entstanden
sind dabei Stimmungen zwischen Filmmusik und Klangexperiment, vom verspielten „Cull Or Keep“ bis zum überraschenden
„Quahog Wayland“. Stellen Sie sich vor, Alan Rickman würde den
nächsten James Bond spielen: Dies wäre der Soundtrack dazu.
www.florianross.de
zuHausE in dEr WElt
Gastprofessor in den USA, gern gesehener Gast in
Afrika: Hans Lüdemann ist gern und viel unterwegs.
nEtz oHnE BodEn
Florian Ross (re.) genießt es,
mit Musikern aus anderen
Ländern zu arbeiten.
14
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
15
e
p
p
a
l
k
action
17
ein solches epos bringt dAs deutsche Kino nur selten
hervor: Am 4. märz stArtete „henri 4“ in den deutschen
Kinos. die musiK dAzu Komponierte hAns zimmer, der
Für seine musiK zu „sherlocK holmes“ erneut Für einen
oscAr nominiert wAr. musiKverleger proF. dr. rolF budde,
produzentin reginA ziegler und regisseur Jo bAier
erzählen exKlusiv, wie es zu dieser zusAmmenArbeit KAm.
Auch dAs historische
drAmA „die päpstin“ wAr ein
voller erFolg. Komponist
mArcel bArsotti
im interview.
Worauf kommt es beim Komponieren für einen
Historienfilm an?
Wichtig ist, die Emotion der Bilder zu übertragen und die Geschichte damit direkter zu vermitteln. Es ist nicht ausschlaggebend, mit historischen
Musiken zu arbeiten. Ich habe zwar gregorianische
Chöre verwendet, allerdings nur als Klangfarbe. Entscheidend sind immer die richtige Melodie zum
Stoff und die richtige Instrumentierung, und das
sind oft sehr komplexe Musiken. Dafür benötigt
man Zeit und Geduld mit sich selbst, was nicht immer eine selbstverständliche Angelegenheit ist.
M
16
Melodien fürs Geschichtsbuch
Marcel Barsotti wurde für seine Musik zu „Die
Päpstin“ u.a. mit dem Preis der deutschen
Schallplattenkritik ausgezeichnet.
TExT: ROLF BUDDE
FOTOS: ZIEGLER FILM/EVENTPRESS, REINER BAJO
anchmal klingelt das Telefon und man weiß
schon beim angezeigten Anrufernamen: „Das wird
ein spannendes Gespräch.“ So geschehen auch vor
einem Jahr, während der MIDEM 2009, als „Regina
Ziegler“ auf meinem Handy angezeigt wurde. Per se
nicht verwunderlich, da der „Rolf Budde Musikverlag“ ihre Musikedition vertritt. Gespannt war ich, da
Regina Ziegler zu dieser Zeit gerade mitten in einem
ihrer größten Projekte steckte, der Verfilmung von
„Henri 4“, das ich interessiert verfolgte.
Dann ging alles ganz schnell, Regina Ziegler
fackelte nicht lange: Sie würde für „Henri 4“ die
Musik von Hans Zimmer brauchen, seinen Stil, nur
diesen könne sie sich für dieses Mittelalter-Epos
vorstellen. Ob ich denn nicht mal meine Kontakte,
die ich doch als Subverleger von Zimmers Musikverlag hätte, spielen lassen könnte, um den erfolgreichen Hollywood-Komponisten auch für eine
deutsche Produktion zu gewinnen? Zu einem
bezahlbaren Preis natürlich! Und wie das MIDEMLeben eben so spielt, saß der Originalverleger von
Hans Zimmer nur wenige Tische von mir entfernt in
dem Hotel, in dem ich mich gerade aufhielt. Er gab
mir die Kontaktdaten Zimmers und so setzte ich
mich nach der MIDEM mit seinem Team in Verbindung und blieb auch über die nächsten Monate hartnäckig, sodass wir am Ende sagen konnten: Hans
Zimmer komponiert für Regina Zieglers „Henri 4“.
Kann man sich ein schöneres Ergebnis wünschen, bevor man ein Telefonat entgegennimmt? Als
Musikverleger wohl kaum …
FilMMusik
regina ziegler
Jo Baier
Was verbinden Sie mit diesem Filmprojekt? In den letzten 35 Jahren
habe ich in kein Projekt mehr Leidenschaft und Energie, aber auch
mehr Bereitschaft zum Risiko gesteckt. Ich habe das getan, weil es
sich um einen der großen deutschen Stoffe der Weltliteratur
handelt, der nie die gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat.
Hatten Sie klare Vorstellungen für die „Henri 4“-Musik oder hatte
der Komponist freie Bahn? Zunächst hat man Vorstellungen im
Kopf. Sobald man schneidet, sucht man nach Layout-Musiken, die
passen könnten. Bei „Henri 4“ ergab es sich fast wie von selbst, dass
relativ viel Musik von Hans Zimmer dabei war, ohne dass ich je an
ihn als Komponisten gedacht hatte. Als Regina Ziegler ihn
gewonnen hatte, haben er und Henry Jackman „Suiten“ geschrieben, in denen Themen vorgeschlagen wurden. Dann wurde nachkorrigiert und verändert.
Was ist das Besondere an diesem Stoff? Als die Nazis Deutschland
beherrschen, setzt Heinrich Mann sein Menschenbild dagegen. Für ihn gewinnt es Gestalt
im geliebten Frankreich, in der noch immer lebendigen Legende von König Henri Quatre.
Krieg im Namen des Glaubens – da kennt die Geschichte viele Beispiele. Dabei zeigt sich in
allen diesen Fällen: Der Glaube wird auch als Instrument politischer Macht eingesetzt.
Sie wollten unbedingt Hans Zimmer als Komponisten für „Henri 4“ gewinnen …
Ich möchte immer die Besten in meinem Team haben. Für Jo Baier und mich ist Hans
Zimmer der Richtige für „Henri 4“, weil unser Film ein großes Sittengemälde einer Zeit ist,
deren positive Ideen mich zutiefst überzeugt haben. Hans Zimmers und Henry Jackmans
Komposition unterstreicht in ihrer Sensibilität, ihrem Optimismus und ihrer Intensität
unsere Intention, eine außergewöhnliche Geschichte mit allen Mitteln des internationalen
Kinos zu erzählen.
virtuos Ausgabe März 2010
Welchen Stellenwert nimmt Filmmusik für Sie persönlich und in Ihren Werken ein? Einen
sehr großen! Ich bin absolut sicher, dass Filmmusik nicht nur emotional, sondern auch
„nachhaltig“ sehr viel zu einem Film beitragen kann – denken Sie nur an so berühmte
Beispiele wie Mozarts Klarinettenkonzert-Satz bei „Out of Africa“.
Wie war die Kooperation mit Hans Zimmer? Ausgezeichnet. Zunächst zeigten wir ihm
den Film. Schließlich flog ich mit meinem Cutter für eine Woche nach Los Angeles und
entwickelte mit Henry und Hans in langen Sitzungen die Grundzüge der Musik. Wir trafen
uns jeden Tag, das war ein sehr enger, sehr kreativer und sehr uneitler Austausch von
Ideen und Möglichkeiten. Und bei den Musikaufnahmen in London war ich auch dabei.
virtuos Ausgabe März 2010
Ihr schönstes Erlebnis rund um „Die Päpstin“?
Wenn man fast zwölf Monate an einem Film
arbeitet, hat man das Gefühl, in die Geschichte des
Films immer weiter einzutauchen. Das schönste
Erlebnis waren die Orchester-, Chor- und Solistenaufnahmen. Erst hier konnte ich begreifen, wie die
Musiken auf die Bilder wirkten. Doch man muss
zugeben, die Enttäuschung wäre groß, sollte der
Film dann floppen. Danke an den Kinogott, der die
Zuschauer für uns entscheiden ließ. Somit war auch
der Tag nach Kinostart ein schöner.
Wo liegen die Unterschiede beim Komponieren
für Kino und TV-Filme und -Serien?
Fürs Kino arbeitet man fast ausschließlich mit
einem echtem Orchester. Natürlich gibt es auch aufwendigere TV-Produktionen, bei denen dies gemacht wird, aber in der Regel wird im TV-Geschäft
sehr kurzzeitig gedacht – zumal die Budgets für Aufwendigeres oft nicht ausreichen. Kino sollte immer
noch das große und unvergessliche Erlebnis sein:
keine Pausen, kein Küchengang, kein Anruf dazwischen, also maximale Konzentration auf den Film
und die Musik, da muss der Score einfach stimmen.
17
Politik
kultur iM Blut
Hans-Joachim Otto im Gespräch
Hans-Joachim Otto war
von 2005 bis 2009
Vorsitzender des
Ausschusses für Kultur
und Medien des
Deutschen Bundestages
Ein
klarEs
BEkEnntnis
inTERViEw: ip
FOTOS: PRESSE, DENISE DEMARZIANI
H
err Otto, im Koalitionsvertrag sprechen sich CDU/CSU und FDP für eine
„moderne Medien- und Informationsgesellschaft“ aus. Im Wirtschaftsministerium obliegt dieses Thema Ihrem Zuständigkeitsbereich. Was haben Sie sich für
die laufende Legislaturperiode hierzu
vorgenommen? Kommen die Anliegen
der GEMA-Mitglieder darin vor?
Wir haben uns eine ganze Menge vorgenommen, denn uns ist bewusst, dass die
Stärkung des Urheberrechts und des geistigen Eigentums zentrale Punkte sind, um
kulturelle Vielfalt zu sichern und um
Künstlern und Verwertern Zukunftschancen zu bieten. Dies ist der Grund,
weswegen wir ein durchsetzungsstarkes
und praktikables Urheberrechts-Reglement entwickeln wollen. Es gibt bereits
konkrete Überlegungen, die wir bald präsentieren werden.
Darüber hinaus ist das Wirtschaftsministerium auch federführend bei der
„Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“,
die mittelständischen Unternehmen z.B.
im kaufmännischen Bereich kompetente
Hilfestellung anbietet. Dies ist auch für
GEMA-Mitglieder sehr interessant: Wir
haben beispielsweise ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das für GEMAMitglieder, die ja oftmals kleine und mittelständische Unternehmen sind, sehr
hilfreich sein kann.
18
hAns-JoAchim otto, mdb und pArlAmentArischer
stAAtsseKretär des bundesministeriums Für
wirtschAFt und technologie, sprAch AuF der
midem mit virtuos. es ging um die ziele der
bundesregierung zum schutz des geistigen
eigentums, um die beKämpFung der internetpirAterie und um seine wünsche Für die gemA.
Die Bundesregierung ist ja ohnehin
mit der Prämisse angetreten, den Mittelstand zu stärken. Da in der Musikindustrie
viele mittelständische Unternehmen angesiedelt sind, werden diese im Hinblick
auf Finanzierungsmodelle oder ähnliches
von Initiativen der Regierungskoalition
profitieren.
Bezüglich der „Initiative Kultur- und
Kreativwirtschaft“: Was ist der aktuelle
Stand mit Blick auf die Musikwirtschaft?
Es gibt einige Neuigkeiten seit Jahresbeginn. Wir haben zum einen das Kompetenzzentrum eingerichtet, das in Zukunft
auch regionale Vertretungen haben soll.
Derzeit beschäftigt das in Eschborn angesiedelte Zentrum sechs Mitarbeiter, die
von Unternehmen bei unterschiedlichsten
Belangen in Anspruch genommen werden
können: Das gilt für Fragen und Hilfestellung bei der Unternehmensgründung
oder Unterstützung auf juristischem,
steuerrechtlichem oder arbeitsrechtlichem Gebiet.
Um den Blick hierbei auf die Musik zu
lenken: Wir wissen seit langem, dass viele
Kreative ihren Schwerpunkt natürlich auf
kreative Leistungen legen und weniger auf
betriebswirtschaftliche Themen. Deswegen sind sie oft mit der Schwierigkeit konfrontiert, ihre hervorragenden Leistungen
auch in wirtschaftlichen Erfolg umzumünzen.
Und dann gibt es noch einen Punkt,
den ich mit Blick auf die Musikbranche
hervorheben möchte: Das Wirtschaftsministerium unterstützt den Auftritt
Deutschlands beim „South by Southwest“Festival vom 17. bis 21. März in Austin/
Texas. Exportförderung ist hierbei das
Stichwort, das wir uns groß auf den Schirm
geschrieben haben. Dieses Festival ist eine
der ersten Maßnahmen.
Förderung auf wirtschaftlicher Ebene ist vonnöten. Wenn man den Koalitionsvertrag liest, dann haben Sie sich
aber auch darauf verständigt, dass in unserer Gesellschaft der Respekt gegenüber
kreativen Leistungen gefördert werden
müsse. Wie wollen Sie das erreichen?
Zunächst mal ist es wichtig, dass in
der Koalitionsvereinbarung ein ganz klares
virtuos Ausgabe März 2010
Bekenntnis gemacht wurde zur Stärkung
des geistigen Eigentums, das genauso geschützt werden muss wie das dingliche
Eigentum. Wir haben auch ein klares Bekenntnis in der Koalitionsvereinbarung
gemacht, dass Sanktionsmechanismen
geschaffen werden müssen, um das geistige Eigentum zu schützen, wenn es angegriffen wird.
Dabei ist es sehr hilfreich, dass von
der Bundeskanzlerin über den Staatsminister für Kultur und Medien bis hin zu
Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums bei jeder Gelegenheit betont wird,
dass wir gegen Internetpiraterie vorgehen,
dass wir aber auch keine Sympathie für
das Modell einer sogenannten Kulturflatrate empfinden, da dies unseres Erachtens
eine Enteignung der Künstler bedeuten
würde. Dadurch möchten wir immer
wieder betonen, wie wertvoll kreative
Leistungen sind.
Die einen reden über die Kulturflatrate, die anderen wie Frankreich und
Großbritannien sprechen über Internetsperren bei den sogenannten ISPs (Internet Service Providern) – unterschiedlich
weit fortgeschritten sind auch die
Diskussionen. Deutschland tut sich mit
dem Thema schwer. Aus welchem Grund?
Deutschland bekennt sich klar zum
digitalen Ausbau unseres Landes. Der Zugang zum Internet bildet für zahlreiche
Menschen die berufliche Grundlage: Deswegen müssen wir sehr vorsichtig sein,
wenn wir auf der einen Seite einen flächendeckenden Zugang propagieren, auf der
anderen Seite aber Maßnahmen ergreifen
würden, die genau dies konterkarieren.
Persönlich halte ich beim französischen Modell die Grundidee für unterstützenswert: Ich könnte mir vorstellen,
dass die Grundlagen der ersten beiden
Schritte vom französischen Modell übernommen werden, d.h. die Möglichkeit einer Warnmeldung des ISP an den Kunden
geschaffen wird. So könnte man unter
Umständen auch dem durchaus auftretenden sogenannten Abmahn-Missbrauch
bzw. Massenabmahnungen entgegentreten. Dazu müsste natürlich eine
datenschutzrechtlich saubere gesetzliche
Grundlage geschaffen werden.
Dies ist mein Vorschlag, aber ich
möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben, dass es ein Modell ist, das ich persönlich vorschlage und über das wir auch derzeit diskutieren. Es ist aber noch kein
offizieller Plan der Bundesregierung.
Wenn wir schon beim Thema Internet und Musikdownloads sind: Laden Sie
persönlich auch Musik aus dem Internet?
Ich persönlich kaufe nur offline Musik, aber ich kann Ihnen versichern, dass
meine beiden Töchter auf legale Weise in
sehr großem Umfang Musik downloaden –
ich weiß dies, da sie meine Kreditkarte zur
Abbuchung nutzen. Und ich profitiere indirekt vom Herunterladen, da ich natürlich dauerberieselt werde. Meine Töchter
sind begeisterte Downloader, ich persönlich bin begeisterter CD-Käufer – ich
denke, die Musikindustrie kann sehr zufrieden mit unserer Familie sein.
wir weiterarbeiten, denn ich bin davon
überzeugt, dass ein Weg für die Bekämpfung der Internetpiraterie auch in benutzerfreundlichen Angeboten liegt. Zehn
Millionen Titel sind schon legal verfügbar,
aber es müssen noch mehr werden.
Nach all den Ausblicken und Plänen
für die Musikwirtschaft abschließend
nochmals zurück zur GEMA. Wenn Sie
der GEMA einen Rat geben und ihr etwas
wünschen dürfen für das Jahr 2010, was
wählen Sie?
Wenn ich der GEMA einen Rat geben
darf, dann ist es folgender: geschlossen
auftreten, intern nicht streiten, Mittel, die
Bei diesem Kaufverhalten sicher – die GEMA erhält, sehr effizient und kosaber Sie haben einen Aspekt angespro- tengünstig einsetzen und auch manche
chen, der oft vorgebracht wird: die Diskussionen, die es in der Vergangenheit
fehlende Kreditkarte bei Jugendlichen. gegeben hat, glätten.
Diese sagen oft: „Ich würde ja gerne
Mein Wunsch für die GEMA ist, dass
legal Musik herunterladen, aber da es ihr gelingt, mit Hilfe einer neuen EUich noch keine Kreditkarte habe, gibt Richtlinie faire Wettbewerbsbedingungen
es für mich keine Bezahl-Möglichkeit.“ in Europa zu schaffen. Die GEMA ist
Ist dies auch ein Feld, in dem man Mög- noch strukturell benachteiligt, da sie viele
lichkeiten schaffen muss, um den Weg kulturelle Leistungen wie eine umfangfür diese Zielgruppe
reiche Nachwuchszu erleichtern?
förderung erbringt.
wir möchten im- Jetzt muss sie aber
Ich appelliere an
mer wieder betonen, mit anderen Verweralle Verantwortlichen,
Business-Modelle zu wie wertvoll KreAtive tungsgesellschaften
entwickeln, die praktikonkurrieren,
die
leistungen sind
kabel sind – gerade
das nicht leisten. Ich
auch für Kinder und
wünsche der GEMA,
Jugendliche, die noch keine Kreditkarte dass eine Stärkung der Verwertungsgehaben können. Es hat ja bereits eine phä- sellschaften auf europäischer Ebene in
nomenale Steigerung von 34 Prozent bei einem produktiven Wettbewerb stattfinlegalen Downloads gegeben, die darauf det und dass die GEMA als größte Verzurückzuführen ist, dass in der Tat tragfä- wertungsgesellschaft in Europa aufgrund
hige, praktikable Geschäftsmodelle ent- ihrer Leistungsfähigkeit daraus gestärkt
wickelt wurden. In dieser Richtung müssen hervorgeht.
››
‹‹
VIrtuoS Vor ort in cannEs: Redakteurin Isabel Palmtag im Gespräch mit
Staatssekretär Hans-Joachim Otto.
ich wünsche der gemA eine stärKung der verwertungsgesellschAFten
››
AuF europäischer ebene – in einem produKtiven und FAiren wettbewerb ‹‹
virtuos Ausgabe März 2010
19
Brotlose Kunst ?
urheber erleben eine neue wirKlichKeit: die durchschnittlichen JAhreseinKommen stAgnieren in vielen bereichen, Fördergelder brechen vielerorts
weg. die neue situAtion Fordert neue geschäFtsmodelle, Aber Auch soziAlKAssen und stiFtungen sind geFrAgt. diese helFen nicht nur mit FinAnzieller
unterstützung, sondern Auch mAl mit einem musiKinstrument.
TExT: KRISTINA BALBACH
FOTOS: KONZERTAGENTUR FRIEDRICH, MORTEZA MOJTAHEDY
E
s war nicht das erste Sommerloch für Markus
R. (Name von der Redaktion geändert). Aber 2009
war das erste, das handfeste Konsequenzen hatte.
Dabei ist R. längst nicht nur Komponist: Auftritte
als Pianist, als Schauspieler und Stunden als Klavierlehrer bringen zwar zusätzlich Geld in die Kasse –
aber eben nicht genug. Der 61-Jährige aus Bonn
musste im Herbst seine Wohnung kündigen und
beantragte Arbeitslosengeld II. Jetzt wohnt der
Künstler am Stadtrand in einer Sozialwohnung.
Der Staat übernimmt einen Teil der Miete, ebenso
die Krankenversicherung. „Ich hatte richtig gute
Jahre, Auftritte in Israel und Indien“, erzählt
Markus R. Und heute? Als älterer Freischaffender
führe er einen Kampf, der immer weniger zu gewinnen sei – besonders, ohne vorgesorgt zu haben.
zu. Aber es hat Zeit gebraucht. Ringlstetter musste
den Markt und der Markt musste ihn finden. Der
Bayer bedauert, dass sich viele Künstler zu passiv
verhalten: „Man muss sich ein Geschäftsmodell
überlegen“, ist sich Ringlstetter sicher.
Heute kann das Multitalent gut von seinen
Einnahmen leben. Die Anfangsjahre hat der Künstler dennoch nicht vergessen – auch nicht die
ängste. „Die gehen auch später nicht ganz weg“,
sagt er und erinnert sich an eine heftige Stimmbandentzündung, die ihn außer Gefecht gesetzt
hatte. Lange habe er nicht an Vorsorge gedacht.
Heute ist er privat abgesichert und hat sich gegen
Berufsunfähigkeit versichert – aber er plant, so lange
wie möglich auf der Bühne zu stehen. „Man sollte
sich eine Basis schaffen, um den Kopf freizukriegen“, sagt Ringlstetter. An das romantische Bild
geschäFtsmodelle geFrAgt
des brotlosen Künstlers, der aus seiner Armut
Die Zeiten sind schwierig für Urheber. Immer heraus erst so richtig kreativ werde, glaube er nicht.
mehr Kreative arbeiten in Berufsfeldern, die immer
Eine, die mithilft, dieses Klischee zu brechen,
weniger gefördert und bezuist Sabine Schlüter. Die Leiterin
aBgEsicHErt
schusst werden. Besonders auffälder Künstlersozialkasse (KSK)
Das Rezept des erfolgreichen
lig ist die Entwicklung des Jahresund ihr Team halten besonders
Kabarettisten und Musikers
einkommens, wie Zahlen der
bei jungen angehenden KünstHannes Ringlstetter: „Man sollte
Künstlersozialkasse (KSK) belelern den Finger in die Wunde –
sich eine Basis schaffen, um den
gen: So haben zum 1. Januar 2009
mit Erfolg: „Wir haben verhältnisKopf freizukriegen!“
alle bei der KSK gemeldeten
mäßig viele Berufsanfänger als
Künstler im Bereich Musik im
Mitglieder“, sagt sie. Das Thema
Durchschnitt 11.174 Euro pro Jahr
Vorsorge werde immer bekannverdient. Damit sind sie Schlusster, an den Hochschulen werde
licht – hinter der darstellenden
gezielt aufgeklärt.
Kunst, der bildenden Kunst und
Es war das Gesetz über die
dem Bereich Wort. Dieser führt
Sozialversicherung der selbstdie Riege an mit 16.232 Euro.
ständigen Künstler und PubliKulturpolitiker von Bund und
zisten, das sogenannte KünstlerLändern sind sich einig, dass die
sozialversicherungsgesetz (KSVG),
wirtschaftliche Lage von Urhebern
das 1983 das Thema Vorsorge zum
oftmals besorgniserregend ist.
ersten Mal in den Fokus rückte. Kurze
Sind Urheber vom wirtschaftlichen
Zeit später nahm die KSK ihre Arbeit auf.
Erfolg abgehängt? Hannes Ringlstetter kann
„Längst überfällig war das“, sagt Schlüter.
das nicht behaupten. Im Gegenteil: Der Mün- Seit zwei Jahren, erzählt sie nicht ohne Stolz, gebe
chener Kabarettist und Musiker schreibt mehr es die ersten Altersgeldempfänger. Und der Brandenn je Texte, und er komponiert. Neben seinem che gebe das zusätzlich Aufwind. Sie habe viele
Musikkabarett-Programm, mit dem der 39-Jährige junge Urheber und Musiker getroffen, die das Anerfolgreich durch die Lande tourt, moderiert er, tritt gebot der KSK als Ermutigung sehen, den Schritt in
auch mal in kleineren Rollen im Fernsehen auf – die Selbstständigkeit zu wagen.
eine „Rampensau“, wie er sich auf seiner HomeWer auf diesem Weg ins Straucheln gerät, finpage nennt. „Es läuft super“, gibt der Entertainer det in Deutschland neben Versorgungswerken und
20
sozialeinrichtungen für
künstler in
deutschland
(Auswahl)
Künstlersozialkasse (KSK) bei
der Unfallkasse des Bundes
(UKB) in Wilhelmshaven
www.kuenstlersozialkasse.de
GEMA-Sozialkasse (Berlin)
www.gema.de
21
Politik
Vorsorge für die Zukunft
-kassen unterschiedlichste Formen an Hilfe. Bund dienstkreuzes für Künstler ein, die in Not geraten
und Länder bieten Ehren- und Hilfsfonds, private sind – mal schreibt er einen Brief an Behörden, ein
und behördliche Stiftungen kümmern sich von andermal lindert er kurzfristig die Not. Wie kürzMünchen bis Hamburg auch um Notfälle. Wie im lich, als eine junge Musikgruppe bei ihm auf dem
Fall eines Urhebers, der sich eine schwere Verlet- Sofa saß. Es fehlte an einem Schlagzeug. „Ich hatte
zung zugezogen hatte und nicht arbeiten konnte. zufällig eines gespendet bekommen“, erzählt BräuFriedlinde Siems, Abteilungsleiterin der GEMA- ker. Auch unkomplizierte finanzielle Unterstützung
Sozialkasse in Berlin, erinnert sich noch gut an
leistet das KSW, als Hilfe zur Selbsthilfe, wie er
die tragische Geschichte. Die Zwangsbetont. Zudem hat Bräuker Künstlertreffs
pause des ordentlichen GEMA-Mitund Hilfsdienste für ältere Freischafglieds konnte mit einer einmaligen
fende ins Leben gerufen.
finanziellen Unterstützung überLängst im Ruhestand, führt er
brückt werden. Neben akuter
noch immer die Geschäfte des
Hilfe bietet die GEMA-SozialkasKSW. Ehrenamtlich, versteht sich.
se eine einkommensabhängige
An Bedeutung hat diese Aufgabe
Zahlung im Alter an. Allerdings
für ihn nie verloren. Bräuker erinkönnen nur ordentliche GEMAnert sich noch gut an eine TourMitglieder die Leistungen in Annee. 40 Jahre alt war er damals. „Ich
spruch nehmen. „Wir werden unbefragte mich: Was ist eigentlich, wenn
dingt gebraucht“, sagt sie angesichts
ich mal 65 bin?“ So begann der Kampf
der vielen Anträge. Oft bis in den
des Wiesbadeners und seine MitHElFEndE Hand
Tod: Die Sozialkasse ist laut Siems „Ich fragte mich damals: Was streiter für ein Künstlersozialversieinige der wenigen Versorgungs- ist eigentlich, wenn ich mal cherungsgesetz.
stellen, die einen Zuschuss zur Be- 65 bin?“ Rudolf Bräuker vom
Für Rudolf Bräuker wird es auch
erdigung eines ordentlichen Mitin Zukunft viel zu tun geben.
Künstlerhilfe-Sozialwerk
glieds leisten. „Das sind zum Teil
„Die Wirtschaftslage bringt das mit
echte Schicksale, die mir begegsich“, sagt er. Viele der älteren
nen“, sagt Friedlinde Siems. Schicksale kennt auch Künstler wüssten nicht, ob sie morgen noch genug
Rudolf Bräuker. Der 83-Jährige hat vor 36 Jahren das zu essen hätten. „Und junge Künstler müssen vorKünstlerhilfe-Sozialwerk (KSW) gegründet. Seit- sorgen“, appelliert Bräuker. „Wehe denen, die das
dem setzt sich der zweifache Träger des Bundesver- nicht tun!“
hilfs- und ehrenfonds Von Bund
und ländern:
(Auswahl)
Deutsche Künstlerhilfe beim
Bundespräsidialamt in Berlin
www.bundespraesident.de
Bayerischer Ehrensold für
verdiente ältere Künstler beim
Bayerischen Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung
und Kunst in München
www.stmwfk.bayern.de
Ehrensold für verdiente
ehemalige Mitglieder der
Bayerischen Staatstheater beim
Bayerischen Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung und
Kunst in München
www.stmwfk.bayern.de
Ehrenrenten des Senats der
Freien und Hansestadt Hamburg
www.hamburg.de
Ehrensold des Landes NordrheinWestfalen in Düsseldorf
www.staatskanzlei-nrw.de
weitere hilfs- und
ehrenfonds:
(Auswahl)
Pensionskasse für freie
Mitarbeiter der deutschen
Rundfunkanstalten
(Frankfurt/Main)
www.pensionskasserundfunk.de
Anni-Taube-Stiftung in
Hamburg, Fördergemeinschaft
Kunst e.V. in Karlsruhe,
Julius-Langenbach-Stiftung in
Bonn, Künstlerhilfe-Sozialwerk e.V. (KSW) in Wiesbaden,
Marie-Seebach-Stiftung in
Weimar, Paul und Käthe
Kick-Schmidt-Stiftung in Berlin,
Paul-Woitschach-Stiftung
(Förderungs- und Hilfsfonds des
Deutschen Komponistenverbandes) in Berlin, Stiftung
Eduard Arnhold und Max Taut
Hilfsfonds für Künstler in Berlin,
Versorgungsstiftung der
Deutschen Komponisten in
Berlin (bei der GEMA-Sozialkasse), Versorgungsstiftung der
Deutschen Textdichter in Berlin
(bei der GEMA-Sozialkasse),
Werner-Friedmann-Stiftung in
München
Versorgungsanstalt der
deutschen Bühnen bei der
Bayerischen Versorgungskammer in München
www.buehnenversorgung.de
Versorgungsanstalt der
deutschen Kulturorchester bei
der Bayerischen Versorgungskammer in München
www.orchesterversorgung.de
Versorgungswerk der Presse
GmbH in Stuttgart
www.presse-versorgung.de
Versorgungswerk der Deutschen
Medien und Veranstaltungswirtschaft GmbH in Hannover
www.vdmv.de
im Durchschnitt 11.174 Euro. Schauspielern, Bildenden
Künstlern und Textdichtern geht es im Schnitt besser.
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
aBgEHängt? Ein Musiker verdient laut KSK pro Jahr
Quelle: Deutsches Musikinformationszentrum (miz) in Bonn
21
Politik
Anzeige
Rechtewahrnehmung in Europa
geMeInSaM
In dIe ZuKunFt
wie sieht die zuKunFt der verwertungsgesellschAFten Aus? wie
vielFältig ist die europäische KulturlAndschAFt in einigen JAhren?
diese FrAgen werden intensiv disKutiert. die gemA und sieben weitere
verwertungsgesellschAFten hAben nun KlAr Formuliert, wAs die politiK
schAFFen muss: einen einheitlichen rechtsrAhmen in gAnz europA.
dAvon proFitieren gesellschAFten, urheber und nutzer gleichermAssen.
TExT: mp
die Forderung:
Die acht Verwertungsgesellschaften fordern
einheitliche Regeln für die kollektive Verwaltung
von Urheberrechten in Europa.
Und sie fordern nicht nur, sie handeln auch: Die
zuständigen Entscheidungsträger der Europäischen
Union haben erste Ideen bereits erhalten.
Nun stehen Beratungen auf nationaler und EUpolitischer Ebene an, um das gemeinsame Ziel für
eine erfolgreiche Zukunft aller zu erreichen.
die hintergründe:
Für die Wahrnehmung und Durchsetzung urheberrechtlicher Nutzungsrechte, insbesondere an
Musikwerken, sind Verwertungsgesellschaften aus
wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Gründen
unerlässlich – darüber herrscht in Wirtschaft und
Politik ein breiter Konsens.
Ebenso groß ist die Einigkeit bei der Frage, dass
neben den Rechteinhabern vor allem auch die Nutzer von Musikwerken von der kollektiven Rechtewahrnehmung profitieren.
die herAusForderung
Die bisherigen Richtlinien der Europäischen
Union regeln nicht die Bedingungen der kollektiven Rechtewahrnehmung im Europäischen Wirtschaftsraum.
Dadurch entwickeln sich Gesetzgebung und
Praxis in den Mitgliedstaaten auf unterschiedliche
Weise.
Resultat: Die Entstehung eines europäischen
Binnenmarktes für Verwertungsgesellschaften wird
hierdurch beeinträchtigt – denn für einen solchen
EU-Binnenmarkt bedarf es einer gemeinsamen
rechtlichen Basis.
22
Beispielgebend hierfür und zugleich richtungweisend für die Verwertungsgesellschaften und ihre
Mitglieder ist die Entwicklung des Onlinesektors auf
dem Gebiet der Musik. Diese könnte durch die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts deutlich gefördert werden und dadurch den Rechteinhabern
zugutekommen.
die gemeinschAFt:
„Die einzelnen Verwertungsgesellschaften wollen nicht zerrieben werden auf dem sich rasant
entwickelnden europäischen Informations- und
Musikmarkt. Wir halten deshalb einen einheitlichen
Rahmen zur kollektiven Rechtewahrnehmung gemeinsam mit unseren europäischen Partnern für
dringend notwendig. Die GEMA hat bewusst auch
kleinere Schwestergesellschaften in diese Initiative
mit einbezogen, weil ihr die kulturelle Vielfalt in
Europa wichtig ist.“ (Dr. Harald Heker, GEMA)
„Die Anwendung des derzeitigen europäischen
Wettbewerbsrechts wird den Besonderheiten des
geistigen Eigentums kaum gerecht. Wir freuen uns
daher sehr, dass wir, die ungarische artisjus, der
Initiative europäischer Verwertungsgesellschaften
angehören, die sich für die Schaffung einheitlicher
Bedingungen zur Lizenzierung kreativer Inhalte einsetzt.“ (András Szinger, artisjus)
„Auch die STIM möchte den Prozess zur Angleichung der Wahrnehmungsrechte aktiv unterstützen
und deshalb die EU-Kommission gemeinsam mit
unseren Partnern dazu ermutigen, das Projekt zur
Erreichung einer europäischen Richtlinie aufzugreifen und voranzutreiben.“ (Kenth Muldin, STIM)
für rechteharmonie:
AKM Österreich
artisjus Ungarn
AUME Österreich
GEMA Deutschland
KODA Dänemark
STEF Island
STIM Schweden
TONO Norwegen
virtuos Ausgabe März 2010
PflichtmitteilungEN
Zahlen und mehr
Neue
DirektionsBezeichnungen
Die im Juli 2009 angekündigten administrativen Strukturänderungen in den Bereichen
Inkasso Online, Tonträger und
Verteilung in der GEMA hatten
einige interne organisatorische Anpassungen zur Folge.
Diese konnten zum Ende des
Jahres 2009 erfolgreich abgeschlossen werden.
Diese Maßnahmen haben
Änderungen in den Direktionsbezeichnungen, die zum
01.01.2010 in Kraft treten, zur
Folge:
Die
ehemalige
Direktion
Rundfunk und Neue Medien
wurde um den Bereich der Online-Lizenzierung und des Online-Inkassos erweitert. Sie
trägt nun den Namen Sendung
und Online (S/O) und wird
nach wie vor von Dr. Urban
Pappi geleitet.
Die vormaligen Direktionen
Industrie bzw. Abrechnung II/
Ausland wurden zum 1.8.2009
zu einem Direktionsbereich
zusammengefasst. Die Direktion steht unter der Leitung
von Thimo Prziklang und trägt
die Bezeichnung Vervielfältigungsrechte und Ausland
(VR/A).
Auch für die Direktion Abrechnung I ergibt sich eine Namensänderung: diese Direktion heißt künftig Direktion
Abrechnung
Aufführungsund Senderechte und wird, wie
bisher, von Norbert Timm geleitet.
Zahlungsplan
Ausschüttungsdaten Abrechnung Ausland
Die nächsten Zahlungstermine für das Geschäftsjahr
2009 sind folgende
(Beschluss des Aufsichtsrats vom 6. / 7. Mai 2009)
A-AR 4. Quartal 2009 –
Ausschüttung per 01.01.2010
A-VR 4. Quartal 2009 –
Ausschüttung per 01.01.2010
Zahlungstermin Sparten
Abrechnungszeitraum
1. April 2010
1. Juli 2010
E, ED, EM, BM
Ki
U (einschl. VK), UD
M
DK
WEB, WEB-VR
MOD, MOD-VR
VOD, VOD-VR
PHO-VR
A-AR
A-VR
PHO-VR
BT-VR
KMOD, KMOD-VR
R, R-VR
FS, FS-VR
T-FS
T, TD, TD-VR
A-AR
A-VR
2009
2. Halbjahr 2009
4. Vierteljahr 2009 ZL
2. Halbjahr 2009
2. Halbjahr 2009
2009
2009
*
*
ARGENTINIEN DÄNEMARK ESTLAND FINNLAND ISLAND JAPAN LITAUEN NIEDERLANDE NORWEGEN POLEN SCHWEDEN 1. Oktober 2010
R (Großes Recht)
FS (Großes Recht)
WEB, WEB-VR
MOD, MOD-VR
VOD, VOD-VR
Wertungsverfahren E
Wertungsverfahren U
Schätzungsverfahren
PHO-VR
A-AR
A-VR
2009
2. Halbjahr 2009
2. Halbjahr 2009
2. Halbjahr 2009
2009
2009
2009
Überhang
2. Halbjahr 2009
1. Vierteljahr 2010 ZL
*
*
GRIECHENLAND DVD 2003 - 2004
PHO/ZL 2. HJ 2003 - 2004
PHO/ZL/R/TV 1998-2002 NV
GROSSBRIT. BT: A: 7/06, 1/07, 2/07, 4/07,
7/07, 10/07, 2/08
MUSIC QUIZ GAMES:
A: 7/07, 10/07, 2/08
ONLINE: A: 7/07, 10/07, 2/08
PHO: A: 7/07, B: 4/07, 7/07, 10/07
R/TV: A: 1/07, 4/07
RADIO: A: 7/06, 7/07
RINGTONES: A: 7/07, 10/07, 2/08
TV: A: 7/06, 2/07, 7/07, 2/08
B: 10/07
WEB MM LIBRARY: A: 7/07,
10/07, 1/08, 2/08
JAPAN 04.-06.2008 ONLINE KARAOKE NV
BT 2008
ONLINE 2008
PHO 2008
R/TV 2008
ÖSTERREICH BT 07.-12.2008
I-TUNES 01.-06.2008
ONLINE 07.-12.2008
PHO 07.-12.2008
PHO 2003-2007 NV/RV
SPEZIALPRODUKTE 07.-12.2008
WERBEFENSTER 2005 NV/RV
ZL 07.-12.2008
ZL 1999-2007 NV/RV
PHILIPPINEN PHO 2004+1/2005
POLEN ONLINE 2006 - 2008
PHO 2006 Teil 2
PORTUGAL PHO 2004
RADIO 2004
ZL 2004
RUMÄNIEN PHO 2002-2005
RUSSLAND PHO 2. HJ 2003 - 2004
SCHWEIZ 1999-2007 DIV. WEITERVERR.
2001-2008 NV
BT-WERBUNG 2003
BT-WERBUNG 2005
FILM 2002 NV
PHO 2001-2008 DIV. WEITERVERR.
PHO 2003-2005 NV/RV
PHO/ZL 2002-2006 NV
R/TV 2004-2006 NV
R/TV 2008
ZL 2008
TSCHECHIEN PHO bis 12.2004
USA PHO/ONLINE/BT bis 03.2009
Neue Musikfolge-Formulare
Bitte beachten Sie: Ab dem Geschäftsjahr 2010 gelten
verbindlich die neuen Musikfolge-Formulare.
Es betrifft
- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung,
- die Musikfolge für eine Einzelveranstaltung bei Netto-Einzelverrechnung (Direktverrechnung),
- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen
innerhalb eines Monats mit Live-Musik,
24
2009
1. Halbjahr 2009
1. Halbjahr 2009
1. Halbjahr 2009
Überhang
1. Halbjahr 2009
3. Vierteljahr 2009 ZL
*
*
IndeX zum
Zahlungsplan
ZL: Zentrale Lizenzierung
* Die Erträge aus dem Ausland
(beide Rechte) werden nach
Eingang laufend zum 1. eines
jeden Quartals ausgeschüttet.
Informationen zu den Abrechnungen mit Länderangaben
finden Sie auch auf der GEMAHomepage www.gema.de/
auslandsabrechnungen
Nachverrechnungen erfolgen
jährlich zum
1.November
für U (einschl VK), UD, M
1.Januar
für E, ED, EM, BM, Ki
Die Nachverrechnungen
erfolgen aufgrund von
Reklamationen
gemäß Abschnitt IX,
Ziffer 5 der Ausführungsbestimmungen
zum Verteilungsplan
A. Sie erfolgen wegen
der maschinellen
Abrechnung jeweils
ausschließlich zu
diesen Stichtagen. Dies
ist auch deshalb
notwendig, da in der
Sparte U bei einer
Nachverrechnung jeweils
die Bildung neuer Matrixkennzahlen erfolgt.
- die Musikfolge für regelmäßige Veranstaltungen
innerhalb eines Monats mit Live-Musik zur
Netto-Einzelverrechnung und
- die Musikfolge für mehrere Veranstaltungen.
Sie finden sie im Internet unter
www.gema.de/veranstaltungen in der Rubrik „Formulare“.
2004 - 2008 FILM / TV
2005 - 2008
2007
2007 - 2008 MPRT
2007 FILM / TV
1998 - 2006 FILM / TV
2004 - 2008
2007
2007 FILM / TV
2007-2008 MPRT
2008 1. HJ
2008 1.HJ FILM / TV
2007
2007 4.Q. Film / TV
2004 -2007 FILM / TV
2005-2007 + MPRT
2007
2007 FILM / TV
2008 MEGA LIVE
2007 - 2008
2007 - 2008 FILM/ TV
1997 - 2008 FILM / TV
2007 - 2008
2007 - 2008 MPRT
2007 2. HJ. - 2008 1. HJ. FILM / TV
2007 2.HJ. - 2008 1. HJ.
Über die Wiedereinführung der Musikfolge für mehrere
Veranstaltungen wird in der nächsten virtuos-Ausgabe
detaillierter berichtet.
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
25
intErn
Computer-Vergütung
die zukunft
der Pri
PriVatkoPieVergütungen
zwei JAhre ist die „novellierung des urheberrechtsgesetzes“,
der sogenAnnte „Korb 2“ der urheberrechtsreForm,
schon beschlossene sAche. nun Folgte die einigung
zwischen computerherstellern und den
verwertungsgesellschAFten bei pcs.
TExT: mp
L
ange verhandelten die in der ZPÜ zusammengeschlossenen Verwertungsgesellschaften mit
dem „Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und neue Medien e.V.“ (BITKOM) und zuletzt mit dem „Bundesverband Computerhersteller e.V.“ (BCH) über die angemessene
Vergütung für private Vervielfältigungen, die mit
PCs vorgenommen werden. Grundlage der Diskussionen: Der Gesetzgeber hat die gesetzlich
festgelegten Tarifsätze aufgehoben und den Verwertungsgesellschaften und den Verbänden der
Hersteller und Importeure im „Korb 2“ mit auf
den Weg gegeben, sich künftig über die Vergütungen für die private Vervielfältigung zu einigen.
Es handelt sich um die erste Einigung dieser Art
seit dem zweiten Korb. Zusätzlich zu der Einigung
bezüglich PCs für die Gegenwart seit Korb 2 wurde
auch eine Vereinbarung über die PC-Vergütungen
für die Jahre 2002 bis 2007 getroffen. Zuvor hatten
die Unternehmen und Verbände die Position vertreten, dass für diesen Zeitraum für PCs nichts gezahlt werden müsste.
Mit anderen Worten: Die finanzielle Gegenleistung, die für die Erstellung von Privatkopien
mit dem PC pauschal an die in der ZPÜ zusammengeschlossenen Verwertungsgesellschaften gezahlt werden muss, um die damit eingenommenen
Gelder dann an die Urheber und Leistungsschutzberechtigten von Musik, Texten, Bildern oder Film-
26
werken weiterzugeben, ist für die Vergangenheit
und dieses Jahr einvernehmlich geregelt. Für 2011
stehen neue Verhandlungen an.
„Diese Einigung ist ein Durchbruch bei der
Regelung der Vergütungen nach neuem Recht. Wir
hoffen, auf dem Verhandlungswege auch für andere Produkte, mit denen private Vervielfältigungen vorgenommen werden, entsprechende
Lösungen zu erzielen. Wir sind jedenfalls verhandlungsbereit“, so die ZPÜ nach erzielter Einigung mit dem BCH.
Für den Bereich Leermedien und Verbraucherelektronik kann bislang kein entsprechender
Verhandlungserfolg verkündet werden. Derzeit
befinden sich die Verhandlungspartner bei der
Schiedsstelle. Die ZPÜ hat nun aufgrund von
Studien, die im Auftrag der Schiedsstelle unternommen wurden, nach den gesetzlichen Vorgaben Tarife insbesondere für CD- und DVDRohlinge aufgestellt.
Die „gute alte Leerkassette“ macht nur noch
einen geringfügigen Teil des ZPÜ-Spektrums aus.
Die Konsumenten von heute nutzen digitale Medien wie USB-Sticks, CD-Rohlinge und andere multimediale Möglichkeiten, um Musik, Filme, Texte und
Bilder zu speichern und für ihre privaten Zwecke
zu kopieren. Und daran orientieren sich auch
die neuen ZPÜ-Tarife für all diese sogenannten
Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte.
virtuos Ausgabe März 2010
die neuen tAriFe im überblicK:
was ist die zPü?
Pcs:
Die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) wurde 1963 gegründet und
ist damit die älteste und aus wirtschaftlicher Sicht bedeutendste Form der
Zusammenarbeit der deutschen Verwertungsgesellschaften.
Im Zeitraum vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2010 beträgt
die Vergütung für PCs mit eingebautem Brenner auf der
Grundlage eines Gesamtvertrages EUR 13,65, für PCs
ohne Brenner EUR 12,15, jeweils zuzüglich gesetzlicher
Umsatzsteuer.
Die ZPÜ hat die Aufgabe, die Vergütungsansprüche gegenüber Geräteherstellern,
-importeuren sowie gegenüber Leermedienherstellern und -importeuren geltend
zu machen und das Vergütungsaufkommen an ihre Gesellschafter zu verteilen.
diese gesellschafter der zPü sind:
GEMA
VFF (Verwertungsgesellschaft
der Film und Fernsehproduzenten)
GÜFA (Gesellschaft zur
Übernahme und Wahrung von
Filmaufführungsrechten mbH)
VG Bild-Kunst
GVL (Gesellschaft zur
Verwertung von
Leistungsschutzrechten mbH)
VGF (Verwertungsgesellschaft
für Nutzungsrechte an
Filmwerken mbH)
GWFF (Gesellschaft zur
Wahrnehmung von Film- und
Fernsehrechten mbH)
VG Wort
Für Unternehmen, die den Verträgen nicht beitreten
(werden), veröffentlichen die Verwertungsgesellschaften
Tarife, die um 25 % über diesen Vergütungssätzen liegen.
Gleichzeitig haben sich die Parteien in einem Vergleich
über eine Vergütung für PCs für den Zeitraum vom
01.01.2002 bis 31.12.2007 geeinigt.
die zPü macht Vergütungen
insBesondere für die
folgenden Produkte geltend:
PCs
Brenner (CD-Brenner, DVD-Brenner)
Video-Rekorder, Festplatten-Rekorder,
DVD-Rekorder
CD-Rekorder, Kassetten-Rekorder
MP3-Player
„korB 2“ und zPü:
noVellierung des
urheBerrechtsgesetzes
Unter Korb 2 versteht sich, wie der Name schon sagt, ein
Zweites Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der
Informationsgesellschaft, das vor zweieinhalb Jahren vom
Bundestag verabschiedet wurde.
Multimedia-Handys
Unbespielte Tonträger (analog/digital),
unbespielte Bildtonträger/DVD-Rohlinge
(analog/digital), Data CD-R/-RW
USB-Sticks, Speicherkarten, externe
Festplatten und Festplatten zum Einbau
Es sollte das Urheberrecht insbesondere an den
Stellen weiterentwickeln, die im Rahmen
des „Korb 1“ zurückgestellt worden waren. Zu
den wichtigsten Inhalten des „Korb 2“ gehört
die Anpassung des pauschalen Vergütungssystems an die technischen Entwicklungen und
die flexiblere Gestaltung im Hinblick auf die
neuen Vervielfältigungstechniken. Anders
gesagt: Die „Leerkassetten“ (Audio-Leerkassette, VHS) und der Kassetten- und VideoRekorder, die der Gesetzgeber 1985 im Blick
hatte, als die Höhe der Vergütungen für die
private Vervielfältigung festgesetzt wurden, sind
in den vergangenen Jahren fast ausschließlich durch
digitale Speichermedien und Vervielfältigungsgeräte
ersetzt worden.
virtuos Ausgabe März 2010
27
intErn
Die Menschen bei der GEMA
dr. ulrich sieBert
unsErE
dokuMEntation
Abteilungsleiter der Abteilung
Internationale Dokumentation
Mitarbeit in internationalen
Arbeitsgruppen
e-Mail: [email protected]
die doKumentAtion der gemA:
dAs rücKgrAt Für die lizenzierung
und verteilung
dorothea
alBrecht
Abteilungsleiterin der
Abteilung Originalrepertoire
Abtretungen
FOTOS: PETRA SCHNEIDER, CAROLIN LUDWIGS
U
Ansprechpartnerin für Fragen zur
Dokumentation von Subverlagsverträgen für GEMA-Originalwerke
m Verwertungen lizenzieren und abrechnen zu können,
braucht die GEMA detaillierte Kenntnisse über die genutzten
musikalischen und audiovisuellen Werke und deren Aufteilungen.
Die Dokumentationsabteilungen liefern diese Informationen und
bilden durch diese Arbeit das Rückgrat der GEMA.
e-Mail: [email protected]
stefan wohlgemuth
Abteilungsleiter der
Abteilung Dokumentation Service
dr. JacoB de ruiter
Erstellung des GEMA-Jahrbuchs
e-Mail: [email protected]
Abteilungsleiterin der
Abteilung Werkeanmeldung
Ansprechpartnerin für Fragen
zur Dokumentation von neuem
und bestehendem GEMAOriginalrepertoire
Ansprechpartnerin für Fragen zu
General- und Optionsverträgen sowie
zu internationalen Urhebern und
Verlagen im internationalen
Beteiligtenverzeichnis IPI
e-Mail: [email protected]
e-Mail: [email protected]
Gruppenleiter in der Abteilung
Internationale Dokumentation
Ansprechpartner für Fragen zu Verfahrensweisen bei Subverlegerwerkeanmeldungen,
insbesondere zu den elektronischen
Anmeldeverfahren für Subverlage
carmen
ehrenreich
Abteilungsleiterin der
Abteilung Dokumentation Film und Fernsehen
e-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin für
Fragen zur Verwendung
von Musik in audiovisuellen Produktionen
e-Mail: [email protected]
thomas wimmer
Teamleiter in der Abteilung
Werkeanmeldung
e-Mail: [email protected]
Ansprechpartner für Fragen
zur Online-Werkeanmeldung
dagmar
rosenBerger
Sachbearbeiterin in
der Abteilung
Dokumentation Service
Ansprechpartnerin für
Repertoireanfragen, z.B. zu
Rechtsinhabern von Werken;
Auskünfte, ob Werke
geschützt oder bereits frei sind;
Ermittlung der Urheber
e-Mail: [email protected]
e-Mail: [email protected]
28
Abteilungsleiterin der Abteilung
Dokumentation Generalverträge
Mitglied im Beirat des Deutschen
Musikarchives der
Deutschen Nationalbibliothek,
Internationale Kooperationen
lars Jantke
liane
fürst
elke rothe
Direktor der Direktion Dokumentation
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
29
EinsPrucH
Aktuelle Rechtsfälle verständlich erklärt
zugAngsAnbieter im internet
müssen sicherstellen, dAss nutzer
über
ihren
dienstAtionum
nicht AuF
ipAt wisl
dignA
conseQu
urheberrechtswidrig
Angebotene
ilit,
seQuis AdionullAore
tetue
musiKwerKe
zugreiFen
mAgnis Adipis Augueriusci Können.
blA Feu
FAcilit et utpAtin ullAortion hen
ALphALoAD
Vs. GEMA
TExT: mp
TExT: mp
TExT: mp
– der FAll –
Der sogenannte Usenet-Zugangsanbieter Alphaload hatte wiederholt damit geworben, dass Nutzer kostengünstig, sicher vor
Rechtsverfolgung sowie schnell und anonym Zugriff auf Filme, MP3Dateien, Software oder Spiele bekämen – darunter auch Musikwerke
aus dem GEMA-Repertoire. Bereits am 26. Oktober 2007 hatte das
Landgericht Hamburg zugunsten der GEMA geurteilt, dieses Urteil
war in zweiter Instanz am 28. Januar 2009 vom Oberlandesgericht
Hamburg bestätigt worden.
Mit der in zweiter Instanz bestätigten Unterlassungsverpflichtung ordnet das Gericht an, dass Alphaload unterbinden muss,
dass Nutzer über den Dienst auf konkrete, im Usenet urheberrechtswidrig angebotene Musikwerke zugreifen können. Zudem wurde das
Unternehmen dazu verurteilt, sämtliche Werbeaussagen einzustellen, mit denen die Nutzung des Dienstes zu illegalen Zwecken propagiert wurde.
In der Folgezeit befolgte der Betreiber des Dienstes zwar die
gerichtliche Anordnung: Die gerügten Werbemaßnahmen wurden
eingestellt, die streitgegenständlichen Werke waren nicht mehr über
Alphaload aufzufinden. Weitergehende Maßnahmen, um das Repertoire der GEMA zu schützen, traf der Betreiber jedoch nicht. Deshalb
wandte sich die GEMA am 14. September 2009 erneut an das Landgericht Hamburg, um die Nutzung von weiteren, bestimmten Werken
ihres Repertoires über den Dienst zu untersagen. Mit Erfolg: Das
Landgericht Hamburg erließ am 21. September 2009 den von der
GEMA beantragten Beschluss.
§ dAs urteil §
Das Oberlandesgericht Hamburg hatte zunächst mit seinem
Urteil vom 28. Januar 2009 den Weg für eine grundsätzliche Haftung
von Zugangsanbietern geebnet: Stellt ein Dienst illegale Nutzungsmöglichkeiten seines Angebotes in seiner Werbung besonders
heraus, so trifft ihn auch eine besondere Pflicht, die Rechte der
betroffenen Urheber gegen unerlaubte Nutzungen zu schützen.
Dass ein solcher Dienst sich nicht nur damit begnügen kann,
einfach die Werbeaussagen abzuändern, zeigt der weitere Beschluss
des Landgerichtes Hamburg vom 21. September 2009: Kommt es
nach der änderung der Werbeaussagen nach wie vor zu illegalen
Nutzungen (wenn auch von anderen Werken), dann ist der Betreiber
auch für solche Nutzungen verantwortlich.
Im konkreten Fall: Um seine Verantwortlichkeit zu beenden, hätte Alphaload eben mehr tun müssen, als nur die Werbeaussagen einzustellen, so die Begründung des Gerichts.
Deswegen wird durch Beschluss des LG Hamburg vom 21. September 2009 im Wege einer einstweiligen Verfügung Alphaload untersagt, die relevanten Musiktitel aus dem GEMA-Repertoire über
den Dienst Alphaload öffentlich zugänglich zu machen oder machen
zu lassen. Für den Fall einer erneuten Zuwiderhandlung drohte das
LG Hamburg ein Ordnungsgeld oder entsprechende Ordnungshaft
an, ebenso muss der Dienstbetreiber die Prozesskosten begleichen.
30
gema
vs. heye und
Partner
urteil mit grosser trAgweite:
nAch AuFFAssung des bundesgerichtshoFs zählt werbung
im Allgemeinen nicht zu Jenen
bereichen, in denen die gemA
ihre mitglieder vertreten dArF.
die meinung des experten:
dr. Kerstin bäcKer, lAusen rechtsAnwälte
Welche Bedeutung haben die Alphaload-Entscheidungen für
die Bemühungen der GEMA gegen Internet-Piraterie?
Mit diesen Entscheidungen ist ein ganz wichtiger Schritt im Hinblick auf die Haftung von sog. Zugangsvermittlern getan worden.
Denn sie zeigen, dass auch ein Dienst, der zwar keine Inhalte selbst
abspeichert oder anbietet, sondern einfach nur den Zugang zu einem
Netzwerk (hier dem Usenet) vermittelt, dennoch für Rechtsverletzungen, die in diesem Netzwerk stattfinden, unter bestimmten
Voraussetzungen zur Verantwortung gezogen werden kann. Bislang
hatten sich die Betreiber stets darauf gestützt, dass Zugangsvermittler unter keinen Umständen für illegale Inhalte haften. Das ist
nun gerichtlich widerlegt worden.
Die Alphaload-Betreiber haben ihren Geschäftssitz in der
Schweiz – hat dies Auswirkungen auf die Entscheidungen?
Gerichtliche Entscheidungen können auch im Ausland vollstreckt werden; insoweit gibt es zwischen den Staaten entsprechende
Übereinkommen.
Auf die praktische Umsetzung der Entscheidungen hat der Geschäftssitz daher keine Auswirkungen – insbesondere wurden bislang etwa auch die Prozesskosten erstattet.
Die deutschen Gerichte konnten hingegen mit der Sache befasst
werden, weil es sich um einen „Online-Tatbestand“ handelt, denn
der Dienst ist weltweit aktiv und eben auch in Deutschland nutzbar.
Manch außenstehender Betrachter des Verfahrens mag sich
fragen, warum die Bestätigung des Urteils aus 1. Instanz zwei Jahre
auf sich warten lässt. Liegt die Verfahrensdauer an den Inhalten des
Falls oder gibt es andere Gründe?
Es handelt sich zwar um eine grundlegend neue Rechtsfrage, darauf lässt sich die lange Verfahrensdauer jedoch nicht zurückführen.
Dies liegt einfach daran, dass es zwischenzeitlich wesentlich mehr
gerichtliche Streitigkeiten im Bereich des sog. geistigen Eigentums
gibt und die auf solche Streitigkeiten spezialisierten „Urheberrechtskammern“ bei den Gerichten besonders stark mit Arbeit belastet sind.
– der FAll –
Die Werbeagentur Heye und Partner GmbH hatte gegen die
GEMA Klage auf Feststellung erhoben, dass sie für die Eigenwerbung
mit von ihr selbst produzierten musikunterlegten Werbefilmen auf
der Unternehmenswebsite keine Vergütungen an die GEMA zahlen
müsse. Der Ausgangspunkt des Verfahrens reicht bis ins Jahr 2006 zurück: Damals hatte die GEMA vor dem Landgericht München Recht
bekommen. Auch das Oberlandesgericht München wies die Klage
der Werbeagentur im Berufungsverfahren zurück. Im Revisionsverfahren haben die Richter des Bundesgerichtshofs („BGH“) nun im
vergangenen Jahr das endgültige Urteil in dieser Sache gesprochen.
§ dAs urteil §
Der Tenor des unter dem Titel „Nutzung von Musik für Werbezwecke“ veröffentlichten Urteils des BGH (Aktenzeichen I ZR 226/06)
lautet wie folgt: „Die GEMA ist aufgrund der mit den Berechtigten
geschlossenen Berechtigungsverträge in der Fassung der Jahre 2002
und 2005 nicht berechtigt, deren urheberrechtliche Nutzungsrechte
hinsichtlich der Verwendung von Musikwerken zu Werbezwecken
wahrzunehmen.“
Mit seinem Urteil hob der BGH das Urteil der Vorinstanz auf.
Diese hatte noch in vollem Umfang bestätigt, dass bei der Rechtewahrnehmung im Werbebereich wie folgt zu unterscheiden ist:
Auf der einen Seite entscheidet der Berechtigte individuell, ob
seine Werke zu Werbezwecken genutzt werden dürfen. Auf der anderen Seite nimmt die GEMA die Rechte für die weitere Verwertung der
Werbung wahr (z.B. Sendung eines Werbespots im Hörfunk oder
Fernsehen).
Nach der Entscheidung des BGH ist die GEMA aufgrund der bisherigen Fassung des Berechtigungsvertrags jedoch insgesamt nicht
berechtigt, Rechte ihrer Mitglieder für die Verwendung von Musik zu
Werbezwecken wahrzunehmen. Dies bedeutet, dass die GEMA die
Rechte für die Verwendung von Musik zu Werbezwecken derzeit
nicht wirksam an Nutzer lizenzieren und hierfür auch keine Ausschüttungen an ihre Berechtigten vornehmen kann.
mAssnAhmen der gemA:
Aus Sicht der GEMA widerspricht dieses Urteil nicht nur der bislang von allen Beteiligten anerkannten Praxis, sondern auch den Interessen der GEMA-Mitglieder und des Marktes. Die GEMA hat daher
folgende Maßnahmen ergriffen, um eine für alle Seiten verträgliche
Lösung für die Vergangenheit und Zukunft umzusetzen: Zum einen
hat sich die GEMA an die betroffenen Berechtigten wegen einer Genehmigung der in der Vergangenheit vorgenommenen Lizenzierungen gewandt. Zum anderen hat der GEMA-Aufsichtsrat beschlossen, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.
Diese wird in Kürze über die zukünftige Wahrnehmung der Rechte
zur werbemäßigen Nutzung durch die GEMA entscheiden.
die meinung der experten
Aus dem gemA-JustiziAriAt:
Bedeutet das Urteil, dass man Musik in Werbespots nun „umsonst“ einsetzen kann?
Um Missverständnissen vorzubeugen, ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Musik in Werbung aufgrund des
BGH-Urteils nicht „umsonst“ zu haben ist. Grundsätzlich ist jede
Nutzung nach dem Urheberrechtsgesetz angemessen zu vergüten –
auch die werbemäßige Nutzung von Musik. Wenn die Lizenzierung
für diese Nutzung nicht über die GEMA erfolgt, dann müssen die individuellen Rechteinhaber oder deren Vertreter direkt angefragt und
entsprechend vergütet werden.
EinEwEiTEREwichTiGEEnTSchEiDUnG
wAs ist dAs usenet?
urteil des KAmmergerichts berlin zur verrechnung
von werbemusiKen im Fernsehen
Das Usenet bestand bereits vor dem World Wide Web. Seine
Funktionsweise ist mit einem Meinungsforum vergleichbar: Jemand schreibt eine Nachricht und veröffentlicht sie, sodass sie
für jeden Interessierten abrufbar ist. Im Usenet sind die veröffentlichten Nachrichten jedoch nicht nur auf einem Server abrufbar, sondern werden auf zahlreiche Server weiterkopiert und
so weltweit verbreitet. An die Nachrichten, die ursprünglich nur
aus Text bestanden, können beliebige Dateien angehängt und
damit von den Nutzern des Netzwerkes abgerufen werden. In
den vergangenen Jahren wurde das Usenet daher zunehmend
für den kostengünstigen und illegalen Bezug geschützter Inhalte
verwendet.
Die Mitgliederversammlung der GEMA hat im Jahr 2003
beschlossen, den zuvor für alle Formen der Fernsehwerbung
geltenden Koeffizienten 3 lediglich für „Werbespots (Wirtschaftswerbung)“ beizubehalten und für „Musik in sonstigen
Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV,
Erotik-Telefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen)“
den Koeffizienten auf den Wert 1 abzusenken (Abschn. XIV
Ziff. 3 Koeffizient 3 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen zum
Verteilungsplan A).
Das Kammergericht Berlin hat diese Regelung in einem
Urteil vom 08.07.2009 in folgendem Umfang für nichtig
erklärt:
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
„(Wirtschaftswerbung); Koeffizient 1 für Musik in sonstigen
Werbefilmen (Sender-Eigenwerbung, Direct Response TV, ErotikTelefondienste, Teleshopping, Dauerwerbesendungen); Koeffizient 1 gilt auch für Musik in Sender-Eigenwerbung, sofern es
sich um Auftragskompositionen für Eigen- und Auftragsproduktionen handelt.“
Dies bedeutet, dass die betroffenen Werbemusiken bis auf
Weiteres ebenfalls auf Basis des Koeffizienten 3 zu verrechnen
sind. Die weitere Handhabung wird nach der grundsätzlichen
Klärung der künftigen Rechtewahrnehmung im Werbebereich
Gegenstand der ordentlichen Mitgliederversammlung im Juni
2010 sein.
31
gEBurtstagE
Eine runde Sache
herzlichen
glÜcKwunsch!
GreGor rottschalk
65 jahre
FOTOS: COURTESY OF CHICAGO SYMPHONY ORCHESTRA, MEREDITH HEUER, GEMA, DIETRICH ALEXANDER VON
PLETTENBERG, STEFAN MALZKORN, NEW EARTH RECORDS, LILO RINKENS, ULLA BAUMGART, JAKUB LUDVíK
W
as hat sich Ezra Pound nur dabei gedacht, als er schrieb:
„Je älter man wird, desto mehr schätzt man die Kunst des
konstruktiven Schweigens“? Mögen unsere Geburtstagskinder
pierre Boulez
85 jahre
diese „Kunst“ nie, nie, nie für sich entdecken und stattdessen
mit der Kunst fortfahren, in der sie sich bereits als Meister
erwiesen haben.
happy birthday dear pierre,
what our friendship has meant
to me is beyond description –
from the boulez of baden-baden
to paris and new York has always
been a marvelous musical and
personal revelation and
stimulus to me.
Elliott
cartEr
Komponist
best wishes,
elliott
DiEGEMAGRATUliERTihREn„RUnDEn“GEBURTSTAGSkinDERn
90jAhRE
CURTH FLATOW
GERHARD JAHNEN
KURT REHFELD
HEINRICH SCHACHTNER
JOHANNES SCHADE
RUDOLF
FRANZ WILLI
SUTHOFF-GROSS
HALMICH
WERNER W. WALLROTH HERBERT JOOS
KLAUS LENZ
75jAhRE
PETER MEYER
KARL HANS BERGER
HELMUT MUELLER
RICHARD BERGMANN RUDOLPH
85jAhRE
REINHARD DEUTSCH
SCHAMBECK
PIERRE BOULEZ
HANS HAIDER
WOLFGANG
HANS-GUENTHER BUNZ WALTER HAUPT
THOMA
ROY ETZEL
REIMUND HESS
WEBER EBERHARD
HILDEGUND KIRMSSE
INGFRIED HOFFMANN BERND WEFELMEYER
KURT KUEMPEL
MANFRED HUEBLER
FRANZ MOECKL
MARGARETE JEHN
65jAhRE
KARL MUELLER-SUHL
GEORG KATZER
CHRISTIAN ANDERS
SIEGFRIED RABE
GEORG SCHWENK
JOHANNES BIEBL
AMBROS SEELOS
MICHAEL
80jAhRE
MANFRED WEISS
CHAMBOSSE
CRISTOBAL HALFFTER
GEORG DEUTER
HANS HAMMERSCHMID 70jAhRE
ULRICH GUMPERT
WERNER HEIDER
ALLAN BOTSCHINSKY
SIEGWARD
HORST MUEHLBRADT
HELMUT FACKLER
KASTNING
ROBERT PAPPERT
WOLFGANG
HERMANN KELLER
DIETER SCHNEBEL
GOLDHUBER
JUERGEN KUPFER
32
GeorG
Deuter
65 jahre
ROLAND
LEISTNER-MAYER
PETER EMIL
LUEDEMANN
DIETER LUENSTEDT
ELMAR NODERER
GREGOR
ROTTSCHALK
KRISTIAN SCHULTZE
EWALD STUHLER
RAIVO TAMMIK
JAMES RICHARD
TAYLOR-LORTY
GERD WELKISCH
PETER WILKE
ProF. Harald BantEr
Die GEMA gratuliert ihrem
Ehrenmitglied Prof. Harald
Banter herzlich zum 80.
Geburtstag!
virtuos Ausgabe März 2010
„Als alter drache will ich sachen machen,
die ein junger nicht tut ...“ ich wünsche dir,
lieber drittel-urvater von tabaluga, zu
deinem 65. geburtstag, dass dir von nun an
erst recht so manches aus dem Kopf sprudelt und in die Feder fließt, worüber du
dich selber am meisten wunderst. nur wer
über sich selber noch staunen und
schmunzeln kann, bleibt Kind genug, um
ungefährdet immer erwachsener zu werden. lass dir zeit damit, denn du weißt ja:
in einen Kindertraum passen locker sieben
drachenleben hinein. dein Freund und
mit-urvater von
tabaluga
rolf zuckowski
rolF
zuckoWski
Musiker und Komponist
Walter haupt
75 jahre
ein leben geht in ordnung, wenn man zur
rechten zeit die richtigen leute trifft und
das nicht für einen zufall hält. so ging es
mir und bernd brummbär, als wir uns 1972
mAschine nr. 9 (unsere opium-oper für
das radio) ausdachten. von einer villa am
genfer see, wo wir arbeiteten, fuhren wir
nach münchen, um diesen uns persönlich
unbekannten georg deuter zu treffen,
dessen schallplatte wir auf einem meskalintrip gehört hatten. ich erinnere mich an
sein kleines zimmer, das er bewohnte, an
zwei hamster, die zwischen den elektrokabeln seiner instrumente herumliefen – und
an den kahlköpfigen musiker, den gerade
eine magenverstimmung plagte. georg
deuter war für unsere Arbeit unverzichtbar,
er brachte das
weltall zum Klingen,
denn von dort
sendeten wir unsere
mAschine nr. 9
zur erde. er war
unser galaktischer
musikant. danke,
georg, dafür!
WolF
WondratscHEk
Schriftsteller
virtuos Ausgabe März 2010
sehr geehrter herr haupt, ich wünsche ihnen von herzen
alles gute zu ihrem wunderbaren geburtstag! ich bin
froh, dass ich die möglichkeit hatte, sie kennenzulernen.
die teilnahme an „carmen monumental opera“ war ein
erlebnis und eine riesige erfahrung für mich. dank ihrer
präzision, ihrem gefühl und ihrer Kunst habe ich carmen
im neuen licht kennengelernt und andere ungeahnte
töne des potenzials und der schönheit dieser rolle
aufgedeckt. Als carmen habe ich mich mit ihnen und
dank ihnen wirklich vortrefflich
gefühlt! herzlich, ihre Andrea
Kalivodová
andrEa
kaliVodoVá
Mezzosopranistin
33
VorBild und
lehrmeister
proF. reinhold Kreile beging Jüngst seinen
80. geburtstAg. Freunde und weggeFährten
grAtulieren dem ehemAligen gemA-vorstAnd
und -generAldireKtor, der sich unter Anderem
Als leidenschAFtlicher verFechter des schutzes
geistigen eigentums einen nAmen gemAcht hAt.
FOTOS: GEMA, SCHOTT PROMOTION/STEFAN FORSTER
lieber herr Kreile,
es war erika pluhar, die sang: „es
war einmal – … und es war einmal
schön!“ gewiss meinte sie damit
romantischeres als das urheberrecht und die politik. Aber zutreffend ist es dafür auch.
denn „es war wirklich einmal
schön“… als die Abgeordneten
georg Kahn-Ackermann und ludwig
stiegler, spd, detlef Kleinert, Fdp,
und reinhold Kreile, cdu/csu, das
urheberrecht im deutschen bundestag aushandelten – im Konsens
zwischen den parteien, nahezu
lautlos und ohne lobbygezänk. Auf
diese weise erhielten wir in
deutschland eines der besten
urheberrechtsgesetze der welt.
Aber, ich sagte schon: „es war
einmal.“ denn 1989 schied reinhold
Kreile aus dem deutschen bundestag aus, um sich als juristischer
„musenwächter“ in der gemA den
wirtschaftlichen und ideellen
belangen der gemA-mitglieder zu
widmen.
Aber zuerst ist ihm noch ein besonderer eleganter gesetzlicher coup
gelungen. mit dem „gesetz zur
stärkung des schutzes des geistigen
eigentums und zur bekämpfung der
produktpiraterie“ haben sie in
listiger weise den begriff des
„geistigen eigentums“ in die
deutsche urheberrechtsgesetzgebung eingeführt. ihr vorgehen ist
ein beispiel dafür, wie sie auf ihre
eigenste Art immer wieder die
rechte der schöpferischen menschen im Auge hatten. ihre zeit als
gemA-chef haben sie jüngst als den
34
vierten satz ihrer lebenssymphonie
umschrieben. von ihnen stammt
der hinweis, dass das urheberrecht
die eine seite der medaille ist, deren
andere seite inkasso heißt. eine
treffende umschreibung unserer
tätigkeit.
wenn es um das geld der gemAmitglieder ging, haben sie keine
Auseinandersetzung gescheut.
persönliche Angriffe dabei vermochten sie nicht aus der ruhe zu
bringen. sie parierten mit den
wirkungsvollen worten: „ein gemAvorstand ist nicht beleidigungsfähig.“ ich persönlich danke ihnen
sehr für dieses mantra.
bei ihrem Ausscheiden konnten sie
eine der größten Aufgaben, vor die
die gemA seit ihrem bestehen
gestellt wurde, für abgeschlossen
erklären: die wiedervereinigung der
ost- und westdeutschen urheber
auf dem gebiet musik in einer
gesamtdeutschen gemA. es gibt
nur wenige andere bereiche, in
denen die wiedervereinigung so
lautlos und nahezu problemlos
gelungen ist. mit diesem gelungenen prozess bleibt ihr name in
der geschichte der gemA für alle
zeiten verbunden.
ihr
harald heker
dr. Harald
HEkEr
Vorstandsvorsitzender
der GEMA
gEacHtEt und gEliEBt
Oben: Prof. Reinhold Kreile (r.) mit
Ex-Bundespräsident Prof. Roman Herzog
und dessen inzwischen verstorbener
Ehefrau Christiane. Reinhold Kreile ist
Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes. Unten: Prof. Reinhold Kreile
mit Ehefrau Dr. Eva Kreile
lieber reinhold,
wenn eine harmonische Arbeitspartnerschaft Jahrzehnte wirken
durfte und wenn dabei historische
zeitgrößen wie Jahrhundert- und
sogar Jahrtausendschwellen
überschritten wurden und überdies
geschichtliche gnadenakte wie die
wiedervereinigung des vaterlandes
miteinander erlebt und verarbeitet
wurden, reichen 500 zeichen
einschließlich punkten und Kommata nicht aus, um dem Freund und
partner all das zu sagen, was bei
seinem wechsel vom achten ins
neunte lebensdezennium angemessen wäre. drum kurz und ohne
punkt und Komma von herzen
glück, gesundheit mit gottes
gnade für die kommenden Jahre
und dank, ganz großen dank für
deine lebensleistung wie für deine
Freundschaft.
in verbundenheit und verehrung
dein hans
sikorski
„ein Freund, ein guter Freund, das
ist das schönste, was es gibt auf der
welt.“ dieser evergreen kommt mir
immer dann in den sinn, wenn ich
mich an die zeit mit reinhold Kreile
in der gemA erinnere. in den vielen
Jahren unseres gemeinsamen
einsatzes für die gemA-mitglieder
war reinhold Kreile für mich vorbild
und lehrmeister für einsatz, Können, erfahrung, weisheit, verlässlichkeit, Konzilianz, stil, pädagogischen eros sowie musikalische
und wissenschaftliche leidenschaft.
diese liste von eigenschaften, die
ProF. WilHElM
killMayEr
ProF. Hans
W. sikorski
Komponist
Musikverleger
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
Kunst jedweder Art kann sich nicht ohne
intensive Förderung entfalten. vor allem die
teilweise durchaus
verständlichen
irritationen, die
avancierte neue
musik auslöst,
benötigen als Kompensation leidenschaftliches und
zielgerichtetes
ProF.
Arrangement von persönlichsiEgFriEd
keiten des öffentlichen lebens,
MausEr
um besonderheiten und
Pianist,
Qualitäten, die unter umstän- Musikwissenschaftler
den später von vielen erkannt
werden, nahezubringen und
durchzusetzen. einer der großen mentoren
in diesem sinne war reinhold Kreile, der
nicht nur als direktor der gemA, sondern
auch als privat agierende person unermessliche verdienste für die verbreitung zeitgenössischer musik erworben hat. sein einsatz
war dabei völlig attitüdenfrei, mit einem
fast nüchternen blick immer ganz im dienst
der sache und jenseits profilneurotischen
gehabes. die Klarheit und bescheidenheit
PErsönlicHkEit
einerseits und die unnachgiebige hartZentrale Figur im
näckigkeit andererseits, immer gepaart mit
Vermittlungsbetrieb
einem sensiblen einfühlungsvermögen dem
zeitgenössischer Musik:
spezifisch neuen gegenüber, machen
Prof. Reinhold Kreile
reinhold Kreile zu einer zentralen Figur im
vermittlungsbetrieb der zeitgenössischen musik. im wissen um die
eine wahre Führungspersönlichkeit
dauerhaftigkeit und Kontinuität
auszeichnen, ließe sich bei reinhold
dieses vorbildlichen verhaltens
Kreile spielend verlängern. dass
möchte ich mit großer ehrerbietung
mich heute mit ihm eine herzliche
und höchster dankesbezeugung
Freundschaft verbindet, die hält,
zum runden geburtstag gratulieren.
auch „wenn die ganze welt zusammit herzlichen grüßen!
menfällt“, das ist „das schönste,
siegfried mauser
was es gibt auf der welt“.
ProF. JürgEn
BEckEr
Jurist, Ex-GEMAVorstandssprecher
lieber Freund reinhold Kreile,
dass wir uns schon seit mehr als 50 Jahren freundschaftlich begleiten, ist für mich etwas sehr
besonderes. sei also herzlich willkommen im
Kreise der 80-Jährigen.
nachdem du so viel für die musik und uns macher
getan hast, verdienst du jetzt wirklich eine wunderbare zeit, die von unserem dank angefüllt ist.
lass es dir bitte gut gehen und sei gegrüßt von
deinem Freund
wilhelm Killmayer
richard-strauss-medaille
Die GEMA bezeichnet Richard Strauss gerne als
Vater der GEMA. Seine Inspiration, seine Vision
hat die GEMA„mit-geboren“. Reinhold Kreile hat
sich dafür eingesetzt, dass die GEMA sich weiterentwickeln konnte. Er hat sich wie kaum ein
anderer um das Urheberrecht, die Urheber und
damit auch um die GEMA und um ihre
Mitglieder verdient gemacht. Dafür kennt die
GEMA als höchste Auszeichnung die „RichardStrauss-Medaille“. Vielen herzlichen Dank im
Namen aller Mitglieder der GEMA!
35
eIn WaHrHaFtIger
tauSendSaSSa
„Sierra Madre
del Sur“: Mit
diesem Hit ist
Hans Hee bis
heute in den
Top 10 der
GEMA-Charts
vertreten.
egon l. FrAuenberger
14.11.1931 - 17.11.2009
TExT: FRANK DOSTAL
E
offenes ohr
Er schuf Unterhaltung für
viele Generationen von
Kindern: Egon L. Frauenberger schrieb und produzierte
auch die Hörspiele zu den
Kinderbuchklassikern „Die
kleine Hexe“ und „Der
Räuber Hotzenplotz“ sowie
„Das kleine Gespenst“ und
„Urmel aus dem Eis“.
36
in seiner trAuerAnzeige schrieb
der deutsche textdichter-verbAnd:
egon louis FrAuenberger
schAtzmeister
Freund
boxer
einer von uns
Für uns
er wird immer bei uns sein
in kluger Mann hat mal gesagt: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Egon
L. Frauenberger hat sich und seine Welt sein Leben
lang verändert.
Ein entscheidendes Erlebnis widerfuhr ihm,
als er gerade erst zwölf Jahre alt war. 14 Freunde
und er waren auf dem Weg zum Schwimmen, als
plötzlich ein Fliegerangriff über sie hereinbrach.
Das Haus, in dem sie Schutz suchten, wurde von
einer Bombe getroffen. Alle seine 14 Kumpels wurden erschlagen. Erst nach elf Stunden befreite
man ihn als Einzigen lebend aus den Trümmern.
Ich nehme an, spätestens dann weiß man, welch
Geschenk das Leben ist.
Als die Grauen des Dritten Reichs und seines
Krieges vorüber waren, durchlebte Egon L. Frauenberger seine Pubertät, und ungeschützt traf ihn
etwas direkt auf seinen Solar-Plexus: die JazzMusik. Mit ihrem ganzen Zauber beseelte ihn die
Musik derer, die die einen als Befreier und andere
als Eroberer ansahen. Diese „Dschungel“-Musik
lehrte ihn am eigenen Leibe die magische Wirkung, die Kunst, insbesondere Musik, auf Menschen haben kann. Jazz wurde und blieb eine
entscheidende Komponente im Treibstoff-Mix
seines Lebens. Seine „größten Hits“ wurden seine
zahllosen Erfolge in den Bereichen Kinderhörspiel
und volkstümliche Musik. Was alles er aber sonst
noch in seinen vielen Berufen, Haupt- und Nebentätigkeiten anderes und erfolgreich anders gemacht und getan hat, passt normalerweise nicht
in ein Menschenleben.
Aber Egon L. Frauenberger war dabei kein
Hans Dampf, sondern ein wahrhaftiger Tausendsassa, der seine vielfältigen Talente, seine Neugier
und Fantasie zusammen mit herzlichem Lebens-
wissen nicht nur dem eigenen Vorteil, sondern mit
all der ihm eigenen Energie auch dem Wohlergehen seiner Berufsgenossen zugutekommen ließ.
So hat er sein Leben stets mittendrin, mit und für
andere gelebt.
Ein loyaler Freund, ein Nahkämpfer und Steher ist aus dem Ring gegangen.
„Der Räuber Hotzenplotz“ war weltweit das erste
Hörspiel, das eine Goldene Schallplatte erhielt.
Insgesamt erreichten 50 Produktionen von Egon L.
Frauenberger Gold-Status, viermal gab es Platin.
virtuos Ausgabe März 2010
MIt So VIel leBenSFreude
hAns hee
30.01.1924 - 10.12.2009
TExT: FRANK DOSTAL
D
ie GEMA hat im Dezember 2009 einen Mann
verloren, der eigentlich schon immer da war. Sehr
wenige Mitglieder und Mitarbeiter werden sich an
eine Zeit vor Hans Hee erinnern können. Viele Jahre war er das Gesicht, die Stimme der Textdichter
in der GEMA. Er war für sie Mitglied im Aufsichtsrat, ihr Sprecher, stellvertretender Vorsitzender
des Aufsichtsrats und Präsident des Deutschen
Textdichter-Verbandes.
Die Textdichter (und nicht nur sie) wussten,
buchstäblich zu jeder Tages- und Nachtzeit konnte man sich an ihn wenden, wenn der berufliche
oder private Schuh drückte. Es war nicht nur sein
enormes Wissen über unsere Regularien, aus dem
er jederzeit schöpfen konnte. Vor allem war es
auch seine Fähigkeit, anderen zuzuhören, die ihn
auszeichnete. Sein mit großem Herzen Für-andere-da-Sein machte ihn zu „unserem Hans“. Er hat
zwar oft gewusst, was die Leute hören wollen – darum war er ein so erfolgreicher Textdichter. Aber
nach dem Munde geredet hat er ihnen nie.
Er war jedoch auch kein immer-netter AllesVersteher und Allen-Helfer. Zuallererst war er ein
Naturereignis: ein Mann wie ein Baum. So sportlich, wie er sein ganzes Leben lang war, wäre mancher gern eine Woche lang. Wenn er den Raum
betrat, hat man das gemerkt. Wenn er einen Standpunkt hatte, hat man ihn gehört. Eine Wonne, zu
erleben, wie er auf wildfremde Menschen zuging
und innerhalb von Sekunden in anregenden
Gesprächen sprudelte.
Aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrt,
verschlug es den jungen Schwaben nach Bremen
virtuos Ausgabe März 2010
und er wurde Polizist. Bald schon war er zuständig
für die Verkehrserziehung der Bremer Schulkinder.
Nach Dienstschluss schrieb er Liedertexte für die
neuen Schlager-Solisten und -Gruppen und fürs
Kabarett sowie ganze Sendungen für die neu entstandenen freien Radio-Sender mit ihren neuen
Moderatoren-Stars.
Schon in den 60er-Jahren konnte man seinen
Liedern nicht entkommen, wenn man in Deutschland das Radio oder eine Music Box einschaltete.
Einige von ihnen wurden und blieben derartig bekannt, dass mancher sie für „freie“ Volkslieder hält.
Hans Hees besonderes Interesse galt auch Büchern
über Geschichte und Geschichten aus aller Welt
und dem Reisen in seinem Wohnmobil, in dem so
manche Ausschuss- oder Aufsichtsrats-Sitzung auf
dem GEMA-Parkplatz ausführlich bis zum Morgengrauen weiter erörtert wurde. Stundenlang konnte
man mit ihm immer wieder die Wunder der Sympathie, Freundschaft und Liebe ergründeln. Oder,
dass wir unseren Kindern nie genug oder gar zuviel
Liebe geben können. Da passierte es schon mal,
dass dieser Gedanke ein paar Tränen in den Augen
löste.
Der Name Hans ist die Kurzform von
Johannes, der latinisierten Form des hebräischen
Namens Jochanan, was angeblich soviel heißt wie
„Gott ist gnädig“. Es war wohl eine Gnade, dass
Hans Hee mit so viel Talent ausgestattet war, mit
soviel Kraft, Beharrlichkeit und Erfolg, mit so viel
Lebensfreude und Mitgefühl.
Übrigens: Das letzte Wort, das Hans Hee
sagte, bevor er entschlief, war „Ja“.
ein gruss
der celler
schule
1995 trat Hans Hee
im Namen der
GEMA-Stiftung an
uns heran mit der
Idee, für den
Textdichter-Nachwuchs in Deutschland
Förder- und Ausbildungsangebote zu
entwickeln. Dies war
die Stunde Null der
Celler Schule. Über all
die Jahre ist uns Hans
immer ein treuer Wegbegleiter geblieben,
außerdem ein gern
gesehener Besucher,
streitbarer Diskussionspartner, verlässlicher Ratgeber
und väterlicher
Freund. Wir vermissen
Dich, Hans. Danke
für alles, was Du für
die Celler Schule und
den TextdichterNachwuchs getan
hast! Behalt ein
Auge auf uns!
Im Namen aller
Absolventen
Edith Jeske
Tobias Reitz
37
38
VERANSTALTUNGEN
Berlin
DeutscherMusikautorenpreis2010
DEr
grOSSE
prEiS von
Am 22. April schAut die nAtionAle musikwelt erneut
nAch Berlin: die GemA verGiBt 2010 zum zweiten mAl
den deutschen musikAutorenpreis.
TEXT: mp, bm
FOTOS: ThoMAS RoSENThAL
D
er rote Teppich vor dem axica-Bau in Berlin
ist natürlich noch nicht ausgerollt, aber hinter den
Kulissen liegt er schon bereit. Noch gehen Bankangestellte und Besuchergruppen durch die großen Türen des architektonischen Meisterstücks am
Pariser Platz. In ein paar Wochen werden sie sich
nur für Nominierte, Laudatoren, Gäste und Pressevertreter öffnen. Und auch der gedämpfte Geräuschpegel unter der Glaskuppel des axica-Atriums ist spätestens dann Vergangenheit, wenn
Moderator Dieter Moor die Bühne betritt. Dann ist
im wahrsten Sinne Musik drin – bei der Verleihung
des 2. Deutschen Musikautorenpreises in Berlin.
Am 22. April 2010 ist es soweit: Nach der gelungenen Premiere 2009 feiert die Musikbranche erneut den von der GEMA initiierten Preis. An der
erfolgreichen Philosophie wird nichts geändert:
Wieder stehen unter dem Motto „Autoren ehren
Autoren“ Komponisten und Textdichter für die herausragende Qualität ihrer Werke im Mittelpunkt,
wieder entscheidet eine hochkarätig besetzte
Fachjury über den Weg vom Nominierten zum
Preisträger, wiederum überrascht so manch unerwarteter Laudator „seinen“ Preisträger mit einer
ganz persönlichen Rede und auch in diesem Jahr
sind Preisträger und Details des Abends bis zur
Preisverleihung streng geheim.
Genau diese Spannung machte im vergangenen Jahr den Charme der Veranstaltung aus:
Etablierte und erfolgreiche Urheber saßen neben
38
unbekannten Nachwuchskünstlern, Vertreter aus
Musiksparten trafen aufeinander, deren Lebensund Arbeitswelten sich sonst nie überschneiden.
Und alle warteten nervös auf die Bekanntgabe der
Preisträger, um diese danach gemeinsam zu feiern.
Aber es gab noch mehr, was überzeugte: Dieter
Moor begeisterte das Publikum mit seiner unterhaltsamen Moderation, die modern-fantasievolle
Atmosphäre des axica-Baus bot den passenden
Rahmen. Aus diesem Grund sind Moderator und
Veranstaltungsort dieselben geblieben – so viel
wird vorab verraten. Und es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass der Deutsche Musikautorenpreis
auch im zweiten Jahr unter der Schirmherrschaft
von Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter
der Bundesregierung für Kultur und Medien, steht.
Er begleitete die Auszeichnung vom Gründungsrat
an und verleiht ihr politisch Bedeutung.
Auf den folgenden Seiten finden Sie alles
Wissenswerte, was schon bekanntgegeben werden
kann, bevor am 22. April 2010 wieder die Trophäen
überreicht werden: virtuos interviewte Dieter
Moor, erkundigte sich bei den Preisträgern des
Deutschen Musikautorenpreises 2009, welchen
Platz sie für ihren Preis gefunden haben und
stellt die Jury-Mitglieder vor. Und mit ein bisschen Glück sind auch Sie dabei: bei der Verleihung
dieses in Deutschland einzigartigen Preises, beim
Deutschen Musikautorenpreis 2010.
Am tisch mit… – erleBen sie den deutschen musikAutorenpreis live!
Die festliche Preisverleihung, Gäste aus der gesamten Musikbranche, die Freude der Preisträger – dies können Sie alles
live erleben! Zum Preis von 90,00 Euro pro Karte können Sie bei der Verleihung des 2. Deutschen Musikautorenpreises dabei
sein. Das Kontingent ist aus Platzgründen begrenzt. Alle notwendigen Informationen zum Kartenkauf finden Sie unter
www.musikautorenpreis.de.
Insgesamt werden
beim 2. Deutschen
Musikautorenpreis
zehn Auszeichnungen
in den folgenden
Kategorien vergeben:
Lebenswerk
Nachwuchsförderpreis
(dotiert mit 10.000 Euro)
Dance
Experimentelle Musik
Instrumentalmusik
Jazz
Komposition Rock/Pop
Text Rock/Pop
Text Schlager
Erfolgreichstes Werk des
Jahres (Ermittlung über
Media Control)
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos und ein Bisschen Glück BrinGen sie zum
deutschen musikAutorenpreis
Seien Sie live dabei, wenn am 22. April 2010 in Berlin der
Deutsche Musikautorenpreis verliehen wird – eine E-Mail
oder eine Postkarte an die virtuos-Redaktion kann Ihre Tischkarte für den Festsaal sein.
virtuos verlost zwei Einzelkarten für die Verleihung des
2. Deutschen Musikautorenpreises!
Schicken Sie bis zum 6. April 2010 eine E-Mail an
[email protected] oder eine Postkarte an GEMA, Redaktion
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos, Stichwort Musikautorenpreis, Rosenheimer Straße
11, 81667 München. Erforderliche Angaben: Ihre Adresse und
Ihre GEMA-Mitgliedsnummer.
Teilnahmeberechtigt sind alle GEMA-Mitglieder. Die Gewinner werden nach der Auslosung informiert und erhalten
jeweils eine Eintrittskarte (ohne Begleitung) zur Verleihung.
Anreise und Übernachtung sind nicht im Gewinn enthalten.
Viel Glück!
39
Musik verbindet
dieter moor moderiert erneut den deutschen musikAutorenpreis
inTErviEw: ANGELA PIETZSCh
FOTO: ThoMAS RoSENThAL
Herr Moor, die GEMA schützt Kulturgut. Was
bedeuten für Sie Kunst und Kultur?
Das ist die Frage schlechthin. Ich habe sie mir
irgendwann so beantwortet: Für mich ist Kultur
alles, was nicht Natur ist. Die Natur ist unerreichbar – aber der Mensch möchte mithalten. Also
schafft er Bilder, Plastiken. Der Mensch möchte
also auch schöpfen. Das ist manchmal schon
fast rührend.
Beim Deutschen Musikautorenpreis geht
es explizit um die Kunstform Musik. Wie stehen
Sie als Schauspieler und Moderator zur Musik?
Ich mag Musik sehr gerne und habe auch
lange selbst Musik gemacht. Als junger Mensch
habe ich Geige gespielt – und stand sogar fast vor
dem Musikstudium. Ich war ein richtiger Instrumentenfetischist: Klavier, Ziehharmonika, Blockflöte, Saxofon. Dann habe ich mich allerdings für
das Schauspielen entschieden. Doch bis heute hat
Musik für mich etwas Unmittelbares: Jemand
schreibt ein paar Noten auf und daraus ergeben
sich Emotionen, eine Aussage. Das ist absolut
faszinierend.
War es also etwas Besonderes für Sie, im Mai
2009 den ersten Deutschen Musikautorenpreis
moderieren zu dürfen – und jetzt den zweiten?
Wissen Sie, Musik verbindet Völker und
Kulturen. Das hat man auch an der Stimmung im
Saal gemerkt: Jeder hat den anderen ernst genommen. Die Ehrung von Peter Thomas für sein
Lebenswerk war übrigens mein persönliches
highlight: Dass er in seinem fortgeschrittenen
Alter eine solch spontane Dankesrede hält, war
ein echter Mutmacher. Das war klug und spritzig –
Musik hält also jung und wach.
Welche Resonanz haben Sie von Ihren
Medienkollegen auf den ersten Deutschen
Musikautorenpreis bekommen?
Es gab ein gutes Feedback. Von der GEMA
denkt man ja eher, da sitzen doch die Millimeterpapier-Typen. Aber bei diesem Preis hat man gemerkt, dass es nicht nur ums Abrechnen und um
Rechte geht. Es ging um Musik und Kreativität –
um einen Wert.
Hat sich der Deutsche Musikautorenpreis
im zweiten Jahr denn bereits in der deutschen
Kulturszene etabliert?
Dafür braucht es Zeit. Aber der Deutsche Musikautorenpreis wird auch in diesem Jahr ein
Signal aussenden: Da widmet eine objektive
Instanz den Kreativen ihre Aufmerksamkeit. Bis
das wirklich beim großen Publikum ankommt,
wird es dauern. Dafür ist die Szene zu überfrachtet,
es gibt ja rund 200 Musikpreise in Deutschland.
In den vergangenen Jahren war deutsche
Musik so erfolgreich wie seit der Begeisterung
für Schlager in den 70er Jahren nicht mehr ...
40
Was wurde
eigentlich aus ...?
JUdiTh
hoLofERNES
virtuos frAGte sich: wo stehen wohl die
preise Aus dem jAhr 2009?
prof.
Natürlich habe ich lange überlegt, an welcher Stelle meiner
mAnfred völlig durchgestylten Wohnung dieses gelungene objekt einen
finden könnte. Zunächst schien es in der Nähe der doch
trojAhn Platz
immer einbruchsgefährdeten Eingangstür den richtigen Platz zu
Mein Preis stand, wie angekündigt, am
Anfang tatsächlich im Kinderzimmer, weil er
so schön wippt und klingelt. Leider musste ich
herausfinden, dass er trotz seines robusten Äußeren der Zuneigung eines Dreijährigen nicht
standhalten kann. Jetzt steht er mit einer
charmanten Macke im Arbeitszimmer.
Judith Holofernes, Preisträgerin
in der Kategorie Text Rock/Pop
geben, um das teure Stück gegebenenfalls als Schlagwaffe gegen ungebetenen Besuch
nutzen zu können. Dann fiel die Entscheidung aber doch auf meine Trophäenvitrine,
neben die Urkunde der Bundesjugendspiele 1962, die Anstecker von Micky Maus,
hudora Schlittschuh und Rotary Club und die Auszeichnung für 30 Jahre rücksichtsvolles Autofahren. Dort steht er jetzt, der teure Preis, und mancher fragt sich, ob
ich ihn nicht doch bei eBay ersteigert habe, denn mein Name findet sich ja nicht auf
dem guten Stück. Zu Weihnachten wurde das objekt aber seiner endlichen Nutzung
zugeführt: Am heiligabend habe ich mit dem zarten Glöckchen zur Bescherung
geklingelt ... Prof. Manfred Trojahn, Preisträger in der Kategorie Komposition Sinfonik
Das Gesicht Der Kultur
Jeden Sonntag ist er das Gesicht von „ttt – titel, thesen,
temperamente“: Dieter Moor (51) moderiert das Kulturmagazin der ARD seit gut zwei Jahren. Der gebürtige
Schweizer hat eine Schauspielausbildung und betreibt
in der Nähe von Berlin einen Ökobauernhof.
SmUdo
Es gibt ein neues Selbstbewusstsein. In den
60er und 70er Jahren hat man sich sehr am angelsächsischen Raum orientiert. Bis auf die Schlager
war deutsche Musik nach dem Zweiten Weltkrieg
nicht salonfähig. heute sind junge Musiker freier.
Es ist wie bei einem Baukasten: Sie fragen sich,
was gibt es, was kann ich machen. So wird die
Musik sehr authentisch. Der Niedergang der
großen Labels hat auch etwas Gutes: Es gibt keine
Vorgaben mehr, man kann wieder origineller sein.
Man stellt seine Musik ins Netz und schaut erst
einmal, ob die Leute sie mögen. Noch in den 80er
Jahren hieß es: friss oder stirb, es wurden
Geschäfte mit der Prominenz gemacht.
Ist eine Auszeichnung wie der Deutsche
Musikautorenpreis denn nicht gerade jetzt
besonders wichtig: in einer digitalen Welt, in
der die Urheber eine immer unwichtigere Rolle
spielen?
Natürlich, denn er hält die Sensibilität wach.
Wir leben in einer Zeit der zivilen Überproduktion: Früher musste man sich Komponisten oder
Musiker holen, wenn man Musik hören wollte. Sie
war wertvoll – heute ist sie jederzeit abspielbar.
Wenn das Bewusstsein für die Urheber wieder
steigt, wird auch der Wert der Musik wieder steigen.
Auf was freuen Sie sich besonders am
22. April?
Ich freue mich auf den Abend. Darauf, dass
ich ihn zum zweiten Mal moderieren darf – und
darüber, dass es den Deutschen Musikautorenpreis überhaupt zum zweiten Mal gibt.
Der Preis steht in meinem Büro auf dem
Schreibtisch, an dem ich aktuell sitze und meine Beiträge zum im Frühjahr erscheinenden
Fanta-4-Album erarbeite. Ich bin stolz auf den
Autorenpreis, denn ja, ein Autor, das bin ich.
Smudo, Preisträger in der Kategorie
Text Hip-Hop
Niels Frevert
„Ich bin abergläubisch ... sprich nicht laut
über das Glück von gestern.“
Niels Frevert, Preisträger in der Kategorie
Komposition Independent
martin
Böttcher
Über den Preis habe ich
mich riesig gefreut. Er steht bei
mir im Studio auf dem Flügel zur
Inspiration.
Martin Böttcher, Preisträger
in der Kategorie Filmmusik
Detlev Glanert
Der Preis steht in meiner Bibliothek zwischen den Büchern, „Abteilung‚ Belletristik/
Theater“. Detlev Glanert, Preisträger in der Kategorie Komposition Musiktheater
Peter
Der Preis steht: mit dem Blick auf den
Lago di Lugano, jeden Morgen tipp’
ich ihn an …, er „s(ch)wingt“ mich
in den Tag … – ich fühl mich sehr
geehrt ob dieser Wertschätzung. Liebe
GEMA: mille-fois merci.
Peter Thomas, Preisträger in der
Kategorie Lebenswerk
thomas
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
Annette
humpe
Die Trophäe steht in einer Preis-Sammelecke im Regal, in allerbester Gesellschaft.
Ich habe mich natürlich sehr gefreut, nach 30
Jahren Songwriting einen Musikautorenpreis
zu gewinnen, aber mir fallen sofort viele
Kollegen ein, die ihn auch verdient haben.
Annette Humpe, Preisträgerin in der
Kategorie Erfolgreichstes Werk
Kai-Uwe
KolKhorst
Der GEMA-Preis wirkte für
mich sehr lebensrettend! Bis vor
ein paar Wochen stand er noch in
Lüneburg in meinem Badezimmer, damit ich ihn jeden Morgen
sehen konnte. Nun ist er in Cottbus gelandet, auf dem gemeinsamen Küchenschrank von meiner Freundin und mir – denn ich
konnte endlich zu ihr ziehen!
(Leider ist auch in der Zeit meine
Mutter gestorben.)
Das Geld dient sowohl als
Rücklage als auch zum Anschub
meiner neuen Arbeits- und
Wohnsituation. Es verschafft mir
die Unabhängigkeit, mal ein paar
Auftritte weniger zu spielen und
mich um die neue Platte zu kümmern! Erfreulicherweise haben
sich durch diesen Preis auch ein
paar alte Bekannte (darunter
mittlerweile renommierte Produzenten und Künstler) bei mir gemeldet, um an der nächsten Platte mitzuwirken. Was daraus dann
wird, sollte auf jeden Fall auch
mit zu den Nachwirkungen dieses
Preises zählen. Neues Spiel, neues
Glück – so lässt es sich für mich
zusammenfassen.
10.000-mal bedanken möchte ich mich nochmals dafür. Meine Mutter ersetzt der Preis nicht,
aber wenigstens konnte sie zu ihrem Finale noch mal mächtig
stolz auf ihren Sohn sein!
Kai-Uwe Kolkhorst, Preisträger in der Kategorie Nachwuchs
41
VERANSTALTUNGEN
Die Jury des Deutschen
Musikautorenpreises 2010
DeutscherMusikautorenpreis2010
FOTOS: FRANK RöThEL
thorsten brötzMann, KoMponist, proDuzent
Der 48-Jährige saß bereits 2009 in der Jury: Thorsten Brötzmann weiß
einfach, wie das Musikgeschäft funktioniert. Schließlich hat er als Produzent
und Komponist bereits mehr als 60 Titel in den deutschen Single-Charts
platziert. Die No Angels, Christina Stürmer, Ace of Base, Jeanette und viele
mehr vertrauen auf das Gespür von Thorsten Brötzmann, der seit 1985 als
Profi im Musikgeschäft arbeitet. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet:
zum Beispiel mit mehr als 50 platinfarbenen und Goldenen Schallplatten
sowie vier ECHO-Nominierungen.
henninG sieverts, KoMponist, MusiKer
„Bass, Cello, Komposition“ – so fasst Henning Sieverts (geboren 1966 in Berlin) sein Schaffen
zusammen. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Cello und gewann mit 17 Jahren erstmals bei
„Schüler komponieren“. Sein Studium der Journalistik dient ihm mittlerweile bei den Moderationen
von Jazzsendungen im Bayerischen Rundfunk, sein Hauptaugenmerk gilt aber als Musiker
und Komponist dem Jazz: 85 CD-Produktionen belegen dies ebenso wie Konzertreisen rund
um den Globus.
Moritz eGGert, KoMponist, MusiKer
Er ist Fan des FC Bayern München und der Deutschen Nationalmannschaft – und kann Hobby und
Beruf(ung) verbinden: Moritz Eggert komponierte zur Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 die
Musik. Wenn es nicht gerade um Fußball geht, konzentriert sich Moritz Eggert bei seiner Arbeit auf
Orchester- und Kammermusik sowie auf das Musiktheater. Das Ergebnis: zehn abendfüllende Opern
sowie weitere Werke für Tanztheater und Ballett. Grund genug, Moritz Eggert bereits zum zweiten
Mal in die Jury des Deutschen Musikautorenpreises zu berufen.
ein preis zur rechten zeit
zum ersten mAl wird Beim deutschen musikAutorenpreis in diesem
jAhr ein preis in der kAteGorie jAzz verliehen. henninG sieverts, selBst
jAzz-musiker und -komponist, vertrAt diese kAteGorie in der jury.
Ist der Deutsche Musikautorenpreis für den Jazz besonders wichtig?
Ja, denn Jazz ist eine der kreativsten und lebendigsten
Musikformen unserer Zeit, die genauso viel Aufmerksamkeit
und Förderung verdienen würde wie etwa klassische Musik.
Der Jazz hat es aber generell bei uns viel schwerer, es gibt keine
so starke Lobby und strukturelle Förderung wie in der Klassik.
Insofern ist es toll, dass eine Institution wie die GEMA diesen
Preis auch für den Jazz auslobt.
luKas hilbert, textDichter, KoMponist, proDuzent, MusiKer
Los ging alles mit Udo Lindenberg: Der Ausnahmerocker holte Lukas Hilbert und seinen Bruder
in sein Panikorchester. Ein Jahr später fungierte Hilbert als Lindenbergs Texter und Produzent.
Seitdem zeichnet Lukas Hilbert verantwortlich für die Texte zahlreicher Hits – zuletzt für Nenas
„Wir sind wahr“. Außerdem arbeitete der 37-Jährige unter anderem für Annette Humpe, Die
Prinzen und Dieter Thomas Kuhn. Lukas Hilbert war auch bei der Premiere des Deutschen
Musikautorenpreises Mitglied der Jury.
ruDolF MÜssiG, textDichter, KoMponist, proDuzent
Der Musikprofi begann seine Karriere in der A&R-Abteilung der damaligen Teldec, wo er u.a. mit Peter
Maffay an dessen damaligem Nr. 1-Album „Steppenwolf“ arbeitete. Seit 1983 ist Rudolf Müssig als freier
Autor erfolgreich. Er schrieb Chansontexte für Salvatore Adamo, englische Texte für Frank Duval,
zusammen mit Rolf Zuckowski den Titelsong für die Fernsehserie „Neues vom Süderhof“, komponierte
und textete für zahlreiche Interpreten wie Peter Maffay, Roland Kaiser, Karel Gott, Peggy March, Tom
Astor, Truck Stop, Brunner & Brunner, Semino Rossi, Claudia Jung, Yvonne Catterfeld und Barbara
Schöneberger. Außerdem war Rudolf Müssig 17 Jahre lang als Songschreiber und Produzent für die
großen Erfolge der Schürzenjäger verantwortlich. Aktuell hat er die Alben von Roger Whittaker und
Wencke Myhre geschrieben und produziert.
Aber es gibt doch kommerziell sehr erfolgreiche JazzMusiker, zum Beispiel Till Brönner …
Das Besondere am Jazz ist, dass er ein Riesenspektrum abdeckt. Till Brönner macht populär-verständliche Musik, die
dennoch sehr hochwertig ist. Dann gibt es Musiker, die gar
nicht auf den Kommerz schauen. Deren Musik ähnelt der zeitgenössischen Klassik: Sie ist komplex, das ist keine Berieselung,
die man nebenbei hört. Man muss sich hinsetzen, sich bewusst
Zeit nehmen. Für diesen Aufwand werden die Zuhörer aber
auch durch äußerst anregenden Kunstgenuss entlohnt, der
einem sonst entgehen würde!
proF. ManFreD troJahn, KoMponist
Vom Preisträger zum Jury-Mitglied: Bei der ersten Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises
wurde Prof. Manfred Trojahn in der Kategorie Sinfonik ausgezeichnet. Nun hat er als Juror selbst die
Qual der Wahl. Qualifiziert ist er dafür allemal: Trojahn zählt zu den profilierten Persönlichkeiten
im deutschen Musikleben der Gegenwart. Der 1949 in Cremlingen bei Braunschweig geborene
Komponist und Dirigent studierte Orchestermusik in Braunschweig und Komposition bei Diether
de la Motte in Hamburg; für sein Schaffen wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen
ausgezeichnet. Er ist Professor für Komposition an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf
und u.a. Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und stellvertretender Direktor der
Abteilung Musik der Akademie der Künste in Berlin. 2004 bis 2006 war er Präsident des
Deutschen Komponistenverbandes.
42
Bekannte Jazzinterpreten gibt es viele. Was bedeutet es
in der Szene, dass die GEMA die Urheber ehrt?
Das ist besonders wichtig, denn viele Leute denken, dass
wir Jazzer vor allem Standards nachspielen. Aber es gibt eine
Vielzahl an interessanten Jazzkomponisten in Deutschland, die
in großer stilistischer Vielfalt hochklassige Werke schaffen. Ich
moderiere ja beim Bayerischen Rundfunk Jazzsendungen und
habe angesichts des riesigen outputs an neuen, hochklassigen
CDs stets die Qual der Wahl: Was kann ich vorstellen, was muss
ich weglassen?
Wird der Deutsche Musikautorenpreis in der Kategorie
Jazz Ihrer Musikrichtung einen kleinen Auftrieb verschaffen?
Das Klischee, Jazzer dudeln nur so rum, ist weit verbreitet.
Deswegen ist es gut, dass der Jazz beim Deutschen Musikautorenpreis gut repräsentiert wird. Wissen Sie, der Jazz sollte genauso gefördert werden wie oper oder Kammermusik. Die
Richtung stimmt im Moment: eine überparteiliche Initiative im
Bundestag setzt sich für Jazzclubs ein, die Messe „jazzahead!“
hat sich als wichtiger Treffpunkt etabliert und im Mai verleiht
die Musikindustrie erstmals eigene „Echo Jazz“-Awards – in 13
Kategorien! Da ist der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA
doch in bester Gesellschaft und kommt genau zur rechten Zeit!
alexanDer zucKoWsKi, KoMponist, MusiKer
Der Sohn von Rolf Zuckowski hatte nach eigener Einschätzung keine andere Chance, als Begeisterung
für die Musik seines Vaters zu empfinden – bereits mit fünf Jahren fand er sich in einem Tonstudio
mit Mikrofon in der Hand wieder, von da an ließ ihn die Musik nicht mehr los. Nach dem Abschluss
seines Biologie-Studiums schrieb (und schreibt) er unter anderem Lieder für Sasha, Udo Lindenberg
und Patrick Nuo. Aktuell spielt „Ali“ Zuckowski (geboren 1974 in Hamburg) zudem in der Band von
Sasha Gitarre und schrieb zusammen mit Robin Grubert und Sasha einen Großteil der Songs des
Album „Good News on a Bad Day“.
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
43
Veranstaltungen
MIDEM 2010
am stand von Cannes
Besser lassen sich politiK unD savoir-vivre nicht verBinDen:
Die miDem in cannes war auch in Diesem Jahr treffpunKt Der musiKBranche.
ehrensache für Die Gema, traDitionsGemäss vor ort zu sein.
A
lle Jahre wieder … beginnt das Musikbranchen-Jahr mit der MIDEM in Cannes. Und genauso traditionell ist der Eröffnungstag von der
GEMA geprägt, selbstredend in den Hallen der bedeutenden Musikmesse aber auch da, wo jeder gerne seine Zeit verbringt: am Strand von Cannes.
Entsprechend begehrt sind natürlich auch die
Einladungen zum Lunch an der Croisette.
DDEX: einheitlicher
Standard für OnlineMusikvertriebe
standeröffnung (v.l.) Cornelia Much (Midem), Prof. Dieter Gorny
(BVMI), Hans-Joachim Otto (FDP), Steffen Kampeter (CDU), Dagmar Sikorski
(DMV), Dr. Harald Heker (GEMA) und Paul Zilk (Midem)
Gema-lunch am
stranD von cannes
Immer noch politisch, dabei aber auch genussvoll ging es beim GEMA-Lunch am Strand von
Cannes weiter – zum dritten Mal im Restaurant
„Plage Ondine“, leider bei strömendem Regen. Dennoch der richtige Rahmen, um in ungezwungener
Atmosphäre die Gäste über die Belange der GEMA
zu informieren.
Dr. Harald Heker nutzte die Gelegenheit für
die offizielle Vorstellung der HarmonisierungsKooperation: „Gemeinsam mit sieben unserer
Schwestergesellschaften fordern wir eine einheitliche EU-Richtlinie, die insbesondere den kleineren
Verwertungsgesellschaften die Rechtssicherheit
gibt, die für den Erhalt der kulturellen Vielfalt in
Europa dringend benötigt wird. Die MIDEM in
Cannes bietet den optimalen Rahmen, das Ziel
unserer Kooperation international zu positionieren.“
(siehe Artikel S. 22)
gute gesPrÄCHe Guido Evers (GVL), Maren Ruhfus (GEMA),
Vom faCH Rudy Holzhauer (Progressive
Musikverlag) und Debbie Stones (PRS For Music)
Hans-Joachim Otto mit Dr. Harald Heker
44
geselliger
austausCH
MIDEM NEWS
Deutscher
GemeinschaftsstanD
Getreu der Philosophie eines Gemeinschaftsstandes begrüßten Dagmar Sikorski (DMV-Präsidentin) und Dr. Harald Heker (GEMA-Vorstandsvorsitzender) zunächst auf der Messe gemeinsam die
(inter)nationalen Gäste.
Gleich drei Vertreter der Bundesregierung,
Staatsminister Bernd Neumann und die Parlamentarischen Staatssekretäre Steffen Kampeter und
Hans-Joachim Otto, waren ebenfalls bei der Eröffnung mit dabei. Themen der Eröffnung: die Pläne
der Bundesregierung zum Schutz des Urheberrechts
und die Harmonisierung des Wahrnehmungsrechts
in Europa.
staatsminister
BernD neumann,
BeauftraGter Der BunDesreGierunG für Kultur unD
meDien, im interview
Linkes Foto: (v.l.) Jörg
Evers, GEMA-Aufsichtsratsvorsitzender, und
Bettina Müller (GEMA)
Mitte:
Siegfried Loch (ACT
Music & Vision) mit
Ehefrau Sissy beim
Lunch im Plage Ondine
TEXT: mp
FoTos: REED MIDEM, DENISE DEMARZIANI
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
45
Im Umfeld der MIDEM
gaben GEMA, CELAS
GmbH, PAECOL GmbH,
PRS for Music (Großbritannien) und SACEM
(Frankreich) eine
zukunftsweisende
Übereinkunft bekannt:
Mit dem DDEX
ÜbermittlungsStandard kann jeder
Online-Musikvertrieb
mit der gleichen
Technologie seine
Verkaufszahlen für
die Lizenzabrechnungen
an die teilnehmenden
Musikrechte-Organisationen melden. Das
vereinfacht den
Meldeprozess und
spart Kosten.
Digital Data Exchange
(DDEX) wurde 2006 von
Majorlabels, OnlineMusikvertrieben und
Musikrechte-Gesellschaften gegründet.
Die Mitgliedschaft
bei DDEX steht jeder
Organisation und Firma
offen, deren geschäftlicher Schwerpunkt im
Bereich der digitalen
Medien liegt.
www.ddex.net
Bernd
Neumann:
Schutz des
geistigen
Eigentums als
größte kulturpolitische Herausforderung
Die GEMA fordert eine einheitliche europäische Richtlinie im Rahmen der Harmonisierung
des Urheberrechts-Wahrnehmungsgesetzes. Was
tut die Bundesregierung in dieser Beziehung?
Der Koalitionsvertrag sagt dazu schon alles –
den betreffenden Text habe ich selbst dort einfügen
lassen: „Wir benötigen einen einheitlichen europäischen Rechtsrahmen für die Verwertungsgesellschaften.“ Es ist also unverzichtbar, dass wir in Europa zu mehr Vergleichbarkeit kommen, dass soziale
und kulturelle Aktivitäten, die über den eigentlichen
Auftrag der Verwertung der Lizenzen hinaus gehen,
auch weiterhin möglich bleiben. Als Bundesregierung werden wir versuchen, dies zielführend umzusetzen, so schwer es auch sein mag.
Planen Sie während dieser Legislaturperiode
Arbeitsgruppen oder runde Tische, die unter Ihrer
Leitung stehen werden?
Der Schutz des geistigen Eigentums durch
das Urheberrecht im digitalen Zeitalter ist für mich
ohnehin eine der größten kulturpolitischen Herausforderungen und kann auch nicht nur alleine von
Deutschland bewältigt werden. Hierzu wird es eine
Reihe von Gesprächsrunden geben: Justiz- und
Wirtschaftsministerium werden sicherlich einige
durchführen. Auch in meinem Haus haben wir entsprechende Absichten, wir wollen die kulturelle
Dimension besonders beleuchten.
Was wünschen und raten Sie der GEMA für das
Jahr 2010?
Die Gema möge selbstbewusst sein, denn ihr
Auftrag ist unverzichtbar und ihre Existenz ist, zumindest von vernünftigen Leuten, unbestritten. Sie
möge sich konstruktiv auf Kritik einlassen und das,
was zu verändern ist, verändern. Aber es gibt keinen
Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da die
GEMA eine der größten Verwertungsgesellschaften
in Europa ist und dies zu Optimismus Anlass gibt.
45
Veranstaltungen
anzeiGe
60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Observer
mit 60 tollen
Jahren …
Gema unterstützt JuGenDwettBewerB „herzlichen
GlücKwunsch DeutschlanD“
TEXT: mp
FoTo: BMI, HANS-JOACHIM M. RICKEL
D
ieser Geburtstag ist ein Ständchen wert: 60
Jahre Bundesrepublik Deutschland! Die GEMA war
bei der Suche nach der musikalischen Gratulation
natürlich mit dabei: Als Jury-Partner beim bundesweit größten Jugendwettbewerb „Zeigt uns Euer
Deutschland: gestern – heute – morgen“ im Jubiläumsjahr. „Wir reißen Mauern ab“ lautet der Siegertitel von Christina Schorner, Anja Viehhauser und
Felix Merl aus der Jahrgangsstufe 12 der Berufsoberschule Schwandorf. Ihr Preis: ein Tag im Tonstudio.
So sieht Nachwuchsförderung zum runden Geburtstag der Bundesrepublik aus!
V.l.n.r. Innenminister Thomas de Maizière, Christina Schorner und Anja Viehhauser (Gewinner),
Moderatorin Palina Rojinski, Felix Merl (Gewinner), Joachim Harbich (Direktor Marketing, GEMA)
ErkENe:rVorM
-Mitglied
GEMA mlung,
versam ni 2010
Ju
28. - 30. erlin
in B
Das Modell Zukunft
„eu oBserver“: Gema DisKutiert auf internationaler eBene
TEXT: mp
FoTo: ERIK LUNTANG-JENSEN
D
rei Diskussionsrunden, 15 Teilnehmer, 170 engagierte Zuhörer – das sind die blanken Zahlen der
„EU Observer“-Konferenz, die im Dezember 2009
Experten und Medienvertreter nach Brüssel lockte.
Thema: „Online Contents and Creative Rights“. Für
die GEMA war Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Evers
bei einer der Diskussionsrunden mit dabei. Als einziger Vertreter einer europäischen Verwertungsgesellschaft platzierte er bei der Expertentagung die
Belange und Forderungen der GEMA für die digitale
Zukunft. Mit Jörg Evers diskutierten unter dem
Motto „Get paid, when you get played“ mit Mary
Honeyball (Großbritannien), Cecilia Wilkström
(Schweden) und Jean-Eric de Cockborne (Frankreich) hochrangige EU-Parlamentarier mögliche
Zukunftsmodelle – und die Verantwortlichkeiten
von Politik und Verwertungsgesellschaften. Unterstützung erhielt Jörg Evers aus dem Plenum: Von
dort aus betonte Aufsichtsratsmitglied Frank Dostal
die Bedeutung des kulturellen Schaffens der Urheber in einer digitalen und für eine digitale Welt.
46
„Train“-ing
for
kids.
„get Paid, wHen you
get Played“:
GEMA-Aufsichtsratvorsitzender Jörg Evers bei
der Diskussion über Zukunftsmodelle des Urheberschutzes
auf digitaler Ebene
virtuos Ausgabe März 2010
Ein Gespür für die Wärme des Holzes, für Farben und Formen und für die kleinen
Dinge, die uns spielerisch fördern und begreifen lassen. Das zeichnet die Spielideen
von Eichhorn aus.
www.eichhorn-toys.de
Das musiKGeschäft hat sich Durch Das weB 2.0
Dramatisch veränDert. „social meDia“ sinD in aller munDe:
Dahinter verBerGen sich BeKannte namen wie myspace,
XinG, twitter unD co. Doch welche Dieser online-netzwerKe eiGnen sich für musiKurheBer?
TEXT: BIRGIT MIRIAM HERING
FoTos: HARALD HOFFMAN, EMI/GEORG ROSKE, CHRISTOPHER DIERKS, NILS RODEKAMP
D
ie Philosophie des Web 2.0 bietet
die idealen Voraussetzungen für Musikurheber, sich Social Media zu bedienen.
Der Begriff Web 2.0 geht auf den US-Publizisten Tim O’Reilly zurück, der im Jahr
2003 ein neues Internetphänomen beschrieb: Der Internetnutzer ist heute
nicht mehr nur Konsument, sondern generiert selbst Inhalte und tauscht sich
mit anderen Internetnutzern aus.
Kein Wunder also, dass immer mehr
Social-Media-Seiten wie Pilze aus dem
Boden schießen. Gemeinsam ist ihnen,
dass man dort ein persönliches Profil anlegen und sich mit anderen Nutzern
vernetzen kann, das heißt man sammelt
„Kontakte“ oder „Freunde“ und hat meist
die Möglichkeit, Nachrichten an sein
Netzwerk zu versenden, Interessensgruppen beizutreten und ein OnlineTagebuch zu führen, einen Blog. Auf diese Weise können sich Nachrichten, aber
auch die Entdeckung einer neuen Band
wie ein Lauffeuer verbreiten.
mythos
myspace-wunDer
Legendäres Beispiel hierfür ist die
britische Musikgruppe Arctic Monkeys.
Ihre Erfolgsgeschichte begann zu einer
Zeit, als soziale Netzwerke gerade im Kommen waren. Die Band bot ihre Lieder auf
ihrer Homepage zum Herunterladen an,
verteilte kostenlose Demo-CDs auf Konzerten, wurde in ersten Blogs erwähnt, eine
MySpace-Seite folgte – und löste eine re-
gelrechte Hysterie aus. Als ihre erste
Single, „I Bet You Look Good on the
Dancefloor“ dann am 5. Oktober 2005 veröffentlicht wurde, landete sie gleich auf
Platz eins der britischen Single-Charts.
Auch die Schottin Sandi Thom avancierte
2006 mit ihren selbstgemachten KellerVideos innerhalb kürzester Zeit zum
MySpace-Wunder. Ebenso wie die britische Sängerin Lilly Allen, deren Lieder
auf MySpace über 1,5 Millionen Mal angehört wurden.
MySpace gilt als die größte MusikGemeinschaft weltweit und als Karrieresprungbrett. Daneben gibt es jedoch viele
andere Plattformen, die Musikschaffende
nutzen können, um mit ihren Fans zu
kommunizieren, ihre Musik zu vermarkten, um bekannt zu werden, einen Produzenten zu finden oder Aufträge zu bekommen. Doch welche Netzwerke sind für den
Erfolg im Musikgeschäft entscheidend?
Die Antwort liegt bei einem Thema, bei
dem es ums Netzwerken geht, auf der
Hand: Die Mischung macht’s. Musikgruppen beispielsweise nutzen heute meist
mehrere Plattformen und verlinken sich
auf ihrer Homepage mit diesen. Interessant sind besonders die Seiten, auf denen
sich die Fans vorwiegend aufhalten. Für
junge Bands kommt beispielsweise die
studentische Community StudiVZ infrage. Für Filmmusiker oder Komponisten
ist eher das Business-Netzwerk Xing interessant, etwa um Aufträge zu akquirieren.
Hilfreich kann hier www.cloudtracker.fm
sein, ein kostenpflichtiger Beobachtungsdienst für soziale Netzwerke, der transparent macht, wie viele Besucher auf den
jeweiligen Profilen zum Beispiel bei Facebook oder Twitter unterwegs sind.
authentische
KontaKte?
Ein weiteres Argument für Social
Media: Authentizität ist en vogue. Musikgruppen, Textdichter, aber auch Komponisten sind heute viel stärker und
persönlicher in die eigene Vermarktung
eingebunden. Sie sind durch soziale
Netzwerke viel greifbarer für Fans und
näher dran an wichtigen Geschäftskontakten. Viele pflegen ihre Netzwerke persönlich, für manche Künstler übernehmen das Agenturen. Manch ein
etablierter Künstler geht nicht mit der
Zeit und verzichtet gar auf jegliche Social
Media, so etwa Helge Schneider. Es
existiert zwar ein Facebook-Profil auf
seinen Namen, in dem regelmäßig etwas
veröffentlicht wird. Von ihm stammt es
aber nicht, sagt sein Management. Wer
steckt dann dahinter? Wahrscheinlich
genießt es ein Fan, virtuell in die Haut
von Helge Schneider zu schlüpfen. An
diesem Fall wird ganz schnell klar, dass
im Internet nicht immer alles echt ist.
Auch die GEMA twittert.
Schauen Sie rein unter
www.twitter.com/GEMADialog
49
trends
MusIkschaffEnDE IM IntErnEt
ToM GAEBEl,
SäNGEr, koMpoNIST uND TEXTDIchTEr
DEr ToM-GAEBEl-BIGBAND
Social Media sind für mich faszinierend, weil man sich direkt, ungefiltert und zu jeder Tages- und Nachtzeit über alles
austauschen kann. Ich nutze seit langem und am intensivsten MySpace – dort ist mein Blog, den ich mit großer Freude
schreibe, und dort habe ich 46.000 „Freunde“. Vor einiger Zeit habe ich aber auch Facebook und Twitter für mich entdeckt
und Spaß daran entwickelt. Und bei beinahe jedem Konzert sind „Freunde“und „Follower“ aus verschiedenen Social Media,
wie ich durch Gästebucheinträge, Comments und Tweets erfahre. Ich nutze MySpace, Facebook und Twitter zur Promotion für
berufliche Dinge genauso wie zum Zeitvertreib. Jeder kleine, mittlere und große Baustein trägt zum Erfolg des Ganzen bei. Welcher wie viel genau, traue ich
mich nicht zu beurteilen.
DANIEl SchMIDT, SäNGEr,
koMpoNIST uND TEXTDIchTEr
DEr BAND BAkkuShAN
Für uns sind folgende Social Media nach ihrer
Gewichtung besonders interessant: MySpace,
Facebook, Twitter, StudiVz und Last.fm.
Andere Plattformen bieten zwar ähnliche
Funktionen, sind aber weniger gut vernetzt.
MySpace nutzen wir wie eine Band-Homepage, da es viele Möglichkeiten
der Präsentation und Vernetzung bietet. Dazu gehören ganz klar der
Musicplayer und die Fotogalerie, aber auch die Statusmeldung: Alle
„Freunde“ werden mittels kurzer Meldung auf ihrer Seite automatisch
über neue Fotos oder Songs benachrichtigt und so auf dem Laufenden
gehalten. Wir kommunizieren viel mit unseren Fans über die Plattform. Ein
weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Shopsysteme einzubinden.
Twitter und Facebook nutzen wir für kurze „breaking News“. Teilweise
lassen sich Plattformen auch untereinander verknüpfen. Dadurch kann
man beispielsweise eine kurze Mitteilung auf Twitter schreiben, die dann
automatisch überall erscheint. Die Eigenpräsentation bei MySpace hat
gerade am Anfang einen sehr großen Beitrag zu unserer Bandkarriere
geleistet.
chrISTophEr DIErkS,
FIlMkoMpoNIST
Zu meinem beruflichen Erfolg haben
Social Media auf jeden Fall
unterstützend beigetragen. Über
Xing beispielsweise kam ein Treffen
zustande, aus dem ein Auftrag
entstanden ist. Auch habe ich schon
Producer über Xing kontaktiert, die mir andere Kontakte
vermittelt haben, beispielsweise zu Filmproduzenten oder
Werbeagenturen. Das Gute daran ist, dass die Hemmschwelle,
jemanden anzuschreiben, viel niedriger ist, als jemanden
anzurufen. In allen Social Media unterwegs zu sein, geht mir aber
zu weit, das kostet einfach zu viel Zeit. Xing ist derzeit am
interessantesten. Bei LinkedIn bin ich eine Karteileiche. MySpace
nutze ich zwar für meine Außendarstellung, trotzdem ist die
Bedeutung von MySpace eher am Abklingen. Das merkt man an
den Homepages von Musikern und Produzenten, die verlinken sich
jetzt eher mit Facebook als mit MySpace. Da muss ich demnächst
auch mal rein. Ansonsten nutze ich in erster Linie meine eigene
Homepage, um News zu veröffentlichen.
MATZE hIElSchEr,
BASSIST DEr BAND VIrGINIA JETZT!
Social Media finden wir sehr spannend. Die Bedienung und Gestaltung von MySpace ist noch immer eine Katastrophe,
daher nutzen wir es nur als bürokratische Pinnwand, veröffentlichen Tourdaten und Musik, das war’s. Einfach, toll und
nachvollziehbar sind dagegen Twitter und Facebook. Man kann dort viel Quatsch machen und mit den Fans kommunizieren. Wir fragen Fans, auf welche Lieder sie live Bock haben, welche Farbe das Tourshirt haben soll oder wo man nach dem
Konzert noch gut rumhängen kann. Dank Social Media bekommt man innerhalb kürzester Zeit hilfreiche Meinungen –
oder auch mal einen Schlafplatz. Extrem hilfreich für uns war der Cloudtracker. Durch den konnten wir sehen, wo sich unsere Fans tummeln, denn man
kann oder will ja nicht immer und überall sein. Ob Social Media zum Erfolg in unserer Bandkarriere begetragen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich
kann nur sagen, dass sie Spaß machen, ich interessante Menschen getroffen habe und dadurch kreative Dinge entstanden sind.
Virtuos hat einiGe Der wichtiGsten sozialen netzwerKe zusammenGestellt:
lAST.FM
STuDIVZ
lINkEDIN
MySpAcE
TWITTEr
XING
FAcEBook
FlIckr
Riesiger Musikdienst mit Liedern,
Videos, Bildern, Hitlisten, Künstlerbiografien, Konzerten und einem
Radio. Erlaubt das Finden und
Vernetzen mit Gleichgesinnten und
bringt Vorschläge zu neuer Musik,
die dem eigenen Geschmack
entspricht. Bietet kaum professionelle Networking-Möglichkeiten.
Hat knapp sechs Millionen
Mitglieder. Über ein Edelprofil
haben Musiker auf den drei
Plattformen StudiVZ, SchülerVZ
und MeinVZ die Möglichkeit, sich
vorzustellen und Konzerttermine,
Fotos und Videos zu veröffentlichen. Portal besonders für junge
Internetnutzer.
Ein Geschäftsportal zum Austausch
von Informationen, Ideen und
Karrierechancen. Seit Februar 2009
gibt es eine deutschsprachige
Version. Inzwischen hat LinkedIn
55 Millionen Mitglieder weltweit,
in Deutschland 850.000. Besonders
sinnvoll für alle Profis in der
Musikbranche.
Eine der größten Musik-Plattformen weltweit (rund 4,86
Millionen Nutzer in Deutschland).
Dort lassen sich Playlists einbinden, Tourdaten veröffentlichen und
Videos einstellen. Über fünf
Millionen Bands und Komponisten
haben ein MySpace-Profil, 450.000
allein in Deutschland.
Tagebuchartige Beiträge
in SMS-Länge und Echtzeit für
den direkten Kontakt beispielsweise zu den Fans. Man kann
die „Tweets“abonnieren und
selbst abonniert werden.
Ihre Länge ist ideal, um sie
unterwegs auf dem Handy
abzurufen.
Mit acht Millionen Mitgliedern
in Europa eines der führenden
Portale für die berufliche Kontaktpflege. Bei Xing (früher OpenBC)
kann man seinen Lebenslauf
einstellen und updaten, ein
Netzwerk aufbauen und pflegen.
Gute Plattform für die Suche nach
neuen Geschäftskontakten.
Mit 350 Millionen Nutzern die
größte Internet-Community
weltweit. Wird häufig privat
genutzt, um sich mit Familie,
Freunden und Kollegen auszutauschen und vor allem Fotos
einzustellen. Anmeldung als
Einzelperson oder auch als
Band möglich.
Eine der weltweit führenden
Foto-Gemeinschaften. Mit 3,8
Millionen Mitgliedern in
Deutschland ist Flickr hierzulande
die Nummer eins. Die Bilder
können mit Suchbegriffen (Tags)
versehen und so gefunden werden.
Wird von Musikschaffenden und
Fans genutzt.
48
virtuos Ausgabe März 2010
virtuos Ausgabe März 2010
49
Der
Tonjäger
51
trends
Inspiration von oben
voGelstimmen waren seine trophäen: olivier
messiaen finG ihre schönheit in seinen
Kompositionen ein. eines seiner hauptwerKe,
„livre Du saint sacrement“, wirD Jetzt in Der
einspielunG von paul JacoBs erstmals DiGital
veröffentlicht.
TEXT: MARKUS LIPP
E
olIVIEr
MESSIAEN –
SEIN lEBEN IN
kürZE
1908 wurde Olivier
Messiaen in Avignon
geboren und genoss von
1919 bis 1930 eine
Ausbildung am Conservatoire de Paris, der Stadt, in
der er ab 1931 sechzig
Jahre lang als Organist
tätig wurde. Während
seiner Kriegsgefangenschaft 1940 in Görlitz
entstand „Quatuor pour la
fin du temps“, bereits mit
Vogelstimmen. Von 1941
bis 1978 unterrichtete er
Komponisten wie Boulez,
Stockhausen und Xenakis.
Mit Yvonne Loriod
heiratete er 1961 eine
Pianistin, die ihn in seinem
musikalischen Schaffen
stark unterstützen sollte.
Seine einzige Oper „Saint
François d’Assise“
komponierte er 1975 bis
1983. Im Jahr 1992 starb er
in Paris.
50
in Morgen in der Camargue. Blühende Schwertlilien und Tamarisken. Im
Schilf schmettern Singvögel, durchs Wasser waten Flamingos. Da stapft ein Mann
durch das sumpfige Gelände. Er notiert mit
Bleistift rasend schnell etwas auf einem
Notizblock. Das muss er auch, denn seine
Arbeit lässt ihm keine Zeit. Dieser Mann ist
auf der Jagd.
Es ist keine gewöhnliche Pirsch. Olivier
Messiaen (1908 - 1992) fängt Töne ein.
Vogelstimmen, die er akribisch in Echtzeit
zu Papier bringt, analysiert und in seinen
Kompositionen verarbeitet.
Die musiKGeschichte aus
Der voGelperspeKtive
Vogelstimmen in der Musik, das ist
grundsätzlich keine ganz neue Idee. Schon
1577 imitiert sie Clément Janequin in seinem „Chant des oiseaux“. Im FrühlingsTeil seiner „Vier Jahreszeiten“ lässt Vivaldi
drei Violinen wie Vögel durcheinanderzwitschern. Auch Couperin, Haydn, Ravel
und Prokofjew haben Vogelgesang hier
und da einbezogen.
All diese Komponisten benutzen Vogelstimmen jedoch bloß als wenig differenzierte, illustrative Einsprengsel oder
Untermalungen. Was hingegen Messiaen
tut, geht weit darüber hinaus.
Messiaen ist der erste Komponist, der
die Struktur der Vogelgesänge wissenschaftlich erforscht und sie zu „Hauptstimmen einer emanzipierten Polyphonie“
(Hans-Jürgen Schaal) werden lässt.
pilGerfahrt mit piep-show:
„livre Du saint sacrement“
Was Messiaens Arbeit ausmacht, lässt sich
besonders gut an seinem „Livre du Saint
Sacrement“ für Orgel erkennen, das in
diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert.
„Das Buch vom Heiligen Sakrament“
erzählt Messiaen in 18 anschaulichen, oft
lautmalerischen Tableaus. Nummer VIII,
„Institution de l’Eucharistie“, konzentriert sich auf Jesu Worte beim Letzten
Abendmahl: „Dies ist mein Leib. Dies ist
mein Blut.“ Erschreckende Worte, zugleich voller Hoffnung.
Musikalisch könnte man nun diese
Hoffnung etwa durch Dur-Akkorde versinnbildlichen, die Moll-Akkorde überstrahlen. Serielle Komponisten würden
vielleicht den Buchstaben „HOFFNUNG“
Tonparameter zuordnen. Was aber tut
Messiaen?
Er lässt den Ruf der Nachtigall als Zeichen der Hoffnung erschallen. Eine Nachtigall, die Messiaen in Jerusalem hörte, als
sie durchs Fenster in den Abendmahlssaal
sang. Für das „Livre“ hatte der damals
76-Jährige die Reise ins Heilige Land unternommen, um die Vogelstimmen einzufangen, die wahrscheinlich schon Jesus
gehört hatte.
Beides ist typisch für Messiaen: erstens das akribische Nachforschen an
„Originalschauplätzen“, zweitens die Verwendung des Vogelgesangs für frohe,
transzendente Themen. Wie Messiaen
dazu kam?
„ihm fällt nichts mehr ein“
Zunächst wird Messiaen bekannt als
ein Vater der seriellen Musik. Damit ist er
Mitte des 20. Jahrhunderts ganz auf der
virtuos Ausgabe März 2010
Höhe der Zeit. Als er sich jedoch bald mehr
und mehr den Vögeln zuwendet, erntet er
von seinen Kollegen Unverständnis: „Ihm
fällt nichts mehr ein“, dieses nüchterne Urteil etwa soll Karl Heinrich Wörner gefällt
haben.
Messiaen war an einen Punkt gekommen, an dem ihn das strukturelle Puzzlespiel
der seriellen Musik nicht mehr überzeugte.
In seinen eigenen Worten: „Was blieb mir übrig als dies: das wahre, verlorene Gesicht der
Musik irgendwo draußen zu suchen, in den
Wäldern, in den Feldern, in den Bergen oder
an der Küste, unter den Vögeln.“
Dieses Zitat lässt erahnen, worauf es
Messiaen ankommt: Er sucht den Urgrund
der Musik, den Widerklang der Schöpfung.
Als solchen erkennt der tief religiöse Katholik den Gesang der Vögel. Und so nehmen
in seinen Werken biblische Themen großen
Raum ein.
„Das GeGenteil Der zeit“
Welche spirituelle Bedeutung Vögel
für Messiaen haben, formuliert er so: „Die
Vögel sind das Gegenteil der Zeit. Sie stellen unsere Sehnsucht nach dem Licht dar
(...).“ Messiaen spielt darauf an, dass der
Vogelgesang kompositorisch ohne Anfang
und Ende sei, keiner festen Metrik folge
und also quasi zeitlos sei.Vogelgesang also
als Fingerzeig Gottes auf die Ewigkeit, als
eine Art akustisches Konfetti, das der Herr
vom Himmel fallen lässt als Zeichen seiner Herrlichkeit. Und Messiaen rekomponiert sozusagen die Musik des Himmels.
Er ist somit auch „Apostel der Schönheit“,
wie es die Schriftstellerin und MessiaenEnthusiastin Barbara von Wulffen in Worte
fasst.
virtuos Ausgabe März 2010
ausBlicK von oBen
Und nach Messiaen? Wimmelt es nur so
von Vögeln in der Musik. Namen wie Rautavaara, Schnebel oder auch Kate Bush wären
zu nennen. Und doch: In dieser Konsequenz
hat sich noch kein Komponist an Vogelstimmen herangewagt wie Olivier Messiaen. Bis
jetzt.
hör-TIpp:
Livre du Saint Sacrement. Paul Jacobs, Orgel.
Naxos. Digital vorläufig nur per MP3-Download erhältlich, ab September 2010 auf CD.
DEr VoGElkuNDlEr üBEr
VoGElGESANG
Was halten Sie von Komponisten, die Vogelstimmen in ihren Werken verarbeiten? Ich bewundere
Leute wie Messiaen, denn sie schaffen es durch
ihre Musik, anderen zu vermitteln, dass da
draußen etwas Wunderbares passiert.
Warum singen Vögel? Zum einen, um ihr Revier
zu markieren und dessen Grenzen gegen die
innerartliche Konkurrenz zu sichern. Zum
anderen für die Partnerwahl. Gesteuert wird der
Gesang durch die Hypophyse, die die Länge des
Tageslichts misst, und durch Sexualhormone.
Macht Vögeln das Singen Freude? Ja, eindeutig.
Denn Vögel singen mehr als erforderlich. Und
man hört deutlich, wie sich beispielsweise die
Amsel vor Begeisterung richtig in den Gesang
hineinsteigert. Möglicherweise wird sie dabei
vom Gesang der Konkurrenten angestachelt.
Die Fragen beantwortete Manfred Siering,
1. Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft
in Bayern e.V. und seit 43 Jahren Leiter
vogelkundlicher Exkursionen.
700 Vogelrufe
konnte
Olivier
Messiaen
unterscheiden.
51
resonanz
Leserbriefe
FÜR WASSER-, SCHMUTZ- UND EINBRUCHSCHUTZ!
Tauschen Sie jetzt Ihren
alten Gitterrost aus!
was möGen sie an
neue musiK in
fotoGeheimnis
virtuos, was wünschen ostDeutschlanD
Gelüftet
sie sich von Der reDaKIch schreibe Ihnen, da mir Ihr Artikel über Als gebürtiger und gelernter „Ossi“ kenne
tion? schreiBen sie uns, die Komponisten der DDR im virtuos (ich ich einige Kollegen, die in Ihrem Artikel
bin GEMA-Mitglied) sehr gefallen hat.
„Neue Musik im Osten“ abgebildet wurwir freuen uns üBer
Das Schicksal hat es gewollt, dass ich sehr den. Zum Beispiel kenne ich auf dem Foto
ihre anreGunGen!
viel im Osten tätig war, und so hat mir sehr auf Seite 13 (Geraer Ferienkurs 1982) den
was machen Die
GeBurtstaGsKinDer?
Guten Morgen liebe Redaktion, Sie suchen
Anregungen, um Ihr Heft virtuos noch
spannender zu gestalten? Vielleicht kann
die nachfolgende Anregung etwas dazu
beitragen: Bei den „runden“ Geburtstagskindern, die aber auch gerne ganz schlank
sein können, würde ich es begrüßen,
wenn dazu einige Bemerkungen gemacht
werden könnten.
Also z.B. 9o. Geburtstag von WERNER
WEITZE, Tätigkeit: jahrelang die rechte
Hand von Verleger Ralph Maria Siegel.
Wäre doch schön, wenn da nun etwas
stehen würde, was diese GEMA-Mitglieder
komponiert, getextet oder musikalisch geleistet haben. Viele Grüße,
Ihr Michael Wilke
52
IhrE
MEINuNG ZählT
Sie möchten uns Ihre Meinung sagen?
Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften –
gerne auch zu einzelnen Artikeln. Bitte
senden Sie Ihre Briefe, Faxe oder E-Mails an:
GEMA-Kommunikation, GEMA-Generaldirektion, Rosenheimer Str. 11,
81667 München, Fax: 089 - 4 80 03 - 424,
E-Mail: [email protected]
Die Redaktion behält sich vor,
Leserbriefe zu kürzen.
neue musiK muss
GeförDert werDen
Ich habe wieder das neueste Heft von
virtuos erhalten. Die Mischung von Information, Berichten und Notizen sowie das
Layout gefallen mir sehr gut. Mit Aufmerksamkeit habe ich Ihren Bericht über die
Neue Musik in Ostdeutschland studiert.
Da lernt man, dass es in den gelobten
westlichen Bundesländern noch erheblichen Nachholbedarf an Information gibt.
Ohne die Förderung der Neuen Musik
wird die Geschichte der Musik zu einer
blutleeren, musealen Angelegenheit. Eine
solche Entwicklung wäre verhängnisvoll.
Haben Sie Dank für Ihre engagierte Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans Schmidt-Mannheim
Fordern Sie jetzt
Ihr kostenloses
Info-Paket an.
Ihnen unbekannten Mann zwischen Martin Hertel und Helmut Zapf. Das ist der
Tonmeister Andreas Bracht.
Und noch eine Anmerkung zu Ihrem Foto
„Moment mal“: Der Kollege vorne, 2.v.r.,
der von Ihnen als „Tourmaster“ Siegbert
Schneider bezeichnet wurde, heißt zwar
so, aber das ist der Tonmeister von damals
Amiga (VEB Deutsche Schallplatten). Mit
freundlichen Grüßen,
Matthias Stolte
(der ansonsten Ihre Zeitschrift gut findet!)
Ihre Fragen
beantworten wir gern
telefonisch unter
Anm. d. Redaktion:
Da haben Sie natürlich recht. Vielen Dank
für Ihre Anmerkung.
+49(0)81 76/93 10-0
Oder per Mail an
[email protected]
weitere musiKKita
in Berlin
Ich bin Musikpädagogin der Leo Kestenberg Musikschule in Berlin TempelhofSchöneberg. Ich habe Ihren Artikel über
den Musikkindergarten Daniel Barenboim
gelesen und wollte Sie sehr gerne über die
Existenz einer weiteren Musikkita in Berlin
informieren. Ich arbeite in der Kita am
Kleistpark, in der 130 Kinder aus über 30
Nationen täglich unter meiner Anleitung
Musikunterricht erhalten.
Mit professionellen Musikern und den
Kindern sind zwei CDs entstanden, von
denen die zweite („Wir Kinder vom Kleistpark machen Musik“) den Medienpreis
Leopold 2009 des VdM erhalten hat. Näheres erfahren Sie unter www.wirkindervomkleistpark.de. Mit freundlichen Grüßen,
Elena Marx
virtuos Ausgabe März 2010
Besuchen Sie unsere Homepage
www.moda-safe.de
Schicken Sie uns den Coupon!
Modahum GmbH
Weihermühle 2
82544 Egling bei München
Perfekte Belüftung und natürliches Licht durch die modasafe Lichtschachtabdeckung.
Ausschneiden und abschicken!
❐ Ja, bitte schicken Sie mir das kostenlose
✂ Ausschneiden und abschicken!
Allerherzlichste Glückwünsche zum Gelingen Ihrer Zeitung, die wahrlich
wahrhaft „rüberkommt“. Sie wird gelesen,
hat Biss und Charakter, ist verständlich,
informiert … – Sie ist gedanklich quadrophonisch installiert. Etwas, was es in der
Musik nicht mehr gibt. Compliments,
Ihnen und Ihrem Team. Super find’ ich die
Vorstellung der „GEMA-Insassen“, endlich
weiß man, mit wem man spricht … Ende
des Lobes. Ciao, schöne Grüße,
Ihr Peter Thomas
• Optimaler Schutz vor Wasser,
Schmutz und Einbrechern
• Licht- und luftdurchlässig
• Garantierte Stabilität, PKW-befahrbar
• Individuelles Aufmaß vor Ort
• Lieferung und Einbau
deutschlandweit
• Kurze Lieferzeit
• Deutsche Handarbeit
✂
Jetzt weiss man,
mit wem man spricht
Das besondere Angebot für alle Hauseigentümer.
VORFAHRT
schreib
mal
wieDer!
das Verständnis der Autorin Anna Schürmer für die Situation der Musiker dort in
den Zeiten des Umbruchs gefallen. Mit
besten Grüßen
Ihr Pierre-Dominique Ponnelle
anzeiGe
modasafe Info-Paket, exklusiv für virtuos - Leser!
Name
Straße / Nr.
PLZ / Ort
Coupon ausschneiden, auf Postkarte kleben oder in ein Kuvert stecken und
an Modahum GmbH, Weihermühle 2, 82544 Egling bei München senden.
gema-wissen
anzeiGe
Das Einmaleins der GEMa
Die Verteilung
Teil I: Allgemeine
Informationen
teil i: allGemeine informationen
TEXT: JüRGEN BRANDHORST
Die Arbeit der GEMA besteht im Wesentlichen aus drei
Bereichen:
- der Dokumentation von Werken und ihrer Anteilsaufteilung
auf die Berechtigten (Komponisten, Textdichter,
Bearbeiter, Verlage)
- dem Inkasso
- der Verteilung, das heißt Abrechnung von Tantiemen
an die bezugsberechtigten Urheber und Verlage.
Qualität schreibt man mit R.
Brillen von Rodenstock.
Insbesondere der Bereich der Verteilung erscheint vielen
Mitgliedern aufgrund der vielschichtigen Regeln als schwer
verständlich. In der Tat stellen die Verteilungspläne der GEMA
ein über lange Zeit gewachsenes Regelwerk dar, das durch
die Mitgliederversammlung aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen Nutzungszusammenhänge ständig angepasst und
differenziert wurde und damit auch einen gewissen Grad
der Komplexität erreicht hat.
1.
welche verschieDenen
verteilunGspläne werDen
Bei Der Gema anGewenDet?
Die GEMA hat für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche
drei verschiedene Verteilungspläne aufgestellt:
A. Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht
B. Verteilungsplan für das Mechanische
Vervielfältigungsrecht
C. Vorläufiger Verteilungsplan für den
Nutzungsbereich Online (befristet bis zum Jahr 2010)
Besser sehen.
virtuos Ausgabe März 2010
10. märz
D
in Koop ortmunD,
e
mit Demration
weitere
v
informut.
unter ationen
www.G
ema.De
info tarife teil ii
Die in der letzten Ausgabe begonnene Übersicht über die
Tarife der GEMA wird in einer der nächsten Ausgaben von
virtuos mit der Darstellung der aktualisierten Tarife im Bereich
Online fortgesetzt.
55
gema-wissen
Das Einmaleins der GEMa
2.
3.
wie sinD Diese Drei
verteilunGspläne
weiter aufGeGlieDert?
Um möglichst detailliert auf die besonderen Arten der
Musiknutzung in diesen verschiedenen Musikverwertungsgebieten einzugehen und somit eine jeweils sachgerechte
Verteilung vorzunehmen, gibt es bei der GEMA mehrere
Verteilungssparten, in denen unterschiedliche Abrechnungsregeln gelten.
- KRA:
- M:
Kabel-Tonrundfunk Ausland
Aufführungen mittels mechanischer
Vorrichtungen, ohne Fernsehen bzw.
Bildtonträger
- MOD:
Musik-on-Demand –
zum Herunterladen (Downloading)
- PHONO VR: Vervielfältigungsrecht an Tonträgern
- R:
Tonrundfunk (Hörfunk)
- T FS:
Tonfilm im Fernsehen
- T:
Tonfilm
- TD:
Tonfilm-Direktverrechnung
(Musik in Wirtschaftsfilmen,
Tonbildschauen)
- U:
Veranstaltungen von Unterhaltungsund Tanzmusik
- UD:
U-Musik-Direktverrechnung
(Nettoeinzelverrechnung)
- VOD:
Video-on-Demand
- WEB:
Websites (Streaming)
Die verschiedenen Abrechnungssparten sind mit den
dazugehörenden Abkürzungen in untenstehender übersicht
in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.
Die Verteilungssparten der GEMA
- A:
- BM:
- BT VR:
- DK:
- E:
- ED:
- EM:
- FS:
- KFSA:
- KI:
- KMOD:
Ausland
Bühnenmusik und Bühnen-Aufführungen
von vorbestehenden Werken des Kleinen Recht
Vervielfältigungen an Bildtonträgern
Mechanische Musikwiedergabe in
Diskotheken
Veranstaltungen Ernster Musik
E-Musik-Direktverrechnung
(Nettoeinzelverrechnung)
E-Musik-Aufführungen mittels
mechanischer Vorrichtungen
(Nettoeinzelverrechnung)
Fernsehrundfunk
Kabel-Fernsehrundfunk Ausland
Musik im Gottesdienst
Zuspielung von Werken als Ruftonmelodien
Außerdem wird in einigen Sparten des Senderechts
und der Online-Nutzung zusätzlich noch das
Vervielfältigungsrecht (VR) abgerechnet:
- A VR,
- FS VR,
- KMOD VR,
- MOD VR,
- R VR,
- VOD VR und
- WEB VR.
DarstellunG Der Drei verteilunGsarten:
1. Individuelle Verteilung (Direktverrechnung)
Lizenzertrag
Tantiemen
2. Kollektive Verrechnung
Berechtigte
Vergütung
Lizenzertrag
Ausschüttung
POOL
Berechtigte
3. Verteilung durch Zuschläge
56
virtuos Ausgabe März 2010
welche GrunDreGeln
Der verteilunG werDen
von Der Gema anGewenDet?
Bei der Verteilung von Tantiemen gibt es drei unterschiedliche Formen der Abrechnung, die alle auch in bestimmten
Sparten von der GEMA praktiziert werden:
- die individuelle Verteilung, d.h. die Direkt- oder
Nettoeinzelverrechnung
- die kollektive Verrechnung, d.h. die Verrechnung auf
der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“
- die analoge Verrechnung, d.h. die Verteilung durch
Zuschläge zu anderen Sparten.
Die „individuelle Verteilung“ (oder auch „Direktverrechnung“ genannt) führt zu einer Nettoeinzelverrechnung von
Tantiemen. Dabei werden die Einnahmen, d.h. der Inkassobetrag für bestimmte Werknutzungen, direkt (nach Abzug von
Kosten, ggf. 10%-Abzug etc.) an die jeweils beteiligten Berechtigten (Komponisten, Textdichter, Bearbeiter und Verlage) verteilt. Es besteht hier somit ein direkter Zusammenhang
zwischen dem Inkasso für eine konkrete Werknutzung und dem
betreffenden Ausschüttungsbetrag.
Beispiele für die individuelle Verteilung, d.h. für eine
Nettoeinzelverrechnung, sind die Tonträgerabrechnung in der
Sparte PHONO VR oder auch bestimmte Fälle von Aufführungen, wie sie in Abschnitt XIII der Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und
Senderecht aufgelistet sind (GEMA-Jahrbuch 2009/2010, S.
306-307; unter www.gema.de/jahrbuch steht das Jahrbuch
auch zum Download zur Verfügung.)
Die „kollektive Verrechnung“ ist hingegen die Verteilung
auf der Grundlage z.B. von „Punkt-“ oder „Minutenwerten“.
Die Abrechnung der Nutzung ist hier somit unabhängig vom
individuellen Inkasso für eine konkrete Werknutzung. Mit
anderen Worten: Das Abrechnungsergebnis steht in keiner
direkten Relation z.B. zum Veranstaltungsinkasso bei
Konzerten. Die Erträge der GEMA in einer Nutzungsart – wie
beispielsweise U- oder E-Musik oder im Rundfunk – werden
zunächst in einer Verteilungssumme, bildlich gesprochen in
einem „Abrechnungstopf“ gesammelt.
Kriterien für die Verteilung sind dann z.B. die Anzahl
der jeweiligen Aufführungen oder Sendeminuten pro Jahr und
bestimmte Merkmale der einzelnen Musikstücke (wie z.B.
Gattung, Besetzung und Spieldauer).
Bei dieser kollektiven Verrechnung kommt aufgrund des
einheitlichen Punkt- oder Minutenwertes das so genannte
„Solidarprinzip“ der GEMA zum Tragen: Die Berechtigten,
deren Werke z.B. in Konzerten mit höherem Inkasso – abhängig von der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe
des Eintrittsgeldes – gespielt werden, fördern jene Berechtigten,
deren Werke in kleineren Veranstaltungen mit verhältnismäßig
geringem Inkasso aufgeführt werden.
virtuos Ausgabe März 2010
Dieses Solidarprinzip hat allerdings seine Grenzen: so
unter anderem bei Veranstaltungen im Bereich der U-Musik
mit einem Inkassobetrag ab EUR 750,- pro Veranstaltung, die
immer zu einer Nettoeinzelverrechnung führen. Die genauen
Bestimmungen dazu finden sich ebenfalls in Abschn. XIII der
Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht (siehe ebenfalls GEMA-Jahrbuch
2009/2010, S. 306-307).
Als Beispiele für die kollektive Verrechnung können die Abrechnung von Veranstaltungen in der Sparte Unterhaltungsund Tanzmusik (U) oder der Sparte Ernste Musik (E) oder aber
die Rundfunkabrechnungen in den Sparten Hörfunk (R) oder
Fernsehen (FS) gelten. So liegen der Abrechnung in den Sparten
E beziehungsweise U jeweils einheitliche Punktwerte zugrunde, und in den Sparten R und FS gibt es einen einheitlichen Minutenwert.
Punktwert U 2008:
EUR 0,4195 (2007: EUR 0,3895)
Punktwert E 2008:
EUR 0,3611 (2007: EUR 0,3513)
Minutenwert R und FS 2008: EUR 3,0870 (2007: EUR 3,3474)
Bei der „anlogen Verrechnung“ oder „Verteilung durch Zuschläge“ wird die Verrechnung analog zu einer anderen Sparte
vorgenommen, d.h. ohne eigenständige Auswertung von Veranstaltungsprogrammen oder Sendemeldungen und somit
ohne direkten Bezug zum Inkasso.
Eine solche Verteilung durch Zuschläge geschieht
beispielsweise in der Sparte M, in der die so genannte
mechanische Musikwiedergabe von Unterhaltungsmusik z.B.
in Gaststätten, Hotels, im Einzelhandel oder in Arztpraxen
abgerechnet wird.
Die Verteilungssumme, die für diese Wiedergabe von
Tonträgern zur Verfügung steht, wird zu 60 % mit dem Minutenwert in der Sparte R (Hörfunk) und zu 40 % in der Sparte M
verrechnet. Die Verrechnung in der Sparte M erfolgt nach den
Aufführungszahlen, die bei der Abrechnung in der Sparte U im
jeweiligen Geschäftsjahr festgestellt worden sind und ist somit
ein Zuschlag zur Sparte U (vgl. die genauen Bedingungen in
Abschnitt VIII Ziffer 4 d) der Ausführungsbestimmungen zum
Verteilungsplan für das Aufführungs- und Senderecht).
Die GEMA wählt hier diese Form der Abrechnung, da
der Gesetzgeber in diesem Zusammenhang keine Programmabgabepflicht vorsieht. Die betreffenden Nutzer, wie z.B. ein
Gastronom oder Einzelhändler, wären in der Praxis auch überfordert, wenn sie einen Nachweis über die wiedergegebenen
Musikstücke führen müssten.
info aBrechnunG
Wie die drei unterschiedlichen Formen der Abrechnung, nämlich
die individuelle Verteilung, die kollektive und die analoge
Verrechnung in den einzelnen Sparten umgesetzt werden, wird
in den kommenden Ausgaben von virtuos – auch anhand von
konkreten Beispielen – erläutert werden.
57
sCHlussakkord
anzeiGe
Business Akademie
für Medien, Event & Kultur
VIrTuoS 2/2010
erscheint am
21. Mai 2010
ThEMEN
urhEBEr TuN GuT
Das Engagement, die
Projekte, die Macher – wofür sich GEMA-Mitglieder
einsetzen.
DEuTSchEr
MuSIkAuTorENprEIS
Die Auszeichnung, die
Preisträger, die Feier –
Berichte von der Verleihung
in Berlin.
AuSSErorDENTlIchE
MITGlIEDErVErSAMMluNG
Die Grundlage, die
Versammlung, die
Beschlüsse – detaillierte
Informationen von der
Versammlung am
12. März 2010.
MITGlIEDErVErSAMMluNG 2010
IN BErlIN
Die Vorschau, das
Programm, die Antragsstellung – alles rund um die
Mitgliederversammlung
vom 28. bis 30. Juni.
Wussten sie eigentlich, dass …
... die Mundharmonika der deutsche Exportschlager Nummer eins unter den Musikinstrumenten ist?
Mehr als 800.000 der kleinen, vielzüngigen Luftkanalsysteme mit einem Gesamtwert von rund 7,1
Millionen Euro gingen von Januar bis Oktober 2009 laut Statistischem Bundesamt aus der Bundesrepublik
in alle Welt. Mit mehr als 252.000 Stück waren die USA der Hauptabnehmer, gefolgt von Frankreich und
Spanien. Eigentlich Leichtgewichte, brachten die ausgeführten deutschen Erzeugnisse insgesamt doch fast
100 Tonnen auf die Waage. Die Geschichte der Mundharmonika lässt sich lediglich bis in
die 1820er-Jahre zurückverfolgen. Etwa hundert Jahre später feiert das
Bläsle oder der Goschenhobel, wie das Instrument auch
genannt wird, seine größten Erfolge, angekurbelt vom
neuen Massenmedium Schallplatte.
Berühmte Interpreten: der Bluesmusiker Little Walter oder
die lebende Legende Bob
Dylan. Mit der erfolgreichste Mundharmonikaspieler dürfte jedoch
ein namenloser Junge sein, der
in dem von Arbex/Orloff geschriebenen
und von Bernd Clüver interpretierten Hit „Der Junge mit der
Mundharmonika“ besungen wurde und sich 1973 sieben Wochen auf Platz eins der deutschen Charts hielt.
Herausgeber:
Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für musikalische
Aufführungs- und
mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) Berlin
und München
Redaktion:
bm Bettina Müller
(Chefredaktion, V.i.S.d.P.)
ip
Isabel Palmtag
(stv. Chefredaktion)
mp Maria Pinzger
Redaktionelle Mitarbeit:
Kristina Balbach,
Dr. Jürgen Brandhorst,
Rolf Budde, Frank Dostal,
Birgit Miriam Hering,
Markus Lipp, Angela
Pietzsch, Burkhard
Maria Zimmermann
GEMA
Redaktion virtuos:
Rosenheimer Straße 11
81667 München
Tel.: 089 - 4 80 03 - 421
Fax: 089 - 4 80 03 - 424
E-Mail: [email protected]
www.gema.de
Mit Unterstützung von:
heller & partner
communication GmbH
Telefon 0 700 - 43 55 37 33
www.heller-partner.de
Leitung:
Angela Pietzsch,
Olaf Butterbrod
Art Director:
Andreas Steybe
Anzeigenverkauf:
Publishing Group GmbH
Possartstraße 14
81679 München
Fax: 089 - 4 57 10 - 495
E-Mail
[email protected]
Bildnachweis: S. 1,10 Immo Klink (R. Tempel); S. 3, 34 (H. Heker), 8 (B.
Müller), 9 (K. Brendel), 17 (M. Barsotti, J. Baier), 32 (H. Banter), 34 (R. Kreile,
H. W. Sikorski), 35 (R. Kreile, J. Becker, S. Mauser, Richard-Strauss-Medaille),
36 (E. Frauenberger), 37 (H. Hee ) alle GEMA; S. 4, 13 Marvin Zilm (N. Wogram);
S. 4, 16 Rainer Bajo (Henry 4); S. 4, 21 Stephane Guerin/Fotolia (Jazz man); S.
5, 26, 27 Apple Inc. (iPod family, iMac, iPod nano); S. 5, 49 Georg Roske/EMI
(Bakkushan); S. 5, 19, 44-45 Denise Demarziani (MIDEM); S. 6-7 Stadt Archiv
München; S. 8 Margelatu Florina/Fotolia (Spring Flowers); S. 9, 49 Twitter,
Inc.; S. 9 Initiative Musik gGmbH; S. 9 Berlin Music Commission eG; S. 11
Phottallery/Fotolia (Karte), Ralph Horbaschek (R. Tempel); S. 12 Goran
Potkonjak (A. Kaufmann); S. 12-13 Larissa Lackner (P. Fulda); S. 13 Francesca
Pfeffer (N. Wogram); S. 14 Dominik Heer (H. Lüdemann); S. 15 Lutz
Voigtländer (F. Ross), Bettina Mekel (Florian Ross Trio); S. 16 Ziegler Film/
Eventpress (R. Ziegler); S. 18 www.hansjoachimotto.de; S. 20 Konzertagentur Friedrich (H. Ringlstetter); S. 21 Morteza Mojtahedy (R. Bräuker);
S. 24 Cornelius/Fotolia; S. 28 Carolin Ludwigs (T. Wimmer); S. 28/29 Petra
Schneider (Rest); S. 32 Courtesy of Chicago Symphony Orchestra (P. Boulez),
Meredith Heuer (E. Carter); S. 33 Dietrich Alexander von Plettenberg (G.
Rottschalk), Stefan Malzkorn (R. Zukowski), New Earth Records (G. Deuter),
Lilo Rinkens (W. Wondratschek), Ulla Baumgart (W. Haupt), Jakub Ludvik
(A. Kalivodova); S. 35 Schott Promotion/Stefan Forster (W. Killmayer); S.36
Thienemann Verlag GmbH (Die kleine Hexe, Der Räuber Hotzenplotz);
S. 39-40, 58 Thomas Rosenthal (Axica, Dieter Moor); S. 42 TMAX (Illustration)
S. 42-43 Frank Röthel (Jury); S. 44 Reed Midem (Cannes); S. 46 Hans- Joachim M. Rickel/BMI (Herzl. Glückwunsch Deutschland); S. 46 Erik LuntangJensen, (EU Observer); S.48 Last.fm Ltd., VZnet Netzwerke Ltd., LinkedIn
Corporation, MySpace, Inc.; S. 49 Harald Hoffmann (T. Gaebel), Privat
(C. Dierks), Nils Rodekamp (Virginia Jetzt!), Twitter, Inc., XING AG, Facebook,
Inc., Yahoo! Deutschland GmbH; S. 50 Dina Trifonova/Fotolia (Wald);
S. 58 Dus̆an Zidar/Fotolia (Mundharmonika)
© by Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, 2010
Sind Sie bereit sich digitalen Vertriebswegen und
neuen Veranstaltungskonzepten zu stellen?
Lernen Sie die veränderten Bedingungen
auf dem Musikmarkt als Chance nutzen
mit den berufsbegleitenden praxisnahen Fortbildungen
der ebam Business Akademie!
Profitieren Sie von über 15 Jahren Erfahrung in
der Fortbildung für die Musikbranche!
Music Business Manager/-in (ebam)
Aktuelles Know-how für alle Allrounder des Musikgeschäfts
Livemanager/-in (ebam)
Tipps und Tricks für das Live-Entertainment
Labelmanager/-in (ebam)
Basiswissen für die Label-Arbeit
Online-Marketing-Manager/-in (ebam)
Das Einmaleins der Internet-Vermarktung
unter
formationen
In
e
h
ic
rl
h
ü
Ausf
.info
www.ebam
n
ser Infotelefo
oder über un
91
089 548847
München – Köln – Stuttgart – Hamburg – Frankfurt – Berlin – Wien – Zürich
m u s i c
58
virtuos Ausgabe März 2010
m e d i a
e v e n t
ebam GmbH • Engelhardstr. 6 • D-81369 München • E-Mail [email protected] • www.ebam.de
c u l t u r e

Documentos relacionados