Reiseland Brandenburg

Transcrição

Reiseland Brandenburg
Eine Verlagsbeilage Ihrer Tageszeitung 2014
Reiseland
Brandenburg
Wirtschaftsfaktor Tourismus
im Aufschwung
Gönnen Sie sich
schöne Momente!
Reiseland Brandenburg
Jubel wie über
den Titelgewinn
Genießen Sie beste Unterhaltung mit
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Es ist wieder soweit:
Das brandenburgische Gastgewerbe wächst
weiter und zeigt sich hochzufrieden.
POTSDAMER
Von Gerald Dietz
SCHLÖSSERNACHT 2015
Der Ball rollt im brandenburgischen Gastgewerbe ein wenig so wie
für das deutsche Team bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft: Das auslaufende Jahr löst bei den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben Jubel wie beim Titelgewinn aus. Nicht zuletzt
dürfte das Sportereignis mit den zahlreichen Public-Viewing-Veranstaltungen einen gehörigen Anteil an der Begeisterung gehabt haben. Die Erwartungen für die kommende Saison bleiben aber noch
vorsichtig. Das zeigen die jüngsten Zahlen, die kürzlich von den drei
Industrie- und Handelskammern im Land für die Branchenunternehmen präsentiert wurden.
15. August 2015,
Park Sanssouci Potsdam
Die drei Fragezeichen Kids ... und Du –
Der Zirkus der Rätsel.
DIE DREI FRAGEZEICHEN KIDS
Ihre schönsten
Balladen in neuen
Arrangements:
02. Mai 2015,
Nikolaisaal Potsdam
Mehr als neun von zehn befragten Betrieben sind demnach mit der
Lage hochzufrieden. Umsätze und vermietete Betten der Betriebe nähern sich damit dem
Topjahr 2012, als das
„Friedrich-Jubiläum“
mehr als fast 4,2 Millionen Gäste ins Land
zog und 11,5 Millionen
Übernachtungen verzeichnet wurden. Genaue Zahlen für 2014
gibt es noch nicht,
aber bis September
konnten erneut Zuwächse verbucht werden. Die Hoffnung steigt, dass sich die Bundesgartenschau 2015 in der märkischen Havelregion als
erneuter Magnet erweisen wird.
„MOTOWN –
Die Legende“ bringt
alle zum Tanzen.
MOTOWN
03. – 11. Januar 2015,
15. Februar – 22. März 2015
Theater am Kurfürstendamm
Berlin
CITY
UNPLUGGED
20. März 2015,
Kulturhaus Ludwigsfelde
„Der Künstler
ist anwesend“:
Jürgen Becker ist zu Gast
im Brandenburger Theater.
27. Februar 2015, Brandenburger Theater,
Brandenburg a. d. Havel
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Fotos: TMB-Fotoarchiv, DPA
JÜRGEN BECKER
www.ticketeria.de
03
Das zu Ende gehende Weltmeisterschaftsjahr war
nur ein weiterer Höhepunkt für das brandenburgische Tourismusgewerbe, sich als bedeutender Wirtschaftsfaktor im Land zu etablieren. Rund sechs
Prozent der Unternehmen gehören inzwischen zum
Gastgewerbe. Die Umsätze der Betriebe konnten im
Vergleich zu 2005 um rund ein Viertel zulegen. Gleichzeitig sank aber die Zahl der Betriebe um ein Fünftel
auf 5500. „Die Entwicklung der Betriebskosten hat
eine weitere Konzentration nach sich gezogen“, sagt
Barbara Nitsche, die zuständige Bereichsleiterin in
der beim Tourismus in Brandenburg federführenden Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam.
Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten konnte stetig ausgebaut werden. Bald 84.000 Betten stehen inzwischen in Hotels, Pensionen, Gasthöfen, Jugendherbergen und anderen Beherbergungsstätten bereit.
Nach wie vor sind die für die brandenburgische Wirtschaft enorm
wichtigen mittelständischen Betriebe Träger des Gastgewerbes im
Land, hat eine von den IHKn, dem Ministerium für Wirtschaft und
Energie, die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und dem
Dehoga in Auftrag gegebene Studie kürzlich ergeben. Vier von fünf
Unternehmen der Sparte haben demnach Jahresumsätze, die die
Viertelmillion-Euro-Marke nicht übersteigen. Der Beitrag der Betriebe in Gastronomie und Beherbergung am gesamten Bruttoinlandsprodukt konnte der Untersuchung zufolge innerhalb von fünf Jahren
um 0,2 auf nun 1,7 Prozent zulegen.
Allein das märkische
Gastgewerbe hat inzwischen über 25.000
Beschäftigte. Dabei haben gerade die festen
sozia lversicher ungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse zugenommen. Ihre Anzahl liegt um fast ein Drittel höher als noch in
einer Vergleichsuntersuchung über die frühen 2000er Jahre. Obwohl
im Gastgewerbe der Anteil der Saisonbeschäftigten traditionell sehr
hoch ist, gibt es in der Branche in Brandenburg 55 Prozent mehr Vollals Teilzeitarbeitsverhältnisse.
In der gesamten Tourismuswirtschaft Brandenburgs arbeiten gut
60.000 Menschen in mehr 10.000 Unternehmen. Sie erwirtschaften
einen Jahresumsatz von insgesamt 4,4 Milliarden Euro.
Unberührte Natur und einzigartige Kulturerlebnisse locken immer mehr Urlauber nach Brandenburg.
IMPRESSUM – Reiseland Brandenburg, eine Verlagsbeilage der Märkischen Allgemeinen in Zusammenarbeit mit der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Chefredaktion: Thoralf Cleven; Redaktion:
Bettina Schipke (verantw.), Dr. Ute Sommer, Claudia Bihler, Rüdiger Braun, Gerald Dietz, Ulrich Nettelstroth; Gestaltung: Annett Achtzehn, Sebastian Richter; Werbevermarktung: Gertraude Bieniek (verantw.);
Druck: Pressedruck Potsdam GmbH, Friedrich-Engels-Straße 24, 14473 Potsdam
Minister Albrecht Gerber sieht in der
Gartenschau, die fünf Orte einbezieht, eine
besondere Herausforderung.
Interview: Ute Sommer
T
ouristische Angebote in den Bereichen Natur, Kultur und Gesundheit werden in Brandenburg immer eine große Rolle spielen, sagt Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD). Das Land ist
auf Platz 2 der beliebtesten Radreiseregionen.
Herr Gerber, hatten Sie schon Gelegenheit für einen Besuch auf dem
Gelände der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion?
Albrecht Gerber: Noch nicht, aber das werde ich sicher alsbald nachholen. Ich kenne sowohl die Stadt Brandenburg als auch das Westhavelland. Was sich dort in den vergangenen Monaten getan hat, werde
ich mir demnächst anschauen.
Was kann die Buga dem Reiseland
Brandenburg bringen?
Gerber: Die Buga ist für uns im Jahr 2015
das wichtigste touristische Ereignis.
Wir haben die Erwartung, dass wir etwa
1,5 Millionen Besucher begrüßen können. Dadurch, dass es eine ganze BugaRegion ist, die auch unser Nachbarland
Sachsen-Anhalt einbezieht, wird das
eine besondere Herausforderung. Da
kommt es darauf an, dass alle fünf beteiligten Orte interessant und spannend gemacht werden. So etwas
gab es bundesweit vorher noch nicht.
Wie soll das funktionieren?
Gerber: Ich glaube schon, dass die verbindende Klammer – nämlich
die Havel – diese Region den Besuchern ganz neu präsentiert. Diese
Buga wird etwas ganz Besonderes sein. In Brandenburg an der Havel
werden Sie Buga-Klassiker wie große Ausstellungsflächen haben. Für
Radfahrer dürfte es interessant sein, die Buga-Orte auch mal abzuradeln. Brandenburg ist bekannt dafür, neben Natur- und Kultur-,
Gesundheits- und Wassertourismus auch gute Angebote für Radfahrer zu haben.
Das Land hat gut ausgebaute Radwege. Die müssen aber auch gepflegt werden. Gibt es Geld dafür?
Gerber: 2014 standen wir in der Liste der beliebtesten deutschen
Radreiseregionen erstmals auf Platz 2. Das ist ein schöner Erfolg –
und den wollen wir natürlich behaupten. Wir wollen ein Förderpro-
Reiseland Brandenburg
Brandenburg
punktet
mit Qualität
gramm auflegen, das den Landkreisen die Möglichkeit gibt, Radwege – beispielsweise aus den 1990er Jahren – auf modernen Stand
zu bringen.
Welche Regionen werden davon profitieren?
Gerber: Es geht insgesamt um 14 überregionale Radwege und sechs
historische Stadtkerne, durch die die Wege führen. Die sind übers
ganze Land verteilt. Es wird einen Fördertopf für die Landkreise geben, über den nach den Modernisierungsarbeiten auch Strukturen
für Unterhalt und Bestandspflege der Radwege aufgebaut werden
sollen.
Das Land ist Vorreiter beim Service –
und bei Angeboten für Menschen mit Handicap.
60 Millionen Euro Fördergeld der Europäischen Union sind von 2007
bis 2013 in den Brandenburger Tourismus geflossen. Wird es diese
Hilfen auch in der neuen Förderperiode geben?
Gerber: Wir haben mehr als 10.000 Betriebe im Tourismusbereich.
Das ist gerade für viele ländliche Regionen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit einem kontinuierlichen Wachstum. Wir werden
daher dafür sorgen, dass auch für die Tourismuswirtschaft als einer
zukunftsfähigen Branche europäische Fördermittel zur Verfügung
stehen. In der neuen Förderperiode werden touristische Projekte
dann gute Chancen auf Unterstützung haben, wenn sie sich einem
der von der EU definierten Förderschwerpunkte zuordnen lassen –
beispielsweise unter der Überschrift Nachhaltigkeit oder Innovation.
Bei der Suche nach erstklassigen Angeboten kann sich der Gast auch
an der Sterne-Klassifizierung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) orientieren. Als Wegweiser kann zudem das Qualitätssiegel „Brandenburger Gastlichkeit“ dienen. Die beteiligten Gastronomen unterziehen sich einem Check durch unangekündigte Tester.
Brandenburg ist Vorreiter nicht nur bei Qualität, sondern auch beim
Abbau von Schranken für Menschen mit Behinderung. „Für uns ist
es bedeutend, es allen Zielgruppen zu ermöglichen, barrierefrei Urlaub zu machen – ganz selbstverständlich, selbstbestimmt und ohne
fremde Hilfe dasselbe Angebot wahrzunehmen wie Menschen ohne
spezielle Einschränkungen“, betont Dieter Hütte, Geschäftsführer
der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH.
Angebote gibt es schon
eine Menge. Tipps hält
eit Juli 2014 ist Lübbenau nicht nur das Tor zum Spreewald, son- die aktuelle Broschüre
dern auch eine „Q-Stadt“. Bereits 24 Unternehmen der Stadt wur- „Brandenburg für alle –
den von der Initiative ServiceQualität Deutschland mit dem Zertifi- barrierefrei reisen“ bekat „ServiceQ“ ausgezeichnet. Lübbenau ist damit bereits die siebte reit, die im Januar 2015
Kommune in Brandenburg, die – bezogen auf ihre Einwohnerzahl in Neuauflage erscheint.
– eine Mindestanzahl an zertifizierten Betrieben
erreicht und damit den seit 2011 vergebenen Titel
„Q-Stadt“ als Ausweis für Qualität errungen hat.
Zuvor wurden schon Bad Saarow (Oder Spree), die
kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel, Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), Burg (SpreeNeiße) sowie Schwielochsee und Lübben (beide
Dahme-Spreewald) prämiert.
S
Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die künftige Entwicklung der
Branche?
Gerber: Wir fangen gerade an, die neue Landestourismuskonzeption
zu entwickeln. Wir wollen das Jahr 2015 dafür nutzen, gemeinsam
mit der Branche einen neuen Handlungsrahmen abzustecken. Aber
klar ist, dass die Bereiche Gesundheit, Kultur und Natur immer eine
zentrale Rolle für das Land spielen werden.
Das „ServiceQ“ ist für die beteiligten Unternehmen und
Kommunen eine dauerhafte
Verpflichtung. Denn bewertet
werden in drei aufeinanderfolgenden Stufen zunächst der
Qualitätsaufbau, dann die Qualitätssicherung und schließlich ein umfassendes
Qualitätsmanagement. Das Siegel ist für drei Jahre
gültig, dann steht eine erneute Zertifizierung an.
Welche Bedeutung hat der barrierefreie Tourismus?
Gerber: Wir haben im Land mehr als 800 Anbieter mit 1.300 Angeboten für Menschen mit Handicaps und haben damit gute Erfahrungen
gemacht. Meist entscheidet ja das Familienmitglied, das auf Barrierefreiheit angewiesen ist, wohin die Urlaubsreise geht.
2014 gab es in Doberlug-Kirchhain die erste Brandenburgische Landesausstellung in Kooperation mit dem Nachbarn Sachsen. Jetzt
kommt die Buga zusammen mit Havelberg in Sachsen-Anhalt. Sind
die Projekte über Ländergrenzen hinweg das Konzept der Zukunft?
Gerber: Die gemeinsame Landesausstellung war überfällig und hatte eine gute Botschaft. Die Ausstellung hat der Wahrnehmung des
Landes einen guten Dienst erwiesen. Fast 100.000 Besucher – das ist
ein schöner Erfolg für eine Region, die sonst eher im Windschatten
touristischer Themen steht. Das Lausitzer Seenland wird ja auch länderübergreifend vermarktet – von Brandenburg und Sachsen. Denn
die Lausitz macht nicht an Landesgrenzen halt. Für Brandenburg
selbst müssen wir uns Gedanken machen, ob die jetzige Aufteilung
der Reisegebiete in Brandenburg der Weisheit letzter Schluss ist. Die
Frage ist, ob wir nicht durch sinnvollere Einheiten bessere Ergebnisse erzielen können.
Sinnvolle Einheiten bedeuten größere Einheiten?
Gerber: Ja, so groß ist das Land nicht, als dass wir uns so viele Reisegebiete leisten können.
05
Von Ulrich Nettelstroth
Schulung und
Zertifizierung
Fotos: TMB-Fotoarchiv/ Yorck Maecke
„Buga 2015 ist
das wichtigste
Ereignis“
Reiseland Brandenburg
Foto: Michael Hübner
04
Die Tourismusakademie Brandenburg bündelt die Aus- und Weiterbildungsangebote der Tourismuswirtschaft im Land Brandenburg. Künftig werden zum Beispiel in einem steigenden Umfang
Fremdsprachenkenntnisse und der professionelle Umgang mit
modernen Kommunikationsmitteln gefragt sein. Es gibt aber
auch Schulungen zum Umgang mit Beschwerden oder Workshops, in denen es ums Kochen für Allergiker geht. Die Akademie
ist zudem zentrale Anlaufstelle, wenn es um Servicequalität und
Barrierefreiheit geht.
net
Internet: www.tourismusakademie-brandenburg.de
Barrierefrei an die schönsten Orte Brandenburgs reisen.
Sehbehinderte können etwa den Spreewald per Tandem erkunden, für
Gehörlose gibt es einen speziellen Audioguide in der Potsdamer Tropenwelt Bioshäre. Der Flämingskate ist eine ideale Ausflugsstrecke für
alle, die einen glatten Untergrund brauchen, das gilt für Kinderwagen
genauso wie für Rollstühle. Das Ruppiner und das Lausitzer Seenland,
beide Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in
Deutschland, haben maßgeschneiderte Wassertourismus-Angebote
für Menschen mit Handicap.
Internet: Eine gute Informationsplattform stellt die Internetseite
www.barrierefrei-brandenburg.de dar, mit Detailinfos zu über 800
Anbietern in Brandenburg.
06
Reiseland Brandenburg
Nah am Wasser
gebaut
Das Lausitzer Seenland ist mit mehr als neun
Millionen Euro durch die Europäische Union
gefördert worden.
Von Ute Sommer
Aquarellkurs in der
alten Schmiede
Das Lausitzer Seenland mit dem Senftenberger See als dicken
Brocken macht sich einen Namen als Reiseziel. „Die Bekanntheit
wächst, immer mehr Gäste kommen“, konstatiert Dana Hüttner,
Sprecherin des Zweckverbandes. Das Seenland umfasst 25 künstlich geschaffene Gewässer, die durch die Flutung ehemaliger Braunkohletagebaue in Brandenburg und auch Sachsen entstehen. Peu à
peu wird die Landschaft für Wassersportfreunde nutzbar gemacht,
werden Verbindungen zwischen den Seen geschaffen, Radwege an
den Ufern angelegt. Es kommen Gaststätten hinzu, Einkaufsmöglichkeiten – eben Dinge, die Urlauber für ein paar entspannende und
erlebnisreiche Tage brauchen. Knapp 26 Millionen Euro wurden in
der Zeit von 2007 bis 2013 in derartige Projekte im Lausitzer Seenland
investiert. 16,5 Millionen Euro davon sind Fördergeld. Den Löwenanteil zahlte dabei die EU aus ihrem Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE). Sie unterstützte den Aufschwung dieser Urlaubsregion mit
mehr als neun Millionen Euro.
Mit der Feuerwehr vom Bahnhof ins
Ferienhaus: In Breetz ist das ein
besonderer Service für Urlauber.
Von Claudia Bihler
E
igentlich hatten Brigitte und Horst Oppenhäuser schon einen
alten Bahnhof auf Mallorca umgebaut. Doch irgendwann war
ihnen die Insel zu voll und während eines Fluges nach Deutschland dachten sie über eine Alternative
nach. „Im Flieger las meine Frau eine
Anzeige über die Versteigerung einer
Jugendstilvilla in Lenzen“, sagt Horst
Oppenhäuser. Die Prignitz kannten die
beiden bis dahin noch nicht, hatten jedoch woanders bereits mehrfach alte
Häuser gekauft, saniert und weiterverkauft. Am Tag der Versteigerung stellte
sich heraus, dass für die Lenzener Villa
kein einziges weiteres Gebot eingegangen ist: „Wir bekamen die Villa für das
Mindestgebot.“
Beispiel Stadthafen Senftenberg. Er wurde im April des vergangenen
Jahres der Öffentlichkeit übergeben. Bis zu 140 Sportboote finden
hier einen Liegeplatz. Die Freizeitkapitäne können an Land essen,
shoppen, sich ein Rad ausleihen oder mit dem Segway die Gegend erkunden. Für Gäste stehen Motorboote zum Verleih. Ab dem nächsten
Jahr startet vom Hafen aus ein Fahrgastschiff zu Rundfahrten über
den Senftenberger und Geierswalder See, sagt Hüttner. Viele
Jahre lang hatte sich Senftenberg vom See, dem alten Tagebau,
abgewandt entwickelt. Langsam
erst kam der Wandel. Der neue
Hafen ist da Hüttner zufolge so
etwas „wie das i-Tüpfelchen“.
Der Stadthafen hat rund 13 Millionen Euro gekostet. Der Großteil der Kosten wurde über Fördergeld abgedeckt. Zweieinhalb
Wo einst Braunkohle abgebaut wurde,
Jahre betrug die Bauzeit. Jetzt
entsteht ein Paradies für Wassersportler.
ragt eine markante Seebrücke 80
Meter weit auf den See.
Brüsseler Hilfen
Das Land Brandenburg wird in der Förderperiode von 2014 bis
2020 rund 2,2 Milliarden Euro aus den Fonds der Europäischen
Union (EU) bekommen.
Rund 846 Millionen Euro werden über den Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung (EFRE) ausgereicht. Mit dem Geld
sollen unter anderem Aktivitäten zum sparsamen Einsatz von
Energie und anderen Ressourcen sowie die Wettbewerbsfähigkeit
kleiner und mittlerer Firmen unterstützt werden.
Auch touristische Anbieter mit innovativen Ideen sollen gefördert
werden.
so
Brandenburg hat in der Zeit von 2007 bis 2013 mehr als 208 Millionen
Euro in die Förderung touristischer Projekte gesteckt. 60 Millionen
Euro davon kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Im Norden des Landes hilft EU-Geld dabei, den „Langen
Trödel“ – ein Stück Finowkanal zwischen Zerpenschleuse und Liebenwalde (Oberhavel) – auszubauen.
Martin Linsen, Leiter des Tourismusreferats im Brandenburger
Wirtschaftsministerium, macht bei solchen öffentlich unterstützten
Projekten einen ganz besonderen Effekt aus: Die Entwicklung von
Infrastruktur und gewerblicher Wirtschaft geht Hand in Hand. Ist
die Basis wie Hafen, Wasserweg oder Radweg da, „entscheiden sich
viele Gewerbetreibende für private Investitionen“, so Linsen.
Das hat auch Dana Hüttner am Senftenberger See erlebt. Private
Dienstleister wie Vermieter von Ferienwohnungen „springen auf das
Pferd auf“, so Hüttner. Das befördert den Aufwärtstrend.
Internet: www.eu-fonds.brandenburg.de, www.efre.brandenburg.de
Das Paar nahm sein
neues Haus an einem
regnerischen, ungemütlichen Novembertag in Augenschein.
„Als wir davor standen, war uns klar,
weshalb kein anderer
mitgeboten hat“, sagt
Oppenhäuser. Doch
von Aufgeben war keine Rede: „Wenigstens wollten wir hier Urlaub
machen können.“ Beim nächsten Besuch empfi ng eine wesentlich
sonnigere Natur die Familie. So dauerte es nicht lange, bis sich die
Oppenhäusers mit der Prignitzer Landschaft anfreundeten. Inzwischen haben sie nicht nur die Jugendstilvilla, sondern auch drei
alte Fachwerkhäuser im benachbarten Breetz zu Ferienhäusern
und Wohnhaus umgestaltet, darunter eine 200 Jahre alte Schmiede.
„Nostalgie-Ferien“ heißt der kleine Beherbergungsbetrieb heute.
Fotos: Claudia Bihler
m Senftenberger See im Süden Brandenburgs geschieht Außergewöhnliches. 37.000 Gäste buchten im
Jahr 2008 beim Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg ein Ferienhaus, ein Hotelzimmer oder eine Stellfläche zum Campen am See. Sechs Jahre später waren es
schon 48.000 Gäste. Das ist ein Plus von fast einem Drittel. Ähnlich
hohe Zuwachsraten verzeichnete der Zweckverband auch bei der Anzahl der Übernachtungen.
Fotos: Andreas Franke, Peter Radke Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg
A
Reiseland Brandenburg
Heute kämpft im geräumigen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss
ein großer Bullerjahn mit Wärme und Holzfeuergeruch gegen winterliche Wetterunbilden an, derweil sich eine strubbelige Perserkatze
vor dem Ofen räkelt. Hinterm Haus plätschert die Löcknitz, die
sogar zu einem kleinen Badesee aufgestaut ist. „Breetz war früher
ein Fischerdorf“, sagt Oppenhäuser, „heute wird hier sehr viel geangelt.“ Er breitet seine Arme aus: „Ab und zu ist auch so ein Hecht
Unternehmensporträt > Brandenburg NORD
dabei.“ Die Gäste wissen die Ursprünglichkeit des Dorflebens
zu schätzen, erklärt der Inhaber
der Ferienhäuser, der seine Gäste seit Neuestem mit einer alten
Feuerwehr vom Wittenberger
Bahnhof abholt oder sie in Aquarellmalerei unterrichtet. „Wir
haben dafür gesorgt, dass die
Feriengäste das Dorfleben in unseren alten Bauernhäusern gut
nachempfinden können, aber
moderne Annehmlichkeiten wie
Sauna und Whirlpool nicht vermissen müssen“, sagt Oppenhäuser: „Und wir haben die Appartements so ausgestattet, als
wenn wir selbst darin wohnen
07
Winter im
Land der
Tausend Seen
111
Hotel- und
£
p.P. im DZ
Ferienanlage im
schönsten Teil der
Mecklenburgischen Seenplatte.
Mit eigenem Yachthafen, Kinderland mit täglichen Programmen
und einer 1.000 qm großen
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im Kinderhaus
O freier Eintritt in die Erlebnis-Wasserwelt „Kaskaden“ mit Schwimmbad,
Whirlpool, Kinderrutsche & Saunen
O
Horst Oppenhäuser vermietet
Ferienhäuser mit Charme.
würden.“ Immer wieder stellt er
fest, dass die Urlauber in Breetz
so sofort den Großstadtstress
hinter sich lassen würden.
Das geht so weit, dass sich in
Breetz inzwischen Besucher sogar niedergelassen haben. Das
ursprüngliche Dorf mit seinen
reedgedeckten Häusern hat sich
zur kleinen Kunstausstellung
entwickelt, in dem Zwölf-Häuser-Ort gibt es nun sogar ein
kleines Café. Die Besucher sind
von der weiten Elbelandschaft
mit ihren zahllosen Reihern,
Schwänen und Wildgänsen beeindruckt. Gegen kaltes Nieselwetter haben die Oppenhäusers
inzwischen ein Rezept: „Zu der
Zeit machen wir meist selbst
Urlaub.“
O
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Oppenhäuser
Nostalgie-Ferien
Breetz (Prignitz)
Beschäftigte: 1 und
Saisonkräfte
www.nostalgie-ferien.de
08
Unternehmensporträt > Brandenburg NORD
Tauchbasis
und
Kletterturm
Die Wittenberger Ölmühle wurde
in ein Erlebniszentrum für Urlauber
und Einheimische verwandelt.
Von Claudia Bihler
A
ls bei den Wittenberger
Elblandfestspielen in den
1990er Jahren ein paar Mutige zum ersten Mal Operetten
aufführten, da stand nur eine
mobile Bühne im riesigen Wirtschaftshof der alten Ölmühle
in Wittenberge. Inzwischen hat
das Prignitzer Operettenfestspiel eine fest installierte und
überdachte Bühne, viele der leer
stehenden Speichergebäude sind
bereits zu einem großen Gastronomie- und Veranstaltungskomplex umgebaut. „Wir setzen hier
auf drei Säulen“, sagt Lutz Lange,
Inhaber des Hotel- und Gaststättenbetriebes: „Auf den Tagungstourismus, auf
Familienfeiern und im Sommer auf Kurzurlauber
und den Radtourismus auf dem Elberadweg.“
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
Die Uckermark
schmeckt
nach Apfelwein
sierung der Nationalsozialisten entging, indem er schon frühzeitig
seine Unternehmen in eine Märkische Aktiengesellschaft umwandelte.
Rund 6,5 Millionen Euro hat der Umbau den Gastronomen Lutz
Lange inzwischen gekostet, noch sind längst nicht alle Vorhaben
umgesetzt. Lange: „Eigentlich wollte ich mal wesentlich weniger
ausgeben.“ Rund 50 Leute arbeiten inzwischen in der Ölmühle. Im
Hotel gibt es derzeit 65 Betten. Die Kapazität soll noch deutlich aufgestockt werden. In den Obergeschossen des Speicherkomplexes
sind 30 weitere Zimmer sowie ein großer Sozialtrakt für die Mitarbeiter geplant. Und irgendwann, wenn diese Vorhaben umgesetzt
sind, soll auch das Dachgeschoss genutzt werden – als modernes
Spa- und Wellnesszentrum.
Gutshof Kraatz bietet seinen
Gästen keine Sterne-Ferienwohnung,
dafür jedoch den Sternenhimmel.
Lange setzt auf Erlebnis-Tourismus. In einem ehemaligen Tanklager
der Ölmühle entstand ein Kletterturm, der von März bis Oktober
ständig besetzt, ab Oktober mit Voranmeldung zu nutzen ist. Nebenan können Wassersportler demnächst ihre Taucher-Grundausbildung
absolvieren: zehn Meter tief ist der
ehemalige Rapsöl-Lagertank, der derzeit zur Tauchbasis umgebaut wird.
Die Hochwasser-Lounge im Uferturm
sollte eigentlich nur temporär zum
letzten Elbehochwasser informieren.
Doch der Infopoint, in dem Sandsäcke
vom letzten Elbehochwasser als rustikale Sitzgelegenheiten dienen und die
Gut essen, sportlich aktiv werden
und Kultur erleben – das ist alles in
der Ölmühle Wittenberge möglich.
J
Ölmühle
Wittenberge
Wittenberge (Prignitz)
Fotos: Gutshof Kraatz
www.oelmuehle-wittenberge.de
Fotos: Claudia Bihler
Beschäftigte: 50
Chronologie der Überflutungen
in Bild und Film dargestellt ist,
wird inzwischen so gut angenommen, dass er nun als Lounge
bleiben soll.
09
der eine Zukunft zu geben, sicherten sich die Bauherren so steuerliche
Vorteile und eine EU-Förderung für den Ausbau der Ferienwohnung.
Letztere kann sich wirklich sehen lassen. Hinter uralten Backsteinmauern und bodentiefen Rundbogenfenstern finden die Feriengäste
ein stimmiges Interieur. Nur einen Fernseher gibt es nicht. „Wer hier
Urlaub macht, sucht Ruhe und Nähe zur Natur“, ist Profitlich überzeugt. Dass ihm die fehlende Glotze eine Sterne-Zertifizierung durch
den Tourismusverband unmöglich macht, stört ihn nicht. „Wir bieten unseren Gästen zwar keine Sterne-Ferienwohnung, dafür aber
den uckermärkischen
Sternenhimmel.“
Von Bettina Schipke
Stück für Stück investiert Lange in den Ausbau
des gewaltigen Komplexes, in dem bis 1990
noch aus Raps Öl gepresst wurde. Die Ölmühle,
gelegen an den Handelswegen zwischen Hamburg und Berlin, bildete einmal den Kern der
Wittenberger Industrialisierung in der Gründerzeit. Kurz nach der Wende war Schluss, die
Ölmühle wurde abgewickelt. Der Komplex direkt an der neuen Elbepromenade stand leer.
Inzwischen sind in der großen Gründerzeitvilla der ehemaligen Besitzer moderne Hotelzimmer untergebracht, in den Speichergebäuden finden
sich Veranstaltungsräume für bis zu 350 Personen: die größten weit
und breit. Und weil die Brautradition zur Wittenberger Geschichte
gehört, wird auch in der alten Ölmühle wieder Bier gebraut: „HerzBräu“ gibt es als Pils und Dunkelbier, seinen Namen bekam es im
Andenken an den Gründer und Erbauer der Ölmühle, Salomon Herz,
dessen Nachfolger Wilhelm Herz als jüdischer Industrieller der Ari-
Unternehmensporträt > Brandenburg NORD
ede Urlaubsregion hat ihren
Geschmack. Wenn es nach
Edda Müller und Florian ProfitFür die Nachlich geht, könnten Urlaubserbarn im Dorf
innerungen an die Uckermark
sei es anfangs
schon bald nach dem erfrischenunvorstellbar
dem Apfel- und Birnenwein
gewesen, dass
schmecken, den das Paar seit
sich jemals ein Urlauber in das entlegene
2011 im ehemaligen Stall des
Kraatz verirren könnte. Doch die Ferienwohnung
Gutshofes Kraatz herstellt. „Für
in der alten Wagenremise war so gut nachgefragt,
unsere Weine und Säfte nutzen
dass Edda Müller und Florian Profitlich in einem
wir landschaftsprägende, alte
Siedlerhaus auf dem alten Gutsgelände inzwischen
Streuobstbestände der Region,
ein zweites Feriendomizil eingerichtet haben –
deren geschmackliche Qualitädiesmal ganz im Stile der 1930er Jahre.
ten weitgehend vergessen wurden“, erklärt Florian Profitlich.
Die Sanierung historischer Gebäude ist für MülSo erleben in der Kraatzer Keller und Profitlich inzwischen so etwas wie eine
terei alte Sorten wie der BohnenLebensaufgabe geworden. „Viele der alten Wirtapfel oder der Pfannkuchenapfel
schaftsgebäude in der Region sind in einem bemitein süffiges Comeback. Rund
Edda Müller und Florian Profitlich haben dem alten
leidenswerten Zustand oder bereits abgebrochen“,
10.000 Liter Obstsaft und -wein
Gutshof in Kraatz neues Leben eingehaucht.
ärgert sich Florian Profitlich. Dabei seien sie wewerden hier pro Jahr in Flaschen
abgefüllt. In der benachbarten Weinschänke mit angeschlossenem sentlicher Bestandteil der ehemaligen Güter und wichtig für die hisHofladen können die Getränke gekauft und verkostet werden. Von torische Identität dieser Dörfer. In Kraatz ist es ihm und seiner Frau
Donnerstag bis Sonntag werden hier ab April 2015 auch wieder regio- gelungen, einige das Ortsbild prägende Gebäude denkmalgerecht zu
sanieren und somit zu erhalten. Für dieses Engagement erhielt das
nale kulinarische Köstlichkeiten gekocht und serviert.
Paar 2013 den 1. Preis im Wettbewerb Regionaltypisches Bauen im
Edda Müller und Florian Profitlich zog es vor 14 Jahren aus Berlin in Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und Umgebung.
die Uckermark. Damals kauften die Film-Cutterin und der Architektur-Fotograf in dem Dörfchen Kraatz, 20 Kilometer nordwestlich von
Prenzlau, einen 140 Jahre alten Getreidespeicher mit angeschlosseGutshof Kraatz
ner Wagenremise. Beides wurde mit viel Liebe zum Detail saniert.
Kraatz (Uckermark)
So kamen in erster Linie alte vorhandene Baustoffe wie Ziegel und
Lehm oder alte Holzbalken zum Einsatz. Eine ressourcenschonende
Beschäftigte: 7
Holzpellet-Heizung sorgt für Wärme und das Abwasser wird in einer
www.gutshof-kraatz.de
Pflanzenkläranlage auf dem eigenen Grundstück gesäubert.
Noch bevor der Umbau begann, hatte sich das Ehepaar mit Erfolg dafür eingesetzt, dass der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz gestellt wurde. Neben dem Versprechen, den historischen Gebäuden wie-
Hörbare Stille
inklusive
In der Uckermark lädt Familie
Steinland Städter in ein Refugium
aus Kunst, Natur und Harmonie.
Von Bettina Schipke
E
s war die Nachtigall – die Lerche aber auch. Jedoch drangen die heimischen Singvögel
nicht bang an das Ohr von Agnes
Gramming-Steinland. Im Gegenteil. „Die Nachtigall, die hier
so schön sang, veranlasste uns,
2002 das alte gräfliche Forsthaus
in Temmen-Ringenwalde zu kaufen.“ Das Ehepaar wollte Vogel
und Natur an diesem Ort unbedingt erhalten und entschied
sich deshalb, nach eigenem Konzept Ferienwohnungen und Studios in das alte Haus
einzubauen und zu gestalten. Natürlich wurde auch
der Garten einbezogen. Das ganze Vorhaben wurde
durch das Land Brandenburg aus Mitteln des Programms zur Entwicklung des ländlichen Raumes
sowie aus Mitteln des Programms zur Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur gefördert.
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
11
30.000 Fahrgäste pro Jahr nutzen
den Naturbahnhof Chorin als
Ausgangspunkt für Exkursionen.
Bei der Einrichtung und Gestaltung hat sich die Künstlerin stark vom
Jugendstil inspirieren lassen. Und stellte so eine Individualität der
Quartiere her, die dennoch nicht mit zu vielen Details erdrückt. „Wir
haben mit viel Aufwand zum Beispiel die alten Holzdielen unter mehreren Schichten Fußbodenbelag hervorgeholt“, erinnert sich Michael
Steinland an viele in Kauf genommene Mühen eines umsichtigen Umbaus. Auch neue tragende Balken mussten eingezogen werden. Die
fertigte eine Künstlerin aus der Nachbarschaft, schuf so eine bauliche
Notwendigkeit, zugleich ein minimalistisches Kunstwerk im Raum.
Bei jedem Gang durch Haus und
Garten kann der achtsame Gast
neue Überraschungen entdecken.
Die lassen in der Summe einen
romantischen
Sehnsuchtsort
entstehen. „Jedes Zimmer entspricht einem Teil des Naturzyklus und jedes Zimmer ist ein Bild“,
beschreibt Agnes GrammingSteinland ihre Gestaltungsidee.
Zum Ambiente hinzu können
sich ihre Gäste auch ganz individuelle Wünsche erfüllen. Allerdings ohne Tagesplan oder
Preisliste, in der diverse Angebote aufgelistet sind. „Will jemand
in den Seen der Umgebung angeln, besorgen wir gern eine Angelkarte“, erzählt Michael Steinland. Der studierte Biologe und
„Ein Anwesen, das Schönheit
Mitgestalter zahlreicher großer
atmet“, so beschreibt die
Gartenschauen vergangener Jahfreischaffende Künstlerin
re gibt seinen Gästen auch gern
und Autorin ihre wichtigs- Gleich hinter dem alten Forsthaus können die
fachkundige Auskunft zu Flora
te Intention. Der alte Obst- Urlauber ein kleines Gartenparadies genießen.
und Fauna in der Umgebung.
garten, eine Sauna und ein
Die Hausherrin liefert auf Wunsch eine Kräuter- und Kochkiste plus
Freiluft-Whirlpool sollten mit dem Haus in
Rezepten und Tipps zur Verarbeitung all der „Schätze“, die Garten
einer harmonischen Einheit für ihre Gäste
und Wald bereithalten. In der Umgebung des „Alten Gartens“ gibt es
erlebbar werden.
außerdem manches zu entdecken.
Im Jahre 2004, als das Haus fast fertig renoviert war, standen bereits „Familien schicken wir gerne in
Alter Garten
den Familiengarten und den Zoo
die ersten Gäste vor der Tür, erinnert sie sich. Die fanden anderenorts
Feriendomizil
in Eberswalde. Ansonsten empnicht die Ruhe und Entspannung, die sie in der Uckermark eigentlich
Temmen-Ringenwalde
gesucht und bitter nötig hatten. Da die Steinlands nur noch stille Ar- fehlen wir Konzerte des Ucker(Uckermark)
beit im Garten hatten und kein Handwerkerlärm mehr anfiel, konn- märkischen Musiksommers“, so
die Gastgeber. Wellnessfans
ten die verfrühten Gäste bleiben.
Beschäftigte: 3
empfehlen sie die Natur Therme
www.altergarten-feriendomizil.de
Viele, die einmal die Atmosphäre der Räume und Freiräume rund Templin. Oder es wird eine Fahrt
ums Haus gespürt haben, kehren zurück in das uckermärkische Dorf. auf der Draisine in Templin verManche reisen zunächst als frisch verliebte Pärchen an. „Die kom- mittelt.
Unternehmensporträt > Brandenburg NORD
Vom E-Bike bis
zum Trampelbus
men über Jahre hinweg und dann plötzlich mit Kind“, berichtet die
Hausherrin von treuen Stammgästen aus Berlin, Hessen, Sachsen.
Übrigens ist sogar eine Katze drunter. Diese Tiere mögen den Wechsel ihrer gewohnten Umgebung sonst ganz und gar nicht. Andere Besucher verteilen sich in drei Generationen über fünf Wohnungen und
zwei Studios unterm Dach und verbringen gemeinsame Stunden im
Garten oder in der Natur der Umgebung. „Das Haus ist nie überfüllt.
Jeder findet seinen Platz“, versprechen die Gastgeber.
Von Bettina Schipke
P
ünktlich um 11.16 Uhr rollt auf dem Bahnhof Chorin
(Landkreis Barnim) der Regionalexpress aus Berturbahnhof Chorin für viele
lin ein. Jetzt im Winter steigen nur wenige Reisende aus
Ausflügler Ausgangspunkt für
dem Zug. „Spätestens ab April sieht das anders aus“, verRadtouren und Wanderungen.
sichert Steffen Branding. „Dann platzt der Bahnsteig an
Von hier aus erkunden sie das
manchen Tagen geradezu aus den Nähten.“ Und Branding
Biosphärenreservat Schorfheidemuss es wissen. Denn der Bahnhof ist so etwas wie sein
Chorin, das Ökodorf Brodowin
zweites Zuhause. Als Jugendlicher strich er auf dem Bahnoder das Choriner Kloster.
hofsgelände die Zäune. „Ich fand diesen Ort einfach faszinierend“, erinnert sich der 42-Jährige. Deshalb schmerzte
In der ehemaligen Wartehalle des BahnErste Attraktion für alle Gäste
es ihn auch besonders, als das Gebäude nach der Wende
hofs ist heute viel Platz zum Feiern.
ist jedoch der Bahnhof selbst.
geschlossen wurde. Jahrelang stand das Empfangsgebäude von 1920 leer. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis man das Haus Leuchtend rot erwartet er neben dem Schienenstrang die Besucher. Im
hätte abreißen müssen“, sagt Steffen Branding. 2005 beschloss er Erdgeschoss gibt es einen Fahrradverleih: 200 Drahtesel – vom Kindeshalb, den Bahnhof zu kaufen und zum Firmensitz der Chorona derrad über Tourenräder mit und ohne Elektroantrieb, Tandems bis
Immobiliengesellschaft zu machen. Das Gebäude sollte wieder hin zum Rollstuhlrad – warten hier auf ihren Einsatz. Für Gruppen
stehen sogenannte Trampelbusse bereit. Bis zu 22 Personen können
öffentlich erlebbar sein.
mit diesen Gefährten die Umgebung erkunden. Der Regionalladen im
Drei Jahre dauerte es von der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit Bahnhof bietet neben Wanderkarten und Heimatliteratur auch Bioder Bahn bis zur Eröffnungsfeier. Insgesamt 750.000 Euro investier- Produkte aus der Region und Kunsthandwerkliches. Im benachbarten
te der Unternehmer in seinen Traum, den inzwischen geschätzte Bistro wird an den Saisonwochenenden für das leibliche Wohl gesorgt.
30.000 Fahrgäste pro Jahr in der Realität erleben. Heute ist der Na- Eine neue Nutzung erfährt auch die ehemalige Wartehalle. Wo einst
Reisende der 3. Klasse auf den Zug warteten, gibt es heute einen hellen, gemütlichen Raum, in dem Familienfeiern, Tagungen und Kulturveranstaltungen stattfinden. Auch die Manager der Bahn tagen
hin und wieder im ehemaligen Wartesaal des Choriner Bahnhofs.
So sei hier beispielsweise vor einigen Jahren die Idee für die „Grüne
Bahncard“ geboren worden, berichtet Steffen Branding.
Brandenburg aktiv erleben – das wollen immer mehr Menschen.
Um die Segmente Radfahren, Wasser- und Wanderurlaub im
Der Tourismus sei eine Branche, die ständig Neuerungen verlangt.
Brandenburger Tourismus zu stärken, wurde deshalb bereits
Branding ist deshalb mit den Gedanken schon bei der Saison 2015.
2006 das Netzwerk „Aktiv in der Natur“ als erstes touristisches
Die wichtigste Neuerung am Bahnhof nehme allerdings die Bahn in
Kooperationsnetzwerk auf Landesebene gegründet. Hier setzen
Angriff. „Chorin bekommt zwei
sich zahlreiche Partner für touristische Themen ein, fördern und
neue, barrierefreie Bahnsteige“,
gestalten gemeinsam Angebote für Radfahrer, Wasserurlauber
Chorona
verkündet Branding. Der Fahrund Wanderer.
Immobilien GmbH
radverleih habe sich gerade dem
Das Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, die Qualität der
Chorin und Eberswalde
Netzwerk „Sonne auf Rädern“
Angebote im Aktivtourismus zu erhöhen und neue, marktfähi(Barnim)
angeschlossen und kann über die
ge Angebote zu entwickeln. Durch den Zusammenschluss von
Verbundpartner künftig auf Vortouristischen Akteuren werden nicht nur finanzielle Mittel und
Beschäftigte: 20
bestellung zusätzliche E-Bikes
Ressourcen gebündelt, sondern auch gemeinsam neue Märkte
www.chorona.de
ordern. „So werden wir der wacherschlossen und regionsübergreifende Projekte realisiert.
bs
senden Nachfrage nach diesen
www.brandenburg-aktiv.info
Bikes besser gerecht.“
Aktiv in der Natur
Fotos: Bahnhof Chorin
Unternehmensporträt > Brandenburg NORD
Fotos: Agnes Gramming-Steinland (2), Bettina Schipke (1)
10
12
Reisen im Zeichen
des Klimawandels
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung
beschäftigt sich mit ökologisch bewusstem
Tourismusmanagement.
Von Rüdiger Braun
D
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
13
Bestens
erreichbar
gehören 1000 Kilometer ausgewiesene Wanderwege für ein intensives Naturerleben.
„Die Diskussion um die Beeinflussung des Tourismus hin zu mehr
Umweltfreundlichkeit gab es ja schon in den 1990er Jahren“, sagt
Prof. Dr. Rein, der seit 2007 an der HNE Landschaftspflege lehrt.
Allerdings dachte damals noch niemand daran, das Thema zu akademisieren. Tourismus war traditionell die Angelegenheit von Betriebswirtschaftlern. Und die denken nicht vornehmlich in ökologischen Kategorien. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung war
seit ihrer Gründung 1992 ein Vorreiter dieser Entwicklung. Nachhaltigen Tourismus hatte sie – nicht zuletzt mit Blick auf die vielen
Schutzgebiete im Land Brandenburg – schon immer im Programm
ihrer Forschung und Lehre.
Seit dem Jahr 2008 gibt es den
Masterstudiengang „Nachhaltiges Tourismusmanagement“, in
dem die Studenten schon sehr
früh in Praxisprojekte eingebunden werden. „Studenten
lernen so auch die praktischen
Probleme und die Restriktionen
kennen, denen ein nachhaltiger
Tourismus ausgesetzt ist“, sagt
Prof. Dr. Rein.
„Baden und Laden“ ist nicht die einzige Facette moderner touristischer Fortbewegung in der Mark. In Sachen Verkehr haben zahlreiche
Partner dafür gesorgt, dass das Reiseland nicht nur mit Autobahnen,
sondern vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen wird.
„Uns geht es um Erreichbarkeit, möglichst vielfältig und umweltfreundlich“, so Dr. Zimmer.
Das Reiseland Brandenburg baut beim
Thema Mobilität nicht nur auf Elektroautos.
Von Gerald Dietz
R
ie Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE)
in Eberswalde (Barnim) hat die
Tourismuswirtschaft in Brandenburg verändert. Davon ist
Prof. Dr. Hartmut Rein überzeugt. Und der Leiter des MasterStudiengangs
„Nachhaltiges
Tourismusmanagement“ an der
HNE hat für diese Behauptung
auch ein schlagendes Argument:
2013 erregte der Landkreis UckerSo fragt sich ein studentisches
mark bundesweit Aufsehen, weil
Team bei solch einer Praxiser den Bundeswettbewerb „Nachübung zum Beispiel, warum
haltige Tourismusregionen“ gejene Pension im Barnim eine so
wonnen hatte. Die HNE hatte die
Ferien fürs Klima – unter diesem Motto wird an der HNE geforscht.
altmodische Heizung hat, und
Uckermark durch ihre beratende
Tätigkeit schon im Rahmen des Projektes „Klimafreundliche Ucker- erfährt dann, dass es für ein kleines Einzelunternehmen einfach
mark“ auf den Weg zum Sieg gebracht. Forschung, Beratungen und unheimlich schwer ist, in die neueste, dafür aber ökologisch wertVor-Ort-Gesprächen von HNE-Mitarbeitern und Studenten ist es zu volle Infrastruktur zu investieren. Oder sie raten dem Publikum,
verdanken, dass ein großes Netzwerk von nachhaltig wirtschaf- sich mit dem Zug zu ihrem Ferienort zu begeben und stellen fest,
tenden Tourismusanbietern in der dünn besiedelten Region ent- dass es die Gäste vor allem mit Gepäck schwer haben, vor Ort weistand. Dazu gehört zum Beispiel der überregional bekannte Gutshof terzukommen. Wird dann der Busbetreiber um entsprechende neue
Kraatz, der seine Ferienwohnungen aus ökologischen Materialien Linien gebeten, teilt dieser mit, dass sich eine solche im ländlichen
wie Hanf, Lehmputze und Kreidefarben auf baute und auf regionale Raum nicht lohne. Für derartige Probleme Lösungen anzubieten, ist
Produkte und Zulieferer setzt. Dazu gehört auch ein Wassertouris- die Aufgabe von nachhaltigem Tourismusmanagement. Im Falle der
mus, der lieber Muskelkraft statt Dieselmotoren bemüht, und dazu Mobilität denkt man zum Beispiel an Lösungen wie Apps, die das
private Sammeltaxi an den Bahnhof rufen. Investitionen wiederum
werden durch die Bildung von Netzwerken einfacher. „Das alles ist
ein aufwendiger Prozess, der lange dauert und viel Überzeugungsarbeit erfordert“, sagt Prof. Dr. Rein.
Dazu beigetragen hat vor allem der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Aus allen Richtungen führen Fernverkehrsverbindungen
mit dem ICE, IC oder auch Bus in die Metropole Berlin. Über ein dichtes sternförmiges Regionalzug- und
zum Teil auch S-Bahn-Netz, vielfach mit
einem gemeinsamen Takt, können Gäste bequem und stressfrei zu ihren brandenburgischen Reisezielen gelangen.
und 1300 zugelassene Elektroautos gibt es mittlerweile
allein in Berlin. Deren Nutzer
Drahtesel sowie Busse und Bahnen erzu einem Ausflug nach Brangänzen sich vielfach als Verkehrsträger.
denburg zu locken, fällt zur Zeit
„Der VBB ist sehr gesprächsbereit für
noch schwer. Bei einer Reichunsere Anliegen“, lobt die Geschäftsweite mit einer Akkufüllung von
führerin des Allgemeinen Deutschen
maximal 100 bis 150 Kilometern
Fahrrad-Clubs (ADFC), Lea Hartung,
ist die Zahl möglicher Ziele bei
die Zusammenarbeit beider OrganisatiHin- und Rückfahrt doch sehr
onen. Weiter ausbaufähig bleibe aber die
begrenzt. Das Wiederaufladen
Mitnahme von Velos in Bus und Bahn.
nach einer Tour stellt sich angesichts weniger Stromstationen
Strom laden und inzwischen die Natur genießen.
ziemlich schwierig dar. Das soll
sich ändern: Um das Aushängeschild moderner Mobilität besser in
den Tourismus in der Mark zu integrieren, haben die TMB TourismusMarketing Brandenburg, die Berliner Agentur für Elek-tromobilität
(EMO) und der Carsharing-Anbieter Drive now ein neues Konzept
zum Ausbau der Ladeinfrastruktur auf dem Land erarbeitet. Unter
Brandenburg bildet mit Mecklenburg-Vorpommern nicht nur das
dem Titel „Baden & Laden“ wird mit einer Kampagne versucht, Hogrößte zusammenhängende Binnenwasserrevier in Europa, sonteliers, Gastronomen und Betreiber von Freizeiteinrichtungen als
dern spielt auch bei der Länge und Qualität der Rad- und WanPartner für den Aufbau von Ladestationen zu gewinnen. Idee ist, das
derwege ganz vorne mit. Hier gibt es rund 1.500 km schiff bare
Angenehme des Tourismus mit dem Nötigen einer elektrischen Reise
Bundes- und Landeswasserstraßen und etwa 6.500 km Wasserzu verbinden. Mehr als 20 Kooperationspartner sind bereits gefunden.
straßen für Kanuten und Ruderer. Wanderer können rund 2.000
Kilometer markierte Wanderwege erkunden, davon zahlreiche
„Elektromobilität findet in Deutschland vorwiegend in Berlin statt“,
mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“.
sagt der Clustermanager Tourismus in Brandenburg, Dr. Andreas
Brandenburg ist auch ein Eldorado für Radwanderer: Hier gibt es
Zimmer, zu dem Konzept. Noch seien die meisten sogenannten
28 Radfernwege mit einer Gesamtlänge von 7.400 km und über 20
E-Cars vor allem bei Carsharing-Unternehmen angesiedelt – eine
regionale Routen mit einer Gesamtlänge von 4.200 km.
Struktur wie geschaffen für Ausflüge ins Umland.
Fotos: TMB-Fotoarchiv
Wege durch die Mark
Märkische Hochschulen haben den Tourismus als Thema schon
lange im Blick. Der Fachbereich Bauingenieurswesen der FH
Potsdam erstellte bereits Nutzungs- und Erhaltungskonzepte für
den touristischen Ausbau des Bahnhofs Velten (Oberhavel) und
für das zur Stadt Potsdam gehörende Schloss Marquardt. Der
Fachbereich Design der Hochschule konnte mit dem innovativen
Projekt „Fahrradfloß“ Impulse in die Branche geben. Die Brandenburgische-Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg
beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Potenzial schwimmender Bauten, die in der künftigen Seenlandschaft auch touristisch
genutzt werden könnten.
bra
Manchmal bewirken die Arbeiten aber doch schneller etwas. Nicht
zuletzt dank studentischer Intervention haben zum Beispiel die
Heinz-Sielmann Stiftung, Karls Erdbeerhof und das Designer Outlet
Berlin in Elstal (Havelland) ihre Werbung aufeinander abgestimmt,
um Touristen auf die jeweils andere Einrichtung aufmerksam zu
machen.
Im Juni dieses Jahres gründeten Prof. Dr. Hartmut Rein und sein
Kollege Prof. Dr. Wolfgang Strasdas das „Zentrum für nachhaltigen
Tourismus“ an der HNE. Die beiden Professoren und ihre fünf
wissenschaftlichen Mitarbeiter können sich hier noch stärker der
angewandten Forschung widmen.
Fotos: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Den Tourismus im Blick
Himmlisches Theater im Kloster Neuzelle
Museumseröffnung
am 21. März 2015
weitere Informationen:
www.stift-neuzelle.de
14
Reiseland Brandenburg
Von Bettina Schipke
D
er Name der 50 Kilometer langen Radtour „Adler trifft Zander“
ist Programm: Entlang den Radwegen am Scharmützel- und dem
Storkower See können Erholungssuchende nicht nur die herrliche
Landschaft am Wasser genießen, Restaurants und Räuchereien bieten außerdem fangfrischen Fisch. Über eine Webcam in der Nähe von
Storkow können Naturfreunde das Familienleben von Fischadlern live
verfolgen. Die ausgeschilderte Tour führt über Bad Saarow, Storkow,
Wendisch Rietz, Diensdorf-Radlow zurück nach Bad Saarow. Tagesausflügler aus Berlin und Umgebung können bequem mit der Bahn anreisen und an verschiedenen Punkten ihre Radtour beginnen.
Die Tour „Adler trifft Zander“ kommt nicht nur bei Urlaubern gut an,
sondern überzeugte auch die Jury für den Tourismuspreis Branden-
Mit dieser Auszeichnung prämiert das Wirtschaftsminsterium des
Landes in jedem Jahr drei Unternehmen, die die „Marke Brandenburg“ am überzeugendsten widerspiegeln. Im Fokus stehen dabei
Produkte, besondere Services für die Gäste und die Kommunikation
von Geschichten rund um das Angebot.
Bewerben können sich die Anbieter selber, aber auch Vertreter der
Tourismusbranche wie der Landestourismusverband Brandenburg,
die Reisegebietsverbände, touristische Vereine, Kommunen, Branchen- und Unternehmerverbände können ihre Favoriten für den Tourismuspreis vorschlagen.
Von Ulrich Nettelstroth
B
ad Saarow (Oder-Spree) ist der Tourismusstandort schlechthin in Brandenburg. Das ist
zumindest die Auffassung von Axel Walter, dem
Geschäftsführer der Bad Saarow Kur GmbH. „Nirgendwo ist die Vielfalt der möglichen Aktivitäten
so groß“, sagt er und zählt auf: Wellness, Sport,
Erholung, Radfahren, Wassersport und Wandern.
Das Bewerbungs-/Vorschlagsverfahren ist ganz einfach: auf
www.tourismuspreis-brandenburg.de gibt es im Internet ein OnlineFormular, das man in wenigen Minuten ausfüllen kann. Hier finden
sich auch alle Informationen zum Wettbewerb in ausführlicher Form.
Eine Jury, die aus Experten der Tourismuswirtschaft besteht, bewertet die Vorschläge und kürt drei Preisträger. Die nächsten Tourismuspreise werden übrigens im März 2015 im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse in Berlin vergeben.
Treibholz,
Lychen (2002)
Rolly Tours,
Rheinsberg (2005)
Erlebnisreich
Schloss Lübbenau (2014)
Treibholz in Lychen (Uckermark) bietet
vielfältige Natur-erlebnisse auf dem Wasser.
Ob mit dem Floß, dem Kanu oder auf einem
Hydrobike – einer Art Wasserfahrrad – geht
es entweder ganz individuell oder in Gruppen
durch die Naturparks Uckermärkische Seen
und Feldberger Seenlandschaft. Ausgangspunkt für die verschiedensten Touren ist die
Basis am Oberpfuhlsee. Wer länger bleiben
möchte, kann in der Treibholz-Herberge –
einer ehemaligen Kutscher-Remise – in der
Lychener Innenstadt einchecken.
Boote ohne Handicap – dieses Angebot
unterbreitet Rolly Tours seinen Gästen. Völlig
barrierefrei können hier Rollstuhlfahrer oder
Menschen mit Gehbehinderung aufs Wasser
kommen und durch die Rheinsberger Gewässer schippern. Die beiden Boote „Tristan“ und
„Wotan“ sind speziell auf die Bedürfnisse von
Behinderten abgestimmt. Je nach Wunsch
können Tagesausflüge oder Wochentrips
gebucht werden. Ab Sommer 2015 vermietet
Rolly Tours in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin)
auch ein barrierefreies Ferienhaus mit Sauna.
Das Schloss Lübbenau ist das einzige vollständig erhaltene Schlossensemble Brandenburgs.
Seit 1992 empfängt das Schloss seine Gäste
als 4-Sterne-Hotel mit 44 individuell gestalteten Zimmern, exklusiven Suiten, dem Restaurant „Linari“, einem schlosseigenen Museum
und dem Wellnessbereich im Schlossgewölbe.
Die Familie zu Lynar bietet ihren Besuchern
speziell auf die kalte Jahreszeit ausgerichtete
Arrangements, von der „Teezeit am Sonntag“
im Salon mit offenem Kamin bis hin zu kulinarischen und musikalischen Events.
15
Bad Saarow ist einer der
vielfältigsten Tourismusstandorte
in Brandenburg.
70 Kilometer entfernte Berlin zu
sehen ist.
Die Zahl der Übernachtungen ist
allein in den vergangenen sechs
Jahren um fast 50 Prozent auf
Tatsächlich hat Brandenburgs erster Kurort, in
318.000 gestiegen. Die Therme
dem der Badebetrieb schon vor über 100 Jahren
mit allein 240.000 Besuchern
begann, einiges zu bieten. Allein das Thermalbad
Baden im See, im Schwimmbecken oder in der
ist Mittelpunkt des Kurbetriebs.
verfügt über 10.000 Quadratmeter Wellnessfläche, Wanne – in Bad Saarow ist alles möglich.
„In den letzten Jahren wurde das
rechnet Walter vor. Die großen Hotels wie A-Rosa
und Esplanade kommen noch einmal auf die gleiche Zahl. Und es Haus komplett umgebaut“, sagt Geschäftsführer Walter. Der Wellgibt einiges, das anderswo nicht geboten wird: Baden in natürli- ness- und Saunabereich wurde dabei stark erweitert. Jetzt gibt es
cher Sole oder Moorpackungen im Thermalbad zum Beispiel oder zum Beispiel Panoramasaunen mit großen Fenstern, die einen weiWassersport auf dem Scharmützelsee, den schon Theodor Fontane ten Blick über Kurpark und Scharmützelsee bieten.
als „Märkisches Meer“ bewundert hat. Wassertouristen können
den Scharmützelsee sogar mit dem eigenen Boot ansteuern, denn Große Pläne für Bad Saarow hat
er ist über die kanalartig ausgebauten Storkower Gewässer und die auch die Deutsche Seerederei,
Dahme an die Berliner Wasserstraßen angeschlossen. Und rundhe- die am Märkischen Meer berum gibt es Radwege und Wanderwege quer durch die Wälder des reits das A-Rosa Resort mit 380
Oder-Spree-Seengebiets. Da locken zum Beispiel die Rauener Berge Betten betreibt. Die Anlage, zu
mit einem Aussichtsturm, von dem aus an klaren Tagen sogar das der drei 18-Loch-Golfplätze gehören, wird in den ersten drei
Monaten des Jahres 2015 für eine
umfassende Modernisierung geschlossen, so eine Sprecherin.
Und nebenan baut die Unternehmensgruppe das A-ja Resort mit
Acht Brandenburger Heilbäder und Kurorte haben sich zum Brannoch einmal 150 Zimmern, dessen Eröffnung für den September
denburgischen Kurorte- und Bäderverband zusammengeschlos2015 geplant ist.
sen, um den Gesundheitsurlaub im ganzen Land zu fördern. Mit
dabei: Der Solekurort Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark) und Bad
Für die Zukunft setzt der Kurort
Freienwalde (Märkisch-Oderland) mit Naturmoor, das in Form
vor allem auf das Thema Nachvon Bädern und Packungen angewandt wird. Bad Liebenwerda
Bad Saarow
haltigkeit. Schon 2015 startet ein
(Elbe-Elster) bietet heilendes Moor und gutes Wasser. Bad Saarow
Kur GmbH
neuer Service: Gegen eine leichte
(Oder-Spree) ist schon lange ein Ziel von Künstlern und ProminenBad Saarow (Oder-Spree)
Erhöhung des Kurbeitrags könten, Bad Wilsnack (Prignitz) bietet Naturmoor, Thermalsole und
nen die Gäste kostenlos mit dem
als touristisches Ziel die gewaltige Blutwunderkirche. Buckow in
Beschäftigte: 60
Busverkehr Oder-Spree fahren.
der Märkischen Schweiz (Märkisch-Oderland) ist Kneipp-Kurort,
www.bad-saarow.de
Und für Elektroautos wird die
Burg (Spree-Neiße) und Templin (Uckermark) bieten ThermalZahl der Ladestationen im Ort
sole-Bäder.
net
von bisher zwei auf fünf bis
Internet: www.kurorte-land-brandenburg.de
sechs erhöht.
Kurorte in Brandenburg
Fotos: TMB-Fotoarchiv/ Udo Böttcher; Beate Wätzel
Land prämiert in jedem Jahr drei
herausragende Tourismusangebote.
Unternehmensporträt > Brandenburg OST
Kurbetrieb am
Märkischen Meer
burg. „Für den Gast wird der perfekte Tag am und im Wasser inszeniert“, lobten die Tourismusexperten im März dieses Jahres das von
der Region Seenland Oder-Spree offerierte Angebot und zeichneten
es mit dem Tourismuspreis des Landes aus.
Fotos: TMB-Tourismusmarketing/Hendrik Silbermann(2), Rolly Tours
Ausgezeichnetes
Brandenburg
Reiseland Brandenburg
Kleinod im
Grenzland
Neuzelle lockt mit Kloster und
Barockgarten Kulturtouristen an –
und immer mehr Naturliebhaber.
Von Ulrich Nettelstroth
E
in Barockgarten am hohen Ufer des Odertals, dazu das Kloster mit gotischem Kreuzgang und barocker Fassade – Neuzelle
(Oder-Spree) gehört schon jetzt zu den Touristenmagneten im Osten Brandenburgs. Im März 2015 kommt eine neue Attraktion hinzu. Fünf monumentale barocke Bühnenbilder zum Leiden und Tod
Christi werden im Museum „Himmlisches Theater – die Neuzeller
Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab“ gezeigt. Die Bilder stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und gelten nach Umfang und
künstlerischer Qualität als einzigartig, sagt Walter Ederer, Marketingdirektor der Stiftung Stift Neuzelle. Nach ihrer Restaurierung sind
sie erstmals seit 150 Jahren wieder öffentlich zu sehen.
Etwa 100.000 Menschen besuchen jährlich Neuzelle, der überwiegende Teil wegen der Klosteranlage. Aber es gibt noch weitere Attraktionen, sagt Hans-Georg Köhler, Amtsdirektor des Amtes Neuzelle. Zum Beispiel das Museum Strohhaus, in dem ein Einblick in
das Leben von Bediensteten des Klosters gegeben wird. Oder das
Bauernmuseum. Dort gibt es Schauvorführungen etwa zur Entrahmung der Milch und zur Butterherstellung im gläsernen Butterfass
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
Die Stimmung
ist gut
mit anschließender Verkostung. Die Agrargenossenschaft Neuzelle
bietet dort Gemüse, Wurst und Fleisch aus eigener Produktion an.
Und es gibt natürlich die bekannte Neuzeller Klosterbrauerei mit Laden und Brauereiführungen.
Vor allem jedoch lockt die Natur in der Umgebung, sagt Köhler. Neuzelle liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Zusammenfluss von
Oder und Neiße bei Ratzdorf. Viele wollen das Pegelhaus sehen, das
sie aus Fernsehbildern vom Oderhochwasser kennen. „An Oder und
Neiße gibt es viel unberührte Natur“, empfiehlt der Amtsdirektor.
Der Grenzfluss Neiße wird bei Kanutouristen immer beliebter. Mit
dem Fahrrad lässt sich auch die polnische Seite erkunden, etwa ein
Badesee kurz hinter der Coschener Brücke. Mühlenwanderungen
sind im Dorchetal und im Schlaubetal möglich. Ein beliebtes Ziel ist
etwa die Schwerzkoer Mühle mit Sägewerk. Wer länger bleibt, übernachtet auch in der Region. 258 Gästebetten gibt es in den Hotels
und Pensionen vor Ort, hinzu kommen noch private Gästezimmer
und Ferienwohnungen.
Allein in den großen
Häusern zählte die
Tou rismusinformation
Neuzelle von Januar bis
August 2014 insgesamt
14.100 Übernachtungen.
Das ist ein deutlicher
Zuwachs gegenüber dem
Vorjahr.
Die meisten Gäste bleiben aber weiterhin nur
kurz und wandeln vor
allem auf den Spuren
der Zisterzienser. „Das
Fünf monumentale barocke
Kloster ist der LeuchtBühnenbilder gibt es ab März
turm“, sagt Köhler. Viele Bein Neuzelle zu bewundern.
sucher sind durch die barocke
Pracht überrascht, die man in
Brandenburg kaum erwarten
würde. Der Landstrich gehörte bis 1635 zum katholischen
Böhmen und als er danach unter sächsische Herrschaft geriet,
stand das Kloster unter besonderem kaiserlichen Schutz – eine
katholische Insel in protestantischer Umgebung. Erst 1817,
nachdem das Land an Preußen
fiel, wurde das Kloster aufgehoben. Inzwischen ist die Anlage
wieder in einem sehr guten Zustand. 23 Millionen Euro hat
die Stiftung allein in den vergangenen vier Jahren investiert, erklärt
Marketingdirektor Ederer. Geld, das auf ähnliche Weise verdient wird
wie in der Zeit der Zisterzienser. „Die Stiftung ist mit 9200 Hektar
Wald größter privater Waldbesitzer in Deutschland“, erklärt Ederer.
Das wurde 1996 bei der Gründung der Stiftung so arrangiert. Außerdem sind einige Nebengebäude an das Internatsgymnasium im Stift
Neuzelle vermietet.
Brandenburger Gastgewerbe hat sich zu
einer stabilen Branche entwickelt.
Von Ute Sommer
D
as Tourismusjahr 2014 kann sich sehen lassen. Rund 90 Prozent der Brandenburger Hoteliers sind mit ihrer Geschäftslage
zufrieden. Bei den Gastronomen sind es etwa 80 Prozent, sagt Olaf
Lücke, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Brandenburg. Der Grund für die gute Entwicklung liegt für Lücke auf der Hand: Die Touristenzahlen im Land
würden stetig wachsen. 9,5 Millionen Übernachtungen wurden bis
zum September für 2014 registriert. Das ist ein Plus von rund drei
Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Den Aufwärtstrend bekomme auch das Gastgewerbe zu spüren.
Das Reiseland Brandenburg kann aktuelle Trends gut bedienen.
„Die Touristen werden immer aktiver – sie wollen paddeln und mit
dem Rad fahren“, konstatiert Lücke. Dafür gebe es hier perfekte
Bedingungen. Hinzu komme, dass Brandenburg eine „vernünftige
Qualität“ biete. Das Land habe sich über die Jahre als Urlaubsdestination einen Namen gemacht, so das Resümee des Dehoga-Hauptgeschäftsführers.
Brandenburger sind gute Gastgeber.
Fotos: Shutterstock, Ute Sommer, Dehoga Brandenburg
Unternehmensporträt > Brandenburg OST
Fotos: Stiftung Stift Neuzelle
16
1300 Unternehmen der Branche vereint der Dehoga Brandenburg.
Als der Verband im Jahr 1990 an den Start ging, brachte er es gerade
mal auf acht Mitgliedsbetriebe. Seit dieser Zeit hat er sich zu einem
verlässlichen Partner entwickelt, wie Lücke betont. Die Mitgliedsbetriebe haben dafür gesorgt, dass immer mehr regionale Produkte
den Weg auf die Teller der Gäste finden. Dass Qualität und Nachhaltigkeit wichtige Faktoren von touristischen Angeboten im Land sind.
Und dass kulinarische Wertschöpfungsketten im Land funktionieren: von der Erzeugung der Nahrungsmittel im Agrarbetrieb bis hin
zu ihrer Zubereitung in der Hotelküche.
17
Lücke spricht mit Blick auf das Gastgewerbe von einer „stabilen
Branche“ – die aber auch vor Herausforderungen steht. Stichwort
Mindestlohn. Ab Januar müssen den Beschäftigten, Aushilfen und
auch Saisonkräften mindestens 8,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Das setze das gesamte Tarifgefüge in der Branche unter Druck,
fürchtet Lücke. Man müsse abwarten,
welche Auswirkungen der Mindestlohn
auf die Betriebe habe, sagt Olaf Schöpe,
Hotelier und Präsident des Dehoga
Brandenburg. Dafür stehe der Verband
„ständig im Dialog mit seinen Mitgliedsunternehmen“, bekräftigt Schöpe.
Verbandsangaben zufolge sind
die Löhne in der Branche in
den vergangenen drei Jahren
um rund 20 Prozent gestiegen.
Von diesem Trend profitieren
auch die Lehrlinge im Gastgewerbe. Die Ausbildung künftiger Fachkräfte für das Gastgewerbe ist nach Einschätzung
des Präsidenten Schöpe „ein
Dauerbrenner“.
Dehoga-Präsident Olaf Schöpe (o.)
und Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke.
Ein Dienstwagen
für den Azubi
Wenige Schulabgänger und Fachkräftemangel in mehreren Branchen: „Der Wettbewerb um den beruflichen Nachwuchs ist größer
geworden“, sagt Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Dehoga
Brandenburg. Die Betriebe des Gastgewerbes unternehmen einiges, um den Schulabgängern Karrieren als Restaurant- oder Hotelfachleute, Köche und Beiköche oder auch als Hotelkaufleute
schmackhaft zu machen.
Beispiel Entlohnung: Im ersten Lehrjahr liegt das Entgelt bereits
bei 500 Euro im Monat. Es steigt dann auf bis zu 660 Euro im
dritten Lehrjahr an.
Der Dehoga Brandenburg hat für seine Betriebe Sonderkonditionen
beim Autoleasing ausgehandelt. So haben Unternehmen die Möglichkeit, vergleichsweise preisgünstig an Dienstwagen zu kommen.
Davon haben sogar die Lehrlinge etwas. Lücke kennt Fälle, in denen das Firmenauto an die Azubis geht. So können sie leichter weite
Wege vom Wohnort zu ihren Ausbildungs- oder Lehrorten bewältigen. Das sei gerade in ländlichen Regionen wichtig, betont Lücke.
Für den späteren beruflichen Einsatz der jungen Fachkräfte ergeben sich viele Möglichkeiten. „Wir sind eine der internationalsten
Branchen der Welt“, erklärt Brandenburgs Dehoga-Präsident Olaf
Schöpe. Aufenthalte im Ausland sind also keine Seltenheit. Die
Karriere kann aber auch gleich vor der eigenen Haustür starten: Im
Spree-Waldhotel Cottbus, das von Schöpe betrieben wird, ist die
Restaurantleiterin gerade mal 24 Jahre alt. Sie hatte einfach eine
gute Ausbildung in dem Cottbuser Hotel gemacht.
so
Reiseland Brandenburg
Regionale Produkte als touristisches Erlebnis:
Bei der Confiserie Felicitas in der Lausitz ist
das Programm.
Von Ute Sommer
G
oedele Matthyssen braucht nur wenige Schritte, um von einer Welt
in eine völlig andere zu wechseln. Eben
noch ist die Chefin der Confiserie Felicitas in der Produktion und begutachtet
das Entstehen leckerer Schokolade und
feinster Pralinen. Und dann ist sie in
einer Erlebniswelt für Schokoladenfans: im Schoko-Laden-Land mit Café
und Konditorei, Mitmach-Werkstatt
und Kinosaal.
So gesehen, leite sie gemeinsam mit ihrem Mann zwei Firmen, sagt
die gebürtige Belgierin und lacht. „Das ist ja das Tolle.“ Anfang Oktober erst hat das belgische Unternehmerpaar das Schoko-Laden-Land
der Confiserie Felicitas in Hornow (Spree-Neiße) eröffnet. Die
Besucher fahren voll darauf ab:
Reisebusse bringen Touristen
nach Hornow. Kindergruppen
probieren sich im Schoki-Machen in der Werkstatt aus. Urlauber, die im sächsischen Bad
Muskau Wellness machen, fahren für den besonderen Genuss
ins Nachbarland. Einheimische,
die zwischen Forst und Spremberg pendeln, decken sich vor
der Arbeit bei Felicitas mit dem
Nötigsten für den kleinen Hunger zwischendurch ein.
Matthyssen ist mit ihrer Confiserie ein Grenzgänger zwischen Ernährungs- und Tourismuswirtschaft. „Erlebnismarketing“ nennt das der Experte
Dr. Detmar Leitow, Manager des Clusters Ernährungswirtschaft in Brandenburg. Gerade für kleine
und mittelständische Unternehmen sei das eine
Möglichkeit, Kundenbindungen aufzubauen. Sie
holen den Kunden als Touristen zu sich, machen
die Produktion im Betrieb erlebbar – und können
damit rechnen, dass sich der Gast später vor einem
Ladenregal an dieses schöne Erlebnis erinnert und
das Produkt kauft.
Der Zander
schmeckt besser
auf großer Tour
In der Confiserie Felicitas werden jeden Tag um die 600 Kilogramm
Schokolade verarbeitet. Der Betrieb hat Filialen in Potsdam und Dresden und beliefert mehr als 500 Fachgeschäfte. Das neu eröffnete
Schoko-Laden-Land sei eine Investition in die Zukunft, sagt Matthyssen. Bei schwankenden Preisen für Rohstoffe gebe das touristische
Standbein dem Unternehmen eine gewisse wirtschaftliche Sicherheit.
Insgesamt 3,2 Millionen Euro stecken im Hornower Vorzeigeprojekt.
Ein Viertel davon ist Fördergeld der Europäischen Union (EU).
Die Ernährungswirtschaft sei flächendeckend in Brandenburg vertreten und somit auch „ein stabilisierender Faktor für ländliche Regionen“, betont Clustermanager Dr. Leitow. Zur gesamten Wertschöpfungskette zählen im Land rund 3700 Unternehmen mit zusammen
etwa 59.000 Beschäftigten, die einen Jahresumsatz von 8,8 Milliarden Euro erwirtschaften. Große Marken produzieren hier wie Coca
Cola und der Süßwarenhersteller Katjes. Aus Brandenburg kommen
bekannte Spezialitäten wie die Spreewälder Gurke, der Werderaner
Ketchup, die Eberswalder Würstchen oder das Neuzeller Schwarzbier.
Gerade für Anbieter von Spezialitäten und Frischeprodukten haben
sich nach Expertenmeinung die Marktchancen in jüngster Vergangenheit verbessert. Grund: der Trend zur Regionalität.
Vernetzung und Qualität sind
das A und O für einen Tourismusverband
wie das Seenland Oder-Spree.
Von Rüdiger Braun
E
igentlich hätte Ellen Rußig sich an diesem Dienstagmorgen doch
noch etwas länger mit den Leitern der einzelnen Tourismusinformationen des Tourismusverbands Seenland Oder-Spree besprochen.
Immerhin ging es um das neue Gastgeberverzeichnis und den regionalen Plan für 2015. Aber die Geschäftsführerin des Verbands muss
gleich weiter zu einem Workshop mit den regionalen Partnern, der
IHK, den Landkreisen und anderen Teilnehmern. In der Burg Storkow
(Oder-Spree) soll besprochen werden, wie das Thema Nachhaltigkeit
noch mehr im Tourismus verankert werden kann. Und am Abend ist
dann noch das Gespräch mit einem Mitarbeiter, bei dem es darum
geht, wie Akkuladegeräte für E-Bikes an Hotels verteilt werden könnten. „Manchmal bedauert man es, dass man verschiedene Dinge nicht
zeitgleich machen kann“, sagt Rußig, die ständig im Land Brandenburg unterwegs ist. Selbstverständlich habe sie Stress. Doch sie fühlt
sich in ihrem anspruchsvollen Job wohl.
Darauf setzt auch Goedele Matthyssen, die mit ihrer Confiserie Felicitas 1992 in Hornow startete. Im neuen Café gibt es auch hausgemachtes Eis und einen Hauch Belgien für die Gäste. Zum Beispiel mit den
berühmten belgischen Waffeln.
Die Zahlen, die der 2008 aus zwei getrennten Verbänden hervorgegangene Verband Seenland Oder-Spree vorlegen kann, geben ihr
recht. Rund zwei Millionen gewerbliche Übernachtungen zählte das
Seenland Oder-Spree im vergangenen Jahr. Insgesamt brachte der
Tourismus der Region 870 Millionen Euro ein. Rund 15.000 Arbeitsplätze hängen dort vom Tourismus ab. „Seit dem Jahr 2008 hatten wir
eine Steigerung in allen Bereichen um 30 Prozent“, sagt Rußig. Dass
ihr Verband an solchen Steigerungsraten selbst einen wesentlichen
Anteil hat, dürfte Rußig klar sein. Dennoch gibt sie sich bescheiden:
„Es ist keineswegs so, dass ohne uns touristisch überhaupt nichts los
wäre“, sagt sie. Gewiefte Unternehmer springen eben immer in sich
Hohlkörper aus feinster Schokolade gehören
zum Sortiment der Confiserie Felicitas.
Das belgische Unternehmerpaar Goedele Matthyssen und Peter Bienstman.
Foto:Toursimusverband Seenland Oder-Spree
Die doppelte
Schokoladenfrau
Reiseland Brandenburg
Fotos: Confiserie Felicitas
18
19
bietende Lücken. Aber es gibt ein paar Dinge, die ein großer Verband
doch besser leisten kann als ein einzelner Betrieb. Vernetzung zum
Beispiel.
„Wir hätten wahrscheinlich kein Buchungssystem für die gesamte
Region“, schätzt Rußig. Auch das riesige Radwegenetz zwischen Bad
Freienwalde (Märkisch-Oderland) und Neuzelle (Oder-Spree) wäre
wohl kaum vom ADFC zertifiziert worden, wenn es den Tourismusverband nicht gäbe. Und auch ein Angebot wie die sich über 188 Kilometer erstreckende Märkische Schlössertour hätten einzelne Anbieter wohl kaum zustande gebracht. Ein so großer Verband dagegen ist
dazu in der Lage. Neben der Lobbyarbeit gegenüber der Politik hält
Rußig die Vernetzung der unterschiedlichen Anbieter in der Region
miteinander für die wichtigste Aufgabe ihres Verbandes.
„Wir sind eine ländlich geprägte
Region“, sagt sie. „Es geht beim
Tourismus auch um eine Gesamtentwicklung. Und das geht
über die Qualität und die Verankerung in der Region selbst.“ Ein
Beispiel: Neu im Programm des
Reiselandes Brandenburg ist die
Tour „Adler trifft Zander“. Besucher können mit dem Rad eine
Strecke von 40 Kilometern rund
um den Storkower und den Scharmützelsee zurücklegen und auf
einzelnen Etappen in Gasthöfen
und Hotels einkehren. Überall
wird es ein spezielles Fischangebot, besonders ein Zandergericht
geben. Das handgezeichnete
Ellen Rußig knüpft im Auftrag des
Tourismusverbands Seenland Oder- Logo der Tour – einen Adler und
einen Fisch – hat übrigens kein
Spree Netzwerke.
Geringerer als Entertainer Frank
Zander beigesteuert. Rußigs Aufgabe war es unter anderem, die teilnehmenden Gasthöfe mit Mitgliedern des Landesfischereiverbandes
zusammenzubringen. „Die Teilnehmer sollten auch alle Zander auf
der Speisekarte haben“, sagt Rußig. Und diese Produkte sollten noch
dazu regional und frisch sein.
Gemeinsam erfolgreich
Besonders wichtig ist dem Verband Seenland Oder-Spree die Qualität
der Angebote. Nicht nur die Radwege in der Region sind zertifiziert,
Frühbucher sehen im Internet, dass 36 Betriebe das Gütesiegel „Brandenburger Gastlichkeit“ haben. Darüber hinaus berät der Verband
Kulturanbieter in ländlichen Regionen. Die Region so zu entwickeln,
dass möglichst viele Projekte EU-förderungswürdig sind – auch das
ist der Ehrgeiz von Rußig.
Der Tourismusverband Seenland Oder-Spree ist Mitglied im Landestourismusverband Brandenburg. Der LTV ist ein Zusammenschluss aus touristischen Regional- und Fachverbänden und agiert
als Interessenvertretung, Lobbyorganisation, „Sprachrohr“, Informationspool sowie Dialog-Plattform für den Tourismus in Brandenburg. In ihm sind viele Partner der Brandenburgischen Tourismuswirtschaft vertreten.
Internet: www.ltv-brandenburg.de
Freilich, die Verbandsarbeit hat ihre Grenzen. Den Hauptwanderweg, den 66-Seen-Wanderweg rund um Berlin, könnte der Verband
Seenland Oder-Spree schon aus geografischen Gründen nicht alleine
stemmen. An diesem Konzept sind zahlreiche Kommunen und sieben Reiseregionen beteiligt. Dass der Tourismusverband Seenland
Oder-Spree eine gewichtige Stimme in diesem Konzert hat, ist auch
dem Engagement und den Ideen Ellen Rußigs zu verdanken.
20
Reiseland Brandenburg
Kulturland Brandenburg will das historische
Erbe der Mark neu entdecken.
Von Gerald Dietz
A
ngelegt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich II. prägten zunächst viele Nutzpflanzen wie Kirschen und
Melonen den Neuruppiner Tempelgarten (Ostprignitz-Ruppin). Darüber hinaus diente die Anlage dem Monarchen als VergnügungsRefugium für sich und seinesgleichen. Hundert Jahre später blühten
exotische Ziergewächse in dem mittlerweile vom Bürgertum zur
Gedenkstätte für den früheren König umgestalteten gut zwei Fußballplätze großen Park. Ende der 1960er Jahre kam schließlich ein
nüchterner Veranstaltungssaal, der vielen Familienfeiern Platz gibt,
zum ansonsten orientalisch anmutenden Gebäudebestand. Heute
wandeln Erholungssuchende in der Gartenanlage zwischen Skulpturen, die zum Teil griechische Gottheiten darstellen.
21
Suche nach Braunkohle Natur
buchstäblich umgegraben und
danach häufig touristischen
Nutzungen wie bei den neu angelegten Seen überlassen haben.
Dabei steht für die Veranstalter
eine Kernfrage im Mittelpunkt:
„Vor welchen großen Herausforderungen steht die Kulturlandschaft Brandenburg?“
Das Kleinod in Neuruppin kann sinnbildlich dafür stehen, wie sich
Landschaften verändern, vielfach durch Eingriff des Menschen. Mit
einer Revue will der Verein Tempelgarten Neuruppin in Zusammenarbeit mit der dortigen Jugendkunstschule diese Entwicklung im
Rahmen des neuen Themenjahrs 2015 von Kulturland Brandenburg
im kommenden Sommer auf die Bühne bringen. „Wir wollen die
verschiedenen Etappen zeigen – mit szenischen, musikalischen und
tänzerischen Mitteln“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Neiß.
Mit verschiedenen Aktionen unter dem Titel „gestalten – nutzen
– bewahren. Landschaft im Wandel“ will die mittlerweile mit dem
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte fusionierte Initiative Kulturland Brandenburg das historische Erbe Brandenburgs
neu entdecken. Gleichzeitig soll der Bogen zur Bundesgartenschau
geschlagen werden, die im kommenden Jahr im Havelland erstmals
an verschiedenen Standorten durchgeführt wird. Das Themenjahr
2015 hinterfragt, welche konkreten Auswirkungen und Herausforderungen für Brandenburg mit dem Klimawandel, den demografischen Entwicklungen, besonders in den ländlichen Regionen, aber
auch mit den ökologischen und ökonomischen Veränderungen verbunden sind.
An die 40 Projekte stehen insgesamt auf dem Programm, die
wohl oft wieder zu Magneten auch für Besucher von auswärts werden. „Die Themenjahre von Kulturland Brandenburg tragen zum einen dazu bei, die Identifikation der Brandenburger mit ihrer Heimat
zu stärken, zum anderen strahlen sie nach außen und laden dazu ein,
die kulturelle Vielfalt der Region immer wieder neu zu entdecken“,
sagt Geschäftsführerin Brigitte Faber-Schmidt. Ein wesentliches
Motiv, nach Brandenburg zu reisen, stelle das vielfältige kulturelle
Angebot und Erbe des Landes dar.
Gerade die Mark ist voll von solchen Landschaften, die Spiegel soziokultureller Veränderungen sind. Besonders deutlich wird dies im
Süden des Landes, in der Lausitz, wo Energieunternehmen auf der
Das hat nicht zuletzt das zu Ende gehende Themenjahr „Preußen –
Sachsen – Brandenburg. Nachbarschaften im Wandel“ gezeigt, das
unter anderem auch sehr viele Besucher aus Berlin angezogen hat.
Foto: Privat
Ein Spiegel der
Geschichte
Reiseland Brandenburg
Blick auf die
Randgebiete
Auch die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ beteiligt sich wieder am Themenjahr der Initiative Kulturland
Brandenburg. Die Arbeitsgemeinschaft repräsentiert 31 Mitgliedsstädte in der Mark. Dazu gibt es ein eigenes Motiv, das alle Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft in diesem Jahr einen wird. Unter
dem Motto „VOR-Städte – Ab in die Landschaft“ möchte die Organisation den Blick auf die historische Stadt weiten – über den sonst
meist fokussierten kompakt bebauten Kernbereich hinaus.
Schließlich hatten die Städte, in Brandenburg wie andernorts,
schon zu ihrer Entstehungszeit baulich und räumlich wahrnehmbare Verbindungen zur unmittelbar angrenzenden, landschaftlich
geprägten Umwelt.
Diese historischen und in den Jahrhunderten der vorindustriellen Stadtentwicklung immer wieder veränderten Verknüpfungen
und Verflechtungen entstanden zunächst durch städtische Versorgungsfunktionen. Im Laufe der Zeit wandelten sie sich dann zu
Orten der wirtschaftlichen Produktion in vielerlei Hinsicht. Erst
vergleichsweise spät erfuhren die Außenbezirke eine Nutzung als
Wohngebiet oder Erholungsfläche.
gd
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Reiseland Brandenburg
TMB-Chef Dieter Hütte und Dr. Andreas
Zimmer, Manager des Clusters Tourismus, über
die Reize des Reiselands Brandenburg.
Interview: Ute Sommer
D
as Reiseland Brandenburg sind Natur, Kultur und ganz besondere Angebote der Tourismuswirtschaft. Das wird im Gespräch
mit Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, und Clustermanager Dr. Andreas Zimmer deutlich.
Welches Ausflugsziel empfehlen Sie
einem Touristen, der zum ersten Mal in
Brandenburg ist?
Dieter Hütte: Ich empfehle ihm die Website reiseland-brandenburg.de. Es geht
ja darum, für ihn das passende Angebot
zu finden. Ich würde denjenigen immer
erst fragen, was er gern möchte.
Da spricht der Marketingexperte …
Hütte: Das ist wie im praktischen Leben.
TMB-Geschäftsführer
Der absolute Neuling sagt, ich habe geleDieter Hütte
sen, da soll es ein Schloss Sanssouci geben – und ist dann überrascht, dass es dort auch eine Stadt Potsdam
gibt. Der Gast aus Berlin hat andere Vorkenntnisse und sucht auch
anders. Wir müssen eine Orientierung in der Flut der Angebote geben.
Dr. Andreas Zimmer: Viele Destinationen werben mit Kultur, Natur,
mit „Raus aufs Land“ oder „Ich hab den schönsten Wald“. Aber es
kommt darauf an, was man daraus macht. Mit den Angeboten der
Tourismuswirtschaft haben wir in den letzten Jahren Alleinstellungsmerkmale erarbeitet. Das geht vom Kleinen bis zum Großen:
vom Floßanbieter bis zum Spitzenhotel. Der schöne Wald allein
reicht heute nicht mehr.
Schönen Wald hat Brandenburg reichlich. Aber keine Berge, kein
Meer. Warum also sollten Urlauber hierherkommen?
Hütte: Ich könnte jetzt soziodemografisch antworten und sagen,
neuer Trend ist das Flachlandwandern. Und deswegen kommen auch
gern die Schweizer zu uns. Aber Brandenburg ist nicht nur das flache
Land. Das sind Flussläufe, Seen, jahrhundertealte Kulturlandschaften. Da können wir schon mit anderen Anbietern mithalten.
Zimmer: Ich verweise nur auf den Megatrend „Nachhaltigkeit“. Den
bedienen wir mit dem Angebot von frischen, regionalen Produkten.
Bei uns können Sie das Land besuchen, aus dem das Essen kommt.
Es gibt also eine enge Verzahnung von Ernährungswirtschaft und
Tourismus. Und ganz nebenbei: Unsere Alpen sind Berlin. Die
Hauptstadt zieht internationales Publikum an. Ihre Einwohner sind
für uns zudem der wichtigste Quellmarkt. Es gibt nur eine deutsche
Hauptstadtregion – und das ist Berlin-Brandenburg.
Die Übernachtungszahlen sind stetig gestiegen. Es gab keine
großen Ausreißer nach unten, aber auch nicht nach oben. Wäre ein
Höhepunkt, ein Kracher nicht mal eine schöne Abwechslung?
Zimmer: Wir wollen ein qualitatives Wachstum erreichen, also ein
Wachstum in den Unternehmen. Die Mitarbeiter sollen entwickelt
und bessere Produkte angeboten werden. Es geht uns um eine
höhere Auslastung der Unternehmen.
fürs Soziale ESF – bieten zahlreiche Chancen für den Tourismus. Ein
prominentes Beispiel aus der vergangenen Förderperiode ist das Lausitzer Seenland, das mit mehreren Millionen Euro gefördert wurde,
aber auch die vielen Radwege in Brandenburg und eine Vielzahl von
Projekten in den ländlichen Räumen wären ohne die EU-Fonds nicht
möglich gewesen.
Zimmer: Die vielen Akteure in der Tourismuswirtschaft wie die IHKn, Spitzenverbände und touristischen Organisationen arbeiten schon seit Jahren
erfolgreich zusammen. Das Cluster als
Ausdruck der Innovationsstrategie der
Länder Berlin und Brandenburg kann
neue Impulse geben. Wir versuchen gemeinsam mit den anderen Partnern, sowohl Unternehmen als auch Kommunen
bei ihren Innovationen zu unterstützen.
Eine wichtige Position nehmen dabei
die Transferstellen der Hochschulen ein.
Das Seenland zieht schon viele Besucher aus dem Ausland an ...
Zimmer: Die Tschechen bieten sogar organisierte Reisen für Skater
ins Lausitzer Seenland an. Es reizt sie, auf gut ausgebauten Radwegen um die Seen herum große Runden zu drehen.
Dr. Andreas Zimmer,
Manager des Clusters
Tourismus
Könnte nicht die Buga zum Kracher werden?
Hütte: Sie hat ein großes Potenzial, ein Erfolg zu werden. Wir haben
schon jetzt Anfragen von Gruppen aus ganz Deutschland und dem
benachbarten Ausland.
Haben Sie Beispiele für innovative Projekte?
Zimmer: Viele denken ja bei Innovationen an Technologie, aber Innovation im Tourismus kann halt auch bedeuten, neue Ideen und Dienstleistungen am Markt zu platzieren, im Endeffekt all das, was ein
Unternehmen besser machen kann. Wir konnten zum Beispiel dem
Besitzer eines Landguts indirekt helfen, seine Übernachtungszahlen
mehr als zu verdoppeln. Er hat auf unsere Empfehlung hin die Dienste
eines Innovationsassistenten in Anspruch genommen. Der Assistent –
der übrigens über ein Landesprogramm gefördert wird – hat die Unternehmensstrategie neu ausgerichtet und neue Märkte erschlossen. Ein
anderes Beispiel sind mehrere Städte südlich von Potsdam, die sich als
CO2-arme Kommunen profilieren wollen. Jetzt könnte ich sagen, das
geht uns als Clustermanagement Tourismusnichts an, weil es über den
Tourismus hinausgeht. Das machen wir aber nicht.
Zimmer: Bundesgartenschauen haben eine lange Tradition. Aber
sie gehen auch mit der Zeit und setzen neue Themen. Das fängt in
dem Bereich Mobilität an. Im Havelland wird es Kooperationen mit
Anbietern von Elektro-Bikes geben. Natürlich sind auch regionale
Produkte ein Thema.
Hütte: Um es deutlich zu sagen, es geht nicht um den Megakracher. Für
uns ist doch die Herausforderung, das Reiseland Brandenburg ganzjährig zu bespielen wie mit den Angeboten „Winterliches Brandenburg“.
Seit gut zwei Jahren gibt es das „Cluster Tourismus“ in Brandenburg.
Was bringt dieses große Konglomerat aus allen Tourismusakteuren?
Hütte: Der Nutzen ist in allerschnellster Zeit deutlich geworden. Wir
reden hier zum Teil von spezifischer Unterstützung von Unterneh-
Hütte: Die Profi lierung der Kommune nutzt ja auch den Unternehmen, den Touristikern. Das ist ja das Schöne an unserem Beruf, dass
es so viele Berührungspunkte zu anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen gibt.
Die Vermarkter
Die TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH wurde im
Jahr 1998 als Landesmarketingesellschaft gegründet. Hauptgesellschafter ist das Land Brandenburg. Aufgabe der TMB ist die
strategische Vermarktung Brandenburgs im In- und Ausland. Seit
mehr als zwei Jahren steht die Entwicklung und Steuerung des Markenprozesses ganz besonders im Fokus der TMB. Gemeinsam mit
den Reiseregionen und vielen touristischen Akteuren des Landes
wird daran gearbeitet, Brandenburg im Wettbewerb der Destinationen ein unverwechselbares Profil zu geben und ein klares Bild von
Urlaub in Brandenburg zu vermitteln. Die Grundlage dafür bilden
umfangreiche Marktforschungsuntersuchungen.
Die Markenstrategie wird in der Broschüre „Tourismus. Marke. Brandenburg. Neue Tourismusmarke in 36 Minuten verstehen“ vorgestellt. Sie kann unter www.tmb-intern.de heruntergeladen werden.
23
men, die die TMB nicht leisten kann. Hier werden mögliche Projekte
und Mehrwerte aufgezeigt. Und durch die Arbeit im Cluster wird
deutlich, dass Tourismus mehr ist als verreisen, übernachten, essen
und trinken. Denken Sie nur an solche Firmen wie Komoot, ein Potsdamer Anbieter für digitale Reiseplanung. Wir verzahnen uns immer
stärker mit Branchen jenseits der klassischen Tourismuswirtschaft.
Hütte: Als Hauptstadtregion haben wir übrigens eine Sonderrolle im
Weltmaßstab. Wo gibt es das schon, dass es rund um eine Metropole so
viel Raum gibt? Wir haben gute Chancen, langfristig am touristischen
Wachstum teilzuhaben. Denn Wachstumstreiber sind internationalen
Studien zufolge nicht nur Städte, sondern auch ländliche Regionen.
Fotos: TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Lehmann
„Unsere
Alpen
sind Berlin“
Reiseland Brandenburg
Zimmer: Auf unseren und auf durch uns unterstützten Veranstaltungen nehmen immer mehr Vertreter von Kommunen und Landkreisen
teil. Das ist ein Ausdruck davon, wie wichtig mittlerweile das Zusammenspiel verschiedener Ebenen ist, um erfolgreich zu sein. Wir
als Clustermanagement haben uns dabei als „ehrliche Makler“ etabliert. Wir vermitteln Ansprechpartner und Kontakte zu Hochschulen
in Berlin und Brandenburg, bieten über Veranstaltungen Informations- und Wissensaustausch, informieren zu Fördermöglichkeiten,
stoßen Projekte an oder begleiten diese.
Wie wichtig ist die Förderung durch die Europäische Union?
Hütte: Dass Brandenburg erblüht, hängt auch wesentlich damit zusammen, dass es mit Europa gemeinsam geht und die verschiedenen
Finanzierungsmöglichkeiten genutzt hat.
Zimmer: Die drei EU-Förderfonds – für die ländliche Entwicklung
ELER, für die regionale und wirtschaftliche Entwicklung EFRE und
Wird es auch spezielle Vermarktungsaktionen in Tschechien geben?
Hütte: Der Auslandstourismus ist ein Pflänzchen, das permanent
gegossen werden muss. Wir werden auch 2015 wieder in einigen
europäischen Ländern unterwegs sein. Mitte des Jahres zum Beispiel
in der Schweiz zum Thema 25 Jahre deutsche Einheit. Die Besucherzahlen aus dem Land sind sprunghaft angestiegen. Die Schweizer
fahren hier Rad, genießen die Natur an Flussläufen und erleben die
Kulturlandschaften. Da fühlen wir uns auch in unserer Markenstrategie bestätigt.
Entwicklung der Übernachtungen 1992 – 2013
12
11
10
9
8
7
6
5
4
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
22
Übernachtungen in Brandenburg in Mio.
Geballtes Reiseland
Der Wirtschaftszweig ist ein großer Teil im sogenannten Cluster
Tourismus, das in Brandenburg alle Partner dieses Bereiches wie
Kammern und Verbände, Hochschulen und Forschungsinstitute,
Netzwerke und Vertreter der einzelnen Reiseregionen zusammenbringt. Das Management des Clusters Tourismus ist seit Oktober
2012 der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH zugeordnet. Clustersprecher und somit verantwortlich für die Außendarstellung ist der TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte. Clustermanager ist Dr. Andreas Zimmer.
Ziel ist es, im großen Verbund die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der touristischen Betriebe im Land zu stärken. Dafür
unterstützt das Management die Akteure mit Bedarfs- oder auch
Zustandsanalysen. Potenzielle Partner von Wirtschaft und Wissenschaft werden zusammengeführt.
so
Internet: www.tourismuswirtschaft-brandenburg.de
Reiseland Brandenburg
Intercity-Halt in
Rathenow und
neue Konzepte
Die Industrie- und Handelskammern sind im
Tourismus mehr als Interessenvertreter.
Von Gerald Dietz
25
ril und Oktober in Rathenow
(Havelland) zu überzeugen.
Solcherart Lobbyarbeit ist nur
ein Beispiel dafür, wie die Industrie- und Handelskammern ihr
Engagement für den weiteren
Ausbau des Reiselands Brandenburg immer weiter forciert
haben. Für die knapp 12.000
zum Gastgewerbe zählenden
Mitgliedsbetriebe, von der Gastronomie, über die Hotellerie bis
zu Privatzimmervermietern, sind die Kammern in Potsdam, Cottbus
und Ostbrandenburg viel mehr als pure Interessenvertreter. Die Organisationen haben intensiv an der gesamten Tourismuskonzeption
des Landes mitgewirkt.
D
as Thema Bundesgartenschau (Buga) Havelland im kommenden Jahr steht bei Barbara Nitsche schon seit einiger Zeit ganz „Wir bündeln die Meinungen unserer Mitgliedsunternehmen und
oben auf dem Themenplan. „Erstmals findet die Buga nicht an einem vertreten sie gegenüber der Politik und Öffentlichkeit“, so Nitsche.
Ort, sondern in der ganzen Region statt“, sagt die zuständige Fach- Darüber hinaus wollen die Kammern den Betrieben auf zahlreichen
bereichsleiterin in der beim Tourismus in Brandenburg federfüh- organisierten Veranstaltungen die Möglichkeit geben, miteinander
renden Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam. Da könnten ins Gespräch zu kommen, und sie über alle wichtigen Entwicklungen informieren. Zweimal jährlich wird über eine spezielle Touriszahlreiche Unternehmen profitieren.
mus-Saisonumfrage die Stimmung in der Branche eingefangen.
Um dies möglichst vielen Betrieben zu ermöglichen, hat sich die IHK
im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt. Vor allem ging es darum, den Zudem sorgen die Kammern für den wichtigen Nachwuchs in der
vielen Gastgebern einheitliche Qualitätsstandards zu vermitteln, Branche und betreuen die Ausbildungsverhältnisse im Gastgewerbe.
Dazu gehört auch die Konzeption neuer Berufsbilder, wie etwa die
die Besucher heute erwarten.
spezielle Kauffrau/-mann für Tourismus und Freizeit. Im Rahmen
Ein Aspekt sei dabei etwa die Nutzung möglichst frischer und der Tourismusakademie Brandenburg wirkt jede IHK als ein Akteur
regionaler Produkte in der Gastronomie gewesen, so Nitsche. Zu- daran mit, vor allem die Servicequalität und Barrierefreiheit der
dem ging es bei vielen Informationsveranstaltungen und Workshops Betriebe im Gastgewerbe auszubauen.
darum, über die Übernachtung und Bewirtung hinaus
Erlebnisse für die Gäste zu schaffen.
Nicht zuletzt ist es der IHK in zahlreichen Gesprächen
gelungen, die Bahn von einem zeitlich begrenzten zusätzlichen Halt für den IC-Fernverkehr zwischen Ap-
Fotos: Markus Kniebeler; dpa
Der Bismarck-Turm in Rathenow.
Linden für die Buga werden auf dem Wasserweg transportiert.
Eines der Hauptarbeitsfelder bleibt natürlich nach wie vor die
Hilfe und Beratung bei allen gewerberechtlichen Fragen von der
Existenzgründung bis zur Übergabe von Tourismusunternehmen
genauso wie die wichtigen Stellungnahmen etwa für Kredite und
Bürgschaften.
26
Reiseland Brandenburg
äste, die nach Brandenburg kommen, suchen vor allem den Kontakt zur Natur. Besonders beliebt sind die vielen Seen. Da ist es
kein Wunder, dass der Campingtourismus boomt, sagt Mike Bischoff,
Präsident des Verbands der Campingwirtschaft Land Brandenburg.
„Die meisten Plätze liegen ja direkt am Wasser“, erklärt er. Meist gibt
es einen eigenen Badestrand, oft auch Bootsstege. Rund 50 Prozent
der Camping-Übernachtungen entfallen auf die gewässerreichen
Regionen Spreewald, Havelland und Seenland Oder-Spree.
Das Geheimnis des Erfolgs erklärt der Uckermärker so: „Man ist
mitten in der Natur und trotzdem mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.“ Gerade bei Familien sei das sehr beliebt. Viele Eltern genössen es, nach einem erlebnisreichen Tag mit ihren Kindern abends
noch am Lagerfeuer zu sitzen. Auf Komfort muss dabei niemand
verzichten. Neben Stellplätzen für Wohnmobile, Wohnwagen und
Zelte gibt es auch Ferienhäuser.
Sanitäranlagen und Rezeptionen
entsprächen höchsten Standards,
betont Bischoff. Um diese hohen
Standards erfüllen zu können,
würden pro Platz und Jahr im
Schnitt 100.000 Euro investiert.
Das Land Brandenburg fördert
das, auch aus Mitteln der EuroCamping: Mitten in der Natur
päischen Union.
und fast immer nah am Wasser.
2014 war für die Branche in Brandenburg die bislang erfolgreichste
Saison. „Erstmalig wurde die Marke von einer Million Übernachtungen durchbrochen“, freut sich der SPD-Landtagsabgeordnete Bischoff,
Bischoff selbst ist am liebsten im Schlaubetal (Oder-Spree) auf dem
Campingplatz zu Gast. „Da kann man wunderbar baden und wandern“, berichtet der 49-Jährige.
Campingtourismus in Brandenburg boomt:
Erstmals über eine Million Übernachtungen.
Von Ulrich Nettelstroth
G
Vagabunden
auf Tour
der den Verband im Ehrenamt führt. Im Vorjahr waren es 960.000
Übernachtungen auf den 172 Plätzen im Land. Hinzu kommen noch
Dauercamper. Bei den Gästen von außerhalb liegen die Sachsen vorn,
aus dem Ausland kommen vor allem Polen und Niederländer.
Täglich
geöffnet
Erlebnis-Winter
Ein Freizeit-Unternehmen will
zur Natur verführen und über ihre
Geheimnisse aufklären.
27
Der gebürtige Sachse, der
2008 nach Brandenburg
gekommen ist, sprudelt
nur so vor touristischen
Ideen, „bei denen das gemeinsame Naturerlebnis
im Vordergrund steht“.
Als ausgebildeter Natur-,
Kultur- und Landschaftsführer sind derartige Freizeitangebote sein Metier.
Zusammen mit zwei weiteren in der Biologie und soziokulturellen
Fragen kundigen Kollegen weist er bei den Vagabunden den Weg zu
diesen „Natur-Verführungen“.
Aber die informationsreichen Touren durch die Schönheiten und Geheimnisse der Dahme-Heideseen sind nur ein Teil des Angebots der
Vagabunden. Neben der zentralen Kanuschule, die von Schnupperkursen am Standort Erkner (Oder-Spree) bis hin zu Seekajakcamps
in Kroatien alles rund ums Paddelanbietet, hat das Unternehmen die
Organisation von Schülerfahrten, Abenteuerferienlagern, Gruppenund Firmentouren oder Familienausflügen im Programm.
Vielfach entstehen Uhligs Vorhaben, wenn er vor oder nach einem
langen Arbeitstag, bei dem der Umgang mit Menschen im Mittelpunkt steht, frühmorgens oder spätabends allein unterwegs ist. So
war es bei den Mondschein- oder Morgenrot-Paddeltouren, die das
Unternehmen seit dem vergangenen Jahr im Programm hat.
Eintritt
frei
Schon eine der ersten organisierten Kanurouten, die immer noch im
Angebot der Vagabunden ist, entlang der Dahme, machte sich auf die
Suche nach dem Außergewöhnlichen: Seeadler, die im Umkreis des
Flusses drei Horste eingerichtet haben.
Beim Paddeln Landschaften erleben.
V
iel unterwegs nach dem Motto „Heute hier, morgen dort“ war
Daniel Uhlig schon als ganz junger Mensch – damals noch in
seiner Heimatregion bei Chemnitz. Auch heute zieht es den 38-Jährigen von den märkischen Dahme-Heideseen aus, wo der Kanulehrer
sein neues Zuhause gefunden hat, oft hinaus Richtung Meer. „Der
Weite wegen“, wie er sagt. Ob es nun Südamerika, Mexiko oder Skandinavien ist, überall hat er schon Wasserlandschaften erkundet. Es
ist daher kein Zufall, dass sein Freizeitsport-Unternehmen in Egsdorf (Dahme-Spreewald) „Outdoor-Vagabunden“ heißt. Die Namensgebung hat „einen biografischen Hintergrund“.
AUFR EGENDES
Spannende Schau-Manufakturen • Ländliche Traktorbahn • Rasante Kartoffelsack-Rutsche
Irrer Irrgarten • Interessantes Bienenmuseum • Indoor-Spielplatz Tobeland • Ponyreiten
KÖSTLICHES
Gemütliches Enten-Essen • große Glühwein-Bar • Selbstgemachte Bratwurst • Kinderpunsch
Karls Knusper-Zwiebel • Zimt-Latte-Macchiato • Karls selbstgemachte Schokolade
OR IGINELLES
Firmenfotos
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Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
Von Gerald Dietz
Foto: TMB-Fotoarchiv/Steffen Lehmann
Ganz nah dran
an der Natur
Reiseland Brandenburg
Uhlig hat sprichwörtlich sein Hobby zum Beruf gemacht. In die Ferne zu schweifen, ist sein Element, und Wasser eine Art Lebenselixier.
Vor gut vier Jahren gründete der gelernte Speditionskaufmann die
Vagabunden als Kanuschule und Touring-Organisator für ambitionierte Paddler oder Anfänger, Naturfreunde und Schüler. Dahme,
Spree und Unterspreewald sind ihr Nahrevier, einige Touren aber
führen wiederum weit hinaus. Schon bei den Tagesausflügen können
die Gäste so einiges entdecken. Den Slogan der Firma, „… einfach
draußen sein“, kann man dann bei einer der mehrtägigen Kanutouren so richtig nachempfinden.
Vor Uhligs 20. Geburtstag waren indes bei ihm größere Wassertouren noch nicht an der Tagesordnung. „Ich bin gerne geradelt, lebte
ansonsten ein ganz normales Leben“, erinnert er sich. Dann, als der
Chemnitzer bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, stand
ein Wendepunkt an. Lange Zeit kämpfte er mit den Folgen. „In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich
etwas ändern will. Es entstand
Outdoor-Vagabunden
der Drang nach draußen.“
Egsdorf (Dahme-Spreewald)
Für die Zukunft steuern die Vagabunden auf etwas Dauerhaftes
hin: „Langfristig möchten wir
hier ein eigenes Camp, eine Art
Firmendomizil auf bauen“, sagt
Uhlig.
Beschäftige: 3 sowie
saisonale Mitarbeiter je nach
Bedarf
www.outdoorvagabunden.de
28
Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
Die Signale
stehen auf Grün
Hotelier Olaf Schöpe setzt
in Cottbus auf nachhaltiges
Wirtschaften.
Von Ute Sommer
H
otelier Olaf Schöpe fährt mit einem kleinen sportlichen Flitzer
vor. Mit dem Himmelblauen aus japanischer Produktion lasse
man im Stadtverkehr beim Beschleunigen so manches
andere Auto stehen, erzählt Schöpe mit einem Schmun-
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
„Der Knall
in den Köpfen“
„Man muss anders als andere sein“, sagt der gebürtiger Gubener
Schöpe. Alles infrage zu stellen, ist für ihn eine Form von Kreativität. Das Hotel in Cottbus hat er Ende 1993 eröffnet. In den Anfangsjahren, in den Zeiten der Bundesgartenschau 1995 in Cottbus,
habe man die Ärmel hochgekrempelt und gemacht, erinnert sich
der Hotelier. Jetzt sei es Zeit für Veränderungen. Sein Credo: Es
müsse nicht immer nur um Wachstum gehen, um „schneller, höher, weiter“. Werte wie „Stabilität und sinnvolles Leben“ seien heute
wichtig.
Seit vier Jahren setzt Schöpe auf nachhaltiges Wirtschaften. Etwa
eine halbe Million Euro hat er bis dato in sein grünes Programm im
Spree-Waldhotel investiert. Ein paar Kilometer von Cottbus entfernt
– in Burg im Spreewald – betreibt Schöpe sogar einen Bio-Gasthof:
die Kolonieschänke. „Die Gastronomie und Hotellerie ist innovativ
und nachhaltig und keine verstaubte Branche“, betont der 54-Jährige, der seit 2013 die Geschicke des
Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Brandenburg
als Präsident leitet.
B
Über das Jahr gerechnet, liegt die Auslastung des Spree-Waldhotels bei mehr als
50 Prozent. Er führe ein „klassisches Vollhotel“, wie Olaf Schöpe sagt. Mit Sauna, Bowling, einem Tagungsbereich mit 80 Plätzen und einer kleinen „Waldbühne“ für Freiluftveranstaltungen. Im Winter ist sein Haus das „Familienhotel für die
Cottbuser“, die zum Feiern hierherkommen. Das sichert dann auch
die Arbeitsplätze außerhalb der
Saison. Im Sommer sind es vor
Spree-Waldhotel
allem die Fahrradtouristen, die
Cottbus
für ein gut besuchtes Haus sorCottbus
gen.
Beschäftigte: 25
In der Saison steigt auch Schöpe
wieder um. Elektroauto hin oder
her: Kurze Wege erledigt er dann
per Rad. Das schont die Ressourcen noch mehr.
oah! – Diesen Ausruf bekommt Olaf Umbreit häufig zu hören.
Es ist die erste Reaktion vieler Touristen, wenn Umbreit eine
Gästegruppe über das Besucherbergwerk F60 in Lichterfeld (ElbeElster) führt. Die Abraumförderbrücke F60 ist ein Gigant.
Ein Monster aus 11.000 Tonnen
Stahl, das geduldig darauf wartet, erklommen zu werden. Bis
auf eine Höhe von 74 Metern
hinauf führen metallene Pfade.
Immer an gelb gestrichenen
Schutzzäunen entlang. Die Lausitzer Landschaft zu Füßen des
Giganten verwandelt sich in eine Miniaturausgabe von Kiefernwald,
Straße und Gewässer. Es ist wie ein Blick auf die Landschaft einer
Modelleisenbahn.
Schacksdorf wurde Eigentümerin des stählernen Ungetüms.
Die F60, die kurz vor dem großen Knall stand, sorgt nun „für
den Knall in den Köpfen der Besucher“, sagt Umbreit schmunzelnd. Allein im Jahr 2014 kommt die Attraktion auf mehr als 70.000
Besucher. Ein sehr gutes Ergebnis. Normalerweise pendeln die
Gästezahlen zwischen 60.000 und 65.000 im Jahr.
Mit dem Besucherbergwerk F60 wird Lausitzer Industriekultur greifbar. Die Abraumförderbrücke war dazu da, „um die Erde über einer
Braunkohleschicht abzutragen“, erklärt Besucherführer Umbreit.
Zwei Bagger fraßen sich gleichzeitig in die Erde und konnten jeweils
bis zu 30 Meter hohe Schichten abtragen. Macht zusammen 60 Meter – daher der Name F60. Der Gigant ist eines von fünf baugleichen
Exemplaren. Die anderen vier verrichten noch in Brandenburg oder
Auch dank der Förderbrücke würden die Lausitz und ihre Tradition
im Bergbau in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen, erklärt
Umbreit. Es kommen Touristen aus Berlin und dem Spreewald, aus
Dresden, Leipzig und Chemnitz. Aus Polen, der Schweiz und immer
häufiger aus Tschechien. Viele junge Familien aus dem südlichen
Nachbarland verbringen ihren Urlaub in der Lausitzer Seenlandschaft und erkunden die Region.
Industriekultur
www.waldhotel-cottbus.de
Fotos: Dietmar Seidel, Sandra Adleberger
Hotelgäste spüren die Veränderung spätestens auf ihren Zimmern.
Die haben Lehmwände und die Möbel sind aus Holz, genauer: aus
märkischer Kiefer, eigens für das Hotel gefertigt – in einem außergewöhnlichen rustikalen Design. Dazu Biomatratzen, die das allergenfreie Wohnen unterstützen. Bisher sind etwa zwei Drittel der insgesamt 50 Zimmer umgerüstet.
Sachsen ihren Tagebau-Dienst. Die Lichterfelder Abraumförderbrücke war Anfang der 90er Jahre im Tagebau Klettwitz-Nord nur ein
gutes Jahr im Dienst. Dann wurde Klettwitz-Nord geschlossen, die
F60 war nutzlos. Sie sollte gesprengt werden. Doch eine Handvoll
Enthusiasten konnte das verhindern. Die Gemeinde Lichterfeld-
Von Ute Sommer
Firmenfotos
zeln. Das Besondere an dem Auto: Es ist ein Elektrofahrzeug. Für
Schöpe, Betreiber des Spree-Waldhotels Cottbus, ist das kein modischer Schnickschnack. Sondern Programm. Der Hotelier steuert um:
auf Grün. Und das nicht nur mit dem Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeug. Strom und Wärme bezieht das Hotel aus dem eigenen
Blockheizkraftwerk, das mit Bio-Flüssiggas angetrieben wird.
29
Der liegende Eiffelturm der
Lausitz zieht tausende Besucher
in seinen Bann.
Schöpe arbeitet für das SpreeWaldhotel mit rund 20 Lieferanten aus der Region zusammen,
die frische Brandenburger Produkte für Küche und Theke liefern. Hotels, die die Ressourcen
schonen, und eine Gastronomie,
die qualitativ gute Produkte mit kurzen
Lieferwegen auf den Teller bringt: Schöpe
ist überzeugt davon, dass sich märkische
Anbieter mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit im Wettbewerb profi lieren können.
„Wir müssen hier in Cottbus mehr strampeln als vielleicht Hoteliers im Münchener
Raum“, meint der Brandenburger. Das
grüne Konzept ist eine Möglichkeit, um
auf das eigene Haus aufmerksam zu machen.
Die meisten Zimmer im Spree-Waldhotel haben eigens angefertigte
Möbel aus märkischer Kiefer.
Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
Das Besucherbergwerk F60 ist ein Highlight der „Energie-Route“,
die zehn traditionsreiche und zum Teil auch aktive Originalschauplätze der Lausitzer Industriekultur rund um das Thema
Energie verbindet. Darunter sind neben dem Besucherbergwerk
auch der Tagebau Welzow-Süd, das Kraftwerk Schwarze Pumpe
oder die Energiefabrik Knappenrode (Sachsen).
Zeugnisse des Industriezeitalters sind nicht nur im Brandenburger Süden zu entdecken. Das Märkische Ziegeleimuseum Glindow bei Potsdam und der Ziegeleipark Mildenberg bei Zehdenick
geben Einblick in alte Produktionsmethoden. In vielen Regionen
gab es Industrie- und Feldbahnen. Über die Geschichte der Heidekrautbahn, die heute noch Berlin mit dem Barnimer Land verbindet, informiert das Heidekrautbahnmuseum Basdorf.
so
Die Erkundung einer Welt aus Stahl.
Die Lichterfelder wiederum wissen, was sie ihren Gästen schuldig
sind. Sie haben ein Kulturpaket für die Touristen geschnürt: Industriekultur im Besucherbergwerk und Esskultur im nahe gelegenen
Finsterwalde. Dort bittet Spitzenkoch Frank Schreiber in seinem
Restaurant „Goldener Hahn“ zu Tisch.
Es gehe darum, einen Verbund mit verschiedenen Anbietern zu schaffen, sagt Umbreit. Den Weg der
Kohleverarbeitung können TouBesucherbergwerk
risten in der Brikettfabrik Louise
F60 gGmbH
in Domsdorf und im Kraftwerk
Lichterfeld (Elbe-Elster)
Plessa nachvollziehen. Der absolute Blickfang bleibt aber die
Beschäftigte: 8 sowie
3 Lehrlinge und 10 bis 12
F60 – auch liegender Eiffelturm
Saisonkräfte
genannt. Denn mit einer Länge
von gut 500 Metern schlägt sie
www.f60.de
den Pariser Eiffelturm um rund
180 Meter.
30
Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
Das hat etwas
Mystisches
Mit der Spreewald Therme in Burg
ist die Region auch im Winter ein
attraktives Reiseziel.
Von Ute Sommer
D
urch große Panoramafenster geht der Blick vom Restaurant
direkt in die Landschaft des Spreewalds hinaus. Danny Völlger,
Manager des Spreewald Thermenhotels in Burg, deutet auf einen
schmalen Weg, der von knorrigen Bäumen gesäumt ist: „Hier wird
es demnächst einen Kanal geben.“ Und die berühmten Kähne sollen
dann auch vor dem Hotel anlegen können. Mehr Spreewald vor der
Haustür geht nicht.
Seit genau zwei Jahren bringt das Spreewald Thermenhotel seinen
Gästen die bekannte Brandenburger Reiseregion ganz nahe. Und
das auf ausdrücklichen Kundenwunsch. „Das ist das Schöne an
der Geschichte – wir haben uns hier ganz an der Nachfrage orientiert“, erzählt Völlger schmunzelnd. 2005 hatte der Schweizer
Investor Dr. Stefan Kannewischer in Burg (Spree-Neiße) die Spreewald Therme an den Start gebracht. Die Gäste kamen und mit ihnen
der Wunsch, nach ein paar entspannenden Stunden in der Therme
ebenso entspannt Quartier in Burg zu beziehen. Ohne großes Umkleiden. Einfach im Bademantel bleiben und ins Zimmer gehen. Eine
Machbarkeitsstudie sah gute Chancen für ein Hotel an Ort und Stelle.
Investor Dr. Kannewischer engagierte sich erneut für den Spreewald.
Ein Vier-Sterne-Haus mit 83 Zimmern entstand.
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
Ferienpark Seeblick
eröffnete vor knapp zwei Jahren
in Senftenberg.
Auch diese Investition hat sich gelohnt. Bereits im ersten Betriebsjahr des Hotels wurden die Ergebnisse erreicht, die eigentlich für
das dritte Jahr angepeilt waren, berichtet Hotelmanager Völlger.
Gäste aus Brandenburg und Berlin, aus Sachsen und Hamburg
lassen sich hier verwöhnen.
Von Ute Sommer
R
Therme und Hotel haben der Region einen Schubs verpasst. „Früher
war Tourismus im Spreewald ein reines Saisongeschäft“, erklärt
Völlger. Wenn heute Nebelschwaden über den Fließen liegen oder es
bitterkalt ist, heißt es: Das ist Thermenwetter. Die Übernachtungszahlen in Burg sind übers Jahr gerechnet fast doppelt so hoch wie zu
Zeiten ohne Therme.
Das Sole-Thermalwasser wird direkt auf dem Gelände aus einer
Tiefe von 1350 Metern gefördert.
Acht Becken und sieben Saunen
Spreewald Therme
sorgen für Entspannung. Die
& Hotel
Therme steht allen Gästen offen.
Burg (Spree-Neiße)
Hotelgäste haben das Privileg,
schon eine Stunde eher die
Beschäftigte: 124
Bade- und Saunalandschaft zu
www.spreewald-therme.de
genießen. Über den sogenannten „Bademantelgang“ können
sie bequem vom Hotelzimmer in
die Therme schlendern.
Netzwerk zum
Wohlfühlen
oland Reschke ist seine
Begeisterung schnell anzumerken. „Von Jahr zu Jahr
Zehn Holzblockhäuser gehören zur Anlage.
wird die Region attraktiver, es
vergessen: „Der Blick raus aufs Wasser ist genial“,
kommen immer mehr Leute,
sagt Reschke. Klar sei es im Bayerischen Wald
bei mir steigen die Gästeanfraschön und auch nach Österreich sei er immer gern
gen“, sprudelt es aus ihm heraus.
gefahren, erzählt der Brandenburger. Aber RadReschke ist Inhaber des Ferienfahren und Motorboottouren wären da nicht so
parks Seeblick im Senftenberger
Roland Reschke in seinem Ferienpark.
attraktiv. Am Senftenberger See hingegen „ist das
Ortsteil Großkoschen (Oberspreewald-Lausitz) am Senftenberger See. Vor knapp zwei Jahren Radwegenetz super ausgebaut“. Reschke hat sich darauf eingestellt
brachte er seinen Ferienpark, zu dem zehn Holzblockhäuser gehö- und bietet seinen Gästen Räder und E-Bikes zur Miete.
ren, an den Start. Schon im ersten Jahr lag die Auslastung bei über
50 Prozent. Jetzt zum Jahreswechsel ist er bereits für die Monate Juli Mittlerweile kommen die Bayern und Österreicher zu Reschke,
und August in der nächsten Saison ausgebucht. Er kann sogar von um ihren Urlaub am Senftenberger See zu verbringen. Natürlich
Stammkundschaft sprechen: Zehn Prozent seiner Gäste kommen gehören auch Brandenburger und Sachsen zu den Gästen, ebenso wie Tschechen. Das Lausitzer Seenland wird nach Einschäteinmal pro Jahr, mitunter sogar zweimal.
zung des Ferienpark-Inhabers gut vermarktet. „Davon profitiere
Seit nunmehr 41 Jahren ist der künstlich angelegte Senftenberger See ich auch“, sagt er.
nutzbar. In der jüngsten Vergangenheit hat Reschke, der gebürtige
Großkoschener, „beobachtet, wie diese Region im Tourismusbe- Insgesamt haben bis zu 60 Gäste in seinen Holzblockhäusern Platz.
reich gewachsen ist“. Für ihn ist das nicht weiter verwunderlich. Die Für ihn ist es das Schönste, wenn die Gäste bei der Abreise sagen:
Vielfalt der Angebote sei einfach enorm: Radfahren, angeln, skaten, „Herr Reschke, bringen Sie doch bitte den Kalender mit. Wir wolmit dem Motorboot fahren – alles sei möglich. Dresden ist nicht weit len gleich fürs nächste Jahr buchen.“ Damit das auch so bleibt, tüfentfernt. Auch der Spreewald ist schnell zu erreichen. Und nicht zu telt der 51-Jährige an neuen Angeboten, neuen Ausflugspaketen wie
Tagesfahrten zu ausgesuchten Ausflugszielen oder auch Themenwochenenden. Vor wenigen Monaten hat er das Zertifikat für
barrierefreie Angebote bekommen. Der Zugang zum Ferienpark ist
stufenlos und von den Häusern aus ist die Seepromenade für RolliFahrer ungehindert zu erreichen. Was es bei Reschke nicht gibt, sind
Mindestbuchungsdauer und Bettenwechsel zu einem fest vorgeDer Senftenberger See ist mit einer Fläche von rund 1300 Hektar
schriebenen Tag: „Wir machen es so, wie der Kunde es will.“
einer der größten künstlich angelegten Seen Europas. Er ist ein
Beispiel für eine sich wandelnde Landschaft. Der See entstand
durch die Flutung des ehemaligen Braunkohletagebaus Niemtsch,
Ferienpark Seeblick
der noch bis in die 1960er Jahre hinein Braunkohle lieferte.
Senftenberg – Großkoschen
Die Lausitz ist in einem Prozess des Wandels. Aus ehemaligen Ta(Oberspreewald-Lausitz)
gebauen entstehen Landschaften, die zur Erholung und zum AkBeschäftigte: 3
tivsein einladen: mit vielfältigsten Wassersportangeboten, Radtouren oder Spaziergängen. Das Kulturland Brandenburg nimmt
www.ferienpark-senftenbergersich im Jahr 2015 ebenfalls des Themas „Landschaft im Wandel“
see.de
an. Eine Einschätzung, die auch auf die Havelregion zutrifft. Die
Region richtet die Bundesgartenschau 2015 aus.
so
Fotos: Ferienpark Seeblick; Ute Sommer
Landschaft im Wandel
Fotos: Spreewald Therme GmbH
Abtauchen in eine andere Welt: die Spreewaldt-Therme bietet dafür
viele verschiedene Möglichkeiten.
31
Aufschwung
am See
Dem Schweizer ist der Brandenburger Landstrich ans Herz gewachsen. Für ihn hat er etwas „Magisches, Mystisches“, erklärte er
in einem Interview. Der Spreewald sei schlicht eine „Sehnsuchtsdestination“, sagt Dr. Kannewischer. Rund 20 Millionen Euro
stecken in der Therme. Knapp die Hälfte davon sind Fördermittel
von Bund, Land und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Für das Hotel hat Dr. Kannewischer weitere 12,7
Millionen Euro locker gemacht.
Im Brandenburger Netzwerk Gesundheits- und Wellnesstourismus engagieren sich 40 Anbieter. Dazu gehören Wellnesshotels
und Ferienparks, Thermen und Kurorte, Saunen, Kliniken und
private Gesundheitsanbieter. Sie kommen aus allen Regionen des
Landes. Besonders viele Unternehmen dieser Branche sind in Bad
Saarow (Oder-Spree) und Burg/Spreewald (Spree-Neiße) zu Hause,
erklärt Netzwerkmanagerin Cornelia Grasme. Wellness-Urlaub
ist beliebt. Eine Umfrage der Universität Potsdam unter gut 300
Personen in Brandenburg und Berlin hat ergeben, dass mehr als
zwei Drittel der Befragten im Urlaub etwas für die eigene Gesundheit tun wollen. Aktuelle Trends, die von Brandenburger Anbietern auch bedient werden, sind der Freundinnen-Wellnessurlaub
oder die Erholung in größeren Freundesgruppen.
so
Internet:
www.gesundheitsland-brandenburg.de
www.brandenburg-entspannt.de
Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
32
Unternehmensporträt > Brandenburg SÜD
Südsee gleich
um die Ecke
Seit zehn Jahren bietet Tropical
Islands exotisches Urlaubsflair in
einer früheren Luftschiff-Werft.
Von Gerald Dietz
D
ie Tropen liegen in Brandenburg nicht fern: Feuerwerk am Sandstrand bei sommerlichen 26 Grad verspricht die Erlebniswelt
Tropical Islands in Krausnick (Dahme-Spreewald) zu Silvester – und
noch viel mehr an Urlaubsflair. Baden in der Südsee vor der malerischen Kulisse eines Tropenwalds oder bei 32 Grad Wassertemperatur in der Bali-Lagune mit Wasserfällen gleich nebenan. Wem das an
Hitze noch nicht reicht, dem stehen gegen einen Aufpreis auch noch
die Tempelanlagen nachempfundene Saunawelt und die exotische
Wayang-Bühne mit heißen Rhythmen im Showprogramm offen.
Dergleichen Südsee-Feeling auf rund neun Fußballfeldern Fläche
bietet die frühere Luftschiffhalle im Dahmeland nun schon seit
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
Magnet Berlin
lockt Gäste aus
dem Ausland
ziemlich genau zehn Jahren jeden Tag rund um die Uhr. Zwischen
2000 und am Wochenende bis zu 6000 Gäste wissen täglich den
Tropenurlaub um die Ecke zu schätzen. Auch für internationale Besucher ist die Palmen- und Wasserwelt hinter einer UV-Licht durchlässigen transparenten Südfront ein immer beliebter werdender Anziehungspunkt. Jeder fünfte Badegast kommt mittlerweile aus dem
Ausland, knapp die Hälfte davon aus Polen, aber immer mehr auch
aus Tschechien, Skandinavien, Österreich und den Niederlanden.
Einen Gutteil der Kurztrip-Tropenreisenden hält es länger als die
im Mittel rund zehn Stunden Besuchszeit der Tagesgäste. Eineinhalb Tage dauert die durchschnittliche Ausflugszeit im künstlichen
Südsee-Ambiente. Zu dieser Erkenntnis ist zumindest das dem malaysischen Tanjong-Konzern gehörende Unternehmen gekommen.
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es sowohl in der Tropenwelt als
auch im Umfeld. „Eines unserer Alleinstellungsmerkmale – das
Übernachten in der Attraktion – macht uns klar zu einem favorisierten Ausflugsziel für Übernachtungsgäste“, sagt Tropical Islands-Geschäftsführer Jan Janssen. Die Nachfrage steige stetig und ziehe viele
Gäste aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und Europas
an. 1000 Betten bieten 133 Zelte im Regenwald-Camp und 200 Zimmer verteilt auf verschiedene Häuser und Hütten in der Halle. Außerhalb warten noch einmal ein 5000 Quadratmeter großer Campingplatz mit 34 Tipis und auch
bislang 23 Bungalows.
Martin Fennemann ist Leiter des
Auslandsmarketings bei der TMB.
Interview: Gerald Dietz
T
ropical Islands ist nicht der einzige Magnet für Gäste aus dem
Ausland in der Mark. Für welche Regionen haben internationale
Besucher ähnlich hohe Bedeutung?
Martin Fennemann: Tropical Islands hat da sicherlich eine Sonderstellung. An internationaler Ausstrahlung können aber auch Potsdam oder der Spreewald mithalten. Ansonsten sind eher Themen
wie etwa Radfahren, Golf, Bootfahren oder mit Abstrichen Wandern
gefragt. Natürlich spielt auch die Ausstrahlung Berlins eine gewichtige Rolle.
33
Welche Relevanz haben Auslandsmärkte insgesamt für die brandenburgische Tourismuswirtschaft?
Fennemann: Man kann das festmachen an den Übernachtungen. Da
hatten ausländische Besucher im vergangenen Jahr einen Anteil von
7,2 Prozent. Da gibt es noch eine Menge Potenzial.
Wo kommen die internationalen Besucher vorwiegend her und wo
liegen die größten Zukunftspotenziale?
Fennemann: Auf Platz eins liegt derzeit mit großem Abstand zu
den anderen Ländern Polen. Dann folgen die Niederlande und die
Schweiz. Die Zahl polnischer Gäste hat die rasanteste Entwicklung
gehabt und bislang ist kein Ende abzusehen. Vielleicht können wir
einen Teil des Erfolges dort in Tschechien wiederholen.
Welche Bedeutung haben Großereignisse wie im kommenden Jahr
die Bundesgartenschau?
Fennemann: Solche Großereignisse haben eine immense Bedeutung
für die Vermarktung. Das hat sich schon 2012 beim Friedrich-Jahr
gezeigt. Bei Reiseveranstaltern wird immer nach solchen Sachen
gefragt.
Kann der Magnet Berlin noch besser genutzt werden?
Fennemann: Wir sind mit unserem Vermarktungsslogan „Brandenburg – all around Berlin“ schon gut aufgestellt. Was wir künftig
noch forciert anbieten wollen, sind gekoppelte Stadt-Land-Pakete.
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(Dahme-Spreewald)
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entdecken
Die Potsdamer Professorin Uta Herbst
berät mit ihren Studierenden Unternehmen
der Tourismuswirtschaft.
Von Rüdiger Braun
D
ie Sängerstadt Finsterwalde
(Elbe-Elster) hat bei ihren Sängerfesten im Sommer keine Probleme,
Hotels und Pensionen voll zu bekommen. Aber was ist mit der restlichen
Zeit des Jahres? Ein Fall für Prof. Dr.
Uta Herbst. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing II an der Universität Potsdam ergänzt seit August 2012 das
Professorenteam der Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Die agile junge Frau bringt mit
ihrem Schwerpunkt Tourismusmarketing die Branche in Brandenburg derzeit kräftig in Schwung. Ein wichtiger Impulsgeber sind
ihre Case-Study-Seminare.
Jeden Oktober und April lösen bis zu 20 Master-Studierende der
Fachrichtung Marketing in Kleingruppen ein praktisches Marketingproblem der hiesigen Tourismusbranche. Herbst vermittelt
ihnen die Theorie des Marketings, während Profis von McKinsey
Berlin zeigen, wie man ein Projekt und dessen Ergebnisse beim Auftraggeber perfekt präsentiert. So war es vergangenes Jahr auch im
Fall der Sängerstadt Finsterwalde.
„Wir haben da stets viele Interessenten unter den Masterstudenten
und können uns die besten aussuchen“, sagt Herbst. Unter Leitung
der Marketingdoktorandin Birte Kemmerling besuchten nach lan-
Lehrstuhl für Marketing
Der Lehrstuhl für Marketing II an der Universität Potsdam besteht aus insgesamt 14 Mitarbeitern. Für die Lehrstuhlinhaberin
Prof. Dr. Uta Herbst arbeiten vier wissenschaftliche Mitarbeiter
und sieben studentische Hilfskräfte. Uta Herbst studierte von
1999 bis 2004 Kommunikationswissenschaften an der Universität
Hohenheim in Stuttgart. 2012 nahm sie den Ruf der Universität
Potsdam an. Dort ist sie seit 2013 Direktorin der Negotiation Academy, der „Verhandlungsakademie“. 2014 erhielt sie den Landeslehrpreis Brandenburg für hervorragende Hochschullehre. bra
Reiseland Brandenburg
ger Vorbereitung die drei Studenten des Finsterwalde-Projekts den
dortigen Weihnachtsmarkt. „Es waren vor allen Dingen junge Leute,
die uns erklärten, in Finsterwalde könne man gut einkaufen“, sagt
Kemmerling. 88 Prozent der Befragten waren allerdings nur Tagesgäste und fast alle – 94 Prozent – kamen aus Brandenburg selbst. Die
Weihnachtsumfrage war aber nur ein Teil des studentischen Projekts. Das wichtigste Ergebnis war ein Fragebogen, den das Team
entwickelte und der nun in Finsterwalder Hotels und Pensionen ausliegt. Kundenzufriedenheit und Kundenwünsche werden abgefragt,
um das Angebot entsprechend anzupassen.
18.4. –11.10.
18.4. –11.10.
Finsterwalde sei in gewisser Weise symptomatisch für die Tourismusbranche in Brandenburg, findet die Professorin. Viele Unternehmen, aber auch Kommunen stehen vor der Herausforderung, zielgruppenspezifische Produkte und Angebote zu entwickeln und ihre
Stärken auch gegenüber den Kunden herauszuarbeiten. So kooperieren Prof. Herbst und ihr Team zum Beispiel mit dem
in Burg (Spree-Neiße) ansässigen Unternehmen
„Spreescouts“, das einen umgebauten Unimog als
mobiles Tagungszentrum unterhält, in dem mitten im Grünen bis zu 30 Personen ausgestattet mit
Beamer, W-Lan und anderem Komfort ungestört
HAVELREGION
DER WOW! EFFEKT
DER BUGA 2015:
der höchste & modernste
mobile Aussichtsturm der Welt –
für jeden ein Hochgenuss!
Finsterwalde: Zum Sängerfest kommen viele Gäste.
ihrer Phantasie freien Lauf lassen können. Oder mit der neugegründeten Nüster OHG, die einen innovativen Reitgurt für den präventiven und therapeutischen Gesundheitstourismus entwickelt hat.
Wie bei jedem Marketing gehe es auch im Tourismus letztlich darum,
als Anbieter in den Augen des Kunden besser dazustehen als ein Mitbewerber auf dem Markt. Komparativen Konkurrenzvorteil (KKV)
nennt man das. Einen solchen hat Prof. Herbst für ganz Brandenburg ausgemacht. Berge wie das Allgäu oder das Meer wie Mecklenburg-Vorpommern habe das Land nicht zu bieten. Dafür aber Natur
und Kultur in Massen. „Ein Ansatzpunkt wäre, viel Kultur erleben
und dabei die Entschleunigung entdecken“, sagt Prof. Herbst. Dass
der künftige Erfolg seine eigenen Grundlagen gefährden könnte,
glaubt die Professorin nicht. „Wir werden hier bestimmt nicht überrannt. Und wenn doch, gäbe es ja auch Schlimmeres“, entgegnet sie
lachend.
Fünf sind eins. Deins.
Brandenburg Premnitz
an der Havel
Fotos: Stadt Finsterwalde
34
Rathenow Amt Rhinow/ Hansestadt
Stölln
Havelberg
Weitere Informationen unter:
03381.797 2015 und www.buga-2015-havelregion.de
Idyll unter Tannen
und Eichen
Der Waldgasthof „Zur Alten Eiche“
soll für Wochenendtouristen
eine neue Blüte erleben.
Von Rüdiger Braun
Z
u DDR-Zeiten war der Gasthof
„Zur Alten Eiche“ in Frohnsdorf (Potsdam-Mittelmark) ein
Begriff. Übers Wochenende
strömten Ausflügler aus der ganzen Region zu dem 1896 eröffneten Gut im Wald. Wer die erst
im März 2012 wiedereröffnete
Waldgaststätte heute besucht,
versteht sofort, weshalb. Unweit
der L 102 liegt völlig unerwartet
ein idyllisches Refugium mitten
im brandenburgischen Wald. Hier können Wanderer, Radtouristen und Skater vom nahe gelegenen
Fläming-Skate bei einem kühlen Bier die Seele baumeln lassen und dem Vogelgezwitscher lauschen.
Reiseland Brandenburg
Reiseland Brandenburg
„Bei uns entspringt die Nieplitz. Es gibt sehr schöne Wanderwege
am Fluss entlang“, sagt Präger. Außerdem habe Treuenbrietzen eine
sehr große Künstlergemeinde, die viele noch nicht kennen. „Das
ist eine schöne Vielfalt, das möchte man gar nicht glauben.“ Präger
arbeitet zum Beispiel eng mit der Kinderbuchillustratorin Stefanie
Jeschke aus Treuenbrietzen zusammen. Jeschke hat unter anderem
die „10 dicken Räuberchen“ für den Güstrower Kreisel Verlag oder
„Pups, die Maus“ für den Berliner Adrian Verlag illustriert. Vergangenes Jahr bestritt Jeschke zusammen mit zehn anderen
Künstlern und Handwerkern den ersten Weihnachtsmarkt auf dem Hof „Zur Alten Eiche“. „Wir wurden richtig überrannt“, sagt Präger. Mit rund 1000 Besuchern an
einem Nachmittag habe sie nicht gerechnet.
37
Geschäftsführer Carsten Gersdorf ist stolz auf diese Entwicklung.
„Sie zeigt, dass wir den richtigen Weg beschreiten.“ Seit Gründung
des Unternehmens im Jahr 2008 habe die
Internetplattform die Zahl der angebotenen Urlaubsziele und Ferienunterkünfte immer weiter gesteigert und
parallel dazu die Qualitätskontrolle
forciert. „In Deutschland arbeiten wir
zum Beispiel immer mit den regionalen Tourismusverbänden zusammen“,
erklärt Gersdorf. „Das heißt, die Ferienwohnungen werden regelmäßig
von Tourismusexperten gecheckt.“
Potsdamer Unternehmen setzt auf
Qualität und Partnerschaften mit
regionalen Tourismusverbänden.
Von Bettina Schipke
K
Nicht nur der Weihnachtsmarkt
ist eine Extra-Attraktion. Zusammen mit dem Kinoförderverein Treuenbrietzen veranstaltete Präger im Sommer auf der
Terrasse der Waldgaststätte das
„Freilichtkino unter Eichen“ –
mit großem Erfolg. Inzwischen
denkt sie auch daran, zu Pfingsten eine Veranstaltung anzubieten. Wie die aussehen könnte,
verrät sie noch nicht.
Dass in dem nach der Wende über lange Jahre verBewerben will Präger diese Vornachlässigten Gut noch Musik steckte, musste
züge der Waldgaststätte und ihsich auch die Wirtin Carola Präger gedacht haben.
rer malerischen Umgebung auf
Ganz in der Nähe führt sie das Hotel Waldschule.
Die "Alte Eiche" zieht Gäste aus nah und fern an.
der nächsten Grünen Woche, die
Sie erwarb 2005 das Gut. Doch es brauchte noch
einige Jahre, bis ihre Tochter Hanna Präger, eine gelernte Köchin, vom 16. bis zum 25. Januar in Berlin stattfindet. „Es geht dabei vor
den verfallenen Gasthof wieder auf Vordermann gebracht hatte. Als allem um den Bezug zur Natur und zum Wald.“ Auch mit der Nähe
Geschäftsführerin und im Augenblick noch als Mädchen für alles – zur historischen Altstadt von Treuenbrietzen könne man werben.
sie organisiert, kocht und bedient – nahm sie den Betrieb zusammen Einfach sei es nicht, sich gegen die Umgebung zu behaupten. Das
Gut liegt genau zwischen dem Naturpark Nuthe-Nieplitz und der
mit Freund, Familie und Hilfskräften wieder auf.
Wanderregion Hoher Fläming. Punkten will Hanna Präger vor allem
„Es ist ein Ort, wo man vor allem seine Ruhe findet“, sagt sie. Neu- mit dem Reiz des Neuen. „Wir sind hier noch nicht touristisch überankömmlinge seien völlig überrascht, dass sich etwas abseits der laufen.“ Wer die Ruhe liebe, finde in der Waldgaststätte „Zur Alten
Landstraße ein kleines Naturparadies auftue. „Im ersten Jahr lief es Eiche“ mit ihren vier Ferienwohnungen geradezu paradiesische Zubesonders gut, weil die Leute nach der Wiedereröffnung neugierig stände. Sie als Chefin, die gerne mit den Gästen plaudert und nur
waren“, sagt Präger. „Dieses Jahr stieg die Gästezahl, nachdem der Bestes von den Besuchern hört,
RBB in seiner Sendung Land und Lecker berichtet hat“, erzählt Prä- fühlt sich im Wald jedenfalls im„Zur Alten Eiche“
ger weiter. 30 bis 40 Leute finden sich an guten Tagen ein. Tatsäch- mer noch zu Hause. „Man steht
Treuenbrietzen, Ortsteil
lich schraubt die mindestens alle zwei Monate wechselnde Speise- auf, schaut auf den Wald und da
Frohnsdorf (Potsdamkarte die Erwartungen hoch. Es gibt Dithmarscher Gänsebrust mit hüpft gerade ein Eichhörnchen
Mittelmark)
Grünkohl und Apfel, Bardenitzer Hirschkalbsbraten mit Thymian, herum, das ist einfach schön.“
Beschäftige: 1 sowie
Karotten und Kartoffeln oder Forellenfi let aus der Steinmühle – Mit ihrem Beruf als Eichenwir5 Saisonkräfte
tin und -Köchin ist Hanna Präger
alles frisch zubereitet von der Hausherrin selbst.
www.alte-eiche-frohnsdorf.de
auf jeden Fall glücklich.
„Ich benutze vor allem regionale Produkte“, sagt Präger. „Die Forellen hole ich zum Beispiel von Herrn Müller in Treuenbrietzen.“
Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
Ferienhäuser in
ganz Europa
Auch Gemüse besorgt sie in der Nähe. Die Vernetzung mit regionalen Anbietern und anderen Gastronomien in der Nuthe-NieplitzRegion gehört zur Strategie des Gasthofes. Mit der Qualität regionaler
Küche und dem Reiz der unmittelbaren Umgebung will Präger noch
mehr Touristen locken.
Foto: Best Western Marina Wolfsbruch
Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
lick und weg: Ein Ferienappartement ist im Internet schnell
gefunden. Wer jedoch bei der Buchung Wert auf eine große
Auswahl an Unterkünften legt, die Verfügbarkeit des Objekts zum
Wunschtermin sofort prüfen und direkt online buchen möchte,
landet wahrscheinlich bei www.BestFewo.de Mit europaweit über
280.000 Ferienunterkünften – darunter 76.000 in Deutschland
– betreibt das in Potsdam ansässige Unternehmen nach eigenen
Aussagen die größte Plattform für Ferienwohnungen in der Bundesrepublik. Allein in diesem Jahr haben die Urlaubsprofis rund
1 Million Übernachtungen vermittelt. Unternehmensgründer und
Als neuesten Service präsentiert BestFewo Urlaubsquartiere, die nach den Standards des
Deutschen Tourismusverbandes
(DTV) geprüft sind. Das sei ein
Mehrwert für die Urlauber, die
jetzt auch nach Quartieren einer
bestimmten Sterne-Klassifizierung suchen können.
BestFewo
Potsdam
Beschäftigte: 20
www.bestfewo.de
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Foto: Privat
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Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
Christiane & Ingo Dierich sind
Quereinsteiger in die Touristik und
haben gerade deswegen Erfolg.
Von Rüdiger Braun
C
hristiane Dierich weiß noch sehr gut, wie sie Anfang der 2000erJahre auf die Idee kam, eine eigene Cafébar in Brandenburg/Havel zu eröffnen. Sie und ihr Mann Ingo machten Urlaub in Portugal,
als eine Mail eintraf. Die Stadt lud den Tischlermeister ein, eine Ausstellung im Brückenhäuschen im Herzen der City zu machen. „An
unserem Strand gab es eine kleine Espressobar“, erinnert sich Christiane Dierich. „Wir überlegten, ob man nicht im Brückenhäuschen
auch so eine Kaffeebar eröffnen könnte.“
Genau das haben die Eheleute im Jahr 2005 gemacht. In der Tourismusbranche hatten weder die studierte Geografin noch der Tischlermeister Erfahrung. Aber sie wussten, was sie selbst von einem modernen Café an der Havel erwartet hätten – und trafen mit ihrer Idee
eines angebundenen Kanuverleihs voll ins Schwarze.
Heute ist das Café im Brückenhäuschen nicht nur ein beliebter Treffpunkt und eine Anlaufstelle für Bootstouristen, es ist inzwischen
auch „nur“ noch der kleinere Bruder der „Pension Havelfloß“, die
Christiane und Ingo Dierich, beflügelt von ihrem ersten Erfolg, 2008
in einem ehemaligen Lagerhaus eröffneten.
Reiseland Brandenburg
Landgut A. Borsig im Havelland
setzt ganz auf Nachhaltigkeit.
Von Ulrich Nettelstroth
Das Landgut hatte 1867 der Industrielle Albert
Borsig dem hochverschuldeten Grafen von Itzenplitz samt Schloss und Park abgekauft. Eisenbahnpionier Borsig baute es zu einem landwirtschaftlichen Mustergut für die Versorgung der Arbeiter
seiner Berliner Fabriken um. Dort gab es zum Beispiel Dampfpflüge, mit ausgeklügelter Technik
klimatisierte Rinderställe, eine komplexe künstliche Bewässerung und eine der ersten Biogasanlagen der Welt.
Der ehemalige Rinderstall ist für große Tagungen ausgestattet.
„Das war der Maßstab“, sagt Michael Stober. Beim Wiederauf bau
der verfallenen Anlagen wollte er etwas ähnlich Visionäres schaffen.
Heute ist er so weit, mit dem „nachhaltigsten Privathotel Deutschlands“, wie er sagt. Solarzellen auf den Dächern produzieren mehr
Strom, als das Hotel selbst verbrauchen kann. Geheizt wird mit einer klimafreundlichen Hackschnitzelanlage. „Rechnerisch wächst
Im Sommer hat die Pension sowieso kein Problem. Die acht Floßhütten – allesamt vom Tischler Ingo Dierich selbst entworfen und
gebaut – seien fast ständig unterwegs. Daneben können die Besucher Fahrradtouren machen. „Es gibt zum Beispiel die Sieben-SeenTour“, sagt Dierich. 35 Kilometer vorbei unter anderem am Quenzsee, dem Plauer See und dem Breitlingsee. Auch der Havelradweg sei
ein Traum. „Es ist sehr praktisch. Man kann die Strecke mit dem Rad
abfahren und dann mit dem Zug
zurückkommen“, so Dierich.
Tagungsland
Brandenburg
Pension Havelfloß
Brandenburg an der Havel
www.pension-havelfloss.de
die Hälfte des verheizten Holzes in unserem eigenen Wald nach“,
rechnet Stober vor. 12,5 Hektar Forst gehören zum Landgut. Es gibt
eine Elektrotankstelle, an der Elektroautos kostenlos aufgeladen
werden können. Hotelgäste können sich E-Bikes für Touren in die
Umgebung leihen. Das Regenwasser wird gesammelt und in einem
zweiten Wasserkreislauf für die Toilettenspülung verwendet. Und
die Zimmer sind mit Bio-Bodenbelägen und Elektrosmog-Abschirmung ausgestattet.
Rund 17 Millionen Euro hat Stober in das Landgut investiert, seit er
es 2000 gekauft hat. Ein Drittel davon waren Fördermittel, teils auch
aus Brüssel. Die denkmalgerechte Rekonstruktion und der Ausbau
waren bisher ein Zuschussgeschäft. Erstmals habe das Unterneh-
s war ein Zufall, durch den Michael Stober auf
das Landgut Borsig in Groß Behnitz bei Nauen
(Havelland) gestoßen ist. „Ich war eigentlich auf
der Suche nach einem Herrenhaus an der Ostsee“,
berichtet der 56-jährige studierte Philosoph, der
damals ein Bauunternehmen in Berlin leitete. Ein
Freund machte ihn auf das in Ruinen liegende
Landgut bei Nauen aufmerksam. Und schon beim
ersten Besuch hat es Stober nicht mehr losgelassen. „Das war eine Vision“, sagt er.
Jenseits der Jahrtausendbrücke liege die schon immer gut besuchte
historische Altstadt mit der angeschlossenen berühmten Dominsel.
„Wir wollten, dass mehr Leute auch auf unsere Seite kommen.“ Das
Gewerbe sei das verbindende Element zwischen beiden Flussufern.
Der gemeinsame Auftritt funktioniere. „Inzwischen merken wir
schon, dass der Brückenkult wahrgenommen wird.“ Und nicht nur
das: Der lockere Verbund eignet sich hervorragend für Partnerschaften. Noch im Laufe des Winters wird es Goldschmiedekurse in der
Schmuckwerkstatt von Heike Burgemann gleich um die Ecke geben.
„Man kann zwei Tage bei uns übernachten und dabei den Kurs belegen“, sagt Dierich. Das sei besonders ein Angebot für Paare, die sich
vielleicht ihre eigenen Ringe schmieden wollen. Mit solchen Angeboten könnten auch im Winter Touristen gewonnen werden.
Beschäftigte: 2 sowie 10
Saisonkräfte
39
E
Schon bei der Eröffnung ihres Cafés im Brückenhäuschen sahen die
Dierichs, dass die Geschäfte und Gastronomien rings um die Jahrtausendbrücke mehr Touristen anziehen könnten, wenn sie sich
gemeinsam vermarkten würden. Seit rund zehn Jahren gibt es den
Verbund „Brückenkult“, der im regionalen Wochenblatt regelmäßig
eine halbe Seite Anzeige mit Extratext schaltet. Zum Brückenkult gehören eine Cocktailbar, ein Schmuckhersteller, ein Buchladen, ein
Friseurgeschäft oder das Eventtheater im benachbarten FontaneKlub. „Zu Beginn waren es etwa sechs Teilnehmer, jetzt sind wir 13“,
sagt Dierich.
Im weitesten Sinne Vernetzung
ist auch, was die Buga 2015 für die
Havelregion bewirken könnte.
So könne sich für die „Pension
Havelfloß“ erfüllen, was alle Hoteliers anstreben: „Unser Ziel ist
es eben, dass die Leute nicht nur
zwei Tage, sondern tendenziell
eine ganze Woche bleiben.“
Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
Tagungen im
Musterbetrieb
Neun stilvolle Zimmer und dazu acht Hausbootflöße direkt vor der
Haustür haben die Eheleute heute zu vermieten. Und wieder ging das
2007 der Stadt vorgelegte Konzept auf. „Wir hatten in den vergangenen Jahren ständig Zuwachs“, sagt Dierich. Während der Saison von
Mai bis Oktober sei die Pension so gut wie ausgebucht. Aber sogar
jetzt im Winter, wo keine Flöße mehr die Havel entlangschippern
können, ist ein gutes Dutzend Leute an der Havel zu Gast. „Wochenendtouristen, Geschäftsleute, Leute auf Familienbesuch – alles
Mögliche“, sagt Dierich. Der gewagte Sprung ins Gastronomie- und
Tourismusgewerbe hat sich für die Dierichs gelohnt. „Wir gehen bei
allem, was wir machen, von dem aus, was uns selber gefallen würde“, sagt die Chefin. Aber nicht nur das. Das Paar hat auch ein gutes
Händchen für Vernetzung.
Firmenfoto
„Wir haben immer
gemacht, was
uns selbst gefällt“
Reiseland Brandenburg
Foto: TMB-Fotoarchiv/ Yorck Maecke
38
Für Tagungen, Kongresse und Firmen-Events ist das engere und
weitere Umfeld der Bundeshauptstadt ein beliebter Ort. Um
schnell die passenden Angebote unter den Tagungshotels der
Region zu finden, hat das Netzwerk Mice (Meetings, Incentives,
Congress und Events) alle Informationen der Premium-Anbieter
zusammengetragen. Ziel des Netzwerks ist es, die Marke
Tagungsland Brandenburg zu etablieren und die Angebote zu
koordinieren.
net
Internet: www.tagen-in-brandenburg.de
men jetzt eine schwarze Null erreicht, sagt Stober. Die Perspektiven
aber sind großartig. Das weitläufige, idyllisch am Groß Behnitzer
See gelegene Gelände bietet auf 10.000 Quadratmetern 256 Gästebetten und Tagungsräume für bis zu 2000 Gäste. Auch für Betriebsfeste und private Feiern ist das Landgut beliebt. Das Standesamt
Nauen unterhält hier eine Außenstelle, so dass auch eine komplette
Hochzeitsfeier hier stattfinden kann, auf Wunsch mit kirchlicher
Trauung in der Dorf kirche gegenüber. Es kommen über 100.000 Besucher und die Umsätze sind in den vergangenen Jahren sprunghaft
gestiegen, so Schober.
In Brandenburg fühlt sich Michael
seinen sieben Kindern selbst im
Ort lebt, inzwischen voll verwurzelt. Die unspektakuläre Natur des Havellandes hat für ihn
einen großen Reiz. „Man muss
zu Fuß unterwegs sein, um das
einzufangen“, sagt er. Selbst das
Fahrrad sei dafür fast schon zu
schnell.
Stober, der mit seiner Frau und
Landgut A. Borsig
GmbH & Co Betriebs KG
Groß Behnitz (Havelland)
Beschäftigte: 46
www.landgut-aborsig.de
Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
Potsdamer Gastronom bringt mit
Ideen Gäste auf den Pfingstberg.
Von Ute Sommer
S
eit fast einem Vierteljahrhundert gibt es das Restaurant „Am
Pfi ngstberg“ unter Regie der Familie Kade. Ein und dieselbe
Bewirtschaftung über eine solch lange Zeit – das gebe es nicht oft
in Potsdam, sagt der Inhaber Mario Kade stolz. Für ein volles Haus
muss aber auch viel getan werden. Wenn Kade das traditionelle
Martinsgans-Essen serviert, dann hat er dafür ab Ende September
weit mehr als 600 Telefonate mit seinen Stammgästen geführt. Er
lädt zum Gänseessen ein, erfährt Lob sowie Kritik und hört nicht
selten den Satz: „Wir warten schon auf Ihren Anruf.“ Das sei doch
das Schöne an seinem Beruf, sagt er: der Kontakt mit den Menschen.
Reiseland Brandenburg
Seit 2013 gibt es auch „Kades
Touren durch Potsdam“. Auf
dem Wasser, zu Fuß oder per
Rad wird der Gast durch die
reizvolle Landschaft Potsdams
geführt. Dabei lassen sich auch
Sehenswürdigkeiten entdecken,
die abseits üblicher Touristenwege liegen. Endpunkt der vier
Touren ist Kades Lokal. Sie bringen dem Restaurant im Sommer
mehr Touristen.
Unternehmensporträt > Brandenburg WEST
41
Rundkurs mit
Schönheiten
Bevor sich Kade und seine Mutter Irmgard auf dem Pfingstberg engagierten,
gab es hier ein Gartenlokal, in dem die
Bockwurst zum kulinarischen Höhepunkt avancierte. Jetzt stehen „Auf der
Haut gebratenes Zanderfilet“ und „Medaillons vom Jüterboger Heuschwein“
auf der Karte – neben Klassikern wie
Eisbein und Bulette. Ansonsten ist Kade immer auf der Suche nach
neuen Ideen. So bietet er glutenfreies Essen an. Das sorgt im Restaurant mittlerweile für zehn Prozent des Umsatzes.
Potsdamer Jungunternehmer
bieten ihren Routenplaner für
Freizeitsportler jetzt weltweit an.
Von Gerald Dietz
Restaurant
„Am Pfingstberg“
G
ern hätte Markus Hallermann vor 16 Jahren, als er seinen ersten
Alpencross auf dem Mountainbike gemacht hat, die App, die er
heute verkauft, schon zur Hand gehabt. Ein Smartphone-Programm
wie das der Potsdamer Komoot GmbH,
das bei Bedarf ad hoc einen Rundkurs
nach eingegebenen Zielen und Streckenanforderungen für Radler oder Wanderer
erklärt, dürfte nach dem Geschmack vieler Freizeitsportler in der Natur sein. „Wir
kennen unsere Nutzer sehr, sehr gut“, sagt
der im Kleinwalsertal im Allgäu geborene
Chef des erfolgreichen Software-Entwicklers und immer noch ambitionierte Radfahrer.
Potsdam
Beschäftigte: 12 (davon 3
Auszubildende), 4 Saisonkräfte
www.restaurant-pfingstberg.de
Mit dem Angebot, landschaftliche Schönheiten und andere Informationen einer
ausgearbeiteten Route für Freizeitsportler per App weltweit zusammenzustellen,
dürfte das 2010 gegründete IT-Start-Up
in der Landeshauptstadt wohl ein Alleinstellungsmerkmal haben. „Wir zeigen
Outdoor-Sportlern, was in einer Region
zu erleben und wie eine selbst ausgewählte Strecke beschaffen ist.“ So beschreibt
der studierte Physiker Hallermann das
von sechs Hochschülern in München und
Berlin, die sich noch aus dem Kleinwalsertal kennen, ausgetüftelte Computerprogramm. Ob nun der Straßenbelag, die zu
überwindenden Höhenunterschiede oder
Schwierigkeitsgrade – Komoot gibt alles an. Doch nicht nur das, die
App listet auch die an der Strecke liegenden Sehenswürdigkeiten,
landschaftlichen Schönheiten und gastronomischen Angebote auf.
Radfahrer müssen aber nicht in waghalsigen Aktionen mit dem
Smartphone in der Hand die Routenbeschreibung vom Display ablesen. Das Programm besitzt eine Sprachfunktion, deren Angaben
der Nutzer bequem – kommod eben – über Kopfhörer folgen kann.
Firmenfotos
Viele Touren
führen zu Kade
Reiseland Brandenburg
Foto: Bernd Gartenschläger
40
Rund zwei Millionen Mal wurde das Angebot der Potsdamer, das mit
einer zunächst kostenfreien Version mit einer Region startet, inzwischen bereits heruntergeladen. Gegründet wurde Komoot mithilfe
Markus Hallermann ist ambitionierter Freizeitsportler.
von Mitteln des vorwiegend von der Europäischen
Union finanzierten Frühphasenfonds des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums. Mittlerweile offerieren die Potsdamer die zunächst auf
Europa begrenzte App weltweit. Auch bei dieser
Erweiterung half die EU noch einmal.
Die genutzten Basisinformationen stammen aus
offenen Datenbanken wie etwa von Google. Inzwischen arbeiten bei Komoot 20 Spezialisten aus
Ländern rund um den Globus: USA, Australien,
Finnland oder Spanien. Auch wegen des hier gegebenen Marktes internationaler Fachkräfte, die
sich auch in anderen Ländern auskennen, wählten
die Komoot-Gründer die Hauptstadtregion als Firmensitz. „Und viel schöner als in Potsdam kann
man hier eigentlich nicht arbeiten“, sinniert Hallermann von seinem Schreibtisch quasi mit Blick
auf den neuen Landtag.
Die sechs Gründer, Markus Hallermann, sein
Bruder Tobias sowie vier weitere technologiebegeisterte Freunde konnten 2010 bei der Geburt
von Komoot nicht nur auf die Starthilfe durch den
Frühphasenfonds zählen. Die Alltagsrealität auf
der Straße gab ausreichend Sicherheit, künftig
jede Menge potenzielle Nutzer zu haben. „Wir haben gesehen, dass die nötige Hardware, also das
Smartphone, mittlerweile jeder in der Hand hat“, sagt Hallermann.
Er selbst nutzt die App derzeit
nicht mehr so oft als TourenKomoot GmbH
radler. Mittlerweile Vater von
Potsdam
zwei kleinen Kindern, einem
Sohn und einer Tochter, hat der
Beschäftigte: 20
32-Jährige seine Outdoor-Aktiwww.komoot.de
vitäten auf das Wandern verlegt.
Aber auch dabei kann Komoot ja
gute Dienste leisten.
Reiseland Brandenburg
42
Interview: Bettina Schipke
Arbeitet Kuhnle-Tours in Brandenburg mit anderen Tourismusanbietern zusammen?
Kuhnle: Wir profitieren von der Zusammenarbeit mit der TourismusMarketing Brandenburg GmbH. Unter anderem sind wir an das
Onlinebuchungssystem auf reiseland-brandenburg.de angedockt. Für große Erfolgsmeldungen ist es aber noch zu früh.
In der Winterpause bereiten Tourismusunternehmen die nächste Saison vor. Womit wird Kuhnle-Tours
seine Kunden 2015 überraschen?
Harald Kuhnle: Mit der Eröffnung
unserer Basis in Stettin wollen wir
Einfachfahrten von Polen nach
Brandenburg und von Brandenburg
nach Polen möglich machen. Vor
allem Zeuthen und Zehdenick werden davon profitieren. Wer weiß,
vielleicht können wir damit Reviere
wie die Oder und die Gewässer im
östlichen Brandenburg aus ihrem
Dornröschenschlaf wecken.
Mit dem Hausboot Brandenburg erkunden.
Urlaubswetter
inklusive
Novasol verzeichnet wachsenden
Besucheransturm auf Brandenburg.
Von Bettina Schipke
D
as Wetter ist für Urlauber wichtig. Scheint die Sonne, ist alles
in Ordnung. Kein Wunder also, dass das Wetter bei Novasol
Chefsache ist. Der Direktor des Ferienhausanbieters, Bernd Muckenschnabel, hat deshalb erst kürzlich das kleine Wettermuseum
in Lindenberg (Landkreis Oder-Spree) besucht. Hier wird unter anderem an den preußischen Landarzt Richard Aßmann erinnert, der
vor fast 140 Jahren im Oderbruch nicht nur seine Patienten behandelte, sondern auch das Wetter erforschte. „Das ist ein tolles Angebot
für Brandenburg-Urlauber, wenn das Wetter vielleicht einmal nicht
ganz so gut ist“, kann Muckenschnabel nur empfehlen. Deshalb werde Novasol das kleine Museum künftig unterstützen.
Über die Unterstützung solch regionaler Attraktionen verliert der
dänische Ferienhausanbieter seine eigentlichen Geschäfte nicht aus
den Augen. „Leider gibt es in Brandenburg immer noch viel zu we-
Der Verband Pro Agro wirbt erfolgreich
für den ländlichen Raum.
Von Ulrich Nettelstroth
Es sind gleich mehrere Versprechen, mit denen sich die Agrarbetriebe, die diesen Weg einschlagen, von der Masse abheben. Durch
kurze Lieferketten wird die Umwelt geschont. Die Produktion wird
transparenter, wenn bekannt ist, auf welcher Weide die Tiere standen, deren Fleisch man isst. Das gilt noch mehr, wenn der Bauer
seinen Hof für Besucher öffnet.
andtourismus und regionale landwirtschaftliche Produkte haben einen guten Ruf bei
Großstadtbewohnern. An diesem positiven Image
mitgewirkt hat Pro Agro, der Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin. „Uns geht es um den ländlichen
Raum als Ganzes“, erklärt Kai Rückewold, Fachbereichsleiter Ernährungswirtschaft bei Pro Agro.
Wenn Gäste eine Reiseregion kennenlernen, dort
Erzeuger mit eigenem Hofladen besuchen und später Produkte dieser Region im heimischen Supermarkt finden, entsteht ein positives Gesamtbild.
Wenn Sie einen Törn durch Brandenburg empfehlen sollten, wohin würde es gehen?
Kuhnle: Ich mag die Gegend südlich von Berlin: Die Storkower Gewässer mit dem Scharmützelsee, den Oberlauf der Dahme, wo wenig los ist, oder die Teupitzer Gewässer mit
ihren kleinen Dörfern. Von unserer Basis in
Zeuthen aus ist man in ein paar Stunden in
einer ganz anderen Welt.
Als Marke längst etabliert ist der Spreewald. Aber
auch die Uckermark und der Fläming haben eine
gewisse Bekanntheit vor allem in Berlin erreicht,
erklärt Rückewold. Als der Verband Pro Agro 1992
an den Start ging, war das noch nicht so. Besonders für Berliner aus dem Westteil der Stadt war
das Umland noch weitgehend unbekanntes Terrain. „Dass Brandenburg heute positiv mit ländlichem Raum assoziiert wird, liegt auch an 20
nige Ferienhäuser“, sagt Bernd
Muckenschnabel. Dabei wachse
die Nachfrage nach Ferienunterkünften. Allein in diesem
Jahr konnte Novasol 30 Prozent
mehr Übernachtungen für Brandenburg buchen als 2013. Diese
positive Entwicklung sei nicht
nur dem tollen Sommerwetter
geschuldet. Stärker als Sonnenschein locken die einmaligen Naturlandschaften in Verbindung mit den vielen kulturellen Angeboten in
Potsdam und Berlin, so Muckenschnabel. Vor allem für die Gäste aus
den Nachbarländern werde Brandenburg immer attraktiver. „Wir verzeichnen aus den Niederlanden, der Schweiz, Polen und Tschechien
eine steigende Nachfrage nach Ferienunterkünften in Brandenburg“,
bilanziert der Novasol-Chef. Inzwischen reise übrigens bereits jeder
fünfte Novasol-Urlauber aus dem Ausland nach Brandenburg.
Das Gros der Gäste suche für seinen Urlaub großzügige, naturnahe
Domizile, von denen aus sich möglichst viele Highlights des Landes
erkunden lassen. „Unsere 200 Novasol-Ferienhäuser in Brandenburg
können mit dieser guten Lage punkten“, ist Muckenschnabel überzeugt. Vor allem die Standorte bei Tropical Islands, in Zehdenick,
Wendisch Rietz und Rheinsberg würden gut nachgefragt. Neu in
der Saison 2015 sind bei Novasol spezielle Angebote an und auf den
brandenburgischen Gewässern. So können sich Urlauber beispielsweise in der Lausitz auf schwimmenden Ferienhäusern erholen.
Jahren Marketingarbeit von Pro Agro“, betont Rückewold. Beispielsweise mit der Brandenburger Landpartie, die alljährlich Städter auf
die beteiligten Höfe lockt. Auch beim Brandenburger Schlachtefest,
dem Brandenburger Dorf- und Erntefest oder vielen regionalen
Erlebnismärkten im Land Brandenburg können Verbraucher direkt
mit den Erzeugern ins Gespräch kommen. Hofläden und Direktvermarkter stellen sich dort vor oder Obstbetriebe, bei denen man selbst
pflücken kann. Pro Jahr besuchen nach den Zahlen von Pro Agro 2,5
Millionen Menschen diese Veranstaltungen.
L
Kinder sind leicht vom Landleben zu begeistern.
Noch enger wird der Bezug zum
Landleben für alle, die sich für
Ferien auf dem Bauernhof entscheiden. Jedes Jahr gibt Pro
Agro gleich zwei Kataloge heraus: Landurlaub und Pferdeland Brandenburg. Die Betriebe
können sich zertifizieren lassen.
„Voraussetzung ist, dass die Qualität stimmt“, sagt Rückewold. Geschmackvoll eingerichtete Zimmer oder Ferienwohnungen gehören dazu, es sollte Tiere auf
dem Hof geben und möglichst
auch regionale Produkte, die
der Gast gleich erwerben kann.
Für den, der das möchte, bieten
viele Höfe die Möglichkeit zum
Mithelfen, etwa beim Ausmisten
des Stalls. Tiefer lässt sich Landluft nirgendwo schnuppern.
Landleben im Internet
Bauer sucht Koch: Regionale Küche spielt besonders in der gehobenen Gastronomie eine große Rolle. Mit der Plattform „Bauer
sucht Koch“ werden beide Seiten zusammengebracht. Registriert
sind derzeit 195 Erzeuger und 150 Gastronomen. Manche Restaurants interessieren sich nur für einzelne Produkte wie Spargel
oder Gänse, Obst oder Gemüse. Andere versuchen, sich möglichst
komplett regional zu versorgen.
Internet: www.bauer-sucht-koch.de
Fotos: Pro Agro
Mit 3.000 Seen und 33.000 Kilometern
Fließgewässern ist Brandenburg ein Eldorado
für Freizeitkapitäne.
43
Aus der
Reiseregion auf
den Teller
Mit Brandenburg/Havel, Zehdenick und Zeuthen betreibt KuhnleTours in Brandenburg gleich drei Ausleihstationen. Sind die Brandenburger so leidenschaftliche Freizeitkapitäne?
Kuhnle: Die Bedingungen für einen Hausbooturlaub in Brandenburg sind einfach gut. Die Eröffnung des Langen Trödels als Teil des
Finowkanals zeigt beispielsweise, dass es sich auch für die öffentliche Hand lohnt, in wassertouristische Infrastruktur zu investieren.
Außerdem ist ein großer Teil der brandenburgischen Wasserstraßen
führerscheinfrei zu befahren. Hier gibt es allerdings noch Lücken,
die geschlossen werden könnten.
Fotos: Kuhnle-Tours, Novasol
Immer auf
gutem Kurs
Reiseland Brandenburg
Natur-Schau-Spiel: Die Besucherzentren als Eingangstore der
Brandenburger Naturparks sind online zugänglich. Es gibt kurze
Porträts, Anfahrtsbeschreibungen und alle aktuellen Termine.
Ziel ist es, Einwohner und Gäste für die Naturschönheiten Brandenburgs zu begeistern.
net
Internet: www.natur-schau-spiel.com
Glückliche Schweine mit Auslauf.
06
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Reiseland Brandenburg
BUGA 2015 Havelregion
Urlaub in Brandenburg 2015
Entdecken Sie die schönsten Plätze zur BUGA 2015 in der Flusslandschaft Havel. Nur eine Stunde
von Berlin entfernt. Genauso wie die anderen Flusslandschaften in Brandenburg von Elbe bis Oder
und Spree. Mehr Ideen für Ihren Urlaub finden Sie auf www.reiseland-brandenburg.de
Information & Vermittlung
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