Trading- Psychologie - db-X markets

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Trading-Psychologie
Einfach besser handeln
Trading-Psychologie gewinnt bei den Anlegern mehr und mehr an Bedeutung. Auch die Neulinge
in diesem Geschäft verstehen zunehmend, dass die Psyche eine sehr wichtige Rolle spielt, um
erfolgreich an der Börse zu sein. Kein Wunder, denn das ständige Auf und Ab an den Märkten
wird zum größten Teil selbst von den Emotionen wie Angst und Gier der Spekulanten verursacht.
Profi-Trader gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent des Trading-Erfolgs von der Psyche bestimmt
werden. Manche sprechen gar von 100 Prozent. Auch wissenschaftliche Studien zu diesem Thema belegen eindeutig: Vor allem die Emotionen entscheiden über Sieg oder Niederlage, insbesondere Ängste haben eine große Wirkung. Denn sie beeinflussen maßgeblich die Handlungen
der Akteure. Außerdem erschweren überzogene Erwartungshaltungen und unlogische Denk- und
Verhaltensmuster den Weg zum profitablen Trading.
Trading scheint zu Beginn für viele eine Art Formel-1-Rennen der Geldvermehrung zu sein. Schaut
man sich die Wünsche des Trading-Anfängers auf psychologischer Ebene genauer an, so zeigt sich
deutlich seine allzu menschliche Absicht: Er möchte schnelle, sichere Gewinne und blendet die
Verlustrisiken meist völlig aus. Außerdem möchten viele keine Verantwortung für ihre Handelsentscheidungen übernehmen. Stattdessen schieben sie Fehler oder Verluste auf andere.
Profis verhalten sich anders. Für sie ist Trading ein professionelles Geschäft, das hauptsächlich
vom Risiko bestimmt wird. Sie sehen ihre Aufgabe darin, dieses zu managen. Dazu benötigen sie
bestimmte Vorkenntnisse und Fähigkeiten.
Welche mentalen Denk- und Handlungsweisen nötig sind, um auf dem spekulativen Kapitalmarkt
dauerhaft profitabel zu sein, lesen Sie in den folgenden Kapiteln. Sie erfahren aber auch, wie Sie
typische Fehler entlarven und wirkungsvoll beheben können.
Viel Freude beim Lesen,
Norman Welz
Trading-Psychologe bei GodmodeTrader.de
11:19
4
5
Inhalt
6
Finanzpsychologie – Entstehung bis heute
24
Glaubenssätze
8
Kognitive Dissonanz
26
Autoaggression
9
Framing-Effekt
27
Wie die ersten Lebensjahre prägen
10
Sunk-Cost-Effekt
28
Wunderwaffe Disziplin
11
Heuristiken
29
Trading und Stress
12
Dispositionseffekt
30
Kampf-Flucht-Reaktion
14
Trading-Ängste –
31
Stress durch Kontrollverlust
32
Stress erkennen und besiegen
33
Trading und Persönlichkeit
34
Trading-Falle: denken, glauben, hoffen
36
Kleines Konto, große Probleme
38
Traden mit Sinn
Das zentrale Thema beim Trading
16
17
18
20
22
Sinnvolle Ängste und sinnlose Ängste
Die Sehnsucht nach Sicherheit
Die Sicht der Dinge
Die Schaltzentrale im Gehirn
Die Macht des Unbewussten
6
Finanzpsychologie –
Entstehung bis heute
7
Die Finanzpsychologie ist ein relativ
sein irrationales Verhalten bewusst
darin, dass spekulativ orientierte Trader
junges Teilgebiet der Psychologie. Sie
ist, der hat eine Chance“.
sich bewusst oder unbewusst vor al-
erforscht, wie Menschen sich im Um-
lem von ihren Emotionen leiten lassen.
gang mit Geld oder geldnahen Pro-
Dass Börsengeschehnisse nicht aus-
Das führt zwangsläufig zu (Fehl-)Ent-
dukten verhalten und dies erleben.
schließlich durch rationales Verhalten
scheidungen. Typische Gefühle sind
Im Mittelpunkt dieser Wissenschaft
entstehen, beschrieb der bedeutende
die Angst, Geld zu verlieren, wenn es
stehen vor allem die Wahrnehmung
Wirtschaftstheoretiker John Maynard
schlecht läuft, und die Gier nach mehr
und Verarbeitung von Informationen,
Keynes schon 1936 in seinem Haupt-
Geld, wenn es gut läuft.
die mit Finanzprodukten zusammen-
werk „The General Theory of Employ-
hängen.
ment, Interest and Money“. Die wah-
Der Mensch hat den Drang, mithilfe
ren Ursachen für irrationales Verhalten
seines Wissens die Geschehnisse
In der Finanzwirtschaft hat sich dabei
bei Risikogeschäften bewies jedoch
kontrollieren zu wollen. Am spekula-
das Forschungsgebiet der Behavori-
1979 die Forschungsarbeit „Prospect
tiven Kapitalmarkt ist aber genau das
al Finance hervorgetan. Entstanden
Theory“. Die beiden Wirtschaftswis-
nicht möglich, denn der Verlauf von
ist dieser Forschungsbereich Anfang
senschaftler Daniel Kahneman und
Börsenkursen
der achtziger Jahre in den USA. Sie
Amos Tversky erkannten, dass Men-
Das einzige, was der Anleger kont-
verbindet traditionelle wirtschaftswis-
schen Risiko normalerweise nicht
rollieren kann, ist sich selbst, voraus-
senschaftliche Untersuchungsmetho-
mögen – es sei denn, dass sie gerade
gesetzt, dass er aktiv daran arbeitet.
den mit Fachwissen der Psychologie.
dabei sind, zu verlieren. Dann lieben
Da der Trader aber auch hier eher den
Die Forschungsergebnisse der Beha-
sie Risiko. Diese „Prospect Theory“
schnellen Weg bevorzugt, ist er oft
vioral Finance können Privatanlegern
von Kahneman und Tversky, die die
nicht bereit, den langen Weg der ei-
und Profis helfen, ihre tatsächlichen
Grundlage der modernen Finanzwis-
genen Persönlichkeitsentwicklung zu
Beweggründe
Anlageentschei-
senschaften darstellt, wurde 2002
bestreiten. Dieser benötigt in der Re-
dungen am spekulativen Kapitalmarkt
mit dem Nobelpreis für Wirtschafts-
gel viel Zeit, manchmal Monate oder
besser zu verstehen. Sie machen
wissenschaften ausgezeichnet.
gar Jahre. Eindeutig ist jedoch, dass
für
deutlich, nach welchen Denk- und Ver-
ist
unkontrollierbar.
der wesentliche Grund für den Erfolg
haltensmustern die Akteure zumeist
Weitere vertiefende Erkenntnisse auf
beim Börsenhandel auf der mentalen
agieren.
dem Gebiet der Verhaltensökonomie
Seite zu finden ist.
lieferten in den folgenden Jahren vor
Behavioral Finance geht davon aus,
allem Richard Thaler, Hersh Shefrin,
Typische Denk- und Verhaltensmus-
dass Anleger vor allem auf Grund von
Robert Shiller, Terence Odean und
ter der Behavioral-Finance-Forschung
unbewussten Verhaltensweisen unlo-
Martin Weber.
sind: Kognitive Dissonanz, Framing-
gisch agieren. So lautet ein bekannter
Effekt, Sunk-Cost-Effekt und Heuristi-
Lehrsatz: „Wer schlauer sein will als
Eine weitere maßgebliche Erkenntnis
ken. Diese werden in den folgenden
der Markt, hat schon verloren. Wem
der Behavioral-Finance-Forschung liegt
Kapiteln näher behandelt.
8
Kognitive Dissonanz
Der amerikanischer Sozialpsychologe
Sektor steigen stark. Der Trader ärgert
beseitigen oder zu reduzieren. Erst
Leon Festinger (1919 – 1989), entwi-
sich und entwickelt Reuegefühle. In
wenn der innere Druck zu stark wird,
ckelte in den fünfziger Jahren des 20.
ihm entsteht ein innerer Konflikt (ko-
weil etwa die Verluste einer einge-
Jahrhunderts seine Theorie der Kogni-
gnitive Dissonanz). Er fragt sich, wie
gangenen Position zu groß werden,
tiven Dissonanz. Man spricht von einer
er die eingegangene Position nun
lässt er von seinen Überzeugungen
Kognitiven Dissonanz, wenn aufgrund
noch retten kann, so dass er sie trotz-
los und befreit sich so von seiner An-
eines Widerspruchs zwischen zwei ge-
dem mit einem positiven Ergebnis
spannung.
nau entgegengesetzten Wahrnehmun-
abschließt. Der Trader ist in diesem
gen und Gedanken ein innerer Konflikt,
inneren Konflikt meist dazu geneigt,
Um sich vor den Folgen der kognitiven
ein Missklang (Dissonanz) entsteht.
gute Gründe zu finden, weshalb er
Dissonanz zu schützen, sollte der Tra-
an seiner Entscheidung festhalten
der einen strukturierten Handelsplan
Dazu ein Beispiel: Ein Trader möchte
sollte. Alle neuen Informationen, die
ausarbeiten und diesen diszipliniert
eine Aktie eines bestimmten Sektors
zu seinem Entschluss in Widerspruch
umsetzen. Wichtig ist zudem das Wis-
kaufen. Nach seiner Recherche fällt
stehen, werden allerdings erst einmal
sen, dass niemand den Verlauf einer
er eine Entscheidung zum Kauf eines
ignoriert.
Position vorhersagen kann. Sollte sich
bestimmten Wertes. Kurz drauf dreht
ein Kurs anders entwickeln als geplant,
der Kurs dieser Aktie und verliert deut-
Dieser Konfliktzustand wird als unan-
steigt man entsprechend seines Re-
lich an Wert. Die ebenfalls in Betracht
genehme Spannung erlebt und übt
gelwerkes aus dem Basiswert aus und
gezogenen Aktien aus dem gleichen
auf den Trader Druck aus, diesen zu
sucht nach einer neuen Chance.
9
Framing-Effekt
Wenn Menschen eine Entscheidung
Ein weiteres Beispiel: Einen Gewinn
hen, statt sich dem Risiko auszuset-
treffen, dann setzen sie diese in einen
in Höhe von 10 Euro auf 20 Euro (100
zen, mit einer Wahrscheinlichkeit von
Bezugsrahmen und überprüfen ihre
Prozent) empfindet der Mensch in
50 Prozent 1.000 Euro zu gewinnen
Einschätzung auf Gewinn oder Verlust.
der Regel stärker als den Gewinn
oder eventuell leer auszugehen. Das
Das erkannten die beiden Nobelpreis-
von 1.000 Euro auf 1.010 Euro. Ab-
ist auch ein Grund, weshalb Trader so
träger Tversky und Kahneman (2000)
solut betrachtet ist der Unterschied
schwer Gewinne laufen lassen kön-
und nannten es „Framing-Effekt“.
jeweils 10 Euro.
nen: Sie entscheiden sich lieber für
die sofortige und sichere Gewinnmit-
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet der
Beim Trading werden durch den
nahme, als die Chance auf noch höhere
Framing-Effekt: „Worauf schaue ich?“.
Framing-Effekt Geldbeträge nicht re-
Profite zu nutzen.
Zahlreiche Studien bewiesen, dass
alistisch bewertet. Wer mit einem
Menschen gleiche Ergebnisse unter-
50.000-Euro-Konto 50 Euro am Tag er-
Der Framing-Effekt wird auch regel-
schiedlich bewerten.
wirtschaftet, hat meist den Eindruck,
mäßig im Einzelhandel verwendet.
dies sei zu wenig. Wenn man es je-
Die Ladeninhaber wissen, dass Kun-
Ein Beispiel: Im Fall A sagt man den
doch schafft, an 200 Handelstagen
den eine Ware lieber kaufen, wenn
Probanden, dass sie 20 Euro behalten
im Jahr jeweils 50 Euro zu verdienen,
sie einen Preisnachlass erhalten. Ist
dürfen. Im Fall B sagt man den Pro-
ergibt das eine Jahresrendite von 20
eine Hose von 198 Euro auf 149 Euro
banden, dass sie 30 Euro verlieren
Prozent!
reduziert, fällt dem Kunden die Kauf-
werden. Der Ausgangswert sind 50
entscheidung leichter. Die gleiche
Euro. Das Ergebnis bleibt gleich mi-
Beim Lotteriespiel zeigt sich, dass
Hose ohne Preisnachlass hätte der
nus 30 Euro, aber die Bewertung der
Menschen einen sicheren Gewinn
Kunde für 149 Euro nicht so gerne
Situation im Fall A ist positiver.
von beispielsweise 500 Euro vorzie-
gekauft.
10
Sunk-Cost-Effekt
Ins Deutsche übersetzt heißt sunk
cost „versunkene Kosten“. Es sind
Kosten, die bereits in der Vergangenheit entstanden sind und die bei
der aktuellen Bewertung keine Rolle
mehr spielen.
Dazu ein Beispiel: Ein Trader kauft
Aktien zum Stückpreis von 100 Euro.
Kurze Zeit später beträgt der Wert des
Investments nur noch 75 Euro pro
Stück. Niemand kann vorhersagen, ob
diese Aktien jemals wieder den Einstiegspreis erreichen werden. Viele
gibt dem Kaufpreis eine Bedeutung.
lichst wieder den Einstiegspreis zu
Anleger sind jedoch bereit, in dieser
Wenn wir trotz besseren Wissens an
erreichen. Das führt allerdings meist
Situation die Aktien zu verbilligen. Sie
erfolglosen Projekten festhalten, ha-
zu noch größeren Verlusten, wie zu-
werfen also gutes Geld einer vielleicht
ben wir es mit dem Sunk-Cost-Effekt
vor unter „Kognitive Dissonanz“ be-
schlechten Investition hinterher und
zu tun.
schrieben.
Hierzu zählt auch das Festhalten an
Um sich beim Trading vor den fata-
Börsenteilnehmer orientieren sich bei
Börsenwerten, die sich bereits im Ver-
len Folgen des Sunk-Cost-Effekts zu
ihrer Verkaufsentscheidung häufig am
lust befinden. Statt die Assets mit ei-
schützen, hilft ein strukturierter Han-
Kaufpreis des Investments. Der Kauf-
nem kleinen Minus auf dem Konto zu
delsplan. Stopps sollte man unbe-
preis aus der Vergangenheit ist aber
verkaufen, halten die Trader an ihren
dingt akzeptieren und eingegangene
für die Entwicklung des künftigen Kur-
Positionen fest und hoffen, dass sich
Positionen nur im Gewinn-, aber nie
ses unwichtig. Nur der Anleger selbst
der Kurs erholt und die Assets mög-
im Verlustfall aufstocken.
„versenken“ damit weiteres Geld.
11
Heuristiken
Da das menschliche Gehirn nur weni-
immer wieder zahlreiche Investments
zu suchen, die seine eigene Meinung
ge Informationen gleichzeitig verarbei-
in heimatnahe Aktien. Vergleichbare,
unterstützen. Befindet sich eine Po-
ten kann, neigt es bei seiner Entschei-
aber unbekannte Unternehmen aus
sition im Verlust, wird ein Trading-An-
dungsfindung
zu Vereinfachungen.
dem Ausland können wesentlich ren-
fänger den Impuls bekommen, nach
Diese mentalen Abkürzungen helfen
ditestärker sein. Doch auch hier schafft
guten Gründen zu suchen, weshalb
dem Menschen, schnelle Entschlüs-
der Bekanntheitsgrad der Unterneh-
diese wieder steigen wird. Das Inter-
se zu treffen, verursachen aber Irrati-
men beim Trader ein Gefühl von Ver-
net kann in diesem Zusammenhang
onalität und eine Unzahl an Fehlern.
trauen und Sicherheit. Weshalb Aktien
durchaus ein Problem werden. Denn
Diese Verhaltensweisen nennt man in
des eigenen Landes beim Investieren
die Vielzahl der Informationen führt
der Finanzwissenschaft „Heuristiken“.
immer wieder bevorzugt werden.
dazu, noch mehr Beweise dafür zu finden, dass man seine Position behält,
Viele Anleger entscheiden sich etwa
Die schnelle Verfügbarkeit von In-
obwohl viele Indizien längst für einen
für bestimmte Investments, weil diese
formationen ist ein weiterer Aspekt
Verkauf sprechen.
im Mittelpunkt des allgemeinen Inter-
beim Anlageverhalten. Sie führen zu
esses stehen. Der „Deutsche Aktien-
verzerrten Wahrnehmungen. Meist
Ein weiterer Aspekt sind selbsterfül-
index“ (DAX) ist täglich in den Medien
reichen dem Börsenteilnehmer näm-
lende Prophezeiungen. „Kommt im
präsent. Trader handeln deshalb oft Fi-
lich schon wenige Hinweise, um eine
Oktober der Crash?“. Diese und ähn-
nanzinstrumente, die sich auf den DAX
bestimmte Aktie zu kaufen. Man
liche Schlagzeilen präsentieren die
beziehen, obwohl andere Indizes viel-
nennt dieses Verhalten „Daumenre-
Medien jedes Jahr aufs Neue. Doch
leicht wesentlich klarere Kursmuster
gelentscheidung“. Die ständige Auf-
nur weil es einige Male zu sehr star-
liefern. Doch sein hoher Bekanntheits-
merksamkeit in den Medien kann
ken Kursrücksetzern in diesem Monat
grad verursacht bei den Börsenakteu-
dazu führen, dass man meint, eine
kam, muss das nicht jedes Jahr so
ren die Illusion von Sicherheit. Sie mei-
gewisse Aktie unbedingt haben zu
sein. Doch die Dauerberieselungen
nen, den DAX zu kennen und deshalb
müssen. Titel, die in Fachzeitschriften
mit dem Schlagwort „Crashmonat
dessen Kursverlauf besser einschät-
oder speziellen Online-Portalen stän-
Oktober“ selbst kann das Geschehen
zen zu können. Sentiment-Analysen
dig besprochen werden, unterstützen
beeinflussen. Die ständige Nachrich-
beweisen allerdings immer wieder das
dieses Verhalten zusätzlich.
tenpräsenz zu einem Thema kann
genaue Gegenteil.
beim Trader Interesse erzeugen und
Der Mensch neigt aufgrund seiner
dadurch zu entsprechenden Handlun-
Nur weil etwas bekannter ist, muss
eingeschränkten Aufnahmefähigkeit
gen führen, die letztendlich marktbe-
es nicht auch besser sein. Das zeigen
dazu, unbewusst die Informationen
wegend sind.
12
Dispositionseffekt
Der Dispositionseffekt besagt, dass
Erträge psychologisch unterschied-
Anleger tendenziell dazu neigen, klei-
lich wahr. Erwirtschaftet ein Trader
ne Gewinne zu realisieren und Verlus-
einen Gewinn, so verursacht dieser
te zu vergrößern. Dahinter verbirgt
Anfangsgewinn den meisten Nutzen.
sich eine innere Blockade. Nach dem
Zwar werden Zusatzerträge als posi-
Prinzip „Die Hoffnung stirbt zuletzt“
tiv wahrgenommen, jedoch mit einer
wird viel zu lange an einer Verlust-
sich immer weiter abschwächenden
position festgehalten. Der Trader ist
Tendenz.
überzeugt, dass das Minus, solange
es nur auf dem Papier steht, nicht
Umgekehrt verläuft es im negativen
In der Praxis führt der Dispositions-
real sei. Außerdem weiß er, dass er
Fall. Die ersten Verluste hinterlassen
effekt dazu, dass Gewinne viel zu
frei von Schmerzen bleibt, solange er
psychologisch die tiefsten Spuren.
früh und Verluste viel zu spät reali-
nicht verkauft.
Mit der Zeit tritt jedoch ein Gewöh-
siert werden. Dieses Verhalten kann
nungseffekt ein und die nachfolgen-
immer wieder beobachtet werden,
Gewinne und Verluste werden zu-
den Verluste werden nicht mehr mit
obwohl die goldene Börsenregeln wi-
dem unterschiedlich bewertet. Selbst
der gleichen Intensität wahrgenom-
derspricht: „Gewinne sinnvoll laufen
Profis nehmen positive und negative
men, so hoch sie auch sein mögen.
lassen und Verluste klug begrenzen".
13
Man muss kein Finanzgenie sein, um
eine Rückkehr der gefallenen Aktien
ausgearbeiteter Tradingplan stehen,
zu sehen, dass dies das genaue Ge-
glauben und dies auch dann noch tun,
der ein sinnvolles Geldrisiko berück-
genteil dessen ist, was man tatsäch-
wenn sämtliche fundamentalen Da-
sichtigt. Ebenso empfiehlt sich eine
lich tun sollte.
ten sowie Berechnungen der Techni-
konsequente Verlustbegrenzung durch
schen Analyse dagegen sprechen.
Einhalten
Die Gründe für dieses irrationale
von
Stopp-Loss-Kursen.
Auch wenn die Realisierung von Ver-
Verhalten sind vielschichtig. Eine Er-
Um sich vor dem Dispositionseffekt
lusten schwerfällt, wird dadurch doch
klärung besteht darin, dass viele an
zu schützen, sollte an erster Stelle ein
ein möglicher Totalverlust vermieden.
14
Trading-Ängste –
Das zentrale Thema beim Trading
Ängste sind das zentrale Thema
Verlusten. Da Geld eine sehr wichtige
oder gar ausgegrenzt zu werden. Die-
beim Trading. Die größte Angst des
existenzielle Funktion in unserer Ge-
se drohende Einsamkeit macht dem
Traders ist die Angst vor finanziellen
sellschaft hat, bewerten Menschen
Menschen Angst.
den Verlust von einem Geldwert als
stark bedrohlich.
Grund dafür sind alte Überlebensmuster. Denn ohne die Gemeinschaft
Neben dem Verlust von
war der Ur-Mensch nicht lebensfähig.
Geld geht es jedoch
Hinzu kommt das äußerst starke Bin-
ebenso um den seeli-
dungsgefühl während der Schwan-
schen Schmerz, der
gerschaft. Babys wachsen während
durch Ablehnung ver-
der ersten neun Monate in völliger
ursacht wird, etwa,
Zweisamkeit und Harmonie sicher im
wenn Trades häufig
Bauch der Mutter heran. Nach diesem
ausgestoppt werden.
bedingungslosen Gefühl der Sicher-
Dahinter steckt Fol-
heit sehnt sich ein Mensch sein gan-
gendes:
zes Leben, sobald er auf der Welt ist.
sind
Menschen
soziale
Wesen
und wollen sich geliebt
Ort dieser Angstgefühle ist das soge-
und angenommen fühlen.
nannte Reptiliengehirn. Es ist eines
Machen sie Fehler, befürch-
der ältesten Teile des menschlichen
ten sie, von anderen bestraft
Gehirns. Hier sitzen die Reflexe und
Instinkte und somit die triebhafte Basis, auf die unsere wichtigsten Gefühle Angst und Freude aufbauen. Im
Reptiliengehirn befindet sich die
Amygdala, die wegen ihrer Form
auch als „Mandelkern“ bekannt
ist. Sie aktiviert Angstgefühle,
wenn Gefahrensituationen im
Spiel sind. Ängste sind selbstaktiv und für den Menschen
15
überlebenswichtig. Sie sind eine nor-
terschiedlichen Faktoren ab. Diese
Einer der hartnäckigsten Angst-
male Schutzreaktion auf lebensbedroh-
haben meist mit biografischen Ge-
auslöser sind Traumen, also starke
liche Situationen. Ohne diese Funktion
schehnissen oder persönlichen Le-
negative Erlebnisse aus der Ver-
wäre die menschliche Entwicklung
benseinstellungen der jeweiligen Per-
gangenheit. So ein Trauma könnte
nicht dort angelangt, wo sie heute ist.
son zu tun. Nicht der Markt selbst löst
zum Beispiel ein großer Geldver-
Ängste aus, sondern unsere Reaktion
lust nach einem Börsen-Crash sein,
Wann das Gefühl von Angst bei ei-
darauf. Diese werden vor allem unbe-
aber auch ein Verlust auf der Be­
nem Trader entsteht, hängt von un-
wusst verursacht.
ziehungsebene.
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16
Sinnvolle Ängste und sinnlose Ängste
Genetisch bedingte Ängste sind sinn-
Selbstwert, verunsichernde Lebens-
Angst aus dem Bereich der sinnlosen
voll. Sie schützen uns ständig vor
ereignisse oder stark traumatische
Ängste kommt.
dem Tod. Steht man etwa bei einem
Erlebnisse, etwa durch einen Unfall.
Orkan unter einem Baum und rennt
Zwar sind die Ursachen für sinnlose
Um Trading-Ängste zu reduzieren
weg, weil plötzlich ein schwerer Ast
Ängste oft unbewusst, dennoch kön-
oder zu vermeiden, gibt es unter-
auf einen zufliegt, dann ist das eine
nen sie leichter behoben werden, da
schiedliche Möglichkeiten. Wichtig ist
sinnvolle Angst. Dieses selbstakti-
man sie mit fachlicher Hilfe schnell ins
immer, die persönliche Ursache sei-
ve Angstsystem trägt der Mensch
Bewusstsein bringen kann.
ner Trading-Ängste ausfindig zu ma-
schon seit Beginn seiner Existenz in
chen, denn sinnlose Ängste sind im-
sich. Erkennt das Gehirn eine existen-
Auch die Angst vor Trading-Verlusten
mer individuell. Dies funktioniert am
tiell bedrohliche Situation, löst es ein
gilt als sinnlose Angst. Erstens, weil
schnellsten mit einem Trading-Coach.
Gefühl der Angst aus, das dann zum
niemand verpflichtet ist, sich diesen
Wer in Eigenregie an dem Thema ar-
Fliehen, Kämpfen oder zur Erstarrung
Ängsten auszusetzen und zweitens,
beiten möchte, kann etwa über das
aktiviert. Vor allem die Reflexe Kampf
weil der Trader die existenzielle Be-
Money-Management einen helfen-
und Flucht dienen zum Erhalt von Leib
drohung, sprich die Höhe des Geld-
den Ansatz finden. Wenn ein Anleger
und Leben.
verlustes, in der Regel selbst steuern
etwa an sich beobachtet, dass er bei
kann.
einem Verlustrisiko von einem Pro-
Von einer sinnlosen Angst ist dagegen
zent zu große Angstgefühle entwi-
dann die Rede, wenn man etwa bei
Doch auch wenn etwa eine eingegan-
ckelt, dann sollte er sich Schrittweise
schönem Wetter unter einem Baum
gene Trading-Position
ausgestoppt
an seinen Wohlfühlverlust heranarbei-
steht und immerzu panische Angst
wird und der Trader dadurch Geld
ten. Dazu riskiert er eine festgelegte
hat, von einem schweren Ast erschla-
verliert, wird bei einem Angstgefühl
Zeit lang nur einen Bruchteil der ur-
gen zu werden, obgleich es dazu
immer das Angstzentrum der sinnvol-
sprünglichen Summe, zum Beispiel
überhaupt keinen Grund gibt. Sinn-
len Angst im Gehirn aktiviert, also das
0,1 Prozent. Dann steigert er diesen
lose Ängste entstehen meist durch
selbstaktive
Angstpro-
Wert, bis er sein ganz persönliches
frühe Prägungen in der Kindheit, in-
gramm, das sich im Reptiliengehirn
Verlustrisiko gefunden hat, bei dem er
nere Haltlosigkeit durch geringen
befindet. Auch wenn die Ursache der
keine Angstgefühle mehr empfindet.
genetische
17
Die Sehnsucht nach Sicherheit
Der Mensch hat das Bedürfnis, sein
der Mensch sucht in seinem Leben
oder sich in einem seit Jahren stei-
Leben aktiv zu gestalten. Er möchte
vor allem eines – Sicherheit.
genden Börsenumfeld zu befinden.
seiner Umwelt sein. Denn das stei-
Da der Verlauf einer Aktie oder eines
Die in diesem Zusammenhang wich-
gert seinen Selbstwert und vermittelt
Indexes aber niemals mit Sicherheit
tigste Erkenntnis ist, dass es nur eines
ihm das Gefühl von Kontrolle und Si-
vorhergesagt werden kann, kann beim
gibt, was man beim Trading kontrollie-
cherheit.
Trader ein starkes Gefühl von Unwohl-
ren kann – sich selbst. Das gelingt ver-
sein durch Kontrollverlust entstehen.
mutlich nicht vom ersten Moment an.
Die spekulativen Kapitalmärkte sind
Um wieder in den Empfindungs-
Grund dafür sind unsere langjährigen
jedoch alles andere als sicher. Zwar
bereich der Kontrolle zu gelangen,
Denk- und Verhaltensmuster.
scheinen die Kursverläufe in manchen
wendet der Börsenhändler dann vor
Zeiten berechenbar zu sein, aber auch
allem unbewusste Denk- und Hand-
Um profitabel an den Märkten handeln
das ist nur eine Illusion. Trends und
lungsmuster an. Diese steuern seine
zu können, benötigen wir sozusagen
diverse Kursmuster gehen mitunter
Emotionen. Dabei steht die Angst an
ein „Trading-Gehirn“. Der Weg dorthin
abrupt zu Ende, und das auf allen Zei-
erster Stelle. Ein Schutzmechanismus
braucht Zeit, da das menschliche Ge-
tebenen. Für die Börse gilt: Sicher ist,
gegen Ängste ist die Kontrollillusion.
hirn nur sehr eingeschränkt bereit ist,
das nichts sicher ist.
Der Anleger glaubt, Verursacher von
seine bewussten und unbewussten
Geschehnissen zu sein, obwohl diese
Gewohnheiten zu verändern. Alle, die
Diese Tatsache ist für Menschen, die
in Wahrheit durch Zufälle entstehen.
einmal eine Diät gemacht haben oder
an den Märkten aktiv sind, die größte
Das können günstige Marktverhält-
das Rauchen beenden wollten, wis-
Herausforderung und der Grund für
nisse ebenso sein wie das Glück, den
sen, was es bedeutet, sein Verhalten
die häufigsten Fehlerquellen. Denn
Tipp eines Freundes befolgt zu haben,
zu verändern.
Teil von Veränderungsprozessen in
18
Die Sicht der Dinge
Trading sieht einfach aus: Der Händ-
glauben – aber keiner gleicht einem
ger haben Recht. Es gibt eben nicht
ler sucht sich etwa einen Chart von
anderen.
die allumfassende Wahrheit, sondern
einer Aktie, wählt ein Einstiegssignal,
nur unsere Wahrheit.
setzt eine Stopp-Order und realisiert
Was der einzelne Mensch denkt, da-
alsbald einen Gewinn. Das Prinzip
von ist er überzeugt, das gibt ihm Halt
Dieses Grundprinzip zeigt sich auch
wiederholt er wieder und wieder und
und Sicherheit. Mehr noch, es ist sei-
bei den zahlreichen Trading-Proble-
wird mühelos reich.
ne Identität, ohne die er sich in der
men. Der eine kann Gewinne nicht
Gesellschaft verloren fühlen würde.
laufen lassen, weil er Angst hat, zu
Allerdings steht uns auf dieser Stre-
Jede Talkshow zeigt das glasklar: Eine
viele Gewinne wieder einbüßen zu
cke meist einer im Weg – wir selbst.
einzigartige Realität gibt es nicht. Die
müssen. Ein anderer, weil er nicht
Das menschliche Gehirn ist für das
Welt ist nicht wie sie ist, sondern wie
glaubt, dass die Kurse noch weiter
Spekulieren an den Börsen dieser
wir sie sehen. Ob ein Auto, ein Haus,
steigen werden. Der Nächste hatte
Welt eigentlich nicht geeignet. Denn
ein Baum, ein Mensch schön ist, geht
vorher zigmal verloren und will nun
der moderne Mensch strebt nach Si-
nicht vom Objekt selbst aus, sondern
endlich auch mal gewinnen.
cherheit. Und diesen Gefallen tun uns
wird durch unsere ganz persönliche
die Kapitalmärkte nicht. Sie schwan-
Meinung geprägt. Und diese wieder-
Alle haben eines gemeinsam – ihre
ken, getrieben von Angst und Gier,
um entsteht durch die Erziehung, die
ganz persönlichen Gründe, warum
ständig mal rauf und mal runter.
Gesellschaft, die Medien, durch unse-
sie so denken und handeln. Wenn
Zu den selbstaktiven Ängsten in un-
re Erfahrungen und Erlebnisse. Aus
jemand beim Traden keine Gewinne
serem Gehirn kommen noch andere
Selbstsicht wird Weltsicht.
laufen lassen kann, dann könnte es
Einschränkungen hinzu. Denn jeder
daran liegen, dass er unbewusst ver-
Mensch ist ein Individuum, das in sei-
Auch weil das so ist, steigen und fal-
lieren will, weil er überzeugt ist, dass
ner ganz eigenen Welt lebt, geprägt
len Börsenkurse. Während die einen
Geld an der Börse zu verdienen etwas
von zahlreichen Erlebnissen und Er-
felsenfest davon überzeugt sind, dass
Schlechtes sei. Es könnte auch sein,
fahrungen. Diese wiederum führen zu
die Märkte fallen müssen, sind die an-
das er unbewusst davon überzeugt
einzigartigen Denk- und Verhaltens-
deren sich zu 100 Prozent sicher, dass
ist, dass ihm Erfolg nicht zusteht. Eine
mustern. Auch wenn wir es allzu oft
die Kurse steigen werden. Beide La-
weitere Möglichkeit ist, dass er sich
19
als Verlierer wohler fühlt, als wenn er
ein Gewinner sei.
Einem Gehirn ist es egal, ob die
Gründe für ein bestimmtes Verhalten einen Sinn ergeben oder nicht.
Es reagiert, wie es reagieren muss.
Gesteuert von elektrischen Impulsen. Ausgelöst von den Prägungen
der einzigartigen Lebensgeschichte.
Wenn ein Mensch mit seinem Auto
über eine Brücke fährt und dabei panische Ängste bekommt, obwohl die
Brücke als sicherste Brücke der Welt
ausgezeichnet wurde, dann ist das für
viele nicht nachvollziehbar, aber eine
reale Tatsache.
Der Grund für diese Ängste ist nicht
in der Brücke zu finden, sondern
im Menschen. Beim Trading verhält
es sich genauso. Trading-Probleme
sind vor allem individuelle Probleme
der eigenen Psyche. Nicht die Börsenkurse selbst lösen Ängste aus,
sondern unsere Reaktion auf diese
Geschehnisse.
20
Die Schaltzentrale im Gehirn
Menschen sind in der Regel davon
sogenannten neuronalen Netz. Es ist
Unser Gehirn arbeitet unermüdlich und
überzeugt, dass sie in Ihren Entschei-
die Schaltzentrale des Menschen und
entscheidet selbst, welche Erlebnisse
dungsmöglichkeiten vollkommen frei
besteht aus etwa zwanzig Milliarden
abgespeichert werden. Hier spielen vor
sind. Sie glauben auch, dass der bloße
Nervenzellen. Jede Nervenzelle ist
allem zwei Gefühle eine Rolle: das Po-
Wille zur Veränderung genügt, um
mit tausenden anderen verknüpft. Sie
sitive und das Negative. Eine neuronale
ein Ziel zu erreichen. Ginge es wirk-
empfangen Impulse über Kontaktstel-
Verknüpfung ist umso stärker, je öfter
lich immer so leicht, würde die Ab-
len, den Synapsen.
wir sie wiederholen oder diese emo-
sicht, sein Gewicht zu reduzieren
tional an einer Situation gebunden ist.
oder mit dem Rauchen aufzuhören,
Die Nervenzellen sind die Akkus un-
Bildlich gesprochen: Ein Trampelpfad
für alle Menschen ein Kinderspiel. Ist
serer Fähigkeiten und Erfahrungen.
unseres Verhaltens verändert sich zu
es aber nicht.
Sie speichern unser Leben wie eine
einem Wanderweg, daraus wird eine
Festplatte die Daten eines Compu-
Landstraße und später eine Autobahn.
Tatsache ist, dass sich der Mensch
ters. Alles was wir denken, fühlen
selbst
Handlungsabläu-
und aktiv umsetzen, ist hier zuhause.
Wer beim Trading dieselben Fehler
fe nur schwer wieder abgewöhnen
Jedes Erlebnis wird wie auf eine Per-
ständig wiederholt, wird dadurch ein
kann. Beim Trading weiß man, wie
lenkette aufgezogen – Akku für Akku
stabiles neuronales Netz in seinem
wichtig es ist, Gewinne laufen zu las-
– für immer. Und jeder Akku ist mit
Gehirn
sen und Verluste zu begrenzen. Trotz-
vielen tausend anderen um sich her-
kann sich zu einem automatischen
dem sind die meisten Trader dazu
um miteinander verbunden. Je häufi-
Verhalten entwickeln, das unbewusst
nicht in der Lage. Selbst Profis schei-
ger die Verknüpfungen, desto stärker
agiert. Dann tradet nicht mehr der Tra-
tern nach Jahren an dieser einfachen
drückt sich das in einer Handlung oder
der selbst, sondern er wird sozusagen
Regel. Die Gründe dafür liegen im
einem Gefühl aus.
von seinem Unbewussten getradet.
einfachste
entstehen
lassen.
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22
Die Macht des Unbewussten
Im Trading, heißt es, verlieren etwa
fühl verpackt und veranlassen uns zu
mit einem kleinen Gewinn, weil Sie
90 Prozent der Trader dauerhaft Geld.
Handlungen. Entstehen Emotionen
befürchteten alle Gewinne wieder zu
Wissenschaftler gehen davon aus,
von Angst und Bedrohung, bekom-
verlieren oder Verluste zu machen.
dass gut 90 Prozent unseres Verhal-
men wir den Impuls für Kampf, Flucht
tens unbewusst passiert. Ob es da
oder Erstarrung.
wohl einen Zusammenhang gibt?
Der gesamte Ablauf geschieht unbewusst. Etwa 230 Millisekunden, be-
Am Beispiel Trading: Sie nehmen
vor Ihnen all das bewusst wird. Das
Alles, was der Mensch wahrnimmt,
wahr, dass Sie gerade bei einem Trade
Fatale ist, dass unser Gehirn selbst
läuft über eine Kommandozentrale
Geld verlieren, weil der Markt gegen
entscheidet, was Richtig und was
im Gehirn: das Angst- und Panikzen-
Ihre Position läuft. Diese Information
Falsch ist. Wir sind sozusagen auf
trum. Dieses liegt in den sogenann-
gelangt zur emotionalen Kommando-
Autopilot gestellt. Die Auslöser für
ten Mandelkernen (Amygdalae). Ihr
zentrale Ihres Gehirns, zum Angst-
unbewusste Handlungen sind vielfäl-
Gegenspieler ist das Glücks- und Be-
und Panikzentrum, sowie zum Beloh-
tig und von unseren Erfahrungen ge-
lohnungszentrum. Beide können wir
nungszentrum. Da Geldverlust für den
prägt. Denn Börsenkurse selbst sind
nicht bewusst kontrollieren. Nehmen
modernen Menschen in der Regel
niemals beängstigend, nur unsere Re-
wir Signale im Außen wahr, gelangen
Gefahr bedeutet, nämlich Existenz-
aktion darauf.
diese Informationen zunächst in die-
verlust, gehen nun alle Reaktionen
se emotionale Überprüfungszentrale
vom Angst- und Panikzentrum aus. Ihr
„Ich kann nur erfolgreich werden,
unseres Gehirns. Hier werden sie auf
Gehirn will Sie vor Schaden schützen
wenn ich diszipliniert trade, also tue
Gefahr oder Freude analysiert. Noch
und verursacht eine Handlung: kämp-
ich das jetzt mal!“, oder „Ich habe
bevor uns die Bedeutung bewusst
fen, fliehen oder erstarren. Sie fliehen
keine Angst mehr, ausgestoppt zu
wird, werden diese Eindrücke als Ge-
– und verkaufen ihre Trading-Position
werden, das gehört doch zum Trading
23
dazu!“. Um sich vor angstauslösenden Handlungen zu schützen, reichen
bewusst getroffene Entscheidungen
nicht aus. Denken hilft zwar, die Zusammenhänge zu verstehen, aber
verstehen alleine nützt nichts. Unser
Verstand zieht gegen unser Unbewusstes meist den Kürzeren.
Auch wenn die meisten Prozessabläufe in unserem Gehirn schnell und
präzise ablaufen, macht es auf jeder
Ebene Fehler. Unbewusste Fehler
sind für uns allerdings schwer zu erkennen. Sie beeinflussen uns, ohne
dass wir es merken. Beim Trading
erkennen wir dies oft daran, dass es
lassen, mache es aber nicht“, sind
sen förmlich unbewusst abgespult
uns schwerfällt, eingefahrene Denk-
aber nicht in der Lage, sie abzustellen.
werden. Es empfiehlt sich deshalb,
und Verhaltensmuster zu korrigieren.
aktiv an seinen negativen Denk- und
Zwar wissen wir, dass wir immer
Um sich beim Trading vor solchen Fall-
Verhaltensmustern zu arbeiten und
wieder die gleichen Probleme haben,
stricken zu schützen, benötigt man
sie in gewinnbringende, unbewusste
etwa „Ich muss die Gewinne laufen
stabile Handlungsabläufe. Diese müs-
Kompetenzen umzuwandeln.
24
Glaubenssätze
Was wir denken, das sind wir. Und
was wir bisher gedacht haben, hat
uns zum größten Teil zu dem werden
lassen, der wir heute sind. Denn der
Mensch ist immer bestrebt, seine
Gedanken in die Realität umzusetzen. In den meisten Fällen passiert
das unbewusst.
Der Mensch will sich verwirklichen.
Das gibt ihm die Bestätigung, zu sein,
und er fühlt sich dadurch als handlungsfähiger Mensch. Jeder Glaubenssatz hat eine Verbindung zu einer endlosen Kette von Ursache und
Wirkung. Das zeigt sich auch immer
wieder beim Trading. Denn man tradet nicht die Märkte, sondern seine
Überzeugungen von den Märkten.
Viele sind sich ihrer Glaubenssätze
nicht bewusst. Es gibt hilfreiche Möglichkeiten, diese herauszufinden. Am
besten ist eine Selbstbeobachtung.
25
Man kann etwa durch die Analyse
Manches in unserem Leben gestalten
nauso behandeln. Diese Reaktion
seiner Fehl-Trades entdecken, welche
wir bewusst, um uns damit von an-
wiederum wird als Bestätigung der
typischen Handlungs- und Glaubens-
deren abzugrenzen. Das meiste aber
Selbsteinschätzung empfunden. Ein
muster sich dahinter verbergen. Die
wird beeinflusst. Die Erziehung der
Teufelskreis, der in ähnlicher Form
zweite Möglichkeit ist die, dass man
Eltern spielt hier ebenso eine große
beim Trading immer wieder zu beob-
sich nach jedem Trade sofort notiert,
Rolle wie Freunde, Kollegen, Gesell-
achten ist.
was man zu diesem Trade über sich
schaftsstrukturen, Medien, Werbung
und den Trade denkt. „Ich bin ein
und die landestypische Kultur. Wer
Dieser Spruch bringt die Macht unse-
routinierter Trader...“, „Ich glaube, der
etwa glaubt, dass Trading ein unseri-
rer Gedanken auf den Punkt:
Markt dreht jetzt...“.
öses Geschäft ist, der wird es schwer
haben, mit der nötigen Disziplin und
„Achte auf deine Gedanken, denn sie
Verantwortung zu traden.
werden zu Worten.
Denk-
Die Gedanken eines Menschen er-
Achte auf deine Worte, denn sie wer-
und Handlungsweisen. Wer nicht von
möglichen die Wahrnehmung, dass
den Handlungen.
sich glaubt, dass er mit Trading er-
man ein Teil des Ganzen und dennoch
folgreich sein kann, der wird es sehr
einzigartig ist. Mit den individuellen
Achte auf deine Handlungen, denn sie
schwer haben, ein profitabler Trader
Überzeugungen und Glaubensätzen
werden Gewohnheiten.
zu werden. Und wer täglich an das
schafft sich jeder Mensch seine eige-
Trading mit der Überzeugung heran-
ne Realität. Wer etwa von sich sagt
Achte auf deine Gewohnheiten, denn
geht „Ich trade mal ein bisschen rum“,
„Ich habe kein Selbstbewusstsein“,
sie werden dein Charakter.
der muss sich nicht wundern, wenn
der wird sich entsprechend verhal-
er ständig unbefriedigende Ergebnis-
ten. Dadurch wird sein Umfeld ihn
Achte auf deinen Charakter, denn er
se erzielt.
ebenso wahrnehmen und ihn ge-
wird dein Schicksal.“
Menschen sind Lebewesen mit einer
Persönlichkeit. Diese ist geprägt von
individuellen
Eigenschaften,
26
Autoaggression
Trading ist gerade zu Beginn für vie-
nehmen, so kann dieses zu autoag-
Die Märkte zu personifizieren, führt
le eine emotionale Achterbahnfahrt.
gressivem Verhalten führen. Typisch
zwangsläufig in die falsche Richtung.
Der ständige Wechsel zwischen Ge-
dafür sind solche Gedanken: „Jetzt
Denn der Börsenhandel ist immer
winn und Verlust lässt beim Trader
werde ich schon zum dritten Mal hin-
neutral. Niemand weiß, wer sein Ge-
Gefühle von Wut, Freude, Hoffnungs-
tereinander ausgestoppt, nun hole
genspieler ist und hat es auch nicht
losigkeit, Euphorie, Aussichtlosigkeit,
ich mir mein Geld zurück!“, „Ich habe
auf jemanden Spezielles abgesehen,
Übermut und vieles mehr entstehen.
jetzt keine Lust mehr, immer nur der
mit dem noch eine offene Rechnung
Da Menschen dazu neigen, ihre Ge-
Verlierer zu sein, dem zeige ich, wer
beglichen werden muss.
fühle in Handlungen umsetzen zu
der Stärkere ist!“.
wollen, können starke Emotionen
Um sich vor Selbst-Sabotage zu
beim Trading schnell zu einem Prob-
Der Stärkere ist immer die Börse
schützen, sollte man am besten sei-
lem werden. Das gilt für positive wie
selbst. Wer sich aufgrund solcher de-
ne Emotionen in einem Trading-Jour-
negative
gleichermaßen.
struktiven Gedanken zu unüberlegten
nal schriftlich festhalten. So kommt
Beginnt jedoch ein Trader, die Reak-
Handlungen verleiten lässt, wird letzt-
man ihnen am schnellsten auf die
tionen seines Tradings persönlich zu
lich der Verlierer sein.
Schliche.
Gefühle
27
Wie die ersten
Lebensjahre prägen
Es ist ein Irrtum, anzunehmen, dass
sind weniger die Ereignisse der Ver-
Disziplinlosigkeit sind dann Tür und Tor
man als Erwachsener unvoreinge-
gangenheit, die am stärksten unser
geöffnet. Hat man in den Kindheits-
nommen an das Trading herangeht.
Leben bestimmen. Sehr viel bedeut-
tagen die Erfahrung gemacht, dass
Genau das Gegenteil ist der Fall. Je
samer als die Ereignisse selbst ist
die Eltern einem nichts zutrauen, ist
älter wir sind, desto mehr Überzeu-
unsere Haltung diesen Erlebnissen
man mit hoher Wahrscheinlichkeit
gungen haben wir, aus denen heraus
gegenüber.
auch heute als Trader stark verun-
wir das Trading umsetzen.
sichert und auf Anerkennung beim
Entscheidend für eine gesunde Ent-
Trading angewiesen. Mehrmaliges
Die Zeit der Prägungen in unserem
wicklung und Persönlichkeit in den
ausgestoppt werden etwa kann dann
Leben beginnt früh. Bereits vor der
ersten Lebensjahren sind die Eltern.
schnell als „Ich bin nichts wert“ inter-
Geburt ist der Fötus für die Einflüsse
Haben sie es in der Erziehung ver-
pretiert werden. Der Händler wird in
anderer aufnahmefähig. Die Neuro-
säumt, eine stabile Bindung aufzu-
dem Fall unbewusst versuchen, die-
wissenschaften haben verdeutlicht,
bauen, so kann das bei dem späte-
sen inneren Konflikt über die Märkte
dass das Gehirn in den ersten Le-
ren Erwachsenen unter anderem zu
auszutragen, etwa mit dem Gedan-
bensmonaten und Jahren am meisten
Selbstwertproblemen
ken: „Dem Markt werde ich es jetzt
damit beschäftigt ist, Verknüpfungen
kann nichts“, „Ich muss mich anpas-
zu bilden. Das bedeutet, dass Ge-
sen, sonst werde ich nicht geliebt“,
schehnisse aus früheren Zeiten bis
„Ich habe Angst, Verantwortung zu
Als Trader sollte man sich regelmäßig
heute Auswirkungen auf das Trading
übernehmen“.
genauen Verhaltensbeobachtungen un-
führen: „Ich
haben können.
mal zeigen!“.
terziehen. Taucht ein Fehler immer wieWer ein sehr geringes Selbstwertge-
der auf, so kann der Grund dafür seine
Jeder Mensch ist durch seine Vergan-
fühl hat, der könnte durchaus versu-
Wurzeln in der Kindheit haben. Die Un-
genheit beeinflusst, aber er wird nicht
chen, diesen Mangel über das Trading
terstützung durch einen gut ausgebilde-
komplett durch sie bestimmt. Und es
ausgleichen zu wollen. Ungeduld und
ten Trader-Coach kann da helfen.
28
Wunderwaffe Disziplin
Die wohl größte und zugleich wichtigste Herausforderung beim Traden
ist Disziplin. Zahlreiche Studien belegen, dass Trader nicht an ihren Handelssystem scheitern, sondern an
dessen präziser Ausführung. Denn
erst die konstante und exakte Umsetzung des eigenen Regelwerks führt
zum Erfolg.
Doch warum fällt es Tradern so schwer,
sich an ihren Handelsplan zu halten?
Stopps werden unbedacht versetzt
oder wieder gelöscht, Gewinne zu
früh realisiert, ein Wiedereinstieg in
den Markt nicht gewagt, Positionen
unbedacht erhöht. Dies und vieles
mehr sind Verzweiflungshandlungen,
meist ausgelöst durch die eigenen
Emotionen. Denn kleinste Ausreißer
im eigenen Verhalten führen oft zu
einer Kettenreaktion von Fehlern mit
fatalen Folgen.
Wichtig ist, dass man ein Handelssys-
auf, wenn das Risiko zu hoch ist. Trader
Lage, vor seiner Trading-Plattform zu
tem tradet, das zu einem passt. Denn
sollten deshalb darauf achten, dass sie
sitzen und die Volatilität des Marktes
nur dem wird man absolut vertrauen.
nicht zu viel riskieren. Wer spürt, dass
gelassen hinnehmen. Neigt ein Trader
Wer etwa ungern in kurzen Zeitein-
er zu unruhig tradet, wenn er ein Pro-
in solchen Fällen dazu, ins aktuelle Tra-
heiten handelt, der wird auch keine
zent seines Handelskontos pro Trade
ding-Geschehen einzugreifen, sollte er
Motivation haben, dieses Regelwerk
verliert, sollte es einmal mit 0,5 oder
mit festen Gewinnzielen arbeiten. Und
diszipliniert umzusetzen.
0,25 Prozent versuchen. Niemand
um mangelnde Disziplin als Risikoas-
zwingt uns, mit Angst zu traden, außer
pekt beim Trading völlig auszuschalten,
Der größte Gegenspieler der Disziplin
wir selbst. Ein weiterer Punkt ist die
bietet sich der Einsatz eines automati-
ist die Angst. Sie kommt meist dann
Nähe zum Trading. Nicht jeder ist in der
sierten Handelssystems an.
29
Trading und Stress
Der Begriff „Stress“ kommt aus dem
heit begleitet. Doch die meisten Men-
beim Cortisolstress, den man auch als
englischen und bedeutet ursprünglich
schen streben nach Sicherheit und
Dauerstress bezeichnen kann. Situatio-
Druck, Zug oder hohe Beanspruchung
empfinden Situationen als angeneh-
nen und Umstände halten das Stressni-
eines Materials. In den 1930er-Jahren
mer, wenn sie diese kontrollieren kön-
veau dann dauerhaft hoch. Wesentlich
bezog der Naturwissenschaftler und
nen. Ist das nicht so, entsteht schnell
gefährlicher ist der Cortisolstress, da er
Mediziner Hans Selye (1907-1982)
Stress. Auslöser dafür sind unsere
Körper und Geist mehr belastet.
das Wort zum ersten Mal auf den
Körper- und Hirnfunktionen, die maß-
Menschen und seine körperlichen
geblich durch Hormone gesteuert
Neben dem zeitlichen Aspekt gibt es
Belastungen. Selye machte deutlich,
werden. Die wichtigsten Stresshor-
zwei Arten von Stress: Bei „Eustress“
dass Stress eine Reaktion auf eine
mone sind Adrenalin, Noradrenalin,
handelt es sich um positiven Stress,
Bedrohung ist und nicht die Bedro-
Dopamin und Cortisol.
bei „Distress“ um negativen. Eustress
kann man auch als Motivator sehen,
hung selbst.
Die bekanntesten Stressarten sind
der die Leistungsfähigkeit steigert.
Entscheidend ist also, wie wir eine
der „Adrenalinstress“ und der „Corti-
Beim Distress kommt es eher zur Leis-
Situation, die stressen könnte, be-
solstress“. Adrenalinstress wird sehr
tungsminderung. Distress ist verbun-
werten und darauf reagieren. Stress
schnell ausgelöst. Man spricht hier auch
den mit einem Gefühl von Bedrohung
ist beim Trading immer gegenwärtig.
vom sogenannten „Tropfen, der das
und Versagen. Leichter Stress kann an-
Denn jeder Trade wird von Unsicher-
Fass zum Überlaufen bringt“. Anders
regend und lernfördernd sein.
30
Kampf-Flucht-Reaktion
Der amerikanischer Physiologe Walter
druck erhöhen sich, die Schweißbildung
Belastung
für
B. Cannon (1871 – 1945), ging davon
nimmt zu. Der gesamte Körper wird in
angelegt.
Heutige
aus, dass ein Emotionsreiz zwei gleich-
Alarmbereitschaft versetzt und mit ent-
sind aber meist über Stunden, Tage,
zeitig ablaufende Reaktionen hervorruft:
sprechender
versorgt.
Wochen, Monate oder gar Jahre ak-
Die physiologische Erregung und die
Oberstes Prinzip: Das eigene Überleben
tiv. Zum Beispiel in zwischenmensch-
Wahrnehmung der Emotion. Cannon
muss gesichert werden! Zu Urzeiten
lichen Beziehungen, im Beruf oder
war der erste Wissenschaftler, der im
wurden diese körperlichen Stressreaktio-
auf existenzieller Ebene. Somit bleibt
Zusammenhang mit Stress erkannte,
nen in Form von Kampf oder Flucht aktiv
ein erhöhtes Stressniveau über lange
dass unser Stammhirn – das sogenann-
umgesetzt. Der Auslöser dafür konnte
Zeit bestehen und wird oft nicht mit
tes Reptiliengehirn, das als der stam-
der Angriff eines menschlichen Gegners
Bewegung, Ruhe oder Entspannung
mesgeschichtlich älteste Teil unseres
ebenso sein wie die Bedrohung durch ein
körperlich abgebaut. Dadurch bleibt
Gehirns bezeichnet wird – reflexartig
gefährliches Tier.
der Körper ständig „unter Strom“. Der
Energiezufuhr
auf alles überraschend Neue reagiert.
Gefahrensituationen
Stressfaktoren
Organismus verliert sein natürliches
Diese physischen Vorbereitungen auf
Gleichgewicht und kehrt nur sehr
Dieser Teil unseres Gehirns agiert selbst-
lebensgefährliche Situationen sind zwar
schwer zu seinem normalen Ruheni-
aktiv und noch vor der Bewusstwerdung
durchaus sinnvoll, aber der zivilisierte
veau zurück. Die Folge sind Gefäßver-
im Bruchteil einer Sekunde. Es bewertet
Mensch wird kaum noch von ihnen be-
änderungen,
Situationen als gefährlich oder ungefähr-
droht. Heute ist die Kampf-Flucht-Reak-
Schlafstörungen und seelische Belas-
lich. Hier entsteht auch der Reflex des
tion bei der Bewältigung der meisten
tungen bis hin zum Burnout-Syndrom
Wegziehens unserer Hand von einer
Stress-Situationen nicht mehr hilfreich.
und Depressionen sowie zahlreiche
heißen Herdplatte oder die Versetzung
Zwar erleben wir in unserem Alltag und
organische Schäden.
eines Stopps beim Trading aus Angst,
auch beim Trading zahlreiche Stressmo-
ausgestoppt zu werden.
mente, aber diese tragen wir natürlich
Beim Trading zeigen sich Walter B.
nicht kämpferisch aus, indem wir etwa
Cannons drei Handlungsmuster wie
Laut Cannon haben Mensch und Tier vor
unseren Chef körperlich angreifen oder
folgt: Der Kampf stellt sich im Über-
allem zwei Wahlmöglichkeiten bei einer
bei jedem Minus-Trade unseren Com-
Traden, in Positionserhöhung oder im
Bedrohung: Kampf oder Flucht. Eine wei-
puter zerstören.
Stopps löschen dar. Flucht zeigt sich
tere ist Erstarrung. Zur Vorbereitung auf
Muskelanspannungen,
darin, dass Trader vorschnell eine Po-
diese Reaktionen nimmt der Körper phy-
Das hat zur Folge, dass die bereit-
sition auflösen oder Trades kurz vor
sische Veränderungen vor: Das Stress-
gestellte Energie (Fett, Zucker) nicht
Erreichen der Stopps glattstellen. Er-
hormon Adrenalin wird in verstärktem
verbraucht wird und unseren Körper
starrung erkennt man an Handlungs-
Maße ausgeschüttet, bestimmte Mus-
sogar
Langzeitbelastungen
unfähigkeit, daran, dass die Position
keln spannen sich an und werden ver-
schädigen kann. Denn die Stress-
nicht mehr beobachtet wird oder kei-
mehrt durchblutet, Herzschlag und Blut-
reaktion ist von Natur aus als kurze
ne Trades mehr gemacht werden.
durch
31
Stress durch Kontrollverlust
Der Mensch hat das Bedürfnis, die
Geschehen einzugreifen. Im Nachhi-
jemand wie ferngesteuert an seiner
Geschehnisse in seinem Leben kont-
nein bewertet der Trader diese Reak-
Trading-Plattform. Stress lässt uns
rollieren zu wollen. Was er nicht unter
tion als unsinnig und kontraproduktiv
nämlich
Kontrolle hat, verursacht ihm das Ge-
zu seiner eigentlichen Absicht, profi-
die stark von alten, gewohnten, oft
fühl von Unsicherheit.
tabel traden zu wollen.
kindlichen Verhalten geprägt sind.
Handlungen
durchführen,
Deshalb ist es gerade zu Beginn so
Trading ist geprägt von Unsicherheit,
Auch andere typische Verhaltenswei-
wichtig, das Trading-Handwerk so
da es keinem festen System folgt.
sen beim Traden werden oft durch
professionell wie möglich zu lernen.
Die ständigen Kursbewegungen sind
Stress verursacht: Mit Spontan-Tra-
Denn in Stresssituationen greift das
zufällig und werden vor allem durch
des Verluste ausgleichen zu wollen,
Gehirn insbesondere auf altbekannte
die Emotionen der Beteiligten stark
Stopps wahllos zu versetzen, zu lö-
Verhaltensweisen zurück. Hat man
beeinflusst. Für unerfahrene Teilneh-
schen, oder gar nicht erst zu platzie-
sich als Trading-Anfänger etwa beige-
mer ist Trading deshalb oft Stress pur.
ren. Gedankliches Einsinken in den
bracht, Stopps in Notsituationen ein-
Chart-Verlauf und dadurch den Ge-
fach zu löschen, um nicht Gefahr zu
Beim Trading entsteht Stress vor al-
samtüberblick zu verlieren. Umher
laufen, ausgestoppt zu werden, kann
lem durch eine der beiden stärksten
springen in den verschiedenen Zeit-
diese für das Gehirn sehr bekannte
menschlichen Reaktionen. Neben Lie-
einheiten, auf der Suche nach Chan-
„Notlösung“ bei Stress schnell wie-
be ist das die Angst. Die größte Angst
cen – statt Chancen auf Grundlage
der aktiviert werden.
des Menschen ist der Verlust seiner
seines Regelwerks zu suchen. Risi-
Existenz. Da Geld in unserer Gesell-
koveränderung durch Vergrößern oder
Das Tragische ist, dass diese Hand-
schaft eine sehr wichtige Bedeutung
Verkleinern des Geldeinsatzes. Über-
lungen unbewusst passieren. Noch
von Existenz übernommen hat, löst
Trading – es werden zu viele Trades
bevor wir uns über die Tragweite die-
Geldverlust bei vielen das Gefühl von
eingegangen.
ser Aktion bewusst werden, haben
Existenzangst aus. Ein weiterer, sehr
wir ins System eingegriffen und sind
wichtiger Angstauslöser beim Trading
Handelssysteme werden vermischt
auch noch überzeugt davon, richtig
ist der Kontrollverlust.
und der eigene Handelsansatz nicht
gehandelt zu haben.
mehr korrekt durchgeführt. Trading
Sieht ein Trader zum Beispiel, dass
auf Grundlage von Gedanken wie
sich ein Kurs negativ zu seinem einge-
„Höher kann der Kurs nicht steigen“,
gangenen Trade verhält, bewertet das
„Tiefer kann die Aktie nicht fallen“.
Angstzentrum im Stammhirn (Reptili-
Sähe man einem Trader, der sich im
engehirn) diese Situation automatisch
erhöhten Stresszustand befindet, bei
als lebensbedrohliche Situation und
seiner Arbeit zu, könnte man leicht
zwingt den Trader, im Zweifelsfall ins
den Eindruck bekommen, da säße
32
Stress erkennen und besiegen
Starke Stressverstärker beim Trading
» Nachtschweiß
Vollkommen frei von Stress zu sein ist
sind hohe oder häufige Geldverlus-
» Schlafstörungen
beim Trading kaum möglich und auch
te und existenzielle Verpflichtungen.
» unregelmäßiges Essen
nicht erstrebenswert. Wissenschaftler
Beim Trading sollte man deshalb im-
» Bauchschmerzen
haben bewiesen, dass ein zu niedri-
mer nur kleine Risiken eingehen. Wer
» Übelkeit
ges Stress-Level hinderlich sein kann,
aus existenziellen Gründen traden
» Herzprobleme
um unsere Ziele zu erreichen. Durch
muss, kann schnell in eine Stressspi-
» Zu viel rauchen/trinken
Stress entsteht in uns das Gefühl, le-
rale geraten. Dies gilt auch für jene,
» Suchtsymptome
bendig zu sein, am Leben teilzuneh-
die ohne einen ausgearbeiteten Handelsplan traden.
men. In unserer Kultur gehört er durchNicht nur das Traden selbst kann uns in
aus zum Streben nach Erfolg dazu. Die
Stress versetzen und unsere Handels-
Dosis macht den Stress, und die ist bei
Es sind vor allem die physischen und
entscheidungen beeinflussen. Son-
jedem unterschiedlich. Wichtig ist es,
psychischen Reaktionen, an denen
dern auch problematische Ereignisse
eine Balance zu schaffen, in der Dauer-
man erkennen kann, dass man über-
aus unserem Umfeld – etwa Familie,
stress keine Chance hat.
fordert ist. Die häufigsten Anzeichen
Partnerschaft, Beruf, Nachbarschaft, fi-
für Stress beim Traden sind:
nanzielle Nöte oder Krankheiten.
Hilfreich ist ein persönlicher Stresstest: „Wie komme ich beim Traden in
» Häufige Fehlentscheidungen
Bei Dauerstress besteht die Gefahr,
Stress?“, „Wie trade ich in stressigen
» Starke Angstgefühle
durch kleine Auslöser unangemes-
Situationen?“, „Was kann ich in Stress-
» Innere Anspannungen
sen stark zu reagieren. Eine „Alles
situationen anders machen?“, „Wie
» Nervosität
oder Nichts“-Mentalität kann entste-
möchte ich mich beim Traden wirklich
» Entscheidungsunfähigkeit
hen. Der Trader will dann nur noch
fühlen, und wie erreiche ich das?“.
» Überraktionen
Recht haben und geht unbedacht
» Dauernde Erschöpfungszustände
große Risiken ein. Manchmal wer-
Regelmäßige Entspannung ist gut, um
» Traurigkeit/Hoffnungslosigkeit
den so die Gewinne von Wochen und
gelassen beim Trading zu bleiben. Ge-
» Kopfschmerzen
Monaten binnen Kürze wieder einge-
nauso Sport, eine gesunde Ernährung
» Verspannungen
büßt. Mitunter wird durch so einen
und ein ausgleichendes Hobby. Weniger
» Rückenschmerzen
Stress-Anfall sogar ein Totalverlust
Stress bedeutet weniger Trading-Fehler,
» Rückzug
des Kontos verursacht.
und das führt zu mehr Trading-Erfolg!
33
Trading und
Persönlichkeit
Viele meinen, dass alle Menschen
Ein Trading-Plan sollte deshalb auf
Ein Persönlichkeits-Check sollte un-
irgendwie gleich seien. Tatsache ist
die individuelle Persönlichkeit abge-
bedingt zu Beginn der Trading-Lauf-
aber: Jeder ist anders. Zwar mag es
stimmt werden. Es reicht in der Regel
bahn geschehen. Wer diesen Aspekt
zwischen den Persönlichkeiten ge-
nicht, den Trading-Stil eines anderen
bei seiner Ausbildung vernachlässigt,
wisse Überschneidungen geben, eine
eins zu eins zu kopieren. Denn dieser
verschwendet unnötig Zeit und gibt
absolute Deckungsgleichheit gibt es
Plan ist wie ein Maßanzug auf die Be-
Frustration und Hoffnungslosigkeit
jedoch nicht.
dürfnisse und Fähigkeiten dieses Tra-
beim Erreichen seiner Ziele unnöti-
ders zugeschnitten.
gen Raum.
fahrungen und erlebt das Leben an-
Wer Erfolg an der Börse haben will, der
Das Ergebnis dieser Analyse kann
ders. Man wird etwa geprägt von
sollte herausfinden, was seine Persön-
dann genutzt werden, um einen ei-
seinen Eltern, Geschwistern, Famili-
lichkeit ausmacht. Dazu kann man eine
genen Trading-Plan zu erstellen. Wer
enmitgliedern, Freunden, im Kinder-
Selbstanalyse vornehmen, indem man
zum Beispiel eine niedrige Angst-
garten, in der Schule, im Beruf. Es
seine Selbsteinschätzung aufschreibt.
schwelle hat oder zu unflexibel ist,
reicht schon, innerhalb der Familie an
Anschließend sollte diese mit einer
für den könnte es schwer sein, in klei-
einer anderen Stelle der Geschwis-
vertrauten Person besprochen und um
nen Zeiteinheiten zu handeln. Men-
terordnung geboren worden zu sein,
deren eigene Meinung ergänzt wer-
schen, die dazu neigen, immer recht
um eine vollkommen andere Persön-
den. Wichtig sind die Erkundungen zu
haben zu wollen, sollten aufpassen,
lichkeit zu haben.
den Aspekten Geduld, Risikoneigung,
dass sie nicht in eine Selbst-Sabota-
gedankliche Aufnahmefähigkeit, Dis-
gefalle geraten, indem sie beginnen,
Diese Unterschiede sind auch der
ziplin, Flexibilität, Sturheit, Schnellig-
mit den Märkten zu „kämpfen“. Hier
Grund, weshalb Trading nicht für je-
keit, Ängstlichkeit, Kreativität, Durch-
besteht auch die Gefahr der ständi-
den gleich erlernbar ist. Der eine ist
haltevermögen,
gen Stopp-Versetzung oder gar Lö-
ungeduldiger, der andere hat mehr
Gerechtigkeitsempfinden,
Erfolgs-
schung der Stopps. Akteure mit die-
Disziplin, ein Dritter neigt zu großen
streben, Ausdauer, Mut, Frustrations-
sem Persönlichkeitsanteil haben es
Ängsten, ein weiterer ist zu risi-
schwelle, an Altem verhaftet sein, Ein-
oft schwer, ein „Nein“ des Marktes
kofreudig.
fühlungsvermögen, Intuition.
zu akzeptieren.
Jeder macht seine ganz eignen Er-
Rechthabenwollen,
34
Trading-Falle: denken, glauben, hoffen
Immer wieder passiert es, dass Trader
zumeist rein zufällig. Zwar wiederho-
insbesondere von den Emotionen der
gerade zu Beginn ihrer Ausbildung vie-
len sich bestimmte Kursmuster, aber
Akteure bestimmt werden.
le Fehler aufgrund ihrer Vorstellungen
eine hundertprozentige Garantie gibt
und Gedanken machen. „Höher kann
es nicht. Trading ist ein Handel mit
Auch das Überangebot an Wissen in
der Markt jetzt nicht mehr steigen –
Wahrscheinlichkeiten, nicht mit fes-
Form von Büchern, Zeitschriften, Foren,
ich setze auf fallende Kurse!“, „Tiefer
ten Gesetzmäßigkeiten.
Seminaren und Vorträgen kann dazu
kann die Aktie nicht mehr fallen – ich
führen, dass Trading-Ziele nicht erreicht
kaufe!“, „Wenn der Markt so enorm
Die Kunst des erfolgreichen Tradens
werden. Wer viel weiß, lässt sich leicht
steigt, dann will ich auch dabei sein –
liegt vor allem darin, zu handeln,
dazu verleiten, dieses Wissen auch an-
ich kaufe!“, „Der Analyst XY sagt, dass
was man sieht, und nicht, was man
wenden zu wollen. Unterschiedliche
der DAX jetzt crash-artig fallen muss –
denkt. Das ist für Trader eine große
Handelsstrategien werden dann mitei-
ich kaufe mir ein Zertifikat auf fallende
Herausforderung. Denn Menschen
nander vermischt, die Einstiegsbedin-
Kurse!“.
sind es gewohnt, vor allem logisch zu
gungen verkompliziert. Ständig gleicht
agieren. Probleme löst der Mensch
man seinen Wissensstand mit dem
Denken hilft zwar – nutzt aber nichts.
mit seinem Verstand. Doch der Bör-
der Anderen, meist Experten, ab. Das
Denn beim Trading gelten andere Ge-
senhandel ist kein Problem, das sich
führt oft zu instabilen Handelssyste-
setze. Die Kursverläufe geschehen
logisch lösen lässt. Denn er ist von
men. Nicht selten ist es so, dass durch
nicht auf Basis einer Logik, sondern
zahlreichen Zufällen durchsetzt, die
vermehrtes Wissen die Kapitalkurve
35
abnimmt, statt zu wachsen. Auch diver-
schnell in eine Fehlerspirale führen.
ding-Weltmeistern aus dem Internet.
se Nachrichten und Informationen über
Mitunter mit katastrophalen Folgen
Hier gehen, überspitzt gesagt, Seifen-
Aktien und Märkte werden von ungeüb-
für den Trader und sein Konto.
kistenfahrer mit Formel-1-Piloten ins
ten Tradern vollkommen überbewertet.
Hoffnung hat an der Börse nichts zu
Rennen. Mit Realität hat das nichts
In professionellen Börsenkreisen sagt
suchen. Nur wer bereit ist, die volle
zu tun. Das kann nur zu einem Konto-
man nicht umsonst „Die Kurse machen
Verantwortung für sein Handeln an
Bankrott führen. Zum Erreichen eines
die Nachrichten – nicht die Nachrichten
den Kapitalmärkten zu übernehmen,
exzellenten Börsenhändlers taugt die-
die Kurse!“
hat eine Chance, zu den Gewinnern
se Einstellung nicht.
zu gehören. Profis hoffen nicht, son„Hoffnung ist der Kutscher der Ar-
dern handeln entschlossen und über-
Es ist außerordentlich wichtig, rea-
mut“: Beim Trading trifft das uneinge-
legt, besonders beim Thema Risiko.
listisch beim Trading zu bleiben. Wer
schränkt zu. Ausgelöst durch Ängste
Trading-Anfänger wollen nicht reich
das nicht tut, macht es sich selbst
neigen Trader dazu, an Verlustpositio-
werden, sondern schnell reich wer-
unnötig schwer und das Ziel wird un-
nen hoffnungsvoll festzuhalten, statt
den. Das ist ihr größter Fehler. Mit 15,
erreichbar. Gerade zu Beginn kommt
das angelaufene Minus auf dem Han-
20, 30 Prozent Rendite pro Jahr geben
es nicht auf die Rendite an, sondern
delskonto zu akzeptieren und die Po-
sie sich nicht ab. Das erwarten sie pro
darauf, konstant seinem profitablen
sition glattzustellen. Dieses Verhalten
Monat. Sie vergleichen sich mit gro-
Trading-Plan zu folgen. Gewinne kom-
schafft unnötigen Stress und kann
ßen Hedge-Fonds-Managern oder Tra-
men dann von selbst.
36
Kleines Konto, große Probleme
Menschen messen dem Wert eines
ne. Deshalb riskieren sie in der Regel
von bezahle ich ja mein Mittagessen“.
Geldbetrages
zu hohe Geldbeträge.
Und das Erreichen ihrer Ziele scheint
unterschiedliche
Be-
deutung zu. Wächst ein 1.000-Euro-
ihnen zu mühsam. „Wie lange soll ich
Konto um 10 Euro, wird dieser Ge-
Bekannt ist die Ein-Prozent-Regel.
denn da warten, bis ich jemals ver-
winn höher bewertet als 10 Euro bei
Demnach sollte man als Trader nicht
nünftig Geld an der Börse verdiene?“
einem 10.000-Euro-Konto. Obgleich
mehr als ein Prozent seines gesam-
Außerdem agieren viele nach ihrem
die Gewinnsumme dieselbe ist (siehe
ten Handelskontos pro Trade riskie-
gewohnten Verhalten als Anleger. Hier
auch Framing-Effekt auf Seite 9).
ren. Anfängern wird zu 0,5 Prozent
riskierten sie meist den ganzen Anla-
Risiko geraten. Bei einer Kontogröße
gebetrag und agierten ohne Stopps.
Diese verzerrten Wahrnehmungen
von 5.000 Euro läge der Risikobetrag
können bei Tradern mit kleinen Kon-
dann bei 25 Euro pro Trade.
ten zu Problemen führen. Denn die
Insbesondere aus diesen Gründen
setzt ein Großteil der Anfänger fünf
meisten Trading-Einsteiger erwarten
Neueinsteigern sind solche kleinen Be-
oder gar zehn Prozent ihres gesam-
vor allem schnelle und große Gewin-
träge jedoch oft zu unbedeutend. „Da-
ten Handelskontos pro Trade aufs
37
Spiel. Die fatalen Folgen werden da-
dem Kopf“ gemacht. Der Trader folgt
zuverlässigen, logischen Regeln fol-
bei vollkommen außer Acht gelassen.
dann Gedankenschleifen wie „Ich will
gen.Das fatalste an diesem Verhalten
Die zu groß gewählten Risikobeträge
mein Geld wieder haben“, „Alles oder
ist, dass der Anfänger sich ein absolut
können nach wenigen Minus-Trades
Nichts!“, „Ich will aber gewinnen!“
unprofessionelles Trading antrainiert.
in Folge das gesamte Konto auslö-
oder „So schnell kriegen mich die
Gerade im Zusammenhang mit star-
schen. Ein professioneller Handel ist
Märkte nicht klein!“.
ken emotionalen Reizen entstehen
so nicht möglich. Die großen Konto-
nämlich im Gehirn stabile neuronale
schwankungen führen unweigerlich
Dahinter verbirgt sich die Absicht,
Verknüpfungen, die zur Folge haben
zu starken emotionalen Belastungen.
Recht haben zu wollen. Das ist ein na-
können, dass solche Trading-Aktivi-
Diese wiederum veranlassen den
türliches Bedürfnis des Menschen, da
täten sich zu unbewussten Routinen
Trader zu weiteren unklugen Trading-
er sich selbst über sein Wissen und
entwickeln. Eine nachträgliche Verän-
Aktivitäten. Statt beständig seinem
Können definiert. Beim Trading führt
derung für die spätere Trading-Karrie-
ausgearbeitetem Handelsplan zu fol-
dieses Verhalten jedoch langfristig in
re ist dann nur mit großem Aufwand
gen, werden nur noch Trades „aus
den Bankrott, da die Börsen keinen
zu erreichen.
38
Traden mit Sinn
Der Weg zum professionellen und
Geld ist realistisch betrachtet nur ein
will, kann es schwer haben, die nö-
profitablen Trader braucht Zeit und
Stück wertlosen Papiers oder Me-
tige Ernsthaftigkeit für diese Tätigkeit
ist arbeitsintensiv. Wobei die Aus-
talls. Hinter dem Geld steckt immer
aufzubringen. Um jedoch dauerhaft
führung von Trades sehr einfach ist.
ein tieferer Sinn. Etwa Geld als Si-
erfolgreich zu sein, erfordert dieses
Auch die Zusammenhänge des Bör-
cherheit, als Prestigeobjekt, als Mög-
Geschäft die Qualitäten eines Spit-
sengeschehens sind leicht nachvoll-
lichkeit, seine Persönlichkeit aufzu-
zensportlers. Jeder kann selbst ent-
ziehbar. Wesentlich komplexer ist die
werten, Geld, um das Überleben zu
scheiden, was er erreichen will: Hob-
mentale Arbeit an sich selbst. Das
sichern oder Geld, um frei von etwas
byfußball oder Erste Liga.
Einüben richtiger Denk- und Verhal-
zu sein.
tensweisen gehört hier ebenso dazu
Das „wozu“ im Trading liegt meist
wie die Aneignung von Disziplin,
Manche traden, um ihre innere Leere
nicht im Geld begründet. Davon kauft
Durchhaltevermögen und dem Mut,
zu füllen, ihnen fehlt ein Sinn in ih-
man sich vielleicht ein Auto. Doch
Ängste zu überwinden.
rem Leben oder eine Beschäftigung.
wozu kauft man sich das Auto? Um
Trading kann auch empfundene Lan-
seine Persönlichkeit damit aufzuwer-
Am Anfang einer Trader-Karriere ist
geweile vertreiben oder das Gefühl
ten? Es komfortabler zu haben? Oder
eine der wichtigsten Fragen die nach
von Freiheit und Abenteuer erzeugen
gibt das große Auto ein Gefühl von
dem Sinn: „Wozu will ich eigentlich
– sprich: intensive Gefühle spürbar
Sicherheit, Freiheit oder Stärke? Ist
traden?“ Denn um auf diesem stei-
machen, die im Alltagsleben nicht
vielleicht das die Motivation für das
nigen Weg der Erfahrungen nicht auf
mehr vorhanden sind. Manche Tra-
eigene Trading: Sicherheit, Freiheit,
der Strecke zu bleiben, sollte man
ding-Interessierte fühlen sich nicht
Stärke? Jeder sollte seine Motive he-
unbedingt wissen, was einen moti-
genug wahrgenommen, etwa von
rausfinden und immer wieder über-
viert. Das gibt die nötige Kraft und
ihrem Partner. Nicht genug wertge-
prüfen.
Ausdauer zum Durchhalten.
schätzt, vielleicht vom Chef, und hoffen, eine Ersatzbefriedigung durch
Ohne tieferen Sinn zu traden, ist mit
Viele sehen den Sinn des Tradens
das Traden zu bekommen. Manch
einem Gefühl der Leere und Belang-
darin, Geld zu verdienen. Doch dann
einer versucht auch mit dem beson-
losigkeit verbunden. So, als brächte
könnten sie auch weiterhin in ihrem
deren Flair des Börsenhandels, sein
man eine Mülltüte zum Abfall – es
gewohnten Beruf bleiben. Sie könn-
mangelndes Selbstbewusstsein zu
gehört zum Leben dazu. Eine denk-
ten ihr Auskommen durch Überstun-
erhöhen. Eine Suchtgefahr ist dann
bar schlechte Grundlage, um diszip-
den erhöhen oder durch Weiterbil-
nicht zu unterschätzen.
liniert zu sein. Und wer keine Moti-
dung. Wozu dann all die Strapazen
vation für Disziplin hat, der wird auch
einer Trading-Ausbildung auf sich
Wer mit Hilfe des Tradings seine
langfristig keinen Erfolg beim Trading
nehmen?
persönlichen
haben!
Defizite
ausgleichen
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Impressum
Sämtliche Inhalte sind urheberrechtlich geschützt und nicht zur weiteren Vervielfältigung bzw. Verbreitung frei. Ohne vorherige schriftliche Einwilligung der
Heraus-geber nicht zulässig ist ferner die nachträgliche Veränderung bzw. Bearbeitung der Dokumente oder deren kommerzielle Weiterverwertung. Bei
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