Napoleons Recht in Deutschland – Geltung und

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Napoleons Recht in Deutschland – Geltung und
Napoleons Recht in Deutschland –
Geltung und Nachwirkungen
Barbara Dölemeyer
24. April 2013
„Wohin Napoleons Gesezbuch kommt, da entsteht eine neue Zeit,
eine neue Welt, ein neuer Staat“ (Paul J. A. Feuerbach)
I.
Deutschland in der napoleonischen Zeit
II.
Zur Entstehung der französischen Kodifikationen (cinq codes)
III. Napoléon Législateur – Stilisierung als großer Gesetzgeber
IV. Ausbreitung des französischen Rechts in Europa – besonders
Geltung in Deutschland
V.
Juristenausbildung und Justizpersonal
VI. Ende der napoleonischen Zeit – Restauration
VII. Nachwirkungen
Die linksrheinischen Gebiete als Teil Frankreichs
1.Koalitionskrieg 1792-1797 Ö, Pr, Gb, Nl, Sp, Port, Nea, Reich Friede von Campo Formio 1797
2.Koalitionskrieg 1799-1802 Ö, R, Gb, Port, Nea, Türkei
Lunéville 1801/Amiens 1802
ab 1792 Eroberung und Besetzung – 1797 Abtretung der linksrhein.Gebiete
ab 1797 Angleichung der Justizorganisation
1798: vier Départements de la rive gauche du Rhin = linksrheinische Departements
- Rhin-et-Moselle (Rhein- und Mosel)
- Roer (Rur)
- Sarre (Saar)
- Mont-Tonnerre (Donnersberg)
1801: offizieller Verzicht auf linksrhein. Gebiete
1801: Dekret 18. Ventôse IX = 9. März 1801 : territoriale Eingliederung
„partie intégrante du territorire français“
1802: Juristische Eingliederung –
ab 23.9.1802 automatische Teilhabe an französischer Gesetzgebung
aus: Katalog Napoleon und Europa
Unterzeichnung der Rheinbundakte 12. Juli 1806
16 Fürsten
Bayern
Württemberg
Fürstprimas Dalberg
(ab 1810 Großherzogtum Frankfurt)
Baden
Berg (Grhzt)
Arenberg
Nassau-Usingen
Nassau-Weilburg (am 30. August 1806
zum Hzm. Nassau vereinigt)
Hohenzollern-Hechingen
Hohenzollern-Sigmaringen
Salm-Salm
Salm-Kyrburg
Isenburg-Birstein
Liechtenstein
Hessen-Darmstadt
von der Leyen
Kupferstich von Pierre Adrien Le Beau
nach einer Vorlage von Thomas Charles Naudet
Museum Wiesbaden
11. Dezember 1806:
Sachsen tritt dem Rheinbund
durch den Posener Friedensund Akzessionsvertrag bei (Art. 2).
Der Kurfürst nimmt den Titel
„König“ an (Art. 3).
Deutschland
in napoleonischer Zeit
Rheinbundstaaten
Aus: Wikimedia
4. Dezember 1809: 5. Jahrestag der Kaiserkrönung:
Napoleons Familie und zwei Rheinbundfürsten: Sachsen und Württemberg
Aus Napoleons Medaillenprogramm:
Der Rheinbund
1806
Souverainetés données
1806
In der Mitte Carl Theodor von Dalberg,
Fürstprimas des Rheinbundes
26.8.1789
Art. 1
Les hommes naissent et demeurent libres
et égaux en droits. Les distinctions sociales
ne peuvent être fondées que sur l’utilité
commune.
Die Menschen werden frei und gleich an
Rechten geboren und bleiben es.
Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur
im allgemeinen Nutzen begründet sein.
Art. 17
Da das Eigentum ein unverletzliches und
geheiligtes Recht ist, kann es niemandem
genommen werden, es sei denn, dass die
gesetzlich festgestellte öffentliche
Notwendigkeit dies eindeutig erfordert
und vorher eine gerechte Entschädigung
festgelegt wird.
I. Zur Entstehung der cinq codes
Code civil (1804)
Zivilgesetzbuch
Code de procédure civile (1806)
Zivilprozessordnung
Code de commerce (1807)
Handelsgesetzbuch
Code d‘instruction criminelle
(1808) Strafprozessordnung
Code pénal (1809)
Strafgesetzbuch
1804: Code civil des Français
1807: Code Napoléon
1814 nach Napoléons Niederlage: Code civil
1852-1870 Zweites Kaiserreich: Code Napoléon
1870 (nach dessen Ende): „Code civil“
(keine förmliche Änderung der Bezeichnung)
„C’est l’Empereur lui-même,
qui a posé, de ses mains triomphantes,
les bases de nos lois civiles »
(Chabot, 1807)
J.-B. Mauzaisse, Napoleon den Code schreibend, 1833
Marmorrelief im Invalidendom, Paris
Code civil – Einfluss in Europa [1812]
SKANDIN. STAATEN
VEREINIGTES KGR
GRO?BRITANNIEN
UND IRLAND
Amsterdam
London
Hannover
Kassel
Leipzig
RHEINBUND
STAATEN
Brüssel
Trier
KAISERREICH FRANKREICH
Bern
Lyon
Genf
Turin
Madrid
Korsika
Cc
Prag
KAISERTUM ÖSTERREICH
ABGB
StuttgartMünchen
Innsbruck
Mailand
Wien
Buda/Pest
Triest
Kgr. Italien
Cc
Kgr. Spanien
Grhzt.Warschau
Dresden
Frankfurt
Straßburg
Cc
PREUSSEN
Berlin
Bremen
Aachen
Paris
Lübeck
Hamburg
R
U
S
S
L
A
N
D
Rom
Barcelona
Kgr.Sardinien
Montenegro
OSMANISCHES
REICH
Übersetzungen und
mehrsprachige Ausgaben
Deutschland in napoleonischer Zeit
Rheinbundstaaten
Kaiserreich Frankreich, größte
Ausdehnung 1812
aus: Wikimedia
Geltung des französischen Rechts in Deutschland
1) Gebiete, die eine zeitlang direkt unter franz. Herrschaft waren
a) linksrheinische Gebiete
b) hanseatische Departements: 1810 wurden zur Sicherung der Kontinentalsperre
Mündungsgebiete von Maas, Schelde, Rhein, Ems, Weser, Elbe
mit Frankreich vereinigt; hier wurde der Code nach 1814 gleich wieder abgeschafft.
c) Elsaß-Lothringen (1871 an Dt.Reich) Cc in Geltung bis BGB 1900
2) Rheinbundstaaten
a) Napoleonische Modellstaaten
Königreich Westphalen (Jerôme N.);
Großherzogtum Berg (Murat, Louis Napoléon),
Großherzogtum Frankfurt (Dalberg)
Hzt. Arenberg
b) „unabhängige“ Rheinbundstaaten
Großherzogtum Baden: Einführung des Code mit Modifikationen
Versuche der Einführung
Bayern: P.J.A. Feuerbach
Hessen-Darmstadt, Nassau, Frankfurt; Gießener Konferenzen
Karte des Kgr.
Westphalen (1807-1813)
„c’est toujours le français, qui fait la loi“
Reichsgericht
heute Bundesverwaltungsgericht
Gerichtsbauten
Justizpaläste
Carl Theodor von Dalberg
1744-1817
Triumph des
Jahres 1813
Kol. Radierung
(Gebr. Henschel,
Berlin)
Leipzig
Lützen
H
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n
a
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Hanau
Höchst
Groß-Beeren
Dennewitz
Culm
Katzbach
Ein „würdiger teutscher Mann,... der
[hessen-homburgische] Hofprediger,
Herr Breidenstein, übergab hier, unter
einigen kraftvollen ... Worten, den
Code Napoleon und die rheinische
Bundesacte den Flammen:
'Deutsche Männer und deutsche Frauen,
so wie ich hier den Rest des Rheinbundes,
diesen Plunder der Hölle, den Code Napoleon
der verzehrenden Flamme überliefere...,
so werde aller französische Unrat in allen
deutschen Herzen und Gemütern von dem
brennenden Eifer eines Ernst Moritz Arndt ...
verzehrt und verbrannt.“