Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und
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Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen Ing. MAXIMILIAN BLESS und Ing. RUDOLF IRMLER Wissenschaftlich-technisches Zentrum der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen Das Problem der Standardisierung auf dem Gebiet der Rundfunk- und Fernsehgeräte war auch in „radio und fernsehen“ Gegenstand vieler Diskussionen. Erst die intensive Gemeinschaftsarbeit brachte den entscheidenden Durchbruch zur Lösung des Problems. Sie legte die für eine Standardisierung technologisch und ökonomisch richtigen Gesichtspunkte fest. Die Haupt-Schwierigkeit bestand darin, daß die Betriebe der Rundfunk- und Fernsehindustrie Final Produktion erzeugen und bei allen Maßnahmen zur Standardisierung bis auf die Zulieferindustrie zurückgegangen werden mußte. Dadurch weitete sich die Standardisierungsaufgabe in einem Maße aus, wie es zu Beginn der Arbeiten noch gar nicht übersehen wurde. Am Anfang der Bestrebungen, Rundfunkgeräte zu standardisieren, gab es sehr widersprechende Auffassungen. So wurde zum Beispiel versucht, Schaltungen zu standardisieren oder Standardröhrensätze festzulegen. Die intensive Beschäftigung mit der technologischen und ökonomischen Seite der Aufgabenstellung drängte immer mehr zu der Lösung, mit standardisierten elektrischen und mechanischen Bauelementen Standardbaugruppen zu entwickeln, die durch zweckentsprechende Kombinationen zu typisierten Geräten führen. Diese Entwicklung war bei einzelnen Werken der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen bereits für den eigenen Bereich in ersten Ansätzen vorhanden. Sie auf den gesamten Industriezweig zu übertragen, bereitete jedoch Schwierigkeiten, die unter anderem aus der unterschiedlichen Entwicklung und der uneinheitlichen technologischen Ausstattung der einzelnen Betriebe resultierten. Zu einer wirkungsvollen Standardisierung waren daher Maßnahmen notwendig, die bis auf die Struktur des Industriezweiges zurückgreifen mußten. Erst die durchgeführte Spezialisierung der Betriebe der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen auf bestimmte Gerätetypen schaffte die Voraussetzungen für die Durchsetzung des dargestellten Standardisierungsprinzips. Für den Industriezweig wurde dadurch das klassische Beispiel der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Standardisierung und Spezialisierung geschaffen; ein Ergebnis, das sich zwangsläufig aus der intensiven Bearbeitung des Gesamtkomplexes ergeben mußte. Die ökonomischen Auswirkungen der Standardisierung im Bereich der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen bleiben dabei nicht nur auf diesen Industriezweig beschränkt, sondern reichen über die Zulieferindustrie bis in die rohstofferzeugende Industrie hinein. Dabei stand selbstverständlich die Forderung, daß die äußere Gestaltung der Geräte im breiten Umfang Seite - 1 - Variationsmöglichkeiten zulassen mußte, um den Kundenwünschen entgegen zukommen. Die preislichen Unterschiede zwischen den einzelnen typisierten Geräten sollten echten Abstufungen in Bezug auf die Leistung, den Bedienungskomfort und die Ausstattung der Geräte entsprechen. Der Käufer eines Gerätes der nächsthöheren Preisklasse muß eine klar erkennbare Mehrleistung des Gerätes feststellen können. Andererseits stand die Forderung, die Sprünge sinnvoll abzustufen, damit ein Sortiment entsteht, das mit dem Bedarf übereinstimmt. Die neuen vom Wissenschaftlich-technischen Zentrum der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen entwickelten Geräte Oberon und Türkis stellen in diesem Sortiment die Mittelsuper der oberen und unteren Preisklasse dar. Sie werden im VEB Stern-Radio Rochlitz produziert und in verschiedenen Modifikationen im Handel erscheinen. Vorgesehen sind vorläufig als Tischgeräte in verschiedenen Gehäusen die technischen Varianten: Oberon mit monofonem NF-Verstärker Oberon mit stereofonem NF-Verstärker Oberon mit eingebautem monofonem Plattenspieler Oberon mit eingebautem stereofonem Plattenspieler Türkis mit monofonem NF-Verstärker Türkis mit stereofonem NF-Verstärker Die Chassis der typisierten Geräte werden in Tonmöbel eingebaut und mit Fernsehgeräten, Tonbandgeräten und Plattenspielern kombiniert. Von entscheidender Bedeutung für die Einführung typisierter Rundfunkgeräte war der gleichzeitige Einsatz der gedruckten Schaltung. Die Technologie der gedruckten Schaltung verlangt eine radikale Standardisierung, und es ist kein Zufall, daß sich die ersten in Arbeit befindlichen technologischen Standards des Industriezweiges mit Fertigungsprozessen aus dem Bereich der gedruckten Schaltung beschäftigen. radio und fernsehen 23 – 1961 W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org Standardisierte Baugruppen zu schaffen, war nur dadurch möglich, daß mit den einzelnen Fachexperten der Zulieferindustrie und den Mitarbeitern des Wissenschaftlich-technischen Zentrums der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen in verschiedenen Sozialistischen Arbeitsgemeinschaften die Voraussetzungen geschaffen wurden. Durch die Perspektive auf Großserien standardisierter Bauelemente und Baugruppen für typisierte Rundfunkgeräte war es dabei möglich, optimale Forderungen zu stellen und zu erreichen. Das Ergebnis hat auf der Leipziger Herbstmesse 1961 vollste Anerkennung gefunden. Dabei ist zu erwähnen, daß eine kritische Überarbeitung der gesamten elektrischen und konstruktiven Konzeption der Geräte vor der Überleitung in die Produktion mit den Fachkollegen des VEB Stern-Radio Rochlitz und den Mitarbeitern des DAMW dem Gesamtergebnis sehr nützlich war. Im folgenden soll eine Übersicht über die neuen typisierten Mittelsuper gegeben werden. Die spezielle Diskussion über einzelne Baugruppen soll einer späteren Veröffentlichung Vorbehalten sein. 1. Konstruktiver Aufbau Für den gesamten mechanischen Aufbau stand die Forderung, mit geringem Materialaufwand eine Konstruktion zu schaffen, die der gedruckten Schaltung konstruktions- und funktionsgerecht entspricht. Eine weitere wichtige Grundlage für den Aufbau war die konstruktive Vorbereitung der industriellen Reparatur. Diese Forderung, die aus den besonderen volkswirtschaftlichen Bedingungen der sozialistischen Wirtschaft resultiert, verlangt, daß einzelne Baugruppen bei einer notwendigen Reparatur leicht auswechselbar sind. Dadurch werden die Reparaturzeiten auf ein Minimum gesenkt. Die ausgebauten defekten Baugruppen werden einem Spezialbetrieb zugeführt, der sie serienmäßig instand setzt. Dieser und andere Gesichtspunkte führten zu einer neuartigen Konstruktion für den Drucktastenschalter. Die HF-Kreise sind nicht mehr fest auf der Leiterplatte montiert, sondern befinden sich mit den Schaltelementen auf den Schiebern des Schalters. Für den Fertigungsbetrieb der Geräte bedeutet das, dass die einzelnen Schieber elektrisch unabhängig vom Gerät gefertigt, geprüft und vorabgeglichen werden können. Ohne Rücksicht auf den Gerätedurchlauf können die Wellenbereiche in gewissen Grenzen verändert werden ; ein Vorteil, der sich bei Exportwünschen als besonders wertvoll erweist. Dazu kommt, daß diese Methode der Kooperation entgegenkommt, die bei dem einfachen Aufbau der Schieber bis zu einem umfangreichen Einsatz von Heimarbeit gehen kann. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion liegt in Seite - 2 - einer wesentlich günstigeren Führung und Auflockerung der gedruckten Leitungszüge auf der Leiterplatte. Mit den gleichen Standardbauteilen des Drucktastenschalters sind die übrigen Schalteinheiten für die Bandbreitenumschallung, Tonabnehmertaste und das Klangregister aufgebaut. Dieses Prinzip der Aufteilung in elektrische, leicht auswechselbare Baugruppen ist für die gesamte Konstruktion angewandt. Die Geräte „Oberon“ und „Türkis“ für Wechselstrombetrieb verwenden soweit das technisch und ökonomisch vertretbar war - gleiche elektrische und mechanische Bauelemente und Baugruppen. Bei der Diskussion der ersten Konstruktionsentwürfe für den Chassisaufbau und seine konstruktive Verbindung mit dem Drucktastenschalter entsprach keine der vorgesehenen Lösungen der optimalen Realisierung der gestellten Forderungen. Der konservative Weg, einen Drucktastenschalter, der eine selbständige konstruktive Einheit darstellt, in ein Chassis einzubauen, mußte daher verlassen werden. Bild 3 zeigt die endgültige konstruktive Lösung. Das gesamte Chassis besteht aus Profilen, die durch Schränkung miteinander verbunden sind. Das Rastwerk des Drucktastenschalters ist gleichzeitig tragendes Konstruktionselement des gesamten Chassis. Die Seitenträger des Drucktastenschalters sind vollständig entfallen, da das Rastwerk in die Seitenträger des Chassis eingesetzt wird. Durch diese Konstruktion tritt eine erhebliche Materialeinsparung ein. Die Schränk Verbindungen gewährleisten, daß keine maßlichen Abweichungen bei der Montage des Chassis eintreten; eine Schwierigkeit, die beim Punktschweißen nur schwer zu vermeiden war. Die Schieber des Drucktastenschalters werden in Ausschnitten der Chassisprofile geführt. Ein besonderes Konstruktionsproblem bestand darin, die kinetische Energie und die Federkraft, mit der die Schieber zurückgeführt werden, weich abzubremsen. Die Gegenkontakte der Kontaktschieber sind als Kontaktträger ausgebildet, die direkt in die Leiterplatte eingelötet werden. Die Hauptleiterplatte für den HF- und ZF-Teil der Empfänger wird mechanisch ebenfalls durch Schränkung mit dem Chassis verbunden. Um eine hohe Temperaturkonstanz zu erreichen, stehen die Röhren oberhalb, während die Filter und die übrigen Bauelemente unterhalb der Leiterplatte liegen. Diese Konstruktion ist bei obenliegenden Leitungszügen durch Verwendung der neuen Phantomröhrenfassungen möglich. Für die typisierten Mittelsuper wurden Standardbandfilter entwickelt. Die Hauptschwierigkeit für die Standardisierung dieser Filter bestand darin, daß sie auch unter optimalen radio und fernsehen 23 – 1961 W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org Bedingungen in anderen Rundfunk- und Fernsehgeräten verwendbar sein müssen. Sie müssen Anschlüsse für gedruckte Schaltung besitzen, mit den Anschlüssen im Raster liegen und eine automatische Bestückung zulassen. Im eingebauten Zustand soll die Haube einzeln abnehmbar sein. Weiter mußte gefordert werden, daß die Filter vollautomatisch abgleichbar sind und alle Abgleichfunktionen von einer Seite aus vorgenommen werden können. Die Entwicklung führte zu Einzelfiltern. Beim FM-Filter wird der Koppelungsgrad durch die Ausbildung des Trennsteges in der Abschirmhaube bestimmt. Das AM-Filter verwendet eine Koppel Windung. Die AM-Einzelkreise sind in Ferrittöpfen untergebracht, für die vom Wissenschaftlichtechnischen Zentrum für technische Keramik eine i völlig neue Technologie hoher Produktivität entwickelt wurde, die im VEB Keramische Werke Hermsdorf angewendet wird. Bild 5 zeigt ein geschlossenes Filter sowie den Aufbau des FM- und AM-Filters. Aus der Abbildung ist die übersichtliche Bauweise zu erkennen, bei der sich die Bauelemente leicht montieren lassen. Der UKW-Eingangsteil verwendet eine ECC 85 und kapazitive Abstimmung. Der FM-Drehkondensator, Typ 302 des VEB Fernmeldewerk Arnstadt, wurde in Gemeinschaftsarbeit mit dem Entwicklungskollektiv für Drehkondensatoren des ZLF im VEB Fernmeldewerk Arnstadt für den Einsatz in dieser Standardbaugruppe wesentlich verbessert. Die TGL für diese Standardbaugruppen werden bearbeitet. Die NF-Teile der typisierten Mittelsuper sind ebenfalls als selbständige Baugruppen mit gedruckter Schaltung ausgebildet. Sie werden durch Schränkverbindungen mit dem Chassis verbunden. Die Stereoausführung entsteht in einfacher Weise dadurch, daß zwei NF-Baugruppen an das entsprechend vorbereitete Chassis angesetzt werden. Die NF-Baugruppen für monofone und stereofone Wiedergabe verwenden gleiche Leiterplatten und unterscheiden sich nur geringfügig in der Bauelementebestückung. Die Bilder 10 und 11 zeigen die monofone und stereofone Ausführung des Gerätes „Oberon“, die Bilder 12 bis 15 die vollständigen Chassis der Geräte. 2. Elektrische Funktion des Gerätes „Oberon“ 2.1 Aufteilung der Baugruppen Die Aufteilung des Gerätes in standardisierte Baugruppen verlangt auch eine entsprechende Aufteilung der elektrischen Funktionen Die Baugruppe UKW-Eingangsteil ist auf Grund der Forderung nach Störstrahlungsfreiheit wie bei den bisher gefertigten Geräten als selbständige Einheit ausgeführt. Dieser neuentwickelte StandardUKW-Eingangsteil hat verbesserte Eigenschaften und erfordert einen geringeren Materialeinsatz. Die zweite Baugruppe des Gerätes ist der HF-ZF-Verstärker. Er umfaßt den AM-Eingangsteil, den AM-FM-ZF-Verstärker und die Demodulatoren. Diese Zusammenfassung bietet den Vorteil, daß alle HF-Potential führenden Leitungen eine definierte Lage zueinander haben und daß die notwendigen Verbindungsstellen zu den übrigen Baugruppen auf ein Minimum herabgesetzt werden. Als Misch- und Oszillatorröhre für AM wird die Röhre ECH 81 verwendet, deren Heptodensystem wie üblich gleichzeitig als erste ZF-Verstärkerstufe verwendet wird. Für den ZF-Verstärker kommen nur die Röhren EF 89 und EBF 89 in Frage. Als erste AM-ZF- und zweite FM-ZF-Stufe arbeitet die Röhre EF 89 und als zweite AM-ZF- und FM-Begrenzerstufe die EBF 89. Zur Demodulation dient die EAA 91. Die beiden Dioden der EBF 89 werden zur AM-Demodulation und AM-Regelspannungserzeugung herangezogen. Für die Abstimmanzeige wurde im Skalenfeld das Magische Band EM 84 vorgesehen. Der NF-Verstärker gibt auf Grund der Ausbildung als selbständige Einheit die Möglichkeit, sowohl monofone als auch stereofone Empfänger mit gleichen Baugruppen auszustatten. Verwendet werden die Röhren ECC 83 und EL 84. Der zweistufige NF-Vorverstärker erlaubt es, das Gerät mit einer hohe Ansprüche befriedigenden Klangregeleinrichtung auszurüsten, die als weitere Baueinheit in das Tastenaggregat eingeht. Die Leistungsreserve der EL 84 reicht aus, um auch große Wohnräume akustisch voll auszufüllen. 2.2 Beschreibung der Funktion Für den getrennten Aufbau des Netzteiles der typisierten Mittelsuper war außer den erwähnten Gesichtspunkten die gewichtsmäßige Entlastung des Chassis von entscheidendem Einfluß. Es wurde ebenfalls als voll funktions- und prüffähige Baugruppe ausgebildet, die selbständig im Gehäuse montiert wird. Die Netzteile wurden wahlweise für Röhren- oder Selengleichrichter entwickelt. Die Bilder 17 und 18 zeigen die eingebauten Baugruppen der Geräte „Oberon“ und „Türkis“. Seite - 3 - 2.2.1 U KW-Eingangsteil Das Eingangssignal gelangt über das streuinduktiv gekoppelte Eingangsfilter zur Katode des Vorstufensystems der ECC 85. Über die Mittenanzapfung der Primärwicklung wird eine Verbindung zum AM-Eingangsteil hergestellt. Damit wird die für den UKW-Empfang benutzte Antenne einschließlich Zuleitung auch als AM-Antenne wirksam. radio und fernsehen 23 – 1961 W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org Die Ausbildung der Eingangsstufe als Gitterbasisverstärker gewährleistet gute Rückwirkungsfreiheit und einfachen Abgleich. Vom kapazitiv abgestimmten Anodenkreis wird das Signal der Mischstufe zugeführt. Die Mischstufe enthält eine Brückenschaltung für die Oszillatorfrequenz und eine Brückenschaltung für die Zwischenfrequenz (Entdämpfung des Innenwiderstandes). Durch die im Katodenzweig der Mischröhre liegenden Schaltelemente Dr302 und C312 (Bild 19) wird der Wirkanteil des Eingangsleitwertes der Mischstufe herabgesetzt, so dass höhere Verstärkung und Spiegelselektion erreicht werden. Das erste FM-ZF-Filter ist Bestandteil des UKW-Eingangsteiles. Einen Teil der Kreiskapazität des Sekundärkreises bildet eine Koaxialleitung, die das zwischenfrequente Signal den Umschaltkontakten der UKW-Taste zuführt. 2.2.2 HF-ZF-Einheit Im AM-Eingangsteil werden beim Betätigen einer Bereichstaste die auf dem Kontaktschieber befestigten Spulen und Trimmerkondensatoren des Oszillator- und Eingangskreises eingeschaltet. Die Antennenkopplung erfolgt in den beiden KW-Bereichen induktiv und im MW- und LW-Bereich über die Fußpunktkapazität C2. ZF-Störungen werden durch den Parallelresonanzkreis L1/C1 weitestgehend unter- drückt. Für den Mittelwellenbereich befindet sich die Spule des Eingangskreises auf einem drehbaren Ferritantennenstab. Die Anordnung der Wicklung ist so gewählt, daß eine hohe Empfangsleistung erreicht wird. Voraussetzung dafür ist, daß keine weiteren kurzgeschlossenen Spulenteile auf dem Antennenstab angebracht sind. Für den Langwellenbereich wird deshalb die gleiche Antennenspule verwendet und die erforderliche Induktivität durch Reihenschaltung einer Induktivität (L3) hergestellt. Der Oszillator arbeitet bei MW und LW in kapazitiver Dreipunktschaltung und bei KW I und KW II in induktiver Rückkopplungsschaltung. Der Mischstufe folgt je ein Bandfilter für AM- und FM-ZF. Bei dem zweistufigen AM-ZF-Verstärker erlaubt die große Verstärkungsreserve, in den ZF-Kreisen große Kreiskapazitäten zu verwenden. Im Ausgang des ersten Filters liegt außerdem ein kapazitiver Spannungsteiler, bestehend aus C27/C28. Durch diese Maßnahme wird die Gefahr der Übersteuerung des ZF-Verstärkers durch dicht benachbarte starke Sender herabgesetzt. Das erste und zweite ZF-Filter sind in der Bandbreite umschaltbar. Zum Erzeugen der Gleichspannung zur automatischen Verstärkungsregelung wird eine Diode der EBF 89 benutzt. Die Seite - 4 - Spannungszuführung erfolgt vom Primärkreis des letzten ZF-Filters. Diese Regelspannungserzeugung hat den Vorteil, daß im AM-Demodulator ein höherer Modulationsgrad verzerrungsfrei verarbeitet werden kann. Außerdem tritt durch die bei Verstimmung gegenüber der Mittenfrequenz zunächst zunehmende Regelspannung ein stärker ausgeprägtes Maximum beim Abstimmen nach dem Magischen Band ein. Dadurch ist selbst bei Stellung „breit“ des Bandbreitenumschalters ein sicheres Abstimmen auf Bandmitte möglich. Die Regelspannung wirkt rückwärts auf die Röhren 2, 3 und 4, wobei der Einsatz der Regelung verzögert ist. Bild 20 zeigt auszugsweise das Prinzip der Regelspannungserzeugung. Als Verzögerungsdiode wird das Bremsgitter der Rö3 verwendet. Der Verlauf der Regelkurve Bild 21 läßt deutlich erkennen, daß bei etwa 200 µV die Regelung voll einsetzt. Dieser Einsatzpunkt wurde gewählt, damit das Eigenrauschen des Gerätes bei fehlendem oder schwachem Signal nicht störend angehoben wird. Für den FM-ZF-Verstärker wird wie üblich der Heptodenteil der Röhre ECH 81 verwendet. Es folgt als zweite Stufe die EF 89 und darauf als Begrenzer die EBF 89. Die Kreiskondensatoren sind mit 32 pF im Primärkreis und 100 pF im Sekundärkreis so groß, daß Frequenzverwerfungen durch die dynamische Eingangskapazität der Röhren auf ein nicht mehr störendes Maß herabgesetzt werden. Bei UKW-Empfang wird die automatische Verstärkungsregelung außer Betrieb gesetzt (Schalter U13-14 geschlossen) und in den Anodenzweig der Begrenzerröhre ein Vorwiderstand R17 eingeschaltet (Schalter U23-24 geöffnet). Die statische Begrenzung setzt bei Eingangsspannungen von etwa 6 µV ein. Es treten keine Höcker oder Treppen im Verlauf der Begrenzerkennlinie (Bild 22) auf. Im Bereich kleinerer Eingangsspannungen übernimmt der sorgfältig dimensionierte Ratiodetektor wirksam die Amplitudenunterdrückung. Bild 23 zeigt die für den dynamischen Fall wirksamen Kennlinien für die AM-Unterdrückung. Auf der Abszisse ist die Eingangsspannung des Begrenzers und auf der Ordinate die über den Brückenzweig des Demodulators auftretende Spannung (Differenzspannung) aufgetragen. Die Abbildung enthält drei Kurvenscharen mit den Parametern Summenrichtspannung und Verstimmung zur Bandmittenfrequenz. Zum Messen ist zunächst der Widerstand R29 aufzuteilen und von der so geschaffenen Mitte ein hochohmiges Galvanometer zum NF-Ausgang des Demodulators zu schalten. Die Aufnahme dieser Kennlinie müßte zeitlich so rasch erfolgen, daß sich der Ladungszustand des Elektrolytkondensators C52 nicht verändert. Durch Zuschalten einer Batterie (Sammler) läßt sich die Zeitkonstante des Gliedes radio und fernsehen 23 – 1961 W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org R29/C52 so weit vergrößern, daß eine punktweise Messung zulässig ist. Die Aussage des so ermittelten Diagramms ist recht aufschlußreich. Der Arbeitspunkt A3 gibt die auftretende Differenzspannung bei einer Eingangsspannung von 152 mV, entsprechend einer Summenrichtspannung von 6 V, bei + 50 kHz, ± 0 kHz und - 50 kHz Verstimmung gegenüber der Mittenfrequenz an. Der weitere Verlauf dieser Kurven zeigt, dass sich bei Änderung der Eingangsspannung bis zu 70 mV nach der einen und bis 250 mV nach der anderen Seite die Differenzspannung nur sehr wenig ändert. Erst bei Rückgang der Spannung unter 70 mV tritt eine starke Änderung der Differenzspannung ein. Faßt man die Änderungen als Amplitudenmodulation auf, dann kann man den maximal zu verarbeitenden Modulationsgrad leicht ablesen. Für den beschriebenen Verlauf ergibt sich ein Wert von 50%. In gleicher Weise läßt sich die Wirksamkeit der AM-Unterdrückung bei den Kurvenscharen für 3,6 V und 1,2 V Richtspannung erkennen. Die Tatsache, daß die Amplitudenunterdrückung nicht nur im Bereich der Mittenfrequenz , sondern auch bei + 50 kHz und - 50 kHz sehr wirksam ist, führt allerdings dazu, daß bei der üblichen Praxis der Messung des Signal/Rauschverhältnisses leicht Fehler auftreten können, da das Rauschminimum nicht mehr in einen schmalen Bereich fällt, sondern über eine relativ große Breite gleichmäßig niedrig ist bzw. nur sehr leicht schwankt. Die Einstellung nach Tonmaximum ist deshalb vorzuziehen. Die Schaltung des Demodulators weist bis auf die kapazitive Aufteilung des Sekundärkreises keine Besonderheiten auf. Die Notwendigkeit der Bifilarwicklung entfällt, und es wird eine gegenüber der Bifilarwicklung höhere Kreisgüte erreicht, die sich günstig auf die Wirksamkeit der AM-Unterdrückung auswirkt. 2.2.3 NF-Einheit Die Niederfrequenz gelangt über die gehörrichtige Lautstärkeregelung an die erste Verstärkerstufe. Das zwischen erster und zweiter NF-Verstärkerstufe liegende Klangregister gestattet die Wahl der fest eingestellten Klangbilder „Baß“, „Sprache“ und „Orchester“. Beim Betätigen der Klangregistertaste „Regler“ ist das Klangbild in weiten Grenzen durch die getrennten Höhen- und Tiefenregler veränderbar. Durch eine phasenreine Gegenkopplung von der Sekundärseite des Ausgangsübertragers zur Katode der 2. Vorröhre wird der Innenwiderstand des Verstärkers sehr stark herabgesetzt. Er beträgt etwa 1 . Durch diesen gegenüber der Lautsprecherimpedanz sehr niedrigen Wert werden die unerwünschten Einschwingverzerrungen wirksam herabgesetzt und damit ein klares und durchsichtiges Klangbild erreicht. Die Endstufe arbeitet auf eine eingebaute Lautsprecherkombination (6-W-Breitbandlautsprecher und zwei Stück 1,5-W-Hochtonlautsprecher) und liefert eine Ausgangsleistung von Na ≥ 2,5 W bei k = 5%. OCR-Scan der Seiten 723 bis 731 aus ″radio und fernsehen″ Heft 23/1961 unter Weglassung aller Bilder und Zeichnungen Bilder zum Artikel auf den folgenden Seiten 6 bis 11 Seite - 5 - radio und fernsehen 23 – 1961