Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und

Transcrição

Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org
Die neuen typisierten Mittelsuper der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen
Ing. MAXIMILIAN BLESS und Ing. RUDOLF IRMLER
Wissenschaftlich-technisches Zentrum der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen
Das Problem der Standardisierung auf dem Gebiet der Rundfunk- und Fernsehgeräte war auch in „radio
und fernsehen“ Gegenstand vieler Diskussionen. Erst die intensive Gemeinschaftsarbeit brachte den
entscheidenden Durchbruch zur Lösung des Problems. Sie legte die für eine Standardisierung
technologisch und ökonomisch richtigen Gesichtspunkte fest. Die Haupt-Schwierigkeit bestand darin, daß
die Betriebe der Rundfunk- und Fernsehindustrie Final Produktion erzeugen und bei allen Maßnahmen
zur Standardisierung bis auf die Zulieferindustrie zurückgegangen werden mußte. Dadurch weitete sich
die Standardisierungsaufgabe in einem Maße aus, wie es zu Beginn der Arbeiten noch gar nicht
übersehen wurde.
Am Anfang der Bestrebungen, Rundfunkgeräte zu
standardisieren, gab es sehr widersprechende
Auffassungen. So wurde zum Beispiel versucht,
Schaltungen zu standardisieren oder Standardröhrensätze
festzulegen.
Die
intensive
Beschäftigung mit der technologischen und
ökonomischen Seite der Aufgabenstellung drängte
immer mehr zu der Lösung, mit standardisierten
elektrischen und mechanischen Bauelementen
Standardbaugruppen zu entwickeln, die durch
zweckentsprechende Kombinationen zu typisierten
Geräten führen.
Diese Entwicklung war bei einzelnen Werken der
VVB RFT Rundfunk und Fernsehen bereits für den
eigenen Bereich in ersten Ansätzen vorhanden. Sie
auf den gesamten Industriezweig zu übertragen,
bereitete jedoch Schwierigkeiten, die unter anderem
aus der unterschiedlichen Entwicklung und der
uneinheitlichen technologischen Ausstattung der
einzelnen Betriebe resultierten.
Zu einer wirkungsvollen Standardisierung waren
daher Maßnahmen notwendig, die bis auf die
Struktur des Industriezweiges zurückgreifen
mußten. Erst die durchgeführte Spezialisierung der
Betriebe der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen
auf
bestimmte
Gerätetypen
schaffte
die
Voraussetzungen für die Durchsetzung des
dargestellten Standardisierungsprinzips. Für den
Industriezweig wurde dadurch das klassische
Beispiel der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen
Standardisierung und Spezialisierung geschaffen;
ein Ergebnis, das sich zwangsläufig aus der
intensiven Bearbeitung des Gesamtkomplexes
ergeben mußte.
Die
ökonomischen
Auswirkungen
der
Standardisierung im Bereich der VVB RFT
Rundfunk und Fernsehen bleiben dabei nicht nur auf
diesen Industriezweig beschränkt, sondern reichen
über
die
Zulieferindustrie
bis
in
die
rohstofferzeugende Industrie hinein.
Dabei stand selbstverständlich die Forderung, daß
die äußere Gestaltung der Geräte im breiten Umfang
Seite - 1 -
Variationsmöglichkeiten zulassen mußte, um den
Kundenwünschen entgegen zukommen.
Die preislichen Unterschiede zwischen den
einzelnen typisierten Geräten sollten echten
Abstufungen in Bezug auf die Leistung, den
Bedienungskomfort und die Ausstattung der Geräte
entsprechen. Der Käufer eines Gerätes der
nächsthöheren Preisklasse muß eine klar erkennbare
Mehrleistung des Gerätes feststellen können.
Andererseits stand die Forderung, die Sprünge
sinnvoll abzustufen, damit ein Sortiment entsteht,
das mit dem Bedarf übereinstimmt.
Die neuen vom Wissenschaftlich-technischen
Zentrum der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen
entwickelten Geräte Oberon und Türkis stellen in
diesem Sortiment die Mittelsuper der oberen und
unteren Preisklasse dar. Sie werden im VEB
Stern-Radio
Rochlitz
produziert
und
in
verschiedenen
Modifikationen
im
Handel
erscheinen. Vorgesehen sind vorläufig als
Tischgeräte in verschiedenen Gehäusen die
technischen Varianten:
 Oberon mit monofonem NF-Verstärker
 Oberon mit stereofonem NF-Verstärker
 Oberon mit eingebautem monofonem
Plattenspieler
 Oberon mit eingebautem stereofonem
Plattenspieler
 Türkis mit monofonem NF-Verstärker
 Türkis mit stereofonem NF-Verstärker
Die Chassis der typisierten Geräte werden in
Tonmöbel eingebaut und mit Fernsehgeräten,
Tonbandgeräten und Plattenspielern kombiniert.
Von entscheidender Bedeutung für die Einführung
typisierter Rundfunkgeräte war der gleichzeitige
Einsatz der gedruckten Schaltung. Die Technologie
der gedruckten Schaltung verlangt eine radikale
Standardisierung, und es ist kein Zufall, daß sich die
ersten in Arbeit befindlichen technologischen
Standards des Industriezweiges mit Fertigungsprozessen aus dem Bereich der gedruckten
Schaltung beschäftigen.
radio und fernsehen 23 – 1961
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org
Standardisierte Baugruppen zu schaffen, war nur
dadurch möglich, daß mit den einzelnen
Fachexperten der Zulieferindustrie und den
Mitarbeitern des Wissenschaftlich-technischen
Zentrums der VVB RFT Rundfunk und Fernsehen in
verschiedenen
Sozialistischen
Arbeitsgemeinschaften die Voraussetzungen geschaffen
wurden. Durch die Perspektive auf Großserien
standardisierter Bauelemente und Baugruppen für
typisierte Rundfunkgeräte war es dabei möglich,
optimale Forderungen zu stellen und zu erreichen.
Das Ergebnis hat auf der Leipziger Herbstmesse
1961 vollste Anerkennung gefunden.
Dabei ist zu erwähnen, daß eine kritische
Überarbeitung der gesamten elektrischen und
konstruktiven Konzeption der Geräte vor der
Überleitung in die Produktion mit den Fachkollegen
des VEB Stern-Radio Rochlitz und den Mitarbeitern
des DAMW dem Gesamtergebnis sehr nützlich war.
Im folgenden soll eine Übersicht über die neuen
typisierten Mittelsuper gegeben werden. Die
spezielle Diskussion über einzelne Baugruppen soll
einer späteren Veröffentlichung Vorbehalten sein.
1. Konstruktiver Aufbau
Für den gesamten mechanischen Aufbau stand die
Forderung, mit geringem Materialaufwand eine
Konstruktion zu schaffen, die der gedruckten
Schaltung konstruktions- und funktionsgerecht
entspricht.
Eine weitere wichtige Grundlage für den Aufbau
war die konstruktive Vorbereitung der industriellen
Reparatur. Diese Forderung, die aus den besonderen
volkswirtschaftlichen
Bedingungen
der
sozialistischen Wirtschaft resultiert, verlangt, daß
einzelne Baugruppen bei einer notwendigen
Reparatur leicht auswechselbar sind. Dadurch
werden die Reparaturzeiten auf ein Minimum
gesenkt. Die ausgebauten defekten Baugruppen
werden einem Spezialbetrieb zugeführt, der sie
serienmäßig instand setzt.
Dieser und andere Gesichtspunkte führten zu einer
neuartigen Konstruktion für den Drucktastenschalter. Die HF-Kreise sind nicht mehr fest auf der
Leiterplatte montiert, sondern befinden sich mit den
Schaltelementen auf den Schiebern des Schalters.
Für den Fertigungsbetrieb der Geräte bedeutet das,
dass die einzelnen Schieber elektrisch unabhängig
vom Gerät gefertigt, geprüft und vorabgeglichen
werden können. Ohne Rücksicht auf den
Gerätedurchlauf können die Wellenbereiche in
gewissen Grenzen verändert werden ; ein Vorteil,
der sich bei Exportwünschen als besonders wertvoll
erweist. Dazu kommt, daß diese Methode der
Kooperation entgegenkommt, die bei dem einfachen
Aufbau der Schieber bis zu einem umfangreichen
Einsatz von Heimarbeit gehen kann.
Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion liegt in
Seite - 2 -
einer wesentlich günstigeren Führung und
Auflockerung der gedruckten Leitungszüge auf der
Leiterplatte.
Mit
den
gleichen
Standardbauteilen
des
Drucktastenschalters sind die übrigen Schalteinheiten
für
die
Bandbreitenumschallung,
Tonabnehmertaste und das Klangregister aufgebaut.
Dieses Prinzip der Aufteilung in elektrische, leicht
auswechselbare Baugruppen ist für die gesamte
Konstruktion angewandt. Die Geräte „Oberon“ und
„Türkis“ für Wechselstrombetrieb verwenden soweit das technisch und ökonomisch vertretbar war
- gleiche elektrische und mechanische Bauelemente
und Baugruppen.
Bei der Diskussion der ersten Konstruktionsentwürfe für den Chassisaufbau und seine
konstruktive Verbindung mit dem Drucktastenschalter entsprach keine der vorgesehenen
Lösungen der optimalen Realisierung der gestellten
Forderungen. Der konservative Weg, einen
Drucktastenschalter,
der
eine
selbständige
konstruktive Einheit darstellt, in ein Chassis
einzubauen, mußte daher verlassen werden.
Bild 3 zeigt die endgültige konstruktive Lösung.
Das gesamte Chassis besteht aus Profilen, die durch
Schränkung miteinander verbunden sind.
Das Rastwerk des Drucktastenschalters ist
gleichzeitig tragendes Konstruktionselement des
gesamten Chassis. Die Seitenträger des Drucktastenschalters sind vollständig entfallen, da das Rastwerk
in die Seitenträger des Chassis eingesetzt wird.
Durch diese Konstruktion tritt eine erhebliche
Materialeinsparung ein. Die Schränk Verbindungen
gewährleisten, daß keine maßlichen Abweichungen
bei der Montage des Chassis eintreten; eine
Schwierigkeit, die beim Punktschweißen nur schwer
zu vermeiden war.
Die Schieber des Drucktastenschalters werden in
Ausschnitten der Chassisprofile geführt. Ein
besonderes Konstruktionsproblem bestand darin, die
kinetische Energie und die Federkraft, mit der die
Schieber
zurückgeführt
werden,
weich
abzubremsen.
Die Gegenkontakte der Kontaktschieber sind als
Kontaktträger ausgebildet, die direkt in die
Leiterplatte eingelötet werden. Die Hauptleiterplatte
für den HF- und ZF-Teil der Empfänger wird
mechanisch ebenfalls durch Schränkung mit dem
Chassis verbunden.
Um eine hohe Temperaturkonstanz zu erreichen,
stehen die Röhren oberhalb, während die Filter und
die übrigen Bauelemente unterhalb der Leiterplatte
liegen. Diese Konstruktion ist bei obenliegenden
Leitungszügen durch Verwendung der neuen
Phantomröhrenfassungen möglich.
Für
die
typisierten
Mittelsuper
wurden
Standardbandfilter
entwickelt.
Die
Hauptschwierigkeit für die Standardisierung dieser Filter
bestand darin, daß sie auch unter optimalen
radio und fernsehen 23 – 1961
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org
Bedingungen in anderen Rundfunk- und
Fernsehgeräten verwendbar sein müssen. Sie
müssen Anschlüsse für gedruckte Schaltung
besitzen, mit den Anschlüssen im Raster liegen und
eine automatische Bestückung zulassen. Im
eingebauten Zustand soll die Haube einzeln
abnehmbar sein. Weiter mußte gefordert werden,
daß die Filter vollautomatisch abgleichbar sind und
alle Abgleichfunktionen von einer Seite aus
vorgenommen werden können.
Die Entwicklung führte zu Einzelfiltern. Beim
FM-Filter wird der Koppelungsgrad durch die
Ausbildung des Trennsteges in der Abschirmhaube
bestimmt. Das AM-Filter verwendet eine Koppel
Windung. Die AM-Einzelkreise sind in Ferrittöpfen
untergebracht, für die vom Wissenschaftlichtechnischen
Zentrum für technische Keramik eine
i
völlig neue Technologie hoher Produktivität
entwickelt wurde, die im VEB Keramische Werke
Hermsdorf angewendet wird. Bild 5 zeigt ein
geschlossenes Filter sowie den Aufbau des FM- und
AM-Filters. Aus der Abbildung ist die
übersichtliche Bauweise zu erkennen, bei der sich
die Bauelemente leicht montieren lassen.
Der UKW-Eingangsteil verwendet eine ECC 85 und
kapazitive Abstimmung. Der FM-Drehkondensator,
Typ 302 des VEB Fernmeldewerk Arnstadt, wurde
in Gemeinschaftsarbeit mit dem Entwicklungskollektiv für Drehkondensatoren des ZLF im VEB
Fernmeldewerk Arnstadt für den Einsatz in dieser
Standardbaugruppe wesentlich verbessert. Die TGL
für diese Standardbaugruppen werden bearbeitet.
Die NF-Teile der typisierten Mittelsuper sind
ebenfalls als selbständige Baugruppen mit
gedruckter Schaltung ausgebildet. Sie werden durch
Schränkverbindungen mit dem Chassis verbunden.
Die Stereoausführung entsteht in einfacher Weise
dadurch, daß zwei NF-Baugruppen an das
entsprechend vorbereitete Chassis angesetzt werden.
Die NF-Baugruppen für monofone und stereofone
Wiedergabe verwenden gleiche Leiterplatten und
unterscheiden sich nur geringfügig in der
Bauelementebestückung. Die Bilder 10 und 11
zeigen die monofone und stereofone Ausführung
des Gerätes „Oberon“, die Bilder 12 bis 15 die
vollständigen Chassis der Geräte.
2. Elektrische Funktion des Gerätes „Oberon“
2.1 Aufteilung der Baugruppen
Die Aufteilung des Gerätes in standardisierte
Baugruppen verlangt auch eine entsprechende
Aufteilung der elektrischen Funktionen
Die Baugruppe UKW-Eingangsteil ist auf Grund der
Forderung nach Störstrahlungsfreiheit wie bei den
bisher gefertigten Geräten als selbständige Einheit
ausgeführt. Dieser neuentwickelte StandardUKW-Eingangsteil hat verbesserte Eigenschaften
und erfordert einen geringeren Materialeinsatz.
Die zweite Baugruppe des Gerätes ist der
HF-ZF-Verstärker. Er umfaßt den AM-Eingangsteil,
den
AM-FM-ZF-Verstärker
und
die
Demodulatoren. Diese Zusammenfassung bietet
den Vorteil, daß alle HF-Potential führenden
Leitungen eine definierte Lage zueinander haben
und daß die notwendigen Verbindungsstellen zu den
übrigen Baugruppen auf ein Minimum herabgesetzt
werden.
Als Misch- und Oszillatorröhre für AM wird die
Röhre ECH 81 verwendet, deren Heptodensystem
wie üblich gleichzeitig als erste ZF-Verstärkerstufe
verwendet wird. Für den ZF-Verstärker kommen nur
die Röhren EF 89 und EBF 89 in Frage. Als erste
AM-ZF- und zweite FM-ZF-Stufe arbeitet die Röhre
EF 89 und als zweite AM-ZF- und
FM-Begrenzerstufe die EBF 89. Zur Demodulation
dient die EAA 91. Die beiden Dioden der EBF 89
werden zur AM-Demodulation und AM-Regelspannungserzeugung herangezogen. Für die
Abstimmanzeige wurde im Skalenfeld das Magische
Band EM 84 vorgesehen.
Der NF-Verstärker gibt auf Grund der Ausbildung
als selbständige Einheit die Möglichkeit, sowohl
monofone als auch stereofone Empfänger mit
gleichen Baugruppen auszustatten. Verwendet
werden die Röhren ECC 83 und EL 84. Der
zweistufige NF-Vorverstärker erlaubt es, das Gerät
mit einer hohe Ansprüche befriedigenden
Klangregeleinrichtung auszurüsten, die als weitere
Baueinheit in das Tastenaggregat eingeht. Die
Leistungsreserve der EL 84 reicht aus, um auch
große Wohnräume akustisch voll auszufüllen.
2.2 Beschreibung der Funktion
Für den getrennten Aufbau des Netzteiles der
typisierten Mittelsuper war außer den erwähnten
Gesichtspunkten die gewichtsmäßige Entlastung des
Chassis von entscheidendem Einfluß. Es wurde
ebenfalls als voll funktions- und prüffähige
Baugruppe ausgebildet, die selbständig im Gehäuse
montiert wird. Die Netzteile wurden wahlweise für
Röhren- oder Selengleichrichter entwickelt. Die
Bilder 17 und 18 zeigen die eingebauten
Baugruppen der Geräte „Oberon“ und „Türkis“.
Seite - 3 -
2.2.1 U KW-Eingangsteil
Das Eingangssignal gelangt über das streuinduktiv
gekoppelte Eingangsfilter zur Katode des
Vorstufensystems der ECC 85. Über die
Mittenanzapfung der Primärwicklung wird eine
Verbindung zum AM-Eingangsteil hergestellt.
Damit wird die für den UKW-Empfang benutzte
Antenne einschließlich Zuleitung auch als
AM-Antenne wirksam.
radio und fernsehen 23 – 1961
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org
Die
Ausbildung
der
Eingangsstufe
als
Gitterbasisverstärker gewährleistet gute Rückwirkungsfreiheit und einfachen Abgleich. Vom
kapazitiv abgestimmten Anodenkreis wird das
Signal der Mischstufe zugeführt. Die Mischstufe
enthält
eine
Brückenschaltung
für
die
Oszillatorfrequenz und eine Brückenschaltung für
die
Zwischenfrequenz
(Entdämpfung
des
Innenwiderstandes).
Durch die im Katodenzweig der Mischröhre
liegenden Schaltelemente Dr302 und C312 (Bild 19)
wird der Wirkanteil des Eingangsleitwertes der
Mischstufe herabgesetzt, so dass höhere
Verstärkung und Spiegelselektion erreicht werden.
Das erste FM-ZF-Filter ist Bestandteil des
UKW-Eingangsteiles. Einen Teil der Kreiskapazität
des Sekundärkreises bildet eine Koaxialleitung, die
das zwischenfrequente Signal den Umschaltkontakten der UKW-Taste zuführt.
2.2.2 HF-ZF-Einheit
Im AM-Eingangsteil werden beim Betätigen einer
Bereichstaste die auf dem Kontaktschieber
befestigten Spulen und Trimmerkondensatoren des
Oszillator- und Eingangskreises eingeschaltet. Die
Antennenkopplung erfolgt in den beiden
KW-Bereichen induktiv und im MW- und
LW-Bereich über die Fußpunktkapazität C2.
ZF-Störungen werden durch den Parallelresonanzkreis L1/C1 weitestgehend unter- drückt.
Für den Mittelwellenbereich befindet sich die Spule
des Eingangskreises auf einem drehbaren
Ferritantennenstab. Die Anordnung der Wicklung ist
so gewählt, daß eine hohe Empfangsleistung erreicht
wird. Voraussetzung dafür ist, daß keine weiteren
kurzgeschlossenen
Spulenteile
auf
dem
Antennenstab
angebracht
sind.
Für
den
Langwellenbereich wird deshalb die gleiche
Antennenspule verwendet und die erforderliche
Induktivität
durch
Reihenschaltung
einer
Induktivität (L3) hergestellt. Der Oszillator arbeitet
bei MW und LW in kapazitiver Dreipunktschaltung
und bei KW I und KW II in induktiver
Rückkopplungsschaltung. Der Mischstufe folgt je
ein Bandfilter für AM- und FM-ZF.
Bei dem zweistufigen AM-ZF-Verstärker erlaubt
die große Verstärkungsreserve, in den ZF-Kreisen
große Kreiskapazitäten zu verwenden. Im Ausgang
des ersten Filters liegt außerdem ein kapazitiver
Spannungsteiler, bestehend aus C27/C28. Durch diese
Maßnahme wird die Gefahr der Übersteuerung des
ZF-Verstärkers durch dicht benachbarte starke
Sender herabgesetzt.
Das erste und zweite ZF-Filter sind in der
Bandbreite umschaltbar. Zum Erzeugen der
Gleichspannung zur automatischen Verstärkungsregelung wird eine Diode der EBF 89 benutzt. Die
Seite - 4 -
Spannungszuführung erfolgt vom Primärkreis des
letzten ZF-Filters. Diese Regelspannungserzeugung
hat den Vorteil, daß im AM-Demodulator ein
höherer
Modulationsgrad
verzerrungsfrei
verarbeitet werden kann. Außerdem tritt durch die
bei Verstimmung gegenüber der Mittenfrequenz
zunächst zunehmende Regelspannung ein stärker
ausgeprägtes Maximum beim Abstimmen nach dem
Magischen Band ein. Dadurch ist selbst bei Stellung
„breit“ des Bandbreitenumschalters ein sicheres
Abstimmen auf Bandmitte möglich.
Die Regelspannung wirkt rückwärts auf die Röhren
2, 3 und 4, wobei der Einsatz der Regelung verzögert
ist. Bild 20 zeigt auszugsweise das Prinzip der
Regelspannungserzeugung. Als Verzögerungsdiode
wird das Bremsgitter der Rö3 verwendet.
Der Verlauf der Regelkurve Bild 21 läßt deutlich
erkennen, daß bei etwa 200 µV die Regelung voll
einsetzt. Dieser Einsatzpunkt wurde gewählt, damit
das Eigenrauschen des Gerätes bei fehlendem oder
schwachem Signal nicht störend angehoben wird.
Für den FM-ZF-Verstärker wird wie üblich der
Heptodenteil der Röhre ECH 81 verwendet. Es folgt
als zweite Stufe die EF 89 und darauf als Begrenzer
die EBF 89. Die Kreiskondensatoren sind mit 32 pF
im Primärkreis und 100 pF im Sekundärkreis so
groß, daß Frequenzverwerfungen durch die
dynamische Eingangskapazität der Röhren auf ein
nicht mehr störendes Maß herabgesetzt werden.
Bei UKW-Empfang wird die automatische
Verstärkungsregelung außer Betrieb gesetzt
(Schalter U13-14 geschlossen) und in den
Anodenzweig der Begrenzerröhre ein Vorwiderstand R17 eingeschaltet (Schalter U23-24
geöffnet).
Die statische Begrenzung setzt bei Eingangsspannungen von etwa 6 µV ein. Es treten keine
Höcker oder Treppen im Verlauf der Begrenzerkennlinie (Bild 22) auf. Im Bereich kleinerer
Eingangsspannungen übernimmt der sorgfältig
dimensionierte
Ratiodetektor
wirksam
die
Amplitudenunterdrückung.
Bild 23 zeigt die für den dynamischen Fall
wirksamen Kennlinien für die AM-Unterdrückung.
Auf der Abszisse ist die Eingangsspannung des
Begrenzers und auf der Ordinate die über den
Brückenzweig des Demodulators auftretende
Spannung (Differenzspannung) aufgetragen. Die
Abbildung enthält drei Kurvenscharen mit den
Parametern
Summenrichtspannung
und
Verstimmung zur Bandmittenfrequenz.
Zum Messen ist zunächst der Widerstand R29
aufzuteilen und von der so geschaffenen Mitte ein
hochohmiges Galvanometer zum NF-Ausgang des
Demodulators zu schalten. Die Aufnahme dieser
Kennlinie müßte zeitlich so rasch erfolgen, daß sich
der Ladungszustand des Elektrolytkondensators C52
nicht verändert. Durch Zuschalten einer Batterie
(Sammler) läßt sich die Zeitkonstante des Gliedes
radio und fernsehen 23 – 1961
W. Eckardt, Jena für www.radiomuseum.org
R29/C52 so weit vergrößern, daß eine punktweise
Messung zulässig ist. Die Aussage des so ermittelten
Diagramms ist recht aufschlußreich. Der Arbeitspunkt A3 gibt die auftretende Differenzspannung bei
einer Eingangsspannung von 152 mV, entsprechend
einer Summenrichtspannung von 6 V, bei + 50 kHz,
± 0 kHz und - 50 kHz Verstimmung gegenüber der
Mittenfrequenz an.
Der weitere Verlauf dieser Kurven zeigt, dass sich
bei Änderung der Eingangsspannung bis zu 70 mV
nach der einen und bis 250 mV nach der anderen
Seite die Differenzspannung nur sehr wenig ändert.
Erst bei Rückgang der Spannung unter 70 mV tritt
eine starke Änderung der Differenzspannung ein.
Faßt man die Änderungen als Amplitudenmodulation auf, dann kann man den maximal zu
verarbeitenden Modulationsgrad leicht ablesen. Für
den beschriebenen Verlauf ergibt sich ein Wert von
50%.
In gleicher Weise läßt sich die Wirksamkeit der
AM-Unterdrückung bei den Kurvenscharen für
3,6 V und 1,2 V Richtspannung erkennen.
Die Tatsache, daß die Amplitudenunterdrückung
nicht nur im Bereich der Mittenfrequenz , sondern
auch bei + 50 kHz und - 50 kHz sehr wirksam ist,
führt allerdings dazu, daß bei der üblichen Praxis der
Messung des Signal/Rauschverhältnisses leicht
Fehler auftreten können, da das Rauschminimum
nicht mehr in einen schmalen Bereich fällt, sondern
über eine relativ große Breite gleichmäßig niedrig ist
bzw. nur sehr leicht schwankt. Die Einstellung nach
Tonmaximum ist deshalb vorzuziehen.
Die Schaltung des Demodulators weist bis auf die
kapazitive Aufteilung des Sekundärkreises keine
Besonderheiten auf. Die Notwendigkeit der
Bifilarwicklung entfällt, und es wird eine gegenüber
der Bifilarwicklung höhere Kreisgüte erreicht, die
sich günstig auf die Wirksamkeit der
AM-Unterdrückung auswirkt.
2.2.3 NF-Einheit
Die Niederfrequenz gelangt über die gehörrichtige
Lautstärkeregelung an die erste Verstärkerstufe. Das
zwischen erster und zweiter NF-Verstärkerstufe
liegende Klangregister gestattet die Wahl der fest
eingestellten Klangbilder „Baß“, „Sprache“ und
„Orchester“.
Beim Betätigen der Klangregistertaste „Regler“ ist
das Klangbild in weiten Grenzen durch die
getrennten Höhen- und Tiefenregler veränderbar.
Durch eine phasenreine Gegenkopplung von der
Sekundärseite des Ausgangsübertragers zur Katode
der 2. Vorröhre wird der Innenwiderstand des
Verstärkers sehr stark herabgesetzt. Er beträgt etwa
1 . Durch diesen gegenüber der Lautsprecherimpedanz sehr niedrigen Wert werden die
unerwünschten Einschwingverzerrungen wirksam
herabgesetzt und damit ein klares und
durchsichtiges Klangbild erreicht. Die Endstufe
arbeitet auf eine eingebaute Lautsprecherkombination (6-W-Breitbandlautsprecher und zwei
Stück 1,5-W-Hochtonlautsprecher) und liefert eine
Ausgangsleistung von Na ≥ 2,5 W bei k = 5%.
OCR-Scan der Seiten 723 bis 731
aus ″radio und fernsehen″ Heft 23/1961
unter Weglassung aller Bilder und Zeichnungen
Bilder zum Artikel
auf den folgenden Seiten 6 bis 11
Seite - 5 -
radio und fernsehen 23 – 1961

Documentos relacionados