Donald Duck und die Patent-Fahnder - Hennigsdorfer Start

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Donald Duck und die Patent-Fahnder - Hennigsdorfer Start
Donald Duck und die Patent-Fahnder - Hennigsdorfer Start-up-Unterne...
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11.02.2012
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Donald Duck und die Patent-Fahnder
Hennigsdorfer Start-up-Unternehmen betreibt
weltweite Recherche im Internet
Hennigsdorf - In Deutschland sind derzeit mehr als eine halbe Million Patente
in Kraft. Jahr für Jahr werden rund 60 000 neue Erfindungen angemeldet,
von denen es etwa 15 000 zur Patentreife schaffen. „Doch nicht in jedem Fall
erfolgt die Patentierung zu Recht“, sagt Petr Nemec.
Er ist Mitbegründer der Firma Blue-Patent, die es sich zur Aufgabe gemacht
hat, im Internet nach Plagiaten und zu Unrecht erteilten Patenten zu
fahnden. Das Besondere daran: Die aufwändige Recherche wird weitgehend
„ausgelagert“. Das Stichwort heißt „Crowdsourcing“, im Deutschen spricht
man von Schwarmintelligenz. Blue-Patent stellt Rechercheaufrufe zu
bestimmten patentrechtlichen Fällen ins Internet. Die weltweite
Netzgemeinde kann sich nun auf die Suche begeben.
Eine Methode, die durchaus funktioniert. „Beim heutigen Wissensstand wird
es immer schwieriger, weltweit den Überblick zu behalten“, sagt Jozo
Mamic, der ebenso wie der Berliner Patentanwalt Jan Stütz zum
Gründerteam gehört. Vielleicht ist die technische Lösung längst gefunden.
Aber niemand kennt hier die chinesische Fachzeitschrift, die russische
Doktorarbeit oder den japanischen Comic.
Ja, auch Zeichentrickserien oder utopische Filme spielen in der
Patentrecherche eine Rolle. Petr Nemec hat ein Beispiel parat. Ein
schwedischer Ingenieur scheiterte in den 1960er-Jahren mit der
Patentanmeldung für sein neues Verfahren zur Hebung gesunkener Schiffe,
indem deren Rumpf mit Plastikbällen gefüllt wird. Denn schon 1949 war das
Verfahren publiziert worden: In der Geschichte „Die gesunkene Yacht“
nutzen Donald Duck und seine drei schlauen Neffen Tischtennisbälle, um ein
Schiff zuheben.
Blue-Planet sieht sich als Dienstleister für kleine und mittlere Unternehmen,
die selbst über keine eigene Patentabteilungen verfügen, aber auch für
große Industrieunternehmen. Für die „ehrenamtlichen“ Rechercheure lohnt
sich die Mühe, sie können Erfolgsprämien zwischen 3000 und 20 000 Euro
erhalten. Die Rechercheergebnisse werden von Fachleuten unter die Lupe
genommen, ehe sie den Firmen zur Verfügung gestellt werden. Diese
müssen dann entscheiden, ob sie vor Gericht ziehen, um ihre Ansprüche
durchzusetzen. Auch im Falle von Plagiaten. Nicht nur Konsumgüter
überschwemmen als Billigkopien den Markt, auch Industriewaren und
Ersatzteile, erläutert Jozo Mamic. Nicht nur ein Verlustgeschäft für die
Originalhersteller, sondern auch lebensgefährlich, wegen der minderen
Qualität der Fälschungen. Bei Blue-Patent fahndet man deshalb derzeit nach
einer gefälschten Bremsscheibe. Dafür sind 3000 Euro Prämie ausgesetzt.
(Von Ulrich Bergt)
12.03.2012 10:14