Senft_Karin_Thesis

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Senft_Karin_Thesis
Karl May
Eine Studie über die deutsche Faszination mit Karl Mays Werken:
Hat das Interesse der heutigen Jugend an seinen Erzählungen nachgelassen?
by
KARIN SENFT
A THESIS
IN
GERMAN
Submitted to the Graduate Faculty
of Texas Tech University in
Partial Fulfillment of
the Requirements for
the Degree of
MASTER OF ARTS
Approved
Dr. Stefanie Borst
Chair
Dr. Charles Grair
Dr. Marlene Selker
Fred Hartmeister
Dean of Graduate School
May, 2009
© 2009 Karin Senft
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
DANKSAGUNG
Ich möchte mich ganz herzlich bei Dr. Borst für die Betreuung dieser Arbeit
bedanken und dafür, dass sie an meine Idee geglaubt hat. Ausserdem bedanke ich mich
bei meinem Thesis-Komitee Dr. Charles Grair und Dr. Marlen Selker für das Editieren
meiner Arbeit
Weiter möchte ich mich bei Dr. Meredith McClain dafür bedanken, dass sie den
deutschen Autor Karl May an der Texas Tech University bekannt gemacht und damit den
Grundstein für meine Arbeit gelegt hat.
Herrn Andreas Barth, Geschäftsführer der Silberbüchse e.V., danke ich dafür,
dass er sich als Karl-May-Fachmann, neben Dr. McClain, immer Zeit für die
Beantwortung aller meiner Fragen nahm und von Anfang an Interesse an meiner Arbeit
zeigte.
Selbstverständlich schulde ich all meinen Freunden und Familienmitgliedern
grossen Dank, die mir mit meinen Umfragen in Deutschland tatkräftig geholfen haben
und aufrichtigen Dank auch an all jene, die sich die Zeit genommen haben, meine
Fragebögen gewissenhaft auszufüllen, denn ohne deren Mithilfe wäre diese These nicht
möglich gewesen.
Schließlich danke ich meinem Mann Rainer, der mich während meines Studiums
und der Entstehung dieser Arbeit begleitete und mich täglich unterstützte. Ihm widme ich
diese Arbeit.
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INHALTSVERZEICHNIS
DANKSAGUNG
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TABELLENVERZEICHNIS
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KAPITEL
I. EINLEITUNG
1
Kurzer Rückblick auf Karl Mays Popularität zu
seinen Lebzeiten
II. MEDIEN, DIE KARL MAYS LITERATUR DEM
BREITEN PUBLIKUM NÄHER BRACHTEN
3
8
Filme, die auf Karl Mays Romanen basieren
8
Zeitschriften
10
Freilichtbühnen
12
Filme, Zeitschriften, Freilichtbühnen – Auf
lange Sicht wirklich ein Ersatz für das
geschriebene Wort?
III. KARL MAYS POPULARITÄT IN DEUTSCHLAND
(BRD) WÄHREND DER SECHZIGER UND SIEBZIGER
JAHRE
15
20
Umfrage zur Popularität Karl Mays in Deutschland
(BRD) während der sechziger und siebziger Jahre
25
Forschungsmethode zur Umfrage der
Jahrgänge 1952 – 1962
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Ergebnis der Umfrage der Jahrgänge 1952 – 1962
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Karl May in der DDR
29
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IV. DAS VERHÄLTNIS DER HEUTIGEN
JUGENDLICHEN IN DEUTSCHLAND ZU
KARL MAY
34
Forschungsmethode zur Umfrage der heutigen
Jugendlichen
34
Ergebnis der Umfrage die heutigen Jugendlichen
betreffend
35
Zum Erstaunen Aller: Ein neuer “Karl-May-Film”
- Der Schuh des Manitu -
42
V. GEGENÜBERSTELLUNG DER ERGEBNISSE DER
UMFRAGE DER ÄLTEREN GENERATION MIT
DENEN DER UMFRAGE DER HEUTIGEN
GENERATION
Daten aus den achtziger Jahren
47
54
VI. EINFLÜSSE AUF LEBEN UND FREIZEITGESTALTUNG
DER JUGENDLICHEN DAMALS UND HEUTE
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Das Reisen
56
Der Computer
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Das Fernsehen
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Das Buch
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VII. FAZIT
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QUELLENVERZEICHNIS
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A. FRAGEBOGEN FÜR DIE JUNGE GENERATION
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iv
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TABELLENVERZEICHNIS
4.1 Zu den beteiligten Jugendlichen
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5.1 Lesebeteiligung
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5.2 Bevorzugte Lesegattung
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5.3 Wie man Karl May kennengelernt hat
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5.4 Durch wen man Karl May kennengelernt hat
50
v
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KAPITEL I
EINLEITUNG
Der Jüngere war genau so gekleidet wie sein Vater, nur daß sein
Anzug zierlicher gefertigt worden war. Seine Mokassins waren mit
Stachelschweinborsten und die Nähte seiner Leggins und des
Jagdrockes mit feinen, roten Nähten geschmückt. Auch er trug den
Medizinbeutel am Halse und das Kamulet dazu. Seine Bewaffnung
bestand wie bei seinem Vater aus einem Messer und einem
Doppelgewehre. Auch er trug den Kopf unbedeckt und hatte das Haar
zu einem Schopfe aufgewunden, aber ohne es mit einer Feder zu
schmücken. Es war so lang, daß es dann noch reich und schwer auf
den Rücken niederfiel. Gewiß hätte ihn manche Dame um dieses
herrliche blauschimmernde Haar beneidet. Sein Gesicht war fast noch
edler als dasjenige seines Vaters und die Farbe desselben ein mattes
Hellbraun mit einem leisen Bronzehauch (May 100-101).
So beschreibt Karl May den Apachen-Häuptling Winnetou, wenn seine Helden
Old Shatterhand und Winnetou zum ersten Mal aufeinander treffen. Auch die Leser
seiner Werke begegnen hier dem jungen Häuptling zum ersten Mal, und für viele beginnt
in diesem Moment eine Faszination mit einer fremden, fernen Welt.
Geboren und aufgewachsen in Deutschland, wurde ich in den sechziger Jahren,
wie viele meiner damaligen Mitschüler, vom “Karl-May-Virus” infiziert. Heute, vierzig
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Jahre später und noch immer großer Karl May Fan, stellte ich mir die Frage: Ist Karl May
den heutigen deutschen Jugendlichen noch immer ein Begriff? Ich versuchte
Informationen über den Bekanntheitsgrad Karl Mays bei den heutigen deutschen
Jugendlichen zu finden, hatte aber keinen Erfolg. Die Statistik, nach der ich suchte,
schien es nicht zu geben.
Daraufhin setzte ich mich mit Dr. Stefanie Borst, Assistant Professor an der
Texas Tech University in Lubbock, Texas, zusammen. Wir haben geplant, eine Studie
über das Verhältnis der heutigen Jugendlichen in Deutschland zu den Werken Karl Mays
durchzuführen. Der Grundstein war gelegt. Ich entwickelte eine Umfrage, mit der ich
hoffte, die Ansichten der heutigen deutschen Jugendlichen zu Karl May weiter zu
erforschen. Um das Umfrageergebnis vorwegzunehmen: Karl May hat es schwer, sich
heute noch bei der jungen deutschen Leserschaft zu behaupten, und wenn nicht gezielte
Aktionen unternommen werden den Trend zu ändern, wird meine Generation die letzte
sein, die Karl May noch immer mit abenteuerlichen Reiseerzählungen vom
amerikanischen Westen oder dem Orient in Verbindung bringen wird. Die noch weiss,
wer Old Shatterhand und Winnetou waren und was eigentlich das Besondere an ihnen ist.
Karl May ist noch immer der meistgelesene deutsche Autor. Im Jahr 2000 erreicht die
Auflagenzahl seiner Werke mehr als 80 Millionen.1 Trotz dieser hohen Zahl erheben sich
Zweifel, dass es jugendliche Leser sind, die hinter dieser hohen Auflagenzahl stecken.
Das Ziel meiner Thesis ist es zu erforschen, ob sie den Autor Karl May noch
kennen und woher er ihnen bekannt ist. Gibt es vielleicht Unterschiede im
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Petzel 19
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Freizeitverhalten meiner Generation und dem, der heutigen Jugendlichen in Deutschland?
Bei näherer Betrachtung dieser erlangten Information werde ich, das langsame
Aussterben der Leser der Literatur Karl Mays erklären.
Im Laufe dieser Arbeit werde ich von Fall zu Fall, um gemachte Aussagen zu
bekräftigen, Teilnehmer beider von mir durchgeführten Umfragen zitieren. Genauere
Angaben zum Ursprung dieser Zitate und den Umfragen finden Sie in den Kapiteln III,
IV und V.
Kurzer Rückblick auf Karl Mays Popularität zu seinen Lebzeiten.
Was Schiller und Lessing einhundert Jahre zuvor versagt geblieben war, wurde
von Karl May erreicht: Er konnte von dem Erfolg seiner Werke gut leben, das heißt, er
erreichte eine Auflagenhöhe, die ihm schon zu Lebzeiten genug Einkommen bescherte,
um ein finanziell sorgenfreies Leben führen zu können. Ein Grund dafür war
wahrscheinlich, dass er seine Erzählungen für das breite Publikum schrieb und nicht nur
für die damals doch relativ kleine, gebildete Oberschicht. Im Jahre 1896 hatten seine
Werke bei seinem Verleger Fehsenfeld bereits eine Auflagenhöhe von 359 000 Stück
erreicht. Karl May wurde “salonfähig” (Ostwald). Ein Hauptgrund für seinen Erfolg war,
dass seine Werke erst als Fortsetzungsromane im Auftrag der katholischen Kirche in der
Zeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, veröffentlicht wurden. Da es sich
hierbei um eine Familienzeitschrift handelte, wurde diese von Knaben, Mädchen und
auch den Erwachsenen der Familie gelesen, was zum guten Verkauf beitrug. Warum es
gerade die katholische Kirche war, die auf Karl May zuging, erklärt Erich Schön in
seinem Artikel Kein Ende von Buch und Lesen wie folgt:
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Tradidionell galt, dass Protestanten mehr lasen, vor allem zur Qualifikation, aber
auch zur “Bildung”: das Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts war vor allem
protestantisch, der Katholizismus stand dem eher skeptisch gegenüber.
Andererseits war die Adiaphora-Diskussion des 17. und 18. Jahrhunderts eine
prostestantische Angelegenheit; Katholiken hatten stets, wiewohl sie insgesamt
weniger lasen, gegenüber Belletristik weniger Berührungsängste (55).
Es fällt auf, wie Dr. Meredith McClain in einem am 7. Februar 2009 geführten
Telefongespräch mit mir aufzeigt, dass in den Werken Karl Mays die brüderliche Liebe
und nicht die Sexualität im Vordergrund steht. Sobald sich für die Helden Old
Shatterhand und Winnetou eine Romanze anzubahnen scheint, sind es die Frauenrollen,
die ein “Happy-End” dieser Romanzen verhindern. Kurz gesagt, die Frauen müssen
sterben. Im Falle von der Romanze zwischen Old Shatterhand und Nscho-tschi, der
Schwester Winnetous, wird Nscho-tschi von Santer erschossen und Old Shatterhand
bleibt trauernd zurück. Sie kann also der Männerfreundschaft nicht mehr gefährlich
werden. Eine Ehe mit ihr hätte sicher das Ende von weiteren Abenteuern bedeutet. Die
andere Romanze zwischen Winnetou and Ribanna, der Tochter des Häuptlings der
Assiniboins, endet, wenn sich Ribanna gegen Winnetou und für Old Firehand
entscheidet. Um auch hier der Romanze ein klares Ende zu setzen, wird auch sie einige
Jahre nach der Eheschliessung mit Old Firehand, getötet. Die Liebe zwischen den
Geschlechtern wird in den Hintergrund gedrängt, damit die Blutsbrüder nicht durch
Ehefrauen davon abgehalten werden weitere Abenteuer zu bestehen.
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Erst später wurden die einzeln im Deutschen Hausschatz in Wort und Bild
erschienenen Fortsetzungsgeschichten von Karl May zusammengestellt und als Bücher
herausgebracht. Nachdem diese so entstandenen Bücher hohe Verkaufszahlen erzielten,
ging er dazu über, seine Werke sogleich als gebundene Bücher zu veröffentlichen. Mit
seinen fesselnden Abenteuerromanen öffnete er den Menschen, ob jung oder alt, das ”Tor
zur Welt”.
Hierzu sei bemerkt, dass zwischen 1816 und 1914 etwa 5.6 Millionen Deutsche in
die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten2. Der Goldrausch in Kalifornien von
1848 bis etwa 1855 zog viele Abenteuerlustige in seinen Bann. Ein großer Teil der
Einwohner Deutschlands kannten also jemanden, der ausgewandert war oder spielte
selbst mit dem Gedanken das Land zu verlassen. Man wollte sich selbst informieren, wie
es sich denn dort im fernen Amerika lebte und welche Zustände herrschten. Wollte
wissen, was für ein Leben die Ausgewanderten dort erwartete. Karl Mays Werke boten
Antworten zu all diesen Fragen. Selbst wenn es vielen seiner Leser nur möglich war, von
der großen weiten Welt zu träumen, beim Lesen eines seiner Werke entführte einen die
Fantasie an den jeweiligen Handlungsort der Geschichte. Dadurch, dass er viele seiner
Hauptpersonen als Deutsche idendifizierte, erleichterte er seinen Lesern in deren
Fantasie, selbst in die Rolle dieser Helden zu schlüpfen. So war der Lehrer Winnetous,
Klekih-petra, ein deutscher Auswanderer, der dem jungen Apatchen-Häuptling neben
anderen westlichen Wissenschaften auch die deutsche Sprache lehrte. Somit ebnete Karl
May den Weg, dass sich Winnetou mit seinem späteren Blutsbruder Old Shatterhand in
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Berman 287
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dessen Muttersprache unterhalten konnte und Karl Mays Leser ganz natürlich allen
Unterhaltungen der beiden folgen konnten.
Auch Old Shatterhand ist ein Deutscher. Er allerdings kehrt von Zeit zu Zeit in
sein Heimatland zurück. Damit stellt Karl May sicher, dass es noch immer eine
Verbindung nach Deutschland gibt und seine Leser auch hier das Gefühl haben, die
Abenteuer selbst zu erleben. Schliesslich ist der Held “einer von uns”.
Die beginnende Industrialisierung in Deutschland führte zu einer Landflucht der
Menschen aus den Dörfern in die großen Städte, was auf längere Sicht zu mehr Freizeit
und höherem verfügbaren Einkommen führte. Daher hatten die Menschen zum ersten
Mal Zeit und Geld zum Lesen, bezahlten dieses aber mit dem Verlust der Natur und
gewissen Freiheiten, die das frühere Landleben ihnen bieten konnte. Man brauchte jetzt
also einen Ersatz dafür: Karl Mays Abenteuerromane. Die Geschichten kamen gerade zur
rechten Zeit und füllten die hier auf einmal entstandene Lücke. Das war der Schlüssel zu
seinem Erfolg.
In den nächten Kapiteln werden zuerst die Medien, die Karl Mays Literatur dem
breiten Publikum näher brachten, behandelt. Des Weiteren werde ich die Popularität Karl
Mays in Deutschland während der sechziger und siebziger Jahre aufzeigen. Danach folgt
eine Untersuchung des Verhältnisses der heutigen Jugendlichen in Deutschland zu dem
Autor Karl May. Diese wird gefolgt von einem Kapitel, das die Ergebnisse der Umfrage
der älteren Generation, den Ergebnissen der Umfrage der heutigen Generation
gegenüberstellt. Ein weiteres Kapitel behandelt die Einflüsse auf das Leben und die
Freizeitgestaltung der Jugendlichen damals und heute, um schließlich die
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Schlussfolgerung aus den gesammelten Erkenntnissen im letzten Kapitel meiner These zu
ziehen.
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KAPITEL II
MEDIEN, DIE KARL MAYS LITERATUR DEM BREITEN
PUBLIKUM NÄHER BRACHTEN
Die nachfolgenden Absätze erläutern, welche Medien dazu beitrugen, Karl May
einem breitem Publikum zugänglich zu machen, was schließlich in den sechziger und
siebziger Jahren zu einer regelrechten Karl-May-Welle in der Bundesrepublik
Deutschland führte.
Filme, die auf Karl Mays Romanen basieren
Schon 1920 wurde der erste Film, der auf Ideen Karl Mays basierte, von der
Ustad-Film Dr. Droop & Co., Berlin mit dem Titel: Auf den Trümmern des Paradieses3
gedreht. Diesem folgten noch im gleichen Jahr und von der selben Gesellschaft zwei
zusätzliche Filme mit folgenden Titeln: Die Todeskarawane und Die Teufelsanbeter.
Weitere Produktionen anderer Gesellschaften folgten in den Jahren 1935, 1958 und 1959.
Der richtig große Erfolg kam jedoch erst mit dem Film der Rialto (Hamburg)/Jadran
(Zagreb)/S.N.C. (Paris) Produktion. Unter der Regie von Harald Reinl wurde 1962 Der
Schatz im Silbersee, der sich zum kassenstärksten Film der Spielzeit 1962/63 in
deutschen Kinos entwickelte (Unucka 23), verfilmt. Der Film kam Weihnachten 1962 in
die deutschen Kinos und es stellte sich bald heraus, dass man mit diesem ersten
deutschen Nachkriegs-Western auf eine Goldgrube gestoßen war. Die Serie war
unvermeidbar. In kurzer Zeit folgten von der Rialto Film:
1963
3
Winnetou I
Unucka 20
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1964
Winnetou II
1965
Unter Geiern
1965
Der Ölprinz
1965
Winnetou III
1965
Old Surehand I
1966
Winnetou und das Halbblut Apanatschi
1966
Winnetou und sein Freund Old Firehand4
Doch die Rialto Film war nicht die einzige Gesellschaft, die auf der plötzlichen
Karl-May-Welle schwamm, auch die CCC (Berlin)/Criterion (Paris)/Serena (Rom)/Avala
(Belgrad) Produktionsgesellschaft (im Laufe der Jahre änderte sich die
Zusammensetzung der Gesellschaft, aber CCC Berlin blieb als deutscher Partner immer
dabei) hatte Riesenerfolge mit ihren Filmen:
4
5
1963/64
Old Shatterhand
1964
Der Shut
1964/65
Der Schatz der Azteken
1964/65
Die Pyramide des Sonnengottes
1965
Durchs wilde Kurdistan
1966
Im Reiche des silbernen Löwen
1967
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten5
Unucka 23-30
Unucka 23-30
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Als Dritter im Bunde versuchte es die Franz Marischka (München)/Orbita (Madrid)/Pea
(Neapel) Gesellschaft.
1965
Das Vermächtnis des Inka6
Hier blieb es jedoch bei diesem einen Film, denn zu dem Zeitpunkt als dieser in die
Kinos kam, hatte die May-Welle ihren Höhepunkt bereits überschritten.
Nun ist es fraglich, ob die Filme auch die Leserschaft Karl Mays erweiterten, aber
es ist unbestritten, dass sie den Bekanntheitsgrad von Old Shatterhand und Winnetou
zusammen mit ihrem Schöpfer, gewaltig erhöhten. Plötzlich kannte jeder Mann, jede
Frau und jedes Kind in Deutschland Old Shatterhand, den Westmann und Winnetou, den
Apachen-Häuptling, die Blutsbrüder aus den Karl-May-Filmen waren ein Riesenerfolg.
Bis zum heutigen Tag werden die Filme regelmäßig im deutschen Fernsehen wiederholt.
Der Verdacht zwingt sich auf, dass zur Jahrtausendwende, in unserer schnelllebigen Zeit,
der Mythos Karl May eher durch bewegte Bilder und nicht mehr durch Buchseiten
transportiert wird.
Zeitschriften
Eine der bedeutensten Jugendzeitschriften im Deutschland der sechziger und
siebziger Jahre war BRAVO, herausgegeben vom Heinrich-Bauer-Verlag in München.
Dazu bei Blücher, Viggo und Graf (Shell-Studie 50-51):
18% stehen für einen Typ von Zeitschriften, die ursprünglich für Erwachsene
gedacht war, inzwischen aber nahezu ausschließlich von Jugendlichen gelesen
wird und dieser Tatsache Rechnung trägt. Sie verkaufen leichteste Kost. Es sind
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Unucka 29
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dies die Film- und Schlager-Illustrierten, das heißt Zeitschriften mit
Erwachsenencharakter, die sich in Aufmachung und Jargon jugendlich geben.
Diese dominieren mit weitem Abstand vor allen anderen genannten Zeitschriften.
Allen voran wird “Bravo” genannt.
Stolz feierte BRAVO im Jahre 2006 ihr 50-jähriges Jubiläum. Natürlich dauerte es nicht
lange, bis auch das Magazin 1964 auf der Karl-May-Welle mitschwamm. Innerhalb
kürzester Zeit verhalf sie dem Franzosen Pierre Brice (Winnetou), dem Amerikaner Lex
Barker (Old Shatterhand) und der Französin Marie Versini (Winnetou’s Schwester
Nscho-tschi) an die Spitze der beliebtesten Schauspieler in Deutschland zu gelangen. Die
Karl-May-Welle sollte sich für BRAVO auszahlen. Die Magazine wurden den
Zeitschriftenhändlern förmlich aus den Händen gerissen, denn ein absoluter
Verkaufsschlager waren die sogenannten “Starschnitte”. Man musste etwa 20 aufeinander
folgende Hefte kaufen, um seinen Star aus den einzelnen, in jedem Heft nur eins, Teilen
in Lebensgröße zusammensetzen zu können. Viele Fans hatten damals wenigstens einen
ihrer Lieblinge an der Zimmerwand hängen: Winnetou, Old Shatterhand oder Ntschotschi. Bis zu 1,2 Millionen Exemplare7 gingen damals wöchentlich über den Ladentisch.
Karl May wurde für BRAVO zur Goldgrube.
Freilichtbühnen
Ein weiteres Medium, welches während der damaligen Zeit zur Verbreitung von
Karl Mays Werken beigetragen hat, waren und sind zum Teil noch immer die in
verschiedenen Städten Deutschlands stattfindenden Theatervorstellungen auf
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BRAVO: www.bravo-archiv.de/auswahl.php?link=preisentwicklung.php
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Freilichtbühnen – die Karl-May-Festspiele, die, wetterbedingt, vornehmlich im Sommer
stattfinden. Diese Veranstaltungen haben den Vorteil, dass sie etwas für die ganze
Familie sind und erfreuen sich deshalb noch immer grosser Beliebtheit. Der Besuch der
Karl-May-Festspiele ist ein Wochenendausflug für die ganze Familie. Gemäß Michael
Petzels Das große Karl-May-Lexikon aus dem Jahre 2000 gibt oder gab es Vorstellungen,
die auf Karl May basieren, auf Freilichtbühnen in folgenden deutschen Städten:
Bad Segeberg
seit 1952
Elspe
seit 1958
Rathen
1938-1941, dann wieder ab 1984
Werder/Havel
1940
Ratingen
1949-1994
Bentheim
1953 und 1960
Homburg/Saar
1965
Berlin/Rehberge
1963/1964
Mühlheim a.d. Ruhr 1971
Barkhausen
1973
Annaberg-Buchholz seit 1987
8
Mörschied
seit 1990
Thale
1991-1992 und 1998
Altenbrak
seit 19938
Petzel 109
12
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Ich möchte mich hier auf die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg in SchleswigHolstein konzentrieren.
Zum ersten Mal bin ich den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg im Fernsehen
begenet. An das genaue Jahr kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es war sicher etwa
zu der Zeit, als ich meine Liebe zu Karl May entdeckte. Die Festspiele wurden von 1957
bis 1979 im NDR (Nord Deutscher Rundfunk), anfangs sogar live, übertragen.
Geographisch sind die Freilicht-Spiele in Bad Segeberg, die am nähesten zu
Braunschweig liegenden, trotzdem sollte es für mich bis Mitte der achtziger Jahre dauern,
bis ich sie zum ersten Mal besuchte. 1986 war es dann soweit. Ich sah die Aufführung
von “Halbblut” im Freilichttheater am Kalkberg. Es war der Anfang einer neuen
Leidenschaft. Bedingt durch die Tatsache, dass es sich um Freilichtspiele handelt, fanden
die Aufführungen natürlich nur im Sommer statt und man konnte jedes Jahr eine neue
Inszenierung besuchen. Manchmal ergab es sich, dass man mehr als einmal fahren
musste, denn bedingt durch das Wetter, kam es gelegentlich vor, dass eine Aufführung
dem Regen zum Opfer fiel. Am Besten bestellte man die Karten telefonisch vor, um auch
sicher zu gehen, Plätze in den vorderen Reihen zu bekommen, daher konnte man nie
sicher sein, wie das Wetter am Tage der reservierten Plätze sein würde. So fiel die eine
oder andere Vorstellung dem Regen zum Opfer, aber der Veranstalter tauschte die Karten
einer “Regenveranstaltung” gegen neue für eine andere Aufführung ein. Das war zwar
mit einiger Fahrerei verbunden, trübte die Laune aber nie so sehr, um nicht im nächsten
Jahr die neue Vorstellung sehen zu wollen. Denn gegen den Regen können auch die
Helden des “Wilden Westens” nichts ausrichten, und die Sicherheit der Akteure und der
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Pferde geht der Bequemlichkeit der Zuschauer vor. Und so pilgerte ich jedes Jahr bis
1994 zu den Festspielen nach Bad Segeberg. Anfang 1995 immigrierte ich in die USA
und habe leider seitdem keine der Vorstellungen mehr gesehen. Aber als alter Fan habe
ich fest vor, eines Tages an diesen wunderbaren Ort zurückzukehren und wieder eine
Vorstellung zu besuchen.
Wie fing alles hier an? Die Stadt Bad Segeberg hatte mit dem Inhaber der Rechte
an den Werken Karl-Mays verhandelt und man hatte sich 1952 geeinigt. Im gleichen Jahr
fanden die ersten Karl-May-Festspiele am Kalkberg in Bad Segeberg statt.
Viele Bürger Bad Segebergs waren in die Vorbereitungen der ersten
Spiele eingebunden. Freiwillig schneiderten sie, tanzten, versorgten
die Pferde, schufen mit am großartigen Bild dieser Spiele.
Eine Stadt spielte Indianer!
Zu den fünfzehn Aufführungen, die am 16.August 1952 um 19.30 Uhr
begannen, kamen fast 98.400 Menschen. Ein unerwarteter, aber erhoffter
Erfolg.9
Seit dieser Zeit finden regelmäßig im Sommer, mit grossem Erfolg, die Karl-MayFestspiele in Bad Segeberg im Freilichttheater am Kalkberg statt.
Heute gibt es nicht nur die Festspiele. Am Vorplatz des Kalkberges hat sich ein
ganzes Western-Dorf Indian Village angesiedelt und man kann alles, was mit Indianern,
Westmännern und im entferntesten Sinne vielleicht auch noch mit Karl May zu tun hat,
hier kaufen. Für die heutige Generation scheinen die bloßen Theateraufführungen nicht
9
Kalkberg GmbH Bad Segeberg 17
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
mehr zu genügen. Die Erinnerungen an das Gesehene und vielleicht ein paar gemachte
Fotos reichen nicht. Man will mehr mit nach Hause nehmen. Man will ein “Teil von
Winnetou” besitzen und so kauft man etwas um es dann mit nach Hause nehmen können.
Die Veranstalter geben diesem Trend natürlich gerne nach, denn die Kasse muss
stimmen.
Filme, Zeitschriften, Freilichtbühnen –
Auf lange Sicht wirklich ein Ersatz für das geschriebene Wort?
In den vorangegangenen Absätzen wurde dargelegt, welche Medien Karl May in
den sechziger- und siebziger Jahren zu großer Popularität verholfen haben. War vielleicht
die Publicity, die Karl May in den sechziger und siebziger Jahren durch Film,
Zeitschriften und Freilichtbühnen in Deutschland erfahren hat, ein Grund dafür, warum
es Karl May bei den heutigen Jugendlichen schwer hat? Wurde das Buch und damit das
Lesen von Karl Mays Büchern, durch andere, schnelllebigere Medien in dieser Zeit
verdrängt?
Zuerst ein Blick auf die Zeitschriften. Hier finden wir ab und zu noch einmal
einen Artikel über den Darsteller des Winnetou in den Filmen der sechziger Jahre: den
Franzosen Pierre Brice, der, da er in den neunziger Jahren den Winnetou bei den
Festspielen in Elspe und Bad Segeberg verkörperte, noch einem großen Teil der
deutschen Bevölkerung bekannt ist. Hier geht es allerdings nur um den Schauspieler, der
den Winnetou spielte; der Name Karl Mays wird nicht erwähnt (so zum Beispiel im
Artikel von Anfang 2008 in “Die Neue Frau” – Pierre Brice “Ohne Hella wäre ich
verloren”.) So lange Pierre Brice noch lebt, wird auch der Film-Winnetou noch nicht
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sterben. Die heutige deutsche Jugend interessiert sich jedoch nicht für den alten
Franzosen, der am 6. Februar 2009 achtzig Jahre alt wurde. Als Beweis, dass er noch
immer ein Publikumsliebling in Deutschland ist, möchte ich kurz erwähnen, dass der
achtzigste Geburstag des Schauspielers der Internet-Ausgabe der ARD
Nachrichtensendung Tagesschau einen Artikel mit der Überschrift: Pierre Brice wird 80.
Ruhig. Überzeugend. Winnetou. wert war. Da der Darsteller des Old Shatterhand, der
Amerikaner Lex Barker, bereits am 11. Mai 1973 verstarb, wurde es um seine Person
schon in den siebziger Jahren ruhig. Sicher erinnern sich viele Fans meiner Generation
noch an ihn, aber der Ruhm, von dem Pierre Brice durch anhaltende schauspielerische
Tätigkeit noch immer zehrt, blieb ihm versagt. Der heutigen Generation sagt sein Name
nichts mehr.
Natürlich gibt es heute auch Karl-May-Fan Magazine. Unter denen die Zeitschrift
Karl May & Co. wohl die bekannteste ist. Hier ist es allerdings so, dass man erst KarlMay-Fan wird, bevor man das Magazin liest, denn es ist nicht im Handel erhältlich,
sondern nur durch ein Abonnement zu beziehen. Allerdings kann man auch einige
Berichte auf der Webseite des Mescalero e.V. lesen. Wie gesagt, dieses Angebot wird
sicher hauptsächlich nur von Karl-May-Fans genutzt.
Nun möchte ich mich den sehr erfolgreichen Karl-May-Filmen zuwenden und
auch hier die Frage stellen: helfen sie auch heute noch der Popularität des Schriftstellers
Karl May? Diese Frage ist wohl eher mit nein zu beantworten. Sicher werden die Filme
auch heute noch ab und zu im deutschen Fernsehen gezeigt, werden aber hauptsächlich
wohl vom älteren Publikum angesehen - denen, die mit ihnen aufgewachsen sind und
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
dadurch vielleicht an ihre Jugend erinnert werden. Diese Filme haben mit den
Abenteuerfilmen der heutigen Filmgeneration jedoch kaum noch etwas gemeinsam. Wo
früher noch hunderte von Komparsen für Massenszenen notwendig waren, wird für die
heutigen Szenen alles am Computermischpult produziert. Es sind technische Effekte
möglich, von denen man in den sechziger Jahren nicht einmal geträumt hat, und das ist
es, was die heutigen Jugendlichen im Kino sehen wollen. Schauspieler, Pferde und
schöne Landschaften reichen heute nicht mehr um die Lichtspielhäuser zu füllen oder
wenigstens die Jugendlichen in die Fernsehsessel zu Hause zu ziehen. Die Filme haben
Karl May zwar in den sechziger- und siebziger Jahren zu grosser Popularität verholfen,
werden heute aber wohl bald ausgedient haben. Hierzu zwei kurze positive Kommentare
von zwei Umfrage-Teilnehmerinnen der älteren Generation: “Tolle Unterhaltung, super
Musik, schöne Landschaftsaufnahmen” und ähnlich: “ Die Musik und die Landschaften
waren schön.” Wenn mit Pierre Brice, der letzte der Filmhelden stirbt, werden auch diese
Filme bald für immer im Archiv bleiben und verstauben.
Zum Abschluss dieses Kapitels nun ein Blick hinüber auf die Freilichtbühnen.
Diese könnten für einige Zeit noch ein guter Botschafter für Karl May sein, denn ein
Besuch der Freilichtbühne ist immer mit einem Familienausflug zu verbinden. Es ist der
Einfluss der Eltern, der hier auf die Kinder einwirkt. Als Zuschauer einer Freilichtbühne
ist man “mit dabei”. Die Zuschauer sind manchmal nur wenige Meter von der Bühne
entfernt. Oft werden Fotos gemacht, die sich die Familie dann zu Hause gemeinsam
anschauen kann, und es wird über das gemeinsam erlebte Abenteuer noch einmal
gesprochen. Hier keimt vielleicht in dem einen oder anderen Kind oder Jugendlichen der
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Wunsch, doch einmal eines der Bücher von Karl May zu lesen und neben der gerade
erlebten Geschichte noch ein anderes Abenteuer seiner Helden mitzuerleben. Die
Freilichtspiele bekommen nicht das Stigma “ein alter Hut” zu sein, denn sie werden jedes
Jahr neu inszeniert und sind immer “live”, was heute eher zum Leben der Jugendlichen
passt - besser jedenfalls als ein Abenteuerfilm aus den sechziger Jahren. Hierzu möchte
ich einen der von mir befragten Jugendlichen zitieren:
Ich fand die Festspiele in Bad Segeberg sehr gut, weil es halt live war und die
Action von Indianern und Cowboys wurde gut rübergebracht. Im Fernsehen guck
ich mit die Verfilmungen eher selten an.
Dieser Jugendliche fasst in zwei Sätzen zusammen, was der heutige Trend zu sein
scheint: Festspiele ja, Filme eher nein. Eine andere Jugendliche bestätigt mit ihrer
Aussage, dass ein Ausflug zu den Karl-May-Festspielen auf jeden Fall eine
Familiensache war: “Ich fand die Karl-May-Festspiele sehr schön, jedoch kann ich mich
leider nicht daran erinnern wie ich mich gefühlt habe, da ich noch sehr klein war.” Eine
weitere Jugendliche erklärt ganz einfach: “Ich finde die Festspiele total toll und
spannend.” Während die nachfolgend zitierte Jugendliche die von mir aufgestellte These
bezüglich der Filme bestätigt: “Wenn ich Filme von Karl May sehe, bin ich teils
gelangweilt.” Die hier zitierten Kommentare bekräftigen auf jeden Fall, die hier
beschriebenen Vermutungen bezüglich des Verhältnises der heutigen Jugendlichen zu
den Karl-May-Filmen der sechziger Jahre und den heute angebotenen Karl-MayFestspielen. Nämlich dass die Filme der sechziger Jahre für die heutigen Jugendlichen in
Deutschland wohl nicht genug technische Effekte aufweisen und deshalb sicher auf das
18
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
junge Publikum altmodisch wirken. Die Freilichtbühnen, bedingt dadurch, dass sie sich
den heutigen Verhältnissen anpassen können, könnten in der Lage sein, den Mythos Karl
May noch einige Zeit am Leben zu erhalten. Näheres zur Rezeption der Festspiele bei
den heutigen Jugendlichen in Kapitel IV.
Im nächsten Kapitel werde ich die Popularität von Karl May in den sechziger und
siebziger Jahren in der Bundesrepublik Deutschland beschreiben. Um hierzu die Situation
in der DDR nicht unerwähnt zu lassen, werde ich kurz aufzeigen, welche Bedeutung Karl
Mays Literatur dort hatte. Ausserdem werde ich in dem folgenden Kapitel, die aus der
Umfrage der älteren Generation erhaltenen Daten auszeigen und analysieren.
19
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
KAPITEL III
KARL MAYS POPULARITÄT IN DEUTSCHLAND (BRD)
WÄHREND DER SECHZIGER UND SIEBZIGER JAHRE
Vom Ende der sechziger Jahre an kann ich auch auf meine eigenen Erinnerungen
zurückgreifen. Das Jahr, in dem ich mit dem “Karl-May-Virus” infiziert wurde, war
1969. Ich weiß es noch wie heute. Wir waren auf Klassenfahrt in Königskrug im Harz.
Meine Freundin Karin-Annette Pfeiffer (heute: Spieweg) hatte ein paar ihrer Karl May
Bücher mitgebracht und sie überredete mich, doch einmal eins auszuprobieren. Ich
stimmte zu, sie gab mir Winnetou I und ich begann zu lesen: Ein Greenhorn. Das erste
Kapitel zog sich für mich unendlich lang hin, und ich wollte das Buch wieder aus der
Hand legen, als ich aus dem Bett meiner Freundin ihre Stimme vernahm:”Les’ weiter!”
Da es in meiner Natur liegt, Bücher, die ich anfange zu lesen, bis zum Ende
durchzulesen, auch wenn sie mir nicht unbedingt gefallen, brauchte sie mich nicht lange
zu übereden und ich las weiter. Was soll ich noch sagen, plötzlich hatte mich das Buch
gefesselt und ich wollte nicht mehr aufhören zu lesen. Das war der Moment, in dem ich
zum Karl-May-Fan wurde. Zuerst lieh ich mir weitere Bücher von Karin-Annette. Bald
wollte ich jedoch meine eigenen Bücher besitzen und mein Taschengeld wurde zum
großen Teil in Karl-May-Bücher investiert.
Karin-Annette war durch ihren Vater zu Karl May gekommen. Dieser besaß eine
Karl-May-Buch-Sammlung und auch eine Sammlung von Karl-May-Schallplatten, so
dass wir uns manchmal bei ihr zu Hause trafen um diesen zusammen zu lauschen. Bald
darauf sahen wir auch unseren ersten Karl-May-Film im Kino gemeinsam: Winnetou I.
20
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Im “Palast-Kino” in Braunschweig, bezahlten wir DM 1.00 Eintritt pro Person und
bekamen dafür eineinhalb Stunden “allein” mit unseren Helden im “Wilden Westen”. Es
war der Film der Rialto Produktion, dessen Uraufführung am 11. Dezember 1963 in
München (Unucka 23) gewesen war. Hauptdarsteller waren Lex Barker als Old
Shatterhand und Pierre Brice als Winnetou. Nun muss ich sagen, dass ich auch heute
noch jemand bin, der gern zuerst das Buch liest und dann den Film sieht, um mir zuerst
mein eigenes Bild der Hauptcharaktere zu machen und dann später mein Bild mit dem
des Filmemachers zu vergleichen. Nun, Old Shatterhand und Winnetou waren aus meiner
Fantasie direkt auf die Leinwand gesprungen, so genau stimmten meine Fantasie mit dem
Bild des Filmemachers in Bezug der beiden Hauptdarsteller überein.
Die wildromantischen Landschaften der jugoslawischen Filmgebiete um Zadar,
Sibenik und Rijeka entsprachen zwar nicht der realen Landschaft der Rocky Mountains
und des Llano Estacado, aber Kroatien verkörperte, was man sich 1962 unter dem
“wilden Westen” vorstellte. Eines war klar, diese karge Landschaft mit den Kalkfelsen
war nicht in Deutschland und das war für die Zuschauer sehr wichtig. Man wollte eine
andere Welt sehen, nicht den grünen deutschen Wald und saftige Wiesen mit grasenden
schwarz-weißen Holsteiner Kühen oder braunen Alpenmilch Kühen. Wie es wirklich in
den Teilen der USA aussah, in denen Karl May seine Geschichten ansiedelte, war zu
dieser Zeit nicht vielen Deutschen bekannt. Der Kinotraum vom “Wilden Westen” brach
die Enge des biederen Nachkriegsdeutschlands auf. Viele Karl-May-Fans teilten meine
Meinung, dass der Film gelungen war, denn Winnetou I war der zweite Film in einer sehr
erfolgreichen Reihe, die 1974 endlich auch ihren Weg ins deutsche Fernsehen fand.
21
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Dieser Umstand, dass die Karl-May-Filme auch im deutschen Fernsehen gezeigt wurden,
erweiterte die Zuschauerbasis erheblich.
Ich möchte jedoch noch einen weiteren Karl-May-Fan zu Worte kommen lassen:
Rainer Gagelmann (geboren 1948). Bei meinen Forschungen bin ich auf sein Buch,
veröffentlicht im Karl-May-Verlag, aufmerksam geworden. Der Titel dieses Werkes ist:
Soll die Jugend Karl May lesen? Das Buch wurde 1967 herausgegeben und ist nur 31
Seiten stark, macht aber deutlich, wie sehr Karl May ihn während seiner Jugend in den
sechziger Jahren beeindruckt hat. Er schildert, wie er in seiner Jugend seinen ersten KarlMay-Film sah und daraufhin veranlasst wurde, in der folgenden Zeit mehr als dreißig
Karl-May Bücher zu lesen. Er begegnete Karl May (ohne eines seiner Werke zu kennen)
zuerst als etwa Zwölfjähriger in seiner Pfadfindergruppe. Auf einer dieser Gruppenreisen
wurde eine Indianergruppe gegründet. Jedes Mitglied erhielt einen indianischen Namen,
den die Gruppenmitglieder aus den Karl-May-Büchern entnahmen. Dabei wurde jedoch
der Name Winnetou tunlichst vermieden, denn das war ein Heiligtum und niemand
wagte, sich nach diesem grossen Vorbild zu nennen. Rainer Gagelmann spielte mit,
konnte sich jedoch von dem Mythos Winnetou keinen rechten Begriff machen. Jahre
später machte sein Lehrer im Unterricht folgende Bemerkung (Name des Lehrers ist in
dem Buch leider nicht genannt): “Ein Junge, der niemals Karl May gelesen und niemals
Indianer gespielt habe, sei kein richtiger Junge.”
Rainer war zu diesem Zeitpunkt siebzehn Jahre alt und irgendwie blieb diese
Aussage in seinem Kopf hängen, denn er war ein solcher Junge. Es sollte nicht mehr
lange dauern bis er seinen ersten Karl-May-Film sah und damit seine Vorliebe für Karl
22
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
May entdeckte. Er lebte nur noch für Karl May. Mit 18 Jahren stellte er einen Vortrag
zusammen, den er bei verschiedenen Veranstaltungen im Raum Braunschweig und
Helmstedt vortrug. Nicht alle seiner Zuhörer teilten seinen Enthusiasmus für Karl May,
und er sah sich neben freundlichen Meinungen auch feindlichen Angriffen ausgesetzt.
Daraus entstand die Idee, einen Brief an die von ihm besonders geliebten Schriftsteller zu
senden, und um deren Meinung über Karl Mays Werke zu fragen. In den Jahren 1965 und
1966 sandte er 26 Anfragen ab und bekam 23 Antworten zurück. Sechzehn dieser
Persönlichkeiten gaben ihre Einwilligung zur Veröffentlichung ihrer Briefe. Diese
Anwortschreiben sind es, die in dem genannten Werk veröffentlicht wurden. Unter
anderen sind Briefe von Ingeborg Bachmann, Erich Kästner und Ina Seidel dabei.
Ausserdem sollte man noch erwähnen, dass die Mehrzahl der Antwortschreiben positiv,
“ja” zu Karl May, ausgefallen sind. Ich möchte an dieser Stelle einige der Schriftsteller
zitieren. So sagt Wolfdietrich Schnurre (29) unter anderem:
Ich glaube absolut nicht, daß Karl May die Jugend verdirbt. Im Gegenteil, ich
meine, daß die Jugend getrost alle seine über 60 Bände lesen sollte, denn er
schreibt spannend, sehr anschaulich, und nichts, was er sich ausgedacht hat, ist
aus der Luft gegriffen. Ich habe selber alle 61 Bände von ihm gelesen und fand
sie zum großen Teil recht aufregend.
Günter Eich fast sich kürzer, hat aber auch etwas positives zu bemerken: “Natürlich
sollen Sie Karl May lesen, wer hätte das nicht getan?” Auch Friedrich Jünger spricht sich
für das Lesen von Karl May aus:
Die Behauptung, daß Karl May die Jugend verderbe, ist, wie sich versteht, Unfug.
23
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Eher verdirbt die Jugend die Bücher, die sie liest. Lesen Sie also solange Sie Spaß
daran haben.
Nachdem ich vorangehend drei positive Zitate aufgeführt habe, möchte ich auch noch
eine der kritischeren Aussagen zitieren. Hierzu habe ich einen Teil des Briefes von
Arnold Zweig gewählt:
Vor allem empfehle ich Ihnen aber jetzt erst einmal, sich ein Buch von unserem
Egon Erwin Kisch zu leihen oder bei uns zu kaufen “Paradies Amerika”. Dieser
ausgezeichnete Schriftsteller hat die Vereinigten Staaten um 1928, also vor fast
vierzig Jahren bereist. Was Sie in Kischs Büchern finden, ist durch und durch
erlebtes Leben. Und was sich über Karl Mays Abenteuer von der Wüste bis nach
Istanbul findet, ist genauso geschminkte Reisefabulierung. Über die Wüste und
Arabien lesen Sie am besten mal erst Th. E. Lawrence: “Aufstand in der Wüste”.
Nach den vorangegangenen Zitaten aus den Briefen der Schriftsteller, die Rainer auf
seine Anfrage geantwortet haben, möchte ich am Ende dieses Absatzes noch einmal
Rainer Gagelmann zu Wort kommen lassen:
Diese Sammlung von Briefen zeitgenössischer Schriftsteller möchte ein kleines
Geburtstagsgeschenk sein für einen Mann, der vor 125 Jahren in der tiefsten
Armut seiner erzgebirgischen Heimat zur Welt kam und der im Lauf eines
schweren Lebens ein Werk von solcher Größe, Schönheit, Vielfalt und tieferer
Bedeutung schuf, wie es seinesgleichen sucht: für unseren großen deutschen
Volksschriftsteller KARL MAY (12).
24
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Rainers Worte und Taten spiegeln deutlich die Stimme der damaligen Karl-May-Fans
wider.
Eine weitere Quelle zur Dokumentation, wie wichtig Karl-May-Bücher den
damaligen Jugendlichen waren, zeigt die 1966 durchgefürte Schell-Studie. Es wurden
2057 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren befragt. Auf die Frage: “Wie hieß der Titel
des Buches, das Sie am meisten beeindruckt hat?” wurden in der Kategorie Abenteuerund Wildwestromane 20 verschiedene Titel genannt. Unter diesen genannten Büchern
waren sechs Karl-May-Bücher: Winnetou, Schatz der Inka, Der Schatz im Silbersee,
Unter Geiern, Old Shatterhand und Der Halbindianer (der korrekte Titel ist Halbblut).
Ausserdem wurde “Karl May” als Titel genannt, was wahrscheinlich darauf
zurückzuführen ist, dass der jugendliche Leser hier andeuten wollte, mehr als ein Buch
von Karl May gelesen zu haben. Ein weiterer Titel Karl Mays taucht dann unter der
Rubrik Reise-, Natur-, Tierschilderungen, Jugendbücher auf. Hierbei handelt es sich um
Durch die Wüste – ein Titel aus dem Orientzyklus. Hierzu ist auch noch zu sagen, dass
12% der Befragten die Kategorie Abenteuer- und Wildwestromane wählten und 46%
keine Stellungnahme abgaben (199-200).
Umfrage zur Popularität Karl Mays in Deutschland (BRD) während der
sechziger und siebziger Jahre
Um genauer zu erforschen, dass Karl May in den sechziger und siebziger Jahren
in Deutschland unter den Jugendlichen erheblich bekannter war als in der heutigen Zeit,
habe ich im November 2008 in Deutschland eine Umfrage zum Bekanntheitsgrad von
Karl May durchgeführt. Mein Fragebogen bestand aus den gleichen Fragen, die ich auch
25
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
bei meiner Umfrage unter den heutigen Jugendlichen in Deutschland, im Frühjarh 2008,
den Teilnehmern vorgelegt habe (siehe Kapitel IV). Die von mir ausgewählte Zielgruppe
waren die Geburtsjahrgänge 1952 bis 1962, wobei ich den Befragten einen gewissen
Spielraum bei den Geburtsjahrgängen zubilligte, was dazu führte, dass der jüngste
Teilnehmer Jahrgang 1965 und die beiden ältesten Teilnehmer Jahrgang 1944 sind.
Forschungsmethode zur Umfage der Geburtsjahrgänge 1952 – 1962
Der Fragebogen für die Umfrage der älteren Generation ist mit dem Fragebogen,
den ich für meine Umfrage für die heutigen Jugendlichen in Deutschland benutzte (siehe
Kapitel IV) weitgehend identisch. Die Fragen sind so formuliert, dass die Befragten
darauf aufmerksam gemacht werden, die Fragen zu beantworten, als wären sie ihnen als
Jugendlichen gestellt worden. Lediglich bei der letzten Frage wurde den Teilnehmern
Gelegenheit gegeben, ihre heutige Meinung zu Karl May darzulegen. Dieses wurde von
der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer auch genutzt. Nun erwies sich das Erreichen
von Kandidaten in der genannten Zielgruppe der Geburtsjahrgänge 1952 - 1962 als etwas
problematisch. Ich musste mich hier ganz auf meine Freundin Karin-Annette Spieweg,
meine Cousine Marina Seifert und meinen Cousin Dr. Ralf Kahlert* in Deutschland
verlassen. Ich übersandte diesen also meinen Fragebogen per E-mail und sie
durchforsteten ihre Freundes- und Kollegenkreise nach Teilnehmern in der gesuchten
Altersgruppe, die, wie ich ihnen scherzhaft sagte: für die Schule zu alt und für das
Altersheim zu jung sei. Am Ende bekam ich 69 ausgefüllte Fragebogen zurück, die ich
auch alle in meine Statistik aufnehmen konnte.
*
Die genannten Personen haben sich mit der Veröffentlichung ihrer Namen einverstanden erklärt.
26
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Folgende Fragen, mit dem Hinweis, dass der Teilnehmer sie bitte in Bezug auf die
Jugendzeit beantworten sollten, zusätzlich zu den Fragen zur Person – Geburtsjahr,
Geschlecht und Wohnort -, wurden von mir gestellt:

Haben Sie in Ihrer Freizeit gelesen?

Wenn ja, welches Genre?

Kannten Sie den deutschen Schriftsteller Karl May?

Seit dem wievielten Lebensjahr etwa kennen Sie Karl May?

Wer hat Sie mit Karl May bekannt gemacht?

Wodurch sind Sie mit Karl May damals in Berührung gekommen?

Bitte zählen Sie auf, welche Werke von Karl May Ihnen bekannt waren und durch
welches Medium sie Ihnen bekannt geworden waren.

Wie haben Ihnen die Werke damals gefallen?

Was hat Ihnen besonders an Karl Mays Werken gefallen?

Bitte schreiben Sie ein paar Sätze über Ihre damaligen und wenn Sie möchten,
heutigen Empfindungen.
Ergebnis meiner Umfrage der Jahrgänge 1952-1962
Das Ergebnis ist genau wie ich vermutet habe: 99 % (68) der 69 Befragten kennen
Karl May. Der Name Karl May war damals in aller Munde.
Die Mehrzahl der Fragebögen kam aus Niedersachsen (58), gefolgt von
Nordrhein-Westfalen (10), sowie einem Teilnehmer aus Baden-Württemberg. Das
Durchschnittsalter aller 69 befragten Personen beträgt 52 Jahre. Bei meiner Umfrage
gaben 68 der Befragten an, dass sie während ihrer Jugend gelesen haben. 39* (57%)
27
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
sagten hier, sie hätten Western gelesen, 45* (66%) Krimis, 25* (37%) Science Fiction
und 55* (81%) lasen “Anderes”, was natürlich auch damals Zeitschriften und Magazine
einschloss. Fünfzig* (74%) der Befragten haben Karl Mays Bücher gelesen und
ebensoviele* die Filme (siehe Kapitel II) gesehen. Die Karl-May-Festspiele (siehe Kapitel
II) spielten damals nur eine geringe Rolle, denn nur 7* (10%) der Befragten gaben an, die
Festspiele besucht zu haben. Die Schule wurde als Medium nur einmal (1,5%) genannt,
während das Hörspiel doch für 9* (13%) Teilnehmer wichtig war. Eltern hatten 35*
(51%) der Befragten an die Werke Karl Mays herangeführt, während es bei 20* (29%)
der Teilnehmer andere Familienmitglieder waren. Siebzehn* (25%) wurden von Freund
oder Freundin beeinflusst. Es zeigt sich beim Ergebnis meiner Umfrage ganz deutlich,
dass Karl May mit seinen Reiseerzählungen einen wichtigen Teil der Freizeit der
Jugendlichen der sechziger und siebziger Jahre in Deutschland einnahm, denn bis auf
einen der Befragten war jeder mit den Werken Karl Mays in Berührung gekommen. Das
Durchschnittsalter, wann die ältere Generation zum ersten Mal mit Karl Mays Werken
bekanntgemacht wurden, liegt bei 9 Jahren.
62 der Befragten haben zusätzliche, zum Teil sehr ausführliche, Kommentare
abgegeben, wovon ich nachfolgend einige, die ich doch sehr bemerkenswert fand,
zitieren möchte. Zum Beispiel sagt ein Teilnehmer (Jahrgang 1960): “Karl May bereitete
mir in der noch fernsehfreien Zeit 1965-1970 viel Vergnügen”. Womit sehr deutlich wird,
dass das Fernsehen damals eine eher geringe Rolle für die Freizeitbeschäftigung der
*
Mehrfachnennungen waren möglich.
28
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
damaligen Jugendlichen spielte. Ein anderer Teilnehmer (Jahrgang 1944) wird mit seiner
Bemerkung noch deutlicher:
Wir hatten damals noch Zeit zum Lesen (weil es den AV-Medienterror noch nicht
gab) und haben die Bücher “verschlungen”. In Gruppen haben wir sie uns auch
gegenseitig vorgelesen! Ich finde, Kinder und Jugendliche sollten diese Bücher
auch (gerade!) heute lesen: Training für die Fantasie; man bekommt “erzählt”,
wie man mit christlich-liberalen Wertvorstellungen mit Menschen aus anderen
Kulturen nicht nur “zurechtkommt” sondern sie auch zu Freunden gewinnt. Und
das haben wir alle dringend nötig!
Dieser Teilnehmer hat sehr deutlich formuliert, was in vielen der niedergeschriebenen
Kommentare zu finden ist: Karl May sollte auch heute noch von Jugendlichen gelesen
werden. Aber ist diese Idee realistisch oder eher ein Wunsch, der sich schwerlich
realisieren lässt? Das werden die Ergebnisse meiner Umfrage unter den heutigen
deutschen Jugendlichen zeigen (siehe Kapitel IV).
Karl May in der DDR
Hier möchte ich kurz noch einmal darauf hinweisen, dass sich meine Studie auf
die Jugendlichen der sechziger und siebziger Jahre in West-Deutschland und deren
Verhältnis zu Karl May bezieht. Ich möchte die Situation Karl Mays in der DDR jedoch
nicht unerwähnt lassen. Christian Heermann gibt dazu in seinem Artikel “Old
Shatterhand ritt nicht im Auftrag der Arbeiterklasse. Warum war Karl May in SBZ10 und
10
Sowjetische Besatzungszone
29
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
DDR ‘verboten’?” sehr genaue Auskunft und ich möchte einige Zitate aus seiner Arbeit
wiedergeben:
Am 21. Juni 1948 hatte die Naundorf-Nachfolgerin im Sächsischen
Volksbildungsministerium, Oberregierungsrätin Ilse Korn, zuständig für
Bibliotheks- und Verlagswesen, eine Stellungnahme “Betrifft Karl-May-Verlag
Radebeul” angefertigt: “Eine Karl-May-Produktion ist vom Standpunkt der
Volkserziehung grundsätzlich abzulehnen. Sie verführt die Jugend zur kritiklosen
Anhimmelung aller billigen Räuberromantik und trübt ihren Blick für die
Auseinandersetzungen mit dem wirklichen Leben. Diese Literatur wurde von den
nazistischen Machthabern bewusst in ihrer Jugenderziehung eingesetzt.”11
Die Karl-May-Bücher wurden also ab 1948 nicht mehr gedruckt. Fantasie und “Träume
von der grossen weiten Welt” sollen im Osten Deutschlands, mit den sehr
eingeschränkten Reisemöglichkeiten seiner Bewohner, nicht gefördert werden. Heermann
schreibt weiter:
Karl May und seine Bücher werden in die für kommunistische Diktaturen
typische breite Nebelzone rechtlicher Unsicherheit gedrängt: Nicht verboten und
nicht erlaubt! 12
Da ist also die Katze aus dem Sack. Wenn Bücher nicht mehr gedruckt werden, stehen sie
der potenziellen Leserschaft nicht zur Verfügung, was vereinfacht heisst, werden nicht
mehr gelesen. Nun gab es natürlich noch hier und da einige Bücher in privaten Beständen
und mit viel Mühe konnten sich die Freunde Karl Mays ihre Lieblingslektüre dennoch
11
12
Heermann 146
Heermann 147
30
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
beschaffen. Oft war das jedoch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Hierzu möchte ich
Andreas Barth13, Geschäftsführer der Silberbüchse e.V.14, zitieren. Er hat mir auf diese
persönliche Frage, welche Möglichkeiten er denn in seiner Jugendzeit in der DDR hatte,
Karl-May-Bücher zu lesen, sehr ausführlich geantwortet. Hier einige Auszüge von seiner
E-Mail vom 2. Oktober 2008:
Ab und zu bekamen zwei Onkels von Kollegen oder Bekannten einige Bände
ausgeliehen, die sie selber lasen und mir dann für wenige Tage zur Zweitnutzung
überließen. An dieser Stelle ist der Bettdecken-Effekt zu erwähnen. Obwohl mir
die KM-Lektüre von Seiten der Eltern nicht verboten war, war jedoch Eile
geboten, denn wenn die ausgeliehenen Bücher nicht pünktlich zurückgegeben
worden wären, hätte es das Ende der Ausleih-Beziehungen bedeuten können. Also
ist es manchmal sehr spät geworden, bevor ich den aktuellen Band aus der Hand
legte.
Er fährt fort:
Die alten, teilweise arg zerschlissenen Radebeuler Bände15 hatten einen so hohen
ideellen Wert für die Besitzer, das ist heute kaum noch nachvollziehbar.
Außerdem musste man immer vorsichtig sein. Wären sie in die falschen Hände
gelangt, hätten sie eingezogen werden können! Schließlich war man sich durchaus
bewusst, dass die Stasi überall ihre Finger im Spiel hatte.
13
Herr Barth hat sich damit einverstanden erklärt, dass ich ihn zitiere und seinen Namen in dieser Arbeit
veröffentliche.
14
SILBERBÜCHSE e.V. - FÖRDERVEREIN KARL-MAY-HAUS
Karl-May-Str. 54
09337 Hohenstein-Ernstthal.
15
Erster Firmensitz des Karl-May-Verlages, 1913 als: ”Verlag der Karl-May-Stiftung” gegründet. 1960
Umsiedelung als “Karl-May-Verlag Joachim Schmid & Co.” nach Bamberg (BRD).
31
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Als eine weitere Quelle für Karl-May-Bücher nennt Andreas Barth die
Westverwandtschaft. Aber auch dieser Weg erweist sich als sehr heikel und ich will
Herrn Barth hier noch einmal zitieren:
Kam ein Paket in die Zollkontrolle und damit musste man immer rechnen, denn
die “staatlichen Organe” der DDR waren personell hervorragend ausgestattet, was
die Anzahl der Mitarbeiter betraf und sehr eifrig, dann waren möglicherweise
nicht nur die Bücher weg sondern alles andere auch, vom Waschpulver bis zur
Schokolade. Und das wollten nur die wenigsten riskieren. Gleich riskant war es
auch, wenn sich Besucher bei ihrer Rückkehr vom Verwandtenbesuch im Westen
an Bücherschmuggel versucht hätten. Das hätte schlimme Folgen haben können
bis hin zur Ablehnung der Reiseerlaubnis beim nächsten Mal.
Die vorangegangenen Zitate schildern also die Situation im damaligen Osten
Deutschlands. Es gab, wie wir sehen, eine kleine, aber treue, Fangemeinde Karl Mays
auch während der Zeit der DDR. Diese brauchte schon fast den Mut eines Winnetou und
den Erfindungsgeist eines Old Shatterhand um ihre Lieblingslektüre aufzuspüren und
dann im Stillen genießen zu können. “Hut ab” also vor diesen treuen Karl May Fans,
denen es gelang ihre Leidenschaft für so viele Jahre im Verborgenen am Leben zu
erhalten.
Im nächsten Kapitel werde ich das Verhältnis der heutigen Jugendlichen in
Deutschland zu Karl May untersuchen. Um genauere Informationen dazu zu erhalten,
habe ich Anfang 2008 eine Umfrage unter Jugendlichen in Deutschland durchgeführt.
Neben den dadurch erhaltenen Ergebnissen, werde ich auch meine Umfrage im folgenden
32
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Kapitel näher beschreiben. Die Ergebnisse der beiden Umfragen (Jugendliche heute und
ältere Generation) werde ich dann im Kapitel V einander gegenüberstellen und
vergleichen.
33
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
KAPITEL IV
DAS VERHÄLTNIS DER HEUTIGEN JUGENDLICHEN IN
DEUTSCHLAND ZU KARL MAY
Um die heutige Situation zum Verhältnis von deutschen Jugendlichen und Karl
May herauszufinden, plante ich eine Umfrage, die ich dann auch Anfang des Jahres 2008
mit Erfolg durchführte.
Forschungsmethode zur Umfrage der heutigen Jugendlichen
Nachdem ich eine Liste meiner wichtigsten Fragen zusammengestellt hatte,
entwarf ich meine Umfrage. Dieser so entstandene Fragebogen enthielt neben einigen
Fragen zur Person des Teilnehmers, zehn Fragen zum Thema Karl May. Ich habe den
Fragebogen bewusst kurz gehalten um die Jugendlichen zu veranlassen, ihn auch bis zum
Ende gewissenhaft zu beantworten. Man hätte hier sicher noch einige zusätzliche Fragen
stellen können, die von Interesse sind, wäre aber vielleicht Gefahr gelaufen, bei den
Jugendlichen den Punkt der Langeweile zu ereichen und damit entweder nicht der
Wahrheit entsprechende oder gar keine Antworten zu erhalten. Die letzte meiner Fragen
ermuntert die Jugendlichen ein Kommentar abzugeben, was von einigen der Befragten
auch genutzt wurde.
Folgende Fragen wurden von mir, neben Fragen zur eigenen Person, wie
Geburtsjahr, Geschlecht und Wohnort, gestellt:

Lesen Sie in Ihrer Freizeit?

Wenn ja, welches Genre?

Kennen Sie den deutschen Schriftsteller Karl May?
34
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009

Seit dem wievielten Lebensjahr etwa kennen Sie Karl May?

Wer hat Sie mit Karl May bekannt gemacht?

Wodurch sind Sie mit Karl May in Berührung gekommen?

Bitte zählen Sie auf, welche Werke von Karl May Ihnen bekannt sind und durch
welches Medium sie Ihnen bekannt geworden sind.

Wie haben Ihnen die Werke damals gefallen?

Was hat Ihnen besonders an Karl Mays Werken gefallen?

Bitte schreiben Sie ein paar Sätze über Ihre Empfindungen.
Die Umfrage wurde an verschiedenen deutschen Schulen mit der Hilfe von Lehrern und
Bekannten16 durchgefürt. Der Fragebogen wurde per Email nach Deuschland gesandt,
und von dort bekam ich 345 ausgefüllte Fragebögen zurück. 15 waren nicht verwertbar
und so habe ich 330 in meine Statistik aufgenommen.
Ergebnis der Umfrage die heutigen Jugendlichen betreffend
Die knappe Mehrheit der Jugendlichen, d. h. 169 der Befragten (51%), kennen
Karl May und seine Helden nicht mehr. Wobei hier das Wort „kennen“ erst einmal
definiert werden muss. Elf der Jugendlichen sagten, dass sie Karl May kennen, räumten
aber ein, dass ihnen zwar sein Name bekannt war: jedoch hatten sie keines seiner Werke
je gelesen oder gesehen. Vielen ist er durch die Filme, die in den sechziger und siebziger
Jahren in Deutschland herausgegeben wurden, bekannt oder durch Aufführungen auf
Freilichtbühnen (bei meiner Umfrage spielte die Freilichtbühne am Kalkberg in Bad
16
Lehrer: Carsten Fimm, Kerstin Kistner, Marina Seifert, Eike Tietz.
Schüler: Fabian Kahlert, Sandra Spieweg, Stefan Spieweg.
Alle genannten Person haben sich mit der Veröffentlichung ihrer Namen einverstanden erklärt.
35
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Segeberg eine große Rolle). Nur etwa 20% von den befragten 330 Jugendlichen haben je
ein Buch von Karl May gelesen.
Die Mehrzahl der Fragebögen kam aus Niedersachsen (3 Schulen), gefolgt von
Schleswig-Holstein (2 Schulen), Bayern (1 Schule) und Nordrhein-Westfalen (1 Schule).
Einzelne Fragebögen kamen auch aus Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Die
folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die bei der Umfrage beteiligten Bundesländer,
die Schulen, die Zahl der befragten Jugendlichen und deren Durchschnittsalter per
Schulgruppe.
36
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Tabelle 4.1: Zu den beteiligten Jugendlichen
Bundesland
Schule
Niedersachsen



SchleswigHolstein


Bayern

NordrheinWestfalen
Andere

Anzahl von
Durchschnittsalter
Jugendlichen der Jugendlichen*
Gymnasium Martino
Katharineum,
Braunschweig
Hotelfachschulen Dr.
W. Blindow,
Stadthagen
Hauptschule
Langelsheim,
Langelsheim
Anne Frank
Gesamtschule,
Bargteheide
Gymnasium Marne,
Marne
Sabel Private
Wirtschaftsschule,
München
Maria-Sibylla-MerianGymnasium, Krefeld
10
17
10
22
174
15
56
16
19
20
31
16
28
12
2
12
*Das Durchschnittsalter aller 330 befragten Jugendlichen beträgt 16 Jahre.
Der Norden Deutschlands ist mit 270 Befragten erheblich stärker vertreten als die
übrige Bundesrepublik mit 60 Teilnehmern. Die Umfrage läßt aber auf jeden Fall einen
deutlichen Trend erkennen: Karl May scheint in den Hintergrund von anderen Interessen
der heutigen deutschen Jugend zu geraten. Wenngleich auch 65* (20%) der Befragten
Vorstellungen der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg besuchten und 105* (32%) Karl-
37
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
May-Filme gesehen haben, sagen nur 67* (20%) der 330 Jugendlichen, dass sie ein oder
mehrere Bücher Karl Mays gelesen haben.
Dass nur 67 (20%) der befragten Jugendlichen sich jemals die Zeit genommen
haben, ein Karl May Buch zu lesen, sollte uns zu denken geben. Ist die Zeit, in der
Jugendliche 400 bis 500 Seiten starke Bücher lesen, vorbei? Oder liegt es daran, dass der
Stoff, welchen Karl May in seinen Erzählungen behandelt, den heutigen Jugendlichen
uninteressant erscheint? Denn immerhin haben 207 (63%) der befragten Jugendlichen
geantwortet, dass sie in ihrer Freizeit lesen würden. 19* (9%) sagten hier, sie würden
Western lesen, 76* (37%) Krimis, 31* (15%) Science Fiction und die große Mehrheit von
139* (67%) sagt “Anderes”, was natürlich auch Zeitschriften und Magazine, also kurze
Berichte, sind. Hierzu möchte ich Marina Seifert, Lehrerin an der Hauptschule
Langelsheim, zitieren. Auf die Frage: “Hättest du Interesse Karl Mays Werke deinen
Schülern vorzustellen?” antwortete sie: “Nein, allein ein Blick auf die Seitenzahl reicht!
Es ist mir nicht möglich 100 Seiten am Stück zum Lesen aufzugeben. Ich lese jede
Lektüre mit den Schülern komplett während der Unterrichtszeit.” Sie unterrichtet die
Klassen 8, 9 und 10.
Peter Söhlke, Vater einer 16-jährigen und einer 25-jährigen Tochter, schrieb mir
Folgendes auf meine Fragen zum Thema Karl May:
Auf die Frage, warum liest man nicht Karl May Bücher die einhellige Antwort:
*Mehrfachnennungen waren möglich.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
ist was für Alte/Eltern oder Grüne. Heute spielt die deutsche Jugend PC-Spiele,
chattet am Computer oder lernt für die Schule. Man sieht fern, z. B. aktuell Ich
lebe im Container/Big Brother oder Holt mich hier raus-das Leben im
Dschungelkamp oder Deutschland sucht den Superstar mit Dieter Bohlen.
Freitags und Samstag abtanzen im Jolly Joker (eine Diskothek) in Braunschweig.
Wenn diese Aussage auf die Mehrheit der heutigen deutschen Jugend zutrifft,
dann spiegelt sich hier das Ergebnis meiner Umfrage wider. Der Computer und das
Fernsehen haben, neben anderen Interessen, dem Lesen von Karl-May-Büchern den Rang
abgelaufen. Es herrscht also die Meinung, dass Karl-May-Bücher nicht mehr zur heutigen
Jugend passen.
Wer hat den größten Einfluß auf die heutigen Jugendlichen, wenn es um das
Thema Karl May geht? Die Schule kann hier klar ausgeschlossen werden, denn nur 16*
(10%) der Befragten gaben an, mit Karl May durch einen Lehrer vertraut gemacht
worden zu sein. Den größten Einfluß haben immer noch die Eltern. 115* (71%) der
Jugendlichen gaben an, von den Eltern durch Bücher, Filme oder Festspiele mit Karl
Mays Werken bekannt gemacht geworden zu sein. 26* (16%) nennen andere
Familienmitglieder als Einfluss. Das Internet wird von 31* (19%) angegeben und 20*
(12%) sagen, dass sie von Freunden beeinflußt wurden. Es zeigt sich also sehr deutlich,
dass die Familie den größten Einfluss hat, wenn es um Karl May geht. Der Freundeskreis
*
Mehrfachnennungen waren möglich.
39
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
und die Schule spielen nur eine Nebenrolle. Es ist die ältere Generation, die hier die
Jugendlichen schon in deren Kindheit auf Karl May aufmerksam gemacht hat. Das
Durchschnittsalter, wann die Jugendlichen mit Karl Mays Werken bekanntgemacht
wurden, liegt bei 8 Jahren.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf zurückkommen, dass nur 67
(20%) der befragten Jugendlichen je Karl Mays Bücher gelesen haben. Sicher
beeinflussen sie mit ihren Bemerkungen über den Inhalt der Bücher, ob ihre Freunde
diese Bücher auch lesen wollen. Was mir an den von den Jugendlichen gemachten
Kommentaren auffiel, ist, dass die Landschaftsbeschreibungen manchmal Anlass zu einer
Bemerkung waren, wie zum Beispiel “langweilig”. Dazu möchte ich zuerst wieder eine
Stelle von Karl May zitieren, dieses Mal aus dem Buch Der Sohn des Bärenjägers:
Nördlich von der Niederlassung hatte es noch Wald gegeben. Südlich von ihr
sah man nur noch einzelne Bäume, welche auch verschwanden. Das Gesträuch
wurde dünner und seltener; das Büffelgras hörte auf, und an seine Stelle trat
Bärengras, ein untrügliches Zeichen, daß der Boden an Sterilität zunahm. Dann
zeigte sich immer häufiger der nackte, trockene Sand, und die bisher
wellenförmige Oberfläche der Steppe ging in die Form der ununterbrochenen
Ebene über.
Nun gab es Sand und überall Sand, nur zuweilen unterbrochen von einer
Bärengrasinsel, überragt von den dunkelbraunen Kolben der Blütenstengel.
Später gab es selbst dieses Gras nicht mehr, an die Stelle desselben traten
dichter Stachelrasenkaktus und lang gestreckte, schlangenartig
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
kriechende Cereusarten (552).
Dieses ist eine für Karl May typische Landschaftsbeschreibung, wie sie zu hunderten in
seinen Büchern zu finden sind. Für die heutigen Jugendlichen scheinen diese an
Faszination verloren zu haben. Einzelheiten scheinen nicht immer wichtig zu sein. Einer
der Jugendlichen schreibt zum Beispiel:
Ich finde es sehr spannend und auch lustig, aber trotzdem ist es manchmal
langweilig (z.B. wenn er viel über Landschaften erzählt). Manchmal kommt
es mir auch sehr altmodisch vor, weil die Personen sich hauptsächlich mit
Pferden fortbewegen.
Ein anderer ist sehr kurz “langweilig, langatmig”, wobei nicht klar herausgestellt wird, ob
sich sein Kommentar nur auf die Landschaftsbeschreibungen bezieht oder auf das ganze
Werk. Dieser Jugendliche gibt an Winnetou I und II und Der Schatz im Silbersee
gelesen zu haben. In der heutigen, schnelllebigen Zeit kommt, so scheint es, schnell
Langeweile auf. Landschaften werden sich nicht mehr versucht vorzustellen, Details
scheinen heute für unnötig gehalten zu werden. Bei den Teilnehmern der älteren
Generation fielen die Kommentare bezüglich der Landschaftsbeschreibungen sehr
anders aus. Dazu zum Beispiel diese Bemerkung eines Teilnehmers:
Die Erzählkunst, die Gestaltung der Charactere, die Landschaftsbeschreibungen
haben mich sehr fasziniert, aber ebenso die Spannungsbögen der einzelnen
ineinander gewobenen Geschichten.
Die nachfolgende Teilnehmerin konnte die Landschaftsbeschreibungen sogar im
Schulunterricht nutzen:
41
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Ich habe geheult, als Rhi getötet wurde, mich gefreut, wenn das Gute wieder
gesiegt hat und Winnetou und Old Shatterhand zusammen der Sonne entgegen
geritten sind. Dann war die Welt wieder in Ordnung. Auch haben die
Landschaftsbeschreibungen mir später im Erdkundeunterricht geholfen.
Auch nachfolgendes Zitat hebt die Landschaftsbeschreibungen hervor. Dieser Teilnehmer
meint:
Bei den Büchern haben mich neben den Spannungselements, durch die die Helden
gehen müssen, vor allem die Landschaftsbeschreibungen (im Westen
wie in Kurdistan bzw. in der Wüste) fasziniert, obwohl diese für das Lesen als
Kind teilweise sehr ausführlich und langatmig gestaltet sind.
Anhand der von mir vorgestellten Zitate, sieht man ganz deutlich, dass ein
wichtiger Teil in Karl Mays Werken – seine Landschaftsbeschreibungen – in der Gunst
des Lesers in den sechziger und siebziger Jahren sehr viel höher standen, wie bei den
heutigen Jugendlichen.
Zum Erstaunen Aller: Ein neuer “Karl-May-Film”
- Der Schuh des Manitu –
Da bei meiner Umfrage unter den heutigen Jugendlichen zum Teil
Bemerkungen über den Film Der Schuh des Manitu gemacht wurden, möchte ich diesen
in meiner Arbeit nicht unerwähnt lassen.
Bei dem genannten Film handelt es sich um einen im Jahr 2001 von Michael
Herbig gedrehten Spielfilm, der als Parodie auf die Karl-May-Filme der sechziger Jahre
mit Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhand in den Hauptrollen
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
gedacht ist. Wider allen Erwartens wurde dieser Film ein Erfolg in Deutschland und gilt
gemäß Insidekino mit über 11 Millionen Besuchern bis zum 30. April 2002 und 62
Millionen Euro Umsatz an den Kinokassen, als einer der erfolgreichsten deutschen Filme
seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Einige der von mir befragten Jugendlichen nannten nun diesen Film als sie nach
gesehenen Karl-May-Filmen gefragt wurden. Wenngleich der Film auch das Thema
“Wilder Westen” behandelt und stark an die Hauptfiguren Karl Mays angelehnt ist, hat er
doch mit den eigentlichen Karl-May-Filmen, den “echten” der sechziger Jahre, wenig zu
tun. Die Handlung dieses Filmes ist frei erfunden. So mancher eingefleischte Karl-MayFan kann sicher nicht über alles, was in diesem Film ins Lächerliche gezogen wird,
lachen. Auch für mich gab es eine Hemmschwelle bevor ich mir diesen Film angesehen
habe. Ja, ich habe gelacht, aber nicht an allen Stellen, an denen das übrige Publikum
lachte, aber dafür an anderen, die nur ein alter Fan zu würdigen wusste. Ich muss also
sagen, ich habe den Film mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen und
das auch erst Jahre später nachdem er in die deutschen Kinos kam. Meine Freundin
Karin-Annette sagte, als ich sie vor einigen Jahren das erste Mal fragte, ob sie denn den
Film schon gesehen hätte: “Nein, den schaue ich mir nicht an. Da verhunzen sie mir
meinen Winnetou!” Auch sie hat eine lange Zeit gebraucht, bis sie sich überwand, den
Film nachdem er Jahre später im deutschen Fernsehen gezeigt wurde, anzusehen, um
selbst zu sehen ob sie über diese Parodie lachen oder eher weinen musste.
Die Hauptfiguren des Filmes heissen Abahachi und Winnetouch (indianische
Zwillinge – wohl eine Anspielung auf das “tou” in Winnetou) und der weiße Westmann
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Ranger. Abahachi und Ranger sind selbstverständlich auch Blutsbrüder, damit ja keine
Zweifel aufkommen können, wer hier Pate gestanden hat. Die Ähnlichkeit der Figuren,
mit denen von Karl Mays Helden, ist sicher beabsichtigt. Plötzlich war, wenn auch nur
für eine relativ kurze Zeit, der Name Karl Mays und seines Helden Winnetou wieder in
aller Munde.
Wie ich bereits vorher kurz erwähnt habe, waren sich einige der befragten
Jugendlichen nicht im Klaren darüber, dass Der Schuh des Manitu und Karl May nichts
mit einander zu tun haben. Einer dieser Jungendlichen ist ein Sechzehnjähriger aus
Schleswig-Holstein, der folgende Bemerkung machte: “Ich kenne die Karl-May-Spiele
und finde die sind spassig. Und der Schuh des Manitu ist lustig.” Der nachfolgende
Fünfzehnjährige aus Niedersachsen gibt unter den gesehen Karl-May-Filmen Der Schuh
des Manitu an und sagt Folgendes: “Er hat mit dem Film was richtig Lustiges gemacht.”
Insgesamt nannten elf der befragten Jugendlichen unter der Rubrik, gesehene Karl-MayFilme, den Titel Der Schuh des Manitu. Dieses zeigt, dass unter der heutigen Generation
von Jugendlichen eine gewisse Verwirrung bei der Zuordung von Filmen und deren
Ursprung herrscht. Diese Jugendlichen sehen nicht, dass es sich hierbei um eine Parodie
auf Karl May handelt. Wie sollten sie auch, die meisten kennen Karl Mays Bücher nicht
und falls sie die “alten” Filme gesehen haben, können sie sich wahrscheinlich nicht mehr
genau an diese erinnern. Sie reihen diesen Film in die Reihe der Karl-May-Filme der
sechziger Jahre ein. Sollte uns das etwas zu denken geben? Ich denke schon, denn es
scheint, wir verlieren in dieser Generation den Zusammenhang zwischen Karl May und
seinen Büchern und den danach entstandenen Filmen der sechziger Jahre.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Der Zusammenhang zwischen den Karl-May-Büchern und den danach
entstandenen Filmen der sechziger Jahre ist in der älteren Generation noch deutlich
vorhanden, denn viele der älteren Generation haben erst die Bücher gelesen und dann die
Filme gesehen. Die heutigen deutschen Jugendlichen kennen Karl May zum grössten Teil
nur noch durch die Filme der sechziger Jahre und haben den Kontakt mit dem Autor der
Bücher bereits verloren, da ist der Sprung vom Originalfilm zur Parodie nur noch ein
kurzer.
Hat also der Film Der Schuh des Manitu zum Bekanntheitsgrad von Karl May bei
der heutigen Jugend in Deutschland beigetragen? Vielleicht ein bisschen. Hat aufgrund
dieses Filmes einer der Jugendlichen ein Buch Karl Mays in die Hand genommen und
gelesen? Wahrscheinlich nicht! Haben die Filmemacher Karl May mit diesem Film einen
Gefallen getan? Auch dieses muss wohl verneint werden, denn Karl May ist mehr als
Gelächter über ulkige Figuren, die durch die Prärie reiten. Meine Freundin Karin-Annette
meinte dazu: “Der Schuh des Manitu ist Klamauk und mit den “echten” Filmen gar nicht
zu vergleichen.” Wenn ich dagegen jedoch ihre Tochter, Sandra Spieweg (21 Jahre),
frage, ob sie sich lieber die alten “echten” Karl May Filme oder den neueren Film Der
Schuh des Manitu ansehen würde, erhalte ich per Telefon am 24. Januar 2009 folgende
Antwort:
Ich würde mir doch eher die Parodie noch einmal ansehen. Der Inhalt hat viele
Anspielungen auf die heutige Zeit – passt halt besser zur heutigen Jugend. Die
alten Filme sehe ich mir auch noch an. Die sind aber doch veraltet.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Zum Abschluss dieses Absatzes über den Kinofilm Der Schuh des Manitu möchte ich
nicht unerwähnt lassen, dass es von diesem Film inzwischen auch ein Musical gibt, das
am 7. Dezember 2008 im Theater des Westens in Berlin Weltpremiere hatte. Die Zeit
wird zeigen, ob dieses Musical so erfolgreich wird wie der Film.
Im folgenden Kapitel werde ich die Ergebnisse meiner Umfrage der älteren
Generation und die der Umfrage der heutigen Jugendlichen in Deutschland einander
gegenüberstellen und die erhaltenen Ergebnisse vergleichen.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
KAPITEL V
GEGENÜBERSTELLUNG DER ERGEBNISSE DER UMFRAGE
DER ÄLTEREN GENERATION MIT DENEN DER UMFRAGE DER
HEUTIGEN GENERATION
Die erste Tabelle zeigt die Ergebnisse, die ich zu der generellen Frage “Lesen
Sie?” erhalten habe.
Tabelle 5.1: Lesebeteiligung
Ältere Generation
Wieviel % der Befragten
lesen?
99%
Heutige Jugend
63%
Meine Umfragen zeigen, dass sich bei der älteren Generation 99% der Befragten
als Leser bezeichnen, während bei der heutigen Jugend nur 63% dieses von sich
behaupten.
Die folgende Tabelle zeigt Ergebnisse zu der Frage welche Genres von den
beiden Generationen gelesen werden.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Tabelle 5.2: Bevorzugte Lesegattung
Ältere Generation
Heutige Jugend
Was wird von den beiden
Generationen gelesen?
Western
57%
9%
Krimi
65%
37%
Science Fiction
36%
15%
Anderes
80%
67%
Da Mehrfachnennungen erlaubt waren, ist eine Deutung des Ergebnisses eher
spekulativ. Was sich jedoch klar erkennen lässt ist, dass die ältere Generation der
Befragten auf jeden Fall starken Gebrauch von der Möglichkeit der Mehrfachnennungen
gemacht hat. Die Kategorie des Western war mit 57% Leserschaft bei der älteren
Generation in deren Jugendzeit erheblich beliebter, wie bei den heutigen Jugendlichen,
von denen nur 9% die Kategorie Western wählten. Bei allen aufgeführten Kategorien ist
die eingetragene Prozentzahl bei der älteren Generation höher als bei den Jugendlichen,
was sich, wie schon vorher bemerkt, durch die vermehrten Mehrfachnennungen leicht
erklären lässt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die ältere Generation einfach mehr
liest.
Die nachfolgende Tabelle bezieht sich auf die Fragen, die sich an die Karl May
Kenner richteten. Diese machen bei der älteren Generation 99% der Befragten, bei den
heutigen Jugendlichen aber nur 49% der Befragten aus. Die Ergebnisse in der zweiten
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Spalte beziehen sich also auf weniger als die Hälfte der heutigen Jugendlichen in
Deutschland.
Tabelle 5.3: Wie man Karl May kennengelernt hat
Duchschnittsalter, wann
mit KM bekannt geworden
– und wie
Buch gelesen
Ältere Generation
99% der Befragten
9 Jahre
Heutige Jugend
49% der Befragten
8 Jahre
73%
42%
Film gesehen
73%
65%
Festspiele besucht
10%
40%
Bei den Antworten zu 2-4 waren Mehrfachnennungen möglich.
Etwas was sich kaum verändert hat, ist das Alter mit dem die Jugendlichen, ob
damals oder heute, mit Karl May zum ersten Mal in Berührung gekommen sind: bei der
älteren Generation ergibt sich ein Durchschnittsalter von neun Jahren, während es bei der
heutigen Jugend acht Jahre sind. Deutliche Unterschiede gibt es dann, wenn wir uns der
Frage nach dem wie, das heißt wie sie auf Karl May aufmerksam geworden sind,
zuwenden. Dazu haben 73 % der älteren Generation das Buch genannt, aber nur 42 % der
heutigen Jugendlichen, die Karl May kennen, begegneten dem Autor durch seine
geschriebenen Werke. Weniger gross ist der Unterschied bei den Filmen, die auf Karl
Mays Reiseerzählungen basieren. Hier haben wieder 73 % der älteren Generation gesagt,
dass sie Karl-May-Filme gesehen haben, während es bei der heutigen jungen Generation
immerhin 65 % sind.
Bei der letzen Frage der Kategorie, wie die Teilnehmer Karl May kennengelernt
haben, wendet sich das Blatt total. Jetzt sagt die Mehrheit der heutigen Jugendlichen, die
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Karl May kennen, dass sie durch die Karl-May-Festspiele Karl May “erlebt” haben. Im
Verlgeich dazu, haben nur 10 % der älteren Generation in ihrer Jugend je Karl-MayFestspiele besucht. Das zeigt sehr deutlich, dass die Mobilität der Familien heute größer
ist als damals und ein Ausflug mit dem eigenen Auto während der Sommerferien, gern
den Besuch der Karl-May-Festspiele in einem der Festspielorte in Deutschland
einschließt (vgl. Kapitel II – Freilichtbühnen).
Tabelle 5.4: Durch wen man Karl May kennenlernte
Ältere Generation
99% der Befragten
Heutige Jugend
49% der Befragten
Durch wen mit KM
bekannt gemacht?
Eltern
51%
71%
Andere Familienangehörige
29%
16%
Freunde
25%
12%
Lehrer/Schule
1,5%
10%
Auch hier waren wieder bei allen Antworten Mehrfachnennungen möglich.
Es bestätigt sich dann auch die Antwort auf die Frage, wer denn den größten
Einfluss in Sachen Karl May auf die Jugendlichen damals und heute hat, dass dieses in
beiden Fällen die Eltern waren und noch immer sind. Bei der älteren Generation gaben
51 % der Befragten an, von den Eltern beeinflusst worden zu sein und bei den
Jugendlichen heute sind es sogar 71 %, die von den Eltern mit Karl May bekanntgemacht
wurden. Die zweite Stelle nehmen andere Familienangehörige, wieder bei beiden
Generationen gleich, ein. Hier sind es 29 % der älteren Generation, die durch andere
Familienmitglieder mit Karl May bekanntgemacht worden sind. Im Vergleich dazu sind
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
es 16 % der heutigen Jugendlichen, die Karl May kennen, die von anderen
Familienmitgliedern auf den Schriftsteller aufmerksam gemacht worden sind. Die
Familie beieinflusst hier also beide Generationen am meisten. An dritter Stelle folgt dann
der Freundeskreis. Bei der älteren Generation sagten 25 %, dass sie durch Freund oder
Freundin auf Karl May aufmerksam gemacht wurden, während es bei den heutigen
Jugendlichen nur noch 12 % sind, die durch Freunde Karl May und seine Werke
kennengelernt haben.
Um aufzuzeigen, wie wichtig heute die Familie in Sachen Karl May ist, möchte
ich nachfolgen zwei Kommentare von Teilnehmern der älteren Generation zitieren. Eine
Teilnehmerin schreibt: “Damals wie heute finde ich die Bücher gut. Ich habe heute noch
einige und meine Kinder haben sie auch gelesen.” Ein anderer Teilnehmer schreibt zum
Thema:
Die Werke von Karl May waren großartig und eröffneten Einblicke in ferne
Länder und die Gewohnheiten der dort lebenden Menschen; das Ganze war sehr
spannend aufbereitet, die etwas langatmigen Landschaftsbeschreibungen regten
trotzdem die Phantasie an und ich suchte in den heimischen Wäldern nach
Entsprechungen und spielte mit meinen Freunden Winnetou und Old Shatterhand.
Besonders erfreut haben mich auch die urigen Figuren wie Tante Droll oder der
Hobble Frank, beeindruckt die Stärken der Abenteurer (Westmänner, Vater
Jaguar) und fasziniert die mystischen Figuren wie Kolma Puschi ( wenn ich den
Namen richtig erinnere, ich glaube in Old Surehand), was schließlich zu
Andeutungen der möglichen Einheit aller Religionen und Völker führte, da sie
51
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
einen gemeinsamen Ursprung haben. Auch heute lese ich wieder Karl May, und
zwar gemeinsam mit meinem 11-jährigen Sohn, zurzeit “Der blaurote
Methusalem”, zu dem ich in meiner Jugend nie kam, obwohl mir meine Cousine
Karin gesagt hatte, wie lustig das Buch sei. Obwohl manches heute vereinfacht
und politisch unkorrekt wirkt (Beispiel sinngemäß: “Der Chinese an sich ist
nämlich feige…”), halte ich die Werke von Karl May immer noch für eine
wertvolle Jugendliteratur, die Werte vermitteln kann und die Phantasie anregt.
Auch nachfolgender Vater lässt mich wissen, dass er Karl Mays Werke seinem Sohn
näherbringen will:
Spannung pur, extreme phantasie-anregend, zum Teil zu Tränen rührend, den
Gerechtigkeitssinn ansprechend, z.T. witzige Charakter-Typen. Ich erinnere mich
an die Enttäuschung, die ich empfand, als ich Jahre später erst erfuhr, dass Karl
May den “Wilden Westen” nie gesehen hat. Dennoch halte ich die Bücher
immernoch für sehr lesenswert, allein schon weil sie zum Lesen anregen und
herausfordern, und ich werde versuchen, sie auch meinem Sohn näher zu bringen.
Diese drei vorangegangenen Zitate sind von Eltern, die uns wissen lassen wollen, dass sie
die Schätze von Karl May auch an ihre Kinder weitergeben.
Nun noch zwei Zitate, entnommen von den Kommentaren, die die heutigen
Jugendlichen abgegeben haben. Zuerst möchte ich eine Teilnehmerin zitieren, die die
Bücher gelesen und auch die Filme gesehen hat: “Ich hab mir immer gerne die Filme von
Winnetou angesehen und mein Vater hat mir dann die Bücher gegeben, die er selbst
52
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
gelesen hat.” Das nächste Zitat ist von einer jugendlichen Teilnehmerin, die nur die Filme
gesehen hat:
Winnetou und Karl May verbinde ich immer mit meiner Kindheit, weil wir im
Kreis der Familie immer Winnetou gesehen haben und da wir sonst nur wenig
ferngesehen haben war es ein besonderes Erlebnis.
Die vorangegangenen Zitate zeigen deutlich, wie wichtig die Familie damals war und
heute ist, um Karl May den Jugendlichen näher zu bringen.
An dieser Stelle will ich mich wieder der Auswertung zuwenden. Die letzte
Gruppe, die ich noch aufführen möchte, die damals und heute die Jugendlichen mit Karl
May vertraut gemacht hat, ist die Schule bzw. die Lehrer. Waren es bei der älteren
Generation nur 1,5 % der Befragten, die durch die Schule mit Karl May bekannt gemacht
wurden, so sind es bei den heutigen Jugendlichen 10% von denen, die Karl May kennen,
die sagen, dass die Schule sie mit dem Schriftsteller vertraut gemacht hat. Auch hier
möchte ich wieder die Teilnehmer meiner Umfrage zu Wort kommen lassen, zuerst eine
Teilnehmerin der jungen Generation: “Ich war auf den Festspielen und wir hatten eine
Lesenacht über Karl May in der Grundschule. Ich fand die Bücher spannend; der Wilde
Westen hat mich schon als Kind sehr interessiert.” Das zweite Zitat ist von einem
Teilnehmer der älteren Generation, der angibt etwa 50 – 60 Bände von Karl May gelesen
zu haben und heute Lehrer ist:
Habe sie als Jugendlicher z. T. in einem (verborgenen!) Buchbestand (Kath.
Pfarrbücherei) aus den zwanziger Jahren gefunden und weitere für die örtliche
Bücherei bestellt. War fasziniert von der Darstellung fremder Welten. Habe
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
nächtelang (oft heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke) gelesen, vor
allem: Kara Ben Nemsi/Hadschi..), später auch sozialkritische Aspekte (Das
Buschgespenst) entdeckt, die ich bei Karl May nicht vermutet hatte. (Nächste
Lesewelle ab ca. 15 J.: Edgar Wallace u. George Simenon). Werde mit meiner
Klasse im Mai auf der Abschlussfahrt nach Dresden einen Abstecher nach
Radebeul17 machen.
Diese Zitate bekräftigen den Schluss, dass es heute vermehrt auch die Lehrer und
Lehrerinnen an den deutschen Schulen sind, die versuchen, Karl Mays Werke den
Jugendlichen näher zu bringen.
Daten aus den achtziger Jahren
Nun liegen zwischen den Jahrgängen der Teilnehmer meiner beiden Umfragen 36
Jahre (gemessen am Durchschnitssalter der beiden Gruppen) und man könnte sich fragen,
ob das Interesse an Karl Mays Werken plötzlich nachliess oder ob es ein Trend ist, der
langsam zum Abfall des Interesses führte? Dazu habe ich bei Erich Schön in seinem
Artikel “Erinnerungen von Lesern an ihre Kindheit und Jugend” einige Information, die
1990 veröffentlicht wurde, gefunden.
So wurden bei einer Schüler-Umfrage, die 1986 durchgeführt wurde, 450 Schüler
befragt. Von den daraufhin eingegangenen Fragebögen, konnten 447 ausgewertet werden.
Das Alter der Befragten lag zwischen 13 und 20 Jahren. Gefragt wurde unter anderem
nach Autoren und Titeln, die von den Schülern und Schülerinnen gelesen wurden waren.
Erstaunlicherweise hatten 56,9 % der Befragten wenigstens eines der Werke Karl Mays
17
Sitz des Karl-May-Museums
54
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
gelesen. Damit war Karl May der dritthäufigst gelesene Autor dieser Gruppe. Er wurde
nur von Erich Kästner (64,1%) und Enid Blyton (63,6%) überflügelt (Schön 242).
Verglichen mit den Ergebnissen meiner Umfragen kann man also sehen, das das Interesse
bei den Jugendlichen an Karl Mays Büchern langsam, aber stetig, abnimmt. Während in
den sechziger und siebziger Jahren noch 73% der Befragen Karl Mays Werke gelesen
hatten, waren es Ende der achtziger Jahre noch 56,9% und sind es heute nur noch 42%
derer, die Karl May kennen. Man kann also von einem deutlichen und stetigen
Abwärtstrend bei den jugendlichen Lesern reden.
Im nächsten Kapitel werde ich mich mit den Einflüssen, denen die
Freizeitgestaltung der Jugendlichen in Deutschland damals und heute unterlegen war,
beschäftigen. Ich werde untersuchen was die Einflüsse waren oder heute sind, und in
welchem Grad sie die Jugendlichen in den sechziger bzw. siebziger Jahren beeinträchtigt
haben und die Jugendlichen in der heutigen Zeit beeinträchtigen. Ich werde aufzeigen,
was sich geändert hat und weshalb es vielleicht das Verhältnis der heutigen Jugendlichen
zu den Werken Karl Mays verändert hat.
55
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
KAPITEL VI
EINFLÜSSE AUF LEBEN UND FREIZEIGESTALTUNG DER
JUGENDLICHEN DAMALS UND HEUTE
In diesem Kapitel werde ich die Unterschiede bei den Einflüssen auf das Leben
und die Freizeitgestaltung der Jungendlichen in den sechziger und siebziger Jahren und
den heutigen Jugendlichen schildern. Mein Augenmerk liegt auf den Schwerpunkten
Reisen, Computer, Fernsehen und Buch.
Das Reisen
Die fortschreitende Entwicklung der Technik und das höhere Einkommen der heutigen
Familien, haben Deutschland zu einem Land der “Reiselustigen” gemacht. War damals
eine Fahrt mit dem Zug oder dem Auto an die Nord- oder Ostsee, oder vielleicht bis nach
Italien das Ziel des Familienurlaubes, so steht heute vielen Deutschen, mit
erschwinglichen Flugreisen, die ganze Welt offen. Dr. Hans-Jürgen Teuteberg
veröffentlicht in seinem Artikel aus dem Jahre 2002 folgende Information:
Im Jahr 2000 [unternahmen] die Bundesbürger über 14 Jahren 62,2 Mill.
Urlaubsreisen von mindestens fünftägiger Dauer. Neben der traditionellen
großen Urlaubsreise gönnte sich jeder Dritte zusätzlich noch einen 2- bis
4-tägigen Kurzurlaub; duchschnittlich wurden damit fast zwei Wochen im
Jahr außerhalb von zu Hause verbracht. (2)
Während sie in den sechziger und siebziger Jahren der häuslichen Enge oft nur mit Hilfe
eines Buches entfliehen konnten, können heute viele Jugendliche, mit Hilfe der Eltern,
die Welt mit einer Gruppenreise selbst erkunden. Infofrosch veröffentlicht dazu folgende
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Zahlen, die sich allerdings nicht nur auf Jugendliche beziehen sonder auf alle
westdeutschen Bewohner, zeigt damit aber den deutlichen Trend an:
Die Reiseintensität der Westdeutschen liegt seit etwa 10 Jahren bei fast 80%.
Auslandsreisen waren bis etwa 1975 fast nur der besserverdienenden Hälfte
möglich, nahmen aber bis 1997 auf 69% zu. Davon entfielen 14.0% auf
Fernreisen in andere Kontinente.
Selbst ein ganzes Schuljahr im Ausland zu verbringen, bleibt heute für einige der Schüler
in Deutschland kein Traum mehr. Laut Focus-online haben im Schuljahr 2006/2007
insgesamt 16.000 Schüler ein Jahr im Ausland verbracht. Die USA belegte mit 7800
Schülern, mit weitem Abstand zum Nachfolger Kanada, Rang eins als Ziel. Wenn hier
auch als Hauptgrund für die Reise das Erlernen der englischen Sprache zu nennen ist, ist
sicher bei fast jedem Austauschschüler auch ein bisschen Abenteuerlust bei der Auswahl
des Zieles dabei. Schliesslich könnte man gutes Englisch ja auch beim Nachbarn in
Großbritannien lernen.
Der Computer
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Medienlandschaft der sechziger
und siebziger Jahre, verglichen mit der heutigen, erheblich verändert hat. Die bedeutenste
Errungenschaft der Neuzeit ist wohl der Computer für den persönlichen Gebrauch.
Während Computer für den persönlichen Gebrauch in den sechziger und siebziger Jahren
schlichtweg nicht vorhanden waren, stehen diese heute nahezu allen Jugendlichen zur
Verfügung: In 98 Prozent der Haushalte, in denen Jugendliche aufwachsen, ist im Jahre
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
2006 ein Computer oder Laptop vorhanden, 60 Prozent der 12-19 jährigen besitzen sogar
ein eigenes Gerät. (JIM-Studie 2006).
Diese Tatsache allein beeinflußt sicher noch nicht das Verhältnis der heutigen
Jugendlichen zu den Werken Karl Mays. Dazu müssen wir auf jeden Fall genauer
analysieren, wieviel Zeit sie vor dem Computer verbringen und für was genau sie ihn
nutzen. Die JIM-Studie 2006 (32) kommt zu folgendem Ergebnis:
Lässt man die Computernutzer ihre zeitliche Zuwendung zu Computern an einem
Durchschnittstag (Montag-Freitag) selbst schätzen, so ergibt sich hieraus eine
Dauer von 134 Minuten. Jungen (147 Minuten) sitzen demnach länger an der
Tastatur als Mädchen (120 Minuten), im Altersverlauf steigt die Zuwendung von
durchschnittlich 94 Minuten bei den 12- bis 13-Jährigen auf 155 Minuten bei den
18- bis 19-Jährigen an. Auch was die Schulbildung betrifft, unterscheidet sich die
Computernutzung deutlich. Gymnasiasten sitzen mit 111 Minuten deutlich kürzer
vor dem Computer als Realschüler (149 Minuten) und Hauptschüler (155
Minuten).
Rechnet man heraus wieviel Zeit die Jugendlichen während ihrer Ausbildung oder im
Beruf vor dem Monitor sitzen und betrachtet man nur Jugendliche, die noch zur Schule
gehen, kommt die JIM Studie 2006 (33) zu folgendem Ergebnis:
Die durchschnittliche Zuwendungsdauer reduziert sich auf 124 Minuten (Jungen
138 Minuten, Mädchen 110 Minuten) und der Anteil derer, die über 5 Stunden am
Computer sitzen, geht auf etwa ein Prozent zurück.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Nachdem wir nun wissen wie lange die Jugendlichen durchschnittlich am Computer
verbringen, stellt sich nun die Frage für was und wie er genau genutzt wird. Auch hier
greife ich für meine Antwort wieder auf die JIM-Studie 2006 (35) zurück:
Insgesamt lassen sich die Tätigkeiten am Computer grob in drei Bereiche
einteilen: Als Online-Tätigkeit die Nutzung des Internet, als Offline-Tätigkeiten
Spiele sowie Lernen und Arbeiten. Weist man die Selbstauskünfte über die
jeweilige zeitliche Zuwendung der Jugendlichen entsprechend zu, so entfällt bei
den Computernutzern mehr als die Hälfte der Nutzungszeit auf das Surfen im
Internet, jeweils ein Fünftel der Zeit wird mit Spielen bzw. Arbeiten und Lernen
verbracht. Auch hier wird die Präferenz der Jungen für Computerspiele deutlich –
nach eigenen Angaben verbringen Jungen und junge Männer 28 Prozent ihrer Zeit
am Computer mit Spielen, bei den Mädchen sind es gerade neun Prozent.
Mädchen nutzen prozentual einen größeren Teil ihrer Computerzeit für die Schule
und für die Online-Nutzung. Betrachtet man die Altersgruppen, so bleibt der
Anteil für das Internet vergleichsweise stabil, mit zunehmendem Alter geht die
Nutzung von Spielen zu Gunsten von Lernen und Arbeiten zurück.
Wir sehen also deutlich, dass die heutigen Jugendlichen in Deutschland einen grossen
Teil ihrer Freizeit am Computer verbringen. Sie verbringen die Zeit mit einem Medium,
dass es in den sechziger und siebzieger Jahren noch nicht gab. Das ist ein Zeichen, dass
die Freizeit heute anders eingeteilt wird.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Das Fernsehen
Ein weiteres Medium, mit dem ich mich etwas näher beschäftigen möchte, ist das
Fernsehen. In den sechziger und siebziger Jahren stand mit ARD (Allgemeiner
Deutscher Rundfunk), ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) und dem dritten
Fernsehprogram der ARD, das in verschiedene Regionalprogramme aufgeteilt war, nur
eine relative begrenzte Anzahl von Fernsehkanälen zur Verfügung. Erst Mitte der
achtziger Jahre wird das Angebot von Fernsehkanälen mit den Privat-Sendern RTL und,
etwas später, Pro 7 erweitert. Heute gibt es eine Vielzahl von Fernsehkanälen, wobei die
Mehrzahl nur durch Kabel oder Sateliten-Schüssel zu empfangen ist. Gemäß der Stiftung
Lesen verfügen im Jahr 2000 immerhin 96% der deutschen Haushalte über einen
Fernseher mit Kabel- oder Satellitenanschluss. Auch haben sich die Sendezeiten
beträchtlich geändert. Während zu Beginn der Fernsehära die Zeiten, in denen gesendet
wurde, sich noch auf relativ wenige Stunden täglich beschränkten, laufen die Programme
der einzelnen Sender heute rund um die Uhr. Hier hat sich das Angebot für die heutigen
Jugendlichen erheblich erweitert und das Fernsehen nimmt einen grossen Teil ihrer
Freizeit ein. Um genaue Daten zu erhalten, habe ich auch hier wieder die JIM-Studie
2006 (23) zu Rate gezogen:
Der Fernseher bleibt für Jugendliche auch im Zeitalter von Computer und Internet
ein wichtiges Medium. 63 Prozent geben an, täglich fern zu sehen – mehr
Mädchen (66 %) als Jungen (60 %) –, weitere 27 Prozent mehrmals pro Woche.
Fast zwei Dritteln der 12- bis 19-Jährigen steht ein eigenes Fernsehgerät zur
Verfügung. Nach Selbsteinschätzung der Jugendlichen sehen sie von Montag bis
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Freitag etwa 135 Minuten täglich fern. Jungen und Mädchen schätzen sich hier
ebenso wie die verschiedenen Altersgruppen sehr ähnlich ein. Nur die
Bildungsgruppen weisen Unterschiede auf: So sehen Hauptschüler nach eigener
Einschätzung etwa eine Viertelstunde länger als Realschüler und eine halbe
Stunde länger als Gymnasiasten.
Nachdem wir nun wissen wie viel Zeit die Jugendlichen mit Fernsehen verbringen,
fragen wir uns natürlich: Was schauen sie sich denn an? Auch hier habe ich die JIMStudie 2006 zu Rate gezogen. Danach sehen sich etwa die Hälfte der Jugendlichen (47%)
die Daily Soaps an. Wobei hier berücksichtigt werden muss, dass die Mehrheit der Fans
dieser Sparte weiblich ist. An zweiter Stelle folgen Sitcoms bzw. Comedysendungen
(35%). Hier ist die Mehrheit der Fans männlich, auch gewinnen die Sitcoms mit dem
Alter und Zunahme des Bildungsgrades an Beliebtheit. Die meistgenannten Sendungen
sind hier nach der JIM-Studies 2006 “TV-Total” mit Stefan Raab und “King of Queens”.
Weitere Einzelheiten möchte ich aus der JIM-Studie 2006 zitieren (25):
Dicht darauf folgt Zeichentrick (33 %), eine Programmsparte, die Mädchen und
junge Frauen nur sehr begrenzt zu ihren Fernsehfavoriten zählen. Vor allem für
Jüngere zählen diese Angebote zu den Lieblingssendungen. Der
Bildungshintergrund spielt hier keine so große Rolle, der Tendenz nach zählen
aber mehr Hauptschüler als Gymnasiasten zu den Zeichentrickfans. Ausnahme
bilden hier die „Die Simpsons“ – sie sind nicht nur generell das beliebteste
Zeichentrickformat der 12- bis 19-Jährigen, sondern gewinnen mit zunehmendem
Alter und Bildungsgrad an Fans hinzu. Sendungen aus den Bereichen Krimis und
61
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Mystery zählen für 25 Prozent der Jugendlichen zum liebsten Fernsehgenre, zu
dem sich Mädchen stärker hingezogen fühlen. Dies gilt auch für die mittleren
Altersgruppen (14-17 Jahre), hinsichtlich des Bildungsgrades zeigen sich keine
Auffälligkeiten. Besonders beliebte Vertreter dieses Genres sind „C.S.I.“ und
„Charmed – Zauberhafte Hexen“. Information und Nachrichten nennen 24
Prozent der Jugendlichen als liebste Fernsehformate, von denen sich Jungen
häufiger angesprochen fühlen als Mädchen. Auch bei diesem Genre wirken sich
zunehmendes Alter und steigender Bildungsgrad positiv aus. Am häufigsten
nennen die Jugendlichen hier die Wissenssendung „Galileo“ und die Nachrichten
der Öffentlich-Rechtlichen.
Es zeigt sich recht deutlich, dass längere Filme nicht in der Gunst der Jugendlichen
stehen, es sind die kürzeren, 30 Minuten oder maximal eine Stunde laufenden
Sendungen, die die Jugendlichen zum Liebling erklären. Ist das ein Zeichen der
schnelllebigen heutigen Zeit? Oder liegt es daran, dass sich die Angebotspalette der
Freizeitaktivitäten für die Jugendlichen erheblich erweitert hat und man seine Freizeit auf
verschiedene Aktivitäten verteilen will? Genau kann man das aufgrund der bisher
erhaltenen Daten leider nicht sagen.
Das Buch
Erfreulicherweise sind Bücher auch heute noch ein Bestandteil der
Freizeitgestaltung der Jugendlichen in Deutschland. Auch hier greife ich wieder auf
Zahlen der JIM-Studie 2006 (die die Schulbuchnutzung hierbei ausgeklammert hat)
zurück (21):
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
40 Prozent geben an, täglich oder mehrmals pro Woche zum Buch zu greifen –
fast die Hälfte der Mädchen, aber nur ein Drittel der Jungen. Mit zunehmendem
Alter geht die regelmäßige Buchlektüre zurück. Während bei den 12- bis 13Jährigen noch über die Hälfte zu den regelmäßigen Lesern zählt, sind es bei den
ab 18-Jährigen nur noch ein knappes Drittel. Es zeigt sich auch ein deutliches
Bildungsgefälle, bei Gymnasiasten liegt der Anteil der regelmäßigen Buchleser
deutlich höher als bei Real- und Hauptschülern. Umgekehrt ist unter den
Hauptschülern der Anteil der expliziten Nicht-Leser mit 27 Prozent am höchsten,
Gymnasiasten geben nur zu sieben Prozent an, nie in der Freizeit ein Buch zu
lesen.
In dem vorangegangenen Absatz sehen wir, wie hoch der Anteil der Buch-lesenden
Jugendlichen ist, aber welche Bücher werden von den Jugendlichen gelesen? Auch hier
finden wir bei der JIM-Studie 2006 eine, wenn auch leider nicht sehr ausführliche,
Antwort (22)
Die Bandbreite der gelesenen Titel – aktuell oder als letztes Buch – zeigt neben
einer Vielzahl von Einzelnennungen zwei ganz deutliche Trends: Bei den – eher
älteren – Jugendlichen sind einerseits die Action-Thriller von Dan Brown – vor
allem „Sakrileg“, aber auch „Illuminati“ – sehr beliebt, für die Jüngeren bieten
dagegen nach wie vor die Abenteuer von „Harry Potter“ großes Lesevergnügen.
Ebenfalls recht beliebt sind die Fantasy-Bücher der „Eragon“-Reihe.
Etwas mehr Information zu den eigentlichen Lesezeiten gibt das Statistische Bundesamt
Deutschland anlässlich des “Internationalen Tag des Buches” am 23. April 2004 heraus:
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Kinder ab 10 Jahren und Jugendliche sowie junge Erwachsene bis zum Alter von
24 Jahren lesen ohne Altersunterschied in ihrer Freizeit rund eine halbe Stunde
pro Tag.
Jedoch entfallen laut dem Statistischen Bundesamt nur 8 Minuten täglich auf das Lesen
von Büchern. Die übrige Zeit wird auf das Lesen von Zeitungen, Zeitschriften,
Beipackzetteln, Broschüren und Katalogen verwendet.
Die Informationen, die ich in den vorangegangenen Absätzen über Reisen, Computer,
Fernsehen und Buch dargelegt habe, spiegelt sich auch in meinen Untersuchungen und
den daraus resultierenden Ergebnissen wider.
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
KAPITEL VII
FAZIT
Anhand der in den vorangegangenen Kapiteln von mir angeführten Daten ist es
nicht von der Hand zu weisen, dass die Werke von Karl May beim Großteil der heutigen
deutschen Jugendlichen keine Rolle mehr spielen. Wenngleich auch eine kleine Gruppe
noch von den Eltern an die Erzählungen Karl Mays herangeführt wird, so gibt es für die
überragende Mehrheit der heutigen Jugendlichen kaum noch Berührungspunkte mit der
Literatur Karl Mays.
Es zeigt sich hier also ein Problem. Die Literatur Karl Mays kann auf längere
Sicht nicht durch Filme und Zeitschriften überleben. Diese sind auf die Dauer kein Ersatz
für das geschriebene Wort. Es muss ein Weg gefunden werden, die Bücher Karl Mays
den heutigen Jugendlichen in Deutschland wieder näher zu bringen, wenn meine
Generation nicht die letzte sein soll, die seine Werke zu schätzen weiß. Die Ergebnisse
meiner Umfragen deuten an, dass die Festspiele diesen Zweck vielleicht am ehesten
erfüllen. Sie entfachen die Begeisterung von vielen Jugendlichen im Publikum. Doch
damit das soeben gestartete Feuer nicht zu schnell verglimmt, müsste von den Eltern oder
Lehrern der Zustand der Begeisterung mit Karl May Büchern genährt werden.
Wenngleich auch die Länge der Bücher sicher erst einmal eine Hemmschwelle bildet,
müssen Wege gefunden werden, diese Hürde zu überwinden.
Die heutigen Jungendlichen wollen “cool” sein. Sie wollen einer Gruppe
angehören und nicht als Außenseiter abgestempelt werden. Der Gruppenzwang, der heute
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
von Mitschülern ausgeübt wird, geht sicher in Richtung Computer oder Musik hören,
oder wenigstens dahin, eine der gerade aktuellen Fernsehserien am Bildschirm verfolgen
zu müssen, um dann auch in der Gruppe mitreden zu können. Obwohl einzelne Eltern
versuchen, ihren Kindern Interesse an Karl Mays Büchern zu vermitteln, hat das den
Nachteil, dass diese Kinder in der Gruppe ihrer Mitschüler wohl meist die Ausnahme
sind. Manchen mag es gelingen, ihre Mitschüler zum Lesen des einen oder anderen Karl
May Buches zu überreden, aber dieses wird wohl die Minderheit sein.
Es bleibt also die Schule, die auch die Initiative ergreifen könnte. Natürlich
müssen Lehrer sich an Lehrpläne halten und es nicht einfach, diese zu ändern. Es ist aber
vorstellbar, dass sich eine Mehrheit der Lehrer zusammenfinden würde um
Änderungsvorschläge einzubringen, dann könnte man hier Einiges erreichen, Bei meiner
Umfrage under der älteren Generation, waren zwei Lehrer dabei, die sicher die Idee, Karl
May in die deutschen Lehrpläne zu integrieren, verteidigen würden. Mit einem bisschen
mehr Information, vielleicht von der Webseite der Karl-May-Gesellschaft und der Idee,
nicht unbedingt ein 500+ Seiten starkes Buch in der Klasse lesen zu müssen, könnte man
auch Marina Seifert, Lehrerin and der Hauptschule in Langelsheim, von der Idee
überzeugen, dass Karl Mays Bücher oder wenigstens Ausschnitte aus diesen, lesenswert
sind.
Erfreulicherweise hat die Karl-May-Gesellschaft endlich erkannt, dass sie sich um
die heutige Jugend kümmern muss. Denn nur, wenn der Nachwuchs für die Gesellschaft
gesichert ist, kann sie überleben. Die Webseite der Karl-May-Gesellschaft enthält
ausgezeichnete Information zum Thema Karl May im Schulunterricht. Unter der
66
Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
Überschrift Material zu Karl Mays “Winnetou I” im Schulunterrricht findet der Lehrer
alles was das Herz begehrt. Diese Webseite ist von Ralf Schönbach speziell für Lehrende
zusammengestellt worden. Die Frage ist, wird sie von Lehrenden auch gefunden? Wissen
sie, dass es diese Internetseite gibt? Oder ist sie nur den Mitgliedern der Karl-MayGesellschaft und deren engerem Umfeld bekannt? Mehr Öffentlichkeitsarbeit wäre
wünschenswert, um den Inhalt dieses Internetseite den Schulen und anderen
Einrichtungen für Jungendliche in Deutschland vorzustellen und dadurch die Nutzung zu
verbreiten.
Beispielhaft ist auch, was die “Silberbüchse e.V.”(Förderverein Karl-May-Haus
in Hohenstein-Ernstthal) sich zum Ziel gesetzt hat. Ihre Mitglieder wollen durch gezielte
Jugendarbeit die Werke Karl Mays der heutigen deutschen Jugend näherbringen.
Nachfolgendes habe ich deren Internetseite “Ziele” entnommen:
Winnetou lebt!
Jeder, der ihn je über eine Leinwand oder über eine Bühne hat reiten oder
schreiten sehen, wird das bestätigen. Aber was soll man tun, um den Kindern von
heute und denen von morgen Karl May näher zu bringen? Sollen sie ohne Mays
Humor aufwachsen? Ohne seine Liebe zu den Menschen aller Völker? Ohne seine
Begeisterung für fremde Kulturen, sein Interesse für Geschichte und Religion?
Etwa auch ohne seine Helden? Niemals! Um das zu verhindern, wurde am 25.
Februar 2006 in Hohenstein-Ernstthal der "Silberbüchse e.V. - Förderverein KarlMay-Haus" gegründet. Ziel und Zweck des Vereins ist es primär, das Karl-MayHaus Hohenstein-Ernstthal zu unterstützen und (sekundär, aber eigentlich liegt
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
das allen Mitgliedern sehr am Herzen!) die Begeisterung für Karl May in die
nächsten Generationen zu tragen.
Die Karl-May-Gesellschaft und die Silberbüchse e.V. versuchen hier also das
Neueste, den Jugendlichen zur Verfügung stehende Medium, Computer und Internet, zu
nutzen um ihnen Karl Mays Werke näher zu bringen. Wie meine Statistiken andeuten,
verbringen die Jugendlichen in Deutschland heute einen grossen Teil ihrer Freizeit am
und mit dem Computer, deshalb macht es in unser heutigen Zeit sehr viel Sinn, den
Schriftsteller Karl May und den Computer zusammen zu bringen. Vielleicht kann man
hier sogar noch einen Schritt weiter gehen und ein Karl-May-Computerspiel entwickeln.
Das wäre etwas, womit der Karl-May-Verlag auch die heutigen Jugendlichen zum
Kunden gewinnen könnte.
Ich habe meine Arbeit mit einem Zitat Karl Mays aus seinem Werk Winnetou I
begonnen und möchte sie mit einem Zitat aus Winnetou II beenden. Wenngleich auch die
von mir angeführten Tatsachen aufzeigen, dass Karl May es bei den heutigen
Jugendlichen sehr schwer hat und ums Überleben kämpfen muss, darf man doch die
Hoffnung nicht aufgeben, dass die heutige Eltern-Generation bei ihren Kindern einen
Keim für das Weiterleben von Karl Mays Werken gelegt hat!
“Hier scheiden wir,” sagte er, indem er sich auf seinem Pferde zu mir
herüberbeugte und den Arm um mich schlang, “der große Geist gebietet, daß
wir uns jetzt trennen; er wird uns zur rechten Zeit wieder zusammenführen,
denn Old Shatterhand und Winnetou können nicht geschieden sein. Mich treibt
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
die Feindschaft fort, dich hält die Freundschaft hier; die Liebe wird mich wieder
mit dir vereinigen. Howgh!”
Ein Kuß für mich, ein lauter, gellender Zuruf an sein Pferd, und er jagte davon,
daß sein langes, herrliches Haar wie eine Mähne hinter ihm herwehte. Ich blickte
ihm nach, bis er verschwand (May 538-539).
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
ANHANG A
FRAGEBOGEN FÜR DIE JUNGE GENERATION
Umfrage zu Karl May
Geburtsjahr: ______________________
Geschlecht:
Wohnort:
weiblich:____________
männlich:__________________
__________________ Postleitzahl:_____________
Lesen Sie in Ihrer Freizeit:
ja:_________
nein;___________
Wenn ja: welches Genre: Western:_______ Krimi:___________
Sci-Fi:________ anderes:__________
Kennen Sie den deutschen Schriftsteller KARL MAY?
ja:______________ nein:_______________
Wenn nein: Vielen Dank für Ihre Beteiligung.
Wenn ja:
Bitte beantworten Sie auch die folgenden Fragen:
Seit dem wievielten Lebensjahr etwa kennen Sie KARL MAY? _______
Wer hat Sie mit Karl May bekannt gemacht?
Eltern:_______ andere Familienmitglieder:________ Freund/in:_________
Medien:_________ Lehrer:___________ andere (bitte erklären Sie):_______________
76
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Wodurch sind Sie mit KARL MAY in Berührung gekommen?
Buch: ____ Film:_____ Festspiele:_____ Internet: ______ Schule:________
anderes (bitte erklären Sie);_________________________________________________
Bitte zählen Sie auf, welche Werke von Karl May Ihnen bekannt sind und
durch welches Medium Sie Ihnen bekannt geworden sind:
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Wie gefallen Ihnen die Werke? Gut:_____ Geht so:________ Gar nicht:________
Was gefällt Ihnen besonders and Karl May’s Werken:
Inhalt:_______ Stil:_________ Beides:________
Bitte schreiben Sie ein paar Sätze über Ihre Empfindungen:
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
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_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Vielen Dank fuer Ihre Hilfe.
Karin Senft
Lubbock/Texas
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Texas Tech University, Karin Senft, May 2009
PERMISSION TO COPY
In presenting this thesis in partial fulfillment of the requirements for a master’s
degree at Texas Tech University or Texas Tech University Health Sciences Center, I
agree that the Library and my major department shall make it freely available for research
purposes. Permission to copy this thesis for scholarly purposes may be granted by the
Director of the Library or my major professor. It is understood that any copying or
publication of this thesis for financial gain shall not be allowed without my further
written permission and that any user may be liable for copyright infringement.
Agree (Permission is granted.)
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Student Signature
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Date
Disagree (Permission is not granted.)
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Student Signature
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Date