colline e pasta! hügel und nudeln
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colline e pasta! hügel und nudeln
MALLORCA IST OUT - ALTERNATIVE ZIELE COLLINE E PASTA! HÜGEL UND NUDELN … TRANS TOSKANA 106 RennRad Reise „Die paar Hügel fallen doch nicht ins Gewicht“ könnte denken, wer sich mit dem Rennrad auf den Weg durch die Toskana macht. Weit gefehlt. Das ständige Auf und Ab geht in die Beine. Doch eines stimmt: „Die paar Nudeln“ fallen wirklich nicht ins Gewicht, denn sie sind schnell wieder abtrainiert – an den paar Hügeln. Eine Toskana-Durchquerung von der genussvollen Seite (oder: Eine Genusstour für Beine und Bauch). TEXT: SUSANNA MOLINARI 1. ETAPPE Altopascio – San Gimignano. Ca. 85 km Rene kann es förmlich nicht erwarten. Unruhig dreht er kleine Runden auf dem Parkplatz vor dem Hotel, bis endlich alle ihre Rennräder und Tagesrucksäcke startklar haben. Schon am Vorabend, als unser Guide Thomas uns die Route erklärte, hatte er sich gefreut wie ein Schneekönig auf sechs Tage Toskana pur. Unser faktisches Ziel: Der Lago di Bolsena. Das wichtigste jedoch liegt dazwischen: die beliebteste Region Italiens auf schmalen Rädern und kleinen Straßen zu erfahren; sie riechen, schmecken – mit allen Sinnen wahrnehmen. Gemäßigte Kilometer und Höhenmeter pro Tag, dafür unendliche Genüsse aus Küche und Keller wurden uns versprochen. Und jetzt geht’s los. Alle sind da, der Pulk rollt an, und bald finden wir unseren Rhythmus. Herrlich flach ist es hier noch – genau richtig zum Einfahren nach einem langen deutschen Winter –, und mit jedem Tritt entfernen wir uns ein Stück weiter von den Hauptverkehrsadern um Lucca und Pisa, wo die Straßen noch groß und die Autos zahlreich sind. Doch langsam, kaum merklich, werden die Straßen immer kleiner, der Verkehr immer weniger, und plötzlich ist nur Stille um uns. Fast. Gut geölte Ketten surren, Schaltungen klicken, und Thomas hangelt sich langsam im Pulk nach Hügelreich präsentiert sich die Toskana dem Rennradfahrer: Weinberge, alte Städte und ein Glas Chianti gehören zu einer Trans-Toskana-Tour. Fotos: Stock Exchange (oben, unten rechts und links), www.ulpbike.de (unten Mitte) RennRad 107 Am Monte Amiata: Ortsschildsprints vorbei an Pinien, Obstbäumen und Landhäusern. hinten, um bei allen nachzufragen, wie es geht. Der Deutsche lebt seit einigen Jahren mit seiner italienischen Frau im Küstenort San Vincenzo, führt im Sommer Rennradler und Mountainbiker durch seine Wahlheimat und arbeitet im Winter als Skilehrer auf dem Monte Amiata, dem höchsten Berg der Toskana. Der steht uns auch bevor, doch vorerst sind wir schon begeistert von der sanften Hügellandschaft, die sich allmählich immer welliger um uns herum ausbreitet und die Beine fordert. Hier und da passieren wir kleine Dörfer, sonst nur Weite. Felder, Wäldchen, Zypressen... Toskana, wir kommen! Am Nachmittag, plötzlich, sind wir mittendrin. San Gimignano steht auf dem braunen Ortsschild. Das Manhattan des Mittelalters! Ganz so viele und hohe Türme wie die amerikanische Mega-City hat der Ort natürlich nicht, aber die steinernen Wohntürme, die Adelsfamilien im Mittelalter aus Furcht vor Angriffen gebaut haben, sind schon beachtlich. Gemütlich schlendern wir durch die Gassen und vertreten uns nach dem ersten Radtag die Beine. Räder und Radschuhe haben wir im Begleitbus verstaut – das gesamte Zentrum ist Fußgängerzone. Auf den gepflasterten Gassen wäre Rennrad fahren allerdings ohnehin kein Spaß. Ein absoluter Genuss ist allerdings das Gelato, das wir uns in der erstbesten Gelateria kaufen. Derart gestärkt meistern wir auch noch die letzte HeFotos: www.ulpbike.de 108 rausforderung des Tages: 218 Stufen auf den Rathaus-Turm, mit 54 Metern der höchste der Stadt. Oben weht uns der Wind ins Gesicht, doch der Ausblick über die Stadt, die umliegenden Hügel und Felder ist umwerfend. Wieder unten angelangt, erinnern uns die Auslagen der kleinen Läden mit Spezialitäten wie Wildschweinwürsten, eingelegtem Gemüse und frischer Pasta daran, dass im Hotel das Abendessen auf uns wartet! 2. ETAPPE San Gimignano – Chianti. Ca. 70 km Rene macht heute das Schlusslicht. Er, der es am Vortag gar nicht erwarten konnte, loszustarten, ist heute etwas langsamer. Mit müden Augen kam er in den Frühstücksraum, trank wortlos zwei Tassen Kaffee und mümmelte etwas Weißbrot mit Pecorino, dem würzigen Schafskäse. Ja, das Essen war gut und reichlich am Abend zuvor. Der Wein auch... Doch in der klaren, milden Morgenluft wacht Rene langsam auf. Kein Wunder, bei dem Anblick. Einsam schlängelt sich die Straße durch die Weinberge. Weingüter und altertümliche Höfe liegen vereinzelt zwischen Olivenbäumen und Weinstöcken. Keine Abgase verpesten die Atmosphäre, kaum ein Auto zieht an uns vorbei. Wir fahren in einem lockeren Grüppchen, saugen die Landschaft in uns auf und durchqueren hier und da kleine, urtümliche Orte, wo die Reise Cantinas mit Olivenöl, Wein und Würsten nur darauf zu warten scheinen, uns zu verführen. So ein kleiner Snack zwischendurch kann ja niemandem schaden... Schließlich soll es eine Genusstour sein – und Müsliriegel gibt es auch zu Hause. Am Nachmittag müssen wir uns dann schon etwas mehr am Riemen reißen. Wir radeln mitten durch das Gebiet des Chianti. Unser Weg führt uns durch die bekannten Weinorte Castellina und Radda im Chianti und vorbei an zahlreichen Schildern mit der Aufschrift „degustazione“ – Weinprobe. Doch Rene, das Schlusslicht, treibt uns weiter. „He, wir wollen doch noch ankommen und uns nicht den Appetit auf heute Abend verderben, oder?“ Thomas hatte uns schon von unserem „Hotel“, ein Weingut mitten in den Feldern, vorgeschwärmt. Und tatsächlich bietet der Abend so ziemlich alles, was wir uns am Nachmittag an Leckereien ausgemalt hatten. Crostini mit schwarzer Olivenpaste, Minestrone, Kaninchenbraten und Maronencreme. Dazu testen wir den hauseigenen Chianti – und freuen uns, dass unser Hauptgepäck im Bus mitreist. Denn wer will schon mit einem Karton Weinflaschen im Rucksack radeln? 3. ETAPPE Chianti – Siena – Montieri. Ca. 75 km „Also, mal ehrlich...“, beginnt Rene kurz nach dem Start vorsichtig. „Rauf, runter, rauf. Hier Zypressen, da Oliven, dort Wein, hier ein Gehöft, da drüben ein Dorf – die Toskana kann schon ein bisschen eintönig sein, oder? “ „Naja“, gibt Guide Thomas zu. „ Zypressen, Wein und Oliven sind eben typisch für die Region. Und auf den Nebenstraßen nehmen wir jeden Hügel, jeden Weinberg mit, da gibt’s kein Außenrum. Aber dafür haben wir keine Autos. Und in knapp einer Stunde sind wir in Siena – du wirst schon sehen...“ Und wir sehen es. Wir stehen mitten auf der Piazza del Campo – Radschuhe und Räder sind im Begleitbus deponiert –, und uns wird ganz schwindlig. Die riesige Piazza ist im Fischgrätenmuster mit schmalen Terracottasteinen gepflastert, rundherum führt ein Band aus grauen Steinplatten, auf dem zweimal im Jahr die Pferde beim Palio, dem berühmten traditionellen Pferderennen, um die Wette galoppieren. Rundherum die mittelalterlichen Terrakotta-Palazzi und, alles überragend, der 102 Meter hohe Torre Mangia des Palazzo Pubblico. Einer der schönsten Plätze Italiens soll das sein. Ich und offensichtlich Dutzende von Touristen, Studenten und Einheimischen sind derselben Meinung. Sie stehen staunend in Grüppchen herum oder haben sich einfach auf den Steinen niedergelassen, lesen oder lassen sich die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen. Eine Stunde gibt uns Thomas zum Sightseeing. Die Gruppe trennt sich, und jeder spaziert, wohin es ihn treibt. Die einen möchten die Aussicht vom Torre Mangia genießen, die anderen setzen sich ins nächste Café zum zweiten Frühstück: Latte Macchiato und „Brioche“ – das typische kleine Hefehörnchen. Ich schlendere einfach durch die Gassen, bestaune den weißen Dom und sauge das quirlige, italienische Treiben in mich auf. Dann müssen wir weiter – zurück aufs Rad und mitten hinein ins hügelige Hinterland. Schier endlos kurvt die Straße durch die Colline Metallifere, das Bergland im Westen der Toskana. Wir gönnen uns zwei kleine Päuschen zwischendurch, dann geht es zum Endspurt. Bergwertung! Unser Tagesziel Montieri, ein idyllisches, nahe an den Gipfel des Poggio di Montieri gebautes Steindorf, liegt immerhin auf 750 Meter. Nimmt man Siena mit seinen 322 Metern als Basis und addiert die ungefähr 47 Zwischenanstiege dazu, kommt man auf ein hübsches Sümmchen für den Tag – und die Beine. Rene stampft im Wiegetritt durch den dichten Kastanienwald bergan und schnauft irgendwas von „Erster im Whirlpool“. Anscheinend hat ihm Thomas ein paar Insider-Infos unter der Hand verkauft. Und tatsächlich: Zum „Rifugio Prategiano“, unserem Hotel für diese Nacht, müssen wir zwar hinter dem Dorf noch ein paar Höhenmeter zusätzlich gutmachen, doch dafür erwartet uns ein traumhaftes, rustikal-gepflegtes Landhaus mit offenem Kamin und Ritterbar im Inneren, Massagepool und Swimmingpool auf der Terrasse mit grandioser Aussicht auf Dorf und Umgebung. Wer hätte gedacht, dass eine Toskana-Durchquerung per Rennrad so abwechslungsreich und luxuriös sein kann... 4. ETAPPE Montieri – Asciano. Ca. 80 km Volltreffer! Mitten ins Herz! Nein, wir sind nicht unter die Jäger gegangen – auch wenn auf den Feldern und in den Wäldern rundherum sicher so einiges an Kaninchen und Rehen herumläuft und in toskanischen Kochtöpfen landet. Jetzt sind wir mittendrin, im Herz der Toskana. „Noch mehr Weinberge und noch mehr Olivenhaine ging ja schon fast nicht mehr – aber wenn es eine Steigerung von „hügelig“ gibt, dann haben wir sie Oben: Sienas berühmter Campanile. Fotos: www.ulpbike.de (oben und unten), Stock Exchange (Mitte) 109 Fotos: www.ulpbike.de, Stock Exchange (Gasse), Fototeca ENIT (See) jetzt erreicht“, meint Rene lapidar. Doch hinter seinem trockenen Humor verbirgt sich eine gute Portion Begeisterung. Die merkt man immer dann, wenn er mit einem leisen „Wow“ in die Landschaft staunt – oder, wenn er einfach gar nichts mehr sagt. Doch eines muss man dennoch mal sagen: Es ist schier unglaublich, wie viele Variationen von Wein, Zypressen, Oliven und Hügeln es gibt. Kein Ausblick gleicht dem anderen, mit jeder Wetterstimmung und Tageszeit leuchtet das Grün ein bisschen anders, und hinter jeder Kurve taucht ein anderes Riesendia vor der Landschaftsleinwand auf. Silbrig glänzende Olivenbäume, ineinander verschwimmende Hügelketten im Dunst, dunkelgrüne Zypressenalleen, schemenhafte Steingebäude in der Ferne, mit wildem Wein überwucherte Geräteschuppen... Und inzwischen hat ein ganz bestimmter Virus jeden Einzelnen der Gruppe erwischt: Die Lizenz zum Schlemmen! Schon morgens nach der Abfahrt – und einem wohlgemerkt üppigen Frühstück mit Obst, Müsli und hausgemachtem Brot, Pecorino-Käse, Salami und Marmeladen – wird diskutiert, welche Pasta- oder Polentavariation man denn heute zu Mittag essen könne. Und Unpünktlichkeit zum Abendessen? Gibt es nicht! Unsere Gruppe ist zu einem spaßigen Haufen zusammengewachsen, 110 und so vergeht der Tag wie im Flug. Und ohne es zu merken, sind wir im ruhigen Städtchen Asciano gelandet. 5. ETAPPE Asciano – Monte Amiata. Ca. 65 km „Morgen werdet Ihr was erleben“, hatte uns Thomas, unser Guide, beim gestrigen Abendessen versprochen. „Morgen fahren wir die Königsetappe“, erklärte er. Klar. Von 300 Metern auf fast 1385 Meter Höhe am Monte Amiata, dem höchsten Berg der südlichen Toskana. Wenn man die 15 bis 36 Hügel noch dazu rechnet, ist das schon ein sattes Pensum für unsere Genießer-Bande. Doch nicht nur die Waden, auch unsere Sinne sind gefordert. Nach der üblichen Hügel-Sause landen wir um die Mittagszeit ausgerechnet in Montalcino – der Heimat des weltberühmten Brunello. An einer Weinprobe kommen wir hier nun wirklich nicht vorbei. Nach einem ausgedehnten Mittagessen als Grundlage, diversen Minigläschen Rotwein, viiiiel Wasser und ein, zwei Espressi für den klaren Kopf, wagen wir uns wieder auf die schmalen Reifen. Und Rene ist glücklich. Denn die Landschaft wechselt dramatisch. Weg die sanften Hügel, weg die Weinberge, vor uns thront der Monte Amiata, der Vulkan der Toskana. „Endlich ein Oben: San Gimignano ist Weltkultur- und Weltnaturerbe der UNESCO. Mitte: Die Weinhandlung heißt „zazzeri“, italienisch für langes Haar. Rechts: Türme von San Gimignano; der idyllische See liegt im Val d‘Orcia bei den Chinciano-Thermen. RennRad Reise RennRad 111 Fotos: Stock Exchange (oben), Fototeca ENIT / Vito Arcomano (unten), www.ulpcike.de (rechts) wir in den vergangenen Tagen unzählige Male bestätigt bekamen. Doch was bei den kleinen Hügelanstiegen nicht so deutlich spürbar war, haben wir hier in der Summe: Die Abfahrt vom Monte Amiata zum Lago di Bolsena auf 305 Meter ist das pure Vergnügen. Laue Luft weht uns entgegen, wir scheinen den See schon von Weitem zu riechen und sind nicht mehr zu halten. Pause? Na gut, eine kleine. Mittagessen? Na ja, aber nur ein mittelkleines. Ob der zusätzliche Schwung an unseren wohlgefüllten Bäuchen lag oder an den gesammelten Endorphinen einer Woche Landschaftsgenuss plus Dolce Vita, lässt sich nicht genau sagen. Doch egal. Wir rauschen begeistert bergab und lassen uns auch von ein paar Gegenanstiegen nicht durcheinander bringen. Damit wir trotz Tiefflug auch heute nicht auf einen Höhepunkt verzichten müssen, liegt unser Lago Hotel Lido direkt am See. Und das heißt wirklich direkt! Zwischen Haus und Wasser liegt keine Straße, von den Zimmern könnte man direkt ins kühle Nass springen. Tut aber keiner, denn trotz herrlich milder Außentemperaturen ist das Wasser zum Baden doch noch etwas frisch. Und auch auf Renes Vorschlag, wir könnten doch zum Abschluss noch die 43-Kilometer-Runde um den See fahren, kommt komischerweise keiner mehr zurück. Stattdessen genießen wir die warme Dusche, freuen uns aufs Abendessen und stoßen ein letztes Mal auf uns und die Hügel der Toskana an und freuen uns ein kleines bisschen auf zu Hause, wo wir guten Gewissens auch mal wieder das Abendessen auslassen können... richtiger Berg“, frohlockt Rene und tritt an. Von Olivenhainen über Kastanienwälder bis zum größten Steineichenwald Europas schrauben wir uns durch verschiedenste Vegetationszonen in die Höhe bis ins Skigebiet, wo Thomas im Winter Kindern und Erwachsenen den Spaß auf zwei Brettern statt Rädern nahebringt. Schnaufend, aber stolz rollen wir am Parkplatz des Berghotels „Le Macinaie aus. Den Lohn für unsere ganz persönliche Alpe d’Huez hat uns Thomas unterwegs schon verraten: ein Gourmet-Menü der Extraklasse. Mehr davon zu erzählen wäre unfair! 6. ETAPPE: Monte Amiata – Lago di Bolsena. Ca. 80 km Wo es bergauf geht, geht’s auch bergab. Eine alte Weisheit, die 112 RennRad Oben: Zypressen sind ein Wahrzeichen der toskanischen Landschaft. Unten: Pienza, der Heimatort von Papst Pius II (15. Jahrhundert). Reise gibt es One-Way-Flüge um diese Zeit ab Köln/Bonn schon ab 18,49 Euro, von Stuttgart ab 34,69 Euro. Anreise mit dem Auto Infos Mit dem Auto geht es von Süddeutschland aus über die Autobahn Salzburg/Innsbruck, über den Brenner bis Bologna und von dort weiter nach Pisa. Von Westdeutschland fährt man über Basel/Schweiz. Autobahnen in Österreich, Schweiz (beide mit Vignettenpflicht) und Italien sind mautpflichtig, an den italienischen Mautstellen kann mit Kreditkarte bezahlt werden. Entfernung München – Pisa: ca. 730 Kilometer. Reisedokumente und Zoll Laut Schengener Abkommen fallen die Grenzkontrollen weg. Ausweispflicht besteht natürlich trotzdem. Also: Personalausweis nicht vergessen! Klima und Reisezeit Die Toskana zeichnet sich durch mildes, gemäßigtes Klima aus – mit regionalen Unterschieden. An der Küste und in den Tälern der Toskana ist es milder als in den Bergen, wo fast kontinentales Klima vorherrscht und es öfter regnet. Im Sommer ist es überall trocken und es kann sehr heiß werden. Der Zeitraum Ende Juni bis Ende August ist also weder für Städte-Sightseeing noch zum Radeln zu empfehlen – ideal sind Frühjahr und Herbst, dann ist auch die Landschaft am reizvollsten. Im April liegt die Durchschnittstemperatur bei angenehm lauen 19 Grad, im September noch bei warmen 27 Grad. Am Monte Amiata ist es wegen der Höhenlage über 1300 Meter natürlich etwas kühler. Die Toskana, eingebettet zwischen Adria, den Regionen Emilia Romagna, Umbrien und Lazio, ist fast so groß wie das Bundesland Hessen und wohl die bekannteste und beliebteste Region Italiens – wegen ihrer unzähligen Kulturdenkmäler, der erstklassigen Küche und der sanften, anmutigen Natur. Von sanften Hügeln über schroffe Alpengipfel bis zu Bergen aus weißem Marmor ist alles geboten – grüne Wiesen, Olivenhaine und Weinberge wechseln sich ab mit Pinien und Palmen, Orangen- und Mandelbäumen, Magnolien und Zypressen. Anreise mit dem Flugzeug Wer in die Toskana fliegen möchte, dem bieten sich die Flughäfen Florenz und Pisa an. Für die beschriebene Tour ist Pisa ideal. Es gibt Flüge von vielen deutschen Flughäfen, mittlerweile auch mit Billigfliegern. Von Frankfurt (Hahn) und Hamburg (Lübeck) fliegt Ryanair, HLX startet in Berlin, Hannover, Köln-Bonn und Stuttgart, von Berlin (Schönefeld) fliegt Easyjet. Münchner müssen auf die Linienflüge von Lufthansa und Air Dolomiti zurückgreifen. Bei Air Dolomiti etwa kostet der Hin- und Rückflug von München nach Pisa Ende April 179 Euro, bei Lufthansa 188 Euro. Bei HLX Sprache In den großen Städten und sicherlich in vielen Hotels ist man auf deutsche Touristen eingestellt, in kleinen Orten auf dem Land sollte man ein paar Brocken italienisch können. Nicht zuletzt, weil sich die Einheimischen einfach über ein bisschen guten Willen freuen. Sehenswert Die Toskana gehört zu den bedeutendsten Kulturlandschaften Europas. Neben den Kulturmetropolen Florenz – berühmt für Leonardo da Vinci und Michelangelo – , Siena mit seiner riesigen Piazza del Campo und mittelalterlichen, gotischen Architektur sowie Pisa mit seinem schiefen Turm finden sich unzählige interessante mittelalterliche (Klein-) Städte. San Gimignano ist das klassische Ausflugsziel fast aller Toskanabesucher und besticht durch sein nahezu vollständig erhaltenes Stadtbild und die Silhouette der eindrucksvollen Steintürme. Montalcino ist berühmt für den Rotwein Brunello, besitzt aber auch einen hübschen Ortskern mit Festungsanlage (La Rocca), Rathaus, klassizistischem Dom und ganz in der Nähe die wunderschöne romanische Abtei Sant’Antimo. Asciano, ein mittelalterlicher Ort mit romanischer Basilika, liegt in der kargen Landschaft der Crete Senesi. Essen & Trinken Die Küche der Toskana ist bestimmt von den Erträgen aus Feld, Wald und Weinberg – stilvoll, ungekünstelt und einfach, aber unglaublich frisch und geschmackvoll. Als Italiens wichtigste Weinregion dürfen vor allem Rotweine bei keinem Essen fehlen. Pastagerichte spielen in der traditionellen Küche eine geringere Rolle – es gibt sie natürlich trotzdem! Aber die Toskaner sind wahre Suppenfans, und auch Polenta (eine Art salziger, fester Pudding aus Maisgrieß) wird hier gerne gegessen. Bei den „Secondi Piatti“, den Hauptspeisen, beherrschen köstliche Fleischgerichte, vor allem Kalb, Schwein, Wildschwein, Hase, Kaninchen, Fasan und Lamm, die Speisekarte. Beliebt für zwischendurch ist auch der würzige Schafskäse Pecorino. Das traditionellste Dessert ist so einfach wie wirkungsvoll: Cantuccini – die harten Mandelkekse – werden in süßen Vin Santo getunkt. Radsportferien in der Toskana Der Radreiseveranstalter ULPbike (im Internet: www.ulpbike.de) hat zwei Angebote für die Toskana. Die hier beschriebene kulinarische Trans-Toskana-Tour findet 2006 zweimal statt: von 29. April bis 6. Mai und von 23. bis 30. September. Preis: 839,Euro, inkl. 7 Übernachtungen mit Halbpension, Rennrad-Guide, Begleitfahrzeug mit Werkzeug und Gepäcktransport, Foto-CD und Rücktransfer nach Pisa. Außerdem gibt es unter dem Motto Bike & Beach Rennrad-Trainingswochen im Küstenort San Vincenzo, wo ULPbike-Guide Thomas zu Hause ist. Infos und Termine: ULPbike, Brudermühlstr. 6, 81371 München Tel.: 089/20 00 04 81 Fax: 089/61 27 98 02, [email protected], www.ulpbike.de Allgemeine Informationen ENIT Frankfurt Staatliches Italienisches Fremdenverkehrsamt Kaiserstr. 65, 60329 Frankfurt/Main Tel.: 069/259126/237430/237434 Fax: 069/232894 [email protected], www.enit.it Lesetipp Michael Müller: Toscana (Toskana). Reisehandbuch und Karte. Das umfassende und bewährte Handbuch aus dem Michael Müller Verlag ist im März 2006 in einer aktuellen Neuauflage erschienen. Preis: 22,90 Euro. RennRad 113