Futterqualität Die Sorte beeinflusst die Futterqualität

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Futterqualität Die Sorte beeinflusst die Futterqualität
Futterqualität
Die Sorte beeinflusst
die Futterqualität
Als wesentlich bestimmend für den Futterwert gilt gerade auch
nach der aktuell veränderten Formel für die Energieberechnung die
Gesamtverdaulichkeit der Pflanze. Die Rangfolge der Sorten bei der
Verdaulichkeit ist stabil, auch wenn klimatische und standortspezi­
fische Faktoren über das eigentliche Niveau der Verdaulichkeit
wesentlich bestimmen.
Der Korn- bzw. Stärkeanteil an der Gesamtpflanze beeinflusst die
Verdaulichkeit in hohem Maße. Dieser ist sortenspezifisch unterschiedlich bzw. kann durch die Wahl einer höheren Stoppellänge bei
der Ernte positiv beeinflusst werden. Dabei liegt die Verdaulichkeit
dieser Fraktion mit > 90 % sehr hoch und kann innerhalb des Zuchtprozesses nur unwesentlich gesteigert werden.
Restpflanze züchterisch interessant
Aus züchterischer Sicht ist die Verbesserung der Verdaulichkeit der
Rest­pflanze interessanter. Um die Verdaulichkeit der Restpflanze
zu verbessern, muss man die Einzelzelle näher betrachten. Hier
wiederum unterscheidet man den Zellinhalt und die Zellwände. Der
Zellinhalt einer Pflanzenzelle, bestehend aus Stärke, wasserlöslichen
Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß, ist in sehr hohem Maße abbaubar. Die den Zellinhalt umgebenden Zellwände bestehen aus den
so genannten Strukturkohlenhydraten Zellulose, Hemizellulose und
Pektin sowie Lignin.
Gerade die Strukturkohlenhydrate können züchterisch – vereinfacht
gesagt – in ihrer Anordnung bzw. Struktur so verändert werden,
dass sie für die verdauenden Bakterien besser erschlossen werden
können. Damit lässt sich die Verdaulichkeit der Zellwände steigern.
Ausgehend davon, dass der Stärkeanteil in einer maisbetonten Ration
nicht überbeansprucht werden soll, ist die Restpflanze der zu be­achten­de Energieträger in der Fütterung.
Bedeutung der Restpflanze
Abb. 1 trennt modellhaft die Maispflanze in einen grünen Teil und
in einen Stärketeil. Betrachtet man nun nur den Nicht-Kornanteil der
Ration, die „Grüne Fraktion“, dann wird deutlich, dass mit zunehmendem Maisanteil in der Ration zu Lasten des Grases die Bedeutung des grünen Teils der Maispflanze innerhalb der Grundfutterration überproportional zunimmt. Bei 20 % Gras und 80 % Mais
in der Ration werden fast 70 % der grünen Pflanzenteile von der
Maispflanze geliefert. Damit wird klar, dass auch hier die Verdaulichkeit dieses grünen Teils (Zellwandverdaulichkeit) von steigender
Bedeutung ist.
In Deutschland wird diese Verdaulichkeit leider viel zu selten aus­gewiesen. Um diesen Wert zu ermitteln, kann man sich einer Hilfsrechung bedienen. Wenn in Sortenversuchen die Gesamtverdaulichkeit ausgewiesen wird und der Stärkegehalt bekannt ist, kann man
die Verdaulichkeit der Stärke als konstant und gleich hoch bei den
Sorten setzen und so auf die Verdaulichkeit der Restpflanze schließen. Betrachtet man dahingehend die LSV verschiedener Länder,
dann wird deutlich, dass Sorten mit gleich hohem Stärkegehalt eine
unterschiedliche Verdaulichkeit aufweisen. Das ist ein Hinweis auf
die unterschiedliche Restpflanzenverdaulichkeit.
Herausragend präsentiert sich hier wie auch in anderen Versuchen
die Sorte ADENZO mit einer sehr hohen Verdaulichkeit bei gutem
Stärkegehalt (Abb. 2).
Abb. 1: Hoher Maisanteil in der Grundfutterration braucht gute Restpflanzenverdaulichkeit!
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Futterqualität
Abb. 2: ADENZO hat die hohe Verdaulichkeit
Zusammenhang zwischen Stärke, Restpflanze und Verdaulichkeit
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Quelle: Silomais früh 2007–2008 Baden-Württemberg
6ERDAULICHKEIT
Stärkeabbau unterschiedlich
Der Stärkegehalt einer Maissorte ist ebenfalls ein sehr wichtiges
Qualitätskennzeichen. Gerade in Rationen, die einen höheren Grasanteil aufweisen, sollten Maissorten mit einem hohen Stärkegehalt
eingesetzt werden. Dabei finden sich je nach Korntyp unterschiedlich gut abbaubare Stärkefraktionen. Man spricht hier von schnell
abbaubarer und von beständiger Stärke. Der Anteil an beständiger
Stärke, oder auch Durchflussstärke genannt, ist bei Mais generell
recht hoch und kann durch die Wahl der Sorte (Hartmais oder Zahnmais) und besonders durch den Ausreifegrad des Kornes in gewisser
Weise beeinflusst werden. Durchflussstärke wird nicht im Pansen,
sondern erst im Dünndarm zu Glucose abgebaut und steht dort der
Milchbildung direkt zur Verfügung. Für die optimale Stärkebildung
ist die Wahl der Sorte passend zum Standort und zum Aussaattermin sehr wichtig. Abhängig vom Blühzeitpunkt einer Sorte und ihrer
genetisch fixierten Einlagerungsgeschwindigkeit gibt es Sorten, die
bereits sehr früh (d.h. bei relativ geringen TS-Gehalten bzw. nach
geringer Vegetationszeit) hohe Stärkegehalte realisieren. Andere
Sorten hingegen benötigen mehr Zeit. Gerade auch bei später Saat
von Maissorten sollte das Einlagerungsvermögen der Hybride hin­
sichtlich Stärke eine wichtige Grundlage der Sortenentscheidung sein.
Fazit:
Zur Produktion von Qualitätssilage ist der Faktor
Sorte ein entscheidender Bestandteil. Die durch
Züchtung genetisch fixierte Qualität ist das Fundament. Verbunden mit der optimierten Anbautechnik
und dem richtigen Erntemanagement entsteht da­raus hochqualitatives Futter für die Betriebszweige Milchvieh und Rinderproduktion.
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