Die Verbraucher verlangen mehr Informationen

Transcrição

Die Verbraucher verlangen mehr Informationen
EU reguliert Bezahlen
in Internet-Shops
Brüssel. Das Europäische Parlament
hat vergangene Woche dem vorab
im Trilog der EU-Institutionen ausgehandelten Wortlaut der neuen
Zahlungsdiensterichtlinie
zugestimmt. Ein Ja des EU-Ministerrats
zu dieser endgültigen Form der
PSD 2 (Payment Services Directive)
gilt als sicher. Die Richtlinie enthält
zwei für Online-Händler wichtige
Regeln: Erstens werden Zahlungsauslösedienstleister wie Sofortüberweisung (Deutschland), Ideal (Niederlande) und Trustly (Schweden)
rechtlich abgesichert und gleichzeitig reguliert. Diese Erleichterung der
Arbeit von Zahlungsdienstleistern
für Online-Shops, die direkt auf die
Girokonten von Kunden zugreifen,
dürften die Preise für Internet-Payments unter Druck setzen.
Eine zweite in der PSD 2 enthaltene Regel wird von Online-Händlern mit Sorge gesehen: In Artikel 97
und 98 schreibt die Richtlinie ZweiFaktor-Authentifizierung (2FA) als
Regelfall für das Bezahlen in Internet-Shops fest. Damit reicht das Eintippen von Benutzername und Passwort beim Checkout nicht mehr aus.
Erforderlich wird die Einbeziehung
eines zweiten Faktors. Das kann eine
auf ein unabhängiges Gerät gesendete TAN oder eine biometrische Authentifizierung sein. Die genauen
Regeln und Ausnahmen von 2FA soll
die Europäische Bankenaufsicht
EBA entwerfen.
rod/lz 42-15
Wincor baut
Bargeld-Logistik aus
Paderborn. Wincor Nixdorf stärkt
sein Engagement im Bereich Cash
Handling: In den Niederlanden
übernimmt Wincor die Geldtransport-Aktivitäten von Brinks und
bringt sie in ihre Tochterfirma Secur-Cash ein. Für den IT-Konzern
war der eigene Bargeld-Logistiker
in Holland bereits bisher ein Labor, um rationalisierte Systeme für
den Umgang von Unternehmen
mit Bargeld weiter zu entwickeln
und zu testen. Ziel sei es, Banken
und Handelsunternehmen von
Prozessoptimierungen entlang der
kompletten
Bargeldlogistikkette
profitieren zu lassen, erklärt Wincor Nixdorf.
rod/lz 42-15
VW macht Autos
zur Packstation
Wien. Die österreichische Post, TSystems und Porsche Austria (VW)
testen eine neue Zustellvariante für
Pakete: die Kofferraumlogistik. Dabei werden noch diesen Monat Online-Order von Testkunden in den
Kofferraum von zunächst drei Pkw
der Marke VW geliefert. Technische
Basis sind GPS-Ortung, Smartphone-App sowie Identifikations- und
Berechtigungssystem. Hintergrund
ist die kostspielige Heimlieferung sowie steigende Mobilität und Zahl der
Internet-Bestellungen.
sf/lz 42-15
Interspar bietet
Internet per WLAN
Salzburg. Die österreichischen SBWarenhäuser von Interspar bieten
ihren Kunden seit vergangener
Woche auf der Verkaufsfläche einen kostenlosen Internetzugang
per WLAN an. Die Vertriebsschiene von Spar Österreich hat die
Technik in allen 70 Hypermärkten
installiert. Auch die 59 IntersparRestaurants wurden mit Wifi versorgt. In Deutschland bieten unter
anderem dm, Hornbach, Globus,
Ikea und demnächst Famila (Bela)
Kunden-WLAN an.
rod/lz 42-15
IT UND LOGISTIK
LZ 42 16. Oktober 2015
Dansk Supermarked wird schneller
SAP Hana soll Datenverarbeitung beschleunigen – Vorteile für die Belieferung der Märkte und Business Intelligence
Århus, Dänemark. Der Handelskonzern Dansk Supermarked startet
jetzt mit ersten Anwendungen der
schnellen Datenverarbeitung per
Hana-Technologie. Basis ist die im
vergangenen Jahr abgeschlossene
Einführung von SAP Retail in allen
Vertriebslinien, darunter Netto.
mierung des Geschäfts auf Hana-Basis
anzugehen. DS erhofft sich von drei
Anwendungsfeldern deutliche Vorteile:
Morgendliche Belieferung der Filialen
mit Frischware per automatischer Disposition auf Basis der Verkaufszahlen
des Vortages. Überblick über die Bestände der Märkte in Echtzeit sowie
zielgerichtete Bekämpfung von Regallücken. Und als Projekt für 2016 die EinDansk Supermarked gehört zu den ers- führung der neuen SAP-Software Proten LEH-Filialisten in Europa, die die motion Management for Retail (PMR).
leistungsfähige In-Memory-DatenverarBisher schicken Netto & Co. ihre Abbeitung Hana von SAP nutzen wollen. verkaufszahlen nach Ladenschluss an
Nach Angaben von CIO Alan Jensen er- die Zentrale, wo die F&R-Engine von
wartet der dänische Händler von Hana SAP sie über Nacht im Batch-Verfahren
unter anderem eine deutliche Beschleu- zu Dispo-Aufträgen verarbeitet. Erst ab
nigung der Auto-Dispo und damit der 6 Uhr morgens können die LagerarbeiFrischware-Belieferung
ter beginnen, die
der Märkte, eine besWaren zu kommissere Promotion-Steue- „Wir arbeiten jetzt in
sionieren, die dann
rung mit Hilfe des neu- fast allen Projekten
nachts oder am
en
SAP-Programms nach dem agilen Modell“
nächsten Morgen
PMR und schnellere
per Lkw in die
Business-IntelligenceMärkte gefahren
Alan Jensen, CIO Dansk Supermarked
Auswertungen.
Zu
werden. Mit der
Dansk Supermarked
Real-Time-Verar(DS) gehören die vier Vertriebsschienen beitung der Verkaufsdaten dank Hana
Netto (Discount), Bilka (SB-Warenhäu- sollen die Ergebnisse der Auto-Dispo
ser und Online-Shop), Føtex (Verbrau- gegen Mitternacht vorliegen. Damit
chermärkte) und Salling (Innenstadt- könnte etwa Frischware auf Basis einer
Warenhäuser).
brandaktuellen Prognose kommissioAls Voraussetzung für die schnelle niert und schon am Morgen dieses TaDatenverarbeitung hat DS im Septem- ges an die Filialen geliefert werden.
ber die technische Plattform CAR (Cus- „Wir gewinnen damit 24 Stunden“, fortomer Activity Repository) von SAP in muliert Jensen seine Erwartung.
Betrieb genommen. Das war laut JenNeben der Einführung von CAR
sen die Bedingung dafür, jetzt die Opti- und den darauf aufbauenden Nutzan-
F O T O : DA N S K S U P E R M A R K E D / J E S P E R R A I S
Lebensmittel Zeitung
Setzt auf SAP-Software: Eine Netto-Filiale des Handelskonzerns DS in Dänemark.
wendungen ist für die Dänen auch die
diese Woche live gegangene Umstellung der Business Intelligence (BI) auf
SAP Hana als Basistechnologie ein strategisches Projekt. Die wesentlich
schnellere Verarbeitung der Massendaten des Handelsgeschäfts soll eine breite Auswertung des Vortagesabsatzes bereits am nächsten Morgen erlauben.
Als drittes strategisches IT-Projekt
führt DS das Stammdatensystem von
Stibo ein. Nach den Worten von Jensen
war die Möglichkeit zur sehr schnellen
Aufnahme der Daten neuer Produkte
einer der Gründe für die Wahl des PIMAnbieters Stibo. Das sei vor allem für
Online-Shops mit einer großen und
wechselnden Anzahl SKUs wichtig.
Voraussetzung für die laufende Modernisierung war die Einführung des
Warenwirtschaftssystems SAP Retail,
die DS vor einem Jahr abgeschlossen
hat. Im Heimatland hatten die Dänen
alle vier Vertriebslinien parallel in fünf
Wellen umgestellt – in nur elf Monaten.
Mit der gewählten Methode „Rapid
Prototyping“ für eine agile SoftwareImplementierung zeigt sich Jensen sehr
zufrieden. Der ständige Kontakt zwischen IT-Fachleuten und Mitarbeitern
aus dem Handelsgeschäft habe dafür
gesorgt, dass das Business mit genau
den passenden Funktionen versorgt
worden sei. Dabei sei auch Platz für flexible Anpassungen im Lauf der Entwicklung gewesen.
rod/lz 42-15
Die Verbraucher verlangen mehr Informationen
Cloud-basierte Track & Trace-Lösungen helfen bei Lebensmittelsicherheit und Konsumenten-Vertrauen / Von Karsten Fellbaum
Frankfurt. Lebensmittelskandale
und das steigende Informationsbedürfnis der Verbraucher setzen
Handel und Food-Hersteller unter
Druck, die Herkunft ihrer Lebensmittel zu kennen. Das ist die Voraussetzung dafür, diese Informationen an die Konsumenten weiterzugeben. Helfen können Cloud-basierte Lösungen.
Das Vertrauen der Verbraucher in die
Lebensmittelsicherheit ist durch die
Entdeckungen unzulässiger Inhaltsstoffe, fehlender oder falscher Inhaltsangaben sowie Produktfälschungen in
jüngster Zeit ins Wanken gekommen.
Gleichzeitig stellen die zunehmend globalen Beschaffungsmärkte und komplexen Güterströme alle Beteiligten der
Prozesskette vor immer neue Herausforderungen.
Für Hersteller, Händler und Dienstleister wird es immer wichtiger, den
Weg der Lebensmittel möglichst lückenlos rückverfolgen und kontrollieren zu können. Nur so können Ursachenforschung und Schadensbegrenzung betrieben, Verbraucher informiert
und Rückrufaktionen zielgenau durchgeführt werden.
Mit der Verordnung EG178/2002
hat die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln auch einen rechtlichen Rahmen
erhalten. Nach diesem sind alle Lebens- und Futtermittelunternehmen in
Europa gefordert, ein Rückverfolgbarkeits- und Rückrufsystem einzuführen,
mit dem zweifelsfrei ermittelbar ist, wer
Lieferant der Rohstoffe (Inhaltsstoffe,
Verpackungen etc.) beziehungsweise
Abnehmer der Produkte gewesen ist.
Ferner wird jedem Unternehmen empfohlen, Angaben wie Umfang oder
Menge, Chargennummer und die Beschreibung des Produkts für die Behörden bereitzuhalten.
Neben der nachträglichen Rückverfolgung von Produkten rückt zunehmend die proaktive Steuerung der Supply Chain in den Fokus. Richtschnur ist
dabei der Standard EPCIS (Electronic
Product Code Information Services),
der einen Zugriff auf Lieferanten-, Her-
Rückverfolgung
per Handy:
F-Trace zeigt dem
Kunden, woher der
Schinken kommt.
FOTO: JÖRG RODE
42
steller- und Dienstleisterdaten in Echt- kauf. Für die Abdeckung bis zum Endzeit ermöglicht, in dem er den elektro- kunden besteht die Möglichkeit, erweinischen Datenaustausch (EDI) durch ternde Lösungen anzuschließen.
zeitpunktebezogene Protokollierungen
Mit Spannung wird die für Ende
anreichert und dadurch die Transpa- 2015 angekündigte pharmaspezifische
renz in Warenbewegungen entschei- Track & Trace Weiterentwicklung SAP
dend erhöht. EPCIS kann somit genutzt ATTP (Advanced Track and Trace for
werden, um bei Soll-Ist Abweichungen Pharmaceuticals) erwartet, mit der ein
Nachrichten an Prozessverantwortliche Austausch von Produktinformationen
zu übermitteln und über kritische Er- auf Serialnummernebene über eine
eignisse zu informieren. Auf dem Markt zentrale EPCIS-Datenbank mit allen
sind derzeit verschiedene Systeme er- wichtigen
angeschlossenen
Busihältlich, die auf Basis
nesspartnern (Liefevon EPCIS eine vollranten, Dienstleisumfängliche Rückver- „Das Ziel ist, den Weg der
ter etc.) ermöglicht
folgbarkeit
entlang Lebensmittel möglichst
wird.
der Supply Chain bie- lückenlos rückzuverfolgen“
GS1 ist mit seiten.
nem Standard der
SAP stellt mit SAP
EAN KennzeichOER (Object Event Repository) eine nung Marktführer und setzt seine LöEPCIS-konforme, branchenübergrei- sung F-Trace bei namhaften Handelsfende Lösung zur Verfügung, mit der unternehmen ein – insbesondere im
Daten über eindeutig identifizierte Ob- Bereich der Frischelogistik. Das Vorgejekte innerhalb einer Systemlandschaft hen zur chargengenauen Rückverfolmit unterschiedlichen Systemen auto- gung von Produkten ist einfach, günstig
matisch erfasst, in einer zentralen Da- und standardisiert. Produkt- und Statenbank (Repository) abgelegt und ab- tusinformationen können im EPCISgefragt werden können. Businesspart- basierten System auf lokalen Servern
ner können die Informationen mittels vorgehalten werden und sind mithilfe
XML-Messages abfragen. Die automati- einer Suchmaschine von autorisierten
sche Erfassung wichtiger Informationen Beteiligten der Prozesskette wie Herzu Ereignissen, die innerhalb der Logis- stellern, Händlern, Behörden, Zertifitikkette eintreten (Events), bildet dabei zierungsgesellschaften aber auch Enddie Grundlage für eine Produktidentifi- kunden abrufbar.
zierung und -verfolgung entlang der geGroßer Vorteil dieser Lösung – gerasamten Supply Chain – vom Einkauf de für kleine und mittelständische Unüber die Produktion bis hin zum Ver- ternehmen - ist die Unabhängigkeit von
IT-Infrastrukturen oder eigenen ERPSystemen – denn die Daten können per
Webbrowser gespeichert und kommuniziert werden. Der Verbraucher kann
über die App von F-Trace eingebunden
werden. Der Traceability-Service ermöglicht es dem Käufer, Frischwaren
direkt im Supermarkt bis zum Ursprung zurückzuverfolgen und vertrauenswürdige Herstellerinformationen
abzufragen.
Ein weiterer Anbieter ist Tracekey
mit seiner cloud-basierten EPCIS-konformen und branchenübergreifenden
Lösung. Mit der Tracekey Cloud können Artikel auf Chargen- oder Einzelteilebene entlang der gesamten Supply
Chain vom Hersteller bis zum Endkunden rückverfolgt werden. Alle
Track & Trace-Informationen aus den
unterschiedlichsten Systemen werden
dabei in seit 2013 erhältlichen Lösung
in einer zentralen Datenbank verarbeitet und stehen zur Steuerung und Auswertung den berechtigten Nutzern zur
Verfügung.
Vorteile dieser Lösung: Da es sich
um eine SaaS-Lösung handelt, ist der
Implementierungsaufwand gering. Sie
ist aufgrund der Verarbeitungskapazität
von vielen Milliarden Datensätzen Massendaten-tauglich. Mittels Produktscanning und Smartphone-App können
Endkunden Produktinformationen aufrufen, Herstellern bietet Tracekey die
Möglichkeit, Produktinformationen in
der eigenen Corporate Identity über die
eigene Website oder mobile Geräte darzustellen. Die Lösung lässt sich problemlos mit anderen Rückverfolgungssystemen kombinieren, um den Endkunden stärker in Track & Trace einzubeziehen.
Bei der Auswahl des passenden Systems hat jedes Unternehmen zu entscheiden, wie es dieses im Hinblick auf
Branchen-, Produkt- und prozessbedingten Anforderungen konkret ausgestaltet und welche Gewichtung die Kriterien Erweiterbarkeit, Sicherheit, Kosten (einmal und laufend) sowie Implementierungsaufwand haben. lz 42-15
Der Autor Karsten Fellbaum ist Manager beim
Consulting-Unternehmen Bearing Point.