BODENSEE
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Bodensee S Ü D K U R I E R N R . 14 8 | K F R E I TA G , 2 9 . J U N I 2 012 29 www.suedkurier.de/bodensee Nachrichten Satter Sound im Hegau ANZEIGE Mit Walze auf der Autobahn unterwegs St. Gallen (sk) Ein Straßenbauarbeiter hat mit einer Walze kilometerweit die St. Galler Stadtautobahn befahren. Ein Mitarbeiter der Notrufzentrale staunte laut Polizei nicht schlecht, als er auf der Überwachungskamera das Gefährt auf der Stadtautobahn im Rosenbergtunnel sah. Fahrzeuge von Straßenunterhaltungsdienst und Polizei eskortierten den 15 Stundenkilometer schnellen Walzenfahrer zur nächsten Ausfahrt. Der Straßenbauer hatte den Auftrag, die Walze zu einer anderen Baustelle zu überführen. ERDGASFÖRDERUNG Zwischenstopp bei der ersten Cafe-Racer-Rallye durch den Hegau: Stark vertreten waren italienische Ducatis aus den 70er Jahren. Aber auch mancher Youngtimer aus den 80er- und 90er-Jahren war auf dem 130-Kilometer-Rundkurs dabei. BI L DER : M I C H E L ➤ 60 Motorräder starten zur ersten Classic-Rallye ➤ Pokal für die drei schönsten Nostalgie-Bikes VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Kreis Konstanz – Auf den Höhen des Hegau geht es normalerweise beschaulich und still zu. Doch das kann sich zuweilen ändern. Etwa wenn sich ein Pulk von 60 Motorrädern nähert, die zu einer Zeit gebaut wurden, als Zweiräder noch laut sein durften und ein schöner Klang nicht als Lärmbelästigung galt. Und so kam es zwischen Stockach und Tengen zu einem Zeitsprung in die 60er- bis 80er-Jahre. Zur ersten „Bodensee-Classic-CafeRallye“ hatte Christian Schmid, Chef des Motoshop Konstanz in Petershausen, aufgerufen. Seit 1984 hat er seinen Laden, und in dieser Zeit stellte er fest, „dass meine Kundschaft immer älter wird“. Und die hat andere Interessen als der – zunehmend spärliche – Nachwuchs, auf den hohe PS-Zahlen noch Eindruck machen. Wer sich dem Trend zum „Cafe Racer“ anschließt, geht eher mit nostalgischen Gefühlen zu seinem Bike in die Garage, „sucht etwas fürs Auge und fürs Ohr“, wie Christian Schmid hinzufügt. Die Maschinen sind oft 30 bis 40 Jahre oder älter und werden gerne nach eigenem Geschmack verändert. So wird etwa aus einer optisch behäbigen 750er BMW der 70er-Jahre ein „Racer“ mit Stummellenker und Einzelsitzbank nach dem Vorbild der einst berüchtigten englischen „Rockers“. Jo Soppa, Chefredakteur der SzeneZeitschrift „MO“ in Stuttgart, erklärt sich das wachsende Interesse an vorgestrigen Motorrädern mit dem neuen Bedürfnis nach „Genuss-Fahren“. Das führt er aufs vorgerückte Alter der Biker zurück, die auch im Hegau im Schnitt 50 Jahre auf dem Buckel hatten. Spaß statt PS-Wahn. Mancher Teilnehmer nimmt da gerne in Kauf, dass er am Straßenrand mal kurz das Werkzeug auspacken muss, weil seine Abgaswolke ihn einne- belt, oder dass die Schrauben des Rückspiegels während der Pause neben dem Kornfeld nachgezogen werden müssen. „Man will ein einfaches, übersichtliches Fahrzeug mit schöner Technik, die nicht hinter einer Plastik-Tapete versteckt ist“, erklärt sich Jo Soppa den Trend back to the roots. Im Alltag sieht man diese Bikes freilich selten. „Oft ist das ein Zweit- oder Drittmotorrad“, sagt Christian Schmid. „Und sie stehen schon lange im Keller.“ Die Hegau-Rallye bringt sie wieder an die frische Luft, und die Fahrer der drei schönsten Exemplare bekamen auf dem Campingplatz in Allensbach einen Pokal. Doch den Männern – samt einigen Frauen – geht es nicht ums Siegen, sondern „ums Motorrad pur erleben“, wie es Schmid beurteilt. Die 130-Kilometer-Tour haben alle bestanden. Nur ein Moto-Guzzi-Fahrer hatte Pech. Ihm brach eine Lenker-Schraube. Bilder der Classic-Rallye: www.suedkurier.de/bilder www.moto-shop-konstanz.de Mit Pokalen prämiert: Auf Platz 1 die 900erDucati von Robert Holzer aus Überlingen (Mitte), auf Platz 2 die BSA „Rocket“ von Klaus Ulmer aus Konstanz (hinten) und Platz 3 für die Honda CB 750 von Thomas Quast von der Reichenau. Homburger lehnt Fracking ab Kreis Konstanz (sk) Die Landesregierung wird sich für ein bundesweites Moratorium gegen Erdgasförderung durch die umstrittene FrackingMethode einsetzen. Das beschloss der Stuttgarter Landtag am Donnerstag einstimmig. Durch ein Moratorium könne verhindert werden, dass Wasser gefährdende chemische Stoffe bei der Erdgasförderung zum Einsatz kommen, heißt es in einer Mitteilung des grünen Landtagsabgeordneten Siegfried Lehmann. Unterdessen hat die Hilzinger FDP-Bundestagsabgeordnete Birgit Homburger darauf hingewiesen, auch in der Regierungskoalition in Berlin bestehe Einigkeit, dass das umstrittene Fracking in Trinkwasserschutzgebieten wie am Bodensee nicht angewendet werden dürfe. Beim Fracking wird das Gas mit Wasser und chemischen Zusätzen aus dem Gestein gelöst. ZUSAMMENSTOSS Unfall fordert fünf Verletzte Amriswil (sk) Bei einem Zusammenstoß zweier Autos sind fünf Personen verletzt worden. Nach Angaben der Thurgauer Kantonspolizei fuhr ein 50jähriger Autofahrer mit seinem Pkw in Begleitung von vier Mitfahrenden im Kolonnenverkehr stadteinwärts. Aus noch unbekannten Gründen steuerte er dabei nach links und prallte gegen das Auto eines entgegenkommenden 70-jährigen Mannes. Bei der Kollision zogen sich der 50Jährige und die vier Fahrzeuginsassen leichte bis mittelschwere Verletzungen zu. Drei Personen wurden ins Krankenhaus gebracht. Gespräch über Standortbedingungen für die Wirtschaft (v. l.): Thomas Schwara (LandesWirtschaftsministerium), HTWG-Präsident Kai Handel, IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx, Moderator Stefan Lutz (SÜDKURIER), GMA-Geschäftsführer Stefan Holl und Gründerberater Alexander Stoeckel (b-to-v Partners AG). B ILD : B SM Werben für Bodenseeland Landkreis und Kommunen präsentieren sich beim Investoren-Dialog in Konstanz VON FRANZ DOMGÖRGEN ................................................ Konstanz – Wenn die vom Landkreis Konstanz mitgetragene Bodensee Standort Marketing GmbH (BSM) sich auf internationalen Messen präsentiert, wirbt sie mit einem eingängigen Motto für die Vier-Länder-Region Bodensee. „Wer hoch hinaus will, ist hier willkommen“, steht auf der Plakattafel zu lesen, optisch unterlegt mit einem Motiv, das die aufwärts strebende Pfänderbahn zeigt. Am gestrigen Donnerstag setzte BSM im Kernland ein Zeichen. Rund 70 Unternehmer aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern waren zum InvestorenDialog ins noble Konstanzer Inselhotel geladen, um mehr zu erfahren über die Standortvorzüge und die Zukunftsprojekte im Landkreis Konstanz. Man wolle potenziellen Investoren deutlich machen, dass der westliche Bodenseeraum hochinnovativ sei und dass der Landkreis Konstanz die Innovationskraft fördere, sagte Thorsten Leupold, der Geschäftsführer der Bodensee Standort Marketing GmbH. Was der Wirtschaftsstandort Landkreis Konstanz zu bieten hat, zeigte die Präsentation der sechs Kommunen Konstanz, Singen, Radolfzell, Stockach, En- Organisatoren des Investoren-Dialogs: Thorsten Leupold, Barbara Giehmann, von der Bodensee Standort-Marketing GmbH, hier vor einem Werbeplakat. B ILD : D OMG ÖRGE N Cafe-Racer-Szene auf dem Vormarsch ➤ Ursprung: Die 1960er Jahre brachten England zunehmenden Wohlstand, so dass auch die Arbeiterjugend genug Geld hatte, um sich Zweiräder zu kaufen. Dabei entstanden neue Protest- und Subkulturen, zu denen die „Rockers“ gehörten. Während sie Motorräder fuhren, waren ihre Gegner, die „Mods“, auf getunten Rollern unterwegs. 1979 wurde dieser Konflikt im Spielfilm „Quadrophenia“ aufgegriffen (Musik von The Who). ➤ Motorräder: Die Rockers bauten Serienmaschinen der Hersteller BSA, Triumph oder Norton für (illegale) Straßenrennen individuell um. Vorbilder lieferte die legendäre Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man. Stilmerkmale sind der unlackiert polierte Tank, Stummellenker mit Blinker, nach hinten verlegte Einzelsitzbank und fehlende Rückspiegel. Ein Startpunkt der Rennen war das legendäre „Ace Cafe“ in London, von wo sich der Begriff Cafe Racer herleitet. ➤ In Deutschland: Da alte englische Modelle hier relativ selten sind, dehnt sich die Szene auf ältere BMW und Italiener wie Ducati, Moto Guzzi, Benelli, Laverda und Gilera aus. Bei der Hegau-Rallye waren auch DKW und Zündapp vertreten. Als Großevent der Szene hat sich „Glemseck 101“ bei Leonberg etabliert. Auf einem Abschnitt der alten Solitude-Rennstrecke werden hier jährlich Ende August Kurzstrecken-Rennen gefahren. 2011 fuhr ein Ducati-Team aus Neapel auf den ersten Platz. (mic) Mehr zum großen Cafe-Racer-Treffen: www.glemseck101.de Konstanz (sk) Wer als Servicekraft im Bewachungsgewerbe arbeitet, muss seine Sachkunde nachweisen. Die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee bietet nun eine Unterrichtung für Bewachungspersonal an. Der Kurs findet in der Zeit vom 9. bis 13. Juli, jeweils 9 bis 17 Uhr, bei der IHK in Konstanz (Schützenstraße) statt. Die Unterrichtung kann auch zur Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung besucht werden, welche für die meisten Bewachungstätigkeiten vorgeschrieben ist. Teilnehmer können laut IHK die Sachkundeprüfung am 19. Juli in Konstanz ablegen. Anmeldung unter Tel. 07531/28 60 232. Mehr Infos im Internet: www.investorendialog-bodensee.net Jüngere profitieren mehr IHL-KURS Unterricht für Bewachungspersonal gen und Gottmadingen. „Wir sind mehr als eine Region, in der man Urlaub machen kann“, machte die Konstanzer Wirtschaftsförderin Christina Groll bereits vorab beim Pressegespräch deutlich. Der Singener Oberbürgermeister Oliver Ehret charakterisierte seine Stadt als Standort, an dem vieles möglich ist im Spektrum „von Handel bis Industrie“. Der Radolfzeller Oberbürgermeister Jörg Schmidt zeigte sich überzeugt, dass die beteiligten Kommunen in der Standortwerbung gemeinsam größeren Erfolg haben werden. Michael Klinger (Gottmadingen) sieht Vorteile in der Nähe zur Schweiz, Peter Freisleben (Engen) verwies auf „kurze Entscheidungswege und ideale Rahmenbedingungen“ und Bernhard Keßler (Stockach) auf ganz konkrete Ansiedlungsmöglichkeiten. Der Erfolg der Kontaktpflege zu potenziellen Investoren ist nach Einschätzung von Thorsten Leupold nur schwer messbar. Im besten Fall ist es wohl ein Schritt auf dem Weg zu einer langfristigen Beziehung. Am Nachmittag wurde im Rahmen einer von SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz geleiteten Podiumsdiskussion vor Augen geführt, warum der Landkreis Konstanz als guter und zukunftsträchtiger Wirtschaftsstandort eingestuft werden darf. Die Gesprächsteilnehmer Stefan Holl (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, GMA), Alexander Stoeckel, Gründerberater bei der Firma b-to-v Partners AG, Thomas Schwara vom Wirtschaftsministerium, IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx und Kai Handel, Präsident der Konstanzer Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG), verwiesen auf die gute Infrastruktur, wozu auch zwei Hochschulen, Technologie- und Gründerzentren und Unternehmensnetzwerke zählen. Einig war sich die Runde aber auch darin, dass man tunlichst den Spielraum nach oben zur weiteren Verbesserung der Standortbedingungen nutzen sollte. Erstmals seit 1992 wieder weniger als 7000 Arbeitslose am westlichen Bodensee Kreis Konstanz (sk) Der Arbeitsmarkt im Bezirk entwickelt sich weiter positiv, die Dynamik habe aber spürbar nachgelassen, informierte die Agentur für Arbeit Konstanz in der Juni-Bilanz. Die Abnahme im Juni fiel geringer aus als in den Vorjahren. Erfreulich aus Sicht der Arbeitsverwaltung ist der große Rückgang bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren. Dagegen ist die Zahl der älteren Arbeitslosen über 50 Jahre, als einzige Personengruppe, leicht gestiegen. „Allein über 1500 Ältere mit schulischer, betrieblicher oder akademischer Ausbildung sind bei der Arbeitsagentur gemeldet. Das ist qualifiziertes Potential“, wirbt Jutta Driesch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz, bei den hiesigen Arbeitgebern für die Einstellung Älterer. Arbeitsmarkt Juni 2012 Agentur für Arbeit Konstanz Quote: 3,7 % (3,7 %) Bestand: 6968 Baden-Württemberg Quote: 3,7 % (3,8%) Bestand: 212 972 gleichbleibend steigend fallend KONSTANZ 1717 = 3,6 % (3,6 %)* SINGEN 3472 = 4,4 % (4,4 %)* STOCKACH 640 = 3,7 % (3,8 %)* ÜBERLINGEN 1139 = 2,5 % (2,6 %)* *In Klammern der Arbeitslosenvergleich zum Vormonat QUELLE: AGENTUR FÜR ARBEIT KONSTANZ / SK-GRAFIK