1 Bericht zur Mexiko-Exkursion (20/21. Februar – 3. März 2010
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1 Bericht zur Mexiko-Exkursion (20/21. Februar – 3. März 2010
Bericht zur Mexiko-Exkursion (20/21. Februar – 3. März 2010) Dank einer großzügigen Unterstützung der Katholischen Universität Eichstätt konnte der Lehrstuhl Romanische Literaturwissenschaft II unter Leitung von Prof. Dr. Christian Wehr eine akademische Exkursion nach Mexiko durchführen, an der 23 Studierende und fünf wissenschaftliche Mitarbeiter teilnahmen. Frau Claudia Velázquez-Schobert, Mitarbeiterin der Zentralinstituts für Lateinamerika-Studien (ZILAS), war mit der praktischen Organisation der vom 20./21. Februar bis zum 3. März 2010 stattfindenden Exkursion betraut. Ihren aktuellen Anlass hatte diese im Bicentenario, der Zweihundertjahrfeier der Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft, angesichts derer Mexiko – wie andere lateinamerikanische Nationen – 2010 verstärkt in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit rückt. In dieser Hinsicht waren auch die einzelnen Stationen des Programms so gewählt, dass sie gleichermaßen der kulturhistorischen Entwicklung wie der soziopolitischen Gegenwart Mexikos Rechnung trugen. Das wissenschaftliche Profil wurde dabei sowohl von Studentenseite mit themen- und ortsspezifischen Vorträgen als auch mittels professioneller Führungen, teils von hochrangigen Forschern, geschärft. Den Auftakt der Exkursion bildete ein fakultativer Ausflug nach Puebla, in dessen Verlauf unter anderem die geschichtsträchtige Pyramide von Cholula (Kultstätte des Gottes Quetzalcoatl) und die Universidad Iberoamericana in Puebla besucht wurde, welche mit der KU eine akademischen Austausch unterhält. Die erste gemeinsame Programmphase stand im Zeichen der mexikanischen Hauptstadt, wo die Gruppe das Zentrum um den Zócalo, den Palacio Nacional und die Kathedrale ebenso erkundete wie die Basílica de Guadalupe oder die Avantgarde-Malerei einer Frida Kahlo. Der Schwerpunkt galt jedoch dem präkolumbischen Erbe, deren vielfältige Spuren sich einerseits am Stadtbild von México D. F., im historischen Kern – wo sich einst das aztekische Tenochtitlán befand – oder am Tlatelolco-Platz, ablesen lassen. Andererseits gab die Besichtigung der archäologischen Stätte von Teotihuacán mit der monumentalen Sonnen- und Mondpyramide einen Einblick in die älteste Vergangenheit Mesoamerikas, was ein ausführlicher Besuch im Museo Nacional de Antropología vertiefte. Unter archäologischer Anleitung von Dr. María Teresa Neaves und Prof. Xavier Noguez widmete man sich im weitläufigen Ausstellungsareal besonders den Sammlungen zur Maya- und Mexica- bzw. Azteken-Kultur, wobei etwa die Symbolik des weltbekannten Sonnensteins (Piedra de sol) erläutert wurde. Soziokulturelle Tendenzen der Gegenwart standen hingegen bei den Empfängen in der FriedrichEbert- und Konrad-Adenauer-Stiftung zur Diskussion. Neben der Erörterung aktueller Konfliktlagen in der mexikanischen Gesellschaft wie dem Drogenhandel erhielten die Studierenden hier aber auch wertvolle Informationen zu beruflichen Perspektiven und möglichen Tätigkeitsfeldern im globalen Kulturaustausch. Ergänzt wurde das im universitären Kontext, als man mit dem Colegio de México eine der renommiertesten Forschungseinrichtungen Lateinamerikas besuchte, wo die Exkursionsteilnehmer zudem einen Vortrag von Prof. Zermeño Padilla zum Thema „Historia de México desde una perspectiva cultural“ hörten. Nach fünf Tagen in der Hauptstadt führte die weitere Reiseroute nach Querétaro und Guanajuato, zwei Kolonialstädte, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, da sie auf signifikante Weise Episoden der mexikanischen Geschichte abbilden. In Querétaro, dessen Stadtkern ein groß angelegter Trinkwasser-Aquädukt umgibt, demonstriert das sowohl der Cerro de las Campanas, wo Benito Juárez 1867 den von den Franzosen eingesetzten Kaiser Maximilian hinrichten ließ, als auch das Teatro de la República, in dem 1917 die Verfassung des nachrevolutionären Mexikos verkündet wurde. Demgegenüber gibt das verwinkelte Guanajuato vor allem von der kolonialen Vergangenheit Mexikos Zeugnis, beruhte doch der städtische Reichtum einst auf den Silberadern, die die Spanier von indigenen Sklaven ausbeuten ließen. Der Besuch einer alten Mine war daher ebenso Bestandteil einer umfangreichen Stadtführung wie die Besichtigung des Templo de Valenciana, des Teatro Juárez und der eindrucksvollen Universidad 1 de Guanajuato, deren jesuitische Gründung auf das Jahr 1759 datiert. Literaturwissenschaftlich interessant ist Guanajuato nicht zuletzt aufgrund der Präsenz des spanischen Nationalautors Miguel Cervantes, zu dessen Ehren hier alljährlich ein international beachtetes Theaterfestival stattfindet. Mit einer Zwischenstation im Dorf Tequila, in dem der gleichnamige Branntwein aus der Maguey-Agave gewonnen wird, führte die Exkursion schließlich in die Millionen-Metropole Guadalajara (Hauptstadt des Bundestaats Jalisco), wo ein Abendspaziergang unter anderem mit dem Stilsynkretismus der Kathedrale konfrontierte. Fortsetzung und Abschluss des Programms waren der südmexikanischen Halbinsel Yucatán gewidmet, auf der zeitgenössisches und historisches Mexiko eine spannungsreiche Verbindung eingehen. Als Motor wirtschaftlicher, auf dem Tourismus beruhender Prosperität zeugt Yucatán nämlich zugleich von der einstigen Diversität der Maya-Zivilisation, der Ganztages-Ausflüge nach Chichén Itzá, Cobá und Tulum Rechnung trugen. Die Besichtigung der Kultstätten wurde jeweils fachwissenschaftlich geführt, so dass man einen guten Einblick in die Bauweise und Opferpraxis der frühen Hochkultur gewann. Besonders Chichén Itzá, das bereits in der klassischen Periode (500-900 n. Chr.) das religiöse und ökonomische Zentrum des Maya-Tieflandes bildete, ist mit seiner 91-stufigen Hauptpyramide (Pirámide de Kukulcán) und den Feldern für das rituelle Pelota-Spiel ein anschauliches Beispiel für die architektonische Umsetzung astronomischer Symbolsysteme. Auf spektakuläre Weise zeigte sich das in der abendlichen Licht- und-KlangShow, der die Gruppe in der Tempelanlage von Chichén Itzá beiwohnte. Die Ausgrabungen von Cobá und Tulum beeindrucken nicht nur durch hoch entwickelte Pyramiden-Architektur, sondern genauso aufgrund ihrer Lage, die einerseits inmitten des tropischen Buschwalds, andererseits an der karibischen Steilküste verortet ist. Das naturgeographische Interesse stand schließlich auch im Vordergrund der letzten Station, des Besuchs zweier Cenotes, wobei diese unterirdischen Kalksteinschächte schon von den Maya als Brunnen und Süßwasserreservoir genutzt wurden. Die 11-tägige Exkursion nach Mexiko verstand sich als unmittelbare Ergänzung der akademischen Ausbildung, von der insbesondere die Studierenden des – 2007/2008 eingerichteten – interdisziplinären Bachelorstudiengangs Lateinamerikastudien profitierten. An einem regionalspezifischen Beispiel bot sie die Gelegenheit, erworbene Kenntnisse zur lateinamerikanischen Geschichte, Politik, Geographie, Literatur und Sprache zu überprüfen und eventuell zu präzisieren. Gleichzeitig konnten die Teilnehmer im direkten Kontakt neue Perspektiven erschließen, die sowohl den wissenschaftlichen Gegenstandsbereich der lateinamerikanischen Kultur als auch das Auslandsstudium und nicht zuletzt die berufsvorbereitende Eigeninitiative betreffen. Insofern steht zu hoffen, dass ähnliche Formen der Intensivierung und Konkretisierung von Studieninhalten auch in Zukunft an der KU Eichstätt stattfinden können, zumal mit dem Zentralinstitut für Lateinamerikastudien (ZILAS) eine weitvernetzte Forschungseinrichtung zur Verfügung steht. Programm im Überblick Samstag, 20.2.2010 – Puebla Fakultative Exkursion: Zona arqueológica de Cholula, Iglesia de Tonazintla, Centro histórico. Sonntag, 21.2.2010 – Ciudad de México Xochimilco, Museo de Frida Kahlo, Casa Azul de Frida Kahlo, Estudio de Diego Rivera. Montag, 22.2.2010 – Ciudad de México Centro Histórico, Tlatelolco (Plaza de las tres culturas), Básilica de Guadalupe, Zona Arqueológica Teotihuacán. 2 Dienstag, 23.2.2010 – Ciudad de México Museo Nacional de Antropología e Historia (Führung von María Teresa Neaves und Prof. Xavier Noguez), Friedrich-Ebert-Stiftung. Mittwoch, 24.2.2010 – Ciudad de México Colegio de México, Konrad-Adenauer-Stiftung. Donnerstag, 25.2.2010 – Querétaro / Guanajuato Querétaro: Tranvía por el centro de la ciudad, Abendspaziergang in Guanjuato. Freitag, 26.2.2010 – Guanajuato Dreistündige Tour durch die Kolonialstadt: Templo de Valenciana, Bocamina, Centro Histórico. Samstag, 27.2.2010 – Tequila / Guadalajara Tequila: Besichtigung und Führung in einer Tequila-Brennerei, Abendspaziergang in der Metropole Guadalajara. Sonntag, 28.2.2010 – Flug von Guadalajara nach Cancún (Bundesstaat Yucatán) Quartierbezug in Playa del Carmen. Montag, 1.3.2010 – Chichén Itzá Besichtigung der archäologischen Maya-Stätte mit der Haupt-Pyramide, dort Abendveranstaltung „Luz y Sonido“. Dienstag, 2.3.2010 – Tulum / Cobá Besichtigung der archäologischen Maya-Stätten Tulum und Cobá, unterirdische Wasserbecken der Cenotes. Mittwoch, 3.3.2010 – Abreise Verfaser: Dr. Kurt Hahn 3 Bildergalerie Centro Histórico/ Zócalo in Mexiko Stadt Palacio de Gobierno/ Diego Riveras Wandbilder in Mexiko Stadt Frida Kahlos Museum in Coyoacan Plaza des las tres culturas in Mexiko Stadt Teotihuacan Museo Nacional de Antropologia e Historia 4 Friedrich-Ebert-Stiftung Konrad-Adenauer-Stiftung El Colegio de México Besichtigung und Führung in einer Tequila-Brennerei Besichtigung der archäologischen Maya-Stätte mit der Hauptpyramide in Chichen Itza 5