Bericht vom Deutschen Schmerzkongress 2015

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Bericht vom Deutschen Schmerzkongress 2015
Deutscher Schmerzkongress 2015 – Rosengarten Mannheim (14.-17.Okt.2015)
Schmerzen jenseits von GBS und CIDP.
Mit unseren doch recht seltenen Formen der Polyneuropathien sind wir allenfalls eine
kleine Untergruppe in der Schmerzmedizin und laufen dort unter „Neuropathischer
Schmerz“. Vorab: Es gibt nichts wirklich Neues für GBS und CIDP. Dennoch macht
es natürlich Sinn, einerseits die spezifische Entwicklung in der Schmerzmedizin zu
verfolgen und andererseits auch auf allgemeine Erkenntnisse zu achten (es ist nicht
außergewöhnlich, dass z.B. ein GBS- oder CIDP-Betroffener noch andere
Schmerzquellen hat).
Im Rahmen der Pressekonferenz zum Kongress wurden 7 Mythen vorgestellt:
Kinder haben normalerweise noch keine Kopfschmerzen. - Stimmt nicht. 5 Prozent
der Acht- bis 16-Jährigen leiden Untersuchungen zufolge unter starken chronischen
Schmerzen. Kopfschmerzen stehen dabei an vorderster Stelle.
Cannabis ist ein Allheilmittel gegen Schmerz. - Dies enthält etwas mehr Wahrheit.
Insbesondere bei Krebstherapieen und MS kann Cannabis hilfreich sein. Insgesamt
ist die Datenlage aber noch zu dünn.
Schmerz ist die Folge von krankhaften Veränderungen des Körpers. - Das ist nicht
ganz abwegig. Zu denken ist z.B. an Arthrose, Bandscheibenvorfall, aber auch
Gehirntumor. Die häufigsten Schmerzformen wie Migräne und
Spannungskopfschmerz aber lassen sich nicht durch körperliche Ursachen erklären.
Deutsche GBS Initiative e.V. Bundesgeschäftsstelle Monschauer Str. 44 41068 Mönchengladbach
Tel.: +49-2161-56 155 69 Fax: +49-2161-56 155 78 E-Mail: [email protected]
Zumindest Rückenschmerzen haben fast immer eine körperliche Ursache. - Stimmt
nicht. Etwa 80 Prozent aller Deutschen leiden irgendwann in ihrem Leben darunter,
doch nur bei jedem fünften Patienten (20 Prozent) ist eine ernsthafte körperliche
Veränderung die tatsächliche Ursache für das Leiden. Vielmehr sind zu wenig
Bewegung sowie psychische Belastungen durch Unzufriedenheit am Arbeitsplatz,
schwierige Lebensumstände und Stress die wichtigsten Risikofaktoren für
chronischen Rückenschmerz.
Nur eine Operation hilft dauerhaft gegen Rückenschmerzen. - Falsch. Trotz der
immer aufwendigeren und teureren operativen Eingriffe hat die Zahl der Deutschen
mit Rückenschmerzen nicht abgenommen. Studien zeigen sogar: Operierten
Patienten geht es ein Jahr nach dem Eingriff nicht besser als Patienten, die
konventionell behandelt wurden.
Multimodale Therapien sind viel zu teuer. - Falsch. Bei der multimodalen
Schmerztherapie arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Psychologen und
Physiotherapeuten zusammen. Jeder Patient erhält ein auf ihn zugeschnittenes
Therapiekonzept. Untersuchungen haben gezeigt, dass multimodale Therapien im
Durchschnitt schon nach einem Jahr günstiger sind als herkömmliche Behandlungen.
Je älter man wird, desto stärker leidet man unter Schmerzen. - Tatsächlich aber
nehmen die wichtigesten Schmerzformen - darunter Kopf-, Gesichts- und
Rückenschmerzen - sogar mit dem Lebensalter ab. Menschen über 80 Jahren haben
weniger Probleme mit dem Rücken als 50- oder 60 Jährige, ja sogar weniger als
Menschen unter 40, berichtet Schmerzexperte Dr. P. Nilges (DRK Schmerz-Zentrum,
Mainz).
Wer sich näher für die systematische Erfassung von „Schmerz“ interessiert, kann
sich im Internet die Materialien der „Deutsche Schmerz-Gesellschaft e.V.“
herunterladen:
DSF_Anamnese_V2015_2_Muster, DSF_Verlauf_2015_2_Muster und
Tagesprotokoll_2015_Muster
Prof. Dr. Hans-Georg Schaible, Jena
– Eröffnung Präsidentensymposium
Mit besten Grüßen aus der Kurpfalz
Hans Steinmassl
Jugendstilanlage am Kongressort in Mannheim
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