Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder

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Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Die Möhrendorfer
Wasserschöpfräder
Geschichte, Zweck, Technik und Zukunft
von
Rolf Dürschner
Verlag ”Solare Zukunft”
ISBN 3-933634-08-3
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
ISBN 3-933634-08-3
1. Auflage 2001
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Vorwort
Das Rednitz-/Regnitztal mit seinen eiszeitlichen Sandböden gehört mit zu den
niederschlagsärmsten Zonen Bayerns. Vor über 500 Jahren wurde deshalb die
Wiesenbewässerung mit Wasserschöpfrädern eingeführt. Zur Blütezeit im
18./19. Jahrhundert drehten sich über 200 Schöpfräder an der Fluss-Strecke von
Schwabach bis Forchheim. Die Bewässerungstechnik mit Schöpfrädern wurde vor
mehreren tausend Jahren in den antiken Hochkulturen des Zweistromlandes an
Euphrat und Tigris entwickelt. Von dort traten die Wasserschöpfräder ihren
Siegeszug um die ganze Welt an. Nördlich von Erlangen, bei Möhrendorf drehen sich
noch jeden Sommer die letzten acht der Regnitz-Wasserschöpfräder an ihrem
historischen Standort. Wer diese fränkische Variante der arabischen Norias ins
Frankenland brachte, ist unbekannt. Waren es Kreuzritter, Pilger oder Kaufleute?
Urkundlich nachgewiesen sind die Wasserschöpfräder an der Regnitz seit 1413, in
Möhrendorf seit 1486.
Erstmals versuchte GIESSBERGER [1, 2 und 3] Licht in die Verbreitung und dunkle
Herkunft der Wasserschöpfräder in Bayern zu bringen. Die bisher umfassendste
Dokumentation über Wasserschöpfräder, Schwerpunkt fränkische
Wasserschöpfräder an Rednitz/Regnitz und Pegnitz, stammt von KUPFER [4 und 5].
Das Fachwissen und das handwerkliche Geschick zum Bau, Einhängen und
Aushängen der Möhrendorfer Wasserschöpfräder lag über Jahrzehnte bei den zwei
Zimmermanns-Familien Hofmann und Gegner. Zwei junge Zimmerleute, Horst
Gegner, der noch von seinem Vater Zacharias Gegner angelernt wurde und Georg
Scheller, werden diese Tradition fortsetzen. Freiwillige Helfer unterstützen sie dabei.
Gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, dem Landratsamt ErlangenHöchstadt und der Gemeinde Möhrendorf versucht die im ”Verein Zufriedenheit”
zusammengeschlossene Wasserradgemeinschaft Möhrendorf (Landwirte, Vereine,
Parteien und interessierte Bürger) die letzten acht Möhrendorfer Wasserschöpfräder
zu erhalten.
Ausgelöst wurde diese Veröffentlichung durch den plötzlichen Tod des
Zimmermanns Hans Hoffmann, der fast 50 Jahre Wasserräder in Möhrendorf betreut
hatte. Pläne und Aufzeichnungen sind nicht vorhanden. Ziel dieser Veröffentlichung
ist es, das Fachwissen über die Wasserschöpfräder zu dokumentieren und der
Nachwelt zu erhalten. Gleichzeitig soll dadurch auch das Interesse an diesen uralten
Kultur und Technikdenkmalen neu belebt werden. Basis für die Veröffentlichung
waren eigene Nachforschungen und das angegebene Schrifttum.
Bedanken möchte ich mich beim Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, dem Landratsamt
Erlangen-Höchstadt und der Gemeinde Möhrendorf für die Akteneinsicht.
Herrn Prof. Dr. Wirth danke ich für das Überlassen der Fotos von den
Wasserschöpfrädern in Hamma und Fes. Besonderer Dank gilt meiner Ehefrau
Johanna für das Korrekturlesen und meinem Sohn Christian für die Verlagsarbeiten.
Rolf Dürschner
Möhrendorf, im Oktober 2001
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
1
Inhaltsangabe
1 Alter, Geschichte und Herkunft der Wasserschöpfräder......................................................... 2
Standort der Wasserschöpfräder............................................................................................. 2
Geschichte der Bewässerungstechnik .................................................................................... 4
Wasserschöpfräder in Franken ............................................................................................... 8
2 Rechtswesen .......................................................................................................................... 10
Wasserrecht .......................................................................................................................... 10
Forstrechte............................................................................................................................ 14
Wässerungszeiten und Unterhaltskosten.............................................................................. 15
3 Wiesenbewässerung im Regnitztal bei Möhrendorf ............................................................. 16
Einsatz von Wasserschöpfrädern ......................................................................................... 16
Wasserhaushalt................................................................................................................. 16
Arbeit und Leistung eines Wasserschöpfrades..................................................................... 18
Rückgang der Wiesenbewässerung mit Wasserschöpfrädern.............................................. 19
4 Schöpfradanlage .................................................................................................................... 22
Technik in Nordafrika und Franken ..................................................................................... 22
Die Wehranlage.................................................................................................................... 23
Die Radstatt .......................................................................................................................... 28
Das Schöpfrad ...................................................................................................................... 29
Welle (Wellbaum) ............................................................................................................ 31
Arme (Speichen) .............................................................................................................. 35
Krümmlinge und Radkränze ............................................................................................ 36
Kümpfe (Schöpfeimer)..................................................................................................... 39
Schaufelbretter ................................................................................................................. 39
Das Bewässerungssystem..................................................................................................... 40
5 Arbeiten an einem Wassersehöpfrad..................................................................................... 43
Allgemeines.......................................................................................................................... 43
Auflegen eines Wasserschöpfrades...................................................................................... 43
Einhängen eines Wasserschöpfrades.................................................................................... 45
Einbau der Flügelbretter....................................................................................................... 48
Aushängen eines Wasserschöpfrades................................................................................... 48
6 Geschichte des Kennerleinsrades .......................................................................................... 50
7 Die Zukunft der Möhrendorfer Wasserschöpfräder .............................................................. 52
Eintrag ins Wasserbuch der Regnitz .................................................................................... 52
Gefahr durch Treibgut.......................................................................................................... 55
Patenschaften retten die letzten acht Wasserschöpfräder..................................................... 57
Literaturverzeichnis.................................................................................................................. 64
Abbildungsverzeichnis:............................................................................................................ 66
2
Rolf Dürschner
1 Alter, Geschichte und Herkunft der Wasserschöpfräder
Standort der Wasserschöpfräder
In der Regnitz bei Möhrendorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) drehen sich die
letzten acht von einst über 200 Wasserschöpfrädern im Rednitz-/Regnitztal. Diese
uralten Kultur- und Technikdenkmale sind das Wahrzeichen der Regnitzlandschaft
bei Möhrendorf. Sie sind inzwischen zum Wappensymbol im Gemeindewappen von
Möhrendorf geworden.
Bild 1: Gemeindewappen von Möhrendorf
Beschreibung des Gemeindewappens:
Über von Silber und Schwarz geviertem Wellenschildfuß in Rot ein
sechsspeichiges silbernes Wasserschöpfrad mit sechs goldenen Eimern
(”Kümpfen”).
Das Gemeindewappen wird wie folgt begründet:
Als Wahrzeichen der an der Regnitz liegenden Gemeinde gelten die seit
Jahrhunderten tätigen Wasserschöpfräder. Ein solches zur Bewässerung der Wiesen
dienendes Wasserschöpfrad wurde als zentrales Symbol für das neue
Gemeindewappen gewählt. Die Silber-Schwarz-Vierung verweist auf die
Territorialherrschaft der Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth, zu deren Amt
Baiersdorf das Gemeindegebiet früher gehörte. Der Wellenschildfuß symbolisiert die
Lage der Gemeinde an der Regnitz und ”redet” für den Gemeindeteil Kleinseebach.
Die Tingierung Rot und Silber (aus dem Nürnberger Stadtwappen) in der oberen
Schildhälfte verweist auf die ehemaligen Inhaber des Herrensitzes Oberndorf, die
meistens aus dem Nürnberger Patriziat kamen (Schürstab, Tucher, Haller u.a.).
Auch im Wappen des Landkreises Erlangen-Höchstadt und der Gemeinde Hausen
(Landkreis Forchheim) sind Wasserschöpfräder enthalten.
Bereits 1805 schreiben die preußischen Beamten Michael Lips und Friedrich Fick [6],
aus dem damals preußischen Erlangen, an ihren König ”Friedrich Wilhelm III. von
Preußen”:
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Schon bey Pleinfeld erscheint hie und da eine ökonomische Vofürichtung, die
ich wenigstens sonst nirgends noch in Deutschland bemerkt habe, und die
Reisende als eine ökonomische Merkwürdigkeit dieser Gegend Frankens
betrachten. Ein großes gedoppeltes Rad, vom Flußwasser umgetrieben, schöpft
Wasser aus der Rednitz in Rinnen, die es in Gräben nach allen Theilen der
anliegenden Uferwiesen vertheilen. Eine Stunde oberhalb Fürth fangen diese
sogenannten Wässerräder an äußerst häufig zu werden, so daß im Durchschnitt
alle 300 Schritt ein solches zu stehen kömmt; und dieß dauert so in einer Länge
von 6 Stunden bis zu dem Preußischen Gränzorte Hausen, eine Stunde
oberhalb Forchheim fort, in welcher ohngefehr 160 solcher Maschinen stehen.
Das Wassergericht Bayersdorf hat 112 unter sich, und ausser dem Sprengel
desselben mögen sich noch 48 dergleichen befinden, so daß sich also die
ganze Anzahl circa auf160 beläuft.
Noch genauere Angaben liefert der königlich bayerische Salzrat Georg von
Reichenbach in einem Gutachten, für das Staatsministerium der Finanzen, über eine
Kanalverbindung zwischen Main und Donau [7, Seite 141-161]. Reichenbach führte
1819, im Zuge der Kanalplanung, eine Begehung und Nivellierung der Regnitz,
Rednitz und Rezat von Bamberg bis Ellingen durch und stellt dabei folgende
Hindernisse Für die Schifffahrt fest:
Bamberg bis Forchheim
Keine Hindernisse, zwischen Bamberg und Forchheim wird Schifffahrt betrieben
Forchheim bis Erlangen
Eine Mühle und 89 Wiesenwässerungs-Räder
Erlangen bis Fürth
Sechs Mühlen und 87 Wiesenwässerungs-Räder
Fürth bis Schwabach
Sechs Mühlen und 25 Wiesenwässerungs-Räder
Schwabach bis Ellingen
20 Mühlwehre und sieben Wiesenwässerungs-Wehre, keine WiesenwässerungsRäder
Anfang des 19. Jahrhunderts sind also von Forchheim bis Schwabach 201
Wasserschöpfräder in der Regnitz bzw. Rednitz im Einsatz. Südlich von Schwabach
werden nur noch Wehre zur Wiesenbewässerung verwendet. Einschließlich der
Wasserschöpfräder in der Pegnitz drehen sich damit weit über 250
Wasserschöpfräder im Regnitzbecken in Regnitz, Rednitz und Pegnitz.
Folgende Fragen drängen sich deshalb auf:
•
•
•
Warum waren die Wasserschöpfräder im Rednitz-/Regnitztal so zahlreich?
Seit wann gibt es die Wasserschöpfräder bei uns?
Woher kommt die Technik der Wasserschöpfräder?
4
Rolf Dürschner
Geschichte der Bewässerungstechnik
Wasser ist die Basis allen Lebens. Der Mensch braucht das Wasser zum Trinken,
zum Tränken seiner Nutztiere und zur Bewässerung seiner Felder. Bei der
Besiedelung folgte der Mensch dem Wasser, denn Wasser ist der Treibstoff aller
Lebensvorgänge. Die ersten Hochkulturen entwickelten sich in Gegenden mit
günstigem Wachstumsklima und einer sicheren Wasserversorgung. Die Wiegen der
Zivilisation standen deshalb an den großen Strömen wie z.B. Euphrat, Tigris und Nil.
Zuerst wurden nur die Flächen mit ausreichend hohem Grundwasserstand oder
ausreichenden Niederschlägen in der Vegetationsperiode landwirtschaftlich genutzt.
Später mußten wegen der Zunahme der Bevölkerung auch Flächen kultiviert werden,
die von der Natur nicht so begünstigt waren. Bewässerungstechniken mußten
entwickelt werden. In Ägypten, Mesopotamien und Indien entwickelten sich bereits
im dritten bis zweiten Jahrtausend v. Chr. hochstehende Kulturen, die von
Bewässerung abhängig waren. Etwas später, im zweiten bis ersten Jahrtausend
v. Chr., folgten Bewässerungskulturen in China.
Auch im gemäßigten Klima Europas war und ist die Landwirtschaft teilweise von
Bewässerung abhängig. Beispiele:
•
•
•
Aufstau von Wasserläufen zur Überflutung, z.B. Reisfelder in Italien
Künstliche Beregnung, z.B. Gemüsefelder im Nürnberger
Knoblauchsland
Grabeneinstau von Wiesenflächen, z.B. an Nebenflüssen der
Rednitz/Regnitz
Rund 75% der künstlich bewässerten Flächen der Erde entfallen jedoch noch heute
auf Asien. Dort wo es nicht möglich war, die Felder und Wiesen durch Grabeneinstau
von Flüssen und Bewässerungskanälen im freien Gefälle mit dem notwendigen
Wasser zu versorgen, mußten Hebe- und Schöpfeinrichtungen entwickelt werden.
Beispiele dafür sind:
•
Der Schaduf, eine einfache Hebelvorrichtung mit beweglich aufgehängtem
Schöpfgefäß und einem Gegengewicht. Schadufs waren seit 2500 v. Chr. im
Einsatz und sind in Afrika und Asien gelegentlich noch heute anzutreffen.
Bild 2: Schaduf
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Die archimedische Schraube (auch ägyptische Schraube oder Wasserschnecke),
ein Wasserhebegerät, bei dem eine von einem Rohr umschlossene, rotierende
Schnecke Wasser auf ein höheres Niveau hebt. Sie wird dem griechischen
Mathematiker Archimedes (287 bis 212 v. Chr) zugeschrieben. In vielen
Entwicklungsländern wird die archimedische Schraube, teilweise inzwischen mit
Motorantrieb, noch heute verwendet.
Bild 3: Archimedische Schraube
Größere Höhenunterschiede mussten durch Hintereinander-Schaltung mehrerer
Hebe und Schöpfeinrichtungen überwunden werden. Der Erfindergeist der Menschen
war gefordert, die schwere Arbeit des Wasserschöpfens zu erleichtern. Die
wichtigste Erfindung war das Schöpfrad. Erstmals wurde in Mesopotamien die Felge
eines Holzrades mit Schöpfgefäßen, z.B. Ledereimern oder Tonkrügen versehen:
das Schöpfrad war erfunden.
Das Schöpfrad brachte zwei entscheidende Vorteile:
•
•
Die einzelnen Arbeitstakte des Wasserschöpfens werden in eine
kontinuierliche Arbeit umgewandelt.
Zwischen den aufwärts steigenden Schöpfgefäßen und den abwärts
drehenden Schöpfgefäßen findet ein Gewichtsausgleich statt. Da die
Lagerreibung gering ist, ist im Prinzip nur die Kraft für das Heben des
Wassers erforderlich.
Tretschöpfräder für menschliche Muskelkraft und Göpelschöpfräder für tierische
Muskelkraft waren über viele Jahrhunderte die Wasser-Schöpfeinrichtungen der
damaligen Hochkulturen. Tretschöpfräder müssen in Mesopotamien bereits um
1200 v. Chr. bekannt gewesen sein, denn eine aufgefundene Tontafel enthält einen
Hinweis auf ein 17-stufiges Tretrad mit sechs Meter Durchmesser [8]. Philon von
Byzanz berichtet um 200 v. Chr. von einem Tretrad zum Wasserschöpfen. Erste
genaue Beschreibungen von Tretschöpfrädern liefert der römische Baumeister und
Architekturtheoretiker VITRUVIUS im ersten Jahrhundert vor Christus in seinen
”Zehn Büchern über Architektur”. Er beschreibt ein sogenanntes Trommelrad mit
einer achtfach unterteilten hohlen Trommel und Tretstufen am Umfang. Acht
Einströmöffnungen am Trommelumfang lassen das Wasser eintreten, die
Drehbewegung hebt das Wasser hoch bis es durch Austrittsöffnungen neben der
Welle die Trommel wieder verlässt und in eine Rinne geleitet wird.
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Rolf Dürschner
Bild 4: Trommel-Tretrad nach VITRUVIUS
Bild 5: Wasserschöpfanlage mit Göpelantrieb [14]
Der Göpel, eine Vorrichtung zur Übertragung tierischer Muskelkraft auf eine
Maschine, war in der Antike weit verbreitet. Göpelschöpfräder sind in Ägypten seit
300 v. Chr. bekannt. Solche Sakiah’s (auch Sakije oder Saqiyeh genannt) sind noch
heute in Ägypten im Einsatz.
Tretschöpfräder und Göpelschöpfräder waren die Vorgänger der arabischen Norias,
der vom fließenden Wasser angetriebenen Wasserschöpfräder.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass MEYERS Enzyklopädisches Lexikon
(1976) für Noria (auch Noira oder Naura genannt) zwei Begriffe nennt:
•
•
Wasserschöpfrad, eine Kombination von einem Wasserheberad mit einem
unterschlächtigen Wasserrad an Flüssen in Vorderasien.
Auf der Iberischen Halbinsel und im westlichen Nordafrika Bezeichnung für
durch Göpel angetriebene Wasserschöpfanlagen.
Das Wasserrad wurde wahrscheinlich im dritten Jahrhundert v. Chr. in
Mesopotamien erfunden. Vielleicht durch Zufall und genaue Beobachtung.
Vermutlich setzte sich ein stehendes Tretrad bei höherer Fließgeschwindigkeit
infolge Hochwassers langsam selbst in Bewegung. Durch die Vergrößerung der
Angriffsfläche durch Schaufeln am Radumfang war das unterschlächtige Wasserrad
erfunden. Wie bei vielen großen Erfindungen der Menschheit blieb auch hier der
Erfinder unbekannt.
Unterschlächtige Wasserräder nutzen die Bewegungsenergie des Flusses. Im
Prinzip sind Wasserräder die Umkehrung des Rad-/ Wegsystems.
Nicht das bewegte Rad, wie z.B. bei einem Wagen, rollt über einen ruhenden
Untergrund sondern ein ortsfestes Rad wird durch einen bewegten Untergrund, das
fließende Wasser, in Drehung versetzt.
Die Erfindung des Wasserrades war ein Meilenstein in der Geschichte der Technik.
Erstmals gelang es, stationäre Anlagen für die Energiegewinnung zu bauen und für
verschiedene Anwendungen einzusetzen. Neben Wasserschöpfrädern entstanden
Getreidemühlen, Pochwerke, Hammerwerke usw.
Erste Beschreibungen von Norias, d.h. Wasserschöpfrädern, stammen ebenfalls von
dem Römer VITRUVIUS. Eine Holztrommel (ähnlich wie beim Tretschöpfrad) mit
Schaufeln und Wasserkästen hob das geschöpfte Wasser bis zur Scheitelhöhe hoch.
Von dort floss es in eine Rinne. Nachteilig war, dass ein Teil des geschöpften
Wassers während der Drehbewegung durch die starren Wasserkästen verloren ging.
Das von den Römern entwickelte Spiralschöpfrad (Tympanum), mit mehreren
Spiralen in der Trommel, vermeidet diesen Nachteil. Wasserschöpfräder mit
beweglichen Eimern und Kippmechanismus, wie sie BELIDOR beschreibt,
vermeiden ebenfalls weitgehend Schüttverluste.
Die Noria, die Urform des vom fließenden Wasser angetriebenen
Wasserschöpfrades, verbreitete sich im gesamten Mittelmeerraum, in Indien und
China. Die schwere Holztrommel der Noria wurde bald durch filigrane
Speichenkonstruktionen ersetzt. Landesübliches Material, z.B. Bambus in China,
kam zum Einsatz. Die leichten Speichenräder erlaubten den Bau von
Wasserschöpfrädern mit großen Durchmessern und entsprechenden Förderhöhen.
Durchmesser bis 15 Meter waren keine Seltenheit. Meistens hatten diese
Wasserschöpfräder jedoch nur einen Radkranz. Seit etwa 1000 Jahren drehten sich,
bis 1982, bei Hama am Asi nehri (im Altertum: Epiphania am Orontes) in Syrien
gewaltige Wasserschöpfräder mit 25 Metern Durchmesser.
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Rolf Dürschner
Bild 6: Antike Wasserschöpfräder bei Hama, Syrien
man beachte die Person im Vordergrund
Foto Prof. Dr. Eugen Wirth, Erlangen
Auch unsere fränkischen Wasserschöpfräder sind abgewandelte Norias. KUPFER
beschreibt die Verbreitung der Wasserschöpfräder (teilweise mit Fotos) ausführlich in
seinem Buch von 1931 ”Die fränkischen Wasserschöpfräder” [4]. Eine neuere
Veröffentlichung ”Roman and islamic water-lifting wheels”, mit vielen Zeichnungen
aber leider ohne Fotos, stammt vom Dänen SCHIOLER [9].
Wasserschöpfräder in Franken
Wer die Technik der Wasserschöpfräder nach Franken brachte, ist bis heute
umstritten. Waren es Kreuzritter, Pilger oder Kaufleute? War es die
Weiterentwicklung eines Mühlrades durch geschickte Handwerker? Die erste
Wassermühle drehte sich in Franken seit 970. Wer hat die Anwendung veranlasst?
Auf jeden Fall wurden unsere Wasserschöpfräder durch fränkische Handwerker an
die örtlichen Verhältnisse angepasst. Gegenüber ihren Vorbildern aus dem
Zweistromland unterscheiden sich die fränkischen Wasserrad in mehreren
Merkmalen:
•
•
•
•
•
•
Gedrungene und stabile Ausführung mit relativ kleinem Durchmesser (zwei bis
acht Meter) und zwei Radkränzen und damit einer Breite zwischen zwei und
drei Metern
Einfache Konstruktion mit nur drei massiven Armen und damit nur sechs
Speichen pro Radkranz
Zwei bis drei Meter lange Schaufelbretter über die zwei Radkränze
Leichte Zerlegbarkeit für den Ausbau im Herbst
Wehranlage, Radstatt, und Wasserschöpfrad sind aus Holz
Optimale Form und Anordnung der hölzernen Schöpfgefäße, damit möglichst
wenig Wasserverluste auftreten
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Was wissen wir über Alter, Geschichte und Herkunft der fränkischen
Wasserschöpfräder?
Zur Blütezeit der Wasserschöpfräder im 18./19. Jahrhundert drehten sich in
Rednitz/Regnitz und Pegnitz über 250 Wasserschöpfräder. Auch in Wiesent, Naab,
Vils, Laaber und Regen, ja selbst in Main, Donau und Oder drehten sich laut
GIESSBERGER früher Wasserschöpfräder. Bekannt war auch ein großes
Wasserschöpfrad in der Weser bei Bremen, das sich, laut Weser-Kurier vom
21.8.1953, von 1394 bis 1822 drehte. Die Schöpfräder in diesen Flüssen
unterschieden sich jedoch teilweise erheblich von den Wasserschöpfrädern in
Rednitz/Regnitz und Pegnitz. Auch war ihre Anzahl wesentlich geringer. Kein
anderer Fluss in Deutschland, vielleicht sogar in Europa, als die Rednitz/Regnitz
zwischen Schwabach und Forchheim hatte eine solche Anhäufung von
Schöpfrädern.
• Woher kommt diese Häufung?
• Wer hat sie veranlasst?
Fragen, die nur zum Teil beantwortet werden können.
Südlich von Schwabach treten Wasserschöpfräder nicht mehr auf, weil am Oberlauf
der Rednitz, wie bei den Nebenflüssen der Regnitz, Staubewässerung der Wiesen
möglich ist. Nördlich von Forchheim bessern sich teilweise die Bodenverhältnisse,
und die Bischöfe von Bamberg hatten größtes Interesse an der Funktionsfähigkeit
des Wasserweges zwischen ihrer Residenz in Bamberg und ihrer Festung
Forchheim. Sie verboten deshalb die Errichtung von Mühlwehren und
Wasserradanlagen am Unterlauf der Regnitz. Die Wasserschöpfräder beginnen erst
auf markgräflichem Gebiet südlich von Forchheim, obwohl die Bamberger Bischöfe
nicht grundsätzlich gegen Wasserschöpfräder waren, wie die Schöpfräder um Fürth
beweisen.
Als die Franken das Rednitz-/Regnitzbecken, den heutigen Ballungsraum ”NürnbergFürth-Erlangen-Schwabach”, besiedelten, folgten sie den Flussläufen. Sie siedelten
auf der hochwasserfreien, ersten Diluvial-Terrrasse und legten dort auch ihre Felder
an. Das nicht hochwasserfreie Alluvium, mit seinen Auwäldern und Altwassern, blieb
unbesiedelt und diente vorerst nur zur Viehweide. Erst in nachkarolingischer Zeit
wurde auch der Talraum kultiviert. Wegen des alljährlichen Hochwassers wurden
jedoch nur Wiesen angelegt. Das Rednitz-/Regnitztal mit seinen mächtigen
eiszeitlichen Sandablagerungen liegt im Regenschatten des schwäbisch-fränkischen
Stufengebirges und zählt mit zu den niederschlagsärmsten Gebieten Bayerns.
Durchschnittliches Jahresmittel 583 mm zwischen Nürnberg und Bamberg. Die
angeschwemmten Sandböden des Alluviums trocknen deshalb im Sommer rasch
aus und erfordern für intensive landwirtschaftliche Nutzung künstliche Bewässerung.
Meines Erachtens ist eine ähnliche Entwicklung wie in den Bewässerungskulturen
Mesopotamiens denkbar. Anfangs reichten die Talwiesen am Oberlauf der Rednitz
und in den Seitentälern der Regnitz mit der Möglichkeit der Staubewässerung aus,
die Bevölkerung mit Milch, Milchprodukten und Rindfleisch zu versorgen. Durch das
Wachsen der Städte in der Stauferzeit musste die Wiesenkultur im gesamten übrigen
Talraum verbessert werden. Aber wie?
Unterhalb Schwabach ist, bis auf wenige Ausnahmen in Kombination mit Mühlen,
eine Staubewässerung der Wiesen nicht mehr möglich. Der Fluss ist bereits zu breit
und vor allem zu tief in den Talboden eingeschnitten. Stauwehre wären zu teuer und
die entstehenden Wasserflächen wären zu groß und müssten durch Dämme
gesichert werden.
Die antike Bewässerungskultur mit Wasserschöpfrädern war durch Philon von
Byzanz und die Bücher von Vitruvius, zumindest in den Klöstern, bekannt.
10
Rolf Dürschner
Möglicherweise hatten auch Kreuzritter, Nürnberger Kaufleute und Jerusalempilger
von den Wasserschöpfrädern im Vorderen Orient (z.B. Syrien) berichtet. Es war also
mehr als naheliegend, die Technik der Wasserschöpfräder zu übernehmen.
KUPFER vermutet, dass die Wasserschöpfräder bei uns zwischen 1250 und 1400
eingeführt wurden. Durch wen ist unbekannt. Sie sind auf Bamberger Gebiet (um
Fürth) seit 1413, auf markgräflichem Gebiet (um Erlangen) seit 1429 und auf
Nürnberger Gebiet (Unterlauf der Pegnitz) seit 1438 urkundlich belegt. Frühzeitig
kümmerten sich die jeweiligen Landesherren um den Einbau und Betrieb von
Wasserschöpfrädern. Bereits um 1400 gab es ein markgräfliches Wassergericht in
Ansbach. Ein Wassergericht wurde aber sicher erst dann eingerichtet, wenn eine
größere Anzahl von Wasserschöpfrädern bereits vorhanden war und die Streitfälle,
auch mit Mühlenbesitzern, zunahmen, d.h. Wasserschöpfräder muss es schon vor
1400 gegeben haben.
2 Rechtswesen
Wasserrecht
Ursprünglich war die Entnahme von Wasser aus Gewässern zur Bewässerung
frei [10]. Nach altem deutschen Recht gehörten kleinere, also nicht schiffbare Flüsse
zur Pertinenz (Zubehör) des Grundstücks, während die öffentlichen, also schiffbaren
Flüsse zum Bestandteil der Allmende (Gemeingut) gehörten. Ein wesentlicher
Bestandteil des Gemeingebrauchs war ebenfalls das Recht, das Wasser zur
Bewässerung zu benützen. Daran änderte sich auch nichts als 1158 unter Kaiser
Friedrich I. die schiffbaren Gewässer in das Verfügungsrecht des Landesherren
übergingen. In einem Weistum aus dem 14. Jahrhundert heißt es:
”... des Wassers sollen sich die armen Leute gebrauchen ... zu wässern ihre
Wiesen”.
Der Landesherr hatte jedoch das Recht, Einbauten zu verbieten, welche die
Schifffahrt oder die Fischerei behinderten. Dies ist auch der Grund dafür, dass es auf
der schiffbaren Regnitz zwischen Bamberg und Forchheim keine Mühlen und keine
Wasserschöpfräder gibt.
Das Verfügungsrecht über private und öffentliche Gewässer hatte der Grundherr.
Das Errichten einer Schöpfradanlage an einem privaten Fluss wurde meistens
genehmigt, auch wenn es oft lange Diskussionen mit anderen Wasserbenützern
unter- und oberhalb neuer Wasserschöpfräder gab. Der Grundherr hatte ja selbst
größtes Interesse, dass seine Bauern einen möglichst guten Ertrag ihrer Wiesen
hatten. Wie für die Nutzung eines Grundstücks ließen sich die Grundherren auch für
Schöpfradanlagen Abgaben bezahlen. Für jedes Wasserschöpfrad waren das über
mehrere Jahrhunderte hinweg durchschnittlich 1/2 bis 1 Gulden pro Jahr.
Durch die mehrfache Nutzung der Flüsse
• für die Landwirtschaft zur Bewässerung,
• für die Fischerei,
• zum Tragen von Lasten in der Floß- und Schifffahrt und
• als Antriebskraft für Mühlen und Gewerbebetriebe
kam es jedoch immer mehr zu Interessenkonflikten. Entsprechende
Rechtsvorschriften mussten erlassen werden.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Für unsere Gegend war das die
”Bayersdorfer Wasser Gerichts Ordnung auf dem Regnitz Flu8 de anno 1693”,
die erst durch die bayerischen Wassergesetze von 1852 bzw. 1907 abgelöst wurde.
Diese Wassergerichts-Ordnung von 1693 [17] war für 108 Wasserschöpfräder auf
markgräflichem Gebiet zuständig. Sie regelt in 25 Punkten die Nutzung der
Wasserkraft durch Müller und Betreiber von Wasserschöpfrädern. Sie schreibt die
Genehmigung, die Ausführung und die Unterhaltung von Wehranlagen, den
Uferschutz und die Betriebszeiten vor. Verstöße werden teilweise unter erhebliche
Geldstrafen gestellt. Das Baiersdorfer Wassergericht bestand aus sieben
Wassergrafen und Eichmeistern (...verständige, des Baues erfahrene und
untadelige Personen...) und einem Berufsrichter. Siehe hierzu auch PREU ”Aus der
Baiersdorfer Wassergerichtsordnung von 1693” [11]. Die Wassergrafen wurden im
Königreich Bayern erst 1812 durch die staatlichen Wasserbau-Inspektoren abgelöst.
Einige Punkte aus der Baiersdorfer Wassergerichts-Ordnung werden noch heute
eingehalten, auch wenn dafür heute keine Strafen mehr drohen. Beispiele:
•
•
Punkt 8:
Solle bey Vermeidung der in 4. Punct gesetzten Strafe niemanden vor
Walburgis ein Wasser Rad vorsetzen, weniger länger als Bartholomäi oder
längsten Michaelis, es wäre denn, daß Güße und Wilde Fluthen die
Aushebung verhinderten laufen lassen.
Anmerkung des Verfassers: Strafe fünf Gulden an die Grundherrschaft
Punkt 9:
Sollen nach Bartholomäi oder Michaelis alle Setz-Tafeln, Setz-Bretter und
Setz-Pfähle ausgehoben und der Grundbaum völlig geräumt werden bey
Vermeidung der in 6. Punct gesetzten Straf und Buße.
Anmerkung des Verfassers: Strafe fünf Gulden für die Herrschaft, ein Taler für
den Richter und ein Gulden für jeden Wassergrafen
Noch heute werden die Wasserschöpfräder frühestens an Walburgis (1. Mai)
eingehängt und spätestens bis Michaelis (29. September) komplett mit Docken und
Flügelbrettern wieder ausgebaut.
In einem Nachtrag zur Wasserordnung (Actum Bruck den 10. September 1693) [18]
wurden für 108 Wasserschöpfräder in der Rednitz, vom Einfluss der Gründlach bei
Eltersdorf bis zur Hausener Flur, der Ersatz der Astflügel durch Setzflügel (vgl. S. 23)
gefordert. Auf der Fluss-Strecke von den Werkern in Erlangen (Papier-, Walk-, Mehlund Hammermühle) bis zur Kleinseebacher- und Baiersdorfer Mühle waren
34 Wasserräder folgender Besitzer betroffen:
50.) Des Meyers Thomas zu Alt Erlang
51.) Ein Rad so nach Spardorf gehörig
52.) und 53.) Hanns Konrad Reck zu Erlang
54.) Konrad Kretzsch daselbst
55.) Der junge Horn zu Erlang
56.) Ein Bader
57.) Georg Schorn
58.) Sebastian Schwind
59.) Hanns Konrad Girsching
12
Rolf Dürschner
60.) und 61.) Hülsische Rathsberg und Bubenreuthl. Räder
62.) Der Bauer in Kalten Oberndorf
63.) Herrn Hallern zu Oberndorf
64.) Herrn Hallern zu Oberndorf
65.) Herrn Hallern zu Oberndorf
66.) Herrn Hallern zu Oberndorf
67.) Hanns Kläger zu Möhrendorf
68.) Herrn Richter Memminger zu Erlang
69.) Ein Hülsisches Rad
70.) Friedrich Ruder zu Möhrendorf
71.) Andreas Rudolf daselbst
72.) Herrn Richter Munzinger zu Erlang
73.) und 74.) Obristenleutnant von Lauten
75.) Pancrath Lebender zu Möhrendorf
76.) Hanns Büttner daselbst
77.) Ein Eybisches Rad
78.) Hans Hager zu Möhrendorf
79.) Hoffmann zu Möhrendorf
80.) gehört den beiden Müllern
81.) gehört den beiden Müllern
82.) gehört den beiden Müllern
83.) gehört den beiden Müllern
Die historischen Namen der Wasserschöpfräder waren 1693 offensichtlich noch nicht
im Gebrauch. Die Wasserschöpfräder wurden einfach, von Nr. 1 (Eltersdorf) bis
Nr. 108 (Hausen), durchnummeriert. Versucht man die Nummern der
Wasserschöpfräder mit den abgegangenen und noch vorhandenen Radstätten zur
Deckung zu bringen, so ergeben sich zwei besonders interessante Aspekte:
1. Das Wasserrad Nr. 71 entspricht dem heutigen Weidackerrad, das bedeutet,
dass dieses Wasserrad seit über 300 Jahren im Besitz der Familie Rudolph
aus Möhrendorf (Hauptstr. 15) ist.
2. Das Wasserrad Nr. 62 entspricht dem seit 1982 nicht mehr eingehängten
Bauernrad. 1693 gehörte es dem Bauern von Kalten Oberndorf, einem heute
nicht mehr existierenden Weiler zwischen Oberndorf und Alterlangen. 1727
lebten in Kalten Oberndorf noch drei Familien mit insgesamt 13 Personen
einschließlich Gesinde.
Trotz der empfindlichen Strafen wurde die Baiersdorfer Wassergerichts-Ordnung
anfangs nicht immer korrekt eingehalten, wie das ”Wasser-Commissions-Protokoll”
von 1712 [16, 19] vermuten lässt. Als vom 19. bis 23. Oktober, unter der Führung
des Erlanger Amtshauptmannes eine Begehung des Regnitzufers von der
Baiersdorfer Mühle bis Eltersdorf durchgeführt wurde, stellte man schwere Mängel
fest. Kontrolliert wurden neben den Werkern bei Erlangen, vier Mühlen und
81 Wasserschöpfräder, 28 davon zwischen der Baiersdorfer Mühle und den
Werkern.
Beanstandet wurden
• der schlechte Zustand der Flussufer und Wege,
• die nicht den Vorschriften entsprechenden Mühlen und
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
•
13
die nicht korrekt gebauten und stark überhöhten Setzflügel der
Wasserschöpfräder.
Es wurde protokolliert, dass die ”Wasser Rads Inhaber theils aus Unverstand und
theils aus Bosheit alle Jahre mit Steinen, Wedeln und Holz immer höher bauen ”.
Am 26. November verfügte Markgraf Georg Wilhelm, dass alle Beanstandungen
noch vor Eintritt des Winters beseitigt werden sollten, vor allem wurde angeordnet,
dass die Ufer des Flusses durch Beseitigung des Gebüsches, durch Aufschütten der
Wege und durch Befestigung der Faschinen zu verbessern seien. Auch auf den
Mühlen und bei den Werkern müssten in kürzester Frist alle Schäden behoben
werden, ja man drohte sogar die ”Demolierung” der Anlagen auf Kosten der Besitzer
an. Außerdem wurde für die Zusammenkunft alljährlich zweimal, im Frühjahr und im
Herbst, eine Begehung durch das Wassergericht vorgesehen. Die gesamten
Unkosten des Wassergerichts beliefen sich 1712 auf 195 Gulden und 6 Kreuzer; für
diesen Betrag mussten die Wasserrad-, Mühlen- und Werkbesitzer ”proportionaliter”
aufkommen.
Interessant ist auch, dass mit Schreiben vom 21. Mai 1795 [20] dreiundzwanzig
Möhrendorfer und Seebacher Wiesenbesitzer bei ihrem neuen Landesherrn, König
Friedrich Wilhelm II. von Preußen, versuchten die Baiersdorfer WassergerichtsOrdnung zu ihren Gunsten zu verändern. Nach ausführlicher Begründung bitten sie
”um allergnädigste Erlaubnis die Wasserräder vor Walburgis einhängen zu dürfen,
dann um Verschonung mit dem Augenschein bei bloßen Reparaturen an denselben”.
Anmerkung des Verfassers:
Der Augenschein bezieht sich auf Besichtigungsgebühren für die Wassergrafen und
Eichmeister nach Reparaturen an Wasserschöpfrädern entsprechend Punkt 4 und 5
der Baiersdorfer Wassergerichts-Ordnung. Das Ergebnis der Eingabe ist nicht
bekannt. Ein Antwortschreiben konnte in den Archiven bisher nicht gefunden werden.
Die alten markgräflichen und bayerischen Wassergesetze wurden 1960 durch das
Wasserhaushaltungsgesetz (WHG) abgelöst. Das WHG ist ein Rahmengesetz und
wurde 1962 durch das Bayerische Wassergesetz (BayWG) ergänzt. Nach Artikel 96,
Absatz 1 des BayWG von 1962 haben Wasserschöpfräder, die bereits vor 1852
bestanden, ein altes, unwiderrufliches Wasserrecht. Damit diese alten Wasserrechte
erhalten bleiben, wurden 1967 die damals letzten 17 Wasserschöpfräder bei
Möhrendorf in ein Wasserbuch beim Landratsamt eingetragen. Für neue
Wasserschöpfräder oder auch Pumpstationen zur Bewässerung ist eine
wasserrechtliche Genehmigung erforderlich.
Interessant ist der frühere hohe Stellenwert der alten Bewässerungsrechte. Für die
zwischen 1920 und 1930 durch den Bau von Flusskraftwerken abgelösten
Wasserschöpfräder mussten die Elektrizitätswerke neben den Pumpwerken und den
zusätzlich erforderlichen Grabensystemen auch noch kostenlos den Strom liefern.
Laut DYNNEBIER [10] verhinderten die hohen Entschädigungssummen für
Wasserschöpfräder auch den Ausbau der Regnitz zum Ludwigs-Donau-Main-Kanal.
Ursprünglich sollte auch die Regnitz, wie die Altmühl, zum Schifffahrtsweg ausgebaut
werden. Der ”Ludwigs-Kanal” wurde dann 1835/46 wegen der Wasserschöpfräder
parallel zur Regnitz gebaut.
14
Rolf Dürschner
Forstrechte
Für 13 der Möhrendorfer Wasserschöpfräder existieren noch alte Forstrechte. Für diese
eingeforsteten Räder wird aus dem ”Staatsforst Mark” das zum Bau und zur Ausbesserung
notwendige Holz zur Verfügung gestellt. Diese Holzrechte werden für die Möhrendorfer
Wasserschöpfräder noch heute wahrgenommen. Zwischen den Zimmerleuten, die die
Wasserschöpfräder betreuen, und der Forstdienststelle Möhrendorf ist seit Jahren eine
Holzliste vereinbart. In dieser Holzliste ist festgelegt, welches Holz für die einzelnen Teile der
Wasserschöpfräder benötigt wird. Festgelegt sind Stammdurchmesser und Lieferlänge. Die
Liste reicht von Anwelle bis Zwerchsteg. Die Forstdienststelle Möhrendorf erhält eine
Anforderungsliste und stellt nach Überprüfung dann das benötigte Holz zur Verfügung. Die
Berechtigten müssen den Hauerlohn bezahlen und den Abtransport übernehmen. Das
Holzrecht gilt jedoch nur für Weichholz. Für das notwendige Hartholz (Eiche z. B. für Wellen
und Arme) erhalten die Berechtigten Weichholz zum Tauschen. Problematisch ist heute,
dass in der modernen Forstwirtschaft ausreichend krumme und dicke Bäume für Krümmlinge
fast nicht mehr zur Verfügung stehen.
Laut KUPFER sind die Holzrechte in einem im Staatsarchiv Bamberg aufbewahrten Forstund Waldbuch von 1599 aufgezeichnet. Wobei die Rechtslage sehr eigentümlich ist, nur
markgräfliche Untertanen hatten ein verbrieftes Recht auf Holz aus dem fürstbischöflichbamberger Markwald. Die eigenen Bamberger Untertanen erhalten, wenn überhaupt, nur
gnadenhalber Holz. KUPFER schreibt 1931:
Nachdem im Laufe der Zeit sehr viele, welche ein Wasserrad hatten, das Holz, „zue
einem Recht” aus den fürstlich-bambergischen Waldungen beanspruchten, hat
unterm 14. Juli 1694 der bambergische Forstmeister Joh. Andreas Wilh. Raab ”auf
vielfältiges nachsuchen” eine im Jahre 1600 geschriebene, „Designation” sämtlicher
eingeforsteter Räder an der Regnitz unter Beiziehung ”alter Erlebter Männer”
erneuert. Auch darin wurde wieder betont, daß ”bloß die Marggräflichen solches
Recht, die anderen aber, hinter wessen Lehen sie auch sitzen, einzig und allein das
Schloß Oberndorf ausgenommen, ihr bedürftiges Holz kaufen oder aus ihrem Eigen
nehmen” müssen. Es folgt dann eine ”Ordentliche Beschreibung aller an der
Regnitz von Oberndorf bis unter die Prucken zu Hausen stehenden
Wasserrädter” nach Lage, Besitzern, Bewässerungsfläche, Zustand und
Holzrechten. Hier sei über die ”Waldgerechtigkeit” folgendes mitgeteilt: In der
Gemarkung Oberndorf: 4 Räder im Besitz des Herrn v. Haller. Sie sind
ausnahmsweise berechtigt, obwohl v. Haller für diese Räder bambergischer, nicht
markgräflicher Lehensmann ist. In Möhrendorf: 6 1/2 (!) Räder; eines ist nämlich zur
Hälfte einem markgräflichen Untertan eigen, welcher infolgedessen ”nur uff das halb
radt” anzuweisen ist, ”allwo der Ruder (der andere Teilhaber) die andere Helft
bezahlen” muß. Wie genau man es mit den Waldrechten nahm, geht auch daraus
hervor, daß bei einem Rad, welches ”ein flecklein Wiesen, so zum Mehrendorffer
Gotteshaus” gehört, wässert, der betreffende Holzanteil eigens bezahlt werden
muss. Ebenso sind auch hier die bambergischen Untertanen, selbst der Bamberger
Dorfamtmann, vom Holzbezug aus den Wäldern ihrer Herrschaft ausgeschlossen, es
sei denn, man gibt ihnen etwas ”speciali gratia”. In Kleinseebach sind 5, in
Baiersdorf 3 eingeforstete Räder.
Interessant ist, dass die Holzrechte nicht an den Hof, sondern an das Wiesengrundstück
gebunden waren und sind.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
15
Wässerungszeiten und Unterhaltskosten
In der Regel wurde ein Wasserschöpfrad von mehreren Berechtigten genützt. Berechtigt war
nicht nur der Eigentümer (Radherr) auf dessen Grundstück das Schöpfrad stand, sondern
auch die Mitberechtigten. Radherr und berechtigte Landwirte schlossen sich dazu in einer
Wasserradgemeinschaft (wilde Genossenschaft) zusammen. Anteilige Wässerungszeiten
und Unterhaltskosten wurden in den Katastern festgeschrieben. Hierzu ein Beispiel über
Wässerungszeiten und Unterhaltskosten aus dem Kataster der Baiersdorfer Mühle:
Wässerungsrecht betr.
Mit denWiesen Pl.No 805, 807, 808, 809 u. 813 ist das Recht der Wässerung verbunden.
Dieselben erhalten die Bewässerung aus der Rednitz vermittels eines mit einer einfachen
Schöpfeinrichtung u. mit 24 Kübeln oder Kümpfen versehenen Wasserrades, das Mühlenrad
genannt, welches sich an der Walkmühle Pl.No. 806 auf der rechten Seite stromabwärts
befindet. Das Wasserrad an Pl.No. 806 treibt auch sogleich die Walk. Die Wässerung
beginnt alljährlich an Walburgi u. endet mit dem Tag Michaelis. In derselben, bei welcher der
Wechsel eingeführt ist, wird eine gewisse Ordnung befolgt u. es die Aufeinanderfolge wie
hier bemerkt.
1.) Paul Huppmann,
2.) Johann Malter
3.) Joh. u. Lorenz Malter
4.) Seb. Krämer
Hs.No 179 in Baiersdorf,
5/12 Anteil f. Pl.No. 805 u. ein Wechsel zu 5 Tg jedesmal
Hs.No. 1 / 2 in Ratsberg,
2/12 Anteil f. Pl.No. 808 u. ein Wechsel zu 2 Tage
Hs.No 4 u. 17 in Ratsberg,
2/12 Anteil f. Pl.No. 809 u. ein Wechsel zu 2 Tage
Hs.No. 43 in Kleinseebach,
3/12 Anteil f. Pl.No. 813 u. ein Wechsel zu 3 Tage
Nach Verlauf v. 12 Tagen beginnt die Reihe d. Wässerung immer v. Neuem. In der Ordnung
der Bewässerung bewirkt nicht nasse noch trockene Witterung noch Hochwasser eine
Änderung.
Das Wasserrad ist gemeinschaftliches Eigentum. Paul Huppmann fyricht aber solches als
alleiniges Eigentum an u. erhält einen jährl. Beitrag zu den Radunterhaltungskosten von
14 fl = 24 Mk. Diese 14 fl = 24 Mk werden unter den sämtlichen Mitberechtigten nach
Verhältnis der von ihnen zu genießenden Wässerzeit ausgeschlagen. Da das Rad zugleich
die an der Baiersdorfermühle befindliche Walk treibt, sind die Berechtigten dahin
übereingekommen, jährl. an Huppmann als Besitzer d. Mühle Hs.No. 179 – 14 fl = 24 Mk
Radunterhaltskosten nach Verhältnis der von ihnen zu genießenden Wässerung
beizutragen.
Malter treffen dann 13 M 72 Pf. und Krämer 10 M 28 Pf.
Ähnliche, aber inhaltlich gleiche Formulierungen, standen dann auch in den Katastern der
anderen Berechtigten. Leider liegen die Unterhaltskosten heute in ganz anderen
Größenordnungen. Für ein Wasserschöpfrad muss, je nach Verschleiß und Beschädigung,
mit Unterhaltskosten bis 5000 DM pro Jahr gerechnet werden. Selbst vor 50 Jahren (1951),
schon zur DM-Zeit, betrugen die Unterhaltskosten nur 5 bis10 % des heutigen Aufwandes.
Einzelheiten dazu siehe Abschnitt 6.
16
Rolf Dürschner
3 Wiesenbewässerung im Regnitztal bei Möhrendorf
Einsatz von Wasserschöpfrädern
Die Wiesenbewässerung bei Oberndorf, Möhrendorf und Kleinseebach erfolgte
früher überwiegend mit Wasserschöpfrädern. Die erste urkundliche Nennung stammt
von 1486. Bis zum Bau des ”Ludwigs-Kanals” (1835 bis 1846) schöpften im Raum
Oberndorf, Möhrendorf und Kleinseebach 31 Schöpfräder das Regnitzwasser auf die
Wiesen. MÜLLER fand 1949 noch 11 Einfachwehre (Schöpfrad nur an einem
Flussufer) und 10 Doppelwehre (Schöpfräder auf beiden Fluss-Seiten) oder Reste
davon. Dazu gehörten
11 x 1 + 10 x 2 = 31 Wasserschöpfräder.
Direkt an der Kleinseebacherund Baiersdorfer Mühle drehten sich ebenfalls zwei
Schöpfräder, die über ein Zahnrad mit den Mühlrädern verbunden waren. Bis 1920
gab es an einem Nebenarm der Regnitz bei den Werkern noch ein sogenanntes
Zwerchrad. Dieses Wasserrad stand zwerch (= quer) im Fluss und hatte nur einen
Radkranz. Insgesamt also 34 Wasserschöpfräder. Das stimmt mit den
34 Wasserschöpfrädern überein, für die 1693 der Ersatz der Astflügel durch
Setzflügel gefordert wurde. Siehe hierzu auch Seite 11.
Im Flussabschnitt zwischen den Werkern nördlich von Erlangen und der
Kleinseebacherund Baiersdorfer Mühle existierte damit eine der am dichtesten
besetzte Schöpfradstrecken an der Regnitz. Der Abstand zwischen zwei
Schöpfrädern betrug stellenweise nur 80 Meter. Das Gefälle von 2,65 Metern
zwischen dem Unterwasser des Werker-Kraftwerkes und dem Oberwasser der
Kleinseebacher und Baiersdorfer Mühle mussten sich 21 Wehranlagen teilen.
Vierzehn dieser Wehranlagen sind in der Topographischen Karte 1:25000, Blatt
”Erlangen Nord” von 1971 noch verzeichnet.
Die Stärke der Wasserschöpfräder liegt in der Wiesenbewässerung. Hier schöpfen
die einfach konstruierten Technik- und Kulturdenkmale beachtliche Wassermengen
ohne zusätzliche Fremdenergie. Von Anfang Mai bis Ende September (ungefähr 130
Wässertage) liefert ein Rad ca. 180 Millionen Liter Wasser. Damit kann eine
Wiesenfläche von bis zu 15 Hektar bewässert werden. Bei günstigen
Bodenverhältnissen wurden durch die Wiesenbewässerung mit Schöpfrädern
normalerweise zweischnittige Wiesen zu drei- und vierschnittigen Wiesen. Die
Bauern konnten früher teilweise Heu in die Fränkische Schweiz exportieren. In
schweren Trockenjahren wie z.B. 1893 und 1911 konnte, dank der
Wasserschöpfräder, der Viehbestand gehalten werden.
Wasserhaushalt
Nun zählt die Regnitz selbst nicht zu den wasserreichsten Flüssen. In trockenen
Sommern kann die Wasserführung der Regnitz bei Möhrendorf auf unter
12 Kubikmeter pro Sekunde zurückgehen. Bei einer durchschnittlichen
Schöpfleistung von 14-20 l/s pro Wasserrad entnahmen 200 Wasserschöpfräder im
Extremfall 4 m³/s, also ein Drittel des gesamten Regnitzwassers.
Erst seit wenigen Jahren kann durch das gigantische Wasserüberleitungsprojekt
”Fränkisches Seenland” (Bauzeit 1971 bis 1999) eine ausreichende Wasserführung
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
17
der Regnitz auch in trockenen Sommermonaten garantiert werden. Die Überleitung
von 25 Millionen m³ Altmühlwasser und 125 Millionen m³ Donauwasser pro Jahr
dient heute der Verbesserung der Gewässergüte und der Schonung der
Grundwaserressourcen im Regnitz-Main-Gebiet.
Aber welche Möglichkeiten hatten unsere Vorfahren? Was nützten ihnen die
Wasserschöpfräder ohne ausreichendes Wasserangebot?
MÜLLER vermutet in seiner Doktorarbeit von 1950 ”Die anthropogene
Austrocknung im Regnitztal” [12], dass durch künstlich angelegte umfangreiche
Weiherketten eine ausreichende Wasserführung der Regnitz sichergestellt wurde.
Die zwischen Kleinseebach und Hausen (bei Forchheim) teilweise noch heute
erkennbaren oder vorhandenen Weiherketten im Markwald, z.B. die Kette der
Seeleithenweiher, bildeten eine riesige mittelalterliche Wasserspeicheranlage.
Dafür sprechen mehrere Gründe:
• Noch im trockenen Sommer 1949 wurde der unterste Seeleithenweiher zur
Wiesenbewässerung im Regnitztal herangezogen. Die entsprechenden
Wasserschöpfräder unterhalb der Kleinseebacherund Baiersdorfer Mühle
waren längst aufgelassen.
• Der Urkataster von 1821 enthält im Seeleithengraben, der rund einen
Kilometer südwestlich von Kleinseebach vom Seebachtal abzweigt, noch über
200 Weiher. Heute bestehen nur noch die Kirchweiher, Seeleithenweiher,
Tiefenwegweiher und Schwarzen Weiher. Die Schnackenbrunnen-Weyer,
Scher-Weyer, Krumme-Weyer, Kalmus-Weyer, Baecker-Weyer und
Teufelskirchen-Weyer sind inzwischen zugewachsen und verkommen.
Insgesamt waren es im Seeleithengraben und seinen Seitentälern, auf einer
Länge von ca. 8 km, eine Weiherfläche von 41 Hektar (ha).
• Der ehemals auffällige Verlauf der Grenze zwischen Mittel- und Oberfranken
im Bereich der Weiherketten dokumentiert noch heute die Wichtigkeit der
Weiherketten für die Markgrafen. Die Grenze verlief im Abstand von 40 bis 80
Metern parallel zu jeder Verästelung der Weiherkette. Mitten im königlichen
bzw. Bamberger Markwald lag also markgräfliches Gebiet, d.h. die Weiher
müssen für die Markgrafen und die Regnitzwiesen sehr wichtig gewesen sein.
• Die Weiher liegen größtenteils im Schatten des Markwaldes und sind damit für
die Karpfenzucht weniger geeignet. Westlich des Markwaldes besaßen die
Markgrafen eine größere und für die Fischzucht wesentlich besser geeignete
Weiherlandschaft, d.h. die Weiher im Markwald wurden primär nicht für die
Karpfenzucht sondern sehr wahrscheinlich als Wasserspeicher angelegt.
Die Seeleithen-Weiherkette ist nur ein Beispiel. Vor allem im westlichen Hinterland
des Regnitztales gab es und gibt es noch heute ähnlich umfangreiche Weiherketten.
18
Rolf Dürschner
Arbeit und Leistung eines Wasserschöpfrades
Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob die fränkischen Wasserschöpfräder auch zur
Stromerzeugung eingesetzt werden könnten?
Die Wasserschöpfräder sind, aus technischer Sicht, einfachste unterschlächtige
Schaufelräder. Da die Fallhöhe, trotz der Wehranlage, sehr gering ist, nützen sie nur die
Impulskraft des fließenden Wassers. Hinsichtlich ihrer Leistung an der Welle sind sie mit
Schiffsmühlen, die ebenfalls im freien Flusslauf arbeiten, vergleichbar.
Schiffsmühlen wurden erstmals 536 n. Chr., bei der Belagerung Roms durch die Goten,
eingesetzt. Schiffsmühlen und Wasserschöpfräder sind hinsichtlich ihrer hydraulischen
Verhältnisse sehr ähnlich. Die geraden Schaufeln ohne Triebwasserkanal erfordern große
Schaufelflächen um auch bei geringer Fließgeschwindigkeit eine ausreichende Leistung zu
gewährleisten. Während normale Mühlräder maximal einen Meter breit sind, sind die
fränkischen Wasserschöpfräder schon mindestens zwei Meter breit und bei Schiffsmühlen
waren neun und mehr Meter durchaus üblich.
Für das Kennerleinsrad wurden, z.B. bei mittlerem Wasserstand, folgende Werte ermittelt:
• Fließgeschwindigkeit unmittelbar vor dem Rad v = 1m/s
• Vier Umdrehungen pro Minute
• 24 Kümpfe mit einem Bruttovolumen 15 Liter pro Kumpf
(Ein neuwertiger Kumpf schöpft ca. 12 Liter. Ältere Kümpfe verlieren bis zu 50 %
ihres Inhalts beim Schöpfen. Für die Berechnung werden durchschnittlich 10 Liter
angesetzt.)
• Hubhöhe ca. vier Meter
• Schaufelbretter 2,5 Meter lang und 0,25 Meter hoch
• Immer vier Schaufelbretter tauchen ins Wasser ein,
d.h. eingetauchte Schaufelfläche A = 4 x 2,5m x 0,25m = 2,5m²
Geschöpfte Wassermenge pro Minute bei durchschnittlich zehn Litern pro Kumpf:
Wassermenge
G = 24 x 4 x 10 = 960 Liter pro Minute
das entspricht einer Gewichtskraft von 9600 Newton.
Pro Tag sind das ungefähr 1,38 Millionen Liter Wasser und das ohne jeden Einsatz von
Fremdenergie. Eine gewaltige Menge: Rund 40 Tanklastwagen (Sattelauflieger) mit je 35 m³
Fassungsvermögen und 40 Tonnen Gesamtgewicht.
Erbrachte Arbeit
W = Gewichtskraft mal Hubhöhe
W = 9600 N x 4 m = 38400 Nm
Leistung
P = Arbeit geteilt durch Zeit
P = 38400 Nm: 60 s = 640 Nm/s = 0,640 kW
Zum Vergleich: Die mechanische Leistung an der Welle einer Schiffsmühle beträgt nach
MOSONY [13]:
P = 0,2 x A x v³ in kW
wobei A die eingetauchte Schaufelfläche [m ] und
v die Fließgeschwindigkeit [m/s] ist.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
19
Das ergibt für die Verhältnisse am Kennerleinsrad
P =0,2 x 2,5 x 1³ =0,5 kW
Beide Rechenwerte liegen in der gleichen Größenordnung. Die Leistung ist sehr
gering. Für die Praxis bedeutet das, dass ohne wesentliche Eingriffe in die
hydraulischen Verhältnisse (z.B. gekrümmte Schaufeln und Triebwasserkanal mit
Spalten von wenigen Zentimetern zwischen Schaufeln und Triebwasserkanal) die
fränkischen Wasserschöpfräder nicht zur Stromerzeugung geeignet sind. Die Stärke
der Wasserschöpfräder liegt eindeutig in der Wiesenbewässerung.
Rückgang der Wiesenbewässerung mit Wasserschöpfrädern
1805 zählten LIPS und FICK zwischen Fürth und Wellerstadt
160 Wasserschöpfräder. Das 1892/95 vom Kreiskulturingenieur CLASSEN
(Nürnberg) erstellte Längennivellement der Schöpfradanlagen wies zwischen Fürth
und Wellerstadt noch 157 Wasserschöpfräder auf. Auf der Fluss-Strecke von Fürth
bis Wellerstadt gingen also in 90 Jahren nur drei Wasserrad verloren. 1915 ermittelt
GIESSBERGER für die gleiche Strecke noch 140 Wasserschöpfräder. Der Verfall
der Wasserschöpfrad-Kultur begann erst nach dem Ersten Weltkrieg.
Für die Fluss-Strecke zwischen den Werkern im Norden von Erlangen und der
Kleinseebacher- und Baiersdorfer Mühle stellt sich die Entwicklung wie folgt dar:
Vor dem Bau des Ludwigs-Donau-Main-Kanals waren 31 echte Wasserschöpfräder
vorhanden. Erstaunlich ist, dass 1835/46 durch den Bau des ”Ludwigs-Kanals” nur
zwei Wasserschöpfräder verloren gingen. 1872 ermittelte man noch
29 Wasserschöpfräder. Vier auf Erlanger Flur, drei auf Bubenreuther Flur, 21 auf
Möhrendorfer/Kleinseebacher Flur und eines auf Baiersdorfer Flur. 1920 waren noch
27 Schöpfräder im Einsatz. 1924/1925 wurden durch den Umbau der Werker-Mühlen
zum Flusskraftwerk sieben Wasserschöpfräder abgelöst. Dafür wurde am linken
Flussufer eine Elektropumpstation gebaut. Siehe Bild 7. Die Pumpstation ist noch
heute gelegentlich in Betrieb. Eine ähnliche Pumpstation wurde auch kurz vor der
Baiersdorfer Mühle gebaut, als die zwei Wasserschöpfräder oberhalb der
Kleinseebacher- und Baiersdorfer Mühle abgelöst wurden. 1949 existierten noch
19 Wasserschöpfräder. 1956 wurde das letzte Bubenreuther Wasserschöpfrad durch
eine Pumpstation mit Dieselmotor ersetzt. Im Wasserbuch von 1967 sind nur noch
17 Schöpfräder auf Möhrendorfer Flur vermerkt. Heute im Jahre 2001 drehen sich
davon noch acht.
Ähnlich verlief die Entwicklung unterhalb der Kleinseebacher- und Baiersdorfer
Mühle. Zwischen der Kleinseebacher- und Baiersdorfer Mühle und Wellerstadt gab
es ehemals 23 Wasserschöpfräder. Bis auf zwei unterhalb der Kleinseebacher- und
Baiersdorfer Mühle wurden alle Schöpfräder bereits 1923 beim Bau des
Wellerstädter Flusskraftwerkes abgelöst und durch insgesamt
12 Elektropumpstationen ersetzt. Die restlichen zwei Wasserschöpfräder erhielten
noch 1950 einen neuen Grundbaum. Sie waren 1967 beim Anlegen des
Wasserbuches ebenfalls nicht mehr vorhanden.
20
Rolf Dürschner
Bild 7: Pumpenstation unterhalb des Werkerkraftwerkes, links der Regnitz [2000]
Neben technischen Gründen gibt es aber auch eine Reihe von anderen Gründen für das
praktische Aussterben der Wasserschöpfräder. MÜLLER schreibt 1949 in seiner
Doktorarbeit ”Die anthropogene Austrocknung im Regnitztal”:
Die Wasserräder sind nicht zuletzt auf Grund der hohen Unterhaltskosten eingegangen, die
bei den heute hohen gewerblichen Löhnen der Zimmerleute für Reparatur und für den
jährlichen Ein- und Ausbau von den fränkischen Kleinlandwirten nicht mehr getragen werden
können. Die Zimmermeister, die früher die gefährliche Arbeit des Einhängens der Räder im
Frühjahr und des rechtzeitigen Rückbaues gegen billige Pauschalbeträge übernommen
haben, berechnen heute hohe Löhne mit tariflichen Gefahren- und Wasserzulagen. Noch um
1900 genügte ein Pauschalbetrag von 100 Mark für den jährlichen Ein- und Ausbau
einschließlich Reparaturen und aller Teile, die nicht über 7 Mark Wert hatten. Ein Krümmling
d.i. ein Kreisbogensegment aus den Radkränzen gehörte zu den Teilen mit Wert unter
7 Mark Die heutigen Kosten moderner gewerblicher Arbeit belaufen sich auf weit höhere
Geldausgaben, so daß der Untergang aller Wasserschopfräder in absehbarer Zeit
unvermeidlich sich vollziehen wird.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
21
Aber nicht nur die hohen Unterhaltskosten für die Wasserschöpfräder sondern auch
der hohe Aufwand zur Pflege der Bewässerungskanäle ist der Tod der
Wasserschöpfräder. Weitere Gründe sind die starke Umwandlung von Wiesen in
Äcker ab 1930 und die Zunahme von Wiesenunkräutern durch die steigende
Abwasserbelastung der Regnitz. Außerdem behindern die Bewässerungskanäle den
Einsatz moderner landwirtschaftlicher Maschinen. Deshalb verfallen selbst die, zur
Ablösung der Schöpfräder, um 1920 gebauten Pumpwerke, mit ihren voluminösen
Betonkanälen. Ein weiterer wesentlicher Grund war sicher auch die Umstrukturierung
der Landwirtschaft in der Europäischen Gemeinschaft. Die moderne Landwirtschaft
setzt heute auf mobile Beregnungsanlagen, die den Maschineneinsatz nicht
behindern. Den Energieeinsatz für die Pumpen und den Nachteil der Beregnung mit
kaltem Grundwasser nimmt sie dabei in Kauf.
Die Spuren der verschwundenen Wasserschöpfradanlagen sind teilweise noch heute
erkennbar, durch Stromschnellen an Resten von Grundbäumen, vermorschten
Stümpfen von Pfählen der Radstätten und Resten des Bewässerungssystems.
Bild 8: Reste einer Radstatt und eines Grundbaumes [2001]
Sowohl GIESSBERGER als auch KUPFER befürchteten, dass die
Wasserschöpfräder total verschwinden werden. Glücklicherweise behielten sie
unrecht. Bei Möhrendorf drehen sich noch die letzten acht Wasserschöpfräder an
ihren historischen Standorten.
22
Rolf Dürschner
4 Schöpfradanlage
Technik in Nordafrika und Franken
Auch wenn sich das Aussehen von Schöpfradanlagen teilweise erheblich
unterscheidet, wie die beiden nachfolgenden Bilder aus Marokko und Franken
zeigen, liegt ihnen doch das gleiche antike Grundkonzept aus Mesopotamien zu
Grunde:
•
•
•
•
Eine flügelartige Wehranlage zur Zuführung des Wassers. In Nordafrika eine
Steinschüttung, bei uns ein Setzflügel aus Holz.
Ein unterschlächtiges Wasserrad in Speichenkonstruktion. Dort ein
schmales Rad mit großem Durchmesser, hier ein fast walzenförmiges Rad mit
kleinem Durchmesser.
Schöpfgefäße am Radumfang. In Marokko Tonkrüge, bei uns Holzbütten
(Kümpfe).
Ein Rinnensystem zum Fortleiten des geschöpften Wassers. Dort gemauerte
Steinrinnen, hier Holzrinnen. Hinzu kommt in beiden Fällen ein
Bewässerungssystem mit Wassergräben.
Bild 9: Nordafrikanisches Wasserschöpfrad bei Fes (Marokko)
Foto: Prof. Dr. Eugen Wirth, Erlangen
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
23
Im Prinzip bestehen die Möhrendorfer Wasserschöpfräder immer aus
• Wehranlage,
• Radstatt,
• Schöpfrad und
• Bewässerungssystem.
Bild 10: Fränkisches Wasserschöpfrad an der Regnitz bei Möhrendorf (Schäferrad)
Die Wehranlage
Für jedes Wasserschöpfrad ist eine Wehranlage, auch Flügel genannt, mit einer
Stauhöhe von ca. 10 cm erforderlich. Aus Kostengründen wurden oft an einer
Wehranlage zwei Wasserschöpfräder, eines am linken Ufer und eines am rechten
Ufer, angeordnet.
Anfangs bestanden die Wehre nur aus primitiven Astflügeln. An in das Flussbett
eingerammten Pfählen wurden Äste und Reisigbündel befestigt. Der Aufstau erfolgte
mit Rasenstücken und Steinen. Diese primitiven Wehre wurden regelmäßig durch
Hochwasser beschädigt und verschmutzten alljährlich das Flussbett durch viele
Wagenladungen Reisigbündel, Rasenstücke und Steine. Später verlangte die
”Bayersdorfer Wasser Gerichts Ordnung” von 1693:
Nachdeme durch die Ast-Flügel bey denen Waper Rädern große Beschwellung, und
dadurch sowol denen Müllern Hinderung in dem Mahlen als dem Lande Schaden
verursacht worden, als soll uf den Rednitz Strohm, soweit solcher in des Ambts
Bayersdorf Jurisdictions-District sein Lauf hat ausgerottet, und an statt deren, SezeFlügel eingeführet werden. Diese Seze-Flügel nun, sollen nach der Wasser Grafen
und Wasserbau Verständigen untern 4. August a. c. erstatteten Gutachten nicht
mehr quer über das Wasser, solches zu schwellen, sondern schrege aufwärts
gebaut, und also eingerichtet werden, daß das Wasser mittelst eines Zuges auf die
Räder lauffen kann, dann sollen solche Wasser Räder, mittelst ordentlicher
Grundbäume, welche 2 ¾ % Schuh
24
Rolf Dürschner
unter das Wasser zu schlagen, und mit gesamten [gesäumten] Brettern, nach der Wasser
Grafen und Aychen Meistern Anweisung einzurichten sind, jedoch daß die Nadel Kopfe
länger nicht, dann 2 Schuh mit einem Aufsatz unter denen Wassern, in denen Grundbäume
aber absonderlich Löcher, worinnen Pfähle, die im Herbst nebst deren Sätzen auszuräumen
gesezet, und sonst die Räder mit dem von Nürnberg bis nach Fürth gemäß zu regulieren
sind, damit man die Vorsez Bretter daran ablauffen laßen könne, gebauet, alles vorhero
fleipig weggeräumet, und denen Fischern zur Durchfahrth ein Loch 5 oder 6 Schuh weit offen
gelaßen werden.
Bild 11: Querschnitt Setzflügel (Docken und Flügelbretter siehe auch Bild 13)
Setzflügel bestehen aus Grundbaum (auch Wehrbaum), Docken (Setzpfähle) und
Flügelbrettern (Schutzbrettern). Wichtigstes und teuerstes Teil einer Wehranlage (Setzflügel)
ist der Grundbaum. Setzflügel sind dichter als Astflügel und können im Herbst bis auf den
Grundbaum problemlos demontiert werden.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
25
Wegen der besseren Strömungsverhältnisse soll der Setzflügel laut Baiersdorfer
Wassergerichtsordnung schräg aufwärts gegen die Strömung gerichtet sein. Üblich
waren bis 20o Abweichung zum rechten Winkel. Die Möhrendorfer Setzflügel und
Grundbäume unterscheiden sich teilweise von der Darstellung nach Abb.17 bei
KUPFER.
Für den Grundbaum werden die entsprechenden Baumstämme zweiseitig auf 25 –
30 cm abgeflacht. Als Schutz gegen Zerspringen erhält jeder Baumstamm an beiden
Enden und in der Mitte je zwei Spannschrauben. Alle 0,75 Meter hat er, im
Hasensprung versetzte, Vierkantlöcher zur Aufnahme der Nadeln und Docken. Der
Grundbaum erstreckt sich normalerweise über die gesamte Flussbreite. Für die
Regnitz braucht man wegen der Flussbreite bis zu acht Baumstämme. Die
kraftschlüssige Verbindung der einzelnen Baumstämme erfolgt mit einer
überdimensionalen, dreieckigen Nut- und Federverbindung. Der Grundbaum liegt,
nach der Baiersdorfer Wassergerichtsordnung, ca. 80 cm unter Normalwasserstand.
Er sollte möglichst satt auf dem Flussgrund aufliegen, damit er nicht unterspült
werden kann. Befestigt ist der Grundbaum mit Nadeln und Hinterschlägen im
Flussbett. Einmal wird der Grundbaum alle 1,5 Meter durch ca. 2,5 Meter lange
Nadeln (14 x 14 cm) gehalten. Die Köpfe der Nadeln verhindern ein Aufschwimmen
des Grundbaumes. Zusätzlich wird der Grundbaum durch Hinterschläge, das sind
ebenfalls 2,5 Meter lange Holzpfähle, jedoch ohne Kopf, gegen Abtreiben gesichert.
Flussbausteine und Schotterschüttungen sichern den Grundbaum gegen
Unterspülung. Ohne Katastrophen-Hochwasser hält ein solcher Grundbaum bis zu
100 Jahren. Reparaturen und ggf. ein Neubau werden heute in dankenswerter Weise
vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg übernommen. Das Setzen eines neuen
Grundbaumes dauert, trotz moderner Baumaschinen (Hydraulikbagger und
Hydraulikramme), fast zwei Wochen.
Bild 12: Grundriß Grundbaum (Maße in cm)
In die zweite Reihe Löcher des Grundbaums werden im Frühjahr die Docken,
angespitzte Rundhölzer ca. 2,2 Meter lang, eingeschlagen. Die Docken und auch die
Köpfe der Nadeln, bilden den Halt für die flussaufwärts eingeschobenen Staubretter
(Flügelbretter). Die obersten Staubretter werden an den Docken festgenagelt. Die
Stau- bzw. Flügelbretter (besäumte Kiefernbretter 30 mm dick, 20 cm breit und ca.
7 m lang) stauen das Wasser auf und leiten es zur Radstatt. Früher mußte laut
Baiersdorfer Wassergerichtsordnung für die Fischer ein Loch (Schlund mit 5 oder
6 Schuh) zur Durchfahrt in der Wehranlage gelassen werden. Im Herbst müssen
Docken und Staubretter (Flügelbretter) wieder entfernt werden, damit die Winter- und
Frühjahrshochwässer ungehemmt ablaufen können.
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Rolf Dürschner
Bild 13: Wehranlage (Setzflügel) u. schwimmender Schmutzabweiser vor einem
Wasserschöpfrad
Im September 2001 wurde der unbrauchbar gewordene Grundbaum des
Vierzigmann-Wasserrades durch das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg ersetzt. Dafür
lieferte die Forstdienststelle Möhrendorf folgende Holzmengen:
• 50 lfdm Grundbaum Durchmesser 50 bis 60 cm, insgesamt sieben
Baumstämme
• 48 Nadeln Durchmesser 25 bis 30 cm, Länge 2,5 m
• 48 Hinterschläge Durchmesser 20 cm, Länge 2,5 m
Bild 14: Alter und neuer Grundbaum des Vierzigmannrades [2001]
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Bild 15: Einbau des neuen Grundbaumes am Vierzigmannrad [2001]
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Rolf Dürschner
Die Radstatt
Die Radstatt, auch Radstube genannt, bleibt wie der Grundbaum immer im Fluss.
Errichtet wird die Radstatt heute mit Hilfe des Wasserwirtschaftamtes. Je drei starke
Eichenpfähle (40 x 40 cm) tragen einen Jochbalken (auch Goch) aus Kiefernholz.
Die Eichenpfähle werden ca. drei Meter in den Flussgrund gerammt. Die Joche
verlaufen parallel zum Ufer. Pfähle und Joche werden zimmermannsmäßig
miteinander verzapft und zusätzlich durch U-Bügel aus Flacheisen (min. 30 x 5 mm)
gegen Hochwasser gesichert. Der vordere und hintere Zwerchsteg (zwerch = quer),
ebenfalls aus Kiefernholz, verbinden das Landjoch mit dem hinteren Joch und
erleichtern das Arbeiten am Wasserrad. Ein Laufsteg verbindet das Landjoch mit
dem Ufer. Einzelheiten siehe Bild 16. Zwerchstege und Laufsteg werden an den
Kreuzungspunkten mit den Jochen mit je einer Gewindestange > M 20 verschraubt
und so gegen Hochwasser gesichert. Früher wurden dafür 4 cm starke Nägel aus
Eichenholz verwendet. Der lichte Abstand der Joche beträgt, je nach Wellenlänge, 3
bis 4 Meter. Raddurchmesser und Höhe der Radstatt müssen sorgfältig mit der
Uferhöhe abgestimmt werden, damit die Wässerrinne ausreichendes Gefälle hat. Die
Joche liegen, je nach Schöpfraddurchmesser, ungefähr 1,5 bis 2 Meter über dem
Wasserspiegel und sind 7 bis 8 Meter lang.
Bild 16: Radstatt oder Radstube
Jedes Joch ist die Basis für den Wellenstock (auch Anwelle genannt) der Welle
(auch Wellbaum). Die Anwelle wiederum wird durch das Gedücke, das sind zwei
Kiefernpfosten (min. 12 x 12 cm) mit Querholz (auch Jöchlein) fixiert. Das landseitige
Gedücke trägt zusätzlich den Schöpftrog. Es muß so hoch sein, dass die
Wässerrinne das notwendige Gefälle zum Einfallschacht (Mönch) des
Bewässerungssystems hat. Durch unterlegte Klötze kann die Höhenlage der Anwelle
dem Wasserstand des Flusses angepaßt werden. Normalerweise kann bei einfachen
Wasserschöpfrädern, ohne Kümpfe am wasserseitigen Radkranz, das wasserseitige
Gedücke wesentlich niedriger sein.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Bild 17: Gedücke und Anwelle
Zum Schutz des Ufers werden an den Pfählen des Landjoches Bretter angebracht. Der
Zwischenraum zwischen Ufer und Landjoch wird dann durch Steine aufgefüllt. Damit das
Wasserschöpfrad gut läuft, wird der Grund unter dem Rad mit Steinen befestigt. Dadurch
wird die Strömung erhöht, das Wasser bekommt einen stärkeren Zug. Aus dem gleichen
Grund werden oft auch die beiden ersten Pfähle des wasserseitigen Joches mit Brettern
(Wasserwand) verschalt. Wegen des vielen Treibholzes müssen die Radstatt und das
Wasserrad meistens durch einen schwimmenden Schmutzabweiser (Bild 13) geschützt
werden.
Das Schöpfrad
Wichtigstes aber auch kompliziertestes Teil einer Wasserschöpfanlage ist das Schöpfrad
selbst. Der Durchmesser eines Schöpfrades richtet sich nach Uferhöhe und Eintiefung des
Flusses. Im Regnitztal schwankte er zwischen 2,5 und 6 Metern. Das kleinste Wasserschöpfrad, mit 2,5 Meter Durchmesser, stand an der Seebach bei Kleinseebach. Der Durchmesser
der Möhrendorfer Wasserschöpfräder beträgt um die vier Meter. Die größten
Wasserschöpfräder an der Regnitz mit sechs Metern Durchmesser standen kurz vor
Forchheim. Es gibt einfache Wasserschöpfräder mit 24 Kümpfen auf der Landseite und
doppelte Wasserschöpfräder mit Kümpfen am land- und wasserseitigen Radkranz. Ein
doppeltes Rad hatte normalerweise insgesamt 36 Kümpfe, 24 auf der Landseite und 12 auf
der Wasserseite.
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Rolf Dürschner
Bild 18: Keile und Nägel aus Holz (Maße in cm)
Ein einfaches Wasserschöpfrad besteht aus:
1 Welle (Wellbaum)
6 Armen
mit 4 Schlusskeilen, 24+12 Armkeilen, 24 Brettleskeilen und 12 Armschließen
12 Krümmlingen
mit 24 Schetterbrettern, 48 Schetternägeln, 48 Zwickkeilen und 12 Stirnkeilen
24 Kümpfen
mit 48 Kumpfnägeln und nochmals 48 Zwickkeilen
24 Schaufelbrettern
mit 48 Schaufelbändern und 48 Froschkeilen
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Insgesamt also 467 Teilen. Rechnet man noch Anwellen, Docken, Flügelbretter, Gedücke,
Gießtrog, Rinnenböcke und Wässerrinne dazu, müssen beim Ein- und Aushängen eines
Wasserschöpfrades weit über 500 Teile montiert werden.
Welle (Wellbaum)
Herzstück eines Wasserschöpfrades ist die hölzerne Welle, auch Wellbaum genannt.
Bild 19: Welle oder Wellbaum (Maße in cm)
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Rolf Dürschner
Wegen der hohen Kräfte auf und in der Welle kommt nur Eichenholz in Frage. An beiden
Stirnseiten ist die eiserne Schar, eine Schmiede- oder Schweißkonstruktion bestehend aus
Wellenzapfen und Blatt, eingelassen. Einzelheiten siehe Bild 20.
Die beiden Wellenzapfen liegen dann in den Lagerschalen der Anwellen. Die Enden des
Wellbaumes sind konisch gearbeitet und durch je zwei aufgeschrumpfte Eisenringe gegen
Zerspringen gesichert. Für jeden Radkranz hat die Welle, im Abstand von ca. zwei Metern,
drei seitlich versetzte und um 60o verdrehte Vierkantlöcher zur Aufnahme der drei Arme.
Einzelheiten siehe Bild 19 und 24.
Bild 20: Schar, eines der wenigen Teile aus Stahl (Maße in mm)
Im Frühjahr 2001 mußte die Welle des Kennerlein-Wasserrades ersetzt werden. Früher
wurde eine neue Welle, mit großem Zeitaufwand, von den Zimmerleuten mit dem Breitbeil
auf Form und Maß gehackt. Um Kosten zu sparen, suchte man für die Welle des KennerleinRades nach anderen Lösungen. Nachdem im näheren Umkreis keine entsprechende
Drehbank zu finden war, wurde beschlossen die neue Welle mit einem mobilen Sägewerk
zwölfeckig zuzusägen. Mit geringem Aufwand wurde eine entsprechende
Einspannvorrichtung für das mobile Sägewerk gebaut. Das Verfahren hat sich bewährt.
Innerhalb von 1 ½ Stunden wurde aus dem viereckigen Eichen-Rohling ein zwölfeckiger
Wellenrohling gesägt. Später in der Werkstatt erleichterten die geraden Flächen der
zwölfeckigen Welle das Herausarbeiten der viereckigen Löcher für die Arme.
Zum Schluss wurden beim Schmiedemeister Josef Schäfer (Höchstadt a.d.Aisch) die Spannringe aufgezogen.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Bild 21: Herstellen der neuen Welle für das Kennerleinsrad (Holzarbeiten)
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Bild 22: Aufziehen der Spannringe auf die neue Welle
Rolf Dürschner
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Arme (Speichen)
Je drei Arme 7 x 14 cm, ebenfalls aus Eiche, bilden die sechs Speichen für einen Radkranz.
Die Arme I – IV, II – V und III – VI werden dazu durch die entsprechenden Aufnahmelöcher
in der Welle gesteckt. Die Arme sind innerhalb der Welle zimmermannsmäßig miteinander
verzapft.
Bild 23: Verzapfung der Arme (Maße in cm)
Trotz der Verzapfung der Arme entsteht ein Versatz der Mittelachsen. Siehe hierzu auch
Bild 24. Damit der Radkranz trotzdem plan läuft, müssen die äußeren Arme (II – V und III –
VI) um den Achsversatz schräg zugeschnitten werden. Befestigt werden die Arme durch
Brettleskeile (Kiefer), Schlusskeile (Eiche) und breite Armkeile (Eiche).
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Rolf Dürschner
Bild 24: Arme und Anordnung der Arme (Maße in cm)
((398 in 378 und 472 in 452))
Krümmlinge und Radkränze
Jede Speiche trägt einen Krümmling aus Kiefernholz. Sechs Krümmlinge bilden wie bei
einem Wagenrad die Felge, den Radkranz. Die Krümmlinge werden aus krumm
gewachsenen Stämmen geschnitten, die Biegung sollte weitgehend dem Radius des
Radkranzes entsprechen, damit die Holzfasern möglichst ungeschnitten erhalten bleiben.
Aus geraden Stämmen geschnittene Krümmlinge haben sich nicht bewährt, sie platzen
durch den Einfluss des Wassers an den durchschnittenen Holzfasern auf. Das Ende der
Arme (Speichen) wird am Krümmling in eine Nut eingelassen und durch den Krümmling
hindurch gesteckt. Mit zwei Schetterbrettern aus Eiche und vier Schetternägeln, ebenfalls
aus Eiche, werden die stumpf aneinander stoßenden Krümmlinge miteinander verbunden.
Die Schetternägel werden durch kleine Eichenkeile (Zwicker) gegen Herausziehen gesichert.
Der kleine Spalt am Stoß zwischen zwei Krümmlingen wird durch Stirnkeile überbrückt. Die
Krümmlinge werden mit schmalen Armkeilen aus Kiefernholz mit den Armen (Speichen)
verkeilt und durch Armschließen (Nasenzwicker) gesichert. Einzelheiten siehe Bild 26. Jedes
Wasserschöpfrad hat zwei Radkränze: den landseitigen Radkranz mit Kümpfen
(Schöpfkranz) und den wasserseitigen Radkranz (Schaufelkranz).
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Bild 25: Krümmling eines Schaufelkranzes (Maße in cm)
((378 in 368))
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Bild 26: Ausschnitt aus einem Schöpfkranz (Maße in cm)
Rolf Dürschner
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Kümpfe (Schöpfeimer)
Bei einem einfachen Schöpfrad erhält nur der vordere (landseitige) Kranz, der Schöpfkranz,
24 Kümpfe. Vier bis sechs Kümpfe entleeren sich gleichzeitig in den Gießtrog. Der hintere
oder wasserseitige Kranz, der Schaufelkranz, erhält normalerweise keine Kümpfe. –
Höchstens einen Kumpf für Wasser zum ”Schmieren” des Lagerzapfens. – Jeder Kumpf wird
mit zwei Kumpfnägeln aus Eiche befestigt, die durch entsprechende Bohrungen in Kumpf
und Krümmling gesteckt werden. Gesichert werden die Kumpfnägel wiederum durch kleine
Eichenkeile (Zwicker). Ein Schöpfeimer oder Kumpf (kegelstumpfförmige Holzbütte: Höhe
ca. 60 cm, Durchmesser ca. 20 / 30 cm, 12 Dauben,) besteht aus Kiefernholz und fasst ca.
15 Liter, wobei 10 – 12 Liter Wasser tatsächlich geschöpft werden.
Bild 27: Einbau der Kümpfe am Wässerwiesenrad
Schaufelbretter
Senkrecht auf beiden Radkränzen stehen die 24 Schaufelbretter. Das sind unbesäumte
Kiefernbretter, 24 mm dick und ca. 20 – 28 cm hoch und ca. 2,5 – 3,0 Meter lang. Sie ragen
auf beiden Seiten über die Radkränze hinaus. Die Schaufelbretter werden durch
Wässerbänder, das sind gespaltene und gebogenen Eichenäste, gehalten. Dazu
umschlingen je zwei Wässerbänder ein Schaufelbrett und werden von außen durch das
Schaufelloch im Krümmling gesteckt. An der Innenseite des Krümmlings werden die
Wässerbänder mit sogenannten Froschkeilen aus kleinen Fichtenstämmen (alte
Weihnachtsbäume) verkeilt. Siehe Bild 18. Die Wässerbänder sind schmiegsame
Holzbänder aus Eiche. Vor dem Biegen müssen die gespaltenen Äste mehrere Stunden
gekocht werden.
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Rolf Dürschner
Bild 28: Herstellen der Wässerbänder
Das Bewässerungssystem
Zu jedem Wasserschöpfrad gehörte früher ein ausgedehntes Netz von
Bewässerungskanälen und Bewässerungsgräben, die das geschöpfte Wasser möglichst
gleichmäßig über die Wiesen verteilten. Die ca. 30 cm breiten Hauptkanäle waren aus Beton
gegossen. Manche Kanäle waren bis zu 500 Meter lang. Mit Schützen aus Holzbrettern
konnte die Wasserführung reguliert werden. Einfache Erdgräben verteilten dann das Wasser
bis in jeden Winkel der Wiesen. Nachteilig war der hohe Pflegeaufwand infolge
Unkrautbewuches neben den Gräben. Eine Besonderheit der Möhrendorfer
Wasserschöpfräder ist ein ca. zwei Meter tiefer Einfallschacht (ähnlich einem Weihermönch)
am Ende der Wässerrinne. Nach dem Prinzip der kummunizierenden Röhren quillt dann das
Wasser am Hochufer in das Grabensystem.
In Möhrendorf bestanden vier große Bewässerungssysteme:
•
•
Bauernrad, Altes Schäferrad, Kennerleinsrad und Oberndorferrad bewässerten
die Hinteren Oberndorfer Wiesen, Herrschaftswiesen und Oberndorfer Wiesen links
der Regnitz, südlich und östlich von Oberndorf.
Gemeindewasserrad und Rinnigrad bewässerten die Rinnigwiesen und den
Schloßanger links der Regnitz zwischen Oberndorf und Möhrendorf.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
•
•
41
Judenrad, Wässerwiesenrad und Eibigrad bewässerten die Wässerwiesen und
den Mühlanger links der Regnitz zwischen Möhrendorf und Klein-seebach.
Wegrad, Heßlerrad, Weidackerrad, Schmiedsrad, Vierzigmannrad,
Schultheißenrad und Nickelsrad bewässerten die Weidackerwiesen, Bruckwiesen
und Ochsenwiesen rechts der Regnitz zwischen Möhrendorf und dem LudwigsDonau-Main-Kanal. Insgesamt eine Fläche von 36,4 Hektar.
Bild 29: Ehemalige Bewässerungskanäle östlich der Regnitz bei Möhrendorf
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Rolf Dürschner
Bild 29 zeigt diese größte zusammenhängende Bewässerungsfläche. Durch den Bau der A 73,
der Ausfahrt Möhrendorf und der Verbindungsstraße von Möhrendorf zur B 4 wurde das
Grabensystem weitgehend zerstört. Die Wiesen sind, obwohl im Überschwemmungsgebiet,
heute teilweise zu Ackerland umgebrochen.
Bild 30: Überflüssige und zugewachsene Bewässerungskanäle
Eigentlich müßten die Wasserschöpfräder auch noch heute für die Landwirtschaft interessant
sein. Hierzu folgende Aussagen und Beobachtungen:
In heißen und trockenen Sommern, wie zum Beispiel 2001, vertrocknen die Wiesen trotz
aufwendiger künstlicher Beregnung. Dies gilt insbesondere für Wiesen mit tiefem
Grundwasserstand infolge starker Eintiefung der Regnitz. MÜLLER nennt die Gründe:
Erst Niederschlagshöhen > 10 mm (10 1/m ) fördern das Wachstum. Nieselregen und
Niederschlagshöhen unter 1 mm (1 l/m ) erreichen nicht die Graswurzeln.
Neben Wässerrinne und Einfallschacht (Mönch) der heute funktionslosen
Wasserschöpfräder, fällt das saftige Grün der sonst trockenen Wiese auf. Besonders
interessant ist die Situation am Wässerwiesenrad. Dort verläuft durch einen Teil der Wiese
noch ein altes unterirdisches Zuleitungs-Rohr des ehemaligen Bewässerungssystems.
Erstaunlich ist, dass der Bereich um das unterirdische Rohrende großflächig am besseren
Wiesenwachstum erkennbar ist.
Also müßte es möglich sein, durch ein System von unterirdischen Drainageröhren, die an
den Einfallschacht eines Wasserschöpfrades angeschlossen werden, die Wiesen zu
bewässern. Ein solches Rohrsystem ließe sich heute kostengünstig einpflügen. Unterirdische
Rohre anstelle offener Bewässerungsgräben wären kein Hindernis für den modernen
Maschineneinsatz in der Landwirtschaft. Der Pflegeaufwand für ein offenes Grabensystem
würde entfallen. Das Wasser würde wie früher, ohne Einsatz von Fremdenergie (Strom oder
Diesel), von den Wasserschöpfrädern geliefert.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
43
5 Arbeiten an einem Wasserschöpfrad
Allgemeines
Die Wasserschöpfräder an der Regnitz werden erst im Frühjahr eingehängt und im Herbst
wieder ausgehängt, damit die Wasserradanlage weder durch Frühjahrshochwasser, noch
Eisgang im Winter beschädigt werden. Ein besonderes Merkmal ist deshalb ihre leichte
Zerlegbarkeit. Anstelle von Nagelverbindungen mit Stahlnägeln kommen Holznägel und eine
Vielzahl von unterschiedlichen Keilverbindungen zum Einsatz. Ein weiteres Merkmal ist die
fast ausschließliche Verwendung von einheimischem Holz. Nur insgesamt sechs Teile, zwei
Wellenzapfen (Schar) und vier Spannringe, sind aus Stahl. Konstruktion und Technik haben
sich bewährt und sind seit 600 Jahren im wesentlichen noch unverändert. Herstellung und
Reparatur erfordern Fachwissen und handwerkliches Geschick. Der Umgang mit
Schnitzmesser, Stemmeisen, Säge und Axt ist noch gefragt. Selbstverständlich kommen
heute, auch zur Kostensenkung, zeitgemäße Hilfsmittel (z.B. Kettensägen, Kettenstemmer,
mobile Sägewerke und Hebezeuge) zum Einsatz. Zum Ein- und Aushängen der
Wasserschöpfräder sind zusätzlich zum Fachwissen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
erforderlich. Es ist nicht ganz einfach mit einem ca. 30 kg schweren Krümmling über die
schmalen Stege zu laufen und den Krümmling auf seinen zugehörigen Arm aufzufädeln. Das
Fachwissen über Abmessungen, Verwendung der Holzarten (welches Holz an welche Stelle)
und Verbindungstechniken wurde von Zimmerleuten bewahrt und gehütet und in den
Familien von Generation zu Generation weiter gegeben. In Möhrendorf waren das die
Familien Gegner und Hoffmann. Zacharias Gegner hat sein Wissen nahtlos an seinen Sohn
Horst Gegner weitergegeben. Durch den plötzlichen Tod von Hans Hoffmann, der von
seinem Grovater angelernt wurde und fast 50 Jahre Wasserschöpfräder betreute, hatten es
sein Nachfolger Georg Scheller und seine Helfer wesentlich schwerer. Einer der letzten
Einsätze von Hans Hoffmann ist auf Bild 36 zu sehen.
Auflegen eines Wasserschöpfrades
Im zeitigen Frühjahr werden die Verschleißteile z.B. Kumpfnägel, Schetternägel und Wässerbänder neu angefertigt. Dabei wird seit alten Zeiten Recycling betrieben, denn gebrauchte
Kumpfnägel werden zu Schetternägeln und gebrauchte Schetternägel werden zu
Armschließen umgearbeitet. Kümpfe werden ausgebessert und gegebenenfalls erneuert.
Fehlende oder defekte Keile und Kumpfnägel werden ergänzt. Nach einer groben Reinigung
von Algen wird jeder Kranz, waagrecht auf Steine oder Holzklötze gelegt und provisorisch
zusammengebaut und dabei auf Beschädigungen kontrolliert. Beschädigte Krümmlinge und
Schetterbretter werden ersetzt.
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Bild 31: Auflegen eines Radkranzes
Rolf Dürschner
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Einhängen eines Wasserschöpfrades
Angefangen wird am frühen Morgen. Der Zimmermann und mindestens drei Helfer bauen
zuerst ein Arbeitsgerüst. Dann werden die Anwellen ausgerichtet und provisorisch durch die
Pfosten des Gedückes gesichert. Anschlie0end wird der Wellbaum zu den Anwellen gerollt
und in die Lagerschalen der Anwellen gehoben. Wesentlich schneller geht es, wenn die
Welle mit einem Traktor mit hydraulischer Ladeschaufel in die Lagerschalen gehoben wird.
Liegt die Welle an Ort und Stelle, werden die Gedückepfosten mit dem Querholz ergänzt,
ausgerichtet und verkeilt. Der nächste Arbeitschritt ist das Einfädeln der mit Nummern
versehenen Arme in die Welle in der richtigen Reihenfolge. Nach dem Ausrichten nach
Länge und Richtung werden die Arme mit Brettleskeilen provisorisch verkeilt.
Bild 32: Sortieren der Teile und Montieren von Welle und Armen am Kennerleinsrad
Anschließend wird Krümmling nach Krümmling eingehängt, dabei ist darauf zu achten, dass
die Nummern des Armes und des Krümmlings übereinstimmen. Über Schetterbretter und
Schetternägel werden zwei Krümmlinge miteinander verbunden. Vor dem Weiterdrehen werden noch die Armschließen eingeschlagen. Steckriegel dienen zum Weiterdrehen des Rades
und zur Sicherung gegen Verdrehen infolge unsymmetrischer Lastverteilung solange der
Kranz nicht geschlossen ist. Aus Platzgründen wird immer zuerst der wasserseitige
Radkranz (Schaufelkranz) montiert.
Sind die beiden Radkränze geschlossen, wird durch Drehen des Rades der Planlauf
(maximaler und minimaler Seitenschlag) der beiden Kränze gemessen. Jeder Kranz wird
durch Schläge auf die Armkeile (an der Welle) auf den Mittelwert des Planlaufes
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Rolf Dürschner
ausgerichtet, und die Arme werden endgültig mit der Welle verkeilt. Anschließend werden die
Schetternägel mit Zwickkeilen (Zwickel) gesichert. Dabei müssen die Zwickel immer quer zur
Holzfaser im Schetterbrett eingeschlagen werden, damit durch die Keilwirkung nicht das
Schetterbrett gespalten wird. Gleichzeitig werden Anne und Krümmlinge durch Armkeile aus
Kiefernholz miteinander verkeilt und ggf. der Spalt am Stoß zwischen zwei Krümmlingen
durch Spaltkeile überbrückt. Bei diesen Arbeitschritten hat es sieh bewährt, wenn an beiden
Radkränzen parallel, mit je zwei Mann pro Radkranz gearbeitet wird.
Bild 33: Komplettieren der Radkränze u. Anbringen der Schaufelbretter am Kennerleinsrad
Nächster Arbeitsschritt ist das Behängen des vorderen Radkranzes (Schöpfkranz) mit Kümpfen. Immer drei bis sechs mit Kumpfnägeln versehene Kümpfe werden gruppenweise angebracht. Dazu werden die Kumpfnägel durch die entsprechenden Bohrungen im Krümmling
gefädelt und mit Zwickkeilen verkeilt. Ein Mann fädelt die Kumpfnägel durch die schrägen
Bohrungen im Krümmling und richtet die Kümpfe aus. Ein zweiter verkeilt die Kumpfnägel
auf der Wasserseite des Schöpfkranzes. Die Kümpfe werden tangential zur Mittellinie der
Krümmlinge angebracht und zeigen mit der Ausflussöffnung etwas mehr zur Welle. Das Unterteil eines Kumpfes stützt sich am Krümmling ab, die Ausflussöffnung stützt sich immer am
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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vorherigen Kumpf ab. Dadurch wird der gesamte Kranz der Kümpfe mechanisch stabilisiert.
Während zwei Mann mit der Montage der Kümpfe beschäftigt sind, bereiten die beiden
anderen die Montage von Gießtrog und Wässerrinnen vor.
Die Schaufelbretter werden in Vierergruppen angebracht. Dazu wird das Schöpfrad mit den
Steckriegeln in Einbauposition gebracht. Auf jedes Schaufelbrett werden zwei Wässerbänder
aufgesteckt. Damit die Wässerbänder elastisch sind, wurden sie vorher einige Stunden im
Fluss gewässert. Die Wässerbänder werden durch das Schaufelloch gefädelt und verkeilt.
Zwei Mann handhaben Schaufelbretter und Wässerbänder, zwei weitere verkeilen die
Wässerbänder an der Innenseite der Radkränze mit Froschkeilen. Wenn die ersten
Schaufelbretter ins Wasser tauchen, muss das Wasserrad gegen die Strömung weiter
gedreht werden, was erheblichen Kraftaufwand erfordert. Bei hohem Wasserstand reichen
dazu oft vier Mann nicht aus.
Bild 34: Montage des Gießtroges und Entfernen des Fangbaumes am Kennerleinsrades
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Rolf Dürschner
Die letzten Arbeitsschritte sind das Ausrichten des Gießtroges und das Entfernen des Fangbaums. Das Wasserschöpfrad beginnt sich langsam zu drehen und das erste Wasser ergießt
sich in den Gießtrog.
Einbau der Flügelbretter
Wenn die normale Strömung der Regnitz nicht ausreicht, das Wasserschöpfrad genügend
schnell zu drehen, werden Flügelbretter in die Wehranlage (Setzflügel) eingebaut. Dazu sind
üblicherweise drei Mann und ein Schelich (Schelch rheinisch, ostfränkisch für: größeren, flachen Kahn) erforderlich. Zuerst werden die Docken (Setzpfähle) in die entsprechenden
Löcher des Grundbaumes gesteckt und ca. 0,5 Meter tief eingeschlagen. Anschließend
werden die Flügelbretter (Schutzbretter) an die Docken angelehnt und mit einem Zweispieß
niedergedrückt. Die untersten Flügelbretter sitzen auf dem Grundbaum auf. Alle
Flügelbretter, die unter der Wasseroberfläche liegen, werden nur vom Wasserdruck
gehalten, der sie an die Docken presst.
Selbstverständlich gibt es während des Einhängens eine zünftige Brotzeit und anschließend
kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz.
Aushängen eines Wasserschöpfrades
Ein bis zwei Wochen vor dem Aushängen wird das Wasserrad mit dem Fangbaum blockiert,
damit es abtrocknen kann. Die Keilverbindungen lassen sich dadurch leichter lösen. Im Prinzip erfolgt das Aushängen in umgekehrter Reihenfolge wie das Einhängen. Es läßt sich
jedoch nicht vermeiden, dass beim Aushängen ein Teil der Nägel und Keile zerstört wird
oder in den Fluss fällt. In einer Scheune werden die Teile trocken eingelagert. Die schwere
Welle, die Wässerrinnen und Rinnenböcke verbleiben am Hochufer, werden gegen
Abtreiben durch Hochwasser gesichert und vor Regen geschützt. Früher war oft kein Platz in
der Scheune und alle Teile blieben auf einer erhöhten Stelle der Wiese in der Nähe der
Radstatt. Aus Docken, Schaufelbrettern und Flügelbrettern wurde dazu ein provisorischer
Unterstand gezimmert.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Bild 35: Einbau der Flügelbretter am Schäferrad
Bild 36: Kennerleinsrad mit Einhänge-Mannschaft (1999)
Von links nach rechts: Fritz Rudolph, Hans Hoffmann, Bernd Schlee, Bernd Rudolph, Jan Rudolph,
Jürgen Hötzel, Rolf Dürschner
Der 1999 verstorbene Zimmermann Hans Hoffmann betreute 49 Jahre lang einen Teil der
Möhrendorfer Wasserschöpfräder.
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50
Rolf Dürschner
6 Geschichte des Kennerleinsrades
Das Kennerleinsrad (auch Kämmerleinsrad oder Känneleinsrad), ist eines der vier
Wasserschöpfräder für die 1694 dem Oberndorfer Schloßherrn, Haller von Raitenbuch,
Holzrechte bestätigt wurden. Laut der Forstakten war das Kennerleinsrad ein doppeltes
Wasserschöpfrad mit 36 Kümpfen. Wann die Reduzierung auf 24 Kümpfe erfolgte, läßt sich
heute nicht mehr nachvollziehen.
Laut Heiko Winkler von Mohrenfels ist das Kennerleinsrad seit ca. 1725 im Besitz der Familie
Winkler von Mohrenfels (Hemhofen). Rolf Winkler von Mohrenfels wurde auch 1967 als
Besitzer ins Wasserbuch eingetragen. Außerdem wurden, laut Wasserbuchblatt A (siehe Bild
37), noch sechs Wässerberechtigte eingetragen.
Bild 37: Wasserbucheintrag für das Kennerleinswasserrad
Seit fünf Generationen (1865) wird das Kennerleinsrad von der Familie Rudolph
(Oberndorf 1) betreut. 1967 wurde Wilhelm Rudolph, als Berechtigter, mit ins Wasserbuch
eingetragen. Heute betreut sein Enkel, Hans Rudolph, das Wasserschöpfrad.
Wilhelm Rudolph (1897-1981) hat viele Aufzeichnungen und Rechnungen über das
Kennerleinsrad aufbewahrt und hinterlassen. Danach sind 1951, also vor 50 Jahren,
folgende Unterhaltskosten aufgelaufen:
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Hauerlohn für das Rechtsholz an das Forstamt Erlangen-West
Holz fur zwei Krümmlinge, zwei Arme, Gießtrog und Gedücke
Sägewerk Hans Ehrhardt, Möhrendorf,
für Lohnschnitt 0,7 Festmeter Holz und zwei Krümmlinge
Zimmerei Johann Hoffmann, Möhrendorf,
für Ersatzteile und Wasserrad einhängen
Zimmerei Johann Hoffmann, Möhrendorf,
für Wasserrad aushängen
Johann Reck, Oberndorf,
für Flügel ein- und ausbauen
Sonstiges z.B. Transportkosten für Rechtsholz und Wasserradteile
Summe:
51
DM 11,85
DM 14.40
DM 139,85
DM 12,00
DM 22,80
DM 15,00
DM 215,90
Nachdem das Kennerleinsrad einen Wässerungsumlauf von 15 Tagen hatte, wurden diese
Kosten anteilig für 3, 2 ¼, 1 ½, 1 ½, 1 ½, ¾, 4 ½ Tage auf die Wässerberechtigten aufgeteilt.
Der Enkel von Wilhelm Rudolph, Hans Rudolph, mußte 2001 mehr als das Zehnfache für
den Unterhalt des Kennerleinsrades aufwenden.
Bild 38: Rechnungen von 1951 für das Kennerleinsrad
52
Rolf Dürschner
7 Die Zukunft der Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Eintrag ins Wasserbuch der Regnitz
Seit 1930 wird über die Erhaltung der Wasserschöpfräder diskutiert. Die Palette reichte vom
wenig hilfreichen Vorschlag
dem Regnitztal den Beinamen ”Das Tal der Wasserschöpfräder” zu geben
bis zum Radikalvorschlag
das Regnitztal zwischen Erlangen und Baiersdorf mit den Wasserschöpfrädern unter
Landschaftsschutz und Denkmalschutz zu stellen.
Bis 1965 waren von ursprünglich 31 Wasserschöpfrädern zwischen den Werkern in Erlangen
und der Kleinseebacher- und Baiersdorfer Mühle vierzehn verloren gegangen. Um den Bestand der restlichen, wenigstens wasserrechtlich abzusichern, wurden 1967 die letzten siebzehn Möhrendorfer Wasserschöpfräder ins Wasserbuch beim Landratsamt ErlangenHöchstadt eingetragen. Eingetragen wurden ins Wasserbuchblatt A der Regnitz für
Benutzung oberirdischer Gewässer:
Nr. 1
Altes Schäfersrad (Altschäferrad)
Eigentümer: Winkler von Mohrenfels, plus sechs Wässerberechtigte
Letsch Babette, Polster Zacharias, Reck Leonhard, Rudolph Fritz, Rudolph Wilhelm,
Schwarzenbach Georg
Hintere Oberndorfer Wiesen, Fl.-Nr: 982, links der Regnitz
doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und Holzrecht, jetzt einfaches Rad mit 24 Kümpfen
(1872: Fischer, Johann)
Nr. 2
Kennerleinswasserrad (Kämmerleinsrad, Känneleinsrad)
Eigentümer: Winkler von Mohrenfels, plus sechs Wässerberechtigte
Letsch Babette, Mau0ner Fritz, Polster Hans, Reck Leonhard, Rudolph Wilhelm, Schmitt Anna
Hintere Oberndorfer Wiesen, Fl.-Nr: 977, links der Regnitz
doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und Holzrecht, jetzt einfaches Rad mit 24 Kümpfen
(1872: Winkler von Mohrenfels)
Nr. 3
Bauernwasserrad (Bauernrad)
Eigentümer: Schütz, Friedrich, plus 13 Wässerberechtigte
Ehrhardt Adam, Friedrich Hans, Hagen Hans, Hagen Heinrich, Hahn Georg, Hausmann Hans, Krämer Konrad,
Letsch Babette, Walz Georg, Welß Fritz, Zebelein Johann, Ziener Konrad
Hintere Oberndorfer Wiesen, Fl.-Nr: 991, links der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen
und Holzrecht, seit 1907 einfaches Rad mit 24 Kümpfen, Wanderrad mit wechselnden
Radherren, seit 1992 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr: Hagen, Heinrich
(1872: Ehrhardt, Georg)
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Nr. 4
Schäferrad (Kleines Schäferrad)
Eigentümer: Walz, Gotthold, plus 10 Wässerberechtigte
Bratengeier Wilhelm, Fehn Anna, Hahn Johann, Heßler Georg, Letsch Babette, Rösch Georg, Rudolph Wilhelm,
Schütz Pauline, Walz Georg, Zebelein Michael
Herrschaftswiesen, Fl.-Nr: 976/22, links der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und
Holzrecht, Wanderrad mit wechselnden Radherren, jetzt einfaches Rad mit 24 Kümpfen
(1872: Holfelder, Johann)
Nr. 5
Oberndorfer Wasserrad (Oberndorferrad)
Eigentümer: He01er, Heinrich, plus vier Wässerberechtigte
Flittner Babette, Funke Wolfgang, Hagen Georg, Hausmann Hans
Vordere Oberndorfer Wiesen, Fl.-Nr: 975, links der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen
und Holzrecht, seit 1974 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr: Flittner, Martin
(1872: von Wahler’sche Relikten)
Nr. 6
Wegrad Nr. 13 (Wegrad)
Eigentümer: Schuster, Heinrich, plus zwei Wässerberechtigte
Bachmeier Hans, Erbengemeinschaft Rentsch
Weidacker Wiesen, Fl.-Nr: 110, rechts der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und
Holzrecht, seit 1856 einfaches Rad mit 24 Kümpfen, 12 Kümpfe wurden zu Gunsten des
Schloßangerrades (Nr. 17) verkauft, seit1975 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr:
Schuster, Heinrich
(1872: Rohmer, Georg)
Nr. 7
Rinnig-Wasserrad (Rinnigrad)
Eigentümer: Deierlein, Leonhard, plus drei Wässerberechtigte
Gemeinde Möhrendorf, Hagen Maria, Rudolph Fritz
Rinnigwiesen (Unterwehr), Fl.-Nr: 391, links der Regnitz
einfaches Rad mit 24 Kümpfen und Holzrecht
(1872: Heßler, Michael)
Nr. 8
Heßler-Wasserrad (Heßlerrad)
Eigentümer: Bachmeier, Hans, plus sieben Wässerberechtigte
Gemeinde Möhrendorf, Erbengemeinschaft Rentsch, Letsch Gerda, Reck Matthäus, Rudert Georg, Schmidt
Thomas, Welß Heinrich
Weidackerwiesen, Fl.-Nr: 104, rechts der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und
Holzrecht, seit 1992 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr: Bachmeier, Georg
(1872: Längenfelder)
Nr. 9
Weidacker-Wasserrad (Weidackerrad)
Eigentümer: Rudolph, Fritz, plus zwei Wässerberechtigte
Bachmeier Georg, Schmidt Fritz
Weidackerwiesen, Fl.-Nr: 99, rechts der Regnitz
doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und Holzrecht, seit 1856 einfaches Rad mit 24
Kümpfen, 12 Kümpfe wurden zu Gunsten des Schloßangerrades (Nr. 17) verkauft
(1872: Rudolph, Heinrich)
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Rolf Dürschner
Schmiedsrad (Schmidtsrad)
Eigentümer: Hartmann, Jakob, plus vier Wässerberechtigte
Erbengemeinschaft Rentsch, Meier Friedrich, Rudolph Fritz, Ziener Konrad
Weidackerwiesen, Fl.-Nr: 94, rechts der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und
Holzrecht, Wanderrad mit wechselnden Radherren, seit 1980 nicht mehr eingehängt, letzter
Radherr: Ziener, Konrad
(1872: Hartmann)
Nr. 11
Eibig-Wasserrad (Eibischrad)
Eigentümer: Gemeinde Möhrendorf, plus zwei Wässerberechtigte
Geist Georg, Hartmann Kunigunde
Mühlanger, Fl.-Nr: 185, links der Regnitz einfaches Rad mit 24 Kümpfen und Holzrecht, seit
1998 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr: Geist, Georg
(1872: Gemeinde Möhrendorf)
Nr.12
Wässerwiesen-Wasserrad
Eigentümer: Rentsch, Willi, plus fünf Wässerberechtigte
Bratengeier Wilhelm, Fürsattel Georg, Hagen Hans, Hagen Hans, Schultheiß Georg
Wässerwiesen, Fl.-Nr: 190, links der Regnitz
einfaches Rad mit 24 Kümpfen
(1872: Rackelmann, Georg)
Nr.13
Vierzigmanns-Wasserrad (Bruckenrad)
Eigentümer: Erbengemeinschaft Nüssel-Wurzbacher, plus drei Wässerberechtigte
Bachmeier Georg, Letsch Gerda, Rudert Georg
Weidackerwiesen, Fl.-Nr: 90, rechts der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und
Holzrecht
(1872: Rudert, Heinrich)
Nr.14
Schultheißenrad Eigentümer:
Deierlein, Leonhard, plus drei Wässerberechtigte
Hagen Georg, Kästner Kunigunde, Kirchenstiftung Möhrendorf
Bruckwehr, Fl.-Nr: 156/3, rechts der Regnitz doppeltes Rad mit 36 Kümpfen und Holzrecht,
seit 1929 einfaches Rad mit 24 Kümpfen, seit 1976 nicht mehr eingehängt, letzter Radherr:
Reinhardt, Karl
(1872: Ehrensberger, Konrad)
Nr.15
Judenwasserrad (Judenrad)
Eigentümer: Gemeinde Möhrendorf, plus sieben Wässerberechtigte
Bratengeier Wilhelm, Hofmann Michael, Lange Kurt, Schütz Johann, Schwarzenbach Johann, Übel Käthe,
Wurzbacher’s Erben
Wässerwiesen, Fl.-Nr: 191, links der Regnitz
(1872: Gemeinde Möhrendorf)
Nr.16
Nickelswasserrad (Nackelsrad, Betzenrad)
Eigentümer: Rudert, Lorenz, plus zwei Wässerberechtigte
Schmidt Thomas, Schütz Pauline
Ochsenwiesen, Fl.-Nr: 159, rechts der Regnitz
(1872: Rudert, Joh. Georg)
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
55
Nachgemeldet wurde am 30.11.1970
Nr. 17 Gemeindewasserrad (Schloßangerrad)
Eigentümer: Funke, Wolfgang (Neuhaus), plus ein Wässerberechtigter
Gemeinde Möhrendorf
Schloßanger, Fl.-Nr: 972, links der Regnitz einfaches Rad mit 24 Kümpfen, entstand 1856
aus je 12 Kümpfen vom Weidackerrad und Wegrad
(1872: von Wahler’sche Relikten)
Gefahr durch Treibgut
Die Wasserschöpfräder wurden und werden immer wieder durch Treibholz und
angeschwemmten Unrat beschädigt. Selbst Türen und Sofas wurden schon angeschwemmt.
Bild 39: Beschädigungen an Wasserrädern durch Treibgut (2001)
56
Rolf Dürschner
Verheerende Folgen für die Möhrendorfer Wasserschöpfräder hatte1969/70 der Abbruch von
Gebäuden an den Werkern in Erlangen. Balken, Bretter und anderes Material fielen in die
Regnitz, trieben flussabwärts und beschädigten die Wasserschöpfräder. Am 1. September
1970 führte daraufhin das Landratsamt Erlangen eine Flussbesichtigung durch und
protokollierte:
Von den 17 Wasserschöpfrädern waren vier nicht eingebaut. Zwei davon waren durch
Pumpen ersetzt. Von den restlichen 13 waren eines total zerstört, fünf stark beschädigt und
zwei leicht beschädigt.
Am 10.9.1971 hatte die Fränkische Tagespost folgende Schlagzeile:
Erste Aktion zur Reitung der Wasserräder
Wahrzeichen des Regnitzgrundes sollen nicht der mangelnden Finanzhilfe und
der Zerstörung zum Opfer fallen
MÖHRENDORF [r] - Um eine Rettungsaktion für die Wasserräder, die Wahrzeichen
des Regnitzgrundes, zu starten, trafen sich in Möhrendorf Vertreter des Landtags,
des Landratsamtes, der Forstverwaltung, des Landwirtschaftsamtes, des
Bezirkstages, der Polizei, des Wasserwirtschaftsamtes und der Gemeindeverwaltung
in Möhrendorf.
Trotzdem kam es 1972 nochmals zur Katastrophe. Die Abendzeitung / 8 Uhr Blatt bringt
am 28.7.1972 die Schlagzeile:
Idylle an der Regnitz wird jetzt zu einem Politikum:
Alte Räder stehen still
Was war passiert? Die 17 Wasserschöpfräder, von denen noch zehn zur
Wiesenbewässerung verwendet werden, wurden wieder durch Treibholz beschädigt. Drei der
teueren Schöpfräder wurden in den vergangenen Wochen von angeschwemmtem Bauholz
völlig zerstört, die anderen 14 teilweise erheblich beschädigt. Die Landwirte forderten
Schadenersatz und von den zuständigen Behörden kategorische Schutzmaßnahmen z.B.
ein Rechenbauwerk über die gesamte Regnitz vor dem ersten Wasserschöpfrad.
Das Landratsamt untersuchte den Fall. Das Rechenbauwerk wurde wegen des
Pflegeaufwands und wegen der Gefahr des Ausbrechen der Regnitz bei Hochwasser
abgelehnt. Besonders gefährdete Schöpfräder erhielten jedoch schwimmende
Schmutzabweiser (Bild 13) aus Holz.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
57
Patenschaften retten die letzten acht Wasserschöpfräder
Anfang der achtziger Jahre ging die Zahl der Wasserschöpfräder rapide zurück. 1983
wurden nur noch drei gezählt. Der Erlanger Heimatpfleger Horst Gabbert hatte die rettende
Idee. Er rief zu Patenschaften für die Wasserschöpfräder auf, anfangs allerdings ohne viel
Erfolg.
Wie ist die Situation heute?
Von den 1967 ins Wasserbuch eingetragenen 17 Wasserschöpfrädern existieren nur noch
acht. Abgegangen sind inzwischen das Bauernwasserrad, das Oberndorfer Wasserrad, das
Wegrad, das Heßler-Wasserrad, das Schmiedsrad, das Judenwasserrad, das
Schultheißenrad, das Eibig-Wasserrad und das Nickelswasserrad. Nur noch Reste von
Grundbäumen und Radstätten sind erkennbar. Siehe hierzu auch Bild 8.
1985 wurde die erste Patenschaft für ein Wasserschöpfrad übernommen. Bis heute gibt es
fünf Patenschaften. Die Gemeinde, das Landratsamt, die Bezirksregierung, der
Naherholungsverein und der Denkmalschutz geben jährliche Zuschüsse zum Einbau. Das
Wasserwirtschaftsamt hat die Unterhaltung aller Teile, die dauernd in der Regnitz bleiben
(Grundbaum, Radstatt) übernommen. Das Forstamt stellt ohne großen Formalismus das
Holz, auf der Basis alter Forstrechte, zur Verfügung.
Im Sommer 2001 waren von Oberndorf bis Kleinseebach folgende Wasserschöpfräder in die
Regnitz eingehängt (Lageplan siehe Bild 49):
Altes Schäferwasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen
Standort: Hintere Oberndorfer Wiesen, links der Regnitz
Patenschaft: Burschenverein Renner, seit 1990
Bild 40: Altes Schäferwasserrad
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Kennerleinswasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen
Standort: Hintere Oberndorfer Wiesen, links der Regnitz
Betreuung durch Landwirt Rudolph, Hans
Bild 41: Kennerleinswasserrad
Schäferrad (Kleinschäfer - Wasserrad)
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen
Standort: Herrschaftswiesen, links der Regnitz
Patenschaft: Verein Zufriedenheitseit, seit 1985
Bild 42: Schäferrad
Rolf Dürschner
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Weidacker - Wasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen
Standort: Weidäcker Wiesen, rechts der Regnitz
Betreuung durch Landwirt Rudolph, Harald
Bild 43: Weidacker-Wasserrad
Gemeindewasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen, links der Regnitz
Standort: Schloßanger
Patenschaft: Gemeinde Möhrendorf
Bild 44: Gemeindewasserrad hinten links, vorne rechts: Weidacker-Wasserrad
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60
Rinnig - Wasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen, links der Regnitz
Standort: Rinnigwiesen
Patenschaft: CSU-Ortsverband Möhrendorf, seit 1984
Bild 45: Rinnig-Wasserrad, im Hintergrund das Vierzigmann-Wasserrad
Bild 46: Einhänge-Mannschaft des Rinnigrades (2000)
Von links nach rechts: Ernst Bader, Georg Scheller, Helmut Reck, Rolf Dürschner, Fritz Rösch
Rolf Dürschner
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Vierzigmann – Wasserrad (Bruckenrad)
Doppeltes Wasserrad mit 36 Kümpfen
Standort: Weidäcker Wiesen, rechts der Regnitz
Patenschaft: Stammtisch ”Kohlmann”, seit 1983
Bild 47: Vierzigmann-Wasserrad
Wässerwiesen - Wasserrad
Einfaches Wasserschöpfrad mit 24 Kümpfen
Standort: Wässerwiesen, links der Regnitz
Betreuung durch Landwirt Rentsch, Hans
Bild 48: Wässerwiesen-Wasserrad mit Einhänge-Mannschaft (2001); Foto Ulrike Gstöttner
Von links nach rechts: Hans Rentsch, Horst Gegner, Florian Beck, Rolf Dürschner, Dieter Polster, Karl Lindner
Nur das Wässerwiesen – Wasserrad wird noch teilweise zur Wiesenbewässerung
verwendet.
61
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Rolf Dürschner
Dem Ehrgeiz und der Traditionsliebe einiger Landwirte und Idealisten ist es zu verdanken,
dass die Möhrendorfer Wasserschöpfräder nie aufgehört haben, sich zu drehen. Es ist zu
hoffen, dass die letzten acht, noch am historischen Standort existierenden
Wasserschöpfräder durch die Landwirte, die Paten, die Wasserradgemeinschaft Möhrendorf
und engagierte Bürger weiter erhalten werden können. Sehr erfreulich ist, dass 2002 das
Wasserwirtschaftsamt Nürnberg das Schmiedsrad wieder errichten und die Patenschaft
übernehmen will
Es gibt noch weitere Beispiele für neue Wasserschöpfräder:
Im Oberwasser des Regnitzkraftwerkes Hausen steht seit 1975 ein Schaurad, das allerdings
von einem Elektromotor angetrieben werden muß, da wegen des fehlenden Setzflügels die
Strömung zu gering ist. Außerdem wurde die Radstatt aus Stahlbeton erstellt. Das Wasserschöpfrad wurde zum Abschluß der preisgekrönten Flurbereinigung errichtet und soll an die
lange Tradition der Hausener Wasserschöpfräder erinnern. Auf Hausener Flur drehten sich
bis 1921 insgesamt 34 Wasserschöpfräder.
Das ”Stadelner Vereinskartell” stellt seit 1991 alljährlich an der Regnitz bei der ”Feinbauernwiese”, unterhalb des Stadelner Friedhofes, ein mit Hilfe der Möhrendorfer Zimmerleute
nachgebautes Wasserschöpfrad wieder auf.
Auch im ”Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim” dreht sich inzwischen ein
Wasserschöpfrad. Auch die Zimmerleute des Freilandmuseums holten sich das Know-how in
Möhrendorf.
Das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg errichtete 1999 im Rahmen des Projektes ”Stadt am
Fluss” am Lederersteg der Pegnitz (Nürnberg) ebenfalls ein neues Wasserschöpfrad.
Auch wenn die letzten Wasserschöpfräder an der Regnitz nur noch Denkmalsfunktion
haben, so sind sie doch Zeugnisse einer hochentwickelten Bewässerungskultur. Sie sind im
Laufe von 500 bis 600 Jahren zum Wahrzeichen des Regnitztales geworden. Sie sind in
ihrer Art und Konzentration einmalig in Europa. Fränkische Handwerker haben diese
technischen Denkmale aus einheimischem Material bis zur Vollendung entwickelt.
Möge die Aussage von Stefan Holler in den ERLANGER Nachrichten vom 13./14. Mai 2000
(Fundort Geschichte) noch lange Gültigkeit haben:
Das Engagement der ehrenamtlichen Helfer und finanzielle Zuwendungen von
Parteien, Landkreis, Bezirk Mittelfranken und Münchner Denkmalschutzamt sichern
dem Wahrzeichen des Erlanger Lands die Zukunft – und damit auch einem Stück
fränkischer Kultur- und Technikgeschichte.
Wünschen wir unseren fränkischen Wasserschöpfräder eine Renaissance und ein ähnlich
langes Leben wie ihren historischen Vorbildern aus Mesopotamien (heute Irak) und Syrien.
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Bild 49: Standort der letzten acht Wasserschöpfräder in der Regnitz bei Möhrendorf
63
64
Rolf Dürschner
Literaturverzeichnis
[1] Gießberger, Hans
Die dunkle Herkunft der Wasserschöpfräder in der Regnitz
in: Frankenland 1914, S. 509-512
[2] Gießberger, Hans
Über das Vorkommen von Wasserschöpfrädern in der Fränkischen Alb und ihrem Vorlande
in: Frankenland 1918, S. 87-95
[3] Gießberger, Hans
Trockengebiete und künstliche Bewässerung in: Erlanger Heimatblätter 1919, S. 137-138
[4] Kupfer, Konrad
Die fränkischen Wasserschöpfräder
Palm & Enke, Erlangen 1931
[5] Kupfer, Konrad
Die fränkischen Wasserschöpfräder – Ein Nachtrag
in: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 1958, S. 66-75
[6] Lips, A., Fick, F.
Der Kanal in Franken
Johann Jakob Palm, Erlangen 1805
[7] Schanz, Georg
Der Main-Donau-Kanal und seine Schicksale
C. C. Buchner, Bamberg 1894, S. 141-161
[8] Wölfel, Wilhelm
Das Wasserrad
Udo Pfriemer Buchverlag
[9] Schioler, Thorkild
Roman and islamic water-lifting wheels
Odense University Press 1972
[10] Dynnebier, Johannes
Die Bewässerungsanlagen nach bayerischem Recht
Dissertation Erlangen 1908
[11] Preu, Dieter
Aus der Baiersdorfer Wassergerichtsordnung von 1693
in: Die Fränkische Schweiz, Nr. 3/2000, S. 22-23
[12] Müller, Max
Die anthropogene Austrocknung im Regnitztal
Dissertation Erlangen 1950
[13] Mosonyi, E.
Wasserkraftwerke
VDI-Verlag, Düsseldorf 1966
[14] Smith, Norman
Mensch und Wasser
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
Udo Pfriemer Verlag, München 1978
[15] Beran, Ulrike
Historische und neuzeitliche Bewässerungs-Kultur im Regnitztal zwischen Fürth und
Baiersdorf
Zulassungsarbeit Pädagogische Hochschule Nürnberg 1971
[16] Deuerlein, Ernst
Papierkrieg um Wasserräder
in: Erlanger Neueste Nachrichten, 23. Oktober 1937, S. 8
[17] Stadtarchiv Erlangen
Wasser Gerichts Ordnung 1693
Sign. R.109.a.2/17 2.B.66
[18] Stadtarchiv Erlangen
Actum Bruck den 10. Septbr. 1693
Sign. R.109.a.2/17 2.B.66
[19] Stadtarchiv Erlangen
Wasser Commissions Protocoll 1712
Sign. R.109.a.2/17 2.8.66
[20] Staatsarchiv Bamberg
Brief an den König von Preu0en betreffend Wasserrädern vom 20. April 1795
Sign. 231 N
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Rolf Dürschner
Abbildungsverzeichnis:
Bild 1: Gemeindewappen von Möhrendorf................................................................................ 2
Bild 2: Schaduf........................................................................................................................... 4
Bild 3: Archimedische Schraube................................................................................................ 5
Bild 4: Trommel-Tretrad nach VITRUVIUS............................................................................. 6
Bild 5: Wasserschöpfanlage mit Göpelantrieb [14] ................................................................... 6
Bild 6: Antike Wasserschöpfräder bei Hama, Syrien ................................................................ 8
Bild 7: Pumpenstation unterhalb des Werkerkraftwerkes, links der Regnitz [2000]............... 20
Bild 8: Reste einer Radstatt und eines Grundbaumes [2001]................................................... 21
Bild 9: Nordafrikanisches Wasserschöpfrad bei Fes (Marokko) ............................................. 22
Bild 10: Fränkisches Wasserschöpfrad an der Regnitz bei Möhrendorf (Schäferrad)............. 23
Bild 11: Querschnitt Setzflügel (Docken und Flügelbretter siehe auch Bild 13)..................... 24
Bild 12: Grundriß Grundbaum (Maße in cm) .......................................................................... 25
Bild 13: Wehranlage (Setzflügel) u. schwimmender Schmutzabweiser vor einem
Wasserschöpfrad .............................................................................................................. 26
Bild 14: Alter und neuer Grundbaum des Vierzigmannrades [2001] ...................................... 26
Bild 15: Einbau des neuen Grundbaumes am Vierzigmannrad [2001].................................... 27
Bild 16: Radstatt oder Radstube............................................................................................... 28
Bild 17: Gedücke und Anwelle ................................................................................................ 29
Bild 18: Keile und Nägel aus Holz (Maße in cm).................................................................... 30
Bild 19: Welle oder Wellbaum (Maße in cm).......................................................................... 31
Bild 20: Schar, eines der wenigen Teile aus Stahl (Maße in mm) ........................................... 32
Bild 21: Herstellen der neuen Welle für das Kennerleinsrad (Holzarbeiten) .......................... 33
Bild 22: Aufziehen der Spannringe auf die neue Welle........................................................... 34
Bild 23: Verzapfung der Arme (Maße in cm) .......................................................................... 35
Bild 24: Arme und Anordnung der Arme (Maße in cm).......................................................... 36
Bild 25: Krümmling eines Schaufelkranzes (Maße in cm) ...................................................... 37
Bild 26: Ausschnitt aus einem Schöpfkranz (Maße in cm)...................................................... 38
Bild 27: Einbau der Kümpfe am Wässerwiesenrad ................................................................. 39
Bild 28: Herstellen der Wässerbänder...................................................................................... 40
Bild 29: Ehemalige Bewässerungskanäle östlich der Regnitz bei Möhrendorf ....................... 41
Bild 30: Überflüssige und zugewachsene Bewässerungskanäle .............................................. 42
Bild 31: Auflegen eines Radkranzes ........................................................................................ 44
Bild 32: Sortieren der Teile und Montieren von Welle und Armen am Kennerleinsrad ......... 45
Bild 33: Komplettieren der Radkränze u. Anbringen der Schaufelbretter am Kennerleinsrad 46
Bild 34: Montage des Gießtroges und Entfernen des Fangbaumes am Kennerleinsrades....... 47
Bild 35: Einbau der Flügelbretter am Schäferrad..................................................................... 49
Bild 36: Kennerleinsrad mit Einhänge-Mannschaft (1999) ..................................................... 49
Bild 37: Wasserbucheintrag für das Kennerleinswasserrad..................................................... 50
Bild 38: Rechnungen von 1951 für das Kennerleinsrad .......................................................... 51
Bild 39: Beschädigungen an Wasserrädern durch Treibgut (2001) ......................................... 55
Bild 40: Altes Schäferwasserrad .............................................................................................. 57
Bild 41: Kennerleinswasserrad................................................................................................. 58
Bild 42: Schäferrad................................................................................................................... 58
Bild 43: Weidacker-Wasserrad ................................................................................................ 59
Bild 44: Gemeindewasserrad hinten links, vorne rechts: Weidacker-Wasserrad .................... 59
Bild 45: Rinnig-Wasserrad, im Hintergrund das Vierzigmann-Wasserrad.............................. 60
Bild 46: Einhänge-Mannschaft des Rinnigrades (2000) .......................................................... 60
Bild 47: Vierzigmann-Wasserrad............................................................................................. 61
Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder
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Bild 48: Wässerwiesen-Wasserrad mit Einhänge-Mannschaft (2001); Foto Ulrike Gstöttner 61
Bild 49: Standort der letzten acht Wasserschöpfräder in der Regnitz bei Möhrendorf ........... 63
Das Bild auf der Titelseite, das Gemeindewappen und das Bild unten auf dieser Seite sind
Veröffentlichungen der Gemeinde Möhrendorf entnommen. Alle anderen Bilder, mit
Ausnahme der Bilder 5, 6, 9 und 48 stammen von der Familie des Verfassers.
Seit 515 Jahren drehen sich die Möhrendorfer
Wasserschöpfräder

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