„Räume schaffen viel mehr Weite“

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„Räume schaffen viel mehr Weite“
EXTRA: Kleine Gärten
„Räume schaffen
viel mehr Weite“
Wie man in kleine Grundstücke mehr Spannung bringt,
erfuhr Redakteurin Kornelia Friedenauer im Interview mit
den Experten von „Ideen­quadrat“, die per Fernplanung
schon zahlreiche Gärten für unsere Leser entworfen haben
„Ideenquadrat“: Tobias und Simone
Domroes haben beide eine Gärtnerlehre absolviert und anschließend
Landschaftsarchitektur studiert.
2005 machten sie sich mit ihrem
eigenen Planungsbüro selbstständig
darf er, gerade wegen des begrenzten
Platzes, nicht überladen wirken. Das ist
eine Gratwanderung, die uns bei der
Planung herausfordert.
Raumbildung ohne hohe Trennwände
funktioniert tatsächlich: Bei diesem
Entwurf haben die Planer die Bereiche
durch niedrige Hecken, Beetflächen und
verschiedene Bodenbeläge voneinander
getrennt. Gleichzeitig betonen berankte
Pergola-Gerüste die dritte Dimension
MEIN SCHÖNER GARTEN | Mai 2014
Eck, können Räume durch
die optische Trennung sehr
unterschiedlich gestaltet
werden. Hier liegen entlang
der Terrasse drei Bereiche
eng beieinander. Seitlich
am Haus ist ein zusätzlicher
Liegenplatz eingeplant
Und wodurch schafft man diese
Räume am besten?
Das kann auf vielerlei Arten geschehen.
Wichtig sind in allen Fällen vertikale
Elemente, die die dritte Dimension
dazuholen. Beete, Wege, Terrassen – all
das spielt sich am Boden ab. Erst durch
Bäume, Sträucher, Hecken, Rankgitter
und andere Dinge, die in die Höhe
ragen, wird der Garten zu einer richtigen erlebbaren „Outdoor-Wohnung“.
Also „baut“ man Wände in Form
von Hecken oder Mauern um die
Gartenräume?
Nein, oder besser: nicht nur. Zu viele
hohe Trenn-Elemente können einen
kleinen Garten nämlich wiederum
erschlagen. Die raumbildenden
Elemente müssen nicht mannshoch
oder noch höher sein: Oft genügt eine
niedrige Mauer oder Hecke. Eine
Bodenmodellierung mit kleinen Sen-
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Geht der Garten über
Kleine Sitzplätze wirken
noch gemütlicher, wenn
sie etwas Rückendeckung
haben, zum Beispiel durch
eine schlichte Pergola (Plus)
Fotos: Ideenquadrat/M. Staffler, www.plus.dk; Grafiken: Ideenquadrat
Das ist unser Planungsteam von
Was ist die besondere Herausforderung bei kleinen Gärten?
Kleine Flächen kann man mit einem
Blick überschauen. Dadurch wirken sie
meist etwas langweilig. Die Kunst ist es,
genau diesen kompletten Überblick zu
unterbrechen und Räume, Nischen
und Ecken zu schaffen, die die Entdeckerlaune fördern. Dadurch wird der
Garten ganz anders erlebt. Trotzdem
ken oder Hügeln funktioniert auch
oder die Erhöhung oder Absenkung
eines Bereichs um ein oder zwei Stufen.
Oft reicht auch ein Materialwechsel,
um Bereiche optisch zu trennen, also
zum Beispiel Betonplatten neben Holzdielen. Das erzeugt auch Spannung!
Hat in einem gegliederten Garten
überhaupt noch ein Rasen Platz?
Wir stellen in kleinen Gärten den Sinn
einer Rasenfläche oft in Frage und
haken bei den Besitzern nach, ob sie
wirklich eine benötigen. Zum Spielen
ist sie ohnehin oft zu klein, und wenn
sie nur als grüner Teppich dient, gibt es
schönere und pflegeleichtere Alternativen. Wir plädieren bei knappem
Platzangebot meist für eine Kombination
aus Wegen, Plätzen und Beetflächen.
Und wo spielen dann die Kinder?
Im Garten! Auch wenn kein Platz für
Rasen und das übliche Schaukelgestell
ist, können sie dennoch Raum zum
Spielen bekommen. Wir hatten zum
Beispiel Kunden, die eine „StrandEcke“ anlegen wollten, mit Sand,
dicken Tauen, Findlingen und einem
Strandkorb. Das sieht klasse aus und ist
gleichzeitig ein toller Spielbereich für
die Kleinen. Oder Weidentipis und
-tunnel: Sie passen toll in naturnahe
Gärten und haben einen großen Erlebniswert. Das kommt bei Kindern oft
viel besser an als gekaufte Spielgeräte.
Was sollte man bei der Gestaltung der Grenze beachten?
Auf keinen Fall darf man sich einsperren. Damit meinen wir gleichförmige,
EXTRA: Kleine Gärten
hohe Abgrenzungen wie ThujaSchnitthecken oder Holz-SichtschutzZäune. Diese Monotonie erdrückt
kleine Gärten. Besser setzt man auf
Abwechslung und unterbricht die Einfriedung mit anderen Materialien oder
anderen Pflanzen, immer passend zur
Gestaltung drum herum.
Mit Höhen und Tiefen lassen sich spannende Räume schaffen. Oft genügt eine
einzige Stufe, um mehr Fläche zu simulieren. Neben der Anhebung eines Bereichs
wie auf dieser Animation sind auch kleine Senkgärten eine beliebte Methode
Und wie ist es mit Blickfängen?
Hier ist weniger grundsätzlich mehr.
Natürlich soll es im Garten etwas
zu entdecken geben, aber wer überall
Figuren und ähnliches platziert,
erreicht schnell das Gegenteil. Besser ist
es, sich auf ein „Herzstück“ zu
beschränken, den optischen Mittelpunkt des Gartens. Das kann ein Teich
sein, eine Skulptur oder ein besonders
malerisch wachsender Strauch. An diesem Highlight sollte sich die restliche
Gestaltung drum herum orientieren.
Nur dann wirkt der gesamte Garten
harmonisch.
Ohne Bäume wäre dieser
Profi-Planung und noch
mehr Tipps und Tricks
Sie haben Interesse, unseren Planungsservice bei „Ideenquadrat“ in
Anspruch zu nehmen? Weitere Infos
zum Ablauf und den Preisen des Angebots erhalten Sie im Internet unter
www.mein-schoener-garten.de/
gartenplanung, oder Sie fordern die
Unterlagen schriftlich in unserer Redaktion an (Adresse S. 137). Viele Ideen finden Sie auch in
Tobias Domroes‘
neuem Buch
Garten eintönig und „flach“.
Doch die Planer haben
zwei kleine Bäume vorgesehen, die die beiden
Sitzplätze optisch voneinander trennen und
in „Räume“ verwandeln. Gleichzeitig
sorgen sie im Sommer für angenehmen, natürlichen
Schatten
Liegenplatz
das neben Planungstipps zahlreiche Fotos und
Pläne von Beispielgärten enthält (GU-Verlag, 19,99 €).
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MEIN SCHÖNER GARTEN | Mai 2014
Grafiken: Ideenquadrat
„Kleine Gärten
ganz groß“,