leutasch webcam

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leutasch webcam
15
www.bergrettung-tirol.com
März 2010
Mitgliedermagazin der Bergrettung Tirol
Rettungseinsätze
Immer mehr Lawinenalarme machen
Änderungen in der Einsatzstrategie notwendig.
Klettern
Über „Ötzi“ zum „Phantom“ und weiter zur „Alpenliebe“: Erfolgreiche Trilogie an den drei Zinnen.
P. b.b.
06Z037051M
6410 Telfs
Editorial
Inhalt
3 Interview
Peter Veider über die steigende Zahl der Fehlalarme, die Änderungen beim Lawineneinsatz notwendig machen.
6 Wettbewerb
In Längenfeld bewiesen die Teilnehmer der Toprope-Speedeisklettermeisterschaft am 60 Meter hohen Eisfall ihr Können.
Liebe Bergretterinnen und Bergretter!
Fast täglich erreichen uns derzeit Meldungen über Lawinenabgänge und mögliche Verschüttete. Noch spektakulärer erweisen sich
hierbei die einzelnen Nachrichten, wie lange manche Personen unter
den Schneemassen überleben konnten. So reichten die kürzlichen
Überlebenszeiten von 50 Minuten bis zu sogar 17 Stunden. Trotz
allem darf nicht vergessen werden, dass solche Umstände leider
nicht der Regelfall sind. Faktum ist vielmehr, dass der Großteil der
von einer Lawine erfassten Personen nicht überlebt oder ohne eine
entsprechende Atemhöhle meist nach 15 Minuten dem Erstickungstod erliegt.
Im derzeitigen Sog der Industrie ist es die Aufgabe der Bergrettung,
alle alten und neuen Trends zu beobachten und aus der Fülle der
eventuell hilfreichen Rettungstechniken, Materialien und Kenntnisse,
die Hilfsmannschaften so effizient wie möglich auszubilden und auszurüsten. Aufgrund der langjährigen Erfahrung der Bergrettung Tirol
auf diesem Gebiet, wurden die derzeitigen Erkenntnisse im Modell
der „Rasterfahndung im Schnee“ systematisiert. Dieser Standard
in der Lawinenverschüttetensuche soll den kleinsten gemeinsamen
Nenner der Rettungsorganisation im Land Tirol darstellen.
Daneben setzt die Bergrettung Tirol vor allem auf die Prävention.
Nachdem wir beispielsweise vor vier Jahren die Helmpflicht bei den
Ausbildungskursen eingeführt haben und gemeinsam mit Dynafit/Salewa ein Multifunktionshelm entwickelt wurde, war das Thema Helm
auch bei der heurigen Sportartikelmesse ISPO in München ein Kernthema. Um auch die breite Bevölkerung mit dieser Präventionsmaßnahme zu erreichen, wurde in Zusammenarbeit mit der Tirol Werbung
der neue Tirol-Helm konzipiert, der diesen Trend fortsetzen soll.
Freeriden und Tourengehen werden ihre Beliebtheit wohl auch in
den nächsten Jahren weiter steigern. Aus diesem Grund sehen wir es
als unsere Aufgabe, an diese Personengruppe besonders zu appellieren, und eine Sensibilität im Bereich der vollständigen Sicherheitsausrüstung zu erreichen. Dadurch wird einerseits der Sportler selbst
geschützt, andererseits beim Lawinenabgang die Bergung erleichtert
und beschleunigt.
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Kurt Nairz
Peter Veider
Landesleiter
Bergrettung Tirol
Geschäftsführer
Bergrettung Tirol
Tirol
8 Funk
Vorprogrammierte Statusmeldungen auf den neuen Digitalfunkgeräten vereinfachen die Kommunikation in der Hektik eines
Einsatzes.
9 Porträt
Vor 40 Jahren ist Mike Wiegele nach Kanada ausgewandert.
Noch heute pflegt er den Kontakt zur Heimat – auch zur Bergrettung.
12 Checkpoints
LVS-Checkpoints bei Ausgangspunkten beliebter Skitouren sollen
das Risikobewusstsein von Tourengehern erhöhen.
14 Tourenforum
Von der Kletter- bis zur Hochtour: Das Tourenforum bietet
wertvolle Tipps für alle Bergfreunde.
17 Sicherheit
Auf der ISPO in München wurde der Tirol-Helm vorgestellt, der
in Zusammenarbeit von Tirol Werbung, Bergrettung und Salewa
entstanden ist.
18 Technik
Bergesysteme mit Statik- bzw. Dyneemaseilen plus der Einsatz
von Falldämpfern im Überblick.
20 Klettern
Bergrettungsmitgliedern gelangen drei herausfordernde
Kletterrouten an den drei Zinnen.
Impressum
BERGretter – Mitgliedermagazin der Bergrettung Tirol, März 2010
Herausgeber und Medieninhaber: Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs,
Tel. 05262/64140, E-Mail: [email protected] Produktion: Christa
Hofer/Medienraum Redaktion: Christa Hofer, Peter Veider; Andreas Eller, Bernhard Hangl, Emanuel Pirker, Alex Riml, Christina Vogt Foto Titelseite: Bergrettung
Ehrwald und Hs-Rk Reutte Fotos Seite 2: Bergrettung Tirol, Christoph Bierbaumer
Grafik: Frisch Grafik Druck: Athesia Druck GmbH, Exlgasse 20, 6020 Innsbruck. Anschrift für alle: Bergrettung Tirol, Florianistraße 2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140.
Offenlegung gem. § 25 MedG
Der BERGretter ist das Mitgliedermagazin der Bergrettung Tirol, Kärnten und Steiermark und wird von der jeweiligen
Landesleitung herausgegeben. Medieninhaber der Tirol-Ausgabe ist die Landesleitung der Bergrettung Tirol, Florianistraße
2, 6410 Telfs, Tel. 05262/64140, E-Mail: [email protected]. Grundlegende Richtung: Information über
Vereinsaktivitäten, -ziele und -arbeit sowie der Kooperationspartner.
lawineneinsatz
Neue Strategie gegen Fehlalarme
Insgesamt 50 Prozent Blindeinsätze im vergangenen Winter machten Änderungen
beim Ablauf des Lawineneinsatzes notwendig. Sie sollen gewährleisten, dass die
Rettungskräfte im Ernstfall optimal eingesetzt werden können.
Interview: Christa Hofer | Fotos: Stefan Hochstaffl, Peter Veider
Nicht nur der Winter 2008/2009 war geprägt von zahlreichen
Lawineneinsätzen, auch in dieser Saison häufen sich die Ausrückungen und sind zahlreiche Todesopfer zu beklagen.
Wie hat sich die Bergrettung Tirol nach dem Lawinenwinter 2008/09
vorbereitet? Insbesondere was die 50 Prozent der Blindeinsätze im
Vorjahr betrifft.
Peter Veider: Nach dem vergangenen Winter war klar, dass es
eine Strategieänderung bei den Lawineneinsätzen geben muss,
weshalb Besprechungen aller Beteiligten – also Leitstelle, Polizei,
Land Tirol und Bergrettung – erfolgten. Ziel war es, die Sucheinsätze bei Lawinenalarm so zu regeln, dass ein optimaler Einsatz aller
Ressourcen möglich wird. Ansonsten werden bei jedem Fehlalarm
Einsatzkräfte gebunden, die vielleicht zeitgleich an einem anderen Ort wirklich gebraucht werden. Aus diesem Grund wurden
neue Checklisten erarbeitet, die sich nun in diesem Winter bewähren müssen. Dieser wird außerdem als Beobachtungszeitraum
genutzt, um die neue Strategie auf ihre Tauglichkeit im Ernstfall
zu überprüfen. Dass dieses Umdenken nötig wurde, bestätigte der
Einsatz Anfang Februar im Achenseegebiet, bei dem zwar Ski beim
Lawinenkegel gefunden wurden, die Tourengeher aber – ohne
Entwarnung zu geben – verschwunden sind.
Wie schaut die neue Strategie für den Lawineneinsatz aus?
Peter Veider: Die neue Vorgehensweise betrifft Lawinenmeldungen durch Dritte, die mit einer Ungewissheit verbunden sind,
ob wirklich jemand verschüttet worden ist. Das heißt, dass in der
ersten Stufe des Einsatzes – beim wagen Verdacht einer Verschüttung – ein Notarzthubschrauber sofort zur Abklärung losfliegt. Ein
zweiter Notarzthubschrauber wird gleichzeitig in Einsatzbereitschaft versetzt. Die Mannschaft des ersten, der immer ein Notarzt
angehört, prüft vor Ort am Boden, ob sich der Verdacht erhärtet.
Diese Mannschaft ist natürlich entsprechend ausgebildet. Besteht
nur die geringste Annahme, dass wirklich jemand verschüttet
Tirol
3
lawineneinsatz
worden ist, läuft sofort der Sucheinsatz an. Einsatzleiter, Suchhundestaffel, Notarzthubschrauber, Einsatzkräfte – alles was notwendig ist – setzt sich in dieser zweiten Stufe sofort in Bewegung.
Zeitverlust am Lawinenkegel gibt es gleichzeitig keinen, da ja die
Erstmannschaft sofort agieren kann.
Für die neue Strategie gibt es eine entsprechende Checkliste. Wie schaut
diese aus?
Peter Veider: Sie enthält kurz und bündig die Maßnahmen
für die beiden Stufen des Lawineneinsatzes. Wichtig ist, dass nur
die wichtigsten Infos verzeichnet sind. Nur so kann sie effizient
genutzt werden.
Es könnte Kritik geben, dass diese Erst-Überprüfung nicht gut genug ist.
Peter Veider: Ich bin überzeugt, dass sich das Konzept bewährt.
Die Erstmannschaft besteht ja nicht aus Laien, sondern aus Personen, die fundierte Kenntnisse haben. Sie fällen keine Bauchentscheidung, sondern aus ihrer Ausbildung und Erfahrung heraus.
Außerdem sind sie entsprechend ausgerüstet. Und eines darf man
auch mit Sicherheit annehmen: Sofern nur der geringste Verdacht
besteht, dass jemand verschüttet ist, läuft die ganze Maschinerie
sofort an.
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Tirol
Sie haben die Ausrüstung erwähnt. Gibt es in diesem Bereich Neuerungen?
Peter Veider: Ja. Wir haben mit dem R9-Detektor von Recco
ein neues Gerät, das nicht nur für die Suche nach Recco-Reflektoren geeignet ist, sondern auch LVS-Signale empfangen kann.
Das heißt, wir können mit einem Gerät zwei Bereiche abdecken.
Was jedoch nicht bedeutet, dass das LVS-Gerät ausgedient hätte.
Weiters arbeitet die Bergrettung derzeit gemeinsam mit anderen Organisationen an neuen technischen Konzepten, die nicht
nur im Winter eingesetzt, sondern auch im Sommer für die Vermisstensuche genutzt werden können.
Sie haben das Recco-Gerät erwähnt. Seit wann kommt dieses in der
Bergrettung Tirol zum Einsatz?
Peter Veider: Mit Recco verbindet die Bergrettung eine langjährige Kooperation. So waren wir maßgeblich in die Entwicklung
der Geräte mit eingebunden, konnten das Knowhow der Tiroler
Bergretter einbringen. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir dafür
auch Geräte zur Verfügung gestellt bekommen, was nicht nur
uns bei der Einsatzarbeit, sondern auch den Verschütteten zugute
kommt. Ein Sicherheitaspekt, der in einem Tourismusland wie
Tirol nicht unerheblich ist. 
lawineneinsatz
Hightech für
professionelle Retter
Text: Christa Hofer | Fotos: Recco
Die Bergrettung Tirol
setzt seit mehreren
Jahren das Lawinenrettungssystem von
Recco ein. Ein System, das bereits Anfang der 1980er-Jahre
von Magnus Granhed
und dem Royal Institute of Technology in
Stockholm entwickelt
wurde. Inzwischen wird
das System weltweit von
mehr als 600 Organisationen genutzt und dieses
auch ständig weiter entwickelt. Das jüngste Produkt ist der R9Detektor, der beide Sucharten verbindet, die derzeit von professionellen Rettungsorganisationen verwendet werden: Neben der
Ortung des Recco-Reflektors, der zum Beispiel im Multifunktionshelm der Bergrettung Tirol integriert ist, kann der R9-Detektor
auch Signale von LVS-Geräten empfangen. Ein weiterer Vorteil
des Geräts: Es ist leichter (900 Gramm Gewicht) und handlicher
als die Vorgängerversion sowie überall einsetzbar – von Bodenteams und vom Helikopter aus.
darsignal aus, das vom Reflektor
mit doppelter Frequenz zurückgesandt wird. Da das System mit
einer erhöhten Frequenz arbeitet,
ermöglicht es eine außergewöhnliche
Genauigkeit bei der Richtungsangabe. Sobald ein erstes Signal lokalisiert werden konnte, muss
der Suchende keinen Feldlinien
folgen, sondern wird direkt zum
Verschütteten geführt. Dies reduziert den zeitlichen Aufwand
und ermöglicht eine exakte Lokalisierung, was wiederum den
Zeit- und Personalaufwand einer
Sondensuche verringert. Beim
Der weniger als vier Gramm
neuen R9-Detektor können auschwere Recco-Reflektor kann
Bergretter_11_06
13.11.2007
Uhr Seite 1
ßerdem
wie erwähnt
zusätzlich 8:56 optimal
in Winterkleidung bzw.
noch LVS-Geräte geortet werden. 
-ausrüstung integriert werden.
Wartungsfreie Nutzung
Der Recco-Reflektor, wie er in Helmen, Wintersportbekleidung
und Skischuhen eingebaut ist, wiegt weniger als vier Gramm
und funktioniert ohne Batterien. Er ist immer einsatzbereit,
wartungsfrei, muss nicht aktiviert werden und ermöglicht
den Rettungskräften die schnelle Punktortung. Die Hersteller
betonen jedoch, dass der Reflektor keinen Ersatz für das
LVS-Gerät bzw. die empfohlene Standard-Notfallausrüstung
darstellt. Es biete jedoch eine
zusätzliche Chance, im Ernstfall
gefunden zu werden.
Reflektiertes Radarsignal
Mit dem neu entwickelten R9-Detektor
(von vorne bzw. hinten gesehen) können
Signale des Recco-Reflektors aber auch
von LVS-Geräten empfangen werden.
Bei der Suche nach Vermissten bzw. Verschütteten nutzen die Rettungskräfte den
Recco-Detektor – einen so genannten Sender-Empfänger.
Der Detektor sendet ein Ra-
PA R T N E R
FÜR
PROFIS
w w w . r o c k - s n a k e . c o m Tirol
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wettbewerb
Speedkletterer maßen sich im Eis
Mitten in Längenfeld bewiesen die Teilnehmer der Toprope-Speedeisklettermeisterschaft am 60 Meter hohen Eisfall ihr Können.
Text und Fotos: Alex Riml
Eisklettern an gefrorenen Wasserfällen gehört sicher zu den
extremsten Wintersportarten. Dieser kann man im Ötztal mit
großer Leidenschaft nachgehen, befindet sich im Tal doch eine
Unzahl verschiedener Routen in den unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden für alle Eiskletterliebhaber. Ende Jänner fand zum
ersten Mal im Herzen des Ötztals eine Toprope-Speedeisklettermeisterschaft der ganz besonderen Art statt, an der jeder, der Lust
und Eisklettererfahrung hatte, teilnehmen konnte. Unter den
Viktoria Griesser aus St. Leonhard siegte in der Damenwertung.
 veranstaltungshinweis
angemeldeten Teilnehmern befanden sich Gäste, Bergretter und
Bergführer. Austragungsort war der gefrorene Naturwasserfall im
Zentrum des Ortes.
Qualifikationsrunde
Nach der Startnummernausgabe mussten alle Teilnehmer eine
ca. 60 Meter lange Qualifikationsroute absolvieren, um unter die
besten Fünf und somit ins Finale zu gelangen. Diese Qualifikati-
Anstrengung pur: Christian Fritz (Warth) bewältigte die Strecke im Finale in nur 51:38 Sekunden.
alplrennen
Die Ortsstelle Telfs lädt am 10. April zum 15. Staffellauf mit integrierter behelfsmäßiger Bergrettungstechnik ein. Start ist um 10 Uhr bei der Neuen
Alplhütte in Telfs. Auf die Zwei-Mann-Teams warten folgende Aufgaben: Aufstieg von ca. 15 Minuten, Suche eines Verschütteten (mit VS-Gerät),
Bau eines behelfsmäßigen Skischlittens und Abtransport des eigenen Kameraden auf dem Schlitten (ca. 200 Meter ins Ziel). Anmeldeschluss
ist der 3. April (Nachnennungen am Start noch möglich). Anmeldung (auch für die Gästeklasse) bei Andreas Strigl ([email protected], Tel.
0650/5026100) oder beim Ortsstellenleiter Norbert Hofer (0664/1215969). Weitere Infos gibt es unter www.telfs.com/bergrettung
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Tirol
ausrüstung
EleVEN
für echte helden.
Alle Teilnehmer mussten eine 60 Meter hohe Qualifikationsroute absolvieren.
onsroute forderte den Athleten nicht nur hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades alles ab, auch die konditionelle Leistungsfähigkeit
der Teilnehmer wurde bei dieser Route auf eine sehr harte Probe
gestellt. Die Bestzeit bei der Qualifikationsroute wurde bei den Damen durch Viktoria Griesser mit einer Zeit von 1:38:08 Minuten
erstellt und bei den Herren von Reinhard Obweger mit einer Zeit
von 40:30 Sekunden.
Extrem steil, technisch schwierig
Das Finale wurde im oberen Teil des Eisfalls ausgetragen und
forderte von den Qualifizierten nochmal alles ab, denn es musste
ein senkrechter ca. 60 Meter hoher Eisfall bezwungen werden.
Die Hauptschwierigkeit bestand darin, das extrem steile und technisch schwierige Teilstück im oberen Drittel zu überwinden. Die
Spannung im Finale war kaum zu überbieten, denn die Bestzeiten
wurden immer wieder durch die einzelnen Athleten in den unterschiedlichen Teilnehmergruppen verbessert. Als erste Ötztaler
Speedeisklettermeisterin konnte sich schließlich Viktoria Griesser
mit einer Bestzeit von 03:26:00 Minuten küren lassen. Bei den
Herren wurde Christian Fritz mit einer Bestzeit von 51:38 Sekunden erster Ötztaler Speedeisklettermeister. Die anschließende
Preisverteilung, bei der es für jeden Teilnehmer hochwertige Sachpreise gab, fand im Gemeindesaal von Längenfeld statt und wurde
durch Vorträge von Thomas Kracker zum Thema Canyoning und
Beat Kammerlander zum Thema Klettern umrahmt. 

ergebnisse
Damen:
Viktoria Griesser (St. Leonhard) – 03:26:00
Silvia Ennemoser (Längenfeld) – 03:50:50
Jessie Pitt (Roppen) – 05:10:00
Birgit Rische (Hainburg) – 08:08:21
Christa Neuner (Pitztal) – 08:38:44
Ist der
Eleven mit
dabei,
werden harte
Schurken weich
wie brei!
Herren:
Christian Fritz (Warth) – 00:51:38
Gerhard Fiegl (Umhausen) – 01:04:25
Mathias Auer (Umhausen) – 01:08:22
Reinhard Obweger (Längenfeld) – 01:12:00
Gerald Senn (Ochsengarten) – 01:35:07
www.austrialpin.at
Tirol
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funk
Per Kurzwahl zur Leitstelle
Vorprogrammierte Statusmeldungen
auf den neuen Digitalfunkgeräten vereinfachen die Kommunikation in der
Hektik eines Einsatzes.
Die Digitalfunk-Checkliste
informiert auch über die
Statusmeldungen, die
auf verschiedenen Tasten
vorprogrammiert sind.
Text: Andreas Eller | Fotos: Andreas Eller, Peter Veider
Diesmal möchte ich eine weitere Möglichkeit des Digitalfunksystems erläutern, die Statusmeldungen. Alle Rettungsorganisationen in Tirol verwenden diese Art der Kommunikation bereits
oder sind dabei sie einzuführen. Dabei geht es um wichtige Informationen durch den Einsatzleiter an die Leitstelle Tirol mittels
Digitalfunkgeräten. Vereinfacht ausgedrückt sendet man eine Art
„SMS“ mit verschiedenen Inhalten. Der Sinn dieser Meldungen
besteht darin, dass der Einsatzleiter nicht bei jeder Info an die
Leitstelle den Kanal wechseln und einen Funkspruch absetzen
oder telefonieren muss. So kann man Zeit und Nerven sparen und
die Leitstelle ist trotzdem immer über den momentanen Stand des
Einsatzes informiert.
Vorprogrammierte Statusmeldungen
Am Funkgerät ist nicht nur die Taste 5 (Sprechwunsch zur
Leitstelle), sondern sind eine Reihe weiterer Tasten mit Statusmeldungen programmiert. Jede Ortsstelle wird in den nächsten
Wochen Aufkleber erhalten, auf denen die Bedeutung der einzelnen Tasten ersichtlich ist. Ich bitte euch, diese Aufkleber an den
Akkus anzubringen, damit jeder im Einsatzfall die Information
parat hat. Statusmeldung werden sofort und einfach von jedem
„TMO-Funkkanal“ aus an die Leitstelle geschickt. Dabei gilt es
allerdings zu beachten, dass bei der ersten Kontaktaufnahme zur
Leitstelle immer die Gruppe BR-Tirol verwendet wird! Die neueren Digitalfunkgeräte funktionieren bereits auf dieser Basis. Alle
anderen Geräte hoffe ich, im Lauf dieses Jahres auf die aktuelle
Programmierung bringen zu können. Diesbezüglich wird uns die
Funkwerkstatt der Feuerwehr dankenswerterweise unterstützen.
Unterschied bei älteren Geräten
Bei den noch „alt“ programmierten Geräten ist eine Bestätigung
zum Senden der Statusmeldung notwendig! Die Statusmeldungen
sollen dabei nur eine Hilfestellung für den Einsatzleiter sein, die
Verwendung erfolgt ausschließlich freiwillig!
Eine weitere Hilfe sollte die neue „Checkliste Digitalfunk“ sein.
Generell gab es in den letzten Jahren im Bereich Funk und Alarmierung sehr viel Veränderung. Aktuelle Schulungsunterlagen zu
allen Themen sind in Ausarbeitung und sollen helfen, die Neuerungen zu festigen. 
8
Tirol
Mit den neuen Digitalfunkgeräten
können ganz einfach Statusmeldungen
an die Leitstelle abgesetzt werden.
porträt
Die Idee
mit dem Heli
Einsame Berge und Pulverschnee:
Der Auslandsösterreicher Mike Wiegele
gründete in Kanada ein HeliskiingImperium. Für Sicherheit sorgt auch
die Erfahrung der Bergretter.
Text: Christina Vogt | Fotos: Mike Wiegele
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porträt
Weit weg in den Bergen der Rocky Mountains, genauer gesagt in
dem kleinen Nest Blue River, eingeklemmt zwischen den Cariboos
und Monashees, fräsen sich Skiguides täglich mit begeisterten
Skifahrern durch den Pulverschnee. Was das alles mit Österreich
– bzw. speziell mit Kärnten und Tirol – zu tun hat? Ganz einfach,
der Kopf hinter dem Unternehmen ist Mike Wiegele, ein Ski- und
Sicherheitsfanatiker mit Kärntner Wurzeln, der die Kompetenz
der Tiroler Bergretter regelmäßig in Anspruch nimmt, um seine
Guides bestmöglich zu schulen.
Nein, Bauer in Kärnten wollte er nie werden – auch wenn es
dem Bauernsohn aus Lading wohl so in die Wiege gelegt war.
Doch sein Lebensmotto lautet „Let‘s go skiing!“ und der Traum
von zwei Brettern im Schnee war stärker als die Realität. So schaffte es Mike Wiegele gegen den Willen seiner Eltern irgendwie, das
Skifahren zu trainieren und Rennen zu fahren. Doch das Nachkriegsösterreich war nicht gerade ein guter Platz, um Skifahren
zum Beruf zu machen. Also wanderte Mike Wiegele im Jahr 1959
in den Westen Kanadas aus. Die Anfänge waren hart, tagsüber verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Tischler, abends büffelte
er für die Skilehrerprüfung und erfuhr so, dass er nach Quebec gehen müsste, um von seinem Traum leben zu können. Das Diplom
in der Tasche heuerte Mike Wiegele also als Skilehrer in Mount
Tremblant in der Skischule des legendären Ernie McCulloch an.
Anfang der sechziger Jahre kam der Wintertourismus langsam
auch in den Rocky Mountains an und Mike übernahm die Lei-
tung der Skischule in Lake Louise. Gleichzeitig trainierte er die
Rennläufer des Nationalteams. In Lake Louise lernt er auch seine
Frau Bonnie kennen. Der ganz große berufliche Wurf in seinem
Leben ließ aber noch auf sich warten. Doch als der Manager des
Resort ihm ans Herz legte, etwas Eigenes aufzubauen, nahm die
Idee langsam Formen an.
Der Heli-Witz
Dass seine Geschäftsgrundlage einmal aus einem Witz entstehen würde, hätte er sich wohl selbst nicht gedacht. Doch als
Mike wieder einmal mit seinen Freunden Hans Gmoser und Jim
McConkey unterwegs war, um per Ski die Rockies zu erkunden
und die Gipfel mit Steigfellen zu erklimmen, kam ihm die traditionalistische Auffassung des Skifahrens von seinem Freund Hans
zur Hilfe. Der vertrat die These, eine Abfahrt müsse man sich
verdienen. Und während Hans den Gipfel noch nicht erreicht
hatte, witzelte Mike, wie er wohl schauen würde, wenn sich Mike
und Jim kurz vor Hans‘ Eintreffen von einem Helikopter oben
absetzen ließen. Dem Witz folgte zunächst Gelächter, doch die
Idee war geboren.
Ein Wendepunkt in seinem Leben war die Begegnung mit der
Skilegende Hannes Schroll. Durch ihn und eine Gruppe finanzstarker Investoren hat Wiegele plötzlich einflussreiche Verbündete. Die Idee vom „Hubschrauber-Skifahren“ kommt nun zurück, Mike probiert sein Glück in den Cariboo Mountains nahe
Valemount. Sein ganzes Vermögen investiert er in dieses Wagnis
und fragt sich, ob wirklich jemand so wahnsinnig wäre, 975 kanadische Dollar pro Woche – das entspricht heute immerhin knapp
6000 Euro – zu zahlen, um sich auf einem Berg voll Pulverschnee
aussetzen zu lassen. Ganz rund läuft es zu Beginn nicht. Es kommen nur wenige Gäste und Mike sieht sich noch nicht am Ziel.
Mollys Gespür für Schnee
Generationen im Schnee: Mike hat auch sein Familienglück in Kanada gefunden.
Luxuriöse Unterkünfte hat Mike Wiegele in Blue River geschaffen.
10 Doch dann findet er Blue River, einen kleinen Ort mit exzellenten Schneeverhältnissen, so wie man sie sonst nirgendwo findet. Er verlässt sich auf das Urteil der Hobbymeteorologin Molly
Nelson, die behauptet, hier würde es der Winter mit der weißen
Pracht am besten meinen. Mike kauft Grundstücke und zieht
1974 nach Blue River um. Ein angemietetes Motel und ein Hubschrauber bieten gemeinsam mit lawinenkundigen Skiführern
aus Österreich die erste Grundlage für sein Geschäft. Um dieses
publik zu machen, verschickt er Einladungen an die Medien und
Filmemacher. Und tatsächlich sagt Warren Miller 1972 zu, einen
Film in Blue River zu drehen – der Wendepunkt in Mikes Unternehmerleben. Nun geht es steil bergauf, Gäste aus aller Welt
buchen des Heliskiing-Angebot. Heute freilich sieht Mikes Unternehmen glanzvoller aus: Rund 100 Gäste können in luxuriösen
Chalets wohnen und werden von bis zu zehn Hubschraubern und
30 Guides auf die Gipfel gebracht. In seinem Resort kümmern
sich rund 150 Angestellte um das Wohl der teils berühmten und
reichen Gäste. Die exklusive Alberta-Lodge, die, wie sollte es anders sein, nur per Helikopter zu erreichen ist, beherbergt bis zu
20 weitere finanzstarke Gäste, denen es mitten in der Wildnis an
nichts fehlen soll.
Doch Mike geht es nicht nur ums Geschäft: Der wichtigste Baustein seiner Idee ist die Sicherheit. „Heliskiing hat nicht gerade
porträt
Heliskiing anno dazumal.
Zusammenkauern heißt es, wenn der Helikopter im Anflug ist.
den besten Ruf“, erklärt Mike und macht dafür den Freeride-Boom
verantwortlich. Daher sorgt er für die optimale Ausbildung seiner
Mitarbeiter. Sie alle sind von der CSGA (Canadian Ski Guides
Association) zertifiziert. Diese wurde von Mike im Jahr 1990 gegründet und bildet in drei Levels für das „mechanized downhill
guiding“ aus. Schwerpunkt der Ausbildung ist das Führen von
Heliski- und Snowcat-Gruppen. Da ist es selbstverständlich, dass
neue Entwicklungen im Sicherheitsbereich immer gleich in die
Ausbildung implementiert werden. Dabei setzt Mike auch auf die
Unterstützung der Tiroler Bergrettung, die regelmäßig zur Fortbildung seiner Guides beiträgt.
Große Verantwortung
Wer dann das Level drei der Ausbildung durchlaufen hat, darf
als „Lead Guide“ arbeiten und trägt die Verantwortung für einen
Hubschrauber, der drei bis vier Gruppen mit jeweils bis zu zehn
Skifahrern bedient. Dabei arbeitet der Lead-Guide stets unter Zeitdruck und muss entscheiden, welche „Runs“ bedient werden und
wann und wo es Lunch gibt. Parallel dazu muss er das Wetter
im Blick haben, denn die Gruppe muss sicher wieder eingesammelt werden können. Jede Gruppe hat dann noch ihren eigenen
Tail- und Head-Guide. Die Anweisungen der Guides während der
Touren sind Gesetz: Wer ihnen nicht folgt, bekommt sein Geld
erstattet und fliegt heim. „Safety“ ist ein hartes Stück Arbeit für
die Guides: Während die Gäste noch beim ausgiebigen Frühstück
sitzen, analysieren sie bereits Schnee-, Wetter- und Lawinenlageberichte und entscheiden dann, welche Abfahrten an diesem
Tag zu machen sind. Dass die Gäste die Notfallausrüstung dabei
haben, muss schon fast nicht mehr erwähnt werden.
Keine Ruhe
Man könnte nun meinen, mit fast 72 Jahren würde Mike Wiegele sich langsam zur Ruhe und nur noch gelegentlich einen Fuß
in den Hubschrauber setzen. Doch – weit gefehlt! Die neue Idee
des rastlosen Heliskiing-Erfinders heißt „Saddle Mountain Resort“. Eine multidimensionale Skistation, die Snowboarder und
Skifahrer mit Liften, Pistenraupen und Hubschraubern auf die
Gipfel bringen wird. Vermissen wird man einzig präparierte Pisten
– denn Wiegeles Geheimnis ist der Pulverschnee! 
Einen Berg voll Pulverschnee durchpflügen:
Der Traum vieler Skifahrer.
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sicherheit
Grünes Licht vor der Skitour
Österreichischer Alpenverein und Bergrettung Tirol haben eine Initiative gestartet,
die Tourengeher motivieren soll, mehr auf ihre eigene Sicherheit und jener ihrer
Kameraden zu schauen.
Text: Christa Hofer | Fotos: Shutterstock/Wolfgang Amri; Veider Peter
Um das Risikobewusstsein zu stärken, haben der Österreichische
Alpenverein und die Bergrettung Tirol für diesen Winter eine
gemeinsame Initiative gestartet. An beliebten Ausgangspunkten
für Skitouren und bei zwei AV-Hütten wurden so genannte LVSCheckpoints aufgebaut. Diese enthalten auf einer Tafel Hinweise
zum Verhalten auf einer Skitour, geben Tipps und ermöglichen
weiters den LVS-Check mittels Lichtsignal. Die Kontrolle ist dabei äußerst simpel: Passiert der Tourengeher mit dem Gerät in
einem Abstand von ein bis zwei Metern den Checkpoint und
es leuchtet ein grünes Licht auf, bedeutet das ein OK – das LVSGerät ist eingeschaltet und sendet. Erläutert wird auf der nicht
übersehbaren Tafel auch die Notfallausrüstung, ohne die eine
Kameradenrettung nicht möglich ist: Neben dem LVS-Gerät, der
Lawinenschaufel und Sonde gehören dazu auch ein Erste-HilfePaket, der Biwaksack, das Handy und der Helm. Weiters wird
12 daran erinnert, dass das Vermeiden von Lawinen an der obersten
Stelle stehen muss, was wiederum nur durch sorgfältige Planung
der Tour und ein Verhalten erreicht werden kann, das an die aktuelle Situation angepasst ist. Ziel der Aktion ist es, die Menschen
zu motivieren, auf die eigene Sicherheit und die ihrer Freunde
zu schauen. Die Checkpoints von Bergrettung und ÖAV werden
durch das Land Tirol unterstützt.
Einfaches Konzept
Die Idee zu diesen Checkpoints ist dabei nicht neu. Schon vor
16 Jahren gab es diesbezügliche Überlegungen. „Allerdings waren die Rahmenbedingungen, vor allem die technischen, damals
noch nicht optimal“, schildert Peter Veider, Geschäftsführer der
Bergrettung Tirol. Das neue Konzept punktet vor allem durch
seinen einfachen Aufbau. Die Informationen auf der Tafel sind
sicherheit
auf das Wichtigste reduziert und damit überschaubar. Die grüne
Kontrolllampe für den Check des LVS-Geräts läuft den ganzen
Winter wartungsfrei mit Hilfe einer Batterie. Da nur ein Signal zu
beachten ist, erhält der Tourengeher außerdem sofort die Info, ob
sein Gerät funktioniert oder eben auch nicht.
Frühe Sicherheitsschulungen
Dass die Frage der Sicherheit beim Wintersport im freien Gelände noch wichtiger werden wird, davon ist Peter Veider überzeugt.
„Tourengehen ist zu einem nachhaltigen Trend im Freizeitsport
geworden“, weiß er. „Eine ganze Industrie hat das erfasst und entsprechend reagiert.“ Was sich nicht nur beim Skimaterial und der
Kleidung, sondern im gesamten Ausrüstungsbereich widerspiegelt. Im Bereich der Sicherheitstechnik gebe es ebenfalls ständig
Weiterentwicklungen. Für die Rettungsorganisationen bedeutet
dies wiederum, dass sie darauf entsprechend vorbereitet sein müssen, um auch mit ihren Geräten diese Bandbreite abdecken zu
können. Ein weiters Problem sei, dass viele Freizeitsportler viel in
ihre Ausrüstung zu investieren bereit sind. Mit der Anwendung
der Sicherheitsausstattung schaue es aber mitunter sehr mager
aus. „Wer die Geräte aber nicht nutzen kann – insbesondere in
Stresssituationen – dem helfen sie auch nichts. Im Notfall kann
das aber zur Überlebensfrage werden“, unterstreicht Veider. Er
fordert, dass diese Schulungen bereits im Kinder- und Jugendalter
zur Selbstverständlichkeit werden müssten. „Eines ist nämlich
klar: Die Kinder lernen zwar auf der Piste das Skifahren oder
Snowboarden. Wenn sie älter sind, hält aber viele nichts mehr
im geregelten Skiraum, sie fahren ins freie Gelände. Dann sollten
sie aber bereits wissen, was an Risiken auf sie wartet und gelernt
haben, damit umzugehen“, unterstreicht Veider. 
Ein UFO?
Nein, Simone* beim Training.
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tourenforum
Tipps von Tourengehern
für Tourengeher
Über die Homepage der Bergrettung Kärnten kann auf das Tourenforum
zugegriffen werden: mit Tipps zu alten und neuen Routen, aber auch
wichtigen Infos für deren Planung.
Text und Fotos: Emanuel Pirker
Wer kennt sie nicht, die Gespräche mit Freunden und Bekannten über bereits absolvierte oder auch geplante Touren, über
die vorherrschenden Verhältnisse, über den angeblich besten
Schnee, aber auch über die Risiken? Oder die Blicke auf das Wetterpanorama oder die Webcams im Internet, um sich schon im
Vorfeld der Tour zu informieren? Oder anders gefragt – wer ist
nicht schon einmal in die Situation gekommen, nach der Tour zu
hören „Das hätte ich dir auch sagen können, dass dort grad nichts
geht“. Hätte man die Information nur früher gehabt.
Neue Plattform
Nicht zuletzt deshalb hat die Bergrettung Kärnten bei der Neugestaltung ihres Internet-Auftritts eine Plattform zum Austausch
von Toureninformationen eingerichtet – das „Tourenforum“. Die
14 Verwendung ist einfach und erfordert keine speziellen Kenntnisse, lediglich normalen Umgang mit dem Medium „Internet“.
Im Sinne der Bergrettung ist jedoch nicht nur ein Austausch
über gute Bedingungen, wesentliches Ziel ist auch die Unfallprävention. So finden sich im Forum zusätzlich Berichte über abgebrochene Touren und deutliche Warnungen. Dass diese subjektiv
und auf den Tag der Tour bezogen sind, ist natürlich auch klar.
Weshalb vor dem „Nachgehen“ einer Tour immer der Blick auf die
aktuellen Rahmenbedingungen notwendig ist. Deshalb befindet
sich im Blickfeld eine Linkleiste – mit direktem Zugang zum Lawinenwarndienst und anderen relevanten Informationsquellen
(derzeit für Kärnten, Friaul und Slowenien). Dennoch ist der Informationswert zu den beschriebenen Touren, insbesondere bei
objektiven Kriterien wie Schneegrenze, Zufahrtsmöglichkeiten
tourenforum
etc., groß. Die beigefügten Bilder sprechen oftmals noch mehr
als Worte. Ein weiteres Plus: Das Forum ermöglicht zusätzlich das
Hochladen von GPS-Tracks in gängigen Formaten.
Muss man jetzt Angst haben, dass Geheimtipps einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden? Sicher nicht, jedenfalls nicht durch das Forum. Erstens obliegt es jedem selbst zu entscheiden, über welche Touren er oder sie berichtet. Zweitens sind
typische „Geheimtipps“ ohnehin meist mit enormen Schwierigkeiten (lange Anstiege, gefährliche, ausgesetzte Passagen, Klettereien) verbunden, welche die große Mehrheit der Tourengeher
ohnehin nicht auf sich nehmen möchte. Sonst hätten diese Touren wohl schon längst den Weg in den einen oder anderen Führer
gefunden.
Aktiv am Forum teilnehmen
Das Tourenforum ist mit einem normalen Internet-Browser
unter kaernten.bergrettung.at erreichbar. Um im Forum aktiv
teilnehmen zu können, muss man sich als Benutzer registrieren,
was in wenigen Minuten erledigt ist. Benutzer scheinen anonym
unter einem selbst gewählten Pseudonym (dem so genannten
Benutzernamen) auf. Hat man sich für einen Benutzernamen entschieden, muss man noch eine gültige E-Mail-Adresse eingeben.
Das Forum schickt daraufhin eine Nachricht an diese Adresse.
Diese Nachricht enthält einen Link der angeklickt werden muss,
um die Registrierung zu vollenden. Auf diese Weise ist sicherge-
Der Anstieg war in Ordnung. Der Weg ins Tal über
denselben Weg gestaltete sich da schon mühsamer.
15
tourenforum
Ein traumhafter Tag mit einer mehr oder weniger mühsamen Tour.
stellt, dass die E-Mail-Adresse wirklich zu diesem Benutzer gehört.
Die E-Mail-Adresse scheint auch nicht öffentlich auf! Bergretter
können übrigens ihre Ausweisnummer in das dafür vorgesehene
Feld eingeben, womit sie Zugang zu weiteren Bereichen bekommen.
Zahlreiche Tourenberichte
Mit mehr als 70 Tourenberichten allein zu Skitouren nach nicht
einmal zwei Monaten Laufzeit haben die Kärntner Bergsteiger
dem Tourenforum zu einem tollen Start verholfen. Es sollte nicht
unerwähnt bleiben, dass die meisten dieser Berichte mit sehr
schönen Fotos versehen sind. Es ist auch positiv zu sehen, dass
das Forum gleichermaßen von Bergrettern und Nicht-Bergrettern
frequentiert wird. Einziger Wermutstropfen soweit ist, dass nur
wenige Internetbenutzer auch bereit sind, aktiv über aktuelle Verhältnisse zu berichten – die Mehrzahl begnügt sich mit dem Lesen
der Einträge. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele, insbesondere auch Bergretter, über ihre Tourenerlebnisse berichten, positive
wie negative, und Informationen über Schnee und Verhältnisse
mit anderen Teilen – und so selbst profitieren. 

beispiel für einen Tourentipp
Die Fotos zu diesem Bericht stammen von einer Skitour zum
Triglav-Haus/Kredarica (2514 Meter) in den Julischen Alpen
(via Krma), die im Forum beschrieben ist:
Von „alpendohle“ Sa 23. Jan 2010, 22:56
Habe heute die Tour vom Krma-Tal auf die Kredarica zum TriglavHaus erkundet.
Vom selbst ausgeschaufelten Parkplatz auf etwas über 800 Meter Seehöhe auf 2500 Meter – zuerst lange ohne nennenswerten
Höhengewinn, dann ohne besondere Steilheit im Freigelände.
Es war natürlich ein super Tag: keine Wolke am Himmel, Aussicht
auf das Nebelmeer.
Schneelage: Aufstieg gut möglich, die Abfahrt war leider nicht
optimal. Meist durch Windgangeln und abwechselnd verpresst/
eingeweht, unten weiter durch Latschen und über Steine –
praktisch keine Abfahrt unter 1600 Meter Seehöhe möglich,
man folgt dem schmalen Aufstiegsweg (mühsam). Eine Abfahrt
„rechts“ im Kar ist nicht möglich – Latschen!
16 Das Triglavhaus vom Anstieg
zum Mali Triglav aus gesehen.
kooperation
Tirol-Helm
auf der ISPO
präsentiert
Der Multifunktionshelm, der in Zusammenarbeit von Bergrettung Tirol, Salewa
und Tirol Werbung entstanden ist, bietet
Sicherheit zu jeder Jahreszeit.
Foto: Salewa/Christoph Mannel
Die ISPO, die Internationale Fachmesse für Sportartikel und
Sportmode, Anfang Februar in München, war Schauplatz der Präsentation des neuen Tirol Multifunktionshelms. Entstanden ist
der Helm, der neue Sicherheitsstandards für Sporthelme setzt und
gleichzeitig Werbung für Tirol macht, in enger Zusammenarbeit
von Bergrettung Tirol, Salewa und Tirol Werbung. Zertifiziert für
Sportklettern, Bergsteigen, Mountainbiken, Skifahren, Snowboarden und Rodeln bietet er nicht nur Sicherheit für die Bergretter
im Einsatz. Deren Knowhow, das in die Entwicklung des Helms
Werbeträger mit
hohem Sicherheitsstandard:
der neue Tirol Multifunktionshelm.
eingeflossen ist, steht damit jedem Bergsportler zur Verfügung.
Als weitere Besonderheit verfügt der Helm auch über einen integrierten Recco-Reflector, der helfen kann, bei einem Lawinenunfall schneller gefunden zu werden. Der Helm ist für Jugendliche
und Erwachsene geeignet (53-61cm Kopfumfang) und verfügt u.a.
über einen Cliphalter für alle am Markt befindlichen Stirnlampen
und Brillen sowie ein herausnehmbares Sommer- und Winterfutter. Die Größenverstellung des Helms erfolgt außerdem einfach
mittels Drehknopf. 
Tirol 17
technik
Bergesysteme mit
Statik- bzw. Dyneemaseilen
Text und Fotos: Peter Veider
Im Rahmen umfangreicher Tests bei Petzl wurden im Vorjahr
die Bergetechniken der Tiroler Bergrettung unter die Lupe genommen. Auf Basis dieser Testreihen entstanden Richtlinien,
welche Technik bei welcher Anforderung zum Einsatz kommt.
Im Folgenden die einzelnen Systeme bildlich dargestellt. Wichtig
dabei ist die Nutzung eines Falldämpfers (Absorbica) beim Einsatz
von Dyneemaseilen, da diese keine Energieaufnahmefähigkeit
besitzen und ein Sturz zu schweren Verletzungen führen kann.
Zu beachten ist auch die richtige Position des Falldämpfers im
System. 
Bergung hinunter: System mit Statikseilen – redundant
ohne Schockabsorber zum Abseilen und zum Bergen aus
Felswänden.
Bergung nach oben: Seilrolle mit Dyneemaseilen – redundant mit
Schockabsorber. Diese Technik darf nur in dieser Form verwendet
werden. Eine Einweisung (FBK) ist erforderlich.
18 Tirol
technik
Bergung hinunter: System mit Statikseilen – redundant ohne
Schockabsorber zum Abseilen und zum Bergen aus Felswänden.
Umbau des vorigen Systems auf ein Flaschenzugsystem. Zum
kurzen Aufziehen bzw. wenn die Seile zu kurz sind.
Bergung hinunter: System mit Dyneemaseilen – redundant mit
Schockabsorber zum Abseilen und zum Bergen aus Felswänden.
Das System ist nicht geeignet für eine Seilverlängerung.
Umbau des vorigen Systems auf ein Flaschenzugprinzip. Zum kurzen Aufziehen bzw. wenn die Seile
zu kurz sind.
Tirol 19
klettern
Über „Ötzi“
zum „Phantom“
und weiter
zur „Alpenliebe“
Erfolgreiche Trilogie an den drei Zinnen:
Bernhard Hangl, Albert Neuner und Albert
Leichtfried gelangen im Sommer drei
herausfordernde Kletterrouten.
Text: Bernhard Hangl |
Fotos: Bernhard Hangl, Albert Leichtfried
Schlanke Pfeiler wie Orgelpfeifen, messerscharfe Grate, überdimensionale Dächer und glatte Wände streben bis zu 600 Meter
aus dem Talboden in den Himmel. Der riesige Überhang an der
westlichen Zinne ist ein Wunderwerk der Natur und es ist fast
unglaublich, dass die sturzbereiten, riesigen Quadersteine mit ihren hunderttausenden Tonnen nicht schon längst den Weg nach
unten ins Kar genommen haben!
Es gibt sehr viele Kletterrouten durch die gewaltigen Wände der
drei Zinnen, die allesamt anspruchsvoll sind, weshalb auch die
drei herausfordernden Kletterrouten „Ötzi trifft Yeti“, „Phantom
der Zinne“ und „Alpenliebe“ des Ausnahmealpinisten Christoph
Hainz nur extrem selten geklettert werden. Im vergangenen Sommer erfüllte ich mir diesen Wunsch: Mit Albert Neuner kletterte
ich die Route „Ötzi trifft Yeti“ und mit Albert Leichtfried die Routen „Phantom“ und „Alpenliebe“ an den drei Zinnen. 42 von den
45 Seillängen konnten dabei on sight bewältigt werden.
300 Meter Wandhöhe
Im Morgenlicht in der ersten Seillänge der „Alpenliebe“.
20 Tirol
Als erstes wurde die Route „Ötzi trifft Yeti“ im Schwierigkeitsgrad 8+ und 300 Metern Wandhöhe mit dem Bergrettungsmann
Albert Neuner aus Leutasch in Angriff genommen. Die Linie verläuft durch die steile, wie ein Brückenpfeiler aufragende Südwand
an der Kleinen Zinne und fordert höchste Konzentration. Der Fels
klettern
ist nicht immer sehr zuverlässig und eventuelle nicht ungefährliche Stürze ins Seil liegen meist über der 10-Meter-Marke und
sind auch deshalb tunlichst zu vermeiden. Bereits nach sechsstündiger Kletterei standen wir am Gipfel, blickten in die extreme,
schwindelnde Tiefe und waren stolz auf unsere zügige On-SightBegehung. Das Wissen um das Geschaffte bestärkte mich immens
und nur wenige Tage später stand ich mit Kletterpartner Albert
Leichtfried vor einem weiteren, härteren Abenteuer – dem „Phantom der Zinne“.
Die Vorzeichen für eine Begehung der Route (9+) mit 17 Seillängen in der 500 Meter hohen Wand waren mit einem schönen
Sommertag ohne Gewittergefahr exzellent. Abends zuvor ging
es in flotter Fahrt zum Ausgangspunkt, der Auronzohütte in
den Sextener Dolomiten. Ein bisschen Zeit blieb noch, um im
wärmenden Schlafsack Ruhe zu finden, denn früh wartete die
düstere, Furcht einflößende Große-Zinne-Nordwand.
Bernhard Hangl in der
Route „Ötzi trifft Yeti“.
Strapazierte Nerven
Der kalte Wind am Paternsattel auf knapp 2500 Meter ließ uns
schon erahnen, dass es kein Honiglecken werden würde. Die aufgewärmten Finger wurden am kalten Fels sofort wieder klamm,
trotzdem gelangen die ersten Schwierigkeiten (9-) gleich on sight.
Zuversichtlich ging es Seillänge um Seillänge on sight weiter und
es waren immer wieder Schwierigkeiten bis zum unteren 9. Grad
zu meistern. Jetzt wartete noch der Abschlussüberhang. Entschlossen startete Albert in die schwierige 9+-Seillänge. Kleine
Griffe führten direkt unter das ausladende Dach, das nur mit
athletischen Zügen im Quergang zu schaffen war. Mit 300 Meter
Luft unter den Füßen kämpfte Albert wie ein Löwe, um auch die
letzten Züge zum rettenden Henkel zu schaffen, doch die Schwerkraft zog ihn erbarmungslos in die Tiefe. Mit voller Konzentration
Glückliche Gesichter:
Bernhard Hangl (links)
und Albert Leichtfried nach
erfolgreicher Bewältigung
der Route „Phantom“.
Tirol 21
klettern
ich noch in der vorletzten, nassen Seillänge und mir wurde fast
übel, als ich zum letzten Haken zehn Meter unter mir schaute.
Ich verdrängte die Gedanken, auf diese flache und spitzige Platte
zu stürzen, schob mich fast schleichend, vorsichtig Zentimeter
für Zentimeter nach oben, bis ich endlich nach 25 Metern eine
zuverlässige Sicherung in einem nassen Riss unterbringen konnte.
Erleichterung! Die letzten Meter zum Gipfel waren nur mehr reine
Formsache und die Zinnen ließen mich und Albert ein weiteres
Mal unbeschadet und glücklich nach Hause zurückkehren.
Doch meine Gedanken blieben dort in den Dolomiten, sie
Albert Neuner in der Route „Ötzi trifft Yeti“.
Bernhard Hangl im „Phantom“ (7c b2).
versuchte er es noch einmal und dieses Mal klappte es und er
sprang regelrecht zum rettenden Griff. Auch mich ereilte dasselbe
Schicksal und ein kurzer Halt an nur einem Haken verpatzte mir
meine On-Sight-Begehung. Ein nochmaliger Versuch war zeitlich
aber leider nicht mehr möglich. Trotzdem ich war zufrieden.
Nun nahm die Steilheit der Wand zusehends ab, die Nerven
wurden durch die weiten Hakenabstände und das brüchige Gestein aber weiterhin sehr strapaziert. Den ganzen Mut brauchte
Bernhard Hangl im oberen Teil der „Alpenliebe“.
22
klettern
hafteten weiterhin in den Nodwänden der drei Zinnen. Wird es
möglich sein, auch die dritte Route, die „Alpenliebe“ an der westlichen Zinne, noch in diesem Sommer zu klettern? Schon wenige
Tage später stand ich wieder mit Kletterpartner Albert Leichtfried
vor der 500 Meter hohen Wand. Wie das „Phantom“ teilt sich
auch diese Route in 17 Seillängen und der 9. Schwierigkeitsgrad
verspricht alpine Kletterei auf höchstem Niveau. Ein Rückzug
ab der 5. Seillänge nach Quergängen und ausladenden Dächern
ist fast nicht mehr möglich und verschärft so den Nervenkitzel
dieser Linie.
Den Herausforderungen gewachsen
Düster gruben sich die Wände im ersten Morgenlicht in meine
Gedanken. Wird alles gut gehen, haben wir die nötige Kraft, die
mentale Stärke, genügend Zeit, den auftürmenden Gewitterwolken zu entkommen und an heiklen Stellen nur nicht zu stürzen?
Gedanken können lähmen, schwächen und einen sogar zum Umkehren zwingen – aber wir fühlten uns gut, um den Herausforderungen gewachsen zu sein.
Beim Zustieg spürten wir die hohe Luftfeuchtigkeit und erahnten schon, rutschige Griffe am Felsen vorzufinden. Gleich in der
ersten Länge legten wir dadurch einen Sturz hin und fielen ins
Seil. Kein guter Start, aber es besserte sich zusehends. Gott sei
Dank! Zweimal machte uns dieser Umstand noch zu schaffen, mir
bei einem kleinen Griff in der 7b+-Länge und Albert in der nächs-
ten bei einem 40-Meter-Quergang. Beim Anblick von Albert, der
sich mühsam mittels Münchhausentechnik zurückhantierte,
war für mich klar, das will ich mir um jeden Preis ersparen und
erkämpfte mir den Quergang mit fast platzenden Unterarmen.
Doch schaffte ich die Schwierigkeiten im 9. Grad on sight und
war sehr mit mir zufrieden.
Jetzt legte sich die Wand zurück und die Felsqualität war im
oberen Teil deutlich besser als im „Phantom“! Die aufquellenden
Wolken mahnten aber zur Eile und erst als wir die vorletzte
Seillänge (8-) überklettert hatten, löste sich langsam die Anspannung. Die letzten Meter zum Gipfel waren ein Hochgenuss und
nach zwölf anstrengenden Stunden standen wir oben auf der
westlichen Zinne auf über 2950 Meter. Unser Blick schweifte über
das gewaltige Panorama und es machte sich das Gefühl der absoluten Losgelöstheit breit, das man nur erlebt, wenn man sich
seinen Grenzen nähert. 

zur person
Bernhard Hangl ist Berg-und Skiführer. Er ist Ausbilder bei der
Bergrettung Telfs, Ausbilder beim Eisfallkurs der Bergführer,
Mitglied der Sektion Hohe Munde des ÖAV und im Team von
AustriAlpin.
Leidenschaft und Zukunft.
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24 Tirol