Darf ich vorstellen: Apfel, Gurke und Kartoffel Kinder mit

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Darf ich vorstellen: Apfel, Gurke und Kartoffel Kinder mit
SERVICE
VAMV Passau e. V.
Verband alleinerziehender Mütter & Väter Passau e. V.
Kontaktstelle und Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende
und deren Kinder
Telefon 0851 31060
www.vamv-passau.de
Referat Ehe und Familie der Diözese Passau
Allein erziehen
Telefon 0851 393-6101
Domplatz 3, 94032 Passau
www.eheundfamilie.bistum-passau.de
Europabücherei
Telefon 0851 92989-0
Schießgrabengasse 2, 94032 Passau
Notruf bei Verletzungen
Telefon 112
Notfall-App bei Vergiftungen
www.bfr.bund.de/de/apps.html zum Downloaden
IMPRESSUM
Herausgeber
Stadt Passau, Rathausplatz 2, 94032 Passau
Redaktion
Amt für Kinder, Jugend und Familie in Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam „Elternbrief“ des
Projekts FamilienLeben in Passau
Titelfoto
MNStudio/shutterstock.com
Illustrationen
Johann Baumgartner, Passau
Satz
hirschformat.de
© Stadt Passau Januar 2016
Der nächste Elternbrief erscheint in 3 Monaten.
REZEPT
Einfache
Kürbissuppe
(für 4 Personen)
Zutaten:
400 gHokkaido-Kürbis
200gMöhren
1 Zwiebel
2 EL Butter
Currypulver
2 EL feines (Hirse-)Vollkornmehl
1 l Gemüsebrühe
frisch geriebener
Ingwer
frisch gemahlener
weißer Pfeffer
Meersalz
1 EL Mandelblättchen
4 EL Crème fraîche
Zubereitung:
1. Den Kürbis in kleine Stücke
schneiden und die Kerne
entfernen. Die Möhren putzen, schaben und in kleine Würfel schneiden. Die
Zwiebel schälen und fein
hacken.
2. Die Butter erhitzen und die
Zwiebel darin glasig dünsten. Die Gemüsewürfel dazugeben und ebenfalls anschwitzen. Das Currypulver
und das (Hirse-)Vollkornmehl einstreuen und mit
anschwitzen.
3. Die kalte Gemüsebrühe angießen und unter Rühren
aufkochen, die Suppe auf
kleiner Flamme etwa 10 Minuten kochen lassen, dann
pürieren.
4. Mit Ingwer, Pfeffer und
Meersalz abschmecken. Die
Mandelblättchen ohne Fettzugabe leicht bräunen. Die
Crème fraîche auf die Suppe geben und die Mandeln
darüberstreuen.
Apfel, Gurke und Kartoffel
chärfen Sie doch einmal die
sensorische Wahrnehmung
Ihres Kindes, indem Sie dem
Kind mit einem Tuch die Augen verbinden und verschiedene Lebensmittel zum Probieren geben. Kennt
Ihr Kind schon den Unterschied
zwischen Gurke und Paprika, zwischen Erdbeeren und Himbeeren?
Was ist hart, was schmeckt weich
und süß?
Schnippeln und kochen sie doch
gemeinsam und lassen Sie das Kind
probieren. Widmen Sie sich mal einen Tag der Kartoffel: Was kann man
daraus kochen (Kartoffelsuppe, Kartoffelbrei, Kartoffelsalat, Schupfnu-
deln usw.) Wofür kann man sie sonst
verwenden, z. B. Kartoffeldruck?
Wie wäre es mit einem Apfeltag?
Fertigen Sie einen Apfelkönig (der
Apfel wird rundherum in der Mitte im Zickzack-Muster eingeschnitten, wenn man komplett rundum ist,
lösen sich die beiden Apfelhälften).
Schneiden Sie einen Apfel in der
Mitte quer durch und zeigen dem
Kind den Stern, den das Kernhaus
bildet; auch eine lange Apfelschalenspirale macht Ihrem Kind bestimmt
Freude und am Schluss kann man,
was nicht aufgegessen wurde, zu
Apfelmus oder Apfelkuchen verarbeiten.
15
Kinder mit dem grünen Daumen
artenarbeit macht nicht nur vielen Erwachsenen Spaß, sondern auch den Kindern. Ab 3
Jahren können Kinder schon
mit„helfen“. Mit der richtigen Ausrüstung (alte Kleidung, in der man
sich schmutzig machen darf, und
evtl. Gummistiefel) geht es ab an die
Beete. Radieschen säen, Salat oder
Zucchini pflanzen oder gießen macht
Kindern Freude, bringt ihnen die
Natur nahe und es ist auch spannend, einen Regenwurm, Marienkäfer oder anderes Getier zu entdecken. Ab 4 Jahren können Kinder
dann auch eigenes Gartenwerkzeug
haben, z. B. einen kleinen Rechen
oder eine Kinderschubkarre. Wenn
Sie keinen eigenen Garten haben, müssen
die Kinder trotzdem nicht auf diese Erfahrungen verzichten. Eine kleine Mandarinenkiste, ein großer Blumentopf oder ein Balkonkasten voll
Erde, ein paar Samen oder einige
Pflänzchen und schon kann‘s losgehen. Einige Gemüsesorten wie Tomaten, Erdbeeren oder Kräuter etc.
brauchen wenig Erde und lassen sich
einfach auf dem Balkon oder der
Terrasse halten. Essbare Blüten wie
Kapuzinerkresse sind dekorativ und
gedeihen leicht. Das Ernten macht
besonders Spaß und schafft gemeinsame Erlebnisse.
Neben Erfahrungen wie dem Kreislauf der Natur oder der Bedeutung von Tieren können die Kinder
nach Herzenslust graben oder matschen, und selbst gezogenes Gemüse
schmeckt sicher allen besser.
Im Garten lauern allerdings auch viele Gefahren auf Kinder, lassen Sie
Kinder deshalb nie ohne Aufsicht mit
Gartengeräten arbeiten und halten
Sie sie von motorbetriebenen Geräten wie Rasenmäher, Heckenscheren
fern. Vorsicht auch bei Regentonnen
oder giftigen Pflanzen!
„Darf ich vorstellen:
Der Kindergarten – ein Platz für Kinder, Erfahrungen, Spiel und
Spaß sowie ein Platz für Bazillus und Co.!“
eit einiger Zeit geht Ihr Kind in
den Kindergarten und macht hier
seine eigenen Erfahrungen. Sie
können sich wieder ein paar Stunden
am Tag auf sich selbst konzentrieren.
Die Eingewöhnung ist geglückt, neue
Herausforderungen an
Sie, Ihr Kind,
Ihre Familie und
Ihre Erziehung
stehen bevor. Ihr
Kind wird des
Öfteren krank
sein, es kommt
mit einem erweiterten – teil-
weise „fragwürdigen“ – Wortschatz
nach Hause und Sie werden eventuell
wieder einige Stunden in der Woche
arbeiten gehen. Dies fordert von
Ihnen und Ihrer Familie eine neue Aufgabenteilung, auch im Haushalt. Hinzu
kommt, dass Ihr Kind in das Fragealter
kommt, was zum einen natürlich toll
ist, wenn Kinder von ihrer Umgebung
fasziniert sind und Fragen stellen.
Andererseits ist oft Nervenstärke
gefragt, wenn Ihr Kind begeistert und
endlos Fragen stellt.
Damit Sie diese Zeit gut meistern,
finden Sie im beiliegenden Elternbrief
einige Tipps zu diesen Themen.
KOLUMNE
INTERVIEW
SERVICE
VAMV – Hilfe für Alleinerziehende
BUCHTIPP
Bären kaufen
keine Pampers
Noch mehr abenteuerliche Vater- und HausmannGeschichten von Wolfgang Krinninger lesen Sie
im Buch.
Don Bosco Verlag
EUR 9,95
Alle Bücher, die im Elternbrief
vorgestellt werden, sind kostenlos in der Europabücherei zu
entleihen.
I bin da Sommer
ie Lösung aller Probleme der
Menschheit ist denkbar einfach. Sie lautet: Hoewe sieme!
(auf Deutsch: halb sieben). Diese zwei
Wörter sind die definitive Antwort auf
alles. Angefangen beim Weltfrieden
über die PISA-Studie bis zum
Rezept für perfekte Pfannkuchen.
Ehrlich, ich habe es mit allem versucht. Sobald das Gespräch irgendwie vertrackt wurde und bei einem
„Warum?“ meinerseits endete, kam
die Antwort schnell, als wäre es die
selbstverständlichste Sache der
Welt: „Hoewe sieme!“
Antonia, spuck das aus, warum isst
du schon wieder Katzenfutter?
Hoewe sieme! Warum hast du schon
wieder alle Gewürze ausgeschüttet?
Hoewe sieme! Auf „warum“ folgt
„hoewe sieme“ im schönsten Neuweltler Dialekt. Immer.
Jetzt kann man freilich einwenden,
dass meine Tochter erst drei Jahre alt
ist. Vielleicht weiß sie nicht
wirklich, was sie sagt. Eines
hat sie auf jeden Fall rausgefunden: Egal, was sie anstellt, sobald sie diese zwei
Worte ausspricht, schaut
ihr Gegenüber zuerst wie
ein Elch und lacht anschließend laut los. Ist Hoewe sieme also eine Wunderwaffe im Kampf gegen die
lächerlichen Normen
der Eltern?
Na schön, aber wieso ausgerechnet diese beiden Wörter? Ich
habe schon das Fernsehprogramm durchforstet, ob vielleicht
um diese Zeit irgendetwas läuft, das sie
sehen möchte. Fehlanzeige. Keine Volksmusik, kein Autorennen,
keine Sendung mit der Maus.
Jetzt kann ich mir nur noch erklären,
dass sie das morgendliche Hoewe
sieme meint. Die Zeit, in der Antonia mit einem fröhlichen „Aufstehen!“
den Rest der Familie aus den Träumen reißt. Vielleicht will sie uns mit
diesem beharrlichen Hoewe sieme
tatsächlich einbläuen: Leute, raus aus
dem Bett, fröhlich durchstarten, die
Welt ist schön und der Tag ist euer
Freund. Vielleicht ist das ja die Lösung
für viele Probleme, die uns jeden Tag
die Laune vermiesen.
Gestern hat Antonia meinen philosophischen Horizont allerdings schon
wieder um ein Stück erweitert. „Du
kannst nicht barfuß rausgehen, es ist
viel zu kalt, das geht nur im Sommer“,
sage ich zu ihr. Sie schaut mich an, als
würde sie sich für meine Dummheit
schämen. Ihre Erklärung ist kurz, damit sie auch ein Erwachsener kapiert:
„I bin da Sommer.“
Wolfgang Krinninger
Johanna Baumgart
Vorsitzende VAMV Passau e. V.
Verband alleinerziehender
Mütter und Väter Passau e. V.
BUCHTIPP
Dr. Astrid Götz/ Martin Wahlers
Alleinerziehend
Ein Kind allein zu erziehen verlangt den Einsatz der ganzen
Person. Der Ratgeber zeigt
alleinerziehenden Müttern
und Vätern, wie sie bestehende rechtliche und finanzielle
Schwierigkeiten meistern können, insbesondere welche
Unterhaltsansprüche gegeben
sind, welche staatlichen Hilfen
zur Verfügung stehen und wie
sich Kinderbetreuung und
Erwerbstätigkeit miteinander
vereinbaren lassen.
1. Auflage 2015, ca. 190 Seiten, 14,0 x
20,0 cm, kartoniert
EUR 12,90
zzgl. Versandkosten
Was ist VAMV?
VAMV steht für den „Verband alleinerziehender Mütter und Väter“. Es
gibt uns nicht nur als Ortsverband in
Passau – der VAMV ist bundes- und
landesweit organisiert und vertritt
dabei die Belange der 2,8 Mio. Einelternfamilien. Durch seine Struktur
und Mitgliederzahl ermöglicht der
VAMV die Interessen Alleinerziehender stärker zu vertreten als es jeder
Einzelne für sich kann. Durch Mitarbeit in politischen Gremien nimmt
der VAMV Einfluss auf geplante
Gesetze, wie z. B. das Elterngeld Plus
oder Steuerklasse II. Auf Fachtagungen entwickeln wir Lösungsansätze
und Stellungnahmen für Politik und
Pressearbeit. Für Alleinerziehende
sind wir eine wichtige Anlaufstelle
und vermitteln Hilfen und Kontakte.
yy Seminare und Freizeiten, z. B.
Familienwochenende oder Reiterferien
yy ab Herbst 2015: Gesprächsgruppe
mit Kinderbetreuung
Was ist für Alleinerziehende im
Alltag wichtig?
Ein zentraler Punkt ist hier die
Selbstfürsorge, denn es gilt: Geht es
mir gut, dann geht es meinem Kind
auch gut.
Sich und seine Situation so anzunehmen, wie sie ist, und Gefühle (egal
ob positiv oder negativ) zuzulassen.
Trotz Mehrfachbelastung durch
Arbeit, Kinder und Haushalt ist es
wichtig, sich Auszeiten zu nehmen,
auch wenn es nur ein paar Minuten
am Tag sind. Den anderen Elternteil
trotz Trennung mit einzubeziehen
schafft Freiräume und ist auch für die
Was bietet VAMV an?
Entwicklung des Kindes von großer
Als Bundes- und Landesverband sind Bedeutung.
wir eine Lobby für Alleinerziehende
auf gesellschaftlicher und politischer Gerade wenn Familie und Partner
Ebene mit der Möglichkeit, ein Netz- fehlen, ist es wichtig, sich ein soziales
werk zu schaffen. Als Ortsverein und Netzwerk zu schaffen, sich auszutauschen, unbeschwert Zeit zu verbrinKontaktstelle bieten wir diverse
gen und Ansprechpartner zu haben.
Angebote für Betroffene. Es existiert
keine Patentlösung, sondern wichtig Raus aus dem virtuellen Leben und
ist, die individuellen Familienformen reale Kontakte suchen! Es existieren
in Passau Krabbelgruppen, Elternmit ihren eigenen Bedürfnissen
cafes und Treffs für Alleinerziehende.
ernst zu nehmen.
Schaffen Sie sich berufliche Perspektiven, um die finanzielle Situation
Gibt es spezielle Angebote in
zu entschärfen. Es gibt zahlreiche
Passau?
Möglichkeiten von TeilzeitausbildunIn Passau verstehen wir uns als
Selbsthilfegruppe für alleinerziehen- gen oder Weiterbildungsmaßnahmen, um den Wiedereinstieg ins
de Mütter und Väter. Wir bieten
Berufsleben zu erleichtern. Hier gilt
Hilfe zur Selbsthilfe und vermitteln
es, seine Möglichkeiten realistisch
weitere Hilfen:
einzuschätzen und einen Plan
yy Monatliche Kinderkurse
zurechtzulegen, verlässliche Kinderyy Beratung über soziale Medien
betreuung zu organisieren und
Hilfen sowie Beratungen wahrzuyy Für Mitglieder telefonische
Rechtsberatung durch Fachanwalt nehmen.
für Familienrecht
yy Kinderübernachtung zur Entlastung alleinerziehender Elternteile Das Interview führte Nadine Ettl.
Amt für Kinder, Jugend und Familie
Beratung und Vermittlung von Hilfen für Eltern und Kinder,
Unterhalt, Vaterschaft, Sorgerecht, Kindertagesbetreuung,
Kinderschutz, Pflege und Adoption
Telefon 0851 396-700 oder 396-723
KoKi – Netzwerk frühe Kindheit
Beratung und frühe Hilfen für Kinder von 0 bis 6 Jahren
Telefon 0851 396-722
beide: Spitalhofstr. 21, 94032 Passau, www.passau.de
Kinderschutzbund Passau
Familienhilfe/Familienpaten,Ferienbetreuung, Babysitter,
Kinderbekleidung im Kleiderladen, Familienzentrum
Telefon 0851 2559
Nikolastr. 9, 94032 Passau, www.kinderschutzbund-passau.de
Kinderklinik Dritter Orden Passau
Notfallambulanz und stationäre Behandlung
Telefon 0851 7205-0
Notruf rund um die Uhr
Telefon 0851 7205-301
SPZ – Sozialpädiatrisches Zentrum
Spezialambulanzen für Kinder mit Verdacht auf
Entwicklungsauffälligkeiten, Verhaltensauffälligkeiten
und chronischen Erkrankungen
Telefon 0851 7205-164
Bischof-Altmann-Str. 9, 94032 Passau
www.kinderklinik-passau.de
Caritas Frühförderungsdienst
Früherkennung, Beratung und Therapie bei entwicklungsund verhaltensauffälligen Klein- und Vorschulkindern
Telefon 0851 951688-0
Im EuroPark, Neuburger Str. 128, 94036 Passau
www.fruehfoerderung-passau.de
Caritas Erziehungs-, Jugend- und
Familienberatung
Beratung von Eltern, Kindern, Jugendlichen und Familien
bei Erziehungsfragen, Entwicklungsauffälligkeiten, Familienkonflikten, Kinderschutz
Telefon 0851 50126-0
Ostuzzistr. 4, 94032 Passau, www.erziehungsberatung-passau.de
BAYERISCHES LANDESJUGENDAMT
INHALT
3 Jahre 3 Monate
1
Das Fragealter
4 Im Kindergarten
5
Das sagt man nicht
„Wohin gehen die Fische schlafen?“
Fragt Ihnen Ihr Kind auch jeden Tag Löcher in den Bauch?
Kinder sind neugierig, sie interessieren sich für die Welt.
Das ist wichtig und gut so! Im Vorschulalter sind Kinder
nämlich besonders wissbegierig. Sie wollen den Dingen
auf den Grund gehen. Sie wollen Neues erfahren und mit
bereits Gelerntem in Einklang bringen. Ihr Kind fragt und
6 Zeit der Infekte
argumentiert inzwischen auf seine ganz eigene Weise und
7
entwickelt sich dabei zu einer kleinen Persönlichkeit. Sie
Gesund ernähren
10 Arbeitsteilung in
werden es dafür lieben,
der Familie
aber auch manchmal an
12
Allein erziehen
die Grenzen Ihrer Ge­
16
Infoadressen
ben
Fragen greung
Orientie elt.
in der W
duld gelangen. Tragen
Sie es mit Fassung!
Im Alter von drei Jahren beginnt das sogenannte Fragealter.
Anfang des zweiten Lebensjahres
gab es schon einmal eine Phase,
in der Ihr Kind viele Fragen hatte.
Aber das waren sogenannte Wasoder Zeigefragen. Es deutete auf
einen Gegenstand und wollte von
Ihnen wissen, wie er heißt. Manche Experten bezeichnen diese
Phase als das „erste Fragealter“.
So gesehen ist Ihr Kind jetzt,
mit drei Jahren, im zweiten Fragealter. Nun kommen die WarumFragen. Oft werden Sie schmunzeln müssen, wenn Sie hören,
worüber sich Ihr Kind so seine
Gedanken macht. Aus dem Blickwinkel Ihres Kindes betrachtet
sind seine Fragen jedoch keineswegs lustig gemeint. Sie dienen
ihm als Orientierung in der Welt.
nimmt
Ihr Kind Fragen
durch auf!
Kontakt
Außerdem ist das Frage-undAntwort-Spiel eine Möglichkeit,
mit Ihnen in Kontakt zu sein. Besonders Kinder, die gern und viel
reden, haben mit ihren Fragen die
Möglichkeit, Sie als Gesprächspartner zu gewinnen. Sie bekommen damit das Interesse und die
Aufmerksamkeit ihrer Eltern oder
anderer vertrauter Menschen.
Und welches Kind würde das nicht
wollen?
So schön das alles ist, für Sie
als Eltern wird es manchmal sehr
anstrengend. Gerade bei längeren Zugfahrten oder in Wartezimmern, wenn Sie müde und erschöpft sind, hätten Sie vielleicht
lieber Ihre Ruhe. Auch in hektischen Situationen, wenn Sie morgens spät dran sind und sich beeilen müssen, haben Sie weniger
Geduld, Fragen zu beantworten.
Aber die Wissbegier Ihres Kindes
scheint unerschöpflich. Gelegentlich unterhält es mit seinen vielleicht manchmal ulkigen Fragen
seine ganze Umgebung.
2
Ihr Kind wird Ihnen manche Fragen immer wieder stellen.
„Warum muss ich jetzt ins Bett?“
kann eine Zeit lang jeden Abend
kommen. Das liegt nicht daran,
dass Ihr Kind so vergesslich ist
oder Sie ärgern möchte. Kinder
lieben Wiederholungen! Ebenso
wie sie ein Bilderbuch immer und
immer wieder anschauen möchten, können sie auch von manchen Gesprächsthemen nicht genug bekommen. Dass sie auf die
immer gleichen Fragen die immer
gleiche Antwort bekommen, stört
sie nicht, im Gegenteil: Es ist für
sie ein Stück Sicherheit und Verlässlichkeit in einer für Kinder oftmals verwirrenden Welt.
Kinder haben einen ganz natürlichen und gefühlvollen Zugang zu ihrer Umwelt. Manchmal
sind Kinderfragen geradezu philosophisch. Für uns als Erwachsene
sind sie oft ein Anstoß, über manche Hintergründe nachzudenken
und auch selbst mal genau hinzuschauen. Und nicht immer werden
wir auf Kinderfragen zufriedenstellende Antworten parat haben.
•
Wenn Sie etwas nicht wissen,
können Sie das ruhig zugeben.
Überlegen Sie gemeinsam mit
Ihrem Kind, wie die Antwort
wohl lauten könnte.
•
Kinder möchten über alles reden, was sie entdecken. Sie
müssen nicht alles haargenau beantworten. Im Gegenteil: Die Antwort sollte nicht zu
kompliziert und lang sein.
•
Wenn Sie erschöpft oder in Eile
sind, also nicht ständig Fragen
beantworten wollen, sagen Sie
das Ihrem Kind. Vereinbaren
Sie mit ihm eine „Fragepause“.
•
Grundsätzlich jedoch braucht
Ihr Kind das Gefühl, dass sich
das Fragen lohnt und seine
Fragen freundlich und klar beantwortet werden.
•
Wenn Sie sich Zeit nehmen und
die Fragen Ihres Kindes ernst
nehmen, werden Sie einen
wunderbaren Einblick in seine
Gedankenwelt bekommen.
3
Lernen im Kindergarten
Ihr Kind geht jetzt mit drei Jahren wahrscheinlich schon in den
Kindergarten. Einen großen Teil des Tages verbringt es nun
ohne Sie. Was tut es dort, womit verbringt es seine Zeit, was
lernt Ihr Kind im Kindergarten?
rgarten
I m K i n d ei n K i n d
lernt e inge als
a n d e r e Da u s e .
zu H
4
Ziel der Kindergartenerziehung ist es, Ihr Kind zu einem lebenstüchtigen und glücklichen
Menschen heranwachsen zu lassen. Einem Menschen, der bezie­
hungsfähig ist, eine positive Le­
benseinstellung hat und hilfsbereit
auf andere zugeht. Ihr Kind soll
Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen erlernen, aber auch
soziales Verhalten und Rücksicht auf Schwächere. Doch nicht
nur das Sozialverhalten will gelernt sein: Auch die Kreativität
der Kinder wird im Kindergarten
gefördert. In den letzten Jahren
ist Sprachförderung zunehmend
wichtiger geworden.
Ihr Kind wird im Kindergarten viele Möglichkeiten bekommen, sich zu bewegen und an der
frischen Luft auszutoben, es wird
auch etwas über gesunde Ernährung und Hygiene erfahren. Das
Interesse für Natur, Umwelt und
Technik wird geweckt und die
Grundlagen für einen vernünftigen Umgang mit Medien gelegt.
Besonders im Jahr vor der Einschulung wird Ihr Kind im Rahmen der Vorschulerziehung inten-
Kreativität, Sprache, Bewegung
und Gesundheit, Vorschulerziehung, Natur, Umwelt und Technik sowie Medienerziehung lesen.
Dabei werden Sie viel über den
Alltag Ihres Kindes im Kindergarten erfahren, aber auch Tipps und
Anregungen bekommen, wie Sie
als Eltern Ihr Kind begleiten und
unterstützen können.
siv auf den Schuleintritt vorbereitet.
Kinder sind neugierig. Sie lernen gerne. Mehr als früher geht
die Pädagogik heute davon aus,
dass ein Kind alles in sich trägt,
was es zum Lernen braucht. Die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
im Kindergarten verstehen sich
deshalb als Lernbegleiter. Sie
schauen nicht in erster Linie, was
ein Kind nicht kann, sondern setzen bei seinen Fähigkeiten an.
Gefördert werden die Neugier,
das Interesse und die Fähigkeit
von Kindern, sich Wissen anzueignen und neue Erfahrungen zu machen. Ihr Kind wird lernen, Probleme zu lösen, mit anderen Kindern
zusammen etwas anzupacken und
sich mit ihnen auszutauschen.
Was im Kindergarten an Inhalten vermittelt wird, darüber
möchten wir Sie in den kommenden drei Jahren, in denen Ihr Kind
voraussichtlich den Kindergarten
besuchen wird, informieren. Unter
der Überschrift: „Lernen im Kindergarten“ können Sie Beiträge
zu den Themen Sozialverhalten,
Wie Sie den Gebrauch
von Schimpfwörtern
einschränken können
•
Seien Sie ein gutes Vorbild.
Überprüfen Sie Ihren eige­
nen Sprachschatz.
•
Ignorieren Sie einmalige
Entgleisungen. Denn eine
heftige Reaktion macht die
Schimpfwörter nur noch in­
teressanter.
•
Machen Sie klare Ansagen
bei häufigem Gebrauch.
Sagen Sie Ihrem Kind ganz
deutlich, dass Sie diese Art
Sprache nicht dulden.
•
Seien Sie konsequent. Geben
Sie Ihrem Kind eine klare
Orientierung, was zu Hause
erlaubt ist und was nicht.
„Das sagt man nicht!“ –
schlimme Wörter
sten
K i n d e r t en g v o n
d i e W i r k ue a u s .
Sprach
Kraftausdrücke wie „du Blödmann“, „du Depp“ oder Schlimmeres hören Sie jetzt vielleicht
auch von Ihrem Kind. Sehr zu Ihrem Leidwesen haben sich derlei
Kraftausdrücke in das Vokabular
Ihres Kindes gemischt. Es hat die
Schimpfwörter im Kindergarten,
bei Freunden oder auf dem Spielplatz aufgeschnappt. Vielleicht
kommt aber auch Ihnen selbst
ab und zu das eine oder andere Schimpfwort über die Lippen.
Und Kinder, die ja durch Nachahmung lernen, plappern interessante Wörter einfach nach und
freuen sich über die Reaktion.
Aber noch ist nicht viel passiert. Der Gebrauch von Schimpfwörtern oder Flüchen zeigt ja zunächst nur, dass Ihr Kind die
Macht der Sprache verstanden
hat und kreativ damit umgeht.
Und es zeigt, dass es gelernt hat,
seinen Ärger in Worte zu kleiden.
Aber das bedeutet natürlich nicht,
dass Sie sich von Ihrem Sprössling
wütend beschimpfen lassen müssen und seinen lockeren Sprachgebrauch tolerieren sollten. Nein,
zeigen Sie Ihrem Kind deutlich
Ihre Grenzen und sagen Sie ihm,
dass Sie so nicht angesprochen
werden möchten.
5
Die Zeit der Infekte
Viele Eltern haben es schon erlebt: Kaum geht Ihr Kind in den
Kindergarten, ist es ständig krank. Kein Wunder, denn durch
den Kontakt mit vielen Kindern ist es verschiedensten Keimen
und Krankheitserregern ausgesetzt. Meistens sind diese läs­
tig, aber harmlos. Das Immunsystem eines Kindes ist mit drei
Jahren noch nicht so ausgereift. Es muss mit unterschiedlichen
Erregern in Kontakt kommen, um sich entsprechend zu entwi­
ckeln und eine gute Abwehr auszubilden.
Damit Ihr Kind sich gut entwickeln kann und gesund und leis­
tungsfähig bleibt, ist eine gute Ernährung wichtig. Ihr Kind
befindet sich im Wachstum, das bedeutet, es muss nicht nur
wie wir Erwachsenen einfach die verbrauchten Kalorien und
Nährstoffe ersetzen, sondern es muss zusätzlich „Aufbauarbeit
leisten“. Das heißt, sein täglicher Bedarf an Nährstoffen ent­
spricht seiner jeweiligen Entwicklungsphase. In starken Wachs­
tumsphasen braucht es also auch mehr gute Nährstoffe.
Wetter nach draußen. Gegen
Feuchtigkeit schützen feste
Schuhe und eine wasserdichte
Regenjacke mit Kapuze.
nen. Die ganze Familie sollte also
auf eine vernünftige Ernährung
achten. Das Ernährungsverhalten eines Menschen wird in den
ersten zehn Lebensjahren geprägt: Ob er gerne isst, ob er sich
gesund ernährt, ob er weiß, wann
er genug hat, all das hat der spätere Erwachsene in seiner Kindheit gelernt.
Dennoch werden Sie als Eltern kaum begeistert sein, wenn
Ihr Kind wieder einmal das Bett
hüten muss. Es hilft auch wenig,
ein Kind zu warm anzuziehen, um
eine Erkältung zu verhindern. Im
Gegenteil, ein nass geschwitztes
Kind ist erst recht anfällig.
rme
Auch wa kann
K l e i d u n gl t u n g e n
z u E r k är e n !
•
füh
•
Kleiden Sie Ihr Kind am besten im „Zwiebel-Look“, das
heißt mehrere dünne Schichten übereinander, die es dann
entsprechend an- und ausziehen kann. Das ist besser als ein
dicker Wollpullover mit einem
kurzärmeligen T-Shirt darunter.
Regelmäßiges Händewaschen
hilft, dass Ihr Kind eingefangene Keime nicht über den Mund
in seinem Organismus aufnimmt. Auch die Weitergabe
von Keimen an andere Kinder
wird so verhindert.
•Viel Bewegung an der frischen
Luft trainiert die Abwehr Ihres
Kindes. Gehen Sie bei jedem
6
Wir ernähren uns gesund
•Eine vitaminreiche und ausge-
wogene Kost hilft Ihrem Kind
ebenfalls, gesund zu bleiben.
Viel frisches Obst und Gemüse,
Vollkornprodukte, wenig mageres Fleisch und Fisch bieten
die Basis einer gesunden Ernährung.
•
Bei ansteckenden Krankheiten wie zum Beispiel den klassischen Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln ist
eine Impfung ratsam. Informieren Sie sich bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin.
In der Regel ernährt sich ein
Kind so gesund wie die Familie,
in der es aufwächst. Seit Ihr Kind
bei Tisch mitisst und keine Babykost mehr bekommt, passt es sich
Ihrem Ernährungsverhalten zunehmend an. Eltern, die sich von
Pommes, Fertiggerichten und Süßigkeiten ernähren, werden ihr
Kind kaum von frischem und vollwertigem Essen überzeugen kön-
Den gemeinsamen Mahlzeiten kommt dabei eine große Bedeutung zu. Essen Sie sooft es
geht gemeinsam. Kein Mensch
isst gerne alleine und ein Kind
schon gar nicht. Wenn die anderen Familienmitglieder mit am
Tisch sitzen und essen, macht es
gleich viel mehr Spaß. Wenn dabei auch gute Stimmung herrscht
und Sie mit Ihrem Kind ein wenig
plaudern, umso besser. Streitigkeiten sollten keinesfalls während der Mahlzeiten ausgetragen werden.
Sinnvoll sind drei Mahlzeiten:
Frühstück, Mittagessen, Abendes-
7
sen – mit jeweils zwei kleinen Zwischenmahlzeiten. Das Frühstück
sollte reichhaltig, das Abendessen eher leicht sein und wenig
belasten. Als Zwischenmahlzeit
eignen sich Obst, Rohkoststücke (Karotten, Kohlrabi), Joghurt
oder auch Knäckebrot oder Zwieback. Was die Lebensmittelindustrie gern als „gesunde Snacks“
anpreist, ist meist nichts anderes als eine versteckte Süßigkeit
und als Zwischenmahlzeit nicht zu
empfehlen.
änke
S ü ß e G e tern d e n
verderb und
Appetit dick!
machen
Achten Sie darauf, dass Ihr
Kind ausreichend trinkt. Kinder
können nicht so viel Flüssigkeit
speichern wie Erwachsene, deshalb müssen sie regelmäßiger
und reichlich trinken. Als Getränke eignen sich Wasser, ungesüßte Früchte- oder Kräutertees,
auch Saftschorlen können angeboten werden. Limonaden, pure
Säfte und Fruchtsaftgetränke enthalten sehr viel Zucker und sind
zu vermeiden. Cola ist für Kinder
mit drei Jahren ohnehin nicht geeignet.
Achten Sie bei der Auswahl
Ihrer Lebensmittel darauf, dass
diese möglichst frisch und unbehandelt sind. Fertigprodukte enthalten meistens viel Fett,
viel Zucker sowie künstliche Ge-
8
schmacksverstärker. Die Grundlage für eine gesunde Ernährung
bilden reichlich Obst und Gemüse, ausreichend Brot, Kartoffeln,
Reis und Nudeln, Milchprodukte wie Quark, Joghurt, Milch und
Käse, wenig Fleisch und Wurst,
dafür gelegentlich Fisch oder Eier.
Scharf gewürzte Gerichte sowie
sehr fette Kost belasten den Organismus Ihres Kindes unnötig.
Wenn Sie Ihrem Kind Süßigkeiten geben, dann am besten
nur nach den Mahlzeiten, wenn
es bereits satt ist. Dann ist die Gefahr gering, dass das Kind sich
den Appetit auf Gesünderes verdirbt. Auch dass aus Langeweile
genascht wird, lässt sich so verhindern. Als Süßigkeiten eignen sich
Bio-Gummibärchen, Vollkornkekse oder auch etwas Schokolade.
Wenn Ihr Kind nicht essen
mag, zwingen Sie es nicht dazu.
Vielleicht ist gerade eine Wachstumsphase vorbei und es hat einfach weniger Hunger. Vielleicht
hat es auch Kummer, bekommt
einen Backenzahn oder brütet gerade eine Kinderkrankheit aus.
Umsorgen Sie Ihr Kind und gehen
Sie der Sache auf den Grund.
ausW a s s c h öcnh m e c k t
sieht, s esser!
auch b
Spatzenappetit? Kein Grund zur Sorge!
Wenn Ihr Kind generell ein schlechter Esser ist oder etwas
zu wenig Gewicht auf die Waage bringt, hier einige Tipps:
• Lassen
Sie sich nicht dazu
verleiten, Ihrem Kind Süßigkeiten zu geben, nur damit
es überhaupt etwas zu sich
nimmt. Das macht den Appe­
tit noch schlechter.
• Lassen
Sie Ihr Kind bei der
Zubereitung der Mahlzeiten
mithelfen. So kann es zum
Beispiel die Quarkspeise an­
rühren oder einen Obstteller
mit herrichten.
• Das Essen sollte schmecken.
Jedes Kind hat Lieblingsge­
richte. Gehen Sie bei der Pla­
nung der Mahlzeiten auch im­
mer wieder einmal auf seine
Wünsche ein.
• Das
Auge isst mit: Eine
hübsch hergerichtete, kind­­
gerechte Mahlzeit macht
mehr Appetit als ein Fertig­
menü aus der Mikrowelle.
• Frische
Luft und Bewegung
machen Hunger. Achten Sie
darauf, dass Ihr Kind sich den
Tag über genug austoben
kann.
9
Arbeitsteilung in der Familie
Wenn das Kind in den Kindergarten kommt, kehren vie­
le Mütter oder Väter an ihre alte Arbeitsstelle zurück. Bei
Inanspruchnahme der Elternzeit gilt die Arbeitsplatzgarantie in
der Regel drei Jahre lang.
Wenn bisher einer von Ihnen
hauptsächlich das Kind betreut
und dazu viel Zeit zu Hause verbracht hat, sind ihm oder ihr auch
die meisten Hausarbeiten zugefallen. Auch Paare, die mit einer sehr
fairen Arbeitsteilung ihre Ehe oder
Beziehung begonnen haben, rutschen, sobald das erste Kind da
ist, wieder in traditionelle Rollenmuster. Und manchmal bleibt das
auch so.
Besonders die berufstätigen
Mütter neigen oftmals dazu,
sich zu überfordern. Insbesondere, wenn ihnen von der Umwelt
ein schlechtes Gewissen gemacht
wird, möchten sie sich nichts
nachsagen lassen und alles möglichst perfekt machen. Doch dabei
bleibt so manches auf der Strecke.
Der Spaß, die Gelassenheit, die
Leichtigkeit im Umgang mit dem
Kind, aber auch die Beziehung
zum Partner können leiden.
stieg in
W i e d e r e i nf : r e c h t den Beru planen!
zeitig
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Vielleicht waren Sie als Vater
oder Mutter in den ersten Lebensjahren Ihres Kindes der „Haupternährer“ der Familie: Sie waren voll
berufstätig und tagsüber nicht viel
zu Hause. Damit Sie sich nach Feierabend auch noch Ihrem Kind
widmen können, hat Ihnen Ihre
Partnerin oder Ihr Partner möglicherweise viele Alltagsarbeiten
abgenommen. Wenn er oder sie
nun ebenfalls wieder mehr Zeit im
Beruf verbringt, werden Sie sich
umstellen und einige Bequemlichkeiten aufgeben müssen. Das
geht oftmals nicht ohne Widerstände und Reibereien. Darum:
•
Machen Sie sich klar, dass der
Wiedereinstieg eines Partners
in den Beruf eine große Veränderung im Familiengefüge ist.
•
Sprechen Sie sich ab, und zwar
schon, bevor die neue Situation eintritt. Legen Sie eine
neue Arbeitsverteilung fest, die
möglichst keinen von beiden
überfordert. Am besten, Sie
machen einen Plan, an den sich
beide Partner halten.
•Respektieren Sie, was Ihr Part-
ner bisher für die Familie getan hat, sei es eher die wirtschaftliche Versorgung, sei es
mehr die Familienarbeit.
•
•
nnen im
K i n d e r kaöl t s c h o n
Haush elfen –
g u t m i tihe J u n g s !
auch d
Auch wenn Ihr Kind jetzt länger
als bisher außerhalb der Familie betreut wird, ist doch jede
Veränderung erst einmal anstrengend. Versuchen Sie, die
Übergangszeit so entspannt
wie möglich zu gestalten und
laden Sie sich nicht noch zusätzliche Arbeiten auf.
Wenn Sie als Eltern beruflich
wieder mehr eingespannt sind,
sollten Sie auch für Entlastung
sorgen. Überlegen Sie, wo sich
Arbeit einsparen lässt und
nehmen Sie angebotene Hilfe
dankend an.
•
Bedenken Sie auch, dass Ihr
Verhalten für Ihr Kind Vorbildcharakter hat. Eine faire Arbeitsteilung und ein harmonisches Miteinander der Eltern –
auch bei der Hausarbeit – sind
prägend und haben mehr Wirkung als viele Ermahnungen
und Gespräche.
•Auch
Ihr Kind kann nach und
nach schon kleine Pflichten
übernehmen, etwa beim Tisch­
abräumen oder Abwasch helfen oder seine Schuhe ins Regal stellen. Es wird das umso
lieber tun, wenn alle in der Familie zusammenhelfen.
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D a s e i g e na u e n
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S e l b s t v e r ts i c h a u c h
ü b e r t r ä gdta s K i n d !
auf
Ein Kind allein erziehen
Für Kinder sorgen, einen Beruf ausüben, mit geringem Ein­
kommen auskommen... das hört sich wirklich nicht einfach an.
Allein mit Kind, da sind eine gute Portion Fantasie, Wagemut
und Einsatz gefragt. Und nicht zu vergessen, ein großer Kreis
von Unterstützerinnen und Unterstützern! Allein erziehen ist
meist Frauensache. Nur zehn Prozent der Alleinerziehenden sind
Männer.
llen ein
K i n d e r s oe r h ä l t n i s
gutes V n Elternzu beide haben!
teilen
12
Ein Großteil der Mütter oder
Väter sind nach Trennung oder
Scheidung alleinerziehend. Ein
eher geringer Teil von Frauen ist
von Anfang an alleinerziehend, ein
anderer Teil ist verwitwet. Nach
einer Trennung oder Scheidung
leben die Kinder meist bei einem
Elternteil, egal ob die Eltern das
gemeinsame Sorgerecht haben
oder einem von ihnen das alleinige Sorgerecht zusteht. Der andere Elternteil muss für seine Kinder
Unterhalt bezahlen. Zudem kann
und soll er den Kontakt zu seinen Kindern pflegen. Im Idealfall
bleibt er ihnen als Vater oder Mutter erhalten, ist ihr Ansprechpart­
ner und Unterstützer und nimmt
so Verantwortung wahr. Die Kinder verbringen je nach Vereinbarung einzelne Tage, Wochenen-
den oder Ferien bei dem Elternteil, mit dem sie im Alltag nicht
zusammenleben. Das ist anfangs
nicht immer leicht. Viele Auseinandersetzungen der früheren Partner
kreisen um den Umgang mit den
Kindern. Dennoch lohnt es sich,
an zufriedenstellenden Lösungen
zu arbeiten:
•
Für die Entwicklung der Kinder ist ein gutes Verhältnis zu
beiden Elternteilen wichtig.
Je entspannter der Kontakt ist,
umso besser.
•
Für die Alleinerziehenden ist es
gut, wenn die Kinder auch mal
beim anderen Elterteil sind.
Das gibt ihnen Freiräume, um
sich zu erholen oder auch mal
etwas für sich zu tun.
•
Männer oder Frauen, die, aus
welchen Gründen auch immer,
von ihrer Familie getrennt sind,
leiden oft sehr darunter. Der
Umgang mit den Kindern gibt
ihnen die Möglichkeit, Kontakt
zu ihren Kindern zu haben und
weiterhin ihre Aufgabe als Eltern wahrzunehmen.
Auch wenn Kontakt zum anderen Elternteil besteht, sind Alleinerziehende im Alltag weitgehend auf sich gestellt. Der Spagat, Geld verdienen zu müssen
und gleichzeitig gut für die Kinder zu sorgen, führt bei vielen zu
permanenter Überforderung. Die
Organisation des Alltags wird oft
zur logistischen Meisterleistung.
Mit der Zeit wachsen Allein­
erziehende in ihre Rolle hinein.
Gefordert sind allerdings Kreativität und Eigenständigkeit. Ist
erst einmal der schwierige Neubeginn geschafft, kann sich ein neues Selbstbewusstsein einstellen.
Wichtig ist, sich ein eigenes und
befriedigendes Leben aufzubauen. Besteht ein guter Kontakt
zwischen dem Kind und dem getrennt lebenden Elternteil, entstehen oft Freiräume, die im gemeinsamen Familienleben nicht möglich waren. Alleinerziehende entdecken oft Kräfte und Fähigkeiten
an sich, die bisher verborgen waren. Sie entwickeln Mut, wichtige
Entscheidungen alleine zu treffen.
Sie haben gelernt, ihre Interessen zu vertreten und sich durchzusetzen. Dies wirkt sich auch positiv auf die Kinder aus: Wenn Mütter und Väter ein gutes Selbst-
vertrauen haben, dann trauen
sie auch ihren Kindern mehr zu.
Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit gehören zum Leben
ganz selbstverständlich dazu.
Selbstzweifel und Schuldgefühle sind Alleinerziehenden nicht
fremd. Sie tragen alles allein. Ein
entlastender Partner fehlt. Oft
bleibt die vollständige Familie als
Wunschtraum innerlich bestehen.
Da lohnt es sich, bei anderen Familien genau hinzusehen: Auch
dort sieht nicht immer alles rosig
aus. Und: Eine gelungene Trennung ist besser als ständig streitende Eltern. Wichtig ist nicht,
in welcher Familienform ein Kind
groß wird. Wichtig ist, dass zwischen Eltern und Kindern eine sichere Bindung besteht.
Ein offener und fairer Umgang mit Konflikten, einfühlsames und unterstützendes Verhalten beider Elternteile sowie
eine ausreichende materielle Situation sind weitere Faktoren, mit
deren Hilfe sich ein Kind in einer
Ein-Eltern-Familie gut entwickeln
kann. Meist sind die Kinder schon
sehr früh selbstständig. Sie müssen im Alltag öfter und für längere Zeit ohne ihre Eltern auskommen. Das nährt Schuldgefühle
und es kommt schon mal das Gefühl auf, zu wenig Einblick in das
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Leben des Kindes zu haben. Nur:
Alleinerziehende müssen nun einmal auch materiell für sich und ihr
Kind sorgen. Und es ist ebenfalls
notwendig, Zeit für sich selbst zu
haben. Sorgen Sie also für ein gesundes Mittelmaß: Entscheidend
ist nicht die Quantität, sondern
die Qualität der Beziehung. Alleinerziehende Mütter und Väter
haben oft eine besonders innige
Beziehung zu ihrem Kind. Das ist
sehr schön, jedoch darf das Kind
kein Partner-Ersatz werden. Sie
überfordern Ihr Kind, wenn Sie
alle Probleme in der ganzen Tragweite besprechen. Suchen Sie lieber Kontakt zu Freunden und Bekannten. In Gemeinden und Städten gibt es häufig Alleinerziehende, die sich regelmäßig in der
Gruppe treffen. Hier kann man
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W i c h t i g i st d e r
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d i e Q u a l is a m e n
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sich austauschen, Neuigkeiten erfahren und in Ruhe plaudern.
Meist ist das größte Problem
für Alleinerziehende, Kindererziehung und Beruf unter einen Hut
zu bringen. Sie befinden sich in
einem Dilemma: Die Unterhaltszahlungen sind in der Regel nicht
die Haupteinkommensquelle. Die
finanzielle Situation ist angespannt, gleichzeitig muss das
Kind während Ihrer Arbeitszeit gut
betreut sein. Auch wenn ein Krippen- oder Kindergartenplatz gefunden wurde, ist der Organisationsaufwand hoch. Darum ist es
für Sie als berufstätige Alleinerziehende unerlässlich, einen großen
Unterstützerkreis zu pflegen,
der in Notfällen einspringt.
Fragt Ihr Kind nach dem
Grund der Trennung, erklären Sie
sachlich und kindgerecht, warum Sie nicht mehr mit Ihrem Partner zusammen sind. Auch wenn es
nicht leicht fällt, mit Respekt vom
getrennt lebenden Ex-Partner zu
sprechen: Lassen Sie sich nicht
hinreißen, ihn abzuwerten. Kinder lieben beide Elternteile. Sind
sie gezwungen, sich innerlich für
einen von beiden entscheiden zu
müssen, kann dies zu einer seelischen Zerreißprobe führen. Wenn
es irgendwie möglich ist: Arbeiten Sie im Interesse des Kindes
M a ch e n S ie e r
d e n E x - P a r tKnin d
v o r Ih r e m ch t !
n ic h t sc h le
mit dem anderen Elternteil zusammen. Dies ist nicht nur langfristig für die positive Entwicklung
Ihres Kindes sehr günstig, es eröffnet auch Ihnen Freiräume. Es
fällt natürlich nicht immer leicht,
das Kind zum Ex-Partner gehen zu
lassen. Vielleicht ist ja in der Zwischenzeit ein neuer Partner aufgetaucht, zu dem das Kind eine Beziehung aufbaut? Denken Sie daran, dass Ihr Kind beide Eltern
braucht. Zieht sich der andere Elternteil von sich aus zurück, sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ein realistisches Bild von ihm bekommt,
und zwar ohne zu schimpfen.
Trotz aller Belastungen, die
entstehen, wenn Sie alleinerziehend sind, können Sie doch stolz
auf die Entwicklung Ihres Kindes sein. Sie meistern gemeinsam
eine schwierige Lebenssituation.
Dafür gebührt Ihnen Respekt
und Anerkennung. Wenn Ihnen
doch einmal alles zu viel wird oder
wenn Ihre finanzielle Situation zumindest vorübergehend problematisch ist, dann scheuen Sie sich
nicht, Unterstützung zu suchen
und anzunehmen, wo immer sie
sich bietet. Dies ist kein Zeichen
von Schwäche, sondern der Weg,
für sich zu sorgen.
Staatliche Hilfen für Alleinerziehende
• Laufende oder einmalige Hilfen
zum Lebensunterhalt
• Wohngeld
• Zuschuss zum Betreuungsgeld
für Krippe, Kindergarten und Hort
• Unterhaltsvorschuss
Anderweitige Unterstützung bekommen Sie außerdem,
• wenn Ihr Kind krank ist: Mit ärztli­
chem Attest können alleinerziehen­
de Arbeitnehmer bis zu 20 Arbeitsta­
ge pro Jahr bei ihrem Kind (unter 12
Jahren ) zu Hause bleiben.
• wenn Sie selbst erkranken: Beispiels­
weise wird bei einem Krankenhaus­
aufenthalt über den allgemeinen So­
zialdienst (beim Jugendamt nach­
fragen) oder eine Sozialstation Hilfe
für Kinderbetreuung und Haushalt
organisiert.
• wenn
Sie nervlich und körperlich
am Ende sind: Informieren Sie sich
über die Möglichkeit einer Kur. (In­
formationen über Mütterkuren oder
Mutter­Kind­Kuren siehe 12. Eltern­
brief!) Ihre Krankenkasse, der Allge­
meine Sozialdienst des Jugendamtes
sowie Schwangeren­ und Sozialbe­
ratungsstellen geben Auskunft und
helfen bei der Antragsstellung.
15
BAYERISCHES LANDESJUGENDAMT
Weitere Informationen:
Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunter­
laden oder als Newsletter abonnieren: beim OnlineRatgeber „Eltern im Netz“ des Bayerischen Landes­
jugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche
Informationen zu vielen der hier genannten Themen:
www.elternimnetz.de
15
Verband alleinerziehender Mütter und Väter
Genauere Informationen: www.vamv-bayern.de
Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts
www.rki.de/impfen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.impfen-info.de
Impf-Hotline des Deutschen Grünen Kreuzes e.V.
Tel. 06421 / 293-188 (dienstags 10 bis 12 Uhr)
Im nächsten Elternbrief:
–
–
–
–
–
Regeln und Grenzen
Die ersten Sandkastenfreundschaften
Familienklima
Lernen im Kindergarten: Sozialverhalten
Familie hat viele Gesichter:
Migranten und bikulturelle Familien
– U8-Untersuchung
– Zahngesundheit
– Mit links geht’s auch
Herausgegeben vom
Zentrum Bayern
Familie und Soziales –
Bayerisches
Landesjugendamt
(BLJA)
V.i.S.d.P.:
Hans Reinfelder
Marsstraße 46
80335 München
Postanschrift:
Postfach 400260
80702 München
www.blja.bayern.de
Überreicht durch
Ihr Jugendamt
Die Elternbriefe werden gefördert durch:
Gesamtgestaltung: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck
Fotos: © Fotolia.com / contrastwerkstatt, teressa, somenski, Mat Hayward
© Bayerisches Landesjugendamt, Stand: April 2015, ISBN 3-935960-23-9