Kompetenzfeststellung im Jahrgang 8 (Hamburger

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Kompetenzfeststellung im Jahrgang 8 (Hamburger
Kompetenzfeststellung im Jahrgang 8 (Hamburger Hauptschüler)
(Jugendbildung Hamburg gGmbH)
Das Verfahren setzt sich aus handlungsorientierten Einzel- und Gruppenübungen zur Feststellung sozialer und berufsfeldbezogener Kompetenzen zusammen. Es dauert insgesamt
zwei Tage zuzüglich eines Tages für die individuellen Rückmeldegespräche.
Art des Verfahrens / Methode
Das Verfahren orientiert sich an Assessment-Center-Verfahren. Es finden kontrollierte und
standardisierte Beobachtungen von handlungsorientierten Einzel- und Gruppenübungen
statt. Zu diesem Zweck werden Beobachtungsbögen eingesetzt, die bereits vorformulierte
Beobachtungs- bzw. Merkmalsausprägungen auflisten, die jeweils durch Plus- (wahrgenommen) und Minuszeichen (nicht wahrgenommen) zu kennzeichnen sind.
Nach der Beobachtungsphase werden die Häufigkeit und Streuung der wahrgenommenen
Merkmale auf einer Skala von 1 bis 4 bewertet (1 = sehr gute Bewertung bei fast ausschließlich vergebenen Plus-Zeichen und sehr vielen wahrgenommenen Beobachtungsmerkmalen,
2 = gute Bewertung bei mehr Plus- als Minuszeichen und der Wahrnehmung von den meisten Merkmalsausprägungen, 3 = weniger gute Bewertung bei einem Überwiegen von Minuszeichen und der Wahrnehmung von nur wenigen Beobachtungsmerkmalen, 4 = schlechte
Bewertung bei fast fehlender Wahrnehmung von Merkmalsausprägungen).
Nach der Bewertung werden die unterschiedlichen Beurteilungen hinsichtlich einer möglichen Lernempfehlung interpretiert. Für jede Übung gilt es, Lob und Anerkennung auszusprechen und – bei Bedarf – eine Lernempfehlung abzugeben. Dies wird den Jugendlichen anhand eines Gesprächsleitfadens in dem Rückmeldegespräch am dritten Tag persönlich vermittelt. Zusätzlich erhalten die Jugendlichen ein farbiges Balkendiagramm, welches das festgestellte Kompetenzprofil anschaulich visualisiert.
Ziele / Zielgruppe /Konzeptkontext
Die Hamburger Behörde für Bildung und Sport hat in ihrer Ausschreibung die folgende Zielsetzung eines Kompetenzfeststellungsverfahrens im Jahrgang 8 der Hauptschulen benannt:
Bei den Schülerinnen und Schülern sollen berufsfeldbezogene und persönliche Kompetenzen ermittelt werden, die für eine spätere Einmündung in die Berufsausbildung relevant sein
sollen.
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Die festgestellten Kompetenzen sollen dokumentiert werden, damit diese Daten die individuelle Lernplanung strukturieren helfen und einen erfolgreichen Übergang in eine duale Berufsausbildung fördern. Da der Berufswahlentscheidungsprozess unterstützt werden soll,
wird gefragt, ob eine Berufsfeldempfehlung abgegeben werden kann.
Untersuchte Merkmale
Die Hamburger Behörde für Bildung und Sport möchte die folgenden Kompetenzdimensionen erhoben wissen:
Soziale Kompetenzen
•
Ausdauer
•
Kommunikationsfähigkeit und Selbsteinschätzung Mehrsprachigkeit
•
Konfliktfähigkeit
•
Leistungsbereitschaft
•
Lernfähigkeit
•
Selbstbewusstsein
•
Team- und Planungsfähigkeit
•
Teamfähigkeit
Berufsfeldbezogene Kompetenzen
•
Tempo bzw. Zeitmanagement,
•
Werkzeugeinsatz,
•
Wahrnehmung,
•
Instruktionsverständnis,
•
Genauigkeit und Präzision.
Inhalte / Übungen und Umfang / Dauer
Das Verfahren am 1. Tag: Sozialkompetenzen
Übungen und gemessene Kompetenzen
Dauer
1. Computerspiel: „Einrichten einer E-Mail-Adresse“
30 Minuten
Die Aufgabe dient als Einstieg in die Kompetenzfeststellung und misst
die Kommunikationsfähigkeit. Die Moderatorin bzw. der Moderator unterteilt die Gesamtgruppe in Zweiergruppen. In den Zweiergruppen soll sich
nach Möglichkeit eine PC-erfahrene Schülerin oder Schüler und eine
PC-unerfahrene Schülerin oder Schüler befinden. Der erfahrene ‚Exper-
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te’ hat dann mündlich dem ‚Laien’ zu erklären, wie er den PC einschaltet, sich ins Internet einwählt, wie er einen Provider für E-Mail-Verkehr
findet und sich dort eine kostenlose E-Mail-Adresse anlegt. Der ‚Experte’
hat die Aufgabe nur mündlich zu erklären. Zeigen oder Vorführen sind
nicht erlaubt. Falls nur wenige Jugendliche Erfahrungen mit der Informations- und Kommunikationstechnologie mitbringen, müssen die Beobachterinnen und Beobachter helfend zur Seite stehen. Zudem müssen
die Jugendlichen in einem zweiten Anlauf ihre Rollen tauschen. Das
Lernspiel ist erfolgreich beendet, wenn jede Schülerin und jeder Schüler
eine eigene E-Mail-Adresse vorweisen kann.
2. Reflexionsspiel: „Identifikation mit verschiedenen Gruppen“
40 Minuten
Diese Übung misst das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Allerdings lässt sich diese Beobachtungsdimension bei der Einzelarbeit noch nicht feststellen, sondern erst bei der anschließenden Präsentation in der folgenden Aufgabe. Deshalb beobachten wir hier zunächst
die Leistungsbereitschaft und Ausdauer bei der Arbeit. Die Jugendlichen
haben die Aufgabe, auf einem aus mehreren Kreisen bestehenden Arbeitsblatt ihren Namen und bis zu fünf verschiedene Gruppen (Familie,
Sport, Musik, Religion etc.) einzutragen, mit denen sie sich verbunden
fühlen. Schließlich sollen sie in Stichworten auf einem Blatt Papier ein
positives und ein negatives Erlebnis mit der am nächsten stehenden
Gruppe festhalten. Über den mitgeteilten Inhalt lässt sich feststellen, ob
eine Schülerin oder ein Schüler lebensweltliche Vielfalt kennt und eine
ihr bzw. ihm nahe stehende soziale Gruppe differenziert wahrnehmen
kann. Eine differenzierte Wahrnehmung der Umwelt sowie ein Leben in
verschiedenen sozialen Milieus indizieren dabei eine selbstbewusste
Persönlichkeit.
3. Präsentationsübung: „Sich vor anderen präsentieren“
50 Minuten
Die Schülerinnen und Schüler präsentieren hier ihre Arbeitsergebnisse
aus der vorherigen Aufgabe vor der Gesamtgruppe. Hierzu können sie
die ausgefüllten Arbeitsblätter der Vorübung benutzen. Auf einem Arbeitsblatt erhalten sie zudem Tipps für eine gute Präsentation. Jede
Schülerin und jeder Schüler präsentiert dann ihr bzw. sein soziales Milieu in etwa drei Minuten, wobei ihr/sein Selbstbewusstsein und ihre/seine Kommunikationsfähigkeit erfasst werden.
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4. Das Identifizierungsspiel: „Wie sehe ich aus?“
30 Minuten
Bei dieser Aufgabe sollen die Schülerinnen und Schüler sich in einer EMail selbst so beschreiben, dass sie von anderen erkannt werden. Allerdings dürfen sie keine Merkmale der Kleidung benennen, sondern müssen von der Kleidung unabhängige Persönlichkeitsmerkmale notieren.
Die Mail soll an die Moderatorin oder den Moderator verschickt werden,
die/der die Mail empfängt und die Beschreibungen der Gruppe vorträgt.
Die Schülerinnen und Schüler haben dann zu erraten, um welchen der
Anwesenden es sich jeweils handelt. Die Übung misst erneut die Kommunikationsfähigkeit und das Selbstbewusstsein.
5. Lernspiel: „Das Zitronenland“
55 Minuten
Die Übung thematisiert das Stereotypisieren von Menschen, die einander hindern, Menschen in ihrer individuellen Eigenart wahrzunehmen.
Da die Schülerinnen und Schüler zu diesem Thema einen Text produzieren und vortragen sollen, misst diese Aufgabe die Lernfähigkeit und
Ausdauer bei der Durchführung. Zu Beginn der Aufgabe bespricht die
Moderatorin oder der Moderator mit der Gruppe die Eigenschaften von
Zitronen (gelb, sauer, oval etc.), die für alle sichtbar auf einem Tisch
liegen. Danach erhält jeder jeweils eine Zitrone, die er sich einprägen
soll. Danach sollen sie eine individuelle Fantasiegeschichte (Name, Alter, Geburtsort, Geschichte der Zitrone) zu ihrer Zitrone formulieren. Danach werden die Zitronen wieder eingesammelt. Alle Jugendlichen sind
nun aufgefordert, die eigene Zitrone aus dem Haufen herauszusuchen
und die Merkmale zu beschreiben, an denen sie ihre Zitrone wieder erkannt haben. Danach tragen die Jugendlichen ihre individuellen Zitronengeschichten vor. Meist tritt erst gegen Ende der Übung der AhaEffekt ein, bei dem der Sinn der Aufgabe verstanden und das Stereotypisieren bei Mensch und Zitrone miteinander verglichen wird.
6. Übung: „Was sind Konflikte?“
30 Minuten
Diese Aufgabe thematisiert die Konfliktfähigkeit. Die Jugendlichen können sich bei dieser Übung in drei durch Kreppband abgetrennte Felder
am Boden positionieren, die für ‚Konflikt’, ‚Kein Konflikt’ oder ‚Neutral’
stehen. Die Moderatorin bzw. der Moderator trägt dann insgesamt sechs
verschiedene jugendtypische potenzielle Konfliktsituationen vor. Die
Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, sich entsprechend ihrer
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Situationsdeutung in das entsprechende Feld zu stellen. Hierdurch lässt
sich ermitteln, ob eher viele oder eher wenige Situationen als konfliktträchtig angesehen werden. Der gelassenere Umgang mit spannungsgeladenen Situationen indiziert hier höhere Konfliktfähigkeit.
7. Partnerübung: „Die faire und die unfaire Konfliktlösung“
40 Minuten
Bei dieser Aufgabe arbeiten die Jugendlichen zunächst in Zweierteams
zusammen und erarbeiten jeweils eine faire und eine unfaire Konfliktlösung, die sie dann später wechselseitig der Gesamtgruppe vorstellen.
Die Übung misst in dieser Konstellation Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit. Als eher konfliktfähig gilt, wer Gründe für
faire oder unfaire Lösungen benennen, die Gefühle des Gegenübers
wahrnehmen kann und kommunikative Lösungen den gewaltsamen vorzieht.
8. Konstruktionsübung: „Der große Eierfall“
30 Minuten
Diese Konstruktionsübung misst die Team- und Planungsfähigkeit. Das
jeweilige Arbeitsteam hat ein rohes Ei mit Strohhalmen und Tesafilm so
zu verpacken, dass es einen Fall aus zweieinhalb Metern unbeschadet
übersteht.
9. Selbsteinschätzung: „Sprachenkenntnisse“
10 Minuten
Diese Aufgabe zur Selbsteinschätzung der eigenen Sprachkenntnisse
orientiert sich an dem europäischen Referenzrahmen für Sprachkenntnisse, indem zwischen dem Verstehen, dem Lesen, dem Sprechen und
dem Schreiben einer Sprache differenziert wird. Der Ermittlung von
Mehrsprachigkeit messen wir hohe Bedeutung zu, da sie berufliche
Chancen aufzeigt und gerade den Jugendlichen mit Migrationshintergrund verdeutlichen kann, dass ihre Sprachkenntnisse Pfründe darstellen, mit denen sie wuchern können. Angesichts der Erkenntnis, dass
positive Erwartungen an die Leistungsfähigkeit von Jugendlichen ihre
Lernfähigkeit positiv beeinflusst (Pygmalion-Effekt), kann die Kenntnis
von Sprachkompetenzen auch positiv auf die Lernerfolge in der Schule
zurückwirken. Denn Mehrsprachigkeit zählt in einer zunehmend globalisierten Wirtschafts- und Arbeitswelt zu einer wesentlichen Schlüsselkompetenz.
Die Selbsteinschätzung zu den Sprachenkenntnissen misst erneut die
Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler.
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Das Verfahren am 2. Tag: Berufsfeldbezogene Basiskompetenzen
Die berufsfeldbezogenen Übungen legen den Fokus immer auf die gleichen Kompetenzen
und stellen somit eine Vergleichbarkeit her. Denn Tempo bzw. Zeitmanagement, Werkzeugeinsatz, Wahrnehmung, Instruktionsverständnis sowie Genauigkeit und Präzision prägen
sich in unterschiedlichen Übungskontexten unterschiedlich aus und gestatten uns im Vergleich, diejenigen Berufsfelder zu identifizieren, die einer Schülerin bzw. einem Schüler eher
liegen als andere.
Das Instruktionsverständnis beispielsweise fällt einer Schülerin oder einem Schüler vielleicht
in einer technischen Übung sehr schwer, in der sozialen geht es ihr oder ihm hingegen leicht
von der Hand. Präzises Arbeiten gelingt einer Schülerin z.B. in der gastronomischen Übung
nur bedingt, bei der Planung einer Tagung geht sie indessen sehr sorgfältig und gründlich
vor.
Aus diesem Grund messen wir in allen sechs Gruppen- und Einzelübungen bei jeder Schülerin und jedem Schüler die vorgegebenen fünf Kompetenzen und können bei einem anschließenden Vergleich dieses Prüfungsportfolios eine Berufsfeldempfehlung formulieren.
Die folgenden Übungen thematisieren bzw. simulieren typische Situationen in technischen,
sozialen, verwaltenden, logistischen und gastronomischen Berufen.
Übungen und gemessene berufsfeldrelevante Kompetenzen
Dauer
1. Soziale Berufe: „Das Fallbeispiel ‚Verwirrte Frau’“
60 Minuten
Die Moderatorin bzw. der Moderator stellt den Jugendlichen zunächst
einige soziale Berufe vor. Danach sind die Schülerinnen und Schüler
gefragt, sich eine Berufskarte aus einem Bündel von Karten auszuwählen, die verschiedenste soziale Berufe benennen. Danach erhalten alle
Teilnehmerinnen und Teilnehmer Sprachkarten, auf die sie Stichworte
eintragen sollen. Ihnen wird dann der soziale Fall ‚Verwirrte Frau’ mündlich sowie auf einem Arbeitsblatt vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, ein Hilfsangebot in der auf der Berufskarte gewählten Rolle zu benennen und zu begründen sowie eine Vertreterin oder
einen Vertreter der anderen angesprochenen Berufe per Handy um Unterstützung zu bitten. Die Entscheidungen sind auf den Sprachkarten zu
notieren und der Gruppe vorzustellen.
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2. Gastronomische Berufe: „Croque mit Hähnchenbrust“
60 Minuten
Die Jugendlichen erproben in Einzelarbeit die Herstellung einer Croque
mit Hähnchenbrust. Zuvor unterrichtet die Moderatorin bzw. der Moderator über die Berufe im Bereich Hotel und Gaststätten sowie über die
Grundregeln zur Einhaltung der Hygiene. Als Arbeitshilfe dient ein Rezept, das Schritt für Schritt die Handlungsfolge aufzeigt.
3. Kaufmännische/verwaltende Berufe: „Planung einer Tagung“
60 Minuten
Die Jugendlichen planen im Team eine Geschäftstagung in einem Tagungshotel und kalkulieren die für ihren Arbeitgeber anfallenden Tagungskosten. Zuvor unterrichtet die Moderatorin bzw. der Moderator
über das Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung. Im einzelnen hat jedes
Team die Adresse des Tagungshotels im Internet zu ermitteln, ein Anschreiben zur Buchung von Hotelzimmern und Tagungsräumen zu formulieren, passende Bahnfahrten für die Kolleginnen und Kollegen zu
ermitteln und die anfallenden Fahrtkosten zu kalkulieren. Jedes Team
präsentiert sein Ergebnis abschließend vor der Gesamtgruppe.
4. Lager/Handel/Logistik: „Gestaltung eines Ausstellungsraumes“
60 Minuten
Die Schülerinnen und Schüler planen im Team die Gestaltung eines
Ausstellungsraumes mit Möbeln. Zuvor unterrichtet sie die Moderatorin
bzw. der Moderator über das Berufsfeld Lager/Handel/Logistik. Jedes
Team hat im Einzelnen die Aufgabe, aus Werbekatalogen ein typisches
Sortiment für ein Zimmer (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche) zusammen zu stellen, den Ausstellungsraum im Grundriss zu zeichnen und die
Möbel sowie das Einrichtungszubehör aus den Prospekten auszuschneiden und im Grundriss einzukleben. Abschließend präsentiert jedes Team sein Arbeitsresultat der Gesamtgruppe.
5. Gewerblich-technische Berufe: „Sägeübung“
60 Minuten
Die Jugendlichen reißen nach Vorlage einer technischen Zeichnung eine
Schablone an und schneiden die Schablone genau nach Maß mit einer
Laubsäge aus. Zuvor unterrichtet sie die Moderatorin bzw. der Moderator über technische Berufe, insbesondere über die Sparte Holz und erklärt notwendige Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherheit. Die Übung ist
als Einzelübung an einer Werkbank ausgerichtet, wobei an jeder Werkbank zwei Personen arbeiten können.
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6. Gewerblich-technische Berufe: „Drahtbiegeübung“
60 Minuten
Die Schülerinnen und Schüler haben einen Schweißdraht mit 3 mm
Durchmesser mit einem Hammer am Schraubstock nach Vorlage (technische Zeichnung) zu biegen. Zuvor unterrichtet sie die Moderatorin
bzw. der Moderator über technische Berufe, insbesondere über die
Sparte Metall und erklärt notwendige Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherheit. Die Übung ist als Einzelarbeit an einer Werkbank ausgerichtet,
wobei an dieser jeweils zwei Schraubstöcke montiert sein können.
Ergebnisse
Die Beobachterinnen und Beobachter übertragen in einem weiteren Arbeitsschritt die auf den
Beobachtungsbögen festgehaltenen Interpretationen in eine Excel-Datenbank, mit deren
Hilfe sich das Resultat grafisch darstellen lässt. Standardisierte Interpretationen in Form von
Textbausteinen erläutern den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern das jeweilige Ergebnis.
Die Beobachterinnen und Beobachter führen die Rückmeldegespräche am 3. Tag. Diese
dauern etwa 30 Minuten pro Schülerin bzw. Schüler. Um den zeitlichen Rahmen einhalten zu
können, müssen pro Klasse zwei Lehrerinnen oder Lehrer anwesend sein, um sich ihre Anwesenheit in den Feedback-Gesprächen untereinander aufteilen zu können.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten in den Rückmeldegesprächen ihre grafisch dargestellten Kompetenzprofile und eine Liste mit Lernempfehlungen sowie eine Empfehlung hinsichtlich einer Orientierung hin zu einem Berufsfeld. Gleichzeitig sollen gute Leistungen anerkannt und gelobt werden. Zu diesem Zweck strukturiert ein Leitfaden das Rückmeldegespräch und stellt sicher, dass keine Einzelheiten vergessen werden.
Der Leitfaden ist so aufgebaut, dass er Übung für Übung nochmals die Kompetenzen benennt. Gute Leistungen sollen lobend anerkannt werden. Sind die Leistungen verbesserungsfähig, wird eine Lernempfehlung ausgesprochen. Die Lernempfehlungen werden im
Leitfaden zum Verbleib bei Jugendbildung Hamburg markiert.
Personal, Sach- und Raumbedarf
Die Kompetenzfeststellung findet klassenübergreifend statt, in dem jeweils zwei Klassen
gemischt und in insgesamt vier Gruppen zur Stärke von jeweils 12 bis 14 Schülerinnen und
Schülern aufgeteilt werden.
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Pro Gruppe ist der Einsatz von jeweils vier Beobachterinnen oder Beobachtern und einer
Moderatorin bzw. einem Moderator erforderlich. Die Kompetenzfeststellung findet in den Büroräumen und Werkstätten von Jugendbildung Hamburg statt. Der Materialeinsatz ist in den
jeweiligen Übungsaufgaben detailliert beschrieben.
Qualitätsstandards
Bei der Durchführung und Beobachtung der einzelnen Gruppen- oder Einzelleistungen orientiert sich Jugendbildung Hamburg an den Qualitätsstandards von Testtheorie und Assessment-Center (vgl. hierzu Hutter, Jörg: Kompetenzfeststellung – Verfahren zur Kompetenzfeststellung junger Menschen, Expertise für das Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn 2004,
<http://www.good-practice.de/expertise_kompetenzfeststellungen.pdf>, S. 12-14.).
Klassenübergreifende Organisation
Um die in den Klassen eingespielten Handlungsmuster und die etablierte soziale Cliquenbildung aufbrechen zu können, findet die Kompetenzfeststellung in den Büroräumen und in den
Werkstätten von Jugendbildung Hamburg statt. Es treten immer zwei Klassen gleichzeitig an
(bis zu 50 Schülerinnen und Schüler), die zu Beginn des Verfahrens untereinander gemischt
werden.
Gruppen- und Individualübungen
Zur Ermittlung der Personal- und Sozialkompetenzen werden, genauso wie zur Erfassung
der berufsfeldbezogenen Basiskompetenzen, Einzel- und Gruppenübungen eingesetzt. Zu
den Einzelübungen zählen das Reflexionsspiel „Identifizieren mit verschiedenen Gruppen“,
die Selbsteinschätzung „Sprachenkenntnisse“, die Aufgabe „Croque mit Entenbrust“, die
„Sägeübung“ und die „Drahtbiegeübung“. Gruppenübungen sind entweder als Partner- oder
als Teamübung konzipiert.
Partnerkonstellationen finden sich beim Computerspiel „Einrichten einer E-Mail-Adresse“
sowie bei dem Erarbeiten einer „fairen und unfairen Konfliktlösung“.
In allen anderen Aufgaben spielt die Zusammenarbeit in bzw. vor einer größeren Gruppe
eine große Rolle, so bei der Präsentationsübung „Sich vor anderen präsentieren“, beim Identifizierungsspiel „Wie sehe ich aus?“, beim Lernspiel „Das Zitronenland“, bei der Übung „Was
sind Konflikte?“, bei der Konstruktionsübung „Der große Eierfall“, bei der Übung „Planung
einer Tagung“ sowie bei der Aufgabe „Gestaltung eines Ausstellungsraumes.“
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Mindestens zweifache Beobachtung
Die jeweiligen Kompetenzen werden mindestens in zwei verschiedenen Situationen bzw.
Übungen ermittelt: die Selbstbewusstheit im Reflexionsspiel „Identifizieren mit anderen
Gruppen“ und im Identifizierungsspiel „Wie sehe ich aus?“, die Ausdauer im Reflexionsspiel
„Identifizieren mit anderen Gruppen“ und im Lernspiel „Das Zitronenland“.
Die Kooperationsbereitschaft wird gemessen in der Partnerübung „Die faire und die unfaire
Konfliktlösung“ sowie in der Konstruktionsübung „Der große Eierfall“, die Motivation in dem
Reflexionsspiel „Identifizieren mit anderen Gruppen“ und in der Partnerübung „Die faire und
die unfaire Konfliktlösung“.
Die Lernfähigkeit bzw. planerisches Vorgehen erhebt Jugendbildung Hamburg in dem Lernspiel „Das Zitronenland“ und der Konstruktionsübung „Der große Eierfall“, die Konfliktfähigkeit in der Übung „Was sind Konflikte? und in der Partnerübung „Die faire und die unfaire
Konfliktlösung“.
Schließlich ermittelt Jugendbildung Hamburg die Kommunikationsfähigkeit in dem Computerspiel „Einrichten einer E-Mail-Adresse“, der Präsentationsübung „Sich vor anderen präsentieren“ und der Selbsteinschätzung „Sprachenkenntnisse“.
Bei den berufsbezogenen Basiskenntnissen werden die Kompetenzen Tempo bzw. Zeitmanagement, der Einsatz von Werkzeug bzw. anderen Hilfsmitteln, die Wahrnehmung (der Situation), das Instruktionsverständnis und die Genauigkeit bei der Arbeit in allen fünf Übungen
erfasst, um die Ergebnisse miteinander vergleichen und eine Berufsfeldempfehlung abgeben
zu können (vgl. die Ausführungen unter „Das Verfahren am 2. Tag: Berufsbezogene Basiskompetenzen“).
Beobachtungsschlüssel 2 zu 1
Das Verfahren stellt sicher, dass jede Schülerin und jeder Schüler von zwei Beobachterinnen
oder Beobachtern beobachtet wird. Der Einsatz von standardisierten Beobachtungsbögen
erlaubt es, dass jeweils eine Beobachterin bzw. ein Beobachter bis zu sechs Jugendliche
gleichzeitig beobachten kann. Bei Differenzen zwischen zwei Beobachterinnen oder Beobachtern werden die Einschätzungen auf einer Beurteilungsskala gemittelt.
Bei zwei Schulklassen (bis zu 50 Schülerinnen und Schülern) werden vier Untergruppen zu
jeweils zwölf bzw. dreizehn Personen gebildet.
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Jede Gruppe wird mit einer Moderatorin oder einem Moderator und bis zu vier Beobachterinnen und Beobachtern ausgestattet, so dass bei zwei Klassen der Einsatz von 20 Personen
pro Durchlauf einzuplanen ist.
Qualifikation der Verfahren und der eingebundenen Personen
Die einzelnen Übungen der Kompetenzfeststellung sind in einem elektronischen Handbuch
(JBH-Handbuch) abgelegt. Somit hat das Fachpersonal jederzeit Zugriff zu den einzelnen
Übungen. Das Material setzt sich in der Regel aus den folgenden sieben Bestandteilen zusammen:
1. Kurze Verfahrensbeschreibung
2. Definition und Operationalisierung der Kompetenzen (Anforderungen)
3. Auftragsbeschreibung und Anleitung für die Jugendlichen
4. Hinweise zur Organisation des Arbeitsauftrages
5. Anleitung für die Beobachterinnen und Beobachter
6. Vorstellung der Beobachtungsbögen
7. Angaben zur Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
Das Verfahren wird vor dem Einsatz bei den Schülerinnen und Schülern hinsichtlich seiner
Praktikabilität, des nötigen Materialeinsatzes und des Ablaufes zweimal getestet mit Jugendlichen, die sich derzeit bei Jugendbildung Hamburg in Lehrgängen aufhalten. An diesem Test
nimmt das eingesetzte, in der Beobachtung bereits erfahrene Personal teil. Die Testphase
dient somit auch der Schulung des eingesetzten Personals, da es sich mit den Übungen und
dem Einsatz der Beobachtungsbögen vertraut machen kann.
Dokumentation der Kompetenzen und Rückmeldegespräch
Die Ergebnisse werden dokumentiert und in jeweils halbstündigen Rückmeldegesprächen
am dritten Tag den Schülerinnen und Schülern zurückgemeldet. Über den Einsatz eines Leitfadens ist sichergestellt, dass den Schülerinnen und Schülern Lernempfehlungen gegeben
werden und dass sie bei guten Leistungen ein anerkennendes, das Selbstbewusstsein stärkendes Feedback erhalten.
Trennung von Beobachtung und Bewertung
Jugendbildung Hamburg legt Wert darauf, dass die eingesetzten Beobachterinnen und Beobachter Beobachtung und Bewertung streng voneinander trennen, um subjektive Einschätzungen nach Möglichkeit zu minimieren.
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Zu diesem Zweck beinhalten alle standardisierten Beobachtungsbögen ausformulierte Beobachtungsmerkmale, deren Vorkommen in der Beobachtungssituation durch Markierung
festzuhalten ist.
In einem zweiten Arbeitsschritt werden im Anschluss an die Übung die Häufigkeit des Vorkommens und die Streuung der Merkmale auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 4 (nicht ausreichend) bewertet. Der dritte Arbeitsschritt besteht aus einer Interpretation der Ergebnisse
hinsichtlich des weiteren Förderprozesses. Dieses Resultat ist die Grundlage des sich anschließenden Rückmeldegespräches (Feedback) mit dem Jugendlichen.
Schwerpunkt / besondere Stärke des Verfahrens:
Erfassung von interkulturellen Kompetenzen
Das Verfahren ist in der Lage, interkulturelle Kompetenzen zu erfassen. Dies ist angesichts
der Tatsache, dass in Hamburg von 176.220 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 – 18
Jahren 44,8 % einen Migrationshintergrund haben (Mikrozensus des Jahres 2005, Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein – Statistik informiert, Nr. 106/2006, Personen
mit
Migrationshintergrund
nach
Alter,
Hamburg
im
August
2006,
S.
2,
http://www.statistik-nord.de/fileadmin/download/presse/SI06_106_F.pdf) und ihr Anteil bei
der sich anschließenden Berufsausbildung bei unter zehn Prozent liegt, von großer Bedeutung. Gefragt sind heute Kompetenzfeststellungsverfahren, die in der Lage sind, die beruflichen Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erfassen.
Denn Jugendliche mit Migrationshintergrund können besonders viel versprechende Auszubildende darstellen. Diese Jugendlichen kennen verschiedene Kulturen und sprechen oft
mehrere Sprachen. Viele Personen mit Migrationshintergrund bringen gerade aufgrund ihrer
Herkunft ein hohes Maß an Flexibilität und die Fähigkeit mit, Probleme differenzierter zu betrachten. Demnach lohnt es sich für kleine und mittelständische Unternehmen, wenn sie
vermehrt auf interkulturelle Belegschaften setzen. So können Betriebe, die Mitarbeiter aus
verschiedenen Ländern beschäftigen, optimal auf ihre ausländischen Kunden eingehen. Ein
interkulturell zusammengesetztes Team kann flexibel auf die jeweilige Situation reagieren
und vereinfacht häufig die Planung, wenn z. B. Dolmetscher-Tätigkeiten gefordert sind.
Jugendbildung Hamburg gGmbH greift bei der Erfassung der Personal- und Sozialkompetenzen auf ein gemeinsam mit der Beratungs- und Koordinierungsstelle zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen und Migranten (BQM) sowie dem Hamburger Institut für
Migrations- und Rassismusforschung (IMIR) entwickeltes Set von erprobten Einzel- und
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Gruppenübungen zurück. Diese Aufgaben können die beruflichen Potenziale von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund ermitteln. Dies betrifft die ersten sieben Übungen
zur Personal- und Sozialkompetenz, die in der Schriftenreihe der Hamburger Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. (KWB) 2006 in zweiter Auflage (Hieronymus, Andreas; Hutter, Jörg; Eralp, Hülya und Carmen Wöbcke: Interkulturelle Kompetenz als
Chance – Eine Anleitung zur Entdeckung der beruflichen Potenziale von Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, 2. Aufl., Hamburg 2006.) publiziert worden sind. Jugendbildung Hamburg hat diese Übungen für die Fragestellung der Behörde für Bildung und Sport entsprechend überarbeitet.
Zur Kooperation mit den Schulen
Grundsätzlich nehmen alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse an dem Kompetenzfeststellungsverfahren teil. Eine Auswahl findet nicht statt. Jugendbildung Hamburg führt die
Kompetenzfeststellung in den eigenen Gruppen- und Büroräumen sowie Werkstätten durch.
Die Lehrerinnen und Lehrer sind bei den Rückmeldegesprächen anwesend, um die Ergebnisse zu erfahren und bei den Lernempfehlungen mit einbezogen werden zu können. Dies
soll dazu beitragen, dass sie später ihre Schülerinnen und Schüler entsprechend unterstützen können. Bei Bedarf werden auch die Eltern über die Ergebnisse des Kompetenzfeststellungsverfahrens informiert.
Weitere Informationen
Das Kompetenzfeststellungsverfahren ist käuflich nicht zu erwerben. Interessierte können
jedoch weitere Informationen von dem folgenden Ansprechpartner erhalten: Dr. Jörg Hutter,
[email protected].
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Referenzen
Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch einen entsprechend qualifizierten Mitarbeiter
von Jugendbildung Hamburg, Dr. Jörg Hutter. Die entsprechenden Fachveröffentlichungen
von Dr. Hutter sind im Folgenden aufgelistet:
Hutter, Jörg: Kompetenzfeststellung: Ein Weg zur erfolgreichen Vermittlung in Ausbildung
und Arbeit, hiba Weiterbildung (heidelberger institut beruf und arbeit gmbH), Heidelberg, Januar 2004, <http://www.hiba.de/verlag/index.htm>. (Publikation führt seit Erscheinen die
Bestseller-Liste des hiba-Verlages).
Hieronymus, Andreas; Hutter, Jörg und Hülya Eralp: Interkulturelle Kompetenz als Chance –
Eine Anleitung zur Entdeckung der beruflichen Potenziale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Dokumente der Beratungs- und Koordinierungsstelle zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen und Migranten (BQM), Koordinierungsstelle Weiterbildung und
Beschäftigung e.V., Hamburg, Mai 2004, <http://www.bqm-hamburg.de/pdf/Interkulturelle
Kompetenz_2006.pdf>.
Hutter, Jörg: Kompetenzfeststellung - Verfahren zur Kompetenzfeststellung junger Menschen, Expertise für das Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn 2004, <http://www.goodpractice.de/expertise_kompetenzfeststellungen.pdf>.
Hieronymus, Andreas und Hutter, Jörg: Interkulturelle Kompetenz in der Berufsbildung, in:
berufsbildung – Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule, 60. Jahrgang, Heft
97/98, Kallmeyer’sche Verlagsbuchhandlung, Seelze-Velber 2006, S. 8 - 10.
Hieronymus, Andreas; Hutter, Jörg; Wöbcke, Carmen und Hülya Eralp: Azubi-Auswahl mit
Zukunft – Interkulturelles Einstellungsverfahren für gewerblich-technische Berufe, Dokumente der Beratungs- und Koordinierungsstelle zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen und Migranten (BQM), Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.,
Hamburg 2006, <http://www.bqm-hamburg.de/projekte/projekte.htm>.
Hieronymus, Andreas; Hutter, Jörg; Wöbcke, Carmen und Hülya Eralp: Azubi-Auswahl mit
Zukunft – Interkulturelles Einstellungsverfahren für den Einzelhandel, Dokumente der Beratungs- und Koordinierungsstelle zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen und
Migranten (BQM), Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V., Hamburg
2007. (Derzeit in der Redaktionsphase.)
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