Ein absolut denkwürdiger Tag in der 05

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Ein absolut denkwürdiger Tag in der 05
Hallo Kurvengänger,
heute tritt der glorreiche 1. FSV Mainz 05 erneut zu einem Heimspiel in der
Festung Bruchweg an. In dieser Saison lieferte jedes der bisherigen Heimspiele
Grund zur Freude, heute gilt es daran anzuknüpfen und den Gästen aus Nürnberg
von Anfang an klarzumachen, wer Herr im Haus ist. Die Stimmung muss von
Anfang an kochen und den Jungs auf dem Rasen helfen, vielleicht auch brenzlige
Situationen zu überstehen. Auch heute gilt wieder nur: Vollgas für unseren
Fußballsportverein!
Um euch die Zeit bis zum Anpfiff zu vertreiben, gibt es auch diesmal wieder eine
vollgepackte Blockbildung um die Ohren. Themen gab es in den vergangenen
Tagen und Wochen genug, sodass euch ein Mix aus Berichten der letzten Auftritte
unserer Nullfünfer, einem Abriss fanpolitischer Themen und natürlich ein paar
Ankündigungen und Infos erwartet.
Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf dem in der letzten Woche gefällten
Urteil zur Vergabe von Stadionverboten, zu dem ihr einiges Wissenswertes in der
aktuellen Ausgabe findet. Es ist uns sehr wichtig, über unsere eigenen Medien
dieses Thema aufzugreifen und euch so eine Alternative zu oftmals schlecht
recherchierten und rein auf Schlagzeile fixierten Artikeln in der
Mainstreampresselandschaft zu bieten. Oftmals bleibt dort ein kritisches
Hinterfragen aus und die Sichtweise fällt erschreckend einseitig aus. Wir hoffen
euch über die Blockbildung vielleicht ein wenig zum Nachdenken anzuregen und
eure Sichtweise differenzierter zu gestalten. Bildet euch eure eigene Meinung und
lasst sie euch nicht aufdiktieren!
Eine unerfreuliche Meldung gab es in der Woche vor dem Spiel aus Nürnberg. Die
Stadionverbot'ler der Gästeanhänger werden mit Meldeauflagen an der Anreise
zum
heutigen
Spiel
gehindert.
Scheinbar benutzen die Behörden in
Inhalt
Nürnberg dieses Mittel seit Kurzem
regelmäßig, um die Betroffenen weiter
Seite 3: Rückblick SC Freiburg
zu schikanieren. Dabei gibt es selbst
Seite 4: Rückblick VfL Wolfsburg
bei völlig unproblematischen Spielen
Seite 5: Aufreger in Wolfsburg
ohne jede Rivalität wie z.B. beim Spiel
Seite 6: Reaktionen auf das
in Hoffenheim derartige, völlig übers
Ziel hinausgehende und rein auf
BGH-Urteil
Ausschluss abzielende Maßnahmen.
Seite 9: Beweis der Willkür
Unsere Solidarität gilt daher der
Seite 12: Neues vom Stand
Sektion Stadionverbot unserer Gäste.
Seite 13: Interview
Lasst euch nicht unterkriegen!
Seite 16: Dies und Das
Und jetzt wünschen wir allen Lesern
Seite 17: So nicht!
wie immer viel Spaß beim Stöbern und
Seite 20: Mainz Meine Stadt
hoffentlich drei Punkte für die RotSeite 23: Szene Mainz
Weißen!
Weihnachtsmarkt
Eure Ultraszene Mainz
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Rückblick SC Freiburg
Buuuuh, Heimspiel! Und Buuuuh, Freiburg! Was vor einem Jahr noch ein echtes
Topspiel für uns darstellte, wollte heute niemanden so recht begeistern. Die
Langeweile war für viele wohl vorprogrammiert. Ganz langweilig wird es ja aber
bekanntlich nie, so auch heute nicht. Morgens wurde sich, wie gehabt, am
Schillerplatz getroffen. Die kälteren Temperaturen zwangen uns heute jedoch zum
ersten Mal das Innenleben der
Kneipe zu benutzen, konnte man
doch bislang immer draußen in der
Sonne chillen. So war’s aber auch
mal nett und schließlich ging es
Richtung Stadion. Auf dem Weg
sind einem in der Bahnhofsgegend
dann fünf Freiburg-Jünglinge samt
Rucksack über den Weg gelaufen,
die sich fortwährend auf einer
Bank direkt vor einer Kamera des
Hauptbahnhofs platzierten. Ging
da etwa jemandem der Kackstift?
Nach kurzem Überlegen kam man
schließlich zu dem Ergebnis, dass uns das doch nicht ganz so sehr interessiert und
so wurde der Weg fortgesetzt.
Beim Einlaufen der beiden Teams konnte man auf beiden Seiten die üblichen
Fahnen und Doppelhalter begutachten, im Gästeblock zudem noch etwas Rauch.
Schön, dass es immer mal wieder kleinere Lebenszeichen im Hinblick auf
Pyrotechnik, auch in dem als pyrofeindlichstes Land der Welt anzusehendem
Deutschland, zu vernehmen gibt. Auf den Rängen entwickelte sich daraufhin nicht
gerade ein riesiges
Spektakel. Irgendwie
schien die Stimmung
gehemmt,
wodurch
auch immer. Die Gäste
waren über 90 Minuten
nur
selten
zu
vernehmen, ein kleiner
Teil in der Mitte des
Blocks zwar ständig in
Bewegung, akustisch
kam aber eher wenig
an. Mit einer 1:0
Führung durch Andi
Ivanschitz
konnte
schließlich beruhigt in die Pause gegangen werden, nach welcher es eine
gemeinsame Spruchban daktion mit den Wilden Jungs Freiburg zur 50+1-Thematik
gab. Im Gästeblock war „Kind vertreiben-“ zu lesen, in unserem Bereich „50+1
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muss bleiben!“. Hier scheint es endlich mal eine Sache zu geben, für die alle
Kurven an einem Strang ziehen. Schön, dass so etwas bei einem solch akuten
und wichtigen Thema möglich ist. Die zweite Hälfte ist schnell erzählt, unsere
Equipe spielt ihr Pensum locker runter und fährt einen ungefährdeten 3:0 Heimsieg
durch zwei Tore von Tim Hoogland ein. Die Stimmung passte sich dem Ganzen
dann auch irgendwann an, sodass der Heimauftritt am heutigen Tage zumindest
streckenweise als gelungen bezeichnet werden kann. Eine nie enden wollende
Humba mit allen möglichen Spielern auf dem Zaun folgte, bevor man den
obligatorischen Gang ins Park-Haus antrat. Bier, Currywurst und Sportschau
sollten diesen gelungenen Tag schließlich abrunden…
Rückblick Wolfsburg
Um 7 Uhr in der Früh war der Treffpunkt ausgegeben und gegen halb 8 sollte
abgefahren werden. Wie so oft kam aber der ein oder andere zu spät, weshalb
sich der Start Richtung Autostadt kurzzeitig verzögerte. Recht entspannt und gut in
der Zeit kamen wir dort dann auch irgendwann an.
Die Entspannung hielt aber nur bis zur Einlasskontrolle. Was einem dort widerfuhr
ist kaum vorzustellen. Jede noch so kleine Tasche, die Socken, unter der Kappe
und sogar die Geldbeutel wurden durchforstet. Offensichtlich versuchte der
Ordnungsdienst zu verhindern, dass Aufkleber den Weg ins Stadion finden. Aber
ob man dafür die Geldscheine der Zuschauer zählen muss ist äußerst fraglich.
Lediglich Banner wurden entdeckt, die zwar erlaubt waren, aber nicht in, bzw.
unter der Jacke mitgeführt werden durften. Muss man mal verstehen. Wer so
erwischt wurde, wurde dem Stadion verwiesen, durfte aber zum Anpfiff doch noch
rein.
Neben
dem
übereifrigen
Ordnungsdienst
vor
dem Spiel fiel auch der
Bajazz negativ auf.
Dazu aber mehr in
einem eigenen Bericht.
Das Spiel lässt sich
wahrscheinlich
mit
einem
Wort
beschreiben:
Wahnsinn!
Nach nur 20 Minuten
hatte uns Wolfsburg, in
Person von Martins, zwei Mal eiskalt ausgekontert und jeder im Gästesektor
befürchtete wohl schon eine üble Packung. Doch alle wurden eines Besseren
belehrt. Unsere Elf zeigte Moral und Willen und glich vor der Halbzeit noch aus.
Und das nicht einfach so, sondern mit 2 Toren, die beide Tor des Monats sein
könnten. Amri nahm eine Flanke im Strafraum mit der Brust an, legt ihn sich mit
dem Kopf vor und vollstreckt volley ins kurze Eck. Oandi versenkte
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so meisterlich. Auch eine erneute Führung in der zweiten Hälfte konnten unsere
Jungs
wieder
ausgleichen und hätte
der Schiri bei der
Erklärung
der
Abseitsregel
nicht
gerade gefehlt, hätten
wir womöglich einen
Dreier geholt. Die
Stimmung
im
Gästeblock dem Spiel
entsprechend
durchwachsen,
mal
Höhen und mal Tiefen.
Überzeugen
konnte
heute
nur
die
Zaunbeflaggung und
der ständige Fahneneinsatz. So fuhren wir trotzdem gut gelaunt und mit einem
hoch verdienten Punkt wieder Richtung Heimat.
Wie die letzten Wochen schon, hatte er auch dort einen Platz bei den
Rollstuhlfahrern. Soweit noch OK, wenn man von seiner schweren Verletzung
ausgeht. Aber noch bevor das Spiel los ging, stand er, den Fotografen posierend,
an der Werbebande. Ohne Stuhl, ohne Krücken. Auch noch mit einem auf die
Lippen beißen zu ertragen. Doch dann stand er 90 Minuten lang dort am
Spielfeldrand posierte, feuerte gelegentlich das Team an und schenkte dem WobMaskottchen eine Autogrammkarte. Das Highlight folgte dann in der Verlängerung:
Tanzend!!!!! bejubelte er das 3:3 unserer Elf. Wem nicht spätestens da das Blut
kochte, hätte sich dann die absolute Krönung seiner Selbstinszenierung ansehen
müssen. Eine Helferin brachte ihm seinen Rollstuhl und musste ihm dann sein
armes, doch so verletztes Bein in eine Halterung legen.
In unseren Augen war dieses Verhalten einfach nur ein Schlag ins Gesicht eines
jeden, der wirklich an einen Rollstuhl gebunden ist. Sich durch eine Verletzung, die
wohl größtenteils überstanden ist, einen mediengerechteren Platz zu erschleichen
und dafür auch noch einen günstigeren Preis zu zahlen als für einen einfachen
Sitzplatz, weist schon ein großes Potential an betrügerischem Verhalten auf.
Selbst die Rollifahrer des Gastgebers beschwerten sich offenbar über diesen
falschen 50er.
Wir hoffen, dass seine Genesung auch unserem Behindertenbeauftragten
aufgefallen ist, der ja genau daneben stand und der Bajazz zukünftig kein Anrecht
mehr auf eine Karte für einen Rollstuhlfahrer hat. Weder bei uns, noch Auswärts.
Solch ein Verhalten darf nicht noch belohnt werden!
Aufreger in Wolfsburg
In der letzten Ausgabe der Blockbildung kam Ben, ein an den Rollstuhl gefesselter
05-Fan zu Wort. Er stellte fest, dass er oft lieber in der Fankurve stehen würde.
Dies zeugt von Leidenschaft für unseren Verein und dies macht das Fansein aus.
Seit einigen Wochen gibt es aber eine andere Person, die an den Rollstuhl
gefesselt zu sein scheint. Eine Person, die bei vielen Fans sehr umstritten ist und
sicher nicht so viele Fans hat, wie er denkt. Im
Gegensatz zu den Medien, ist er bei den
meisten Fans in der Kurve eher ungeliebt,
teilweise sogar verhasst. Spätestens jetzt habt
ihr erraten, von wem die Rede ist. Es geht um
die mediengeile Kunstfigur „Bajazz“. Bisher
regte man sich über sein selbstdarstellerisches
Gehabe und die Tatsache auf, dass er in der
Öffentlichkeit die 05-Fans repräsentiert, was
definitiv nicht der Fall ist!
Doch zurück zum Thema. Offenbar durch einen
Unfall war sein Bein lädiert, was bedauerlich ist
und der Platz bei den Rollis war ihm für die
Dauer der Geh- und Stehunfähigkeit auch
gegönnt. Aber in Wolfsburg war einfach das Maß voll. Wer sich jetzt fragt: „Was hat
er denn gemacht?“, hätte sich das Spektakel in Wolfsburg ansehen sollen.
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Reaktionen auf das BGH-Urteil
Neben unserer Einschätzungen zum Urteil gab es in der vergangenen Woche
natürlich noch einige andere Reaktionen aus den verschiedensten Kreisen, die wir
auch gerne näher einordnen und kommentieren möchten.
Zunächst einmal wurde natürlich der DFB und die DFL zum Urteil befragt, die als
Urheber der Richtlinien das Urteil erwartungsgemäß begrüßten. Der
Sicherheitsbeauftragte des DFB Helmut Spahn fühlte die Linie des DFB durch das
Urteil bestätigt: "Gerade auf Grund der aktuellen Diskussionen um die Zunahme
der Brutalität bei Ausschreitungen im Zusammenhang mit Fußballspielen können
wir außerdem immer wieder nur mit Nachdruck betonen, dass Gewalt ein
gesellschaftliches und kein fußballspezifisches Phänomen ist."
Der DFL- Geschäftsführer Holger Hieronymus äußerte sich ähnlich: "Die Sicherheit
der Zuschauer ist das höchste Gut. Dies hat das Gericht bestätigt. Auch in Zukunft
werden Randalierer und Gewalttäter konsequent mit Stadionverboten belegt
werden. Gewalt hat im Fußballstadion keinen Platz."
Mit diesen abgegebenen Statements gehen sie allerdings keineswegs auf das
Urteil selbst ein, in dem es ja nicht darum ging, ob ein schuldiger Gewalttäter, wie
sie ihn beide beschreiben mit Stadionverbot belegt werden sollte. Dass jemand,
der nachgewiesenermaßen Straftaten begeht ein Stadionverbot erhält, stand ja nie
zur Debatte. Die Grundfrage war, ob ein bloßer Verdacht, der sich im Nachhinein
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verhängen. Hier fehlt den Verbänden scheinbar das Verständnis die Bedürfnisse
als völlig unbegründet herausstellen kann dazu reichen sollte ein Stadionverbot zu
ihrer Anhänger richtig einzuordnen. Die Statements könnten in diesem Fall
oberflächlicher kaum sein, was sicherlich auch der Arbeit Medien geschuldet ist.
Glücklicherweise gibt es bei DFB und DFL mittlerweile ja regelmässigen Austausch
mit Fanvertretern, wo hoffentlich in Zukunft die Aufklärungsarbeit bei solch
sensiblen Themen vertieft wird. Wünschenswert wäre es, wenn dann von diesen
Stellen die ganze Sache differenzierter kommentiert werden würde.
Ein gutes Beispiel für ein etwas differenziertes Statement gab DFB Präsident
Zwanziger, der das Urteil ebenfalls b egrüßte, sich allerdings für eine genaue
Umsetzung aussprach: "Eine falsche
Anwendung des Verbots kann in der
Tat möglicherweise ein Pulverfass
sein. Fans solidarisieren sich schnell,
wenn nicht nur Täter, sondern auch
Unbeteiligte mit einem Verbot bestraft
werden."
Die eben schon kurz angesprochene
Arbeit der Medien ist in solchen Fällen
oftmals ein Dorn im Auge der aktiven
Fanszene. Auch diesmal scheint es in
vielen Medien so, dass reißerische
Artikel mehr gefragt sind als eine
ernsthafte Aufarbeitung des Themas.
In der Bildzeitung heißt es z.B. "K.O.
Urteil für Chaoten". Dies impliziert
erneut, dass es sich nur um Chaoten
handeln kann, gegen die ein Stadionverbot ausgesprochen würde. Dabei hätte
gerade dieses Urteil für eine bessere Unterscheidung sorgen können, ob es sich
um (nach den Worten der Bild) Chaoten handelt oder eben
um vielleicht gänzlich Unbeteiligte. Eine solche Schlagzeile ist also einfach nur
dumm und gießt unnötig Öl ins Feuer.
Aber es gab auch durchaus anderslautende und differenzierte Berichterstattung
über das Urteil. So zum Beispiel einen Kommentar in der Rheinzeitung von Lars
Wienand, in dem es unter anderem heißt: "Das Urteil schadet dem Vertrauen in die
Justiz bei Menschen, die sich ohnehin ausgegrenzt fühlen." Es wäre wichtiger
denn je, dass die Medien das Thema eben nicht nur einseitig beleuchten, sondern
auch versuchen die Seite der Fans, die eben nicht die Medienaufmerksamkeit wie
Vereine, Verbände oder Polizei genießen, zu Wort kommen zu lassen. Nur so kann
eine ernsthafte Lobby für das Thema geschaffen und sensibilisiert werden.
Das absolut skandalöseste Statement zum Urteil gab es mal wieder von der
Gewerkschaft der Polizei, diesmal vom Bundesvorsitzenden Rainer Wendt: "Wäre
das Verbot gekippt worden, hätte sich die Polizei vom Fußball verabschieden
können. In der derzeitigen Situation müssen wir leider jedem Fußball-Fan sagen:
Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr." Eine solche Aussage ist
einfach grober Unfug und reiner Lobbyismus. Gerade die GdP versteift sich in
letzter Zeit darauf, gezielt eine populistische Stimmung gegen die Fussballfans des
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Landes zu erzeugen. Ständig neu ausgemalte, völlig der Realität
widersprechende, Horrorszenarien sollen bei uninformierten Fans und Menschen,
die nichts mit Fussball zu tun haben, Angst und Schrecken verbreiten. Vor den
randalierenden und brandschatzenden Fans kann sie natürlich nur eine starke
Polizei, ausgestattet mit großem Handlungsspielraum und modernsten Techniken
beschützen. Auf diese Weise mausert sich die GdP langsam aber sicher zum
Feindbild der Fanszenen, selbst in diesem Konflikt neutrale Institutionen wie
Fanprojekte oder auch die DFL reagieren mittlerweile mit scharfer Kritik an den
regelmässigen Ammenmärchen der GdP. So äusserte sich der Vorsitzende der
DFL-Geschäftsführung Christian Seifert empört zu den Aussagen Wendts: "Das ist
ein Schlag ins Gesicht von Millionen friedlicher Fußballfans. Diese Aussagen sind
unverantwortlich und Panikmache aus Gründen der Selbstdarstellung. Die
Bundesliga weiß die Arbeit der Polizei zu schätzen und steht jederzeit für einen
offenen Dialog zur Verfügung - aber nicht auf dieser Basis". DFB-Präsident Theo
Zwanziger äusserte sich ähnlich zu den Aussagen Wendts: "Diese Aussage ist
unverantwortlich. Mit solchen polemischen und populistischen Äußerungen werden
auf fahrlässige Weise
Ängste geschürt" Für viele
Fanszenen des Landes
bestätigt dies, dass ein
ernsthafter Dialog mit der
Polizei
kaum
mehr
möglich ist.
Wilko Zicht, Sprecher des
Bündnisses
aktiver
Fussballfans (BAFF) gab
in seinem Statement eine
logische Schlußfolgerung
zu den Auswirkungen des
Urteils ab: "Die Praxis der
Stadionverbote ist grob
ungerecht und belastet
das Verhältnis zwischen
Fans, den Vereinen und
der Polizei. Die Fronten werden sich weiter verhärten." Zicht weiter: "Wenn
Stadionverbote auf Verdacht ausgesprochen werden, werden viele Unschuldige
bestraft." Wir können diese Meinung insoweit teilen, da die Realität dies schon
längst bestätigt hat. Solange die Richtlinien zur Vergabpraxis von Stadionverboten
in dieser Form existieren, ist hier keine Entspannung zu erwarten. D er Spielraum
für willkürliche Bestrafungen ist einfach da und findet regelmässig Verwendung.
Würde man die Richtlinien insoweit umgestalten, dass sie für jeden
nachvollziehbar sind, wäre der komplette Konflikt einfach beendet.
Das erfreulichste Statement für unsere Gruppe kam allerdings vom Verein Mainz
05
selbst.
In
einem
Statement
sagte
Christopher
Blümlein,
Stadionverbotsbeauftragter von Mainz 05: „Wir tolerieren generell keine
Gewalttätigkeit von Fußballfans in unserem Stadion. Wenn aber keine
offensichtlichen oder gravierenden Argumente im Zusammenhang mit den
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erhobenen Vorwürfen dagegen sprechen, dann warten wir in den Einzelfällen das
Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen gegen die betroffenen Fans ab. Erst
danach werden wir selbst aktiv“. Dies bedeutet, dass Stadionverbote bei Mainz 05
nur ausgesprochen werden, wenn dem Betroffenen wirklich eine Schuld
nachgewiesen ist. Die Richtlinien geben den Vereinen diesen Spielraum, in der
Praxis werden diese allerdings nur von wenigen Vereinen genutzt. Viel zu oft sind
Leute für die Vergabe von Stadionverboten zuständig, die sich nicht ernsthaft mit
der Materie auseinandergesetzt haben oder auseinandersetzen wollen. Hier in
Mainz war es auch ein weiter Weg die Verantwortlichen für diese Themen im
gegenseitigen Dialog mit den Faninstitutionen zu sensibilisieren. Umso erfreulicher
ist es, dass dies gelungen ist und der Verein auch ohne Zutun von Fanseite dieses
Urteil einschätzen kann und über eine deutliche differenziertere Betrachtungsweise
über das Thema verfügt.
Christopher Blümlein bestätigt dies: „Die Richtlinien zur einheitlichen Behandlung
von Stadionverboten regeln den grundsätzlichen Umgang, den Vereinen bleibt
aber auch ein gewisser Handlungsspielraum. Wir haben in der Vergangenheit die
Erfahrung gemacht, dass nicht jeder Verdachtsfall zwingend begründet war. Das
war für alle Beteiligten nicht angenehm. Wir haben damals auch auf Verdacht
gefällte Entscheidungen revidieren müssen. Deswegen haben wir unseren
Umgang mit Stadionverboten bei bloßem Verdacht bereits vor zwei Jahren
umgestellt.“
Beweis der Willkür
Einen Aufschrei der Empörung löste diese Woche das Grundsatzurteil des
Bundesgerichtshofs zur Vergabepraxis von Stadionverboten in den Fanszenen
dieses Landes aus. Vorausgegangen war eine Klage eines Münchner Fans, der
gegen sein Stadionverbot geklagt hatte, nachdem das gegen ihn eingeleitete
Ermittlungsverfahren eingestellt wurde. Das gleichzeitig verhängte Stadionverbot
hatte aber dennoch Bestand und wurde nicht aufgehoben. Zunächst einmal sei
erklärt, dass Stadionverbote keine Maßnahme sind, die Polizei oder Justiz
verhängen. Sie werden auf Empfehlung der Polizei von den Vereinen selbst
ausgesprochen. Das funktioniert über das Hausrecht und ist durch die einheitlichen
Richtlinien zur Vergabe von Stadionverboten durch den DFB geregelt.
Diese Richtlinien sind Teil des Lizenzierungsverfahrens und alle Vereine der Ligen
unter DFB-Aufsicht sind somit verpflichtet diese anzuerkennen.
Darin ist u.a. geregelt, dass ein Stadionverbot welches ein Verein verhängt,
automatisch auch für alle anderen Vereine innerhalb dieser Ligen gilt, also das,
was allgemein unter dem Begriff des "bundesweiten Stadionverbotes" bekannt ist.
Solche Stadionverbote sollen nach einer Liste, die in den Richtlinien
festgeschrieben ist, ausgesprochen werden, wenn ein Ermittlungsverfahren gegen
eine Person eingeleitet wird oder der hinreichende Verdacht besteht, dass eine
Person Straftaten begehen wollte. Des Weiteren setzen die Richtlinien fest, dass
Stadionverbote aufgehoben werden müssen, bei denen die Ermittlungsverfahren
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wegen erwiesener Unschuld(§170 Abs.2) eingestellt worden sind. Bei
Einstellungen nach Geringfügigkeit, Mangel aus Beweisen oder anderen Gründen
soll das Verbot lediglich überprüft werden.
Im BGH-Urteil in der vergangenen Woche ging es nun darum, ob es zulässig sei
Stadionverbote auf der bloßen Grundlage eines Verdachts auszusprechen. Im
konkret
behandelten
Fall
wurde
das
Ermittlungsverfahren
wegen
Landfriedensbruch eingestellt, da dem Betroffenen, wenn überhaupt nur eine
geringe Schuld nachzuweisen gewesen wäre und er selbst beteuert hat, nur in der
Nähe gestanden zu haben, als Straftaten aus einer Gruppe heraus verübt wurden.
Für den BGH reicht allerdings, dass der Kläger Teil der Gruppe gewesen ist und
so nicht auszuschließen sei, dass derjenige sich damals oder in Zukunft an
solchen Ausschreitungen beteiligen würde. Zudem sieht es das Gericht als
wichtiger an, die Hürden für Stadionverbote sehr niedrig anzusetzen, um so den
Vereinen
die
Möglichkeit zu bieten
andere Besucher vor
"potentiellen Störern"
zu schützen.
Das Gericht stellte fest,
dass es nicht auf die
Strafbarkeit
des
Verhaltens ankommt,
sondern
auf
das
Verhalten des Klägers,
dass
Anlass
zur
Einleitung
eines
Ermittlungsverfahrens
gegeben hat. Folgt
man dieser Argumentation ist die Grundlage des Verbots also die Einschätzung
der zuständigen Polizisten, was automatische eine ad absurdum führende Wirkung
auf die Gewaltenteilung innerhalb einer Demokratie hat. Demnach ist die Polizei
Exekutive (Rechtsvollziehung) und Judikative
(Rechtssprechung) in einem, da sie ermittelt und gleichzeitig durch ihre
Einschätzung wesentlich das Strafmaß und die Strafanwendung bestimmt. Dies
wird allerdings durch die nächste katastrophale Fehleinschätzung des BGH außer
Kraft gesetzt, dass Stadionverbote keine strafrechtliche Sanktion, sondern lediglich
eine Präventivmaßnahme sein sollen. In Wirklichkeit kann wohl jeder bestätigen,
Stadionverbote sind Strafen und werden vom Betroffenen auch so aufgefasst. Für
viele ist der Stadionbesuch ein wichtiger Bestandteil des Lebens, da er hier auch
viele soziale Kontakte unterhält und durch ein Stadionverbot davon ausgegrenzt
wird. Der Eingriff in die persönliche Freiheit ist immens und wir empfinden die
Bezeichnung eines Stadionverbotes als Präventivmaßnahme als grundsätzlich
falsch.
Das Urteil bestätigt die aktuelle Vergabepraxis, durch die ein Verdacht ausreicht,
um Stadionverbot zu erhalten und keine weiteren Beweise vorgelegt werden
müssen. Die im Grundgesetz festgeschriebene Unschuldsvermutung ist also für
die Vergabe von Stadionverboten außer Kraft gesetzt. Es kommt so zu einer
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umgekehrten Beweislast zu Ungunsten des Beschuldigten, dem nicht wie im
normalen Strafverfahren seine Schuld von Polizei und Staatsanwaltschaft
bewiesen werden muss, sondern er selbst verpflichtet ist seine Unschuld zu
beweisen. De facto gilt also eine Schuldvermutung, die davon ausgeht, dass der
Beschuldigte sich strafbar gemacht hat. Ein derartiges Rechtsverständnis verstößt
nach unserer Auffassung gegen jegliche Rechtsstaatlichkeit eines demokratischen
Staates und ist verfassungsrechtlich sehr bedenklich.
Ein weiterer, wesentlicher Kritikpunkt am erlassenen Urteil liegt am angewendeten
Verfahren der Sippenhaft. Im Urteil wird davon ausgegangen, dass die bloße
Zugehörigkeit einer als gewaltneigend eingestuften Gruppe ausreicht, um ein
Stadionverbot zu erhalten. Dies öffnet nun wirklich jeder Willkür Tür und Tor, wenn
plötzlich die reine Zugehörigkeit ausreicht, ohne jegliches eigenes Fehlverhalten,
vom Stadionbesuch ausgesperrt zu werden. Wer setzt hierfür bitte die Grenzen, ab
wann man zu welcher Gruppe gehört und wann eine Gruppe als gewaltgeneigt gilt.
Nehmen wir mal das Beispiel eines Marsches zum Stadion mit 1000 Fans, bei dem
in der Gruppe Pyrotechnik gezündet wird, also der Straftatbestand einer
gefährlichen Körperverletzung gegeben ist. Folgt man der Argumentation des BGH
könnte man also allen 1000 Personen ein Stadionverbot erteilen, da sie Teil der
Gruppe waren aus denen Straftaten begangen wurden. Sicherlich ein völlig
übertriebenes und unrealistisches Szenario, aber es wäre rein rechtlich durch das
Urteil abgedeckt. Hier liegt nämlich ein ganz großer Fehler in der Urteilsfindung, es
geht von dem Straftatbestand eines Landfriedensbruchs aus, also von einem
Straftatbestand, der innerhalb einer Gruppe begangen wird. Da es ein
Grundsatzurteil ist, schließt es aber automatisch auch Straftaten von Einzeltätern
mit ein, wie z.B. Körperverletzung, Sachbeschädigung etc.
Hier können wir nun anhand eines aktuellen Falls, den wir erst kürzlich in Mainz
erlebt haben, das Urteil weiter in Frage stellen. Dabei geht es um ein nach dem
Pokalhalbfinale in Düsseldorf ausgesprochenes Stadionverbot gegen einen
Mainzer Fan. Ihm wurde vorgeworfen eine Sitzschale geschmissen zu haben, also
Sachbeschädigung und eine versuchte gefährliche Körperverletzung begangen zu
haben. Mittlerweile ist das Verfahren eingestellt, da gegen den Betroffenen kein
Tatverdacht mehr besteht. Diese Einstellung nach §170 Abs. 2 hat auch dazu
geführt, dass das Stadionverbot umgehend aufgehoben werden musste. Dieses
Stadionverbot
bestand
allerdings
für
4
Monate,
im
Nachhinein
nachgewiesenermaßen zu Unrecht. Begründungen des Grundsatzurteils laufen bei
diesem Fall ins Leere. Wie soll jemand, dessen Unschuld bewiesen ist, Anlass
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dafür geboten haben ein Ermittlungsverfahren einzuleiten?
Durch seine bloße Anwesenheit? Wie kann jemand, der ganz normal auf den
Zuschauerrängen steht, zu einer gewaltgeneigten Gruppe zugerechnet werden? In
der Vergangenheit war der Betroffene in keinster Weise irgendwie
sicherheitsbeeinträchtigend aufgefallen, wieso sollte er also als "potentieller
Störer" gelten vor dem der Verein die anderen Besucher schützen muss?
All diese Fragen kann das BGH-Urteil definitiv nicht beantworten, was es in
unseren Augen zu einem einzigen Skandal und Schlag ins Gesicht aller Fans
macht!
Neues vom Stand
Nach dem wir euch das letzte mal enttäuschen mussten und es keine frisch
gedruckten Fussballsportverein Pullover gab, sind sie heute endlich wieder da.
Hatten wir vor zwei Wochen noch Probleme mit der Lieferung, können wir euch
heute
die
Pullis
gleich
in
zwei
verschiedenen Farben anbieten. Neben
grau haben wir die Pullover in geringer
Stückzahl auch in schwarz! Greift also
schnell
zu
bevor
es
wieder
AUSVERKAUFT heißt! Am Preis hat sich
nichts geändert, dieser liegt immer noch
bei 40€ für Szene Mainz Karten Inhaber!
Außerdem gibt es heute endlich eine
weitere Ausgabe von Blickfang Ultra! Die
Macher haben sich etwas Zeit gelassen mit
der 14 Ausgabe. Diese ist jedoch gelungen
und wieder absolut lesenswert! Auf
pickevollen 88 Seiten lest ihr dieses mal
unter anderem folgendes:
Inhalt Blickfang Ultra 14
- Interview Ultras Mannheim
- Blick in die Kurve: Fürth
- Matchreports:
u.A. Spartak Moskau vs. CSKA Moskau (aus Mainzer Feder)
- Ausverkauf der Mods-Kultur
- Ultras und ihre sozialen Aktivitäten
- Mittelteil: Spruchbandfotos Red Bull und ein Kommentar
- Polen im Jahr 2009 – aktuelle Entwicklung, Ausblick und Rückblick
- uvm
12
Interview
Auf dem letzten Cover der Blockbildung habt ihr den Mainzer Fanblock aus dem
Jahre 1988 gesehen. Darauf hin hat sich bei uns jemand gemeldet der auf dem
Bild zu sehen ist.
BB: Rocco, kannst du dich noch an dein erstes Spiel der 05er erinnern?
Erzähl doch bitte ein wenig darüber, wann und wie du dieses Ereignis erlebt
hast.
Rocco: Das ist eine gute Frage, ist ja schon ein paar Jährchen her, aber wenn ich
mich recht entsinne müsste das in der Saison 1971/72 gewesen, vor ca.7000
Zuschauer gab es damals einen 4:2 Erfolg für unsere Elf. Gegner war der SV
Alsenborn, die heute
wohl irgendwo in den
Niederungen
der
Amateurlandschaft
rumdümpeln.
Vom
heutigen Stadion war
damals
noch
nicht
ansatzweise irgendwas
erkennbar, da war noch
die gute alte Aschenbahn
zwischen Spielfeld und
Tribüne.
Selbst
die
Gegengerade
war
damals
nicht
im
eigentlich
Sinne
als
Fantribüne erkennbar, da
gab es ein paar Stufen
die
tribünenähnlich
angelegt waren, aber die
Fans standen auf Höhe
der Mittellinie, in ihrem
Rücken
eine
kleine
Mauer die heute wohl
jedem
Sicherheitsfanatiker
übelste Bauchschmerzen bereiten würden. An sich war eigentlich nur die
Haupttribüne mit Holzbänken versehen, der Rest des Bruchwegs war meilenwert
vom Standart anderswo entfernt.
An den rechten Verlauf des Spieles kann ich mich nicht mehr recht erinnern, da
war ich wohl noch etwas zu jung, auf jeden fall herrschte im Stadion eine riesige
Euphorie, da Alsenborn damals haushoher Favorit war. Es war auf alle Fälle ein
unvergessenes Erlebnis, seit diesem Zeitpunkt war ein Leben ohne Mainz 05 nicht
mehr denkbar.
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BB: Wie hast du die Fankultur damals wahrgenommen? Versuche bitte die
Stimmung im Stadion zu beschreiben.
Rocco: Von organisiertem Fandasein war noch nicht viel zu spüren, es war sogar
schwer überhaupt an irgendwelche Trikots zu gelangen, da war es schon etwas
wert überhaupt einen Schal oder einen Wimpel vom Verein zu besitzen. Hier und
dort fingen die Leute an, sich selbst Schals zu stricken oder zu häkeln um
überhaupt seine Farben in den Stadien zu zeigen. Rein von den Zahlen her, war
das gar nicht mal so schlecht ein paar tausend zog es bei guten Spielen gegen
Saarbrücken oder den FK Pirmasens immer an den Bruchweg. Wenn’s gut
gelaufen ist, wurde die Mannschaft mit dem ein oder anderen Schlachtruf
angefeuert, aber hier von Support zu sprechen wäre dann sicherlich etwas
übertrieben. Der Verein hat immer wieder mal versucht die Leute auch auswärts
zu mobilisieren, da wurden zum Beispiel Fanbusse nach Bellheim für einen
lappigen Preis von 1,11 DM an Fassenacht organisiert. Aber gerade auswärts
waren oft nur ein paar Anhänger dabei, wenn es nicht gerade nach Worms ging.
In Mainz konnte man auch kaum jemanden mit Kutte rumlaufen sehen, da war
man dem Rest der Republik noch etwas hinterher.
Fahnen waren allerdings sehr angesagt und mit stolz brachte sie jeder, der eine
hatte mit an den Bruchweg.
BB: Wie hat sich die Fankultur in den folgenden Jahren entwickelt?
Rocco: Ein erster Kult um unseren Verein entstand dann in den darauffolgenden
Saison 72/73 als wir erstmals Südwestmeister wurden und an der Aufstiegsrunde
zur Bundesliga mitspielten. Damals waren beim letzten Treffen der Vorrunde
gegen den SV Völklingen sogar 18000 Zuschauer anwesend. Auf einmal war ein
völlig anderes Interesse um Mainz 05 erkennbar und der Verein reagierte prompt
auf den Fanaufschwung und plötzlich gab es erste Mützen, Schals & Wimpel zu
erwerben. In der Aufstiegsrunde fuhren dann sogar 4000 Mann mit nach
Karlsruhe, letztlich sind wir dann doch als zweiter knapp am Bundesligaaufstieg
gescheitert.
Als dann die 2.Liga gegründet wurde zur Saison 74/75, verlief vorerst alles gut und
man konnte meinen mit dem Verein würde es kontinuierlich nach oben gehen. Als
sich nach zwei Jahren 2.Bundesliga jedoch “Blendax” als Hauptsponsor
zurückzog, gab man zum Entsetzen aller als erster Profiverein die Lizenz freiwillig
ab und ging in die Amateuroberliga - Südwest. Für uns Fans war das damals ein
harter schlag und es brach eine Welt zusammen. Infolge dessen, schwand der
Aufschwung wieder und nur sporadisch konnten die Fans mobilisiert werden. An
manchen Spieltagen spielte man vor 200-300 Zuschauern und wurde noch vom
Mann am Kassenhäuschen mit Handschlag begrüßt. Auswärts war es keine
Seltenheit das nur eine Autobesatzung an Fans unsere Elf in die Fremde
begleitete. Ein Saison löste die andere ab und auch fantechnisch regte sich nicht
viel. Dennoch verbindet man mit all diesen Jahren viele schöne Erinnerungen auf
die man noch heute gerne zurückblickt. 1982 wurden wir dann Deutscher
Amateurmeister und es bildete sich eine feste Zahl an Anhängern die jedes Spiel
unserer 05er verfolgten. Eine grundlegende Struktur innerhalb der Fanszene
zeichnete sich also ab,
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gab es auch die ersten Fanclubs, denn man kannte sich untereinander. Die ersten
Auswärtsfahrten wurden von Fanclubs organisiert bei denen man recht
geschlossen zusammen mit Bussen fuhr. Das ganze wuchs im Laufe der Jahre
immer mehr und mit dem Aufstieg in die 2.Bundesliga 1990 machten man sich auf
um Mainz 05 in in der ganzen Republik zu unterstützen.
BB: Denkst du, man kann die Stimmung im Stadion von damals mit der von
heute vergleichen?
Rocco: Nein das kann man sicherlich nicht, da liegen Welten dazwischen. Das
Wort Stimmung an sich, ist wohl erst mit der Gegengeraden in Verbindung zu
verbringen. Da stand in den 80er Jahren der harte Kern der Fanszene,
welcher die Mannschaft teilweise recht lautstark durch Gesänge und Trommeln
unterstütze. Die Stimmung war allerdings völlig spontan und überhaupt nicht mit
der heutigen zu vergleichen, alles war unorganisiert, was aber auch auf die
unterschiedliche Anzahl an Fans zurückzuführen ist. Frauen und Kinder sah man
auch kaum im Stadion, ganz zu schweige von ganzen Familienscharen wie es
heute der Fall ist.
BB: Die allgemeine Polizeipräsenz und dadurch resultierende Repression
und Polizeiwillkür ist heute allgegenwärtig. Wie war das damals? Hatte man
als Fan mehr Freiheiten im und um das Stadion?
bewegen, da gab es in keinster weise Einschränkungen, auch im Stadion nicht.
Kontrollen waren, wenn überhaupt mal vorhanden äußerst schwach und im
Grunde konnte alles den Weg ins Stadion finden. Pyrotechnik war in Mainz aber
z.B. nie sonderlich im Eins atz, ein paar Ausnahmen gab es da sicherlich, auch
wenn hat es niemanden geschert hat. Auf Auswärtsfahrten hatte man da auch
völlig freie Hand, wenn man das mit der heutigen Situation vergleicht, kann man
wirklich nur mit dem Kopf schütteln, was sich im Laufe der Jahre in diesem Sinne
negativ entwickelt hat. Gegen Gegner aus dem Saarland gab es immer wieder mal
das ein andere Scharmützel, ein wirklicher Ordnungsdienst der sich um solche
Auseinandersetzungen kümmerte entstand erst Ende der 80er. Da wurde auch
verschärft die Sicherheit im Stadion kontrolliert und auch auf der Strasse konnte
man den ein oder anderen Polizeiwagen sichten. Jedoch alles weit entfernt vom
heutigen Ausmaß. Meines Erachtens war das sogar bis Mitte der 90er noch alles
sehr im humanen Bereich. Damals wurden die Steuergelder noch sinnvoller
genutzt und man wurde nicht zu jedem Auswärtstrip nach Meppen oder zur
Fortuna aus Köln , von einer Hundertschaft an Polizisten begleitet. Die ersten Zivis
wurden um die Zeit der Wende bei uns eingesetzt, was von vielen überhaupt nicht
negativ wahrgenommen wurde, da viele einfach wirklich beratend fungierten und
nicht zum Bespitzeln der Fanszene dienten. Stadionverbote gab es damals trotz
teilweise wilder Tumulte auf den Rängen nicht, man appellierte von Seite des
Vereins natürlich an die Fans, doch mit Sanktionen wie heutzutage musste damals
kaum einer rechnen.
Das auf jeden Fall, in meinen Anfangsjahren gab es überhaupt keine Polizisten in
Dies und Das
Vergesst nächste Woche nicht die Hauptversammlung des Supporters Club. Am
12.11.2009 ab 19:00 Uhr geht es im VIP Raum in der Haupttribüne los! Jedes
Mitglied sollte sein Kommen und seine Chance zu wählen nutzen!
Auch heute nach dem Spiel dient uns das Parkhaus wieder als Anlaufpunkt. Das
Fanprojekt sorgt für kühle und günstige Getränke und die Subciety übernimmt die
Verpflegung. Wer nach dem Spiel noch ein paar Stunden in netter Gesellschaft
verbringen will, sollte dort vorbei schauen. Wir freuen uns über euer Kommen!
Der Flop der Woche sicherten sich die Ordner in Wolfsburg. Penible
Personenkontrollen und das Durchsuchen der Fahnen. Aufkleber mussten
abgegeben werden und Leute die sich erlaubten ein Banner mit rein nehmen zu
wollen, bekamen Zeit vor den Toren, um über ihre Taten nachzudenken!
und um das Stadion, das lag sicherlich auch an der geringen Anzahl an Gästefans.
An Fantrennung war überhaupt nicht zu denken, bis weit in die 80er Jahre. Die
Polizei musste bei sogenannten Risikospielen selbst ran und eine Menschenkette
bilden innerhalb des Blockes. Aber um das Stadion konnte man sich völlig frei
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Passend zu unserem heutigen Interview suchen wir für die nächsten Ausgaben
Bilder vom Mainzer Fanblock aus den 80igern und 90igern! Wer etwas hat und es
uns zur Verfügung stellen würde meldet sich bitte unter [email protected]!
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So nicht!
Du stehst im Block, die Gesänge hallen durch die Reihen, um dich herum
emotional völlig freidrehende junge Leute. Du gehst in dieser Masse auf und fühlst
dich als Teil des Ganzen, denn so wie das Team auf dem Platz vertretet ihr Mainz
05 auf den Rängen. Du möchtest deine Stadt, deinen Verein und deine Fanszene
möglichst würdig vertreten und deinen Teil dazu beitragen, dass die Jungs im rotweißen Trikot als Sieger vom Platz gehen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl
drückst du aus durch deine Gesänge, das elementarste Stilmittel, um deinem
Fansein ein Gesicht zu geben. Mitten in dieses Hochgefühl hinein stimmt jemand
aus deinen Reihen "1. Schwulenclub Köln" an. Du singst mit dem selben
Enthusiasmus mit wie bei den anderen Chören, schließlich ist etwas Frotzelei
gegen den Gegner erlaubt und jeder weiß ja, dass Köln als Schwulenhochburg
bekannt ist.... Stop! So nicht! Wenn du wirklich so denkst, dann ist irgendetwas
schief gelaufen!
Eigentlich ist es fast traurig, dass wir uns in der heutigen Ausgabe nochmal
intensiv mit Themen
wie
Diskriminierung
beschäftigen. Aber wir
sehen die vielen jungen
Leute
in
unserer
Fanszene,
die
mit
solchen
Themen
einfach noch nie in
Berührung gekommen
sind und vielleicht gar
nicht wirklich wissen,
was sie da eigentlich
von sich geben. Wir
sehen es als unsere
Pflicht an, den Diskurs
über solche Themen
anzuregen
und
im
Sinne unserer Antidiskrimierungsarbeit für Aufklärung zu sorgen.
Bei dem oben aufgeführten Beispiel geht es um einen konkreten Vorfall in Köln,
der bei vielen Leuten in unseren Reihen für Kopfschütteln gesorgt hat. Da haben
nämlich doch nicht nur 2 oder 3 Leute solche Gesänge von sich gegeben, die weit
vorbei gehen an unserem Ansatz einer Kurve ohne rassistische oder homophobe
Ausgrenzung.
Gerade die Wirkung solcher homophoben, also schwulenfeindlichen, Äußerungen
sind vielen wahrscheinlich gar nicht bewusst. Zunächst einmal sollte die sexuelle
Orientierung, ebenso wie Herkunft, Religion, Geschlecht, eine Behinderung oder
Alter keine Rolle bei der Beurteilung eines Menschen spielen. Niemand ist besser
oder schlechter, weil er auf diese Art und Weise vielleicht anders ist als die Masse.
Ob man einen Mensch leiden kann oder nicht sollte sich daher daran entscheiden,
wie dieser Mensch sich verhält.
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Nimmt man jetzt die Gesänge aus Köln sieht man, dass das Wort "schwul" in
diesem Kontext negativ belegt wird. Andere werden beschimpft "schwul zu sein".
Der Gesang vermittelt "Ihr seid scheiße, weil ihr schwul seid". Eine solche
Äußerung ist also in höchstem Maße schwulenfeindlich und diskriminierend. Es
vermittelt einfach den Eindruck, dass "schwul sein" etwas schlimmes ist und
fördert so gesellschaftliche Ausgrenzung und Schubladendenken. Jeder sollte sich
also überlegen, ob er so etwas mit solchen Aussagen wirklich bezweckt oder in
Zukunft lieber zwei mal drüber nachdenken, ob es wirklich so cool ist alles
mitzugröhlen, was irgendwer von sich gibt.
In der Vergangenheit haben wir ja schon einige Aktionen betreffend Homophobie
in Zusammenarbeit mit dem schwullesbischen Fanclub Meenzelmänner und den
Supporters Mainz e.V. in die Wege geleitet. Dabei waren recht schnell jegliche
anfänglichen Klischees abgelegt und mittlerweile kann man sagen, dass eine sehr
gute Zusammenarbeit zwischen den Meenzelmännern und dem Rest der aktiven
Fanszene besteht und diese sich vollends darin integriert haben. Das belegt die
Beteiligung an Veranstaltungen wie dem Benefizfest des Ärztefanclubs oder dem
Szene
Mainz
Weihnachtsmarkt
nachhaltig. Nur wenige
"Normalofans" zeigen ein
derartiges Interesse an
unserer
Arbeit
und
Fankultur.
Vielleicht
gerade auch weil wir,
genau
wie
die
Meenzelmänner,
von
breiten
Teilen
der
Gesellschaft immer wieder
abgestempelt
und
pauschal
eingestuft
werden und daher solche
Vorurteile lieber erstmal
selbst
nach
ihrem
Wahrheitsgehalt
überprüfen. Gerade dieses
gegenseitige Verständnis
macht es noch absurder,
dass solche Gesänge in unserer Fanszene scheinbar immer noch ihren Platz
finden. Man beleidigt damit ja quasi Teile der eigenen Fanszene, vor denen man
eigentlich eher Respekt haben sollte für ihr gezeigtes Engagement.
Neben dieser in Köln stattgefundenen Massenentgleisung kommt es immer wieder
in deutlich kleinerem Rahmen auch zu rassistischen Äußerungen im Umfeld
unserer Fanszene. In diesem Text wollen wir daher auch noch auf einige
Erscheinungsweisen eingehen und sie erklären, damit jeder die Bedeutung
versteht. Ein bekannter Gesang ist das sogenannte "U-Bahn-Lied", dass auf J
udendeportationen im dritten Reich anspielt und daher als extrem antisemitisch
(judenfeindlich) einzustufen ist. Dabei wird eröffnet, mit dem jeweiligen Gegner so
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zu verfahren, wie es das Naziregime im Holocaust machte. Es stellt damit eine
klare Sympathiebekundung zur Judenverfolgung dar und hat in unserer Fanszene
absolut nichts verloren. Ebenfalls in letzter Zeit zu hören gewesen waren Gesänge
wie "xyz - Türken, Zigeuner und Juden", das eine andersartige ethnische Herkunft
per se als Beschimpfung definiert. Gerade hier sollte aber selbst dem Dümmsten
der Dummen klar sein, dass ein solcher Gesang einfach nur Nazischeiße ist. Wer
solche Gedanken dennoch vertritt, hat in unserer Kurve nichts verloren und sollte
sich auch besser hüten so etwas von sich zu geben.
Fast schon ein Klassiker ist das "Zigeunerlied", bei dem andere Fangruppen oder
Vereine ebenfalls im rassistischen Kontext beschimpft werden. Was irgendwann
mal in einer kleinen Runde bedingt lustig war, weil es jeder einzustufen wusste,
wurde zu einem Massenphänomen, dessen Bedeutung dabei auf der Strecke
blieb. Viele verstehen wohl gar nicht, dass eine solche Aussage einen absolut
diskriminierenden
und
abwertenden
Charakter
gegenüber
den
Bevölkerungsgruppen Sinti und Roma hat. Wir hoffen, dass der ein oder andere
doch mal darüber nachdenkt, dass dieses Lied nicht cool oder lustig ist, sondern
ein ernsthaftes Problem darstellt.
In letzter Zeit fallen uns zudem auch immer mal wieder Klamotten der Marke "Thor
Steinar" in Mainzer Fanblöcken auf. Diese Kleidungsmarke ist keine wie jede
andere, sondern sie kommt aus organisierten Nazikreisen und die Gewinne fließen
in diese Strukturen zurück. Die Kleidung bedient sich einem Stil, den viele als
stylisch empfinden und baut darin rassistische Symboliken ein, die nur für Insider
zu verstehen sind. So gelingt es ihr einen neonazistischen Lebensstil in die Mitte
der Gesellschaft zu tragen und erhofft sich somit als "normal" empfunden zu
werden. Wir empfinden es als wichtig dies zu verhindern und dulden deshalb keine
Kleidung dieser und ähnlich politisch belegter Marken in unserer Fankurve. Eine
kleine Broschüre mit detaillierten Infos dazu, gibt es übrigens beim Fanprojekt und
an unserem Stand.
Es bleibt zu hoffen, dass der Text euch die ein oder andere neue Sichtweise
vermittelt hat und zur Sensibilisierung aller bei Themen wie Rassismus oder
Homophobie beiträgt. Auch unsere Fanszene kann sich leider nicht freisprechen
von solchen negativen Tendenzen, auch wenn das gerne so beteuert wird. Umso
wichtiger empfinden wir es darauf hinzuweisen und solche Probleme nicht tot zu
schweigen. Nur so haben wir die Möglichkeit wirklich und dauerhaft etwas an
diesem Zustand zu verändern!
Klar ist, dass dies natürlich nur ein kleiner Abriss sein kann und das ganze Thema
natürlich noch um einiges vielschichtiger ist, euch aber vielleicht erstmal eine gute
Einstiegsmöglichkeit in die Thematik bietet. Wir stehen euch diesbezüglich
natürlich gerne zur Verfügung für weitere Fragen.
Allgemein wäre es begrüßenswert, wenn sich immer mehr Menschen klar gegen
diskriminierende Tendenzen stellen und wir es so schaffen die Vision einer Kurve
ohne Ausgrenzung zu verwirklichen.
Wenn euch ein Verhalten auffällt, zeigt Zivilcourage und stellt euch dem entgegen.
Falls euch das in der konkreten Situation zu heikel ist, könnt ihr uns auch gerne auf
die Situation hinweisen und wir versuchen uns darum zu kümmern.
Also lauft nicht bloß mit, denkt darüber nach was ihr tut! Bringt euch ein und tragt
so dazu bei eine wirkliche Gemeinschaft ohne Diskriminierung zu erreichen!
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Mainz – Meine Stadt / Die Meenzer Fassenacht
In der kommenden Woche ist es wieder soweit: am 11.11. beginnt die „Fünfte
Jahreszeit“, die Fastnacht, worauf viele bereits jetzt schon wieder hinfiebern.
Neben Köln und Düsseldorf ist unsere Heimatstadt eine der Hochburgen dieses
Volksfests. Aber woher kommt eigentlich die Begeisterung dafür? Wie hat sich die
Fassenacht bei uns entwickelt? Und was unterscheidet sie von den Festivitäten in
den anderen genannten Städten?
Ursprünglich entwickelte sich die
Fastnacht wohl aus dem heidnischen
Brauch des „Winter-Austreibens“ mit
Lärm und Masken. Da dessen Zeitpunkt
grob mit dem christlichen Beginn der
Fastenzeit sieben Wochen vor Ostern
zusammenfällt, wurde das Begehen
eines großen Festes von der Kirche
akzeptiert und wurde als Fastnacht
adaptiert. Erste Belege hierfür finden
sich bereits im 13. und 14. Jahrhundert.
Anfangs war die Fastnacht ein
unorganisiertes
Volksfest
mit
Maskerade, Essen, Trinken und Tanz,
wie ein Mainzer Chronist Ende des 15.
Jahrhunderts berichtete. Im Gegensatz
dazu feierte die adlige Oberschicht in
ihren Palästen große Feste, bei denen
teilweise die Hof-Angestellten und ihre
Dienstherren per Los die Rollen
tauschten.
Mit dem Ende der kurfürstlichen Herrschaft über Mainz verlor die Fassenacht
zunächst etwas an Bedeutung. Zwar wurde noch gefeiert, aber die Fastnacht
verkam mehr und mehr zu einem „normalen Fest“ ohne die Besonderheiten, die
sie zuvor ausgezeichnet hatten oder heute wieder auszeichnen. Seit den 1820er
Jahren änderte sich dies wieder: man orientierte sich an Köln, wo einige
Begeisterte kurze Zeit zuvor eine neue organisierte Form der Fastnacht ins Leben
gerufen hatten. So fanden auch in Mainz bald die ersten Sitzungen mit
humoristischen Vorträgen in diversen Kneipen statt und der erste Umzug wurde im
Jahr 1837 als sogenannter „Krähwinkler Landsturm“ durchgeführt. Schon damals
nahm die Ranzengarde am Umzug teil, die somit die älteste Mainzer Fassenachtsihn sich mit dem Kopf vor und vollstreckt volley ins kurze Eck. Oandi versenkte
kurz darauf einen Freistoß im Winkel und der Meister schien plötzlich nicht mehr
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Vereinigung ist. Initiator des Spektakels war der Kaufmann Nikolaus Krieger.
Schon im Folgejahr wurde mit dem Mainzer Carnevalsverein (MCV) das gesamte
Fest auf einen geordneten Boden gestellt. Nun hatte man einen verantwortlichen
Organisator, was eine immens wichtige Voraussetzung für das weitere Wachstum
war. Auch die damalige Obrigkeit in Gestalt der hessischen Provinzialregierung, zu
deren Einflussbereich Mainz damals gehörte, begleitete die Vereinsgründung
äußerst positiv. Sie erhoffte sich, dem „bisherigen karnevalistischen Wildwuchs auf
Straßen, in Ballsälen unter Masken und Vermummungen durch Ordnung,
veranstaltete Form und ästhetische Gestaltung" einen kontrollierbaren Rahmen zu
geben. Dies stellte sich schon bald als Trugschluss heraus.
Die Fastnachter nutzten ihre sprichwörtliche „Narrenfreiheit“ und kritisierten auf
humoristische Art die bestehenden undemokratischen Verhältnisse, vor allem die
Herrschaft des Adels, die Zensur sowie die Beschränkung von Meinungs- und
Pressefreiheit. Somit war die politische Fastnacht geboren, die mit dem „Boten
vom Bundestag“ oder „Till Eulenspiegel“ neben dem „Kokolores“ genannten
humoristischen Part auch heute noch fester Bestandteil der Meenzer Fassenacht
ist.
Trotz dieser enorm beliebten besonderen Ausprägung Mainzer Art dauerte es bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis sich eine Vielzahl weiterer bedeutender
Vereine gründete, die auch heute noch die Fastnacht aktiv mitgestalten (z.B. 1886
Mombacher Bohnebeitel, 1892 Gonsenheimer Schnorreswackler, 1893 Eiskalten
Brüder).
1899 wurde der Mainzer Carneval-Club gegründet, die zweite feste Größe neben
dem zuvor erwähnten MCV. In der folgenden Zeit festigte die Fassenacht auch
über die Grenzen von Mainz hinaus ihren hervorragenden Ruf und lockte immer
mehr Gäste von außerhalb an, die den nun regelmäßig stattfinden
Rosenmontagszug oder eine der vielfältigen Sitzungen besuchten. Die größte
dieser Sitzungen fand in der Stadthalle am Rheinufer statt.
Während des Dritten Reiches bot die Fastnacht einigen wenigen couragierten
Persönlichkeiten zumindest ansatzweise ein Forum, auf elegante, hintergründige
Weise zwischen den Zeilen ihrer Büttenreden auch Kritik am Regime der
Nationalsozialisten zu üben.
Herausragendster Vertreter dieser Kritiker ist sicherlich Seppel Glückert, der durch
seine subtilen Anspielungen und seine große Beliebtheit bei der Bevölkerung
glücklicherweise jeglichen Repressionen und der üblichen Zensur entgehen
konnte.
Unterstützung des französischen Besatzungskommandanten fanden einige sehr
erfolgreiche „Mainzer Abende“, Fassenachtsveranstaltungen im verhältnismäßig
kleinen Rahmen, statt.
In den Folgejahren beschränkte man
sich weiterhin auf Saalveranstaltungen,
erst im Jahr 1950 fand der nächste
Rosenmontagszug statt.
Als glänzende Werbung für die Stadt
Mainz ist die vom Südwestfunk seit 1955
ins
Fernsehen
übertragene
Fastnachtssitzung unter dem Motto
„Mainz wie es singt und lacht"
anzusehen. In den Folgejahren führten
die Übertragungen zu unschlagbaren
Einschaltquoten. Ab 1965 wurden zudem
deutschlandweite Ausstrahlungen von
„Mainz bleibt Mainz“ regelmäßiger
Programmpunkt des ZDF. Die Interpreten
auf der Bühne mit ihren Büttenreden wie
Willi Scheu und Herbert Bonewitz sowie
der singende Dachdeckermeister Ernst
Neger, die Mainzer Hofsänger und Margit Sponheimer wurden zu regelrechten
Stars.
Heute gibt es in Mainz 23 Fastnachtsvereine und 25 Garden. Den
Rosenmontagszug verfolgen im Schnitt ca. 500.000 Menschen.
Sei auswärts dabei!
Der 13. Spieltag bringt uns ein Auswärtsspiel in Dortmund (Samstag, 21.11.2009,
18:30 Uhr). Zu diesem Spiel wird die USM den vom Verein eingesetzten
Sonderzug nutzen. Der Preis für diesen Sonderzug liegt bei 15 Euro.
Abfahrtszeiten findet ihr, sobald diese feststehen, im Szene Mainz Forum oder auf
der Homepage von Mainz05. Bei Fragen bzgl. Auswärtsspielen könnt ihr euch
gerne an [email protected] wenden! In der nächsten Blockbildung
findet ihr Informationen zu den beiden letzten Auswärtsspielen (Frankfurt und
Schalke).
Während des Zweiten Weltkrieges pausierte die Fastnacht zwangsweise, wurde
jedoch bereits 1946 wieder aus der Taufe gehoben. Mit Zustimmung und
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Termine
12.11.2009 – 19:00 Uhr Mitgliederversammlung der Supporters Mainz
21.11.2009 – 18:30 Uhr Borussia Dortmund – 1.FSV Mainz 05
28.11.2009 – 15:30 Uhr 1.FSV Mainz 05 – Hamburger SV
28.11.2009 – 19:05 Uhr 25 Jahre MZ-Army
29.11.2009 – 11:00 Uhr Szene Mainz Weihnachtsmarkt am Bruchweg
05.12.2009 – 18:30 Uhr Eintracht Frankfurt – 1.FSV Mainz 05
Außerdem sind wir Montags + Mittwochs im Fancafe anzutreffen. Das
Fancafe findet ihr ab sofort wieder im HDJ, Mitternachtsgasse 8! Kommt
vorbei!
Heute am USM – Stand
- Blickfang Ultra, Erlebnis Fussball je 3€
- Doppelrad No. 6 3,50€
- Doppelrad (No. 1-5) je 2€
- Fussballsportverein Kapuzenpulli 45€
- Balkenschal 10€
- Seidenschal „Szene Mainz“ 10€
- Verschiedene Button je 1€
- „Szene Mainz“ Shirt –rot- 9€
- Aufkleber „klein“ (100 Stk.) 2€
- Aufkleber „groß“ (250 Stk.) 4€
Bei Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen wendet euch bitte bei Heimspielen
an unseren Stand am Eingang zum Q Block oder per E-Mail an
[email protected]
Für den E-Mail Newsletter könnt ihr euch weiterhin kostenlos am USM
Stand in eine Liste eintragen. Damit werdet ihr über relevanten Themen der
aktiven Mainzer Fanszene informiert. Tragt euch einfach ein!
Aktuelle Infos gibt es auch im Internet unter www.szene-mainz.de
Bilder von Heimspielen, Auswärtsspielen und Aktionen findet ihr immer
aktuell auf www.rheinhessen-on-tour.de