Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt
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Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt
Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Auswirkungen auf Plattformbetreiber und CE-Industrie Auszüge aus der Studie „Fernsehen 2012“ der MEDIARISE GmbH 2009 Impressum Herausgeber: BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Albrechtstraße 10 A 10117 Berlin-Mitte Tel.: 030.27576-0 Fax: 030.27576-400 [email protected] www.bitkom.org Ansprechpartner: Michael Schidlack Tel.: 030.27576-232 [email protected] Ralf Becker MEDIARISE GmbH www.mediarise.de Tel.: 06257.999-598 [email protected] Author: Ralf Becker (MEDIARISE GmbH) Redaktion: Ralf Becker (MEDIARISE GmbH) Gestaltung / Layout: Design Bureau kokliko / Anna Müller-Rosenberger (BITKOM) Copyright: BITKOM 2009, MEDIARISE GmbH Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Auswirkungen auf Plattformbetreiber und CE-Industrie Auszüge aus der Studie „Fernsehen 2012“ der MEDIARISE GmbH 2009 Inhaltsverzeichnis Vorwort – redaktioneller Hinweis Auszüge der Studie „Fernsehen 2012“ der MEDIARISE GmbH 2009 Methodik 1 Das Web ante Portas der TV-Industrie Warum sollte sich das „Fernsehen“ eigentlich ändern? Einzelne Stufen der Wertschöpfungskette sind multipel interdependent System von notwendigen Veränderungen 2 Was erwarten die Zuschauer eigentlich vom Fernsehen? Evolution statt Revolution im Nutzungsverhalten Der „Reason why“ – Was den Zuschauer bewegt Lean-forward-Interaktivität bleibt Zukunftsthema Junge Zielgruppen – werden nicht (viel) anders fernsehen 3 Personalisierung und Entlinearisierung als wesentliche Trends im Kundenverhalten Kommt der Wandel vom Broadcast zum Personal-Cast? Electronic Program Guides (EPGs): Hilfe zur Medien-Navigation und Personalisierung Fernsehen wann ich will - Ansätze zur Entlinearisierung der Nutzung 4 Auswirkungen auf die Distributions-Plattformbetreiber Bandbreiten im IP-Bereich Hybride Modelle als naheliegende Ergänzung der CE-Ausstattung 5 Szenarien einer Endgeräte-getriebenen Entwicklung Der CE-Hersteller: näher am Zuschauer oder getriebener Auftragsproduzent? Der Wettlauf zwischen Set-Top-Box und integriertem TV-Device Die TV-Devices der Zukunft Software-Store-Geschäftsmodelle als alternative Subventionsformen der Retail-Consumer Electronics? 6 Ausblick auf mögliche Veränderungen in der TV-Branche 2 3 4 4 5 5 7 9 10 10 11 11 13 14 14 15 17 20 20 21 22 22 23 23 24 26 Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Vorwort – redaktioneller Hinweis Die vorliegenden Studienauszüge basieren auf einer Arbeit, die dem BITKOM von der MEDIARISE GmbH freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist. BITKOM bedankt sich für das entgegengebrachte Vertrauen. Die Basis dieser Studienarbeit bilden über 100 Experteninterviews, die von der MEDIARISE GmbH im Laufe des ersten Halbjahres 2009 durchgeführt worden sind. Nicht alle Experten, die befragt wurden, sind im BITKOM organisiert. Insofern stellt diese Studie nicht die Verbandsmeinung des BITKOM dar, sondern die unverfälschten Ergebnisse der Expertenbefragung. Die Auszüge werden im Rahmen dieser Publikation ohne Änderung des Wortlauts veröffentlicht. Somit stellt diese Veröffentlichung dieser lediglich einen Service des BITKOM für seine Mitglieder dar und beinhaltet aus- drücklich keine Positionierung für oder gegen die dort geäußerten Meinungen und Ergebnisse. Für den redak- tionellen Inhalt ist ausschließlich die MEDIARISE GmbH verantwortlich. 3 Auszüge der Studie „Fernsehen 2012“ der MEDIARISE GmbH 2009 Methodik Die Studie „Fernsehen 2012“ ist von der Vorgehens- weise her eine Kombination von Delphi-Verfahren und Szenario-Technik. Die Grundannahme des Delphi-Verfahrens ist, dass Player und Experten innerhalb der Branche mehr über die wahrscheinlichen Entwicklungen der Zukunft wissen als andere Akteure. Dies gilt insbesondere für die kurzfristige Vorrausage und für einen Verlauf ohne Strukturbrü- che. Durch den kurzfristigen Betrachtungszeitraum der Unsicherheiten der Entwicklung sowie Wechselwirkungen. Während die erste Runde mehr dem Einsammeln der unterschiedlichen, z.T. diametral differierenden Meinungen galt, wurden diese vor der zweiten Runde von MEDIARISE konsolidiert und zu wahrscheinlichen Szenarien verdichtet, die dann vorgestellt wurden und kritisch hinterfragt werden sollten. Bei der Bildung der Szenarien wurden Ansätze und Richtungen von Verän- derungen durch Formulierung von „wenn-dann“-Sätzen strukturiert. MEDIARISE-Studie wurde diese Methodik ausgewählt. Als wichtige Zusatzbetrachtung und sog. „Fringe-Faktor“ Es wurden 54 Teilnehmer – ausschließlich Entscheider, Herdeneffekt in Richtung einer Branchen-Mainstream- häufig auf Geschäftsführungs- oder Vorstandslevel – in zwei Befragungsrunden in je mindestens einstündigen Interviews unabhängig voneinander zu ihrer Einschät- zung des Marktes befragt. Im Vordergrund standen die 4 Schwerpunkte Treiber und Player, die Sicherheiten und wurden gezielt Querdenker einbezogen, um einen Meinung zu relativieren. In unserem Fall wurden „digital natives“ im Alter von 14-18 Jahren sowie Forschungsinstitute einbezogen. Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt 1 Das Web ante Portas der TV-Industrie Vorstöße, das Internet auf den Fernseher zu bringen, gab es schon reichlich: In den 90er Jahren gab es erste Fernseher mit Internet-Zugriff und Set-Top-Boxen für das Warum sollte sich gerade jetzt, warum sollte sich überhaupt etwas ändern? Surfen auf dem Fernsehgerät. Aufgrund einer Vielzahl Aus Sicht von MEDIARISE gibt es mindestens zwei Massenmarkt durchsetzen. Es gibt aber Anzeichen, die für Internet-Medien-Industrie: von Gründen konnte sich bisher keines dieser Systeme im eine Veränderung und Auflösung bisheriger Problemfelder sprechen: hochauflösende Bildschirme sind heute Standard Bandbreite ist zumindest in Ballungsräumen kein limitierender Faktor mehr Bewegtbild im Internet ist weit verbreitet, bekannt und genutzt erste hybride TV-Geräte und Set-Top-Boxen, die den Anschluss eines Fernsehers an das Internet erlauben, sind auf dem Markt eine massenmarkt-taugliche Useability für IPTV ist weitgehend entwickelt Der Begriff „Fernsehen“ ist deshalb künftig weiter zu definieren, denn andere Nutzungsformen von „Bewegtbild- Unterhaltung“ (z.B. WebVideo, VoD, VideoCasting) können ebenfalls unter diesen Begriff subsummiert werden, sofern sie auf dem Fernsehgerät stattfinden. Der folgende Bericht soll sich aber auf Fernsehehen i.w.S. ausschließlich im Heimbereich fokussieren und mobile Nutzungsformen nicht betrachten. Warum sollte sich das „Fernsehen“ eigentlich ändern? Die Nutzung des Fernsehens hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich geändert. Zwar stieg die Zahl der frei empfangbaren, bundesweiten Sender lt. ALM* in 2008 auf fast 80, die Nutzung aber stagniert bei etwas über 200 min pro Tag auf nur wenigen Sendern. Präzedenz-Fälle für rasche Veränderung in der Die Musik-Industrie – ein Kompressionsverfahren verändert einen Markt: Der MP3-Standard machte es möglich, digitalisierte Musik so weit zu komprimieren, dass eine Übertra- gung selbst über Schmalband-Internet möglich war. Die von Tauschbörsen ausgehende Piraterie zwang die Musik-Industrie innerhalb weniger Jahre, ihr Geschäftsmodell vollständig zu ändern, physische Distributions- und Pricing-Strategien zu überdenken und sich in der digitalen Distribution zu positionieren. Der Markt für Smartphones – Useability als Initialzündung: Obwohl das iPhone bisher einen vergleichsweise kleinen Marktanteil in Deutschland erreicht hat, hat es eine beeindruckende Katalysator-Funktion entfaltet. Zum Marktstart des iPhones im November 2007 war bereits die Mehrheit der verkauften Mobiltelefone internetfähig. Aber nach Aussagen vieler Studien war dem größten Teil der Kunden der Nutzen von InternetAnwendungen auf dem Mobiltelefon unbekannt. Heute, nicht mal 2 Jahre später, ist der Mehrwert von mobilen Internet-Applikationen, wie z.B. E-Mail, Navigation, Instant-Messaging, Microblogging, soziale Netzwerke und Internet-Videos beim Kunden er- und bekannt. Laut einer aktuellen Studie von TechConsult im Auftrag des Bitkom von Juni 2009 surfen bereits über 12% aller Handy-Benutzer im Internet. Immerhin wissen laut dieser Studie 54% aller Handy-Besitzer, dass ihr Handy über diese Funktion verfügt. Grund für den Wandel war keine Technologie im engeren Sinne, sondern eine überzeugende Nutzerführung bzw. Useability. * Arbeitsgemeinschaft für Landesmedienanstalten www..alm.de 5 MEDIARISE beobachtet – zur Anwendung auf den Fern- schlagen dadurch quasi Stufen in die o.g. S‑Kurven, zwei Phänomenen: „Eine Innovation ist dann gut, wenn man es schon sehmarkt zunächst abstrahiert – eine Überlappung von Das S-Kurven-Konzept erklärt die Marktpsychologie: Innovationen verbreiten sich in Form einer S-Kurve: zunächst eine langsame Entwicklung, aber steigend, dann ein steiles Stück schnell wachsender Penetration und zum Schluss wieder ein langsam wachsendes Stück bis zur maximalen Penetration. Oft wird in der Zeit am Anfang die Veränderung überschätzt, genauso wie später das exponentielle Wachstum unterschätzt wird. immer haben wollte“ – eine sich schnell verbreitende Innovation hat praktischen Mehrwert, ist im Idealfall günstiger als die alte Lösung und setzt auf beste- hende, gelernte Lösungen auf. Disruptive Innovationen müssen nicht immer Technologien sein: am Beispiel der Smartphones war es die Useability, die den Durchbruch bewirkte. Offen ist die Frage, an welcher Stelle der Fernsehmarkt gerade steht: Steht er noch in einem recht flachen Stück der S-Kurve oder bereits kurz vor dem Beginn des expo- Disruptive Innovation (oder warum S-Kurven Stufen haben): Disruptive Innovationen verändern sich schnell und ruckartig aufgrund sehr schnellen Wachstums. Sie Veränderung Hype-Zeit: Überschätzen des Wachstums nentiellen Wachstums? Und gibt es disruptive Innovationen, die sehr schnell – in wenigen Jahren – den Markt verändern? Unterschätzen des expotentiellen Wachstums Tipping-Point: Übergang in Wachstums-Phase Position heute? 6 indem die Entwicklung auf ein neues Niveau springt. Zeit Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Einzelne Stufen der Wertschöpfungskette sind multipel interdependent ContentProduktion PräsentationsPlattformen Recommend., Profiling und Targeting Die obige Abbildung erläutert die Wertschöpfungskette „Fernsehen“. Deutlich wird, dass im Fernsehgeschäft neben den Sendern noch eine Reihe anderer Player Billing Transport Bewerben und messen Receive & Display Internet-Werbung, Netzbetreiber, Carrier und CachingPlattformen, Hersteller für internetfähige Hardware. mitwirken. Durch die Möglichkeiten, Videosignale über Aufgrund der Wechselwirkungen wird die Wertschöp- Akteure den Fernsehmarkt: Portale, Recommendation- jede Stufe mit jeder anderen verwoben. das Internet zu transportieren, betreten zahlreiche neue Anbieter, Anbieter für Profiling und gezielte (targetierte) fungskette in Ihrer Gesamtheit betrachtet. Tatsächlich ist 7 Plattformen Sender und Portale kaufen Content Recommen- Werbung dation Billing Recom. macht Nische auffindbar; Trailer-Produktion für EPGs Recommendation verschafft Plattform Reichweite Devices Transport Billing Werbung Recommendation Plattformen Content Content Das Verständnis der Interdependenzen der Wertschöpfungskette ist für die Entwicklung erfolgreicher Inno- vationen und Geschäftsmodelle im Internet von hoher Bedeutung. 8 Transport Devices Content-Umfeld Billing in Licenwichtig für die sing-Verträgen Werbung; geregelt Produktion von Werbefilmen Lizenz und Verschlüsselungs-Anforderung nach Transportweg Vorgeschriebene HWVerschlüsselung bestimmt Endgerät Werbung finanziert Plattformen Billing für payper-view und PayTV Transporteure distribuieren die Contents der Plattform, vertreiben PayTV-Abos Mediatheken werden über STBs dargestellt und Verlinkt Werbung als Geschäftsmodell für EPGs Vermittlung von PayVoD als Geschäftsmodell für EPGs Transporteure als Anbieter von EPGs kaufen Rekommendation ein Set-Top-Boxen und Recorder haben einen EPG, kaufen Rekommendation ein Werbung als Werbung Alternative zu steuert durch Paid-Angeboten Buchung von Web-Formaten die Netzauslastung Transporteure (Kabel, TelCo) haben die Kundenbeziehung Werbliche Vermarktung von BenutzerOberflächen Billing über Plattform des Hardware-Herstellers (z.B. iTunes) Transporteure (Kabel, TelCo) subventionieren Boxen Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt System von notwendigen Veränderungen Im Folgenden wird auf die technologische Komponente Die bisherigen, vielfältigen Versuche der Etablierung von und Entwicklung der Consumer Electronics (CE) mit den Geschäftsmodellen mit alternativen Nutzungsformen des Fernsehens haben gezeigt, dass eine Veränderung des Fernsehens von multiplen Faktoren abhängig ist. fokussiert, insbesondere die Breitbandverfügbarkeit jeweiligen Auswirkungen für die in diesem Geschäftsfeld tätigen Unternehmen. Die Vielzahl der Faktoren zeigt die Komplexität des Fernsehmarktes und reflektiert die o.a. Interdependenzen. Geschäftsmodell Ad-funded elungen / Um Reg e fel ar d Kl Gutes Fernsehen TV-Darstellung Standards Proliferation Veränderung im Fernsehen ls na Sig Zeitsouveränität ch ut at en te Lean-Back Useability ,P z, U cy a r rheberrecht, Pi Movies In-houseVerkabelung Technologie „reason why“ Payed Traffic-Mengen TV-Inhalte Contents / Inhalte 9 2Was erwarten die Zuschauer eigentlich vom Fernsehen? Für erfolgreiche Innovationen ist es notwendig, die Kun- zukunftsweisender Mehrwert anerkannt, da aktu- es sich, die voraussichtliche Entwicklung von Nutzungsge- Zuschauer gehören. denbedürfnisse im Blickfeld zu behalten. Daher empfiehlt wohnheiten kurz zu beleuchten: elle Nachrichten zu den Grundbedürfnissen fast aller Die Teilnehmer gingen überwiegend von einer Passivität des Zuschauers und von „Berieselungshaltung“ aus. Die Evolution statt Revolution im Nutzungsverhalten Nutzung eines Start-Menüs auf dem Fernseher nach dem Einschalten und zur Navigation durch einen audiovisu- Bis auf wenige Ausnahmen gehen alle Befragten der Studie davon aus, dass Fernsehen überwiegend ein ellen Electronic-Program-Guide (EPG) konnten sich alle Befragten aber vorstellen. Lean-Back-Medium bleibt und der „On-Demand-Wille“ Für die folgenden Szenarien heißt das einerseits, ange- Hybride TV-Geräte) sind noch wenig verbreitet. Jedoch besitzen, andererseits wird ein Wechsel der Nutzungsge- überschätzt wird. Entsprechende Technologien (IPTV, wird z.B. „news on demand“ als einleuchtender und botene Nutzungskonzepte müssen lean-back-Useability wohnheiten weder plötzlich noch ohne Grund erfolgen. Nutzungsmotive von TV und Internet 63,5% 46,9% um vertiefende Informationen zu Produkten zu erhalten 59,6% 62,6% Lean forward um Informationen bei spontan auftretenden Fragen im Bereich Allgemeinwissen zu erhalten 62,6% 58,4% 43,2% um mitreden zu können 29,4% um für kurze Zeit den Alltag zu vergessen um Informationen zum aktuellen Tagesgeschehen zu erhalten 30,0% 28,5% überwiegend zur Unterhaltung 0% 10% TV 75,7% 77,9% 83,8% 91,0% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Internet Quelle: Mindset 2007, CAPI-Befragung (Mehrfachantwortenset) Filter: Mediennutzer 16-64 Jahre, TV-Sender n=1.920, Onliner n=1.450 10 Lean back um Hintergrundinformationen zu erhalten Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Der „Reason why“ – Was den Zuschauer bewegt Eine Veränderung der Nutzungsgewohnheit ist nur möglich wenn der Zuschauer über die notwendige Consumer Electronics-Ausstattung verfügt (z.B. Set-Top-Box). Die Entscheidung für die Anschaffung einer Technologie kann aus unterschiedlichen Gründen heraus erfolgen, z.B. aus Zwang (z.B. als Ersatzbeschaffung oder aufgrund analogem switch-off), unbewusst (neue Technologie als Feature eines Neugerätes) oder als gezielter Kauf. einen Anreiz hat, Bewegtbilder anders zu konsumieren. Sollte z.B. die Programmqualität im deutschen FreeTV der lean-back-Affinität des Mediums Fernsehen und der üblichen Nutzungssituation (Entspannung). „Das müssen sowohl Zuschauer wie Produzenten erst lernen“ – keine gute Ausgangsbasis für eine Innovation, deren Technologie erst noch gekauft werden muss. Zudem wird davon ausgegangen, dass sowohl NotebookPC als auch Mobiltelefon in Reichweite liegen und der Zuschauer für Interaktion eher in die Parallel-Nutzung geht, als auf dem TV-Gerät zu chatten, zu shoppen oder ähnliches. Darüberhinaus gibt es angesichts der zahlreichen Entgeltmodelle bei Premium-Calls und -SMS und der großen Verbreitung von Mobiltelefonen keinen TV-gestützten Business-Case, der für eine Interaktion (z.B. Voting) auf dem TV-Gerät spricht. merklich absinken, so wäre das ein signifikanter Einzig das im vereinigten Königreich (UK) realisierte Nutzungsverhaltens und zur Nutzung von VoD oder Informationen (Ersatz des Teletext) sowie gewisse Formen „reason why“ für den Zuschauer zur Änderung seines PayTV. Auch dieser These ist MEDIARISE in o.a. Studie nachgegangen. „red-button-concept“ mit zusätzlichen Programm- von „Casual Gaming“ fanden bei den Befragten Zustimmung, jedoch innerhalb des Studienhorizontes bis 2012 noch nicht signifikant. Falls solche interaktiven Konzepte erfolgreich würden, dann nur mit einem globalen tech- Lean-forward-Interaktivität bleibt Zukunftsthema nischen Standard und geringstmöglicher Störung des Nutzungskomforts (Unterbrechung) im Falle interaktiver Es existiert ein breites Spektrum an Ideen für Interakti- Werbung/e-Commerce. onsformen auf dem Fernseher: Die Schaffung mindestens eines Standards ist dabei Interaktive Formate (Kamerasteuerung, Story-Beeinflus- für Rundfunktechnik (IRT) in Zusammenarbeit u.a. mit sung etc.), sowie Interaktionsformen wie Chatting und Messaging werden sich nach Auffassung der Befragten in den nächsten Jahren nicht durchsetzen. Begründet wird dies durch mangelnde Vereinbarkeit der Interaktivität mit auf gutem Weg, denn hier wurde jüngst vom Institut den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ein Standard für hybride TV-Lösungen erarbeitet („Hybrid Broadband Broadcast TV“). Interaktionsgrad eher lean-back Programmbegleitende Informationen Program-Navigation Sonderlisten Interaktiv / lean forward Intelligente EPGs mit Empfehlung VoD-Anwendungen/ online Videotheken Kamera-PerspektivenAuswahl Casual/Gaming Multiplayer Gaming Chatting See-whatI-see E-Commerce/ Teleshopping Call-in Shows StoryBeeinflussung 11 Nutzung elektronischer Medien / Person und Tag 500 400 300 26 35 45 43 34 48 54 205 213 217 225 226 227 223 203 202 196 196 193 196 196 181 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 58 221 200 100 0 Radio-Nutzung in min TV-Nutzung in min Quelle: BR Medienforschung, ARD/ZDF Onlinestudie 2008, ALM Jahrbuch 2008 Internet-Nutzung in min Ein weiterer Hemmschuh liegt auch in urheberrechtlichen des jeweiligen Senders. Also sind diese Formen der lich geschützt, insofern wären etwa Einblendungen über vitäts-Anbieters mit dem Sender und entsprechendem Fragen: Die Sender erachten das TV-Bild als urheberrechtdas TV-Bild unzulässig bzw. bedürfen der Zustimmung Interaktivität nur in der Zusammenarbeit des InteraktiGeschäftsmodell möglich. Parallel-Nutzung 50% 40% 30% Bei mir läuft der Fernseher oft, während ich etwas anderes mache, z.B. Essen zubereiten, Zeitschriften lesen, telefonieren usw. 37% 30% 23% 30% 34% 25% 19% 20% 10% 0% Wenn ich fernsehe, sehe ich fern. Da mache ich nur selten etwas nebenher. 16-29 jährige 30-44 jährige 45-59 jährige Basis: Bundesrepublik Deutschland, Personen ab 16 Jahre, die Fernsehen schauen Quelle: Allensbacher Archiv, lfd. Umfrage 1004 (Dez. 2007) 12 43% 60 jährige Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Junge Zielgruppen – werden nicht (viel) anders fernsehen Häufig wird argumentiert, dass die jungen Zielgruppen kaum noch mit Fernsehen zu erreichen sind. Tatsächlich sind Jugendliche dem Internet-PC heute schon zugeneigter als dem TV und nutzen das Netz mehr als den Fernseher. Aber Analysen zeigen, dass auch junge Zielgruppen reifen. Über die Plattform „DNA digital“ – eine Plattform, die „digital natives“ mit Managern zusammenbringt – organisierte Interviews, ergaben Aussagen wie: „Wenn ich mal Geld verdiene, werde ich mir auch einen coolen Flat-Screen anschaffen.“ Irgendwann werden auch die Jugendlichen von heute in familiären Strukturen leben und einen Fernseher im Wohnzimmer ihr Eigen nennen. Und das wird im Gespräch auch offen gesagt. Der Unterschied zu heutigen Zuschauern wird sein: Sie werden dann vom TV-Gerät viele Funktionen erwarten, die sie am Internet-PC gelernt haben, wie z.B. on-demandNutzung und jederzeitige Auffindbarkeit von Content. 13 3Personalisierung und Entlinearisierung als wesentliche Trends im Kundenverhalten Kommt der Wandel vom Broadcast zum Personal-Cast? Darauf geben fast alle Befragten der Studie „Fernsehen 2012“ eine eindeutige Antwort: „Nein, die Zukunft ist noch überwiegend lineares Fernsehprogramm“, wenn auch mit verändertem Inhalt. Hinsichtlich des Kundenverhaltens wird aber eine Aus- differenzierung der genutzten Plattformen, passend zum jeweiligen Format erwartet, z.B. Mögliche Ausdifferenzierung der Inhalte-Plattformen nach Nutzungsart entspannte Catch-up: verpasste gezieltes Ansehen kurze, spontane „Berieselung“ Sendungen ansehen von Serien und Nutzung Movies Klassisch-lineares Fernsehprogramm (Großteil der Nutzung) Sender-Portale/ Mediatheken VoD-Portale Video-Portale und Social-Communities Alternativen zum linearen Programm werden also nur Ein wesentlicher Grund für eine fließende Entwicklung Suche nach bestimmten Inhalten oder Aufholen verpass- Programm immer noch das Fernsehen mit der größten in speziellen Nutzungsszenarien genutzt, z.B. bei der ter Serien-Folgen. In der Tendenz verliert der klassische Broadcast zumindest leicht an Bedeutung. Wie schnell und in welchem Grade sich diese Entwicklung vollzieht, ist vor allem abhängig von den oben genannten Faktoren (System notwendiger Veränderungen). hin zu nicht-linearen Nutzungsformen ist, dass das lineare Einfachheit und Komfort in der Bedienung ist. Das hat Einfluss auf die Frage, ob der Zuschauer bei gegebenem „reason why“ zur Nutzungsänderung eher auf innova- tives VoD oder auf gelernte Nutzungsmuster im PayTV schwenken wird. Denn neben technischer Kompetenz und Innovationsbereitschaft wird vor allem die Verfügbarkeit eines Recommendation-Systems (intelligenter Electronic Program Guide) entscheiden, ob die nicht-lineare Nutzung von VoD ebenso bequem ist wie das heutige Programmfernsehen. 14 Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Wird es bis 2015 eine merkliche Steigerung im linearen PayTV geben? Werden bis 2015 mindestens 15% der Nutzer regelmäßig (1mal/Mon.) VoD (free- oder paid, z.B. News, Movies, Catch-up) auf dem TV nutzen? 90% 90% 80% 80% 74% 70% 70% 60% 60% 50% 50% 40% 40% 30% 26% 30% 20% 20% 10% 10% 0% Ja 81% Nein Quelle: MEDIARISE GmbH, Antworten d. Experten d. Delphi-Studie „Fernsehen 2012“, 08/2009 0% 19% Ja Nein Quelle: MEDIARISE GmbH, Antworten d. Experten d. Delphi-Studie „Fernsehen 2012“, 08/2009 Electronic Program Guides (EPGs): Hilfe zur Medien-Navigation und Personalisierung Das dargebotene Programm subjektiv verbessern, indem eine Navigationshilfe zum Auffinden des individuell besten Inhaltes bereitgestellt wird, ist naheliegend: Bei aktuell mehr als 200 Programmen im Fall eines digitalen Satellitenempfangs ist eine gedruckte Programmzeitschrift elektronischen Programmführern unterlegen. Viele Anbieter sind in diesem Bereich schon mehr oder weniger intensiv aktiv. 15 Dafür werden viele Gründe aufgezählt: Objektive Beweggründe für ein Engagement in EPGs Das schon jetzt unübersichtliche Angebot verfügbarer Sender, insbesondere im digitalen Bereich („Zappen macht keinen Spaß mehr“), wird ergänzt um WebTV und VoD-Angebote. Ein EPG ermöglicht es, bei geringem Interaktionsgrad die inhaltliche Passgenauigkeit des Programms auf das persönliche Profil zu optimieren. Nischenangebote haben die Chance besser auffindbar zu werden, dadurch gewinnen Nischeninhalte und -sender potentiell Reichweite. Der EPG generiert Interessen- und Nutzungsprofile, die personalisiertes Einfügen von Werbung, sog. „targetiertes Ad-Insertion“, ermöglichen und bietet ggf. zusätzliche Werbefläche. Es besteht noch Uneinigkeit darüber, wie schnell Erscheinen und Penetration von EPG-Technologien vonstatten gehen wird. Das gilt besonders für EPGs, die über ein elektronisches Äquivalent einer Fernseh-Zeitung („BasisNavigation“) hinausgehen und dem Nutzer Empfehlungen zu einem personalisierten Programm geben. Dabei gibt es neben urheberrechtlichen Fragen noch die Hürde eines „diskriminierungsfreien EPGs“, denn letztlich ist Die CE-Industrie sucht nach der Ausreizung der Potenziale im Bereich der Ton- und Bildqualität neue differenzierende Features. Verlage wollen im Web den Auflagenrückgang der Programmzeitschriften kompensieren und ihre redaktionellen Inhalte über EPGs weiter vermarkten. Große Fernsehsender wollen durch prominente, mindestens aber diskriminierungsfreie Präsentationen Marktanteile absichern, an Inhalten mitverdienen (Urheberrechte für EPG-Contents) und ggf. neue Werbeflächen schaffen. Kleine Fernsehsender erhoffen sich durch EPGs eine bessere Auffindbarkeit ihres Programms. Content- und Plattformanbieter aus dem Internet erhoffen sich eine starke Position im targeted Advertising. Werden 2015 mehr als 20% der Zuschauer einen EPG zur Navigation nutzen? 90% 80% 60% Die Mehrheit der Befragten der Studie „Fernsehen 2012“ 50% ist der Meinung, dass im Jahr 2015 mindestens 20% der Zuschauer regelmäßig EPGs zur Navigation nutzen 40% werden. 30% Die Qualität der Empfehlungen intelligenter EPGs ist bei 20% sog. kollaborative Filtertechniken (z.B. Bewertungen in 10% eng eingegrenzten Gebieten wie z.B. bei Spielfilmen durch Communities) schon jetzt gut nutzbar. Sobald das System aber auf alle Content-Angebote ausgeweitet wird, wird sichtbar, dass die heutigen Techniken und Formate von EPGs nur bedingt für ein Massenmarkt-fähiges Angebot ausreichen. 76% 70% jede Form der Empfehlung eine Diskriminierung des eben nicht Empfohlenen. 16 Subjektive Beweggründe für ein Engagement in EPGs 0% 24% Ja Nein Quelle: MEDIARISE GmbH, Antworten d. Experten d. Delphi-Studie „Fernsehen 2012“, 08/2009 Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Die entstehenden Problemfelder sind vielfältig: Existie- zu lenken und es könnte erstmals beobachtet werden, Verfahren, z.T. manuell verschlagwortet werden, Stan- rung bietet deutliche Vorteile für neue Geschäftsmodelle. rende Inhalte müssen nachträglich in sehr aufwendigen welche Nischen nachhaltig funktionieren. Personalisie- dards für ein emotionales Schlagwortsystem müssen vereinbart und das Problem der Nutzeridentifikation des gerade zuschauenden Familienmitglieds gelöst werden. Aufgrund der Investitionen in Sicherheitstechnologie Fernsehen wann ich will - Ansätze zur Entlinearisierung der Nutzung wurden in den vergangenen Jahren auch Projekte zur Neben der Personalisierung der Inhalte ist die Zeitauto- optimistisch von deutlichen Fortschritten bei der Lösung attraktive Option: Entlinearisierung ist das Schlagwort, automatischen Video-Auswertung finanziert. Daher kann nomie bei der Nutzung der Inhalte für Zuschauer eine der anstehenden Herausforderungen ausgegangen das die Abkehr vom starren Fernsehprogramm hin zu werden. einer Selbstbestimmung der Zeitdimension beschreibt. Dabei gibt es verschiedene technische Möglichkeiten zur Die Chancen dieser Technologie werden als sehr hoch Entlinearisierung. angesehen, denn es würde damit gelingen, Nutzerströme Die Vorzüge des Internet-Fernsehens Anteil der Befragten mit sehr großem und großem Interesse an: Zeitversetztes Fernsehen 52,6% Überdurchschnittliche Bildqualität 48,6% Individuelle Archivierung von Sendungen 31,6% 28,9% Mehr als 70 Programme Elektronische Programmzeitschrift 26,9% Online Videothek 23,5% Interaktion z.B. Stimmabgabe bei Quizsendungen 20,5% Allgemeines Archiv 20,5% 19,2% Individuelle Sprachauswahl für Spielfilme/Videos Online Spiele über Fernbedienung 11,6% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Quelle: BITKOM Info-Grafik, GfK Consumer Tracking, Basis; Internet-Nutzer ab 14 Jahre 17 Optionen von Entlinearisierung Lokale Speicherung von Inhalten Abruf der Inhalte über das Internet (echtes Video-on-demand / VoD) Free Paid Free Paid durch Aufzeichnung z.B. auf einem Festplattenrecorder („BufferedVoD“) sog. „near-video-ondemand“ (nVoD): Der Netzbetreiber pusht eine Auswahl von Inhalten auf die Set-Top-Boxen seiner Kunden freeVoD – werbefinanziert (Mediatheken, Sender-Portale und Video-Portale) paidVideo-On Demand (i.W. für Filme und Serien – gegen Entgelt) Die Möglichkeit, Inhalte aufzuzeichnen und zeitversetzt Die Alternative zur Aufzeichnung, der Abruf von Inhalten sierung dar, die jeder Videorecorder – ob mit Band, DVD eine internetfähige Set-Top-Box oder einen internetfä- anzuschauen stellt die einfachste Form der Entlineari- über das Internet mit Nutzung auf dem Fernseher, setzt oder Festplatte - ermöglicht. Dies setzt aber die voraus- higen („IP-fähigen“) Fernseher sowie eine Breitband- schauende und oft unbequeme Aufnahme-Program- Internetverbindung voraus. Der Vorteil gegenüber der mierung voraus, so dass nicht einmal 30% der Besitzer Aufzeichnung und lokalen Speicherung ist der unmit- eines Festplattenrecorders dies regelmäßig nutzen. Eine telbare, zeitautonome Zugriff über das Internet auf eine deutliche Komfortsteigerung ist daher die automatische nahezu unbegrenzte Auswahl an Inhalten und Diensten Aufzeichnung von für den Nutzer interessanten Inhal- – weit über das Angebot der TV-Sender und den aktuellen ten wie in ersten Anwendungen aktuell gezeigt. Durch Sendeplan hinaus. die inzwischen sehr preiswerten Festplatten mit hoher Kapazität (1.000 GB < 100 EUR) ist der limitierende Faktor „Speicherplatz“ kaum noch relevant. Nutzungsarten des Festplattenrecorders [in %] Ausschneiden von Werbung 15,1% Zeitversetzes Fernsehen** 6,1% (sog. time shifting) 14,90% 16,20% 12,2% Zeitgleiches Fernsehen* Aufzeichnen von Filmen / Sendungen 12,50% 22,80% 54,80% 29,00% 28,2% 0% 57,50% 10% 22,40% 36,40% 36,70% 20% 30% Nutze ich häufig / sehr häufig Nutze ich selten 40% 50% 12,70% 60% 70% 22,30% 80% Nutze ich gelegentlich 100% Nutze ich nicht / weiß nicht / keine Ahnung * Mit Aufzeichnung eines anderen Filmes/Sendung im Hintergrund. ** d.h. Aufnahmen abspielen und anhalten noch während die Aufnahme läuft Basis: Besitzer von Festplattenrecordern im Haushalt Quelle: Communication Networks 10.1 Trend / Potential 3,00 Mio 18 90% Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Internet-Videonutzung auf dem Fernseher "Sind Sie an folgenden zusätzlichen Möglichkeiten von Fernsehern interessiert bzw. nutzen Sie diese bereits: Über den Fernseher Spielfilme herunterladen bzw. direkt aus dem Internet anschauen?" Interessierte: Antworten "sehr interessiert" und "interessiert" 70% 60% 50% 27% 40% 30% 50% 40% 50% 20% 27% 10% 0% 13% 7% 10-17 Jahre Nutzer 18-24 Jahre 25-29 Jahre 23% 27% 5% 4% 22% 30-39 Jahre 40-49 Jahre 50-59 Jahre 18% 5% 60+ Jahre Interessierte Quelle: TechConsult im Auftrag des BITKOM 2009 19 4Auswirkungen auf die DistributionsPlattformbetreiber Die Netzwerkbetreiber, darunter Satelliten-, TV-Kabel- und Telefonnetzbetreiber, transportieren in ihrem Kern- Bandbreiten im IP-Bereich geschäft das Fernsehsignal zum Zuschauer. Während Wird on-demand Nutzung stark steigen, wovon ab 2012 Programmen in Deutschland i.W. einen für den Zuschauer IP-Verkehren führen: Es ist davon auszugehen, dass die Satellitenbetreiber neben dem Transport von PayTV- kostenlosen (“free-to-air“) Broadcast anonym anbieten, vermarkten Kabel- und Telekommunikationsnetzbe- treiber im direkten Kundenzugang Triple-Play-Pakete, bestehend aus Telefonie, Breitbandinternetzugang und TV. Dabei expandieren die Kabelnetzbetreiber von ihrem Stammgeschäft in die Telekommunikation, umgekehrt versuchen die Telekommunikationsanbieter TV-Lösungen aufzubauen. ausgegangen wird, wird dies in der Prime-Time zu starken sog. Gleichzeitigkeit der Fernsehnutzung etwa 40% beträgt. Je höher dabei die übertragene Bildqualität, desto deutlicher der Anstieg. So werden heute WebVideos mit Bandbreiten von 1-2 MBit/s übertragen, künftig werden für HD-Streams Bandbreiten von 4 bis zu 14 MBit erforderlich sein. Zu diesen Thesen gab es ein sehr geteiltes Echo der Befragten: PRO Verkehrsanstieg CONTRA Verkehrsanstieg Die bisherige Durchschnittsbandbreite lag unter 100kbit/s über den Tag verteilt. Nun drohen in der Primetime mittlere Bandbreiten pro HH im MBit/sBereich, d.h. ein Wachstum größer Faktor 10. Auch in der Vergangenheit lief die Entwicklung langsamer als gedacht (Beispiel Video über Handy). VoD- und Verkehre werden tendenziell zunehmen und sehr peak-lastig sein (hohe Gleichzeitigkeit in der Primetime – relevant für Netzdimensionierung). Die Zuschauer müssen nicht nur technisch ausgestattet sein, sondern es auch wollen und können, das ist unwahrscheinlich. Neue Kompressionsverfahren lösen das vermeintliche Problem: Neue Codecs können höhere Qualität bei HDTV und verfügbare Bandbreiten treiben die Bildquageringeren Datenraten transportieren. lität im Netz und damit die Verkehrsmengen. Das Angebot wird Investitionen in den Ausbau Die Telko- und Kabelnetzbetreiber haben Flatrates vermotivieren. kauft und haben daher kein Interesse am Ausbau. Fazit: Wachsen die Verkehre schneller als Ausbau und Codec-Effizienz dies kompensieren? 20 Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Steigende Bandbreiten führen ab einem bestimmten Nutzungsmöglichkeiten der neuen IPTV-Angebote ten und Kostenstruktur des Netzausbaus je nach Player S-Basis absichern. Daher rüsten sie ihre subventionierten Punkt zu Ausbaubedarf, jedoch sind freie Netzkapazitä(Telefon- oder Kabelnetzbetreiber) unterschiedlich. Für künftige Investitionen zum Bandbreitenausbau müssen kontern und den Markt gegen hybride Angebote auf DVBSet-Top-Boxen und HD-Recorder mit IP-Technik auf. Refinanzierungsmöglichkeiten gefunden werden: entwe- Für die Inhalte ist eine Partnerschaft der Kabelnetzbe- bote wie IPTV oder durch angepasste Pricing-Konzepte Geschäft mit den Einspeise-Entgelten nicht zu gefähr- der über die Wertschöpfung durch eigene Medienangejenseits der Flatrate. Von den meisten Befragten wird die Gefahr gesehen, dass die Transportleistung zu einer austauschbaren Commodity-Leistung wird, wenn es nicht gelingt, an den transportierten Werten Wertschöpfung zu betreiben. Hybride Modelle als naheliegende Ergänzung der CE-Ausstattung Hybride Lösungen kombinieren die Fortführung des bisherigen Broadcasts für das lineare Programm mit der neuen Welt des Internets und der on-demand-Inhalte. Hybride Modelle werden von Netzbetreibern aufgrund ihres sparsameren Umgangs mit Bandbreiten geschätzt. Zudem unterstützt das hybride Modell die Aussage bezüglich eines gleitenden Übergangs in der Nutzung der Technologien. treiber mit den Sendern wahrscheinlich, auch um das den. Um mögliche Umsatzrückgänge aus dem analogen Abschmelzen zu kompensieren, könnten die Kabelnetzbe- treiber den Sendern eine exklusive Platzierung der Mediatheken auf den Set-Top-Boxen anbieten. Das verschafft den Sendern die notwendige Reichweite, mindestens einen signifikanten Teil der Werbe-Erlöse zurückzugewinnen, die aktuell von Mediaagenturen auf Web-Formate verlagert werden. Offen bleibt die kontrovers diskutierte Frage, ob seitens des Netzbetreibers für qualitativ akzeptable Videoüber- tragung über das Internet bestimmte Qualitätsmechanismen (sog. Quality of Service, QoS) gewährleistet werden müssen oder ob dies durch Endgerätetechnologie, etwa zusätzlicher Zwischenspeicher, gelöst werden kann. Einige Experten gehen davon aus, dass nur für die Übertragung von Live-Events mit hoher Relevanz der Übertragungssynchronität, wie z.B. bei Sport-Übertragungen, QoS erforderlich sein wird. Sowohl die Verbreitungsgeschwindigkeit als auch die Content-Verfügbarkeit sprechen für hybride Set-Top- Boxen: Kabelnetzbetreiber müssen die nicht-linearen 21 5Szenarien einer Endgeräte-getriebenen Entwicklung Klassischerweise betrachten die anderen Player im Fern- denn es sind die künftigen Felder der Differenzierung als einen Treiber der Entwicklung. Content und Verschlüs- hend ausgereizt sind. Das gilt vor allem für die hybriden sehgeschäft die Hersteller von Endgeräten (noch) nicht selungssysteme werden ihnen vorgegeben. Insbesondere im großen Markt für subventionierte Endgeräte lassen die Lieferverträge mit den Netzbetreibern wenig Spielraum für Innovation. im Wettbewerb, nachdem Ton- und Bildqualität weitgeTV-Geräte und Set-Top-Boxen im Retail-Markt. Die Sender werden damit unter Druck gesetzt, wenn über das Trans- portmedium Internet eine Alternative zu den klassischen Verbreitungswegen für Bewegtbild-Inhalte aufgebaut wird. Dabei wird entscheidend sein, wie schnell eine Der CE-Hersteller: näher am Zuschauer oder getriebener Auftragsproduzent? Die CE-Hersteller haben aber ein vitales Interesse an den o.g. Personalisierungs- und Entlinearisierungs-Funktionen, Penetration von IP-fähigen Set-Top-Boxen und TV-Geräten erfolgt. Ferner ist relevant, ob es sich dabei um Geräte mit einem geschlossenen oder offenen Dienstangebot handelt, d.h. ob vorbehaltlich der technischen Standards jedes beliebige Portal und Dienstangebot im Internet mit diesen Geräten genutzt werden kann. Anzahl IP-fähiger Devices und Haushaltpenetration 30 25 20 60% 51% 15 41% 10 31% 20% 5 0 5% 2009 12% 2010 IP-fähige Fernseher Penetration HH% 2011 IP-fähige DVD/BR/PVR Quelle: MEDIARISE GmbH, „Fernsehen 2012“, 08/2009 22 2012 2013 IP-fähige Kabelreceiver 2014 2015 Set-Top-Boxen (inkl. IPTV-STBs) Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt In Analogie zum Mobilfunkmarkt kann die These aufge- Flachbildschirme sind alle ohne IP-Zugang. Zudem ration beschleunigen. Insofern könnten mit intelligenten ca. 25 Millionen Fernseher ohne IP-Connectivity verkauft. stellt werden, dass subventionierte Endgeräte die PenetEPGs ausgestattete Festplattenrecorder schnell Verbreitung finden, denn diese stützten das auf Verbreitung linearer Programme ausgerichtete Geschäftsmodell der Kabel- und Satelliten-Anbieter. werden in den nächsten Jahren voraussichtlich nochmals Selbst bei einer geringen Marktpenetration von unter 15% ergäbe dies eine Marktgröße von knapp 5 Mio. Stück im Retail bei einem durchschnittlichen Preispunkt von 200€ ein Marktvolumen von etwa 1 Milliarde €. Die Sender profitieren dabei in mehrfacher Weise von Viel Hoffnung liegt dabei auf dem vom IRT erarbeiteten von IP-fähigen Geräten: Geräte ggf. schon zur IFA 2009 vorgestellt werden sollen. einer durch die Netzbetreiber kontrollierten Verbreitung Die Aufzeichnungen auf Festplattenrecordern wird seit Juli 2009 bei der Messung der werberelevanten Reichweite berücksichtigt Die Kabelnetzbetreiber werden die Online-Portale der Netzbetreiber auf ihren Set-Top-Boxen verlinken Die IPTV-Anbieter zahlen Lizenzgebühren an die Sender (Umkehrung des Prinzips der Einspeise-Entgelte) Insofern werden die Sender genau dann starke Spieler bleiben, wenn es der CE-Industrie nicht gelingen sollte, an den Netzbetreibern vorbei ein starkes Retail-Geschäft mit offenen IP-fähigen Geräten zu erschließen. Dabei spielt die Zeit eher gegen die Sender, denn je später eine neue Anschaffungswelle ausgelöst wird (z.B. durch analogen switch-off), desto weiter wird der Markt für Netzbetreiberungebundene Retail-Ware entwickelt sein. Der Wettlauf zwischen Set-Top-Box und integriertem TV-Device Verbraucher wünschen sich häufig integrierte TV-Devices, d.h. alle Fähigkeiten, die heute in Form von Decoder, Receiver, Set-Top-Box oder Recorder in Form zahlreicher Boxen unter dem Fernsehgerät existieren, verschmelzen zu einer „Hybrid Broadband Broadcast TV“-Standard, für den erste Setzt ein großer Player bei der Useability einen de-factoStandard durch, werden viele Hersteller dieser Entwicklung folgen (müssen). Die TV-Devices der Zukunft Weil Software und Bedienkonzept (Useability) in Zukunft so wichtig werden, wird es zu einem Standardisierungs- prozess der „TV-Betriebssysteme“ kommen, da Standards Zukunftssicherheit für die Entwicklung von Diensten für diese Systeme stiften und über Skaleneffekte die Preise reduzieren. Kehrseite der Standardisierung ist das Risiko, dass die CE-Branche zu einem Commodity-Markt wird, wenn sich die Wertschöpfung stärker auf die in den Geräten enthaltene Betriebssystem-Software konzentriert, so wie wir es vom Markt der PC-Komponenten kennen. Generell könnte der Fernseher der Zukunft einem „PC mit großem Bildschirm“ ähneln, denn die Flexibilität und Update-Fähigkeit trägt den schnellen Innovationszyklen des Internets besser Rechnung als die aktuell verbrei- tete Praxis, die Software hart verdrahtet in Chipsets zu verbauen. Einheit. Ist die IP-Fähigkeit und ein Fernseher-Betriebssystem Gegen das integrierte TV-Device and für ein Set-Top- möglichst viele Software-Applikationen für eine perma- Box sprechen die Schnelllebigkeit des Marktes und die zahlreichen TV-Empfangsmöglichkeiten. Zudem wird der vergleichsweise geringe Preis („Mitnahmeartikel“) für eine raschere Penetration sorgen. Daher prognostiziert MEDIARISE einen signifikanten Markt für hybride Set-TopBoxen: Die aktuell im Markt befindlichen ca. 15 Millionen gegeben, muss es das Ziel sein, den Zuschauer durch nente individuelle Erweiterung und Anpassung an diese Geräteplattform zu binden. Da aber die Entwicklung der Software-Plattform wie auch der Applikationen Investi- tionen erfordern, ist angeraten, neben dem Differenzie- rungs-Effekt nach einem tragfähigen Geschäftsmodell zur Refinanzierung der Investitionen zu suchen. 23 Software-Store-Geschäftsmodelle als alternative Subventionsformen der RetailConsumer Electronics? Viele Teilnehmer konnten sich für die Refinanzierung von Softwareplattform und Services ein „Software-Store“- Konzept vorstellen, wie es schon bei Smartphones und Software-as-a-Service-Diensten umgesetzt ist. Dies setzt jedoch voraus, dass das System keine Umgehungsmög- lichkeit zulässt, es sich also um ein geschlossenes System handelt. Möglichkeiten von Geschäftsmodellen auf CE-Geräten Geschlossenes System Netzbetreiber/Dritter CE-Produzent kontrolliert Gerät Offenes System (frei konfigurierbar) Keine Partizipations-Möglichkeit. teilweise neue Dienste konfigurierbar, z.B. über Software-Store-Konzept (flowered garden) Zweifel wurden am dauerhaften Erfolg von geschlosse- nen Systemen laut, die ausschließlich die vorkonfigurier- ten Funktionen nutzbar machten und keine Erweiterung zuließen. Kaum ein walled-garden könnte jemals die Vielfalt des Netzes abbilden. Wird sich bis 2015 ein App-Store Konzept für Hardware durchsetzen? 90% 80% Das Konzept eines Software-Stores hat den Vorteil, dass 70% ten ermöglicht wird, bei gleichzeitiger Kontrolle und 60% dem Zuschauer eine Auswahl an zusätzlichen Diens- Wertschöpfung an den möglichen Zusatz-Diensten. In Abgrenzung zum walled garden wird hier manchmal vom 40% Da es für den CE-Produzenten kaum möglich sein wird, 30% zu realisieren, sind sie auf ein breites Netz von Partnern angewiesen. Mit diesen müssen Kooperationsmodelle verhandelt werden, die auf eine gemeinsame Wertschöpfung angelegt sind. Dazu sind folgende Modelle möglich: 72% 50% „flowered Garden“ gesprochen. die denkbaren und zahlreichen Software-Services selbst kontrolliert das Gerät, CE-Hersteller als Auftragsproduzent Keine neuen Dienste konfigurierbar (walled garden) 28% 20% 10% 0% Ja Nein Quelle: MEDIARISE GmbH, Antworten d. Experten d. Delphi-Studie „Fernsehen 2012“, 08/2009 24 Aktuelle Entwicklungen im TV-Markt Optionen für Partizipations-Pricings Partizipation am EndkundenZahlung durch Dienste-Anbieter: Umsatz: Revenue-Share Front-up Placement-Fee (für Paid-Dienste) (für werbefinanzierte Dienste) Je Transaktion (für PaidVonDemandDienste) Bei Kauf im SW-Store (z.B. für Abo-Dienste) Je Nutzung Bei Installation aus dem SW-Store Für Listing im SWStore (bei gegebener EG-Reichweite) Gerade für neue Plattformen ist die Durchsetzung von Einige der großen Anbieter haben dafür einfache Parti- Reichweiten-unabhängige Listing-Entgelte. Gerade große Marketing bekannte Tools und Affilliate-Programme Placement-Fees schwierig, besonders für Erfolgs- und Marken von Service-Anbietern werden hier zurückhaltend sein, da aus ihrer Sicht ihre Marke vielmehr eine Bereicherung für das Endgerät ist. Hier ist es eher die Geräteplattform, die auf die Services angewiesen ist, um vom Start zipationssysteme: Zum einen werden aus dem Onlinegenutzt, zum anderen gibt es Anbieter, wie z.B. große Video-Communities gänzlich ohne Partnerprogramm, nur mit dem offenen Wunsch zur Verlinkung. weg attraktiv zu sein. In diesen Fällen empfiehlt sich die Vereinbarung eines Piloten. 25 6Ausblick auf mögliche Veränderungen in der TV-Branche MEDIARISE geht in der Studie „Fernsehen 2012“ davon aus, und mit VoD reagiert. Trifft die Prognose über die Penet- eher hinter den Kulissen wandelt. Die Effekte werden im Fernseher zu, so wird in 2012 ein Penetrationsgrad zwi- dass sich die Fernseh-Landschaft in den nächsten Jahren Markt voraussichtlich erst viel später sichtbar, aber es werden grundlegende Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen: die Positionierung im künftigen Leitmedium „Web“. Die neue Effizienzorientierung in der Agenturlandschaft schen 30 und 50% erreicht sein. Es wird daher maßgeblich vom bis dahin erreichten Grad der Useability abhängen, ob der Zuschauer die neue Technologie für VoD nutzt oder auf ein mit gewohnten Nutzungsmustern funktionierendes PayTV-Produkt zurückgreift. wird Werbegelder ins Web investieren und die Sender Weitere Informationen bezüglich MEDIARISE und der zurückzuerobern. MEDIARISE erwartet aufgrund des www.mediarise.de . werden diesen folgen mit dem Versuch, sie im Web wachsenden Kostendrucks eine deutliche inhaltliche Veränderung des linearen Programms bei privaten FreeTVSendern ab 2012. Dies spricht für einen signifikanten „reason why“ zur Veränderung des Nutzungsverhaltens. Es ist aber fraglich, ob der Zuschauer mit linearem PayTV 26 rationsgeschwindigkeit der IP-fähigen Set-Top-Boxen und Studie „Fernsehen 2012“ finden Sie unter Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.300 Unternehmen, davon 950 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software, IT-Services und Telekommunikationsdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für bessere ordnungspolitische Rahmenbedingungen, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine innovationsorientierte Wirtschaftspolitik ein. Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Albrechtstraße 10 A 10117 Berlin-Mitte Tel.: 03o.27576-0 Fax: 030.27576-400 [email protected] www.bitkom.org