Wirtschaftliche Bedeutung der Medizintechnik in der - CTI Start-up
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Wirtschaftliche Bedeutung der Medizintechnik in der - CTI Start-up
Wirtschaftliche Bedeutung der Medizintechnik in der Schweiz Heinz Rütter, Carsten Nathani Jutta Popp, Matthias Holzhey Schlussbericht Mai 2010 IMPRESSUM Auftraggeber FASMED, Dachverband der Schweizerischen Handels- und Industrievereinigungen der Medizinaltechnik Dr. Melchior Buchs, Generalsekretär Auftragnehmer Rütter + Partner, Sozioökonomische Forschung und Beratung Fachliche Begleitung ■ Prof. Dr. Fritz Fahrni, ETH Zürich ■ Begleitgruppe Felix Leyer, Becton Dickinson AG, Basel Peter Jäggi, Roche Diagnostics (Schweiz) AG, Rotkreuz Jörg Meyer, Siemens Schweiz AG, Healthcare Sector, Zürich Armin Schrick, Smith & Nephew Orthopaedics Schweiz AG, Rotkreuz Stephan Flury, team.sacon gmbh, Therwil Dr. Melchior Buchs, Generalsekretär FASMED, Bern Autoren Dr. Heinz Rütter (Projektleitung) Dr. Carsten Nathani (Co-Projektleitung) Jutta Popp Matthias Holzhey Mitarbeit Bernadette Baumberger Christian Busin Adila Pasic Andreas Rieser Anja Umbach-Daniel 2 Adressen FASMED, Worbstrasse 52, Postfach 160, 3074 Muri / Bern +41 (0)31 380 85 95, [email protected] Rütter + Partner, Weingartenstr. 5, 8803 Rüschlikon +41 (0)44 724 27 70, [email protected] VORWORT Die Medizintechnik-Branche hat sich mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten weltweit in den letzten Jahren mehr und mehr ins wirtschaftliche Zentrum gerückt. Weil die Nachfrage nach Medizinprodukten in erster Linie durch die demografische Entwicklung, den medizinischen Fortschritt und den steigenden Lebensstandard bestimmt wird, erlitt die Branche trotz der gesamtwirtschaftlichen Rückschläge der letzten Zeit keine Einbussen. Sie ist innovativ, arbeitet mit neuesten Technologien und deckt ein breites und vielfältiges Produktspektrum ab. Die Industrie ist geprägt durch viele kleine und mittlere Unternehmen einerseits und Weltkonzerne andererseits. Dieses Zusammenspiel belebt den Wettbewerb und sorgt dafür, dass der Pioniergeist nach wie vor gut spürbar ist. Was wissen wir in der Schweiz über die Bedeutung der Medizintechnik? Seit Jahren sind einige Zahlen zu Umsatz, Beschäftigten und Firmen im Umlauf, deren Herkunft nicht bestimmt werden kann. Die Medizintechnik wird vom Bundesamt für Statistik nicht als eigene Branche geführt. Dort ist sie Teil der Präzisionsindustrie. Das hat zur Folge, dass die Kompetenz und die weltweit hervorragende Stellung der Schweiz im Medizintechnik-Bereich bei Entscheidungsträgern in Wirtschaft, Politik, im Gesundheitswesen, aber auch in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen wird. Das hat den FASMED veranlasst, eine Datengrundlage für die Branche zu schaffen, die ihre Bedeutung in der Volkswirtschaft dokumentiert und die in Zukunft regelmässig aktualisiert werden kann. Dieses Vorhaben war wegen der Heterogenität der Medizintechnikbranche eine grosse Herausforderung. Auch bilden die vorhandenen, amtlichen Statistiken den Querschnittscharakter der Branche nur unzureichend ab. 3 VORWORT Das Team von Rütter + Partner hat diesen Schwierigkeiten zum Trotz ganze Arbeit geleistet. Damit verfügt der FASMED jetzt über die zentralen ökonomischen Kennwerte, die den wirtschaftlichen Stellenwert der Branche in der Schweiz belegen. Dafür sei Heinz Rütter, Carsten Nathani und Jutta Popp ganz herzlich gedankt. Ein herzlicher Dank richtet sich auch an alle Unternehmen – Mitglieder und Nicht-Mitglieder von FASMED – die sich an der Befragung beteiligt und so eine repräsentative Datenbasis ermöglicht haben. Zum erfreulichen Ergebnis beigetragen hat auch die Begleitgruppe, in der alle Sektionen des FASMED vertreten waren, sowie Prof. Fahrni von der ETH Zürich, der die Studie als externer Experte begleitet hat. Sie half mit, einen Fragebogen zu entwerfen, der mit vertretbarem Aufwand zu beantworten war. Darüber hinaus hat sie die Ergebnisse der Studie aus der Sicht der Praxis plausibilisiert. Herzlichen Dank für den geleisteten Einsatz! Dr. Melchior Buchs Generalsekretär FASMED 4 TRANSPARENZ ÜBER WICHTIGE SCHWEIZER INNOVATIONSBRANCHE Der Aufwand umfangreicher empirischer Erhebungen hat sich gelohnt: Die Ergebnisse der vorliegende Studie vermitteln einen umfassenden Einblick in die volkswirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche. Die Studie ist sowohl für die Medtech-Branche selbst wie auch für zahlreiche verschiedene Zielgruppen wie Behörden, Politik, Investoren aber auch die Wirtschaftsforschung von grossem Nutzen und wird dem Bedürfnis gerecht, mehr über eine der wettbewerbs- und wachstumsstärksten Branchen der Schweiz zu wissen. Die Studie zeigt im Detail auf, wie vielfältig die Branche ist und schafft Transparenz über die relevanten Akteure in der Medtech-Wertschöpfungskette, wobei sie neben den Herstellern auch die spezialisierten Zulieferer und den Vertrieb einbezieht. Augenfällig sind die hohe Arbeitsproduktivität der Branche, die starke Exportorientierung und damit auch der beachtliche Beitrag zur Schweizer Zahlungsbilanz. Basis für die hohe Präsenz der Medtech-Branche in der Schweiz ist eine langjährig bestehende win-win Situation: Die Schweiz bietet der Medtech-Branche gute Rahmenbedingungen bzw. Standortfaktoren, umgekehrt leistet die Medtech-Branche einen beachtlichen Beitrag zum BIP, zu den Steuereinnahmen und zur Beschäftigung in der Schweiz. Besonders eng ist der Bezug zu unseren Bildungs- und Forschungsinstitutionen. Die Branche findet in der Schweiz sehr gut ausgebildete Mitarbeiter, gleichzeitig bietet sie interessante und hochqualifizierte Arbeitsplätze an und fördert damit die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Die Studie hat eine Basis geschaffen, die Entwicklung der Medtech-Branche - ausgehend von der heutigen Momentaufnahme - auch künftig genauer verfolgen zu können. Der Fokus liegt dabei auf der volkswirtschaftlichen Analyse. Weitere ergänzende Untersuchungen zu betriebswirtschaftlichen und anderen spezifischen Aspekten der Branche können das Gesamtbild der Branche wertvoll ergänzen. Prof. Dr. Fritz Fahrni ETH Zürich 5 INHALTSVERZEICHNIS Executive Summary 6 7 1. Einleitung und Zielsetzung 10 2. Methodisches Vorgehen 14 3. Die Schweizerische Medtech-Branche im Profil – Ergebnisse der Unternehmensbefragung 32 4. Wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche 50 4.1 Ergebnisse der Wertschöpfungs- und Beschäftigungsanalyse 52 4.2 Die Medtech-Kernbranche in den amtlichen Statistiken 63 4.3 Die Schweizer Medtech-Branche im Vergleich 71 Anhang 75 7 EXECUTIVE SUMMARY EXECUTIVE SUMMARY Medtech-Branche: 3‘720 Unternehmen und Direkte Wirkungen der Medtech-Branche 2008 48‘400 Beschäftigte Bruttowertschöpfung Beschäftigung Die Medtech-Branche der Schweiz umfasst rund 3‘720 Unternehmen mit insgesamt rund 48‘400 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente). 1% 1% 0% 8% <1% 1% 1% 14% Grösste Arbeitgeber sind die Medtech-Hersteller, mit 59% der Beschäftigten (rund 28‘600), gefolgt von den Zulieferfirmen und dem Grosshandel/ Vertrieb (je 14%). 3% 1% 11'090 Mio. CHF 8% 2% Die meisten Unternehmen stellen die dentaltechnischen Labore (34%), der Grosshandel (24%) und die Medtech-Hersteller (21%). Die Unternehmen der Medtech-Branche erzielten im Jahre 2008 einen Umsatz von rund 22.9 Mia. CHF mit medizinischen Produkten. Die direkte Bruttowertschöpfung betrug 11.1 Mia. CHF. 48'440 VZÄ* 14% 59% 22.9 Mia. CHF Umsatz und 11.1 Mia. CHF Wertschöpfung Anteil an Gesamtbeschäftigung der Schweiz = 1.4% 1% 14% Anteil am BIP der Schweiz = 2.0% 72% 8 Medtech-Hersteller Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker Detailhandel Dentallabore Zulieferer Grosshandel und Vertrieb Dienstleister * VZÄ = Vollzeitäquivalente Beschäftigung Beitrag von 2% zum BIP der Schweiz Die Medtech-Branche leistet damit einen direkten Beitrag von 2.0% zum Schweizer Bruttoinlandprodukt. Der Beitrag zur Gesamtbeschäftigung der Schweiz ist infolge der hohen Arbeitsproduktivität der Branche mit 1.4% geringer. EXECUTIVE SUMMARY Ähnlicher Stellenwert wie Nahrungsmittel, Totale Wirkungen (direkt+indirekt) der Medtech-Branche 2008 Energie und Pharma 9 Mit dem BIP-Anteil von 2.0% liegt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche zwischen Nahrungsmittelindustrie (1.6%), Energiewirtschaft (1.9%) und Pharmaindustrie (2.1%). 26% 34% 4'810 35'140 11'090 48'440 47% 59% 2'830 Zusätzliche indirekte Bedeutung 15% Über Vorleistungs-, Investitions- und Einkommenseffekte werden zusätzlich bedeutende indirekte volkswirtschaftliche Wirkungen ausgelöst. Unter Einbezug dieser Wirkungen generiert die Medtech-Branche total eine Bruttowertschöpfung von 18.7 Mia. CHF und eine Beschäftigung von rund 103‘000. Dies entspricht einem Beitrag zum BIP von 3.5% und zur Beschäftigung der Schweiz von 2.9%. Volkswirtschaftlich sind die indirekten Wirkungen besonders relevant, da ein Grossteil der Wertschöpfung in der gesamten Wertschöpfungskette durch die Exportnachfrage, d.h. durch ausländische Impulse ausgelöst wird. 19'210 19% Bruttowertschöpfung: 18'730 Mio. CHF = 3.5% an BIP CH Direkter Effekt Beschäftigung: 102'790 VZÄ = 2.9% an Gesamtbeschäftigung CH Einkommenseffekt Vorleistungs- und Investitionseffekt Beitrag von 5% zum Export der Schweiz Mit Warenexporten von total 9.6 Mia. CHF und einem Anteil von 5% an den Warenexporten der Schweiz ist die Medtech-Branche eine bedeutende Exportbranche. Ausserdem flossen von der Medtech-Branche 2008 insgesamt rund 1.5 Mia. CHF Einkommens- und Gütersteuern an den Staat. Umfassende Unternehmensbefragung als Basis Die Studie basiert auf einer umfassenden Befragung, an der sich 382 Medtech-Unternehmen beteiligten. 10 1. E I N L E I T U N G UND ZIELSETZUNG EINLEITUNG Exportorientierte Wachstumsbranche Die Medizintechnik-Branche gehört weltweit zu den stark wachsenden Industriezweigen mit grossem Zukunftspotenzial. Das Wachstum erfolgt insbesondere aufgrund des medizinischen und technischen Fortschritts, eines steigenden Lebensstandards und der demografischen Entwicklung. Auch innerhalb der Schweizer Wirtschaft hat die Bedeutung der Medtech-Branche in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen - die Medtech-Branche ist eine der Wachstumsbranchen der Schweiz. Neben einer hohen Innovationskraft und Exportorientierung ist die Schweizer MedtechBranche in vielen Bereichen weltweit führend. Heterogene Branche mit Querschnittscharakter Ebenso wie andere Industriezweige ist die Medizintechnik durch eine hohe Spezialisierung und internationale Arbeitsteilung geprägt. Diese wird gefördert durch Faktoren wie den intensiven medizinischen Fortschritt, den allgemeinen technischen Fortschritt (z.B. in den Materialwissenschaften), die hohe Innovationsdynamik sowie die Regulierungsdichte des Gesundheitswesens mit hohen Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Transparenz. Die Spezialisierung hat dazu geführt, dass Unternehmen in verschiedenen Wirtschaftszweigen an der Herstellung und Bereitstellung medizinischer Produkte beteiligt sind. 11 EINLEITUNG Die Medtech-Branche ist zudem eine sehr heterogene Branche, die eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte herstellt - angefangen bei Verbrauchsgütern wie Spritzen und textiles Verbandsmaterial über Gehhilfen, Rollstühle und andere technische Alltagshilfen, eine Vielzahl medizinischer Geräte und speziellen Einrichtungsgegenstände für Arztpraxen und Spitäler bis hin zu Prothesen, künstlichen Gelenken, Hörgeräten oder Herzschrittmachern. Wirtschaftlichen Stellenwert der Medtech-Branche aufzeigen Aufgrund dieses Querschnittscharakters ist die wirtschaftliche Bedeutung der Medizintechnik nicht einfach zu erfassen. Auch wenn der Kern der Branche in einigen amtlichen Statistiken abgedeckt ist, bilden diese die Branche nur unzureichend ab. Ausserdem fehlen fundierte Informationen zu volkswirtschaftlichen Kenndaten wie der Bruttowertschöpfung, die einen Vergleich mit anderen Branchen oder mit dem Bruttoinlandprodukt der Schweiz erlauben würden. Zwar wurde in verschiedenen Studien versucht, die Beschäftigung oder den Umsatz der Branche zu schätzen, eine umfassende Studie wurde jedoch bisher nicht durchgeführt. 12 ZIELSETZUNG Ziele der Studie Mit der vorliegenden Studie soll die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer MedizintechnikBranche fundiert erfasst werden. Im Zentrum der Analyse stehen zentrale ökonomischen Kennwerte wie Umsatz Exporte Bruttowertschöpfung als Beitrag zum Bruttoinlandprodukt der Volkswirtschaft und die Zahl der Beschäftigten. Daneben sollen weitere Strukturmerkmale der Medtech-Branche ermittelt werden, z.B. die Beschäftigungsstruktur, die Qualifikation der Beschäftigten, Ausbildungsplätze. Die wirtschaftliche Bedeutung soll mit anderen Branchen und mit der Medtech-Branche in anderen Ländern verglichen werden. Die Studie soll ausserdem eine Basis für ein regelmässiges Monitoring der Entwicklung der Branche schaffen. 13 14 2. M E T H O D I S C H E S VORGEHEN METHODISCHES VORGEHEN Das methodische Vorgehen umfasste vier Schritte: Schritt 1: Aufarbeitung der vorhandenen Grundlagen Hier wurden die Grundlagen zur Durchführung der Studie gelegt. Dazu wurden vergleichbare nationale und internationale Studien zur Medtech-Branche gesichtet und bestehende Klassifikationen und Statistiken ausgewertet. Schritt 2: Erfassung der Medtech-Branche in der Schweiz Nach einer inhaltlichen Abgrenzung der Medtech-Branche wurde versucht, die Gesamtheit der Medtech-Unternehmen in der Schweiz zu erfassen. Dazu wurde eine Vielzahl von Informationsquellen ausgewertet und abgeglichen. Das Ergebnis diente als Mengengerüst für die späteren Hochrechnungen. Schritt 3: Durchführung einer Unternehmensbefragung In diesem Modul wurde die Befragung der Schweizer Medtech-Unternehmen geplant und durchgeführt, um zentrale wirtschaftliche Kenndaten zu erfassen. Schritt 4: Bestimmung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Medtech-Branche Auf der Basis der verfügbaren Daten und der Ergebnisse aus der Unternehmensbefragung wurden die direkten und indirekten wirtschaftlichen Wirkungen der Medtech-Branche in der Schweiz berechnet. Dazu wurde ein volkswirtschaftliches Impact-Modell eingesetzt. Eine Expertengruppe aus der Medtech-Branche begleitete die Studie. 15 SCHRITT 1: AUFARBEITUNG DER GRUNDLAGEN Expertengespräche mit Vertretern der verschiedenen Bereiche der MedtechBranche. Auswertung bestehender Studien zur Medtech-Branche (z.B. Studien für Deutschland, Studie des Medical Cluster) Sichtung der verfügbaren Firmendaten (Geschäftsberichte) und der vorhandenen Statistiken Betriebszählung 2008, Beschäftigungsstatistik, Mehrwertsteuerstatistik Aussenhandelsstatistik Analyse bestehender Güter- und Branchenklassifikationen zur Abgrenzung der Medizintechnik Einbezogene Klassifikationen: Studie „Situation der Medizintechnik in Deutschland im internationalen Vergleich“ (Farkas et al., 2005) Studie „Die Medizintechnik am Standort Deutschland“ (Hornschild et al., 2006) Klassifikationen der Verbände FASMED, EUCOMED Klassifikation in der Studie des Medical Cluster (Biedermann et al., 2008) Produkt- und Branchenklassifikationen der amtlichen Statistik Klassifikationen von Medtech-Messen und Messekatalogen Weitere Produktklassifikationen Vergleichskriterien: Vollständigkeit, Eindeutigkeit, Transparenz Übereinstimmung mit amtlichen Statistiken Internationale Vergleichbarkeit 16 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Abgrenzung der Medtech-Branche Medizinische Produkte: Die Abgrenzung der Medtech-Branche richtet sich zum einen nach der Definition medizinischer Produkte gemäss Schweizer und europäischer Richtlinien. In diesen Richtlinien wird insbesondere die Abgrenzung zu Arzneimitteln geklärt. Die Auswahl der einzubeziehenden bzw. nicht einzubeziehenden Produkte orientiert sich weitgehend an den bestehenden Studien (insb. Farkas et al., 2005) und Klassifikationen. Sie wurde zudem mit der Begleitgruppe des Projektes abgestimmt (vgl. folgende Seite für eine Übersicht der einbezogenen Produkte). Wertschöpfungskette: In groben Zügen besteht die Wertschöpfungskette in der Medizintechnik aus den unten abgebildeten Teilen. Neben Unternehmen, welche die komplette Wertschöpfungskette abdecken, gibt es viele Firmen, die sich auf Teile spezialisiert haben, z.B. Unternehmen, die Entwicklungsleistungen erbringen oder das Design und Engineering neuer Produkte übernehmen. Die technischen Anforderungen an medizinische Produkte sind häufig so hoch, dass sich viele Unternehmen auf die Fertigung der Produkte oder von Produktkomponenten konzentrieren, während andere diese Produkte unter dem eigenen Label in Verkehr bringen und vermarkten. Zudem ergibt sich eine Spezialisierung durch die internationale Arbeitsteilung in grossen Konzernen. Ein Unternehmen, das medizinische Produkte im Ausland herstellt und diese in der Schweiz nur vertreibt, zählt in der Schweiz zum Grosshandel und Vertrieb. Forschung Engineering Entwicklung Design Spezialisierte Zulieferer Fertigung In-VerkehrBringen Vertrieb Handel Nutzung 17 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Abgrenzung Medizintechnik in dieser Studie – 15 Produktbereiche Produktbereich Beispiele Z. B. nicht enthalten Technische Hilfen im und am Körper 01 Implantate Herzschrittmacher, künstliche Gelenke, Dentalimplantate 02 Hörgeräte und audiologische Hilfen 03 Prothesen, Orthesen und andere technische Hilfen am Körper Beinprothesen, Orthopädische Schuhe, Kontaktlinsen Geräte, Apparate, Instrumente 04 Bildgebende Diagnostik, Bestrahlungsgeräte CT, MRI, Röntgen 05 Elektromedizinische Geräte EKG, EEG 06 In-Vitro-Diagnostik: Geräte und Zubehör 07 Dentaltechnik: Geräte, Apparate und Instrumente Dentalbohrer 08 Andere medizintechnische Instrumente, Apparate und Geräte Skalpelle, Stethoskope, Blutdruckmessgeräte, PENs Gehhilfen, Rollstühle, techn. Alltagshilfen 09 Sonstige technische Hilfen und Produkte für Rehabilitation und Physiotherapie 10 Spezielle Einrichtungsgegenstände für Spitäler und Praxen Ge- und Verbrauchsgüter Trainingsgeräte Sport Reinigungs-, Hygieneartikel 11 In-Vitro-Diagnostik: Reagenzien etc. 12 Ge- und Verbrauchsgüter Dentaltechnik Dentalzement, Dentalwachs 13 Andere medizintechnische Ge- und Verbrauchsgüter Spritzen, Verbandsmaterial, OP-Abdecktücher Geräteservice, Engineering, Medtech-Software (z.B. PACS / RIS) 14 Medizintechnische Dienstleistungen und Software 15 Andere medizintechnische Produkte Arztbekleidung, allg. Wäsche Allg. Unternehmensdienstleistungen, Praxissoftware 18 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Abgrenzung der Medtech-Branche Den Kern der Medizintechnikbranche bilden in der vorliegenden Studie die Hersteller von medizinischen Produkten, Unternehmen im Grosshandel und Vertrieb sowie im Detailhandel mit medizinischen Produkten. Darüber hinaus gibt es in der Schweiz viele Unternehmen, die sich als Zulieferer von Vorprodukten (z.B. spezielle Werkstoffe, Teile, Systemkomponenten) oder von Maschinen auf die Medizintechnik spezialisiert haben. Dies gilt zum Beispiel für Unternehmen in der Präzisionstechnik, die Teile an Medtech-Hersteller liefern (z.B. Schrauben für Implantate) oder komplette Produkte (z.B. chirurgische Instrumente) in Auftragsfertigung herstellen. Neben der Medizintechnik beliefern sie häufig auch andere Branchen mit ähnlichen Anforderungen, z.B. die Uhrenindustrie. In der vorliegenden Studie werden diese spezialisierten Zulieferer ebenfalls zur Medtech-Branche gezählt, jedoch nur mit ihrem Umsatzanteil für die Medizintechnik. Bei den Zulieferern werden nur Hersteller berücksichtigt, keine Handelsunternehmen oder Headquarters. Schliesslich beziehen wir auch spezialisierte Dienstleistungsunternehmen ein, z.B. Unternehmen, die Entwicklung und Design von medizinischen Produkten übernehmen oder spezielle Software entwickeln, z.B. für die chirurgische Navigation. Die Unternehmen der Medtech-Branche stehen in vielfältigen Beziehungen zur übrigen Volkswirtschaft. Zum einen liefern sie ihre Produkte an das Gesundheitswesen bzw. die privaten Haushalte. Andererseits beziehen sie Güter und Dienstleistungen von Zulieferern ausserhalb der Medtech-Branche. Zudem steht die Medtech-Branche im intensiven Austausch mit dem Ausland. Die folgende Abbildung zeigt die Abgrenzung der Medtech-Branche im Überblick. 19 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE 20 Die Medtech-Branche als Teil der Volkswirtschaft Hersteller von Investitionsgütern Hersteller von Vorleistungen (Waren und Dienstleistungen) Medtech-Branche Spez. Zulieferer von Anlagen Spez. Zulieferer (Vorprodukte u. Dienstleistungen) Ausland Distribution/ Handel Zulieferer von Anlagen Zulieferer (Vorprodukte u. Dienstleistungen) Quelle: Rütter + Partner Hersteller von Endprodukten Hersteller Distribution/ Handel Endnutzer von Medtech-Produkten - Privatpersonen - Spitäler - Med. Labors - REHA-Kliniken - Arztpraxen Distribution/ - Spitex Handel - Senioren- und Pflegeheime SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Statistische Abgrenzung der Medtech-Branche Der Kern der Medizintechnikbranche wird in den amtlichen Unternehmensstatistiken mit den folgenden Wirtschaftszweigen erfasst: Bezeichnung NOGA-Nr. (2002) Herstellung von medizinischen und chirurgischen Geräten 3310A Herstellung von orthopädischen Erzeugnissen 3310B Zahntechnische Laboratorien 3310C Herstellung von Brillen 3340A Herstellung von Behindertenfahrzeugen 3543A Grosshandel mit medizinischen, chirurgischen und orthopädischen Erzeugnissen 5146B Detailhandel mit medizinischen und orthopädischen Artikeln 5232A Dentallabore verstehen sich häufig nicht als Teil der Medizintechnik, sondern als Teil des Gesundheitswesens. Da ihre Erzeugnisse (z.B. Brücken, Kronen, Prothesen) jedoch auch als medizinische Produkte gelten, zählen sie statistisch zum Kern der Medizintechnik. Weitere Hersteller oder Anbieter von medizinischen Produkten sind in anderen Branchen angesiedelt, zum Teil, weil ihre Produkte dort statistisch erfasst werden, aber auch, wenn ihr Schwerpunkt ausserhalb der Medizintechnik liegt (Bsp. Philips, Siemens oder Johnson & Johnson). Diese Unternehmen können dann nicht in den amtlichen Statistiken, sondern nur mittels anderer Quellen identifiziert werden. 21 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Bei den Unternehmen der Medtech-Branche unterscheidet die Studie die folgenden acht Unternehmenstypen: Medizintechnik-Hersteller: Hersteller von medizinischen Produkten Orthopädietechniker: Herstellung und Verkauf orthopädischer Produkte und Hilfsmittel. Dentallabore: Dentallabore (keine Hersteller von Dental-Implantaten) Grosshandel und Vertrieb: Grosshandel, Vertriebsgesellschaften internationaler Konzerne, Importeure Hörgeräteakustiker: Verkauf und Anpassung von Hörgeräten (Übriger) Detailhandel: häufig kleinere Anbieter von Orthopädie- und Reha-Artikeln, ohne Augenoptiker Zulieferer: von Vorprodukten und Maschinen Dienstleister: Engineering, Entwicklung, Software etc. 22 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE Identifizierung der Unternehmen in der Medtech-Branche Für eine möglichst umfassende Erfassung der Medtech-Unternehmen wurde eine Vielzahl von Quellen ausgewertet und abgeglichen. Doppelzählungen wurden bereinigt und Unternehmen, die nicht zur Medtech-Branche zählen, wurden entfernt. Die folgende Übersicht zeigt die ausgewerteten Quellen. Die Unternehmen wurden gemäss ihrem Schwerpunkt einem der acht Unternehmenstypen zugeordnet. Für die meisten Unternehmen konnte zudem die Grössenklasse der Beschäftigten ermittelt werden. Hierfür wurden das Betriebs- und Unternehmensregister des BFS und die Unternehmensdatenbank Teledata ausgewertet sowie Internetrecherchen durchgeführt. Quellen: FASMED-Mitglieder 217 Mitglieder anderer Verbände (Medical Cluster, SVOT, SVDI, Hörgeräte- und Dentalverbände) 516 Unternehmensregister Bundesamt für Statistik Messekataloge (Medica, IFAS, Dental, Medtec, Medisiams) 897 Andere Quellen (z.B. Devicemed, SwissMedtech, Schweizer Maschinenmarkt, MedBuyersGuide) 452 Total => Grundgesamtheit der Medtech-Branche 2‘499 4‘581 3’720 Nach Bereinigung von Mehrfachzählungen und Eliminierung von Nicht-Medtech-Unternehmen 23 SCHRITT 2: ERFASSUNG DER MEDTECH-BRANCHE: GRUNDGESAMTHEIT UNTERNEHMEN UND BESCHÄFTIGTE 24 Anzahl Unternehmen nach Unternehmenstyp und Grössenklasse Unternehmensgrössenklassen Unternehmenstyp Medtech-Hersteller Orthopädietechniker Dentallabore Grosshandel und Vertrieb Hörgeräteakustiker Detailhandel Zulieferer Dienstleister Total 1 - 9 MA 459 110 1'203 662 104 154 52 40 2'784 10 - 49 MA 50 - 249 MA 180 32 38 133 7 15 97 21 523 63 2 0 31 2 1 81 7 187 250 oder unbekannt mehr MA 29 0 0 8 0 0 16 1 54 Summe 56 4 20 59 4 13 14 2 172 787 148 1'261 893 117 183 260 71 3'720 Rund 3‘720 Medtech-Unternehmen erfasst - viele KMU, rund 50 Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden Die beiden nebenstehenden Tabellen geben Aufschluss über die als Basis für diese Studie ermittelte Grundgesamtheit der Medtech-Branche. Sie zeigen die Verteilung der Unternehmen und der Beschäftigten auf die verschiedenen Unternehmenstypen und Grössenklassen. Die Beschäftigtenzahl umfasst auch Mitarbeiter, welche nicht im Bereich der Medizintechnik arbeiten. Die Daten zur Grundgesamtheit nach Unternehmenstypen und Grössenklassen dienen zur Hochrechnung von Ergebnissen der Unternehmensbefragung. Anzahl Beschäftigte* nach Unternehmenstyp und Grössenklasse Unternehmensgrössenklassen Unternehmenstyp Medtech-Hersteller Orthopädietechniker Dentallabore Grosshandel und Vertrieb Hörgeräteakustiker Detailhandel Zulieferer Dienstleister Total 1 - 9 MA 1'638 476 3'806 2'109 361 492 255 178 9'314 10 - 49 MA 50 - 249 MA 4'280 515 651 2'734 116 279 2'255 380 11'210 7'852 160 0 3'201 203 74 7'896 851 20'237 250 oder unbekannt mehr MA 17'125 0 0 8'600 0 0 7'139 250 33'114 Summe 3'354 35 123 1'803 21 101 959 46 6'443 Quelle: Rütter + Partner. Hochgerechnete Grundgesamtheit. MA = Mitarbeiter * Gesamtbeschäftigung (umfasst auch Beschäftigte, die nicht im Medtech-Bereich tätig sind) 34'249 1'186 4'580 18'447 701 946 18'504 1'705 80'318 SCHRITT 3: UNTERNEHMENSBEFRAGUNG Das Ziel der Befragung war es, wichtige ökonomische Kennwerte (insb. Zahl der Beschäftigten, Umsatz und Umsatzanteil Medtech, Aufwendungen) zu erheben, mit denen die wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche bestimmt werden kann. Im Fragebogen wurden neben den rein wirtschaftlichen Daten auch andere Informationen erhoben, die der Segmentierung der Unternehmen dienen oder weitere interessante Merkmale beschreiben, z.B. zur Ausbildung von Lehrlingen, zum Anteil weiblicher Beschäftigter, zur Qualifikationsstruktur, zu Aufwendungen für Forschung und Entwicklung oder zur Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung. Der Fragebogen wurde in Abstimmung mit der Begleitgruppe entwickelt. ■ Der Fragebogen wurde in einem Pretest mit zehn ausgewählten Unternehmen getestet und auf Basis der Rückmeldungen angepasst. Die Befragung wurde mit Papier- und Online-Fragebogen durchgeführt, so dass die Firmen die für sie attraktivere Variante wählen konnten. Ziel war es, durch die Bereitstellung beider Befragungsinstrumente die Rücklaufquote zu erhöhen. Die Befragung wurde in drei (FASMED-Mitglieder) bzw. zwei Wellen (übrige Unternehmen) durchgeführt. Die retournierten Fragebogen wurden auf Plausibilität geprüft. Fehlende oder unplausible Angaben wurden zum Teil durch telefonische Rückfragen ergänzt bzw. bereinigt. 25 SCHRITT 3: UNTERNEHMENSBEFRAGUNG Rücklauf Für die Unternehmensbefragung wurden knapp 2‘160 Unternehmen angeschrieben. Sie ergaben sich aus der Grundgesamtheit durch Ausschluss der Unternehmen mit einem oder zwei Mitarbeitern und durch Ziehung einer Stichprobe unter den Dentallaboren. Von den Dentallaboren wurden alle Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitern einbezogen sowie eine Zufallsstichprobe von 30% der kleineren Unternehmen. Die folgende Tabelle zeigt den Rücklauf der Befragung. Insgesamt haben 382 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Dies entspricht einem Rücklauf von 18% - angesichts des umfangreichen Fragebogens ein guter Wert. Von den FASMED-Mitgliedern antworteten über 40%, von den übrigen grösseren Unternehmen über 30%. Mit der Umfrage sind insgesamt 17‘500 Beschäftigte (vgl. Kapitel 3) in der Medtech-Branche erfasst. Dies entspricht 36% der Gesamtbeschäftigten der Branche (vgl. Kapitel 4) und ist eine sehr gute Abdeckung. Alle Unternehmen FASMEDMitglieder Übrige Unternehmen mit > 50 Mitarbeitern Angeschriebene Unternehmen 2‘159 220 94 Davon gültige Adressen 2‘096 220 94 382 95 30 18% 43% 32% Anzahl retournierte Fragebögen Rücklaufquote 26 SCHRITT 4: BESTIMMUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEDEUTUNG Die wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche wird anhand der zentralen Kennwerte Umsatz, Bruttowertschöpfung und Anzahl der (vollzeitäquivalenten) Beschäftigten gemessen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Bruttowertschöpfung die wesentliche Grösse, da sie den von den Unternehmen erwirtschafteten Mehrwert angibt. Sie ist mit dem Bruttoinlandprodukt (BIP) und der Bruttowertschöpfung anderer Branchen vergleichbar. Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt die Beziehung zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen Grössen. Direkte wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche Ausgangspunkt war das Mengengerüst der Unternehmen in der Medtech-Branche, das die Anzahl Unternehmen und die Zahl ihrer Beschäftigten nach Unternehmenstypen und Unternehmensgrössenklassen enthält. Aus den Ergebnissen der Unternehmensbefragung wurden die ökonomischen Kenngrössen ermittelt und nach Unternehmenstypen und –grössenklassen geschichtet auf die Grundgesamtheit der Medtech-Unternehmen hochgerechnet. Die hochgerechneten Grössen wurden mit anderen verfügbaren Informationen validiert. => Ergebnis: Direkte Wertschöpfung und Beschäftigung der Medtech-Branche 27 SCHRITT 4: BESTIMMUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEDEUTUNG Unternehmensleistung aus volkswirtschaftlicher Perspektive Umsatz, Bruttoproduktion, Bruttowertschöpfung Einkaufswert Handelsware Vorleistungen Umsatz Brutto- Produktion* Bruttowert- schöpfung = Personalkosten + Abschreibungen + Kapitalkosten + Steuern + Gewinn Quelle: Rütter + Partner * Für die Berechnung des Bruttoproduktionswertes aus dem Umsatz wären neben dem Abzug des Einkaufswertes der Handelsware noch weitere Schritte nötig, wie z.B. die Bereinigung um Lagerveränderungen oder die Addition der Eigenleistungen. Letztere sind jedoch meistens weniger relevant und wurden daher vernachlässigt. 28 SCHRITT 4: BESTIMMUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEDEUTUNG Indirekte wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche Neben der direkten wirtschaftlichen Bedeutung der Medtech-Branche ist auch ihre indirekte Bedeutung von Interesse. Diese umfasst die wirtschaftliche Leistung der Unternehmen, die von den schweizerischen Medtech-Unternehmen abhängen. Bei den indirekten Effekten lassen sich drei Effekte unterscheiden: Vorleistungseffekt: Produktionsaktivitäten, die in den Zulieferketten der Medtech-Unternehmen angestossen werden (ohne Zulieferer von Investitionsgütern). Investitionseffekt: Die Produktion auf allen Ebenen führt auch zu einer Nachfrage nach Investitionsgütern. Die damit verbundene Produktion in der Volkswirtschaft (inkl. Zulieferketten) wird erfasst. Einkommenseffekt: In der Medtech-Branche und in den Zulieferunternehmen entsteht Einkommen der Beschäftigten, das zu einer Nachfrage nach Konsumgütern führt. Dieser Effekt umfasst die dadurch ausgelöste Güterproduktion in der Volkswirtschaft (wiederum inkl. Zulieferketten). Durch die Einbeziehung von auf die Medizintechnik spezialisierten Zulieferern und Dienstleistern enthält die Medtech-Branche bereits gewisse Vorleistungs- und Investitionsbeziehungen. Diese wurden bei der Berechnung der indirekten Effekte bereinigt, damit keine Doppelzählungen entstehen. Weiter können die Steuereinnahmen der öffentlichen Hand und die Warenexporte bzw. der Beitrag zur Zahlungsbilanz berechnet werden. Gesamtergebnis: Direkte und indirekte Bruttowertschöpfung (Beitrag zum BIP) und Beschäftigung in der Schweiz, die von der Medtech-Branche abhängen. 29 SCHRITT 4: BESTIMMUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEDEUTUNG Zur Berechnung der indirekten Effekte werden üblicherweise volkswirtschaftliche Input-OutputModelle eingesetzt. In der vorliegenden Studie wurde das von Rütter+Partner entwickelte InputOutput-Modell IMPACT_CH eingesetzt. Das Modell IMPACT_CH: Modelltyp: Statisches offenes Input-Output-Modell Datenbasis: Aktuelle Input-Output-Tabelle (IOT) 2005, welche die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Wirtschaftsbranchen der Volkswirtschaft, deren Bruttowertschöpfung und die Lieferungen der Branchen an die Endnachfrage (Konsum privater Haushalte, staatlicher Konsum, Investitionen und Exporte) umfasst. In der IOT werden 52 Branchen unterschieden. Branchenspezifische Daten zur Anzahl der Beschäftigten, zu Arbeitsproduktivitäten und zum Lohneinkommen (jeweils auf das Jahr 2008 aktualisiert). Informationen zur Sparquote der privaten Haushalte und zu Sozialabgaben aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sowie zu Einkommensteuern zur Berechnung des Einkommenseffektes. Da die Investitionen von Jahr zu Jahr stark schwanken, geht die Berechnung des Investitionseffektes von den gleichmässiger anfallenden Abschreibungen der Branchen als Mass für die Nutzung des Kapitalstocks aus. Die Abschreibungen können mit den Ersatzinvestitionen gleichgesetzt werden. 30 SCHRITT 4: BESTIMMUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN BEDEUTUNG 31 Schema zur Berechnung der indirekten ökonomischen Effekte des Medtech-Sektors Modell IMPACT_CH Vorleistungen Direkte Produktion der Medtech-Branche (hochgerechnet) Einkommen / Konsumausgaben Investitionen Quelle: Rütter + Partner Indirekt induzierte - Produktion - Bruttowertschöpfung - Beschäftigung in den Branchen der übrigen Volkswirtschaft 32 3. D I E S C H W E I Z E R I S C H E M E D T E C H - B R A N C H E I M P R O F I L : ERGEBNISSE DER UNTERNEHMENSBEFRAGUNG EINLEITENDE BEMERKUNGEN Auf den folgenden Seiten sind die Ergebnisse der Unternehmensbefragung aufgeführt. Neben den ökonomischen Kenndaten, die zur Ermittlung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Medtech-Branche (Kapitel 4) verwendet wurden, zeigen sie weitere charakteristische Merkmale der Medtech-Branche wie Tätigkeitsfelder und Produktportfolio der Unternehmen oder Qualifikationsstrukturen der Beschäftigten. Die in diesem Kapitel präsentierten Resultate beziehen sich auf die Stichprobe von gut 380 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Die in Kapitel 4 dargestellten Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung der Branche hingegen sind hochgerechnete Ergebnisse für die gesamte Medtech-Branche. 33 ANZAHL TEILNEHMENDE UNTERNEHMEN NACH UNTERNEHMENSTYPEN 34 382 Unternehmen beteiligten sich an der Umfrage Grosshandel und Vertrieb 104 Medtech-Hersteller ■ 69 auf die Medizintechnik spezialisierte Zulieferer beteiligten sich an der Umfrage. Bei den übrigen Unternehmenstypen liegt die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen zwischen 18 und 36. 69 Dentallabore 36 Detailhandel 22 Dienstleister 21 Hörgeräteakustiker 20 Orthopädietechniker 18 Quelle: Rütter + Partner Dabei weisen die MedtechHersteller (92) und der Grosshandel und Vertrieb (104) die grösste Anzahl Teilnehmer auf. 92 Zulieferer Anzahl 0 Total: 382 Unternehmen 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 UNTERNEHMEN UND MEDTECH-BESCHÄFTIGTE NACH UNTERNEHMENSTYPEN 5% 6% 92 69 6% 24% 21 18% 1% 2% 22 17‘500 Medtech-Beschäftigte 1% mit Befragung erfasst Mit den 382 an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen sind rund 17‘500 MedtechBeschäftigte erfasst. ■ Medtech-Hersteller haben überdurchschnittlich viele Mitarbeiter. Sie stellen ein Viertel der Unternehmen, jedoch fast drei Viertel der Beschäftigten. ■ Umgekehrt beschäftigt der anzahlmässig (27% der Unternehmen) gut vertretene Grosshandel und Vertrieb vergleichsweise deutlich weniger Beschäftigte (13%). Ähnlich sind die Verhältnisse bei den Zulieferern (Anteil Unternehmen 18%, Anteil Beschäftigte 9%). 13% 1% 5% 1% 18 20 9% 36 5% 9% 72% 104 27% Anzahl Unternehmen: 382 35 Anzahl Beschäftigte Medtech: 17'482 Medtech-Hersteller Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker Detailhandel Dentallabore Zulieferer Grosshandel und Vertrieb Dienstleister Quelle: Rütter + Partner Die Anzahl der Beschäftigten umfasst nur die im Bereich der Medizintechnik arbeitenden Personen. VERTEILUNG DER UNTERNEHMEN NACH TYP UND UNTERNEHMENSGRÖSSE 36 47% der Unternehmen mit Gesamt 47 Dentallabore 78 Hörgeräteakustiker 45 57 10 20 30 40 50 60 30 12 29 9 5 70 80 90 100 % Unternehmensgrösse in Beschäftigten 0-9 Quelle: Rütter + Partner 10-49 Viele Kleinunternehmen (Grössenklasse 0-9 Beschäftigte) gibt es unter den Hörgeräteakustikern, Dentallaboren und im Detailhandel. Grossunternehmen finden sich erwartungsgemäss vor allem bei den Medtech-Herstellern und den Zulieferern. Insgesamt sind die grossen Unternehmen in der Stichprobe im Vergleich zur Grundgesamtheit überdurchschnittlich gut vertreten. 27 28 Dienstleister 11 2 42 30 Die Verteilung der Unternehmen nach Grössenklassen unterscheidet sich stark nach Unternehmenstyp. 15 73 Zulieferer 6 21 34 Detailhandel 0 33 30 Grosshandel und Vertrieb 5 10 61 Hersteller Medtech weniger als 10 Beschäftigten 6 22 85 Orthopädietechniker N= 382 15 32 50-249 250 oder mehr UNTERNEHMEN UND MEDTECH-BESCHÄFTIGTE NACH UNTERNEHMENSGRÖSSE 6% 15% 63% der erfassten Beschäf- 3% 7% tigten arbeiten in den 6% grössten Unternehmen 12% 569 25 2'015 56 Für den Arbeitsmarkt sind die Grossunternehmen von entscheidender Bedeutung. In den kleinsten Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, die 47% aller Unternehmen stellen, arbeiten nur 3% der Beschäftigten. Rund ein Fünftel der Beschäftigten arbeiten in mittelgrossen Unternehmen (50-249 Beschäftigte). 47% 180 3'913 63% 121 22% 10'985 32% Anzahl Beschäftigte Medtech: 17'482 Anzahl Unternehmen: 382 Unternehmensgrösse in Beschäftigten: 0-9 Quelle: Rütter + Partner 10 - 49 50 - 249 37 250 oder mehr ANZAHL PRODUKTBEREICHE DER TEILNEHMENDEN MEDTECH-UNTERNEHMEN Prothesen, Orthesen etc. 92 Sonstige Medtech-Geräte und Instrumente 92 Dienstleistungen 46 Elektromedizinische Geräte 45 Einrichtungsgegenstände 43 Dentaltechnik 42 Hörgeräte 39 Sonstige Medizintechnik 39 33 Bildgebende Diagnostik 30 IVD-Geräte Anzahl 0 Nennungen Die Medtech-Unternehmen sind in vielen verschiedenen Produktbereichen aktiv. Im Durchschnitt ist ein Unternehmen in 2 Bereichen tätig. Mit Abstand am häufigsten vertreten sind die Bereiche Prothesen/Orthesen, sonstige Medtech-Geräte und Instrumente, Implantate sowie Verbrauchsgüter. Weniger stark vertreten sind die Bereiche Bildgebende Diagnostik, Geräte der In-Vitro-Diagnostik (IVD), Verbrauchsgüter der Dentaltechnik sowie IVDVerbrauchsgüter. 56 Reha-Produkte IVD-Verbrauchsgüter schiedenen Produktbereiche 76 Sonstige Verbrauchsgüter Verbrauchsgüter Dental Gute Abdeckung der ver- 83 Implantate 20 15 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Dienstleistungen und sonstige Medizinaltechnik Geräte, Apparate, Instrumente Verbrauchsgüter Körpernahe techn. Hilfen Quelle: Rütter + Partner. Anzahl Nennungen, Mehrfachnennungen möglich. 38 MITTLERE ANZAHL BESCHÄFTIGTE NACH UNTERNEHMENSTYP 39 Im Durchschnitt rund 90 100 Zulieferer Grosshandel und Vertrieb Mittlere Anzahl Beschäftigte aller Unternehmen: 87 32 Hörgeräteakustiker 14 Orthopädietechniker 13 Detailhandel 10 Dentallabore 6 Anzahl 0 Quelle: Rütter + Partner Die durchschnittliche Anzahl Beschäftigte pro Unternehmen ist je nach Unternehmenstyp sehr unterschiedlich. Am höchsten liegt die Kennzahl bei den Medtech-Herstellern, beim Grosshandel und Vertrieb sowie den Zulieferern mit rund 160, bzw. je 100 Beschäftigten. Eine sehr tiefe mittlere Beschäftigtenzahl weisen die Dentallabore, der Detailhandel sowie die Orthopädietechniker und die Hörgeräteakustiker auf. 98 Dienstleister N= 344 Beschäftigte pro Unternehmen 164 Medtech-Hersteller 50 100 150 200 ANTEIL BESCHÄFTIGTE MIT BEZUG ZUR MEDIZINTECHNIK 40 Unterschiedlicher Anteil der Medizintechnik bei den einzelnen Unternehmenstypen 100 Dentallabore Hörgeräteakustiker 96 Medtech-Hersteller 92 88 12 Orthopädietechniker 87 13 39 61 Grosshandel und Vertrieb 25 75 Dienstleister 24 76 0 N= 328 Quelle: Rütter + Partner 10 20 30 40 Beschäftigte Medtech 50 Die Unternehmen der MedtechBranche sind unterschiedlich stark auf die Medizintechnik fokussiert. Einen hohen Medtech-Anteil, gemessen an den Mitarbeitern, weisen Dentallabore, Hörgeräteakustiker, Medtech-Hersteller, Orthopädietechniker sowie der Detailhandel auf. Deutlich geringer ist der beschäftigungsmässige MedtechAnteil beim Grosshandel und Vertrieb, den Dienstleistern sowie den Zulieferern. 8 Detailhandel Zulieferer 4 60 70 80 90 100 % Beschäftigte nicht Medtech QUALIFIKATIONSPROFIL DER BESCHÄFTIGTEN 41 Hoher Anteil Akademiker bei 16 Medtech-Hersteller 18 43 Orthopädietechniker 2 10 N= 322 0 10 20 30 21 24 9 40 Die höhere Berufsbildung hat mit nahezu 50% bei den Hörgeräteakustikern und mit 29% beim Grosshandel und Vertrieb den grössten Stellenwert. Die Berufslehre steht bei den Orthopädietechnikern, Dentallaboren und im Detailhandel im Vordergrund. Die industriell geprägten Medtech-Hersteller und Zulieferer bieten auch den Ungelernten Arbeitsplätze. 9 50 65 Dienstleister 7 63 18 5 41 25 11 Zulieferer 34 48 Detailhandel 3 Den höchsten Mitarbeiteranteil mit Hochschulbildung weisen die Dienstleistungs-Unternehmen auf (65%). Vergleichsweise hoch ist der Akademikeranteil auch beim Grosshandel (22%) und den MedtechHerstellern (16%). 16 39 Hörgeräteakustiker 4 9 73 22 Grosshandel und Vertrieb 23 79 Dentallabore 1 10 Medtech-Herstellern, Dienstleistern und Grosshandel 50 60 70 80 90 2 100 % Hochschulausbildung Abgeschlossene Berufslehre Höhere Berufsausbildung Ohne berufliche Ausbildung Quelle: Rütter + Partner. Basis: Gesamtbeschäftigung. Ergebnisse gewichtet mit der Gesamtbeschäftigung. ANTEIL WEIBLICHER BESCHÄFTIGTER 42 Hoher Frauenanteil bei Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker Ausgewogen ist das Geschlechterverhältnis bei den Orhopädietechnikern, beim Detailhandel und den Dentallaboren. Bei den Medtech-Herstellern beträgt der Anteil weiblicher Beschäftigter rund zwei Fünftel. Deutlich tiefer liegt der Anteil bei den Zulieferern, den Dienstleistern sowie beim Grosshandel und Vertrieb. 50 Dentallabore 46 Detailhandel 43 41 Medtech-Hersteller Zulieferer 29 Dienstleister 22 Grosshandel und Vertrieb N= 315 Hörgeräteakustikern 63 18 0 10 20 30 40 50 60 70 % Quelle: Rütter + Partner. Basis: Gesamtbeschäftigung. Ergebnisse gewichtet mit der Gesamtbeschäftigung. ANTEIL UNTERNEHMEN MIT LEHRLINGEN Medtech-Hersteller 38 Orthopädietechniker 50 Dentallabore Grosshandel und Vertrieb 21 Hörgeräteakustiker 20 Detailhandel Unternehmen mit Lehrlingen 0 10 45 30 30 33 30 40 38% der Medtech-Hersteller und 40% der Zulieferer gaben an, Lehrlinge zu beschäftigen, mindestens 29% bzw. 30% haben keine Lehrlinge. Eher tief ist der Lehrlings-Anteil beim Grosshandel und Vertrieb, bei den Hörgeräteakustikern sowie im Detailhandel. 45 32 20 Auffallend ist, dass rund ein Drittel der Unternehmen diese Frage nicht beantwortet hat. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie keine Lehrlinge ausbilden. 32 35 29 28 47 40 Dienstleister N= 382 25 23 Zulieferer 22 28 47 Orthopädietechniker und Dentallabore mit hohem Anteil an Lehrlingen 33 29 50 Unternehmen ohne Lehrlinge 38 60 70 80 43 90 100 % keine Angabe Quelle: Rütter + Partner. Basis: Gesamtbeschäftigung. Ergebnisse gewichtet mit der Gesamtbeschäftigung. MITTLERER UMSATZ PRO UNTERNEHMEN 44 Medtech-Hersteller machen durchschnittlichen Umsatz von 94 Mio. CHF 94 Medtech-Hersteller 45 Grosshandel und Vertrieb Zulieferer Deutlich tiefer liegen Grosshandel und Vertrieb sowie die Zulieferer mit 45 bzw. 26 Mio. CHF. Die übrigen Unternehmenstypen weisen vergleichsweise tiefe Durchschnittsumsätze auf (zwischen 1 und 4 Mio. CHF). 26 Hörgeräteakustiker 4 Dienstleister 4 Orthopädietechniker 3 Detailhandel 2 Dentallabore 1 0 20 40 60 80 N= 268 Quelle: Rütter + Partner. Basis: Gesamtumsatz der erfassten Unternehmen. 100 Mio. CHF UMSATZ PRO VOLLZEIT-BESCHÄFTIGTEN 45 Grosshandel und MedtechGrosshandel und Vertrieb 679 Medtech-Hersteller 486 Hörgeräteakustiker 320 Zulieferer 307 Der hohe spezifische Umsatz im Grosshandel und Vertrieb von 680‘000 CHF lässt sich jedoch nicht mit jenem der Medtech-Hersteller (480‘000 CHF) vergleichen, da er auch den Wert der eingekauften Waren enthält. Im Mittelfeld liegen die Hörgeräteakustiker, die Zulieferer sowie der Detailhandel. Vergleichsweise niedrig sind die Umsätze je Vollzeit-Beschäftigtem bei den Dentallaboren und den Dienstleistern. 277 Detailhandel Orthopädietechniker N= 237 Hersteller machen höchsten Umsatz pro Vollzeit-Beschäftigten 246 Dentallabore 142 Dienstleister 137 0 100 200 300 400 500 600 700 Tsd. CHF Quelle: Rütter + Partner. Basis: Gesamtumsatz der erfassten Unternehmen. UMSATZANTEIL MEDIZINTECHNIK 46 Grosshandel, Zulieferer und Dienstleister haben tiefen Medtech-Umsatzanteil 100 Dentallabore Orthopädietechniker 97 3 Medtech-Hersteller 96 4 Hörgeräteakustiker 96 4 Detailhandel 94 6 Grosshandel und Vertrieb 37 Zulieferer Dienstleister 0 N= 248 Quelle: Rütter + Partner 63 29 71 20 10 80 20 30 Umsatz Medtech 40 50 60 70 80 90 Umsatz nicht Medtech 100 % Alle übrigen Unternehmenstypen weisen einen sehr hohen Medtech-Umsatzanteil auf - die Medizintechnik ist hier das Kerngeschäft. Im Grosshandel und Vertrieb sind insbesondere die grossen Unternehmen auch ausserhalb der Medizintechnik tätig (z.B. in der Elektrotechnik und Elektronik). Das Tätigkeitsfeld der Zulieferer wird häufig durch ihre technischen Kompetenzen bestimmt, die sie für verschiedene Branchen einsetzen (z.B. für die Uhrenindustrie, die Automobilindustrie oder die Werkzeugtechnik). EXPORTANTEIL AM MEDTECH-UMSATZ 47 Hoher Exportanteil der Medtech-Hersteller 91 Medtech-Hersteller Der Exportanteil am MedtechUmsatz beträgt bei den Medtech-Herstellern erwartungsgemäss hohe 91%. Den zweithöchsten Anteil weisen mit 52% die Zulieferer auf. Gering ist der Exportanteil bei den Unternehmen im Grosshandel und Vertrieb, sowie den Dentallaboren und Dienstleistern. Keinen Exportanteil haben die Orthopädietechniker, der Detailhandel sowie die Hörgeräteakustiker angegeben. 52 Zulieferer Grosshandel und Vertrieb 4 Dentallabore 3 Dienstleister 3 0 10 20 30 40 50 N= 235 Quelle: Rütter + Partner. Ergebnisse mit Umsatz gewichtet. 60 70 80 90 100 % BRUTTOPRODUKTION PRO VOLLZEIT-BESCHÄFTIGTEN 48 Medtech-Hersteller weisen eine Bruttoproduktion von rund 420‘000 CHF pro Vollzeitbeschäftigten auf 418 Medtech-Hersteller Grosshandel und Vertrieb 393 Zulieferer Dentallabore 0 Deutlich tiefer liegen die Werte bei den Zulieferern (rund 260‘000 CHF) und den Orthopädietechnikern (215‘000 CHF). Die übrigen Unternehmenstypen liegen zwischen 164‘000 (Hörgeräteakustiker) und 113‘000 CHF pro Vollzeitstelle (Dentallabore). 215 164 Hörgeräteakustiker Dienstleister Grosshandel und Vertrieb liegen - im Gegensatz zum Umsatz - pro Vollzeit-Beschäftigtem mit rund 390‘000 CHF hinter den Medtech-Herstellern, da der Einkaufswert der Handelsware nicht in die Bruttoproduktion eingeht. 260 Orthopädietechniker Detailhandel 149 134 113 50 100 150 200 250 300 N= 158 Quelle: Rütter + Partner. Ergebnisse mit Beschäftigung gewichtet. 350 400 450 Tsd. CHF ENTWICKLUNG UMSATZ 2008 ZU 2007 IN % 49 Medtech-Branche ist eine Wachstumsbranche Detailhandel 14 Zulieferer 14 Medtech-Hersteller Trotz eines gesamtwirtschaftlich schwierigen Jahres verzeichneten 2008 alle Unternehmenstypen - mit Ausnahme der Dentallabore - Wachstumsraten zwischen 7 und 14%. Die Medtech-Hersteller – der Kern der Branche – verzeichneten ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 12%. 12 11 Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker 7 Grosshandel und Vertrieb 7 1 Dentallabore N= 197 0 5 Quelle: Rütter + Partner. Ergebnisse mit Umsatz gewichtet. 10 15 20 % 50 4. W I R T S C H A F T L I C H E B E D E U T U N G D E R M E D T E C H - B R A N C H E EINLEITENDE BEMERKUNGEN In diesem Kapitel werden die Ergebnisse zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizerischen Medtech-Branche dargestellt. Die Resultate beruhen auf den Ergebnissen der Unternehmensbefragung, an der 382 Unternehmen teilgenommen haben. Diese Ergebnisse sind eine gute Grundlage für die Hochrechnung auf die gesamte Branche. Die Kenndaten aus der Befragung wurden differenziert nach Unternehmenstypen und Beschäftigtengrössenklassen hochgerechnet. Das Mengengerüst für die Hochrechnung ist auf Seite 24 dargestellt. Als zentrale Grössen für die Darstellung der wirtschaftlichen Bedeutung dienen die Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten und die Bruttowertschöpfung. Diese Grössen erlauben den Vergleich mit anderen Branchen und dem Bruttoinlandprodukt* der Schweiz. Neben der direkten wirtschaftlichen Bedeutung wird auch die indirekte Bedeutung der MedtechBranche dargestellt. Diese umfasst die Wertschöpfung und Beschäftigung in anderen Branchen der Volkswirtschaft, die von der Schweizerischen Medtech-Branche als Zulieferer oder Dienstleister abhängen. Das methodische Vorgehen ist in Kapitel 2 erläutert. Die durch die Medtech-Branche ausgelösten ökonomischen Effekte sind zu einem hohen Anteil exportgetrieben. Exporte machen bei den Medtech-Herstellern über 90% ihres Umsatzes aus. Im zweiten Teil des Kapitels folgen Auswertungen zur Entwicklung der Medtech-Unternehmen und zum Aussenhandel auf der Basis der amtlichen Statistiken. * Das Bruttoinlandprodukt enthält neben der Bruttowertschöpfung die Nettogütersteuern als weitere Komponente, die jedoch nur rund 3% ausmachen. 51 52 4.1 ERGEBNISSE DER WERTSCHÖPFUNGS- UND BESCHÄFTIGUNGSANALYSE UNTERNEHMEN UND BESCHÄFTIGTE DER MEDTECH-BRANCHE IN DER SCHWEIZ, 2008 7% 2% Medtech-Branche mit 3‘720 Unternehmen und über 48‘000 Beschäftigten 1% 14% 21% 5% 1% 1% 3% Die nebenstehende Grafik gibt Aufschluss über die Grösse und Struktur der Medtech-Branche in der Schweiz. 59% Von den total 3‘720 Unternehmen entfällt rund ein Drittel auf die Dentallabore, gefolgt vom Grosshandel und Vertrieb mit rund einem Viertel. Anzahl Beschäftigte Medtech (VZÄ): 48'440 Rund ein Fünftel der Unternehmen sind Medtech-Hersteller. Diese stellen jedoch fast 60% der Beschäftigten. Je 14% der Beschäftigten sind im Grosshandel und bei den Zulieferern tätig. Insgesamt bietet die MedtechBranche rund 48‘400 Vollzeitstellen. Mitarbeiter der Unternehmen, die nicht in der Medizintechnik arbeiten, sind dabei nicht mitgezählt. 4% 14% 24% 8% 2% 34% Anzahl Unternehmen Medtech: 3'720 53 Medtech-Hersteller Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker Detailhandel Dentallabore Zulieferer Grosshandel und Vertrieb Dienstleister * VZÄ = Vollzeitäquivalente Beschäftigung Quelle: Erhebung und Berechnungen Rütter + Partner REGIONALE BEDEUTUNG DER MEDTECH-UNTERNEHMEN IN DER SCHWEIZ 54 Anzahl Medtech-Beschäftigte nach Kantonen !"#"$%" &'()* )+,+-)) -))+,+.))) 0"1234567#6"+7$ .)))+,+/-)) %"8+9"%7:7$;<6"23$7= /-))+,+-))) )+,+-)) -)))+,+.)))) -).+,+.))) .)).+,+/-)) /-).+,+-))) -)).+,+.)))) Quelle: Erhebung und Berechnungen Rütter + Partner Regionale Schwerpunkte sind die Kantone Zürich und Bern mit rund 7‘800 bzw. 7‘400 Beschäftigten. Zwischen 2‘500 und 5‘000 liegen die Beschäftigtenzahlen in den Kantonen St. Gallen, Zug, Luzern, Solothurn und Waadt. Zwischen 1‘000 und 2’500 Beschäftigte weisen die Kantone Aargau, Schaffhausen, Basel Land, Basel Stadt, Neuenburg und der Kanton Tessin auf. Die Darstellung bezieht sich jeweils auf den Unternehmenssitz. Unternehmen mit 2 oder weniger Mitarbeitern sind nicht einbezogen, Dentallabore nur mit einer Stichprobe von rund 30% der Beschäftigten. REGIONALE BEDEUTUNG DER MEDTECH-UNTERNEHMEN IN DER SCHWEIZ Anteil Medtech-Beschäftigte an Gesamtbeschäftigung nach Kantonen ■ Die Medtech-Dichte, also der Anteil der Beschäftigten in Medtech-Unternehmen an der Gesamtzahl der Beschäftigten, ist besonders hoch in den Kantonen Zug (3.1%), Schaffhausen (2.5%), Neuenburg (2.4%), Obwalden (2.3%) und Solothurn (2.2%). Einen Anteil an der Gesamtbeschäftigung von je 1.4% weisen die Kantone Bern und Luzern auf. Dahinter folgen Waadt, St. Gallen, Zürich und Aargau. Vergleichweise wenig bedeutend ist die Medtech-Branche in den Kantonen Wallis, Genf, Uri, Graubünden, Nidwalden, und in den beiden Appenzeller Halbkantonen. !"#"$%" &'()* )+)),-,)+'. )+'/,-,)+0) 4$5"67,8"9:;<=56#5" )+01,-,1+'* >"%6?6$@75":;$6A,B6$,CD 1+2),-,'+2) )+)),-,)+'. &'3)* )+'/,-,)+0) )+01,-,1+** E+)),-,'+2) Quelle: Erhebung und Berechnungen Rütter + Partner 55 Die Darstellung bezieht sich jeweils auf den Unternehmenssitz. Unternehmen mit 2 oder weniger Mitarbeitern sind nicht einbezogen, Dentallabore nur mit einer Stichprobe von rund 30% der Beschäftigten. REGIONALE BEDEUTUNG DER MEDTECH-UNTERNEHMEN IN DER SCHWEIZ, 2008 56 Medtech-Unternehmen und Beschäftigte nach Kantonen* Kanton AG Aargau BE Bern BL Basel Land BS Basel Stadt FR Fribourg GE Genf JU Jura LU Luzern NE Neuenburg OW Obwalden SG St. Gallen SH Schaffhausen SO Solothurn TG Thurgau TI Tessin VD Waadt ZG Zug ZH Zürich Übrige Total Anzahl Anteil MedtechAnzahl Anzahl MedtechUnterAnteil MedtechAnteil Beschäftigte Beschäfnehmen am Total Beschäftigte am Total gesamt tigte 120 6% 2'090 5% 285'164 0.7% 290 14% 7'440 17% 542'574 1.4% 80 4% 1'230 3% 127'764 1.0% 70 3% 1'200 3% 159'514 0.8% 50 2% 950 2% 117'354 0.8% 100 5% 710 2% 277'229 0.3% 30 1% 300 1% 36'869 0.8% 90 4% 2'680 6% 196'551 1.4% 70 3% 2'210 5% 90'980 2.4% 10 0% 420 1% 18'522 2.3% 120 6% 2'890 7% 255'685 1.1% 30 1% 1'010 2% 39'919 2.5% 80 4% 3'190 7% 122'171 2.6% 70 3% 880 2% 115'101 0.8% 80 4% 1'640 4% 181'047 0.9% 200 10% 3'880 9% 340'141 1.1% 110 5% 2'550 6% 83'002 3.1% 390 19% 7'800 18% 809'406 1.0% 100 5% 980 2% 394'051 0.2% 2'090 100% 44'050 100% 4'193'044 1.1% Quelle: Erhebung und Berechnungen Rütter + Partner Die nebenstehende Tabelle zeigt im Detail die regionale Präsenz der Medtech-Branche in Bezug auf Anzahl Unternehmen, Anzahl beschäftigte Personen (nicht VZÄ) sowie Beschäftigungsanteil. Die Darstellung bezieht sich jeweils auf den Unternehmenssitz. Ein Unternehmen wird einem Kanton gemäss seinem Unternehmenssitz zugeordnet, auch wenn es Arbeitsstätten in anderen Kantonen besitzt. * Die Darstellung bezieht sich jeweils auf den Unternehmenssitz (nicht zu verwechseln mit dem Konzernsitz). Aus Gründen der Datenverfügbarkeit wird ein Unternehmen einem Kanton gemäss seinem Unternehmenssitz zugeordnet, auch wenn es Arbeitsstätten in anderen Kantonen besitzt. Unternehmen mit 2 oder weniger Mitarbeitern sind nicht einbezogen, Dentallabore nur mit einer Stichprobe von rund 30% der Beschäftigten. Diese sind jedoch flächendeckend tätig und haben daher keinen Einfluss auf die regionalen Schwerpunkte der Medtech-Branche. DIREKTE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER MEDTECH-BRANCHE, 2008 Bruttowertschöpfung Medtech Beschäftigung Medtech Anteil an Gesamtbeschäftigung der Schweiz = 1.4% 1% 14% Anteil am BIP der Schweiz = 2.0% 1% 1% <1% 8% 0% 3% 1% Medtech-Branche leistet mit 11.1 Mia. CHF Wertschöpfung einen Beitrag von 2.0 % zum BIP der Schweiz Die Medtech-Hersteller generieren über 70% der Branchenwertschöpfung. Der Beitrag zur Beschäftigung ist infolge der hohen Arbeitsproduktivität mit 59% etwas geringer. Mit 14% Wertschöpfungsbeitrag liegt der Grosshandel und Vertrieb an zweiter Stelle. Es folgen die Zulieferer mit 8%. ■ Zulieferer sowie Grosshandel und Vertrieb tragen je rund 14% zur Gesamtbeschäftigung bei. Dentallabore sind mit 8% noch nennenswert vertreten. ■ Der Wertschöpfungs- und Beschäftigungsbeitrag der übrigen Unternehmenstypen ist vergleichweise klein. 1% 1% 14% 11'090 Mio. CHF 48'440 VZÄ* 14% 59% 72% 8% 2% Medtech-Hersteller Hörgeräteakustiker Orthopädietechniker Detailhandel Dentallabore Zulieferer Grosshandel und Vertrieb Dienstleister * VZÄ = Vollzeitäquivalente Beschäftigung Quelle: Erhebung und Berechnungen Rütter + Partner 57 DIREKTE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER MEDTECH-BRANCHE, 2008 Direkte wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche nach Unternehmenstypen Unternehmenstyp Anzahl Unternehmen Umsatz Bruttoproduktion Bruttowertschöpfung Beschäftigung in Mio. CHF in Mio. CHF in Mio. CHF VZÄ Medtech-Hersteller 790 14'680 13'150 8'020 28'570 Orthopädietechniker 150 220 180 120 840 1'260 500 460 340 3'900 Grosshandel und Vertrieb 890 5'450 2'190 1'530 6'970 Hörgeräteakustiker 120 150 90 65 460 Detailhandel 180 190 110 75 660 Zulieferer 260 1'600 1'370 890 6'630 70 60 60 50 410 3'720 22'850 17'610 11'090 48'440 Dentallabore Dienstleister Branchentotal Anteil am BIP der Schweiz (in %) Die nebenstehende Tabelle fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Die Unternehmen der Medtech-Branche erzielten in 2008 einen Umsatz mit medizinischen Produkten von 22.9 Mia. CHF. Die Bruttoproduktion betrug 17.6 Mia. CHF. Mit einer Bruttowertschöpfung von 11.1 Mia. CHF trägt die Medtech-Branche rund 2% zum BIP der Schweiz bei. Sie bietet knapp 48‘500 Vollzeitstellen und damit rund 1.4% der Stellen in der Schweiz. 2.0 Anteil an Gesamtbeschäftigung der Schweiz (in %) Quelle: Erhebung und Berechnung Rütter + Partner. Die Angaben beziehen sich nur auf den Medtech-Anteil an Umsatz, Bruttoproduktion, Bruttowertschöpfung und Beschäftigung. VZÄ = Vollzeitäquivalente Beschäftigung 1.4 58 GESAMTE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DER MEDTECH-BRANCHE, 2008: DIREKTE UND INDIREKTE WIRKUNGEN 59 Medtech-Branche löst direkt und indirekt eine Bruttowertschöpfung von 18.7 Mia. CHF und eine Beschäftigung von knapp 103‘000 Vollzeitstellen aus 26% 34% 4'810 35'140 11'090 48'440 59% 47% Dabei sind 59% der Bruttowertschöpfung innerhalb der Medtech-Branche generiert, während 15% auf den Vorleistungs- und Investitionseffekt und 26% auf den Einkommenseffekt in anderen Branchen entfallen. Bei der Beschäftigung ist der direkte Anteil mit 47% tiefer, die beiden indirekten Anteile höher, was auf eine deutlich höhere Arbeitsproduktivitäten in der Medtech-Branche im Vergleich zu den von den indirekten Effekten profitierenden Branchen zurückzuführen ist. 2'830 15% 19'210 19% Bruttowertschöpfung: 18'730 Mio. CHF = 3.5% an BIP CH Direkter Effekt Vorleistungs- und Investitionseffekt Quelle: Berechnungen Rütter + Partner Beschäftigung: 102'790 VZÄ = 2.9% an Gesamtbeschäftigung CH Einkommenseffekt GESAMTE BEDEUTUNG DER MEDTECH-BRANCHE, 2008: DIREKTE UND INDIREKTE WIRKUNGEN Direkte und indirekte wirtschaftliche Bedeutung der Medtech-Branche Bruttoproduktion Bruttowertschöpfung Beschäftigung BWS: Anteil an Total in Mio. CHF in Mio. CHF VZÄ in (%) Medtech-Branche direkt 17'610 11'090 48'440 59.2 Indirekte Effekte 16'970 7'640 54'350 40.8 Vorleistungs- und Investitionseffekt 7'910 2'830 19'210 15.1 Einkommenseffekt 9'060 4'810 35'140 25.7 34'580 18'730 102'790 100.0 Gesamteffekt Anteil am BIP der Schweiz (in %) Anteil an Gesamtbeschäftigung der Schweiz (in %) Quelle: Berechnungen Rütter + Partner Zur direkten wirtschaftlichen Bedeutung der Medtech-Branche kommt die indirekte Bedeutung bei Zulieferern und über den Einkommenseffekt. Insgesamt induziert die Medtech-Branche eine Bruttowertschöpfung von rund 18.7 Mia. CHF oder rund 3.5% des Schweizer Bruttoinlandproduktes. Einschliesslich indirekter Effekte sind rund 103‘000 Beschäftigte von der Medtech-Branche abhängig. Dies entspricht 2.9% der Gesamtbeschäftigung der Schweiz. 3.5 2.9 60 GESAMTE BEDEUTUNG DER MEDTECH-BRANCHE Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte nach Branchen Bruttowertschöpfung Direkt Medtech-Hersteller Total in Mio. CHF in Mio. CHF in Mio. CHF VZÄ Total in 1000 CHF Grosshandel und Vertrieb Detailhandel Arbeitsproduktivität Total a) b) Medtech-Zulieferer Indirekt Beschäftigung 8'480 8'480 33'300 255 1'530 1'530 6'970 220 140 140 1'120 125 890 890 6'630 134 Übrige Industrie und Baugewerbe 1'130 1'130 10'560 107 Handel 1'270 1'270 11'230 113 970 1'020 7'000 146 3'960 3'960 22'830 173 310 310 3'150 98 7'640 18'730 102'790 182 Unternehmensdienstleistungen 50 Übrige Dienstleistungen Übrige Branchen Branchentotal 11'090 Die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte verteilen sich auf die gesamte Volkswirtschaft. Die Medtech-Branche umfasst in der vorliegenden Studie bereits die spezialisierten Zulieferer und Dienstleister. Diese sind daher bei den direkten Effekten aufgeführt. Vom Vorleistungsund Investitionseffekt ausserhalb der MedtechBranche profitiert vor allem die Investitionsgüterindustrie und andere Industriezweige. Indirekt tragen jedoch auch viele Dienstleistungsunternehmen zum Gesamteffekt bei, insbesondere über den Einkommenseffekt. a) inkl. Orthopädietechniker und Dentallabore b) inkl. Hörgeräteaktustiker Quelle: Berechnungen Rütter + Partner 61 STEUERAUFKOMMEN Die Produktions- und Konsumaktivitäten, die direkt und indirekt durch die Medtech-Branche angestossen werden, führen zu einem Steueraufkommen durch Unternehmen und Haushalte. Mit den Modellrechnungen lässt sich ermitteln, dass die Beschäftigten der Medtech-Branche und die Beschäftigten in den indirekt beteiligten Unternehmen rund 1 Mia. CHF Einkommensteuern abführen. Hinzu kommen Nettogütersteuern von rund 450 Mio. CHF. Insgesamt resultiert daraus ein Steueraufkommen von rund 1.5 Mia. CHF. Ausserdem generieren die Medtech-Unternehmen und die indirekt beteiligten Unternehmen Gewinn- und Kapitalsteuern, die sich jedoch wegen fehlender Datengrundlagen nicht genau beziffern lassen. 62 63 4.2 DIE MEDTECH-KERNBRANCHE IN DEN AMTLICHEN STATISTIKEN ENTWICKLUNG DER BESCHÄFTIGUNG IM KERNBEREICH DER MEDIZINTECHNIK, 2001, 2005, 2008 64 Vollzeitäquivalente Beschäftigungsentwicklung 2001, 2005, 2008 Überdurchschnittliches Index 140 !! ! ! 107 ! 90 130 133 130 123 120 !! 110 ! ! 100 Wachstum der Beschäftigung im Medtech-Kernbereich Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft hat sich die Beschäftigung in der Medizintechnik deutlich überdurchschnittlich entwickelt. Besonders stark war das Wachstum zwischen 2005 und 2008. In den Jahren zuvor, in denen die Gesamtwirtschaft stagnierte, konnte die MedtechBranche immerhin ein moderates Wachsum erzielen. Die Medtech-Hersteller (inkl. Dentallabore) sind dabei etwas stärker gewachsen als der Grosshandel. Negativ hat sich insbesondere zwi-schen 2001 und 2005 - der Detailhandel entwickelt. ! 90 80 ! 70 2001 2005 2008 ! Hersteller Medizintechnik ! Medtech gesamt ! Grosshandel Medtech ! Gesamtwirtschaft ! Detailhandel Medtech Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Beschäftigten in den Arbeitsstätten des statistisch erfassten Kernbereiches der Medizintechnik zwischen 2001 und 2008. Dieser ist weniger umfassend als die Medtech-Branche, wie sie in der vorliegenden Studie abgegrenzt wird, dürfte die Entwicklung der Gesamtbranche jedoch ausreichend wiedergeben. Quelle: BFS, Betriebszählungen 2001, 2005, 2008 ENTWICKLUNG DES UMSATZES DER MEDTECH-UNTERNEHMEN, 2001 - 2007 65 Umsatzentwicklung Kernbereich der Medizintechnik 2001-2007 Überdurchschnittliches Index 250 ! 230 210 ! 190 170 ! ! ! ! ! ! 70 ! ! ! 50 2001 Die Umsätze der MedtechHersteller (inkl. Dentallabore) und des Grosshandels haben wiederum besonders stark zugelegt, während der Umsatz des Detailhandels deutlich zurückging. ! ! 130 90 Das überdurchschnittliche Wachstum der MedtechBranche wird auch durch die Daten der Mehrwertsteuerstatistik bestätigt. ! ! 150 110 ! 181 ! ! Wachstum des Umsatzes 246 2003 2005 ! Medtech-Hersteller ! Grosshandel mit medizinischen Erzeugnissen ! Detailhandel mit medizinischen und orthopädischen Artikeln ! 54 2007 Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Umsatzes in den Unternehmen des statistisch erfassten Kernbereiches der Medizintechnik zwischen 2001 und 2007 gemäss Mehrwertsteuerstatistik. Aufgrund methodischer Besonderheiten ist diese Statistik besonders für Schwankungen anfällig. Den Trend beim Umsatz dürfte sie jedoch gut wiedergeben. Quelle: ESTV, Mehrwertsteuerstatistik 2001 bis 2007 EXPORTE DER MEDTECH-BRANCHE, 2008 Beachtlicher Beitrag von 5% zu Schweizer Warenexporten 5% Die Exporte der MedtechBranche belaufen sich auf total 9.58 Mia. CHF und tragen damit rund 5% zu den Schweizer Warenexporten bei. Der Anteil an den Gesamtexporten von gut 300 Mia. CHF beträgt 3.2% und liegt damit deutlich über dem Anteil der Medtech-Branche am BIP. 9'577 Warenexport CH Total: 206'680 Mio. CHF Warenexporte MedtechBranche 197'103 95% 66 Übrige Warenexporte Quelle: Aussenhandelsstatistik (EZV), Berechnungen Rütter + Partner. AUSSENHANDEL MIT MEDTECH-PRODUKTEN, 2008 Andere Implantate und Prothesen Orthopädische und andere Erzeugnisse* 1'509 253 1'257 Sonstige Medtech-Geräte Besonders markant ist dies bei den Herzschrittmachern, die den grössten Beitrag zur Zahlungsbilanz leisten, und bei den orthopädischen Apparaten. Auch die Dentaltechnik, die künstlichen Gelenke sowie die Hörgeräte weisen einen hohen Exportüberschuss auf. Einen Importüberschuss gibt es einzig bei den IVD-Verbrauchsmitteln sowie bei der Bildgebenden Diagnostik. 1'124 63 1'060 1'121 406 Sonstige Verbrauchsgüter 589 140 449 237 261 Sonstige Medtech 715 631 523 108 Dentaltechnik 498 Exporte 408 125 283 Hörgeräte -500 1'501 948 Künstliche Gelenke Bildgebende Diagnostik Bei nahezu allen MedtechProdukten liegen die Exporte zum Teil deutlich über dem Importtrend 553 Herzschrittmacher IVD-Verbrauchsmittel 1'824 921 903 Importe 256 352 -96 Nettoexporte 116 229 -113 0 67 Quelle: Rütter + Partner. Ergebnisse mit Beschäftigung gewichtet. 500 1'000 1'500 2'000 Mio. CHF * inkl. Teile für Herzschrittmacher und Hörgeräte Quelle: Aussenhandelsstatistik (EZV) , Berechnungen Rütter + Partner. EXPORTE, IMPORTE UND HANDELSSALDO VON MEDTECH-PRODUKTEN, 2001, 2005, 2008 Starkes Exportwachstum Mio. CHF 10'000 ! 9'577 8'000 Die Exporte von MedtechProdukten haben sich zwischen 2001 und 2008 auf 9.6 Mia. CHF verdoppelt. Während die Exporte der Medtech-Branche um insgesamt 109% stiegen, nahmen die Importe nur um 84% zu. Damit hat der Beitrag der Schweizer Medtech-Branche zur Zahlungsbilanz der Schweiz deutlich zugenommen. ! 6'000 ! ! 4'000 2'000 ! 5'380 ! 4'197 ! ! 0 2001 ! 68 2005 Importe ! Exporte 2008 ! Quelle: Aussenhandelsstatistik (EZV) , Berechnungen Rütter + Partner. Saldo Export-Import EXPORTE VON MEDTECH-PRODUKTEN, 2001, 2005, 2008 69 Grösstes Exportwachstum bei Implantaten und Prothesen Index 300 +180% Die Entwicklung seit 2001 zeigt eine enormes Wachstum (180%) bei den Implantaten und Prothesen. Am zweitstärksten haben die Verbrauchsgüter zugelegt (97%). Der Bereich Geräte und Instrumente steigerte die Exporte um 64%. Die Exporte der MedtechProdukte stiegen im Durchschnitt um 109%, während die gesamten Schweizer Warenexporte im gleichen Zeitraum nur um 57% wuchsen. 250 +109% +97% 200 +64% +57% 150 100 2001 2005 Implantate und Prothesen Verbrauchsgüter Exporte Medtech total Exporte CH total 2008 Geräte und Instrumente Quelle: Aussenhandelsstatistik (EZV) , Berechnungen Rütter + Partner. IMPORTE VON MEDTECH-PRODUKTEN, 2001, 2005, 2008 70 Auch bei den Importen weisen Implantate und Prothesen das grösste Wachstum auf Index 300 250 Die Importe von Implantaten und Prothesen stiegen deutlich um 149%. Dies illustriert auch das Wachstum des Gesamtmarktes. Die Importe stiegen bei den Verbrauchsgütern (73%) sowie den Geräten und Instrumenten (55%) weniger stark. +149% 200 +84% +73% +55% 150 +44% 100 2001 2005 Implantate, Prothesen Verbrauchsgüter Importe Medtech total Importe CH total 2008 Geräte und Instrumente Quelle: Aussenhandelsstatistik (EZV) , Berechnungen Rütter + Partner. 71 4.3 DIE SCHWEIZER MEDTECH-BRANCHE IM VERGLEICH MEDTECH-BRANCHE IM VERGLEICH ZU ANDEREN SCHWEIZER BRANCHEN: BEITRAG ZU BIP UND BESCHÄFTIGUNG Nahrungsmittelindustrie 1.6 1.8 Metallerzeugnisse 1.8 Energie- und Wasserversorgung 0.7 1.9 Die Medtech-Branche ist mit einem BIP-Anteil von 2.0% volkswirtschaftlich relevant 2.6 Ihr Beitrag zum BIP der Schweiz ist vergleichbar mit dem der Pharmaindustrie oder der Energie- und Wasserversorgung. Er übersteigt den BIPAnteil der Nahrungsmittelindustrie oder der Metallerzeugnisbranche. Beschäftigungsmässig ist die Bedeutung der MedtechBranche mit einem Anteil von 1.4% wegen der hohen Arbeitsproduktivität geringer. Der Beschäftigungsbeitrag ist jedoch grösser als beispielsweise jener der Energie- und Wasserversorgung sowie der Pharmaindustrie. 2.0 2 Medtech-Branche 1.4 Pharmaindustrie* 1.0 2.1 2.2 Gastgewerbe 5.3 2.6 2.7 Maschinenbau Gesundheitsund Sozialwesen 5.8 0 72 2 4 Beschäftigungsanteil 10.4 6 8 10 BIP-Anteil * ohne Handel Quellen: Produktionskonto (BFS), Vaterlaus et al. 2007, Berechnungen Rütter+Partner. Bezugsjahr für den Beschäftigungsanteil ist 2008, für den BIP-Anteil: 2008 für die Medtech-Branche, mangels aktuellerer Daten 2006 für die Pharmaindustrie und 2007 für die übrigen Branchen. Nahrungsmittelindustrie inkl. Tabakverarbeitung 1 2.1 12 % MEDTECH-BRANCHE IM VERGLEICH ZU ANDEREN SCHWEIZER BRANCHEN: ARBEITSPRODUKTIVITÄT Pharmaindustrie Die Medtech-Branche weist mit einer Bruttowertschöpfung je Vollzeitbeschäftigten von rund 230‘000 CHF eine sehr hohe Arbeitsproduktivität auf. Sie liegt damit deutlich über dem Durchschnitt der Schweiz von 143‘000 CHF, aber tiefer als die Chemie- und Pharmaindustrie. Mit 280‘000 CHF liegt die Arbeitsproduktivität der MedtechHersteller auch deutlich über dem Durchschnitt der MedtechBranche. 229 Volkswirtschaft der Schweiz 143 Nahrungsmittelindustrie 138 0 260 Medizinaltechnik Maschinenbau Überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität der Medtech-Branche 321 Chemie ohne Pharma 137 50 100 150 73 200 250 300 350 Arbeitsproduktivität (in Tsd. CHF) Quellen: Produktionskonto (BFS), Vaterlaus et al. 2007, Berechnungen Rütter+Partner. Bezugsjahr für die Medtech-Branche ist 2008, mangels aktuellerer Daten 2006 für die Pharmaindustrie und die Chemieindustrie und 2007 für die übrigen Branchen Nahrungsmittelindustrie inkl. Tabakverarbeitung und Übrige Chemische Industrie inkl. Mineralölverarbeitung SCHWEIZER MEDTECH-BRANCHE IM VERGLEICH ZU ANDEREN LÄNDERN Die Medtech-Branche ist in der Schweiz aussergewöhnlich stark vertreten. Auch wenn Vergleiche aus methodischen Gründen schwierig sind, so zeigen die Vergleiche mit anderen Ländern, dass es kaum ein anderes europäisches Land gibt, das eine so hohe Dichte an Medtech-Unternehmen aufweist. Lediglich Irland hat mit einem Anteil von 1.2% an der Gesamtbeschäftigung eine vergleichbare Konzentration von Medtech-Unternehmen. In den meisten Ländern liegt dieser Anteil zwischen 0.1% und 0.5%. In Deutschland, dem Land mit der bedeutendsten MedtechIndustrie liegt dieser Anteil bei rund 0.3%. Nach Schätzungen des europäischen Branchenverbandes Eucomed beschäftigt die MedtechBranche rund 540‘000 Personen in Europa. Rechnet man die Ergebnisse der vorliegenden Studie von der vollzeitäquivalenten Beschäftigung in Anzahl Beschäftigte um, so dürfte die Schweiz grössenordnungsmässig einen Anteil von 10% abdecken. In absoluten Zahlen haben nur Deutschland mit 110‘000 Beschäftigten, Grossbritannien mit 60‘000 und Frankreich mit 40‘000 Beschäftigten vergleichbar grosse oder grössere Medtech-Branchen. Auch beim Aussenhandel ist die Bedeutung der Medtech-Branche im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gross. Neben Deutschland und Irland ist die Schweiz das dritte Land in Europa mit einem erheblichen Exportüberschuss an medizinischen Produkten. 74 75 A N H A N G QUELLENVERZEICHNIS P. Biedermann, B. Hofrichter, P. Dümmler, R. Willhalm (2008): The Swiss Medical Technology Industry 2008 Survey. Download: http://www.medical-cluster.ch/media/archive1/pdf/reports/Swiss_Medical_Technology_Industry_2008_Survey.pdf P. Dümmler (2005): Wissensbasierte Cluster in der Schweiz: Realität oder Fiktion? Das Beispiel der Medizinaltechnikbranche. ETH Zürich. R. Farkas et al. (2005): Zur Situation der Medizintechnik in Deutschland im internationalen Vergleich. Bericht für das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Aachen 2005. K. Hornschild, S. Raab, J.-P. Weiss (2006): Die Medizintechnik am Standort Deutschland. Bericht an das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin. G. Kocher, W. Oggier (Hrsg., 2007): Gesundheitswesen Schweiz 2007 – 2009: Eine aktuelle Übersicht. S. Schmitt-Rüth, A. S. Esslinger, O. Schöffski (2007): Der Markt für Medizintechnik: Analyse der Entwicklungen im Wandel der Zeit. Schriften zur Gesundheitsökonomie 12, HERZ, Universität Erlangen-Nürnberg. S. Vaterlaus et al. (2007): Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweiz. Bericht an Interpharma. Plaut Economics, Olten/Basel. Wilkinson, J. (2009): Medical Technology in Europe. Eucomed. Download: http://www.eucomed.org/~/media/7804F449C2154F8E9207E8E57B19DD4B.ashx Statistiken Betriebszählung 2001, 2005, 2008: Bundesamt für Statistik. Beschäftigungsstatistik (BESTA): Bundesamt für Statistik, verschiedene Jahrgänge Mehrwertsteuerstatistik 2001 – 2007: Bundesamt für Statistik Produktionskonto 2007: Bundesamt für Statistik Aussenhandelsstatistik 2001, 2005, 2008: Eidgenössische Zollverwaltung, Oberzolldirektion. 76 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Abkürzungsverzeichnis BFS Bundesamt für Statistik BIP Bruttoinlandprodukt BUR Betriebs- und Unternehmensregister, BFS BZ Betriebszählung, BFS ESTV Eidgenössische Steuerverwaltung EUCOMED European Medical Technology Industry Association EZV Eidgenössische Zollverwaltung FASMED Dachverband der Schweizerischen Handels- und Industrievereinigungen der Medizintechnik NOGA Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige, BFS 77