Gerätturnen - Universität Augsburg
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Gerätturnen - Universität Augsburg
Universität Augsburg Sportzentrum Klaus Stillger Stand: WS 2003/04 Gerätturnen Didaktik studienbegleitendes Skriptum für die praktisch didaktische Veranstaltung Gerätturnen an der Universität Augsburg Impressum: Autor und Zeichnungen: Klaus Stillger 2 Universität Augsburg Sportzentrum Klaus Stillger Didaktik Gerätturnen 1 Übergeordnete Lernziele In der Geschichte des Gerätturnens fehlt es nicht an Versuchen, den so genannten „Brauchwert“ der Übungen für das Leben (Alltags- und Arbeitsmotorik) nachzuweisen. Die Versuche waren immer dann ohne Erfolg, wenn nachgewiesen werden sollte, dass die Übungen direkt im Alltag anwendbar seien. Einleuchtend ist die Tatsache, dass die Entwicklung des Kindes untrennbar mit Bewegung verbunden ist. Auf der Basis der motorischen Eigenreflexe müssen sich bei Kindern bestimmte Bewegungsgrundmuster bilden, die durch häufige Wiederholungen zu gewollten Bewegungshandlungen werden. Solche Bewegungsgrundmuster sind: Greifen, Ziehen, Drücken, Beugen und Strecken des Rumpfes, Heben und Drehen des Kopfes und der Gliedmaßen, Gehen, Laufen, Springen, Purzeln, Rollen, Tragen, Schieben, Drehen, Steigen, Klettern, Rutschen, Schwingen, Werfen, Schlagen, Schaukeln, Hangeln u.a.m. Mit diesen Grundtätigkeiten muss sich das Kind auseinandersetzen und damit die Anforderungen der Umwelt bewältigen. Wo können Kinder diese Erfahrungen sammeln und diese Bewegungen ausüben? Unsere Großstädte haben keine Böschungen als schiefe Ebenen zum Herunterpurzeln und –rollen, Bäume zum Klettern, Gräben zum Drüberspringen oder für jedes Kind gar einen eigenen Garten, wo mit den Grundtätigkeiten primäre, unverzichtbare Erfahrungen gemacht werden können. Im Hindernisturnen ist eine Vielzahl von Möglichkeiten geboten, diese Erfahrungen künstlich zu erlernen. In diesem normfreien Turnen werden bekannte Formen des Steigens (Sprossenwand, Bank), Kletterns (Tau, Kletterstangen), Springens (von Kästen auf Weichböden) und Hängens (Reck) auf Gerätekombinationen übertragen um sie zu überwinden. Damit werden Formen des Abund Aufschwingens, Auf- und Abwindens, Hindurchstützens, Unter- und Überschwingens u.a.m. bewältigt. All diese Grundtätigkeiten sind Voraussetzung für „Lifetime-Sportarten“ wie z.B. Windsurfen, Skifahren, Klettern, Inlineskating oder Skateboardfahren. Der Wert des Gerätturnens ist unstrittig. Nicht das Gerätturnen ist in einer Sinnkrise, es sind die Vermittlungsweisen, die kaum mehr genügend zur intensiven Auseinandersetzung mit dem reichhaltigen Übungsgut motivieren. Daneben gilt es die Nachteile des Gerätturnens, nämlich zu geringe Bewegungsintensität, weitgehend normiertes Übungsgut, hoher Zeitaufwand für Auf-, Um- und Abbau, Bindung an die Turnhalle und die traditionellen Turngeräte durch didaktisch-methodische Veränderungen und 3 Maßnahmen abzumildern. Darum ist es sinnvoll, sich systematisch mit den Lernbereichen – motorisch, kognitiv, affektiv und sozial-integrativ – auseinanderzusetzen. 1.1 Lernbereiche Motorischer Bereich – Leisten – Gestalten – Spielen / Gesundheit und Fitness Mit dem Erarbeiten turnerischer Fertigkeiten werden immer gleichzeitig allgemeine motorische Lernziele, wie Rumpfkräftigung, Gewandtheit, Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit geschult. Der ständige Wechsel von Muskelspannung und –entspannung (Empfinden über die Spannungszustände – Kinästhetik), die damit verbundene Wechselwirkung zwischen inneren und äußeren Kräften (Biomechanik) und die erforderliche Orientierung über die Körperlage im Raum bei ständig wechselnder Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit (Vestibulärsinn) fördern in hohem Maße Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit. Kognitiver Bereich – Kooperation – Freizeit und Umwelt Motorische Fertigkeiten setzen einiges Wissen voraus. Dieses Wissen kann durch das sensomotorische Lernen besonders geprägt werden, wie an einigen Beispielen gezeigt werden soll. Ø Der Schüler vergegenwärtigt sich die Bewegungen, die in seinem Gedächtnis „gespeichert“ sind, und verwertet sie mit den gegebenen Bewegungsaufgaben und –anweisungen zu einem Bewegungsentwurf. Ø Der Schüler versteht den Sinn einer angebotenen Geländehilfe. Ø Der Schüler erkennt, wann eine Hilfeleistung für seinen Mitschüler notwendig wird und weiß, wie diese zu geben ist. Ø Der Schüler geht verantwortungsbewusst mit den Geräten um. Affektiver Bereich – Leisten/Gestalten/Spielen - Kooperation Das Gerätturnen wird bei Schülern interessant und attraktiv bleiben, solange die Summe der Erfolgserlebnisse größer ist als die der Misserfolge. Erfolgserlebnisse stärken die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein von Kindern, sie helfen mit, ihre Persönlichkeit zu prägen. Ø Der Schüler schafft einen Aufschwung am Reck oder einen Salto am Minitrampolin. Sein Selbstwertgefühl wird gesteigert. Er kann sagen: „Ich habe es geschafft“. Sozial-integrativer Bereich - Fairness/ Kooperation Durch Arbeitsgruppen fördern wir ein kooperatives Zusammenwirken mehr und besser als mit dem früheren Riegenturnen. Dies schlägt sich in einer positiven Arbeitshaltung nieder. Erfolgserlebnisse werden mit dem Partner oder in der Gruppe schneller erzielt als allein. 4 Ø Der Schüler erarbeitet mit seinem Partner oder in der Gruppe eine Partner- bzw. Gruppenübung und erkennt, dass auch schwere „Kunststücke“ gemeinsam bewältigt werden können. Ø Der Schüler ist bereit, sich für seine Mitschüler einzusetzen. Er leistet bereitwillig Hilfe und gibt ihnen „Tipps“ zum Gelingen einer Übung. 2 Planung und Organisation Die Kritik am Gerätturnen in der Schule findet ihre Berechtigung in der geringen Intensität und Nutzung der Übungszeit. Zu große Klassen, zu große Gruppen, zu wenig Nutzung alternativer Geräte, einseitige Methoden, Organisationsmängel etc. sind Ursachen dafür, dass das Gerätturnen an der Schule unbeliebt ist. Nicht allein die geringe Intensität, sondern auch die „Versportung des Turnens“ als ungefilterte Übertragung des Kunstturnens in den schulischen Sportunterricht verhindern eine spontane und kreative Auseinandersetzung mit den Turngeräten. Turnen, als Bewegen an und mit Geräten verstanden, sollte sich nicht allein an den traditionellen Turngeräten orientieren, sondern auch längst vergessene Geräte wie z.B. Stelzen, Fassrollen, Rollbrett oder Rhönrad und neue Geräte zur Entwicklung der Geschicklichkeit wie z.B. Pedalo, Therapiekreisel, Skateboard, Inlineskating etc. mit einbeziehen. Angesichts der Motivations- und Interessenslage der Schüler müssen neue Wege gefunden werden, um das Gerätturnen an der Schule wieder zu aktivieren. Eine Verbannung des Gerätturnens aus dem schulischen Sportunterricht kann nur verhindert werden, wenn einerseits die Sportlehrer die Interessen der Schüler berücksichtigen und andererseits der Spaß am Turnen durch eine Veränderung und Erweiterung des Angebots gefördert wird. Eine erlebnisorientierte Geräteturnstunde benötigt jedoch einen relativ hohen Gerätebedarf. Sollen also die Kinder nicht nur mit dem Auf-, Um- und Abbau der Geräte beschäftigt sein, muss sich die Sportlehrkraft bezüglich Planung und Organisation vorab genau Gedanken machen. 2.1 Planung Voraussetzung eines intensitätsorientierten Unterrichts ist die sorgfältige Unterrichtsplanung. Die Kenntnis über den Leistungsstand und den konditionellen Zustand jedes einzelnen Schülers spielt eine ebenso wichtige Rolle wie seine Interessen. Die Motivation kann spürbar gesteigert werden, wenn wir die Schüler an der Planung und Gestaltung von Gerätearrangements beteiligen. Vor allem Stunden zur Festigung bereits erlernter Techniken und Stunden zum Sammeln allgemeiner Bewegungserfahrungen eignen sich gut für eine Beteiligung der Schüler, sofern Verletzungsrisiken ausgeschlossen werden. Der Lehrer als „Oberbaumeister“ hat in solchen Stunden vornehmlich beratende Funktion. Intensivierung ist immer mit einem Mehraufwand an Organisation verbunden. 5 Es ist deshalb unumgänglich, die Lerninhalte in einer Jahresplanung entsprechend der Altersgruppe auf die zur Verfügung stehende Zeit zu verteilen. Stehen die geplanten Inhalte fest, können Absprachen mit anderen Kollegen aus Parallelhallen einen vermehrten Gerätebedarf decken. Die Sicherungsmaßnahmen müssen bei einem großen Geräteaufwand ebenso durchdacht werden wie die sinnvolle Auswahl und Aneinanderreihung der Übungen. Aufgrund erheblicher Leistungsdifferenzen innerhalb einer Klasse sind Übungen so auszuwählen, dass sie entweder von allen Schülern bewältigt werden können oder Alternativangebote die Aufgaben erleichtern. 2.2 Organisatorische Maßnahmen Turnen ist geräteintensiv. Eine Verbesserung im organisatorischen Ablauf, d.h. eine sinnvolle Vernetzung der organisatorischen Maßnahmen, kann einen deutlichen „Zeitgewinn“ für das Turnen bewirken. Folgende Maßnahmen tragen zu einer Steigerung der Effektivität im Gerätturnen bei: Ø Gezielter Medieneinsatz Ø Differenzierte Gruppeneinteilungen Ø Verbesserung der gerätespezifischen Logistik. 2.2.1 Medieneinsatz Als wertvolle Hilfe bei der Vermittlung von organisatorischen Informationen erscheint mir der gezielte Einsatz von Medien (Altenberger/Stillger, 1986). Ø Der Overhead nimmt dabei eine zentrale Stellung ein, da er die Vorzüge mehrerer Medien in sich vereinigt. Das Anschauungsmaterial wird auf eine Folie gezeichnet, kopiert, fotokopiert oder gescannt und über einen Projektor (auf fahrbarem Untersatz) an eine Leinwand in der Turnhalle projiziert (evtl. hinter einer Sprossenwand installiert). Ø Der Geräteaufbau kann nach einer visuellen Information reibungslos und zielgerichtet erfolgen, da das Lichtbild (Abb. 1) während des Aufbauvorganges für die Schüler stets abrufbar bleibt. Das Einzeichnen von Lauf- und Übungswegen sowie Aufstellungsformen auf Folie vermeiden gegenseitige Behinderung der Schüler. Abb. 1 – Geräteaufbau auf Folie 6 Ø Reihenbilder sind die am wenigsten aufwendige Vermittlungsform, wenn ein technischer Bewegungsablauf erklärt werden soll. Ob über Overhead, Bildtafel oder Bildkarte gezeigt, als Strichmännchen oder Fotografie dargestellt, unterstützen Reihenbilder die Bewegungsvorstellung und verkürzen somit die Lernzeit. Ø Aber auch die Verbalinformation des Lehrers kann zu einem effektiven Unterricht beitragen, wenn sie sich auf wesentliche Bewegungsaktionen beschränkt. Lange Verlaufsbeschreibungen können vom Schüler ohnehin nicht verarbeitet und umgesetzt werden. Hierzu ist eine frühzeitige Gewöhnung der Schüler an die Fachsprache notwendig. 2.2.2 Einteilung der Gruppen Das Sozialgefüge der Gruppe kann das Unterrichtsgeschehen sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Gruppeneinteilungen durch den Lehrer führen nicht selten, besonders in entwicklungspsychologisch schwierigen Altersstufen, zu Widerständen beim Schüler, die sich in Form von Trägheit, Aggressivität oder Teilnahmslosigkeit äußern. Ø Eine freie Zusammenstellung in Partnerschaften und Gruppen fördert das kooperative Verhalten, die Selbständigkeit und Motivation aufgrund von Entscheidungsfreiheit. Cliquenbildung, die sich auf den Unterricht störend auswirkt, sollte im Unterrichtsgespräch behandelt werden. Ø Die Einteilung nach Größe ist an manchen Geräten aufgrund der Geräteeinstellung erforderlich. Diese kann aber trotzdem nach dem Gesichtspunkt der „freien Zusammenstellung“ erfolgen. Ø Leistungsanreize werden vor allem dann geschaffen, wenn die Gruppierung nach Neigung der Schüler erfolgt (z.B. eine Gruppe Boden, eine Gruppe Schwebebalken). Die Hauptaufgabe ist von jeder Gruppe leistungsdifferenziert zu lösen, die Zusatzaufgabe wird von der Gruppe oder jedem einzelnen Schüler nach Neigung ausgewählt. Ø Um dem Leistungsgefälle einer Klasse gerecht zu werden, ist eine Zuordnung nach Leistung manchmal unumgänglich. Eine freie Zusammenstellung der Leistungsgruppen ist jedoch auch hier zu berücksichtigen. Der Lehrer hat nur für ein leistungsdifferenziertes Angebot der Aufgaben zu sorgen. Ø Im Gerätturnen erweist sich die Kleingruppe mit drei oder vier Schülern am arbeitsintensivsten. Diese Kleingruppen, die für sich selbständig arbeiten, können nach Bedarf miteinander kooperieren. Die Einteilung der Gruppen ist nach folgenden Gesichtspunkten auszuwählen: Ø Grundsatz der Intensität (Zusatzaufgaben verteilen) 7 Ø Größe der Klasse und damit der Gruppen (Zusatz- und Hilfsgeräte) Ø Neulernen von Bewegungsabläufen Ø Festigung und Einübung erlernter Bewegungsfertigkeiten Ø Gestaltung von Übungen (Choreographieren von Partner- und Gruppenübungen) Ø Normfreies Turnen (Sammeln allgemeiner Bewegungserfahrungen) Ø Gruppendisziplin (Eigenverantwortung, Selbständigkeit) Ø Anzahl der verfügbaren Geräte und Matten 2.2.3 Gerätelogistik Der mühsame Transport von Großgeräten und der damit verbundene scheinbar schwierige Organisationsrahmen können mit Ursache dafür sein, dass das Gerätturnen in der Beliebtheit für Schüler und Lehrer hinter anderen Sportarten rangiert. Dies könnte sich ändern, wenn einerseits gezielte Maßnahmen die Aufbauzeiten verkürzen und andererseits die in Aussicht gestellten erlebnisorientierten Lerninhalte den Aufwand rechtfertigen. Folgende Maßnahmen tragen zu einer Intensivierung bei: Ø Der Lehrer muss alle Geräte übersehen können! Ø Transportable Geräte müssen an ihrem Standplatz genügend Bewegungsfreiheit gewährleisten (Unfallgefahr!). Ø Schüler sollten bereits in der Grundschule mit der sicheren Handhabung der Geräte vertraut gemacht werden. Dieser Vorgang wird zweckmäßigerweise die ersten Schuljahre immer zu Schuljahresbeginn wiederholt. Ø Für den Geräteaufbau werden zu Schuljahresbeginn feste Gruppen gebildet. Ø Ein schneller Aufbau der Geräte kann besonders im Grundschulalter in Form eines Wettbewerbes geübt werden. Ø Der Einsatz von Medien erleichtert den Aufbau (vgl. Medieneinsatz). Ø Ein fester Standplatz der Geräte im Geräteraum (mit Farbe oder Klebebändern markiert) sichert ein schnelles und geordnetes Aus- und Einräumen (Abb. 2). Der Stellplan sollte zwischen den Geräteraumtoren (in einer Folie eingeschweißt) angebracht werden. Abb. 2 - Stellplan Geräteraum 8 Ø Eine Absprache mit anderen Kollegen über die geplante Benutzung in der nachfolgenden Stunde verhindert unnötigen Ab- und Aufbau der Geräte. Ø Ein Geräteumbau kann während der Stunde vermieden werden, wenn die Geräte im einleitenden Teil der Stunde verwendet werden können und wenn man an ihnen üben und spielen kann. Ø Geräte sollen von beiden Seiten und wenn möglich von zwei Schülern gleichzeitig zu benutzen sein. Ø Das Einbeziehen der Freianlagen mit vorhandenen natürlichen Hindernissen (z.B. Taue zwischen Bäumen spannen, Hügel, Mulden, Gräben etc.) erweitert das Angebot an normfreiem Turnen. Ø Eine Bewegung lässt sich an vielen ähnlichen Geräten turnen und variieren. Ein Hüftumschwung am Reck kann z.B. ebenso an einem einzelnen Barrenholm geturnt werden. Folgende Beispiele (Abb. 3) sollen zu einer weiteren Mehrfachnutzung der Geräte anregen: Abb. 3 - Mehrfachnutzung der Geräte Ø Gerätekombinationen tragen erheblich zu einer Variation und kreativen Bewegungsgestaltung bei. Mit etwas Phantasie lassen sich immer neue Gerätearrangements zusammenstellen, die dem Schüler eine Vielfalt an Bewegungserfahrungen bieten (Abb. 4). 9 Abb. 4 – Gerätekombinationen Ø Für eine sichere Verbindung der Geräte sind möglichst einfache, leicht lösbare Knoten zu verwenden. Im Allgemeinen kommt man aus mit den Knoten Mastwurf, Spierenstich, Achterknoten und Prusikknoten. Als Seilverbindung eignen sich Sprungseile, Reepschnüre oder Tampen. Ø Turnen soll Spaß machen. Deshalb sollte man der Auswahl der Geräte und deren Zusammenstellung besondere Aufmerksamkeit schenken. Geräte mit hohem Aufforderungscharakter garantieren eine fleißige Mitarbeit der Schüler. Dies wird vor allem durch Beteiligung der Schüler beim Errichten eines Hindernisarrangements erreicht. Ø Die transportablen Geräte müssen so weit voneinander entfernt stehen, dass keine Unfallgefahr entsteht. Ø Der Lehrer muss alle Geräte übersehen können. Ø Werden Geräte nicht mehr benötigt, so sind sie in den Geräteraum zurückzubringen. Bei kurzzeitigem Bedarf müssen die Geräte immer an die Hallenseiten bewegt werden. Ø Das Minitrampolin muss vor Beginn des eigentlichen Unterrichts am Bestimmungsort gekippt oder gedreht werden. 10 3 Methodische Maßnahmen Die Motivations- und Interessenslage der Schüler im Schulturnen hat sich aufgrund der attraktiven Angebote im außerschulischen Bereich (Inlineskating, Skateboard, Streetball, Klettern, Beachvolleyball etc.) in den letzten dreißig Jahren erheblich verändert. Turnen sollte mehr Inhalte anbieten, die in der Freizeit realisiert werden können, wie z.B. Partnerturnen, Turnen auf der Wiese, am Strand, im Wasser (akrobatische Formen), im Schnee etc. Kipp-, Felg- und viele Stützschwungbewegungen, die vom Großteil der Schüler auch in der Grobform ohnehin nie bewältigt werden können, unterliegen einem langen Lernprozess. Solche Turnsituationen schaffen nur Misserfolge und Ängste vor Blamage und Verletzungen. Damit möchte ich das genormte Turnen nicht aus dem Turnunterricht verbannen, da sich einerseits viele Formen von Roll- und Überschlagbewegungen, Sprung- und Schwungbewegungen ohne lang dauernde Stütz- oder Hangphasen in Gerätearrangements einbauen lassen und andererseits auch Schülern mit turnspezifischen Neigungen Rechnung getragen werden muss. Es kommt letztlich auf das Maß der Differenzierung des Angebots an, ob das Turnen durch reizvolle Bewegungsaufgaben für jeden Schüler lösbare und Erfolg versprechende Fertigkeiten anbietet – auch für jene, die sich für das Turnen ungeeignet halten. Die Differenzierung, darunter verstehe ich vor allem die Auswahl unter verschiedenen Bewegungssituationen (unterschiedliche Angebote an Geräten und Übungsformen), erscheint mir der Schlüssel zu einer „Anreizmotivation“ und damit zu einer Intensivierung im Gerätturnen zu sein. Um die Wünsche und Interessen der Schüler zu erfahren, muss der Lehrer aber bereit sein, die Schüler verstärkt an unterrichtlichen Entscheidungen zu beteiligen, auch wenn sie seinen Vorstellungen nicht immer entsprechen. Ausgenommen davon sind Situationen, die Sicherheitsrisiken in sich bergen. 3.1 Bewegungsstrukturen Die Kenntnis der Strukturgruppen (Abb. 5) des Gerätturnens versetzt den Sportlehrer in die Lage, das turnerische Angebot qualitativ zu verbessern, die Lernzeit zu reduzieren und somit Erfolgserlebnisse sicher zu stellen. 11 Strukturgruppen - Fundamentalbewegungen Rollbewegung Überschlagsbewegung Beinschwungbewegung Felgbewegung Sprungbewegung Stemmbewegung Auf- und Umschwungbew. Kippbewegung Sonderform Drehung um die Längsachse Abb. 5 - Strukturgruppen 3.1.1 Strukturgruppen 1. Rollbewegungen sind Rotationen oder Teilrotationen um momentane (sich kontinuierlich verlagernde) Drehachsen. 2. Beinschwungbewegungen können einbeinig oder beidbeinig ausgeführt werden. Hierbei spielt eine Impulsübertragung (reaktive Kraftübertragung) von den Beinen auf den Körperstamm eine wichtige Rolle. Sie entlastet den Krafteinsatz der Arme und des Schultergürtels. 3. Sprungbewegungen sind durch einen exzentrisch gerichteten Abstoß eingeleitete rotatorische Bewegungen um zeitweilig freie Breiten- oder Tiefenachsen, verbunden mit translatorischer Bewegung. 4. Auf- und Umschwungbewegung – Aufschwungbewegungen sind Teilrotationen um eine feste (Reck) bzw. annähernd feste Drehachse (Ringe, Barren), verbunden mit einer Aufwärtsbewegung des Körpers. Die Endlage ist höher als die Ausgangsposition. Umschwungbewegungen sind Ganzrotationen, bei denen Ausgangs- und Endlage gleich sind. Wichtig ist die Annäherung des KSP an die Drehachse, das zu einer Drehbeschleunigung führt. 5. Überschlagbewegungen sind mit Translation verbundene Rotationen um 360 Grad. Die Rotation erfolgt um eine zeitweilig feste Drehachse (Stützstelle) und geht dann in eine freie Drehachse über. An den Stützstellen erfolgt eine exzentrische Stoßwirkung. Nach Verlassen der festen Drehachse ist die KSP-Kurve des Körpers festgelegt. 12 6. Kippbewegungen - aus einer Beugehaltung des Körpers erfolgt eine Körperstreckung (Kippstoß) nach oben. Dabei wird der KSP der Drehachse angenähert. Durch Abbremsen der Streckbewegung erfolgt eine Impulsübertragung von den Beinen auf den Körperstamm. Die durch die Hüftstreckung erzeugte Translation des KSP bewirkt gleichzeitig im Augenblick der Fixierung ein Drehmoment (Rotation). 7. Felgbewegungen sind Rotationen oder Teilrotationen rückwärts verbunden mit einer Translation des KSP. Aus einer gebeugten Rotationshaltung erfolgt im aufwärts gerichteten Teil eine intensive Hüftstreckung verbunden mit einer Vergrößerung des Arm-Rumpf-Winkels. 8. Stemmbewegungen sind Drehbewegungen des Körpers um zwei Achsen (Arme und Hände). Durch die Kraftleistung der Arme auf das Gerät, dem eigentlichen Stemmen (Verkleinerung des Arm- Rumpfwinkels), und einer optimalen Entfernung des KSP vom Drehpunkt der Hände (Körperschwung) gelangt der Körper aus einem Hang- bzw. Oberarmstützverhalten in ein Stützverhalten. 3.1.2 Übergang von Fundamentalbewegungen zu höheren Schwierigkeiten In einer Analyse dieser 8 Strukturgruppen können wir erkennen, dass diese strukturelle Ordnung es zulässt, innerhalb jeder Strukturgruppe Fundamentalbewegungen zu finden. Das Wissen um diese Fundamentalelemente jeder Strukturgruppe ist der Schlüssel zum Einstieg in das Gerätturnen. Fundamentalbewegungen sind die einfachsten Bewegungen innerhalb einer Strukturgruppe. Sie werden anspruchsvoller und schwieriger durch Ø Veränderung der Bewegungsweite - z.B. Erhöhung der Endposition, Erhöhung der Drehgeschwindigkeit. Ø Veränderung der Ausgangsposition – z.B. Rolle vw aus dem Stand, Handstützüberschlag aus dem Anlauf. Ø Überlagerungen mit weiteren Bewegungsstrukturen – z.B. Rollbewegung mit Felgbewegung, Stemmbewegung mit Beinschwungbewegung. Das Beispiel „Vom halben Aufschwung rückwärts am Barren oder an den Ringen zum Riesenfelgaufschwung am sprunghohen Reck und mögliche Erweiterungen“ soll exemplarisch für diese stufenweise Erschwerung stehen. Die folgende Übersicht (Abb. 6) zeigt auf der linken Seite schulrelevante Stufen der Erschwerung (Fundamentalbewegung bis 5. Stufe) und auf der rechten Seite Erschwerungen für Kunstturner (6. bis 9. Stufe). 13 Stufe der Übungserweiterung Erschwerung Fundamental Halber Aufschwung am Barren und an den Ringen 1. Aufschwung am Reck mit Schwungbeinhilfe 2. Aufschwung am Reck mit beidbeinigem Absprung 3. Aufschwung aus dem ruhigen Hang am sprunghohen Reck 4. Aufschwung aus einem leichten Abschwung rückwärts 5. Aufschwung mit Felgbewegung aus einem leichten Abschwung rückwärts 6. Abschwung aus einer höheren Position 7. mit Beinschwung und Felgbewegung 8. Abschwung aus dem Handstand 9. mit Salto rückwärts Schulturnen Kunstturnen Fundamentalbewegung 6. Stufe 1. Stufe 2. Stufe 7. Stufe 3. Stufe 8. Stufe 4. Stufe 9. Stufe 5. Stufe Abb. 6 – Stufen der Erschwerung 14 Nach dem o.g. Schema können wir z.B. Rollbewegungen, nach Leistung differenziert, in vielfachen Situationen und an verschiedenen Geräten anbieten. Der Lehrer stellt die Aufgabe vor, das mögliche Gerätearrangement wird zusammen mit den Schülern im Unterrichtsgespräch erarbeitet. Je nach Altersgruppe können dabei Zusammenhänge zu Alltagssituationen hergestellt werden. „Welche Purzelbäume oder Rollen habt ihr im Zirkus schon einmal gesehen?“ oder „Wo kann uns das Beherrschen von Rollen im Alltag oder in anderen Sportarten vor Verletzungen schützen“. Solche oder ähnliche Einstiege in die Thematik können Anreize für eine Sachidentifikation sein. Die folgende Abbildung (Abb. 7) zeigt nur die leistungsdifferenzierten Möglichkeiten von Rollen, die selbstverständlich durch weitere Aufgaben aus dem normierten oder normfreien Turnen ergänzt werden können. Abb. 7 – Leistungsdifferenziertes Rollen 3.2 Lehrwegorientierung an den Funktionsphasen Die Funktionsphasen einer Bewegung spielen bei der Wahl der methodischen Übungsreihe eine erhebliche Rolle. Nachdem im Schulturnen vornehmlich Elementarteile angeboten werden sollten, führt nur ein methodisch ganzheitlich orientiertes Konzept zu einem raschen Lernerfolg. Eine Überbewertung methodischer Übungsreihen führte in den sechziger und siebziger Jahren nicht selten dazu, dass Vor- oder Hilfsübungen schwieriger waren als die Zielübung. Eine fünfteilige Kastentreppe z.B. ist beim Erlernen des Handstützüberschlags denkbar ungeeignet, da sie beim Schüler Ängste hervorruft und die bisher erlernte Bewegung (beschleunigtes Handstandschwingen) wieder zerstört (reflektorisches Kleinmachen des Körpers). Die Reihenfolge der Lernschritte (methodische Übungsreihe) richtet sich demzufolge nach den Funktionsphasen. 15 Ein methodisch ganzheitliches Vorgehen verlangt dennoch immer ein Schaffen adäquater Lernvoraussetzungen. Mit vorbereitenden Übungen verbessere ich die allgemeinen Voraussetzungen, d.h. Ø die physischen Leistungsgrundlagen werden verbessert – z.B. für den Hüftumschwung ist Stützkraft und Kraft in der Rumpfvorder- und Rumpfrückseite erforderlich. Ø Aber auch die Schaffung turnerischer Voraussetzungen erleichtert das Erlernen turnerischer Fertigkeiten – z.B. Hüftaufschwung, Schwungholen und Rolle rückwärts beeinflussen das Erlernen des Hüftumschwungs positiv. 3.2.1 Funktionsphasen Am Beispiel Hüftumschwung am Reck wollen wir nun die Funktionsphasen analysieren und daraufhin die Lernschritte festlegen. Hilfsfunktionsphasen Hauptfunktionsphase Schwungholen ? Umschwung Übergangsfunktionsphase Endposition sichern 3.2.1.1 Funktionsanalyse (Zielsetzung der einzelnen Phasen) Hilfsfunktionsphase 2 1 2 3 4 5 Abb. 8 – Hilfsfunktionsphase 2 (nach Göhner – Knirsch) In der Hilfsfunktionsphase 2 (Abb. 8) wird für den folgenden Abschwung die günstigste Ausgangsposition eingenommen. Entfernung des Körperschwerpunktes (KSP) von der Drehachse, um optimale Schwerkraftwirkung zu erreichen. 16 Hilfsfunktionsphase 1 6 7 8 9 Abb. 9 – Hilfsfunktionsphase 1 (nach Göhner – Knirsch) In der Hilfsfunktionsphase 1 (Abb. 9) besteht die Funktion des Abschnitts in der Einleitung der Drehung. Der KSP wird an die Geräteachse gebracht (Drehung um die Schulterachse). Hauptfunktionsphase 10 11 12 13 14 15 Abb. 10 – Hauptfunktionsphase (nach Göhner – Knirsch) In der Hauptfunktionsphase (Abb. 10) muss der erreichte Drehzustand bis in die gewünschte Stützposition auch gegen die Wirkung der Schwerkraft gehalten werden. Das Beugen des Körpers bewirkt eine Drehbeschleunigung. Übergangsfunktionsphase 16 17 Abb. 11 – Übergangsfunktionsphase (nach Göhner – Knirsch) Die Übergangsfunktionsphase (Abb. 11) dient der Absicherung der wiedererlangten Stützposition. 17 3.2.1.2 Aktionsanalyse (Aktionen in den einzelnen Phasen) Es ist zu überlegen, durch welche Aktionen (Körperbewegungen, Haltepositionen, Griffveränderungen, Kopfbewegungen etc.) der Ausführende die eben ermittelten Funktionen zu realisieren versucht. Hilfsfunktionsphase 2 Durch ein leichtes Absenken der Schultern mit gleichzeitigem Beugen der Arme und Hüfte beginnt die Phase. Kurzanweisung: „Beuge Arme und Hüfte gleichzeitig!“ Aus dieser flüchtigen Position werden die Beine rückwärts aufwärts geschwungen, die Arme wieder gestreckt und der Rumpf von der Reckstange abgedrückt. Kurzanweisung: „Strecke Arme und Hüfte gleichzeitig!“ Der Körper erreicht dadurch eine Position, in der die Schwerkraft, bezogen auf die Schulterachse, als Drehmoment wirken kann. Hilfsfunktionsphase 1 Durch das Abschwingen des Körpers (als eine Drehung des Rumpfes um die Schulterachse) und durch ein Zurückschieben der Schultern (als Drehung der Arme um die Geräteachse) wird der gesamte Körper in eine Drehung um die Geräteachse gebracht. Hauptfunktionsphase Das Herandrücken des Körpers an die Geräteachse (die Arme drücken die Stange an die Hüfte) bewirkt ein Standhalten gegen die auftretende Zentrifugalkraft. Das Beugen in den Hüftgelenken sichert den Drehzustand. Übergangsfunktionsphase Mit einem Umsetzen der Hände in eine Stützposition und dem Strecken in den Hüftgelenken lässt sich der Drehzustand in der gewünschten Endposition halten. 3.2.1.3 Verlaufsanalyse (Leistungsdifferenzierter Verlauf in den einzelnen Phasen) Im 3. Analyseschritt ist zu überlegen, in welchem Tempo, zu welchem Zeitpunkt, bis zu welcher Höhe oder bis in welche Winkelstellung die einzelnen Aktionen auszuführen sind. Wir wissen inzwischen, welche Aktionen für die Ausführung des Umschwungs notwendig sind, aber wir haben noch keine Aussagen darüber, wie weit bzw. wie hoch dieser Rückschwung gehen darf oder soll. Die spezielle Situation (turnerische Voraussetzungen, Kraft etc.) des Ausführenden ist noch nicht 18 berücksichtigt. Beim Anfänger (Schule) muss dieselbe Aktion des Schwungholens (Höhe) mit anderen Verlaufsmerkmalen ausgeführt werden als von einem guten Turner (Verein). Hilfsfunktionsphase 2 und 1 Das Beugen der Hüfte und der Arme und das Heranführen des Körpers an die Stange erfolgt je nach Zielgruppe mehr oder weniger dynamisch mit mehr oder weniger Bewegungsweite. Anfänger holen gering Schwung, Könner unter Umständen bis in den Handstand. Ein Anfänger ist bei hohem Schwungholen nicht in der Lage, die auftretenden Zentrifugalkräfte zu steuern. Außerdem verfügt er nicht über genügend Stützkraft. Hauptfunktionsphase Anfänger beugen den Körper mit Anhocken der Beine um die Drehung zu beschleunigen, Könner bleiben in der Hüfte gestreckt. Übergangsfunktionsphase Anfänger überdrehen den Umschwung häufig, da der richtige Zeitpunkt der Streckung für sie anfänglich Schwierigkeiten bereitet. Könner turnen an den Umschwung einen weiteren Übungsteil (Phasenverschmelzung). 3.2.1.4 Zusammenhänge innerhalb der Analysephasen Jede Fertigkeit des Gerätturnens ist so aufgebaut, dass über Hilfsfunktionsphasen eine für die Zielgruppe optimale Ausgangssituation zu erreichen ist und dass der möglicherweise instabile Bewegungszustand am Ende der Hauptfunktionsphase in einen stabilen Zustand bzw. in eine neue Fertigkeit überführt wird. Funktion, Aktion und Verlauf einer Hilfsfunktionsphase erhalten ihre konkrete Form erst in der Abhängigkeit der zugehörigen Hauptfunktionsphase. Der Vorschwung zum Kippaufschwung hat aus diesem Grund eine völlig andere Form als der Vorschwung zur Hangkehre oder gar zum Saltoabgang. Wichtig dabei ist, dass der Schüler nicht ein Stereotyp erlernt, ohne dass ihm die Unterschiede einer Funktionsphase der einen Übung (Vorschwung zur Kippe) zur Funktionsphase der anderen Übung (Vorschwung zur Hangkehre) klar werden. 19 Der russische Biomechaniker Bernstein hat das motorische Lernen nicht als ein Streben nach einem Stereotyp, sondern als ein Beherrschen der Korrekturmechanismen bezeichnet. Am Beispiel des Kippaufschwungs vorlings vorwärts (Abb. 12) wird deutlich, welche unterschiedlichen Aktionen und Verlaufsformen (Hilfsfunktionsphasen) zur gleichen Hauptfunktionsphase führen können. Hilfsfunktionsphase 3 Hilfsfunktions- Hilfsfunktions- Hauptfunktionsphase Übergangs- phase 2 phase 1 funktionsphase Anristen Rückpendeln Schieben und Ziehen Stemmen Anristen Rückpendeln Schieben und Ziehen Stemmen Anristen Rückpendeln Vorpendeln und Anristen Rückpendeln Schwungkippe Vorschwingen Laufkippe Vorlaufen Liegehangkippe Überstrecken Schieben und Ziehen Stemmen Stützkippe Anspringen Schieben und Ziehen Stemmen Abb. 12 – Hauptfunktionsphase mit unterschiedlichen Hilfsfunktionsphasen (nach Knirsch) 3.2.1.5 Konzeption der einzelnen Lehrstufen Das Konzept für die Realisierung eines Bewegungsablaufs ist nur dann stimmig, wenn die Summe der Informationen für den Schüler überschaubar ist. Die Funktionsphasen geben uns dabei die einzelnen Lehrstufen vor. In der 1. Lehrstufe wird mit den Aktionen der Hauptfunktionsphase begonnen, alle weiteren Phasen werden zunächst einmal weggelassen. 20 Ein Vorgehen eines am zeitlichen Ablauf der Bewegung orientierten Lehrwegs erweist sich deshalb als nachteilig, weil sich beim Erlernen der Hilfsfunktionsphasen Fehler einschleichen können, die die Ausführung der Hauptfunktionsphase unmöglich werden lassen. Ein Hüftumschwung würde immer dann misslingen, wenn der Schüler beim Schwungholen bereits einen gravierenden Fehler aufweist. Nicht anders verhält es sich beim Erlernen des Handstützüberschlags, wenn in der Hilfsfunktionsphase „Hopser“ ein Fehler auftaucht. Da durch das Weglassen aller Hilfsfunktionsphasen der Lernende kaum allein in der Lage ist die Hauptfunktionsphase (Umschwung) zu bewältigen, sind externe Hilfsmaßnahmen (Hilfeleistung durch Personen und Gerätehilfen z.B. Kasten) nötig. Im vorliegenden Fall des Hüftumschwungs wird das Schwungholen durch Helfer ersetzt, die den Ausführenden mit Hilfe um die Reckstange führen. In der 2. Lehrstufe wird die Hilfsfunktionsphase 1 der Hauptfunktionsphase vorgeschaltet. Ein vorgestellter Kasten oder ein Minitrampolin übernehmen die Funktion des Schwungholens. Die Folge der Lehrstufen werden so lange fortgesetzt, bis die von außen gelieferte Unterstützung durch eigene Aktionen ersetzt werden kann (Prinzip der verminderten Lernhilfe). In der folgenden Abbildung (Abb. 13) ist am Beispiel „Hüftumschwung“ die Konzeption dieses Lehrwegs schematisch dargestellt. Lehrstufe 1 Lehrstufe 2 Lehrstufe 3 Abb. 13 - Lehrwegkonzeption 21 3.3 Intensivierung durch Anreizmotivation 3.3.1 Anreize durch Komik und Spaß Wird dem Gerätturnen zeitweise der Ernst genommen durch den Einbau von Komik und Spaß, so können Ängste vor Blamage oder Verletzungen abgebaut werden, die der herkömmliche Riegenunterricht geradezu provozierte. Ausgefallene Verrenkungen verbunden mit Grimassen locken gerade jene aus der Reserve, die die „Haltungsvorschriften“ des Turnens nicht beherrschen. Dabei entstehen immer neuartige und ungewohnte Bewegungen, die zum Nachvollziehen wiederum andere Mitschüler anreizen. Risiken und Gefahren müssen durch Absicherung mit Matten, Weichböden und Sicherheitsstellungen so weit wie möglich ausgeschaltet werden. Einige Beispiele sollen zu weiteren Aufgabenstellungen anregen: Ø Wie kann das Schwingen am Barren komisch aussehen? Ø Wie kann man den Barren auf lustige Art und Weise besteigen? Ø Welches Partnerpaar zeigt uns eine Clownnummer am Reck? Ø Lustiges Minitrampolinturnen mit und ohne Kasten. Ø Balancieren auf dem Schwebebalken und auf Bänken, allein, mit Partner oder der Gruppe. Wie können wir die Aufgabe komisch gestalten? Ø Die schwingenden Clowns zeigen uns ihre Nummer am Trapez. Die Schüler erproben und experimentieren in Partnerschaften oder Kleingruppen, der Lehrer berät im Hinblick auf mögliche Risiken. Immer neue Varianten werden erprobt und nach einiger Zeit der Klasse zu deren Spaß vorgeführt. 3.3.2 Anreize durch neue und alte Geräte Neuartige Geräte, aber auch längst vergessene Geräte, könnten die Schüler zu intensivem Mitmachen auffordern. Finanzielle Schwächen der Schulen könnten dabei leicht überbrückt werden, wenn die Schüler die Geräte im Kunst- oder Werkunterricht selbst herstellen (Vernetzung der Fächer). Einige Beispiele mit Bauanleitung und Übungen sind im Anhang dieses Skriptums angeführt. Abb. 14 zeigt ein Beispiel einer möglichen Halleneinteilung mit den genannten Geräten. 22 Abb. 14 – Alte und neue Geräte 3.3.3 Anreize durch Partner und Gruppenturnen Die Angst, eine Bewegung nicht zu beherrschen und deshalb von Mitschülern ausgelacht zu werden, wird dem Schüler beim Partner- oder Gruppenturnen genommen. Ein weiterer Effekt wird mit dem Gruppenrhythmus erreicht. „Parallel mit einem Partner eine Bewegung auszuführen bedeutet Umzentrierung der Wahrnehmung und Konzentration weg von der eigenen und hin zur fremden Bewegung“ (TREBELS, 1983, S. 142). Der Schwung oder der Anlauf des Partners muss dem eigenen Bewegungsrhythmus angepasst werden, so dass diese in zeitlich-räumlicher Synchronität ablaufen. Der Lehrer plant und bespricht mit den Schülern die Aufstellungsformen der einsetzbaren Geräte, die Bewegungsformen werden von den Schülern selbst gewählt, probiert und präsentiert. Partner- oder Gruppenturnen betrifft aber nicht nur den synchronen Ablauf gleicher Bewegungen von zwei oder mehr Schülern, sondern auch das Turnen am und mit dem Partner (Akrobatik), wobei der Partner als Hindernis oder Gerät benutzt wird. Das folgende Beispiel einer Aufgabenstellung aus dem Bodenturnen kann auf alle Geräte übertragen werden. Abb. 15 zeigt die Basisübung, die nach und nach erweitert wird. 23 3.3.3.1. Miteinander turnen- Bodenturnen Aufgabe 1 Die folgende Übung mit einem Partner synchron turnen Schlussstand Rolle Strecksprung ½ Drehung vw ½ Drehung Rolle rw Strecksprung Rad ½ Drehung Abb. 15 – Beispiel einer Basisübung Aufgabe 2 Die Übung verändern und erweitern: Ø Wie könnte man die Übung fortsetzen? Ø Wie könnte man die Raumwege verändern? Ø Welche weiteren Bewegungen aus anderen Sportarten (Tanz, Akrobatik, Volleyball etc.) könnten integriert werden? Ø Wie gestalten wir die Übung durch unterschiedlichen Ausdruck (Körperschwerpunkte und Emotionen)? Ø Stellt Körperkontakt mit dem Partner her. Ø Stellt Alltagssituationen dar oder Situationen aus Film, Musical oder Theater. Aufgabe 3 Zwei Paare bilden eine Vierergruppe und entwickeln eine Gruppenübung (auch Fünfer- oder Sechsergruppen möglich). 3.3.3.2 Miteinander turnen - Schwebebalken Dem eigentlichen Schwebebalkenturnen geht eine Erprobung auf einem Balancierparcours (Abb. 16) voraus. Der Lehrer stellt Aufgaben, die von den Schülern in Partnerarbeit gelöst werden. Mit folgenden Aufgabenstellungen werden die Schüler nach und nach an kreatives Arbeiten herangeführt: 24 Ø Welche Raumrichtungen können wir beschreiten (vw, rw, sw)? Ø In welche Raumebenen können wir uns bewegen (hoch, mittel, tief)? Ø Welche Schrittkombinationen sind möglich (Nachstellschritt, Wechselschritt)? Ø Sprünge im Stand und in der Fortbewegung (Hocken, Grätschen Spreizen, Schersprung, Pferdchensprung, Drehsprung). Ø Welche Drehungen sind möglich (1/2, 1/1 Drehungen, beidbeinig, einbeinig)? Ø Baut eine Statue zu zweit, zu dritt oder mit mehreren Personen! Ø Hindernisse werden in den Parcours eingebaut (Gymnastikreifen, Hütchen, Medizinbälle). Ø Wir kombinieren das Balancieren mit Jonglieren (mit Tüchern und Bällen). Ø Kombiniert das Balancieren mit verschiedenen Bällen (Gymnastik-, Hand-, Volleybälle: die Bälle um den Körper führen, Rollen, Werfen und Fangen, Prellen, Volleyballspielen etc.). Balancierparcours Abb. 16 - Balancierparcours Die Grundformen des Gehens, der Sprünge, der Stände, Drehungen und Auf- und Abgänge können auch gezielt auf einer ringförmig angelegten Anlage erarbeitet werden. Möglichst viele Balanciergeräte (umgedrehte Bänke und Bodenbalken) sorgen für ein intensives Arbeiten. Hierauf entwickeln Schüler in Partnerschaften oder Kleingruppen mit drei oder vier Personen auf geometrisch unterschiedlich angeordneten Balanciergeräten (Schwebebalken, Bodenbalken, Kästen, vgl. Abb. 17) ihre Übungen. Die Präsentation der Choreographien am Ende der Stunde spielt dabei eine wesentliche Rolle. 25 Abb. 17 - Partner und Gruppenturnen am Schwebebalken 3.3.3.3 Miteinander turnen - Gerätekombinationen Gerätekombinationen fordern zum Experimentieren heraus. Auch hier kombinieren die Kinder gerätespezifische Bewegungen (z.B. Hüftumschwung am Reck) mit selbst erfundenen Bewegungen (z.B. Rutschen auf einer am Reck eingehängten Bank). Bei einer Vierer-Gruppe an der Kombination Reck – Kasten – Boden z.B. können jeweils zwei am Reck und zwei am Boden synchron turnen oder zwei Helfer unterstützen zwei Turner beim Hüftaufschwung. Turnen an Gerätekombinationen heißt also: Ø Die Partner oder die Gruppe entwickeln gemeinsam eine Übung. Ø Turnspezifische Übungsteile wechseln mit selbst erfundenen Bewegungen ab. Ø Das Team turnt an verschiedenen Geräten gleichzeitig. Ø Das Team turnt in verschiedenen Ebenen und Richtungen. Ø Das Team hilft sich gegenseitig. Ø Die Musik wird auf die Bewegungen abgestimmt. Folgende Kombinationen sollen zu weiteren anregen: Ø Barren – Bänke – Boden Ø Schaukelringe – Kästen Ø Reck – Bänke - Boden Ø Stufenbarren – Bänke – Boden Ø Reck – Kasten – Boden Ø Kästen – Boden Ø Schwebebalken – Bänke Ø Schwebebalken – Kästen – Boden 26 3.3.3.4 Miteinander turnen - Bewegliche Geräte Bewegliche Holme (ausrangierte Barrenholme) haben einen hohen Aufforderungscharakter zum „Miteinander turnen“. Die Holme werden an den Enden mit Rohrisolierungen abgepolstert. Zwei Helfer tragen die Holme auf den Schultern. Die Holme können als Barren oder Reck verwendet werden. Gerätespezifische Bewegungen (Aufschwünge, Umschwünge, Auf- und Überhockbewegungen, Spreiz- und Drehbewegungen, Oberarmstand etc.) werden wiederum mit selbst erfundenen Bewegungen kombiniert. Folgende Beispiele (Abb. 18) sollen zu weiterem Experimentieren anregen. Abb. 18 – Turnen an beweglichen Holmen 3.3.3.5 Miteinander turnen - Akrobatik Die Bodenakrobatik mit seinen Teilgebieten statische und dynamische Partnerakrobatik sowie dem Pyramidenbau ist hervorragend geeignet, das Turnen als Teamarbeit zu erleben. Lesen Sie hierzu das Skriptum „Bodenakrobatik“ (Stillger). Die folgende Übersicht soll einen Überblick über die Vorteile des „Freien Turnens“ an Geräten geben: 27 Traditionelles Turnen - Standardgeräte mit entsprechenden Normen Freies Turnen - Standardgeräte auch anders benutzen Alltagsgeräte benutzen (z.B. Autoschlauch) Rückbesinnung auf „alte“ Geräte Neue Geräte selbst bauen (z.B. Bankwippe) - Definierte Formen, die durch Richtlinien bestimmte Eingrenzungen erfahren - Gerätekombinationen entwickeln Weitere Geräte einbeziehen (Taue, Bälle etc.) Einbeziehen anthropologischer Kategorien (z.B. Körpererfahrung) - Turnen des einzelnen. - Partner- und Gruppenturnen (miteinander tu.) - Wettkämpfen getrennt nach Geschlechtern. - Eigene Wettbewerbe mit selbst gesetzten Festgelegtes WK-System und WK-Regeln. - Strukturierung und Systematisierung des Übungsgutes - Konstituierende Merkmale: perfekter, schwieriger, risikoreicher, virtuoser - Fertigkeitsorientierte Vermittlung Beurteilungskriterien. - Systematisierung nach Motivation, Aufgabenstellungen, Sinnrichtungen etc. - K. Merkmale: variantenreich, kreativ, improvisieren, erfinden, experimentieren - Offene Unterrichts- und Bewegungssituation 3.4 Intensivierung durch Zusatzaufgaben „Als Zusatzaufgabe ist eine erweiterte Geräte- und Bewegungssituation zu verstehen, die unter Ausnutzung verschiedener Raumwege, Raumrichtungen und Raumebenen die qualitative und quantitative Übungstätigkeit steigert und die Schüler durch Beteiligung an der Aufgabenstellung zum Mitmachen auffordert“ (Stillger, 1990). Zusatzaufgaben sind nicht grundsätzlich auf die Verbesserung motorischer Fähigkeiten und technischer Fertigkeiten beschränkt, sondern können auch den Charakter von spielerischen oder entspannenden Übungsformen im Sinne einer aktiven Erholung aufweisen. 3.4.1 Allgemeine Grundsätze Eine Intensitätssteigerung wird vor allem durch die Anordnung der Geräte erreicht. Wird in Partnerschaften oder Kleingruppen (3 – 4 Schüler) gearbeitet, wird die Zusatzaufgabe meist im Stationsbetrieb gelöst. 28 Die Raumwege sind möglichst kurz und für jeden verständlich anzulegen. Das Turnen auf verschiedenen Raumebenen (niedrig – z.B. Boden, mittel – z.B. Schwebebalken, hoch – z.B. Ringe) schafft Abwechslung und trägt zur Motivation bei. Für Zusatzaufgaben, die kein bestimmtes methodisches Konzept verfolgen, eignet sich die offene Lernsituation. Die Schüler werden an der Planung und Entscheidung von Gerätearrangements und Bewegungsaufgaben beteiligt. Voraussetzung hierfür sind Grunderfahrungen mit Geräte- und Bewegungssituationen sowie Gewöhnung an solche Lernsituationen. Je nach Absicht und Charakter der Stunde bieten sich drei Organisationsformen für die Vermittlung der Lerninhalte an, die abwechslungsreich variiert und miteinander kombiniert werden können. Der Stationsbetrieb ? Die Parallelbahnen ? Die Kreisbahn 3.4.2 Der Stationsbetrieb Während sich der Lehrer schwerpunktmäßig mit einer Gruppe beschäftigt und eine neue Bewegungsform erarbeitet, üben die anderen Gruppen selbstständig an den weiteren Stationen strukturell ähnliche oder verschiedene Übungen. Die Stationen können so angelegt sein, dass sie Ø auf die Hauptübung vorbereiten, Ø als „aktive Erholung“ den Spieltrieb der Kinder befriedigen, Ø Übungsmöglichkeiten für erlernte Bewegungsfertigkeiten schaffen, Ø ein breites Angebot zum Sammeln allgemeiner Bewegungserfahrungen bieten, Ø die konditionellen Fähigkeiten der Kinder verbessern. Der Stationswechsel kann, je nach Intension, kurzfristig (1 – 2 Minuten), mittelfristig (5 – 10 Minuten) oder langfristig (15 – 20 Minuten) erfolgen. Um eine Überbelastung zu verhindern, ist für Schüler der Grundschule die aktive Erholung im Sinne eines normfreien Turnens zu bevorzugen. Die Gruppierung der Schüler ergibt sich aus der Anzahl der Stationen. Dennoch ist eine Gliederung in Partnerschaften oder Dreiergruppen innerhalb der Stationsgruppen zu empfehlen. Damit ist die notwendige Sicherheit und Hilfe gewährleistet, die Möglichkeit des Partnerturnens bietet sich an, Selbständigkeit und Kooperation werden gefördert und auftretende Ängste vor Blamage werden durch fehlenden „Vorführeffekt“ verhindert. Der Stationsbetrieb ist wohl die pädagogisch wertvollste Form, da er eine Intensivierung in qualitativer, quantitativer und sozialer Hinsicht bewirkt. Folgendes Beispiel (Abb. 19/20 - Einführung des Handstützüberschlages) ist als Anregung für die Anwendung des Stationsbetriebs in einer Einführungsstunde einer Bewegungsfertigkeit (Hauptteil 29 einer Stunde) gedacht. Die Zusatzaufgabe darf aber nicht im Sinne von „nebensächlich“ verstanden werden, sondern sollte als Zusatzangebot in Form von Spielen, Entspannen, Üben und Verbessern den Unterricht bereichern. Die Auswahl der Geräte orientiert sich an der Normalausstattung einer Sporthalle. Die Dreifachsporthalle erlaubt bei Absprache mit anderen Kollegen die Mitbenutzung einer zweiten Geräteausstattung. Die drei Stationen erlauben das gleichzeitige Üben von 36 oder mehr Schülern (zwölf Dreiergruppen). Der Geräteaufbau wird mit Hilfe des Overheadprojektors an eine Leinwand projiziert und besprochen. Station 1 Der Stationsaufbau richtet sich nach leistungsdifferenzierten Vorgaben. Vorausgesetzt wird das Aufschwingen in den flüchtigen Handstand. Nach einer Wiederholung des schnellen Handstandschwingens an der Wand mit Hilfe oder in der Dreiergruppe auf einer Matte erfolgt eine eingehende Unterweisung über die Hilfestellung. Der 1. Durchgang wird mit Lehrerhilfe vom dreiteiligen Kasten erprobt. Ängstliche Schüler und Schüler mit geringer Stützkraft werden erkannt und können so mit Lehrerhilfe differenziert betreut werden. Die Schüler haben hierauf die Möglichkeit, sich mit ihrer Kleingruppe einer ihnen adäquaten Anlage zuzuordnen (vgl. Abb. 20). Nach ca. 20 Minuten erfolgt der Wechsel zur nächsten Station. Station 1 Station 2 Station 1 Station 2 Station 3 Abb. 19 - Geräteaufbau - Stationsbetrieb Station 3 Abb. 20 - methodischer Weg 30 Station 2 Die zweite Station erlaubt eine Auflösung der Dreiergruppen. Sie dient der aktiven Erholung, nachdem Station 1 ein hohes Maß an Konzentration verlangt. Die Schüler probieren das Vorwärtsund Rückwärtsfahren mit den Einer- oder Doppelpedalos. Partnerhilfe oder Skistöcke mit Spitzenschutz überbrücken anfängliche Gleichgewichtsprobleme. Verknotete Klettertaue oder Arrangements, die aufgrund von Verflechtung entstehen, laden zum Schaukeln ein. Station 3 Der Balancier-/Kletterparcours bietet ein reichhaltiges Angebot an Bewegungsmöglichkeiten und erfüllt somit die Anforderungen eines erlebnisorientierten Unterrichts. An den ausgeschwenkten Sprossenwänden werden in unterschiedlicher Höhe Ziehtaue befestigt, am Schwebebalken zwei Bänke eingehängt und eine umgedrehte Bank und zwei Reckstangen auf kleine Kästen gelegt. Die Schüler überwinden „reißende Flüsse“, „tiefe Gräben“ und „steile Wände“. Die Aufgabenstellung wird durch die Integration von Kleingeräten (Bälle, Medizinbälle, Reifen, Gymnastikstäbe etc.) erschwert, Partneraufgaben reizen zu immer neuen Bewegungsformen. Wenngleich für den Stationsbetrieb Großgeräte erforderlich sind, rechtfertigen die anschließende Intensität, die Erfolgserlebnisse und der Spaß am Turnen diesen Aufwand. Wird die Geräteanordnung im einleitenden Teil und Schluss mitbenutzt, so ist eine Doppelstunde sinnvoll genutzt. 3.4.3 Die Parallelbahnen In Parallelbahnen üben Gruppen nebeneinander und bewältigen dabei zwei oder mehrere Aufgaben hintereinander. In Einführungsstunden können die Aufgaben nach methodischen Gesichtspunkten geordnet sein oder strukturell gleiche bzw. verschiedene Übungsteile an die Hauptübung anschließen. Aufgrund bestehender Leistungsdifferenzen sind Bahnen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades anzulegen. Ist das Leistungsgefälle einer Klasse sehr groß, empfehle ich ein Alternativangebot auf einer Bahn, das für leistungsschwache Schüler realistisch erscheint. Auch bei relativer Leistungshomogenität sollten ein bis zwei Parallelbahnen mit erleichterten Bedingungen zur Auswahl stehen. Wird die Zuordnung der Partnerschaften oder Dreiergruppen zu den Parallelbahnen freigestellt und ist ein Wechsel jederzeit möglich, wird sich ein intensives Üben 31 von selbst einstellen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Ziele für jeden Schüler realisierbar sind und die Zusatzaufgaben die Schüler zum Mitmachen auffordern. Am Beispiel „Hocke über ein Gerät“ möchte ich das Arbeiten in Parallelbahnen aufzeigen (Abb. 21). Die Bahnen sind nach methodischen Gesichtspunkten und Schwierigkeitsanforderungen geordnet, erlauben aber aufgrund des differenzierten Angebots jederzeit einen Wechsel untereinander. Wenngleich ein linearer Weg vordergründig angestrebt wird, sind den Dreiergruppen die Wege freigestellt. Das Erfolgserlebnis orientiert sich nicht an der Zielform „Hocke über das Reck“, sondern sichert jedem einzelnen Schüler aufgrund der Horizontal-, Vertikal- und Diagonalwege seinen individuellen Erfolg. Bahn I 1. Über zwei nebeneinander gestellte Bänke werden im Abstand von ca. 1 m Sprungseile gelegt und im Hockstütz übersprungen. 2. Sprunghocke am Ende einer dreiteiligen Kastengasse aus dem Innenquerstand. Eine Steigerung wird durch Aufhocken (Grätschhocke) und Abspringen erreicht. Die übersprungene Höhe kann mit einer locker gespannten Zauberschnur variiert werden. 3. Ein Minitramp zwischen einer Kastengasse und vor einem etwas tiefer eingestellten Reck unterstützt die Sprunghockbewegung. Der Stütz erfolgt auf den beiden Kästen. Abb. 21 - Parallelbahnen Bahn II 1. Sprunghocke mit oder ohne Anlauf zwischen einer Kastengasse, die Höhenregulierung kann wieder mit einer Zauberschnur erfolgen. 32 2. Wie Übung 2 aus Bahn I mit Sprungbrett oder Kleinkasten dazwischen 3. Wiederholung Schwungholen an einem Barrenholm mit Anspringen von einem Kleinkasten 4. Hocke über das Reck mit Sprunghilfe eines Minitrampolins Bahn III 1. Sprunghocke zwischen zwei Böcken mit oder ohne Kleinkasten davor 2. Sprunghocke an den Barrenenden mit Unterstützung Minitramp oder Kleinkasten: die Übung kann auch als Aufhocken (Grätschhocke) auf die Barrenholme mit Abspringen geturnt werden. 3. Aufhocken aus dem Stütz auf die Reckstange und Abspringen Bahn IV 1. Sprunghocke über ein Pferd oder Pauschenpferd mit oder ohne Absprunghilfe. 2. Wie Bahn 3 Übung 2 jedoch aus dem Schwingen. 3. Überhocken über die Reckstange aus dem Stütz. Das Üben im Strom, eine Variante der Parallelbahnen, eignet sich vor allem zum intensiven Üben bereits gefestigter Bewegungsmuster. Hierfür wird der Rückweg genutzt, indem die gleiche Geräteanordnung auf einer zweiten Bahn durchlaufen wird. Sobald neu erlernte Bewegungsfertigkeiten in der Grobform beherrscht werden, sollte ihnen auch Zeit zur Festigung in Übungsstunden eingeräumt werden. Dabei gilt auch hier der Grundsatz: „Lernen in konzentrischen Kreisen“, d.h. eine Bewegungsfertigkeit wird nicht isoliert geübt, sondern mit anderen Übungsformen bzw. anderen Geräten kombiniert. Je nach motorischer Anforderung wechseln Übungen höherer Schwierigkeit mit niedrigerer Schwierigkeit bzw. Belastung, sportartspezifische mit normfreien Fertigkeiten. 33 Abb. 22 – Üben im Strom Die Abb. 22 zeigt das Üben im Strom auf zwei Anlagen mit unterschiedlicher Schwierigkeitsanforderung. Vier Gruppen, in Partnerschaften nach eigener Wahl zusammengestellt, üben in gegenläufigen Bahnen im Kreisbetrieb im Ablöseverfahren (Geräte 1 – 10). Nach ca. fünf Durchläufen kann die Aufgabenstellung an den Geräten verändert werden. Sollen die Übungen an den Geräten intensiver geübt werden, so wird die Zeit pro Gerät verlängert. Es entsteht ein Stationsbetrieb mit zweimal zehn Stationen. Als weitere Organisationsformen bieten sich an: Ø das Durchlaufen in Schlangenlinien oder Ø als Kreisbahn mit einem Innen- und Außenkreis. 34 Abb. 23 – Üben im Strom – Kombination Minitramp - Balancieren Abb. 23 ist ein Beispiel leistungsdifferenzierten Übens im Strom, eine Kombination aus Minitramp und Balancieren. Bei der Kombination Minitramp – Minitramp sollte in jedem Fall der Lehrer sichern. Abb. 24 behandelt schwerpunktmäßig die Sprunghocke mit differenzierten Bedingungen. Als Zusatzaufgaben sind angeboten: Ø Gerät 1 - Ausgeschwenkte Sprossenwände mit dazwischen gespannten Tauen (Seilquer-gang) mit unterschiedlichen Höhen Ø Gerät 2 - Stütz- oder Hochreck mit unterschiedlicher Aufgabenstellung aus dem normfreien Turnen Ø Gerät 3 – quer gestellte Kästen mit unterschiedlicher Aufgabenstellung Ø Gerät 4 – schräg- oder quer gestellte Leitern (Sprunganlage 1) Ø Gerät 4 – Kletterstangen, teilweise mit mehreren Sprungseilen in unterschiedlicher Höhe miteinander verbunden (Sprunganlage 2) Die Gruppen können je nach Leistungsvermögen die beiden Sprunganlagen separat oder kombiniert durchlaufen. Handelt es sich um eine Einführungsstunde mit dem Thema „Einführung der Sprunghocke“, wird im Stationsbetrieb gearbeitet, der Wechsel erfolgt nach 10 bis 15 Minuten. 35 Abb. 24 – Üben im Strom – Gerätekombination mit Sprung 3.4.4 Die Kreisbahn – Parcours - Gerätelandschaft Die ringförmig angeordneten Geräte erlauben das Üben an einer großen Anzahl verschiedener Geräte. Die Anordnung der Geräte entspricht dem Prinzip des Hindernisturnens, wobei die Geräte sowohl als Hindernis als auch zum Turnen bereits gefestigter Übungen genutzt werden können. So kann ein Geräteparcours im einleitenden Teil zur Erwärmung und Einstimmung in Form eines Wettspiels, im Hauptteil zum differenzierten Üben turnerischer Bewegungsformen oder Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten und im Schlussteil als „Spielgarten“ dienen. Auch hier ist einer differenzierten Leistung Rechnung zu tragen, in dem ein zweiter Kreis mit leichteren Bedingungen konzentrisch oder parallel zum ersten angelegt wird. Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit wird erreicht, wenn die Kreisbahn mit dem Üben im Strom kombiniert wird. Zwei Anlagen mit unterschiedlichem Leistungsangebot können separat oder nacheinander durchlaufen werden. Wird die Gerätelandschaft zusammen mit den Schülern angelegt und ohne Zeitdruck in spielerischer Weise (auch mit musikalischer Untermalung) durchlaufen, ist eine rege Mitarbeit sichergestellt. Das folgende Beispiel Abb. 25 ist so konzipiert, dass auch leistungsschwächere Schüler den Parcours bewältigen können. 36 Abb. 25 – Geräteparcours Die quer gespannten Sprungseile im o.g. Geräteparcours (Abb. 25) (1) erleichtern an den Kletterstangen den Aufstieg. Die Bewältigung des Seilquerganges (2) wird auch für ängstliche Schüler möglich. Die Grätsche über den Bock (5) wird als Aufhocken oder Aufknien geturnt. Die Sprungrolle auf die schräg eingehängte Bank wird mit einem vorgestellten Kleinkasten erleichtert (6) und die Schaukelhöhe mit dem Kleinkasten reduziert (8). 3.5 Grenzen der Intensivierung Nur wenn wir Sportlehrer(innen) es schaffen, die Belastung im Geräteturnen qualitativ und quantitativ zu steigern und den ursprünglichen Gedanken des „sich freudvollen Bewegens an Geräten“ wieder zu verwirklichen, wird diese Sportart ihren berechtigten Platz im Schulsport zurückerobern. Die Angst vor einer Unterforderung ist im alten Riegenunterricht sicherlich berechtigt, die Angst vor einer Überforderung ist in einem überintensivierten Unterricht ebenso ernst zu nehmen. Die in jedem Menschen vorhandene Sperre gegen physische Überbelastung kann in einem freudbetonten Unterricht überschritten werden und somit zu einer erhöhten Unfallgefahr führen. Deshalb sind äußere Belastungssymptome wie Ungenauigkeit oder Regression im Bewegungsablauf, erhöhter Puls, keuchender Atem, gerötetes Gesicht etc. ständig vom Lehrer zu kontrollieren. 37 Individuell bemessenes Übungstempo, richtige Wahl der Methode und rechtzeitig eingelegte Pausen verhindern eine Überbelastung und machen einen intensitätorientierten Unterricht für die Kinder zu einem Erlebnis. 4 Unterrichtsmaßnahmen und -hilfen 4.1 Beschreibung und Demonstration Die Bewegungsbeschreibung sollte in der Folge der Sequenzen – insbesondere der Schlüsselsequenzen – möglichst geordnet, verständlich, kurz und anschaulich dargestellt werden. Sie ist wie die Demonstration (Vormachen und Vorzeigen) eine unerlässliche methodische Maßnahme zur Schaffung einer Bewegungsvorstellung. Dabei kommt es durch Hören, Sehen und Mitdenken zu nervösen Innervationen (Reizleitung) und senomotorischer Bahnung (Carpenter-Effekt). Ø Die Beschreibung beschränkt sich zunächst auf die Aktionen der Hauptfunktionsphase bzw. der Hilfsfunktionsphasen. Ø Nach mehrmaligem Üben der jeweiligen Phase kann der Verlauf näher definiert werden (Zusatzinformationen). Ø Die Beschreibung geht oft einher mit einer Demonstration. Dabei werden zweckmäßigerweise die Vorteile des Medieneinsatzes (Reihenbilder, Zeitlupe etc.) genutzt. Ø Die Informationen werden gemäß der Adressaten und der Lernstufe nach und nach gegeben. Ø Die Demonstration muss den räumlichen Verlauf der Übung in allen Dimensionen sichtbar werden lassen. Schüler sollen also immer neu postiert werden (Betrachtung im Profil, von vorne oder hinten). Ø Zeitliche Impulsfolge und Lage des Hauptkrafteinsatzes werden ggf. durch Lautuntermalung (Rhythmisierung) verdeutlicht und hervorgehoben. Ø Hinweise auf bekannte Strukturen der Funktionsphasen unterstützen den Lernprozess. Ø Mehrmaliges Demonstrieren ist für eine Bewegungsvorstellung unerlässlich. Ø Schülerdemonstration durch geeignete Hilfe (Lehrer) gelingen lassen! 4.2 Bewegungskorrektur Fehlerkorrektur setzt gute Kenntnis der Technik (Biomechanik), sicheren Blick für die Ursachen der Fehler und geschickte Anwendung der Korrekturmethoden voraus. 38 4.2.1 Fehlerarten Zu beachten sind vor allem Fehler in der Verlagerung der Körperteile zueinander. Dabei sind für die weitaus meisten Übungen die Bewegungen in den Hüft- und Schultergelenken von besonderer Bedeutung. Die Richtigkeit und damit auch die Wirksamkeit der Gelenkbewegungen hängen davon ab, ob folgende Bedingungen erfüllt werden: Bedingung 1 Richtige räumliche Weite der Beugungen und der Streckungen in den Gelenken, ausgedrückt durch den Grad der Verlagerung der Körperteile in Bezug aufeinander Beispiel: Handstützüberschlag Erfolgt der Schwungbeineinsatz nicht bis zur vollkommenen Streckung des Körpers und werden die Arme nicht in Verlängerung des Oberkörpers gestreckt (Arm-Rumpfwinkel 180°) am Boden aufgesetzt, so misslingt der Handstützüberschlag aus folgenden Gründen: A Das Schwungbein kann keinen Impuls auf den Oberkörper übertragen. B Die Schultern stark vorgeschoben hat zur Folge, dass der Kraftstoß gewünschten der Arme Beschleunigung nicht beiträgt zur (zwei Drehpunkte). C Bei gebeugten Armen dauert der Streckvorgang zu lange. Auch hier ist der Kraftstoß zu gering. Abb. 26 – Räumliche Fehler Bedingung 2 Richtiger Zeitpunkt, richtige Geschwindigkeit und richtige Dauer der Gelenkbewegungen in Abhängigkeit von der Verlagerung des Körpers im Raum Wird eine Gelenkbewegung in Bezug auf die Verlagerung der Körpermasse zu einem falschen Zeitpunkt, also zu früh oder zu spät ausgeführt, so zerstört sie die Bewegung auch dann, wenn sie im richtigen Tempo und mit der notwendigen Bewegungsweite erfolgt. 39 Beispiel: Kippaufschwung am Hochreck Erfolgt der Schwungbeineinsatz zu früh oder zu spät, so misslingt die Kippe aus folgenden Gründen: A Die Beine werden zu früh beschleunigt, beim Rückpendeln können die auftretenden Kräfte bei ungenügender Körperspannung nicht gehalten werden, der Kippvorgang erfolgt zu früh. B Schwingen die Beine im Verlauf des Rückpendelns, also zu spät, an die Stange, so ist ein Anheben der Beine aufgrund der erhöhten Zentrifugalkraft erschwert. Der Impulsstoß beim Kippen erfolgt zu spät und ist deshalb nach vorne-unten gerichtet. Abb. 27 – Zeitliche Fehler In diesem Zusammenhang sei noch einmal darauf verwiesen, dass die Ursachen der meisten Bewegungsfehler in den jeweils vorangehenden Funktionsphasen zu suchen sind. Bedingung 3 Fehlerhafte Abweichungen von den Grundhaltungen des Stützes, des Hanges, des Sitzes und des Standes werden als Haltungsfehler bezeichnet Sie drücken sich in schlechter und unzweckmäßiger Haltung des Rumpfes sowie des Becken- und Schultergürtels aus. Außerdem ist auf die richtig gestreckte oder gebeugte Haltung der Extremitäten im Verhältnis zum Rumpf zu achten. Haltungsfehler sind meist Ausdruck falscher oder ungenügender Spannungsverhältnisse, die das Gelingen der Übung verhindern. Mit Haltungsfehler ist also nicht die überspitzte Forderung der Finger- oder Zehenstreckung aus dem Bereich des Kunstturnens gemeint, sondern die Streckung (Spannung der Muskulatur) und damit Fixierung der Gelenke gegeneinander. Beispiel: Handstützüberschlag – Kippaufschwung Eine reaktive Kraftübertragung auf den Oberkörper ist nur dann möglich, wenn der Kraftarm möglichst groß ist, d.h. die Beine in den Kniegelenken fixiert sind. 40 Bedingung 4 Eine Sonderform der Bewegungsübertragung stellt die Steuerfunktion des Kopfes dar Durch Kopfbewegungen werden Bewegungen an Rumpf und Gliedmaßen ausgelöst (vgl. auch Prinzip der gleichgerichteten Bewegung!). Maßgeblichen Einfluss hat dabei der tonische Halsreflex. Kopfbewegung in den Nacken bewirkt Körperstreckung – z.B. notwendig für die Körperstreckung beim Flick-Flack. Kopfbewegung zur Brust bewirkt Körperbeugung – z.B. notwendig für die Körperbeugung bei der Rolle vorwärts. Kopfdrehung bewirkt Richtungsänderung – z.B. ein Drehen des Kopfes beim Salto rückwärts leitet eine Schraubbewegung ein. Am Beispiel einer Gegenüberstellung (Abb. 28) der richtigen und falschen Bewegungsausführung des Handstützüberschlags soll die Problematik der Verlagerung der Körperteile zueinander noch einmal aufgezeigt werden. 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6 5 7 6 8 7 Abb. 28 - Gegenüberstellung – richtige und falsche Bewegungsausführung Bild 1 Gebeugte Beine verhindern eine genügend hohe Bewegungsübertragung auf den Rumpf. Vorgeschobene Schultern (reduzierter Arm-Rumpf-Winkel) verhindern einen genügend hohen Kraftstoß. Bild 2/3 Die Kopfbewegung zur Brust bewirkt ein reflektorisches Beugen des Körpers (tonischer Halsreflex). 4.2.2 Fehlerquellen Ist die Fehlerart erkannt worden, so müssen wir seine Ursache suchen und sie beseitigen. Ø Fehlende Voraussetzungen physiologischer Art 41 Maßnahme: Entwicklung und Verbesserung der physischen Leistungsgrundlagen Ø Fehlende Voraussetzungen bewegungstechnischer Art • Fehlende vorbereitende Übungen • Falsche Reihung der Funktionsphasen • Methodisch zu große oder zu schnelle Schritte Maßnahme: Individuelle Betreuung durch Stationsbetrieb Ø Ungenügende Kenntnis der Technik Maßnahme: Mehrmalige Demonstration (Vormachen, Vorzeigen) kombiniert mit Videoaufzeichnungen der Schüler (Zeitlupe) Ø Mangelnde Konzentration Maßnahme: Erleichterung der Übung oder Auflockerung durch Wechsel in eine andere Sportart Ø Verkrampfung, fehlender Wechsel von Spannung und Entspannung Maßnahme: Lockerung durch rhythmische Arbeitsweise Ø Emotionale Erregung, fehlender Mut, Angst, unangenehme Empfindung Maßnahme: Ruhiger Lehrton, kein Zwang, Motivation durch Veränderung der Aufgabenstellung, Erleichterung durch verminderte Gerätehöhe, aktive Hilfeleistung, zweckmäßige Kleidung und Schutzpolster verhindern unangenehme Empfindungen (z.B. lange Hose beim Knieumschwung, Schienbeinpolster für Aufhocken, Beckenpolster beim Umschwung). 5 Helfen und Sichern Unter Helfen werden Eingriffe in einen Bewegungsablauf durch Personen verstanden. Das Helfen soll fehlende Kraft ersetzen und den räumlich zeitlichen Verlauf während einer Bewegung unterstützen. Durch Helfen müssen Unfälle verhindert werden. Risikoreiche Bewegungen sollen durch aktives Eingreifen jederzeit unter Kontrolle der Helfer bleiben. Hilfen (Geländehilfen und Zusatzgeräte) sollen den Übenden in die Lage versetzen, eine Bewegung erfolgreich und richtig auszuführen. 42 Unter Sichern werden alle Maßnahmen verstanden, die für den Übenden ohne Eingriff in den Bewegungsablauf eine Verminderung des Gefahrenrisikos bedeuten. Sichern bedeutet eine Bereitschaft der Partner (vorplanende Maßnahmen), im Falle einer Gefahr sofort eingreifen zu können. Sichern ist erst dann anzuwenden, wenn „Helfen“ nicht mehr nötig ist. Für den Unterricht im Gerätturnen sind Helfen und Sichern ein wichtiger Bestandteil der Unterrichtplanung. Ohne fundierte Kenntnisse in diesem Bereich ist ein Unterricht mit selbständig tätigen Arbeitsgruppen nicht durchführbar. Die Sorgfalts- und Aufsichtspflicht ist im Erlass und Gesetzestext des Ministeriums für Unterricht und Kultus niedergeschrieben. Es ist Aufgabe der Studienseminare diesen Aspekt ausführlich zu behandeln. 5.1 Geräte und Matten Ø Die Geräte müssen vor ihrer Benutzung auf ihren Zustand und ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden (Barrensicherung, Reckfixierung, Ringeaufhängung etc.)! Eine regelmäßige Überprüfung der feststehenden und transportablen Geräte durch eine Geräteherstellerfirma ist anzuraten. Ø Geräte sind ausreichend mit Matten abzusichern. Die Mattenlage (Mattenspalt) ist zu überprüfen! Ø Matten immer auf Stoß legen und nie übereinander! Ø Wenn möglich Bodenläufer über die Matten legen! Der Lehrer und Übungsleiter ist verpflichtet, die Arbeitsgruppen über die Hilfeleistungen und Sicherheitsstellungen genauestens zu informieren. Er muss vor dem eigentlichen Übungsprozess die Art und Weise sowie Ort und Zeitpunkt der Hilfe erklären, demonstrieren und einüben lassen! 5.2 Grundsätze für den Helfer Ø So nahe wie möglich am Übenden stehen, Hände in Bereitschaftshaltung (beim Sichern)! Ø Die Anzahl der Helfer richtet sich nach dem Gewicht des Übenden, der Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung, der Struktur der Bewegung und dem Könnensstand des Übenden. Ø Bei der Einführung eines neuen Übungsteils größtmögliche Unterstützung in Bezug auf Kraft, Richtung und Sicherheit geben. 43 Ø Die Wichtigkeit und die Aufmerksamkeit für die Hilfeleistung ist den Schülern bewusst zu machen. Ø Richtiges Helfen setzt die Kenntnis der Übungstechnik voraus. Ø Helfen und Sichern setzt die Kenntnis der Gefahrenpunkte voraus. Beispiele: • Schaukelhöhe bei den Ringen zunächst einschränken • Den Augenblick der stärksten Griffbelastung kennen (Rotierende Körper bei Grifflösung tangentiale Entfernung, d.h. in Bewegungsrichtung sichern) • Räumlich gesehen auch den rückwärtigen und vorderen Raum in den Aktionsbereich mit einbeziehen (bei zu später oder zu früher Grifflösung) • Bei Sprüngen dicht am Gerät stehen und den Übenden zur Landung begleiten • Möglichkeiten der Selbsthilfe erläutern (gestrecktes Fallen in gebeugtes Abrollen umwandeln) 5.3 Helfergriffe Die im Einzelnen aufgeführten Hilfen sind immer zu betrachten unter den Gesichtspunkten: Art und Weise der Hilfe ? Ort der Hilfe ? Zeitpunkt der Hilfe 5.3.1 Stützgriff Ø Anwendung bei allen geraden Bewegungen mit und ohne Beinschwünge im Stütz Ø Bei den Stützsprüngen – Hocke, Bücke, Grätsche, Auf- und Abgänge Ø Bei Verbindungen und gleichen Bewegungen am Balken, Stufenbarren, Barren und Reck, beim Auf- und Vorhocken Ø Art der Hilfe: Die Helfer stehen in Schrittstellung (inneres Bein vorn), die nähere Hand zum Turner fasst die Oberarmvorderseite im Klammergriff, die andere fasst am Unterarm. Die Gelenke des Übenden dürfen nicht behindert werden. Ø Ort der Hilfe: bei Stützsprüngen und Abgängen nahe am und vor dem Gerät. Mit einem Schritt rückwärts mit dem Übenden mitgehen, bei Aufgängen und Verbindungen nahe am und vor dem Gerät stehen Ø Zeitpunkt der Hilfe: So früh wie möglich begleiten und sichern bis in die Endposition 5.3.2. Dreh- oder Klammergriff – vorwärts und rückwärts 44 Ø Anwendung bei allen Drehungen um die Körperbreitenachse (Salto vw, rw aus dem Stand, Stütz oder Hang) Ø Art (beim Drehgriff vw): Die Helfer stehen sich ggü., der Übende dazwischen. Schulternahe Hand am Trizeps, ellbogennahe Hand am Bizeps. Ø Ort: direkt neben dem Übenden mit Tendenz in Bewegungsrichtung. Abb. 29 Drehgriff vw Ø Zeitpunkt: vor Beginn der stützlosen Phase. Ø Art (beim Drehgriff rw): Schulternahe Hand am Bizeps, ellbogennahe Hand am Trizeps. Abb. 30 Drehgriff rw 5.3.3 Schubhilfe Ø Hilfe hinter dem KSP in Bezug auf die Bewegungsrichtung, der Körper wird in eine „höhere“ Position gebracht Ø Anwendung bei Beinschwung-, Kipp-, Überschlag-, Stemm- und Felgbewegungen Ø Art: mit einer oder beiden Händen in der Nähe des KSP Rücken, Bauch oder Schulter Ø Ort: Helfer unter dem Übenden in Nähe der Drehachse (falls notwendig erhöhtes Podest mit Kästen) Ø Zeitpunkt: mit Beginn der Hauptfunktionsphase die Bewegung bis in die Endlage begleiten und sichern 5.3.4 Zughilfe Ø Ansatzpunkt der Helfer vor dem KSP in Bezug auf die Bewegungsrichtung, sonst wie Schubhilfe. Ø Anwendung bei Kipp-, Felg- und Stemmbewegung rückwärts, meist kombinierte Hilfe. Ø Art: Der Übende wird im Klammergriff am Oberschenkel erfasst und in die Endlage gebracht. Ø Ort: Die Helfer stehen höher als der Übende (Kasten). Ø Zeitpunkt: mit Beginn der Hauptfunktionsphase die Bewegung bis in die Endlage begleiten und sichern 45 5.3.5 Drehhilfe Ø Ein in Rotation befindlicher Körper wird zusätzlich beschleunigt. Ø Anwendung bei allen Drehbewegungen um die Breiten-, Längs- und Tiefenachse wie Überschlag mit und ohne Handstütz, meist in Verbindung mit anderen Hilfsmöglichkeiten wie Schub- und Zughilfe bei Auf- und Umschwung, Roll-, Überschlag-, Kipp- und Felgbewegungen. Ø Art: meist an der Oberschenkelvorder- oder Oberschenkelrückseite und an der Oberkörpervorderseite oder Oberkörperrückseite als Kräftepaar um die Drehgeschwindigkeit zu beeinflussen. Ø Ort: bei fester Drehachse stationär in Richtung Endposition, bei Drehbewegungen aus dem Anlauf Hilfe am Ort in mobiler Vorbereitung, Horizontalbewegungen begleiten (z.B. Radwende- Flick-Flack) Ø Zeitpunkt: Drehung zu Beginn oder zum Schluss beeinflussen, zu schnelle Drehungen bremsen (umgekehrte Richtung) 5.3.6 Gleichgewichtshilfe Ø Bei labilen Haltepositionen und Ständen wird der KSP der Übenden über der Stützebene gehalten. Ø Anwendung bei Kipphang, Kopfstand, Kerze, Oberarmstand, Handstand Ø Art: durch Klammergriff oder „Eingabeln“ mit den Armen, bei Kipphängen am Gesäß und an der Schulter Ø Ort: je nach Stützebene Boden, Barren, Reck oder ruhig hängende Ringe Plattform der Helfer erhöhen Ø Zeitpunkt: unmittelbar vor der geplanten Endlage oder dem Stand zufassen, wieder in die Ausgangslage zurückführen 5.3.7 Kombinierte Hilfen Kombinierte Hilfe bedeutet, dass mindestens zwei der bisher angeführten Hilfen gleichzeitig angewandt werden. Dabei muss noch die so genannte „Hosenbundhilfe“ Erwähnung finden, da sie, wie der Name schon sagt, mit dem Griff einer Hand am Hosenbund und die andere entweder an der Schulter oder am Oberschenkel geleistet wird. 46 Abb. 31 – Hosenbundhilfe 5.3.7.1 Stützgriff – Drehgriff Ø Eine Hand unterstützt die Drehbewegung am Gesäß oder Oberschenkel, die andere sichert im Stützgriff am Oberarm. Ø wird in der Regel nur von einem Helfer geleistet 5.3.7.2 Drehgriff – Schubhilfe Ø Eine Hand fasst im Drehgriff am Oberarm und die andere am Bauch, Rücken oder an Oberschenkelvorder- bzw. –rückseite. 5.3.7.3 Schub- und Drehhilfe Ø bei Roll-, Auf- und Umschwungbewegungen, Kipp- und Felgbewegungen, bei allen Überschlagbewegungen am Boden und beim Stützsprung Ø beim Flick-Flack und Salto rückwärts am Boden und Balken wird der Hosenbundgriff mit Schubhilfe an der Schulter bzw. Oberschenkelrückseite kombiniert 5.3.7.4. Zug-, Schub- und Drehhilfe Ø Die Dreh-Schubhilfe wird vom „unteren“ Helfer und die Zughilfe vom „oberen“ Helfer geleistet. Ø Zughilfe meist am Oberschenkel, die Schubhilfe an der Schulter, beide Hilfen beeinflussen die Drehbewegung. 5.3.8 Hilfen unter Einbeziehung vom Gürteln und Longen Ø Gürteln und Longen finden im Schulunterricht im Basisunterricht kaum Anwendung. In den meisten Schulturnhallen befinden sich keine Vorrichtungen für Longen. Bei Bedarf (z.B. 47 Schwungtrapez im Differenzierten Sportunterricht) können Longen von Geräteturnfirmen eingebaut werden. Ø Unter „Gürtel“ (Abb. 32) versteht man eine Band-Leder-Konstruktion, die um die Hüfte befestigt wird. Ein Drehgelenk ermöglicht das Befestigen von Seilen. Ø Gürtel können auch ersetzt werden durch halbierte Sprungseile. Die Enden werden mit einem Kreuzknoten verbunden. Ø Verwendung bei Überschlagbewegungen mit und ohne Stütz der Hände. Ø Bei der Deckenlonge (Abb. 32) ist ein Gürtel über eine Rollen-Seil-Konstruktion an der Hallendecke befestigt. Ø Verwendung bei riskanten Reck-, Barren- und Ringeabgängen, beim Bodenturnen (Salto rw) und beim Trampolinturnen Abb. 32 Gürtel Deckenlonge 6 Stellung und Verhalten zum Gerät 6.1 Stellung und Verhalten zum Gerät Anweisungen zur Ausgangsstellung des Übenden zum Gerät sind häufig verwirrend. Hierzu benötigen wir ein Bezugssystem, das zum einen der eigene Körper und zum anderen auch ein Gerät sein können. Grundsätzlich gilt: Die vorgesehene Bewegungsrichtung (Abb. 33) ist abhängig von der Stellung des Körpers und seiner Blickrichtung (Kopf in normaler Stellung). 48 Bewegungsrichtung hinten vorn hinter der Matte vor der Matte Bewegungsrichtung = Blickrichtung Abb. 33 Wird ein Gerät von einem außerhalb Stehenden betrachtet, so ergibt sich die gleiche Erklärung wie zuvor. Bewegungsrichtung hinten vorn hinten vorn hinten vorn Abb. 34 Nimmt ein Übender eine bestimmte Stellung zu Geräten ein, so gelten die in den Zeichnungen dargestellten Begründungen und Aussagen. hinter dem Reck vor dem Reck hinter den Balken vor dem Balken Bewegungsrichtung Vorderstütz hinten vorn Abb. 35 – Stellung zum Gerät Hinterstütz hinten vorn vor dem Pferd 49 Um die Stellung zum Gerät schriftlich fixieren zu können ist es notwendig, eine einheitliche Terminologie zu verwenden. Ø vorlings - das Gerät steht vor dem Übenden Ø rücklings - das Gerät steht hinter dem Übenden Ø seitlings - das Gerät steht neben dem Übenden Ø Seitverhalten - die Breitenachse des Übenden verläuft parallel zur Längsrichtung des Ø Querverhalten - die Breitenachse verläuft rechtwinklig zur Längsrichtung des Gerätes (z.B. Gerätes (z.B. Seitstand, Seitstütz) Querstand, Quersitz) Ø Schrägverhalten - die Breitenachse verläuft schräg zur Längsrichtung (z.B. Schrägstütz) Ø Außenverhalten - der Übende befindet sich außerhalb der Holmgasse am Barren oder Stufenbarren (z.B. Außenseitstand) Ø Innenverhalten - der Übende befindet sich innerhalb der Holmgasse am Barren oder Stufenbarren (z.B. Innenquerstütz) 50 Langbank Querstand rechts seitlings Querstand links seitlings Querstand vorlings Querstand rücklings Seitstand vorlings Seitstand rücklings Reck Seitstand vorlings Querstand rücklings rechts Schrägstand links links vl links rl Barren / Stufenbarren Außenseitstand vorlings Innenseitstand Außenseitstand rücklings Außenquerstand vorlings Innenquerstand Außenquerstand rücklings Außenseitstand rechts seitlings Außenquerstand links seitlings Außenschrägstand rechts vorlings Abb. 36 - Verhalten zu den einzelnen Geräten 51 7 Verhalten am Gerät Liegen Der gestreckte oder leicht gebeugte Körper befindet sich in annähernd waagrechter Haltung. Er liegt entweder in seiner ganzen Ausdehnung auf dem Gerät auf, oder er wird nur unmittelbar am Massenmittelpunkt durch das Gerät gestützt. Sitz Das Gesäß und/oder der Oberschenkel berühren das Gerät. Das Hüftgelenk ist gebeugt, die Hände halten das Gleichgewicht durch den Griff. Stand Der Körper befindet sich über mindestens einer oberen oder unteren Extremität im Gleichgewicht. Hang Die Schulterachse befindet sich unter der Geräteachse. Der Körper überträgt dabei durch die Arme und/oder Beine den Zug auf das Gerät. Stütz Die Schulterachse befindet sich über der Geräteachse, wobei die Arme den Druck auf das Gerät übertragen. Gemischtes Verhalten Liegen und Hang = Liegehang Liegen und Stütz = Liegestütz Hang und Stand = Hangstand Hang und Stütz = Hangstütz 8 Griffarten 1. Ristgriff - Der Handrücken ist für den Übenden sichtbar. 2. Kammgriff - Die Handfläche und die gebeugten Finger sind für den Übenden sichtbar. 3. Speichgriff - Die Handflächen zeigen zueinander. 4. Ellgriff - Die Handrücken zeigen zueinander. 5. Ballengriff - Die größte Berührungsfläche zwischen Hand und Gerät (Ringe, Holme) bildet der Handballen. Das Handgelenk muss sehr stark gebeugt werden. 52 Aus obigen Grundgriffarten lassen sich Griffvarianten bilden. Die Grundgriffart muss für die Hände gesondert genannt werden, z.B. linke Hand Ristgriff, rechte Hand Kammgriff. 6. Kreuzgriff - Erfassen des Gerätes mit gekreuzten Armen (Rist- oder Kammgriff). 7. Schlussgriff - Beide Hände berühren sich. 8. Zwiegriff - Eine Hand fasst im Ristgriff und eine im Kammgriff. Hierzu kommen noch folgende Griffveränderungen: 9. Umgreifen - ein- oder beidhändige Griffveränderungen, die während eines Turnelements geschehen 10. Umspringen - beidhändige gleichzeitige Griffveränderungen 1 8 2 4 6 3 7 5 Abb. 37. Griffarten 53 9 Anhang 9.1 Neue und alte Geräte Die Übungen zu den Geräten sind als Vorschläge für Sportlehrer und Übungsleiter zu verstehen. Selbstverständlich gelten bei allen Geräten die methodischen Grundsätze: Ø Selbständiges Erproben dort, wo keine Gefahren bestehen Ø Hilfen (Personen und Geräte) dort anbieten, wo Kinder sie benötigen Ø Zwingende Hilfen vorschreiben, wo Risiken erkennbar sind Ø Dreiergruppen garantieren eine höchstmögliche Sicherheit Ø Übungen und Spielformen selbst erfinden lassen Ø Schüler lernen von Schülern Ø Projektarbeit bietet sich bei vielen Geräten an (Vernetzung Sport – Kunst) 9.1.1 Stelzen (Kinderstelzen) Vierkantholz 3 x 3 cm, Länge für Kinder 1.50 m, für Erwachsene 1.80 bis 2.00 m, Holzklötzchen 10 cm x 20 cm x 3 cm mit den Latten in 20 – 40 cm innen und 40 – 60 cm außen vom Boden entfernt verschrauben. Ein Helfer sichert anfangs das Gleichgewicht. Abb. 38 - Stelzen Übungen Ø Gehen vorwärts, rückwärts und seitwärts, auch in Staffelformen Ø Slalomgehen mit Stelzen um Hindernisse (Hütchen), auch in einem Parcours Ø Steigen über Hindernisse (die Hindernisse bestehen aus kleinen Querlatten, die lose auf zwei Holzklötze verschieden hoch aufgelegt werden) Ø Treppensteigen mit Stelzen (Kastenoberteile – erst bei sicherem Beherrschen der Stelzen) Ø „Stelzenballspiel“ – zwei Mannschaften mit je 2 – 3 Spielern spielen in einem mit Langbänken begrenzten Spielfeld von 5 x 5 m 54 9.1.2 Rollbrett Möbelrollen werden auf ein schichtverleimtes Holzbrett 50 x 30 x 2,5 cm geschraubt. Abb. 39 - Rollbrett Übungen Ø Unterschiedliche Positionen auf dem Brett (Strecksitz, Schneidersitz, Hocksitz, Fersensitz, Kniestand, Bauchlage, Rückenlage) – Anschieben mit den Händen Ø w.o. jedoch Anschieben mit einem Gegenstand, z.B. ausrangierte Skistöcke mit Spitzenschutz (Kajak fahren!) Ø Fahren vorwärts, rückwärts, seitwärts, mit Drehungen Ø Schieben durch einen Partner (auch mit verbundenen Augen) Ø Ziehen durch einen Partner mit Sprungseil Ø als Umlauf- oder Pendelstaffel Ø mit Hindernissen (Hütchen, Fahnenstangen, Medizinbälle, Fahrradreifen, Gymnastikreifen, Gymnastikstäbe, Tunnel aus Kastenteile mit Mattenauflage etc.) Ø als Rollballspiel (zwei Mannschaften a´ 3 Spieler in Bauchlage rollen den Ball ins gegnerische Tor) Ø als Parcours („Nürburgring“, „Formel 1-Rennen mit Michael Schuhmacher“ – vgl. Abb.40) Abb. 40 – Rollbrettparcours 55 9.1.3 Rola Bola (Rollwippe) Schichtverleimtes Holzbrett 75 x 20 x 2 cm mit unterschiedlich dicken „Bremslatten“ an den Enden verschraubt auf PVC-Rohr (im Baustoffhandel erhältlich – Abflussrohre mit unterschiedlicher Dicke), gefüllt mit Baustoffschaum, bezogen mit Gummistreifen, das Gleichgewicht wird durch einen Helfer (vor dem Übenden) oder durch Griff an einer Sprossenwand gesichert. Abb. 41 – Rola Bola Übungen Ø Zum Aufsteigen liegt eine Seite des Brettes am Boden. Vermeidet ruckhafte Gewichtsverlagerungen. Gleichgewicht in aufrechter Position mit leichter Kniebeuge halten! Ø Tiefgehen bis in den Hockstand mit verschränkten Händen vor und hinter dem Rücken Ø ¼ Drehung und dabei vorwärts und rückwärts rollen (Abb. 41). Ø Sprung mit ½ Drehung. Ø Balancieren mit Jonglieren verbinden. Ø Balancieren und Passing mit einem Partner. 9.1.4 Walze Ein altes Ölfass (gereinigt) oder ein dickes PVC-Rohr mit Teppichboden beziehen, ein bis zwei Helfer sichern nach hinten ab. Übungen Abb. 42 - Walze Ø Vorwärts-, Rückwärts- Seitwärtsrollen Ø Allein, zu zweit – nebeneinander und gegenüber Ø Vorwärts-, Rückwärtsrollen eine leichte Steigung (Reutherbrett mit Matten) Ø Vorwärts-, Rückwärts- Seitwärtsrollen über eine Wippe Ø Balancieren und Jonglieren 9.1.5 Balancierkugel Die Balancierkugel ist über den Jonglier- und Artistikhandel erhältlich. Anfänger üben grundsätzlich in Dreiergruppen in einer Mattengasse. Die Breite der Gasse sollte so eingestellt sein, dass ein seitliches Wegrollen der Kugel verhindert wird. Barfuß laufen verbessert den Kontakt zur Kugel. 56 Übungen Ø Vorwärts-, Rückwärts- Seitwärtslaufen (in der Mattengasse) Ø Vorwärts-, Rückwärts- Seitwärtslaufen im freien Raum Ø Vorwärts-, Rückwärts- Seitwärtslaufen über eine Wippe Ø Balancieren und Jonglieren (Bälle, Ringe, Keulen, Diabolo, Devilstick, Passing) Ø Balancieren und Seilspringen 9.1.6 Schlappseil Das Schlappseil (Tau) wird zwischen zwei ausgeschwenkte Sprossenwände in einer Höhe von ca. 50 – 100 cm vom Boden entfernt gespannt und mit Matten abgesichert. Zwei Helfer werden nach und nach durch eine Besenstielhilfe abgelöst. Übungen Ø Vorwärts- und Rückwärtslaufen Ø kleine Sprünge Ø Balancieren und Jonglieren mit unterschiedlichen Materialien 9.1.7 Skateboard Anfangs nicht auf das rollende Skateboard aufspringen, Übungsgelände begrenzen (mit Matten oder Bänken), Skistöcke mit Spitzenschutz sichern bei Anfängern das Gleichgewicht. Übungen Ø Rollerfahren rechts und links Ø beidbeinig auf dem Board stehen und durch Gewichtsverlagerung vor- und zurückrollen Ø langsames Rollerfahren und Aufsteigen mit dem zweiten Fuß Ø durch Gewichtsverlagerung nach hinten und Abheben der Vorderräder mit Absetzen rechts und links das Skateboard vorwärts bewegen Ø Drehungen und Sprünge erst mit sicherem Beherrschen des Boards versuchen 9.1.8 Snakeboard 57 Das Snakeboard ist eine Weiterentwicklung des Skateboards. Mit gegenläufigen Fußbewegungen und Oberkörperdrehungen wird es angetrieben. Es lässt sich über die rechte Seite (Goofy) und linke Seite (Regular) steuern. Ein Partner sichert anfänglich auf der hinteren Seite (Antrieb) das Gleichgewicht. Sicheres Fahren wird durch einen Hindernisparcours geschult. Kombinationen mit Jongliermaterialien sind für Fortgeschrittene möglich. 9.1.9 Inlineskates Inlineskates dürfen in der Schule grundsätzlich nur mit Schutzkleidung gefahren werden. Für den Betrieb in Sporthallen sind spezielle Hallenrollen notwendig. Ein Sicherheitstraining ist obligatorisch. Hinweise über Material und Kleidung gehen dem eigentlichen Unterricht voraus. Voraussetzung für eine Vernetzung mit dem Gerätturnen ist eine intensive Grundausbildung. Übungen (Grundausbildung) Ø Standposition (V-Stellung) und Abstoß (Rollen einbeinig) Ø Fallschule Ø Bremsen (Stopper, Pflugbremse, T-Stop) Ø Bogen fahren beidbeinig, einbeinig (Slalom) Ø Sanduhrfahren vorwärts und rückwärts Ø Drehungen – vorwärts auf rückwärts auf vorwärts (ein Bein dreht, umspringen) Ø Mond Ø Gummifuß Ø Übersetzen vorwärts und rückwärts Übungen (Fortgeschrittene) Ø Powerslide Ø Treppenfahren Ø Fahren und Sprünge über Hindernisse (Matten, Kastendeckel, Sprungbrett) Ø Kombination mit Klettertauen (Kreisfahren und Kreisschwingen) Ø Kombination mit Turngeräten (Reck, Barren) Ø Kombination mit Einradfahren Ø Kombination mit Jonglieren Ø Bewältigung eines Hindernisparcours 9.1.10 Pedalo 58 Anfänger üben mit zwei Helfern oder Skistöcken mit Spitzenschutz (Abb. 43). Übungen Abb. 43 - Pedalo Ø Richtiges Aufsteigen und Körperposition Ø Fahren vorwärts und rückwärts auf verschiedenen Raumwegen Ø Partnerfahren Ø Fahren verbinden mit Jonglieren verschiedener Materialien 9.1.11 Therapiekreisel Das Gleichgewicht wird ständig aufgegeben und wiedererlangt. Die gleiche Wirkung wird mit „Kippbrettern“ erreicht. Übungen Ø Gleichgewicht halten mit einem Partner Abb. 44 – Therapiekreisel Ø den Partner aus dem Gleichgewicht bringen Ø Balancieren und Springen Ø Balancieren und Seilspringen Ø Kombination mit Jongliermaterial (Bälle, Keulen, Diabolo etc.) 9.1.12 Einradfahren Das Einrad besitzt einen hohen Aufforderungscharakter. Die Grundkenntnisse sollten vom Lehrer beherrscht werden, ehe er es im Unterricht einsetzt. Erläuterungen über Funktion und Bauweise des Einrades (vgl. auch „Konzept Bewegungskünste“, Stillger, 1995) gehen der praktischen Arbeit voraus. Abb. 45 - Einrad Übungen Ø Richtiges Aufsteigen (Schuhblock) mit Hilfe und Körperposition Ø Richtiges Absteigen mit Sturzsicherung des Einrades Ø Fahren mit zwei Helfern (1/2, 1/1 und mehrere Tretkurbelumdrehungen) 59 Ø Fahren in der Bankgasse (2 Bänke zwischen 2 Kästen längs gestellt) Ø Freies Fahren vorwärts und rückwärts Ø Pendeln (Stehenbleiben), auch mit Jonglieren Ø Slalomfahren vw und rw Ø Fahren über Hindernisse (Sprungbrett, Matten, Wippe) Ø Hüpfen mit dem Einrad 9.1.13 Jonglieren Abb. 46 – Bewegungsstrukturen Jonglieren (Stillger, 1995) Abb. 47 – Vermittlungsmethoden Jonglieren (nach Grabowiecki, 1992) Neben der Konzentrationsfähigkeit werden Reaktionsschnelligkeit, Geschicklichkeit und Kreativität geschult. Doch vor allem Spaß, Motivation und geringe Kosten rechtfertigen das Jonglieren während einer Turnstunde. Ausrangierte Tennisbälle oder Luftballons, mit Quarzsand gefüllt, sind für den Anfang ausreichend. Die Vermittlungsmethoden im Jonglieren (Abb. 47) sind sehr vielfältig. Jongliertücher, Bälle am Boden oder auf der schiefen Ebene etc. verfolgen nur den Zweck, den Bewegungsablauf zu verlangsamen, um damit die Struktur des Jonglierens aufzuzeigen. Deshalb ist es sinnvoll, das Werfen und Fangen mit einem Ball von der Grundschule bis zu den weiterführenden Schulen immer wieder in den Lernprozess einzubeziehen. Unterrichtsmodell - Einführung in das Jonglieren 1. Laufspiel 60 Ø Laufen und einen Ball mit dem Partner wechseln. Ø In der Musikpause oder bei Musikwechsel: • Unterschiedliche Fangbewegungen: auf dem Handrücken, von der Seite, von oben • Zusatzbewegungen: in die Hände klatschen, an Nase, Ohr, Knie fassen, in die Hocke gehen, auf den Boden klatschen, Pirouette, auf einem Bein stehen, an den Partner lehnen, auf der Stelle hüpfen, Ball besonders hoch werfen, dem Partner die Hand schütteln • Körperwürfe: unter dem Bein, hinter dem Rücken, über den Kopf rollen, unter dem Bein fangen 2. Theorie Ø Wissenswertes über Bälle: Beanbags, Bubbleballs, Stageballs, Sprungbälle, große Bälle, selbst gemachte Bälle Ø Methoden vgl. Abb. 47 Ø Strukturgruppen: Diagonalwürfe, Vertikalwürfe 3. Einführen in das Jonglieren mit Tüchern und Bällen 3 Tücher und 3 Bälle (Tennisbälle, Schlagbälle, Beanbags) pro Schüler, rhythmische Unterstützung mit Musik Ø Spielerisches Aufwärmen „Tuchraub“: Jeder Schüler steckt sich 3 Tücher in den Hosenbund und läuft in freien Raumwegen durch die Halle. Die Schüler müssen versuchen innerhalb von 3 Minuten die Tücher von Mitschülern zu „rauben“ und in den eigenen Hosenbund zu stecken. Ø Material kennen lernen Erst ein, dann zwei Tücher blasend in der Luft halten Ø Ein Tuch / zwei Tücher pro Person - Technik erlernen Erst ein, dann zwei Tücher senkrecht und diagonal werfen: das Tuch wird mit gebeugtem Arm hochgeworfen (Arm bis zum Abwurf völlig strecken), über dem Kopf gefangen und in Brusthöhe wieder abgeworfen. Zwei Tücher diagonal werfen - Sprich laut mit "werfen-werfen-fangen- fangen" Übungsformen: • Synchronwurf senkrecht (Säule) und Synchronwurf diagonal (kreuzen) • in Gegenüber- (Gasse) und Nebeneinanderstellung (Linie) Tücher synchron • hochwerfen - Partnerplatzwechsel • Säule rechts und links, Diagonalwurf rechts und links ohne und mit Körperdrehung 61 • „Diagonalpassing“ mit 4 Tüchern und einem Partner • „Längspassing“ mit 4 Tüchern und einem Partner • Kreisaufstellung (5 – 6 Personen) Tücher zum Partner werfen rechts oder links herum Ø Drei Tücher pro Person - Technik erlernen - Kaskade und Säule Kaskade - Die Tücher beschreiben die Form einer liegenden 8 frontal in Schulterbreite. Die Tücher verlassen erst bei gestrecktem Arm die Hand. Säule - Die Tücher werden senkrecht nebeneinander hochgeworfen. Eine Hand wirft 2 Tücher, die andere 1 Tuch. Übungsformen: • Drei und mehr Abwürfe diagonal (Kaskade) • Säule mit Innenwurf und Außenwurf • Kaskade und Säule verbinden • Jedes Tuch wird halbiert und leicht verknotet, Kaskade und Säule mit schneller fliegenden Tüchern. Ø Weiterführende Wurfformen - Gestalten • Kaskade mit Partner in Gegenüberstellung, der Partner übernimmt • Tücherraub, auch mit Punkteverteilung • Kaskade mit Partner in Nebeneinanderstellung Ø Wurf- und Fangtechnik mit den Bällen erlernen Der Ball beschreibt die Form einer liegenden 8 frontal in Schulterbreite, wird mit halboffener Hand gefangen und bis knapp über Kopfhöhe abgeworfen Übungsformen: • Vertikal- und Diagonalwürfe mit einem Ball • Vertikal- und Diagonalwürfe mit zwei Bällen • Beginne den Abwurf im Wechsel re - li - li – re • Diagonalwurf (Kaskade) mit drei Bällen (halte den dritten Ball noch fest) • Diagonalwurf (Kaskade) mit drei Bällen • Steigerung der Anzahl der Abwürfe • Vertikalwurf (Säule) mit drei Bällen 4. Problemlösungsvorschläge 62 Problem: Lösung: • Drück die Ellbogen an die Hüften und wirf Der Abwurf erfolgt mit gestrecktem Arm. nur mit dem Unterarm und Handgelenk, oder stell dich vor eine Wand! • Eine Hand wirft nach vorne Stell dich dicht vor eine Wand oder geh beim Abwurf rw! Beginne den Abwurf mit der schwächeren Hand! • Die li Hand übergibt den Ball an die Sprich laut mit "werfen-werfen-fangen- re Hand, anstatt ihn zu werfen. fangen", oder beginne mit dem li Ball! • Die Hände greifen zum Fangen nach oben Drück die Ellbogen an die Hüften! • Ball Nr. 4 wird nicht abgeworfen. Konzentriere dich auf den vierten Abwurf und lass Ball Nr. 3 einfach fallen! • Die Bälle werden zu schnell hintereinander Sprich langsam mit und wirf die Bälle geworfen. etwas höher! 9.1.14 Rhönrad Wenngleich die Anschaffungskosten für ein Rhönrad relativ hoch sind, so würde sich eine Grundausstattung (drei Rhönräder unterschiedlicher Größe) doch lohnen. Einfache Pendel- und Rollübungen sind im Schulbereich einsetzbar. Der Rhönradverband bietet auch für Lehrer Einführungskurse an. 9.1.15 Ropeskipping Ropeskipping ist eine akrobatische Weiterentwicklung des traditionellen Seilspringens. Die Seile sind aus Kunststoff. Die Länge der Seile ist über die Farben zu unterscheiden. Die Farben sind von 63 Firma zu Firma unterschiedlich. Ropeskipping bedeutet Schulung der Ausdauer, Koordination, Sprunggewandtheit, Rhythmusfähigkeit. 1. Seile kennenlernen • Vorstellen der verschiedenen Seile (Ropes, Gliederseile, Langseile) • Individuelle Länge der Ropes ermitteln - hüftbreite Stellung auf dem Seil, die Griffe reichen unter die Achsel (Seile evtl. mit Knoten verkürzen) 2. Einführung • Paarweise im Kreis laufen - das letzte Paar springt über die Seile • Paarweise Seile ineinander verschlingen – führen, übersteigen , unterkriechen, blind führen • Dehnen und kräftigen in verschiedenen Ausgangsstellungen • Kreisaufstellung - eine Person dreht sich in der Mitte und schwingt ein Seil. Schüler springen darüber • Erläuterung der Arm- und Handhaltung • Springen mit Sagittalschlag neben der Hüfte 3. Grundsprünge am Ort • Einfachdurchschlag vw mit Doppelhupf (langsame Seilführung) • Einfachdurchschlag vw mit Einfachhupf • Rhythmisieren - 4x Doppelhupf - 4x Einfachhupf • Schleuderhüpfer • Laufschritt am Ort - re und li mit Übergang • Skippings 64 • Einfachdurchschlag rw mit Doppelhupf (langsame Seilführung) • Einfachdurchschlag rw mit Einfachhupf • Rhythmisieren - 4x Doppelhupf - 4x Einfachhupf • Wechsel von Seildurchschlag vw zum Seildurchschlag rw • Rhythmisieren - 4x Seildurchlag vw - 1/2 Drehung - 4x Seildurchlag rw - 1/2 Drehung 4. Tricks mit den Füßen • von Seite zu Seite • vorwärts – rückwärts • Grundsprung – Knieheben im Wechsel • Ausfallschritt • Kreuzsprung • Charly Chaplin 65 5. Geschicklichkeitsübungen • mit einer Hand Schwung holen - einen Griff lösen – anziehen und fangen • Achterkreis (horizontal) mit Hüpfen über das Seil • Ein- und Aussteigen („Sofiamädchen“) • Frontalschwung und abwechselnd li und re Bein heben • Seil werfen und fangen • Seil um die Hüfte führen und Körper drehen. • Über das Seil hüpfen vw und rw - Seil geviertelt • Grundsprung mit Doppeldurchschlag • Kreuzschlag • Radschlagen • Handstand 5. Sprünge in der Fortbewegung • Schleuderhüpfer in der Fortbewegung • Galopplaufen mit Seildurchschlag vw - langsames Laufen • Laufen mit Seildurchschlag vw - schnelles Laufen • Seitgalopp • Kombination - 4x Seitgalopp re - 4x Hüpfen am Ort – 4x Seitgalopp li - 4x Hüpfen am Ort 66 6. Partnersprünge mit dem Gliederseil • Grundsprung (Doppelhupf) zusammen gegenüber, hintereinander – auch mit Seiltausch • w.o. als Visitor – d.h. reinspringen – zusammen – rausspringen • Visitor mit 5 Personen nebeneinander – der Seilschläger bewegt sich seitwärts und besucht die Freunde • Grundsprung nebeneinander • Grundsprung nebeneinander – einer vw, einer rückwärts • einer im Seil dreht sich hinein und hinaus, der andere bleibt draußen • Zweier-Kette mit 2 Seilen 7. Langseil • Durchlaufen gegen die Laufrichtung alleine, zu zweit • Durchlaufen in Laufrichtung alleine, zu zweit • Durchlaufen - ein Seil in Laufrichtung - eins gegen die Laufrichtung - eins in Laufrichtung alleine, zu zweit • w.o. mit zwei, drei Langseilen • Hüpfen im Langseil aus der Ruheposition - alleine, zu zweit, zu dritt und viert • Hüpfen im Langseil aus dem Einlaufen - alleine, zu zweit • Seilspringen im Langseil • Kennenlernen des Double Dutch-Schwingens • Hüpfen im Double Dutch 67 Literaturverzeichnis Altenberger, H., Stillger, K.: Didaktische Aspekte des Medieneinsatzes im Sportunterricht. Fritzlar 1986. Borrmann, G.: Gerätturnen. Berlin 1978. Czoske, H.: Das Training des jugendlichen Turners. Schorndorf 1975. Dieckert, J., Koch, K.: Methodische Übungsreihen im Gerätturnen. Schorndorf 1993. Dietrich, W.: Intensivierung des Turnunterrichts durch Zusatzaufgaben, Berlin 1964. Eidgenössischer Turnverein: Kunstturnen, Technik – Methodik. Schweiz 1976 Fetz, F.: Bewegungslehre der Leibesübungen. 1972 Gerling, I.: Basisbuch Gerätturnen für alle. Aachen 1999. Gerling, I.: Gerätturnen für Fortgeschrittene. Band 1 Boden und Schwebebalken. Aachen 2002. Göhner, U.: Bewegungsanalysen im Sport, Schorndorf 1979. Herwanger, H., Geiger, U.: Turnpraxis in der Schule. Stuttgart 1980. Knirsch, K., Minnich, M.: Gerätturnen mit Mädchen und Frauen. Kirchentellinsfurt 1996. Knirsch, K.: Gerätturnen mit Kindern. Stuttgart 1981. Knirsch, K.: Lehrbuch des Gerät- und Kunstturnens. Böblingen 1983. Koch, K., Timmermann, H.: Vom Steigen und Balancieren zum Turnen am Schwebebalken. Landessportbund Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Weibliches Kunstturnen. Wiebelsheim 1999. Marktscheffel, M.: Kinderturnen – Übungslandschaften. Aachen 2000. Rieling, K.: Gerätübungen. Berlin 1971. Riesz-Hernelius, M.: Ropeskipping. Linköping. Schiefle, H.: Anreizmotivation als didaktisches Prinzip. In: Westermanns Pädagogische Beiträge 27, 1975. Schwerdtner, Hamm: Sport und Sportmedizin Kunstturnen. Erlangen 1985. Schwope, F.: Theorie und Praxis des Turnens. Giessen / Lollar 1975. Söll, H.: Biomechanik in der Sportpraxis. Stuttgart 1975. Stillger, K.: Intensivierung im Gerätturnen. In: Sport Praxis Nr. 5 und 6 1988, Nr. 1 1989. Trebels, A. (Hrsg.): Spielen und Bewegen an Geräten. Reinbek 1983. Ukran, M.: Methodik des Turntrainings. Stuttgart 1975.