lavinia biagiotti - Lufthansa Magazin
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lavinia biagiotti - Lufthansa Magazin
The Taste of the City auf 76 Seiten LAVINIA BIAGIOTTI MEIN ROM Einkaufen, Essen und Entdeckungen: Die Mode-Designerin zeigt die ganze Schönheit ihrer Heimatstadt 04/11 lufthansa.com Editorial ©2011 Ebel - www.ebel.com - Tel : 0800 22 84 144 - Ref 1216035-1216033 Lavinia Biagiotti Mein Rom Lavinia Biagiotti 33, Modedesignerin Sie ist ein Energiebündel und die Erbin eines Mode- und BeautyImperiums. Lavinia Biagiotti zählt zu denen, die lieber mit anpacken als ihr Erbe auszugeben. Mit 18 Jahren bereits stieg sie in die Firma ihrer Mutter Laura ein, kurz nachdem ihr Vater, der Vorstandsvorsitzende, verstorben war. Das Geschäft lernte sie von der Pike auf, selbst fürs Kopieren und Kaffeekochen war sie sich nicht zu schade. Heute leitet sie gemeinsam mit ihrer Mutter das Unternehmen. Erfolgreich war Lavinia vor allem mit den Line-Extensions der Marke: Sonnenbrillen, Taschen, Schuhe, Schmuck. Einer der verlässlichsten Bestseller ist und bleibt aber das Parfüm „Roma“, das vor 15 Jahren auf den Markt gekommen ist und nach „Chanel No. 5“ als der meistverkaufte Duft weltweit gilt. Eine gute Bekannte, die einem die Stadt, in der man gerade ist, von einer anderen Seite zeigt? Sie, wenn auch nur für kurze Zeit, zu einem neuen Zuhause macht? Jemand, der selber weiß, wie es ist, viel unterwegs zu sein – und was man sich am Abend nach einem langen Tag wünscht? Von nun an stellt Ihnen in jeder Ausgabe von Lufthansa Woman’s World eine prominente und erfolgreiche Frau „ihre“ Stadt vor. Und nimmt Sie mit an Orte, die Sie so noch nicht gesehen haben. Den Anfang macht Lavinia Biagiotti: Modedesignerin, Business-Frau und durch und durch Römerin. Sie wird Ihnen einen kleinen Vintage-Laden zeigen, wo sie ihre geliebten Handtaschen kauft. Und den Concept Store mit den schönsten Büchern. Wo man die beste Pasta in Rom bekommt? Auch das verrät sie Ihnen. Dazu sehen Sie in dieser Ausgabe die Stadt am Tiber von ihrer modernen Seite, jagen alten Legenden hinterher und lernen den römischsten Platz der ganzen Stadt kennen. Viel Spaß dabei! A presto! Bis bald. Fotos: Gerald Bruneau, dpa Picture-Alliance DIE NEUE EBEL BRASILIA Liebe Leserin, wie oft waren Sie schon unterwegs und haben sich jemanden gewünscht, der die guten Tipps parat hat? Die leckersten Restaurants kennt? Die nettesten Läden und die besonderen Ecken, die kein Reiseführer erwähnt? Lufthansa woman’s world 4/2011 3 Inhalt 4/2011 Wie man lebt Was man trägt Worüber man spricht 8 Lavinias Rom Einkaufen, essen, entdecken: Modedesignerin Lavinia Biagiotti führt uns zu den schönsten Ecken Roms 26 Mode Streetstyle-Blogger Francesco Vezzola hat den Look der Römerinnen eingefangen 38 Leute Schauspieler, Regisseure, Sänger – die berühmtesten Kinder Roms 20 Interview Lavinia Biagiotti über Lieblingsdinge, schlaflose Nächte und ih ihre Kindheit auf dem Schloss 46 Wohnen Wohn Famoses italienisches Design, das unser u Leben schöner macht 32 Accessoires Taschen, bei denen selbst Expertinnen neidisch werden 48 Film Heimat der glamourösen Legenden: die italienische Traumfabrik Cinecittà 34 Mode Armani, Diesel, Prada & Co.: eine italienische Packliste für den Urlaub 66 Multikulti Integration ist für Römer beides, Gegenwart und Geschichte – hier wird sie schon seit Jahrhunderten gelebt 36 Parfüm Von Capri bis zur Riviera: So fantastisch duftet Italien 74 Abschied Taxifahrer Emiliano hat das letzte Wort in Sachen Rom 42 Handschuhe Giorgio Sermoneta fertigt die schönsten Handschuhe Roms Wohin man geht 54 Essen Wie man Mozzarella zum leckeren Liebling der Massen macht 4 58 Architektur Roms neues Gesicht: spektakuläre moderne Bauwerke, die Rom von ungewohnten Seiten zeigen 72 Karte Alle unsere Tipps und Adressen auf einen Blick Lufthansa woman’s world 4/2011 Fotos: Iwan Baan, Francesco Vezzola, PR München, Amiraplatz 3 – tel. +49 89 24210030 – Wien, Rauhensteingasse 4 – tel. +43 1 5135556 – www.missoni.com Lavinia Biagiotti Mein Rom LAVIVA macht doppelt glücklich! 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Aber man sollte besser Sneakers tragen, denn sie ist so schnell unterwegs, wie sie redet 9 Fotos: Gerald Bruneau, Fratelli Alinari/Interfoto Wie man lebt Lavinia Biagiottis Rom 10 Lufthansa woman’s world 4/2011 Fragt man Lavinia Biagiotti nach ihren Lieblingsplätzen, dann sprudelt es aus ihr heraus: die Piazza San Lorenzo in Lucina, die Piazza di Spagna und auf jeden Fall die Villa Borghese mit der famosen Galerie (links), dort ndet sie alte Architektur und Kunst zum Eintauchen. Zum Shoppen geht Lavinia in die Via Condotti, Roms teuerste Einkaufsstraße, wo sie, mit großartigem Blick über die Dächer Roms, auch wohnt 11 [6] Wie man lebt Lavinia Biagiottis Rom - [7] olgen Sie mal einer temperamentvollen Italienerin durch Rom! Und das über Kopfsteinpflaster! Modemacherin Lavinia Biagiotti eilt trotz High Heels schnellen Schrittes voran. Zum Glück wird sie zwischendurch von Einheimischen gestoppt. „Ciao Lavinia, come stai?“ Wie geht’s denn so? Man kennt sie eben. Ein kurzes gestenreiches Palaver, weiter geht’s. In die Via del Boschetto. In diese malerische Gasse verirren sich Rom-Besucher äußerst selten. Höchstens passionierte Votivtafelforscher, um an der Hauswand von Nummer 124 ein zartes Bildnis der Madonna del Carmine zu bewundern. Lavinia Biagiotti zieht es jedoch ein paar Häuser weiter in ihr Lieblingsgeschäft. Es liegt hinter einer von Immergrün umrankten Fassade in Nummer 77/a. In seinem magischen Raum hortet Antiquar Claudio Piccioni Lampen, Tier figuren aus Keramik oder Porzellan und Objekte aus Muranoglas. Auf die hat es Lavinia Biagiotti abgesehen, vorausgesetzt, sie sind grün. Dann und nur dann haben sie die Chance, in ihre Sammlung auf dem heimischen Wohnzimmertisch aufgenommen zu werden. [2] [8] [9] [1] [5] Fotos: Gerald Bruneau ( 3), Steffen Jänicke, Alamy/Mauritius, PR [3] [4] 12 Lufthansa woman’s world 4/2011 [10] Sind Sie in unwiderstehlicher Shopping-Stimmung? Wo man in Rom am besten einkaufen kann: [1] Gestartet wird im Zentrum an der Piazza Vittorio Emanuele II. Dort stärken Sie sich mit einem schnellen Espresso – und dann geht es weiter … [2] … und zwar am besten in die Via Condotti, Roms teuerste Einkaufsstraße. Im Store von Salvatore Ferragamo nden Sie das geblümte Tuch für die nötige Portion Frühlingsgefühle [3] Nur ein paar Türen weiter können Sie dem Bulgari-Charme erliegen. Dort müssen Sie sich womöglich entscheiden: zwischen dieser Tasche oder edel funkelnden Klunkern [4] Der Schuh, natürlich mit hoher Hacke, um den Römerinnen Konkurrenz machen zu können, steht (noch) bei Max Mara [5] Wo Sie nun gerade in Roms luxuriöser Einkaufsmeile sind, dann probieren Sie doch gleich die Winter-Outts bei Giorgio Armani an [6] Schmuck kauft Lavinia am liebsten bei Fabio Piccione in der Via del Boschetto. Ihre Mutter Laura sammelt große Broschen in Form von Fächern und Tieren [7] Außerdem gibt es bei Fabio Vintage vom Feinsten. Lavinia hat es auf alte Designer-Taschen abgesehen [8] Lampen, Schmuckkästen, Tierguren aus Keramik oder Porzellan: Bei Claudio Piccione kaufen Lavinia und ihre Mutter Laura gern Geschenke für Freunde und Mitarbeiter [9] „Estile“ – der Laden mit Stil – ist Roms erster Concept Store. „Er ist atypisch für Rom“, sagt Besitzer Pino Vastarella, „denn er ist nicht italienisch oder gar römisch, sondern europäisch“ [10] Einmal die Tüten abstellen und ausruhen: Lavinia gönnt sich ruhige fünf Minuten auf der Kapitol-Treppe. Sie wurde 1536 von Michelangelo entworfen, Lavinia und ihre Mutter setzen sich für die Restaurierung der Treppe ein 13 Fotos: Gerald Bruneau Wie man lebt Lavinia Biagiottis Rom 14 Lufthansa woman’s world 4/2011 „Ich liebe es, Rom zu entdecken“, sagt Lavinia Biagiotti. Manchmal spielt sie selber Touristin, hält es wie die zehn Millionen Besucher, die jährlich nach Rom fahren, um den Petersdom, die Spanische Treppe (dieses Bild) und den Trevi-Brunnen zu bestaunen. Sie klemmt sich dann einen klassischen Reiseführer unter den Arm und erkundet mit ihren Freunden die ewig neue Stadt – immer wieder 15 Wie man lebt Lavinia Biagiottis Rom [1] Wenn sie nun schon in dieser Gegend der Stadt ist, kommt Lavinia auch an Nummer 148 nicht vorbei. Noch ein Laden zum Stöbern. Er gehört Claudios Bruder Fabio. Der verkauft jede Menge üppigen Modeschmuck aus vergangenen Zeiten, eine wahre Schatzhöhle ist das. Hier stöbert Lavinia häufig alte Broschen in Form von Fächern und Tieren auf, die ihre Mutter Laura so sehr liebt. Der ideale Vorwand, Fabio ganz nebenbei zu fragen, ob er vielleicht eine neue Vintage-Handtasche von einem seiner Flohmarkt-Besuche mitgebracht hat? Gekauft. „Ich bin ein heavy shopper“, sagt Lavinia Biagiotti und lacht. [4] [5] [3] [2] [6] In Rom ist sie immer unter Freunden. Einheimische sprechen sie häug auf der Straße an und fragen, wie es denn heute so geht 16 Fotos: Gerald Bruneau, Steffen Jänicke, Franco Origlia/ Getty Images, Peo Vertamy, PR Woher sie solch kleine, ausgefallene Läden kennt? Das sei doch selbstverständlich, „ich bin Römerin in der dritten Generation!“, betont sie. Schon begrüßt sie der nächste Bekannte, und Lavinia setzt erklärend hinzu: „Man fühlt sich in Rom nie einsam. In Rom bin ich immer unter Freunden.“ Raus aus dem Getümmel. Angenehme Ruhe herrscht bei Estile, Roms erstem Concept Store in der Via Chiana. Der Architekt und Stilist Pino Vastarella eröffnete ihn vor vier Jahren. Lavinia Biagiotti gehörte Lufthansa woman’s world 4/2011 [7] [8] Die gute Küche gehört zu Rom wie der Papst zum Vatikan. Cafés und Restaurants, die mindestens einen Besuch wert sind: [1] Die leckerste Schokolade? Für Lavinia Biagiotti gibt es nur eine, nämlich die der kleinen Manufaktur Said in der Via Tiburtina 135 [2] Die Manufaktur liegt mitten in San Lorenzo. Zurücklehnen, chillen und genießen, rät die Expertin [3] Bei einem kleinen Verdauungsspaziergang vorbei an dem Markt an der Via Mario de’ Fiori wird Platz für mehr geschaffen [4] Denn was noch fehlt, ist: Eis. Lavinia Biagiotti geht für eine leckere Kugel am liebsten ins Caffè Ciampini an der Piazza San Lorenzo in Lucina [5] Nur manchmal tauscht sie das Maroneneis dort gegen einen frisch gepressten Orangensaft. Schmeckt auch – und lässt etwas Raum für die vielen anderen Leckereien, die Rom zu bieten hat [6] Etwa die Tramezzini mit Schinken, ein deftiger Snack, den man in Rom an fast jeder Straßenecke bekommt [7] Eine exzellente Pasta genießt man bei Fillipo La Mantia. Er ist der Chefkoch im Restaurant des Hotel Majestic [8] Mindestens genauso gut kocht laut Signora Biagiotti nur noch einer: Alessandro Stefoni im Il Palazzetto. Wie praktisch, dass sein Restaurant nur ein paar Schritte von Lavinias Stadtwohnung entfernt liegt 17 Wie man lebt Lavinia Biagiottis Rom > [1] von Beginn an zu seinen Kundinnen. Vastarellas einmalige Auswahl an technischen und zukunftsweisenden Look- und Fashionbüchern bietet eine wahre Fundgrube für sie. Hinzu kommt eine unschätzbare Marginalie: Beim Durchblättern der Magazine gibt es Espresso, natürlich gratis. [2] Sie liebt all diese Terrassen und Plätze in der Stadt. Den Fluss, die vielen Brunnen – eine schöne Stadt, wohin man auch schaut, ndet die überzeugte Römerin 18 [3] [4] [1] Store-Managerin Vittoria Izzi ist seit Jahren die gute Seele im Hauptgeschäft von Laura Biagiotti in der Via Mario de’ Fiori [2] Viel Kaschmir und Weiß dominieren den Laden, der schon fast zu Lavinias zweitem Zuhause geworden ist [3] Lavinia Biagiotti versteht sich als überzeugte Tochter der Stadt. Und wie es sich für eine echte Römerin gehört, erreicht sie auch auf High Heels ein erstaunliches Tempo [4] Das „B“ steht für Biagiotti, den Konzern, dessen Leitung Lavinia nach und nach von ihrer Mutter übernimmt. Tasche, Sonnenbrille und Pumps finden Sie im Laden in der Via Mario de’ Fiori Lufthansa woman’s world 4/2011 0DVDR<DPDPRWRIRU Fotos: Gerald Bruneau (3), PR Sie wäre keine echte Italienerin, würde sie ihre Stadtbummel nicht ohnehin mit kulinarischen Genüssen aufpeppen. An den gelati im Caffè Ciampini an der Piazza San Lorenzo in Lucina kommt sie nur schwer vorbei. Ihre Lieblingssorten? „Maroneneis und die kleinen Tartufi.“ Beides verkneift sie sich heute aber und bestellt eisern frisch gepressten Orangensaft, weil abends noch ein ausgiebiges Essen mit Freunden auf dem Plan steht. Da fällt sie dann wohl wieder im La Mantia ein, dem Restaurant des Hotel Majestic, wo Chefkoch Filippo La Mantia die Pasta so köstlich zubereitet. Vielleicht geht es aber auch zu Alessandro Stefoni ins Il Palazzetto. Das Restaurant liegt oberhalb der Spanischen Treppe und bietet zwei große Vorteile: erstens das Step-Training über 138 Stufen nach oben, zweitens den traumhaften Blick über die Stadt. Andererseits ist auch die Pasta von Filippo ein Traum. Mamma mia – welch schwere Entscheidung! www.woolrich.it - shop online woolrich.wpstore.com Wie sie lebt Lavinia Biagiotti Interview Angelika Ricard-Wolf Mit gerade 18 Jahren stieg sie ins Familienunternehmen ein, das war kurz nach dem Tod ihres Vaters. Mit 33 hält Lavinia Biagiotti das Mode-Imperium geschickt auf Erfolgskurs – ein Gespräch über schlaflose Nächte, Lieblingsdinge und ihre Heimat Rom + ie Via Condotti ist Roms eleganteste Einkaufsstraße. Sie führt direkt auf die Spanische Treppe zu. In einem der alten herrschaftlichen Häuser wohnt Lavinia Biagiotti. Ihr weiträumiges Appartement zieht sich über zwei Etagen im vierten und fünften Stock, hoch über den Luxusgeschäften. Hier sitzt sie, entspannt, mit diesem großen breiten Lächeln, und blickt mit uns über die Dächer Roms. Fotos: Gerald Bruneau Lavinia Biagiotti kam an einem Tag zur Welt, an dem eine Schau ihrer Mutter Laura stattnden sollte – sie wurde also ins Modebusiness hineingeboren, in jedem Sinn des Wortes. Trotzdem wollte sie später Medizin studieren, genauso wie ihr Vater Gianni Cigna. Doch nach seinem Tod entschied sie sich, ihre Mutter auch in geschäftlichen Dingen zu unterstützen. Ihr Vater war Vorstandsvorsitzender gewesen, sie wollte die Lücke füllen, die er hinterließ. Seither managt sie an der Seite ihrer Mutter einen der größten Mode- und Beautykonzerne Italiens 20 >LUUPJO TVYNLUZ H\MZ[LOL JOLJRLPJO HSZ,YZ[LZ KPL(R[PLUR\YZL Lufthansa woman’s world 4/2011 Weshalb ist Rom für Sie die schönste Stadt der Welt? Wie viel Zeit habe ich, um alle Gründe aufzuzählen? (lacht) Ich bin hier geboren, wie schon meine Mutter und Großmutter, also Römerin in dritter Generation. Tradition und Innovation verbinden sich hier wie nirgendwo sonst in der Welt. Man braucht nur eine Säule zu berühren oder das Fenster zu öff- nen, und man spürt und sieht die Größe dieser Stadt, ihre Geschichte und ihre unglaubliche Energie. Irgendetwas muss es doch geben, was Sie an Rom stört? Vielleicht der Verkehr? Oder die Touristen? Der Verkehr ist definitiv ein Horror. Die Touristen stören mich nicht. So viele sind es doch gar nicht. Jedenfalls nicht im Vergleich zu Venedig. Klar, auch Rom ist nicht perfekt. Aber wer ist das schon? Stört einen doch nicht, wenn man in jemanden verliebt ist, oder? Mein Herz schlägt jedenfalls immer schneller, wenn ich von einer meiner vielen Reisen komme und wieder hier lande. Wie gut kennen Sie Ihre Heimatstadt? Vor ein paar Jahren wurde mir bewusst, dass ich praktisch blind durch Berlin gehen kann und New York wie meine Westentasche kenne. Ich dachte: Meine Güte, und was ist mit Rom? Da gibt es ganz 21 0JOOH[[L (UNZ[-LOSLY a\THJOLU (SZVOHIL PJOOpY[LY NLHYILP[L[HSZ KPLHUKLYLU viele Dinge, von denen du überhaupt keine Ahnung hast. Was haben Sie dagegen unternommen? Praktisch jeden Sonntag im Winter spiele ich für meinen Verlobten Francesco und ein paar Freunde den Fremdenführer. Fehlt nur noch, dass ich einen Schirm dabei hochhalte, wenn ich mit dem Baedeker unterm Arm vorauslaufe. Wir besuchen historische Stätten, Ausstellungen, Museen, Flohmärkte, alles zu Fuß. Anschließend koche ich hier in meiner Wohnung für alle, oder wir gehen zum Brunch. Aufgewachsen sind Sie etwa 20 Kilometer außerhalb von Rom im Castello Marco Simone. Wie fühlt man sich, wenn man als kleines Mädchen in einem großen Schloss wohnt? Jedes Mädchen möchte doch mal Prinzessin sein (lacht). Kleider habe ich nur zu be22 sonderen Anlässen getragen. Sonst war ich in Jeans unterwegs, denn ich war eher jungenhaft. Ich hatte jede Menge Tiere, Hühner, Ziegen, Katzen, Hunde. Die Ziegen habe ich dressiert, sie liefen mir nach wie ein Hund. Außerdem habe ich Fußball gespielt. Ich bin ein Fußballfan, immer noch. Weshalb sind Sie in das Familienunternehmen eingestiegen? Mein Vater starb sehr früh. Ich wollte meine Mutter unterstützen. Also trat ich als Teenager mit 18 Jahren in die Firma ein. Am Anfang war es schwer. Ich hatte Angst, Fehler zu machen. Also habe ich härter gearbeitet als die anderen. Gerade weil ich die Tochter von Laura Biagiotti war, aber als Lavinia anerkannt werden wollte. Sie sind erst 33 Jahre alt und bestimmen maßgeblich den Kurs der Firma. Wie groß ist die Belastung? nox | Design Jacob Strobel 11LWW_04 Wie sie lebt Lavinia Biagiotti Die Produktionszeit unserer Möbel beträgt 85 Jahre. Die ersten 84 davon finden im Wald statt. Im nox Bett befindet sich so viel Metall wie in einem Laubbaum: nämlich keins. It’s a tree story. Manchmal kann ich nicht schlafen, weil ich so viel Verantwortung trage. Wir bringen 35 verschiedene Kollektionen heraus. Damenund Kindermode, Dessous, Heimtextilien, Interior-Objekte. Dann die zahlreichen Lizenzen, zum Beispiel für Accessoires. Tausende von Menschen sind mehr oder weniger von meinen Entscheidungen abhängig. Als ich noch jünger war, war ich nicht entschlossen genug. Aber jetzt bin ich stark. Ich weiß, wie ich mich der Verantwortung stellen muss. Gebt mir ein Problem, und ich löse es! Welchen Teil Ihrer Arbeit mögen Sie am liebsten? Ganz klar den kreativen Part. Die Entwicklung neuer Parfüms macht mir besonderen Spaß. Da muss man Gefühle einkleiden. Etwas zum Anziehen zu entwerfen ist einfacher und geht schneller. Für einen Duft braucht man Jahre. Lufthansa woman’s world 4/2011 www.team7.at Wie sie lebt Lavinia Biagiotti (SZ-HTPSPLU \U[LYULOTLU ZPUK^PYZV ^LUKPN^PLLPU 2SLPU^HNLU 24 dem Meer. Große Straßenkreuzer respektive Luxusdampfer können nicht so schnell navigieren. Und es gibt in diesem Metier eine Menge Engpässe, auch verdammt viele Eisberge. Als Chefin eines Modeunternehmens können Sie Ihre Kleider ständig gegen die der neuesten Kollektion austauschen. Tun Sie es? Ein paar schon. Weil ich damit die aktuelle Kollektion repräsentieren muss. Es fällt mir aber sehr schwer, den Kleiderschrank auszumisten. Ich habe eine ganze Reihe Klamotten, etwa 20 Stück, die nenne ich „meine besten Freunde“. Die trage ich seit 15 und mehr Jahren. Das ist nicht Ihr Ernst! Doch! Der Oldie in dieser Sammlung ist ein grauer Kaschmir-Sweater. Der ist bestimmt 20 Jahre alt und immer noch prima in Schuss. Ich wasche ihn mit Babyshampoo. Er begleitet mich auf allen Reisen, egal ob es nach Moskau, Miami oder Kairo geht. Jede Frau braucht solche „Meisterstücke“, wie ich sie nenne, die zeitlos sind und die man mit ein paar Accessoires immer neu modisch aufpeppen kann. Was sollte die Vielfliegerin einpacken, um nach einem langen Flug knitterfreie Outfits aus dem Koffer zu holen? Strick, Strick, Strick. Das sage ich jetzt nicht, weil man meine Mutter „Königin des Kaschmir“ nennt. Tatsache ist, dass der pflegliche Umgang mit Materialien wie Leinen, Baumwolle oder Seide sehr aufwendig ist. Strickwaren brauchen allenfalls ein wenig Dampf – dann sehen sie wieder top aus. Und sie lassen sich klein zusammenlegen. Was brauchen Sie sonst? Nur zu Hause kann man mit allen Farben spielen. Für unterwegs sollten zwei, maximal drei verschiedene Farben die Kleiderauswahl bestimmen, sonst wird es verwirrend. Man steht vor dem Koffer und weiß nicht mehr, wie man die Sachen jetzt gut kombinieren soll. Schwarz ist eine tolle Farbe. Aber sie macht das Gesicht leicht alt. Farbige Accessoires um den Hals heben das wieder auf. Haben Sie einen Spitznamen? Einen? Ich habe ganz viele! Kaum jemand sagt Lavinia zu mir. Meine Mutter nennt mich Vini. Unter Freunden heiße ich Lavi. Und dann nennt man mich noch „Partygirl“. Ich liebe es, Feiern für andere zu planen. Was haben Sie zuletzt ausgeheckt? Ich habe meiner Mutter, sie wurde im August 68, ein Fest ausgerichtet. Geschenkt habe ich ihr eine selbst gemachte Wohnzeitschrift, mit Fotos aus unseren Appartements und Interviews mit den Menschen, die dort für uns arbeiten. Zwei Wochen habe ich daran gebastelt. Geschenke müssen nicht teuer sein. Hauptsache, sie überraschen. Lufthansa woman’s world 4/2011 Modèle déposé Wie hat sich das Modebusiness in den vergangenen Jahren verändert? Früher gab es den Kreativen, der die Marke machte, und jemanden im Hintergrund, der sich um die Bilanzen kümmerte. Die Bereiche Fashion und Finanzen hatten nur das große F am Anfang gemeinsam. Heute nimmt das Finanzielle in unserem Metier immer mehr Raum ein. Wenn ich morgens aufstehe, checke ich als Erstes die Aktienkurse an den internationalen Börsen, um auf dem Laufenden zu sein. Über den Tag muss man das in viele Einzelentscheidungen miteinbeziehen. Wie schaffen Sie es, als Familienunternehmen in den Zeiten der Heuschrecken unabhängig zu bleiben? Das ist unser großer Luxus. Meiner Mutter und mir gehören 100 Prozent der Firma. Wir treffen uns jeden Morgen auf einen Cappuccino und besprechen unsere Aufgaben. Die Kommunikation hat einen ganz kurzen Weg, wir können schnell entscheiden und reagieren. Das Problem großer Unternehmen ist, dass sie langfristig Pläne und Strategien entwickeln. Dann macht ihnen der Aktienkurs einen Strich durch die Rechnung. Sie können aus ihren Konzepten nur noch kleine Papierflugzeuge basteln – mehr nicht. Als überschaubares Familienunternehmen sind wir so wendig wie ein Kleinwagen im Stadtverkehr. Oder wie ein Schnellboot auf P u r e l u x u r y. S i n c e 1 9 2 1. The Classic Collection. Ring Happy Blue: Tahiti cultured pearl, rose gold with diamonds. www.schoeffel-pearl.com Was man trägt Streetstyle Rom von seiner schönsten Seite Clarissa Claretti, Den Römerinnen sagt man nach, sie seien wirklich gut angezogen. Streetstyle-Blogger Francesco Vezzola hat den Look der Straße eingefangen Wo: 33, Rechtsanwältin Via Urbana Auf dem Weg: In eine Bar, um einen Aperitif mit einem Freund zu trinken Sie trägt: Rock und Shirt von Il Galeone. Die Schuhe hat sie aus einem Outlet. Die Tasche ist von Fendi, ein Geschenk. Valentina Pascucci, 29, Dekorateurin Wo: Via degli Zingari Auf dem Weg: Il Galeone Piazza XX Settembre 43, 62012 Civitanova Marche Zur Arbeit Sie trägt: Fendi Palazzo Fendi, Largo Carlo Goldoni 419-421, 00187 Rom Tel. +39-06/33 45 01 fendi.com Die Tasche ist von Louis Vuitton. Der Rest von American Apparel, ihrem Arbeitgeber. American Apparel Via dei Serpenti 155, 00184 Rom Tel. +39-06/48 98 67 37 americanapparel.net 26 Lufthansa woman’s world 4/2011 27 Was man trägt Streetstyle Melodie, 30, Künstlerin Wo: Corso Vittorio Emanuele II Auf dem Weg: In ihre Galerie Sie trägt: Einen Jumpsuit und einen Gürtel, die sie bei Ebay ersteigert hat. Die Tasche ist von American Apparel aus Paris und die Schuhe von „irgendeinem Flohmarkt“. American Apparel Via dei Serpenti 155, 00184 Rom, Tel. +39-06/48 98 67 37 americanapparel.net Laura Guercio, 41, Rechtsanwältin Wo: Via dei Prefetti Auf dem Weg: Ins Zentrum Sie trägt: Das Kleid ist von Mila Schön, ein Schnäppchen für zehn Euro im MAS, einem großen Kaufhaus direkt bei der Piazza Vittorio. Die Tasche ist von H & M. MAS Via dello Statuto 11, 00185 Rom, Tel. +39-06/446 80 78 magazziniallostatuto.com H& M Via del Corso 511/512, 00187 Rom, Tel. +39-06/320 39 24 hm.com 28 29 ANZEIGE Your body, your soul, your rituals Was man trägt Streetstyle Das Glück liegt oft im Detail Leila Testa, 28, Modedesignerin Wo: Via dei Serpenti Auf dem Weg: Nach Hause Sie trägt: Vintage-Schuhe aus dem Secondhand-Shop Pifebo. Das Kleid ist von Le Nou, ihrem eigenen Label. Die Fendi-Tasche hat sie aus dem Kleiderschrank ihrer Mutter. Die Brille von einem Markt in Monti. Pifebo Via dei Serpenti 141, 00184 Rom Tel. +39-06/89 0 1 52 04 Reisen mit Stil Die Augen schließen, durchatmen und sich auf der ganzen Welt zu Hause fühlen: Dank des Travel-Sprays in edler Holz-Hülle muss auch unterwegs niemand auf seinen Lieblingsduft verzichten. Le Nou www.facebook.com/ekdilenou Er ist einer der besten und bekanntesten Streetstyle-Blogger Europas: Francesco Vezzola pendelt als Fotograf zwischen Mailand und Wien. Sein Markenzeichen ist der Schnurrbart. Den hegt und pegt er, auch wenn die Leute manchmal etwas skeptisch gucken, wenn er mit Bart und Kamera forsch auf sie zugeht, um das nächste Bild für seinen Blog PIMPUMPAM zu schießen. Eugenia Barbati, 32, Stylistin Neu: Kostbares Mineralien-Make-up Wo: Via del Boschetto Auf dem Weg: Zur Arbeit Sie trägt: Oberteil von Le Nou, Jeans von H & M, die Sandalen sind von Miu Miu. Miu Miu Via del Babuino 91, 00187 Rom, Tel. +39-06/36 00 48 84 miumiu.com 30 Set aus Eau de Parfum und Holz-Hülle � 24,90 Fotos: Francesco Vezzola (6), Daniel Gebhart de Koekkoek Francesco Vezzola francescovezzola.com pimpumpam.blogspot.com Schon im alten Ägypten wurden wertvolle Mineralien und Edelsteine wie Saphir und Rubin zu Kosmetik verarbeitet. Auch diese Rituals-Kollektion glänzt damit und wurde bei der Grammy- und der Oscar-Verleihung verwendet. Sunglow – Glanzkompaktpuder für Wangen & Augen � 24,90 Stress beim Christmas-Shopping? 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Shops in der Nähe fi nden oder gemütlich von zu Hause aus bestellen: www.rituals.com Was man trägt Accessoires So schön, so praktisch, so gut Es sind ja oft die kleinen Dinge, mit denen man große Wirkung erzielen kann: Taschen, bei denen selbst Römerinnen neidisch blicken werden [1] Handtasche aus Kuhfell und Kalbsleder von Salvatore Ferragamo für 1650 Euro [2] Lack-Clutch von Max Mara für ca. 200 Euro [3] Clutch von Patrizia Pepe aus Nappa-Kalbsleder mit handgearbeitetem Insekt aus Kunstharz für ca. 285 Euro [4] Der Vanitas-Bag von Versace aus gestepptem Kalbsleder, ca. 1680 Euro [5] Rote Wildledertasche von Miu Miu für 1250 Euro [6] Die Clutch von Salvatore Ferragamo kostet 1750 Euro [7] Mini-Clutch von Giorgio Armani für 585 Euro [8] Die Appaloosa-Tasche von Furla kostet 255 Euro [9] iPad-Case aus Kalbsleder mit Kroko-Print von Miu Miu für 350 Euro [10] Die Serpenti-Box-Clutch von Bulgari gibt es für 3500 Euro [11] Die Nietentasche von Diesel kostet 260 Euro [12] Wildledertasche von Prada, 745 Euro [12]b [1]b [2]b [11]b [10]b [3]b [9]b [4]b [6]b [8]b [7]b Fotos: PR [5]b 32 Was man trägt Mode Eine Frage des Stils Giorgio Armani, Miuccia Prada und Renzo Rosso von Diesel haben ein Händchen für schöne Dinge – eine italienische Packliste für Ihren Urlaub [1] Sonnenbrille von Emporio Armani für 149 Euro [2] Die Handschuhe von Giorgio Armani kosten 60 Euro [3] Paillettenkleid von Diesel für 250 Euro [4] Wildleder-Pumps von Miu Miu für 490 Euro [5] Prada-Stiefel aus Wildleder und Lurex gibt es für 970 Euro [6] Die Armbanduhr von Baldessarini heißt kurz FCO oder lang Fiumicino, nach dem größten Flughafen Roms, Preis: 299 Euro [7] Seidensatinschal von Bulgari für 280 Euro [8] Kaschmir-Cardigan von Bruno Manetti für ca. 725 Euro [9] Die Weste von Diesel kostet 130 Euro [10] Kleid von Patrizia Pepe, ca. 335 Euro [11] Kalbslederschuh von Etro, 640 Euro [12] Die ultraleichte Nylonjacke von Allegri gibt es für ca. 490 Euro [1]b [2]b [8]b [10]b [3]b [7]b [9]b [11]b [4]b [6]b Fotos: PR i favorit i [12]b [5]b 34 Was man trägt Parfüm Der Hauch des Südens Zitronen, Pflaume, Pfirsich und Trüffel: die schönsten Düfte zwischen Comer See und Sizilien Schnuppern Sie mal: [1] Candy von Prada duftet lecker nach Honig, ca. 56 Euro [2] Escale à Portono von Dior fängt den Blumenduft der ligurischen Küste ein, ca. 96 Euro [3] Roma von Laura Biagiotti hat mit zartem Mandelaroma längst Klassiker-Status, ca. 55 Euro [4] Laura von Laura Biagiotti gibt sich frisch – mit Prsicharomen aus Oberitalien, ca. 50 Euro [5] Eau de Cologne aus der Florentiner Apotheke Santa Maria della Novella, Vorbild aller Kölnischwasser, ca. 80 Euro [6] Venezia von Laura Biagiotti duftet leicht nach Paume, ca. 50 Euro [7] Valentina aus dem Couture-Haus Valentino setzt auf weiße Alba-Trüffel, ca. 53 Euro [8] Via Camerelle von Carthusia aus Capri kombiniert Jasmin mit Meeresbrise, ca. 55 Euro [9] Acqua di Gioia von Giorgio Armani weckt mit Zitronen aus Reggio die Lebensgeister, ca. 44 Euro [1]b [9]b [8]b [2]b [5]b Für die [4]b geborenen JÄGERINNEN [7]b 36 w w w. no o r - j e we l s.com [6]b Fotos: PR [3]b unter uns. Worüber man spricht Leute Die Lieblinge von Rom Text Julia Müller Sie sind die berühmten Töchter und Söhne der Stadt: Schauspieler, Regisseure, Sänger und Sportler, die Rom geprägt hat – und die wiederum die Stadt verändert haben. Vier Frauen und drei Männer, die den Ruhm der Stadt mehren und in die Welt tragen Vittorio Grigolo ( Isabella Rossellini : 38 Fotos: Chris Wahl/iPhoto.ca/Face to Face, Uli Weber/Decca, Jason Bell/Sony Music eit fast 40 Jahren lebt Isabella Rossellini nun schon in den USA, doch ihren italienisch eingefärbten Akzent hat sie nie abgelegt. Ein Überbleibsel aus der Heimat, wohl auch eine Reminiszenz an ihren Vater, den Meisterregisseur Roberto Rossellini. Von der Mutter, dem schwedischen Hollywood-Star Ingrid Bergman, hat sie die einnehmende Schönheit und Eleganz. Ein übermächtiges Erbe, aber Isabella Rossellini hat ihren ganz eigenen Weg gefunden. Mit 19 zog sie von Rom nach New York, arbeitete als Journalistin, Schauspielerin, Top-Model und schließlich als Regisseurin. So aufregend wie ihre Karriere waren auch die Männer in ihrem Leben: Martin Scorsese, David Lynch, Gary Oldman. Nach Jahren in Manhattan lebt Rossellini nun auf Long Island. Sie dreht skurrile Kurzfilme über das Sexleben von Wanzen, Regenwürmern und anderem Getier und überzeugte als souveräne Jurypräsidentin bei der Berlinale. Neben ihrem Akzent hat sie ein weiteres Souvenir aus Rom bewahrt: einen Pflasterstein, der sie an die 68er-Bewegung erinnert, „als wir mit solchen Steinen die Polizei bewarfen“, wie sie freimütig in ihrer Autobiografie schreibt. Lufthansa woman’s world 4/2011 rrivederci Roma“ schmettert Vittorio Grigolo auf seinem aktuellen Album. Der Abschied von seiner Heimatstadt dürfte von Dauer sein. Schließlich wird der Tenor bereits als legitimer Nachfolger von Rolando Villazón und Jonas Kaufmann gehandelt, und als internationaler Opernstar ist man eben ständig unterwegs. Grigolos Karriere begann in Rom, besser gesagt in der Sixtinischen Kapelle, wo er im Knabenchor sang. Mit 13 stand er als Hirtenjunge in „Tosca“ auf der Bühne, gemeinsam mit seinem späteren Förderer Luciano Pavarotti. Die Italiener verpassten dem Jungen an der Seite des großen Tenors prompt einen Spitznamen: Pavarottino. Nach Ausflügen ins Popgeschäft bekam Grigolo 2010 seine große Chance: Er sprang für Rolando Villazón ein und gab an der Seite von Anna Netrebko den Chevalier Des Grieux in „Manon Lescaut“. Seitdem reißen sich die internationalen Opernbühnen um ihn. Sein Geheimnis: Er erweckt den Eindruck, genügend Erfahrung mit der Liebe zu besitzen, um von ihr singen zu können. Cecilia Bartoli 4 an nennt sie „La Gioiosa“, die Fröhliche. Cecilia Bartoli gilt als erfolgreichste Mezzosopranistin unserer Zeit, ein Superstar der Klassik. Gleichzeitig verkörpert die Sängerin mit dem breiten Lächeln und dem satten Timbre wie kaum eine andere diese typisch italienische Mischung aus Leichtigkeit und Leidenschaft. Die Liebe zur Musik wurde Bartoli sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Ihre Eltern, beide selbst Opernsänger, nannten sie Cecilia, nach der Schutzheiligen der Musik. Früh förderte die Mutter ihr Talent: Jeweils vor dem Mittagessen, während in der Küche die Pasta kochte, gab sie der Tochter Gesangsunterricht. Mit 19 Jahren debütierte Cecilia Bartoli an der Oper in Rom. Nach gefeierten Auftritten in Paris verhalfen ihr Dirigenten wie Herbert von Karajan und Daniel Barenboim zu Weltruhm. Inzwischen lebt Bartoli in der Nähe von Zürich, doch die Liebe zu ihrer Heimatstadt ist geblieben. Und wo trifft man sie, wenn sie in Rom ist? Auf den vielen Märkten, wo sie nach frischen Zutaten für ihre berühmten Nudelsaucen sucht – wie es sich für eine echte Römerin gehört. 39 Worüber man spricht Leute Nanni Moretti Lina Wertmüller 5 : anni Moretti liebt das Kino so sehr, dass er sich ein eigenes eingerichtet hat: das „Cinema Nuovo Sacher“ in Rom, wie seine Produktionsfirma „Sacher Film“ benannt nach Morettis Lieblingstorte. Der vielfach ausgezeichnete Regisseur, Schauspieler und Produzent ist Autodidakt. Mit Anfang 20 drehte er seinen ersten Film, vom Drehbuch bis zur Übernahme der Hauptrolle war er für alles selbst verantwortlich, eine mutige, wenn auch leicht egomane Arbeitsweise. Seine ironischen Generationsporträts wie „Die Messe ist aus“ oder „Liebes Tagebuch …“ genießen in Italien Kultstatus. Gleichzeitig hat sich Moretti als kritischer Geist und Symbolfigur der Linken etabliert. Mit der Satire „Der Italiener“ lieferte er eine gewagte Abrechnung mit Politik und Charakter des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Moretti war es auch, der die außerparlamentarische Bewegung der „Girotondi“ gegen Berlusconis Regierung mit anführte. Nun hat er sich mit seinem neuen Film „Habemus Papam“ an ein weiteres heißes Eisen herangetraut, den Vatikan. Wenn das einer darf in Italien, neben Adriano Celentano, dann Nanni Moretti. Fotos: Alamy/Mauritius, Christian Jungblodt/laif, Imago/Milestone Media, Entertainment Pictures/Eyevine/Picture Press Monica Bellucci > ollte man einen Werbespot über die Schönheit der Italienerinnen drehen, Monica Bellucci wäre die Traumbesetzung. Schmollmund, pechschwarze Mähne, feurige Augen, unerhörte Kurven: Sie symbolisiert massive, doch natürliche Sinnlichkeit. Bereits während ihres Jurastudiums wurde sie als Model entdeckt, es folgte eine internationale Karriere als Schauspielerin – zunächst als bildhübsches Anhängsel, etwa in „Bram Stoker’s Dracula“, später auch als Charakterdarstellerin. Doch eine Rolle bleibt ihr ewig, die des italienischen Vollweibs. Der patriotisch gesinnte Boulevard erklärte die Schauspielerin, die 2010 im Alter von 45 ihre zweite Tochter zur Welt brachte, allzu gern zur „Königin von Rom“. Dabei residiert Bellucci, man muss es sagen, nicht ständig in der italienischen Hauptstadt, sondern pendelt zwischen London, Paris und Rom. Auch mit ihrem Mann, dem französischen Filmstar Vincent Cassel, lebt sie nicht permanent zusammen, ein Konzept, das seit mehr als 15 Jahren gut funktioniert. 40 Lufthansa woman’s world 4/2011 ie hat Rom von seiner hässlichsten Seite kennengelernt. Als junges Mädchen erlebte Lina Wertmüller in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs das Terrorregime der deutschen Besatzer. Das hat sie geprägt. Gegen den Willen ihres Vaters studierte sie an der Theaterakademie, arbeitete dann als Schauspielerin, Bühnenbildnerin, schrieb Theaterstücke und assistierte Federico Fellini. Als Regisseurin drehte sie eigenwillige und wilde Filme, die von Faschismus, Kommunismus, Kapitalismus, Feminismus handeln. Die groteske Tragikomödie „Sieben Schönheiten“, in der ein Neapolitaner mit allen Mitteln das KZ überleben will, brachte ihr als erster Frau überhaupt eine Nominierung für den Regie-Oscar ein. Wertmüller ist eine „anarchoide Linke“, wie sie selbst sagt, und Feministin, doch lässt sie sich mit ihrer satirischen Herangehensweise und Provokationslust nie in gängige Schubladen stecken. Der durchaus herzhafte, oft aber trockene Humor ist ihr heilig. So erklärte sie, die einer Schweizer Adelsfamilie entstammt und eigentlich Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Brauneich heißt, einmal, dies sei kein Name, sondern eine Übertreibung. Francesco Totti , inmal Römer, immer Römer: Francesco Tottis Aufstieg zum Ausnahme-Fußballer begann 1989 in der Jugendmannschaft des AS Rom. Und gewiss wird seine Profikarriere auch im gelb-roten Heimtrikot seines Vereins enden, denn ein anderer kam für ihn nie in Frage. Angeblich jagte seine Familie einst eine Delegation des Lazio Rom aus dem Haus, als der Lokalrivale Interesse an dem jungen Francesco bekundete. Für Anekdoten wie diese lieben ihn die Fans. Er ist der „Capitano Fantastico“, der gefeierte Star. Kein anderer stand so oft für den AS Rom auf dem Platz, keiner schoss so viele Tore. Auch sein Torjubel ist berüchtigt: Mal schnappte er sich die Kamera eines Fernsehteams und vollführte übermütige Schwenks. Mal lüpfte er sein Trikot, um ein T-Shirt mit dem Spruch „Der König von Rom ist nicht tot“ zu präsentieren. Bescheidenheit ist Tottis Sache nicht, dafür punktet er mit Selbstironie: Er brachte das Buch „Alle Witze über Totti“ heraus, dessen gesamte Erlöse sozialen Projekten zugute kamen. Mag der Rest Italiens über ihn lästern, für die Mehrzahl der Römer ist ein AS Rom ohne Totti ganz undenkbar. 41 Was man trägt Handschuhe Eine bunte Schmeichelei Text Dorothea Sundergeld Seine ledernen Kreationen schmückten und schmücken die Stars, von Audrey Hepburn bis zu Angelina Jolie. Seit rund 50 Jahren macht Giorgio Sermoneta edle Handschuhe – in einem kleinen Geschäft am Fuße der Spanischen Treppe : Fotos: Jürgen Herschelmann, Dorothea Sundergeld (2) Die mittlerweile weißen Haare galant frisiert, dabei charmant wie eh und je: Giorgio Sermoneta (unten) verkauft seit rund 50 Jahren Handschuhe in seinem Ladengeschäft am Fuße der Spanischen Treppe 42 Lufthansa woman’s world 4/2011 ie stapeln sich auf dem Verkaufstresen: bunte weiche Lederhandschuhe, hauchdünn wie eine zweite Haut, nach Größen zu Bündeln gepackt. Davor drängeln sich meist weibliche Touristen. Und dahinter steht ein Mann, er ist die Ruhe selbst, Giorgio Sermoneta. Der Mann, der die Welt des italienischen Handschuhdesigns umgekrempelt hat, ist inzwischen über 70 Jahre alt. Seine Handschuhe werden in aller Welt verkauft, aber wenn er in Rom ist, besucht er regelmäßig das Geschäft, in dem vor etwa 50 Jahren alles begann. Dann schlüpft der Hausherr wieder in die Rolle des jungen Geschäftsmanns und tut das, was er so gut kann: Handschuhe verkaufen. Dabei verteilt er charmant Anweisungen, wechselt fließend zwischen vier Sprachen. Ein Blick auf eine Frauenhand genügt, gleich zieht er die richtige Größe hervor, weitet routiniert einen orangeroten Ziegenlederhandschuh und zieht ihn mit einer einzigen fließenden Handbewegung einer kanadischen Touristin an. Nicht ohne einen kleinen Flirt auf den Lippen: „Woher stammen Sie?“ „Aus Toronto.“ „Ah! Da hatte ich mal eine Freundin.“ „Wie gefiel es Ihnen?“„Oh, ich habe sie nicht besucht. Meine Frau war dagegen.“ Giorgio Sermoneta eröffnete 1960 an der Piazza di Spagna eine kleine Handschuhmanufaktur, kurz darauf folgte das Geschäft, das heute noch in den gleichen Räumen beheimatet ist. Damals waren Handschuhe ein unverzichtbares Accessoire, das genauestens auf Handtasche und Schuhe abgestimmt wurde. „Handschuhe waren Teil eines Outfits, aber man trug fast ausschließlich die Farben Schwarz, Braun und Weiß“, erklärt Giorgio Sermoneta, „doch meine Frau Manuela und ich waren mutiger und starteten unsere erste Kollektion mit 15 verschiedenen Farbtönen.“ Die Farbpalette wurde zum Markenzeichen der Firma und so erfolgreich, dass sie bald auf 50 Farbtöne erweitert wurde. Die siebziger Jahre waren eine harte Zeit für alle Handschuhhersteller: Die 68er-Generation wollte mit den Handschuhen auch gleich den Muff der Bürgerlichkeit abstreifen. Außerdem kamen große Ringe in Mode, zu denen selbst der bunteste Handschuh nicht passen mochte. In den Achtzigern aber konnte die Handschuhmode ihr Comeback feiern – und Sermoneta, die als eine der wenigen italienischen Firmen die Krise überlebt hatte, wurde zur Weltmarke. Heute lässt das Unternehmen 800 000 Paar im Jahr anfertigen – aus Schweins-, Ziegen- und Veloursleder, Kroko-, Straußenoder Hirschleder, aus Satin, Merinowolle und Seide. Sportlich, elegant, oder auch Halbhandschuhe mit abgeschnittenen Fingern, wie Karl Lagerfeld sie so gern trägt. „Jede Hand hat eine andere Persönlichkeit“, formuliert Giorgio Sermoneta fast philosophisch, „und es gibt kein 43 Was man trägt Handschuhe schöneres Accessoire als einen Handschuh, um sie zu unterstreichen.“ Hergestellt werden Sermoneta-Handschuhe in nicht weniger als 28 Arbeitsschritten von Gerbern, Färbern, Zurichtern, Schneidern und Nähern, die ihr traditionelles Handwerk beherrschen. Die Häute von Ziegen aus Jemen und Äthiopien, Wildschwein und Hirsch aus Nord- und Südamerika, Krokoleder aus Afrika und Straußenleder aus Australien, sie werden gedehnt, zugeschnitten, genäht und mit Seide, Pelz oder Kaschmirwolle gefüttert. Die Werkstätten liegen heute in Kampanien, wo Franzosen schon im 17. Jahrhundert das Handschuhmacherhandwerk einführten. Damals trugen die Damen bevorzugt Glacéhandschuhe aus hauchdünner Lamm- oder Ziegenhaut, die bis zum Ellenbogen, in der Empire-Epoche sogar bis zum Oberarm reichten. Heute gehen die meisten nur bis zum Handgelenk und werden den jeweiligen Modefarben der Saison angepasst. Aber 44 nicht alle Handschuhe sind bloß saisonales Accessoire: Modelle aus Peccaryleder, der Haut einer südamerikanischen Wildschweinart, sind besonders weich und wattig in der Haptik und doch aufgrund ihrer einzigartigen Hautstruktur zäh und widerstandsfähig, Handschuhe fürs ganze Leben. „Einmal kam eine Dame ins Geschäft an der Piazza di Spagna und erzählte mir von den Handschuhen ihres Vaters aus Peccaryleder, an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte“, erzählt Giorgio Sermoneta, „ich ließ ein Paar für sie anfertigen, genau nach ihrer Beschreibung. Und wissen Sie, wer es war? Annie Leibovitz!“ Prominente Kunden hat Sermoneta schon immer gehabt. Früher trugen Diplomaten und Staatsoberhäupter bevorzugt Handschuhe von Sermoneta, und auch die großen Stars, Damen wie Esther Williams, Lana Turner oder Audrey Hepburn. Heute zählen Madeleine Albright, Madonna und Penelope Cruz zu den Kundinnen. Einen besonders promi- nenten Auftritt hatten Sermoneta-Handschuhe 2010 im Film „The Tourist“. Angelina Jolie spaziert da in einem cremefarbenen Kleid und oberarmlangen pastellfarbenen Handschuhen durch Paris und schafft es trotz schwindelerregend hoher Absätze, ihre Verfolger abzuhängen. Die Handschuhe waren maßgefertigte Einzelstücke und verschafften ihr einen der wohl elegantesten Auftritte ihrer Filmkarriere. Maßanfertigungen sind heute eher die Ausnahme bei Sermoneta. „Und das ist auch gut so“, sagt der Firmengründer, „denn ich hatte immer den Anspruch, gute Qualität zu einem bezahlbaren Preis anzubieten.“ Wer da in seinen Laden kommt, ob Römerin, Touristin oder echte Prominenz, ist ihm egal. Hauptsache, die Kundinnen gehen mit perfekt sitzenden Handschuhen, also glücklich, wieder nach Hause. Sermoneta, Piazza di Spagna 61 www.sermonetagloves.com Lufthansa woman’s world 4/2011 Fotos: Paramount/The Kobal Collection, Dorothea Sundergeld (2), Andrea Renault/Polaris/laif Die Farben sind das Markenzeichen von Sermoneta, sie erst machten die Handschuhe richtig erfolgreich. Die edlen Accessoires sind echte Hingucker, ob lang oder kurz, elegant oder sportlich, und sie haben heute immer noch – oder wieder – Konjunktur: Im Kinolm „The Tourist“ zierten sie 2010 die schlanken Arme von Schauspielerin Angelina Jolie Die mädchenhafte Figur, ihr fröhlich-freches Mundwerk und ihr sicherer Geschmack machten sie berühmt und zur Stil-Ikone: Audrey Hepburn trug das Kleine Schwarze zu neuen Erfolgen, ebenso die Handschuhe von Sermoneta – die präsentierte sie schon 1964, vier Jahre nach der Eröffnung des Ladens in Rom 45 Wie man lebt Design Bitte nehmen Sie Platz Italiener machen nicht nur schöne Mode, sondern auch schicke Möbel: Designobjekte fürs Wohnzimmer Ein bisschen grün-weiß-rot, wie die italienische Flagge. Dazu ein Hauch Retro und dezente Farbenfreude: [1] Tischleuchte „Binic“ von Foscarini, 135 Euro [2] Stuhl „Flow“ von Designer Jean-Marie Massaud für MDF Italia, 541 Euro [3] Rotbraune Tischlampe „Birdie“ von den Designern Ludovica und Roberto Palomba für Foscarini, 330 Euro; alle drei Produkte über ambientedirect.com [4] Stuhl „Ginger“ von Roberto Lazzeroni für Poltrona Frau, Preis auf Anfrage, poltronafrau.com [5] Teppich „Playing with tradition“ von Richard Hutten für I+I, ca. 12 500 Euro, i-and-i i-and-i.it [6] Sessel „Cape West“ von Ludovica und Roberto Palomba für Driade, 1004 Euro, driade.it GARANTIERT. [1]b [2]b [5]b [6]b Fotos: PR [4]b NIVEA REPAIR SPÜLUNGEN. Die Verwöhnformel mit pflegenden Ölen regeneriert Ihr Haar und macht es fühlbar geschmeidig bis in die Spitzen. Darauf gibt NIVEA Ihnen sogar die Fühl-Garantie.* Alle Details unter www.NIVEA.de/geldzurueck. [3]b Herausgeber Deutsche Lufthansa AG, Von-Gablenz-Str. 2–6, D-50679 Köln Objektverantwortung Benita Struve Koordination Jens Polkowski Verlag Lufthansa woman’s world erscheint viermal im Jahr bei der G+J Corporate Editors GmbH (www.corporate-editors.com). Postanschrift für Verlag, Anzeigen und Redaktion: Lufthansa woman’s world, Stubbenhuk 10, D-20459 Hamburg Geschäftsführung Soheil Dastyari, Peter Haenchen, Julia Jäkel Objektleitung Melanie Jonas, Tel. 0 40/37 03-50 14, Fax: 0 40/37 03-50 10 Chefredakteur Christian Krug (V.i.S.d.P.) 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Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder übernimmt die Redaktion keine Haftung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen. Papier Royal Press 400. Aus 35 Prozent Sekundärfasern, gebleicht ohne Chlor, gebleicht mit Sauerstoff. Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, zu 100 % FSC-zertifiziert (Forest Stewardship Council). 46 *Erstattung des Kaufpreises inkl. Porto bei Einsendung des Originalkaufbelegs maximal 6 Wochen nach Kauf. Gültig für Kauf eines NIVEA Haarproduktes bis 31.12.2011. Maximal 1 Einsendung pro Haushalt. Worüber man spricht Filmstudios Die stolze Stadt der Träume Fotos: Cinetext, Rufini/Interfoto Text Dorothea Sundergeld Zeit für sich: Schauspielerin Sophia Loren spaziert 1961 während einer Drehpause von „Ungezähmte Catherine“ durch die Filmstadt 48 Lufthansa woman’s world 4/2011 Anita Ekberg bekommt bei den Dreharbeiten von „La Dolce Vita“ die Füße getrocknet, nachdem sie ihre später legendär gewordene Szene im Trevi-Brunnen gedreht hatte Die Traumfabrik Italiens heißt Cinecittà. In der Filmstadt wurden in den fünfziger und sechziger Jahren einige der spektakulärsten Filme der Welt gedreht. Sophia Loren hatte in den Studios am Stadtrand Roms ihr erstes Vorsprechen, Federico Fellini wollte an keinem anderen Ort mehr wohnen – ein schwelgerischer Ausflug in die Vergangenheit 49 Worüber man spricht Filmstudios . eht das überhaupt? Ob man wohl vor dem Trevi-Brunnen stehen kann, ohne an Anita Ekberg zu denken, wie sie in Fellinis „La Dolce Vita“ in einer viel zu heißen Nacht mitsamt ihrem unfassbar geschnittenen Abendkleid in den Brunnen steigt und ruft: „Marcello, komm her!“ Haben wir nicht alle, wenn wir eine Vespa die Via del Corso entlangknattern hören, das Bild von Gregory Peck und Audrey Hepburn vor Augen, wie sie lachend durch „Ein Herz und eine Krone“ brausen? Der Charme vergangenen Filmglamours gehört zu Rom wie die Persol-Brille zu Marcello Mastroianni. Viele der Filmszenen, die wir in In der Cinecittà, dem „Hollywood am Tiber“, entstanden in den Sechzigern die aufwendigsten Produktionen der ganzen Welt 50 Fotos: ap/ddp images, Cinecitta Studios, Mauro Galligani/laif Es war der Skandal des Jahres: Am Set von „Cleopatra“ küssten sich die damals noch anderweitig verheirateten Hauptdarsteller Elizabeth Taylor und Richard Burton zum ersten Mal. Es entbrannte eine Liebesgeschichte, so heftig, dass sich sogar der Vatikan zu einer scharfen Stellungnahme genötigt fühlte, nachdem der doppelte Ehebruch am Set öffentlich wurde Lufthansa woman’s world 4/2011 unserem kollektiven Filmgedächtnis gespeichert haben, wurden an einem fast mystischen Ort gedreht: in der Filmstadt Cinecittà, ein paar Kilometer südöstlich des Zentrums. Auf dem 40 Hektar großen Grundstück an der Via Tuscolana entstanden schon mehr als 3000 Filme, vom Monumentalschinken bis zur Pasta-Werbung. Hier wurde für „Ben Hur“ das berühmteste Wagenrennen der Filmgeschichte gedreht, hier sprach Sophia Loren für ihre erste Rolle vor, lange bevor sie zur größten Diva des italienischen Films wurde. Federico Fellini drehte fast alle seine Filme hier und nannte Cinecittà seine „ideale Welt“. Im Studio Nr. 5, lange Zeit das größte Filmstudio Europas, bewohnte er sogar ein Appartement. „Ich bin nicht in Cinecittà, um Filme zu machen“, sagte er einmal, „ich mache Filme, um in Cinecittà zu sein.“ Die Filmstadt wurde unter Benito Mussolini errichtet, der Architektur und Film zu seinen wichtigsten Propagandainstrumenten erkoren hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die rotbraun getünchten Hallen teilweise zerstört, wurden Charlton Heston (links) und Stephen Boyd am Set von „Ben Hur“. Elf Oscars gewann der monumentale Historienlm, der 1959 uraufgeführt wurde. Das schafften in der gesamten Filmgeschichte nur noch zwei weitere Filme: „Titanic“ und „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ Federico Fellini (rechts) liebte Cinecittà und bezog sogar eine kleine Wohnung mitten im Drehtrubel. Der Regisseur arbeitete immer wieder mit Marcello Mastroianni (links) zusammen, dem er gern die Hauptrolle in seinen Filmen anbot 51 Worüber man spricht Filmstudios Die Globalisierung machte auch vor Cinecittà nicht halt. Heute wird in Kroatien oder Rumänien deutlich günstiger gedreht Wer selber durch die Filmstadt streift, geht vorbei an alten Kulissen, wie den Köpfen aus Fiberglas, die auf weitere Einsätze warten Mehr als 3000 Filme sind bisher in der Filmstadt am Tiber entstanden, die noch unter Mussolini errichtet wurde. Heute stehen die Bauwerke an der Via Tuscolana unter Denkmalschutz und können besichtigt werden 52 Unermessliche an: auf 44 Millionen US-Dollar, das würde heute in etwa 320 Millionen Dollar entsprechen. Bei den Kritikern fiel der Film glatt durch, er gewann aber vier Oscars und brachte den Klatschspalten den Skandal des Jahres. Doch mit den Jahren wurde es ruhiger in der Filmstadt, große Produktionen wurden zur Seltenheit. In den Achtzigern drehte Bernardo Bertolucci „Der letzte Kaiser“, das letzte Mammutprojekt für lange Zeit. Nach der Teilprivatisierung 1997 gelang noch ein großer Coup mit Martin Scorceses „Gangs of New York“. Auch immer mehr TV- und Werbefilmproduktionen kehrten den Studios den Rücken. Schuld daran sind unter anderem die Digitalisierung und die Globalisierung. Riesige Szenenbilder werden heute zunehmend am Computer gebaut, dazu kommt die neue Konkurrenz aus Osteuropa: In Kroatien oder Rumänien liegen die Produktionskosten heute bis zu 25 Prozent günstiger als in Italien. Im Frühjahr häuften sich die Gerüchte um die Schließung der Studios, aber neue Steuergesetze ermöglichen nun Filmproduktionen, ein Viertel der Produktionskosten abzusetzen. Woody Allen machte davon auch gleich Gebrauch und drehte im Sommer seinen neuen Film „Bop Decameron“. Radikale Kürzungen muss erneut das nationale Filmarchiv Cinecittà Luce hinnehmen – von 29 auf 7,5 Millionen Euro sank das Jahresbudget seit 2004. „Das ist unser Gedächtnis, unsere Geschichte. Man kann doch seine Geschichte nicht einfach dichtmachen!“, regte sich Roberto Benigni auf, der Regisseur von „Das Leben ist schön“. „Cinecittà ist wie eine schöne Frau, die in die Jahre gekommen ist“, sagt Dante Ferretti, der als Szenenbildner schon für Fellini gearbeitet hat und dessen Set für „Gangs of New York“ 2002 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Heute bleichen die Fiberglas-Fassaden, mit denen er das New York des 19. Jahrhunderts nachbaute, unter der römischen Sonne aus, sie sind bloß noch Teil einer Touristenroute durch die Filmstadt. Nur einen Steinwurf vom Broadway entfernt liegt das antike Rom, das aufwendige Set der amerikanisch-britisch-italienischen TVProduktion „Rom“, die zwischen 2005 und 2007 gedreht wurde und heute als Kulisse für Events vermietet wird – direkt neben der Kulisse des Forum Romanum ist nun ein Galazelt aufgebaut. Echte Weltstars trifft man nur noch selten in Cinecittà. Monica Bellucci drehte hier kürzlich einen Teil von „A Burning Hot Summer“, Julia Roberts war da, für eine Kaffeewerbung. Ansonsten spazieren Touristen unter den hohen Pinien zwischen den denkmalgeschützten Hallen entlang, klopfen ungläubig an die Kunstoff-Säulen, erinnern sich an die berühmtesten Filmszenen, erliegen dem Charme des vergangenen Glanzes. Und manchmal schmunzeln sie nur, wie beim Anblick eines modernen Feuerlöschers, der sich in eine Gasse des pseudo-antiken Rom verirrt hat. Lufthansa woman’s world 4/2011 Fühlen Sie sich in Ihrer Fremdsprache zu Hause. Fotos: Cincitta Studios, Filippo Monteforte/Getty Images aber zwischenzeitlich als Flüchtlingslager genutzt. Doch schon bald wieder drehten Vittorio De Sica, Roberto Rossellini, Luchino Visconti mit Stars wie Anna Magnani oder Gina Lollobrigida. Dann flogen die Amerikaner ein, die Rom und die damals niedrigen Drehkosten liebten, und begründeten den Mythos vom „Hollywood am Tiber“. Massenszenen mit Tausenden von Statisten und Hunderten von Pferden waren hier weitaus günstiger zu drehen als in Kalifornien. So entstanden in den fünfziger und sechziger Jahren in Cinecittà die aufwendigsten Produktionen der Welt. Eine der teuersten und spektakulärsten davon war 1963 „Cleopatra“. Die Dreharbeiten trieben die Produktionsfirma 20th Century Fox fast in den Ruin, verschlissen zwei Regisseure und, was für den größten Wirbel sorgte, die Ehen der beiden Hauptdarsteller Richard Burton und Elizabeth Taylor. Die Kosten stiegen von ursprünglich vorgesehenen zwei Millionen ins Sprechen Sie eine neue Sprache mit der innovativen Rosetta Stone Sprachlern-Lösung. Mit Rosetta Stone lernen Sie eine Fremdsprache auf völlig neue Art. Intuitiv tauchen Sie in die neue Sprache ein, als würden Sie sie im Land selbst lernen. Statt Vokabeln oder Grammatik auswendig zu lernen, aktivieren Sie mit Rosetta Stone Ihre natürlichen Sprachlern-Fähigkeiten. Sie lernen flexibel, wo und wann Sie möchten. Mit direkter Rückmeldung zu Ihrer Aussprache. Lernen Sie mit Rosetta Stone Japanisch oder 30 weitere Sprachen. Intuitiv lernen. Sicher sprechen. Probieren Sie es aus auf RosettaStone.de/lh811 Gratis Lieferung über Aktionscode “lh811” © 2011 Rosetta Stone Ltd. All rights reserved. Wohin man geht Essen Text Patricia Engelhorn +HZ R\NLSY\UKL =LYNU NLU Früher setzte er Schmuck in Szene, heute Mozzarella. Silvio Ursini, der ehemalige Kreativ-Direktor von Bulgari, hat ein neues Gastro-Konzept entworfen: MozzarellaBars. Dort präsentiert er die kleinen Käsekugeln so fein und schön wie nie zuvor – und verbreitet damit den Geschmack seiner Heimat in der ganzen Welt Minimalistische Einrichtung, klare Formen: Das Konzept seiner Mozzarella-Bars hat sich Gründer Silvio Ursini bei den Japanern abgeguckt. Jetzt verkauft er Mozzarella wie sie ihr Sushi: stylisch, edel und in den unterschiedlichsten Variationen Die lange gläserne Theke ist das Herzstück eines jeden Obikà. Dahinter liegen die Mozzarelle, der Schinken, die Salate und das Gemüse für die Degustationsmenüs, bei denen stets nur einer die Hauptrolle hat: der Büffelkäse aus dem Süden Italiens 54 Lufthansa woman’s world 4/2011 Fotos: PR : ilvio Ursini weiß, wie man Begehrlichkeiten weckt. 20 Jahre lang war er Creative Director bei Bulgari, entwarf Werbekampagnen und neue Produkte für den Luxusmarkt – bis er beschloss, sich eine Auszeit zu nehmen. Für Bulgari hatte er die Welt bereist, nun zog es ihn zurück in die Heimat, nach Neapel. „Eines Tages stand ich dort vor einem kleinen Lebensmittelladen und wunderte mich über die Menschenschlange vor der Tür“, erzählt er, „die Leute warteten geduldig und kamen dann mit einem Plastikteller mit Mozzarella heraus, den sie stehend auf dem Bürgersteig verspeisten.“ Es war ein verregneter Wintertag, Menschen drängten vorbei, es gab weder Platz, um etwas abzustellen, noch ein Glas Wein. Schade, dachte Ursini. Und: Das kann man besser machen. Auf einer Japan-Reise kam ihm die Idee: Weshalb sollte man etwas so Feines und Reines wie Mozzarella nicht ebenso edel präsentieren und verkaufen können wie Sushi? Im April 2004 eröffnete Silvio Ursini das erste Obikà in Roms zentraler Via dei Prefetti. Obikà, der Name stammt aus dem neapolitanischen Dialekt und bedeutet „Hier ist es“. Das Konzept dahinter war so einfach wie gut: eine schicke Bar, in der man etwas Leichtes und Gesundes essen kann und dazu ein gutes Glas Wein bekommt. „Ich wollte einen Ort, an dem man den besten Rom, Mailand, Tokio, New York und Istanbul: Silvio Ursini kümmert sich jetzt auf der ganzen Welt um den Verkauf von Mozzarella italienischen Mozzarella essen kann, ohne in ein Restaurant zu gehen und ohne ihn zu kaufen und mit nach Hause zu nehmen“, erklärt Silvio Ursini. Den Römern gefiel es. Selbst Italiens größte Tageszeitung, der Corriere della Sera, lobte die „neue Art, eine kulinarische Pause zu machen“. Das Konzept schlägt eine Brücke zwischen den schlichten Straßen-Imbissen Roms, wo man auf die Schnelle die deftigen Spanferkel-Sandwiches bekommt, die porchetta-panini, und den zahlreichen Restaurants. Es ist modern und unkompliziert, zugleich angenehm und qualitätsbewusst. Auf der Terrasse des Obikà, das gleich hinter der imposanten Piazza del Parlamento liegt, unweit der Piazza Navona, stehen dunkle Metalltische und Stühle unter hellen Sonnenschirmen, dichte Lorbeerbüsche schützen vor allzu neugierigen Passanten. Eine große Fensterfront gibt den Blick auf die lange Theke im Inneren des Lokals frei, wo Mozzarelle, verschiedene Gemüsesorten und Salate in großen Glasbehältern aufbewahrt werden. „Das Lokal ist sofort sehr gut angenommen worden“, sagt Valentina Spurio, die Leiterin des Restaurants. „Mittags essen hier vor allem die Geschäftsleute aus der Umgebung“, erzählt sie, „am Abend kommen dann viele junge Menschen und Familien zu uns.“ 55 Behnken Wohin man geht Essen KÖSTLICHE WEIHNACHTSMENÜS: Pur, in einer Suppe, auf Pizza, als Nachtisch oder im pane cunzato (links), einem gerösteten Brot mit Thunsch, Cherrytomaten, gegrillten Paprika, Kapern und frischem Basilikum – im Obikà wird Mozzarella in allen erdenklichen Variationen serviert Inzwischen hat Silvio Ursini sein gastronomisches Netzwerk weiter gesponnen und weitere Obikà-Bars nicht nur in Palermo, Mailand und Florenz eröffnet, sondern auch in Tokio, New York und Istanbul. Allein in diesem Jahr wurden mehrere neue Filialen aufgemacht, darunter in Toronto, im Londoner Viertel Canary Wharf wird in Kürze eine folgen. Die Menükarte ist auf Degustations-Gerichte spezialisiert, wobei die Portionen eher großzügig ausfallen, denn Italiener haben mit Kleinkram im Stil der Nouvelle Cuisine wenig am Hut. „Es lohnt sich, die verschiedenen Mozzarelle parallel zu verkosten“, sagt Valentina Spurio, „ein Mozzarella aus Paestum in Kampanien schmeckt anders als ein aus Latina im Latium.“ Einen Teller Mozzarella gibt es in Rom bei ... Obikà Roma Parioli, Via Guido d‘Arezzo 49, Tel. +39-06/85 34 41 84 Obikà Roma Campo dei Fiori, Piazza Campo dei Fiori / Via dei Baullari, Tel. +39- 06/68 80 23 66 Obikà Roma Prefetti, Piazza die Firenze / Via dei Prefetti, Tel. +39-06/683 26 30 Obikà Roma Fiumicino, Fiumicino Airport – Terminal 3, Gate D, Tel. +39-06/65 95 59 10 Silvio Ursinis Tipp: Eine kalte Suppe aus Bio-Tomaten mit Burrata (einer besonders cremigen Mozzarella-Art aus Kuhmilch) und gerösteten Brotwürfeln – sein Lieblingsgericht. www.obika.it 56 Die besten Mozzarelle werden nicht ins Ausland exportiert. Sie bleiben in Italiens Süden – oder sie landen in Obikà-Bars Die Mozzarelle werden dreimal pro Woche von einem Konsortium geliefert, dem ein gutes Dutzend handverlesener Käsereien zwischen Rom und dem Süden von Salerno angehören. In den Obikà-Küchen werden die schimmernden Käse-Kugeln wie rohe Eier behandelt: „Wir berühren sie kaum“, sagt Signora Spurio, „am liebsten servieren wir sie im Ganzen und pur, also ohne Salz, Pfeffer oder Olivenöl, um ihren zarten Geschmack nicht zu beeinträchtigen.“ Kenner behaupten, Mozzarella müsse bei Zimmertemperatur gegessen werden und dürfe maximal 48 Stunden alt sein. „Das stimmt“, bestätigt Antonio Lucisano, Chef des Produzenten-Konsortiums, „die dafür nötige Logistik ist unser größtes Problem.“ Die Elite der Mozzarelle verlässt Italiens Süden nicht, schon gar nicht wird sie ins Ausland exportiert. „Für all jene, die nicht in Rom oder Neapel leben, ist Obikà die zweitbeste Wahl“, sagt Silvio Ursini, „unsere Mozzarelle sind maximal vier Tage alt.“ Der gebürtige Neapolitaner kennt sich aus. Von klein an hatten die zarten Büffelmilch-Kugeln einen festen Platz auf seinem Frühstücksteller, noch heute isst er jeden Tag davon. „Ein guter Mozzarella spricht alle Sinne an“, sagt er, „er ist glatt, straff und hat den Glanz von feinstem chinesischen Porzellan. Beim Anschneiden fühlt er sich etwas gummihaft an, keinesfalls zu weich. Die Trennung von Haut und Paste ist deutlich zu sehen, und innerhalb der Paste gibt es kleine Höhlen, aus denen eine milchähnliche Flüssigkeit austritt. Beim Essen spürt man seinen Biss, er schmeckt nach Milch und Butter, leicht nussig und würzig.“ Der Geschmack der Kindheit eben. Puristen können bei Obikà einen Mozzarella im Naturzustand verkosten. Sie können sich ein paar Scheiben der deftigen, mit Pistazien gespickten Mortadella oder des hauchdünn aufgeschnittenen San-DanieleSchinkens aus dem Friaul dazu bringen lassen. Es gibt einen köstlichen Rucola-Salat mit Orangenscheiben, Fenchel und Mozzarella oder einen Mozzarella-Wrap. Als Bestseller gelten jedoch die klassische Bufala mit Cherrytomaten und hausgemachtem Pesto und die Pasta Sorrentina mit Tomaten und Mozzarella. Zum Dessert lockt eine Komposition aus Büffel-Mozzarella, Honig, Pinienkernen und Orangenschale, dazu gibt es nichts Besseres als ein Glas des seltenen Schaumweins Asprinio d’Aversa, der perfekt zum zarten Geschmack eines Mozzarella passt. Eine schöne Bescherung. JETZ IM HA T NDE L Appetit auf mehr? HIMMLISCHE REZEPTIDEEN ZUM KOMBINIEREN. JETZT IN ESSEN & TRINKEN. Lufthansa woman’s world 4/2011 www.essen-und-trinken.de Wohin man geht Architektur Text Dorothea Sundergeld Perlen am Stadtrand 2 Zehn Jahre dauerten die Bauarbeiten, dann war auch Rom in der Gegenwart angekommen. 2010 eröffnete das von Architektin Zaha Hadid entworfene MAXXI Museum, das erste Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst in Rom 58 Allein im ersten Monat nach der Eröffnung zog es mehr als 74 000 Besucher in das neue Museum Fotos: Frank Heuer/ laif, Rocco Rorandelli/Tera Project/Agentur Focus, Dorothea Sundergeld, Iwan Baan/Zaha Hadid Architects Allein die antiken Bauwerke Roms können jeden Besucher für mehrere Tage beschäftigen. Aber gerade wer sich für moderne Architektur interessiert, bekommt in der Ewigen Stadt viel zu sehen – und zwar mit angenehmer Distanz zu den bekannten Attraktionen 150 Millionen Euro kostete der Bau im Stadtteil Flaminio im Norden der Stadt Lufthansa woman’s world 4/2011 eine Frage: Das Pantheon ist ein Wunder der Architektur, das Kolosseum muss man gesehen haben. Am Petersdom führt kein Weg vorbei. Doch es gibt ein paar gute Gründe, sich das Rom der Moderne und die Bauwerke von heute anzusehen. Es fängt damit an, dass es einem nach der brütenden Hitze auf dem Forum Romanum gut tut, ein klimatisiertes Museum für Moderne Kunst zu besuchen. Rom hat gleich zwei davon, die neu und sehenswert sind und deren Ausstellungen einen nach all der Geschichte freundlich wieder in die Jetztzeit zurückholen. Wer die langen Warteschlangen am Vatikan oder am Kolosseum geduldig hinter sich gebracht hat, der freut sich umso mehr über spektakuläre Gebäude, die bisweilen in ganz unspektakulärer Umgebung darauf warten, entdeckt zu werden, und zu denen sich selbst zur Hochsaison kaum Touristen verlaufen. Es gibt einen weiteren Grund, die ausgetretenen Pfade von Centro Storico und Tridente zu verlassen: Der Weg führt durch ganz normale Wohngegenden, es lässt sich also en passant eine neue Seite der Stadt entdecken. Also, los geht’s! 59 LASSEN SIE SICH VOM FEUER VERFÜHREN Wohin man geht Architektur Wie Krakenarme ragen die Galerien nach oben. Die höchste ist auf knapp 23 Metern die Galerie Nr. 5 Palazzo della Civiltà Quadrato della Concordia, EUR MAXXI Museu nazionale delle arti del XXI secolo, Via Guido Reni 4A, Di, Mi, Fr, So 11-19, Do, Sa 11-22 Uhr, fondazionemaxxi.it Ist hier die Kunst der Star, oder doch das Gebäude, das sie beherbergt? Wer das 2010 eröffnete Museum im Flaminio-Viertel besucht, ist zuerst fasziniert von den Fluchten, Winkeln und Schleifen, die der Beton im Inneren des Gebäudes bildet. Die Römer nennen es „Tagliatelle“, denn so (scheinbar) ungeordnet wie auf einem Teller Pasta geht es in dem von Zaha Hadid entworfenen Bau zu. Schon im Foyer winden sich Treppenaufgänge, biegen sich Wände, ießen Lichtkanäle an Decken entlang. Die Auf- und Ausblicke begeistern, was exakt den Absichten der britisch-irakischen 60 Architektin entspricht: „Architektur muss Vergnügen bereiten“, ndet sie, „Leute, die einen Raum betreten, sollen Wohlgefühl und Harmonie empnden.“ Wer sich nach dem Eindruck des Foyers wieder gefangen hat, betritt die erste der fünf Galerien, die für Architekturausstellungen vorgesehen ist, und bemerkt sogleich, wie gut das Gebäude – bei aller Exaltiertheit – als Ausstellungsraum funktioniert. Eines der ersten Exponate ist „Widow“, eine Installation des indischen Künstlers Anish Kapoor von 2004. Ein doppelter schwarzer Trichter füllt den Raum fast aus, und wie zuvor im Foyer sucht das Auge nach Einblicken und Durchblicken, die hier aber verwehrt werden, denn die Form ist undurchdringlich. Über Rampen und Stiegen geht es in weitere Galerien, die immer neue Räume und Winkel für die Kunst der letzten 50 bis 60 Jahre bieten: von Mario Merz, Michelangelo Pistoletto, Sol LeWitt, Ed Ruscha und Rosemarie Trockel. Höhepunkt ist Galerie Nr. 5, die in knapp 23 Meter Höhe über der Piazza auskragt und fantastische Ausblicke bietet. Wer gern Schwindelgefühle entwickelt: Im Boden ist ein Fenster eingelassen, durch das man in Galerie Nr. 3 hinunterblickt. Lufthansa woman’s world 4/2011 www.atmosfire-magazin.de www.facebook.com/Kaminfeuer Fotos: corbis, Iwan Baan/Zaha Hadid Architects MAXXI Nationales Museum der Künste des 21. Jahrhunderts Benito Mussolini hatte bekanntlich große Pläne für Rom. An das antike Römische Reich unter Augustus wollte der Duce anknüpfen, auch städtebaulich. Die „Esposizione Universale Romana“ (EUR) war das Gelände, das für die geplante Weltausstellung von 1942 errichtet wurde. Der Grundriss folgte der antiken römischen Stadtplanung und sah eine Hauptachse vor, die das historische Zentrum mit dem Meer verbinden und von Monumentalbauten gesäumt werden sollte. Während des Zweiten Weltkriegs kam der Bau zum Erliegen, die Weltausstellung wurde abgesagt. Nach dem Krieg wurde die Gegend sich selbst überlassen. Einige Gebäude waren allerdings schon fertiggestellt, und mit der Zeit wurden die Baulücken dazwischen mit Bürogebäuden im gewohnten, leicht gesichtslosen Stil gefüllt. Heute ist EUR ein Wohn- und Verwaltungsviertel, sein markantestes Gebäude der Palazzo della Civiltà, von den Römern „Colosseo quadrato“ genannt. Mit seinen Rundbogen-Arkaden sieht der neoklassizistische Bau aus wie einem Bild von Giorgio de Chirico entlehnt. Die Zahl der Rundbögen – senkrecht sechs, waagerecht neun – stimmt nicht etwa zufällig mit der Anzahl der Buchstaben des Namen Benito Mussolini überein, sondern ist eine bewusste Untertanengeste. Das von Giovanni Guerrini entworfene Gebäude ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, diente aber schon in vielen Filmen als prächtige Kulisse, von Fellinis „Boccaccio ’70“ (1962) über Peter Greenaways „Der Bauch des Architekten“ (1987) bis hin zur Komödie „Hudson Hawk – Der Meisterdieb“ (1991) und der Shakespeare-Verlmung „Titus“ (1999). Das kostenlose Kundenmagazin von Wohin man geht Architektur Macro Museum für Zeitgenössische Kunst Macro Museo d’Arte Contemporanea Roma, Via Nizza/Via Cagliari, Di-So 11-22 Uhr, Macro Testaccio, Piazza Orazio Giustiniani 4, Di-So 16-24 Uhr, macro.roma.museum Rot und schwarz: Ein lippenstiftrotes Auditorium in einer mattschwarz gestrichenen ehemaligen Brauereihalle ist Kern der neuen Ausstellungsräume des Macro Museums. Die Pariser Architekten Odile Decq und Benoît Cornette haben mit Kontrasten und Farbe ießende Übergänge geschaffen zwischen den Ebenen des Museums, der alten Substanz des Industriegebäudes und dem neuen Kern, dem abstrakten Kunst-Garten auf dem Dach und den Ausstellungsräumen auf verschiedenen Etagen. Im Macro, das weitere Räumlichkeiten in einem ehemaligen Schlachthof in Testaccio bespielt, waren schon Domenico Bianchi, Tony Cragg und Wolfgang Laib mit Einzelausstellungen vertreten. Die Dauerausstellung umfasst postmoderne italienische Kunst von den Werken der Künstlergruppe Forma 1 bis zur Nuova Scuola Romana von Piero Pizzi Cannella, Marco Tirelli & Co. Recht exzentrisch sind die Toiletten des Museums: Die Waschbecken sind in einem zentralen Block aus weißem Kunststoff untergebracht und reagieren auf Bewegung. Dabei spenden sie nicht nur Wasser und heiße Luft, sondern dazu noch wild blinkende Rottöne. [2] 62 [1] Verglichen mit dem MAXXI, ist der neue rot-schwarze Flügel des Macro Museums ein wahres Schnäppchen. Nur 20 Millionen Euro kostete der Bau, der im Dezember 2010 eröffnet wurde [2] Seitdem erwarten den Besucher zeitgenössische Werke aus den letzten fünf Jahrzehnten. Bisherige Höhepunkte: die Ausstellung „New York Minute“ mit Objekten von 60 New Yorker Künstlern (2009) und die „Cloudy Dunes“ [3] von Tomás Saraceno (2011) Lufthansa woman’s world 4/2011 Fotos: Getty Images/Tiziana Fabi, Luigi Filetici, Macro Museum [1] [3] 63 Goldene Weihnachten! Wohin man geht Architektur Lösen Sie jetzt Ihre Prämienmeilen für attraktiven Schmuck und Accessoires ein. Auf www.worldshop.eu/womanɦQGHQ6LHXQVHUDNWXHOOHV6RUWLPHQWPLWWROOHQ*HVFKHQNLGHHQ rund um das Thema Weihnachten. LAMY dialog 3 Drehfüllhalter* Art.-Nr.:1739593 € 199 oder 54.000 Meilen Die drei Betonsegel der „Jubilee Church“ stehen für die Dreifaltigkeit Nach den Gotteshäusern in Garden Grove, Kalifornien, und in Hartford, Connecticut, war die Jubilee Church die dritte Kirche, die Richard Meier entwarf Jubilee Church Dio Padre Misericordioso Largo Terzo Millennio 8-9, Tor Tre Teste Auditorium Parco della Musica Viale Pietro de Coubertin 30, auditorium.com Nur einen Steinwurf vom MAXXI Museum entfernt liegt das von Renzo Piano entworfene Auditorium. Drei Konzertsäle, deren Grundrisse von den Formen von Musikinstrumentenkörpern inspiriert sind, liegen wie große Käfer um ein Amphitheater angeordnet und können jeweils 750 bis 2800 Besucher aufnehmen. Die Innenräume sind extrem exibel gestaltet und mit Kirschholz verkleidet, das für eine besonders gute Akustik bürgt. Zur Eröffnungsfeier 2002 titelte die FAZ „Ein zweites Kolosseum“, eine Reverenz an die bewegte Entstehungsgeschichte des neuen Auditoriums. Denn in Rom kann man nirgends, noch nicht einmal außerhalb des historischen Zentrums, mehr als ein paar Meter graben, ohne Gefahr zu laufen, auf antike Mauern zu stoßen. Als 1995 die Fundamente für das Auditorium ausgehoben wurden, entdeckte man Überreste einer römischen Villa aus dem 4. Jahrhundert vor Christus und musste die Bauarbeiten prompt einstellen. Architekt Renzo Piano tat, was einzig möglich war: Er integrierte die Ruinen in seinen Plan, sodass heute inmitten des Parco della Musica ein archäologisches Museum liegt. 64 Architekt Renzo Piano, der schon das Pariser Centre Pompidou entworfen und den Potsdamer Platz in Berlin mitgestaltet hat, plante auch den Parco della Musica. Die „Sala Santa Cecilia“ (oben) ist der größte der drei Säle – und mit knapp 2800 Plätzen sogar der größte Saal dieser Art in Europa Das Licht ist göttlichen Ursprungs, doch nur wenige moderne Gebäude spielen so virtuos mit ihm wie die Kirche Dio Padre Misericordioso. Der amerikanische Architekt Richard Meier baute die „Jubilee Church“ im eher öden römischen Stadtrandviertel Tor Tre Teste als eine von 50 neuen Kirchen im Rahmen des Millenniumprojekts der Erzdiözese Rom. 2003 wurde die Kirche eingeweiht und gleich als eines der schönsten Gotteshäuser der Stadt gefeiert. Ist man im Inneren der Kirche, erstrahlt sie vom Tageslicht, das zwischen den drei blütenweißen Betonsegeln – die für die Dreifaltigkeit stehen – hindurchdringt und einen Altar aus weißem römischen Travertin beleuchtet. Von außen kommt der Bau vor allem nachts zur Geltung, wenn das Innere beleuchtet und die skulpturale Form betont wird. So wird man zu jeder Tageszeit für die langwierige Anreise belohnt. Lufthansa woman’s world 4/2011 Fotos: corbis, Fausto Giaccone/Anzenberger, Roberto Vignoli/Luzphoto/fotogloria (2) Carolee Perlenkette Weiss, inkl. Ohrsteckern (o. Abb.)* Art.-Nr.:1739591 € 129 oder 35.000 Meilen Carolee Perlenkette Bronze, inkl. Ohrsteckern (o. Abb.)* Art.-Nr.:1739592 € 169 oder 46.000 Meilen * Die abgebildeten Artikel sind bis zum 31.12.2011 verfügbar. Worüber man spricht Gesellschaft Das Vielländer-Eck Text Birgit Schönau Integration? Das ist für die Römer eine vertraute Übung – seit der Antike strömen Menschen aus aller Welt in die Stadt am Tiber. Die Piazza Vittorio ist heute das multikulturelle Zentrum, wo sich erweist: Zusammenleben geht durch den Magen – und es klingt fantastisch > Fotos: Annette Schreyer (2), Frank Heuer/laif Er hält die Stellung: Fausto Bonanni ist einer der letzten Gemüsebauern der Stadt – und auch einer der wenigen Italiener, die sich noch einen Stand in der großen Markthalle im Viertel Esquilin leisten 66 Lufthansa woman’s world 4/2011 enn die Schattenboxer morgens den Garten mitten auf der Piazza Vittorio verlassen, schlägt die Stunde des Katzenmanns. Die Tai-ChiKämpfer sind Chinesen, der Katzenmann ist Österreicher. Die römische Sonne hat Günther Forstners rotes Haar gebleicht, sein Gesicht gegerbt, den Rücken gebeugt. Was er noch hat vom und zum Leben, das teilt er jetzt mit einer Katzenkolonie, 40 Tiere auf dem größten Platz der Ewigen Stadt. Forstner schleppt einen Wasserkanister und eine Tüte Futter vor das Gitter, das die Ruine des monumentalen Brunnens von Severus Alexander umschließt. Er öffnet ein einfaches Vorhängeschloss, tritt ein, pfeift. Vier Gelbgetigerte und ein Schwarzer kommen majestätisch schreitend auf ihn zu. 200 000 verwilderte Katzen leben in Rom, angeblich Nachfahren der Lieblingstiere Kleopatras. Ein Getigerter streicht um Günther Forstners Beine. „Ciao bello“, sagt er freundlich. Und grinsend ergänzt er: „Das ist ein Ägypter, sogar die Katzen sind hier Ausländer.“ Seit den Zeiten des Kaiserreichs ist die alte Stadt bereits Anziehungspunkt für Menschen aus aller Herren Länder. Manche Herrscher – wie Hadrian, Trajan oder der Brunnenbauer Severus Alexander – waren selbst Ausländer und stammten aus den entlegenen Provinzen des Imperiums. Heute ist die Piazza Vittorio Emanuele II, von den Römern kurz „Piazza Vittorio“ genannt, das multikulturelle Zentrum der Weltstadt. Rund um den Platz auf dem Esquilin, einem der mythischen sieben Hügel, leben und arbeiten Asiaten und Osteuropäer, Südamerikaner und Afrikaner. Rund 5000 Chinesen bilden in den mit Gründerzeithäusern geschmückten Straßen eine der größten Chinatowns Italiens. Längst gilt das Viertel als Aushängeschild für gelungene Integration in kürzester Zeit. Noch vor 20 Jahren unterhielt Deutschland ein kleines Anwerbebüro für italienische Gastarbeiter im Bahnhof Termini, nur einen Steinwurf von der Piazza Vittorio entfernt. Inzwischen hat sich Italien vom Auswanderer- zum Einwanderungsland gewandelt, jeder zehnte Römer ist Ausländer, im Esquilin-Viertel ist der Anteil noch höher. Aus dem Nebeneinander der Erst versuchte er in London sein Glück, dann kam er nach Rom an die Piazza Vittorio. Das hält der türkische Friseur Mustafa mittlerweile für die weitaus beste Entscheidung seines Lebens 67 Worüber man spricht Gesellschaft Kulturen ist ein Miteinander geworden. Niemand zeigt das besser als das „Orchester der Piazza Vittorio“. Das multikulturelle Musikensemble gastiert in den großen Konzerthallen der Welt, besonders bekannt wurde es durch seine globale Interpretation von Mozarts „Zauberflöte“: Da singt jeder Einzelne in seiner Sprache, spielen alle die Instrumente ihrer Heimat. Inzwischen ist das Orchester international derart gefragt, dass es kaum noch zu Hause auftritt. Doch Musik gemacht wird an der Piazza Vittorio natürlich weiterhin, an lauen Abenden steigt so manche Jam Session im Garten auf der Platzmitte. Etwa 5000 Chinesen leben auf dem Esquilin und bilden damit eines der größten chinesischen Viertel Italiens : 68 JA MIE OL IVE RS KO CH MA GA ZI N Vor Jahrtausenden trafen sich auf dem Esquilin bereits Schauspieler, Huren und Gladiatoren. Später machte Kaiser Augustus das Viertel zur Nobelgegend. Heute ist es ein Zuhause für Zugewanderte und ein Beispiel für gut funktionierendes Miteinander Lufthansa woman’s world 4/2011 Kleine Superstars aus dem Backofen. Fotos: Eligio Paoni/laif, Kairos Filmverleih Der akustische Beweis, dass Integration ganz fantastisch klingen kann: Im „Orchester der Piazza Vittorio“ singt jeder in seiner Sprache und spielt ein Instrument seiner Heimat eit Jahrtausenden ist der Esquilin der Treffpunkt für die buntesten Vögel von Rom, die Bühne für Huren und Gladiatoren, Schauspieler und Bänkelsänger. Bevor Kaiser Augustus die Gegend zum Nobelviertel umgestaltete und der Urvater aller Mäzene, Gaius Maecenas, seine Villa mit einer fabelhaften Parkanlage rund um die heutige Via Merulana anlegte, befanden sich hier auch ausgedehnte Friedhöfe für die römischen Sklaven und Outlaws. Ein Ort mit einem zweifelhaften Ruf also. Und ein Ort voller Geschichten, was die Piazza Vittorio zum wohl römischsten aller Plätze Roms macht. Hier spielt das Leben, in einem Viertel, das ungeachtet seiner 23 000 Einwohner und der vielen Touristen doch beschaulichen Charakter hat: Esquilin, ein Weltdorf. Im buddhistischen Tempel an der Via Ferruccio versammeln sich auch Italiener, und in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore, einer der Mutterkirchen der Christenheit, beten Pilger aus aller Welt über der Confessio mit der Reliquie der Weihnachtskrippe. Auch die Esoterik ist an der Piazza Vittorio zu Hause. In einer Ecke des Platzes befindet sich die Porta Magica, das magische Tor des Alchimisten Marchese Palombara. Und unter den Bogengängen wetteifern gleich zwei Wahrsager, ein Mann und eine Frau, im Kartenlegen und Handlesen. Bei ihm gibt es den Blick in die Vergangenheit gratis. Dafür hat sie schon einmal gestreikt. Das würde Friseur Mustafa nicht einfallen: „Ich arbeite immer, außer sonntags, und Piazza Vittorio ist die beste Wahl meines Lebens!“ Mustafa stammt aus Antalya, heute Türkei, im Römischen Weltreich zu Kleinasien zählend. Als junger Mann zog er nach London, blieb ein paar Jahre dort – und ging weiter nach Rom, denn „hier ist mehr los“. In Mustafas winzigem Salon, gelegen an den Ruinen der Maecenas-Villa, kann man sich kaum bewegen. Drei Mitarbeiter und fünf Kunden: Das macht zusammen zwölf Quadratmeter Erfolg. In der Markthalle an der Via Principe Amedeo bieten Senegalesen, Inder, Libanesen und Rumänen Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch an. Die Italiener, darunter Fausto Bonanni, einer der letzten Gemüsebauern Roms, sind klar in der Minderheit. Vor Bonannis Marktstand mit Bergen von Salat, Kohlköpfen und Tomaten drängen sich italienische Mammas, ukrainische Hausmädchen , rD unteerns,tellen küssrkochen. weite lufthansa.com Worüber man spricht Gesellschaft 70 Liebesgrüße Ein Produkt von Lufthansa. Er ist der Eiskönig des Viertels, vielleicht der ganzen Stadt: Leonida Fassi gehört die älteste Eisdiele Roms, der Palazzo del Freddo Unter den Augen Mao Tse-tungs hat Restaurantbesitzerin Sonia es geschafft: Das Hang Zhou ist eines der bekanntesten chinesischen Restaurants in Rom geworden Fotos: Annette Schreyer (3) Pushpa Borala hat die Küche ihrer Heimat Sri Lanka ins Viertel gebracht – und an die zarten europäischen Geschmacksnerven angepasst und chinesische Geschäftsfrauen auf High Heels. Bonanni dirigiert sie alle mit gleichbleibender Freundlichkeit: „Bitte schön, Signora, Sie sind noch nicht dran. Gleich komme ich zu Ihnen, haben Sie Geduld. Und bitte nicht jede Gurke einzeln beschnuppern.“ Um seinen Stammkundinnen entgegenzukommen, hat Bonanni neuerdings auch frischen Koriander im Sortiment. „Warum nicht? Was auf meinen Äckern wächst, das biete ich gern an. Ansonsten: Gemüse ist Gemüse. Und wir Italiener haben nun mal das beste.“ Die Integration geht eben auch durch den Magen. In ihrem kleinen, blitzsauberen Imbiss Curry Leaves in der Via Leopardi hat Pushpa Borala aus Sri Lanka schon etwas Schärfe aus ihren Gemüserollen genommen: „Die Italiener spuckten Feuer.“ Pushpa zuckt die Achseln und findet: „Jetzt schmecken sie nach nichts!“ Von wegen. Sie sind köstlich – und immer noch verdammt scharf. Pushpas Vorbild heißt Sonia, sie ist die ungekrönte Königin der Piazza Vittorio. Zu ihrem perfekt geschnittenen, glänzend schwarzen Pagenkopf trägt Sonia, die eigentlich Fen Xia heißt, knallroten Lippenstift und ausgefallene Hüte. Berühmt aber wurde sie mit ihrem Restaurant Hang Zhou, dem einzigen chinesischen Hauptstadt-Lokal, das es in den renommierten Gastronomie-Führer „Gambero Rosso“ schaffte. Wenn Sonia nicht an der Kasse ihres großen Restaurants an der Via Principe Eugenio thront, zwischen Hunderten von Fotos mit prominenten Gästen und unter dem wachsamen Blick von Mao Tse-tung, dann wirkt sie als Botschafterin der chinesischen Küche. Sie tritt in Fernsehshows auf, gibt Interviews. Abends trifft sich bei ihr über schwarzem Reis und Ferkel in Schnittlauchsauce tutta Roma. Wer noch nicht genug hat, wechselt zum Dessert einfach die Straßenseite. Gleich gegenüber liegt Leonida Fassis Palazzo del Freddo, eine Institution. Der riesige Eissalon gleicht einer Bahnhofshalle. An den Marmortischen, die seit 1928 Generationen von Schleckermäulern frequentiert haben, drängt sich die ganze Vielfalt des Esquilin, ein Gewirr von Sprachen füllt den Saal. Es ist die älteste Eisdiele der Stadt, aber Fassi geht mit der Zeit. Seine gut 30 Eissorten und die legendären „Pflastersteine”, blumiges Vanilleeis, umhüllt von dicker schwarzer Schokolade, exportiert Roms Eispatriarch inzwischen auch nach Seoul und Schanghai. „Ich mag die Chinesen – freundliche Menschen“, sagt er über seine Kunden und Nachbarn. Übrigens wohnt der ganze Familienclan der Fassi direkt über seinem Eispalast, mitten im Weltdorf Esquilin. Lufthansa woman’s world 4/2011 Sie werden es lieben: mit FlyNet® auch an Bord E-Mails versenden. Surfen Sie jetzt auf Langstrecken mit Ihrem Notebook oder Smartphone bequem und schnell im Internet.* Dank drahtlosem Breitband-Internetzugang sind selbst große Datentransfers kein Problem. Ab Ende 2011 können Sie sogar SMS und MMS versenden – und sich so auch in der Ferne ganz nah sein. Mehr unter lufthansa.com/flynet *Service zunächst auf ausgewählten Nordatlantik-Strecken verfügbar; schrittweise Ausweitung auf das gesamte Langstreckennetz. GSM-Dienste für Mobiltelefone (keine Sprachübertragung) voraussichtlich ab Ende 2011. Wohin man geht Rom # Sehenswürdigkeiten Shoppen 1 Piazza Vittorio Emanuele II Q 2 Galleria Borghese Q 16 Vintage und Antik: Die Läden der Q Piazzale del Museo Borghese 5 3 MAXXI Museo nazionale delle arti Q 4 Q 5 Q 6 Q 7 Q 9 Caffè Ciampini Q Piazza di San Lorenzo in Lucina 10 Hotel Majestic Q mit Restaurant La Mantia Via Vittorio Veneto 50 11 Il Palazzetto Q Vicolo del Bottino 8 12 Said dal 1923 Q Via Tiburtina 135 13 Obikà - Roma Parioli Q Via Guido d’Arezzo 49 14 Obikà - Roma Campo de’Fiori Q Ecke Piazza Campo de’Fiori / Via dei Baullari 15 Obikà - Roma Prefetti Q Ecke Via dei Prefetti / Piazza di Firenze 28 19 Q 20 Q 21 Q 22 Q 23 Q 24 Q 25 Q 26 Q 27 Q 28 Q 5 6 17 13 #5 &&5 ,,)44 23 20 22 19 .# . ) ) ( 21 # 5 /) &( 5 5# # 2 5 # #), [5 Food 18 Q 3 5 )5 ,# 5 # 8 Q del XXI secolo Via Guido Reni 4A Auditorium Parco della Musica Viale Pietro de Coubertin Macro Via Nizza 38 Palazzo della Civiltà del Lavoro Quadrato della Concordia Cinecittà Via Tuscolana Dio Padre Misericordioso / Jubilee Church Largo Terzo millennio 8 17 Q Piccioni-Brüder Via del Boschetto 77/a und 148 E’Stile Bookstore Srl Via Chiana 15 Sermoneta Gloves Piazza di Spagna 61 Salvatore Ferragamo Via dei Condotti 73 Bulgari Via dei Condotti 10 Max Mara Via dei Condotti 17 Giorgio Armani Retail Via dei Condotti 77 Biagiotti Laura Abbigliamento Vendita Via Mario de’ Fiori 26 American Apparel Via dei Serpenti 155 Fendi Largo Goldoni 420 Mas Via dello Statuto 11 Miu Miu Via del Babuino 91 H&M Via del Corso 511 # - ( EUR Magliana -.# 5 5 #( ( 4) 5 ' , ) Die Karte zum Mitnehmen: Tipps und Adressen auf einen Blick 4 # Service , &5 5 7 28 Cinecittà 27 11 18 10 25 9 15 Lufthansa Tipp Lufthansa bietet 84 Flüge pro Woche von Deutschland nach Rom. 12 Von Frankfurt aus geht es sechsmal täglich los, München fliegt fünfmal am 8 5 / - #5,(- ) 5 )0!&#,#5 Cristina Causone, 33, International Airline Professional Nach der Landung in Fiumicino bekommen Sie den ersten guten Kaffee bei Vacanze Romane gleich nach der Gepäckausgabe. Und Sie sollten Rom nicht verlassen, ohne das Arancino probiert zu haben, eine sizilianische Reisspezialität, am besten bei Antica Focacceria S. Francesco direkt nach dem Sicherheitscheck. 72 Lufthansa woman’s world 4/2011 14 Illustration: Thomas Escher Airport Tipp # 5 && nach Rom. #( Tag den Flughafen Fiumicino an, aus Düsseldorf kommt man täglich einmal 16 24 26 1 73 Worüber man spricht Abschied Das letzte Wort ... AU S S E R G EWÖ H N L I C H E VERGEHEN Wer könnte besser Auskunft geben über die Stadt als einer, der sie ständig erkundet? Taxifahrer Emiliano, 42, über seine Heimat A B E R IMMER W I R U M VIEL W E R D E N D I E Z E I T ZU M O M E NTE SCHNELL. A L L E S T U N , A N Z U H A LT E N . Ein Tag in Rom startet mit … … „cornetto e cappuccino“, einem Croissant und einem Cappuccino in einer Bar. Dann fahre ich weiter in die Zentrale, um das Taxi zu holen. Doch bevor es auf die Straße geht, wird erst über Fußball diskutiert und das Spiel vom Vorabend auseinandergenommen – erst dann kann der Arbeitstag beginnen. Ein Tag in Rom endet mit … … einer letzten Tour des Tages, die mich, so hoffe ich, schon fast nach Hause bringt, damit ich mich so schnell wie möglich zu meiner Familie an den gedeckten Tisch setzen kann. Was ich an Rom liebe … … sind die Ruinen, die Monumente, die Architektur der „Urbe“, so nennen wir Römer unsere Stadt. Auch nach all den Jahren genieße ich all das jeden Tag aufs Neue. WENN SIE SICH E N T S C H E I D E N A Das Schönste an Rom … M B I E N T E , , FÜR S O N D E R N L E I D E N S C H A F T L I C H E N … ist die Stadt bei Nacht. Es gibt nichts Schöneres. A U G E N A A B L E S E N U G E N B L I C K Z U 74 Fotos: Francesco Vezzola … ist der Verkehr! Das ist bei meinem Beruf wahrscheinlich offensichtlich. Aber das ist hier wirklich unglaublich. M U N D I E S I E 500 N I C H T RELAIS N U R B E G E G N E N E N S C H E N S I C H E I N E M & UNSERER S E N T D E C K E N RELAIS Was ich an Rom hasse … EINES U M , D I E A L L E E I N Z I G A R T I G E N I H N E N D M CHÂTEAUX. .COM J E D E N O M E N T C H ÂT E AU X- H ÄU S E R A U S S E R G E W Ö H N L I C H E S A U C H E TA I L S Ü B E R A L L A U F D E R W E LT, E I N Z I G A R T I G A U F D E R W E LT. W W W. R E L A I S C H AT E A U X E I N & U N D V O R W U N S C H K Ü M M E R N W E R D E N , A L L E M V O N U M Z U D E N J E D E N L A S S E N .