Sichtlinien und Sicherheit

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Sichtlinien und Sicherheit
„Sichtlinien und Sicherheit“ Dr.- Ing. Stefan Nixdorf
(Architekt)
Diese Dissertation ist auf den Internetseiten
der Hochschulbibliothek online verfügbar.
RWTH Aachen Fachbereich 2 - Fakultät für Architektur 2006
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Dissertation
„Sichtlinien und Sicherheit“
Tribünenprofile moderner Sportund Veranstaltungsstätten
Ein methodischer Vergleich der Stadien
für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™
zur gebäudetypologischen Ableitung
zukünftiger Tribünenkonzepte
Von der Fakultät für Architektur
der Rheinisch-Westfälisch
Technischen Hochschule RWTH Aachen
genehmigte Dissertation zur
Erlangung des akademischen Grades eines
Doktors der Ingenieurwissenschaften
von
Dr.- Ing. Stefan Nixdorf (Architekt)
Osnabrück, Niedersachsen
vorgelegt im April 2006
Mündliche Prüfung am 18.Oktober 2006
Erster Berichter: Univ.-Prof. Volkwin Marg
Zweiter Berichter: Univ.-Prof. U. Coersmeier
Einleitung
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
oben:
001. Sichtlinen-Konstruktion
(Handskizze des Verfassers)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Einleitung
Exposé zur Dissertation
Inhalt
Durch eine gebäudetypologische Untersuchung baulicher Strukturen und ihrer nutzungsspezifischer Organisation, werden planerisch
relevante Aspekte für die Entwicklung von
Stadionkonzepten erläutert und deren Sachzusammenhänge nachgewiesen.
Damit wird eine inhaltliche Grundlage geschaffen, die notwendig ist, um wesentliche
Eingangsparameter bei der Entwicklung eines
Sichtlinienprofils auf Tribünen moderner Sportund Veranstaltungsstätten entscheiden zu können. „Sichtlinien und Sicherheit“ gehören dabei
untrennbar zusammen.
Mit Hilfe von Parameterstudien, empirischen
Untersuchungen gebauter Beispiele und einem
Rückblick auf historische Bauvorgaben, werden
die sicherheitstechnischen Entscheidungskriterien aufgeklärt. Auf diese Weise entsteht ein
Planungsinstrument zur Sichtlinienkonstruktion, welches den Sichtkomfort von Besucherplätzen qualifiziert.
Ausgangssituation
Die Anforderungen an den Typus Sportstadion
haben sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte sehr stark verändert. Der Wunsch nach
einem höheren Komfort für die Zuschauer und
einer besseren Vermarktbarkeit sind klare Vorgaben für neue Stadion Entwürfe geworden.
Durch den Wegfall vieler Leichtathletik-Laufbahnen rücken die Tribünenkörper bei Neuplanungen nahe an das Spielfeld heran. Dies führt
zwar zum gewünschten Effekt dichterer Atmosphäre, verändert aber die Sichtbedingungen
für die Zuschauer.
Der Planungsparameter „Augpunkt- oder Sichtlinienüberhöhung“ wird zum entscheidenden
Qualitätsstandard bei der Beurteilung einer
Tribünenanlage. Bei Leichtathletikanlagen
ist dieser so genannte „C-Wert“ in der Regel
nicht weiter entscheidend, da die Zuschauer in
einem ausreichenden Abstand sitzen.
Durch die wachsende Komplexität multifunktionaler Nutzungsstrukturen in Stadion und Arena
werden die Einflussfaktoren auf die Entwicklung einer modernen Tribünenanlage, wie zum
Beispiel die Sicherheitsfragen in der „Ersten
Reihe“, immer unübersichtlicher.
Entscheidungen und Vorgaben aus verschiedenen Verantwortlichkeitsbereichen, besonders jedoch Fragen der Sicherheit, greifen bei
der Aufrissgeometrie eines Sichtlinienprofils
sehr stark und vielfach unbemerkt ineinander.
Aufgabenstellung
In einem ersten Schritt wird der Bautypus in
einen historischen, baugeschichtlichen Kontext
gesetzt. Die Grundlagen des Sehens werden
erläutert, die Physiognomie des Auges und die
zum Betrachten notwendigen Sehschärfekriterien formuliert.
Des Weiteren soll aus den Grundlagen der
Anthropometrie und der historischen Proportionslehre, wie dem „Goldenen Schnitt“, in einer
Überlagerung mit existierenden Vorschriften
und statistischen Daten für Körpermaße, eine
Musterperson als Modulor „EN“ entwickelt werden, die eine vertragsverbindliche Grundlage
zur Sichtlinienentwicklung darstellen kann.
Im nächsten Schritt wird ein objektives Konstruktionsverfahren zur Ermittlung von Sichtlinienprofilen entwickelt, dass in praxisrelevanter
Form in den bisherigen Rechtsvorschriften und
EN/DIN-Vorgaben noch nicht existiert und in
seiner möglichen Verbindlichkeit zu einem qualitativen Vergleichsstandard führen wird.
Mit Hilfe von Parameterstudien innerhalb der
Berechnungsformel und empirischen Untersuchungen an den gebauten Beispielen der FIFA
Fußball WM-Stadien 2006™ in Deutschland
werden die entsprechenden Entscheidungskriterien dargestellt. Diese basieren im Wesentlichen auf den vier Eingangsparametern:
1.
2.
3.
4.
Entfernung der ersten Sitzreihe
Höhe der ersten Sitzreihe
Breite der Sitzplatztiefe
Qualität der Sichtlinien-Überhöhung „C“
In diesem Zusammenhang werden die baurechtlichen Grundlagen und Vorgaben wichtiger Sportverbände analysiert und miteinander
in Beziehung gesetzt, um ihre Abhängigkeiten
aufzuklären und kritische Rückschlüsse auf die
jeweiligen Vorschriften zu ermöglichen.
Zielsetzung
Diese Dissertation dient als methodische Entscheidungsgrundlage zur Optimierung der Entwurfsplanung und vertragsrechtlichen Absicherung bei der Entwicklung von Sichtlinienprofilen
moderner Sport- und Veranstaltungsstätten.
Einleitung
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„die kategorie des technischen ist das richtige,
nicht das schöne, und die kategorie des schönen ist das ästhetische, nicht das richtige, die
kategorie der information ist das wahre, nicht
das schöne. und die kategorie des gebrauchs
ist das nützliche, nicht das technische.
gewiß, das produkt, das wir suchen, ist das
sowohl technisch funktionierende als auch
formal ansprechende als auch im gebrauch
sich bewährende und in der funktion, in der
bedeutung und herkunft ablesbare.
aber alle diese qualitäten gehen nicht wie
von selbst auseinander hervor, sie bedingen
sich nicht gegenseitig, sie sind nicht kausal
voneinander abhängig, nicht selten stehen sie
in einer spannung und schaffen konflikte.“
von otl aicher
Zitat aus „die welt als entwurf“ (1991) Seite 68,
Otl Aicher über Hans Gugelot, NL
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Einleitung
Abstract - summary of thesis
„Sightlines and Safety“
Contents
For the development of new stadium concepts
relevant aspects of planning are described with
proven actual relations, created by a typological investigation of structures and use-specific
organization.
This is a basis, which is contentwise necessary,
in order to be able to decide substantial initial
parameters of a line of sight profile on grandstands. In that case at modern sports grounds
or places of event ,Sightlines and Safety‘ are
inseparable
In assistance of built examples and parameter
studies, empirical investigations and a review
on historical building defaults, the safety-relevant appropriate decision criteria are cleared
up. In this way a planning instrument will be developped for sightline-construction, which qualifies the comfort of viewing accomodations.
Starting situation
The requirements and technical recommendations to sports stadia changed in the process of
the past decades very strongly. The desire for
a higher comfort for the spectators and a better
marketableness became clear defaults for new
stadium designs.
By the omission of many athletic careers the
grandstand bodies move much closer to the
pitch. This leads to the desired effect of closer
atmosphere, but changes the viewing conditions for the spectators.
The planning parameter „point of eye“ or „Cvalue“ become the quality standard with the
evaluation of a grandstand. This is usually not
further crucial in a Track and Field stadia, because of a sufficient distance of seating.
By the increasing complexity of multi-functional
use structures in stadium and arena the factors
of influence become ever obscurer on the latest development of a modern grandstand, for
example the issues of safety in pitch perimeter
barriers of the „First row“.
Decisions and defaults from different responsibility ranges unnoticed interlink with diagram
geometry of a sightline-profile.
Setting of tasks
In a first step the building type is set into a historical context. The bases of seeing are described, the physics of the eye and the visual
acuity criteria necessary for regarding.
The moreover a sample person Modulor „EN“ is
being developed from the bases of the anthropometry. This way a contract-obligatory basis
for a line of sight design can be represented by
the overlay of historical proportion teachings,
like the „golden section“, with existing regulations and statistic data for body-measurements.
In the next step an objective construction procedure for the sightline-determination is developed. Because of the past legislation C.E.N.
Technical Commitees (TC‘s) defaults do not
exist in a practice-relevant form to design a
viewing accomodations and will not lead to its
possible commitment of a qualitative comparison standard.
In assistance by parameter studies within the
calculation formula and empirical investigations
on the examples built for the FIFA soccer World
Cup 2006 in Germany, appropriate decision
criteria are represented. These are essentially
based on the four initial parameters:
first
2nd
3rd
4th
Distance
Height
Width
Quality
of the first seat row
of the first seat row
of the seat depth
of the line of sight
increased height „C“
In this connection the technical recommendations and requirements of important sports
federations are analyzed and set with one another in relationship, in order to clear their dependence up and to make critical conclusions
possible on the respective regulations.
Objective
This work is to inform as a methodical decision
basis and to serve as an optimizing planning
instrument for the construction of stadia in the
development of sightline-profiles for modern
sports grounds or places of event.
Inhaltsverzeichnis
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Exposé zur Dissertation
Abstract - summary of thesis
Inhaltsverzeichnis
Seite 5
Seite 7
Seite 8
1. „Geschichte des Stadionbaus“
Allgemeine Begriffsbestimmungen
Historischer Rückblick
Kolosseum von Rom
Historische Einordnung
Die Olympische Idee
Stadion-Generationen
Anfänge des Fußballs
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Seite 13
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Seite 18
Seite 20
Seite 21
2. „Sichtlinien und Theaterbau“
Historische Planungsgrundlagen
Marcus Pollio Vitruvius
Das „Vollkommene Theater“
Das Theater nach Alberti
Zirkus und Amphitheater
Vom Barock- zum Logentheater
Seite 22
Seite 22
Seite 23
Seite 24
Seite 26
Seite 27
3. „Der Mensch das Maß aller Dinge“
Menschliche Maßverhältnisse
Kanon der Proportionen
Anthropometrie
Modulor „EN“ (EN/DIN 33402-2)
„Le Modulor“ von Le Corbusier
„Homo bene figuratus“
Der „Goldene Schnitt“
Architektur und Harmonie
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Seite 41
4. „Die Physiologie des Sehens“
Physiologie des Auges
Physiologie der Sehschärfe
Physiologie des räumlichen Sehens
Kopfbewegungen
Menschliches Blickfeld Visuelle Wahrnehmung
LIVE-Effekt
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5. „Die Faktoren der Sehgüte“
Kleinste Wahrnehmungsdimension
Erkennungsweite Rettungszeichen
Betrachtungsabstand Optimaler Sichtkreis
Teil 1 - Sichtwinkelzonen Geometrische Sichtwinkel-Differenz
Konvergenzpunkt und Ondulation
Teil 2 - Sichtwinkelzonen Grundriss-Formtypen
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6. „Geschichte der
Sichtlinien-Konstruktion“
Grundlage einer Berechnung
Begriffsbestimmungen
Geschichte der Sichtlinien-Definition
Verfahren nach Harold Burris-Meyer
Verfahren nach Hans Gussmann
Verfahren nach Christian Gellinek
Verfahren nach P.O.Gellinek
Zeichnerisches Verfahren Rechnerisches Verfahren Sinuslinien- / Parabelverfahren
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7. „Berechnungsformel
Stadion-ATLAS“
Anerkannte Tribünenformeln
Bewertung der Rechnungsansätze
Herleitung der Berechnungsformel
Rückführung anerkannter Ansätze
Logarithmus versus Reihe
Tabellen Stadion-ATLAS/P.O.Gellinek
Reihenbegrenzung (max. Steigung)
Aufbau der mathematischen Reihe
Mathematische Darstellung
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8. „Planungsgrundlagen“
Vorschriften und Empfehlungen
Verbindlichkeit der Bauvorgaben
Definition des EN/DIN-Begriffs
MVStättVO 2005
Bemessung der Rettungswege
Sitzplatz-Blockdefinition
Bemessungsgrundlage
Fassungsvermögen
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9. „Tribünen-Ausstattung“
Definition Bestuhlung
Abmessungen von Sitzplätzen
Brüstungsarten
Höhe der Abschrankungen
Brüstung und Sichtlinie
Sitzplatz - „Umwehrung“
Rollstuhlfahrer-Plätze
Platzbedarf von Rollstuhlplätzen
Sichtlinien und Rollstuhlfahrer
Stehplatzbereich
Wellenbrecher
Stufengänge im Stehplatzbereich
MF-Multifunktion
Medien-Allgemein
Schreibende Presse Kommentatoren-Positionen
Kamerastandorte / -Positionen
Platzbedarf von Kamerapositionen
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Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Inhaltsverzeichnis
10. „Steigungsverhältnisse“
Einführung - Allgemein
Stufengang versus Treppe
Thema: Abweichungsantrag
Definition der Tribünensteigung
Erhöhung der Maximalsteigung
Sicherheitstechnische Maßnahmen
14. „Polygonal-Umformung“
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11. „Sichtlinien-Parameter“
Begriffsbestimmung „Sichtlinie“
Fokuspunkt Höhenverlauf einer Tribüne
Aughöhe zum Sitz-/Stehplatz
„AS“
Ergonomie - Körpermaße
Sitzpositionen Tribünen-Stufentiefe / -Breite
„B“
Sichtlinien-Überhöhung
„C“
Distanz der „Ersten Reihe“
„D“
Spielfeld-Lageplan „Leichtathletik“
Spielfeld-Lageplan „Fußball“
Mindest-Blickwinkel „Werbebande“
Systemvarianten Bandenwerbung
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12. „Spielfeldsicherung“
Bedeutung der „Ersten Reihe“
Grundsätze der Spielfeldsicherung
Stadien nach britischem Vorbild
Spielfeld-Umfriedung
1. Anhebung der „Ersten Reihe“
2. Aufbau einer Zaunanlage
3. Anordnung eines Grabens
4. Präsenz von Sicherheitskräften
Mobile Sicherungsmaßnahmen
Rettungs- bzw. Entspannungstore
„Flitzer“ versus Panik
Fangnetze und Sektorenteilung
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15. „Sichtliniengeometrien
gebauter Beispiele“
WM-Stadion Berlin
WM-Stadion Dortmund
WM-Stadion Frankfurt
WM-Stadion Gelsenkirchen
WM-Stadion Hamburg
WM-Stadion Hannover
WM-Stadion Kaiserslautern
WM-Stadion Köln
WM-Stadion Leipzig
WM-Stadion München
WM-Stadion Nürnberg
WM-Stadion Stuttgart
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16. „Stadion-Auswertung“
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13. „Logenband und Tribüne“
Begriffsbestimmung „Logenband“
Höhenversprung - Logenversatz
Information Ehrengäste / Logen
Mindesthöhe (Blickbezug)
FIFA - Anzeigetafel
Information Tribünenüberdachung
Dachaufsicht und Systemschnitte
Mundlochsystem/Horizontalverteiler
Sitzplatzentfall durch Mundlöcher
Stufengangsysteme und Geländer
Kapazitäre Vordimensionierung
Parabolischer Anstieg der Tribüne
Kontinuierliche Steigungsdifferenz
Toleranz-Stufenausgleich
Fertigteile / Blockstufen
Zusammenfassung Fünf-Punkte-Verfahren
Punkt 1: „best viewing Radius“
Punkt 2: „Abstand zum Spielfeld“
Punkt 3: „Anzahl der Reihen“
Punkt 4: „Stufentiefe“
Punkt 5: „Steigungsverhältnisse“
Punkt 6: „Tribünenneigung“
Punkt 7: „Sichtlinien-Überhöhung“
Punkt 8: „Sichtweiten“
Punkt 9: „Entfernung Anstoßpunkt“
Punkt 10: „Blickwinkel“
Tab. M.1 Querschnitt Haupttribüne
Tab. M.2 Längsschnitt Kurzseite
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Seite 212
Seite 212
Seite 212
Seite 213
Seite 213
Seite 214
Seite 214
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Seite 216
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17. „Parameter-Studien“
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Seite 143
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Seite 149
Erläuterung der Parameterstudien
Parameter: „Höhe und Distanz“
Erster Schritt: Unterrang
Auswirkungen im Oberrang
Zweiter Schritt: Oberrang
Parameter: Stufenbreite
Servicering mit Gefälle
„Polygonal-Umformung“
Veränderung des „C“ -Wertes
Exkurs: „echte“ Ondulation
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Seite 220
Seite 220
Seite 222
Seite 222
Seite 222
Seite 226
Seite 228
Seite 228
Seite 234
Seite 151
Schlusswort
Vita curriculum
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Recherche
Neudefinitionen
Seite 238
Seite 239
Seite 242
Seite 244
Seite 246
Seite 247
Vorwort
003. WM-Stadion Berlin
004. WM-Stadion Gelsenkirchen
005. WM-Stadion Kaiserslautern
006. WM-Stadion München
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Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
007. WM-Stadion Dortmund
008. WM-Stadion Hamburg
009. WM-Stadion Köln
010. WM-Stadion Nürnberg
011. WM-Stadion Frankfurt
012. WM-Stadion Hannover
013. WM-Stadion Leipzig
014. WM-Stadion Stuttgart Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Vorwort
Vorwort
In der vorgelegten Dissertation werden die
wissenschaftlichen Erkenntnisse an gebauten
Beispielen untersucht. Grundlage einer Rückführung der Theorie in die Praxis sind die zwölf
Austragungsorte der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ in Deutschland. Betrachtungsschwerpunkt und Vergleichsobjekt sind
in diesem Zusammenhang ausschließlich die
Tribünen- und Zuschauerräume.
Jedes Bauobjekt ist auf seine Art einzigartig
und muss jeweils im Zusammenhang seiner eigenen Entstehungsgeschichte und besonderen
Anforderung an das Bauwerk betrachtet werden. Bei allen Stadien handelt es sich jedoch
als Spielstätten der FIFA WM 2006™ um eine
zeitlich begrenzte, gleichzeitige Nutzungsbestimmung mit einem gemeinsamen Betreiber,
der FIFA/LOC 2006.
Die Konstellationen von Betreiber und Nutzer
sind ansonsten bei allen Objekten sehr verschieden, ebenso wie die Eigentümerschaft. Die
meisten Sportstätten unterstehen noch immer
kommunaler Aufsicht, auch wenn sie bereits
durch „eigenständige“ Betriebsgesellschaften
vertreten werden. Oder sie verstehen sich als
so genannte „PPP‘s“ (Plublic-Private-Partnerships). Diejenigen jedoch, die ausschließlich
privatwirtschaftlich betrieben werden, stehen
unter einem ganz besonderen Veranstaltungsdruck, denn nur bei Refinanzierung der Ausgaben durch Vermietungseinnahmen kann sich
der Betrieb einer modernern Sport- und Veranstaltungsstätte „rechnen“. Diese Versammlungsstätten reagieren in der Regel mit einem
multifunktionalen Veranstaltungsprofil.
Anmerkung: Eine betriebswirtschaftliche Vertiefung dieser Frage wäre interessant, würde
aber im Rahmen dieser Dissertation zu weit
führen. Daher müssen Erläuterung und Nachweis der oben angedeuteten „Rechnung“ offen
bleiben.
Die Bauherr/Nutzer-Konstellationen sind dennoch äußerst wichtig für die Aufklärung und
Einschätzung der Entscheidungsebenen, die
an den Vorgaben zur Entwicklung eines Sichtlinienprofils beteiligt sind. Die Planungsparameter richten sich prinzipiell nach den gleichen
geometrischen Bedingungen seit Beginn der
Stadionbaugeschichte, wenn sich Zuschauer
versammeln, um auf geneigter oder getreppter
Ebene einer Veranstaltung jeglicher Art beizuwohnen und diese visuell „live“ zu verfolgen.
Jedoch mit zunehmender Bedeutung und Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Betreibung,
d.h. mit dem verkauften Sitz- /Stehplatz-Ticket
„ausreichende“ Einnahmen zu erzielen, kommt
der Sichtlinienkonstruktion und der damit verbundenen Forderung nach guten Sichtverhältnissen, eine wichtige und „neue“ Rolle zu.
Die Stadien der näheren Vergangenheit waren
als Mehrzweckstadien, überwiegend mit gleichzeitiger Nutzungsmöglichkeit für Leichtathletik
und Fußball, aufgrund ihrer Stadionweite „sichtlinientechnisch“ eher unkritisch. Die Nähe zum
Spiel macht es jedoch notwendig Zuschauertribünen steiler auszuformen. Neben den Planungsauflagen hoher Sicherheitsstandards,
wird die Sichtqualität einer der wichtigsten Tribünen-Faktoren und somit Qualitätsmerkmal.
Die wissenschaftliche Aufklärung eines allgemeingültigen Sichtlinien-Verfahrens wird im
Ergebnis den Sichtqualitätsstandard einer moderner Tribünenanlage mit seiner „Konkurrenz“
auf dem freien Veranstaltungsmarkt vergleichbar und diesen nachweisbar machen.
Das Ziel dieser Dissertation ist nicht, eine
nachträgliche Untersuchung und Bewertung
der zwölf WM-Stadien vorzunehmen. Die Planung einer Zuschauertribüne basiert zwar auf
einfachen geometrischen Gesetzmäßigkeiten,
die unverändert bestehen, aber ihre räumliche
Komplexität und die sehr unterschiedlichen
Ebenen ihrer Entscheidungskriterien, was als
mehr oder weniger „wichtig“ eingestuft wird,
macht jedes Sichtlinienprofil zum Einzelfall.
So bringen die zwölf untersuchten Stadien alle
eine sehr unterschiedliche Genesis mit sich, die
ausschließlich zum Zeitpunkt des Fußball-Turniers im Juni 2006 in Nutzung und Betreibung
übereinstimmt.
Was jedoch alle Bauwerke miteinander verbindet ist die Tatsache, dass alle Planungen
„baureif“ und genehmigt sind (BauO NRW §
75 Baugenehmigung). Sie stellen demnach für
Entwürfe und Ausführungsplanungen zukünftiger Stadionbauten einen Orientierungspunkt
dar und haben als gebaute Objekte einen bedingten Empfehlungscharakter. Aus diesem
Grund sind die theoretischen Überlegungen
und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen
aus der Praxis abgeleitet und in diese zurückgeführt. Der Titel „Sichtlinien und Sicherheit“,
den diese Promotion trägt, soll Ausdruck für
den Empfehlungscharakter und Vorschlag zukünftiger technischer Planungsvorgaben für
den Bau moderner Tribünen von Sport- und
Veranstaltungsstätten sein.
11
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
1. Kapitel
Allgemeine Begriffsbestimmungen
„Geschichte des Stadionbaus“
Um ein modernes Stadion aus heutiger Zeit
besser verstehen zu können, ist es wichtig einen kurzen Rückblick auf die historischen Vorbilder anzustellen. Aus diesem Grund werden
im Folgenden wesentliche Begriffe erläutert,
die für viele Sportstätten als Bezeichnung und
Namensgebung dienen.
Der moderne Stadiontypus in einem
historischen Kontext
-
Allgemeine Begriffsbestimmungen
Historischer Rückblick
Kolosseum von Rom
Historische Einordnung
Die Olympische Idee
Stadion-Generationen
Anfänge des Fußballs
Die Arena [lateinisch >Sand<] ist ursprünglich
„ein mit Sand bestreuter Kampfplatz im Amphitheater, Zirkus und Stadion“. Sie ist heute Austragungsort sportlicher Wettkämpfe.
Durch die Möglichkeit der Vergabe eines Namensrechts wird heutzutage der Begriff nicht
nur für den Aktionsraum selbst, sondern für
den gesamten Theaterbau angewandt. Durch
den Einfluss der Werbebranche wird der Begriff aus dem Amerikanischen übernommen
und oftmals durch die Voranstellung des Namens eines Hauptsponsors „Arena“ getauft.
Dies gehört immer mehr zur gängigen Praxis
einer Refinanzierung von Baumaßnahmen
im Sport- und Versammlungsstättenbereich.
Beispiele sind die AOL-Arena in Hamburg,
ehemals Volksparkstadion oder die Arena AufSchalke, Nachfolger des benachbarten Parkstadion Gelsenkirchen, die seit Mitte 2005 als
Veranstaltungsgebäude von Sportereignissen,
Konzerten oder anderen Entertainment-Events
„Veltins-Arena“ genannt wird.
Anmerkung: Zur FIFA WM 2006™ werden
alle Namen egalisiert. Sie beziehen sich dann
durchgehend auf die jeweilige Stadt, zum Beispiel „WM-Stadion Köln“.
12
Das Stadion [griechisch], ist zum Einen eine
antike Längeneinheit, die örtlich verschieden
zwischen 177 m und 192 m groß war. Zum Anderen wird die Bezeichnung des Längenmaßes
auf die gesamte Wettkampfanlage, auf die Laufbahn samt den umgebenden Zuschauerrängen
übertragen. Daraus abgeleitet ist das Stadion
bereits bei den Griechen vor allem Laufstätte in
der Form eines lang gestreckten Rechtecks mit
halbkreisförmigem Abschluss und später auch
Kampfstätte anderer Sportarten. (Eine Länge =
1 Stadion)
Die Stadien für internationale Wettbewerbe
haben eine um ein Rasen-Spielfeld geführte
400m-Laufbahn. Längsseits und in den frei bleibenden Kurvensektoren befinden sich Sprungund Wurfanlagen. Der Begriff steht heutzutage
für eine Anlage sportlicher Wettkämpfe, ganz
unabhängig von seiner sportlichen Nutzung.
Durch den Rückbau vieler Leichtathletik-Laufbahnen in den „reinen“ Fußballstadien ist
eine sportliche Mehrfachnutzung stark eingeschränkt worden.
Das Spielfeld wird heute üblicherweise von einer nach oben meist offenen baulichen Dachstruktur umgeben. (Laut §2 VersammlungsstättenVO handelt es sich bei offener Spielfläche
um ein „Stadion“.)
Die umlaufenden Tribünen ermöglichen es
einem Publikum von Steh- oder Sitzplätzen
das Spielgeschehen zu beobachten. Heute
werden die Stadien oftmals multifunktional, d.h.
mehrfach für Konzerte und andere Großveranstaltungen wie Kirchentage oder Firmenveranstaltungen genutzt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Historischer Rückblick
Stadien sind in den griechischen Stadtstaaten
der frühen Antike „zunächst Orte kultischer
Waffenläufe, um dann athletischen Vergleichskämpfen zu dienen, die dem patriotischen Interesse und vor allem der Selbstbestätigung
der herrschenden Oligarchie dienten.“ [001] Ihr
Fassungsvermögen entspricht oftmals der gesamten Einwohnerschaft der Stadt.
Im antiken Stadion von Olympia auf der Halbinsel Peloponnes, sozusagen dem einzig „wahren“ Olympiastadion, finden seit 776 v.Chr. bis
393 n.Chr. alle vier Jahre „die Spiele von Olympia“ statt. Das Stadion bietet für etwa 30.000
Zuschauer Platz. Allerdings gibt es für das Publikum keine Sitzmöglichkeiten. Um die Sichtverhältnisse der Zuschauer zu verbessern,
werden um die Laufbahn herum Erdwälle aufgeschüttet. Kleine Tribünen aus Stein gibt es
lediglich für die Kampfrichter auf dem Südhang
und für die oberste Priesterin des Heratempels
auf einem Altar am Nordhang.
Das Stadion von Delphi ist eine der am besten
erhaltenen antiken griechischen Anlagen mit einer Länge von 177,35 m) aus dem 5.Jh. v.Chr.
Die Anlage nutzt die topographische Hanglage
zugunsten eines Tribünen-Erdwalls. Auch hier
wurden Stufen für die Honoratioren bereits als
steinerne Sitzreihen befestigt. Diese geben den
Blick auf die U-förmige Laufbahn frei.
Die lang gezogene Rennbahn selbst hat eine
Länge von 590 m und bildet ein längliches Oval,
dass in der Mitte von einer Mauer, der „spina“
geteilt ist. Das Fassungsvermögen des Circus
Maximus wird auf über 300.000 Zuschauer
geschätzt. Obwohl Stadien also auch zu römischer Zeit entstehen, wird den griechischen
Sportwettkämpfen in Italien eine weniger große
Bedeutung beigemessen. Von größerer Aufmerksamkeit sind hingegen die Theater, deren
Bautyp die Römer ebenfalls von den Griechen
übernehmen.
Als zwei der bekanntesten Beispiele antiker
griechischer Theater seien hier das DionysosTheater in Athen mit 13.000 bis 17.000 Sitzplätzen am Südhang der Akropolis genannt
(Eröffnung 534 v.Chr.) und das 300 v.Chr. in
Epidauros entstehende Theater für 14.000 Zuschauer, die auch für zeitgenössische Theaterbauten und Konzertsäle als Vorbild einer guten
Akustik dienen.
„In den römischen Stadien erwuchsen aus
dem aristokratischen Totenkult die Gladiatorenspiele. Die Massenfeste wurden Werkzeug der
zentralistisch ausgerichteten Herrschaftsstruktur des »Imperium Romanum«, dessen in Metropolen zusammengeströmten Volksmassen
mit »panem et circenses« beschäftigt und kontrolliert werden mussten.“ [002]
Das römische Theater übernimmt zunächst alle
wichtigen Elemente des griechischen Theaters
und entwickelt den hellenistischen Prototyp
weiter. Während in Griechenland eine Einfügung des Theaterraumes in den organischen
Naturraum (Einbettung der Zuschauertribünen in den Hang) üblich ist, entsteht beim römischen Theater ein selbstständiges, von der
Umgebung abgeschlossenes Gebäude. Die
Architektur steht nun im scharfen Gegensatz
zur Natur und die römische Technik befreit sie
von den Bedingungen und Bindungen an die
Geländestruktur. Man geht davon aus, dass
der Bautyp des Amphitheaters in Campanien
seinen Ursprung findet. Dort sind erstmals 264
v.Chr. Gladiatorenspiele nachzuweisen.
Schon zu Beginn des Römischen Reiches um
500 v.Chr. entsteht der „Circus Maximus“, der
größte Circus im alten Rom und meist Schauplatz von Pferdewagenrennen, seltener auch
von Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen.
Die Zuschauer sitzen zunächst an den Hängen zu beiden Talseiten, später auf einfachen
Holztribünen; auch hier werden für die Senatoren Steinplätze errichtet. Die Anlage wird bis
ins 4.Jh. v.Chr. mehrmals erweitert und ist in
seiner endgültigen Gestalt dreieinhalb Stadien
(635 m) in der Länge und 110 m in der Breite
groß.
Das so genannte „Doppeltheater“ des Curio
aus Holz in Rom 50 v.Chr. sind zwei halbrunde
Zuschauerräume, die durch Verschiebung zu
einer geschlossenen „Cavea“ verbunden werden konnten. Ein Amphitheater [griech. amphi
= doppelt] entsteht also im Grunde durch das
„Zusammenschieben“ zweier Theater unter
Wegfall des Bühnengebäudes. Das Halbrund
des römischen Theaters schließt sich zur einer
ovalen Form von Arena und „Cavea“ zusammen (lateinisch, Zuschauerraum des Theaters).
Der ellipsenförmige Grundriss erlaubt den Zuschauern näher am Geschehen zu sitzen.
links:
015. Antikes Stadion von Olympia, Griechenland
oben:
016. Panathenisches Stadion
White City Stadium, London
Olympiastadion Berlin
1896
1908
1916
unten:
017. Antikes Stadion von Delphi,
018. Dyonisostheater in Athen,
Griechenland
Griechenland
[001/002] Zitat aus Bauingenieur Bd.79 Mai 2004 „Regie und Selbsterfahrung der Massen- Beispiel Berlin“, V.Marg, S. 201
13
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Kolosseum von Rom
Das „Amphitheatrum Flavium“, das 70-80
n.Chr. von den Kaisern Vespasian und Titus
erbaut wird, stellt wohl den Höhepunkt der monumentalen Form und durchdachten Logistik
eines antikes römischen Amphitheaters dar.
Es handelt sich um das „Kolosseum“ in Rom,
das zum Vorbild aller späteren Arenen, wie z.B.
Verona, Arles oder Nimes wird. Seine Abmessungen sind:
Länge ca. 188 m
Breite ca. 155 m
Höhe
ca. 51 m
Es verfügt über ein Fassungsvermögen von
50.000 Zuschauern, welche in etwa 45.000
Sitz- und 5.000 Stehplätze aufgeteilt sind.
Über dem elliptischen Grundriss erheben sich
vier Stockwerke. Wie im Theater ist die Cavea in konzentrisch ansteigenden Ringen um
die Arena aufgebaut. Unter ihnen liegt die gekrümmten Verteilerebene der Tribüne.
Diese steigt in einem Winkel von 37° (1:1,3)
an und ist zu römischer Zeit mit marmornen
Sitzstufen ausgestattet. (Zum Vergleich max.
Steigung MVStättVO 57:80 cm 1:1,4 = 35,5°)
Die 50 Sitzreihen werden also sehr steil übereinander angeordnet, um möglichst „dicht“ am
Geschehen sitzen zu können.
Die Empfehlungen Vitruvs, der nach Newton
ein gleich bleibendes Steigungsverhältnis der
Theatertribünen von 1:2 aus akustischen Gründen vorschlägt, werden hier zugunsten der
Nähe des Publikums an der Arena offensichtlich nicht eingehalten.
(siehe 10. Kapitel „Maximalsteigung“)
Ein Sockel von h = 3,60 m trennt aus Sicherheitsgründen den Zuschauerbereich von der
Arena und schützt das Publikum vor den Wettkämpfen (und Tierhetzen) im Innenbereich. Der
gleich bleibende Steigungswinkel und die Erhöhung des Zuschauerbereiches führen allerdings zu relativ schlechten Sichtverhältnissen
für das Publikums.
(siehe 11. Kapitel „Sichtlinien-Überhöhung“)
unten:
019. Grundriss Kolosseum, Rom
020. Isometrie Kolosseum, Rom
rechts:
021. Schnitt und Sichtlinienprofil
022. Foto - Kolosseum in Rom
(heute)
Antike Kampfbahnen sind in ihrer axialen Ausrichtung süd-östlich oder west-östlich angelegt.
Die meisten Zuschauer sitzen je nach Kampfzeit
vormittags oder nachmittags mit dem Rücken
zur Sonne und werden nicht von ihr geblendet.
Die „Arena“ passt sich den klimatischen Bedingungen Roms sogar durch die Verschließbarkeit des Daches über eine Segeltuch- und Seiltechnik an. Ringkonsolen an der Mauerkrone
halten die Masten der Sonnensegel.
Der Zuschauerraum wird entsprechend den
Stockwerkshöhen in einzelne Ränge geteilt
und die Zuschauer verteilen sich auf diesen
Rängen je nach gesellschaftlichem Stand.
Demnach ist der umlaufende Sockel für die römischen Senatoren mit bequemen Sitzen und
reich verzierter Brüstung ausgestattet. Die Logen in der Querachse bleiben dem Kaiser und
den hohen Tribunen vorbehalten. Darüber liegt
das „maenianum primum“, das dem Stand des
nicht-senatorischen Adel vorbehalten bleibt.
Die darüber liegenden Reihen „maenianum secundum“ werden in drei Sektoren unterteilt:
Der unterste Sektor (immum) dient den wohlhabenden Bürgern, während der oberste Sektor
(summum) für die ärmsten Bewohner Roms
gedacht ist. Schlechter sind nur noch die Frauen der untersten Schichten untergebracht. Für
sie gibt es Stehplätze auf einer Holzkonstruktion auf dem obersten Geschoss (maenianum
secundum in ligneis), das Titus anbauen lässt.
Unter Domitian wird die echte Bühnenkunst
der Theater zunehmend von „spektakuläreren,
grausamen Schauspielen“ verdrängt. „Brot und
Spiele“ werden zum machtpolitischen Werkzeug, wesentlichen Inhalt des römischen Gesellschaftslebens und fördert somit den Bau
riesiger Amphitheater. Die kostenlosen Veranstaltungen für das römische Volk reichen von
Gladiatorenkämpfen bis hin zu „echten“ Seeschlachten in der Mitte seiner Arenen. [002a]
Anmerkung: Die Form des modernen Stadions
ist aus den römischen Amphitheatern entwickelt
worden. Das „Kolosseum“ ist die erste bedeutende Multifunktionsarena der Baugeschichte.
Seine dreigeschossige Erschließungsstruktur
und das Treppensystem zur schnellen Leerung,
sowie der Aufbau seiner Organisationsbereiche
mit Kellern, Tunnel, Gängen und Aufzügen entsprechen noch heute grundsätzlichen Anforderungen an eine Versammlungsstätte.
Die heutige Wortbedeutung des Stadions oder
der Arena umfasst allerdings in einem größeren Rahmen den gesamten Komplex der Sportkampfstätten.
[002a] Informationen aus „dtV-Atlas“ Werner M. und Vogel, G. (1997) S. 241
14
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Schnitt
Kapazität
angenommener Fokuspunkt bei 8,50 m
(ermittelt durch Sehstrahl Augpunkt erste Sitzplatzreihe
über OK Brüstung)
Gesamtkapazität:
ca. 50.000 Plätze 1)
außerhalb 190m-Bereich:
innerhalb 190m-Bereich: ca. 50.000 Plätze
im optimalen Sichtkreis:
ca. 50.000 Plätze
Unterrang42 Reihen
Stufentiefe
69 cm
Steigung52 cm
Konstante Neigung37° 1)
Sichtlinienüberhöhung C: 13,6 cm - 4,6 cm
→ C-Wert von 9 cm ab 13. Reihe unterschritten
→ C-Wert von 6 cm ab 29. Reihe unterschritten
Sitzplätze:
Stehplätze:
100 %
0%
100 %
100 %
ca. 45.000
ca. 5.000
1) „dtV-Atlas“ Werner M. und Vogel, G. (1997)
S. 241
max. Sichtweiten zu angenommenen Fokuspunkt
max. Distanz: 49,28 m
max. Distanz horizontal:40,66 m
max. Distanz vertikal:27,86 m
Oberrang ungenaue Angaben
15
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Historische Einordnung
Die Aufgabe und Motivation eine Versammlungsstätte zu errichten, hat sich in den Jahrtausenden ihrer Entstehungsgeschichte immer
weiter entwickelt.
Franz Joachim Verspohl hat 1974 in einer
Dissertation den Versuch unternommen, den
Bautypus der Stadionarchitektur in einen Kunst
historischen Zusammenhang zu setzen.
„Obwohl die Bauwerke dieser Gattung zu den
aufwendigsten Bauaufgaben des 20. Jahrhunderts gehören, haben einzelne stilgeschichtlich
bedeutsame Stadionbauten keine eigenständige kunsthistorische Würdigung erhalten.
Seine systematischen Untersuchungen zur
Vorgeschichte der aktuellen, bis in die Renaissance zurückreichenden Form dieses Bautypus
ersetzten die fehlenden Versuche, zwischen
der Aufgabe moderner Großsportanlagen und
den antiken Amphitheatern zu vermitteln und
zu unterscheiden.“ [003]
Eine kunsthistorische, gesellschaftspolitische
Auseinandersetzung und historische Einordnung Anfang der 70er Jahre kommt dabei nicht
von ungefähr. 1972 finden die Olympischen
Spiele in München statt.
Das damalige Motto „heiterer Spiele“ erfährt
eine einzigartige Entsprechung in dem Entwurf
der Architekten Behnisch & Partner aus Stuttgart. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur
Frei Otto inszenieren sie eine Stadionarchitektur, die durch ihre frei geformten transpa-
renten Seilnetzdächer über einem topografisch
bewegten Landschaftsraum „den Sport als
jugendliches Spiel mit einer heiteren Massenchoreographie“ darstellen und das Motto
der Olympischen Spiele 1972 auf eine beeindruckende Weise widergeben. “Dies war eine
gebaute Gesellschaftsvision, die zu Recht zum
stadtlandschaftlichen Baudenkmal wurde.“ [004]
Das Bild vom Menschen, seine Rolle in der
Gesellschaft und die Umgangsformen mit- und
untereinander finden immer wieder ihre Ausdruckform in der Architektursprache seiner Gebäude. Kaum eine Bauform, wie die Versammlungsstätte, gibt dieses öffentlich bedeutsame
Spielgelbild einer Gesellschaft besser wider.
Sie wird zum Zeitzeugen einer Haltung und
eines Bewusstseins des Menschen dem Menschen gegenüber.
Im französischen Absolutismus entsteht die
Idee, historische Überlieferungen und bauliche
Überreste antiker Stadien, zu konservieren und
wieder zu aktivieren.
Der Architekt Etienne-Louis Boullée präsentiert zu Beginn der französischen Revolution
seinen Entwurf für ein kreisrundes Kolosseum
für 300.000 Untertanen. Der Plan dieser imposanten Versammlungsstätte entsteht bereits
während der royalistischen Zeit des Ancien Régime (französisch: die „alte Regierungsform“)
und soll moralischen wie politischen Gesichtspunkten genügen.
[003] Zitat aus „Stadionbauten von der Antike bis zur Gegenwart“, J.Verspohl, Gießen, 1976, Deckeltext
[004] Zitat aus „Olympiastadion Berlin - Sanierung und Modernisierung 2002-2004“, V.Marg, Hamburg, 2004, S.12
16
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
So schreibt Boullée in einem Traktat: „Unter den
Augen aller erhebt und läutert sich die Seele
des Bürgers. ... In der Tat, was wäre fesselnder
als diese herrliche Arena mit einer glänzenden
Jugend gefüllt zu sehen, die versuchte, sich in
allen Formen körperlicher Übung auszuzeichnen, die zum Beispiel im Wettlauf ihre ganze
körperliche Geschicklichkeit entfalten könnte
und in militärischen Aufmärschen den Willen
zur Verteidigung des Vaterlandes bewiese.“
[005]
Die gleichen Gesichtspunkte resümiert auch
Boissy D‘Anglas in seinem „Essai sur les Fates
Nationales et quelques la sur les Artes“, so
Verspohl und zitiert den französischen Politiker
und einen der einflussreichsten Männer während der französischen Revolution, Maximilien
de Robespierre (1794): „Es gibt aber eine Art
von Institutionen, die als wesentlicher Teil der
Volksbildung gewertet werden müssen. Ich
meine die Nationalfeste. Führt die Menschen
zusammen, dann macht ihr sie besser; denn
die Menschen wollen sich gegenseitig gefallen
beim Zusammensein und sie können nur durch
Dinge, die sie selbst schätzen, den anderen
gefallen.“ [006]
Die wichtigste Planänderung, die Boullée an
seinem Entwurf vornimmt, betrifft die Grundrissform. Er übernimmt nicht das Oval des
römischen Kolosseums, sondern den Kreis.
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Diese Planänderung geht nach Verspohl nicht
auf eine falsche Nachahmung zurück, sondern
ist durch die ideologische Besetzung der Kreisform vorgeprägt. Der Kreis gilt, so schreibt er
(S.30) zumindest mit den Äußerungen der Renaissance belegbar, als reinstes Symbol der
Natur und verweist dabei auf Alberti. Obgleich
duozentrische Grundrissformen zu dieser Zeit
möglich sind (Ellipse und Oval)‚ dominiert in der
Architekturtheorie die Vorliebe für die monozentrische Kreisform. Diese resultiert wohl aus
einem zentristischen, hierarchischen Welt- und
Gesellschaftsbild, während die gedehnte sich
mit einem duozentrischen Welt- und Gesellschaftsbegriff in Verbindung bringen lässt. (Vgl.
auch Verspohl, S.32). Die Wahl des Kreises als
Grundrissform bei Boullée oder auch der Kugel
als Idealform basiert auf der Rezeption der konservativen Renaissancetheorie.
1790 entsteht auf dem Marsfeld in Paris das
größte Stadion der Neuzeit. Für das Fest der
Föderation errichtetet man ein Erdstadion mit
riesigem, hölzernem Portalbau. Hier leisteten
die 50.000 Vertreter der neu gebildeten Departements den Schwur auf die neue Verfassung. Diese Inszenierung des politischen
Selbstverständnisses einer ganzen Nation, das
„Bild der Brüderlichkeit“ einer „Grande Nation“,
soll mit den Mitteln der Architektur als gemeinsamer Raum für über 500.000 Bürger, eine
neue imposante Ausdrucksform erhalten.
[005/006] Zitat aus „Stadionbauten von der Antike bis zur Gegenwart“, Verspohl S. 30-31
links oben:
023. Münchener Ausführungsentwurf für die
Sportbauten auf dem Oberwiesenfeld
Behnisch &Partner (1972)
links unten: 024. Theater von Epidauros (heute)
oben:
025. Fest der Föderation, Marsfeld - Paris (1790)
unten:
E.L.Boullée, Entwurf Kolosseum
026. Zeichnung - Aussenansicht
027. Zeichnung - Schnitt (300.000 Zuschauer)
17
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Die Olympische Idee
Die „Olympiaden“ als Vorläufer der modernen
Olympischen Spiele werden zwischen 1859
und 1888 in Griechenland ausgetragen. Den
Anstoß hierzu gibt der Wittelsbacher Prinz Otto.
Vorbild war das Münchener Oktoberfest, das
damals eine kombinierte Schau landwirtschaftlicher Produkte und sportlicher Wettkämpfe ist
und sich seinerseits an den Spielen der Antike
orientiert. Wie in Bayern, das 1806 Königreich
wird, soll nun auch im jungen griechischen Königreich ein zentrales Fest nationale Identität
stiften.
Im 19. Jahrhundert wird das Bewusstsein der
Menschen für ihre eigene Geschichte immer
stärker und im „Klassizismus“ wird die Nachahmung des klassischen Altertums (Antike) zum
Programm erhoben. Als einer ihrer geistigen
Väter gilt der deutsche Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), Begründer der wissenschaftlichen Archäologie.
Deutschen Archäologen finden bei Ausgrabungen in Athen das ehemalige Hippodrom des
Herodes Atticus und bauen dieses als Stiftung
des griechischen Kaufmannes Averoff für die
Eröffnungsveranstaltung der panhellenischen
Spiele 1896 mit 40.000 Besuchern wieder auf.
„Pierre de Coubertin war der wichtigste Initiator
einer nationalistischen Sportbewegung nach
dem Motto: Kult der Ehre und Uneigennützigkeit, ... Werk der moralischen Vervollkommnung und sozialen Befriedigung“ [007]
Die Olympische Idee des „citius, altius, fortius“
[lateinisch] „schneller, höher, stärker (weiter)“
18
sorgt für einen regelrechten Bauboom im Stadionbau der folgenden Jahrzehnte, denn viele
Großstädte Europas bewerben sich um die
Austragung der Olympischen Spiele, um sich
als Nation zu präsentieren.
Das junge Deutsche Kaiserreich sucht ebenfalls
nach einer Möglichkeit im friedlichen, sportlichen Wettkampf der Nationen seine Identität
zu entwickeln und bewirbt sich für die Austragung der Olympischen Spiele 1916 in Berlin.
Nachdem man die Zusage erhält, beginnt man
mit dem Bau eines „Deutschen Stadions“ inmitten der Grunewalder Pferderennbahn. Wegen des Ersten Weltkrieges werden Spiele in
Berlin abgesagt und eine erneute Bewerbung
der „Weimarer Republik“ um die Olympischen
Spiele 1936 ist erfolgreich.
Walter und Werner March, Söhne des gestorbenen Architekten Otto March, führen die
Umplanungen nach der nationalsozialistischen
Machtergreifung 1933 und dem Entschluss
zum Neubau des „Deutschen Stadions“ auf
dem „Reichssportfeld“ durch.
Im Gegensatz zum athenischen Hippodrom
ist der Entwurf des Architekten Otto March mit
30.000 Zuschauerplätzen für die Olympischen
Disziplinen sportgerecht disponiert. Weitläufige
Kampfbahnen für alle Sportarten und Athleten,
eine Radrennbahn und ein Großspielfeld mit
Turn- und Spielfeldern in der Mitte. Sogar ein
Schwimmstadion mit einer 100m-Bahn an der
Gegegerade der Nordseite des Stadions liegt
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
gegenüber der Kaiserloge auf der Ehrentribüne
der Südseite. Die Bedeutung des Fußballsports
steht noch nicht so sehr im Vordergrund, wie es
bei der Planung heutiger Sportstätten der Fall
ist.
Man ist in Berlin jedoch aus städtebaulichen
Gründen von einer klassischen Nord/Südausrichtung der Stadion-Längsseite abgewichen,
um ein Gesamtensemble entwickeln zu können.
Es ensteht „eine weltweit bewunderte vorbildliche Anlage ..., die in antikisch monumentaler
Manier zu einem einzigartigen stadtlandschaftlichen Ensemble gruppiert wurde.“ [008]
Die Spiele finden unter den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Zum ersten Mal werden
modernste Kommunikationstechnologien, wie
die Telefunken-Fernsehübertragung »live« als
Weltpremiere eingesetzt. Leni Riefenstahls
Filmopus über die „Schönheit der Körper“ wird
zum Ausdruck eines „arischen Körperkults“.
Die gesamte Anlage des Reichssportfeldes
dient dem politische Ziel eines völkischen
Selbstverständnisses, das gezielt vom nationalsozialistischen Propagandaminister inszeniert
und eingesetzt wird. „Dazu gehörte die Schale
mit dem olympischen Feuer auf delphischem
Dreifuß über dem Marathontor, der Glockenturm in der Peilung der Stadion-Achse jenseits
des Marsfeldes. Die Aufschrift der Glocke „Ich
rufe die Jugend der Welt“ über der „Langemarckhalle“ zum Gedenken an die tausenden
Heldentoten des Ersten Weltkrieges.
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Der in den Himmel strahlende Lichtdom auf der
nächtlichen Abschlusskundgebung auf dem benachbarten Marsfeld wird zur „Massenregie für
die sportliche Ertüchtigung zur Bereitschaft zum
Heldentod. Die inszenierte Selbsterfahrung der
Massen war überwältigend und folgenschwer.
Drei Jahre später beginnt Hitler den Zweiten
Weltkrieg, der Europa verwüstete.“ [009]
Anmerkung: Bei den Olympischen Spielen der
Antike wurde nie ein Feuer entzündet, wohl aber
bei den sportlichen Veranstaltungen in Athen.
1928 wurde das erste Mal bei den Sommerspielen in Amsterdam ein Olympisches Feuer
entzündet. Es gab jedoch weder einen Fackellauf vor der Eröffnungsfeier, noch wurde das
Feuer von einer bestimmten Person entzündet.
Nach einer Idee von Carl Diem wurde der erste
Fackellauf bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin veranstaltet. Von dieser Zeit
an sind der Fackellauf und die Entzündung des
Olympischen Feuers Teil jeder Eröffnung von
Olympischen Sommerspielen.
[007/008/009] Zitat aus „Olympiastadion Berlin - Sanierung und Modernisierung 2002-2004“, V.Marg, Hamburg, 2004, S.9-13
links oben:
028. Olympiastadion von Athen
029. White City Stadium, London
links unten: 030. Deutsches Stadion, Berlin
oben:
031. Ost-West-Achse
Berliner Olympiastadion
1896
1908
1916
1936
032. Olympische Ringe
unten:
033. Reichssportfeld
Berlin am Abschlusstag der
Olympischen Spiele 1936
19
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Stadion-Generationen
„Das Sportstadion, wie wir es heute kennen,
hat sich in den Industriestätten Englands und
auf dem europäischen Kontinent entwickelt“,
so schreibt Barry Lowe, Principal im englischen
Planungsteam von HOKSVE.COM aus London,
in seinem Artikel „vom Sportfeld zur Sportstätte
der Zukunft“. Er gliedert den historischen Abriß
in drei Stadiongenerationen und beschreibt ihre
typologischen Entwicklungsstufen. [010]
Die „erste Generation“
Ende des 19. Jahrhunderts werden die ersten
Wettbewerbsregeln für bestimmte Sportarten
festgelegt, die einen fairen Wettkampf der
Mannschaften ermöglichen und ihre Anforderungen auf viele Standorte und Bauwerke
übertragen lassen.
Der Ausbau des Eisenbahnnetzes im Zuge der
fortschreitenden Industrialisierung erleichtert
die Reisemöglichkeit der Sportler und ihrer Anhänger innerhalb des Landes und vergrößert
somit auch das öffentliche Interesse am Sport
und 1896 werden die Olympischen Spiele der
Neuzeit ins Leben gerufen.
Der Begriff „Multifunktion“ ist für Stadien wie
das White City Stadium London 1908 oder
der Vorgängerentwurf 1916 für das „Deutsche
Stadion Berlin“ nicht nur Nomenklatur, sondern
bauliches Organisationsprinzip. Viele Sportarten finden parallel in einem „Freiluftstadion“
statt. In das große Rund der Laufbahnen ist sogar eine hölzerne Radrennbahn integriert und
eine der Längstribünen nimmt ein Wettkampfschwimmbecken auf.
In den 20er Jahren entstehen in Deutschland
zahlreiche Sportparks, die mehrere Spezialstadien in einem grünen Landschaftspark zu
einem Gesamtensemble verbinden und Ausdruck für den gesellschaftlichen Aufstieg des
Sports werden.
Die „zweite Generation“
Nach dem zweiten Weltkrieg werden viele Stadien umgebaut oder neu errichtet. Ihre bauliche
Ausformung basiert oftmals auf Hang- oder
Erdstadien, deren Unterrang direkt oder auf
einer Unterkonstruktion in den Hang gelegt
werden. Die Großsportereignisse der Olympischen Spiele 1972 und der darauf folgenden
FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 1974 sorgen
für einen weiteren Bauboom im Sportstättenbereich Deutschlands. Die Wichtigkeit des Fußballsports als Grundlagenplanung moderner
Sportstätten hat spätestens mit dem “Wunder
von Bern“, dem Gewinn der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft am 4. Juli 1954 in der Schweiz ihren
Durchbruch.
Doch zu diesem Zeitpunkt stehen die zwei
maßgeblichen Planungsfaktoren Leichtathletik
und Fußball noch gleichrangig gegenüber und
werden in der Regel auch gleichzeitig in ein
Stadion integriert, um ein gemeinsames Sportfeld für alle athletischen Disziplinen zu schaffen. Ausnahmen sind das Westfalenstadion
in Dortmund und der „Betzenberg“ in Kaiserslautern, die man auch heute noch als Vorbilder
der „reinen“ Fußballstadien bezeichnen kann.
Die überwiegend radialen Stahlbeton-FertigteilKonstruktionen kragen als Dachkonstruktion
über den Oberrang (Bsp. „Müngersdorfer Stadion, Köln 1975). Sie entsprechen mit ihrer Teiloder Komplettüberdachung dem gewachsenen
Komfortanspruch der Zuschauer. Flutlichtanlagen werden zum technischen Standard der
Stadien und machen die Sportereignisse TVmedientauglich. Üblicherweise wird lediglich
eine Grundversorgung der Zuschauer mit WCAnlagen und einigen Kiosken gewährleistet.
Die „dritte Generation“
Die heutigen Stadien oder Arenen kann man
durch die starken Veränderungen ihrer „multifunktionalen“ Nutzungsstrukturen und weiter
erhöhten Ansprüchen als die nächste Generation bezeichnen.
„Die neuesten Modernisierungen und Neubauten von Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2006 folgen einer zeittypischen Vermarktungsregie für den Profifußball und bewirken
eine veränderte Selbsterfahrung der Massen.
Statt Volksstadien für alle Sportarten werden
jetzt zur maximalen Vermarktung des privatisierten Entertainments meist ausschließliche
Fußballarenen unterteilt für unterschiedliche
Konsumenten-Gruppen inszeniert:
VIP–Business–Presse–Normalbürger–Fans,
getrennt in Verbraucher-Klassen. Die Tribünen sind also nach Klassen streng getrennt,
desgleichen die Lounges, die Logen, die Lifte,
die Vorfahrt. Die Selbsterfahrung der Massen
wird zum selbst bezahlten und nach Klassen
getrennten Rausch in der kollektiven Emotion, in orgiastischer Lautstärke, reflektiert von
geschlossenen Tribünendächern, getreu der
altböhmischen Spruchweisheit »Wenn die Fahnen flattern, ist der Verstand in der Trompete.«“
[011]
[010] Zitat aus [Umrisse] - Zeitschrift für Baukultur 3/2004 „Vom Sportfeld zur Sportstätte der Zukunft“ B.Lowe, S.7-15
[011] Zitat aus DEATAIL-Konzept 09/2005 von V. Marg, S.897
20
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
1. Kapitel - „Geschichte des Stadionbaus“
Anfänge des Fußballs
1583 schrieb Philip Stubbes über Fußball in
„The Anatomie of Abuses“: „Ein teuflischer Zeitvertreib ... der Neid, Groll und Bosheit wachsen
lässt, und manchmal gar zu Streit, Mord, Totschlag und großem Blutverlust führt.“ [012]
Rund 500 Jahre später sagte Papst Benedikt
XVI. anläßlich eines Kleinfeld Fußballturnieres
auf dem Petersplatz in Rom: „Fußball ist das
Heraustreten aus dem versklavten Ernst des
Alltags in den freien Ernst dessen, was nicht
sein muss und deshlab so schön ist.“ [012a]
Seit der Olympischen Idee des Herrn de Coubertin hat sich der sportliche Schwerpunkt in
den Sportstadien von der Leichtathletik immer
stärker zum populären Fußballsport entwickelt.
Der Wegfall der Laufbahnen in den meisten
Stadien, die für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ in Deutschland errichtet worden
sind (9/12) ist ein eindeutiges Indiz dafür.
Anmerkung: Von einer Bewertung dieses Umstandes muss an dieser Stelle jedoch abgesehen werden, da eine vertiefende Betrachtung
zu weit führt, ohne das Sichtlinienphänomen
weiter aufzuklären. Allerdings ist die Tatsache
des Näherrückens von Tribünenanlagen an das
Spielfeld sichtlinientechnisch extrem relevant.
Ein kurzer Rückblick soll die lange Geschichte
dieses Sports verdeutlichen. Die folgenden Angaben stammen aus einer Reihe der Süddeutschen Zeitung Edition 2005:
China - Das antike Fußballspiel „Tsu Chu“ entwickelt sich 2.500 v.Chr in China. Ein Netz aus
Seide wird zwischen Bambuspfähle gespannt.
Die Spieler versuchen, den Ball im Netz unterzubringen. Frei übersetzt bedeutet Tsu „einen
Ball mit Füßen treten“ und Chu „ausgestopfter
Ball aus Tierhäuten“
Ägypten - Eine Sargzeichnung zeigt einen
Mann, der mit einem Ball jongliert. (2.000
v.Chr.)
Japan - Bereits 600 v.Chr. - 300 n.Chr. wird
„Kemari“ gespielt, das der heutigen Form des
Fußballspiels recht ähnlich ist. Eine politische,
wie religiöse Motivation sollen ebenso eine Rolle gespielt haben, wie der Ehrenkodex der „Samurai“ -Krieger. Das Ziel des Spiels ist, einen
Ball zwischen zwei Pfosten zu platzieren.
Antike Hellas/Römisches Reich - Im frühen
6. Jh. v.Chr. spielen die Griechen eine Mischung aus Fuß- und Handball und nennen
diese Mischung „Episkyros“ und die Römer einen ähnlichen Wettbewerb „Harpastum“, der im
ganzen römischen Reich ausgetragen wird und
im Frankreich des 5. Jh. n.Chr noch gespielt
worden sein soll.
Zentralamerika - In den vorkolumbianischen
Zivilisationen des 16. Jh. werden von Azteken,
Mayas und Zapoteken ebenfalls Fußballspiele
betrieben. An Spielfeldern nahe ihren Tempeln
geben religiöse Führer Anweisungen an die
Spieler und ging das Spiel verloren, wurden
manche sogar auf dem Altar geopfert.
Renaissance Italien - Eine Mischung aus Rugby und Fußball wird im 15. und 16. Jh. n.Chr.
in Florenz populär. „Giuoco dal Calcio fiorent“
wird vornehmlich von Aristokraten gespielt.
(Ursprünglich dient ein abgeschlagener Kopf
als Spielball.)
Mittelalter England - Im so genannten „Mutterland des Fußballs“ beginnen die Normannen
1066 mit dem sportlichen Wettkampf, das zum
Kräftemessen und Städtevergleich dient. König Edward 11. verbietet es 1314, da ihm das
Spiel zu brutal erscheint. Die Popularität dieses
„Sports“ lässt dennoch nicht nach. Anfang des
16 Jh. von der Monarchie anerkannt, wird der
Fußball sogar nach dem sonntäglichen Kirchgang empfohlen.
Amerikanische Kolonien - Die Pilger entdecken bei den Ureinwohner in Neuengland
ein Spiel, welches mit einem Ball betrieben
wird. Ihren Wettstreit nennen sie „Pasuckquakkohowog“ und tragen ihn bei Ebbe auf dem
harten Sand des Watts aus. Die Bedingungen
gleichen den heutigen Regeln. Zwei Mannschaften treten an, Waffen sind verboten und
Wetten auf den Spielausgang werden angenommen. In Virginia wird um 1600 recht früh
nach der Errichtung der ersten Siedlungen auf
amerikanischem Boden auch eine Art Fußball
gespielt. Auch hier wird er verboten und nur
noch sporadisch gespielt, bis 1827 HarvardStudenten den Sport erneut gesellschaftsfähig
machen.
links oben:
034. Sportpark Müngersdorf, Köln
035. Neubau Müngersdorfer Stadion
links unten: 036. Münchener Olympiastadion
oben:
1927
1975
1972
037. Computeranimation eines
asiatischen Bambus-Balls
aus http://www.buckminster.info
Das moderne Spiel
„Am 26. Oktober 1863 trafen sich Repräsentanten von 14 Londoner Klubs und Schulen in der
Freemasons‘ Tavern in der Great Queen Street,
nahe Lincoln Inn Field, gründeten die Foothall
Association und verfassten das erste vollständige Regelwerk. 1871 wurde die Foothall Association Challenge der erste organisierte Wettbewerb der Welt.“ [013]
[012/013] Zitat aus „Fußball unser“, E.Augustin, München, 2005, S.5/29
[012a]
Zitat aus „Fußballgott - Elf Einwürfe“, A.Merkt (Hrsg.) Köln, 2006, S.50
21
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Kapitel
Historische Planungsgrundlagen
Marcus Pollio Vitruvius
„Sichtlinien und Theaterbau“
Die Bedingungen für den Bau moderner Sportund Veranstaltungsstätten gehen auch zu
Beginn des 21. Jahrhunderts auf historische
Planungsgrundlagen zurück.
Zwar gibt es in den griechischen Stadtstaaten
Spielflächen vergleichbar mit unseren
heutigen Sportstadien und auch die Atzteken
kennen bereits eine verwandte Form des
heutigen Fußballsports, aber kaum eine
gebäudetypologische Bauform ist so bedeutend
für die Entwicklung von Planungsgrundlagen
der Konstruktion eines Sichtlinienprofiles, wie
der Theaterbau.
In „Zehn Bücher über Architektur“ formuliert
Vitruv Rahmenbedingungen für den Bau von
Theatern. Als römischer Baumeister kennt er
die griechischen Vorbilder sehr gut, aber in der
Beschreibung für die anzuwendende Proportion
von Tribünenstufen ist sein Kapitel weniger
stark auf die notwendigen Sichtverhältnisse
ausgelegt, als auf die Verbreitung des Schalls.
Er stellt in diesem Zusammenhang seine These
über die Ausbreitung des Schalls auf:
„Die Stimme ist ein fließender Hauch, der durch
den Anschlag der Luft dem Gehör empfindbar
wird. ... Sie bildet, indem sie sich fortbewegt,
unendliche Kreise. So wie, wenn man in ein
stehendes Wasser einen Stein wirft …, anstatt
das die Stimme nicht allein in horizontaler
Richtung fortgeht, sondern auch stufenweise in
die Höhe steigt.“ [014]
August Rode hat 1796 mit seinem Buch
„Baukunst“ die zweite von fünf VitruvÜbersetzungen ins Deutsche ausgearbeitet.
Im dritten Kapitel des fünften Buches berichtet
Vitruv vom Theater (als die Sitze der Zuschauer)
und „dessen gesunder Stellung“.
Er beschreibt die Form des Theaters als
ein Teil für die Zuschauer, der kreisförmig
angeordnet ist und der andere Teil der
Schaubühne rechtwinklig dazu. Er äußert sich
zu den klimatischen Bedingungen, da Luft- /
Windbewegungen im Tribünenrund „nicht frei
hindurch streichen“ können und daher die
Theater (Tribünen) „vielmehr gegen gesunde
Himmelsgegenden“ zu richten sind. A. Rode
merkt in der Fußnote unter Ziffer „r“ an, dass zur
Vermeidung allzu großer Hitze im Theater, die
Römer nach Campanischer Mode Segeltuch
spannten und Cn. Pompeius sogar „Wasser die
Gänge und zwischen den Sitzen herab rinnen
ließ“.
In Griechenland werden viele Stadien in
topographisch günstiger Hanglage „an Gebirge
angelegt, ...weil sie dabei nicht allein an den
Bau- Erhaltungskosten gewannen, sondern
auch vor Einsturz der Gebäude sicher waren.“
In Rom, so schreibt er weiter, sind die Theater
anfangs auch nur aus Holz errichtet und
nennt als Beispiel die temporäre Tribüne des
prächtigen Theater des M. Scaurus 695 n.Chr.
mit einer Kapazität von 80.000 Personen.
Die römischen und griechischen Baumeister
scheinen der sprachlichen Verständlichkeit
einen unweit höheren Wert beigemessen
zu haben und auch Vitruv geht vielmehr
um die Ausbildung eines Theaters mit
Sprachbeiträgen.
Im antiken Theater kommen große chorische
oder tänzerische Darbietungen zur Aufführung.
Der Einzelschauspieler, der aus der Masse
des Chores hervortritt, steht auf hohem Kothurn (griechisch „kothornos“, ursprünglich ein
geschnürter, wadenhoher Schaftstiefel. Im 2.
Jahrhundert v.Chr. werden die Sohlen so dick,
dass sie, vor allem in römischer Zeit, fast Stelzen gleichen.)
Der Schauspieler trägt eine Maske, in die eine
schalltrichterähnliche Einrichtung zur Verstärkung seiner Stimme eingebaut ist. Mimik und
schnelle Bewegungen entfallen damit ganz.
Vitruv sagt über die Anlage der Sitzstufen und
Stufengänge folgendes aus:
„Die Absätze (praecinctiones) Anzahl müssen
mit der Höhe der Theater im Verhältnisse
stehen; auch dürfen sie nicht höher sein als
breit. … Überhaupt ist es so einzurichten,
dass, wenn man nur von der untersten bis
zur obersten Sitzstufe (gradus) eine Schnur
zieht, diese alle Sitzen und Ecken (cacumina
angulosque) der Stufe berühre. Auf solche Art
wird die Stimme nirgends aufgehalten werden.
Die Zugänge (aditus) betreffend, so müssen
ihrer sehr viele und geräumige angebracht
werden. Es dürfen aber die oberen nicht mit
den unteren zusammentreffen; sondern alle
insgesamt müssen absonderlich und gerade
fort, ohne Wendungen (sine inversuris) laufen,
damit, wenn sich das Volk aus dem Schauspiele
herausgeht, es nicht dränge, sondern von allen
Plätzen besondere freie Ausgänge (exitus)
habe.“ [014]
Die Grundlagen des Sichtlinienprofils
als Qualitätsmaßstab eines modernen
Tribünenkonstruktion
-
A
B
C
D
E
Historische Planungsgrundlagen
Marcus Pollio Vitruvius
Das „Vollkommene Theater“
Das Theater nach Alberti
Zirkus und Amphitheater
Von Barock- zum Logentheater
obere „jüngere“ Cavea
zwölf Segmente der unteren Cavea
kreisrunde Orchestra
„Postszenium“ - Bühnenhaus
seitlicher Abschluss der Vorbühne
[014]
22
Zitat aus „Baukunst - Zehn Bücher über Architektur“, August Rode, Zürich, 1796, Erster Band, 5.Buch, 3. Kapitel, S.211-213
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Das „Vollkommene Theater“
August Rode zitiert in der Fußnote „t“ S.212
aus Newton’s Vitruvius (pag. 97): Newton
interpretiere Vitruv dahingehend, dass die
geforderte Proportion einer Tribünenstufe
zweimal so breit als hoch sein soll und eine
gerade Linie über alle Stufenvorderkanten
läuft und somit alle Stufen das gleiche
Steigungsverhältnis hätten. (frei übersetzt)
Die Zeichnung aus Newton’s Vitruvius
verdeutlicht auch den Umgang mit einem
horizontalen Verteilergang, so wie er
notwendig wird, wenn die Zuschauer einer
Tribüne vom Zugang zum Stufengang verteilt
werden müssen. Auffällig ist jedoch, dass
die Stadionbesucher alle auf leicht erhöhten
Steinstufen ohne Einzelsitze sitzen/stehen.
(siehe 10. Kapitel „Maximalsteigung“)
Anmerkung: Diese Ausformung der Sitzplätze
ist heutzutage nicht mehr aktuell, aber man kann
diese Form der Tribünenausbildung prinzipiell
noch heute in Zeichnungen der gültigen EN/DIN
13200-1 für Zuschaueranlagen wiederfinden.
Axel Hausmann (Aachen, 2002) leitet aus seinen Untersuchungen des „Goldenen Schnitts“
Maßverhältnisse für die Anlage von Tribünen
ab und überprüft diese an Beispielen, wie dem
griechischen Theater von Epidauros.
Der Kreisbogen wird in 20 Teile gegliedert. Mit
je einem Segment greift die Zuschauertribüne
über den Halbkreis hinaus. Somit folgt nach
Hausmann die Einteilung des Theatrons mit 12
von 20 Segmenten bereits der perfekten Proportionierung nach dem Goldenen Schnitt.
In einer späteren Ausbaustufe wird hinter
einem horizontalen Gürtelring (Diazoma) eine
neue „Cavea“ mit 2x 11 Segmenten angebaut.
Dieser ist 55 Module breit:
ein ionischer Fuß = 29,6 cm = ein Modul = 1‘
16 Fingerbreiten x 1,85 cm = ein Modul = 1‘
Er steht im gleichen Verhältnis zum Unterrang,
wie der Unterrang mit 88‘ zum Kreismittelpunkt
der Orchestra (Radius = 144‘).
Setzt man nach Hausmann die Untersuchung
über die Verhältnismäßigkeiten fort und legt
dabei die Teilung des Quadrates nach dem
abgebildeten Prinzip zugrunde, so stellt man
fest, dass der Radius der Orchestra mit 34‘
einen Kreis abbildet, der durch ein Zehneck
in Kreisabschnitte mit je 21‘ unterteilt werden
kann. Verlängert man nun vom Kreismittelpunkt
ausgehend eine Linie über die Eckpunkte des
Zehnecks, so entstehen die zwölf Tribünensegmente. Halbiert man die Sekanten nochmals,
so bilden sich die Segmente des Oberrangs ab.
Hausmann gibt die Neigung des Unterranges
mit 26,6° an. Dieser errechnet sich aus dem
Verhältnis der Stufen, welches sich durch ein
rechtwinkliges Dreieck abgebildet mit 1 : 2 (Gegenkathete zu Ankathete) angegeben wird.
Anmerkung: Die Vorderkanten der Tribünenstufen verlaufen auf einer Linie, so wie es der
Römer Vitruv auch später fordert. Dadurch haben sie jedoch ein lineares Steigungsverhältnis, dass (siehe Kapitel: „Sichtlinienkonstruktion“) nach Ansicht der „Alten“ zwar akkustisch
positiv auswirkt, aber sichtlinientechnisch von
Nachteil ist, es sei denn der Anfangswert der
angesetzten Sichtlinienüberhöhung „C“ wird im
Verlauf des Tribünenanstiegs nicht bis unter
den geforderten Mindestwert aufgebraucht.
(siehe 17. Kapitel: „Parameter-Studien“)
links oben:
038. Verhältnis der Absätze,
Sitze und Stufen im Theater nach Vitruv (gezeichnet von Newton)
links unten: 039. „Vollkommene Geometrie“
des Theaters von Epidauros
oben:
040. Sitz- und Stehstufen des Kolosseums
C.Fontana 1725
unten:
041. Isometrie eines römischen Theaters
042. Grundriss-Schema eines Theaters nach Vitruv
23
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Das Theater nach Alberti
Nach dem römischen Baumeister Vitruv, soll
nun als zweiter historischer Vertreter des Tribünenbaus der italienische Humanist und
Architekt Leon Battista Alberti angesprochen
werden. Als Schriftsteller, Mathematiker und
Architekturtheoretiker der Renaissance lebt er
zwischen 1404 bis 1472. Seine Auffassung zur
Perspektive prägt die abendländische Malerei
bis in das 19 Jahrhundert hinein. Er fasst seine
Untersuchungen römischer Bauten in der einer
theoretischen zehnbändigen Abhandlung über
Architektur zusammen.
„De re aedificatoria libri decem“ aus dem Jahre
1452 oder die „Zehn Bücher über die Baukunst“,
wie sie in der Übersetzung von Max Theuer
1975 genannt werden. Vorbild dieses Traktates
waren ganz offensichtlich die Schriften des Vitruv. [015]
Albertis Betrachtungen über das ideale Theater machen dahingehend Sinn, das sich das
daraus abgeleitete Amphitheater als Vorbild
heutiger Veranstaltungsarenen verstehen darf.
Seine Beschreibungen im achten Buch über
den Schmuck der öffentlichen Profanbauten in
Kapitel sieben (447 ff.) über das ideale Theater,
„welches [er] in jeder Beziehung für vollendet
und bewährt hält“, lassen sich wie folgt in die
Sprachweise moderner Sport- und Veranstaltungsstätten übersetzen. Die Längeneinheit
wird entsprechend der römischen Maßeinheit
(nach Augustus) mit einem ionischen Fuß =
16x 1,85 cm = 29,6 cm angesetzt.
Gemäß den Idealbeschreibungen L.B. Albertis
entspricht die Grundrissform des (steinernen)
Theaters einem Halbkreis. Die Tribünentiefe
entspricht 2/3 des Durchmessers der mittleren
Fläche, der „Orchestra“.
a) Die Anhebung der erste Reihe beträgt nach
Alberti 1/9 des Durchmessers der Mittelfläche,
bei kleineren Theatern mindestens jedoch sieben Fuß hoch, ca. 2,07 m.
oben:
043. Zeichnung Kolosseum, 1725
Sitz- und Stehstufen
„Cella der echea (vasa)“
Schallgefäße unterhalb der Tribünenstufen
(Schnitt und Grundriss)
rechts:
044. Das ideale Theater nach L.B. Alberti
(Zeichnung von Newton)
aus „Vitruv - de architectura libri decem“
übersetzt durch August Rode 1796, Leipzig
b) Die Stufentiefe ist 2,5 Fuß breit = ca. 74 cm
und 1,5 Fuß hoch = 44,4 cm (Dies entspricht
wiederum dem Maß einer römischen Elle).
Dabei ergibt sich ein Steigungsverhältnis von
1:1,65 und eine Tribünenneigung von 31°. Dies
entspricht in etwa der durchschnittlichen Neigung eines Oberranges vergleichbarer moderner Stadien heute.
(siehe 10. Kapitel: „Tribünensteigung“)
c) Zahl und Breite der Stufengänge sind den
Kapazitäten des Theaters anzupassen. Die Anzahl der Hauptzugänge gibt Alberti mit sieben
an, von denen einer als Haupteingang in die
Mittelfläche dient. Dazwischen sollen wiederum
ausreichend viele Zugänge angeordnet werden, wie es der Umfang des Theaters zulässt.
d) Die Tribüne sollte (bei großen) Theatern in
drei Ränge unterteilt werden. Dies erfolgt durch
so genannte „eingeschaltete Umgänge“. Dabei
handelt es sich um horizontale Querverteiler,
die zwei Stufentiefen breit (= 1,48 m) in die Tribüne einschneiden (und nicht aufbauen!).
(siehe 2. Kapitel: „Marcus Pollio Vitruvius“)
e) Die unterhalb der Tribünen liegenden Erschließungstreppen sollen zwei Fortbewegungsqualitäten haben. Die einen zum schnellen und „behenderen“ Erreichen der oberen
Ränge und weitere, die ein langsameres Hinaufschreiten ermöglichen.
f) Die halbkreisförmige Fläche in der Mitte soll
den Ehrengästen mit bequemen und „reich verzierten“ Sitzplätzen vorbehalten sein, sofern im
„Anforderungsprofil“ an das Theaters vorhanden (Zitat: Bräuche der Alten).
Die Szenenfläche für Schauspieler und Chor
soll nicht höher als fünf Fuß liegen (= 1,48 m),
damit die Ehrengäste die Aktionsfläche einsehen konnten. Wenn keine Ehrenplätze im Mittelbereich benötigt werden, wird die größere
Aktionsfläche bis zu sechs Ellen (6x 44,4 cm =
ca. 2,67 m) erhoben gebaut.
Der krönende „Portikus“, der so genannte
„Säulengang“ am oberen Ende der Tribüne mit
Ausrichtung zum Innenraum ist nicht nur Wandelgang, sondern übernimmt nach Meinung Albertis auch akkustische Funktion zur besseren
Sprachverständigung durch „Rückwurf“ des
Schalls.
Im so genannten „Ringwall“, der halbkreisförmigen Rückwand hinter der „summa gradatio“, der höchsten Rangloge, soll mit Hilfe von
Schallgefäßen in Nischen die Akustik der Stimme voller wirken.
Eine weitere Möglichkeit sieht Vitruv in der Anordnung einer „Cella echea (vasa)“ unter den
Tribünenstufen. Kleine Hohlräume, in denen
die Schallgefäße zu einer Öffnung in der Stufenstirnseite ausgerichtet sind.
[015] Bezug „Zehn Bücher über die Baukunst“ , ALBERTI, L.B., Erstes bis Zehntes Buch THEUER, Max (Übersetzung 1975)
24
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Das Zeltdach, das so genannte „Velum“ soll als
textiles Segel über den Zuschauern, Schatten
spenden und wird an Schiffsmasten oberhalb
der Tribünen verspannt.
Um diesen Säulengang statisch tragen zu können, unterbaut man diesen mit weiteren Säulen und Arkadengängen als Fassaden nach
aussen. Dieser teilweise zweigeschossige
„Portikus“ als Wandelhallen mit der Funktion
von Verteiler- / Aufenthaltsflächen, dient neben
dem Training und dem Verweilen der „alten“,
wie Alberti schreibt, auch zum Schutz der Besucher vor Regen.
Anmerkung: Ein Portikus ist eine ein- oder
mehrschiffige von Säulen getragene Vorhalle,
die zu einer Seite hin offen ist. Nach außen
offene Säulengänge in höheren Stockwerken
werden ebenfalls Portikus genannt; gebräuchlich sind dafür heute aber auch die Bezeichnungen Galerie oder Loggia.
In der kunsthistorischen Fachsprache wird
Porticus allerdings als feminines Substantiv
verwendet (die Porticus), weil es von dem lateinischen Wort „porticus“ (f) kommt.
25
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Zirkus und Amphitheater
Nach Leon Battista Alberti sind beide Formen
aus dem Theater hervorgegangen. Demnach
ist ein Zirkus fast nichts anderes ist, als ein Theater, dessen „Flügel in gleich weit abstehende
Linien in die Länge gezogen ist“ und über keine
Säulenhallen verfügt.
Das Amphitheater [griech. amphi = beide, doppelt] besteht hingegen aus zwei Theatern, „deren Stufenreihen an den Enden verbunden sind
und so einen geschlossenen Umgang bilden“.
Ohne Bühnenpodium verfügt das Amphitheatern über ein leeres Mittelfeld. Dabei handelt
es sich oftmals um einen aufgeständerten
Hohlraumboden, dessen Tunnel und Gänge
der Versorgung der darüber liegenden Aktionsfläche dienen. Das Amphitheater gleicht im
Aufbau der Tribüne und seiner Erschließungssysteme exakt dem Vorbild des klassischen
Theaterbaus.
Die Unterschiede liegen in der Umnutzung
der Innenraumflächen vom Theater hin zum
Zirkus mit Tierhetzen und Gladitorenkämpfen.
Alberti sieht darin auch den Vorteil gerundeter
Geometrien, da die „gequälten Tiere nirgends
eine Ecke finden, wohin sie sich zurückziehen
... konnten.“ Die Gesamtabmessungen der
„Cavea“ [lateinisch, Zuschauerraum] mit Breite zu Länge gibt Alberti nach den Erfahrungen
der „Vorfahren“ mit 7/8 bis 3/4 an. Der Zirkus,
so schreibt er, wird in dessen Mitte durch eine
Mauer getrennt und halbiert. Die Fläche sollte
mindestens 60 Ellen breit sein. Laut Vitruv ist
eine Elle gleich sechs Hand breit und ein Fuß
entspricht wiederum vier Hand.
oben:
045. „Circus Maximus“ in Rom (Modellfoto)
046. Landschaftsfoto Circus Maximus (heute)
unten:
047. Amphitheater von Verona
26
Legt man zur Längenberechnung also den ionischen Fuß = 29,6 cm zugrunde, dann ergibt
1 Hand = 7,40 cm x 6 = 44,4 cm. 60 Ellen sind
also etwa 26,5 m, so dass die Länge de ZirkusMittelfläche siebenfach seiner Breite gleich ca.
187 m war (in etwa eine Maßeinheit „Stadion“)
Die erste Sitzreihe im Zirkus wird um mindestens sechs Fuß angehoben (= 1,77 m, bzw.
eine römische Mannhöhe). Der Tribünenbau
mit 1/5 bis 1/6 der Mittelfeldbreite entspricht
demnach ca. 5,3 m = 18 Fuß geteilt durch 1,5
Fuß pro Stufenbreite = 12 Sitzplatzreihen.
Alberti widerspricht hier jedoch seiner Beschreibung des Amphitheaters mit einer Anhebung von mindestens sieben Fuß. Bildet man
jedoch den Mittelwert aus 6-7 Fuß, dann erhält
man 1,92 m.
Die heutigen Einheiten, z.B. das englische Maß
„one foot“ = 30,48 cm liegen ca. 3% über denen des römischen Maßsystems aus der Zeit
nach Kaiser Augustus, ein ionischer Fuß = 29,6
cm. Auch Le Corbusier hat sein Maßsystem
„Modulor 2“ an das englische „foot“ angepasst.
Vergleicht man also nun die Angaben Albertis
für die Anhebung der ersten Reihe fällt auf,
dass 1,92 m um etwa 3% vergrößert auf das
Maß von 2,0 m kommt, welches exakt die Höhe
ist, die heute die sicherheitstechnische Maßgabe für den Bau moderner Sportstadien darstellt,
wenn die erste Reihe durch eine Anhebung gesichert werden soll.
(siehe 12. Kapitel: „Anhebung Erste Reihe“ DFB 2004)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Vom Barock- zum Logentheater
In den Saaltheatern der Fürstenschlösser mit
einer Raumeinheit aus Zuschauerraum und
Bühne, geht es um „Sehen und Gesehen werden“. Der Zuschauer der Barockzeit besucht
das Theater nicht wie wir heute, um Schauspiele oder Opern zu sehen und zu hören, die
seinem Geschmack und seinen Interessen entsprechen, sondern er ist im fürstlichen Theater
geladener Gast einer festlichen Veranstaltung.
„Im Gegensatz zum griechischen Theater
durch die Sitzanordnung im Dreiviertelkreis,
[gibt] es für die höfische Gesellschaft des Barock in den Logen keinen eindeutigen geometrischen Sichtbezugspunkt, da die Bühne aus
dem Raumschwerpunkt des Zuschauerraumes
an den Rand herausgerückt war.“ [016]
Die aniphitheatralische Anordnung der Sitzplätze, die sich ringförmig um eine Spielfläche
legten, ergab von allen Plätzen eine gute Sicht
zur Gesamtfläche der Bühne. „Die akustischen
Verhältnisse in einem solchen Theater waren
nachweislich sehr gut und die Geschlossenheit
der Anordnung der Zuschauerplätze, die auch
ein sich gegenseitiges Sehen ermöglichte,
brachte alle Voraussetzungen für ein Gemeinschaftserleben mit sich.“ [017]
[016/018]
[017]
Die architektonische Form dieses Theaters ist
eine Bühne als Kreis [Orchestra], um den sich
die Zuschauerplätze konzentrisch ordnen.
Die Erkennbarkeit des Sichtbezuges ist hier für
alle Zuschauer auf die einfachste Formel gebracht.
Der barocke Raum hingegen, die scheinbare
Idealform der “Selbstdarstellung“ einer höfischen Gesellschaft, ist das Gegenteil eines
„demokratischen“ griechischen Theaters.
„Die Zuschauer auf den Rängen besitzen keinen eindeutigen Bezug zum Spiel. Sie feiern
sich selbst durch das Theater.“ [018]
Die französische Revolution brachte einen entscheidenden Wandel in der Entwicklung des
Theaters. Der Einzelmensch mit seinen Beziehungen zur “bürgerlichen“ Gesellschaft und
seinen Problemen rückte in den Mittelpunkt des
Interesses der Zuschauer. Schauspiel und Zuschauer traten in eine direkte inhaltliche Verbindung von Spielen, Sehen und Hören.
Mit der teilweisen, später völligen Verdunkelung des Zuschauerraumes wurde das repräsentative Fest der Hofgesellschaft immer mehr
zum Theater im eigentlichen Sinne, im Sinne
des griechischen Wortes: „aufmerksam schauen, staunend erblicken“.
Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.13/21
Zitat aus „Theatergebäude - Technik des Theaters“, H.Gussmann, Berlin, 1954, S.23
oben:
048. Modellstudie des Theaters von Epidauros
Roland Reimann, Darmstadt
049. Historisches Foto der „Arena di Verona“
unten:
050. Foto - Zuschauerraum Bolschoi-Theater
Moskau (heute)
27
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Theater [frz. „théâtre“, lat. „theatrum“, griech.
„théatron“ = Schaustätte, von „theasthai“ = anschauen] aus http://de.wikipedia.org
Jahrhunderts an der alten Grundform eines
„konzentrischen“ Zuschauerraumes weiter fest.
(siehe 5. Kapitel: „Sichtwinkel-Differenz“)
Der anschließende Wandel im Theaterbau lässt
sich nach P.O.Gellinek (Hannover, 1956) an
verschiendenen Parametern deutlich machen.
Das Theaterspiel selbst wird immer wichtiger,
die Konzentration der Blicke erfolgt auf die Bühne. Der Fußboden erhält zur Verbesserung der
Sichtverhältnisse ein Gefälle, ebenso wie die
Zuschauerraumdecke aus akustischen Gründen. Die gesellschaftliche Begegnung verlagert
sich in die Wandelgänge und Foyers.
Erst durch den deutschen Komponisten Wilhelm Richard Wagner (1813-1883) vollzieht
sich eine weitere Wandlung in der Oper.
Wort, Handlung und Musik werden „ein großes
Ganzes“, so Hans Gussmann („Theatergebäude“, 1954). Der Raum verändert sich, denn mit
der zunehmenden Bedeutung der Handlung
müssen die Zuschauer näher an das Geschehen heranrücken, da die „gute Sicht“ zur Bühne
in den Vordergrund tritt.
W. Kallmorgen gibt in seiner Schrift „Was heißt
und zu welchem Ende baut man Kommunaltheater?“ auf Seite 135 die Größenordnung der zu
berücksichtigenden Grundrissfläche von Wandelhallen mit 1,5 bis 2,0 qm pro Person an.
Anmerkung: Dieser Wert entspricht auch heutzutage noch den zwölf gebauten Beispielen der
FIFA WM 2006™ in Deutschland.
Laut P.O.Gellinek („Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, Hannover,
1956) verlangte Wagner erstmalig, „dass jeder
Zuschauer die gesamte Bühne überblicken
müsse.“ [019]
Gussmann beantwortet die Frage nach „Parkett- / Rang- / oder Logentheater, indem er
diese Festlegung der gewünschten Beziehung
zwischen Künstler und Zuschauer überlässt.
Trotz dieser Entwicklung und teilweise amphitheatralisch angelegtem Parkett, halten auch
moderne Theaterplanungen bis Mitte des 20.
„Je enger ... , desto weicher muss, räumlich
gesehen, die Nahtstelle zwischen Zuschauerraum und Bühne, ... ausgebildet sein.“ [020]
[019]
[020]
oben:
051. Wiederaufbau des Opernhauses Hannover
(Arch. Werner Kallmorgen)
aus Hans Gussmann „Theatergebäude“
unten:
052. Längsschnitt des königlich ungarischen
Opernhauses, Budapest
aus Meyers Lexikon
rechts:
054. Foto - Wiener Burgtheater (heute)
055. Foto - Modell des Totaltheaters von W.Gropius
056. Foto - Sydney Opera House (heute)
057. Foto - Innenraum-Schnittmodell (Sydney)
28
Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.19
Zitat aus „Theatergebäude - Thechnik des Theaterbaus“, H.Gussmann, Berlin, 1954, S.43
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Kapitel - „Sichtlinien und Theaterbau“
Wiener Burgtheater
„Totaltheater“
Walter Gropius , 1927
Sydney Opera-House
Arch. Jorn Utzon
oben:
Zeichnungen aus „Gebäudetypen Eins“
Theater und Konzerthäuser
Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen
des Entwerfens - Prof. Klaus Kada
Fakultät für Architektur RWTH-Aachen
058. Wiener Burgtheater
059. Totaltheater
060. Opernhaus, Sydney
29
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
3. Kapitel
Menschliche Maßverhältnisse
„Der Mensch - das Maß aller Dinge“
Entwurf, Planung und Bau einer Sport- und
Veranstaltungsstätte sind grundsätzlich daran
orientiert, den Anforderungen unterschiedlicher
Nutzergruppen gerecht zu werden. Dies gilt
für den Sportler auf dem Spielfeld, der sich im
Wettkampf übt oder den Künstler auf der Bühne, sowie dem anwesenden Zuschauer, der
die Spiele beobachtet oder als Besucher einer
anderen Veranstaltungsart die Versammlungsstätte betritt.
Das Stadionmanagement, das für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich ist und zu
diesem Zweck ein Bauwerk errichtet, ist daran
interessiert, dass nicht nur Sicherheit gewähleistet, sondern auch ein angemessener Komfort
geboten wird. Dazu gehören in erster Linie die
Sichtverhältnisse auf/von den Tribünen. Der
„Mensch“ und seine körperlichen Voraussetzungen stehen dabei im Vordergrund.
Die Anthropometrie als Grundlage
für die Entwicklung von Sichtlinienprofilen
-
Menschliche Maßverhältnisse
Kanon der Proportionen
Anthropometrie
Modulor „EN“ (EN/DIN 33402-2)
„Le Modulor“ von Le Corbusier
„Homo Bene Figuratus“
Der „Goldene Schnitt“
Architektur und Harmonie
Besonders beim Bau einer Tribünenanlage findet eine Anpassung des Bauwerks an die anthropometrischen Gegebenheiten des Nutzers
„Mensch“ statt. Dies gilt für die Entwicklung einer Sichtlinienkonstruktion, ebenso wie für die
Breite der Erschließungswege zu seinem Tribünensitzplatz oder die Bemessung von Ausgangsbreiten und Rettungswegen im Evakuierungsfall. So arbeitet z.B. die neue MVStättVO
2005 zur Ermittlung von Fluchtwegbreiten mit
dem Vielfachen einer Personenbreite, einem
Modul von 60 cm. Und die Begrenzung von
Steigungsverhältnissen oder die Anordnung
von sicherheitstechnischen Abschrankungen
richtet sich ebenfalls nach den Körpermaßen
eines Stadionbesuchers. Am Beispiel der
Sichtlinienkonstruktion und ihrer wachsenden
Bedeutung als Qualitätsmerkmal für den Bau
moderner Sportstadien ist es wichtig, dass Verfahren zu dessen Ermittlung festzuschreiben,
damit die Ergebnisse vergleichbar werden.
Dieses Verfahren ist durch die eingängigen Verordnungen oder der EN/DIN-Vorschrift für den
Bau von Zuschaueranlagen 13200-1 bislang
nicht eindeutig beschrieben. Zwar leiten sich
aus den Zeichnungen und trigonometrischen
Berechnungsformeln logische Planungsschritte
ab, jedoch kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Interpretationen.
oben:
061. Modulor „EN“
Anwendung des „Goldenen Schnitts“
rechts:
062. Proportionsstudie des Modulor „EN“
sitzend / stehend
30
Daher werden im folgenden Abschnitt zunächst
bekannte Maßsysteme und Lehren menschlicher Proportionen vorgestellt, um anschließend mit den Kennwerten des statistischen
Bundesamtes und den „Körpermaßen“ der
EN DIN 33402-2 aus 2005-01 (Entwurf) in einer „Musterperson“ zusammengetragen und
überlagert zu werden. Die Festlegung der
Sichtlinienkonstruktion und die Aufklärung von
Auswirkungen bestimmter Planungsparameter schränkt den kreativen Entwurfprozeß von
Planern und Architekten in keiner Weise ein,
sondern sichert seine Arbeit gegenüber den
Auftraggebern und Bauherren ab.
Der weiter entwickelte Modulor “EN“ basiert
auf den erhobenen Daten der Bevölkerungsentwicklung zu Beginn dieses Jahrhunderts.
Die Kombination dieser Erkenntnisse mit den
Grundlagen des „Goldenen Schnitts“ und dessen Maßverhältnissen sichert das Planungsinstrument auch historisch ab. Diese Basis stellt
ein nachvollziehbares Fundament dar, auf das
sich Bauleute, Bauherren und Behörden bei ihren Entscheidungen stützen können.
Anmerkung: Der Sichtlinienstandard soll nicht
als Einschränkung, sondern als Planungssicherheit formuliert werden und ein Modulor
“EN“ als praktische Anwendungsmöglichkeit
beim Bau von Sport- und Versammlungsstätten. Auf diese Weise werden die zu berücksichtigenden Planungsparameter eindeutig festgelegt und spätere Nachforderungen planerisch
„nach oben“ begrenzt.
Der Architekt erhält dabei Hilfsmittel bei der Planung und Bauwerksanpassung im Detail und
kann durch die vorher festgelegte Bezugsgröße verhindern, dass spätere Einschränkungen
z.B. im Sichtbereich der Sitzplätze hinter einer
Kameraposition, zum Abzug vertraglich vereinbarter Sitzplätze führen. Die Erfahrungen bei
der Planung von Sichtlinienprofilen hat gezeigt,
dass die wirtschaftliche Bedeutung von verkaufbaren Sitzplätzen heutiger Sport- und Veranstaltungsstätten nicht zu unterschätzen ist.
Es ist daher wichtig, durch entsprechende
Visualisierungen etwaiger Probleme z.B. bei
Sichtfeldeinschränkungen durch Abschrankungen, mit den Bauherren frühzeitig kommunizieren zu können. Die Möglichkeiten digitaler
Computeranimationen sind dabei sehr hilfreich,
aber nur dann sinnvoll, wenn die Bezugsgrößen (Körpermaße, Augpunkt etc.) klar und allgemeingültig definiert sind. (siehe 11. Kapitel:
„Aughöhe zum Sitz-/Stehplatz“)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Kanon der Proportionen
Der Mensch versucht mit Hilfe seines Verstandes seine Umgebung durch ständige Aufklärung und Erforschung zu begründen. Sein
Streben nach einem Ordnungsprinzip hat in
Jahrtausenden intellektueller Menschheitsgeschichte zu zahlreichen Versuchen geführt,
auch einen Kanon über die Maßverhältnisse
des Menschen zu legen. Nahezu alle Epochen
und Gesellschaften haben sich mit der Frage
der Proportionen auseinander gesetzt.
Der Mensch „als Maß aller Dinge“ wurde zum
Maßstab seiner eigenen Umwelt. Maßangaben, wie Fuß und Elle waren bis in unsere Zeit
gebräuchliche Einheiten zur Bemessung von
Längenabschnitten.
Anmerkung: In den folgenden Kapiteln über
den „Homo bene figuratus“ des VITRUV, dem
„Le Modulor“ von Le Corbusier oder dem „Goldenen Schnitt“ wird intensiver auf die Proportionslehre und ihrer Verbindung zum Bauen
eingegangen.
Zunächst geht es um die Zusammenführung
historischer Proportionsgrundlagen, wie den
Fibonacci-Zahlenreihen, aus denen sich die
Teilungen des „Goldenen Schnittes“ ergeben
und die anschließende Überprüfung dieser biometrischen Verhältnisse durch die Berücksichtigung statistischer Erhebungen einer heute
relevanten Bevölkerung.
Die zeichnerische Übersetzung führt zu einem
wichtigen Planungsinstrument und könnte eine
gemeinsame Entscheidungsgrundlage von
Bauherr, Architekt und Behörden werden. Der
Aufbau einer Musterperson Modulor „EN“ basierend auf empirischen Daten über die „Körpermaße“, die in der europaweit demnächst
gültigen DIN 33402-2 (Stand 01-2005 Entwurf)
niedergelegt sind, können somit allgemein
nachvollziehbar und vertraglich festgeschrieben werden.
Während des gesamten Bauprozesses ist der
Architekt immer wieder aufgefordert, alternative Lösungsansätze zu entwickeln, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern oder eine
Umsetzung seiner architektonischen Ideen
auch im „Kleinen“ zu ermöglichen.
Die visuelle Kommunikation von Möglichkeiten
und Problemstellungen gegenüber dem Bauherren/Entscheidungsträgern oder verantwortlichen Genehmigungsbehörden sind dabei von
zentraler Bedeutung.
31
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Anthropometrie
oben:
063. Frontalansicht Modulor „EN“
EN/DIN 33402-2 „Körpermaße“
Reichhöhe beidarmig 2.075 - 2.205 mm
einarmig 2.016 mm
rechts:
32
064. Tabellenauszug
Statistisches Bundesamt Deutschland
Körpermaße der Bevölkerung
nach Altersgruppen (2004)
Viele Fragen, die sich im Zusammenhang mit
dem Bau einer Veranstaltungsstätte ergeben
und nicht durch konkrete Vorgaben bestimmt
sind, müssen auf der Basis eines planerischen
Vorgriffs auf die Zukunft festgelegt werden.
Dies gilt ganz besonders für den Bereich von
Zuschaueranlagen, wo jeder Sitzplatz zum
wirtschaftlichen Erfolg oder Mißerfolg einer
Versammlungsstätte beiträgt. Die Entwicklung
eines digitalen Modulor „EN“ ist somit ein Hilfsmittel zur Kommunikation im Planungsprozeß.
Anthropometrie ist die Lehre von den Maßen
des menschlichen Körpers. Sie wird vor allem
in der Ergonomie zur Gestaltung von Arbeitsplätzen, Werkzeug und Möbeln gebraucht
sowie im Arbeitsschutz zur Festlegung von
Sicherheitsmaßnahmen z.B. Bemessungen
von Schutzabdeckungen oder Abständen zu
gefahrenträchtigen Teilen verwendet. Fachleute für Wirtschaftsgeschichte nutzen die Körpergrößen-Angaben als Indikator für den Lebensstandard.
Die Gesetzmäßigkeiten der Ergonomie sind
nicht nur für Fragen der Gesundheit beim
Sitzen und Arbeiten wichtig, sondern auch
entscheidend bei der Konstruktion und Überprüfung eines Sichtlinienprofils auf der Tribüne
einer Versammlungsstätte.
Eine planungsparalle Überprüfung der Benutzerfreundlichkeit von Stufengängen, Sitzstufenreihen, Abschrankungen und anderen
Sichtbehinderungen im Tribünenbereich wird
möglich. Die visualisierten Personen sehen
nicht nur aus wie Menschen, sondern der Bauherr darf davon ausgehen, dass er den Großteil
der Stadionbesucher „Median“ in seinen Entscheidungen berücksichtigt hat.
Das Statistische Bundesamt Deutschland veröffentlicht alljährlich die Ergebnisse der Mikrozensus-Befragung zu Körpergröße und Körpergewicht bezogen auf die Bevölkerung und
ermittelt dabei den so genannten Body-MassIndex. Der BMI (oder Körper-Masse-Index,
kurz: KMI) ist eine Maßzahl für die Bewertung
des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zum Quadrat seiner Größe.
(siehe 3. Kapitel: „Goldener Schnitt“)
Die exakte Abbildung des menschlichen Körpers als Hauptkriterium bei der Planung einer
Stadion/Arena-Tribüne ist dabei unerlässlich,
da eine Überprüfung am gebauten Ergebnis
zu großen wirtschaftlichen Risiken führt. Die
Aufrissgeometrie einer Zuschaueranlage ist
bereits frühzeitig innerhalb der Rohbau- und
Fertigteilplanung wirksam und selten reversibel. Aus diesem Grund ist die möglichst genaue
Vorausbestimmung von Sichtverhältnissen
einer der entscheidenden Wirtschaftsfaktoren
bei der Planung, da der erste Nutzzweck des
Baus einer Tribüne die sichere und ungehinderte Sicht auf das Spiel- und Veranstaltungsgeschehen darstellt.
Der Body-Mass-Index gibt lediglich einen groben Richtwert an und ist nicht unumstritten,
da er die Statur eines Menschen und die individuell verschiedene Zusammensetzung des
Körpergewichts aus Fett- und Muskelgewebe
naturgemäß nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse der Anthropometrie werden nicht direkt
verwendet, sondern in Datentabellen oder Normen abgelegt, um dort z.B. der Klassifikation
einer Bevölkerungsentwicklung zu dienen.
Anmerkung: Sinn und Zweck einer Auseinandersetzung mit den Körpermaßen eines Menschen, ist der unmittelbare Zusammenhang
der Maßverhältnisse zum eigentlichen Bestimmungszweck einer Tribünenanlage, dem
sicheren Begehen und ungehinderten Sehen
eines Stadionbesuchers.
In der Euronorm ISO 7250 werden wesentliche Maße des menschlichen Körpers für die
technische Gestaltung festgehalten. In der DIN
33402-2:2005-01 (Entwurf) „Ergonomie-Werte“
sind die Körpermaße des Menschen zusammengetragen. Die untersuchte Bevölkerung
umfasst alle Personen, die im Untersuchungsgebiet wohnhaft sind (Wohnbevölkerung). In
Anbetracht der zunehmenden Migration in
Europa hat es sich als zweckmäßig erwiesen,
anthropometrische Erhebungen auf die Wohn-
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
bevölkerung auszurichten, um damit den Realitäten des Arbeitslebens und den Bedürfnisse
der Nutzerbevölkerung zu entsprechen.
„Diese Norm legt Werte für Körpermaße von
unbekleideten Personen fest. Der bekleidete
Mensch wurde nicht berücksichtigt, da die
Details der Kleidung und der am Körper getragenen Ausrüstungsgegenstände binnen kurzer
Zeit durch modischen oder technischen Wandel Veränderungen hervorrufen. Zweck dieser
Festlegungen ist es, Kenntnisse über Körpermaße und ihre Variabilität zu vermitteln.“ [021]
1. Werte von Körpermaßen
Die Körpermaße stammen aus Untersuchungen in den Jahren 1999 bis 2002. Die
untersuchte Stichprobe ist in regionaler und
sozialer / ethnischer Hinsicht als repräsentativ
für die entsprechend angegebenen Jahrgänge
anzusehen. Die untersuchten Personen wurden so gewählt, dass die für das Arbeitsleben
relevanten Gruppen erfasst sind.
Laut DIN 33402-2 ist der säkulare Trend
der „Akzeleration“ (Wachstumsbeschleunigung) seit einigen Jahren in Deutschland
zum Abschluss gekommen.
Unter diesem Aspekt „sind künftig keine wesentlichen Veränderungen der Körpermaße
mehr zu erwarten. Ein Einfluss auf die Körpermaße kann jedoch die unterschiedliche
Beteiligung der Altersgruppen an der Zu- und
Abwanderung der Wohnbevölkerung in der
Bundesrepublik Deutschland haben.“ Zu Charakterisierung der Variabilität sind die Werte als
so genanntes „Perzentil“ angegeben.
Ein Zahlenwert, der die untersuchten Ergebnisse ins Verhältnis mit vergleichbaren Personen setzt. Neben dem Median (50. Perzentil) wird jeweils auch das 5. Perzentil und 95.
Perzentil angegeben. Personen, die zu den
kleinsten 5 % bzw. den größten 5 % (gemessen
an der Körperhöhe) der Bevölkerung gehören,
sind in diese Norm nicht einbezogen. Die Abgrenzung, die somit 90 % der Bevölkerung einschließt, erfolgt aus praktischen Gründen, da
die Streuung der Maße bei den verbleibenden
Extremgruppen überproportional groß ist.
5. Perzentil: 5 % sind kleiner
50. Perzentil: 50 % sind kleiner/größer
95. Perzentil: 5 % sind größer
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Wird die Körpergröße eines Stadionbesuchers
als Perzentil ausgedrückt, bedeutet dies, dass
die Körpergröße in Bezug auf die Körpergrößen
der sonstigen Zuschauer angegeben wird.
Eine Körpergröße auf dem 50. Perzentil (Medianwert) bedeutet, dass 50% der Zuschauer
kleiner als die betreffende Körpergröße sind.
Wenn bei der Körpergröße von Männern das
50. Perzentil 1.750 mm beträgt, dann heißt
das, dass 50% aller Männer haben eine Körpergröße von höchstens 1.750 mm. Liegt das
95. Perzentil bei 1.855 mm, so bedeutet dies,
dass 45% aller Stadionbesucher zwischen 1,75
und 1,85 m groß sind.
Hinweis!
Somit ist der Medianwert (50. Perzentil) der
Männer mit 1,75 m durchaus als stellvertretend
für die Zuschauer eines Sportstadions anzunehmen. (neu!)
2. Statistisches Bundesamt
Alljährlich wird durch das Statistische Bundesamt Deutschland die Ergebnisse der Mikrozenus-Befragung bekannt gegeben. In dieser
Befragung werden die Körpermaße der Bevölkerung nach Altersgruppen erhoben. Es werden Körpergröße und -gewicht abgefragt, um
den „Body-Maß-Index“ berechnen zu können.
Der „BMI“ berechnet sich aus dem Körpergewicht [kg] dividiert durch das Quadrat der Körpergröße [m2]. Die Einheit des BMI ist demnach
kg/qm. Eine Person mit einer Körpergröße von
175 cm und einem Körpergewicht von 75 kg hat
einen BMI von 75 kg : (1,75 m) 2 = 24,5
Alter
von ...bis
unter... Jahren
Männlich
18 - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 60
60 - 6
6 - 0
0 - und mehr
Zusammen
Weiblich
18 - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 60
60 - 6
6 - 0
0 - und mehr
Zusammen
Insgesamt
18 - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 0
0 - - 60
60 - 6
6 - 0
0 - und mehr
Insgesamt
Körpergröße
m
Körpermaße der Bevölkerung nach Altersgruppen
Ergebnisse der Mikrozensus-Befragung im Mai 2003
KörperBodydavon mit einem Body-Mass-Index
gewicht
MassIndex
< 18,5
18,5 - 25 25 - 30
30 <
im Durchschnitt
kg
kg/qm
in Prozent
1,80
1,80
1,80
1,80
1,9
1,9
1,8
1,
1,6
1,
1,
1,
1,
1,
,
6,
80,0
81,9
8,9
8,
8,
8,0
8,8
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8,
80,9
6,
81,8
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6,9
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0,
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0,
0,
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11,1
1,6
1,6
1,68
1,6
1,6
1,6
1,66
1,6
1,6
1,6
1,6
1,6
1,6
1,61
1,6
60,
6,
6,0
6,
66,0
66,9
68,0
69,
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6,6
6,
1,
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6,
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19,
1,6
69,
,
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0,1
1,0
1,1
,
,
,
8,
6,
1,9
siehe oben: "Prozent" - Bezogen auf die Bevölkerung
zu Körpergröße und Körpergewicht.
© Statistisches Bundesamt Deutschland 00 Aktualisiert am . April 00
Der „wünschenswerte“ BMI hängt vom Alter
ab. Folgende Tabelle, aktualisiert im April 2004
zeigt die BMI-Werte für verschiedene Altersgruppen. Sie zeigt jedoch auch den Stand der
Entwicklung bei der Körpergröße:
Alter
18-35 Jahre
35-50 Jahre
50-75 Jahre
Größe BMI
1,74 m22,1 - 24,5
1,72 m24,8 - 25,9
1,70 m26,3 - 26,8
Da es sich mit 1,74 hierbei um geschlechtsunspezifische Durchschnittswert handelt,
wird vereinfachungshalber der Systemwert DIN
33402-2 für die Körpergröße einer Musterperson von 1,75 m für Männer und Frauen, d.h.
einen neutralen „Stadionbesucher“ festgelegt.
[021] Zitat aus „DIN 33402-2 - Ergonomie - Körpermaße“ NormBau, Berlin, 2005, (Abschnitt „Anwendungsbereich“)
33
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Modulor „EN“ (EN/DIN 33402-2)
„Jeder Mensch ist in seinen körperlichen
Abmessungen einzigartig.“
In der unten aufgeführten Tabelle befinden sich
die Vergleichswerte des zeichnerisch ermittelten Musterperson Modulor „EN“ und den Datenbasierten Angaben der EN/DIN 33402-2 für
„Körpermaße“. Die Grundlage der Betrachtung
ist eine Körpergröße mit einem Bezugsmaß von
1,75 m für einen neutralen Stadionbesucher.
Die gezeichneten Werte (grün) liegen innerhalb
der angegebenen Spanne der EN/DIN-Körpermaße. Diese „Abweichungen“ dienen einer
Angleichung der Musterperson an die Proportionsprinzipien des „Goldenen Schnitts“.
065.
„Planung, die gedankliche Vorwegnahme der
Mittel und Schritte sowie deren Abfolge, die zur
effektiven Erreichung notwendig ist.“
(Quelle: „Der Brockhaus“, Leipzig, 2004)
Mit anderen Worten kann man sagen, dass
Planung ein soweit als möglich systematischer
Prozess zur Festlegung von Zielen und künftigen Handlungen ist.
Daher scheint es äußerst sinnvoll, basierend
auf den oben erläuterten statistischen Daten, in
Überlagerung mit den historischen Prinzipien
der Proportionslehre eine Musterperson zu
entwickeln, die als Grundlage der Tribünenplanung dienen kann.
Anmerkung: Aus anthropometrischen Verhältnissen liegt die Augenhöhe bei 1,64 m, um sich
insgesamt proportional in das Gesichtsfeld einer Standardperson einzufügen. Das Systemmaß zur Generierung einer Sichtlinienkurve
wird dennoch vereinfachungshalber mit 1,65 m
festgelegt. (siehe 11. Kapitel: „Sichtlinienparameter“)
Tabelle A.1 - Männer Perzentil Perzentil gezeichnet
„Zeichnungsmaße“ [mm] 50%
95%
Anmerkungen
stehend:
066.
oben:
065. - 075. „Körpermaße“ des Menschen
Zeichnungen aus der EN/DIN 33402-2
rechts:
076. Tabelle A1 und A2
„Zeichnungsmaße“mit den Angaben der EN/DIN
und die Zahlenwerte (gezeichnet), die sich als
Median des Modulor „EN“ in Überlagerung mit der
Proportionslehre des „Goldenen Schnitts“ ergeben
Körperhöhe
1750
1855
1750
(Frauen: 1.625 / 1.720 mm)
Augenhöhe
1630
1735
1640
(Systemmaß Sichtlinie = 1.650 mm)
Schulterhöhe
145
155
146
Schulterbreite
(Achseln)
480
405
525
435
480
325
(bideltoid = aussen)
(biakrominal)
Hüftbreite
(stehend)
360
385
340
nach GS: 6. Z.-ebene = 1x 0,16 m
Kniehöhe
(stehend)
460
480
510
(Tibalhöhe = Boden bis Knie)
nach GS: 2x Kniehöhe = Nabelhöhe
1100
1175
1080
(Ellbogenhöhe)
1020
nach AD = 1/4 h und
Kinn/Nabel = Knöchel/Knie
Solarplexus-Höhe
Nabelhöhe
830
905
826
Körper-Sitzhöhe
910
965
917
Augen-Sitzhöhe
795
855
807
Schulter-Sitzhöhe
625
670
625
Hüftbreite
(sitzend)
375
420
Kniehöhe
(sitzend)
535
585
545
Sitzflächenhöhe
450
490
400
Sitztiefe
495
540
540
Schritthöhe
sitzend:
067.
34
068.
(Stammlänge)
Länge der Unterschenkel bis Boden
(Frauen 415 / 450 mm)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
069.
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
070.
071.
Tabelle A.2 - Männer Perzentil Perzentil gezeichnet
„Zeichnungsmaße“ [mm] 50%
95%
Kopfhöhe
220
235
220
Kopflänge / -tiefe
195
205
205
Kopfbreite
200
Gesichtsbreite
155
165
155
morph. Gesichtshöhe
115
130
120
Popillenabstand
61
69
65
Knöchelhöhe
100
072.
073.
Anmerkungen
nach GS:
Augen = 1/2 Kopfhöhe
(einschl. Ohren)
(Kinn bis Auge)
nach GS: 7. Zahlenebene = 0,10 m
Brustkorbtiefe
225
270
255
Oberarmlänge
365
400
400
Unterarmlänge
475
510
453
bis Fingerspitzen
Handlänge
189
207
190
nach AD = 1/10 h
Handbreite
107
117
100
mit Daumen
Fingerlänge
84
93
90
(Mittelfinger)
Fingerbreite
17
19
19
(Mittelfinger)
Daumenbreite
22
24
24
körperfern gemessen
Fußlänge
265
285
290
nach AD = 1/6 h = 292 mm
Fußbreite
101
111
110
2075
2205
2095
2190
074.
Reichweiten:
Reichweite Hände 1,75
(bei Körpergröße) 1,83
beidarmig nach oben
075.
35
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Le Modulor von Le Corbusier
„Blaue Reihe“
„Rote Reihe“
957,6
591,8
365,8
226,0
139,7
86,3
53,4
33,0
20,4
7,8
4,8
3,0
1,8
1,1
774,7
478,8
295,9
182,9
113,0
69,8
43,2
26,7
16,5
10,2
6,3
2,4
1,5
0,9
oben:
077. Le Corbusier Titelblatt der deutschen Übersetzung
„Der Modulor“ (1953)
unten:
078. Zeichnung des
„Le Modulor II“ (1950)
rechts:
079. geometrische Ableitung der Zahlenebenen
www.tu-harburg.de/ b/kuehn/lec4.html
080. Tabelle B
„Ermittlung der Zahlenebenen“
nach dem Grundsatz des „Goldenen Schnitts“
36
Der Architekt Le Corbusier (1887-1965)
veröffentlichte 1948 das Traktat „Le Modulor“.
Es handelt sich um die „Darstellung eines in
Architektur und Technik anwendbaren Maßes
im menschlichen Maßstab“ (Titel der deutschen
Übersetzung von 1953)
Er gilt „als bedeutendster moderner Versuch,
der Architektur eine am Maß des Menschen
orientierte mathematische Ordnung zu geben...“
so Paul v. Naredi-Rainer in „Architektur und
Harmonie“, 1982 (Seite 101)
Das System beruht auf den menschlichen
Maßen und dem „Goldenen Schnitt“ von Euklid,
der um 300 v.Chr. erstmals schriftlich in seinem
II. Buch „Elemente“ im Satz 11 festgehalten
wird. Zunächst ging Le Corbusier mit dem
ersten Modulor von einer Körpergröße von
175 cm aus. Er markierte mit dem Fuß, dem
Solarplexus, dem Kopf und den Fingern der
erhobenen Hand Intervalle des menschlichen
Körpers. Bei Anwendung des Teilungsprinzips
erhält man somit Körpermaße von 175 cm /
108,2 cm / 66,8 cm / 41,45 cm / 25,4 cm.
Das letzte Maß entspricht exakt 10 Zoll = 10
inch = 25,4 cm des englischen Maßsystems,
somit hat er den Übergang zum englischen
Maßsystem gefunden. Dieses System erweist
sich, seines Erachtens nach, als nicht sinnvoll,
da bei größeren Werten keine Überlagerung
mit den englischen Maß „Inches“ möglich ist.
Er entwickelt 1955 mit dem „Modulor Zwei“ eine
neue Proportionsreihe, die eine Körpergröße
mit sechs Fuß angab:
6 ft = 6 x 30,48 cm = 182,88 cm
Von dieser angenommenen Standardgröße
(1,83 m) des menschlichen Körpers ausgehend,
markiert er drei Intervalle, die zueinander in der
Proportion des Goldenen Schnitts stehen. Sie
bilden eine nach Fibonacci bekannte Goldene
Schnittreihe.
Le Corbusiers Maße betragen:
1,13 m als Höhe des Solarplexus.
(dieser Punkt liegt unter dem Brustbein und
nicht in Bauchnabelhöhe, wie oft verwechselt
wird)
1,83 m als neue Standard-Körpergröße
(entspricht exakt sechs Fuß)
2,26 m Gesamthöhe mit ausgestrecktem Arm
(entspricht 2x 1,13 m Höhe Solarplexus)
ein engl. Fuß = one foot = 1 ft = 30,48 cm
ein Zoll
= one inch = 1 inch = 2,54 cm
Durch sukzessive Teilung entsteht die „blaue
Reihe“ (stehender Mensch mit ausgestrecktem
Arm und Fingern) und aus der Höhe des
Solarplexus leitet sich die „rote Reihe“ ab.
Beispielgraphik rechts „Modulor 1,75 m“
die Einheit
A ( = 108)
die Verdoppelung B ( = 216)
die „Verlängerung“ A = C ( = 175) (108 + 67)
die „Verkürzung“ B = D ( = 83) (143 + 83)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tabelle B
„Zahlenebenen“
[m]
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Körpermaße = A
Modulor 2
1/2 A
√B
A neu
gerundet
in cm
Körpermaße
in Meter
Modulor „1,83“
Körpermaße
in Meter
Modulor „1,75“
(2x 1,13 = 2,26)
1. Ebene
2,26
1,131
2,529
1,397
139,7
1,40
1,75
2. Ebene
1,829
0,914
2,045
1,131
113,0
1,13
1,08
3. Ebene
1,131
0,565
1,264
0,698
69,8
0,70
0,67
4. Ebene
0,699
0,349
0,781
0,432
43,2
0,43
0,41
5. Ebene
0,432
0,216
0,483
0,267
26,7
0,27
0,26
6. Ebene
0,267
0,133
0,298
0,165
16,5
0,17
0,16
7. Ebene
0,165
0,083
0,185
0,102
10,2
0,10
0,10
8. Ebene
0,102
0,051
0,114
0,063
6,3
0,07
0,06
9. Ebene
0,063
0,032
0,070
0,039
3,9
0,04
0,04
10. Ebene
0,039
0,020
0,044
0,024
2,4
0,03
0,02
11. Ebene
0,024
0,012
0,027
0,015
1,5
0,01
12. Ebene
0,015
0,075
0,167
0,092
0,9
„ ... Diese Regel [setzt] die wesentlichen Raumpunkte der menschlichen Gestalt ein und ...
[bringt] die einfachste und wesentlichste mathematische Entwicklung eines Wertes zum
Ausdruck ... die Einheit, ihr Doppel und die
beiden verlängerten oder verkürzten Goldenen
Schnitte.“ (www.tu-harburg.de, Kuehn)
Anmerkung: Die Anwendung des Teilungsprinzips nach dem Goldenen Schnitt erzeugt
„Zahlenebenen“, die sich bei dem Aufbau eines
menschlichen Maßkanons wiederholen.
Die Zahlenwerte werden aus Gründen der
Praktikabilität gerundet. Daher treten zwischen
den gerundeten Zahlen und den zeichnerisch
ermittelten Größen Differenzen auf.
Zwischen den Werten 0,26 und 0,16 kommt es
zu einem Zahlensprung.
Berechnungsformel zur Ermittlung
der Teilungsebenen mit Hilfe
des „Goldenen Schnitts“
√ (A² + (A/2)²) = √ B - A/2 = A neu
37
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Homo bene figuratus“
Vitruv, eigentlich Marcus Vitruvius Pollio,
römischer Architekt, verfasst im ersten
Jahrhundert das zehnbändige Traktat „De
architectura libri decem“, das ein normatives
Architektursystem darzustellen versucht.
Von historischer Bedeutung ist darüber hinaus
seine anthropometrische Proportionslehre, eine
Theorie über den wohlgeformten Menschen,
dem so genannten „homo bene figuratus“, der
mit ausgestreckten Gliedmaßen ein Quadrat
beziehungsweise einen Kreis berührt.
Diese Textstelle bei Vitruv zieht in der
Renaissance zahlreiche Illustrationen nach sich
(Francesco di Giorgio, Albrecht Dürer, Cesare
Cesariano). Der Text nach Vitruv auf Leonardo
da Vincis zeichnerischer Proportionsstudie
oberhalb des Kreises lautet demnach:
Vitruv sagt in seinem Werk über die Architektur,
dass die Maße des Menschen in folgender
Weise ausgelegt seien:
oben:
rechts:
081. Leonardo da Vinci Handskizze mit den Proportionen
des menschlichen Kopfes
082. Leonardo da Vinci Proportionsschema der menschlichen Gestalt
nach Vitruv, 1485/90
Venedig, Galleria dell‘ Accademia
„Es bilden nämlich 4 Finger eine Handbreite,
4 Handbreiten einen Fuß und 6 Handbreiten
eine Elle. Vier Ellen ergeben einen Klafter
und 24 Handbreiten die Höhe eines Mannes;
und diese Maßverhältnisse finden sich auch
in seinen Gebäuden. Wenn du die Beine
soweit spreizt, dass sich die Größe, gemessen
vom Kopf, um 1/14 vermindert. Und wenn du
die Arme soweit öffnest und erhebst, dass
du mit den Mittelfingern die Linie auf Höhe
deines Scheitels berührst, dann weißt du,
dass das Zentrum der äußersten Punkte der
ausgestreckten Gliedmaßen der Nabel und
dass der Raum zwischen den Beinen ein
gleichseitiges Dreieck ist.” [021a]
Bevor nun die Annahmen Vitruvs mit denen Le
Corbusiers zusammengeführt werden, muss
die historische Situation der verwendeten Maßsysteme näher beleuchten werden , da Vitruv
bereits anmerkt, dass die maßgeblichen Systeme auf zwei unterschiedlichen Grundeinheiten
basieren. Zum einen die Fingerbreite (lat. digitus) oder die Daumenbreite (lat. Pollex), die
Längeneinheit „Fuß“ in 16 Fingerbreiten bzw.
12 Unzen (italisches System) unterteilten.
Kaiser Augustus befiehlt um das Jahr 23 das
Maßsystem des römischen Reiches zu reformieren, in dem sich die Harmonievorstellungen
der Pythagoräer widerspiegeln sollen.
(siehe 3. Kapitel: „Der Goldene Schnitt“ und
Axel Hausmann 5.5, 2002, Aachen)
Eine Parzellenbreite der griechischen Kolonien in Sizilien wird mit 10.000 Fingerbreiten
festgelegt und ein digitus mit 1,85 cm. Somit
entspricht ein Stadion = 10.000 digitus = 185
m. Das italische System basiert auf dem Ausgangsmaß von einem Fuß [lat. pes], der in
zwölf Unzen unterteilt (Daumenbreiten) wird.
Ein Fuß entspricht:
a) geteilt durch 12 → 2,47 cm
1 Pollex (Daumenbreite) x12 = 29,6 cm
b) geteilt durch 16 → 1,85 cm
1 Digitus (Fingerbreite) x12 = 29,6 cm
Das von Leonardo da Vinci niedergeschriebene
Maßsystem nach der Proportionslehre des Vitruv lautet somit:
1,85 cm
eine Fingerbreite
4x 1,85 cm = 7,40 cm eine Handbreite
6x 7,40 cm = 44,40 cm eine Elle
4x 44,40 cm = 177,60 cm einen Klafter
24x 7,40 cm = 177,60 cm eine Mannhöhe
Die heute verwendete englische Maßeinheit
„one foot“ = 1 ft beträgt 30,48 cm statt 29,60 cm
und liegt damit 88 mm über dem antiken Maß.
Vitruv würde heute demnach beispielsweise bei
vier Handbreiten = one foot = 30,48 cm (heute),
somit eine Handbreite von + 3% = 7,62 cm zugrunde legen statt 7,4 cm. Vergrößert man nun
die in der Antike angenommene Manngröße
von 177,60 cm um 3%, dann erhält man 183
cm.
Die Annahme Le Corbusiers basiert in seinem
ersten Modulor 1950 zunächst auf einer Manngröße von 1,75 m (abgeleitet aus dem Oktometrischen Maßsystem, sei diese hier mit der antiken Manngröße von 177,6 m gleichgestellt).
In seiner Überarbeitung des Modulors erhöhte
L.C. dieses Maß jedoch auf 1,83 m als Anpassung an das angelsächsische Maßsystem.
[021a] Zitat aus „Aus Vitruv „De architectura libri decem“ übersetzt und mit Anmerkungen von Curt Fensterbusch (1964), Darmstadt 1991
38
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Anmerkung: Das modernere Maß von 30,48
cm für einen Fuß trägt der „länger“ gewordenen
Durchschnittsgröße der Menschen Rechnung.
Überträgt man nun den „Le Modulor 2“ auf
vitruvianische 24 Handbreiten ergibt sich die
Höhe eines Mannes = 24 x 7,62 cm
= 1,8288 m = 1,83 m
Die DIN 13200-1 „Bau von Zuschaueranlagen“
empfiehlt einen „C-Wert“ von 12 cm als Sichtlinienüberhöhung. Diese Überhöhung ist ein
qualitativer Ausdruck für den Sichtlinienkomfort. Sie geht davon aus, dass ein Zuschauer
dann über seinen Vordermann schauen kann,
wenn er über dessen Kopf / Stirn hinweg das
Spielgeschehen verfolgen kann. Es gilt somit
das Abstandsmaß zwischen Augpunkt und
Scheitel. Man geht bei der DIN-Festlegung
davon aus, dass 12 cm > 10 cm in jedem Fall
ausreichen.
In der geometrischen Anordnung von Theatersitzen ist man bislang immer davon ausgegangen, dass durch das Versetzen jeder zweiten
Reihe um ein halbes Sitzplatzraster die Sichtlinienüberhöhung eventuell sogar um einhalb
bis auf 6 cm herab gesetzt werden kann.
Jeder zweite Zuschauer überblickt seinen
Vordermann in gerader Blickrichtung auf die
Bühne erst in der übernächsten Sitzreihe. Für
Ballsportarten kann diese Verringerung nicht
angesetzt werden. Die Aktionsgeschwindigkeit macht einen schnellen Positionswechsel
des Betrachtungspunktes nötig. Und der Zuschauer muss anders als im Theater schnelle
Blickwechsel durchführen und darf daher bei
rechts/links Bewegungen des Kopfes nicht den
direkten Vordermann in das Blickfeld bekommen. Daher ist das zweite DIN-Maß als Mittelwert zwischen 6 und 12 cm mit 9 cm als noch
„zulässig“ bezeichnet worden.
Anmerkung: Die Werte 12 / 9 / 6 cm sind mittlerweile weltweit die Zahlen, mit denen die Planer und Sportverbände arbeiten. Daher sollte
ein geometrisches Konstruktionsverfahren so
festgelegt werden, dass der Planungsparameter „C-Wert“ nachprüfbar und Sichtlinien-Standards weltweit vergleichbar werden.
39
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Der „Goldene Schnitt“
Die „klassische Konstruktion“ des Golden
Schnittes lautet wie folgt:
Die gesamte Strecke verhält sich zur größeren
Teilungstrecke „Major“ so wie die größere zur
kleineren „Minor“
(M + m) : M = M : m
1. auf B wird eine Senkrechte BC = a/2 errichtet
2. die Punkte A und C werden miteinander verbunden
3. ein Kreis um C mit dem Radius r = a/2
schneidet AC im Punkt D
4. der Kreis um A mit dem Radius r = AD schneidet AB im gesuchten Punkt S
5. die Strecke AB teilt sich in Major/Minor
Der Physiker Axel Hausmann hat sich in dem
Buch „der Goldene Schnitt - Göttliche Proportionen und noble Zahlen“ mit den geometrischen
und mathematischen Gesetzmäßigkeiten des
goldenen Schnittes auseinandergesetzt.
Zahlenreihen, wie die „Fibonacci-Zahlen“ (nach
dem Mathematiker Leonardo Pisano 1202
aus dessen Buch „Liber abaci“) gehen nach
Hausmann sogar 1.700 Jahre zurück auf die
Bemühungen der Pythagoräer Zahlenverhältnisse und Proportionen aus trigonometrischen
Dreiecksberechnungen des kleinsten pythagoreischen Seitenverhältnisse von 3*4*5 abzuleiten.
40
Er vermutet, dass die Zahlen 3 und 5 als 8 =
3 + 5 und 13 = 5 + 8 nach dem gleichen Aufbaugesetz wie die Folge der „Heiligen Zahlen“
gehorchen: (a x b) = (a + b) x (a - b).
„Quadrate sind immer goldene oder ideale Figuren, da sich ihre Seiten stets nach dem Goldenen Schnitt oder nach dem Idealschnitt unterteilen lassen.“ (S. 57) In der unten befindlichen
Abbildung wird die Fläche des Quadrates nach
dem oben genannten Prinzip in zwei Quadrate
unterteilt (m x m) und (M x M), die wiederum
zwei „goldene“ Rechtecke bilden (M x m).
Zeichnet man die Quadrate sich aneinander
anschließender Viertelkreise, so erhält man
eine von dem Musiktheoretiker Johannes Kepler (1571 - 1630, Hauptwerk „Harmonices mundi libri V, Linz 1619) beschriebene Näherung für
eine „goldene Spirale“. Sie spielt für die Architektur zwar keine bedeutende Rolle, ist jedoch
von besonderer Ästhetik und vertieft die platonische Vorstellung eines nach musikalischen
Harmonien geordneten Kosmos.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
3. Kapitel - „Der Mensch - Das Maß aller Dinge“
Architektur und Harmonie
Am Ende dieses Kapitels über die bauhistorische Einordnung des Tribünenbaus sei folgender Exkurs erlaubt. Die genannten Verfasser Vitruv und Alberti orientierten sich bei der
Maßgabe der beschriebenen Bauteile immer
an den Grundprinzipien von Proportion, Ordnung und Schönheit.
In dem Buch „Architektur und Harmonie“
von Paul v. Naredi-Rainer 1982 heißt es zur
„Schönheitslehre des Vitruv“, dass sich in ihr
die beiden Leitmotive antiker Ästhetik wiederspiegeln: (Vgl. S.18 ff.)
Zum einen der pythagoreisch-platonische Gedanke, der auf „einer objektiv-gesetzmäßigen,
auf Zahlen und Proportionen, im Grunde nur
verstandesmäßig erfaßbaren Schönheit“ beruht
und zum anderen die hellenistische Vorstellung „von einer vom persönlichen Geschmack
durchaus nicht unabhängigen und mittels der
Sinne wahrnehmbaren Schönheit“.
„Alles hast Du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet - Omnia in mensura et numero et ponere
dispuiti“, alttestamentlicher Bibelspruch aus „Liber sapientiae“ 11,21)
Auch Aurelius Augustinus (354-430), stark geprägt durch den Neoplatonismus förderte den
frühmittelalterlichen Gedanken des „Ordo“.
„Ordnung ist das Mittel, durch das alles bestimmt wird, was Gott festgelegt hat“, schreibt
Augustinus. Der Begriff „ordinatio“, wie er bei
Vitruv (Band I/ Buch 2) bereits verwendet wird,
findet seine Entsprechung in der z.T. uneinheitlichen Bestimmung der Bedeutung einer „Säulenordnung“ (siehe Kapitel: „das Theater nach
Alberti“), die zum einen von der Natur und dem
menschlichen Körper abgeleitet ist und andererseits die Proportionierung ihrer Anordnung
aus Gesetzmäßigkeiten musikalischer Zahlenverhältnisse erhält.
Die Vereinigung der Pythagoräer im 6. Jahrhundert v.Chr. hat ein umfassendes Weltbild aus
der Verbindung von „Harmonie“ und Kosmos
aufgebaut. Sie glauben, dass die Prinzipien der
Mathematik auch die Prinzipien allen Seins gar
der menschliche Seele sind.
Jahrhundertelang wurde der Begriff der „Harmonie“ (frei aus dem Griechischen übersetzt)
als Verbindung „von entgegengesetzten Dingen zu einer geordneten Ganzheit“ (A. Hausmann, „Der goldene Schnitt“ 2002, Aachen,
S.11) Grundlage antiker und auch christlicher
Weltvorstellungen. Weiter heißt es bei Hausmann, „die Schönheit und die Perfektion der
Welt offenbarten sich ... durch mathematische
Gesetze, die ihre Entsprechung in dem Zusammenhang von Tönen und Zahlen besaßen“.
Leon Battista Albertis Definition der Schönheit
lautet (nach Theuer 1912):
„Die Schönheit ist eine Art Übereinstimmung
und ein Zusammenklang der Teile zu einem
Ganzen, das nach einer bestimmten Zahl, einer
besonderen Beziehung und Anordnung ausgeführt wurde, wie es das Ebenmaß, das heißt
das vollkommenste und oberste Naturgesetz
(concinnitas) fordert.“ [022]
Er leitet daraus ab, dass die „concinnitas“ als
gesetzmäßige Übereinstimmung aller Teile in
der Musik und ihren Zahlenverhältnissen seine
klarste Ausprägung erfahren habe. Sie ist somit
also gleichsam das visuelle Äquivalent zur akustischen „consonantia“
Dennoch versteht er Architektur nicht nur einfach als „umgesetzte Musik“, sondern stellt sie
in ihrer „Eigengesetzlichkeit“ gleichrangig neben die Musik.
links oben:
083. Röntgenaufnahme ein Kalkskeletts eines
Nautilus Pompilus
084. Konstruktion einer „goldenen“
Viertelkreis-Spirale
links unten: 085. Geometrische Beziehung von Quadrat,
Dreieck und Kreis über den „Goldenen Schnitt“
086. Klassische Konstruktion des
„Goldenen Schnitts“ (Zeichnungen aus
A. Hausmann „Architektur und Harmonie)
oben:
[022]
087. A. Hausmann, Beweisversuch
„Goldener Schnitt“
bei der Komposition der Mona Lisa von
Leonardo da Vinci, 1504
Zitat aus „L.B. Alberti IX/5“ 1912, S. 492
41
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
4. Kapitel
Physiologie des Auges
„Die Physiologie des Sehens“
Um die Gegenstände der Außenwelt wahrnehmen zu können, muss eine Abbildung auf die
lichtempfindliche Schicht des Auges gelangen,
vergleichbar mit dem Prinzip einer Photokamera. Der optische Apparat des Auges enthält ein
Linsensystem, bestehend aus Hornhaut [med.
„Cornea“], Iris und Linse, die alle von einem
Punkt ausgehenden Strahlen auf einen Punkt
der Netzhaut [med. „Retina“] zusammenführt
und so auf dieser ein umgekehrtes Bild der Umwelt projiziert. Diesen Vorgang bezeichnet man
als die „Refraktion“. Sie folgt den Gesetzen der
physikalischen Optik.
Dadurch erhöht sich die Brechkraft des Auges
und der Mensch sieht in der Nähe scharf.
Kurzfristige Änderungen der Lichtintensität können durch eine Veränderung der Pupillengröße
durch eine Veränderung der Iris ausgeglichen
werden. Bei längerfristiger Änderung der Lichtverhältnisse kommt es zu einer Anpassung der
Photorezeptoren an die mittlere Leuchtintensität („Adaptation“).
Die Netzhaut befindet sich auf der rückseitigen
Innenseite des Augapfels; auf ihr sind Millionen einzelner lichtempfindlicher Zellen in einer
halbkugelförmigen Schicht angeordnet.
Akkommodation meint die Fähigkeit des Auges, sein optisches System auf nah und weit
entfernte Gegenstände so flexibel einzustellen,
so dass ein scharfes Bild entsteht.
Die Linse ist an sog. Zonulafasern am Ziliarkörper aufgehängt. Im Ruhezustand (Fernblick,
keine Akkomodation) wird sie durch diese Zonulafasern gespannt und damit abgeflacht. Bei
der Kontraktion des Ziliarkörpermuskels kommt
es zur Erschlaffung der Zonulafasern, die Linse
kann ihre natürliche, mehr kugelige Form annehmen.
Die lichtchemische Zersetzung der im Rezeptor
enthaltenen Substanz löst einen elektrischen
Impuls aus, eine „neuronale Erregung“. Damit
lösen sich die Wahrnehmungen des Gesichtssinnes von der optischen Technik zur reinen
Bildübertragung und -verarbeitung im Gehirn
ab. Der Sehstrahl auf der Gesichtslinie (Fixierlinie) trifft unter einem Winkel von 5° temporal
der optischen Achse das Zentrum der Netzhaut,
die so genannte „Fovea centralis“, die zentrale
Stelle der „Macula“ (oder auch: gelber Fleck),
den Ort des schärfsten Sehens.
Das menschliche Auge als Basis der
Bewertung von Sichtwinkelzonen
-
unten:
Physiologie des Auges
Physiologie der Sehschärfe
Physiologie des räumlichen Sehens
Kopf-/Augenbewegungen
Menschliches Blickfeld
Visuelle Wahrnemung
LIVE - Effekt
088. Foto - das „menschliche“ Auge
rechts oben: 089. Strahlengang einer optischen Abbildung
auf der Netzhaut (Retina)
090. Akkomodation des Auges
090a. Funktionsvergleich optischer Apparat
www.mannpharma.de
rechts unten: 091. Aufbau und Längenmaße des Augapfels
nach Prof. Dr. med. M. Reim
(Augenheilkunde RWTH Aachen)
42
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Nach einer Definition von Joseph Lang aus:
„Strabismus Diagnostik, Schielformen, Therapie“ ist die „Sehgrube“ eine im Zentrum der
Netzhaut gelegene Einsenkung. Sie ist am
Wallreflex zu erkennen und hat 1,5 mm Durchmesser (nach Joseph Lang = 5°). Der innerste Bereich, die „Foveola“, ist der Bereich des
schärfsten Sehens und hat einen Durchmesser
0,36 mm (nach Joseph Lang = 1,2°). [023]
Nach Duke-Elder, 1961 misst die Nervenzellenschicht (lat. „Macula lutea“) 12°, das Maculagebiet 18°. Sie enthält die wichtigsten Sinneszellen des Auges und ermöglicht uns genau das
scharf zu sehen was wir gerade betrachten
wollen (z.B. die Buchstaben beim Lesen).
Es gibt zwei Typen von Photorezeptoren,
Stäbchen und Zapfen. Bei der visullen Wahrnehmung des Menschen unterscheidet man
„peripheres“ Sehen (Stäbchen: hell/dunkel)
und „foveales“ Sehen, Scharfsehen in der
Netzhautmitte (Zapfen: Farbwahrnehmung)
Die Makula-Region besteht aus Millionen Sehzellen (Zapfen). Diese Sehzellen sind für das
Farbensehen zuständig.
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
In der restlichen Netzhaut herrschen die Stäbchen vor. Sie liefern uns zwar nur unscharfe
Schwarzweißbilder, funktionieren aber auch
bei schwachem Licht. Das mit dem Sinnesepithel in der Retina aufgenommene Bild wird im
visuellen System durch das Gehirn weiterverarbeitet.
Die Fovea centralis besitzt eine Konvergenz
von 1:1, das heißt auf jeden Rezeptor folgt eine
Ganglienzelle im Gehirn. Diese Rezeptoren
sind also 1:1 verschaltet, dadurch wird hier das
höchste Auflösungsvermögen, also die größte
Sehschärfe erreicht.
Anmerkung: Durch das Fehlen von Stäbchen und die damit verbundene Unfähigkeit
bei schlechten Lichtverhältnissen etwas wahrzunehmen, fällt es entsprechend schwer beispielsweise einen Text bei schlechten Lichtverhältnissen zu lesen.
Der „blinde“ Fleck ist die Stelle, an der auf der
Netzhaut keine Rezeptoren sitzen, da dort die
Nervenbahnen zum Gehirn („visueller Kortex“)
ansetzen.
„Sehschärfe-Sichtwinkel“
Sichtwinkel schärfsten Sehens
Fovea centralis, Winkelminute =
1,75 m Bezugsgröße / 200 m
0,5°
Sichtwinkel - ohne Augebeweguung
polychromatisches Sehen (H.Burris-M.)
2x 20°> Visus 0,1
40°
Sichtwinkel „scharfen“ Sehens
vereinfachter Ca.-Wert als Kombination
von natürlichen Augenbewegungen + 30°
zum „Abtasten“ des Blickfeldes (Motilität)
60°
Tiefenschärfe - Wahrnehmung
Überlagerung des nasalen Blickfeldes,
maximaler horizontaler Sichtwinkel + 60°
120°
[023] Zitat per E-Mail von Frau Dr. Maiburg (Augenärztin, Aachen) am 29. Nov. 2005
43
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Physiologie der Sehschärfe
„Sehschärfe“ ist die Fähigkeit, von einem Objekt bestimmte Einzelheiten zu erkennen.
„Trennsehschärfe“ oder auch anguläre Sehschärfe (engl. Minimum Angle of Resolution
MAR) bezieht sich auf die Fähigkeit, zwei
Punkte von einem Objekt, die einen bestimmten
Abstand „d“ zueinander haben, gerade noch
getrennt wahrzunehmen. Es ist eine „entfernungsunabhängige“ Angabe in Bezug auf das
Auflösungsvermögen, den minimal aufgelösten
Sehwinkel in Winkelminuten. Die Sehschärfe
des menschlichen Auges wird durch drei Komponenten limitiert: [024]
1. die optische Abbildung des Auges
2. die Lichtstreuung in der Retina
3. die neuronale Verarbeitung in der Retina
Unter Visus versteht man demgegenüber den
einheitslosen Kehrwert der in Bogenminuten
gemessenen angulären Sehschärfe:
„Visus“ = 1 / α (Im klinischen Sprachgebrauch werden die Begriffe Sehschärfe und
Visus gleichbedeutend nebeneinander verwendet, obwohl sie unterschiedlich definiert sind.)
Die volle Sehschärfe ist bei einem „Visus“ von
1,0 oder 100 Prozent erreicht.
Visuswert-Berechnung: Ist - Entfernung
Soll - Entfernung
Ein Beispiel: Erkennt ein Patient ein Zeichen
aus der Entfernung von 3 Metern das normalerweise aus 15 Metern erkannt wird, so beträgt
sein Visus 3/15 oder 0,2. (www.medizinfo.de)
Die Minimum separabile („Trennsehschärfe“)
beträgt bei normalen Erwachsenen 1 Winkelminute. Dieser Wert wird als Sehschärfe 1,0 oder
100% bezeichnet. Bei Kindern wird ein höheres
Auflösungsvermögen erreicht (1,25 - 1,5 Visus)
Die Dichte und Verteilung von Rezeptoren auf
der Netzhaut würde theoretisch sogar eine
Trennsehschärfe von 200% ermöglichen.
Für die meisten Tätigkeiten des täglichen Lebens ist eine Sehschärfe von 0,5 bis 0,6 ausreichend. Ein Visus von 50% ist mit einer Fehlsichtigkeit von 0.5 dpt vereinbar. Ein Mensch
mit 1.5 dpt Kurzsichtigkeit sieht gerade mal
12%.
Die Staffelung bei der Refraktions- oder Visusbestimmung ist meistens so ausgelegt, dass
Sehzeichen in einer Größe angeboten werden,
die in einem Abstand bis zu 5-6 m vom normalen Auge noch erkannt werden. (anglo-amerikanischer Raum = 20 feet)
Der Begriff der absoluten Schärfe würde verlangen, dass ein Punkt auch tatsächlich durch
einen Punkt wiedergegeben würde.
Anmerkung: Vergleiche H. Burris-Meyer (1949)
wahrnehmbare Objektgröße Mimik Schauspieler/Auge. Details sind aus mehr als 15,0 m
schlecht wahrnehmbar: [025]
10 feet (ca. 3,5 m) = 0,35 inch (ca. 10,7 cm)
50 feet (ca. 15,0 m) = 1,75 inch (ca. 53,3 cm)
Der Kurvenverlauf des Visuswertes in Bezug
zu den Sichtwinkeln endet bei maximal 40° mit
einem Wert von weit unter 10% (0,03). [026]
Anmerkung: Harold Burris-Meyer aus „Theatres & Auditoriums“ benennt als Grenze des
polychromatischen Sehens ohne Bewegung
des Auges = 40°. Es wird keine Angabe darüber gemacht, ob es sich um den Gesamtwinkel
handelt (2x 40° oder 40° = 2x 20° mit Visus
0,1)
Prof. Dr. Dr. B. Lachenmayr, Universitätsklinik
München schreibt dazu unter „Sehschärfe als
Funktion der Exzentrizität“: [027]
[024] Zitat aus „Auge, Brille Refraktion“, Prof. Dr. Dr. B.Lachenmayr, Stuttgart (1996) S.12
[025] Zitat aus „Theatres & Auditoriums“, H.Burris-Meyer, New York, 1949, S.31-35
[026] Zitat aus „Augenheilkunde“, 4. Auflage, Prof. Dr. med. Martin Reim, Direktor Augenklinik RWTH Aachen (1993), S.50
44
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Aufgrund der physiognomischen Eigenschaften
der optischen Komponenten des Auges fällt die
Sehschärfe zur Peripherie hin rasch ab, bei 10°
Exzentrizität liegt nur noch eine Sehschärfe von
10-20% des fovealen Wertes vor.
Die nebenstehende Graphik zeigt den Zusammenhang zwischen dem Öffnungswinkel und
der Sehschärfe ohne Augbewegungen auf.
Daraus leitet sich für den Bereich scharfen Sehens (Visuswert) folgende Zahlen ab:
eine Winkelminute 1/60
= 0,017° = 1,00
(ca.-Werte)
0,5° = 0.80
3,0° = 0.50
10,0° = 0.20
Adaptionsleuchtdichte
Damit ein Objekt jedoch wahrgenommen werden kann, muss es entweder ausreichend groß
sein oder einen genügend hohen Kontrast
aufweisen. Mittels der Punktsehschärfe wird
festgestellt, ob ein Objekt noch im Bereich des
Wahrnehmbaren liegt oder nicht. Ein Punkt
kann dann nicht mehr gesehen werden, wenn
die Beleuchtungsstärke so gering ist, dass kein
Rezeptor auf der Netzhaut stimuliert wird. So
können beispielsweise die Sterne - obwohl
immer am Himmel - tagsüber nicht gesehen
werden. Der Kontrast ist dann zu gering. Die
Auflösungssehschärfe macht die Details eines
Objektes sichtbar. Sie beruht hauptsächlich auf
der Fähigkeit, den Leuchtdichtenunterschied,
der Punkte oder Linien voneinander trennt,
wahrzunehmen.
„Die Leuchtdichte von Objekten erzeugt auf
der Netzhaut Beleuchtungsstärken. Flächige
Objekte beleuchten mehrere Empfänger auf
der Netzhaut gleichzeitig. Punktförmig erscheinende Objekte kleiner als 1’ [Minute] beleuchten nur einzelne Empfänger. Daher ist bei
punktförmig erscheinenden Objekten anstatt
der Leuchtdichte nur der Lichtstrom entscheidend. ... Das Auge passt sich an die im Gesichtsfeld herrschende Leuchtdichte an. ... Die
Sehschärfe nimmt mit dem Alter ab. So hat ein
75jähriger in der Regel nur 50 % der Sehschärfe eines 18jährigen. “ [028]
Laut B.Wördenweber von der Universität Paderborn nimmt mit abnehmender Umfeldleuchtdichte auch die Geschwindigkeit der Wahrnehmung und die Unterschiedsempfindlichkeit ab.
Blendung setzt die Sehleistung des Auges
ebenfalls herab. Blendung entsteht durch
Streulicht, welches die Abbildung des Objektes
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
auf der Netzhaut überlagert. Bei geringer Helligkeit und am Rand des Gesichtsfeldes nimmt
die Sehschärfe ab.
Ein Objekt, vom Auge fixiert, wird immer so
fokussiert, dass dessen Abbild genau in der
Fovea centralis liegt. Nur im Bereich der Sehgrube - mitten in der Netzhaut (Fovea centralis)
sieht man wirklich scharf und hat die höchste
Auflösung der Farbwahrnehmung. Denn: auch
in der Peripheren Netzhaut gibt es Zapfen, und
eine Farbwahrnehmung ist eingeschränkt möglich.
Motilität / Augenbewegungen
Wenn der Zuschauer etwas wirklich genau erkennen will, muss er also immer den Blick so
darauf richten, dass der Gegenstand in der Mitte der Netzhaut abgebildet wird. Wenn die Dinge weiter am Rand unseres Blickfeldes liegen,
sehen wir sie nur noch unscharf und auch nicht
mehr farbig. Durch ständige kleine Augenbewegungen sorgen die Augen von sich aus dafür,
dass immer wieder andere Bereiche der Umgebung scharf abgebildet werden. Die Einstellung
der Augen auf das zu fixierende Objekt erfolgt
mit raschen Blickzielbewegungen, den so gen.
„Saccaden“, einem synonym für die „Spähbewegungen“ des Auges. „Das beidäugige Sehen
kommt also durch ein Zusammenspiel von
Motilität (Muskelbewegungen der Augen) und
rezeptiver Wahrnehmung zustande.“ [029]
Das bedeutet, dass die „Motilität des Auges“
durch ständige Bewegungen des Augenapparates viele kleine scharfe Bilder zu einem
Gesamtbild zusammenfügt. Am Ende setzt
das Gehirn die verschiedenen Informationen
zu einem Bild zusammen, das uns einheitlich
farbig und scharf erscheint.
Als „binokulares Gebrauchsblickfeld“ bezeichnet man das Blickfeld (Fahrerlaubnisverordnung), welches durch die unwillkürlichen und
bewussten Augenbewegungen ohne Kopfbewegungen „abgetastet“ wird:
25°
30°
40°
oben:
Ordinate:
Abszisse:
092. Bildauflösungsvermögen der Netzhaut
Sehschärfe in Dezimalbrüchen
Abstand von der Makula in Winkelgraden
unten:
093. Sehschärfe als Funktion der Exzentrizität
(in Abhängigkeit für der Adaptionsleuchtdichte)
Abb. 1.2.4 [b]
094. Zusammenhang von Visus-Wert und
Brechkraft des Auges [Dioptrin]
links oben:
095. Zahlenmäßige Erfassung der Sehschärfe
Visus = Prüfabstand [m] / Sollentfernung [m]
links unten: 096. Landolt-Ring mit einem Öffnungsmaß
vom einer Winkelminute
aufwärts
recht/links
abwärts
Das Auge „scanned“ (engl.) bei 100% Augenbewegung permanennt ein Feld von 2x 30°=
60°. Dies würde bedeuten, das der Bereich
„scharfen Sehens“ 60° beträgt.
[027] Zitat aus „Auge, Brille Refraktion“, Prof. Dr. Dr. B.Lachenmayr, Stuttgart (1996) S.15
[028] Zitat aus „Physiologie des Sehens - Einführung in die Lichttechnik“, Dr. Burkard Wördenweber, Universität Paderborn
[029] Zitat aus „Augenheilkunde“, 4. Auflage, Prof. Dr. med. Martin Reim, Direktor Augenklinik RWTH Aachen (1993), S.58
45
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Physiologie des räumlichen Sehens
Kopfbewegungen
„Räumliches Sehen“ oder Tiefenschärfe entsteht durch die Verarbeitung von zwei gleichen
Bildern. Der Begriff Tiefenschärfe bezieht sich
auf den Bereich der fixiert wird (sog. Panumsche Raum). Alles übrige sollte man als Tiefenwahrnehmung bezeichnen.
Das Bild der Umwelt auf der Netzhaut ist wie
jedes Bild zweidimensional, es ist eine flächige
Darstellung des dreidimensionalen Raumes.
Dennoch empfindet man deutlich Entfernungen, Tiefen und andere räumliche Effekte.
Stereoskopes Sehen bedeutet, dass ein Objekt
aus zwei nicht übereinstimmenden Perspektiven betrachtet wird. Jedes der beiden etwa 60
bis 70 mm voneinander entfernten Augen sieht
ein Bild, das ein kleines bisschen anders ist als
das des anderen Auges.
„Physikalisch versteht man unter dem räumlichen, binokularen Sehen das (stereoskope)
bzw. querdisparate Tiefensehen, dessen Tiefenwahrnehmung nur durch die unterschiedliche querdisparate Abbildung von Objektpunkten auf der Netzhaut verursacht wird.“ [030]
1974 wurden im Rahmen der OWAS-Methode
(Ovako Working Posture Analysing System)
bestimmte Körperhaltungen klassifiziert. Dabei
sind für die Bewegungen des Kopfes fünf Einteilungen vorgenommen worden:
Die Augenmuskeln sind so angelegt, dass das
rechte und das linke Auge immer das gleiche
Objekt ansehen. Das nennt sich binokulares,
oder beidäugiges Sehen und ist die Voraussetzung dafür, dass das gesehene Objekt dreidimensional erscheint. Die von den Augen produzierten Teilbilder werden im Gehirn zu einem
räumlichen Gesamtbild kombiniert (med. „Fusion“) und mit Hilfe der Sensorik so verarbeitet,
dass aus ihnen ein beidäugiger Seheindruck
entsteht. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Teilbilder übereinander projiziert,
so dass es zu einer Vorstellung der räumlichen
Tiefe und der dreidimensionalen Gestalt eines
Gegenstandes kommt.
Sicht- oder Blickwinkel
Da von jedem Auge ein Bild aufgenommen
wird, beträgt die nasale Überlagerung beider
Augen 2x 60°= 120°.
Das bedeutet für die anguläre Sehschärfe in
Kombination mit der Wahrnehmung von Tiefe
(Entfernung) auf die Planungen einer Stadiontribüne übertragen Folgendes:
„größte“
Sehschärfe bei
„angemessene“ Sehschärfe bei
+ 0,5°
+ 3,0°
„Tiefenschärfe“ bei
+ 60°
1=
2=
3=
4=
5=
frei (ohne Bewegung)
nach vorne gebeugt
zur Seite gebeugt
nach hinten gebeugt
zur Seite gedreht
(>30°)
(>30°)
(>30°)
(>45°)
Die Haltungen mit 0°- 30° gelten „als am wenigsten belastend.“ [031]
Es darf also davon ausgegangen werden, dass
Bewegungen des Kopfes größer denn 30° längerfristig als belastend, d.h. unangenehm empfunden werden. Die Bewegungen von Kopf und
Augen können ansatzweise wie folgt gegliedert
werden:
bis 90° „volle“ Kopfdrehung x2 = 180°
a. „Schulterblick“ - für eine dauerhafte Blickrichtung ungeeignet
b. eine Drehbewegung des Oberkörpers scheint
aus Komfortgründen unterstützend notwendig
c. in Ausnahmefällen, bzw. kurzzeitigen Blickbeziehungen (Spielaktion an der Eckfahne)
völlig üblich.
bis 60° „halbe“ Kopfdrehung x2 = 120°
a. eine übliche Kopfbewegung ohne Verdrehung der Schulterpartie - „komfortabel“
bis 30° „leichte“ Kopfdrehung x2 = 60°
a. eine leichte Kopfbewegung, die den gleichen
Blick erzeugt, wie durch die Bewegung der Augen (ohne Kopf)
Die Anforderungen an das Sehvermögen nach
der Fahrerlaubnisverordnung [032] legt für das
normale Gesichtsfeld einen horizontalen Durchmesser von 120° fest und für das zentrale GF
bis 30°. Bei Fahrgastbeförderung muss sogar
ein Gesichtsfeld von 140° horizontal nachgewiesen werden.
[030/031] Zitat aus „Untersuchung stereoskopischer Videoendoskopien“, Promotion Dr. Thomas Herzhoff, RWTH Aachen (1999), S.7/18/19
[032]
Zitat aus „Ckecklisten der aktuellen Medizin - Augenheilkunde“, A.+ R. Burk, Stuttgart New York 2005, S.514
46
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
Menschliches Blickfeld
Wie die Grafik 092 über das Bildauflösungsvemögen der Netzhaut aufzeigt, lässt die
Sehschärfenwahrnehmung „ohne“ Augbewegung zum Rand hin sehr stark nach. Daher
unterscheidet man die Begriffe Gesichtsfeld
und Blickfeld. Ersteres ist der Bereich, den
eine Person ohne Augbewegung scharf sehen
kann.
„Jedes Auge einzeln besitzt ein horizontales Gesichtsfeld von ungefähr 150 Grad.
[90°+60°] Das Gesichtsfeld der rechten und
des linken Auges überschneiden sich in der
Mitte. Diese Überschneidung beträgt etwa 120
Grad. Nur im Bereich der Überschneidung ist
die Tiefenwahrnehmung möglich.“ [033]
Sichtwinkel und Bühneneinsichttiefe im klassischen Theaterbau: „Unter Sichtwinkel ist der
Winkel zu verstehen, der von den horizontalen
Sichtlinien eines Zuschauerauges zu den beiden äußersten seitlichen Begrenzungen der
Bühnenöffnung gebildet wird.“ [034]
Nach Untersuchungen von P.O.Gellinek treten
im Theater Sichtwinkel von unter 20° bis über
100° auf und durch die physiologische Leistungsfähigkeit des menschlichen Auges sind
dem Sichtwinkel ohne Bewegung des Auges
oder des Kopfes natürliche Grenzen gesetzt.
Daher schlägt er (1956) eine Einteilung des
Theater-Zuschauerraumes in drei Sichtwinkelzonen vor.
Normal großes Gesichtsfeld eines Auges:
1. Zone:
Die qualitativen Sichtmerkmale bis 60° sind
zwar die Nähe zum Spielgeschehen, aber die
sehr großen Sichtwinkel beeinträchtigen den
Gesamtüberblick und der Zuschauer muss
ständig seinen Kopf bewegen.
nach oben
nach unten
nach außen
nach innen
bis ca. 60°
bis ca. 70°
bis ca. 90°
bis ca. 60°
Zur Schläfe hin (nach aussen) bezeichnet man
auch als „temporal“ und zur Nase hin als „nasal“.
Als „Blickfeld“ wird der Bereich bezeichnet,
den ein Mensch bei ruhig gestelltem Kopf und
Körper mit maximalen Augenbewegungen
überblicken kann. Dieses Bereich ist sehr viel
größer als das Gesichtsfeld. Beim binokularen
Sehen beträgt das Blickfeld sogar ungefähr
240 Grad.
Anmerkung: Grundsätzlich sollte man jedoch
das Wahrnehmungsfeld (Blickfeld) und den
Bereich aufmerksamen und „scharfen“ Sehens
nicht miteinander verwechseln.
Die Bedingungen des menschlichen Blickfeldes
sollen im Folgenden vom Theater auf den Stadiongrundriss übertragen werden. Die Proportionen des traditionellen Zuschauerraumes
ergeben sich aus dem psychologischen Wahrnehmungs- und Sichtwinkel des Zuschauers,
bzw. aus der Forderung einer guten Sicht von
allen Plätzen.
Prof. Gerhard Graubner schreibt 1968 über die
2. Zone:
Sichtwinkel im Bereich von 30-60° beschränken das Wenden des Kopfes auf ein erträgliches Maß und die Position der Zuschauer
liegt in ausreichender Nähe zum Spielgeschehen. Die Sicht kann als „günstig“ bezeichnet
werden. [035]
3. Zone:
Wenn der Sichtwinkel kleiner als 30° wird,
dann verliert das Spielgeschehen für den betrachter an Intensität, so P.O.Gellinek. Das
Zuschauerauge nimmt in dieser Zone neben
dem Bühnenausschnitt auch vermehrt andere
Erscheinungen wahr: Lichtreflexe, Notbeleuchtung etc. Es ist also festzustellen, dass jede
dieser Zonen graduelle Vorteile und Nachteile
hinsichtlich der Sichtqualität zeigt. Die zweite
Zone weist die ausgeglichensten Merkmale
auf und kann mit Sichtwinkeln zwischen 30-60°
wohl als die günstigste Zuschauerzone innerhalb eines Theaters bezeichnet werden.
Theoretisch sollte man daher bemüht sein, in
dieser Zone die meisten Plätze unterzubringen,
während für die erste und dritte Zone eine möglichst ausgeglichene Verteilung anzustreben
wäre, so G.Graubner (1968).
links oben:
097. Projektion der Gesichtsfelder
in das optische Zentrum der Großhirnrinde
(nach Duke-Elder 1961)
links mitte:
098. horizontales Gesichtsfeld 2x 90° = 180°
links unten: 099. Projektionsgrafik eines Auges (rechts)
oben:
100. Normales Gesichtsfeld
eines Zuschauerauges
[033] Zitat aus „http://www.medizinfo.de/augenheilkunde“
[034] Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, Gerhard Graubner, München, 1968, S.19
[035] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.50
47
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Visuelle Wahrnehmung
Kein anderer der menschlichen Sinne beruht
auf einer ähnlich komplexen Gehirnleistung
wie das Sehen. Die „Wirklichkeit“, die unsere
Augen abbilden, ist das Ergebnis eines höchst
komplizierten Verarbeitungs- und Interpretationsschlüssels. Visuelle Wahrnehmung oder
„Perzeption“ (engl. perception, lat. percipere:
wahrnehmen) wird die Gesamtheit der Vorgänge des Wahrnehmens (oder Empfindens)
bezeichnet. „Kontraste werden verstärkt, Unschärfen ausgeglichen und periphere Sinneseindrücke gefiltert. Auch Bewegungen der Augen, des Körpers und der Außenwelt werden
durch das Gehirn ausgeglichen, so dass ein
ruhigstehendes Bild erscheint.“ [036]
Alle diese Funktionen verbessern die Bildqualität. Sie wird dem Zuschauer meist gar nicht
bewusst, aber von der Physiologie des Sehens
analysiert und damit trägt sie damit in weiten
Teilen zum Verständnis des Gesehenen bei.
Demnach gehören weit mehr Einflussfaktoren
zur Qualität der „Sichtgüte“. Nach Franz Grehn
„Augenheilkunde“, Springer-Verlag, Stuttgart
2005 sind dies:
oben:
101. Zeichnung nach W.E. Hill, 1915
„Alte Frau / Junge Frau“
unten:
102. ikm.uni Osnabrück
„Ein Kelch / Zwei Gesichter“
rechts unten: 103. Eröffnungsfeier 2004
Atmosphäre „LIVE-Effekt“
im Berliner Olympiastadion
a.
b.
c.
d.
Mustererkennung
„Filling-In“
Form- und Farbkonstanz
Visuelle Kontrolle der Motorik
Mit Hilfe der „Mustererkennung“ werden bereits
bekannte Objekte schneller wahrgenommen
und verarbeitet. Die menschliche Sensorik
versucht aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz bekannte Muster anzuwenden, daher
kommt es zu einem nicht unerheblichen Anteil
bei der Wahrnehmung zu einer Interpretation
des Gesehenen.
Die Wahrnehmung und das Erkennen von Objekten hängt somit auch stark vom Informationsgehalt des Bildes selbst ab. Somit kann ein
„Mangel an Informationen“ (engl. lack of information) dazu führen, das ein Objekt gar nicht
oder nur schwer zu erkennen ist.
Ein klassisches Beispiel ist die folgende Zeichnung von W.E.Hill, 1915 die „Junge Frau /alte
Frau“ - Illusion oder die „Gesichterkelch“.
„Filling-in“ ist eine weitere Methode Bilder
durch die Aktivität des Gehirns zu ergänzen.
So kommt es zu dem Phänomen, dass Objekte
komplettiert werden, die durch die rein physikalische optische Wahrnehmung gestört werden.
Die Augen können mit Hilfe ihrer Photorezeptoren etwa 10 Mio. Bit an Informationen aufnehmen, wobei je Rezeptor maximal 60 Bit pro
Sekunde verarbeitet werden.
Als Beispiel für die Visuelle Kontrolle der Motorik und Fähigkeit des menschlichen Auges für
die Wahrnehmung von Bewegung, gibt F.Grehn
das Beispiel eines Kopfballtores an: [037]
Im 16m-Raum schießt ein Stürmer aufs Tor. Der
Ball hat dabei eine Geschwindigkeit von 75,8
km/h und benötigt dazu 0,76 s. Der Pfostenschuß prallt mit 42,4 km/h zurück. Der Spieler,
der sich noch in der Vorwärtsbewegung befindet köpft den Ball nach 0,44 s aus etwa 5,0 m
Entfernung ins Tor, wo er nach weiteren 0,36 s
und 52 km/h im Netz landet.
Dem Stürmer bleiben also gerade einmal insgesamt 440 ms Zeit für eine Handlungsentscheidung. Davon benötigt er allein 110 ms zur optischen Wahrnehmung des zurückkommenden
Balls, 50 ms zur Antizipation und nochmals 160
ms zur Bewegung vom Kopf zum Ball.
Ergebnis: Erfahrung, Glück und „unhaltbar“ für
den Torwart.
Schlussfolgerung
Die reine Sehrschärfe ist nicht allein entscheidend für die menschliche Wahrnehmung. Somit auch nicht allein der Öffnungswinkel einer
Bogenminute. Zahlreiche Wahrnehmungen
wirken auf den Zuschauer ein. Neben dem
„Zuschauen“ einer Spiel- oder Veranstaltungsaktion oder der Blickverfolgung eines bewegten
Spielzuges nimmt der betrachter über seine
Peripherie weitere Umwelteindrücke auf. Zum
Beispiel die Aktivität anderer Stadionbesucher
unmittelbar vor ihm/ihr oder auf anderen Tribünenteilen, die Anzeigetafel mit stehenden
oder sogar bewegten Bildern, sowie pyrotechnischen Rauch in der Luft oder Regen, der vom
Flutlicht angestahlt wird.
So ist die Situation in einer Sport- und Veranstaltungsstätte eine grundlegend Andere, als
in der konzentrierten Atmosphäre eines Theaterraumes. Ablenkung durch parallele Wahrnehmbarkeiten wie Werbung, Zuschauer oder
Videoanzeigen gehören zu einem „normalen“
Veranstaltungsablauf.
[036] Zitat aus „Augenheilkunde“, 4. Auflage, Prof. Dr. med. Martin Reim, Direktor Augenklinik RWTH Aachen (1993) S.31
[037] Zitat aus „Augenheilkunde“ 29.Auflage, Franz Grehn, Heidelberg, S.13/14
48
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
4. Kapitel - „Die Physiologie des Sehens“
LIVE-Effekt
Alle fünf Sinneswahrnehmungen des Menschen tragen zum Verständnis seiner Umwelt
bei, auch wenn für viele der wichtigste Sinn das
„Sehen“ ist, um sich in der Welt zurechtzufinden. Rund 80 Prozent aller Sinneseindrücke
nehmen die Menschen über die Augen wahr.:
1.
2.
3.
4.
5.
Sehen
Hören
Riechen
Schmecken
Tasten
Alle Informationen werden im Gehirn verarbeitet und unterstützen bzw. beeinflussen das „reine“ Sehen, die physikalische Optik des Auges.
Trotz der mittlerweile enormen Bildqualität
von Fernsehbildern, die spätesten mit der neu
entwickelten HDTV-Bildübertragungstechnik
gestochen scharfe Bilder liefern wird, gehen
die Menschen ins Stadion. (HDTV - weltweiter digitaler TV-Standard, eine Fernsehnorm,
die wesentliche Verbesserungen der Bildqualität beinhaltet, im Breitwandformat mit superscharfen Konturen, satten Farben und enormer
Tiefenschärfe)
Die Spannung eines Spielverlaufs kann sicherlich gut am Fernsehapparat in aller Welt verfolgt
werden, aber die Atmosphäre auf der gefüllten
Tribüne eines Stadions ist nicht vergleichbar.
Die akustische Wahrnehmung gleichzeitiger
Begeisterung und Enttäuschung tausender Zuschauer, verbunden mit den „echten“ Sinneseindrücken von Riechen und Schmecken, machen für den Sportbegeisterten Zuschauer den
Besuch eines Stadions bzw. einer Arena aus.
Diese ganzheitliche Wahrnehmung hat auch
Einfluss auf die Fähigkeit des Einzelnen dem
Spiel- oder Veranstaltungsverlauf subjektiv und
visuell folgen zu können.
Daraus ergeben sich weitere Schlussfolgerungen für die Beurteilung von Sichtverhältnissen moderner Sport- und Veranstaltungsstätten.
Anmerkung: Welchen Einfluss die Augen-bzw.
Körperbewegungen eines Zuschauers auf die
Faktoren der „Sehgüte“ seines Sitzplatzes haben oder wie diese qualifiziert und quantifiziert
werden kann, wird im folgenden Kapitel weitergehend erläutert und auf den Stadionbau
übertragen.
49
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel
Kleinste Wahrnehmungsdimension
„Die Faktoren der Sehgüte“
Minimum separabile
Das menschliche Auge kann als kleinste Dimension einen Gegenstand wahrnehmen, der
etwa einer Winkelminute des Gesichtskreises
entspricht. „Übertragen auf das Entfernungsmaß bedeutet das, dass bei einer Entfernung
von 3,0 in ein menschliches Auge noch eine
Größe von 0,09 cm wahrnehmen kann.“ [038]
Der geometrische Zusammenhang von
Betrachtungsabstand und Sichtwinkel
-
Kleinste Wahrnehmungsdimension
Erkennungsweite Rettungszeichen
Betrachtungsabstand
Optimaler Sichtkreis
Teil 1 - Sichtwinkelzonen
Geometrische Sichtwinkel-Differenz
Konvergenzpunkt und Ondulation
Teil 2 - Sichtwinkelzonen
Grundriss-Formtypen
Winkelminute
Die Minute (Bogenminute oder Winkelminute)
stellt eine Unterteilung der Einheit Grad für die
Größe ebener Winkel dar. Ein Grad entspricht
dem 360. Teil eines Vollkreises.
Fußball
Überträgt man die „Winkelminute“ auf die Dimensionen eines Fußballstadions, so müssten
sich eigentlich die DIN-Angaben (13200-1) bestätigen.
Laut den Regeln des DFB ist der Fußball in
Qualität und Maß regelgerecht, „wenn er kugelförmig ist, aus Leder oder einem anderen
geeigneten Material gefertigt ist, einen Umfang
zwischen mindestens 68 und höchstens 70 cm
hat, zu Spielbeginn mindestens 410 und höchstens 450 Gramm wiegt und wenn sein Druck
0,6 –1,1 Atmosphären beträgt, was 600 –1100
g/qcm auf Meereshöhe entspricht.“ [039]
360° = 1 Vollkreis
1° = 60 Winkelminunten = 60‘
1‘ = 60 Winkelsekunden = 60“
Kreis- / Ballumfang
U = 2  * R = 2  * D/2 =  * D
D = U :  = 70 cm :  = 22,28 cm
1°/60 = 1 Winkelminute
Überträgt man nun den Betrachtungsabstand
auf die Erkennbarkeit eines Fußballs als Sehschärfe einer Winkelminute:
= 0,017°
= α
Anmerkung: Nicht zu verwechseln sind die
Winkel-Einheiten Minute und Sekunde mit der
Angabe der „Rektaszension“ in Stunden, Minuten und Sekunden in der Astronomie, wobei
24 h = 360° gesetzt werden.
Aufgrund dieser kleinen Winkelgrößen <0°
wird vereinfachungshalber auf eine trigonometrische Aufgliederung des Sichtwinkels in zwei
rechtwinklige Dreiecke (α / 2) verzichtet, da die
rechnerischen Abweichungen für eine qualitative Aussage vernachlässigbar sind.
Kontrollrechnungen
GK = tan α → GK = AK
AK
tan α
Setzt man die og. Werte aus P.O.Gellinek ein,
erhält man ebenfalls die Winkelangabe einer
Winkelminute:
0,09 cm
300 cm
= 0,017°
Visus-Wert = 1,0 bei 5,0 Prüfabstand und 1,5
mm (Landolt-Ring)
1,5 mm = 0,017°
5,0 m
Balldurchmesser =
D
tan α
tan 0,017°
Demnach wäre ein Fußball bei 100% Trennsehschärfe in etwa 770 m noch erkennbar.
Diese Entfernungsangabe stimmt jedoch mit
den Vorgaben der DIN 13200-1 in keinster
Weise überein. Das bedeutet, dass nicht der
Ball allein, als Sichtweitenmaximum maßgeblich sein kann.
Daher sollte eine Kontrollrechnung mit den
Werten des größten DIN-Betrachtungsabstandes Klärung bringen:
GK =
AK
Balldurchmesser = tan α
Distanz
=
=
Fußball
0,2228 m : 190 m = 0,067°
0,2228 m : 150 m = 0,085°
=
Leichtathletik
0,2228 m : 230 m = 0,055°
Wiederum sind alle Werte sind 3-5 mal größer
als eine Winkelminute von 1‘ = 0,017°. Es muss
für die Definition des maximalen Betrachtungsabstandes also noch weitere bestimmende
Faktoren geben.
[038] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.68
[039] Zitat aus „Fußballregeln des DFB 2005/2006“, DFB, Frankfurt, 2005, S.10 (Regel 2)
50
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Erkennungsweite Rettungszeichen
Anmerkung: Der Betrachtungsabstand kann
nach Aussagen eines EN/DIN-Obmanns („Zuschauertribünen“) als „gemischter Gebräuchlichkeitswert“ bezeichnet werden.
Berechnet man die Winkelangaben, die sich im
Zusammenhang mit den Festlegungen der EN/
DIN 13200-1 für Zuschaueranlagen ergeben
haben jedoch mit der Bezugsgröße „Spieler“
statt Ball (=1,75 m), dann ergibt sich:
(siehe 5. Kapitel: „Betrachtungsabstand“)
1,75 m : 150 m (sh.ob.)
1,75 m : 190 m 1,75 m : 230 m
= 0,67°
= 0,53°
= 0,44°
Wenn man die Angaben der Zuschauer-Norm
13200-1 also zunächst als Fixum betrachtet,
dann kann man für die einzuhaltenden Sichtwinkel (gerundet) folgende Angaben machen:
empfohlen (150 m) etwa 0,7°
maximal (190 m) etwa 0,5° (Fußball)
(230 m) etwa 0,4° (Leichtathletik)
Das menschliche Auge eines Stadionbesuchers kann folglich eine Spielaktion mit Ball
in ausreichendem Sichtkomfort wahrnehmen,
wenn der von der gegenüberliegenden Eckfahne am weitesten entfernte Sitzplatz in einer
Distanz kleiner als 190 m sitzt. In diesem Fall
darf man davon ausgehen, dass er den Ball in
ausreichender Größe sehen kann, da 0,053°
>> 1 Winkelminute = 0,017°.
1. Schlussfolgerung
Der Bereich schärfsten Sehens mit einer
Winkelminute und einer Motilität des Augenpaares mit bis zu 2x 30°=60° (rechts/links)
des Blickfeldes reicht als Komfortangabe für
den Sportstättenbau nicht aus. In Anlehnung
an die Angaben der DIN 13200 wird anstatt
der maximalen Sitzplatz-Entfernung als „gemischter Gebräuchlichkeitswert“ (sh.ob.) eine
maßgebliche Angabe von 0,5° maximaler
Sehschärfewinkel (neu!) vorgeschlagen und
vereinheitlicht somit die Werte für Leichtathletik und Fußball von bislang 190/230 m, bzw.
0,44°/0,53° (sh.ob.)
Anmerkung: Da es kein „reines“ LeichtathletikStadion gibt, handelt es sich als Kombination
ohnehin um ein „Mehrzweckstadion“!
Die Beziehung zwischen dem größtmöglichen
Abstand, aus dem ein Sicherheitszeichen noch
lesbar muss, hinsichtlich Form und Farbe erkennbar und der Höhe des Sicherheitszeichens
ermittelt die entsprechende DIN-Vorschrift zusammen mit dem Distanzfaktor Z: h = I / Z
Z Distanzfaktor = 1 / tan α (h und l haben die
gleiche Maßeinheit)
Der Distanzfaktor Z ist abhängig von der Höhe
des Zeichens, der Größe des entscheidenden
Details, der Leuchtdichte des Zeichens und
dem Kontrast zum Hintergrund.
Bild 21 (DIN 4844-1:2005-05)
DIN 4844-1:2005-05 Tabelle NA.1
In dieser Tabelle sind die Vorzugsgrößen von
Sicherheits-, Zusatz- und Schriftzeichen für
beleuchtete Zeichen, abhängig von der Erkennungsweite zusammengefasst. Das kleinste
Wahrnehmungselement ist die Schriftgröße mit
Z = 300 und Rettungszeichen Z = 100.
„Distanzfaktor - Z“
Beispiel 1,0 m Entfernung - Schrift 4 mm
30,0 m Entfernung - Schrift 100 mm
Z = 115
max. Entfernung
Z = 300
max. Entfernung
max. Entfernung
Z = 500
Kontrollrechnung
Z = 1 / tan α = 1 / GK = 1 / 0,1 m = 300
AK
30 m
„Spieler“
„Schriftgröße“
(Sicherheitszeichen)
„Anzeigetafel“
(Einzelbuchstaben)
„Sehschärfe / Visus“
Überträgt man nun zunächst den Distanzfaktor
Z = 300 auf die Sichtverhältnisse im Stadion,
so ergibt sich bei einem max. Betrachtungsabstand von 190 m eine Bezugshöhe von 60 cm
= eine Schulter- / Modulbreite. Bezieht man die
obige Formel auf eine Personengröße „Spieler“
mit 1,75 m bei max. 190 m, ergibt dies einen
Wert von Z =115.
anguläre Sehschärfe
eine Winkelminute 1/60
= 0,017°
= 1,00
(ca.-Werte)
0,5°
= 0.80
3°
10°
= 0.50
= 0.20
Der Distanzfaktor Z ist der Kehrwert des Sichtwinkel-Tangens (sh.ob.), daher gilt für den Winkel bei Z = 115 α = 0,5°
Z = 300 α = 0,2°
Z = 500 α = 0,017°
= eine Winkelminute
Für Einzelbuchstaben einer Anzeigetafel ist die
Vorgabe der FIFA [040] maximale Leseentfernung = H / 500
2. Schlussfolgerung
Dies bedeutet, dass die Winkelminute als Bemessungsgrundlage für Lesezeichen anzusetzen ist, die Bezugsgröße des maximal anzusetzenden Sichtwinkel jedoch mit 0,5° ausreicht.
links oben:
104. DFB-Fußball und Betrachtungsabstand
„Kleinste Wahrnehmungsdimension - Ball“
links unten: 105. Foto - „PELÉ“
oben:
(1970)
106. Grafik (Bild 21)
aus der DIN „Sicherheitszeichen“
Ermittlung des Distanzfaktors
[040] Zitat aus „Technical Recommendations FIFA/UEFA“, Nyon 1995, S.145 (Diagramm 11)
51
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Betrachtungsabstand
Betrachtungsabstand
Theater
Schauspiel max. 24 m
(max. Entfernung des Mienenspiels)
Oper
max. 32 m
große Bewegungen noch erkennbar)
Fußball
empfohlen 150 m
maximal
190 m
Leichtathletik empfohlen 190 m
maximal230 m (im Freien)
neu !!
maximal
bei
200 m
0,5°
oben:
107. Foto - Finale der WM 1954
in der Schweiz
unten:
108. Tabelle B.1 aus der EN/DIN 13200-1
Empfohlener und zulässiger
Betrachtungsabstand
rechts oben: 109. Zeichnung des optimalen Sichtkreises
„best viewung Radius“
rechts unten:
Formtypologie Zuschauerraum
(zeichnerische Ableitung des Zusammenhangs
Sichtkreis / Tribünenform)
110. vier einzelne Tribünen
111. durchgehende Schüssel
112. „optimale Geometrie“
113. Schwerpunkt Haupttribüne
Im nächsten Schritt sollen die Parameter der
„qualitativen Sehgüte“, Sichtwinkel und Sehweite vom Theater ins Stadion/Arena übertragen werden.
trachteten Sportgerätes ab. (siehe Tabelle B.1
und Bild B.1) Für die Einteilung der Sportarten
und Kriterien zur Bestimmung der Veranstaltungsgruppe siehe Anhang C.“ [042]
Theater
In einer Vergleichstabelle maximaler Sichtweiten antiker und neuerer Theater ergibt sich
laut P.O.Gellinek, dass die historischen Entfernungen der Zuschauer zum Spielgeschehen unweit größer waren als heute. Dies war
möglich, da in der griechischen Antike immer
unter freiem Himmel gespielt wurde und die
Schauspieler ausgestopfte Kleider und Masken
trugen.
„Die statuarische Stellung des Einzelschauspielers gegenüber dem Chor, der chorische
Vortrag und die rhythmische Bewegung waren
auch noch aus größerer Entfernung gut zu beobachten. So erklären sich die grossen Sichtweiten der griechischen Theater, die zum Teil das
doppelte unserer heute üblichen Sichtweiten
betragen.
In der Renaissance, als das Theaterspiel erstmalig in gedeckten Räumen bei Fackelschein
oder Kerzenlicht stattfand, verkürzen sich die
Sichtweiten stark. Heute haben sich in unseren
Theatern Größenverhältnisse von etwa 25 bis
35 in eingeführt. “ [041]
Größter Betrachtungsabstand
Wenn man den die Werte der DIN 13200-1 als
„gemischten Gebräuchlichkeitswert“ ansetzen
darf und statt eines definierten Maximalabstandes einen maximalen Sichtwinkel von 0,5°
ansetzt, dann ergibt sich für eine Bezugsgröße
von 1,75 m (Standard-Personengröße, siehe
auch: EN/DIN 33402-2 „Körpermaße), ein neuer gemeinsamer Maximalabstand für Leichtathletik und Fußball.
Theaterbeispiel „Betrachtungsabstand“
Waldbühne Berlin (W.March 1936)
85 m
Theater zu Epidauros 73 m
Mailänder Scala (1778)35 m
Staatsoper Dresden (1841)36 m
Stadttheater Kassel (H.Scharoun)22 m
Stadion
Für die Planung von Zuschaueranlagen legt die
DIN 13200-1 die Blickdistanzen fest:
„Der größte Abstand, bei dem die Sportveranstaltung angemessen verfolgt werden kann,
hängt von der Größe des Aktionsbereichs und
der Größe und der Geschwindigkeit des be-
GK = AK
tan α
→ 1,75 m „Spieler“ = 200 m
tan 0,5°
Anmerkung: Dieser Wert wurde bereits 1993
durch das IAKS/IOC für Mehrzweckstadien als
Limit großer Anlagen empfohlen, allerdings
nicht weiter hergeleitet. [043]
Zum Vergleich die Werte maximaler Betrachtungsdistanzen der zwölf WM-Stadien [Meter]:
01_Berlin
02_Dortmund
03_Frankfurt
04_Gelsenkirchen
05_Hamburg
06_Hannover
07_Kaiserslautern
08_Köln
09_Leipzig
10_München
11_Nürnberg
12_Stuttgart
Fußball207.50
Leichtathletik239.00
Fußball200.50
Fußball
182.50
Fußball
187.50
Fußball
187.50
Fußball
182.50
Fußball
186.00
Fußball
187.50
Fußball
167.50
Fußball
187.50
Fußball
187.00
Leichtathletik209.00
Fußball
196.00
Leichtathletik224.00
[041] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.66/68
[042] Zitat aus „DIN 13200-1“, Zuschaueranlagen - Kriterien für die räuml. Anordnung von Zuschauerplätzen, NABau, Berlin, 2003, S.17
[043] Zitat aus „Planungsgrundlagen Sportplätze/Sportstadien Nr.33“, IAKS/IOC, Köln, 1993, S.71
52
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
„best viewing Radius“ - maximaler Betrachtungsabstand
Optimaler Sichtkreis
Fußball
90m-Sichtkreis-Radius
Leichtathletik 130m-Sichtkreis-Radius
Wird ein Zirkelschlag mit der empfohlenen Entfernung von 150 m in jedem Extrempunkt des
Spielfeldes angesetzt, so ergibt sich im Spielfeld-Mittelpunkt in etwa ein 90 m-Kreis, der als
Bereich mit optimalen Sichtentfernungen bezeichnet wird, der so genannte „best viewing
Radius“.
Dieser ist ein sinnvoller Planungsparameter zur
Überprüfung der Effizienz von Zuschauertribünen und eine Maßgabe für die Position kommerziell wichtiger Nutzergruppen, wie Medien
oder VIP-Zuschauer. Wenn man das Prinzip der
optimalen Sichtentfernungen auf verschiedene
Stadiongeometrien anwendet, wird deutlich,
welchen Einfluss die Grundrissform des Stadions auf die Verteilung der Zuschauerplätze
und deren Sichtmöglichkeiten auf das Spielfeld
hat. Alle Systemgrundrisse orientieren sich in
ihren Abmessungen zunächst am „90m-Kreis“
optimaler Sichdistanz.
Beispiel A
zeigt vier einzelne Tribünenteile, die in ihrer
grundrisslichen Anordnung parallel zum Spielfeld liegen und auf ihre Länge begrenzt sind.
Die Tribünentiefe orientiert sich an der Ausdehnung optimaler Sichtdistanzen. Man kann
in der Systemskizze sehr gut erkennen, dass
innerhalb des 90m-Kreises die Eckbereiche
„untergenutzt“ sind. Sitzplätze im „guten“ Sichtdistanzfeld fehlen.
A) vier einzelne Tribünen
B) durchgehende „Schüssel“
C) „optimale Geometrie“
D) Schwerpunkt Haupttribüne
Beispiel B
stellt eine durchgehende Tribünenschüssel
dar. Sie schließt zwar in ihrer umlaufenden
Form die Eckbereiche, nutzt jedoch die 90mKreisform auf den Längsseiten nicht komplett
aus.
Beispiel C
Diese Systemskizze richtet sich in ihrer Grundrissform konsequent am Sichtlinienkreis aus.
Dabei ensteht ein kreisrundes Idealstadion, aus
dem wiederum geometrische Folgen für den
Aufriss und den Verlauf der Tribünenoberkante
entstehen - „ondulierende Oberrangkante“.
Beispiel D
zeigt den nächsten geometrischen Schritt zu
einem asymmetrischen Stadion, z.B. durch
Verlagerung des Zuschauerschwerpunktes in
den Bereich der Haupttribüne.
53
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Teil 1 - Sichtwinkelzonen
Geometrische Sichtwinkel-Differenz
In den Planunggrundlagen für den Theaterbau
werden die maximalen Abmessungen eines
Zuschauerraumes durch die Sichtwinkelangaben festgelegt. Bei der Entwicklung von Sichtwinkelzonen für den Stadionbau dienen diese
Werte aus den „Sichtverhältnissen in Zuschauerräumen von Theatern“ (P.O.Gellinek 1956)
als Erstansatz.
Die folgenden Winkelangaben beschreiben die
Blick-Aktivität des Zuschauers. Daraus werden
zunächst entsprechende Komfortbegriffe abgeleitet. Auch hier sind trigonometrische Dreiecksbetrachtungen die Grundlage.
In Tribünenanlagen spielt die Grundrissform der
Sitz-/Stehplatzstufen eine sehr wichtige Rolle.
Grundsätzlich unterscheidet man die „wahre
Sichtlinie“ von dem „geometrischen Sichtbezugspunkt“. Die mögliche Abweichung der
Blickrichtung eines Zuschauers von der Sitzplatzachse wird mit „Sichtliniendifferenz“ [046]
bezeichnet. Sie ist vom Krümmungsradius der
Sitzreihen abhängig.
Laut den „Technischen Empfehlungen“ der
FIFA/UEFA aus dem Jahr 1995 dürfen bei internationalen Spielen keine Stehplätze angeboten werden.
Gemäß §10 „Bestuhlung“ der MVStättVO 2005
müssen Sitzplätze in Reihen unverrückbar befestigt sein und dürfen auf Tribünen mit mehr
als 5.000 Plätzen nur als Einzelplätze eingebaut werden.
Sichtwinkelzonen im Stadionbau
In diesem Fall werden Augen- und Kopfbewegungen miteinander kombiniert betrachtet.
< 30°
„Gute Sicht“ - binokulares Gebrauchsblickfeld
ohne Kopfbewegung, aber mit leichter Augenbewegung
30 - 60°
„Bequemes Sehen“
mit leichter Kopfbewegung
< 120°
„Tiefenschärfe“ - Nur im Bereich einer nasalen
Blickfeld-Überschneidung von 2x 60° ist beim
stereoskopen Sehen eine Tiefenwahrnehmung
möglich ist.
Anmerkung: Die Planungsgrundlagen des
IAKS/IOC (1993) bestätigen die obige Annahme, da ein horizontaler Sichtwinkel von 120°
auf die Anzeigetafel nicht überschritten werden
soll. [044]
oben:
114. Wahrnemungsfeld eines Theaterzuschauers
(BEL-Neufert)
unten:
115. Proportion des traditionellen Zuschauer
raumes, Aufsicht (BEL-Neufert)
rechts oben: 116. Sichtlinien-Differenzen
(Bsp. Nationaltheater München)
117. Sichtbezugspunkt P
(Bsp. Stadttheater Lünen)
rechts unten: 118. Innenraumfoto - Zuschauerraum
Riphan-Oper, Köln
Hinweis zum Theaterbau (Neufert)
Die Portalbreite beträgt beispielsweise 1 / 1,6
und die Sichtwinkelzonen 30/60° bestimmen
die Proportion des Zuschauerraumes. So erhält
man gemäß nebenanstehender Abbildung aus
der „BEL - Bauentwurfslehre“ von Ernst Neufert
einen Blinkwinkel von 110° in der ersten Zone,
d.h. 110° bis 60°. Die Breite des Blickfeldes
eines Betrachters wird dementsprechend zur
Seite mit etwa 54°, nach oben 27° und nach
unten 10° angegeben. [045]
Das Prinzip „gerichteter“ Einzelplätze wird im
Tribünenbau des Theaters und des Stadions
gleichermaßen angewendet. Man bezeichnet
die Haupt-Blickrichtung, die ein ergonomisch
geformter Sitzplatz vorgibt, als „geometrischen
Sichtbezugspunkt“.
Dieser befindet sich achsial zur Ausrichtung
der Sitzschale, die in der Regel senkrecht zur
Stufenhinterkante verläuft, an der die Sitze befestigt werden. Im Idealfall stimmt diese HauptBlickrichtung mit den Achsverlauf überein.
Da sich die Aktivität von Sportveranstaltungen
jedoch nicht auf einen relativ kleinen Bühnenraum bezieht (Bsp. Opernbühne b = 26 m, t
= 21 m, h = 27 m), sondern auf ein Spielfeld
von 68 x 105 m, ist geometrisch davon auszugehen, dass der Blick der Zuschauer über
das Spielfeld zum jeweiligen Spielgeschehen
„wandert“. Die dabei auftretende SichtlinienDifferenz sollte jedoch ein bestimmtes Maß
nicht überschreiten, da nur innerhalb eines bestimmten Sichtsektors auf Dauer „bequemes
Sehen“ stattfinden kann.
Wenn der Zuschauer durch die Ausrichtung
seines Sitzplatzes gezwungen ist dauerhaft
„verdreht“ auf seiner ergonomisch geformten
Sitzschale zu sitzen, um das wesentliche Spielgeschehen verfolgen zu können, ist die Qualität
dieses Platzes eingeschränkt.
[044] Zitat aus „Planungsgrundlagen: Sportplätze / Sportstadien“ Nr. 33 (1993), Köln, S.71
[045] Zitat aus „BEL - Bauentwurfslehre“, Neufert, Köln, 1992, 33. Auflage S.416
[046] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.57
54
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Dies bedeutet idealerweise, dass der Besucher
ohne notwendige Kopfbewegungen, nur durch
die Motilität der Augen + 30° rechts/links die
Veranstaltung verfolgen kann. Nach den Anforderungen an das Sehvermögen nach der
Fahrerlaubnisverordnung beträgt die zentrale
Tagessehschärfe ebenfalls 30° (normal). [047]
Als Vorschlag wird die Spielfeldmitte als geometrischen Sichtbezugspunkt definiert.
(siehe 5. Kapitel: „Konvergenzpunkt“)
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Der Differenzwinkel zwischen der Blickrichtung eines „gerichteten“ Zuschauerplatzes
zur Spielfeldmitte und der Sitzplatzachse
sollte einen Wert von 30° nicht überschreitet. (siehe 5. Kapitel: „Sichtwinkelzonen“)
Anmerkung: Harold Burris-Meyer ging 1950
aufgrund damaliger medizinischer Untersuchungen des polychromatischen Sehens für
ein „no-eye-movement“ von einem 40°-Winkel
aus.
[047] Zitat aus „Ckecklisten der aktuellen Medizin - Augenheilkunde“, A.+R. Burk, Stuttgart New York 2005, S.514
55
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Konvergenzpunkt und Ondulation
119.
Kreis-Konvergenz (Skizze)
a. Unterrang in Ovalgeometrie zur
Aufnahme der Leichathletikfunktion
b. Oberrang als Idealkreis mit geradem
Höhenverlauf ohne Ondulation
Hinweis!
Kein Kreis ohne Ondulation oder
Geometrie-Überschneidung
Mittelpunktkonvergenz nur bei
Idealkreis-Geometrie.
120.
Ondulation (Skizze)
a. Unterrang als Parallel-Geometrie
zum Spielfeld (z.B. reine Fußballnutzung)
b. Oberrang als Fortsetzung UR-Geometrie
Höhenverlauf mit Ondulation
Hinweis!
Ondulation der Tribünenhinterkante
entsteht grundsätzlich, wenn die
Tribünenkante keine affine Abbildung
des Stufenverlaufs darstellt.
56
„Konvergenz“
ist allgemeinsprachlich die Übereinstimmung
von Meinungen und Zielen. Es ist das Zusammenstreben oder Aufeinanderzugehen. Um die
„Sichtliniendifferenz“ zwischen der „wahren
Sichtlinie“ und dem „geometrischen Sichtbezugspunkt“ eines „gerichteten Sitzplatzes“ bestimmen zu können, muss der Betrachtungspunkt definiert werden:
Der „Konvergenzpunkt“ entspricht im Idealfall
dem Mittelpunkt eines Spielfeldes (Anstoßpunkt beim Fußball).
Die geometrische Sichtliniendifferenz entspricht also jeweils dem horizontalen Winkel
zwischen der Nullstellung des Kopfes und dem
konzentrischen Blick des Zuschauers auf den
Spielfeld-Mittelpunkt. Dies führt im Idealfall zu
einer reinen Kreisform des Stadionkörpers:
a. mit Geometrie-Überschneidungen, bei der
Überführung der Rechtecktform eines Spielfeldes z.B. über die Ovalform einer Leichtathletik-Nutzung zur Idealform einer reinen Kreisgeometrie.
b. mit ondulierendem Oberrang bei nichtaffiner
Geometrie der Stadionform zum Stufenverlauf.
„Ondulation“
nennt man die geschwungene Oberkante des
Oberranges. Sie ist ein geometrisches Phänomen, das immer dann auftritt, wenn der bauliche Tribünenabschluss keine affine Abbildung
der allgemeinen Stufengeometrie ist.
Je runder, bzw. geschwungener die Aussengeometrie eines Stadionkörpers sein soll,
desto stärker ist der Effekt im ondulierenden
Oberrang. Bei der Transformation des geometrischen Ursprungs, dem Bezugsrechteck
„Spielfeld“, hin zu einer gerundeten Stadionform muss die Tribüne durch Abstand und
Grundrissverlauf zwischen beiden Geometrien
vermitteln. (sh.oben)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Der Abstand zwischen einem Rechteck und
einem Kreis, der diesen umschreibt, ist in
der Mittelachse größer als im Eckbereich des
Rechtecks. Da im Tribünenbau jede Grundrisslinie auch einen Höhenversprung je Sitz-/Stehplatzstufe darstellt, bedeutet dies, dass die Tribüne in der Mittelachse jeweils höher ansteigt,
als im Eckbereich.Eine Fußgänger-Perspektive
für den Wettbewerbsbeitrag „Stadion Müngersdorf, Köln“ der Architekten Schulitz + Partner
aus Hannover, zeigt diesen Höhenverlauf sehr
deutlich.
(vergl. 17. Kapitel: „echte Ondulation“)
Ein Beispiel für eine Kreigeometrie ist der Wettbewerbsbeitrag für ein neues Stadion in Siena.
Hier verbindet sich der Entwurfsgedanke einer
in sich ruhenden Kreisform mit den topographischen Gegebenheiten einer toskanischen
Hügellandschaft, die dem geometrischen Höhenverlauf der Tribünen-Ondulation entspricht
und ermöglicht die harmonische Einbindung
in die Landschaft. (Entwurf des Verfassers für
gmp-Architekten, Aachen)
links unten: 121. Höhenverlauf ondulierender Oberrang,
Wettbewerbsentwurf Arch. Schulitz, Hannover
für das WM-Stadion Köln 2002
oben:
unten:
122. Modellfoto - Entwurf für ein
Landschafts-Stadion in Siena, 2004
123. Zeichnung - Lageplanauszug eines kreisrunden
Idealstadions mit Mittelpunkt-Konvergenz
57
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Teil 2 - Sichtwinkelzonen
120°/90°/60°
„Gesichts- / Blickfeld“
Wahrnehmungsbereich
nach oben nach unten nach außen
nach innen bis ca. 60°
bis ca. 70°
bis ca. 90°
bis ca. 60°
„Binokulares Gebrauchsblickfeld“
rechts/links 2x 60°
bis 120°
Augenbewegung
unproblematisch
maximal + 30°
+ 60°
„Mittelachsen-Verfahren“
Geht man im Stadionbau zunächst als Verfahrensanalogie zum Hörsaalbau (C.Gellinek
1934) von der Mittellinienposition eines Sitzplatzes aus, so ist der Mindestabstand des
Augpunktes auf der Längsseite ca. 7,0 m und
auf der Kurzseite 8,5 m.
„Erste Sitzreihe Längsseite“
(mit Blick zur Eckfahne)
Anmerkung:
Sicherheitabstand laut FIFA/
UEFA mindestens 6,0 / 7,5 m, etwa 15 cm Brüstungsbreite, 80 cm Stufentiefe. Da es sich bei
der Einteilung von Sichtwinkelzonen um einen
„qualitativen“ Gliederungsversuch handelt, wird
aus Gründen der Vereinfachung auf den Abzug
des Abstands Augpunkt/Stufenrückseite verzichtet.
105 m / 2 = 82,5° x 2 = 165° >> 120°
7,0 m
„Wahrnehmungswinkel von 120° (2x 60°)“
(Letzte Sitzreihe, Unterrang-Längsseite)
Der notwendige Sichtwinkel des MittellinienSitzplatzes in der ersten Zuschauerreihe ist
mit 165° erheblich größer als 120°, dem maximalen Wahrnehmungswinkel mit Tiefenerkennung, d.h. der Fähigkeit zur visuellen Einschätzung von Spielaktionen. Der Zuschauer
muss seinen Kopf bewegen, um die Eckfahnen
wahrnehmen zu können. Er dreht dabei seinen
Kopf um 82,5° zur Seite, um die Eckfahne „stereoskop“ im Blickmittelpunkt beider Augen sehen zu können. Dabei schaut er fast senkrecht
über seine Schulter zur Seite („Schulterblick“)
oder er unterstützt aus Komfortgründen diesen
Vorgang, indem er seine Schulterpartie in die
Blichrichtung dreht.
Wenn also keine Spielaktion an der Eckfahne
stattfindet und die Fahne in diesem Fall lediglich als optische Begrenzung und Positionsbestimmung des Spielers auf dem Spielfeld dient,
kann der Zuschauer die „gesamte“ Spielfeldhälfte sehen, indem er den Kopf nur leicht um
eine Vierteldrehung bewegt und die Fahne in
den Randbereich seines Wahrnehmungsfeldes
rückt.
(siehe oben: Pkt. a. 82,5° - 60° = 22,5°)
Um die Aktionen an der Eckfahne sehen zu
können, muss der Zuschauer bei einem 105 m
langen Spielfeld bereits ca. 30 m weit entfernt
sitzen. Dieser Abstand entspricht in etwa der
Oberkante des Unterranges, Mindestabstand
der Tribünen plus durchschnittliche Anzahl der
Unterrangreihen aller untersuchten WM-Stadien. (28x Stufentiefe = ca. 23,0 m + 7,0 m = 30
m)
Der gesamte Unterrang liegt auf der StadionLängsseite somit komplett in der ersten Sichtwinkelzone von 120° zwischen Spielfeld-Seitenaus, bzw. äußerster Leichtathletiklaufbahn
und der Hinterkante des Unterrangs.
„Im Augenwinkel nimmt man in diesem Feld
[Sichtwinkel 120°] noch alle Vorgänge wahr.
Über dieses Feld hinaus ergeben sich jedoch
Unsicherheiten, weil sich „etwas“ dem Blickfeld
entzieht. Bei voller Kopf- und Schulterdrehung
ist ein Wahrnehmungsfeld von bis zu 360°
möglich.“ [048]
Dies bedeutet, dass der aufmerksame Zuschauer mit seinen Augen das Spiel und dessen Aktionen mit großer Wahrscheinlichkeit direkt verfolgt und dabei seinen Kopf um 30-60°
Richtung Eckfahne drehen wird.
Anmerkung: Die Spannweite von 30-60° ergibt sich aus den individuellen Bewegungsvorlieben eines Zuschauers, der nach subjektivem
Ermessen Augen-/Kopfbewegungen miteinander kombiniert.
Berechnungsgrundlage
a. Mindestabstand Augpunkt 6,0 m + 1,0 m
b. Durchschnitt WM-Stadien
(Mittel-Linienabstand gerdt.) 13,5 m + 1,0 m
105 m / 2 =
14,5 m
74° x 2 = 148° >> 120°
Anmerkung: Die Bewegung der Schulterpartie
lässt den Zuschauer leicht verdreht auf der ergonomischen Sitzschale Platz nehmen.
Da die Kombination von Augen- / Kopf- und
Schulterdrehung auch hier von den Bewegungsvorlieben des einzelnen Zuschauer abhängig ist, wird eine weitere Komfortdifferenzierung daher nicht vorgenommen.
[048] Zitat aus „BEL - Bauentwurfslehre“, Neufert, Köln, 1992, 33. Auflage S.416
58
GK = tan α
AK
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
„Erste Sitzreihe Kurzseite / Toraus-Linie“
(mit Blick zur Eckfahne)
a. Mindestabstand Augpunkt 7,5 m + 1,0 m
68 m / 2 = 76° x 2 = 152° >> 120°
8,5 m
b. Durchschnitt WM-Stadien
(Toraus-Linienabstand)
18,0 m + 1,0 m
68 m / 2 = 60° x2
19,0 m
= 120° (!)
Dies bedeutet, dass Zuschauer der ersten
Reihe auf einer durchschnittlichen Kurzseite
der WM-2006-Stadien ohne Kopf- und Augenbewegungen die gesamte Spielfeldbreite
wahrnehmen kann (= 120°) Bei Einhaltung
des FIFA-Mindestabstandes muss er bei nur
12° Abweichung nur leichte Kopfbewegungen
durchführen.
Tabelle C
„Entfernung (D)“
Kopf-/ Körperhaltungen
Anmerkung: Das Ergebnis dieser Horizontalwinkel war zu erwarten, da die Kurzseite 35%
kürzer ist als die Längsseite und die Entfernung etwa 20% größer ist. Es gilt ähnlich wie
im Theaterbau, je weiter der Sitzplatz entfernt
ist, desto kleiner der Gesamt-Sichtwinkel und
somit desto kleiner seine notwendigen Augen- /
Kopfbewegungen.
Die Breite der nebenstehenden Grundrisszeichnung bezieht sich in beiden Fällen (eckig/gerundet) im Querschnitt auf den optimalen 90mSichtkreis. Die Längsausdehnung entspricht
der gewählten Breite, da alle Höhenlinien (Stufenvorderkanten) bei der SichtwinkelzonenBestimmung als umlaufend definiert werden
sollen. Daher ergeben sich geometrisch die
beiden folgenden Sichtwinkelzonen 90°/60°.
Das heißt, die Hinterkante der OR-Tribüne
(Längsseite) entspricht der Hinterkante des
UR-Tribüne auf der Kurzseite. Für den Eckbereich werden erneut die äußeren Eckfahnen als
Bezugspunkte definiert, es ergeben sich Blickwinkel von 65°/55°.
Tribünen-Entfernung Tribünen-Entfernung Tribünen-Entfernung
Mittel-Linie [m]
Toraus-Linie [m]
Eckfahne [m]
01_Berlin
24,20
42,00
15,75
02_Dortmund
5,65
6,40
=
03_Frankfurt
11,80
13,70
6,75
04_Gelsenkirchen
11,00
11,50
6,75
05_Hamburg
10,85
11,30
9,50
06_Hannover
14,05
16,90
11,50
07_Kaiserslautern
13,60
10,10
9,00
08_Köln
7,20
8,15
=
09_Leipzig
14,70
13,90
7,50
10_München
8,00
8,00
7,50
11_Nürnberg
19,85
36,55
18,50
12_Stuttgart
17,75
38,70
18,00
Mittelwert
13,22
18,10
11,08
Minimum
5,65
6,40
6,75
Maximum
24,20
42,00
18,50
links oben:
0°- 30°
> 30°
„als am wenigsten belastend“
„längerfristig belastend/unangenehm“
bis 90°
„volle“ Kopfdrehung x2 = 180°
„Schulterblick“ - für eine dauerhafte
Blickrichtung ungeeignet, bei Kurzzeitigen Blickbeziehungen (Spielaktion
an der Eckfahne) völlig üblich.
bis 60°
„halbe“ Kopfdrehung x2 = 120°
übliche Kopfbewegung ohne Verdrehung der Schulterpartie „komfortabel“
bis 30°
„leichte“ Kopfdrehung x2 = 60°
oder Bewegung der Augen
124. Sichtwinkelzonen
Skizze mit Sichtwinkeln
(Stadiongröße entspricht Längsseite:
max. 90m-Sichtkreis, Kurzseite: gleiche Tiefe
analog Längstribüne)
links unten: 125. Skizze mit Sichtwinkeln im Eckbereich
(Bsp. Geometrie gerundetes Rechteck)
unten:
126. Tabelle C
Entfernungen der „Ersten Reihe“
Bezugspunkte sind Seiten-/Torauslinie
und Vorderkante Tribünenprofil (Graben
oder Vorbauten bleiben unberücksichtigt)
59
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Grundlinien-Verfahren“
Bei der Planung von Theaterbauten wird die
Sichtwinkelzone auf der Bühnen-Mittelachse
angetragen. Die maximale Raumtiefe wird somit in Abhängigkeit von der Portalbreite ermittelt.
(siehe 5. Kapitel: „Sichtwinkelzonen Teil 1“)
Das oben beschriebene Mittellinien-Verfahren,
reicht zur Beurteilung von Sichtlinienqualitäten
im Stadion-/Arenabau nicht aus.
Aufgrund der größenmäßigen Ausdehnung der
Sport-/Veranstaltungsfläche sollte man einen
zweiten Untersuchungspunkt auf die Grundrisslinie in Fortsetzung der Torauslinie setzen.
Sitzt der Zuschauer auf einer Tribünenstufe,
welche im Mindestabstand (6,0 + 1,0 = 7,0 m)
parallel zur Seitenauslinie verläuft, muss er den
Kopf in der Nullstellung (d.h. Blick frei gerade
aus = „geometrische Blickrichtung“) bereits um
86° zur Seite drehen, um die entferntere diesseitige Eckfahne (Spielfeldbegrenzung) sehen
zu können. Es handelt sich um einen unkomfortablen „Schulterblick“, der nur durch Drehung
des Oberkörpers optimiert ausgeglichen werden kann.
Diese Notwendigkeit nimmt zwar mit größer
werdendem Abstand und Verkleinerung der
Blickwinkel ab. Jedoch ist aus diesem Grund
bei der Wahl der Tribünengeometrie darauf zu
achten, dass die Tribünenstufen zum Eckbereich hin in gekrümmter Grundrisslinie, nicht
parallel zum Spielfeldrand angeordnet werden.
[049]
Anmerkung: Parallele Tribünenvorderkanten
zählen durch ihre affine Abbildung des Spielfeldes zu den kompaktesten Geometrien, daher sind sie nicht grundsätzlich auszuschließen
und im Einzelfall abzuwägen.
Im Eckbereich jenseits der Torauslinie sollte die
Grundrisslinie niemals im rechten Winkel zum
Spielfeld angeordnet sein, da im Verlauf der
Tribünengehrung jede Zuschauerreihe in die
Längsrichtung der benachbarten Reihe blickt.
Eine Nullstellung des Kopfes von ca. 45° wäre
notwendig und ist aus Komfortgründen nicht
tragbar.
Der Wahrnehmungswinkel von 120° in der
Grundlinienposition wird bei Nullstellung des
Kopfes erst bei einem Abstand von 42,5 m
erreicht. Verglichen mit der durchschnittlichen
Position der „letzten Reihe“ Unterrang in etwa
30,0 m Entfernung zur Seitenaus-Linie, liegt
dieser Wert bereits ca. 50% weiter entfernt.
Bei durchschnittlich 25 Reihen im Oberrang
(alle zwölf WM-Stadien mit Anzahlen von 16 bis
33 Reihen), liegt dieser Sitzplatz bereits etwa
höhenmittig auf dem Oberrang. Erst in dieser
Entfernung und Höhe kann ein Zuschauer also
wieder das gesamte Spielfeld überblicken,
ohne seinen Kopf bewegen zu müssen. Für
den aufmerksamen Blick auf die benachbarte
Eckfahne wird jedoch wiederum eine Zweidrittel-Kopfdrehung mit 60° notwendig.
„Aktives Zuschauen“
Die oben genannten Standard-Sichtwinkelzonen im Stadion 120°/90°/60 zeigen somit eindeutig, dass geometrisch ausgerundete Grundrissformen sichtlinientechnisch vorzuziehen
sind, da sich bei der Gruppe der Parallel-Geometrien (Spielfeld/Stufenvorderkante) unvermeidbare Sichtlinien-Differenzen zwischen der
„wahren“ Sichtlinie (Zuschauer-Blickrichtung)
und dem ausgerichteten Sitz von überwiegend
mehr als 30° ergeben.
(siehe 5. Kapitel: „Konvergenzpunkt“)
In sechs von zwölf Stadien liegen die BusinessSitze (Logenplätze außer Acht gelassen) im
westlichen Unterrang. 3x UR Ost und jeweils
1x Süd/Nord. (Ausnahme WM-Stadion München: Position der Business-Sitze umlaufend
auf dem Mittelrang.) Wenn die oben ermittelten
Angaben für Augen- und Kopfbewegungen
also bereits für die „besten“ Sichtplätze einer
Haupttribüne gelten, dann bedeutet das:
Hinweis!
Bei Veranstaltungen in Sportstadien / -Arenen
kann der Besucher nur durch „aktives Zuschauen“ die Erergnisse auf der Spielfläche
verfolgen. Eine unbewegte Komfortsituation
vergleichbar mit einer relativ standortstabilen
Theateraufführung ist nicht erreichbar. (neu!)
[049] Zitat aus „Planungsgrundlagen Sportplätze/Sportstadien Nr.33“, IAKS/IOC, Köln, 1993, S.71
60
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
5. Kapitel - „Die qualitative Sehgüte“
Grundriss-Formtypen von Zuschauerräumen
Systemgrundriss „Rechteck-Geometrie“
Systemgrundriss „Radial-Geometrie“
Systemgrundriss „Halbkreis-Geometrie“
Systemgrundriss „Rundeck-Geometrie“
Systemgrundriss „Idealkreis-Geometrie“
Systemgrundriss „Korbbogen-Geometrie“
Systemgrundriss „Achteck-Geometrie“
Systemgrundriss „Ondulations-Geometrie“
Systemgrundriss „Oval-Geometrie“
rechts:
Grundriss-Formtypen von Zuschauerräumen
127. „Rechteck-Geometrie“
128. „Rundeck-Geometrie“
129. „Achteck-Geometrie“
130. „Radial-Geometrie“
131. „Idealkreis-Geometrie“
132. „Ondulations-Geometrie“
133. „Halbkreis-Geometrie“
134. „Korbbogen-Geometrie“
135. „Oval-Geometrie“
61
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel
Grundlage einer Berechnung
„Geschichte der SichtlinienKonstruktion“
1. Möglichkeit:
Neukonstruktion einer Tribünengeometrie
2. Möglichkeit:
Überprüfung einer Tribünengeometrie
In diesem Fall liegt der zu entwickelnde Schnitt
nach dem Mittellinien-Verfahren in den Achsen
der Längs- und Quertribünen. (übliche Vorgehensweise seit C.Gellinek 1934)
Bei einem zum Spielfeld paralellen Verlauf der
Tribünenvorderkante ist die Mittellinienposition
ein affines Abbild der gesamten Längs-/Querseite. Sollte die Grundrisslinie einer Stufenreihe jedoch nicht parallel zum Spielfeldrand liegen und eine ausgerundete oder aufgeweitete
Geometrie vorgesehen werden, so ist in einem
zweiten Schritt auch die Positionen der Zuschauerreihe zu überprüfen, die den geringsten
Abstand zum Fokuspunkt haben wird. Dies gilt
vornehmlich für die Eckbereiche einer Tribüne.
Die folgenden Abschnitte werden die einzelnen
Planungsparameter aufklären. Dabei wird sich
herausstellen, dass der Abstand der Tribüne
einen unmittelbaren Einfluss auf die Sichtqualität der Zuschauer hat. Ändert sich also zum
Eckbereich hin der Abstand, so ändert sich
auch die „Sehgüte“. Wenn die Neigung dieser
Tribünenteile jedoch an das geforderte Sichtlinienprofil angepasst werden sollte, würde dies
zu unterschiedlichen Steigungsverhältnissen
zwischen Mittelachse und Eckbereich führen.
Das bedeutet einen diskontinuierlichen Verlauf
der Stufenvorderkanten oder Stufenbreiten auf
einer Höhenlinie. Diese „fallenden“ oder geneigten Stufenvorderkanten wurden teilweise
bei historischen Theaterrängen zum Bühnenportal hin abfallend eingesetzt. Dieser Optimierungsansatz in für die Dimensionen eines
Stadion nicht ratsam. Zum Einen aus ästhetischen Gründen unerwünscht und zum anderen
vergrößert sich die Anzahl zu erstellender Stufenfertigteile.
Um die Tribünenkonstruktion jedoch wirtschaftlich „durchlaufen“ zu lassen, wird die Anzahl
der betroffenen Sitze möglichst gering gehalten. Des Weiteren muss in diesen Bereichen
mit einer kleineren Sichtlinien-Überhöhung gerechnet werden.
In diesem Falle sind ebenfalls die Hauptschnitte
in den Tribünenachsen zu überprüfen, da diese
repräsentativ für den Großteil der Zuschauer
dieser Tribüne sind. Grundsätzlich gilt jedoch
auch hier, dass der steilste Blickwinkel zu überprüfen ist und die Schnittführung immer parallel
zum geometrischen Hauptsehstrahl senkrecht
zur Stufenvorderkante bzw. auf kürzestem Weg
zum Betrachtungspunkt erfolgt. (siehe 5. Kapitel: „Sichtwinkel-Differenz“)
Die historische Definition der Sichtlinie
und Verfahren zur zeichnerischen oder
rechnerischen Ermittlung
-
62
Grundlage einer Berechnung
Begriffsbetimmungen
Geschichte der Sichtlinien-Definition
Verfahren nach Harold Burris-Meyer
Verfahren nach Hans Gussmann
Verfahren nach Christian Gellinek
Verfahren nach P.O.Gellinek
Zeichnerisches Verfahren
Rechnerisches Verfahren
Sinus- / Parabelverfahren
1949
1954
1934
1956
Der oben genannte Fokuspunkt liegt immer auf
den Extrempunkten eines Spielfeldes und ist
nach vorherrschenden Sport- und Veranstaltungsarten auszulegen, die laut Nutzungsprofil
eines Stadions/Arena zu berücksichtigen sind.
In der Regel handelt sich bei europäischen
Mehrzweckstadien um Fußball oder gegebenenfalls Leichtathletik-Disziplinen.
Für den Fußball gelten die Seiten- / Torauslinien,
sowie die Eckfahnen. Bei Leichtathletikanlagen
ist es die aussen liegende Laufbahn. Jedoch
ist der Abstand zum Spielfeld im Normalfall so
groß, dass der Sichtlinienkomfort unüberprüft
ausreicht. Problematisch sind viel eher Einbauten im Spielfeldbereich, wie z.B. Werbebanden,
die eine Sichtbehinderung darstellen können.
Folgende Merksätze sollen in den kommenden
Kapiteln nachgewiesen werden:
Je weiter der Zuschauer vom Betrachtungspunkt entfernt ist, desto flacher steigt die
Tribüne an.
Je höher der Startpunkt der Sichtlinienkonstruktion beginnt, desto steiler wird die Tribüne.
Je größer der „C-Wert“ der Sichtlinienüberhöhung, desto schneller steigt die Tribüne
an.
(siehe 17. Kapitel: „Parameter-Studien“)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Begriffsbestimmungen
D „Distanz“
ist der horizontale Abstand vom Fokuspunkt P
zum „ersten“ Zuschauer-Augpunkt.
P „Fokuspunkt“
ist der Betrachtungspunkt, bzw. Sichtbezugspunkt je nach Sportart (z.B. Fußball = Auslinie)
X „Gesamt-Distanz“
ist der horizontale Gesamt-Abstand vom Fokuspunkt P eines beliebigen Zuschauer-Augpunktes. Er steht für die X-Koordinate einer
„Augenüberhöhungskurve“ oder Sichtlinienprofils.
DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen“, Tabelle C.2
- „Einteilung der Sportarten unter Berücksichtigung der Geschwindigkeit der Aktion und der
Maße des Aktionsbereiches einschließlich der
Höhe des Betrachtungspunktes“
A „Aughöhe“
ist der vertikale Abstand vom Fokuspunkt P
zum „ersten“ Zuschauer-Augpunkt.
Y „Aughöhe-Gesamt“
ist der vertikale Gesamt-Abstand des jeweiligen
Augpunktes zum Fokuspunkt P (z.B. am Spielfeld) Er steht für die Y-Koordinate einer „Augenüberhöhungskurve“ oder Sichtlinienprofils.
B „Stufentiefe“
ist die Tiefe der festgelegten Sitz-/Stehplatzstufe in einer Tribünenreihe.
G „Gangsbreite“
lichte Durchgangsbreite als Abstand zwischen
Vorderkante Sitzplatz und Stufenvorderkante.
C „C-Wert“
die so genannte Sichtlinien- oder „AugpunktÜberhöhung“. Sie gibt den Sichtlinienkomfort
auf einer Tribüne an und ist der qualitative
Bewertungsmaßstab moderner Zuschaueranlagen.
STH „Stufenhöhe“
„neue“ zu ermittelnde Höhe der Tribünenstufe.
Bei diesem Wert handelt es sich um das eigentliche rechnerische Ziel der Bemessungsformel
für Sichtlinien. Sie gibt die „neue“ Höhe der fogenden Sitz-/Stehreihe an.
SA „Sichtlinien-Abstand“
ist die „neue“ Höhe des Augpunktes als Abstand der alten bis neuen Aughöhe und beträgt
(S - C = SA)
SH „Sitzplatz-Höhe“
Einbauhöhe der Sitzplatzvorderkante über Auftrittsfläche einer Tribünenreihe 40 cm
(gemäß EN/DIN 13200-1)
ST „Sitzplatz-Tiefe“
Sitzplatzabmessungen von Sitzvorderkante bis
einschließlich Rückenlehne
alpha „Sehstrahlwinkel“
Blickwinkel des Sehstrahles oder Sichtlinie auf
den Fokuspunkt
unten:
136. Handskizze zur Verfahrensentwicklung
einer Sichtlinen-Überhöhungskurve
63
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
oben:
137. Sichtwinkelzonen
nach Harold Burris-Meyer, 1949
unten:
138. Augpunkt-Höhe = 1,12 m
nach Harold Burris-Meyer, 1949
139. Skizze zum Konstruktionsverfahren
(Theaterbau)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Geschichte der
Sichtlinien-Definition
Verfahren nach Harold Burris-Meyer
1949
Eine planerische Auseinandersetzung mit
Sichtlinienprofilen und den dabei notwendiger
Weise ansteigenden Tribünenstufen wurde
in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem
zweiten Weltkrieg im geteilten Deutschland bei
der Theaterplanung sehr intensiv betrieben.
Dies gilt ebenso für den amerikanischen Bauboom von Theaterbauten, wie z.B. 1959 das
Lincoln Center for the Performing Arts, das aus
Philharmonie, State Theatre und Metropolitan
Opera etc. bestehen sollte. Auch die immer
populärer werdenden Lichtspieltheater als Kulturbeitrag einer modernen Gesellschaft Mitte
des 20. Jahrhunderts, machten eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem planerischen Aufbau von Sichtlinien notwendig.
1949 verfasste Harold Burris-Meyer für die
„Progressive Architecture Library“ in New York
einen bautypologischen Ratgeber über „Theatres & Auditoriums“. Darin formulierte BurrisMeyer Planungsgrundlagen für Sichtwinkel und
Neigungen von Zuschauerräumen. [050]
A Details der Mimik und kleine Gesten
= maximale Entfernung 75 ft = ca. 23 m
B Große Gesten und Einzelpersonen
= maximale Entfernung 125 ft = ca. 38 m
C Bewegung von Einzelpersonen unwichtig
= maximale Entfernung 200 ft = ca. 61 m
40°
Der Horizontalwinkel für polychromatisches
Sehen (ohne Augenbewegung) beträgt näherungsweise 2x 20° = 40°
60°
Der Horizontalwinkel zur Mittelachse des Zuschauer- / Bühnenraumes von einem beliebigen
Sitzplatz aus, sollte 60° nicht übersteigen.
30°
Der maximal tolerierbare Vertikal-Sichtwinkel
von Sitzplätzen eines Oberranges wird mit 30°
empfohlen.
Gliederung A-C nach Art der Aufführung und
Wichtigkeit der Wahrnehmung:
„Spectators in the last rows at the Radio City
Music Hall in New York, looking through a distance ranging from 160 feet to over 200 feet,
depending on the location of the performers
onstage, see a ballet reduced to the size of
midgets [Mücken], and an individual performer,
even with the dramatic enhancement of a follow
spot, is a very insignificant figure indeed.“ [051]
In seinem Verfahren zur Ermittlung der Tribünensteigung wird die Augpunkt-Höhe, wie folgt
festgelegt: 3‘ [ft] - 8“ [in] = 1,12 m
Schritt 1:
Der Sehstrahl wird von einem ersten definierten
Augpunkt mit der Vorderkante der Bühne verbunden und nach hinten weiter verlängert.
Schritt 2:
Die Tribünenstufe wird 1,12 m unterhalb des
Augpunktes angetragen und die Vorderkante
im Abstand von 18“ [in] = 46 cm angesetzt.
Schritt 3:
Im horizontalen Abstand der festgelegten Reihentiefe wird der nächste Schnittpunkt des
Sehstrahls ermittelt. Es entsteht eine lineare
Tribünensteigung, die als getreppte Fußbodenlinie eingezeichnet wird.
Anmerkung:
Bei diesem Linear-Verfahren
nimmt die Sichtlinien-Überhöhung als Qualitätsmerkmal kontinuierlich ab.
[050/051] Zitat aus „Theatres & Auditoriums“, H.Burris-Meyer, New York, 1949, S.31/35
64
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Verfahren nach Hans Gussmann
1954
„Die große Zahl der im Bau befindlichen und
in nächster Zeit zur Projektierung kommenden
Theaterbauten verlangt eine schnelle und aus
reichende Darstellung alles dessen, was über
den derzeitigen Stand der Technik des Theaterbaus bekannt ist und was an Spezialwissen
vorliegt, um bei der gegenwärtigen Bautätigkeit
grundsätzliche Fehler zu vermeiden. ... Damit
werden für den schöpferisch tätigen Architekten Hemmnisse beseitigt, die sich der künstlerischen Lösung der Aufgabe so oft nachteilig
in den Weg stellten. ... Solche Forderungen
setzen jedoch noch eine große Forschungsarbeit voraus, mit der bereits ein Kollektiv der
Deutschen Bauakademie beauftragt ist.“ [052]
30°
In der Mittelachse des Zuschauerraumes darf
kein Sitzplatz weiter entfernt sein, als sein
Blickwinkel mit 30° von der Bühnenbreite begrenzt wird. Bei Vogelperspektiven auf die Bühne, ist ein „wirkliches Erleben kaum mehr möglich“, so Gussmann und weiter heißt es, dass
die Anordnung von drei Rängen „unerträgliche
Sichtverhältnisse“ mit sich bringt.
Beispiele für Vertikale Blickwinkel
(nach Gussmann)
Antikes Theater Megalopolis
15°
Theater Dessau (DDR)
16°
Antikes Theater Aspendos22°
Theater Weimar (DDR)30°
Wien (Hofburgtheater) 3. Rang 44°
4. Rang 54°
Hofoper Dresden
5. Rang 58°
Das Verfahren setzt die Anordnung der Sitzplätze „auf Luke“ voraus. Das bedeutet, jeder
Besucher kann über den Kopf des zwei Reihen
vor ihm sitzenden Vordermannes sehen.
Auch wenn der Sehstrahl durch eine nicht ganz
korrekte „versetzte Anordnung auf Lücke“ behindert wird, geht er davon aus (S.29), dass
sich jeder Zuschauer „unwillkürlich durch geringes Beiseiteschieben des Kopfes eine Sicht
zum Bezugspunkt durch die Lücke zwischen
den Köpfen seiner Vordermänner verschafft.“
[053]
Gussmann hält die zeichnerische Ermittlung
der Überhöhungswerte für zu ungenau und
entwickelt eine Formel für jede zweite Reihe,
da er von versetzeten Reihen ausgeht:
HX =
H
r
h
S
(H1+ h) * (s + 2r)
s
= Augpunkt-Höhe
= Reihentiefe
= Überhöhung
= Abstand
usw.
[Vgl.
[Vgl.
[Vgl.
[Vgl.
„A“]
„B“]
„C“]
„D“]
Höhe des Augpunktes einer sitzenden Person
= 1,20 m
P.O.Gellinek kritisiert in seiner Dissertation
(1956) an der mathematischen Formel, dass
sie lediglich eine Übersetzung des „schwerfälligen Zeichenvorgangs“ sei. [054]
Gussmann weist darauf hin, dass die Sitzreihen von Seitenrängen, die bis zur Bühne weit
vorgezogen werden, besonders stark überhöht
werden müssen. Dies bedeutet ggfls. einen
abfallenden, geneigten Höhenverlauf einer
Stufenreihe!
oben:
Sichtwinkelzonen
140. Vollsicht zur Hauptspielfläche (Bild 12)
141. Festlegung der Sitzplatzanordnung (Bild 13)
nach Hans Gussmann, 1954
unten:
142. Skizze zum Konstruktionsverfahren
(Theaterbau)
[052/053] Zitat aus „Theatergebäude - Thechnik des Theaterbaus“, H.Gussmann, Berlin, 1954, S.9/29
[054] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.29
65
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Verfahren nach Christian Gellinek
1934
Alle oben genannten Formeln basieren zunächst auf der mathematischen Umsetzung
einer zeichnerischen Konstruktionsweise, die
auf geometrischen Gesetzmäßigkeiten von
Dreiecken beruhen. Christian Gellinek setzt
sich bereits 1934 mit den Fragen ansteigenden
Gestühls im Rahmen seiner Dissertation „Der
Hörsaal im Hochschulbau“ an der Technischen
Hochschule in Berlin auseinander. Das Verfahren für die Ermittlung des Reihenanstiegs wird
in dem Kapitel „Der Hörsaalraum: Die Sehgüte“, wie folgt beschrieben:
„Jede Reihe soll um ein solches Maß über die
Vorderreihe ansteigen, dass die Sehlinie vom
Auge des Hörers nach dem Gesicht des Vortragenden frei über dem Scheitel jedes Vordermannes hinweggeht. Der Scheitel liegt 12 bis
14 cm über dem Auge. Die Verbindungslinie
des Vortragspunktes mit dem Punkt 12 cm über
dem Auge des Hörers A ist daher der Sehstrahl
des Hörers B. Sein Schnittpunkt mit der Senkrechten über der Mitte der Reihe B ergibt das
Auge des Hörers B.
Die Verbindungslinie Vortragspunkt mit dem
Punkt 12 cm über dem Auge B ergibt wieder
den Sehstrahl des Hörers C, sein Schnittpunkt
mit der Senkrechten über der Mitte der Reihe
C das Auge des Hörers C usw. Dieses für alle
Reihen gleiche senkrechte Maß zwischen Hörerauge und Sehstrahl des Dahintersitzenden
nennen wir die „Augendifferenz“. [Die heutige
Bezeichnung lautet „C-Wert“ oder SichtlinienÜberhöhung.] [055]
„Da sie keineswegs immer 12 cm beträgt, ist
dieses Maß für den mit dem genannten Verfahren Vertrauten der Ausdruck für die quantitative
Sehgüte eines Saals. Durch dieses Verfahren
werden somit die Augenhöhen sämtlicher Hörer ermittelt. Es wird einige Male wiederholt
werden müssen, bis der ermittelte Augpunkt
des in der letzten Reihe sitzenden Hörers ...
feststeht.“ [058]
Die Höhe des Podiums und die Entfernung des
Vortragsgegenstandes von der ersten Reihe
haben auf das Maß des Anstiegs der Reihen
unmittelbaren Einfluss.
Während die Lage des Vortragspunktes nach
der Art des Vortrags festliegt, ist die anfangs
gewählte Podiumhöhe im Verlauf des zeichnerischen Verfahrens unter Umständen entsprechend abzuändern.
[A = Anfangshöhe]
Wird das Podium ... höher gelegt, dann steigen
die Sitzreihen bei gleicher Sehgüte weniger
steil an, liegt das Podium tiefer, dann ist der
Anstieg steiler.
[D = Anfangsentfernung]
Liegt der Vortragsgegenstand der ersten Reihe näher, dann ist der Anstieg steiler, liegt er
der ersten Reihe ferner, dann ist der Anstieg
flacher.
[B = Stufenreihentiefe]
Verringert man die Tiefe der Sitzreihen, dann
wird der Hörsaalraum verkleinert und es nimmt
bei gleichbleibendem Höhenunterschied die
Sehgüte zu.
Vergrößert man die Reihentiefe, wird der Hörsaalraum vergrößert und es nimmt bei gleichbleibendem Höhenunterschied die Sehgüte
ab.
[Höhenverlauf]
Immer erfolgt der Anstieg bogenförmig in der
Weise, dass die vorderen Reihen um ein geringeres Maß ansteigen, das sich nach hinten
zu parabolisch steigert, so dass der Bogen des
Anstiegs mit wachsender Entfernung vom Vortragspunkt allmählich in eine schräge Gerade
übergehen würde.
„Für die gleichmäßige Konstruktion und einfachere Montage des Gestühls wäre nicht ein
bogenförmiger, sondern ein Anstieg nach einer
geraden oder nur ein- oder mehrmals gebrochenen Linie erwünschter. Indessen darf eine
vorübergehende geringe Erleichterung der
Bauarbeit das Ergebnis für die dauernde Benutzung nicht verschlechtern. Denn wenn die
Sitzreihen gerade, das heißt um ein immer
gleiches Maß ansteigen, nimmt ihre quantitative Sehgüte nach hinten zu ab.“ [056a]
(siehe 11. Kapitel: „Sichtlinien-Überhöhung“)
[055/056/058a] Zitat aus „Der Hörsaal im Hochschulbau“, C.Gellinek, Berlin, 1934, S.32
66
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Verfahren nach P.O.Gellinek
1956
Die trigonometrische Übersetzung der Verhältnismäßigkeiten von Sehstrahl-Dreiecken
ermöglicht zunächst lediglich die Berechnung
der nächst höheren Sitz- / Stehplatzstufe in Abhängigkeit der vier genannten Parameter.
Nach erfolgter Festlegung der „ersten“ Distanz
und der „ersten“ Augpunkt-Höhe, ergibt sich
durch die beiden Tribünenparameter „C-Wert“
(Sichtlinienqualität) und der gewählten Stufenbreite „B“ die neue Reihe.
Dem geometrischen Sprung der „Ersthöhe“
folgt das Sichtlinienprofil einer Aufrisskurve, die
näherungsweise einem parabolischen Anstieg
entspricht. Dieser lässt sich durch mathematische Funktionen, wie dem natürlichen Logarithmus (nach P.O.Gellinek) oder anderen Exponentialgleichungen angenähert ausdrücken.
Prof. Gerhard Graubner schreibt in seinem
gebäudetypologischen Fachbuch „Theaterbau
- Aufgabe und Planung“ von 1968:
„Die zeichnerischen Verfahren [zur Sichtlinienermittlung] haben den Nachteil, dass die Höhe
des letzten Platzes erst nach zeichnerischer
Konstruktion aller davor liegenden Plätze ermittelt werden kann. Bei gegebenen Raumabmessungen ist also immer ein relativ umständliches
Probieren notwendig. ...
Die angedeuteten Nachteile der zeichnerischen
Verfahren ließen es daher geraten erscheinen, eine rechnerische Methode ausfindig zu
machen, die es gestattet, die bei der Planung
auftretenden Probleme hinsichtlich der Sichtüberhöhung rasch ermitteln und elastisch genug
lösen zu können.“ [057]
Es sollte also die Zielsetzung sein, Mit Hilfe
einer mathematischen Formel die „Augenüberhöhungskurve“ berechnen zu können.
P.O.Gellinek hat am Lehrstuhl von Prof. Gerhard Graubner 1956 an der TU Hannover im
Rahmen einer Dissertation „Sichtverhältnisse
in Zuschauerräumen von Theatern“ eine solche Formel entwickelt. Er „stellte einen mathematischen Zusammenhang, in Form einer
Funktionsgleichung, zwischen den Augenpunkten einzelner Zuschauer in Bezug auf einen
veränderlichen Sichtpunkt auf der Bühne bei
veränderlich gedachten Raumabmessungen
her.“ [058]
Auf diese Weise versuchte er ohne ein zeichnerisches Verfahren einen Zuschauerraum genau bestimmen zu können.
P.O. Gellinek
„Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen
von Theatern“ (G.Graubner)
Dissertation TU Hannover (1956)
„qualitative Sichtgüte“
Sehweite
Sichtwinkel
Bühneneinsicht, -aufsicht
Sichtlinienabweichung, -differenz
„quantitative Sichtgüte“
Sichtlinien-Überhöhung
„C“-Wert
unten:
143. Augenüberhöhungskurve
nach P.O.Gellinek, 1956
(Systemskizze für die Ableitung der Gleichung)
Wichtiger Hinweis:
Die Anwendung der Gleichung bezieht
sich auf die Mittelachse des Tribüne!
[057/058] Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, Gerhard Graubner, München, 1968, S.19
67
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Zeichnerisches Verfahren
Rechnerisches Verfahren
Begriff der „Sichtgüte“
In seiner Untersuchung der Sichtgüte von Zuschauerplätzen unterscheidet P.O.Gellinek zwei
Arten. Erst die richtige Abgewogenheit dieser
Einzelkriterien gegeneinander, so schreibt er,
ergibt insgesamt die „gute Sicht“.
Im Gegensatz zu den oben aufgeführten mathematischen Termen der heute gültigen DIN
13200-1 „Zuschaueranlagen“ bzw. den Planungsgrundlagen des IAKS/IOC (1993) arbeitet P.O.Gellinek mit einer Funktion, die auf
einem natürlichen Logarithmus beruht. Diese
Funktion sollte im Wesentlichen drei Planungsparameter ermitteln: [059]
01.
„quantitative Sichtgüte“
Im heutigen Sprachgebrauch handelt es sich
um die so genannte Sichtlinien-Überhöhung,
den „C-Wert“.
(17) Gleichung der Augenüberhöhungskurve
(erforderliche Sitz-/Stehplatzstufen-Höhe)
02.
„qualitative Sichtgüte“
In dieser Kategorie sind die Sehweite, Sichtwinkel, Bühneneinsicht, -aufsicht und Sichtlinienabweichung / -differenz zu unterscheiden.
(18) Steigung der Augenüberhöhungskurve
Anmerkung: Die Überprüfung der jeweiligen
Sichtlinien-Überhöhung ist besonders wichtig,
da sie heutzutage als „C-Wert“ der Qualitätsmaßstab beim Bau moderner Tribünenanlagen
ist und häufig in der Bauleistungsbeschreibungen als eine vertraglich zugesicherte Planungsleistung fixiert ist.
Darüberhinaus sollte prüfbar sein, ab wann die
maximalen Steigungsverhältnisse eines Tribünenstufenganges erreicht sind oder die projektierte Steigung den bauaufsichtlich zulässigen
Wert überschreitet.
(siehe 10. Kapitel: „Maximalsteigung“)
Hinweise zu der Formeln (17)
Aus der nebenstehenden Formel erkennt man,
dass „a“ (Abstand der ersten Reihe) zweimal im
Nenner auftritt.
Dies bedeutet, dass der Abstand (beziehungsweise die erste Distanz „D“) nicht zu klein gewählt werden sollte, da auf diese Weise der
Zahlenwert Y sehr groß werden könnte und die
Steilheit der Tribüne „baupolizeichliche Grenzwerte“ überschreitet.
(siehe Kapitel: „Steigungsverhältnisse“)
Schritt 1:
konstante Sichtlinien- / Augenüberhöhung [C]
lotrecht oberhalb eines Augpunktes abtragen.
Schritt 1:
erzeugten „Scheitelpunkt“ mit dem Betrachtungspunkt [P] verbinden.
Schritt 3:
entstehende „Sichtlinie“ bis zur parallelen Vertikale im gewählten Sitzreihenabstand [B] verlängern.
Die Schritte 1-3 werden beliebig wiederholt, bis
die gewünschte Reihenanzahl erreicht wird.
(19) Augenüberhöhung bei vollständig
gegebenen Raumabmessungen
(heutiger „C-Wert“)
Der Wert „b“ (oder erste Augpunkthöhe „A“) beeinflusst weitgehend die Tangente am Anfang
der „Augenüberhöhungskurve“ (Sichtlinienprofil) Für „A“ gilt mathematisch ausgedrückt, als
Wert im Zähler des Bruchs, Gegenteiliges wie
für den Nennerwert.
Er sollte möglichst klein gewählt werden, um
die Höhe „der letzten Parkett [Tribünen]-Reihe
nicht zu groß werden zu lassen“. [060]
„C“ als Augenüberhöhung basiert auf Untersuchungen der entsprechenden Scheitelhöhe
eines Menschen.
„Da das Auge etwa 12 cm tiefer liegt als die
Scheitelhöhe des Kopfes, muß sich der niedrigste Sehstrahl (von der vordersten Reihe
aus) um dieses Maß über den Vordermann
erheben.“ [061]
[059/060] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.32/33
[061]
Zitat aus „Theatergebäude - Thechnik des Theaterbaus“, H.Gussmann, Berlin, 1954, S.9/29
68
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Herleitung der Logarithmus-Formel
nach P.O.Gellinek, 1956
144. Auszug aus der mathematischen Herleitung
nach P.O.Gellinek, 1956
(Dissertation: „Sichverhältnisse in
Zuschauerräumen von Theatern“, Seite 32/33)
69
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Sinuslinien- / Parabelverfahren
P.O.Gellinek beschreibt zwei weitere Verfahren
zur Ermittlung einer Parkettsteigung bei gegebenen Abmessungen. Es handelt sich zum Einen, um die Abbildung einer Sinuslinie:
Höhe und Länge des Bestuhlungsaufrisses sind
als a‘ und b‘ bekannt. Nach einem 1/4-Zirkelschlag in der Mitte der höchsten Stufe mit dem
Radius der Gesamthöhe wird der Viertelkreis
gleichmäßig in der Anzahl der geplanten Sitzstufenreihen eingeteilt. Durch eine waagrechte
Projektion dieser Teilungen verbindet man die
Einteilungspunkte mit den Vertikalen der Stufenreihen. Daraus ergibt sich die Aufrisskurve
einer Parkettsteigung. „Die so ermittelte Sitzkurve (die mit der Sichtkurve der Zuschauer
identisch ist) steigt ähnlich der Augenüberhöhungskurve anfänglich mit starker Krümmung,
die am letzten Sitzplatz, dem Wendepunkt der
Sinuslinie, auf Null ausläuft.“ [062]
Diese Kurve hat ähnlich wie die Sinuskurve
eine waagrechte Anfangstangente. Durch die
kontinuierliche Krümmung einer Parabel gegenüber der Nullinie besitzt die Endtangende
eine größere Neigung und damit einen steileren Anstieg.
P.O.Gellinek hat die Sinus- / Parabel-Überhöhungskurven mit seiner logarithmischen
Annäherung verglichen und kommt zu dem
Ergebnis, dass bei Lageveränderung des Betrachtungspunktes P und somit einer logischen
Veränderung der „Augendifferenz“ (C.Gellinek,
1934) oder der heute als „C-Wert“ bekannten
Sichtlinien-Überhöhung bei Sinuslinie und Parabel keine Anpassung stattfindet. Zudem ist
die Steigung (Anfangstangente) am Beginn der
Tribüne extrem flach, da im mathematischen
Terminus beide im Nullpunkt einen Wendepunkt mit einer Nulltangente aufweisen.
Das zweite Verfahren geht über die Abbildung
einer Parabel:
„Man teilt die gegebene Höhe b‘ gleichmäßig
in die Anzahl der Sitzreihen und verbindet die
Teilpunkte mit den Nullpunkt der Kurve. Die
Schnitte dieser Linien mit den entsprechenden
Senkrechten durch die Teilungen der Nullinie
im Sitzreihenabstand ergeben die Höhe der
Sitzstufen.“ [063]
Prof. G.Graubner schreibt: „Die Verfahren mit
Hilfe der 1/4 Sinuslinie oder einer Parabel, wie
sie bei gegebenen Raumabmessungen vorgeschlagen werden, sind hingegen infolge ihrer
mangelnden Differenzierungsmöglichkeiten bei
Veränderung des Sichtbezugspunkts ungeeignet.“[064]
[062/063] Zitat aus „Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“, P.O.Gellinek, Hannover, 1956, S.45/46
[064]
Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, Gerhard Graubner, München, 1968, S.19
70
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
6. Kapitel - „Geschichte der Sichtlinien-Konstruktion“
links:
145. Sinuslinien-Verfahren
aus P.O.Gellinek „Sichtverhältnisse“ (Abb. 7)
146. Parabel-Verfahren
aus P.O.Gellinek „Sichtverhältnisse“ (Abb. 7)
oben:
147. Stadion-Innenraum der Allianz-Arena
München 2005 (aus www.allianz-arena.de)
71
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel
Anerkannte Tribünenformeln
„Berechnungsformel
Stadion-ATLAS“
In verschiedenen Rechtsvorschriften und der
entsprechenden Fachliteratur seit Mitte der
Fünfziger Jahre, finden sich immer wieder Berechnungsformeln für den Aufbau einer Sichtlinienkonstruktion.
Der methodische Aufbau zur
Konstruktion optimierter Sichtlinienprofile
-
Anerkannte Tribünenformeln
Bewertung der Rechnungsansätze
Herleitung der Berechnungsformel
Rückführung der Berechnungsformel
Logarithmus versus Reihe
Tabellen Stadion-ATLAS/P.O.Gellinek
Reihenbegrenzung (max. Steigung)
Aufbau der Reihe
Mathematische Darstellung
Einige Formeln sind nur in der Lage „fertige“
Tribünen zu kontrollieren. Sie berechnen lediglich die Höhe eines definierten Abstandes.
Daher erscheint es im ersten Schritt sinnvoll,
von einer reinen Überprüfungsformel zu einer
eindeutigen Aufbauformel zu gelangen, mit der
Sichtlinien konstruiert werden können.
Zunächst sind im Folgenden beispielhaft drei
bekannte Formeln aus der Fachliteratur oder
den entsprechenden DIN-Vorschriften aufgeführt. Sie werden verglichen und abgeleitet.
Daraufhin wird im Rahmen dieser Dissertation,
eine Berechnungsformel entwickelt, mit Hilfe
derer sich die nächstgelegene Stufenhöhe
festlegen lässt.
Der trigonometrische Term soll im Anschluss
daran, in eine „Reihen-Funktion“ überführt
werden. Diese wird daraufhin mit einer logarithmischen Funktionsberechnung aus dem Theaterbau von P.O.Gellinek (TU-Hannover, 1968)
verglichen und beide Wege bewertet.
Anmerkung: In einer folgenden Tabelle werden
alle verwendeten Abkürzungen synchronisiert
und einander angepasst, um während eines
Vergleiches einzelner Parameter Verwechselungen zu vermeiden.
Grundsätzlich müssen zwei Berechnungsarten
voneinander unterschieden werden:
01. Einzelstufenberechnung
02. Berechnungsformel für eine
„Sichtlinien-Überhöhungskurve“
Die meisten Vorgaben werden über die trigonometrischen Dreiecksverhältnisse von Auge und
Fokuspunkt beschrieben. Dazu benötigen alle
Formeln die Angaben:
a.
b.
c.
d.
der Augpunkt-Höhe
des Abstandes
dem „C-Wert“ der Sichtlinienüberhöhung
der Stufentiefe (-breite)
Tabelle D
„Synchronisation“
FIFA / UEFA DIN 13200-1
(1995)
(2003)
Fokuspunkt
P
Höhe Betrachtungsp.
h
P
P
„erster“ Abstand
a
D
„erste“ Höhe
b
A
C(k)
c
C
Sicht-Überhöhung
Breite (Stufe)
b
B
B
d
B
Gesamt-Abstand
x
D
L
x
X
Gesamt-Höhe
a
A
H
y
Y
Stufen-Höhe
c
C
A
ST H
H V (H-A)
SA
Sichtlinien-Abstand
unten:
72
148. Tabelle D
Synchronisation der Berechnungsformeln
IAKS/IOC P.O.Gellinek „Stadion(1993)
(1956)
ATLAS“
(2006)
Sitzplatz_Höhe
C SE
SH
Sitzplatz-Tiefe
F
ST
Gangbreite
E
G
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Bewertung der Rechnungsansätze
Die Formeln 01+02 der FIFA / UEFA und der
DIN 13200-1 gleichen einander sehr - sie berechnen den Abstand „X“ vom Zuschauer zum
Fokuspunkt. „B“ ist die Breite der Stufe und „a“
entspricht der Gesamt-Augpunkt-Höhe „Y“
Nach Überprüfung des mathematischen Terms
stimmen die Zahlen 12 mit 120 überein und
bezeichnen den so genannten „C-Wert“ für die
Sichtlinien-Überhöhung in Metern ausgedrückt
[m] 6 / 9 / 12 cm
Beide Formeln dienen lediglich der Überprüfung einer bereits projektierten/gebauten
Tribünenanlage, da sich die verwendeten Berechnungsparameter nicht nach der „neuen“,
d.h. nach der „nächsten“ Stufenhöhe auflösen
lassen. Wenn keine Vorgängerhöhe bekannt
ist, kann nur überprüft werden.
Sie berücksichtigen die Veränderung der Sichtlinien-Überhöhung als „quantitativen“ Wert
einer Sichtlinienqualität dabei außer Acht und
fallen daher aus der folgenden Betrachtung
und Herleitung einer Berechnungsformel zur
Konstruktion von Sichtlinienprofilen heraus.
Mit Hilfe der Formel des IAKS/IOC aus den
Planungsgrundlagen 1993 lässt sich zwar die
Gesamthöhe „Y“ ermitteln, in Abhängigkeit vom
Zuschauerabstand „X“ als Entfernung des neuen Augpunktes zum Fokuspunkt. , aber nicht
die zur Sichtlinienkonstruktion relevante Höhe
der Einzelstufe für die nächste Stufenreihe.
Unter „G“ versteht man die Gangbreite innerhalb einer Tribünenstufe. Diese Festlegung
erfolgt als Komfortangabe des gewünschten
Bewegungsraumes innerhalb einer Stufenreihe
und tritt nur indirekt über die Gesamt-Stufenbreite „B“ rechnerisch in Erscheinung.
Rechtsverbindlichkeiten
Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“
des IAKS/IOC (1993)
Keine Verbindlichkeit, Vorgaben haben reinen Empfehlungs-
Die EN/DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen“ ist
zusammen mit der MVStättVO 2005 die verbindliche Vorgabe zur Planung von Tribünen.
Da die Versammlungsstättenverordnung zum
Prinzip der Sichtlinienkonstruktion und dessen
Qualität keine direkten Aussagen macht, ist die
DIN-Formel die einzige „Rechtsgrundlage“. Sie
ermöglicht jedoch lediglich die Überprüfung einer bereits projektierten/gebauten Tribüne.
„Originalversionen“
DIN-Normen geben „die anerkannten Regeln
der Technik“ wieder. Entspricht die Planungsleistung eines Architekten den einschlägigen
DIN-Normen, hat dieser zunächst den Beweis
des „ersten Anscheins“ geführt. Dieser Anscheinsbeweis kann z.B. dadurch erschüttert
werden, dass im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung durch einen Sachverständigen
nachgewiesen wird, dass es eine von der einschlägigen DIN-Norm abweichende allgemein
anerkannte Regel der Technik gibt und diese
im gegebenen Fall zutreffender ist.
Dies würde für die Konstruktion von Sichtlinienprofilen zutreffen, da die bisherigen „verbindlichen“ Vorgaben der DIN 13200-1 nicht
ausreichen und wesentliche Fortentwicklungen
und Verbesserungen, die eingetreten sind und
zum Zeitpunkt der Normenberatung noch nicht
bekannt waren oder berücksichtigt werden
konnten.
Diese Argumentation unterstützt den anstehenden Versuch der Fortschreibung einer Berechnungsformel und der Klarstellung eines eindeutigen Konstruktionsverfahrens.
D =
Schlussfolgerung
03. Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“
des IAKS/IOC (1993)
Nach Aufklärung der Berechnungsvorgaben
der maßgeblichen Verbände und EN/DIN-Normen für den Bau von Zuschauertribünen in
modernen Sport- und Veranstaltungsstätten,
wird festgestellt, dass eine praxisnahe Aktualisierung erfolgen sollte.
01. „Technical Recommendations and Requirements“
der FIFA / UEFA (1995)
X =
a*b
c - 12
02. DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen - Kriterien für die räumliche
Anordnung von Zuschauerplätzen“ (2003)
a*B
(C - 120)
03. Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“
des IAKS/IOC (1993)
H =
(Hv + C) * L
L-B
„Synchronisierte Versionen“
01. „Technical Recommendations and Requirements“
der FIFA / UEFA (1995)
X =
Y *B
STH - 12
02. DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen - Kriterien für die räumliche
Anordnung von Zuschauerplätzen“ (2003)
X =
Y =
Y*B
(STH - 120)
((Y-STH) + C) * X
X-B
charakter.
„Technical Recommendations and
Requirements“ der FIFA / UEFA (1995)
Keine Verbindlichkeit, aber Vorraussetzung für die Austragung
entsprechender Turniere.
DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen“ - Kriterien
für die räumliche Anordnung von Zuschauerplätzen (2003)
Verbindlichkeit gegeben.
73
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Herleitung der Berechnungsformel
„Einzel-Stufenhöhe“ [STH ]
Zu Beginn dieses Abschnitts wird eine Formel
zur Berechnung einer Sichtlinien- / AugpunktÜberhöhungskurve geometrisch entwickelt. Der
Erstansansatz basiert zunächst auf der mathematischen Umsetzung einer zeichnerischen
Konstruktionsweise, die auf geometrischen
Gesetzmäßigkeiten von Dreiecken beruht.
Der Nachweis wird durch Kontrollrechnungen
an einem exemplarischen Tribünenaufbau geführt.
Vier Planungsparameter sind für den Aufbau
einer Sichtlinie entscheidend. Sie müssen zu
Beginn einer Konstruktion festgelegt werden.
Erstens
A „Aughöhe“ - der vertikale Abstand vom Fokuspunkt zum „ersten“ Zuschauer-Augpunkt.
Zweitens
B „Stufentiefe“ - die Tiefe der festgelegten
Sitz-/Stehplatzstufe in einer Tribünenreihe
Drittens
C „C-Wert“ - die Sichtlinien- oder „AugpunktÜberhöhung“. (9 / 12 cm)
Viertens
D „Distanz“ - der horizontale Abstand vom Fokuspunkt zum „ersten“ Zuschauer-Augpunkt.
Anmerkung: Die relativ komplexen Sachzusammenhänge, die sich aus verschiedenen
Einflussfaktoren ergeben und die Grundlage
der oben genannten Festlegungen sind, werden in einem späteren Kapitel zunehmend
vertieft.
Dreieck Nummer 1-4
Ein „zunächst“ beliebiger Augpunkt in einer
Startentfernung bzw. Distanz „D“ zu einem Fokuspunkt „P“ - zum Beispiel die Seitenaus-Linie
, die in jedem Fall vom Zuschauer als Betrachtungspunkt gesehen werden soll. Sie bilden zusammen mit dem „ersten“ Sehstrahl im Winkel
α ein Dreieck „Nummer 1“.
1. Schritt:
A = tan α1
D
Dreieck Nummer 1
Im zweiten Schritt müssen nun, die Parameter
Stufenbreite „B“ Sichtlinienüberhöhung „C“ eingearbeitet werden. Es ist als Voraussetzung eindeutig, dass die Sichtlinie eines Hintermannes,
den Kopf des vor ihm Sitzenden, überblicken
können muss. Der dazu notwendiger Weise
festzulegende Zahlenwert ist „C“.
74
Das zur Tribünenstufe rechtwinklige Dreieck
„Nummer 2“ ergibt sich aus dem „neuen“ Sehstrahl und verläuft vom „neuen“ Augpunkt über
den Sichtlinienpunkt, dem lotrecht über dem
Auge des Vordermannes gemessenen „CWert“.
2. Schritt:
(A + C) = tan α2
D
Dreieck Nummer 2
Mit diesem Rechnungsschritt wird der „neue“
Sehstrahlwinkel des Dreiecks „Nummer 2“ festgelegt - und zwar in Abhängigkeit der Sichtlinienqualität „C“.
Über den neuen Sehstrahlwinkel α2 und die
bekannte Stufenbreite „B“, lässt sich die Gegenkatete „SA“ ermitteln. (Dreieck „Nummer 3“)
3. Schritt:
GK = SA = tan α2
AK
B
SA = tan α2 * B
SA = (A + C) * B
D
Dreieck Nummer 3
Durch die Addition von „SA“, dem SichtlinienAbstand (d.h. lotrechter Abstand zwischen dem
Auge der Vordermannes und der neuen „Augpunkt-Höhe“) und dem festgelegten „C-Wert“,
ergibt sich die Gegenkatete (GK) eines Dreiecks „Nummer 4“.
4. Schritt:
STH = (A + C) * B + C
D
GK = STH = tan α3
AK
B
Der Winkel α3 entspricht nicht nur dem geneigten Abstand der Augenpaare von Vorder- und Hintermann, sondern ist mit der
Tribünenneigung an der berechneten Stelle
gleichzusetzen. Das Dreieck „Nummer 4“ ist
somit das Steigungsverhältnis einer Sitz- /Stehplatztribüne in Abhängigkeit der vier EingangsParameter:
A
„erste“
B
C
D
„erste“
Augpunkt-Höhe
Stufentiefe / -Breite
Sichtlinien-Überhöhung
Augpunkt-Distanz
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Ableitung der Berechnungsformel
„Sichtlinien-Überhöhung“ [C-Wert ]
Nach Umstellung der oben genannten Formel
und bei gegebener Tribünengeometrie lässt
sich mit der weiter abgeleiteten Berechnungsformel auch der jeweilige „C“-Wert für die einzelne Stufenreihe bestimmen.
Ausgang:
STH = (A + C) * B + C
D
- C = (A + C) * B - STH
D
Umformung:
- C = (AB + CB) - STH
D
- C = (AB) + (CB) - STH
D
D
- C - (CB) = (AB) - STH
D
D
- DC - CB = AB - (STH* D)
C (- D - B) = AB - STHD
C
= AB - STHD
(- D - B)
C
= - AB + STHD
(D + B)
Ergebnis:
C
oben:
149. „Grundlagenzeichnung“ zum Verfahren
der Sichtlinien-Konstruktion
einer Augpunkt-Überhöhungskurve für das
Sichtlinienprofil moderner Sport- und
Veranstaltungsstätten
= STHD - AB
(D + B)
75
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Rückführung anerkannter Ansätze
„Guide to Safety at Sports Grounds“
(1997)
from the Scottish Office to calculate the appropiate
‚C‘ value for Sport to be viewed, the following
formula apllies (synchronised):
C = D (N+R) - R
D+T
„Stadia - a Design and Developement Guide“
(2000)
a worked example showing the calculation of the
riser height ‚N‘
N = (R+C) x (D+T) - R
D
Anmerkung: Die beiden oben genannten Formeln
stimmen mathematisch überein und lassen sich
auf die Berechnungen des IAKS/IOC in Köln 1993
zurückführen.
Die Formel des IAKS/IOC – der Internationalen
Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen
e.V. aus dem Jahre 1993 führt zur Ermittlung
einer korrekten „neuen“ Sitzstufen-Höhe, insofern man jeweils die vorhergehende Gesamthöhe subtrahiert. Die Differenz der beiden
Zahlenwerte als „STH“ für die neue Einzel-Stufenhöhe. Dieses Verfahren bringt rückwärts
gerechnet, Ergebnisse bis zur „Ersten Reihe“.
Aus diesem Grund ist „A“ als erste AugpunktHöhe in jedem Fall festzulegen bzw. steht bei
allen Zwischenschritten für die Höhe der davor
liegenden Reihe. Es handelt sich um trigonometrische Dreiecksverhältnisse durch eine
Sehstrahl-Winkelberechnung mittels Tangens.
Die Formel aus den Planungsgrundlagen des
IAKS/IOC drückt zwar die richtigen Verhältnissmäßigkeiten aus, aber erscheint nicht besonders praxisfreundlich.
In vier Teilschritte wird der Term umgewandelt
und nach der zu berechnenden Sitzstufen-Höhe
zur Konstruktion einer Sichtlinie aufgelöst. Das
Ergebnis bestätigt zwar die Rückführung einer
Formel aus der amerikanischen Fachliteratur
auf die Grundlagen des IAKS/IOC, aber ihr Aufbau bleibt weiterhin relativ kompliziert.
Ein Ziel dieser Dissertation ist die Aufklärung
von Abhängigkeiten bestimmter Entscheidungsparameter und die Aufstellung eines
eindeutigen Planungsverfahrens, welches im
Bedarfsfall einen verbindlichen Vorschrifts- und
Vergleichscharakter erhalten kann.
Die „neue“ Formel wird fortgeschrieben und
vereinfacht, um auch als mathematische Gleichung die Einflussfaktoren einzelner Entscheidungsparameter leichter aufzuzeigen.
„Formel-Umwandlung“
03. Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“
des IAKS/IOC (1993)
H =
(Hv + C) * L
L - B
1. Schritt:
((Y-STH) + C) * X X - B
H ist die Gesamt-Augpunkthöhe „Y“
L ist der Gesamt-Augpunktabstand „X“
HV ist die erste Augpunkthöhe, bzw. die vorhandene
davor liegende Höhe „A“ = Y - STH
2. Schritt:
Y ist die zu ermittelnde Stufenhöhe „STH“ minus erster
Augpunkthöhe bzw. der davor liegenden Höhe „A“
Y - A = (A + C) * X - A
X - B 3. Schritt:
Umwandlung von „X“ als der Gesamt-Abstand durch
Darstellung als X = D + B, d.h. erstem Augpunktabstand bzw. der davor liegenden Abstand „D“ plus
nächster Stufenbreite „B“
4. Schritt:
Nach Bereinigung der IAKS-Formel (1993) ergibt sich
folgende Berechnungsgrundlage
Y =
STH =
(A + C)*(D + B) - A
(D+B) -B
STH =
(A + C)*(D + B) - A
D
Zwischenergebenis stimmt mit der Formel aus
„Stadia - a Design and Development Guide“ (2000)
überein. Vergleiche auch ‚C‘ value „Green Guide“
vom Scottish Office (1997)
STH =
A*D + A*B + C*D + C*B - A*D
D
D
5. Schritt:
A*B + C*D + C*B
D
D
D
Die beiden Klammern werden aufgelöst.
„D“ wird dem A-Wert beigestellt, um die Formel
zusammenfassen zu können
6. Schritt:
A*D wird ausgekürzt und
der Term als Addition dargestellt.
STH =
A*B + C*B + C
D
D
7. Schritt:
„D“ wird soweit möglich ausgekürzt.
STH =
(A + C) * B + C
D
8. Schritt:
„B“ wird zur Vereinfachung ausgeklammert und
bestätigt die zeichnerisch, geometrisch ermittelte
Formel des „Stadion-ATLAS“
STH =
76
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Logarithmus versus Reihe
Die heutigen Möglichkeiten und Darstellungsmethoden einer Reihen-Funktion erfolgt der
Einfachheit halber mittels eines MS-Excel-Berechnungsprogramms, welches zum OfficePaket eines Standardcomputers gehört. Ziel ist
eine Vergleichsmethode, um die projektierten
Ergebnisse einer logarithmischen Berechnungsformel für die Augenüberhöhungskurve von P.O.Gellinek aus dem Jahre 1956 zu
überprüfen. Die Basisbedingungen der Überlegungen bleiben als geometrische Parameter
unverändert erhalten:
„Unter der Sichtüberhöhung ist die lotrechte Distanz zwischen Sichtlinien zweier hintereinander sitzender Zuschauer, gemessen über dem
Auge des vorderen, zu verstehen.“ [065]
„Als Sichtlinie wird die gedachte Linie vom
Auge des Zuschauers zu einem Bezugspunkt
bezeichnet.“ [066]
In zahlreichen mathematischen Näherungsversuchen, hat P.O.Gellinek die oben genannte
Formel (17) entwickelt. Sie dient der Konstruktion einer Höhenverlaufskurve mit einem Startpunkt nach Festlegung der Startbedingungen
für die Lageposition des ersten ZuschauerAugpunktes:
Erstdistanz
Ersthöhe
„D“
„A“
Auf diese Weise gelingt es ihm den Höhenverlauf einer Parkettsteigung abzubilden.
P.O.Gellinek betrachtet die ansteigende Kurve
als Ganzes. Seine Funktion sieht keine weiteren baulichen Einflussgrößen im Zuge der
Höhenentwicklung seine Kurve vor. Zum Beispiel der Höhenversprung durch Intergration
eines Logenbandes in den Tribünenaufbau oder
den Versatz einer Augpunkt-Kurve durch einen
horizontalen Verteilergang an einer geplanten
Stelle X. Da es sich bei der Funktion zudem um
eine logarithmische Formel handelt, deren exponentieller Verlauf durch die mathematischen
Gesetzmäßigkeiten eines natürlichen Logarithmus begrenzt ist, kann er die Einzelwerte als
Ableitung einer parabolischen Kurvendiskussion nur näherungsweise bestimmen.
20
Vergleich der Höhenentwicklung eines Sichtlinienprofils
15
Augpunkt-Höhe [m]
Bei dem Aufbau einer mathematischen Formel
für die Konstruktion einer Sichtlinie, handelt es
sich eindeutig um eine „Reihen“ -Funktion.
„Eine Reihenentwicklung dient in der Mathematik dazu, eine komplizierte mathematische
Funktion durch eine unendlich lange Summe
von einfachen Ausdrücken, die durch eine gemeinsame Formel beschrieben werden, darzustellen. Diese so genannte Reihe wird in der
Praxis auf endlich viele Glieder reduziert, wodurch eine Näherung der exakten Funktion entsteht, die umso einfacher ist, je weniger Glieder
genommen wurden, aber umso besser ist, je
mehr genommen wurden. Häufig lässt sich die
dadurch entstandene Ungenauigkeit (also die
Größe des Restgliedes) formelhaft beschreiben.“ (Definition gemäß http://de.wikipedia.
org/wiki/Reihenentwicklung)
10
5
Stadion-ATLAS
P.O.Gellinek
0
5
10
15
20
25
30
35
Distanz zum Betrachtungspunkt [m]
oben:
150. Vergleichsdiagramm des Höhenverlaufs
einer Überhöhungskurve nach P.O.Gellinek
(rot) und der Berechnungsformel
Stadion-ATLAS (grün)
Anmerkung: Die rechnerische Herleitung der
Dissertationsformel P.O.Gellinek wird an dieser
Stelle als korrekt vorausgesetzt.
Der trigonometrische Rechnungsansatz der
Dissertation hingegen, kann im Zuge einer
mathematischen Ableitung auch aus den „anerkannten“ Planungsgrundlagen (DIN 132001 / IAKS etc.) nachgewiesen und durch eine
zeichnerische Überprüfung als richtig bestätigt
werden.
STH =
(A + C) * B + C
D
In einem nächsten Schritt wird die Formel in
Einzelwerten je Sitz- / Stehplatzstufe mit der
logarithmischen Näherung von P.O.Gellinek
verglichen. Als Vergleichsmethode wird ein
allgemein übliches und gängiges „Excel“ -Programm eingesetzt. Bei der zeichnerischen Darstellung der Vergleichstabellenwerte stellt sich
heraus, dass beide Kurvenverläufe zwar sehr
dicht aneinander liegen, die Berechnungen mittels Logarithmus (P.O.Gellinek) jedoch leichte
Abweichungen nach oben aufzeigen.
Das Ergebnis der Vergleichsrechnung zeigt,
dass P.O.Gellinek durch eine leichte Abweichung „nach oben“ bereits eine Reihen früher
das maximal zulässige Steigungsverhältnis von
3x 19 cm = 57 cm erreicht, als die trigonometrische Formel (siehe Beispiel oben rechts).
Die Bedeutung für den Theaterbau 1956 ist
die rasche Abbildung einer Parkettsteigung
entsprechend der gewünschten „Augenüberhöhung“.
[065/066]
Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, Gerhard Graubner, München, 1968, S.18/19
77
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Sichtlinien und Sicherheit“
Tribünenprofile moderner Sport- und Veranstaltungsstätten, Dissertation RWTH Aachen (2006)
Tabelle E.1
Berechnungsformel „Einzelstufe“
a)
STH = (A + C) * B + C
D
b)
c)
Berechnungsformel „Sichtlinien-Überhöhung C-Wert“
C
d)
= STHD - AB
(D + B)
Berechnungsformel als Reihe
f (x0) = Y = A + STH ( X )
78
„Stadion-ATLAS“
( 2006 )
Formelvergleich
Stadion-Atlas /P.O.Gellinek
A=
2,80
Stufen-Breite
B=
0,80
Überhöhung
C=
0,12
D=
7,00
StufenHöhe
STH [cm]
Absolute Höhe
der Tribünenstufe [m]
„erste“ Augpunkt-Höhe
„erste“ Augpunkt-Distanz
AugpunktHöhe A (alt)
0. Reihe
[m]
GesamtDistanz
X
GesamtHöhe
Y
7,00
2,800
1. Reihe
2,800
7,80
3,255
45,4
2,055
2. Reihe
3,255
8,60
3,725
46,7
2,525
3. Reihe
3,725
9,40
4,205
47,8
3,005
4. Reihe
4,205
10,20
4,695
48,9
3,495
5. Reihe
4,695
11,00
5,195
49,8
3,995
6. Reihe
5,195
11,80
5,705
50,7
4,505
7. Reihe
5,705
12,60
6,220
51,5
5,020
8. Reihe
6,220
13,40
6,745
52,3
5,545
9. Reihe
6,745
14,20
7,275
53,0
6,075
10. Reihe
7,275
15,00
7,815
53,7
6,615
11. Reihe
7,815
15,80
8,360
54,4
7,160
12. Reihe
8,360
16,60
8,910
55,0
7,710
13. Reihe
8,910
17,40
9,470
55,6
8,270
14. Reihe
9,470
18,20
10,035
56,1
8,835
15. Reihe
10,035
19,00
10,605
56,7
9,405
16. Reihe
10,605
19,80
11,180
57,2
9,980
17. Reihe
11,180
20,60
11,760
57,7
10,560
18. Reihe
11,760
21,40
12,345
58,2
11,145
19. Reihe
12,345
22,20
12,935
58,6
11,735
20. Reihe
12,935
23,00
13,530
59,1
12,330
21. Reihe
13,530
23,80
14,125
59,5
12,925
22. Reihe
14,125
24,60
14,725
59,9
13,525
23. Reihe
14,725
25,40
15,330
60,3
14,130
24. Reihe
15,330
26,20
15,940
60,7
14,740
25. Reihe
15,940
27,00
16,555
61,1
15,355
26. Reihe
16,555
27,80
17,170
61,5
15,970
27. Reihe
17,170
28,60
17,790
61,8
16,590
28. Reihe
17,790
29,40
18,415
62,1
17,215
29. Reihe
18,415
30,20
19,040
62,5
17,840
30. Reihe
19,040
31,00
19,670
62,8
18,470
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
P.O.Gellinek
Tabelle E.2
a)
( 1956 )
Formelvergleich
„erste“ Augpunkt-Höhe
A=
2,80
Stufen-Breite
B=
0,80
c)
Überhöhung
C=
0,12
D=
7,00
„erste“ Augpunkt-Distanz
AugpunktHöhe A (alt)
0. Reihe
„Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen
von Theatern“ (G.Graubner)
Dissertation TU Hannover (1956)
Stadion-Atlas /P.O.Gellinek
b)
d)
P.O. Gellinek
[m]
GesamtDistanz
X
GesamtHöhe
Y
StufenHöhe
STH [cm]
Höhendifferenz
Stadion-ATLAS
[cm]
7,00
2,800
1. Reihe
2,800
7,80
3,260
46,0
+ 0,5
2. Reihe
3,260
8,60
3,733
47,3
+ 0,8
3. Reihe
3,733
9,40
4,217
48,4
+ 1,2
4. Reihe
4,217
10,20
4,711
49,4
+ 1,6
5. Reihe
4,711
11,00
5,214
50,3
+ 1,9
6. Reihe
5,214
11,80
5,727
51,2
+ 2,2
7. Reihe
5,727
12,60
6,247
52,0
+ 2,7
8. Reihe
6,247
13,40
6,775
52,8
+ 3,0
9. Reihe
6,775
14,20
7,310
53,5
+ 3,5
10. Reihe
7,310
15,00
7,852
54,2
+ 3,7
Original-Berechnungsformel der
„Sichtlinien-Überhöhungskurve“
Y = c * x ln x + ( b+c ) * x - c
d
a
a
In der folgenden Berechnungsformel nach P.O. Gellinek sind die von ihm verwendeten Parameter bereits
aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit übersetzt
worden:
Y = C * X * ln X + ( A+C ) * X - C
B
D
D
(+)
11. Reihe
7,852
15,80
8,400
54,8
+ 4,0
12. Reihe
8,400
16,60
8,955
55,4
+ 4,5
13. Reihe
8,955
17,40
9,515
56,0
+ 4,5
14. Reihe
9,515
18,20
10,081
56,6
+ 4,6
15. Reihe
10,081
19,00
10,652
57,1
+ 4,7
16. Reihe
10,652
19,80
11,228
57,6
+ 4,8
17. Reihe
11,228
20,60
11,808
58,1
+ 4,8
18. Reihe
11,808
21,40
12,394
58,6
+ 4,9
19. Reihe
12,394
22,20
12,984
59,0
+ 4,9
20. Reihe
12,984
23,00
13,578
59,4
+ 4,8
21. Reihe
13,578
23,80
14,177
59,9
+ 5,2
22. Reihe
14,177
24,60
14,779
60,3
+ 5,4
23. Reihe
14,779
25,40
15,386
60,6
+ 5,6
24. Reihe
15,386
26,20
15,996
61,0
+ 5,6
25. Reihe
15,996
27,00
16,610
61,4
+ 5,5
links:
26. Reihe
16,610
27,80
17,228
61,7
+ 5,8
rechts:
27. Reihe
17,228
28,60
17,848
62,1
+ 5,8
28. Reihe
17,848
29,40
18,473
62,4
+ 5,8
29. Reihe
18,473
30,20
19,100
62,8
+ 6,0
30. Reihe
19,100
31,00
19,731
63,1
+ 6,1
Vergleich der Tabellenwerte für den
Höhenverlauf einer Überhöhungskurve
151. Tabelle E.1
Berechnungsformel Stadion-ATLAS (gelb)
152. Tabelle E.2
Logarithmus-Formel P.O.Gellinek (orange)
Zahlenwerte „grün“ < Maximalsteigung (3x 19 cm)
Zahlenwerte „rot“ > Maximalsteigung (3x 19 cm)
79
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Stadionplan: Stadion Köln - Bundesligabetrieb
Stadionplan: Stadion Dortmund - Bundesligabetrieb
Stadionplan: Stadion Hannover - Bundesligabetrieb
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Reihenbegrenzung (max. Steigung)
Aufbau der mathematischen Reihe
Die Abweichung der vorliegenden logarithmischen Berechnungsgrundlage von einem
trigonometrischen Ansatz einer Reihe scheint
zunächst eher gering. Aus der Vergleichstabelle ergibt sich ca. 0,687 cm je Reihe, d.h. nach
30 Reihen (ein Block) = 20,6 cm.
Die Bedeutung eines solchen Ergebnisses wird
klarer, wenn die Anzahl der Reihen, die früher
das max. Steigungsverhältnis MVStättVO 2005
erreichen, in Sitzplätze umrechnet werden.
Testgeometrien zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen „Form & Kapazität“
(RWTH Aachen) haben ergeben, dass zum
Beispiel bei einer Gesamtkapazität von 25.000
Personen auf einer vierseitigen Unterrang-Tribüne durchschnittlich ca. 835 Zuschauer auf
einer Stufenreihe Platz nehmen können. Dies
bedeutet das etwa 800-900 Personen weniger
auf einer Tribüne untergebracht werden können.
Der mathematische Term soll in Abhängigkeit
vom Gesamtabstand X eine Höhenkoordinate
Y ergeben. Das Ergebnis ist eine mathematische Zahlenreihe. Diese bildet eine diskontinuierliche parabelförmige „Augpunkt“-Kurve
ab, welche sich durch den Einbau der Stufentiefe B zu einer getreppten Linie umwandeln
und in alle gängigen CAD-Zeichenprogramme
übertragen lässt.
Ein Preisbeispiel macht deutlich, welche wirtschaftliche Bedeutung eine derartige Abweichung bedeuten kann. Laut „bundesligakarten.
de“ kostet eine Sitzplatzkarte für das Spiel FC
Bayern München vs. 1.FC Köln am 01.04.06 in
der Allianz Arena, München in der Kategorie
Sitzplatz Kurve/Gerade im Einzelpreis 89,- bis
109,- €, also durchschnittlich 99,- € x 850 Zuschauer ≈ 85.000,- €.
Anmerkung: Die Ticketpreise in den Fußballstadien der Bundesliga liegen durchschnittlich
im Bereich von 10,- bis 50,- €, aber beispielsweise für große Sportereignisse wie eine FIFA
Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ in Deutschland werden Preise von etwa 100,- bis 750,- €,
also ein Vielfaches davon, erwartet.
Diese Zahlen sind nicht als absolut anzusehen,
aber Sie zeigen die brisante Verbindung von
Sitzreihenanzahl / Kapazität und der betriebswirtschaftlichen Grundlage einer Sportstätte.
Stadionplan: Stadion Stuttgart - Bundesligabetrieb
In den folgenden Kapiteln werden Möglichkeiten
zum Ausgleich und Anpassen eines Sichtprofils
und somit zur Steigerung der Planung Effizienz
erläutert. Die grundsätzliche Notwendigkeit
einer möglichst genauen Aufrisskurve bleibt
jedoch als Grundvoraussetzung effizienter Tribünenplanungen bestehen.
[067]
80
„A“
- Im Falle der „nullten“ Reihe entspricht Y = A, weil die Ersthöhe „A“ [erste Augpunkt-Höhe] in Abhängigkeit von den Sicherheitsansprüchen (Zaun, Anhebung etc.) von
Planer und Bauherr festgesetzt wird.
„D“
- Das Gleiche gilt für den einzusetzenden Erstwert der Distanz „D“ [erste Augpunkt-Distanz], die vom Anspruch der Nähe
zum Spielfeld und in Abhängigkeit von den
Nebennutzungen innerhalb der Spielfeldeinfriedung getroffen wird.
Der Aufbau der Reihe ist im Folgenden angedeutet. Zahlenreihen haben den Nachteil, dass
die Addition ihrer Bausteine immer wieder auf
sich selbst beruhen. Das bedeutet, wenn der
mathematische Grundterm relativ komplex
wird. Wird die Reihe aufgelöst niedergeschrieben, ist sie sehr schnell unübersichtlich.
Anmerkung: Zwar ist es mathematisch durchaus möglich eine endlich lange Reihe zu vereinfachen, aber der zeitliche Aufwand dafür
steht in keinem Verhältnis zum Erfolg, da einfache „Office-Programme“ wie MS-Excel diese Aufgaben selbständig durchführen, wenn
die Gesetzmäßigkeiten und mathematische
Grundfunktion entsprechend korrekt eingegeben wurden. Dieses vereinfachte Verfahren
gehört mittlerweile auch in den Ingenieurwissenschaftlichen Dissertationen als ausreichend
und anerkannt. [067]
Die nachfolgenden Parameterstudien (Kapitel
17) für die vier Eingangsparameter sollen die
geometrischen Konsequenzen für die Entwicklung einer Sichtlinien-Überhöhungskurve aufzeigen:
A
B
C
D
Augpunkt-Höhe
Stufentiefe / -Breite
Sichtlinien-Überhöhung
Augpunkt-Distanz
nach Rücksprache mit dem „Lehrstuhl und Institut für Massivbau - IMB“, Dipl.-Ing. S.Bülte, RWTH Aachen (2005)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
7. Kapitel - „Berechnungsformel Stadion-ATLAS“
Mathematische Darstellung der Reihe
f (x ) = Y = A 0.Reihe:
∫
1. Schritt:
0
0
1.Reihe:
∫
f (x1) = A0 + ST1
= f (x0) + ST1
Die Erstdistanz „D“ ergibt den Wert x0 = D
Die Bezeichnung „nullte“ Reihe soll deutlich machen, dass die „erste“ Festlegung nicht errechnet, sondern
definiert werden muss. 2. Schritt: Die Zweitdistanz ergibt den Wert x1 = D+B = x0+B
Die „nächste“ Stufenhöhe STH trägt zur Vereinfachung für jede Stufenhöhe einen fortlaufenden Indez:
ST1 = (A + C) * B + C
D
f (x0) + (f (x0) + C) * B + C
x0
3. Schritt:
=
2.Reihe:
∫
Da es sich um eine Reihenentwicklung handelt,
wird zum Ursprungswert jeweils das Ergebnis
der nächsten Stufenhöhe addiert:
Y0 = A + ST1
Y1 = A + ST1 + ST2
Y2 = A + ST1 + ST2 + ST3
Y3 = A + ST1 + ST2 + ST3+ ST4 etc. ...
f (x2) = A0 + ST1 + ST2
f (x0) + (f (x0) + C) * B + C + (f (x1) + C) * B + C
x0
x 0+ B
=
3.Reihe:
∫
f (x3) = A0 + ST1 + ST2 + ST3
f (x0) + (f (x0) + C) * B + C + (f (x1) + C) * B + C + (f (x2) + C ) * B + C
x0
x0+ B x 0+ B + B
=
4.Reihe:
∫
f (x4) = A0 + ST1 + ST2 + ST3 + ST4
5.Reihe:
∫
f (x4) = A0 + ST1 + ST2 + ST3 + ST4 + ST5
etc.
unten:
links:
153. Höhenverlauf einer Augpunktkurve
oberhalb der getreppten Tribünenanlage
Stadion-Sitzplan mit Blockeinteilung
(Bundesligabetrieb)
154. RheinEnergieStadion Köln
155. Westfalenstadion Dortmund
156. AWD-Arena Hannover
157. Gottlieb-Daimler-Stadion Stuttgart
81
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
8. Kapitel
Vorschriften und Empfehlungen
„Planungsgrundlagen“
MVStättVO
„Verordnung über den Bau und Betrieb von
Versammlungsstätten“
(verbindlich)
Stand: Januar 2005
Die wesentlichen Rechtsvorschriften
und Planungsgrundlagen für die Entwicklung von Sichtlinienprofilen
-
Vorschriften und Empfehlungen
Verbindlichkeit der Bauvorgaben
Definition des EN/DIN-Begriffs
MVStättVO 2005
Bemessung der Rettungswege
Sitzplatz-Blockdefinition
Bemessungsgrundlage
Fassungsvermögen
FIFA
Pflichtenheft „Profile und Anforderungen“
für Städte und Stadien zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™
Stand: November 2002
„Technische Empfehlungen und Anforderungen“ für den Neubau oder die Modernisierung von Fußballstadien
Stand: 3. Auflage 1995
„Safety Guidelines“ - Sicherheitsrichtlinien
Stand: Januar 2004
UEFA
„Stadia List“ und UEFA-Pflichtenheft 2008 Anforderungen an die Austragungsorte
Stand: 2004
DFB
„Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit
bei Bundesligaspielen“, Stand: Januar 2004
DIN EN 13200 - „Zuschaueranlagen“
Teil 1: Kriterien für die räumliche Anordnung
von Zuschauerplätzen
(europaweit gültig!)
Teil 3: Abschrankungen
(Entwurf)
Teil 4: Sitze und Produktmerkmale (Entwurf)
Stand: Sept 2003
„Guide to Safety at Sportsgrounds“
The Scottish Office, Department of Culture´,
Media and Sport, Stand: 1997 (2005/4th)
DIN 18 035 – „Sportplätze“
Teil 1: Freianlagen für Spiele und Leichtathletik, Planung und Maße, Stand: Feb 2003
DIN 18 065 - „Gebäudetreppen“
Definition, Maßregeln, Hauptmaße
Stand: Jan 2000
IAKS / IOC
„Sportplätze / Stadien“ - Planungsgrundlagen
Stand: 1993
IAAF
International Amateur Athletic Federation
„Track and Field Facilities - Manual“
Stand: 1995
[068]
82
Der Anlass für den Bau von Sportstadien ist
der Grund, das sich Menschen versammeln,
um gemeinsam einem Ereignis beizuwohnen.
Die verschiedenen Veranstaltungsarten stellen eine Reihe von speziellen Anforderungen
an das Bauwerk. Im Folgenden sind die gängigen Vorschriften des Gesetzgebers und der
größeren Sportverbände zusammengetragen
und werden bedarfsweise durch Optimierungsvorschläge ergänzt. Grundsätzlich gilt jedoch:
Sportanlagen unterliegen den allgemeinen
Bauvorschriften der Landes-Bauordnungen.
Unter §3 LBO NRW heißt es, dass die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten sind.
Anmerkung: Trotz Nichterwähnung an dieser
Stelle behalten die geltenden Baugesetze und
Verordnungen, sowie die entsprechenden gewerbespezifischen Richtlinien oder sonstigen
EN/DIN-Normen selbstverständlich weiterhin
ihre Gültigkeit.
Das Bauordnungsrecht liegt in einem föderalistisch aufgebauten Staat laut Grundgesetz in
die Gesetzeszuständigkeit der Bundesländer.
(Laut Artikel 74 könnte ein Bundesgesetzgeber auch spezielle bundesweit gültige Bauvorschriften erlassen, er überlässt es jedoch den
Bundesländern dies einheitlich und umfassend
zu regeln.) Die Bundesländer haben zu diesem
Zweck eine „ARGEBAU“ eingesetzt, die in
Fachkommissionen und Projetgruppen Musterentwürfe vorbereitet, die den Landesministerien
wiederum „zur Einführung empfohlen“ werden.
Nicht alle Länder führen diese Vorschläge unverändert ein, so dass die Regelungen teilweise unterschiedlich sind. [068] In Zukunft werden
diese Musterentwürfe, ebenso wie die DINVorschriften der Normenausschüsse geprüft,
„notifiziert“ und als „Nationales Recht“ anerkannt. EU-Länder können in diesem Verfahren
allerdings nur gegen wettbewerbsrechtliche
Aspekte Einspruch erheben.
Seit 1991 gibt es ein Nationales Konzept „Sport
und Sicherheit“, welches von der ständigen
Konferenz der Länder-Innenminister angeregt
wurde. DSB und DFB waren in diese Sicherheitsempfehlungen mit eingebunden. Seit 1988
aktualisiert der DFB seine „Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesligaspielen“. Diese können als eine Fortschreibung des
Nationalen Konzepts angesehen werden.
Erläuterungsbericht zur Tätigkeit der ARBEBAU www.is-argebau.de (Informatinssystem der Bundesbauministerkonferenz
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Verbindlichkeit der Bauvorgaben
Die gesetzliche Regelung derartiger Gebäudeanlagen ist in der gleichnamigen Verordnung
über den „Bau und Betrieb von Versammlungsstätten“ zusammengefasst. 1978 wurde
diese erstmalig formuliert und bundesweit im
Rahmen des Einigungsvertrages als „90erFassung“ eingeführt. Eine Neuüberarbeitung
des Musterentwurfes wurde im Rahmen der
Deregulierung der Staatsaufgaben 2002 abgeschlossen und von 137 Paragraphen auf
nur noch 48 § verringert. Der Geltungsbereich
wurde erweitert (Gültigkeit auch für Gaststätten) und der thematische Schwerpunkt einer
Versammlungsstätte verschoben. Standen
vormals Theater- und Veranstaltungshallen
im Mittelpunkt, rückten nun multifunktionale
Sportstadien und die Anpassung an ihre Anforderungsprofile in den Vordergrund. Wegen der
bevorstehenden bundesweiten Einführung der
rechtsverbindlichen Verordnung, der MusterVersammlungsstätten-Verordnung MVStättVO
2005, wird diese als Grundlage aller Untersuchungen dieser Dissertation gewählt.
Anmerkung: Es ist ohnehin empfehlenswert
im Vorfeld einer konkreten Planungsphase für
ein Großprojet, wie den Sonderbau eines Stadions, die rechtlichen Grundlagen gemeinsam
mit den örtlichen Behörden festzulegen, da die
Planungs- und Bauzeit größerer Projekte auch
einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt.
Grundsätzlich unterscheidet man:
Verordnungen - Richtlinien - Empfehlungen
„Eine Verordnung ist nach der Veröffentlichung
im Gesetz- und Verordnungsblatt des Bundeslandes unmittelbar für alle Bauaufsichtsämter
und von den in den Anwendungsbereich fallenden natürlichen und juristischen Personen
(Bauherren, Betreiber, Veranstalter etc.) zu beachten.“ (Zitat: K. Hofmeister Bauoberrat a.D.
und Mitglied des Sicherheitsausschusses der
Stadionkommission des DFB) [069]
Eine Verwaltungsrichtline ist nach der Veröffentlichung im Amts- oder Ministerialrat zunächst nur für alle Verwaltungsbehörden bindend. Diese werden in aller Regel im Rahmen
der Prüfungs- und Anordnungskompetenz über
Einzelverwaltungsanordnungen (d.h. entsprechende Auflagen in den Genehmigungsbescheiden) umgesetzt.
„Empfehlungen“ sind mit den Richtlinien vergleichbar, ein Verstoß ist jedoch nur dann eine
Ordnungswidrigkeit, wenn es sich um eine Verordnung/Richtlinie handelt.
BGB §54 „Sonderbauten“ (Zitat)
(1) Für bauliche Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung (Sonderbauten) können
im Einzelfall zur Verwirklichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Abs. 1 Satz 1 besondere Anforderungen gestellt werden.
Erleichterungen können im Einzelfall gestattet
werden, soweit es der Einhaltung von Vorschriften
a. wegen der besonderen Art oder Nutzung
baulicher Anlagen und Räume oder
b. wegen der besonderen Anforderungen nach
Satz 1 nicht bedarf.
Vorgaben / Empfehlungen
Die ausrichtenden Sportverbände sind dringend im
Vorfeld einer Baumaßnahme zu kontaktieren, bzw.
ihre jeweiligen technischen Anforderungen und Empfehlungen zu berücksichtigen.
Die Bedingungen an die Einhaltung dieser Vorgaben
äußern sich in der Tauglichkeitsprüfung zur Ausrichtung einer Veranstaltungsart. Beispiel:
FIFA/UEFA-tauglich gemäß IAAF-Standard
entspricht „Green Guide“
oder
oder
Anmerkung: Grundsätzlich wird auf die allgemeinen
Bauvorschriften des Landes verwiesen und (siehe
„Green Guide to Safety at Sports Grounds“) auf die
notwendige Begutachtung und Einschätzung von
Fachleuten hingewiesen.
(2) Anforderungen und Erleichterungen können
sich insbesondere erstrecken auf...
4. die Bauart und Anordnung aller für die Standsicherheit, Verkehrssicherheit, den Brandschutz, den Wärme- und Schallschutz oder
Gesundheitsschutz wesentlichen Bauteile,
5. Brandschutzeinrichtungen und Brandschutzvorkehrungen,
7. die Anordnung und Herstellung der Aufzüge
sowie die Treppen, Treppenräume, Flure,
Ausgänge, sonstige Rettungswege und ihre
Kennzeichnung,
8. die zulässige Zahl der Benutzerinnen und
Benutzer, Anordnung und Zahl der zulässigen
Sitzplätze und Stehplätze bei Versammlungsstätten, Gaststätten, Vergnügungsstätten,
Tribünen und Fliegenden Bauten,
Aufgrund des BGB §68 „Vereinfachtes Genehmigungsverfahren“ gehören Sportstätten zu
der Gruppe der Sonderbauten.
Verordnungen
sind verbindlich für alle natürlichen
und juristischen Personen
Richtlinen
sind nach der Veröffentlichung im Amts- oder
Ministerialblatt zunächst nur für alle
Verwaltungsbehörden bindend
Empfehlungen
sind mit den Richtlinien vergleichbar.
Ein Verstoß ist nur dann eine Ordnungswidrigkeit,
wenn es sich um eine Verordnung/Richtlinie handelt.
„Das vereinfachte Genehmigungsverfahren gilt
nicht für die Errichtung und Änderung von ...
7. Versammlungsstätten mit Räumen für mehr
als 200 Personen,
8. Sportstätten mit mehr als 1.600 qm Grundfläche oder mehr als 200 Zuschauerplätzen,
Freisportanlagen mit mehr als 400 Tribünenplätzen.“
[069] Zitat aus „Bad Blankenburger Sportstättentagung“ BIS DSB 2004, Frankfurt, Art6ikel K. Hofmeister, S. 3
83
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Definition des EN/DIN-Begriffs
C.E.N. - Euronormen
Die EU hat ein europäisches Komitee für Normung - das C.E.N. - eingerichtet. Dieses setzt
„TC‘s - Technical Commitees“ ein, um eine
weitgehende europäische Normen-Vereinheitlichung in den Mitgliedsländern der EU zu erreichen. Im Normenvertrag von 1975 wird das
Deutsche Institut für Normung e.V. in Berlin von
der Bundesregierung als die zuständige Stelle für Normung anerkannt. Im Gegenzug verpflichtet sich das DIN-Institut das „öffentliche
Interesse“ bei der Ausarbeitung einer Norm zu
berücksichtigen.
Im Rahmen der Bad Blankenburger „Sportstättentagung“ im März 2004 hat S.Lukowski,
BDLA aus Darmstadt folgende Erläuterung
zum DIN-Begriff formuliert: [070]
„Die DIN-Normen geben die anerkannten
Regeln der Technik wieder, es sei denn, die
Baustoffe und Bauweisen haben sich entscheidend fortentwickelt. Dann ist der von der entsprechenden Fachwelt und Sachverständigen
z.B. in der Fachliteratur veröffentlichte und auf
Fachseminaren ausdiskutierte aktuelle „ Stand
der Technik“ maßgebend.
Entspricht die Bauleistung des Unternehmers
den einschlägigen DIN-Normen, hat dieser den
Beweis des ersten Anscheins geführt, dass er
ordnungsgemäß und damit mangelfrei gearbeitet hat. Dieses gilt, weil die DIN-Vorschriften die
- allerdings widerlegbare - Vermutung für sich
haben, dass sie den anerkannten Regeln der
Technik entsprechen.
Erschüttert werden kann dieser Anscheinsbeweis z.B. dadurch, dass im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung durch einen Sachverständigen nachgewiesen wird, dass es eine
von der einschlägigen DIN-Norm abweichende
allgemein anerkannte Regel der Technik gibt,
die im gegebenen Fall zutreffender ist, dass
inzwischen wesentliche Fortentwicklungen eingetreten sind oder dass neue Erkenntnisse z.B.
über Eigenschaften von Baustoffen vorliegen,
die zum Zeitpunkt der Normenberatung noch
nicht bekannt waren.
oben:
84
158. Deckblatt der EN/DIN 13200-1
Umgekehrt gilt auch, dass nicht jeder Verstoß
des Bauunternehmers gegen einzelne Vorgaben der DIN-Normen zwangsläufig zu einem
Mangel führt. Beim Bauvertrag kommt es
letztendlich entscheidend auf den Erfolg der
ausgeführten Leistung an. Ist die Leistung danach mangelfrei, so ist sie es auch, wenn bei
der Ausführung selbst in einzelnen Punkten
gegen Regeln der Technik verstoßen wurde.
Die Einhaltung der anerkannten Regeln der
Technik soll den Auftraggeber vor Nachteilen
durch Mängel bewahren. Normen sind jedoch
kein Selbstzweck.
Wenn die einzelnen Komponenten einer Bauleistung den Anforderungen der DIN- Normen
entsprechen und das hergestellte Bauwerk
dennoch nicht funktioniert, sind Mängelansprüche gegeben. Der Auftragnehmer haftet für den Erfolg. Auch optische Mängel und
Mengen- bzw. Dickenabweichungen führen zu
Mängelansprüchen des Auftraggebers. Bei nutzungsbedingtem „normalem“ Verschleiß scheiden Mängelansprüche allerdings aus.
Ein Sonderausschuss des DIN-Präsidiums hat
für die Anwendung von DIN-Normen folgenden
Grundsatz aufgestellt:
„Jeder deliktfähige Mensch hat sein Handeln
(Tun und Unterlassen) selbst zu verantworten.
Der Anwender einer DIN-Norm ist davon nicht
ausgenommen.“ DIN-Normen sind herausgegebene technische Richtlinien zum Zweck
„allgemein anerkannte Regeln der Technik“ zu
schaffen, damit in Rechtsvorschriften oder in
privatrechtlichen Verträgen (z.B. in Werkverträgen) auf diese Norm Bezug genommen werden
kann.
Anmerkung: Dies zeigt eindeutig, dass DINVorschriften hilfreiche Leitlinien darstellen, aber
die projekt- oder gebäudespezifischen Anforderungen nicht außer Acht gelassen werden
dürfen.
(siehe 10. Kapitel: „Maximalsteigung“)
[070] Zitat aus „Bad Blankenburger Sportstättentagung“ BIS DSB 2004, Frankfurt, Artikel von S. Lukowski, S. 7/8
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
MVStättVO 2005
§ 1 Anwendungsbereich
a) Versammlungsräume mit
mehr als 200 Besuchern
b) Versammlungsstätten im Freien
mit Szenenflächen für mehr
als 1.000 Besucher
c) Sportstätten mit einer Personenanzahl
von mehr als 5.000 Besuchern
Anmerkung: Im Lizensierungsverfahren des
DFB für Regionalligavereine wird ein Fassungsvermögen von mindestens 10.000 und
übergangsweise auch 5.000 Besucherplätzen
gefordert. Auch die MVStättVO 2005 geht in
Abschnitt 2 mit den §§ 26-30 auf Stadien mit
mehr als 5.000 Besuchern ein. Sie differenziert
in § 27 des Weiteren Blockbildungen in Stadien
mit mehr als 10.000 Zuschauerplätzen.
§2 Begriff „Versammlungsstätten“
Satz 1) sind Bauwerke für die gleichzeitige
Anwesenheit vieler Menschen bei Veranstaltungen „zum Zweck und Nutzen erzieherischer,
wirtschaftlicher, geselliger, kultureller, künstlerischer, politischer, sportlicher oder unterhaltender Anlässe“
Satz 3) Räume für den Verzehr von Speisen
und Getränken, Aulen und Foyers, Vortragsund Hörsäle, sowie Studios
Satz 4) Szenenflächen (weniger als 20 qm gilt
nicht als Szenenfläche)
Die MVStättVO 2005 nicht gültig für:
Spezial- oder Sondersportbauten des
Schwimmsports, Rad-, Reit und Golfsports
oder Versammlungsstätten wie Gottesdienstund Unterrichtsräume, Museen, Theater, Kinos, Opernhäuser, Hörsäle und Fliegende
Bauten. Weitere Begriffbestimmungen sollen
die Bereiche eingrenzen, für die das oben beschriebene Schutzziel „Sicherheit“ gilt:
„Zuschaueranlagen“
(Punkt 3 der DIN 13200 - 1) umfassen alle
Bereiche, in denen sich das Publikum, ständig
oder vorübergehend, bei Sportveranstaltungen
oder anderen Ereignissen aufhält.
„Spiel- und Sportflächen“
sind alle durch ihre Bauweise und Ausstattung
geeigneten Flächen.
„Ergänzungsflächen“
liegen innerhalb des Stadiongrundstücks und
sind nicht unmittelbar sportlich nutzbare Fläche,
jedoch ergänzend zum Betrieb der Sportanlage
erforderlich sind. (Wege, Begrünungen etc.)
In der MVStättVO 2005 lautet es in §2 Begriffsbestimmungen unter Satz 6 - 12 weiter:
„Mehrzweckhallen oder Arenen“
sind überdachte Versammlungsstätten für verschiedene Veranstaltungen
„Foyers“
sind Empfangs- und Pausenräume für Besucher
„Sportstadien“
sind Versammlungsstätten mit Tribünen für Besucher und nicht überdachten Sportflächen
Anmerkung: Damit ist „per definitionem“ auch
klargestellt, was ein Stadion und was eine Arena ist.
§6 Grundsätze der Rettungswegführung
Sie müssen ins Freie zu öffentlichen Verkehrsflächen führen und sind als Rettungswege
freizuhalten.
01.
02.
03.
04.
05.
06.
Gänge und Stufengänge
Ausgänge aus Versammlungsräume
Notwendige Flure und Treppen
Ausgänge ins Freie, Balkone
Dachterrassen und Außentreppen
R-Wege im Freien Grund
Die Rutschfestigkeit (DIN 13200-1 Punk 5.1.4)
muss gewähleistet sein, egal ob trocken oder
feucht. Die Wege sollen geradlinig, übersichtlich und hindernisfrei sein. Zu- und Abgangstore sind ständig durch Ordnungsdienste zu besetzen. § 25 DFB-Sicherheitsrichtlinien (2004)
Jedes Geschoß mit Aufenthaltsräumen benötigt zwei voneinander unabhängige bauliche
Rettungswege, dies gilt auch für Tribünen
(§9 DFB „alle Blöcke...“). Die Führung beider
Rettungswege in einen gemeinsamen notwendigen Flur ist zulässig.
Eine Rettungswegführung durch Foyers und
Hallen ist erlaubt, wenn in jedem Geschoß ein
weiterer unabhängiger baulicher Rettungsweg
vorhanden ist.
85
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Bemessung der Rettungswege
Bemessung der Rettungswege
Versammlungsstätten im Freien,
sowie Sportstadien gilt
b = 1,20 m
für je
600 Pers.
in anderen Versammlungsstätten
b = 1,20 m
für je
200 Pers.
Treppenlaufbreite zwischen zwei Handläufen
b = 2,40 m
b = 1,80 m
max.
max. (lt. engl. „Green Guide“)
In Versammlungsstätten mit mehr als 800 Besucherplätzen dürfen die Rettungswege nur
diesem Geschoß zugeordnet sein. Bei Aufenthaltsräumen mit mehr als 100 qm Grundfläche
sind zwei weit auseinander und entgegengesetzt liegende Ausgänge ins Freie / Rettungswege anzuordnen (§6 MVStättVO)
Kennzeichnung der Rettungswege
Die Sicherheitszeichen müssen dauerhaft und
gut sichtbar auf kürzestem Wege zum Ausgang
führen. Entsprechend MVStättVO 2005 §10
Absatz 8 müssen sich Rettungswege in Mehrzweckhallen mit mehr als 5.000 Plätzen und in
Sportstadien durch Kennzeichnung farblich von
der Umgebung deutlich abheben und laut DFB/
FIFA sind die Stufengänge durch Signalfarben
gemäß DIN 4844, Teil 1 zu kennzeichnen.
(analog §7 FIFA-Safety Guidelines)
Stufenbeleuchtung
In Versammlungsräumen müssen die Rettungswege bei Verdunkelung auch ohne Sicherheitsbeleuchtung erkennbar sein. In Sportstadien
mit Sicherheitsbeleuchtung ist eine Stufenbeleuchtung nicht notwendig. (MVStättVO 2005
§15 Absatz 3)
MVStättVO §7 Absatz 1
„Die Entfernung von jedem Besucherplatz bis
zum nächsten Ausgang aus dem Versammlungsraum oder von der Tribüne darf nicht länger als 30 m sein. Bei mehr als 5 m lichter Höhe
ist je 2,5 m zusätzlicher lichter Höhe über der zu
entrauchenden Ebene für diesen Bereich eine
Verlängerung der Entfernung um 5,0 m zulässig. Die Entfernung von 60 m bis zum nächsten
Ausgang darf nicht überschritten werden.“
Entfernung innerhalb von Fluren/Foyer bis zum
Ausgang, bzw. zum notwendigen Treppenraum
nicht länger als 30 m. Die Entfernung wird in
Lauflinie entlang der Reihen und Gänge gemessen. Die DIN 13200-1 sagt in Punkt 8.0
Weglänge/Entfernung: Ausgangssystem in
Gebäuden maximal in 30 m und im Freien maximal in 60 m.
MVStättVO §7 Absatz 4 - „Bemessung“
Die Breite der Rettungswege ist nach der
größtmöglichen, darauf angewiesenen Personenanzahl zu bemessen und beträgt:
mindestens b = 1,20 m.
Für Versammlungsstätte im Freien,
sowie Sportstadien gilt:
b = 1,20 m für je 600 Pers.
in anderen Versammlungsstätten:
b = 1,20 m je 200 Pers.
Max.Treppenlaufbreite = 2,40 m (zwei Pers.
am Handlauf + je eine weitere Pers.) Gemäß
7.5 „Guide to Safety“ b = max. 1,80 m, max.
16 Steigungen je Lauf, Richtungswechsel nach
max. 36 Stg. falls Neigung < 30°.
Die früheren Planungsgrundlagen des IAKS
(2.3.3.6) beschreiben die bisherige Rechtsund Bemessungsgrundlage:
Italien
je 500 Pers. b = 1,2 m
Deutschland
je 750 Pers. b = 1,0 m
Mindestbreite 1,0 m, nur gültig, wenn im Notfall
das Spielfeld als zweite Fluchtmöglichkeit zur
Verfügung steht,
ansonsten
je 450 Pers. b = 1,0 m
MVStättVO §7 Absatz 4 Staffelung von Fluchtweg-Breiten:
in 0,60 m - Schritten
unten:
86
158a. „60cm-Modulbreiten“ der MVStättVO 2005
Bei Aufenthaltsräumen mit weniger als 200 qm
Grundfläche b = 0,90 m und auf Arbeitsgalerien
b = 0,80 m. In der Begründung und Erläuterung
zur MVStättVO-Fassung Juni 2005 der ARGEBAU „Fachkommission Bauaufsicht“ heißt es
zur Staffelung der Fluchtwegbreiten wie folgt:
[071]
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
§19 Abssatz 4 VStättVO 1978 ging von der
Vorstellung aus, dass eine Evakuierung im Gefahrenfall so steuert werden kann, dass sich die
Personenströme aus verschiedenen Geschossen nicht überlagern.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass es insbesondere beim Zusammentreffen der Personenströme auf Treppenabsätzen zu Stauungen auf
den Treppen und zu Panikverhalten kommt.
Da sich auch der Veranstaltungscharakter
verändert hat und Versammlungsstätten aus
wirtschaftlichen Gründen maximal ausgelastet
werden, sind Abschläge bei der Ermittlung der
Personenzahl nicht gerechtfertigt.
Das Ausgangsmodul unterstellt, dass für eine
Person eine Durchgangsbreite von 0,60 m erforderlich ist und jeweils zwei Personen ohne
gegenseitige Behinderung einen Rettungsweg
nutzen können. Das Ausgangsmodul beträgt
danach mindestens 2 x 0,60 m; nach DIN
18024 wäre ohnehin eine Mindestbreite von
0,90 m erforderlich. Durch eine Türöffnung in
der Breite des Ausgangsmoduls von 1,20 m
können also jeweils zwei Personen gleichzeitig
den Raum verlassen; 100 Personen benötigen
dafür ca. eine Minute.
Für das Verlassen eines Raumes durch ein
0,60 m Modul benötigen also ca. 50 Personen eine Minute. Da durch eine Tür von
0,80 m, 0,90 m oder 1 m Breite jeweils nur eine
Person gehen kann, ändert sich diese Räumungszeit dafür nicht.
Die ... zu Grunde liegende Modulbetrachtung
entspricht den bisherigen wissenschaftlichen
Untersuchungen und hydraulischen Modellen
z.B. on Predtetschenski und Milinski (Predtetschenski, M.M. und Milinski, A.l, Personenströme in Gebäuden, Staatsverlag der DDR, Berlin
1971) und ist durch Versuche in der Praxis bestätigt worden.
Die Regelungen der VSTättVO 2002 machen
„Evakuierungsberechungen‘ für jeden Einzelfall entbehrlich. Die neue Bemessungsformel
mit 1,20 m Breite je 200 Personen stellt gegenüber der bisherigen Bemessungsregel von
1 m je 150 Personen keine Erschwernis dar.
Waren bisher für 1.200 Personen insgesamt
8 m Ausgangsbreite erforderlich, so sind es
künftig nur noch 7,20 m Ausgangsbreite. Diese
Reduzierung kann erfolgen, weil durch das Modulsystem die Rettungswege effektiver genutzt
werden können und dadurch die Kapazität der
Rettungswege erhöht wird.
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Mit der Bemessungsvorschrift des Satzes 3 Nr.
1 werden die Versammlungsstätten im Freien
und die nicht überdachten Sportstadien gegenüber der Regelung der Nummer 2 deutlich begünstigt. Diese Begünstigung nach Nr 1 erfasst
in Sportstadien nur die Rettungswege von den
Tribünen und aus dem Innenbereich. Die Rettungswege von Aufenthaltsräumen im Gebäudeinnern fallen dagegen unter Nr 2.
Die neuen bautechnischen und architektonischen Entwicklungen führen dazu, dass
Sportstadien mit beweglichen Dächern vollständig überdacht und damit Mehrzeckhallen
werden.
Ein Beispiel ist das in der Stadt Gelsenkirchen
errichtete Sportstadion “Arena auf Schalke“.
Soweit bei Veranstaltungen das Dach über
dem Spielfeld komplett geöffnet ist und nur die
Tribünen überdacht sind, führt dies zur Anwendung der Bemessungsregel der Nummer 1,
soweit Veranstaltungen in der geschlossenen
Halle stattfinden, führt dies zur Anwendung der
Bemessungsregel der Nummer 2.“ [071a]
Durchlasskapazität
Laut BEL-Neufert gibt C. van Eestern folgende
Entleerungszahlen für das Amsterdamer Stadion an: [072]
„Egress- or Emergency
evacuation time“
Guide to Safety of a Sports Ground
Punkt 9.6 - 9.9 (B028) zum Vergleich / Information
Auf allen Wegen einer Sitzplatztribüne (inklusive
der Stufengänge, Umgänge und Treppenanlagen
unter der Tribüne) beträgt die Durchlaßkapazität:
73 Personen pro Meter/Minute
Im Stehplatzbereich: 109 Pers. pro Meter/Minute
Normale Entleerungszeit: max. 8 Minuten
Evakuierungszeit:
2,5 bis 8 Minuten
...the emergency exit system from the viewing
accomodation to a place of safety. (p.82)
A place of safety is a place which people can reach
safely via the escape route, and which will be safe
from the effects of fire. It may be a road, walkway
or open space adjacent to, or even within the
boundaries of the sports ground. (p.165)
places of comparative safety =
safe for min. 30 minutes
Nur in Ausnahmefällen und nach Rücksprache mit
dem Brandschutzgutachter darf laut 9.12 das Spiel
feld als Fluchtweg herangezogen werden. Voraussetzung ist ein direkter Ausgang zu einem sicheren
Platz.
Diese Mögichkeit besteht nach MVStättVO nicht
(siehe 12. Kapitel: „Entspannungstore“)
Je 5.000 Zuschauer 7 Minuten = 420 Sekunden
bei 9,5 m Ausgangsbreite
(Los Angeles 12 min. und Turin 9 min.)
9,5 m x 420 s = 0,8 s
5.000 Pers.
Eine Person benötigt 0,8 s umgerechnet auf
1 m Ausgangsbreite. Daraus wurde folgende
Näherungsformel für die Berechnung der Entleerungszeit berechnet (alt):
Entleerungszeit (alt) = Besucherzahl
Ausgangsbreite x 1,25
Vergleicht man diese Formel nun mit den Festlegungen aus der MVStättVO 2005, so ergibt
sich:
50 Pers. = 1 Minute je 0,60 m - Modul
100 Pers. = 1 Minute je 1,20 m - Mindestbreite
Zwei Personen benötigen also o,6 s bei umgerechnet 1,20 m pro Ausgangsmodul.:
0,8 s = 1,0 m (alt)
→ 1,0 s = 1,25 Pers./m
0,6 s = 1,2 m
→ 1,0 s = 1,65 Pers./m
[071/071a] Zitat aus „Begründung und Erläuterung zur MVStättVO 2005“ Fachkommision Bauaufsicht S. 14
[072]
Zitat aus „Neufert - Bauentwurfslehre“, 1992, (33. Auflage), S. 427
87
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Entleerungszeiten
Sitzplatz-Blockdefinition
Nach Festlegung MVStättVO 2005 beträgt die
Mindestausgangsbreite 1,2 m = 2x 0,60 m:
Die Neuerung der „60cm-Staffelung“ hat zurfolge, dass moderne Veranstaltungs-Arenen mit
wandelbaren Dächern die dreifache Ausgangsbreite nachweisen müssen als vergleichbare
Stadien im Freien. Diese sehr einschneidende
Regelung für derartige Hallenstadien bezieht
sich ebenfalls auf Theater und Kinos.
In früheren Rechtsvorschriften, beispielsweise
§14 Absatz 3 VStättVO 1990 konnten in Versammlungsstätten bei nicht steil ansteigenden
Reihen bis zu 32 Personen (2x 16) zwischen
zwei Gängen sitzen. In steilen Reihen wurde
die Zahl abgemindert auf 24 Personen (2x 12)
und maximal 50, wenn je vier Reihen mindestens 1,50 m Fluchtwegtüren zur Verfügung
standen.
Heute gilt durch die MVStättVO 2005, dass auf
jeder Gangseite „im Freien“ maximal 20 Sitzplätze liegen dürfen, das bedeutet zwischen
zwei Seitengängen liegen maximal 40 Sitzplätze. Die Werte halbieren sich auf 10/20, wenn
es sich bei der Versammlungsstätte um einen
Innenraum handelt. Ausnahme sind wiederum
maximal 50 Sitzplätze, falls für jeweils vier Reihen eine Tür mit der Breite 1,20 m zur Verfügung steht.
1,65 > 1,25 (alt)
→ 25% mehr
Durchlauf
Entleerungszeit (neu) = Besucherzahl
Ausgangsbreite x 1,65
Zum Vergleich die Zeiten (sh.ob. C. van Eestern, Amsterdam) 420 s > 20% > 315 s
bei 1,20 m - Ausgangsmodulbreiten
Beispiel: 40.000 Zuschauer : 600 Personen =
66,7 x 1,2m = 80m Ausgangsbreite
Entleerung = 40.000 Pers. = 300 s = ca. 5 min
80 m x 1,65
Laut DIN 13200-1 „Durchlasskapazität“ können
unter Punkt 8.0 und Anhang E (informativ) auf
ebener Fläche 100 Menschen einen Ausgang
von 1,20 m Breite in einer Minute angemessen
passieren.
Auf Stufengängen reduziert sich die Zahl auf 79
Menschen, die einen Ausgang von 1,20 m in einer Minute angemessen passieren. (Vgl. Green
Guide = 73) Die Zeiten für die Evakuierung der
Zuschauerbereiche, d.h. Erreichbarkeit eines
Sicherheitsplatzes, werden näherungsweise,
wie folgt angegeben:
im Freien
in Gebäuden
oben:
159. Blockdefinition
Skizze gemäß MVStättVO 2005
max. 40 Pers. x 30 Rh.
mind. 1,20 m RW (Stufengang)
seitlich und hinter dem Block
unten:
160. Blockdefinition (neu!)
gemäß Stadion-ATLAS (Dissertation)
max. 1.200 Personen
Interpolieren zwischen 40 x 30
bis 30 x 40 möglich
rechts oben: 170. Tabelle F
Stadion-Kapazitäten
zur WM 2006 in Deutschland
Angaben gemäß OK 2006
Stand: Oktober 2005
88
in höchstens 8 Minuten (15)
in höchstens 2 Minuten
Anmerkung: Mitte der 90er Jahre wurde für die
Entleerung ein Zeitraum von ca. 10 min „als
ausreichend angesehen“ (bei einer Breite von
60 cm pro Minute passieren ca. 40 Personen
(1992), IAKS-Planungsgrundlagen 2.3.3.6)
Die FIFA empfahl ein so genanntes „Trichtersystem“, Ankunft über eine Stunde vor Spielbeginn, aber Entleerung in sehr kurzem Zeitraum.
Nach Rücksprache mit HHP West - Beratende
Ingenieure (Brandschutz) ist für die Entleerung
ein Wert von 15 min (bis ins Freie) realistischer
anzusetzen. Es sei denn bei 8 min handelt es
sich bei der zu erreichenden Fläche gemäß
„Green Guide“ (B028) um ein „place of comparative safety“ (30 min) ähnlich dem Spielfeld
oder gegebenenfalls Umgangsflächen mit freien Aussenraum-Treppenhäusern. Der Zeitraum
von 15 min wird vorgeschlagen, da die DIN mit
79/100 Pers./min. „sehr günstige Werte angesetzt hat“. (HHP)
Anmerkung: Abweichend davon sagt die EN/
DIN 13200 -1 in Anhang E (informativ): Sitzplätze zwischen zwei Seitengängen im Innenraum 2x 14 = max. 28 Plätze. Damit folgt die
Europanorm den Vorgaben des „Green Guide“
(B028) von 1997 (chapter 11.14)
Die Projektgruppe Muster-Versammlungsstätten-Verordnung befasst sich zurzeit (Stand
2004) mit einer Entschärfung der Regelung
1,20 m / 200 Personen innerhalb von Versammlungsräumen in Gebäuden (Theater, Kinos etc.)
Eine Änderung unter Einbeziehung der Brandschutzsituation (Brandlast, Raumhöhe und Entrauchungsmöglichkeiten) wäre denkbar.
Neuformulierung zur „Blockdefinition“
vgl. §10 MVStättVO 2005 Absatz 4
Die Maximalgröße eines Sitzplatz-Blocks wird
mit 1.200 Personen definiert. Die Reihe/PlatzKombination kann interpoliert werden, insofern
die max. Rettungweglänge nicht überschritten
wird:
30 Rh. x 40 Pers. = 1.200 Personen
40 Rh. x 30 Pers. = 1.200 Personen
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
8. Kapitel - „Planungsgrundlagen“
Bemessungsgrundlage
Fassungsvermögen
Frühere Planungsgrundlagen des IOC/IAKSgehen ohne Haupterschließung von einem
Flächenverbrauch von 2,5 Tribünen-Plätzen
pro Quadratmeter (Bsp. Deutschland) als Bemessungsgrundlage aus, um einen Anhalt für
den Flächenverbrauch zu ermitteln. [073]
Die Bauentwurfslehre nach Neufert geht 1992
als Planungsgrundsatz und Maß für Versammlungsstätten, insbesondere den Bau von Sportstadien davon aus:
Bei sitzenden Zuschauern ist für die Größe
eines Versammlungsraumes (Theater) „ein
halber Quadratmeter pro Person“ anzusetzen.
Dies ergibt sich aus einem Sitzplatzraster von
50 x 90 cm = 0,45 qm, mit einem Zuschlag von
0,05 qm = 0,5 qm, wobei die lichte Durchgangsbreite damals 45 cm beträgt. Die MVStättVO
2005 übernimmt die Regelungen der VStättVO
1978 und leitet aus der obigen Rechnung =
zwei Personen pro Quadratmeter ab. „Lediglich
bei Stehplätzen auf Stufenreihen, z.B. in Sportstadien wurde, der Praxis der Veranstalter entsprechend, eine größere Dichte zugelassen,
mit der Folge, dass die Rettungswege entsprechend größer dimensioniert werden müssen.
Für Innenräume ist eine Belegung mit vier Personen je qm jedoch weder praxisgerecht noch
sicherheitsrechtlich vertretbar.“ (Zitat aus dem
Kommentar der ARGEBAU, Juni 2005)
„Tribünenanlagen“ sind gestufte Platzreihen
auf einem Erdwall, auf einer einfachen Tragwerkskonstruktion oder auf mehrrangigen
Hochbauten. Kombinationen sind üblich und
sollten dabei die Topographie kostengünstig
ausnutzten. Die Kapazität hängt ab von den im
Stadion beabsichtigten Sport- oder sonstigen
Veranstaltungen. Sie bezieht als Bruttokapazität auf alle im Tribünenbereich verfügbaren
Sitz-/Stehplätze, Plätze für Behinderte und
Ehrengäste, Plätze für Medien und ggfls. Logen/VIP-Boxen. Die Nettozahlen beziehen sich
hingegen auf zahlende Zuschauer nach Abzug
von zusätzliche Medienanforderungen, Sichtbehinderte Plätze, Ehrenplätzen etc., da sie
die wirtschaftliche Grundlage einer Veranstaltungsstätte darstellen.
Der DFB/DFL legen für das Lizensierungsverfahren als Mindeststandard ab Regionalliga
mindestens 10.000 Plätze fest.
Regelung MVStättVO 2005 §1 Absatz 3:
Sitzplätze in Reihen und für Stehplätze zwei Besucher je qm Grundfläche
eines Versammlungsraumes
Stehplätze auf Stufenreihen zwei Besucher pro laufendem Meter
Anmerkung: Für „Sitzplätze an Tischen“ wird
die Zahl mit ein Besucher pro Quadratmeter
angesetzt. Dies ist im Zusammenhang mit der
Planung der Lounge- und Businessbereiche
interessant und wird im Kapitel „Ehrengastbereiche“ näher untersucht. In Bezug auf eine
Tribünenbelegung ist eine Bemessungsgrundlage auf der Basis von „Personen pro Quadratmeter“ eher unvorteilhaft, da die zur Verfügung
stehende Fläche sich jeweils aus der Stufentiefe und dem Sitzplatzraster ergibt. Somit würde
nur das „Vielfache“ eines Sitzplatzrasters und
einer laufenden Länge „abgewickelter“ Tribünenstufen als Vorbemessung Sinn machen.
FIFA-Mindestkapazitäten
30.000 Sitzplätze internationale Turniere
40.000 Sitzplätze Gruppenspiele, Achtel
und Viertelfinale
60.000 Sitzplätze Eröffnungsspiel, Halbfinale
und Finale
50.000 Sitzplätze Konföderationen-Pokal
Tabelle F
„Kapazitäten“
international
nur
Sitzpl.
nation.
gesamt
mit
Stehpl. Stehpl.
01_Berlin
74.200
. /.
02_Dortmund
65.900 27.500 81.250
03_Frankfurt
48.400
04_Gelsenk.
53.600 16.300 61.500
05_Hamburg
51.300
8.900
55.800
06_Hannover
44.900
7.200
49.800
07_Kaisersl.
47.700 12.000 48.500
08_Köln
46.300
9.200
50.300
09_Leipzig
44.300
. /.
44.300
10_München
65.600 20.000 66.000
11_Nürnberg
43.800
7.800
46.800
12_Stuttgart
53.100
4.300
57.000
9.300
74.200
52.300
Gesamt
639.100 122.500 687.750
Mittelwert
53.258 12.250 57.313
Minimum
43.800
Maximum
74.200 27.500 81.250
4.300
44.300
UEFA-Mindestkapazitäten
30.000 Sitzplätze Gruppenspiele, Achtelund Viertelfinale
40.000 Sitzplätze Viertel- und Halbfinale
(4-Sterne-Stadien)
50.000 Sitzplätze Eröffnungsspiele / Finale
(5-Sterne-Stadien)
Verhältnis Steh / Sitzplätze
Laut §9 DFB-Sicherheitsrichtlinien sollen alle
Stadien der Liga kontinuierlich in Sitzplatzstadien umgebaut werden, ein Kontingent von 20
Prozent Stehplätzen ist maximal zulässig. Die
FIFA / UEFA fordert, dass alle Zuschauer über
einen Sitzplatz verfügen sollten. Ein Stadion gilt
auch als Sitzplatzstadion, wenn die Stehplatzbereiche geschlossen bleiben. Dies ist gültig
einschließlich Vorrundenspielen, dem Konföderationen-Pokal, Klub-Weltmeisterschaft und
Olympiaden. Die Festlegung des Verhältnisses
von Steh- und Sitzplatzbereichen hängt auch
von der Dauer der Veranstaltung ab (IAKS),
z.B. Leichtathletik-Wettkämpfe dauern oftmals
den ganzen Tag.
[073] Information aus „Planungsgrundlagen Sportplätze / Stadien“ IOC/IAKS 1993, Köln, S. 56 Tabelle 6
89
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel
Definition Bestuhlung
„Tribünen-Ausstattung“
Laut MVStättVO 2005 §10 muss die Bestuhlung
in Reihen unverrückbar befestigt sein. Eine vorübergehende Bestuhlung in Reihen muss fest
miteinander verbunden werden.
Die verschiedenen Nutzergruppen
einer Stadiontribüne und ihre geometrischen Sichtbedingungen
-
Definition Bestuhlung
Abmessungen von Sitzplätzen
Brüstungsraten
Höhe der Abschrankungen
Brüstung und Sichtlinie
Sitzplatz-“Umwehrung“
Rollstuhlfahrer-Plätze
Platzbedarf von Rollstuhlplätzen
Sichtlinien und Rollstuhlfahrer
Stehplatzbereich
Wellenbrecher
Stufengänge im Stehplatzbereich
MF-Multifunktion
Medien-Allgemein
Schreibende Presse
Kommentatoren-Positionen
Kamerastandorte / -Positionen
Platzdedarf von Kamerapositionen
Materialqualität von Sitzplätzen
Grundsätzlich müssen Sitze mindestens B1
- schwer entflammbar sein und bei Versammlungsstätten mit mehr als 5.000 Plätzen darüber hinaus, die Unterkonstruktion aus nichtbrennbaren Materialien. (§33 MVStättVO)
Ausbildung der Sitze
Die Sportverbände FIFA/UEFA/DFB weisen darauf hin, dass die Anordnung der Sitzplätze gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zu erfolgen hat. Sie fordern Einzelsitzschalen, bequem
und anatomisch geformt, auch mit seitlicher
Armstütze und hochklappbaren Sitzflächen.
Die Sitze müssen mit Rückenlehnen ausgestattet sein (Mindesthöhe 30 cm), da Traktorsitze nicht mehr zulässig sind. Ergänzend zur
unverrückbaren Befestigung beschreiben sie
die Anforderungen mit bruchfest (vandalismussicher), klimafest und aus nicht entzündbarem
Material.
Kennzeichnung
Platz und Reihe müssen deutlich gekennzeichnet und nummeriert sein. Die Kennzeichnung
muss eindeutig, einfach und schnell zu identifizieren sein.
Provisorische Tribünen
Laut UEFA (2004) „werden provisorische
Tribünen als Sitzgelegenheiten definiert, die
aufgrund des Materials, der Struktur und der
Konstruktion nur für eine zeitlich limitierte Benutzung vorgesehen sind und in keiner Weise
über eine lange Zeitspanne eingesetzt werden
können. Provisorische Tribünen sind in keinem
UEFA-Wettbewerbsspiel zugelassen“. [b]
Sitzplatz-Bänke
Entsprechend dem gewachsenen Standard
einer Sitzplatztribüne sind Sitzbänke laut FIFA/
UEFA nicht mehr zugelassen. Allerdings laut
MVStättVO 2005 sind diese in Gaststätten und
Kantinen noch zulässig, sowie in Räumen mit
nicht mehr als 20 Sitzplätzen, wie z.B. Logen.
Auch die DIN 13200-1 Punkt 5.3.3 lässt Sitzplätze auf Bänken prinzipiell noch zu.
171. Ehrengastbereich / Presse, Olympiastadion Berlin (2004)
90
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
176. Einzelsitzschale Unterrang, WM-Stadion Frankfurt
Abmessungen von Sitzplätzen
Laut DIN 13200-1 Punkt 5.3.4 (Mindestabstand
von Rückenlehne zu Rückenlehne):
Stufen-Tiefe
empfohlener Wert
mind. 70 cm
mind. 80 cm
Laut MVStättVO 2005 §10 Absatz 3
Sitzplatz-Breite („Raster“) mind. 50 cm
Durchgangs-Breite
mind. 40 cm
172. Einzel-Sitzschale
Abweichend davon die
DIN 13200-1 Punkt 5.3.2 + 5.3.3:
Sitzplatz-Breite empfohlener Wert Sitzplatz-Tiefe empfohlener Wert Durchgangs-Breite
empfohlener Wert Sitzplatz-Höhe
177. Klapp-Sitze Unterrang, WM-Stadion Berlin
mind. 45 cm
mind. 50 cm
mind. 35 cm
mind. 40 cm
mind. 35 cm
mind. 40 cm
max. 45 cm
Die Technische Empfehlungen FIFA/UEFA:
Sitzplatz-Tiefe mind. 40 cm
Durchgangs-Breite
mind. 40 cm
Höhe des Sitzes
Die Bauentwurfslehre von Neufert (1992)
arbeitet mit drei Sitzbequemlichkeiten:
Arbeitstuhl 45,0 - 48,0 cm
Wohnen /Essen 40,0 - 45,0 cm
Kleiner Sessel 37,5 - 40,0 cm
173. Einzel-Klappsitz
178. Logen-Sitze Ehrengastbereich, WM-Stadion Stuttgart
Laut Planungsgrundlage des IAKS 1993,
Sitzplatz-Raster der europäischen Nachbarn:
Italien 45 x 60,0 cm
Großbritannien 45 x 67,5 cm
Schweiz
45 x 75,0 cm
Unter 2.1.3 gibt die Tab 6 (IAKS/IOC 1993)
einen Anhalt darüber, dass die verwendeten
Sitzplatzraster der Nachbarländer zum Teil
wesentlich kleiner sind. Die höhere Effizienz
geht allerdings zu Lasten eines geringen Sitzplatzkomforts. (3,7 Italien bis 2,9 Schweiz Personen/qm)
Anmerkung: Die Zahlen konnten im Rahmen
dieser Dissertation nicht mit den aktuellen Planungen, z.B. Wembley (GB) oder EM 2008
verglichen werden! Laut „Green Guide“ (B028)
beträgt die Sitzweite 460 mm + 40 mm Armlehnen = 500 mm bis 760 mm (chapter 11.11) Die
Durchgangsbreite („clearway“) kann von 400
auf 305 mm in Ausnahmen reduziert werden,
wenn nicht mehr als 7 Personen in einer Reihe
sitzen.
174. Business-Sitz
(Köln)
179. Business-Sitze Ehrengastbereich, WM-Stadion München
175. Business-Sitz
(München)
91
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
180. Glasgeländer-Aufsatz (Logenbereich), WM-Stadion Köln
Brüstungsarten
„Flächen, die im Allgemeinen zum Begehen bestimmt sind und unmittelbar an tiefer liegende
Flächen angrenzen, sind mit Abschrankungen
zu umwehren, soweit sie nicht durch Stufengänge … verbunden sind.“
(MVStättVO 2005 §11 Satz 1)
184.
181. Vollglasgeländer (Logenbereich), WM-Stadion Dortmund
185.
182. Massivbrüstung (80/20 cm), WM-Stadion Gelsenkirchen
Ausnahmen des oben genannten § 11 sind:
- Szenenfläche zum Zuschauerraum
- Stufenreihen nicht höher als 50 cm
- Höhenunterschiede größer als 50 cm
... benötigen eine Umwehrung, die Fußboden
der dahinter liegenden Reihe um mindestens
65 cm überragt, dies entspricht der so genannten „Sitzplatz-Umwehrung“
Die DIN 13200 – 3 Absatz 4.1.1 überlässt die
Frage einer Absturzsicherung zunächst dem
Planer und dessen Einschätzung der Nutzung
auf der entsprechenden Fläche. Auch sie begrenzt die Höhenunterschiede und macht ab
50 cm eine Abschrankung notwendig, sagt
jedoch dass dies „unter Umständen“ auch bei
kleineren Höhenunterschieden gebraucht wird.
In Anlehnung an die Vorgaben für Stehplatzbereiche mit mindestens 10 cm (MVStättVO) und
maximal 20 cm (DIN 13200-1) kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Höhenunterschiede ab 20 cm abzuschranken sind.
Wichtig!
Laut EN/DIN 13200-3 Absatz 4.10 wird davon ausgegangen, dass Absperrungen vor
Tribünenbereich die Sicht einschränken
können.
186.
183. Business-Sitze Logenbereich, EM-Stadion St. Denis, Paris
187.
92
Ausbildung der Abschrankungen
„Die Planung der Absperrung muss so sein,
dass das Risiko des Abstürzens, Durchrollens,
Gleitens oder Rutschens von Personen durch
Öffnungen in der Absperrung auf ein vertretbares Maß herabgesetzt ist.“ (EN/DIN 13200-3
Absatz 4.1.3 „E“)
Der obere Abschluss von Geländern sollte so
ausgebildet werden, dass dieser nicht als Ablage von Gegenständen benutzt werden können
und die durch Herunterfallen andere Zuschauer in Gefahr bringen können. Wenn mit der
Anwesenheit von Kleinkindern zu rechnen ist
(MVStättVO 2005), dann sind Geländer so zu
gestalten, dass ein Überklettern erschwert wird
und der Abstand von Geländerteilen nicht mehr
als 12 cm beträgt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Höhe der Abschrankungen
Brüstung und Sichtlinie
Geländerhöhen nach DIN 18065
„Gebäudetreppen“ nach Tabelle 2
Fall 1 / 2: 90cm-Höhe
Die Normalhöhe der Absturzsicherung vor einer
Sitzplatzreihe wird üblicherweise als Massivbrüstung plus Aufsatz gebaut. Die Höheneinteilung
ist dem Gestaltungswillen des Planers überlassen. Im Bereich von Logenbändern oder den
Vorderkanten von Oberrangtribünen kommt es
in der Regel zu sichtlinientechnisch „kritischen“
Blicksituationen auf die Seiten-/ Torauslinie.
Bis 12 m bei Wohngebäuden und anderen Gebäuden, die nicht der ArbStättVO unterliegen
90 cm nach LBO
Bis 12 m bei Gebäuden, die der ArbStättVO
unterliegen 100 cm nach Arbeitsschutzrecht
Über 12 m gültig für alle 110 cm
Laut MVStättVO 2005 §11 Satz 2 müssen Geländer, Wellenbrecher, Zäune, Absperrgitter
oder Glasgeländer mindestens 1,10 m hoch
sein, dies entspricht dem „Guide to Safety“ Dabei setzt die DIN für Zuschaueranlagen in Teil 3
Absatz 4.2 die Lastannahme unabhängig von
der Abschrankung- / Zaunhöhe immer auf 1,10
m an. (siehe 9. Kapitel: „Wellenbrecher“)
Tribünenvorderkanten Höhe vor Sitzplatzreihen
Laut MVStättVO 2005 §11 Satz 3 sind die Absturzsicherungen
Grundsätzlich 0,90 m
oder
0,80 m bei 20 cm Breite
oder
0,70 m bei 50 cm Breite
Interpolation zwischen diesen Werten ist erlaubt oder Brüstungshöhe = 0,65 m, falls der
Höhenunterschied vor Sitzplatzreihen nicht
mehr als 1,0 m beträgt sein. Sollte eine Höhe
weniger als 90 cm gewählt werden, dann darf
der lichte Durchgang zwischen Brüstung und
Vorderkante nicht größer sein als 53 cm. Eine
Abschrankung hinter der letzten Sitzplatzreihe
sollte nach EN/DIN 13200-3 Absatz 4.1.3 mindestens h = 1,1 m hoch über der dahinter liegenden Fußbodenhöhe sein.
Anmerkung: In Abhängigkeit von der jeweiligen Nutzungsdefinition unterliegt das Bauwerk
gegebenenfalls unterschiedlichen Rechtsverordnungen. Beispiel: Stadiontribüne während
einer Veranstaltung = VersammlungsstättenVO
und nach dem Spiel (wg. Reinigungsdienst)
= ArbeitsstättenVO. Die Brüstung vor einer
Zuschauerreihe darf z.B. laut MVStättVO 90
cm hoch sein, laut ArbStättVO jedoch grundsätzlich 1,0 m. Dieses Problem sollte daher im
Verlauf einer Ausführungsplanung aufmerksam
begleitet und ggfls. im Vorfeld der Ausführung
abgeklärt werden.
Falls aufgrund der Stadiongeometrie keine
Optimierung in der Gesamtstruktur möglich
ist, sollte der Planer bei einem „aufgesetzten“
Handlauf (beispielsweise ein 50 mm Rundrohr
oder ein 50 mm Flachstahl) darauf achten,
dass der Abstand zur Massivbrüstung groß
genug gewählt wird und der Besucher trotz notwendiger Absturzhöhe „wenigstens“ oberhalb
und unterhalb des Handlaufs hindurchschauen kann. Es ist jedoch darauf zu achten, dass
der Zwischenraum nicht zu groß gewählt, dass
eine Person/Kind hindurchpasst oder die Breite
der Brüstung als Abstellfläche mißbraucht werden kann.
Das Modell „Köln“ (20 cm Glas- auf 70 cm
Massivbrüstung b = 15 cm) erscheint als eine
gute Lösung. Die geringe Anzahl, der auf die
Absturzsicherung angewiesenen Personen erlaubt eine Ausführung ohne Handlaufstab und
geringerer Horizontalbelastbarkeit.
Alternativ, kann die gesamte Geländerhöhe
natürlich als Glaskonstruktion (ca. 5 cm) ausgebildet werden. Dies ist zum einen eine Kostenfrage und die Entscheidung, inwieweit die
Brüstung zu Werbezwecken (Bandenwerbung)
gebraucht wird.
Fall 3: 80cm-Brüstung
Die niedrigere Brüstungshöhe zieht eine Verbreiterung auf b = 20 cm mit sich. Im Bereich
von Logenbänder etc. (sh.ob.) bedeutet ein
niedrigere Brüstung aber häufig eine Verschlechterung der Sichtqualität. Um diesem
Problem entgegenzuarbeiten, ist bei dem Brüstungsmodell „München“ die Brüstungsbreite
angeschrägt ausgeführt worden.
Fall 4: 70cm-Brüstung
Eine weitere Verbreiterung auf 50 cm, um die
Brüstung noch niedriger ausführen zu können,
kommt selten zum Einsatz, da es kaum zu
verhindern ist, dass die entstehenden Flächen
nicht zum Abstellen von Gegenständen missbraucht werden.
Absturzsicherungen, Geländer
MVStättVO 2005 §11 Satz 2-3
Grundsätzlich
1,10 m
vor Zuschauerreihen
0,90 m
oder
oder
0,80 m bei 20 cm Breite
0,70 m bei 50 cm Breite
oder bei Absturzhöhen
weniger 1,0 m
0,65 m (Umwehrung)
„Sichtbehinderungen“
Im Guide to Safety at Sports Grounds (B028)
werden Sichtbehinderungen grundsätzlich in zwei
Kategorien unterteilt (chapter 11.4, p.108)
Teilweise Einschränkung („partial restriction“),
wie z.B. Dachstützen oder Ähnliches, die zwar die
Sicht beeinflussen, den Zuschauer aber nicht dauerhaft zwingen sich zu vor- oder zur Seite zu lehnen,
bzw. aufzustehen, um besser sehen zu können.
Dauerhafte Einschränkung („serious restriction“),
d.h. grundsätzliche Sichtbehinderungen wie massive
nichttransparente Brüstungen oder Werbebanden,
die den Besucher zum Aufstehen zwingen,
um besser sehen zu können.
Bei Neuplanungen sind dauerhafte Sichteinschränkungen dringend zu vermeiden!
Sichtbehinderungen beeinflussen prinzipiell die
Sicherheitslage auf einer Zuschauertribüne, da
die Unzufriedenheit der Besucher, Aufstehen
oder Abwanderung zu einem Sicherheitsrisiko
führt, so die Einschätzung des Scottish Office
Sports Council.
93
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Sitzplatz - „Umwehrung“
Laut MVStättVO 2005 werden Sitzplatz-Umwehrungen an Stufenvorderkanten notwendig,
wenn die Stufenhöhe h = 50 cm übersteigt. Als
Ersatzmaßnahme für eine allgemeine Absturzsicherungen von 0,90 / 1,10 m reicht im Sitzplatzbereich aus, „wenn die Rückenlehnen der
Sitzplätze, der davor liegenden Stufenreihe,
den Fußboden der dahinter liegenden Stufenreihe um mindestens 65 cm überragen.“ [074]
Die Konstruktionsstärke ist dabei zu minimieren und von der lichten Durchgangsbreite einer
Tribünenstufe abzuziehen. Die Gesamt-Stufentiefe sollte nach EN/DIN 13200-1 mindestens
80 cm betragen:
40 cm Sitz + 35 cm Mindestdurchgangsbreite =
0,75 m plus ca. 5 cm Umwehrungsstärke und
Befestigung = 80 cm.
188.
Achtung! Laut der verbindlichen Rechtsverordnung MVStättVO 2005 § 10 Satz 3 muss
jedoch „eine lichte Durchgangsbreite von mindestens 0,40 m vorhanden sein.“
Anmerkung: Im Rahmen dieser Dissertation
wird die Muster-Versammlungsstätten-Verordnung 2005 als verbindlich zugrunde gelegt, da
diese laut Fachkreisen in einem nächsten Verwaltungsbeschluss mit großer Wahrscheinlichkeit von allen Bundesländern zum Allgemeinstandard erhoben wird.
Lösung 1:
Die Maßgabe „80 cm + Umwehrung“ wird zugunsten der in der EN/DIN 13200-1 unter
Punkt 5.3.4 geforderten Mindestdurchgangsbreite von lediglich 0,35 m geändert.
Lösung 2:
Die Tribünenkonstruktion ist um das Maß der
Umwehrungsstärke aufzuweiten. Dies hat jedoch eine Verbreiterung der Oberrangtribüne
von ca. 6% zur Folge (5/80 cm) und ist ein eher
unwirtschaftlicher Ansatz.
Lösung 3:
Man rückt von dem empfohlenen Bruttomaß
der eigentlichen Sitzflächentiefe ab (40 cm).
Der so genannte „gluteal - popliteale Abstand“
zur Kniekehle macht ohnehin keine weiteren
Festlegungen zur Vorderkante des Sitzes.
In diesem Fall sollte man nach Absprache zwischen Auftraggeber und Planer einen „kürzere“
Sitzfläche testen. Sitzproben sollten langfristig
angesetzt sein und mindestens ein „normales
Spiel“ andauernden.
Lösung 4:
Zur Aufrechterhaltung der Durchgangsbreite
von 40 cm werden die Sitze in Klappsitze umgewandelt. Dies bedeutet jedoch höhere Investitionskosten im Bereich der Bestuhlung.
[074] Zitat aus „MVStättVO 2005“, §11 Absatz (1) Satz 3, ARGEBAU, Fachkommission Bauaufsicht
189. Umwehrungsrohr OR, WM-Stadion Köln
94
190. Einzelsitz-Umwehrung, WM-Stadion Kaiserslautern
191. Überhöhung 65cm-Rückenschale, WM-Stadion Leipzig
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Rollstuhlfahrer-Plätze
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat
im Januar 2006 einen Entwurf zur neuen Norm
DIN 18030 herausgegeben, in dem bisherige
Vorschriften zum barrierefreien Bauen DIN
18025 zu Wohnungen und die DIN 18024 zum
öffentlichen Bereich zusammengeführt und aktualisiert werden. Als „Barrierefrei“ bezeichnet
man Bauwerke, die Anforderungen dieser DIN
erfüllen. Dabei bleiben die Bauvorschriften der
einzelnen Bundesländer zu beachten.
Anzahl Behindertenplätze (engl.Disabilities)
Laut MVStättVO 2005 §10 Satz 7 müssen mindestens ein Prozent der Besuche, im Minimum
jedoch zwei Plätze, behindertengerecht ausgestattet sein. Die Stadien der WM 2006 verfügen
über durchschnittlich etwa 50.000 Zuschauer,
somit entspricht die FIFA-Forderung Punkt 1.6
des Pflichtenheftes mit mindestens 50 Rollstuhlplätzen in etwa der Versammlungsstättenverordnung. Die UEFA „Stadia-List“ unter
Punkt 15 ergänzt die Anzahl der behindertengerechten Zuschauerplätze mit dem Hinweis
auf je 50 Plätzen in mindestens zwei Sektoren.
Anmerkung: Dagegen sollte die geforderte Anzahl des DFB von mind. 0,5 % auf die Einprozentregelung geändert werden. (Stand 2004)
Zugänglichkeit
Nach dem Entwurf für die DIN 18030 Punkt
4.4.1 müssen öffentliche Gebäuden und Anlagen, sowie wesentlichen Zugänge stufenlos
erreichbar sein, „es sei denn, nachweislich
zwingende Gründe lassen dies nicht zu.“ [075]
Weiterhin fordert die DIN 13200-1 Absatz 5.4,
dass mindestens ein Bereich für Behinderte
barrierefrei erreichbar sein muss. Die Stellplätze werden auf dem Boden markiert. Der
Zugang vom Parkplatz sollte kreuzungsfrei zu
den Hauptverkehrsströmen ohne Umwege zu
einem eigenen rollstuhlgängigen Eingang erfolgen. Die Wegeverbindungen zu Rollstuhlflächen sind ausreichend breit zu dimensionieren,
um Rollstuhlfahrern gefährdende Drängeleien
im Tribünenumgangsbereich zu vermeiden und
im Fluchtfall keine Behinderung für die zügige
Evakuierung andere Zuschauer durch Rollstühle entstehen zu lassen.
Ausstattung der Behindertenplätze
Alle Plätze sollten über eine gute Sicht auf das
Spielfeld ohne Sichteinschränkung durch Fahnen oder aufspringende Zuschauer verfügen
und nach Wünschen der FIFA grundsätzlich
nicht im Innenraum vorgesehen werden. Alle
Sitzplätze für Menschen mit Behinderungen
und ihre Begleitperson sind vor Witterungseinflüssen zu schützten. Kioske sowie eine ausreichende Anzahl behindertengerechte Toiletten
sollten in kurzer Entfernung liegen (ein Prozent
= ein B-WC für zehn Stellplätze).
Es ist gemäß MVStättVO 2005 jeweils ein Sitzplatz für die Begleitperson in unmittelbarer
Nähe zum Stellplatz des Rollstuhlfahrers einzuplanen, damit sich dieser je nach Behinderungsgrad auch während des Spieles um diesen Zuschauer kümmern kann. Laut DIN 18030
- „Barrierefreies Bauen“ ist dieser neben dem
Rollstuhlfahrer vorzusehen.
Empfehlenswert ist also die Verbindung fest
eingebauter Begleiter-Sitzplätze im Wechsel
mit einem Rollstuhl-Stellplatz. Die alternative
Position in einer davor- oder dahinter liegenden Reihe, sollte über eine schnelle Zugangmöglichkeit zum Behinderten verfügen. Feste
Klappsitze direkt hinter auf der Aufstellfläche
der Rollstühle sind denkbar, jedoch sind die
Sichtverhältnisse der Begleitpersonen dabei
nicht besonders gut und stehende Begleiter
könnten sich im Sichtfeld dahinter liegender
Zuschauer.
„Mobile“ Begleiter-Sitzplätze sind nicht zulässig, da die Bestuhlung eines Stadions prinzipiell fest mit dem Gebäude verbunden sein
muss und im Evakuierungsfall, die darauf angewiesenen Personen diese Rollstuhlflächen
auch als Rettungsweg nutzen müssen. Die
Betreuung von mobilitätseingeschränkten Zuschauern findet oftmals am Platz statt, so dass
planerisch darauf zu achten ist, dass diese
Aufstellflächen nicht als „Tribünen-Abkürzung“
von nicht gehbehinderten Besuchern genutzt
werden. Andernfalls sollten Ordner diese Bereiche frei halten.
oben:
192. Stadioninnenraum Köln Müngersdorf (alt)
Traditionelle Position der Rollstuhlfahrer
hinter der Werbebande
(heute laut FIFA nicht mehr erwünscht)
193. Logo des BBAG
(BundesBehindertenfanArbeitsGemeinschaft)
Anmerkung: Spezialplätze anderer Behinderungsarten (Seh- und Hörgeschädigte) sollten
auch für diese Besuchergruppen in jedem Fall
vorgesehen werden.
[075] Angaben aus „Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen “, DEUTSCHE NORM DIN18030, Berlin (Entwurf - Nov. 2002)
95
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Platzbedarf von Rollstuhlplätzen
Die zurzeit noch gültige DIN 18024 – „Barrierefreies Bauen“ fordert für Plätze von Rollstuhlfahrern (Stand 2005):
Aufstellbreite
= 0,95 m (FIFA 0,90 m)
Aufstelltiefe
= 1,50 m (FIFA 1,40 m)
Durchgang
= 0,90 m
FIFA-Rückwand = 0,60 m (mind.)
194. Anordnungsprinzip
Rollstuhlplätze WM-Stadion Köln
Einbau-Position Unterrang
Die Größe des „Standardrollstuhl“ beträgt:
Länge = 1,25 m
Breite = 0,75 m
Die Bewegungsflächen betragen allgemein
1,50 x 1,50 m, sie dürfen sich überlagern, jedoch nicht in ihrer Funktion eingeschränken,
alle anderen Anforderungen müssen erfüllt
sein. Das Maß für lichte Durchgänge z.B. bei
Türen wird jedoch nur mit 0,90 m gefordert.
Rampen (ohne Querneigung) haben eine 3-6%
Längsneigung und sind nach spätestens 6,0 m
Lauflänge durch ein 1,50 m tiefes Podest zu
unterbrechen. Rampenläufe sind mindestens
1,20 m breit. Nebengehwege zu barrierefreien
Spiel- und Freizeitgeräten sowie zu Erlebnisbereichen müssen ein Lichtraumprofil von mindestens 0,90 m Breite und 2,30 m Höhe haben.
Bei einer Regelstufentiefe von 80 cm bedeutet
dies für die Aufstellfläche 3x 0,80 m = 2,40 m
Kontrollrechnung:
Addition von Durchgangsbreite und Aufstellfläche ergibt 1,50 m + 0,90 m = 2,40 m
Da die Stufenbreite als Erschließungsfläche
unter Umständen an eine tiefer gelegene Sitzplatzstufe grenzt, so ist an ihrer Stufenvorderkante ein Radabweiser von 30 cm Höhe anzuordnen und ist der Höhenunterschied größer als
50 cm ist ebenfalls ein Geländer einzuplanen.
195. Rollstuhlplätze „große Promenade“, WM-Stadion München
96
196. Rollstuhlplätze umlaufende Ebene UR, WM-Stadion Berlin
197. Rollstuhlplätze untere Ebene UR, WM-Stadion Nürnberg
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Sichtlinien und Rollstuhlfahrer
Im Zuge der Ausführungsplanung ist jedoch
darauf zu achten, dass die oben genannte Nettobreite nicht ausreicht wenn der Durchgangsbereich nicht eingeschränkt werden soll. Eine
Anprall- und Stoßkante zu der davor liegenden
Zuschauerreihe ist wegen der Fußplatte der
Rollstühle an der Stufenvorderkante notwendig.
Zusammenfassung
Der sehr unterschiedliche Behinderungsgrad
sorgt für individuelle Anforderungsprofile des
einzelnen Behinderten. Dies gilt für die Ausstattung seines Rollstuhles und wirkt sich auch auf
die Aufstellgröße des Gerätes aus. Daher kann
lediglich ein Standardmaß zugrunde gelegt
werden. (Die Sitzkissenhöhe bei Rollstühlen
wird von Herstellern mit 50 - 55 cm angegeben,
daher 55 + 80 cm = 1,35 cm)
Breite
Länge
Durchgang
Augpunkt-Höhe
0,90 m (neu)
1,50 m (neu)
0,90 m
1,35 m (neu)
Technische Unterstützung
Für die blinden Gäste sollten mindestens zwei
Funkübertragungsanlagen zur Verfügung
stehen. Eine entsprechende Gesamtanzahl
ist aufgrund ihrer Erfahrungswerte durch die
Sportvereine und Stadionbetreiber festzulegen.
Kommentatoren beschreiben den Spielverlauf
über Funkkopfhörer an den oben genannten
Personenkreis. Durch die räumlich enge Zusammenlegung von blinden und Mobilitätsbeeinträchtigten Zuschauern ist eine gute Betreuung mit relativ geringem ehrenamtlichem
Personal möglich. „Service-Schalter mit geschlossenen Verglasungen und Gegensprechanlagen sind zusätzlich mit einer induktiven
Höranlage auszustatten. Zur rollstuhlgerechten
Nutzung sollte die Höhe des Serviceschalters
85 cm betragen.“
(DIN 18030 Punkt 5.3.1 Service-Schalter)
Rettungswege
Zusatzmaßnahmen, die durch die DIN 18030
empfohlen werden: Einrichtung brandgesicherter Bereiche für den Zwischenaufenthalt stark
Mobilitätsbehinderter, Vorhalten visueller Lichtsignalgeber für Gehörlose und Schwerhörige,
sowie akustische Informationen für Blinde und
stark sehbehinderte Personen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Aufstellprinzipien von Rollstühlen:
a. am oberen/unteren Ende einer Tribüne
b. auf einer eigenständigen Einbaufläche
innerhalb der Tribüne
Zu Punkt a.
Je nach Höhenlage der Gesamttribüne befinden sich die Rollstuhlflächen ebenerdig von der
Haupterschließungfläche erreichbar.
Im WM-Stadion München liegen die Plätze
am oberen Ende des UR (200 Beh.), direkt von
der allgemein zugänglichen Verkehrsfläche der
„großen Promenade“ (Ebene 2) aus. Ein Stellplatz wechselt sich jeweils mit dem Sitz einer
Begleitperson ab. Die höhere Sitzposition des
Behinderten und seine größere Aufstellfläche
schränkt die Sicht dahinter sitzender Personen
nicht ein.
Im WM-Stadion Nürnberg befinden sich die
Rollstuhlplätze (83 Beh.) unterhalb der Haupttribüne ca. 1,40 m OKFF oberhalb der TOK.
Der Höhenversprung zu den dahinter sitzenden
Stadionbesuchern ist so ausreichend groß, damit eine freie Sicht über Rollstuhl und (rückwertiger) Begleitperson besteht.
Zu Punkt b.
Die Aufstellfläche wird in das Sichtlinienprofil
der Gesamttribüne eingebunden.
Im WM-Stadion Frankfurt liegen die Stellplätze für Rollstühle auf einer eigenständigen Empore auf der oberen Erschließungsebene hinter
einem horizontalen Verteilergang in erhöhter
Position (120 Beh.). Die Gesamthöhe wird allmählich über Wall oder Rampen erreicht.
Im WM-Stadion Köln befinden sich die Aufstellflächen innerhalb des UR Ost (100 Beh.),
ebenerdig direkt vom unteren Umlauf erschlossen. Die Bewegungsfläche ist nur den
Rollstuhlfahren und deren Begleitperson vorbehalten. Begleitpersonen sitzen jedoch nur in
„mittelbarer“ Nähe.
198. WM-Stadion München
Position Unterang „oben“
199. WM-Stadion Nürnberg
Position Unterang „unten“
Rollstuhl-Aufstellfläche
Breite
Länge
Durchgang
0,90 m (neu!)
1,50 m (neu!)
0,90 m
Augpunkt-Höhe
1,35 m (neu!)
Anmerkung: Ist die Rollstuhl-Position bei einer
Aufstelltiefe von 3x 80 cm = 2,40 m im vorderen
Bereich dieser „Dreier-Stufe“, dann ist dies bei
der Sichtliniengeometrie besonders zu beachten, da die Sitzfläche eines Elektro-Rollstuhles
mit 50 – 55 cm wesentlich höher ist als eine
Normsitzhöhe von 45 cm.
200. WM-Stadion Frankfurt
Position „Unterrang-Empore“
97
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
201.
2x Stehplatz
= ein Sitzplatz
202. Vario-Klappsitz (Stehplatzbereich), Stadion Köln (alt)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Stehplatzbereich („standing area“)
Bemessungsgrundlage
Zur Verhinderung von Zu- und Abwanderungen
ist der Stehplatzbereich laut DIN 13200-1 mit
geeigneten Unterteilungen auszustatten.
Laut MVStättVO 2005 §27 Absatz 3 müssen
Stehplätze in Blöcke für max. 2.500 Besucher
angeordnet werden und durch mindestens 2,20
m hohe Abschrankung, mit eigenen Zugängen
abgetrennt werden. Blockkapazitäten sollten
daher genau gezählt und somit kontrolliert werden können. Jeder „Block“ hat einen eigenen
Zugang und verfügt über mindestens zwei Ausgangsmöglichkeiten. Der Bodenbelag sollte
rutschsicher sein und keine Bauteile als Wurfgeschosse missbraucht werden können.
Laut DFB-Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesligaspielen sollten in Stehplatzbereichen so genannte „Wechselplätze“
eingebaut werden, die einen Umbau in einen
Sitzplatzbereich ermöglichen.
Laut FIFA dürfen „unter keinen Umständen“
Stehplätze angeboten werden, internationale
Spiele ausschließlich in „All-Seater-Stadia“.
In den ersten Divisionen/Ligen in Italien und
Großbritannien gibt es keine Stehplätze. (IAKS/
IOC Planungsgrundlagen 33)
Aus den oben genannten Abmessungen ergibt sich 50 cm Breite x 40 cm Aufstell-Tiefe =
0,2 qm = max. 5 Plätze je qm (ohne Erschließungsflächen). Dies ist rechnerisch deckungsgleich mit der Angabe aus §1 der MVStättVO
2005 von zwei Personen je laufendem Meter
Stufenreihe. Die DIN 13200-1 Punkt 7.1 setzt
einen ein Abminderungsfaktor von 6% für das
Fassungsvermögen der Stehplätze an.
Die Zuschauerdichte darf 47 Zuschauer pro
10 qm (ohne Gänge) nicht überschreiten.
Die Abminderung ist nicht weiter begründet,
sie findet sich jedoch im „Guide to Safety“
(B028) wieder. The Scottish Office geht dabei
offensichtlich von einem 60cm-Raster aus und
bezieht dieses auf die Mindest-Stufentiefe von
35 cm = 0,21 qm → 4,7 Plätze pro qm statt
50cm-Raster x 40 cm Stufentiefe = 0,20 qm →
5 Plätze pro qm → (- 6%)
Abmessungen Stehplatz-Bereiche
Laut DIN 13200-1 Punkt 5.2.2:
Stufen-Tiefe
empfohlener Wert
Stehplatz-Breite
Zuschauerrampe
empfohlene Steigung
mind. 35 cm
mind. 40 cm
mind. 50 cm
10 % (6°)
Stehplatz-Arten
1. Freie Anordnung mit Wellenbrechern
2. „Vario-Seat“ - Klapsitz-Bügel
h = 1,10 m in jeder 2te Reihe
oder Klappsitz-Stufe
203. Vario-Klappsitz (Stehplatzbereich), WM-Stadion Hamburg
Anmerkung: Die Flucht- und Rettungswege
in einem Stehplatzblock sind ebenso freizuhalten, wie alle anderen Stufengänge. Stehende
Personengruppen sind allerdings weniger lagestabil, wie dies in den vorgegebenen Sitzplatzrastern fester Bestuhlung der Fall ist. Laut
„Green Guide“ (B028) brutto max. 40 Pers./10
qm. Einzelplatz max. 12,0 m vom Stufengang
entfernt.
Laut dem „Green Guide“ to Safety at Sports
Grounds [B028] wird eine finale Kapazität durch
vier Einzelbetrachtungen limitiert, wobei sie
durch die jeweils kleinste Zahl begrenzt wird:
a. die Tribünenkapazität (holding-capacity),
die sich aus der zur Verfügung stehenden
Zuschauerfläche (A = available viewing area)
ergibt, abgemindert durch die angemessene
Zuschauerdichte (D = appropriate density)
b. die Eingangskapazitäten / -breiten
c. die Ausgangskapazitäten / -breiten
d. die zu evakuierende Notfall-Kapazität
Abschließend werden im „Green Guide“ für alle
ermittelten Kapazitäten zwei unabhängige Abminderungsfaktoren angesetzt:
(P) - Faktor „physical condition or technical
standard of the viewing accomodation“
(S) - Faktor „safety management of the viewing accomodation“
Exakte Zahlenwerte für (P) oder (S) werden
nicht formuliert. Die Festlegung zwischen 0,0
und 1,0 bleibt den jeweiligen Verantwortlichen
überlassen. (p.19)
98
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
204.
Wellenbrecher
§28 MVStättVO 2005 Absatz 1:
Höhe
vor der ersten Reihe durchgehend
h = 1,10 m
Abstand - hintereinander nach fünf Stufen
Abstand - seitlich < 5,0 m
Länge min. 3,0 - 5,50 m
Überdeckung min. 0,25 m
Position im Bereich der
Stufen-VK
Anmerkung: Die Formulierung wäre mit folgender Forderung eindeutiger: Nach spätestens
10 Stehstufen folgt der nächste Wellenbrecher,
der nach höchstens 5 Stehreihen durch den
benachbarten Wellenbrecher um mind. 25 cm
überlappt werden muss.
§ 7 FIFA - Sicherheitsrichtlinien in Stadien wo
Stehplätze zugelassen werden sind Wellenbrecher anzuordnen.
§ 9 DFB - in Stehplätzen sind Wellenbrecher
anzuordnen und jährlich zu prüfen.
Im Pflichtenheft „Stadion 2006“ unter Punkt 1.3
fordert die FIFA, dass Einbauten auf Tribüne,
wie z.B. Wellenbrecher, Blockzäune im Stehplatzbereich und Spielfeld-Zäune demontierbar
sein sollen.
Horizontale Lasten für Absperrungen
Laut MVStättVO 2005 §11 Satz 4 müssen
Abschrankungen in Besuchern zugänglichen
Bereichen dem Druck einer Personengruppe
standhalten. Die Tabelle A.1 im Anhang A der
DIN 13200 - 3 gibt Auskunft über die HorizontalLastannahmen. Die Vorschläge dieser Tabelle
gehen bei „Absperrungen, die in einem rechten
Winkel zur Zuschauerbewegung angeordnet
sind“ und in Abhängigkeit der Neigung einer
Stehplatztribüne als empfohlene horizontale
Last von ca. 3,0 – 5,0 kN/m Länge aus.
Bei Intern. Fußballbegegnungen werden von
FIFA / UEFA nur Sitzplätze im Zuschauerbereich zugelassen. Dies macht die Wandelbarkeit von Steh- in Sitzplätze zur besseren
Ausnutzung der Tribünen sinnvoll, setzt aber
voraus, dass der bauliche Aufwand der Umwandlung wirtschaftlich vertretbar ist und auch
ohne maschinellen Einsatz erfolgen kann.
Konstruktionen, die jedoch mehr als 2,0 kN/m
standhalten, werden aufwendig und schwerfällig.
Anmerkung: Der DIN-Vorschlag 13200-3 im
mit Stand 2005 trägt noch den Status „Entwurf“.
Hier werden in Tabelle A2 Lastannahmen von
bis zu 5 kN/m gefordert. Dem Normenausschuß liegt ein entsprechender Einspruch vor.
Dieser wird bereits untersucht.
links oben:201. Umwandlung von Steh- in Sitzplätze
z.B. bei internationalen Spielbegegnungen
Regelfall: 2x Steh- auf 1x Sitzplatz
Ausnahme: WM-Stadion München
Hinweis!
Zwei Stehstufen teilen sich eine SitzplatzRasterbreite von 50 cm. Bei der Umwandlung von Steh- in Sitzplätze sind keine
weiteren Umbaumaßnahmen notwendig.
Die“Wellenbrecher-Stühle“ klappen einfach
eine Sitzfläche heraus. Die Mechanik ist sehr
Wartungsintensiv und muss im Stehplatzfall
gesichert sein.
99
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Stufengänge im Stehplatzbereich
205. Stehplatzbereich
Stehstufen (Bsp.) 20 auf 40 cm
Treppe
2 Stg.20,0 x 40,0 cm
3 Stg. 13,3 x 26,6 cm
„Zwilling-Stufe“
„Drilling-Stufe“
206. Stehplatzbereich Frankenstadion, Nürnberg
207. Stehplatzbereich AOL-Arena, Hamburg
Eine Auseinandersetzung mit dem Konstruktionsprinzip eines Stehplatzbereiches ist an dieser Stelle sinnvoll, da in der EN/DIN 13200-1
eine maximale Steigung von 20 cm für Stehplatzbereiche zulässig ist und diese Maßangabe mit bestimmten Auflagen auch auf den
normalen Sitztribünenbereich übertragbar sein
könnte.
Üblicherweise liegen die Stehplatzbereiche im
Unterrang eines Stadions. Die Heimfans auf
eine der Kurzseiten hinter dem Tor und die Gästefans in aller Regel gegenüber in einem der
beiden Eckbereiche. Die Lage im Unterrang
hat nicht nur etwas mit der Nähe zum Spielfeld
zu tun, sondern in erster Linie damit, dass der
Unterrang flacher geneigt ist als eine Oberrangtribüne. Die Stehplatzbereiche werden mit
Wellenbrechern ausgestattet, die verhindern,
dass die „wogende“ Menschenmasse nicht in
Bewegung gerät. Je flacher der Rang, desto
geringer ist die Gefahr, dass die Zuschauer
nach vorne hin das Gleichgewicht verlieren.
Diese Optimierung wird aus einem anderen
Grund ohnehin notwendig, da eine Steh- / Sitzplatzreihe vom Stufengang aus „auf gleicher
Ebene zu betreten“, d.h. dass mindestens eine
Auftrittsfläche stufenlos in die Reihe übergehen
sollte. (MVStättVO 2005 §10 Absatz 8) Dies
wäre für die zweite Stehstufe geometrisch nicht
möglich. (siehe Zeichnung)
Die Stehplatztiefe wird in der EN/DIN 13200-1
mit 40 cm empfohlen (35 cm Minimum), d.h. 80
cm Regelstufentiefe „geteilt durch zwei“.
Wenn man den „Stufen-Zwilling“ nun aber auf
den Stufengang überträgt, so bedeutet dies,
dass ab 2x 19 cm = 38 cm eigentlich eine dritte
Steigung im Stufengang bis zur vollen Stufenhöhe von beispielsweise STH = 40 cm notwendig würde.
Zwischen Stufengang und Stehstufenbereich
tritt ab STH = 38 cm als eine Stufen-Interferenz
auf. Das allgemeine Schutzziel für Personen
bei der Entfluchtung von Zuschaueranlagen
scheint in diesem Fall jedoch trotz Regel-Konformität nicht gegeben zu sein.
Der Stehplatzbesucher würde aufgrund der geringen Unterschiede beim Übergang von „Zwilling“-Stehstufe in einen Stufengang-“Drilling“
Gefahr laufen, zu stolpern.
Nachweis: 40 cm / 3 = 13,5 cm bzw.
40 cm / 2 = 20,0 cm
Aus diesem Grund wird durch so genannte
„Blockstufen“ der Höhenunterschied und die
Breite einer Sitzplatzstufe halbiert. Dies hat
zum Vorteil, dass der Stehplatzbereich als Tribünenkonstruktion übergangslos in eine Sitzplatztribüne übergehen kann.
Aus diesem Grund kann auch heutzutage
bereits in Absprache mit der örtlichen baugenehmigenden Behörde, das Maß für Stufengänge im Stehplatzbereich als allgemeine Angleichung im gesamten Stehplatzbereich eine
Zwilling-Stufe festgelegt werden. In diesem
Fall entspricht die Stufengangsteigung dem
allgemeinen Stehstufenbereich von maximal
2x 20 cm.
100
Konstruktionsvorteil „Zwillingstufe“
Stehplätze liegen häufig benachbart zu den
normalen Sitzplatztribünen eines Unterranges
und anders als bei den römischen Vorbildern
werden bei modernen Sportstadien aufgrund
der stärkeren Tribünenneigung im Oberrang
keine Stehplätze angeordnet.
In modernen Stadien wird die Umwandelbarkeit von Steh- in Sitzplätzen gefordert, da internationale Spiele nur vor „All-Seater“ -Stadien
stattfinden dürfen und die Veranstalter nicht auf
die Kapazitäten im Stehplatzbereich verzichten
können.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
MF-Multifunktion
Gemäß §29 MVStättVO 2005 sind Abschrankungen in Stehplatzflächen vor Szenenflächen,
wie folgt anzuordnen:
a) Unmittelbar vor der Bühne wird ein „Servicegang“ von mind. 2,0 m Breite eingerichtet.
b) Bei mehr als 5.000 Besuchern im Stehplatzbereich vor der Bühne sind zwei weitere
Abschrankungen anzuordnen, deren seitlicher
Abstand 5,0 m und vor der Szenenfläche mindestens 10,0 m beträgt.
208. Grundsatzplan „Bestuhlung MF-Variante 1“ (Bühne Süd, RheinEnergieStadion, Köln)
Gemäß der 2005 noch gültigen VStättVO NRW
(aus 2002) sind die zu berücksichtigenden Maximalkapazitäten für diese beiden Felder:
„Die durch diese Abschrankungen gebildeten
Stehplatzbereiche, sind so zu bemessen, dass
sie jeweils nicht mehr als 1.000 Besucherplätze
haben.“ [076]
Hinweis! Dieser Passus ist im Rahmen der
MVStättVO 2005 entfallen und wird zurzeit
überarbeitet.
Wenn man von einer Mindestbreite Spielfeld +
Servicering = 80 m ausgeht x 10,0 m Abstand
zwischen den beiden Abschrankungen und
berücksichtigt dabei die Verjüngung auf 5,0
m im Randbereich, so ergibt sich in etwa ein
Block der Größe 750 qm. Mit zwei Personen/
qm könnten bis zu 1.500 Personen, d.h. 500
Personen mehr gegenüber der alten VStättVO
2002 in diesen Bereich Zutritt erhalten. Das
rechnerische Höchstmaß von sechs Personen/
qm (Beispiel einer Seilbahngondel), könnte in
dichtem Gedränge vor einer Bühne sogar bis
zu acht Personen/qm betragen und ist durch
die Festlegung von 2 Pers./qm sehr weit unterschritten.
Damit die Dichte zwischen den ersten beiden
„Crash-Barriern“ vor der Bühne „praxisgerecht“
gefüllt werden kann, ist zurzeit gängige Genehmigungspraxis im Einzelfall, dass 3 Personen
je Quadratmeter im Bereich der ersten beiden
Blöcke vor der Bühne zulässig sind, insofern
die Gesamtkapazität im Innenraum wiederum
2 Pers./qm nicht überschreitet.
209. Grundsatzplan „Bestuhlung MF-Variante 4“ (Bühne Mitte, RheinEnergieStadion, Köln)
Anmerkung: „Betreiber von Mehrzweckhallen
oder großen Sälen sollten sich bereits im Baugenehmigungsverfahren die verschiedenen
MF-Bestuhlungsvarianten genehmigen lassen,
weil nachträgliche Änderungen des Bestuhlungsplanes nur unter Berücksichtigung der
durch den baulichen Bestand vorgegebenen
Rettungswege möglich sind.“
(Kommentar ARGEBAU MVStättVO 2005)
[076] Zitat aus „VStättVO NRW (2002)“, §29 „Abschrankungen in Stehplatzbereichen“
101
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Medien-Allgemein
Schreibende Presse
„Auf“ der Tribüne arbeiten unterschiedliche
Personengruppen, die verschiedene bauliche
Voraussetzungen benötigen:
Die Presseplätze (allgemein) sind Einzel-Arbeitsplätze mit einem Klapp-Pult versehen,
dass für die Größe eines Notebooks geeignet
ist.
1. TV und Hörfunk Kommentatoren-Positionen und
Beobachterplätze
2. Print-Medien (Schreibende Presse) Presseplätze allgemein
3. Fotografen allgemein
4. Kamera- und „Presenter“ -Positionen
Die Anzahlen/Anhaltswerte zu dieser Arbeitsgruppe sind extrem veranstaltungsabhängig
und werden zum Teil nur temporär bereitgestellt. Die Zahl der Medieneinrichtungen kann
je nach Spiel und Stadion variieren. Dieser
Bereich fordert ein hohes Maß an Flexibilität
bei der Installation von Einrichtungen aufgrund
der sich ständig weiterentwickelnden Technik.
Niemand ist in der Lage die technische Entwicklung vorauszusehen. Vergleicht man die
Geschwindigkeit dieser Entwicklung mit dem
notwendigen zeitlichen Vorlauf für die Planung
und den Bau von Veranstaltungsstätten, dann
wird deutlich, dass auch seitens der Fachleute
lediglich Näherungswerte möglich sind.
oben:210. Systemskizze
Presse-Sitzplatz
Nachweis eines 80 cm tiefen
Mindest-Platzbedarf mit Pult
211. Pressefotografenzone ConFedCup 2005, Nürnberg
102
Lage - Medienbereich
Grundsätzlich ist die Bereitstellung erstklassiger Medieneinrichtungen betreffend Kamerapositionen, Arbeitsstandorte und TV-Studios
gefordert. Die Lage im Stadion ist zentral zwischen den beiden 16m-Linien in Verlängerung
der Mittellinie auf der Haupttribüne. Auf der
gleichen Stadionseite, wie der Ehrengast- und
Spielerbereich, unter- oder oberhalb der Ehrengasttribüne, da man von dieser Position das
Spiel am Besten verfolgen kann.
Für die Medientribüne bei Leichtathletik-Wettkämpfen gilt eine optimale Lage zwischen Mittellinie und Zielraum der 400m-Laufbahn. Der
Bereich der Medien auf der Tribüne sollte eine
kontrollierte abgesicherte Zone mit eigenem
Zugang sein.Alle Plätze überdacht, gute und
ungehinderte Sicht auf das gesamte Spielfeld.
Nummerierte Einzelsitze gemäß den allgemeinen Anforderungen an Sicherheit und Komfort.
Die Journalisten sollten von der Tribüne Verbindungswege zu allen Medienarbeitsbereichen
bekommen um diese schnell und kreuzungsfrei
zu erreichen.
FIFA-Abmessungen der Presseplätze:
Breite:
mind. 60 cm
Tiefe:
mind. 90 cm neu: 80 cm
Höhe:
mind. 75 cm (Tisch)
Sitzplatz-Tiefe:
mind. 40 cm
Klapptisch-Breite: mind. 35 cm
Durchgang:
ca. 60 cm
Technische Ausstattung (FIFA)
Arbeitsplätze mit Schreibtisch für Laptop und
fest eingebauter oder hochklappbarer Sitz mit
Rückenlehne
Infrastruktur - Telekommunikations- und Stromanschlüsse, 3x Steckdosenanschluss, Telefon, ISDN-Mehrfachsteckdose und Schreibtischleuchte. Zentral sollen Monitore positioniert
werden, ca. je acht Plätze ein Monitor, z.B. an
jedem 10. Platz.
Anmerkung: Da von einer allgemein guten
Ausleuchtung ausgegangen werden sollte, ist
eine Zusatzleuchte ggfls. nicht notwendig.
Fotografen - Allgemein
Die Sitzplätze oder Fotografen-Plattformen im
Tribünenbereich sind nicht unbedingt auf der
Pressetribüne gelegen. Es findet eine individuelle Festlegung je Stadion statt.
Fotografen arbeiten überwiegend im StadionInnenbereich. Sie benötigen Sitzmöglichkeiten
zwischen der Bandenwerbung und der Tribüne. Die meisten Fotografen arbeiten hinter den
Toren bis zu den 16m-Linien. Laut DIN 18035
„Sportplätze“ Anhang A beträgt der Abstand der
Fotografen-Zone zur Torauslinie 5,0 m und zur
Seitenauslinie/Eckbereiche 3,0 m.
Eine digitale Bildübermittlung ist mittlerweile
Standard. Daher sollte bauseits am Spielfeldrand oder ein zusätzlicher Raum für Kommunikations-Anschlüsse hinter der Fotografen-Zone
eingerichtet werden. Bei neueren Stadionplanungen gehören umfangreiche WLAN-Netzwerke im gesamten Stadionbereich mittlerweile
zum Standard und sind i.d.R. Teil eines komplexen Telekommunikationssystems.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Kommentatoren-Positionen
So bezeichnet man die Arbeitsplätze der Reporter die für Television und Hörfunk die Spiele
kommentieren. Sie müssen „live“ das Spiel
oder den Wettkampf beobachten und kontrollieren gleichzeitig auf 2-3 TV-Monitoren Momentaufnahmen und Wiederholungen, sowie
das Live-Bild. (Hörfunk, 1 Monitor)
Bei besonderen Sportereignissen muss die
Pressetribüne erweitert werden. In der Regel
geschieht dies durch temporäre Maßnahmen
(normale Zuschauerplätze werden umgewandelt) zur Steigerung des normalen Liga-Spielbetriebs auf z.B. UEFA/FIFA-Anforderungen.
Ereignisabhängig müssen die KommentatorenPositionen daher immer wieder an die neue
Tribünensituation angepasst und abgestimmt
werden.
Lage
Auf der Hauptkameraseite zwischen den 16mLinien. Es handelt sich um gedeckte Plätze mit
ungestörtem Blick auf das gesamte Spielfeld.
Überdachte offene Plätze sind laut FIFA Kabinen vorzuziehen. Die einzelnen Positionen
sollten durch Plexi-Trennwände untereinander
abgeschirmt sein. Ein Modul besteht jeweils
aus drei Arbeitsplätzen an einem Schreibpult
mit schräg eingebautem Monitor, max. 3 Positionen nebeneinander und vom Stufengang frei
zugänglich.
Bislang werden die erforderlichen Abmessungen einer Kommentatoren-Positionen wie
folgt angegeben:
Breite:
Tiefe:
Höhe:
mind. 180 cm 3x AP = 60 cm
mind. 180 cm
neu: 1,60 m
mind. 75 cm
(Tisch)
Durchgangsbreite
Schreibtischbreite
mind. 30 cm
mind. 70 cm
Die Angabe im FIFA Pflichtenheft für die WM
2006 lautet drei Sitzreihen pro Position sei optimal. Auf diese Weise würden für eine Position
neun Sitzplätze entfallen! Diese Forderung
lässt sich auf die ursprünglich geforderte Mindest-Tiefe von 1,80 m zurückführen. Normale
Sitzstufen werden allerdings mit einer Tiefe von
80 cm empfohlen, d.h. 2x 0,80 m = 1,60 m
Ehrengast- und Medienbereich sollen auf der
gleichen Stadionseite positioniert werden und
im normalen Sportbetrieb lassen sich die „geringeren“ Anzahlen im Pressebereich auf dem
gleichen Rang anordnen.
Business-Sitzstufen sind normalerweise 90 cm
tief, d.h. 2x 0,90 m = 1,80 m, die Kommentatoren-Positionen auf einer solchen Tribüne würden den Vorgaben der FIFA genügen.
Die Mindestkapazitäten bei Großereignissen
liegen jedoch um ein Vielfaches höher. In diesem Fall weichen die Presseplätze auf andere
Tribünenbereiche aus. Zum Beispiel in den
Oberrang. Eine komfortable Sitzstufentiefe
von 90 cm kann für ein einziges Ereignis aus
wirtschaftlichen Gründen nicht übertragen
werden, da die Mediennutzung in dieser Größenordnung nur kurzzeitig vorliegt. Daher ist
der Lösungsvorschlag die Forderung der Kommentatoren-Tiefe den Gegebenheiten einer
Normaltribüne anzupassen. Addiert man die
erforderlichen Einzelmaße, dann bestätigt sich
die Anpassung der „neuen“ KommentatorenPosition an das Regelmaß für Tribünenstufen
mit 2x 80 cm = 1,60 m.
Schreibtischtiefe
0,80 m
Sitzplatztiefe
+ 0,40 m
Durchgangsbreite + 0,40 m
Gesamt-Nutztiefe = 1,60 m
Die Zahlen zeigen eindeutig, dass Kommentatoren-Positionen jeweils mit nur zwei Sitzstufentiefen gefordert werden (2x 0,80 m) sollten.
Eine Reduzierung der normalen ZuschauerSitzplätze nach einer Umwandlung beträgt
dann nicht mehr neun wie bisher, sondern nur
sechs Sitze. Bei einer geforderten Gesamtkapazität von 150-200 K.-Positionen bei der WM
2006 beträgt die Einsparung 30% = 450-600
zusätzlich verfügbarer Besucherplätze.
Anmerkung: Die technische Ausstattung der
Kommentatoren entwickelt sich weiter. So werden Flachbildschirme im Kommentatorenbereich eine geringeren Platzbedarf gegen über
herkömmlichen Bildröhrengeräten mit sich
bringen.
oben:212. Systemskizze einer 2x 80 cm = 1,60 m
Kommentatoren-Position
Nachweis Mindest-Platzbedarf für
eine Position = 3 Arbeitsplätze
(Entfall von 6 Sitzplätzen)
213. Kommentatoren-Position Bundesliga 2005, Köln
Technische Ausstattung (FIFA)
Feste Tischarbeitsplätze mit 2x Monitor schräg
im Pult eingelassen und (Schreibtischleuchte),
Telekommunikations- und Stromanschlüssen
(6-8 Steckdosen, Telefon, ISDN-Mehrfachsteckdose), Kabeldurchwurf und zwei getrennte
Kabelführungen vor der Stirnseite für Starkund Schwachstrom. 20 % mit einer „ComCam“
in den obersten Reihen für evtl. TV-Bilder der
Kommentatoren selbst.
103
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Kamerastandorte / -Positionen
Grundsätzlich gilt allein die Abstimmung der
einzelnen Positionen zwischen FIFA, Hostbroadcaster und LOC (Local Organisation
Commitee). Der Hostbroadcaster hat das
Recht Anzahl und Standort zusätzlicher Kameras festzulegen. Neben den einzuhaltenden
Mindestabmessungen, Positionen und Möglichkeiten zur technischen Ausstattung ist die
Vermeidung von Sonneneinfall in die Blickrichtung der Kamera extrem wichtig.
Kameras müssen bei Nachmittag und Abendspielen von der Sonne abgewendet sein. Die
Haupt- oder Führungskamera befindet sich auf
der Haupttribüne. Der entsprechende Kamerawinkel legt in Abhängigkeit von Abstand und
Aufrissgeometrie der Tribüne dessen Einbauhöhe fest. Laut „Technical Recommendations“
der FIFA werden die Kamerawinkel zur Horizontalen gemessen:
oben:214. Stadion-Exposition zur Sonne
Zeichnung aus „Stadia - a Design and
Development Guide“ (3rd edition)
Hinweis!
In der nördlichen Hemisphäre liegt die Haupttri
büne klassischerweise auf der Stadion-West
seite, da die Tagesveranstaltungen in der
Regel am Nachmittag stattfinden.
Die Ausrichtung des Spielfeldes liegt in NordSüd-Richtung, damit Torwart und Spieler
nicht durch die tiefstehende Sonne geblendet
werden.
Die Hauptribüne mit Ehrengast- und Pressebereich befindet sich demnach auf der Westseite, damit die Zuschauer die flach stehende
Nachmittagsonne im Rücken haben.
Diese Exposition ist von fast allen Fachsportverbänden als Vorgabe übernommen worden.
unten:215. Presse-Oberrangtribüne Bundesligabetrieb,
AWD-Arena Hannover
rechts:216. Zeichnung - WM-Pressetribüne, Köln
(gmp-Planung aus 2003)
104
01. Multilaterale Führungskamera
Anzahl
mind. 3 Stück ( 4 )
Bezeichnungen
MC 1 MC 2 MC 3
Lage Haupttribüne
in Höhe Mittellinie
Größe Podest 3,0 x 8,0 m
gleiche Seite wie Kommentatoren,
keine Beeinträchtigung d. Zuschauer
erste Hauptkamera
Weitwinkel
zweite Hauptkamera
Nahaufnahmen
02. Unilaterale Hauptkameras
Anzahl
mind. 8 Stück ( 6-10 )
Bezeichnungen
C 1-8
Lage rechts und links
von der Hauptkamera
Größe Podest 2,5 x 10,0 m
03. Multilaterale Hintertorkameras
Anzahl
mind. 2 Stück ( 2-4 )
Bezeichnungen
GHiL GHiR
Lage Längsachse Spielfeld
hinter den Toren
Position
hinter den Banden
Größe Podest 2,5 x 2,5 m
04. Unilaterale Hintertorkameras
vordere Seitenaus-Linie27° - 36°
Mittelpunkt (UEFA ab 15°) 16° - 20°
Strafstoß-Punkt
über der Querlatte zu sehen 12° - 15°
Anzahl mind. 4 Stück ( 6 )
Bezeichnungen
GA GB
Lage neben der Hintertorkamera
Größe Podest 2,5 x 5,0 m
Anmerkung: Alle folgenden Klammerhinweise
sind Anforderungen der UEFA! Bundesligaspiele werden in der Regel mit weniger Kameras
übertragen.
Anzahl mind. 2 Stück
Bezeichnungen
16HiL 16HiR
16LoL 16LoR
Lage Haupttribüne (Strafraum)
gleicher Ebene MC
Größe Podest 2,5 x 2,5 m
05. 16-Meter-Kameras
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
105
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
06. Fünf-Meter-Kameras
(Zeitlupenaufnahmen)
Anzahl mind. 2 Stück
Bezeichnungen 5LoL 5LoR
Lage Haupttribüne
leicht erhöht an den Torraumlinien
Größe Podest 2,5 x 2,5 m
07. Multilaterale Spielfeldkameras
(„Steady-Cams“)
Anzahl Bezeichnungen
Lage Position Anzahl
Bezeichnungen
Lage Anzahl:
Bezeichnungen
Lage mind. 4 Stück ( 2-4 )
PiL PiR StL StR
Seitenlinie Haupttribüne
mind. 4 m von der
Seitenlinie entfernt (UEFA)
mind. 2x 3 Stück
FGL1-3 FGR1-3
hinter jeder Torauslinie
mind. 2x 2 Stück
miL1-2 miR1-2
hinter jeder Torauslinie
zwei Minikameras
rechts und links vom Tor
08. Unilaterale Spielfeldkameras
Anzahl Bezeichnungen
Lage Hauptkameraseite
Gegenseite
mind. 4 Stück
FA1-2 FB1-2
hinter jeder Torauslinie
vom Torpfosten 12 m
vom Torpfosten 9 m
09. Spielerbank-Kameras
Anzahl Bezeichnungen
Lage
mind. 4 Stück
Be 1 Be 2
Bereich Trainerbank
10. „Reverse Angle“ - Gegenseite
217. „Steady-Cam“ - Tragbare Gleichgewichts-Kamera
218. „Hintertor-Kamera“ - www.supertechno.com
219. „schienengeführte Catcam“ - www.panther.tv (camera dolly)
Anzahl mind. 5 Stück ( 6-8 )
Bezeichnungen
MCRe1-3 16ReL / R
Lage
gegenüber Hauptkamera
und Nähe der Strafräume
Größe Podest 3,0 m x 8,0 m oder
2x 2,5 x 2,5 m
Neuheiten [077a]
Die Medientechnik ist einer der entwicklungsstärksten Wirtschaftsbereiche. Dies gilt für die
Wiedergabe-, wie für die Aufnahmetechnik.
(Stichwort: HDTV etc.) Daher sind die oben
gemachten Angaben der FIFA/UEFA nur als
derzeitiger Stand der Dinge (2002) zu sehen.
Die ausrichtenden Sportverbände können ihre
Vorgaben nur unter Vorbehalt weiterer Fortschritte machen.
So ergibt sich beispielsweise durch das Vorhandensein umlaufender Dachkonstruktionen
ein neuer Kameratypus („Spider-Cam“). An vier
Diagonalseilen, deren Länge getrennt voneinander steuerbar ist, hängt eine „Spider-Cam“
(ferngesteuerte Kamera), die an nahezu alle
Spielfeldpositionen in unterschiedlicher Höhe
gefahren werden kann.
11. Unilaterale Reverse Angle
Anzahl mind. 4 Stück
Bezeichnungen
R1-2
Lage gegenüber Hauptkamera Nähe der Strafräume
Größe Podest 2,5 x 5,0 m
12. weitere Kamerapositionen:
220. „Spider-Cam“ - Bsp. Bundeligabetrieb
FIFA-Besonderheiten [077]
Atmosphärenkameras am Spielfeld sind tragbar (Handkamera, Steady-Cam, Globe- oder
Catcam- Schienenkameras)
Seitenlinienkameras werden durch Hostbroadcaster gepolstert und falls Sichtbehinderungen
zumutbar sind, kann hinter dem Tor ein Kamerakran eingesetzt werden.
Mikrofonpositionen sind im gesamten Stadionbereich (außer Trainerbank) verteilt.
Im Prinzip pro multilateraler Kamera eine zweite Fläche für eine unilaterale Kamera.
a. drahtlose Kamera in Kurzinterviewzone
oder Spielertunnelkamera (fix)
b. Catcam -Schienenkamera:
Entlang der Haupttribüne zwischen der
Seitenbande und den Zuschauerrängen
c. „Beautykamera“ - Blick auf das gesamte
Stadion entweder im Bereich Stadiondach,
unbemannt und ferngesteuert oder
bemannt auf einem externen Steiger,
Zeppelinkamera ( BLIMP ) per Luftschiff,
Hubschrauber oder 75m-Kran/Steiger
Platzbedarf von
Kameramann-Stellungen
Grundsätzlich unterscheidet man zwei unterschiedliche Positionen, die ein Kameramann
einnehmen kann:
„Stehend oder Sitzend“
Anmerkung: Keine dieser beiden Bedienarten
ist durch die FIFA/UEFA/DFB für eine Position
zwingend vorgegeben. Daher ist eine eventuelle Einschränkung dahinter sitzender Zuschauer nicht eindeutig klargestellt!
[077] Angaben aus FIFA-Pflichtenheft „Profile und Anforderungen“ für Städte und Stadien zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006
[077a] Rücksprache mit der Michaelis GmbH, Film- und Fernsehrproduktion Veranstaltungstechnik, Erkrath
106
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
223. „Führungskamera“ (Fisheye) WM-Stadion Köln
1. Schritt: FIFA-Variante „2,40 m“
Hinweis!
Übersetzung der 2,50m-FIFAFlächenanforderung auf ein Stufen-Regelmaß von 3x 80 cm =
2,40 m !
224. „Führungskamera-Position“ Bundesliga-Stadion Köln
225. „Temporäre Kameraposition“ - American Football, Köln
221. Beispiel „Führungskamera - stehend “
Standardsituation (permanent UK OR)
a. Kameraposition wird in den „normalen“
Tribünenverlauf eingebunden.
b. Erste Sitzreihe vor Kamera muss frei
bleiben,
wegen aufspringender Zuschauer.
c. 90cm-Abschrankung (Tribüne) bleibt ohne
Zusatz-Sicherungsmaßnahmen.
d. Kameraposition erst in zweiter Reihe, um die
Brüstung = Werbebande (90cm) zu nutzen.
e. Erste bis dritte Sitzreihe dahinter wegen
des Kameragerätes in der Sicht behindert.
(Fokuspunkt: Bsp. D = 30 m, A = 15 m)
226. „16-Meter Kamera“ (Spielfeld) Bundesliga-Stadion Köln
222. Beispiel „Führungskamera - sitzend“
Standardsituation (temporär UK OR)
a. Kameraposition wird auf den „normalen“
Tribünenverlauf aufgebaut.
b. Erste Sitzreihe vor Kamera entfällt.
c. Erste Sitzreihe dahinter wegen des Kameramannes zu stark in der Sicht eingeschränkt.
d. Erste bis zehnte Sitzreihe dahinter wegen
des Kameragerätes in der Sicht behindert.
(Fokuspunkt Bsp. D = 30 m, A = 15 m)
107
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
2. Schritt: Minimal-Variante „1,60 m“
(neu!)
oben: Kamerapositio stehend bei minimalem Platzbedarf, aber Sichtbehinderung Zuschauer
unten: Kameraposition sitzend bei minimalem Platzbedarf, aber Vorrücken notwendig
3. Schritt: Sonderfälle
oben: Optimierung der Grundriss-Position wegen Sichtproblem Zuschauer
unten: Temporärer Geländer-Entfall durch notwendigen Kameraschwenk
Entfall ?
!!
Entfall ?
< 90 cm
oben:
unten:
108
227. Reduktion der Kamera-Aufstellfläche
auf das nutzungsbedingte Mindestmaß
1,60 x 1,60 m
228. Sitzende Position gegenüber stehender Bedienung
(eindeutig weniger Sichtbehinderung)
oben:
unten:
229. hintere Position Kamera-Achse minus 1,20 m
In der Mitte der Aufstellfläche 2,40 x 2,40 m!
230. Sitzende Position in der gleichen Aufstellfläche
gegenüber stehender Bedienung eindeutig weniger
Sichtbehinderung Grundrissdefinition nicht notwendig.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
9. Kapitel - „Tribünen-Ausstattung“
Platzbedarf von Kamerapositionen
Die Angaben für den Platzbedarf einer Standard-Kameraposition unterscheiden sich seitens der Sportverbände erheblich. Daher sollte
eine Angleichung und Anpassung an die Gegebenheiten einer Normaltribüne stattfinden:
Laut FIFA-Pflichtenheft 2006:
pro Kamera 2,5 x 2,5 m = 6,25 qm
Laut UEFA - Technische Richtlinien:
pro Kamera 2,0 x 2,0 m = 4,00 qm
Dies ist ein Unterschied von ca. 30%, der auf
die Planung einer Tribüne starken Einfluss hat.
Aus diesem Grund muss man die Position einer
Kamera detaillierter betrachten.
Mindestplatzbedarf einer Kamera
Man unterscheidet prinzipiell zwei KameraEinstellungen, stehend oder sitzend. In der sitzenden Position verfügt der Kameramann über
einen etwa 2x 90° schienengeführten Halbkreis
zur Eckfahne. („Spinne“ b = 2,40 m oder als
Sonderkonstruktion b = 1,60 m Vgl. Stadion
Stuttgart).
In der stehenden Position arbeitet er geräteabhängig mit einem höhenverstellbaren Stativ
oder Teleskopfuß. Beispiel „Führungskamera“,
Entfernung zum Spielfeld macht einen max. Kameraschwenk von 2x 60° = 120° notwendig.
Anmerkung: Da es seitens der Produktionsfirmen bislang keine eindeutigen schriftlichen
Vorgaben gibt, können lediglich Rückschlüsse
aus empirischen Umfragen bei verschiedenen
Fernsehanstalten und den Erfahrungen für den
Platzbedarf bei der Produktion des ConFedCup
2005 gemacht werden.
Wenn man in diesem Zusammenhang die
Schnitt-Geometrie einer Normaltribüne heranzieht, handelt es sich in der Regel um ein
80cm-Stufenraster. Der Platzbedarf sollte sich
an diesem Raster orientieren. So ergibt sich
baulich eine Aufstelltiefe aus dem Vielfachen.
von 2x 0,80 m = 1,60 m
bis 3x 0,80 m = 2,40 m (Minimum 2,0m)
Nach den Gesetzmäßigkeiten der Sichtlinienkonstruktion müsste der Augpunkt des Kameramannes auf der Sichtliniengeometrie liegen.
Das bedeutet übertragen auf die Kameraposition, dass der vorderste Punkt, Kopf der Kamera,
für die Einschränkung des Sichtfeldes dahinter
sitzender Personen verantwortlich wird. Die
feste Kameraposition schneidet daher im Regelfall in den Tribünenkörper ein, um möglichst
wenig Sitzplätze in ihrer Sicht zu behindern.
Die Position wird vom Gerät mit Verkabelung,
notwendigen Ausrüstungsgegenständen und
der Kameraperson selbst in Anspruch genommen. Die Aufbausituationen beim ConFedCup
2005 zeigen, dass Aufstelltiefen von 1,6 m ausreichen, wenn der Kamerakopf über die Doppelreihe (2x 0,80 m) hinausragen kann!
Daraus leitet sich die Grundsatzforderung ab,
dass im unmittelbaren Schwenkbereich keine
Personen sitzen dürfen. Aufspringende/stehende Zuschauer mit ausgestrechten Armen sollten
das Blickfeld einer geneigten Kamera nicht beeinflussen können. Der Vorteil der Position im
Zuge der ersten Reihe, keine Sperrsitze, aber
eine niedrige Bande. Die Lage der Kameraposition im Zuge der zweiten Reihe, durchlaufende Brüstungsbande, aber Sperrsitze.
Minimal-Variante „1,60 m“
Die verschiedenen Einbausituationen der Kameraposition haben eindeutig gezeigt, dass
eine Reduktion der Aufstellfläche möglich ist.
Dies hat jedoch den Entfall der ersten dahinter
liegenden Sitzreihe zur Folge. Die Zuschauer
der Reihen 2-7 haben Kameramann und Gerät
im Sichtfeld auf den Fokuspunkt. Aus diesem
Grund scheint diese Aufbauvariante eher für
den temporären Einsatzbereich geeignet zu
sein. Das bedeutet, dass die stark vergrößerte
Anzahl bei Großsportereignissen baulich nicht
weiter vorgehalten werden muss, sondern als
Temporärmaßnahme im Regelquerschnitt der
80cm-Stufe möglich ist.
oben:231. Minimaler Platzbedarf - EM 2004 Potugal
(Ausnahmesitutation nicht repräsentativ)
Platzbedarf einer Kameraposition
(Stufentiefe x Aufstellbreite)
Regelfall
Ausnahme
2,40 x 2,00 m
1,60 x 1,60 m
FIFA-Variante „2,40 m“
Die Größe für einen Kamera-Einzelplatz wird
an die Regelstufe (80 cm) angepasst und auf
2,40 m Aufstelltiefe festgelegt. Diese Abmessung gilt für dauerhafte Kamerapositionen, die
grundsätzlich in den Tribünenverlauf eingebunden werden ohne oberhalb der Sichtlinienkurve
aufzubauen. Das bedeutet für die GrundrissLagedefinition einer Kamera:
Dringende Empfehlung!! „hintere Position“
(Kamerachse = Mitte Aufstellfläche (-1,20 m
von der Vorderkante), da die „vordere“ Position
eine Vielzahl von Sitzplatzreihen hinter der Kamera in ihrer Sicht einschränkt.
Anmerkung: Die Erfahrungen haben gezeigt,
dass eine mündliche Definition wenig Auswirkung zeigt. Daher sollte ein kleines Geländer,
die hintere Position „erzwingen“. Die Kontrolle
des uneingeschränkten Eckfahnen-Schwenks
ist jedoch wichtig, aber die fast doppelt so
große Fokuspunkt-Entfernung zur Eckfahne,
halbiert den vertikalen Blickwinkel.
109
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
10. Kapitel
Einführung - Allgemein
Stufengang versus Treppe
„Steigungsverhältnisse“
Eine Tribüne ist ein „getrepptes“ Bauwerk, auf
dem Zuschauer sitzen/stehen können. Das
Steigungsverhältnis einer Tribünenstufe wird
durch die MVStättVO 2005 eindeutig nach
oben hin begrenzt. Die Maximalsteigung lässt
sich durch das Verhältnis der größtmöglichen
Anzahl von Auftritten und der max. Setzstufenhöhe in einem Stufengang darstellen, 3x 19
cm = 57 auf 80 cm. Die Steilheit einer Tribüne
hängt qualitativ mit dem festgelegten C-Wert
einer Sichtlinien-Qualität zusammen.
(siehe 11. Kapitel: „Sichtlinien-Überhöhung“)
Stufengänge („radial gangways“) sind laut
§6 der MVStättVO 2005 freizuhaltende Rettungswege. „Die farbige Kennzeichnung der
Rettungswege in großen Versammlungsstätten
dient der Erkennbarkeit und der Durchsetzung
der Betriebsvorschrift des § 31 Abs. 2.“ [078]
Und obwohl Stufengänge in getreppter Form
verlaufen, zählen sie nicht zu den allgmeinen
Gebäudetreppen nach DIN 18065. Sie sollten
als eigenständige Gruppe der Vertikalerschließungen gelten, begrenzt für den Einsatzbereich
auf Zuschauertribünen. In der Versammlungsstättenverordnung unter §8 Satz 4 werden für
„Treppen“ Handläufe gefordert. „Eine Anordnung beidseitiger Handläufe, griffsicher ohne
offene Enden.“ [079] (Vgl. "Guide to Safety“,
Handlaufhöhe 0,90-1,0 m)
Die Untersuchung über Möglichkeiten
einer Erhöhung der Maximalsteigung
zugunsten der Sichtlinien-Überhöhung
-
Einführung-Allgemein
Stufengang versus Treppe
Thema: Abweichungsantrag
Definition der Tribünensteigung
Erhöhung der Maximalsteigung
Sicherheitstechnische Maßnahmen
Eine Optimierung und Neudefinition maximaler
Steigungsverhältnisse in einer Tribüne zugunsten einer verbesserten Sichtqualität (C-Wert)
erscheint gerade in den Oberrangbereichen
untersuchungswürdig. Für den „Stehplatzbereich“ lässt die EN/DIN 13200-1 eine maximale Stufenhöhe von 20 cm (statt 19 cm) zu.
Im folgenden Abschnitt soll diese Annahme
auf den Oberrangbereich übertragen werden.
Dabei werden die Aspekte der Sicherheit beim
Begehen einer größeren Maximalsteigung der
Tribüne berücksichtigt und durch Zusatzmaßnahmen ausreichend kompensiert.
Dies hat zum Ziel, die Sichtlinien-Überhöhung
größer werdender Tribünen-Kapazitäten auch
im Oberrangbereich mit einem ausreichenden
C-Wert (9 cm) konstruieren und nachweisen
zu können. Um seinen Sitzplatz erreichen zu
können, muss der Zuschauer über Zugänge
(„vomitories“) in der geneigten Tribünenplatte
(„Mundlöcher“, bzw. offene Erschließungsfugen OK UR) in den Zuschauerbereich zu gelangen.
Von dort aus wird er horizontal zu einem „Stufengang“ verteilt, über den er in vertikaler
Richtung seine Sitz-/Stehplatzreihe findet.
Wiederum in horizontaler Richtung erreicht er
seinen nummerierten Einzelplatz. Um sich auf
einer Tribüne bewegen zu können muss der
Besucher also Höhen überwinden.
(siehe 13. Kapitel: „Mundloch/Horiz.-Verteiler“)
oben:232. Erschließungssyteme „extern / intern“
1. aussen liegende Vertikalerschließung
2. innerhalb/unterhalb der Tribüne liegend
a. Rangerschließung
b. Rangerschließung
c. Mundlocherschließung
von oben
von unten
mittig
Anmerkung: Das bedeutet, dass Rollstuhlplätze nicht überall im Stadion angeordnet werden
können, wie es nach dem Gleichheitsprinzip
sein sollte. Auch wenn höher gelegene Ebenen
durch Aufzüge oder Rampen erschlossen sind
muss der Stellplatz ohne Höhenversprung erreichbar sein.
Diese Forderung für Treppenanlagen ist für
Stufengänge zunächst nicht erforderlich
und wird auch unter §10 „Gänge und Stufengänge“ nicht formuliert.
Zwei weitere Gründe sprechen dagegen, dass
es sich bei Stufengängen um eine Gebäudetreppe nach DIN 18065 handelt:
Unter Pkt. 6.3.2 soll nach höchstens 18 Stufen
ein Zwischenpodest angeordnet werden. Der
Mittelwert der WM-Stadion-Ränge liegt bei 2528 Reihen und 55 cm Tribünenstufen-Steigung
(OR), je Steigung also drei einzelne Stufengang-Auftritte. Das bedeutet, bereits nach 6
Reihen ein Zwischenpodest anzuordnen. Diesen Fall gibt es bei keinem der untersuchten
WM-Beispiele. Unter Pkt. 8.0 werden die Toleranzen zwischen zwei Stufen-Steigungen
auf max. 5 mm Abweichen von Soll- zu Istmaß
begrenzt. Deshalb ist davon auszugehen, dass
sich das Steigungsverhältnis notwendiger
Treppen innerhalb eine Laufes nicht ändern
darf. Die Gebäudetreppen-DIN definiert dies
jedoch nicht eindeutig. Moderne Tribünen haben aus Gründen der Sichtlinien-Überhöhung
einen parabolischen Anstieg und können daher
nicht „ausschließlich“ zur Gruppe der Treppen
gehören.
Die gebauten Beispiele von Stadiontribünen
bestätigen diese Interpretation des Stufengangbegriffs, da im Tribünenbereich der modernisierten oder neu errichteten WM-Stadien
überwiegend keine Handläufe angeordnet werden. Bei einem Drittel der Stadien (Hamburg,
Köln, Leipzig, Nürnberg) liegen zwei Ausnahmenfälle vor:
[078] Zitat aus „Begründung und Erläuterung der MVStättVO 2005“, Argebau, Berlin, 2005, §10 „Stufengänge“
[079] Zitat aus „MVStättVO 2005“, §8 Satz 4
110
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Stufengang-Sicherung
233. Bewegungsstudie
1) die Steilheit des Stufenganges macht dies
aus Sicherheitsgründen nach Rücksprache mit
den örtlichen Genehmigungsbehörden erforderlich.
2) mit der Anordnung eines Stufengangmittigen Handlaufes wird eine optische Blockbildung gewünscht.
In der MVStättVO 2005 wird explizit keine weitergehende Sicherungsmaßnahme „Handlauf“
im Stufengangbereich gefordert. Dies sieht die
DIN 13200-1 ebensowenig vor. Steigungsverhältnisse unterhalb von 50 cm Höhenunterschied liegen im Bereich empfohlener Schrittmaß-, Bequemlichkeits- und Sicherheitregeln
der DIN 18065. Die Erfahrungen im Umgang
mit höheren Steigungsverhältnissen bis max.
57 cm erweisen sich jedoch für den Besucher
einer solchen Tribünenanlage als „recht steil“.
Stufengangbreite:
mind. 1,80 m (lt. MVStättVO 2005)
Die Höhe müsste laut §11 MVStättVO 2005
Absatz 2 mindestens 1,10 m hoch sein. Es hat
sich jedoch gezeigt, dass diese Elemente eine
starke Sichtbehinderung darstellen, womit die
Tribüne eine ihrer wesentlichen Grundbestimmungen nicht erfüllt hätte. Bei Untersuchungen
und Begehungen mit Vertretern genehmigender
Bauordnungsämter (Bsp. Stadion Köln) wurde
festgestellt, dass in Stufengängen mit maximaler Steigung eine Höhe von 1,0 m als sicher
und ausreichend angesehen werden kann.
Die Forderung für eine solche Sicherungsmaßnahme hängt grundsätzlich mit der Steilheit
einer Tribüne zusammen. Oberhalb einer Stufensteigung von h = 50 cm sollte ein Stufengangbügel eingesetzt werden. In diesem Fall
ist er allerdings bis zum Erreichen des Mundloches mitzuführen und beschränkt sich nicht
nur auf Steigungen oberhalb von 50 cm. Der
Vorteil eines mittigen Handlaufs besteht in der
längeren Führung der Hand, aber es besteht
ein erheblicher Nachteil.
0.90
0.90
Aus diesem Grund scheint es sinnvoll in diesen
Bereichen mit einer Handlaufsicherung zu arbeiten. Diese kann zweiseitig, jeweils in Länge
der Sitztiefe seitlich am Stufengang befestigt
werden („Stufengang-Bügel“) oder als mittiger Handlauf in einer Linie in Stufengangmitte
angeordnet werden. Dieser muss in Teilstücke
aufgeteilt werden (siehe Zeichnung), damit ein
Wechsel der Stufengangseite möglich bleibt,
falls ein Besucher einer entgegenkommenden
Personen ausweichen möchte oder er sich für
die „falsche“ Seite entschieden haben sollte.
234. OR Stufengang „mittiger“ Handlauf, WM-Stadion Hamburg
1.80 m + Konstrukt.
bei mittigem Handlauf = 2x 90 cm
max. Länge zwei Reihen, danach eine
Wechselmöglichkeit
235. OR Stufengang-Bügel, WM-Stadion Nürnberg
111
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Thema: Abweichungsantrag
Die Breite von Stufengängen wird durch den
§7 MVStättVO 2005 - „Bemessung der Rettungswege“ mit mindestens 1,20 m festgelegt.
Dieses Maß entspricht der Stufengang-Regelbreite und bedeutet, dass ein mittiger Handlauf
dieses Mindestmaß (1,20 m) zweiteilt und somit unterschreitet.
In Anlehnung an die Forderung aus §7 „Bei
Rettungswegen von Versammlungsräumen mit
nicht mehr als 200 Besucherplätzen und bei
Rettungswegen im Bühnenhaus genügt eine
lichte Breite von 0,90 m.“ [a] müsste man das
beidseitige Mindestmaß mit 90 cm (statt 60
cm Modulbreite je Person) definieren. Somit
wäre auch der Krankentransport gewährleistet,
der unter Punkt 6.3.3 der Treppen-DIN 18065
gefordert wird. (Vergleiche WM-Stadion Hamburg, Stufengangbreite OR = 2,0 m)
Statt eines 1,20 m breiten Stufengangs mit
einer darauf angewiesenen Personenzahl von
600 Personen hat man bei einem mittigen
Handlauf mit 2x 0,90 = 1,80 m einen 1,5fache
Gangbreite ohne eine damit verbundene Vergrößerung der Kapazität. Bei einer Blöckgröße
von 30 Reihen bedeutet dies den Entfall einer
Linie von Sitzplätzen, d.h. je Stufengang 30 Zuschauer weniger.
oben:236. - 236a.
237.
Zeichnung Stufengang-Bügel,
Zuschauer sitzend /gehend
Tabellenauszug aus der
DIN 18065 Gebäudetreppen
unten:238.
Oberrang Stufengang-Bügel,
WM-Stadion Köln
Trotz vieler Rechtsvorgaben und Empfehlungen
kommt es im Zuge einer Ausführungsplanung
zu notwendigen Abweichungen von den „materiellen Anforderungen der Landesbauordnung
oder [anderen] Vorschriften“ [080] und welche
Maßnahmen stattdessen vorgesehen werden.
So zum Beispiel der Abweichungsantrag im
Brandschutzkonzept-Köln: „Anordnung von bis
zu ca. 21 cm hohen Steigungen“
„Im Unterrang [Süd] sollen im Zuge von Stufengängen zwischen zwei Sitzplatzreihen jeweils zwei Steigungen („Zwillinge“) vorgesehen
werden, wobei die Stufenhöhe zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Stufen um insgesamt
∆ h < 4 mm variiert. Damit ergeben sich bei
einer Auftrittstiefe von jeweils mindestens 40
cm Steigungen von bis zu ca. 21 cm, d.h. der
nach §10 Abs.8 VStättVO zulässige Wert von
19 cm wird in diesen Bereichen überschritten.
Begründung: Wegen des Brandschutzes bestehen diesbezüglich aufgrund der vergleichsweise großen Auftrittstiefe von unserer Seite
keine Bedenken. Zudem würde die Anordnung
von „Drillingen“ in den Stehplatzbereichen des
Unterrangs Nord und des Unterrangs Süd eine
erhöhte Unfallgefahr bedingen.“ [081]
(Der Fußboden des Durchgangs zwischen Sitzplatzreihen und der Fußboden von Stehplatzreihen werden mit dem anschließenden Auftritt
des Stufenganges auf einer Höhe liegend erstellt.)
[080] Zitat aus „Brandschutzgutachten Stadion Köln“ HHP-West, Bielefeld 04/2004, Inhaltsangabe Punkt 4.1.7
[081] Zitat aus „Brandschutzgutachten Stadion Köln“ HHP-West, Bielefeld 04/2004, Abweichungsantrag 34.) S. 188
112
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Definition der Tribünensteigung
Die grundlegende Vorraussetzung für den
Aufbau eines Sichtprofils liegt in dem getreppten/geneigten Höhenverlauf einer Tribüne.
Wenn der Stufengang auch als eigenständige
Gruppe betrachtet werden muss, kann die DIN
18065 für „Gebäudetreppen“ zur Beurteilung
der Steigungsverhältnisse herangezogen werden. Unter Punkt 7 die folgenden Grundsätze
formuliert:
Das Steigungsverhältnis kann mit Hilfe der
Schrittmaß-, der Bequemlichkeits- als auch der
Sicherheitsregel geplant und überprüft werden.
Dabei ist „s“ die Treppensteigung und „a“ der
Treppenauftritt. Die mittlere Schrittlänge des
Menschen wird mit 59 bis 65 cm angegeben.
Ein Ideal-Steigungsverhältnis von 17 / 29 erfüllt
alle Regeln.
Stufengänge - Bedingung 1:
Die MVStättVO 2005 § 10 Abschnitt 8 begrenzt
das mögliche Steigungsverhältnis eines Tribünen-Stufenganges auf mindestens 10 cm und
maximal 19 cm Steigung bei einer minimalen
Auftrittstiefe von 26 cm.
Regel für das Treppenschrittmaß
2s + a = 59 bis 65 cm
Vergleich möglicher
Steigungsverhältnisse:
Regel für die bequeme Begehbarkeit
a – s = 12 cm
Beispiel Nr.1
klassische Linearsteigung „1:2“ (sh. Planungsgrundlagen-Vitruv), wie auch das Prinzip im
Stehplatzbereich, zwei Stehstufen ergeben
eine Sitzplatzstufe von 80 cm. Anwendung des
max. Steigungsverhältnis nach EN/DIN 13200.
2 Stg. 20 cm / 40 cm = 40 / 80 cm
Tribünenneigung = 26,57°
Regel für die sichere Begehbarkeit
a + s = 46 cm
Die ARGEBAU der Fachkommission Bauaufsicht schreibt in Ihrer Begründung zur MVStättVO 2005 folgenden Kommentar zu Bestuhlung
und Stufengängen:
„Die Regelung des Absatzes 8 ... ist erforderlich, da nur Stufengänge mit einer ununterbrochenen Folge von mindestens drei Treppenstufen zwischen zwei Ebenen von der DIN 18065
(Treppen) erfasst werden. Da Stufengänge mit
nur jeweils einer oder zwei Stufen zwischen den
Sitzplatzebenen möglich sind und Stufengänge
immer Rettungswege sind, bedarf es einer speziellen Regelung. Die Bemessung sind an die
Werte der DIN 18065 Tabelle 1 Zeile 4 Spalten
4 und 5 angepasst. ... Dies wird als Grundlage
der weiteren Betrachtungen angesehen.“ [082]
Aufgabenstellung
Die Größe von Tribünen wird durch das maximale Stufengang-Steigungsverhältnis unter
§10 (MVStättVO 2005) begrenzt. Daher ist die
Zielsetzung der folgenden Musterrechnung
einen Querbezug zur Konstruktion einer Sichtlinie herzustellen, um die Sichtlinien-Qualität
einer Tribüne besser ausnutzen zu können.
Stufengänge - Bedingung 2:
Die Europäische Norm EN/DIN 13200-1 empfiehlt ein Steigungsverhältnis von Stufengängen
mit einer maximalen Steigung von 20 cm und
einer empfohlenen Mindesttiefe von 25 cm.
239. Beispiel Nr.1 (normal)
Stufengänge - Bedingung 3:
Ein Neigungswinkel des Stufenganges von 35°
sollte dabei jedoch nicht überschritten werden.
(EN/DIN 13200-1, Pkt. 5.1.6)
240. Beispiel Nr.2 (maximal)
Beispiel Nr.2
maximales Steigungsverhältnis laut MVStättVO
200 mit empfohlener Stufenbreite von 80 cm.
3 Stg. 19 cm / 26,6 cm = 57 / 80 cm
Tribünenneigung = 35,47°
Hinweis! Bsp. 2 überschreitet die Forderung
der EN/DIN 31200-1 (5.1.2) nach einer max.
Tribünenneigung von 35°.
Beispiel Nr.3 (Optimierungsvorschlag)
Vorschlag zur Anspassung Maximalsteigung
Oberrangtribüne analog Stehplatzbereich
3x 20 cm Stg. = 60 / 80 cm
Tribünenneigung = 36,87°
241. Beispiel Nr.3 (neu!)
Beispiel Nr.4
die so genannten „Viererstufen“ (= 4x Mindestauftritt 26 cm) Die Überprüfung der Neigung
einer solchen Oberrangtribüne lautet:
4x 19 cm Stg. = 76 / 104 cm
Tribünenneigung = 36,16°
242. Beispiel Nr.4 (Viererstufe)
[082] Zitat aus „Begründung und Erläuterung der MVStättVO 2005“, Argebau, Berlin, 2005, §10 „Stufengänge“
(§§ 13, 14, 15 und 94 VStättVO 1978)
113
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Erhöhung der Maximalsteigung
Vorschlag!
Neudefinition Maximalsteigung
Tribünen-Neigung
(bei 80 cm Stufentiefe)
max. 37°
Stufengang-Steigung
3x 20 cm
(maximal, analog EN/DIN 13200-1)
Lösungsvorschläge
Die Stufensteigung soll in in zwei Teilschritten
nach den Möglichkeiten der EN/DIN 13200-1
für Stehplatzbereiche mit 20 cm auf die Oberrangtribünen übertragen werden, statt bislang
max. 19 cm.
3x 19,5 cm = 58,5 / 80 cm = 0,73
= arc tan 36,2°
Zusatzmaßnahmen:
1. 65cm-Umwehrung ab STH > 50 cm
(wie bisher MVStättVO §11 Absatz 1)
2. „Stufengang-Bügel“ im gesamten Oberrang,
falls STH > 57 cm bis 60 cm ausgenutzt werden
3. Reduzierung der Personenanzahl
ab STH > 57 cm bis 60 cm auf den betroffenen
Reihen von 600 auf 200 Personen je 1,20 m
3x 20,0 cm = 60 / 80 cm = 0,75
= arc tan 36,9°
Zur Überprüfung werden Schrittmaß-, Bequemlichkeits- und Sicherheitsregel in vier Punkten
miteinander verglichen, um die Tauglichkeit einer „neuen“ Maximalsteigung zu beurteilen:
a) Die Untersuchung beschränkt sich auf Steigungen oberhalb des Grenzwertes von 50 cm,
von der ab 65cm-Sitzplatz-Umwehrungen notwendig werden.
50 cm : 3 Steigungen = 16,66 cm
b) Es werden die allgemein empfohlenen
Stufentiefen zugrunde gelegt.
80 cm : 3 Auftritte = 26,66 cm
c) Der Vorschlagswert aus der EN/DIN 13200-1
20 cm (maximal)
„Green Guide“ (B028)
to Safety at Sports Grounds
The Scottish Office formuliert für die Ausbildung von
Treppenanlagen unter Punkt 7.5 entgegen dem oben
genannten Vorschlag:
Auftritt
Die Schrittmaßregel
(2x s + a = 59 - 65 cm):
mindestens280 mm
empfohlen305 mm
Stufenhöhe mindestens 150 mm
maximal
180 mm
(Bestand)
190 mm
a) Grenzwert 50 cm:
2x 16,7 cm + 29,7 cm = 63,1 cm < max. 65 cm
b) MVStättVO maximal:
2x 19,0 cm + 29,7 cm = 67,7 cm > max. 65 cm
c) Vorschlag „20cm“:
2x 20,0 cm + 29,7 cm = 69,7 cm > max. 65 cm
(Stehplatz)75 - 180 mm
Kopfhöhe
TribünenNeigung
mindestens200 mm
empfohlen240 mm
Sitzplatzbereich (3x 18cm)
Stehplatzb.
max.
34°
25°
The Scottish Office merkt unter Pkt. 11.9 an, dass bei
größeren Tribünen die Stufenhöhe aus Gründe der
Sichtlinienoptimierung unter Beachtung der erhöhten
Verkehrssicherheit größere Steigungen notwenidig
werden könnten.
114
Anmerkung: Hier zeigt sich bereits siehe unter
Punkt b), dass die „normale“ Auftrittstiefe einer
empfohlenen 80cm-Stufe größer ist als der
Mindestwert von 26 cm.
Regel für die bequeme Begehbarkeit
(a - s = 12cm):
a) Grenzwert 50 cm:
29,7 cm - 16,7 cm = 13,0 cm > min. 12 cm
b) MVStättVO maximal:
29,7 cm - 19,0 cm = 10,7 cm < min. 12 cm
c) Vorschlag „20cm“:
29,7 cm - 20,0 cm = 9,7 cm < min. 12 cm
Regel für die sichere Begehbarkeit
(a + s = 46cm):
a) Grenzwert 50 cm:
16,7 cm + 29,7 cm = 46,4 cm > max. 46 cm
b) MVStättVO maximal:
19,0 cm + 29,7 cm = 48,7 cm > max. 46 cm
c) Vorschlag „20cm“:
20,0 cm + 29,7 cm = 49,7 cm > max. 46 cm
Anmerkung: Nur die Idealsteigung von 17/29
cm bestätigt die Formel für Sicherheit und bequeme Begehbarkeit.
Zusammenfassung
Die Vergleichsrechnung zeigt sehr eindrücklich,
dass die Maximalsteigung der MVStättVO 2005
im Zuge von Stufengängen bei Oberrangtribünen moderner Stadien, die empfohlenen Werte
für Schrittmaß, Bequemlichkeit und Sicherheit
baurechtlich notwendiger Treppen „sonstiger
Gebäude“ nicht einhalten kann. Der Vergleich
gebauter WM-Stadionbeispiele ergibt Durchschnittswerte für die Steigungshöhe der untersuchten Oberrangtribünen zwischen etwa 46,5
- 54,5 cm. Kontrollrechnung: 2x max. 19 cm =
38 cm < WM-Bsp. 46,5 cm, dies also bedeutet
mindestens drei Steigungen je Sitzplatzstufe.
Bei Steigungsverhältnissen unterhalb des
Grenzwertes von h = 50 cm werden die empfohlenen Werte des idealen DIN-Steigungsverhältnisses näherungsweise eingehalten:
Schrittmaßregel in Ordnung
Bequemlichkeit
in Ordnung
Sicherheit
in Ordnung
Zweidrittel der untersuchten WM-Stadien erreichen im Verlauf der Sichtliniengeometrie in den
letzten Reihen jedoch Steigungen von bis zu
52/57 cm, in einem Ausnahmefall sogar etwa
59 cm. (siehe 16. Kapitel: „Tabelle M.1/M.2“)
Daher ist eine weitere Veränderung des maximalen Steigungsverhältnisses als Verbesserung der Sichtverhältnisse zumindest denkbar
und die Vergleichsuntersuchung der gebauten
Beispiele aller zwölf WM-Stadien weist in vielen
Fällen darauf hin, dass gerade in den letzten
Reihen eines Oberranges vielfach keine 9 cm
für den C-Wert mehr gewährleistet werden können.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
10. Kapitel - „Steigungsverhältnisse“
Sicherheitstechnische ZusatzMaßnahmen bei 20er-Stufen
Bezieht man nun die Tatsache mit ein, dass die
EN/DIN 13200-1 zwar empfiehlt, einen Tribünenrang nicht steiler als max. 35° auszulegen,
so ermöglicht die MVStättVO 2005 bereits mit
3x 19,0 cm = 57 / 80 cm = 35,5° einen größen
Wert. Eine Erhöhung der maximalen Tribünenneigung soll nun schrittweise (36°/36,5°) mit
Hilfe der Schrittmaßregeln überprüft werden:
Schritt 1 - Vorschlag „A“ = max. 19,5 cm
(36° maximale Neigungswinkel einer Tribüne)
Stufenhöhe = tan 36° / 80 cm = 58,0 cm
Stufenhöhe = 58 cm / 3 Stg. = 19,5 cm
Schrittmaßregel:
68,7 cm → Abweichung + 3,7 cm
> 65 cm (max.-empfohlen)
Bequemlichkeitsregel:
10,2 cm → Abweichung - 1,3 cm
< 12 cm (min.-empfohlen)
Sicherheitsregel:
49,2 cm → Abweichung + 3,2 cm
> 46 cm (max.-empfohlen)
Schritt 2 - Vorschlag „B“ = max. 20 cm
(37° maximale Neigungswinkel einer Tribüne)
Stufenhöhe = tan 37° / 80 cm = 60,0 cm
Stufenhöhe = 60 cm / 3 Stg. = 20,0 cm
Schrittmaßregel:
69,7 cm → Abweichung + 4,7 cm
> 65 cm (max.-empfohlen)
Bequemlichkeitsregel:
9,7 cm → Abweichung - 2,3 cm
< 12 cm (min.-empfohlen)
Sicherheitsregel:
49,7 cm → Abweichung + 3,7 cm
> 46 cm (max.-empfohlen)
Vorschlag „B“
Die maximale Steigungung von 20 cm wird in
der EN/DIN 13200-1 im Zusammenhang mit
Stehplatzbereichen ermöglicht und nicht explizit auf Stufengänge der Sitzplatzbereiche übertragen oder ausgeschlossen.
Anmerkung: Die beabsichtigte Verbesserung
der C-Werte von Oberrangtribünen wird im
Abschnitt „Veränderung des C-Werts“ nachgewiesen. An dieser Stelle werden aufgrund der
auftretenden Abweichungen von der Schrittmaßregel sicherheitstechnische Kompensationsmaßnahmen vorgeschlagen.
(siehe 17. Kapitel: „Parameterstudie-C-Wert“)
Das Problem moderner Sportstadien liegt in
der Verbindung hoher Zuschauerkapazitäten
mit hohem Sichtkomfort. Die Untersuchung
verschiedener Sichtlinienprofile hat eindeutig
gezeigt, dass die Begrenzung des Steigungsverhältnisses die Stadien entweder in ihrer Kapazität limitiert oder Einbußen beim Sichtkomfort in Kauf genommen werden müssen.
Die vorangegangenen Steigungsberechnungen
haben bewiesen, dass ein Überschreiten der
Werte aus Schrittmaß- Bequemlichkeits- und
Sicherheitsregel breits im Zuge der MVStättVO und Nutzbarkeit (Bsp. Stufentiefe 80 cm,
C-Wert) offensichtlich unvermeidbar sind. Um
auch bei 20 cm max. Steigung die Schritt-Sicherheit auf den Tribünen aufrecht erhalten zu
können, werden folgende Bedingungen formuliert und geeignete bauliche Zusatzmaßnahmen vorgeschlagen:
Maßnahme 1:
Bei Stufenhöhen zwischen 50 bis 57 cm bleiben die Maßnahmen unverändert: Sitzplatz“Umwehrungen“, die eine dahinter liegende
Reihe um mindestens 65 cm überragen.
Maßnahme 2:
Das Problem der Tribünen-Steilheit liegt in der
Verkehrssicherheit und der Anstregung/Ermüdung, die das Begehen eines Stufenganges
provoziert. Daher sollte bei Stufenhöhen zwischen 57 cm und maximal 60 cm die Anzahl
der Personen, die in diesem Teil der Tribüne
sitzen reduziert werden.
Von 600/200 (im Freien / Innen) auf 200/60
Personen je 1,20 m Stufengangbreite herabgesetzt. Im Freien dürften also nur maximal 5
Reihen > 57cm je Stufenhöhe „STH“ sein.
Kontrollrechnung: 2x 20 Sitzplätze je Gangseite = 40 Personen x 5 Reihen = max. 200 Pers.
Maßnahme 3:
Im Neigungsbereich von maximal 36,5° (neu!)
werden die Gänge „gefühltermaßen“ sehr steil,
daher werden zum Ausgleich in Ergänzung zur
bisherigen Forderung der MVStättVO 2005 §10
in diesen Stufengängen „Stufengangbügel“
gefordert, die bis zum Mundloch hinunter über
die gesamte Stufenganglänge des Oberranges
anzuordnen sind.
oben:243. Stufengang-Bügel
Einbausituation im Oberrangbereich
des WM-Stadions Köln
244. maximales Steigungverhältnis (zurzeit)
3x 19 cm = 57 cm
Einbaunotwendigkeit ab Grenzwert
Stufensteigung > 50 cm
Anmerkung: Damit keine „Abreißen“ der gedachten Handlauflinie erfolgt, müssen bei Überschreitung des bisherigen Maßes von max. 57
cm Stufengangbügel auch in den Stufengangteilen angeordnet werden, die unterhalb des
Grenzwertes (STH < 50 cm) liegen.
115
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel
Begriffsbestimmung „Sichtlinie“
Fokuspunkt
„Sichtlinien-Parameter“
In der DIN 13200-1 werden im ersten Teil Kriterien für die räumliche Anordnung von Zuschauerplätzen formuliert. Bei der Planung
von Zuschaueranlagen ist die Konstruktion der
Sichtlinie neben vielen anderen Fragen, die
wohl bedeutendste Aufgabenstellung bei der
Entwicklung einer Stadiontribüne.
Laut DIN 18035 für Sportplätze unter Punkt
4.5.5 „müssen an allen Punkten der Zuschauertribüne gute Sichtmöglichkeiten auf den
Sport- und Spielablauf geboten werden.“
Die Fußball-Sportverbände DFB/FIFA/UEFA
oder auch die IAAF für den Leichtathletiksport
fordern grundsätzlich für alle Zuschauerplätze
gute und „freie Sichtverhältnisse“ auf das gesamte Spielfeld.
Die Lage des Fokuspunktes „P“ ist als Sichtbezugspunkt entscheidend. Im Anhang C der
EN/DIN 13200-1 erfolgt die „Einteilung der
Sportarten und Kriterien für die Bestimmung
der Veranstaltungsgruppen“. [083]
Diese veranstaltungsabhängige Definition des
Fokuspunktes berücksichtigt die Nutzungsvoraussetzungen unterschiedlicher Sportarten.
In Tabelle C.1 wird die Sportart nach Aktionsgeschwindigkeit und Größe/Maß des zu beobachtenden Sportgerätes festgelegt:
Die Aufklärung von Einflussgrößen
auf die Höhenentwicklung eines
Sichtlinienprofils
-
Bedgriffsbestimmung „Sichtlinie“
Fokuspunkt
Höhenverlauf einer Tribüne
Aughöhe zum Sitz- / Stehplatz
Ergonomie - Körpermaße
Sitzpositionen
Tribünenstufentiefe / -Breite
Sichtlinien-Überhöhung
Distanz der „Ersten Reihe“
Spielfeld-Lageplan „Leichtathletik“
Spielfeld-Lageplan „Fußball“
Mindest-Blickwinkel „Werbebande“
Systemvarianten Bandenwerbung
„AS“
„B“
„C“
„D“
Gemäß Definition der EN/DIN 13200-1 unter
Punkt 3.10 handelt es sich bei der „Sichtlinie“
um den Begriff:
„Linie, die den Mittelpunkt des Auges eines
Zuschauers mit dem Betrachtungspunkt im
Aktionsbereich ohne optische Unterbrechung verbindet.“
Die aufgelisteten Parameter werden im Folgenden aufgeklärt. Anschließend in einem eindeutigen Konstruktionsverfahren definiert:
P
„Fokuspunkt“
A
B
C
D
„Augpunkt-Höhe“
„Stufen-Breite“
„C-Wert“ (Sichtlinien-Überhöhung)
„Distanz“
X
Y
„Gesamt-Distanz“
„Aughöhe-Gesamt“
G
„Gangbreite“
STH
SA
SH
ST
„Stufenhöhe“
„Sichtlinien-Abstand“
„Sitzplatz-Höhe“
„Sitzplatz-Tiefe“
α
„Sehstrahlwinkel“
[083]
116
nach der Aktionsgeschwindigkeit
A = langsam
B = mittel
C = schnell
nach dem Maß des Sportgerätes
A = groß
B = mittel
C = klein
Leichtathletik-Sportereignisse liegen beispielsweise in Gruppe A, Fußball bzw. American Football in Gruppe B, sowie das noch
schnellere Eishockespiel in Gruppe C. Diese
Angaben sind wichtig, da es sich bei dem zu
beobachtenden Objekt jeweils um sehr unterschiedliche Elemente handelt, einen kleinen
Ball / Puck oder Spieler. Der zu beurteilende
Betrachtungs-/ Fokuspunkt „P“ liegt in aller Regel auf den Extrempunkten eines Spielfeldes,
wie den Eckfahnen oder den Seiten- / Torauslinien, bzw. der Laufbahn oder Bande.
In Tabelle C.2 werden darüber hinaus Angaben
über die Höhe des Fokuspunktes gemacht.
Dieser liegt je nach Sportart unterschiedlich.
Bei den Ballsportarten wie Fußball etc. liegt er
auf h = 0 cm, da die Spielfeldauslinie maßgebend ist.
Für Leichathletik gilt die Außenlinie der Außenbahn mit h = 50 cm (alternativ die Mitte der
äußersten Laufbahn).
Und bei Eishockey „muss die Höhe der undurchsichtigen Bande mit eingerechnet werden“ (ca. 1,0 – 1,10 m).
Zitat aus EN/DIN 13200-1 „Zuschaueranlagen“ (2003) Veranstaltungsgruppen, Anhang C, Tabelle C.1, S.18/19
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Höhenverlauf einer Tribüne
(Sichtlinien-Parameterstudie)
„A“
Augpunkt-Höhe
Je höher der Startpunkt der Sichtlinienkonstruktion liegt, desto steiler wird die Tribüne.
245.
Je tiefer die Stufenbreite ist, desto
flacher steigt die Tribüne an.
„B“
Stufen-Breite
246.
Je größer der „C-Wert“ der Sichtlinienüberhöhung, desto schneller
steigt die Tribüne an.
„C“
-Wert
Je weiter der Zuschauer vom Betrachtungspunkt entfernt ist, desto
flacher steigt die Tribüne an.
247.
„D“
Distanz
248.
117
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
249. Augpunkt-Höhe:
Normale Einzelsitz-Position
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Aughöhe zum Sitz-/Stehplatz „AS“
Ergonomie - Körpermaße
ist der vertikale Abstand des Augpunktes gemessen zur Lauffläche der jeweiligen Sitz-/
Stehplatz Tribünenstufe
Die Festlegungen der EN/DIN 33402-2 für
die „Körpersmaße des Menschen“ nach statistischer Erhebung:
zur Auftrittsfläche sitzend
Augabstand zur Sitzfläche Höhe der Sitzfläche (gemäß DIN 13200-1)
1,20 m
0,80 m
0,45 m
5. Perzentil: 5 % sind kleiner
50. Perzentil: 50 % sind kleiner/größer
95. Perzentil: 5 % sind größer
zur Auftrittsfläche sitzend zur Auftrittsfläche stehend 1,25 m
1,65 m
Tabelle 3 . 1.2 Körperhöhe [mm]
Jahre
Männer
Frauen
5% 50% 95% 5% 50% 95%
18-65
1650 1750 1855 1535 1625 1720
18-25
1685 1790 1910 1560 1660 1760
26-40
1665 1765 1870 1545 1635 1725
41-60
1630 1735 1835 1525 1615 1705
61-65
1605 1710 1805 1510 1595 1685
Anmerkung: Der Wert 1,65 m wird bereits
1993 vom IAKS/IOC angegeben, die neue DIN
13200-1 aus 05-2005 geht jedoch von 1,60 m
aus!
Aus diesem Grund ist an dieser Stelle ein kurzer Exkurs notwendig, der die oben genannten
Differenzen zwischen 1,60/1,65 m aufklärt und
verfahrenstechnisch neu festlegt. Grundsätzlich soll das Verfahren zur Sichtlinienkonstruktion auf allgemeingültigen Maßen basieren, die
Grundlage und Vergleichsmöglichkeit bieten.
(siehe oben) Zur Überprüfung und weiteren
Detailplanung ist ein personenbasiertes Verfahren entsprechend einem Modulor „EN“
nachvollziehbarer und im Planungsprozess
visuell besser kommunizierbar. Die maßlichen
Unterschiede werden im Folgenden aufgezeigt
und gelöst.
250. Augpunkt-Höhe:
Business-Einzelsitz-Position
251. Augpunkt-Höhe:
Sethplatz-Position
118
Einleitung aus dem Entwurf für die EuropaNorm für Körpermaße:
„Die untersuchte Bevölkerung ist in Anpassung
an die inzwischen in Europa übliche Vorgehensweise nicht nach Staatsangehörigkeit definiert,
sondern umfasst alle Personen, die im Untersuchungsgebiet, der Bundesrepublik Deutschland, wohnhaft sind (Wohnbevölkerung). In
Anbetracht der zunehmenden Migration in Europa und der uneinheitlichen Übernahme der
Staatsangehörigkeit hat es sich als zweckmäßig erwiesen, anthropometrische Erhebungen
auf die Wohnbevölkerung auszurichten, um damit den Realitäten des Arbeitslebens und der
Bedürfnisse der Nutzerbevölkerung zu entsprechen. Diese Vorgehensweise führt gegenüber
früheren Definitionen der untersuchten Bevölkerung zu einer Veränderung der Variabilität in
allen Altersgruppen.“ [084]
[084]
Tabelle 4 . 1.3 Augenhöhe, stehend [mm]
Jahre
Männer
Frauen
5% 50% 95% 5% 50% 95%
18-65
1530 1630 1735 1430 1515 1605
18-25
1565 1665 1785 1450 1550 1645
26-40
1545 1640 1750 1440 1525 1615
41-60
1510 1620 1720 1420 1505 1590
61-65
1490 1595 1690 1395 1480 1570
Tabelle 23 . 2.2 Augenhöhe, sitzend [mm]
Jahre
Männer
Frauen
5% 50% 95% 5% 50% 95%
18-65
740 795 855 705 755 805
18-25
760 810 870 720 770 820
26-40
745 805 860 710 760 810
41-60
730 785 850 700 750 800
61-65
710 770 830 685 735 795
Tabelle 66 . 5.4 Kopfhöhe [mm]
Jahre
Männer
Frauen
5% 50% 95% 5% 50%
18-65 210 220 235
190 210
18-25 215 225 240
195 215
26-40 215 220 240
190 210
41-60 210 220 235
185 210
61-65 210 220 235
185 205
Zitat aus EN/DIN 33402-2 „Körpermaße“ (Entwurf - 01/2005) Einleitung, S.5
95%
235
240
235
235
230
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Die Zahlenwerte spiegeln eine statistische
Erhebung wieder, die zur Grundlage dieser
EN/DIN für Körpermaße wurde. Sie zeigt die
Unterschiedlichkeit des Personenkreises der
beispielsweise als „Stadionbesucher“ eine Tribünenanlage betritt.
Um eine Sichtlinienkonstruktion durchführen
zu können, sollten Standardwerte zur besseren Vergleichbarkeit der Konstruktionsarten
festgelegt werden. die den vertikalen Abstand
des Augpunktes zur Lauffläche definieren.
Untersuchungsreihen bei der Entwicklung von
Sichtlinienprofilen zeigen eindeutig, dass die
Veränderung der Qualität einer Sichtlinie dann
als marginal zu betrachten ist, wenn die Änderung eines Parameters (z.B. exakte Höhe des
Augpunktes) sich gleichermaßen auf alle Besucher bezieht.
Die Berechnungsformel zeigt jedoch eindeutig,
dass die relative Augpunkt-Höhe zur Sitzstufe
keine weitere Auswirkung auf die Höhenentwicklung der Augpunkt-Kurve hat, außer der
Startpunkthöhe gemindert oder vergrößert um
die Höhendifferenz + 5 cm. Die zurzeit geltende
EN/DIN 13200-1 Höhe (Stand 2005) mit 1,20 m
wird im Zuge dieser Dissertation dennoch auf
1,25 m verändert, da bei der „Polygonal-Umformung“ der Tribüne unterhalb der AugpunktKurve die Sitzhöhe als Ausgleich herangezogen werden muss.
(siehe 14. Kapitel: „Toleranz-Stufenausgleich“)
Körpergröße
Das Statistische Bundesamt Deutschland gibt
jährlich die Ergebnisse der Mikrozenus-Befragung (Deutschland) bekannt. Diese Werte
wurden im April 2004 aktualisiert. Demnach
liegt die Körpergröße bei Männern und Frauen
zusammengenommen bei:
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Alter
18-35 Jahre
35-50 Jahre
50-75 Jahre
Männer: (durchschnittlich)
Frauen: (durchschnittlich)
Größe
1,74 m
1,72 m
1,70 m
1,77 m
1,65 m
Fasst man die Werte der EN/DIN 33402-2 für
„Körpermaße“ und die statistischen Daten der
Mikrozensus-Befragung 2004 zusammen, sollte
die durchschnittliche Körpergröße eines Stadion-/Arenabesuchers mit 1,75 m angenommen
werden und bestätigt die bisherigen Annahmen
der DIN 13200-1 für Zuschaueranlagen.
(siehe 3. Kapitel: Modulor „EN“)
Stirn- / Scheitelhöhe
(Lat.: Vertex)
Bei empirischen Untersuchungen an der RWTHAachen unter den Studenten unterschiedlicher
Körpergröße, ergab sich im Rahmen dieser
Dissertation, dass die Höhe des Augpunktes
bezogen auf die Stirn- / Scheitelhöhe des Zuschauers zwischen 9,3 und 11,6 cm lag.
50% der Probanden entsprachen dabei unter Berücksichtigung einer messtechnischen
1%-Toleranz, einem Medianwert von 10,5 cm
unterhalb des Scheitels. Diese Zahlen lassen
sich wiederum mit der Höhe der Stirn nach
Anwendung der Proportionen des goldenen
Schnittes vergleichen. Die Grundmaße aus der
Fibonacci-Zahlenreihe ergeben für das Stirnmaß eines „Le Modulor“ aus den 50er Jahren
(Körpergröße 1,75 m), den Wert 10,2 cm und
entsprechen damit in etwa dem oben genannten untersuchten Durchschnittswert.
„Körpergröße“
Die durchschnittliche Körpergröße eines
Stadionbesuchers wird geschlechtsunspezifisch
mit 1,75 m als Medianwert festgelegt.
Anmerkung: Bei einer angenommenen Körpergröße von 1,83 m (Modulor 2) würde die
Stirnhöhe innerhalb der Zahlenreihe 11,5 cm
betragen.
unten:252. Untersuchungsergebnisse zur Ermittlung
der Auspunkt-Position im Kopfbereich
(Studie an der RWTH Aachen, SS 2005)
119
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„A“
„Entsprechend der normalen Scheitelhöhe des
Menschen, müsste eine mittlere Sichtüberhöhung von etwa 12 cm gefordert werden.“ [085]
Graubner (Theaterbau, 1968) bestätigt somit
die Annahmen C.Gellinek aus „Der Hörsaal im
Hochschulbau“ (1934). Das Bezugsmaß einer
Scheitelhöhe wird mit 12 cm festgelegt und
dient somit als vereinfachte Grundlage für eine
Forderung nach einer Sitzreihenüberhöhung
mit einem „C“ -Wert von 12 cm. Er verbindet
das Maß für die Höhe der Stirn/Scheitels eines
Vordermanns, als das Maß, über welches eine
dahinter sitzende Person schauen können
muss. Subtrahiert man nun jedoch die ermittelten Maße aus der Statistik, dann kommt man
zu unterschiedlichen Ergebnissen:
Augpunkt-Höhe
1. Fall: „Annahme Graubner“
. /.
1,75 m Durchschnittskörpergröße
0,12 m Scheitelhöhe
= 1,63 m
2. Fall: „Annahme EN/DIN 33402-2“
AS „Aughöhe zum Sitz-/Stehplatz“
zur Auftrittsfläche sitzend
Augabstand zur Sitzfläche 1,25 m
0,80 m
Höhe der Sitzfläche (gemäß DIN 13200-1)
0,45 m
zur Auftrittsfläche stehend 1,65 m
Die Vorschrift bestimmt keine Scheitelhöhe,
sondern stellt nur statistisch die Aughöhe unterschiedlicher Altersgruppen (stehend) fest.
Median-/Mittelwert der Männer:
1.630 + 1.665 + 1.640 + 1.620 + 1.595 =
8.150 mm : 5 = 1.630 mm
. /.
1,75 m
1,63 m
= 0,12 m
Durchschnittskörpergröße
Augpunkt-Höhe (stehend)
3. Fall: „Goldener Schnitt“
An diesem Vergleichspunkt kommt es zu einer interessanten Abweichung. Die empirisch
ermittelten Werte 10,2 - 10,8 cm (RWTH-Aachen) bestätigen tendenziell die zeichnerisch
abgeleiteten Körpermaße der Musterperson
„Modulor „EN“. Mit einer zeichnerisch ermittelten Scheitelhöhe von 11 cm wird bei diesem
Verfahren nicht nur die EN/DIN 33402-2 mit
einer Kopfhöhe von 220 mm (Medianwert) bestätigt, sondern zudem auch Maßverhältnisse
aus der Renaissance mit einer Aughöhe = 1/2
Kopfhöhe. (Albrecht Dürer, Nürnberg 14711528)
[085]
120
. /.
1,75 m Durchschnittskörpergröße
0,11 m Scheitelhöhe
= 1,64 m
Anmerkung: Der Versuch, die offensichtliche
Vereinfachung von 12 cm Scheitelhöhe (Graubner 1968), als die „wahre“ Höhenlage der Augen zeichnerisch umzusetzen, war innerhalb
der Untersuchungen nicht erfolgreich, da die
Augen im Gesichtfeld proportional zu tief liegen würden. Und 2x 12 cm = 24 cm Kopfhöhe
stimmt auch nicht mit den statistischen Werten
der DIN überein (sh.ob.), da nur weniger als 5%
der erhobenen Personendaten einer Kopfhöhe
größer als 235 mm entsprechen.
Schlussfolgerung
Die DIN 13200-1, welche die „Kriterien für die
räumliche Anordnung von Zuschauerplätzen“
regelt, macht keine klare Aussage zu den Angaben der Kopf-/Scheitelhöhe. Aus den oben
angestellten Überlegungungen und klaren
Maßdifferenzen zwischen den Vorgaben einer
DIN 13200-1 mit 1,60 m Augpunkt-Höhe und
den Angaben der Ergonomie DIN 33402-2
mit 1,63 m und die IAKS/IOC-Annahme (aus
Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“
Stand: 1993) mit 1,65 m für die Augpunkt-Höhe
im Stehplatzbereich wird mit folgender Wert
für die weiteren Untersuchungen „neu“ festgesetzt.
AS Augpunkt-Höhe (sitzend)
AS Augpunkt-Höhe (stehend)
1,25 m
1,65 m
Begründung
Vereinfachungen sind die Grundlage der Entwicklung von Standards. Im Falle der „stehenden“ Augpunkt-Höhe, ist eine Umsetzung mit
vereinfachungshalber 1,65 m sinnvoll.
Anmerkung: Aus anthropometrischen Gründen jedoch liegt der zeichnerische Vorteil einer
Konstruktion mit 1,64 m darin, dass die Konstruktion einer Sichtlinie mittels einer EN/DINdatenbasierten Musterperson Modulor „EN“
durchgeführt werden kann. Der Planer kann
daher selbst entscheiden, ob er zeichnerisch
mit 1,64 m arbeitet oder mit dem vereinfachten
„offiziellen Wert“ 1,65 m.
Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, G.Graubner, München, 1968, S.19
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Sitzpositionen
Nach Definition der Augpunkt-Höhe „AS“, wird
in diesem Kapitel untersucht, inwieweit unterschiedliche Sitzpositionen / -haltungen einen
Einfluss auf die Augpunkt-Positionen und die
daraus resultierenden „quantitativen Sichtverhältnisse“ haben. (= Sichtlinien-Überhöhung
nach G.Graubner, Hannover 1968)
Die EN/DIN 13200-1 legt in ihrem ersten Teil
zwar die Höhe des Augpunktes mit 1,20 m
(sitzend) fest, lässt dabei aber außer Acht, in
welchem Grundrissabstand der Augpunkt zur
Rückseite der Sitz- / Stehplatzstufe anzusetzen ist.
Die Dissertation definiert vier unterschiedliche
Sitzhaltungen eines Zuschauers, um diese zu
untersuchen:
Fall 1
„entspannt / normal“
20 cm Abstand
mit 1,25 m Augpunkt-Höhe
Fall 2 „angespannt“
55 cm Abstand
mit 1,15 m Augpunkt-Höhe
Fall 3 „demotiviert“
05 cm Abstand
mit 1,15 m Augpunkt-Höhe
Fall 4 „aufmerksam“
30 cm Abstand
mit 1,25 m Augpunkt-Höhe
Anmerkung: Bei den angegebenen Maßen
handelt es sich aus Gründen der Vereinfachung
und besseren Verallgemeinerung um gerundete Werte. Die Sitzpositionen sind von Zuschauer zu Zuschauer höchst unterschiedlich und
sehr stark von den subjektiven Vorlieben der
Einzelnen abhängig. Die hier gezeigten Standardsituationen zeigen jedoch deutlich, dass
die Augpunkt-Höhe zwischen 1,25 und 1,15 m
schwankt und sich der Grundrissabstand von 5
bis 55 cm verändert.
Zu Fall 1: „normal“
Die Person nutzt die ergonomisch geformte
Sitzschale aus. Der Augpunkt liegt auf 1,25 m
Höhe und hat einen rückwärtigen Abstand von
20 cm und entspricht der Distanz zwischen
Augpunkt und Hinterkopf. Diese Haltung kann
als „entspannt“ oder normal bezeichnet werden.
Zu Fall 2: „angespannt“
Die Person beugt sich nach vorne. Die Augpunkt-Höhe sinkt auf 1,15 m ab und die Grundrissposition rückt auf 55 cm vor.
Bezieht sich die Reaktion des Zuschauers auf
eine individuelle subjektive Haltung, dann wird
seine Sichtlinie mit großer Wahrscheinlichkeit
durch den Vordermann verdeckt werden. Daher ist davon auszugehen, dass er diese Position nicht dauerhaft einnimmt, ohne persönliche
Sichteinbußen.
Zu Fall 3: „demotiviert“
Die Person lässt sich nach hinten fallen. Auch
diese Augpunkt-Höhe sinkt auf 1,15 m ab und
die Grundrissposition geht auf lediglich 5 cm
zurück. Für die Sichtlinie gilt die Einschränkung
analog zu Fall 2, aber es ist davon auszugehen, dass er mit seinen Kopf ca. 15 cm in die
dahinter liegende Reihe eindringt. Dies ist so
lange unproblematisch, wie sich direkt an der
Vorderkante der dahinter liegenden Reihe keine Sitzplatz-Umwehrung von h = 65 cm befindet. (siehe 9. Kapitel: „Sitzplatz-Umwehrung“)
253.
Zu Fall 4: „aufmerksam“
Diese Person sitzt extrem aufrecht auf der Sitzschale. Eine Situation, wenn der Spielverlauf in
eine besondere Phase eintritt und der Besucher
versucht möglichst gut sehen zu können.
Anmerkung: Viele Zuschauer springen in diesem Moment auf, um z.B. den Eckstoß „besser“ sehen zu können. Dieser Fall kann bei der
Konstruktion einer Sichtlinie nicht berücksichtigt werden, da der Zustand „Stehen/Sitzen“
sichtlinientechnisch unvereinbar ist. In der Regel hat dies jedoch einen Mitnahmeeffekt und
alle Zuschauer stehen parallel kurz auf. Der
Gleichzeitigkeitsfaktor minimiert das Sichtbehinderungsproblem.
Der aufmerksame Zuschauer behält seine Augpunkt-Höhe mit 1,25 m zwar bei, aber geht er
um etwa 10 cm weiter nach vorne, rückt dabei
unweigerlich in das Sichtlinienprofil des dahinter sitzenden Besuchers und schränkt dessen
„normale“ Sicht ein.
Je dichter moderne Tribünenanlagen an ein
Spielfeld heranrücken, desto sensibler ist dieser Einflusspunkt und je schwieriger die Aufrechterhaltung eines „sauberen“ Sichtlinienprofils.
254.
255.
Schlussfolgerung
Prinzipiell ist zeichnerisch, wie rechnerisch
festzustellen, dass die Definition von AugpunktHöhe „AS“ und dessen Grundrissposition ohne
wesentlichen Einfluss bleibt. (b.w.)
256.
121
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Die Folgen werden mathematisch lediglich in
der ersten Sitzplatzreihe bei der Festlegung
der Parameter A / D zu Beginn wirksam und
beeinflussen den weiteren Sichtlinienverlauf
somit nur marginal. Dies gilt allerdings nur für
die Gesamthöhenentwicklung der Tribüne, sofern dieser Wert durch einen Gleichzeitigkeitsfaktor auf die gesamte Tribüne kontinuierlich
übertragen wird.
Subjektive emotionale Sitzpositionen einzelner
Zuschauer bleiben jedoch unterschiedlich und
die Sichtbehinderung Dritter ebenfalls ein unplanbares, individuelles Problem, das gewohnterweise im Miteinander der Besucher unter
sich gelöst wird.
Da es sich im Rahmen dieser Dissertation um
den Aufbau eines allgemeingültigen und nachvollziehbaren Konstruktionsverfahrens handelt,
sollten die Planungsparameter Höhe und Entfernung des Augpunktes auf der Sitz- / Stehplatzstufe zur eindeutigeren Vergleichbarkeit
des Qualitätsstandards unterschiedlicher Tribünenanlagen dennoch klar definiert werden.
unten:257. Zeichnerische Gegenüberstellung
verschiedener Sitzpositionen und
ihre vertikalen Blickwinkel
122
Aus diesem Grund wird die Augpunkt-Höhe mit
1,25 m vorgeschlagen (siehe Begründung 14.
Kapitel: „Polygon-Umformung“) und die Grundrissposition mit einem Abstand von 20 cm von
der Stufen-Hinterkante.
Zuschauer „sitzend“
Augpunkt-Höhe
Augpunkt-Abstand
(ab Stufen-Hinterkante)
1,25 m
0,20 m
Zuschauer „stehend“
Augpunkt-Höhe
(zeichnerisch 1,64 m)
1,65 m
Augpunkt-Abstand
(ab Stufen-Vorderkante)
0,15 m
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Tribünen-Stufentiefe / -Breite
Die Sitzstufentiefe „B“ entscheidet bei
gegebenem Abstand der ersten Reihe zum
Spielfeld ebenfalls über die Neigung des
gesamten Ranges. Je geringer die Tiefe
der Sitzstufe gewählt wird, desto steiler
entwickelt sich der Rang (bei konstanter
Sichtlinienüberhöhung).
Die „alte“ VStättVO 1990 geht von einer
Durchgangsbreite „G“ von mindestens 45
cm aus. Die „neue“ MVStättVO 2005 hat
diesen Wert auf 40 cm gemindert, so dass die
Stufentiefe in Summe mit der Mindesttiefe des
Sitzplatzes (40 cm) eine Gesamttiefe/-breite
einer Sitz-/Stehstufe von 80 cm entsteht.
Wenn die Stufe schmaler wird (nach EN/DIN
13200-1 sind bis 70 cm möglich), müssen
jedoch Einbußen des Sitzkomforts in Kauf
genommen werden. Wenn zugunsten des
Besucherkomforts die Sitzstufentiefe also
verbreitert wird, dann wirkt sich dies qualitativ
auf die Steilheit der Tribüne aus. In diesem
Fall würde die gesetzlich maximal zulässige
Steigung eher erreicht. Um diese jedoch nicht
zu überschreiten, müsste der SichtlinienParameter „C“ -Wert (Sichtlinien-Überhöhung)
abgesenkt werden.
(siehe 17. Kapitel: „Parameter-Studien“)
Der Planer kann man grundsätzlich zunächst
von folgenden Sitzplatzrastern ausgehen:
Normaler Sitzplatz
Business Sitzplatz
50 x 80 cm
60 x 90 cm
„B“
Stufen-Breite
Anmerkung: Komfort - Eine Verbreiterung
der Stufentiefe zugunsten eines höheren
Komforts in den Businessbereichen erfolgte
bei den WM-Stadien 2006 in Deutschland bis
1,05 m. Durchgangsbreite - Die notwendige
Fluchtwegbreite „G“ im Durchgang einer Stufe
kann auf einfache Weise durch den Einsatz von
Klappsitzen erreicht werden. Der Mehrpreis für
eine Klappfunktion sollte betriebswirtschaftlich
durchdacht werden.
Weitere Formen von Sitzplatzrastern werden
in gesonderten Abschnitten des Kapitel 9
unter Medien / Behinderte nutzungsspezifisch
untersucht, hier nur zusammengefasst:
Rollstuhl-Stellplatz
Medien-Presseplatz
Kommentatoren
90 x 150 cm
50 x 90 cm
160 x 180 cm
Je breiter die Stufenbreite ist, desto
flacher steigt die Tribüne an.
(246.)
258./259. Foto/Zeichnung - „Klappsitz“ Fa. Eheim-Möbel
123
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Sichtlinien-Überhöhung „C“
„C“
Augpunkt-Überhöhung
„Jede Reihe soll um ein solches Maß über die
Vorderreihe ansteigen, dass die Sehlinie vom
Auge des Hörers nach dem Gesicht des Vortragenden frei über dem Scheitel jedes Vordermannes hinweggeht.“ [086]
„Als Sichtlinie wird die gedachte Linie vom
Auge des Zuschauers zu einem Bezugspunkt
auf der (Bühne) bezeichnet.“ [087]
„Sichtlinien-Überhöhung“ oder der so genannte „C“ -Wert ist demnach die lotrechte Distanz zwischen den Sichtlinien zweier
hintereinander sitzender Zuschauer. Der
Abstand wird jeweils über dem Auge des
Vordermannes gemessen. Dieser Zahlenwert ist Ausdruck für die Sichtlinien-Qualität einer Zuschauertribüne.
Der „C-Wert“ ist also das Maß für den gewünschten Sichtkomfort. Dieser wird in der
Regel durch die Stadionbetreiber als Qualitätsstandard der Zuschauertribünen festgelegt und
von den Sportverbänden FIFA / UEFA / IAAF
sowie von der EN/DIN 13200-1 als Mindeststandard festgeschrieben:
„C“ -Wert
optimal / empfohlen
annehmbar / zulässig
in Ausnahmefällen
12 cm
9 cm
6 cm
In früheren Planungsgrundlagen für den Bau
von Sportstadien des IAKS/IOC (1993) wird sogar ein Wert von 15 cm als optimal angesehen.
(Zuschauer mit Hut) Heutzutage werden im
Stadionbereich kaum noch normale Hüte getragen. Weiter verbreitet sind allerdings „Baseball“
-Kappen, die für die Sichtlinien eher als irrelevant einzustufen sind.
In einer weiteren Anmerkung des IOC wird
1993 bereits auf Fußball-Werte aus England
hingewiesen, die zwar von ähnlichen Grundlagen 12/9 cm ausgehen, aber ausdrücklich
darauf hinweisen, dass bei „großen“ Zuschauerkapazitäten für den C-Wert bis zu 6 cm möglich sind.
Hans Gussmann beschreibt im Jahr 1954 für
den Theaterbau ein Verfahren, dass die Anordnung der Sitzplätze „auf Luke“ setzt. Das bedeutet, jeder Besucher kann jeweils erst über
den Kopf des zwei Reihen vor ihm sitzenden
Vordermannes sehen. (siehe 6. Kapitel)
Diese Art der Sitzplatz-Anordnung ist für den
Theaterbau durchaus üblich, da man die Sichtlinien-Überhöhung von 12 / 2 auf 6 cm halbieren
und somit den Anstieg des Parketts stark verringern kann. Theater- und Stadionbau lassen
sich in diesem Punkt nur bedingt miteinander
vergleichen. Gemäß der Veranstaltungsgruppen-Definition der EN/DIN 13200-1 für „Zuschaueranlagen“ ist die Aktionsgeschwindigkeit
z.B. von Ballsportarten mittel/schnell und die
Aktionen beziehen sich auf ein großes Spielfeld. Handelt es sich um eine „versetzte“ Sitzplatzanordnung und der Zuschauer auf „Luke“
blickt zwischen den Köpfen seiner beiden Vorderleute hindurch, dann öffnet sich lediglich ein
Sichtfeld von ca. 35°. (Reihenabstand = 80 cm
und Sitzplatz-Raster = 50 cm) Der Kopf des
Vordermannes ist also bereits nach 17,5° im
Sichtfeld. Da in großen Stadien jedoch Augenund Kopfbewegungen zwischen 30° und 120°
keine Ausnahme sind, macht eine versetzte
Sitzanordnung keinen Sinn.
Je stärker die Tribüne an den Betrachtungspunkt heranrückt, desto steiler wird die Zuschaueranlage.
(siehe 11. Kapitel: Abstand der „Ersten Reihe“)
Dem Planer sind allerdings durch die örtlichen
Baubestimmungen maximale Steigungsverhältnisse vorgegeben. Durch die gesetzliche
Begrenzung des Steigungsverhältnisses im
Stufengang auf 3x 19 cm = maximal 57 cm
(MVStättVO 2005 §10, Absatz 8 „Stufengänge“) kann also im oberen Teil der Tribüne nur
durch die Absenkung des Sichtlinienkomforts
ausgleichend reagiert werden, um den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen. Erreicht
die projektierte Tribüne also dieses Maximum
und hat dabei noch nicht die erforderliche Kapazität erlangt, dann muss der Planer die Qualität der Sichtlinie verringern.
Anmerkung: In den folgenden Kapiteln wird
näher auf den Zusammenhang der bestimmenden Planungsparameter eingegangen.
So wird der Hinweis des IAKS/IOC (1993)
auf gebaute Beispiele der britischen Fußball
Premier-League nachvollziehbar, da über den
C-Wert dem geometrischen Phänomen Rechnung getragen wird, dass eine Sichtlinienkonstruktion exponential ansteigt.
[086] Zitat aus „Der Hörsaal im Hochschulbau“, C.Gellinek, Berlin, 1934, S.32
[087] Zitat aus „Theaterbau - Aufgabe und Planung“, G.Graubner, München, 1968, S.18
124
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Sichtlinien-Überhöhung
„C“ - Wert
Sitzplatz-Raster
260.
„Theater versetzt / Stadion unversetzt“
empfohlen
zulässig
in Ausnahmen
12 cm
9 cm
6 cm
Sichtlinien-Toleranz
maximal zulässige
Abweichung
+ 5 mm
Bei Einhaltung dieser Toleranz,
gelten die Vorgaben C-Wert als erfüllt !
siehe auch 6. Kapitel:
„Verfahren nach Gussmann“
(versetzte Anordnung von Sitzplätzen)
Je größer der gewählte „C“-Wert,
desto steiler wird die Tribünenanlage und desto schneller wächst
dessen notwendige SichtlinienÜberhöhungskurve an.
(247.)
125
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Distanz der „Ersten Reihe“
„D“
Distanz „Erste Reihe“
unten:261. drei Stadion-Grundrisstypen
a. „reine“ Rechteck-Geometrie
(mit geometrisch offenen Ecken)
b. „aufgeweitete“ Rechteck-Geometrie
(bestend aus Kreis-Segmenten)
c. Halkreis-Geometrie
(Leichtathletik-Mehrzweckstadion)
„D“
Wie man anhand der Berechnungsformel zur
Ermittlung eines Sichtlinienprofils erkennen
kann, sind Höhe und Distanz zum Fokuspunkt
ausschlaggebend. Dies trifft besonders für die
erste Sitz- / Stehplatzreihe zu, denn der Startpunkt der Sichtlinienkonstruktion beeinflusst
den weiteren Verlauf und die Steilheit der
gesamten Tribüne. Die Lage dieses Punktes
hängt von vier verschiedenen Planungsparametern ab:
Je dichter die Tribüne am Spiel- oder Veranstaltungsgeschehen gelegen ist, desto
besser und „dichter“ die Stimmung und Atmosphäre („Hexenkessel“)
Je höher der Tribünenfußpunkt beginnt, desto höher steigt die Tribüne an und erreicht
demnach schneller das Maximum des zulässigen Steigungsverhältnisses gemäß
Versammlungsstättenverordnung.
Je weiter die erste Reihe einer Tribüne vom
Spiel- oder Veranstaltungsgeschehen entfernt ist, desto langsamer steigt die Tribüne an und desto besser sind die folgenden
Sichtverhältnisse.
Je weiter die Tribüne vom Spiel- oder Veranstaltungsgeschehen entfernt ist, desto größer und somit unwirtschaftlicher wird das
Bauwerk bei gleich bleibender Kapazität.
Die gesamte Tribünengeometrie entscheidet
sich in der Festlegung über Höhenlage und
Entfernung der „Ersten Reihe“. Diese Entscheidung hängt jedoch von vielen Faktoren ab.
Je weiter der Zuschauer vom Betrachtungspunkt entfernt ist, desto
flacher steigt die Tribüne an.
(248.)
126
In erste Linie spielen sicherheitsrelevante Aspekte eine Rolle. Die so genannte Umfriedung
des Aktions- oder Innenraumes gilt als Abtrennung zwischen Aktiven und Zuschauern. Je
nach Sportart entstammt die Notwendigkeit
dieser Maßnahmen und ihre konstruktive Ausbildung aus unterschiedlichen Schutzzielen.
Überall, wo Zuschauer durch umherfliegende
Sportgeräte verletzt werden können, müssen
entsprechende Fangnetze oder transparente
Wände (siehe Eishockey-Banden) zur Vermeidung von Unfällen eingebaut werden. Im Falle
von Fußball jedoch sollen ambitionierte und
emotionalisierte Fans zum Schutz der Spieler
und Schiedsrichter davon abgehalten werden,
den Stadioninnenraum unerlaubt zu betreten
oder Aktive durch Wurfgeschosse zu verletzen.
Bei kombinierten Stadien sowohl für Leichtathletik-Wettkämpfe als auch Fußball-Turniere
befindet sich die Tribüne zwangsläufig in einer
größeren Distanz zum Spielfeld als bei reinen
Fußballstadien. Diese Tribünen kommen folglich bei vergleichbarer Sichtlinien-Überhöhung
(„C-Wert“) mit geringeren Steigungen der Ränge aus, bieten den Zuschauern von Fußballturnieren allerdings weniger gute Sichtweitenverhältnisse.
Leichtathletik / Wettkampfanlage Typ A:
Distanz - Kurzseite 21,00 m bzw.
Distanz - Längsseite 38,00 m
(Standard-Laufbahn Radius 36,50 m)
Fußball-Spielfeld FIFA-Standard:
Distanz - Kurzseite 7,50 m bzw.
Distanz - Längsseite
6,00 m
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Spielfeld-Lageplan „Leichtathletik“
Wettkampfanlage Typ A (IAAF) 262.
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
264. Ausrichtung des Spielfeldes
nach Vorgabe IAAF
gestrichelte Linie =
Mindest-Sicherheitsabstand
a. Leichtathletik 1,0 / 2,0 m
b. Fußball
6,0 / 7,50 m
Spielfeld-Lageplan „Fußball“
(FIFA/UEFA) 263.
Bandenwerbung
Position - vertikal
FIFA-Werbebanden
(1995)
90° zur Horizontalen
Torauslinie5,0 m
Seitenlinie4,0 m
Eckbereich3,0
m
127
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Mindest-Blickwinkel „Werbebande“
oben:264. Sicht-Problem „Werbebande“
auf der Stadion-Kurzseite zwischen 3-5 m:
Die erste, aber unvermeidbare Sichtbehinderung einer Tribünengeometrie ist „die“ Werbebande. Ihre Position ist von den Sportverbänden vorgegeben, so zum Beispiel unter Punkt
8.2 des erweiterten FIFA-Pflichtenheftes (2002)
für die Fußball-WM 2006:
„Es ist zu genehmigen, dass die Werbebanden
(90-100 cm hoch) um das Spielfeld in jedem
Stadion in einer einzelnen, durchgehenden
Reihe ... aufgestellt werden.
Es ist dem FIFA-Marketingpartner zu gestatten,
Banden in vertikaler Position aufzustellen, d.h.
in 90 Grad zur Horizontalen. Falls wegen der
Sicht für das Fernsehen notwendig, können
die Banden auch bis zu einer von der FIFA zu
bestimmenden Höhe über dem Boden angebracht werden.“ [088]
Die erste Sichtlinie sollte/muss in jedem Fall
oberhalb der Werbebande verlaufen. Daraus
ergibt sich eine prinzipielle Anhebung der ersten Reihe um 30 cm. Der erste Sehstrahlwinkel beträgt in Abhängigkeit von der Lageposition einer Bandenwerbung:
auf der Längsseite:
h/a = 0,90 m / 4,0 m = arc tan 12,7°
auf der Kurzseite:
h/a = 0,90 m / 5,0 m = arc tan 10,2°
h/a = 0,90 m / 3,0 m = arc tan 16,7°
Wichtiger Hinweis! Diese Art der Festlegungen mögen für einzelne Großsportereignisse zulässig sein, aber Sie sind äußerst
fragwürdig, wenn es um die Aufklärung von
allgemeingültigen Eingangsparametern einer Sichtlinien-Konstruktion geht. Aus diesem
Grund werden zunächst die konkreten Zahlenwerte aus den Technischen Empfehlungen
der FIFA/UEFA (1995) als Planungsparameter
angenommen. [089]
Hinweis! Je weiter entfernt die Standard-Bande aufgebaut wird, desto flacher ist der erste
vertikale Blickwinkel, bzw. desto niedriger der
Tribünenstartpunkt (mind. 2,0 m Bewegungsraum zwischen Werbebande/Tribüne)
Hinweis! Die Skizze (links) zeigt das Problem
von 3m-Werbebanden im Eckbereich. In diesem Fall kommt es zu großen Sichtproblemen
bei der Sitzplatz-Umwandlung der Stehplätze
auf der Stadion-Kurzseite.
bei 4,0 m = 12,7° → OKFF h = 30 cm
bei 4,5 m = 11,3° → OKFF h = 20 cm
bei 5,0 m = 10,2° → OKFF h = 15 cm
5m-Position keine Behinderung,
da Voderkante Tribüne
mind. 7,5 m entfernt.
3m-Position problematisch !
4m-Position keine Behinderung,
aber laut FIFA nur
auf der Stadion-Längsseite
Hinweis!
Startpunkt „Erste Reihe“ Haupttribüne bestimmt i.d.R.
die Höhe der Stufensteigung.
Falls die Kurzseite an 3/5 m (7,5 m)
angepasst werden soll, muss im
Stadion-Eckbereich ein Höhenversatz
eingearbeitet werden.
267. Werbebande als „A“-Reiter
128
266.
Die notwendigen vertikalen Blickwinkel der
drei FIFA-Positionen für Werbebanden
268. Zweites (hinteres) Element der XXL-Werbebande
269. Visualisierung der XXL-Werbebande (Fa. APA)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
11. Kapitel - „Sichtlinien-Parameter“
Systemvarianten Bandenwerbung
In modernen Sport- und Veranstaltungsstätten ist die Bandenwerbung die bedeutendste
Sponsoringform der Werbetreibenden. Von der
beschrifteten Platte die an einem Zaun befestigt
wird, bis hin zu modernster und aufwendiger
Technik wie LED Banden, gibt es eine Vielzahl
unterschiedlicher Bandensysteme.
Aufgrund stetiger Veränderungen, Optimierungen und Weiterentwicklungen gibt es mittlerweile ein breites Spektrum an Systemen, die
je nach den Gegebenheiten vor Ort und den
finanziellen Möglichkeiten, eingesetzt werden
können.
Standard-Bande
dauerhaft installierte Werbefläche (beschriftete
Platten an Geländern, Zäunen oder speziell angefertigten Unterkonstruktionen befestigt)
In modernen Stadien/Sportstätten wird diese
Form der Werbung als 2. Reihe vor/hinter dem
Brüstungband platziert.
Reitersystem (Drehbande, LED-Bande)
A-Reiter (beidseitig schrägstehende Werbeflächen, bei denen der Winkel individuell variierbar ist)
L-Reiter (senkrechtstehende Werbefläche, äußerst reflexionsarm, rückseitig auch als Werbefläche nutzbar)
90°-Reiter (Kombination senkrecht- und
schrägstehender Werbefläche, universell verwendbar) oder als Kombireiter, bei dem ein
speziell entwickelter Klappmechanismus eine
individuelle Anpassung an die Gegebenheiten
vor Ort (Sonneneinstrahlung, Regen, Flutlicht)
ermöglicht.
XXL- oder Power Pack-Bande
Eine Möglichkeit um die Bandenwerbung zu
vergrößern, ohne jedoch das Sichtfeld der Zuschauer zu beinträchtigen, ist die XXL- oder
auch Power Pack-Bande (Fa. APA). „Hierbei
erwecken zwei hintereinander installierte Werbeflächen den Eindruck einer überdimensionalen Werbefläche. Durch genaue Messungen
und Berechnungen kann dieser Effekt erzielt
werden. Es gilt jedoch zu beachten, dass dieser nur aus der Sicht der Führungskamera für
den Fernsehzuschauer gegeben ist.“ [090]
Statische Radialbande® (Fa. APA)
Radialbanden bieten bei gleicher Stellhöhe, im
Vergleich zu herkömmlichen Reitersystemen,
durch eine Krümmung ca. 40% mehr Werbefläche. Sie erscheinen größer und dominanter als
normale Banden. Die Krümmung der Radialbande® wird jeweils speziell auf die Sportstätte
angepasst. Kamera-Winkel und -Abstand, sowie Entfernung des Betrachters zur Bande werden dazu individuell berechnet. Die sichtbare
Werbefläche wird wesentlich erhöht, was ein
deutliches Plus für Sponsoren mit sich bringt,
ohne Störeinflüsse für den Zuschauer.
Bandenwerbung
um das Spielfeld herum in einer einzelnen, durchgehenden Reihe, dürfen keine TV-beeinträchtigenden
Reflexionen erzeugen und bei Notfall keine Behinderung der Evakuierung durch ihre Konstruktionsweise
darstellen. (FIFA)
Position - vertikal
90° zur Horizontalen
FIFA-Werbebanden
(1995)
Torauslinie 5,0 m
Seitenlinie 4,0 m
Eckbereich 3,0 m
Zusätzliche Werbemittel
3D Teppiche oder Roll Up
Durch eine speziell berechnete Verzerrung
eines Sponsorenlogos, erweckt diese im Fernsehbild den Eindruck als ob ein dreidimensionales Objekt aufrecht stehen würde. Wie bei
der XXL-Bande beschränkt sich die optimale
Sichtbarkeit auf die Fernseh-Übertragungsbilder aus der Sicht der Führungskamera.
[088] Zitat aus „Stadion 2006“, erweitertes FIFA-Pflichtenheft, Frankfurt, 2002, Punkt 8.2 „Werbebanden“
[089] Zitat aus „Technische Empfehlungen und Anforderungen“, FIFA/UEFA, Nyon/Schweiz, 1995, Punkt 9.0 „Werbebanden“
[090] Zitat aus „Technik und Unterschiede der Bandenwerbung“, Fa. APA, Neuwied (2005)
270. Anordnung Werbebanden bei ISTAF Leichtathletik Berlin
271. Beispiel: Laufbahnaffine Werbebanden
272. „Roll-Up“ -Werbebande in LKW-Zufahrten, Bsp. Rostock
129
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
12. Kapitel
Bedeutung der „Ersten Reihe“
Spielfeldsicherung
„Spielfeldsicherung“
Die Sicherungsmaßnahmen der „Ersten Reihe“
entscheiden maßgebend über die Sichtlinie der
dahinter aufsteigenden Tribüne.
Folgende Grundsätze sind bei der
Entscheidung über die Planungsparameter zu
berücksichtigen:
1. Möglichkeit
Anhebung der ersten Sitzplatzreihe
2. Möglichkeit
Unüberwindliche Zäune
dauerhaft oder demontierbar
Je höher der Startpunkt einer Sichtlinienkonstruktion liegt, desto schneller steigt die
Geometrie an.
3. Möglichkeit
Schwer überwindbarer Graben oder Kombination von Zaun und Graben
Je näher sich dieser Punkt am
Betrachtungsfeld befindet, desto steiler
muss der Blick nach unten geneigt sein.
4. Möglichkeit
Präsenz von Polizei/Sicherheitskräften
Die Sicherheitsmaßnahmen vor der
„Ersten Reihe“ und ihre Auswirkung
auf die Entwicklung eines Sichtlinienprofils
-
Bedeutung der „Ersten Reihe“
Grundsätze der Spielfeldsicherung
Stadien nach britischen Vorbild
Möglichkeiten der Spielfeld-Umfriedung
1. Anhebung der „Ersten Reihe“
2. Aufbau einer Zaunanlage
3. Anordnung eines Grabens
4. Präsenz von Sicherheitskräften
Mobile Sicherungsmaßnahmen
Rettungs- bzw. Entspannungstore
„Flitzer“ versus Panik
Fangnetze und Sektorenteilung
Je steiler der Blick, desto schneller erreicht
die Tribüne ihre Maximalsteigung.
Anmerkung:
Dies bedeutet, dass die
Möglichkeiten der Spielfeldsicherung sehr
genau im Vorfeld einer Baumaßnahme zwischen
Planer und Stadionbetreiber/Sicherheitskräften
abzustimmen sind, bzw. die Vorgaben einer
Auslobung mit den geometrischen Folgen für
die Konstruktion einer Sichtlinie abgewogen
sein sollten.
273. Foto - Volksparkstadion Hamburg, Endspiel Deutsche Meisterschaft 1928, HSV vs. Hertha BSC
130
5. Möglichkeit
„Doppel-Zaunanlange“
zwei hintereinanderliegende Zaunlinien
(nur in Ausnahmefällen)
6. Möglichkeit
„Wembley“ -System horizontales, elastisches Fanggitter
(nur in Ausnahmefällen)
7. Möglichkeit
Absenkung des Servicerings
(nur in Ausnahmefällen)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Grundsätze der Spielfeldsicherung
Stadien nach britischem Vorbild
Das grundsätzliche Schutzziel dieser Maßnahmen ist gleichlautend mit den Bestimmungen
des DFB in § 5 der FIFA-Sicherheitsrichtlinien
eindeutig formuliert: [091]
„Andere Länder - andere Sitten“ Das gilt in diesem Falle auch für die Maßnahmen zur Spielfeldsicherung. Der oben genannte Grundsatz,
dass keine unauthorisierten Personen in den
Stadioninnenraum gelangen dürfen, wird in
den nationalen Fußballverbänden gleichermaßen vorausgesetzt.
Reine Fußballstadien vergleichen sich in Bezug auf ihre Nähe zum Spielfeld gerne mit den
Vorbildern britischer Stadiongeometrien. Das
LIVE-Erlebnis „hautnah“ am Spielgeschehen
beteiligt sein zu können, ist weltweit das Ziel
vieler Fußballbegeisterter. Nähe zum Spiel bedeutet in diesem Fall nicht nur die emotionale
Spielbegleitung, sondern vor allem auch die
räumliche Nähe in Höhe und Entfernung. Die
geometrisch-mathematischen Zusammenhänge der vier Sichtlinien-Parameter zeigen eindeutig, dass diese Form der Nähe im weiteren
Tribünenverlauf für moderatere Steigungsverhältnisse und eine Sichtlinien-Qualität sorgt.
„Der Innenraum ist gegen das Betreten
Unbefugter zu sichern.“
Spieler und Schiedsrichter sind vor dem Eindringen der Zuschauer auf das Spielfeld zu
schützen. In früheren Planungsgrundlagen des
IAKS unter Punkt 2.3.3.5 „Trenneinrichtungen“
ist der Zutritt der Zuschauer bei großen Fußballstadien nur in Notfällen auf das Spielfeld zuzulassen und „für andere Sportarten genügen
einfachere Abtrennungen“.
Die Technischen Empfehlungen der FIFA für
den Bau und die Modernisierung von Stadien
sagen dazu, dass eine Abtrennung des Zuschauer- / Spielfeldbereichs im Idealfall nicht
durch Zäune erfolgen soll.
Die EN/DIN 13200-3 zitiert in ihren Anmerkungen einen UEFA-Hinweis, der besagt:
„Sofern die Sicherheitsanforderungen es erlauben, sollte beachtet werden, dass in einem
Stadion ohne Zäune und Trennwände eine zivilisiertere und angenehmere Stimmung erzeugt
werden kann.“ [092]
Die UEFA „Stadia-List“ gibt sogar an, dass die
Anordnung von Zäunen „nicht erwünscht“ ist.
Darüber hinaus sind alle Schutzvorrichtungen
von den lokalen Behörden zu genehmigen. Die
MVStättVO 2005 fordert in § 27 grundsätzlich,
dass Innen- und Zuschauerbereich mit einer
mind. 2,20 m hohen Abschrankung versehen
werden muss (in Sportstadien mit mehr als
10.000 Besucherplätzen). Dagegen wird in
Satz 2 ausdrücklich gesagt, dass vor Sitzplätzen dann keine Abschrankungen erforderlich
sind, sofern dies mit den für die öffentliche Sicherheit verantwortlichen Behörden in einem
„abgestimmten Sicherheitskonzept“ festgelegt
ist.
Anmerkung: In den Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit weist der DFB in § 9
eindringlich darauf hin, dass in den Zuschauerbereichen keine Elemente aus dem Boden,
Papierkörbe etc. als Wurfgegenstände entnehmbar sein dürfen.
Wenn auch die Bezeichnung „Hooligans“ (engl.
Rowdy) für gewaltbereite Fußballanhänger aus
dem englischen Sprachgebrauch entlehnt ist,
so lässt sich dies mit dem Aufbau der „Ersten
Reihe“ nicht begründen. Gerade britische Stadien zeichnen sich durch ihre zurückhaltende
Sicherung der Stadion-Umfriedung, der „pitch
perimeter barriers“ aus.
Die Frage „welche Sicherungsmaßnahmen?“
für richtig erachtet werden, ist die wohl schwierigste Entscheidung, die einen grundlegenden
Einfluss auf die Gesamtgeometrie der tribünenanlage hat. Moderne Sport- und Veranstaltungsstätten sollten also im Vorfeld ihrer
Planung sehr genau überprüfen mit welchen
Sicherheitsstandards gearbeitet werden soll,
da diese Festlegung die langfristigsten Folgen
für die Sichtlinienprofile haben. Vielerorts ist
die Beantwortung dieser Aufgabenstellung nur
in enger Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte
und Stadion-/Arenabetreiber zu finden.
274. Spielfeldsicherung „Anfield Road Stadium“ , 1.FC Liverpool
275. Spielfeldsicherung „Stade de Suisse“, Bern
276. Spielfeldsicherung „Estadio de Guimares“ , EM 2004 pt
277. Spielfeldsicherung „Müngersdorfer Stadion“, Köln (alt)
Anmerkung: Diese Dissertation soll die sichtlinientechnischen Auswirkungen aufklären und
die Wichtigkeit der „Ersten Reihe“ betonen.
[091] Zitat aus „Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesligaspielen“, DFB (2004) § 5
[092] Zitat aus „EN/DIN 13200-3 - Abschrankungen / Anforderungen“ (Entwurf) 2005 Pkt 5.3.2
131
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
278. Spielfeldsicherung „Anhebung 4,45m“, WM-Stadion Leipzig
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
282. „Anhebung
- 2,50 m“
1. Möglichkeit
Die Brüstungshöhe von 2,50 m
sorgt für einen etwa 10° steileren
ersten Sichtwinkel als möglich.
279. Spielfeldsicherung „Zaunanlage“, Westfalenstadion DOR
280. Spielfeldsicherung „Graben/Rasen“, WM-Stadion Gelsenk.
281. Spielfeldsicherung „Ordner-Präsenz“, WM-Stadion Köln
132
283. „Zaunanlage
284. „Graben
- 2,20 m“
- 1,80 m“
285. „Ordner-Präsenz
2. Möglichkeit
3. Möglichkeit
6,0 m“
4. Möglichkeit
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
286. „Doppelzaun
- 7,50 m“
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
5. Möglichkeit
290. Spielfeldsicherung „Doppel-Zaun“, WM-Stadion Stuttgart
(in Ausnahmefällen)
287. „Wembey
- 1,80 m“
6. Möglichkeit
291. Spielfeldsicherung „SecuFence“, ConFedCup 2005 Hannover
(in Ausnahmefällen)
288. „Absenkung
- 5%“
7. Möglichkeit
292. Spielfeldsicherung „Zaun/Anhebung“, WM-Stadion Kaisersl.
(in Ausnahmefällen)
289. „Ordner-Präsenz
7,50 m“
293. Spielfeldsicherung „Vario-Zaun“, RheinEnergieStadion Köln
133
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
1. Anhebung der „Ersten Reihe“
2. Aufbau einer Zaunanlage
Die Technischen Empfehlungen der FIFA sehen
als erste Möglichkeit der Spielfeldsicherung die
Anhebung der ersten Reihe:
Internationale Sportbegegnungen der Fußballverbände dürfen nur vor Sitzplätzen ausgetragen werden. Spiele der Deutschen Fußball Liga
DFL können hingegen auch über Stehplätze
verfügen. Dies sind sicherheitstechnisch zwei
völlig unterschiedliche Szenarien:
Stehplatzbereiche sind nach den jahrzehntelangen Erfahrungen der Sicherheitskräfte nur
durch Zäune und Gräben zu sichern, da in
diesen Bereich große Menschenmassen (laut
MVStättVO 2005 § 27 pro Block maximal 2.500
Personen) gleichzeitig das Bestreben haben
könnten, auf das Spielfeld zu laufen. Aus diesem Grunde favorisiert der DFB in diesen
Bereichen die Sicherung durch Zäune. Laut
§7 der DFB - Sicherheitsrichtlinien ist dies die
erste Möglichkeit einer Spielfeldsicherung.
Dabei handelt es sich um eine mindestens
2,20 m hohe Einzäunung (Metallkonstruktion,
Sicherheits-Verbundglas etc.) Die Maschenweite sollte ein Besteigen und Überklettern des
Zaunes verhindern. Nach EN/DIN 33402-2 für
„Körpermaße“ beträgt die Fußbreite 110 mm
plus Schuhwerk. Die Fa. HERAS schlägt bei
dem Modell „Anticlimb“ ein Raster von 35 x 150
mm vor. Die FIFA beschreibt diese Anlagen als
nicht übersteigbare, durchsichtige Trennwände
oder Zäune (dauerhaft oder demontierbar)
„Auf eine Höhe, welche es unmöglich - oder
zumindest unwahrscheinlich - macht, dass
Zuschauer von dort auf das Spielfeld gelangen können“
Im FIFA-Pflichtenheft WM 2006 aus dem Jahr
2002 wird noch eine Höhe von 2,50 m dringend
empfohlen. Bei dieser Festlegung ist der Bezugspunkt, auf den sich diese Höhe bezieht,
jedoch nicht weiter definiert. In der jüngsten
Fassung der DFB-Sicherheitsrichtlinien aus
Februar 2004 wird in §7 festgelegt, dass eine
Anhebung der ersten Sitzplatz-Reihe von mindestens 2,0 m über Spielfeldniveau ausreicht,
um den Innenraum zu sichern.
Anmerkung: Dabei handelt es sich nach telefonischer Rücksprache mit Herrn H.Florin, dem
Verantwortlichen für Sicherheitsfragen des DFB
als Bezugshöhe um die Sitzplatz-Fläche.
Dies ist eine erste Reaktion auf die Erfahrungen
beim Bau moderner Sportstadien in den letzten
Jahren. Da durch den Entfall vieler Leichtathletik-Laufbahnen der Tribünenkörper sehr dicht
an das Spielfeld herangerückt ist und die Zuschauerränge mit den geforderten Kapazitäten
dadurch sehr schnell an die Grenzen zulässiger
Steilheit gekommen sind.
Die Definition „Anhebung der Ersten Reihe“
wird eindeutiger klargestellt, wenn die Brüstungshöhe mit 2,50 m gefordert wird.
2,50 m
minus 0,90 m
=
1,60 m
Oberkante der Brüstung
über Spielfeldniveau
Brüstungshöhe
Höhe über Spielfeld
plus
=
Sitzplatzfläche über OKFF
„neue“ Sitzplatzhöhe
0,45 m
2,05 m
Damit entspricht die „neue“ DFB-Höhe der bislang geforderten FIFA-Höhe von 2,50 m, insofern sich dieser Zahlenwert ursprünglich auf die
Brüstungshöhe bezogen haben sollte.
Anmerkung: Diese Regelung bezieht sich auf
den bislang gebräuchlichen Zahlenwert und
scheint daher langfristiger im Planungsprozeß
darstellbar zu sein.
134
Anmerkung:
Unter Punkt 5.7 des UEFAPflichtenheftes ist festgelegt, dass keines der
Stadien für die EURO 2008 zwischen den Zuschauern und dem Spielfeld eine Umzäunung
aufweisen darf.
Laut 10.16 „Guide to Safety at Sports Grounds“
sind „pitch perimeter fences ... not recommended under all circumstances“ (p.99) Weiterhin
(Pkt. c) wird die Reduktion der Kapazität empfohlen, wenn Zaunanlagen die Sicht behindern!
Die Zaunhöhe sollte 2,20 m nicht übersteigen.
294. Spielfeldsicherung „Vario-Zaun“, RheinEnergieStadion Köln
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
3. Anordnung eines Grabens
4. Präsenz von Sicherheitskräften
Die Sicherheitsrichtlinien der FIFA sehen in §5
als zweite Möglichkeit die Anordnung „schwer
überwindbare bzw. ausreichend tiefe und breite
Gräben vor“. Sie weisen in ihren technischen
Empfehlungen jedoch darauf hin, dass dies
aufgrund des einhergehenden Flächenverbrauches derartiger Gräben nur in weitläufigen
Stadien sinnvoll ist.
Gemäß §5 FIFA-Sicherheitsrichtlinien kann
nach Abstimmung durch den Verband oder
gemäß DFB durch den Verein mit Stadioneigentümer und örtlichen Sicherheitsorganen die
Innenraumsicherung auch durch andere Maßnahmen (verstärkter Einsatz von Ordnungskräften) gewährleistet werden. Für internationale Spiele der UEFA ist laut Pflichtenheft 3.5
die Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften
im Spielfeldbereich oder dessen Nähe die erste
Möglichkeit.
Der Nachteil für den normalen Spielbetrieb ist
ein relativ hoher Personalkostenaufwand und
ein weiteres Problem ist, dass die Ordner gegebenenfalls auch im Blickfeld der Zuschauer auf
den ersten Reihen stehen. Aus diesem Grund
weist die UEFA in ihrem Pflichtenheft darauf hin,
dass zur Vermeidung von Sichtbehinderungen
unter anderem durch Werbebanden die ersten
beiden Reihen vom Verkauf an das allgemeine
Publikum ausgeschlossen werden und an bestimmte Personengruppen wie Aufseher und
Freiwillige etc. vermittelt werden.
Die ausreichende Überbrückung eines Grabens zur Notfall-Nutzung des Spielfeldes als
Entspannungsraum ist baulich zu gewährleisten. Die Abmessungen dieser Grabenanlagen
sind sehr unterschiedlich, da diese teilweise
auch mit Fahrzeugen befahrbar sind oder als
Service- oder Nachschubwege gebraucht werden. Nach Rücksprache mit dem Abteilungsleiter für Sicherheit des Organisationskomitees
WM 2006 in Frankfurt, könnten die Mindestabmessungen für einen Graben am Vorbild des
Berliner Olympiastadions wie folgt vorgeschlagen werden:
Breite 1,80 m
entsprechend der Mindestbreite für Entspannungstore (lt. DFB 1,80 m)
Höhe
2,50 m
Höhe der Tribünenbrüstung im Graben (OKFF
der ersten Reihe bei Sehstrahlwinkel 12,97°
über die Werbebande)
Tiefe
0,95 m
Graben-Fußpunkt unter Spielfeldniveau
Anmerkung: Dieser Vorschlag bleibt aufgrund
des erheblichen Entfalls von verkaufbaren
Sitzplätzen sicherlich als Sondermaßnahme
nur besonderen Turnieren der FIFA/UEFA
vorbehalten. Grundsätzlich sollten prinzipielle
Sichtbehinderungen durch Werbebanden oder
Personal dringend im Vorfeld planerisch verhindert werden.
oben:
Sicht-Problem „Werbebande“
auf der Stadion-Längsseite 4m-Position:
6,0m-Mindestabstand Skizze oben (285.)
Minimal mögiche Startpunkthöhe mit etwa 13°
Blickwinkel und nur 30 cm Höhendifferenz Spielfeld.
Ordner „sitzend und stehend“ im Sichtfeld!
7,5m-Mindestabstand Skizze oben (289.)
Minimal mögiche Startpunkthöhe mit etwa 13°
Blickwinkel aber mit 65 cm Höhendifferenz Spielfeld.
Ordner „sitzend“ keine Sichtbehinderung der ersten
Reihe!
+
Die große Spannweite der Starthöhe einer „Ersten Reihe“
295. WM-Stadion Berlin (System: Graben +0,60 m)
296. WM-Stadion Leipzig (System: Anhebung +4,45 m)
135
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
297. Spielfeldsicherung „Vario-Zaun“, WM-Stadion Köln
298. Sektorensicherung „Glastrennwand“, WM-Stadion Gelsenk.
299. Sektorensicherung „Aufsteck-Elemente“, Stadion München
300. Sektorensicherung „Roll-Zaun“, WM-Stadion München
136
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Mobile Sicherungsmaßnahmen
Der immer mehr in den Vordergrund rückende
multifunktionale Nutzungsschwerpunkt der
Sport- und Veranstaltungsstätten setzt voraus, dass die Verantwortlichen bei den unterschiedlichen Ereignissen sehr flexibel auf ihre
Sicherheitsbedürfnisse reagieren können. Die
Besucher eines Leichtathletik-Wettkampfes
sind grundsätzlich anders emotionalisiert als
vergleichebare Besucher eines Fußballspiele.
Wenn in letzterem Fall noch „Lokal-Derbys“
oder turnierentscheidende Spiele stattfinden,
dann kann sich der Sicherheitsanspruch einer
Sportanlage vervielfachen.
Immer dann wenn eine feste Zaunanlage nicht
möglich oder sinnvoll ist, oder aufgrund von
festen Arbeitsabläufen stören würde, werden
heute zur temporären Absperrung mobile Absperrgitter oder einfaches Flatterband verwendet:
- bestimmte Zonen und Gebäuden
- Festlegung von Laufwegen
- Organisation von Veranstaltungen
- Aufteilung von Parkplätzen
- innerbetriebliche sensible Zonen
- Be- und Entladestellen
- Lagerplätze und Baumaßnahmen
Die genannten Systeme sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zum Teil mit großem Personal- und damit Kostenaufwand transportiert,
abgeladen, auf- und abgebaut werden müssen. Die Systeme sind optisch vielfach nicht
ansprechend, aber in und um Sportarenen,
Großveranstaltungsplätzen wird immer mehr
Wert auf das gesamte Erscheinungsbild gelegt und die Ansprüche der Gäste, Besucher
und Zuschauer werden immer größer. Daher
sollten moderne Sportstadien mit flexiblen Systemen arbeiten, durch die ein einfaches und
möglichst bequemes Leiten und Organisieren
von Personenströmen möglich ist. Wichtigste
Aufgabe bleibt jedoch die effektive Absperrung
eines bestimmten Bereichs.
Um die Reaktionsfähigkeit auf die Sicherheitsansprüche unterschiedlicher Sport- und Veranstaltungsereignisse aufrecht erhalten zu können werden zunehmend mobile Zaunsysteme
eingesetzt. Ihr Einsatzbereich erstreckt sich
vom äußeren Sicherheitsring bis zu den Sektorentrennungen im Tribünen- und Umgangsbereich. Innovative Zaun- und Absperrsysteme
versuchen auf diese neuen Ansprüche reagieren zu können.
Beispiel 1: „das mobile feste Zaunsystem“
Modell „Bayer Leverkusen“
(Fa. Epping-Metallbau, Bocholt)
Im Tribünenfußpunkt werden spielfeldseitig an
der massiven Brüstung vertikal verschiebbare
Zaunelemente angebracht. Diese sind über
Gewindestangen in Elementegrößen etwa b
= 5,0 m um ca. 1,50 m nach oben und unten
stufenlos verfahrbar (Anpassung an Mindesthöhe zum Zuschauerraum 2,20 m). Der Antrieb
erfolgt entweder manuell über Akkuschrauber
oder elektromotorisch ferngesteuert. Die Verkleidung eignet sich für Werbemaßnahmen.
Einsatz im WM-Stadion Köln.
Beispiel 2:
„Stecksysteme“
Eine weitere Möglichkeit Zaunhöhen bedarfsorientiert anzupassen sind alle Versionen von
aufsteck- und tragbaren Zaunelementen in
Einsteckhülsen einer Brüstungskonstruktion.
Einsatzbeispiel WM-Stadion Frankfurt.
Beispiel 3:
„Klapp- oder
Schiebezaun-Anlagen“
Überwiegender Einsatzbereich in den Umgangsflächen der Versorgungsbereiche, da
hier oftmals ausreichende Parkpositionen in
Nischen und Nebenraumtaschen bestehen.
Schlupftüren sind baukonstruktiv häufig mit
einem Schwellenprofil versehen und daher
nicht zur Flucht als Rettungsweg geeignet.
Um jedoch diese getrennten Bereiche als
Fluchtrichtung beibehalten zu können sind diese „Tore“ ständig mit Personal zu besetzen und
über das Sicherheitskonzept mit den örtlichen
Behörden abzuklären.
Beispiel 4:
„das Roll-Zaunsystem“
Modell „FenceBox“
(Fa. SecuFence AG)
In einer Box befindet sich der stehend aufgerollte Zaun (bis zu 50 m Zaunlänge, Höhe bis
250 cm), welcher aus einer seitlichen Öffnung
herausgezogen und am Streckenende in eine
spezielle Aufnahme eingehängt wird. Diese
Aufnahme kann in der nächsten Box oder an
vorhandenen Einrichtungen wie Säulen, Pfeilern usw. befestigt werden. 50 m sind nach
Herstellerangeben in weniger als 10 Minuten
leicht und schnell aufgebaut.
Ein Führungsseil erfüllt den Zweck einer „Vorhangschiene“. Je nach Zaunlänge wird das
obere Führungsseil durch senkrechte Streben
unterstützt. Beim Auf- und Abbau läuft das Gewebe am Seil und wird zusätzlich fest am Fußpunkt angeschlossen.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Rettungs- bzw. Entspannungstore
„Das System wird dadurch in sich so stabil,
dass ein Unterkriechen oder Übersteigen nur
unter großen Anstrengungen möglich ist.“ (SecuFence)
Beispiel 5:
„Pufferblöcke“
Modell „Portugal 2004“
Mit einer reißfesten Kunststofffolie und glatter
Oberfläche werden von oben nach unten in
Richtung Spielfeld drei Sitzreihen überdeckt
(3x 0,50 m = 1,50 m). Mit Hilfe einer Stahlseilkonstruktion entsteht ein Tunnel über den Sitzen, die Plane wird über diese Konstruktion
gespannt und arretiert. Die unteren Stahlseile
werden über Klemmen an den vorhandenen
Sitzkonstruktionen befestigt, dadurch kann die
Plane nur minimal nach oben gezogen werden,
ein Unterkriechen ist äußerst schwierig und
sehr zeitaufwendig.
Anmerkungen: Das System wurde bereits bei
Großveranstaltungen eingesetzt und hat sich
dort bewährt (Beispiel EM 2004 in Portugal).
Es kann an alle vorhandenen Gegebenheiten
angepasst werden, ohne dass zusätzliche Baumaßnahmen oder Arbeiten am Untergrund vorgenommen werden müssen. Äußerst kritisch
ist jedoch die Frage der zweiten Fluchtrichtung
auf der Tribüne zu sehen und abzustimmen.
Beispiel 6:
„Wembley-Gitter“
Modell „SecuFence“
(Fa. SecuFence AG)
Diese Form der Übersteigeschutzeinrichtung
für Sportanlagen ermöglicht ein „zaunfreies“
Stadion. Das System besteht aus einer klappbaren Rahmenkonstruktion, in die ein speziell
für diesen Zweck entwickeltes extrem flexibles
Gummiseil-System eingearbeitet ist. Das System wird an der vorhandenen Betonmauer
oder Zaunkonstruktion befestigt, ist von einer
Person betriebsbereit gemacht und benötigt im
zusammengeklappten Zustand ca. 20 cm Stauraum. Es handelt es sich um ein horizontales
Fanggitter, das sich beim Aufklappen selbst
spannt und mit einer Notfallfunktion zum sofortigen Wiedereinklappen versehen ist. Ein
Durch- oder Übersteigen des Systems wird erheblich erschwert, weil das Fortbewegen durch
die Instabilität und Flexibilität der Seilkonstruktion nahezu unmöglich wird.
Laut MVStättVO 2005 §27 Absatz 1 müssen
Besucherplätze in einem Stadion ab 10.000
Personen durch eine Abschrankung zum Innenbereich abgetrennt werden. Die Anforderungen
des Absatzes an Spielfeldräume und Rettungstore sind gleichlautend im Nationalen Konzept
„Sport und Sicherheit“ und den „Richtlinien zur
Verbesserung der Sicherheit bei Bundesligaspielen“ sowie den „Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Regionalligaspielen des
Deutschen Fußball-Bundes enthalten.
„Zur Entlastung des Tribünenbereichs bei Panikverhalten der Zuschauer müssen in diesen
Zäunen Rettungstore, die den Stufengängen
der Tribünen zugeordnet sind, eingebaut werden. Es handelt sich hierbei nicht um normale
Notausgangstüren im Verlauf von Rettungswegen, die über Panikverschlüsse von den
Besuchern selbst geöffnet werden können.
Diese Türen dürfen nur auf Weisung der Einsatzleitung oder des Ordnungsdienstleiters im
Gefahrenfall vom Innenraum aus oder zentral
geöffnet werden. Die weiteren Anforderungen
dienen zur Sicherstellung der Funktion dieser
Tore.“ [093]
Abmessungen und Anforderungen:
01. Abschrankungen mindestens h = 2,20 m
02. je Stufengang mind. b = 1,80 m
breite Tore (einflügelig)
03. zentral und ferngesteuert oder
manuelle Öffnung zum Innenbereich
04. niveaugleicher Übergang
301. Sektorensicherung „Roll-Zaun“, WM-Stadion München
302. Sektorensicherung „Puffer-Blöcke“, Liverpool
303. Spielfeldsicherung „SecuFence“, Test WM-Stadion Köln
EN/DIN 13200-3 Punkt 5.2.2 „Zauntore“:
müssen für den Notfall zum Innenbereich vorgehalten werden.
§ 7 DFB - Rettungstore:
keine Werbebanden in Fluchtrichtung, Panikverschluss und farblich umrissen, durch Ziffern
oder Buchstaben gekennzeichnet. Abweichend
vom DFB fordert die FIFA in §5 ihrer Sicherheitsrichtlinien (2004) b = 2,0 m, stellt bei ausreichend alternativen Fluchwegen diese Maßnahme wiederum frei.
304. Spielfeldsicherung „SecuFence“, Test WM-Stadion Köln
Anmerkung: Dringender Sicherheitshinweis in
dem nächsten Abschnitt „Flitzer versus Panik“.
[093] Zitat aus „Begründung und Erläuterung zur MVStättVO 2005“, ARGEBAU Fachkommission Bauaufsicht, Fassung Juni 2005
137
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Flitzer“ versus Panik
Grundsätzlich sind zwei Sicherheitsszenarien
zu berücksichtigen:
1. Das wichtigste Schutzziel der Planung von
Sicherungsmaßnahmen ist der „Personenschutz“ für die Unversehrtheit von Leib und
Leben der Zuschauer.
2. Die Aufrechterhaltung des Veranstaltungsbetriebs, d.h. Störungen und ungewollte
Unterbrechungen vermeiden.
oben:305. Fangnetze vom Dach abgehängt
WM-Stadion Frankfurt
unten:306. Sektorenplanung (Bestand - horizontal)
Ernst-Happel-Stadion, Wien
Die Spielorte für die WM 2006 haben sich selbst
zwingend vorgeschrieben „zaunfreie“ Stadien
zu sein, zumindest im Übergangsbereich zum
Stadion-Innenraum (FIFA-Pflichtenheft 2006).
Durch die Einführung von „All-Seater“-Stadien
hat man das Problem der „Crowd-Control“ besser in den Griff bekommen, da diese Maßnahme für eine zivilisiertere Atmosphäre gesorgt
hat. Katastrophen und Tribünenunfälle durch
gewaltbereite Sportfans, wie im Heysel-Stadion, Brüssel - Belgien 1985 oder im Hillsborough-Stadion, Sheffield - England 1989 sind
sehr stark zurückgegangen.
Das Problem im Stadion-Innenraum sind heute eher „verwirrte“ Einzelpersonen, die auf das
Spielfeld laufen. Durch die zunehmende Medienpräsenz ist dieses Problem immer sensibler
geworden. Zum einen sind es ambitionierte
Besucher, die ihrem Sportleridol persönlich
und öffentlich zu huldigen versuchen oder aber
die Personengruppe so genannter „Flitzer“, die
sich gerne in der Öffentlichkeit oder gar dem
Fernsehpublikum „zeigen“ wollen. In diesem
Fall ist das Ziel der Sicherheitskräfte so viel
Zeit zu gewinnen, dass diese Zuschauer daran
gehindert werden können, den Stadion-Innenraum zu betreten.
Panikverhalten
Eine große Zahl von Stadionbetreibern, sowie
Wissenschaftler aus der „Panikforschung“ suchen seit Jahren Lösungen für die Unverträglichkeit der oben genannten Schutzziele. Zum
einen den Panikfall, zum Anderen die Störungsvermeidung.
Anmerkung: Theoretische Modelle für das
Fluchtverhalten von Personen werden in Evakuierungsberechnungen eingearbeitet.
Dabei kommt es zu Vergleichen mit dem Fließverhalten aus der Strömungslehre, die z.B. Einbauten in der Form von „Vereinzelungsanlagen“
im Vorfeld von Fluchttoren vorsehen. Zu einem
abschließenden und praktikablen Vorschlag ist
es jedoch bislang noch nicht gekommen.
138
Der „Mensch“ ist nach Meinung des Verfassers
mit einem natürlichen Fluchtverhalten ausgestattet. Fluchrichtungen, die eine Gefährdung
von Leib und Leben bedeuten, werden eher alternativ als „ultima ratio“ bedacht (Sprung aus
dem Fenster). Diese Überlegungen erfolgen
sekundenschnell und intuitiv. Das bedeutet,
große Höhen, wie z.B. der bauliche Versprung
zwischen Ober- und Unterrang werden nur im
äußersten Notfall zur Flucht benutzt.
Einem Zaun weicht die Fliehende ebenfalls
aus, es sei denn alle anderen Fluchtmöglichkeiten scheinen ausgeschlossen oder werden
von ihm/ihr nicht wahrgenommen. Tore in Zaunanlagen zum Stadion-Innenraum sind nicht
als Fluchtweg zugelassen, sondern gelten als
Entspannungstore oder Zu- /Angriffswege der
Rettungs- oder Sicherheitskräfte. Der StadionInnenraum gilt nicht als gesicherte Fläche, da
gemäß §6 MVStättVO, Grundsätze der Rettungswegführung, alle RW ins Freie zu öffentlichen Verkehrsflächen führen müssen.
Auch die empfohlenen Brücken über einen
Stadiongraben im Zuge eines Stufenganges
dienen nur dem Zweck, eine auftretende Kommulation von Personenmassen zu entspannen.
Der Zutritt von Zuschauern in den Stadionraum
ist also nur für den „kontrollierten“ Entspannungsfall vorgesehen. Daher lassen sich die
Entspannungstore auch nur von der Spielfeldseite öffnen!
Die Sicherungsmaßnahmen der „Ersten Reihe“ dienen also nur der Vermeidung von Störungen. Sie müssen jedoch auch für den Panikfall geeignet sein. Genau in diesem Punkt
liegt nun die Schwierigkeit für den individuellen
Handlungsspielraum von Planer und Betreiber/
Sicherheitsverantwortlichen.
In diesem Zusammenhang kommt der Entwicklung eines Sichtlinienprofils eine besondere
Bedeutung zu, denn jede Maßnahme erfordert
Abstand und Höhe. Welche Maßnahme auch
immer gewählt wird, das geometrische Phänomen der Sichtlinien-Konstruktion bleibt bestehen: Je näher und je höher desto steiler.
Hinweis! Das Ziel „guter Sichtqualität“ einer
Tribüne sollte also dringend in die schwierige
Entscheidung der Sicherheitsfragen mit eingebunden werden.
Das horizontale Fanggitter stellt wegen des
niedrigen Tribünen-Fußpunktes in Ausnahmefällen eine Alternative für die „weichen“ Sicherungsfaktoren der Störungsvermeidung dar.
Dies gilt nicht für einen Stehplatzbereich und
nur eingeschränkt für den Panikfall.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
12. Kapitel - „Spielfeldsicherung“
Fangnetze
Das Modell „SecuFence“ wird im Rahmen des
ConFedCup 2005 in Hannover und Stuttgart
getestet. Auf den Vorgänger, dem „WembleySystem“ ist bereits in den technischen FIFAEmpfehlungen von 1995 hingewiesen worden.
Der Tribünen-Fußpunkt ist mit lediglich 65 cm
Höhe relativ niedrig. Das System benötigt allerdings eine Grundrissfläche von ca. 1,80 m
Breite, so dass der Mindestabstand vom Spielfeldrand 7,50 m beträgt, um zwischen Werbebande (4 m) und Fanggitter noch eine Bewegungsfläche von. 1,70 m zu erzeugen.
Im Panikfall könnte jedoch die Gefahr bestehen, dass das „systemgewollte“ Straucheln
des „Flitzers“ bei einer Massenpanik zu Staus
und Verletzungen führen kann, da der niedrige
Höhenunterschied für den Fliehenden keine
Gefahr suggiert und die Elastizität des Gitters
nicht als Problem erkannt wird. Daher ist das
Modell mit einem Notfall-Rückstellmechanismus versehen. Da das System jedoch von der
„Betriebssicherheit“ seines Ordnerpersonals
abhängt, bleibt es bei den genehmigenden Behörden umstritten.
Der Betrieb der Entspannungtore/-treppen sind
gem. DFB-Sicherheit nur Stadion-Innenraumseitig zu öffnen. Daher kann diese Entspannungsrichtung zur Evakuierungsbeurteilung nur
alternativ herangezogen werden. Erster und
zweiter Fluchtweg sind anderweitig zu lösen.
Das Beispiel zeigt, wie stark die Entscheidungen über die Sicherheit (Panikfall oder
Störungsvermeidung) mit der Geometrie der
„Ersten Reihe“ zusammenhängen, und dass
die entscheidenden Verantwortlichen dabei vor
eine äußerst schwierige Wahl gestellt sind.
Laut den Sicherheitsbestimmungen des DFB
müssen Platzanlagen ohne Laufbahn (reine
Fußballstadien) mindestens in Strafraumbreite
ausreichend hohe und engmaschige Netze zur
Über- und Durchwurfsicherung haben. Dabei
ist die Lage des Gästebereiches zu berücksichtigen, der zumeist im Eckbereich eines der
Kurvensegmente liegt. In den meisten Fällen
handelt sich um Fahnenmast-Konstruktionen,
an denen die Netze „gehisst“ werden.
Definition (neu!)
Die Höhe ist mit den örtlichen Sicherheitsbehörden abzustimmen und deckt mit ca. 7,5 10,0 m Höhe in der Regel den Unterrang ab.
Teilweise wird je nach Konstruktion und Lage
der Dachvorderkante das Netz abgehängt. Die
Maschenweite ist mit ca. 45 mm ausreichend
eng bemessen.
Sektorenteilung
§ 9 DFB - Sektoren - Unterteilung:
Mindestens vier getrennte Sektoren mit jeweils
eigenen Zugängen. Zwischen Steh- und Sitzplätzen sind Abtrennungen in der Höhe von
2,20 m anzuordnen, die den Wechsel von Zuschauern in andere Bereiche verhindern.
Drehkreuzanlagen („turnstiles“)
laut 6.7 „Guide to Safety“ je Anlage 660 Pers.
pro Stunde.
oben:307. Fangnetze,
WM-Stadion München
308. Drehkreuzanlagen, WM-Stadion München
unten:309. Sektorenplanung, WM-Stadion Köln
Anmerkung: Die hohe journalistische Aktivität
zum Thema „Sicherheit“ der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ beweist jedoch auch,
dass diese Diskussionen durchaus sehr emotional geführt werden.
Es bleibt zu befürchten, dass die positiven
Entwicklungen im Stadionbau der letzten
Jahrzehnte unter einer „medialen Emotionalisierung“ leiden werden. Da niemand der verantwortlichen Sportverbände „Zäune“ für wünschenswert hält (Ausnahme: Stehplatzbereich),
scheint die Anhebung des Unterrangs die nahe
liegende Lösung.
UEFA-Hinweis! Sofern die Sicherheitsanforderungen es erlauben, sollte beachtet werden,
dass in einem Stadion ohne Zäune und Trennwände eine zivilisiertere und angenehmere
Stimmung erzeugt werden kann. (Wdhg.)
139
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel
Begriffsbestimmung „Logenband“
„Logenband und Tribüne“
Tribünen mit größeren Kapazitäten werden in
mehrere Ränge unterteilt. Grundsätzlich unterscheidet man das klassische Erdrangstadion,
bei dem die natürliche oder künstliche Topographie zum Tribünenbau herangezogen wird.
Das Hochbau-Stadion baut den Tribünenbaukörper von Grund über Gebäudeteile auf, in
denen i.d.R. Nutzräume untergebracht werden.
Das Kombi-Stadion macht sich die Vorteile beider Systeme zu nutzen. Üblicherweise ist bei
den Stadien der „zweiten Generation“ in den
70er Jahren diese Kombination in Zwei-RangStadien angewandt worden.
Logenband, Mundloch und Verteiler:
Die geometrischen Besonderheiten
einer Zuschauertribüne.
-
Begriffbestimmung „Logenband“
Höhenversprung - Logenversatz
Information Ehrengäste / Logen
Mindesthöhe (Blickbezug)
FIFA-Anzeigetafel
Information Tribünenüberdachung
Dachaufsicht und Systemschnitte
Mundloch / Horizontalverteiler
Sitzplatzentfall durch Mundlöcher
Stufengangsysteme und Geländer
Kapazitäre Vordimensionierung
Beispiel: Müngersdorfer Stadion Köln, 1975
WM-Stadion Nürnberg,
1991
Der entstehende Geometriesprung zwischen
Ober- und Unterrang liegt auf einem umlaufenden künstlichen Erdwall mit frei aufgeständerter Tribünenkonstruktion. Die „Fuge“ wird
als ringförmige Haupterschließung genutzt, der
den UR von oben und den OR mittig über Treppen-Mundlöcher erschließt. Das horizontale
Fugenband ist demnach gebäudetypologisch
eine „Trenn- und Erschließungsfuge“.
oben:310. Skizzen der Tribünen-Rangigkeit
Erschließungssysteme
rechts:311. Tabelle G
Abmessungen der Höhenversprünge
In modernen Stadien dient das Einfügen eines
„Logenbandes“ zwar immer noch der vertikalen Trennung von Zuschauerblöcken in zwei
oder drei Tribünenränge, aber die Nutzung der
Fuge wird bei Zwei-Rang-Stadien von hochwertigen Logen- und Sondernutzungen besetzt. Es
handelt sich dabei zumeist um Logen, den so
genannten „VIP-Boxen“, die den Ehrengastbereichen zugeordnet werden.
In der Skizze (links) sind die unterschiedlichen
Erschließungssysteme dargestellt. Die Entscheidung, wieviele Ränge eine Tribünenanlage erhalten soll, ist sehr stark von der geplanten
Kapazität und vom Nutzungsaufbau abhängig.
Ob ein Höhenversprung UR/MR/OR zur Erschließung genutzt oder mit hochwertigen
Räumen versehen wird, ist Aufgabenstellung
des Stadionplaners. Die zwar kommerziell effizienten Logennutzungen führen in der Aufrissgeometrie jedoch zu einem starken Höhenversprung. Dieser sorgt je nach Größenordnung
zu einer höheren Steilheit in der folgenden
Oberrangtribüne.
Zwei Parameter sind bei der Positionierung
eines Logenbandes wichtig, die Grundrissposition und Höhenausbildung (Logenversatz).
Grundrissposition
Die „hochwertigen“ Nutzungseinheiten in diesem Logenband sollten sich in jedem Fall innerhalb des „90m-best viewing Radius“ befinden.
Das heißt maximal 39-56 m von der Seitenauslinie und 31-37,5 m von der Torauslinie entfernt.
Je weiter vom Spielfeld entfernt,
desto höher liegt das Logenband.
Die Gebäudehöhe, die sich unterhalb des Logenbandes befindet, sollte nutzbaren Raumhöhen entsprechen. Der Bedarf lichter Höhe
orientiert sich an der Maximalgröße der Nebenraumflächen unterhalb der Tribüne.
Höhenausbildung
Die ArbStättVO sagt in § 23 zu den geforderten
Raumabmessungen in Satz 2: „Räume dürfen
als Arbeitsräume nur genutzt werden, wenn die
lichte Höhe … beträgt“:
bei einer Grundfläche unter
50 qm
mindestens 2,50 m
bei einer Grundfläche mehr als
50 qm
mindestens 2,75 m
bei einer Grundfläche mehr als 100 qm
mindestens 3,00 m
bei einer Grundfläche mehr als 2.000 qm
mindestens 3,50 m
Des Weiteren wird in der Verordnung über den
Bau und Betrieb von Garagen unter § 9 Allgemeine Anforderungen ausgesagt:
„Allgemein begehbare Bereiche müssen, auch
unter Lüftungsleitungen, Unterzügen und sonstigen Bauteilen, eine lichte Höhe von mindestens 2,0 m aufweisen“. [094]
(Mindest-Kopfhöhe „headroom“ gemäß Pkt. 5.5
Guide to Safety = 2,0 m, wenn möglich 2,4 m)
Das WM-Stadion München bildet mit der
„Großen Promenade“ zum Stadioninnenraum
eine Fuge mit einem Höhenversprung von 2,10
m aus. In diesem Fall ist wahrscheinlich der
Mindestwert aus der GarVO für den Sonderfall
„auskragende“ Oberrangtribüne angenähert
worden. Das reine Drei-Rang-Stadion nutzt das
untere Band als freie Erschließungsfläche. Am
oberem Ende des Mittelrangs befindet sich das
„zweite Logenband“ (100 Logen) umlaufend mit
etwa 3.500 Business-Plätzen.
312. Foto - Logenbandaufbau WM-Stadion Köln
313. Skizzen der Höhenversprungarten
aller zwölf WM-Stadien
[094] Zitat aus „GarVO Teil III für Mittel- und Großgaragen“, NRW 1990 §9 Satz 4
140
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Höhenversprung - Logenversatz
Tabelle G
„Logenband“
Anzahl
Oberrangtyp
X-Richtung
[m]
Y-Richtung
[m]
01_Berlin
eins
Vorsprung
1,10
3,00
02_Dortmund
eins
Vorsprung
2,55
2,65
03_Frankfurt
zwei
Rücksprung
2,55
3,65
Rücksprung
0,35
2,70
eins / zwei
Vorsprung
1,35
2,85
05_Hamburg
eins
Vorsprung
0,00
3,55
06_Hannover
zwei
Rücksprung
2,10
3,45
Rücksprung
0,20
2,85
eins
Vorsprung
4,00
2,45
eins / zwei
Vorsprung
0,90
3,05
Rücksprung
0,45
3,10
04_Gelsenkirchen
07_Kaiserslautern
08_Köln
09_Leipzig
eins
Vorsprung
4,50
2,70
10_München
eins
Vorsprung
1,35
2,20
Vorsprung
2,65
2,10
11_Nürnberg
eins
Vorsprung
3,85
1,75
12_Stuttgart
zwei
Vorsprung
1,65
2,80
(Anmerkung: Die Maßangaben beziehen sich auf den Augpunkt-Versatz, der für die Berechnung der Sichtlinien-Kurve benötigt wird.)
141
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
314. Zeichnung - Logenausbau, WM-Stadion Köln (2002)
315. Panorama-Lounge im Olympiastadion London 1908
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Information Ehrengäste / Logen
„Loge“ (französisch) bedeutet „abgeschlossener Raum“ und stammt laut Brockhaus vom
mittellateinischen „lobia“, das Deutsche Etymologische Wörterbuch 1995 führt aus dem (mlat.)
laubia weiter den Begriff „lobby“ ab, welcher als
Wandelhalle (Interessenvertretung) wiederum
einen inhaltlichen Bezug zum Ehrengastbereich darstellt. Der Begriff „Loge“ bezeichnet im
allgemeinen Sprachgebrauch einen „umschlossenen Platz oder abgeteilter Zuschauerraum in
einem Theater“.
Der Begriff „Multifunktion“ war für Stadien wie
den Vorgänger des Deutschen Stadions Berlin 1916 oder das White City Stadium London
1908 nicht nur Nomenklatur, sondern bauliches
Organisationsprinzip. (Foto Lounge ob. links)
Viele Sportarten fanden parallel in einem „Freiluftstadion“ statt. In das große Rund der Laufbahnen war sogar eine hölzerne Radrennbahn
integriert und eine der Längstribünen nahm ein
Wettkampfschwimmbecken auf.
Die Stadien der „dritten“ Generation weisen als
Sport- und Veranstaltungsstätten heutzutage
einen wesentlich höheren Anteil von vermietbaren Räumlichkeiten auf, die während einer
Veranstaltung den so genannten VIP-Zuschauern zur Verfügung stehen.
316. Logenausbau im Olympiastadion Berlin 2004
Tabelle H
„Logen“
Trib.Seite
Ebene
Lage
umlaufd.
eine
Eb+0
74
13
20
5x4 m
10
zwei
02_Dortmund
Ost
eine
Eb+4
15
. /.
30
4,5x6,5 m
12
zwei
03_Frankfurt
Ost
zwei
Eb+3/+4
74
. /.
35
4,5x7,5 m
12
zwei
04_Gelsenk.
West
zwei
Eb+1/+2
72
36
32
4x8 m
10
zwei
05_Hamburg
Ost
zwei
Eb+2/+3
50
. /.
30
4x7,5 m
10
zwei
06_Hannover
Ost
eine
Eb+2
39
. /.
26
4x6,5 m
10
zwei
07_Kaisersl.
Nord
drei-fünf
Eb+2
28
. /.
17
3x5,5 m
9
zwei
08_Köln
West
zwei
Eb+2/+3
48
2
38
5x7,5 m
12
zwei
09_Leipzig
Ost
eine
Eb+6
16
. /.
35
4x8,5 m
18
drei
10_München
umlaufd.
eine
Eb+5
100
8
36
4x9(13) m
12
zwei
11_Nürnberg
West
eine
Eb+2
14
. /.
18
3,5x5 m
9
zwei
12_Stuttgart
West
zwei
Eb+2/+3
44
4
24
4x6(7) m
15
drei
Mittelwert
zwei
Eb+2
48
13
28
12
zwei
Minimum
eine
14
2
17
9
Maximum
fünf
100
36
38
18
01_Berlin
317. Möblierungsvariante Logenausbau, WM-Stadion Berlin
142
Die „Loge“ ist ein separater Raum von ca. 30
qm, der einen freien Blick ins Stadion bietet.
Seine Ausstattung umfasst in der Regel einen
Konferenztisch mit einem Sideboard, um das
gastronomische Angebot aufzunehmen. Ein
Bartresen mit Garderobe und Staumöglichkeiten
sind ebenfalls im Standardprogramm enthalten.
Je nach Komfortanspruch sind kleinere WCZellen eingebaut. Die Sitzplätze liegen in den
meisten Fällen direkt vor der Loge, da das
akustische Live-Erlebnis im Stadioninnenraum
wichtig ist. Dennoch sind die Logenräume
in den meisten Fällen mit einem erhöhten
Schallschutz ausgestattet, damit auch
während der Veranstaltung der Innenraum
für geschäftliche Zwecke nutzbar bleibt. Je
nach Betreiberkonzept werden sie auch im
Mieterausbau den individuellen Ansprüchen
angepasst. Die Kunden haben ganzjährig
das Nutzungsrecht und Service und Catering
werden vielen Kunden auf Anfrage auch für
Konferenzen und Besprechungen angeboten.
Vielfach sind Sonderveranstaltungen ausgenommen, es besteht jedoch in aller Regel
ein Vorkaufsrecht für die entsprechenden
Logentickets. Beispiel Gelsenkirchen: Paktpreis
3.000 Euro Incentive-Lounge für 20 Personen
42 qm mit Sitzplätzen und 10 PKW-Stellplätzen
(Stand 2005).
Norm. Sond. Größe Stand. Sitzpl. in
logen logen (qm) Abmess. aussen Rh.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Mindesthöhe (Blickbezug)
FIFA - Anzeigetafel
„Die Höhenlage der Dachkonstruktion oder
überhängender Oberrangtribünen muss so angeordnet werden, dass eine ungehinderte Sicht
auf die Mitte des Spielfeldes in der Höhe von 15
m im Freien eingehalten wird (für internationale
Fußballwettkämpfe 20 m in Gebäuden) und die
Höhe durchgehend mindestens 7,50 m an allen
Stellen des Aktionsbereiches.“ [095]
Das WM-Stadion Nürnberg stellt mit einer Auskragung von 5,35 m (VK Brüstung) bis zur Logenfassade und einem Höhenversprung von
lediglich 1,50 im Lichten einen Grenzwert dar.
Eine stehende Person in der Loge ist nicht in
der Lage frei geradeaus zu schauen. (Augpunkt-Höhe 1,65 m)
Die Sichtlinienkonstruktion erfolgt für sitzende
Personen, die sich im Tribünenbereich befinden. Die große Logentiefe macht es unmöglich,
das Sichtlinienprofil auf Sitz-/Stehplätze im Logen-Innenraum zu beziehen. Aber es sollte darauf geachtet werden, dass stehende Personen
den 15m-Höhenpunkt über der Spielfeldmittel
sehen können.
Das Pflichtenheft der FIFA fordert mind. eine
elektronisch gesteuerte Anzeigetafel (Videotafel), in der Regel liegen zwei Anzeigetafeln
ohne Sitzplatz-Verlust und mit optimaler Sicht
diagonal gegenüber. Der IOC/IAKS empfiehlt
1993, dass der horizontale Sichtwinkel 120°
nicht überschreiten soll.
In den WM-Stadien Frankfurt und Gelsenkirchen befindet sich die Anzeigetafel vierseitig
(ca. 7x8 m) in einem Videowürfel, der über
der Spielfeldmitte hängt. Die beiden Dachkonstruktionen erlauben die Aufnahme der ca. 30t
schweren Übertragungstechnik. In Frankfurt
dient sie zugleich als Garage der InnendachKonstruktion. Ihre Unterkante schwebt ca. 27m
über dem Spielfeld (GEL 25,50 m). Da die
Sportverbände bislang keine Festlegung für die
Mindesthöhe von Videowürfeln definiert haben,
ist davon auszugehen, dass ein Mindestmaß
von h = 25 m ausreichend erscheint.
Vorschlag für den Höhenversprung einer Standard-Loge (< 50 qm): Höhe
2,50 m
Vorsprung
2 Reihen
Anmerkung: Jeder Höhenversprung wirkt sich
negativ auf die Steilheit der folgenden Tribüne
aus. Daher sollte der Vorteil des Geborgenheitseffektes eines auskragenden Oberrangs
genau untersucht werden, da sich durch den
Vorsprung (jede Verkürzung des Abstandes
zum Spielfeld) ebenfalls die notwendige Tribünenneigung erhöht.
320.
321. Logensitze (aussen) im WM-Stadion Nürnberg
Hinweis! In diesem Zusammenhang sollte
die bisherige Mindest-Höhe (Blickbezug) von
bisher 15,0 m ebenfalls nach oben korrigiert
werden.
links:318. Tabelle H
Angaben zu den untersuchten WM-Logen
322. Diagonal-Anzeigetafel im WM-Stadion Köln
unten:319. Zeichnung Standard-Logenband
mit durchgehender 2,50m-Fuge
oben:320. Mindesthöhe (Blickbezug)
Dach / Tribünenversprung
323. Videowürfel im WM-Stadion Frankfurt
[095] Zitat aus „EN/DIN 13200-1 - Zuschaueranlagen“, Normenausschuss bauwesen (NABau) im DIN 2004, Anhang D, Anmerkung
143
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Information Tribünenüberdachung
324. WM-Stadion Berlin
327. WM-Stadion Dortmund
325. WM-Stadion Stuttgart
328. WM-Stadion Gelsenkirchen
Grundsätzlich richtet sich das Angebot und der
Umfang von überdachten Tribünen als Schutz
vor Witterungseinflüssen (Regen, Schnee, Hagel, Sonnenschein) nach der Abhängigkeit von
Klima und Komfortanspruch der Zuschauer.
Regional unterschiedlich steht der Schutz vor
Sonne im Vordergrund oder in gemäßigten Klimazonen überwiegend vor Regen und Schnee.
Die Möglichkeiten einer Überdachung sind vielfältig und für die meisten Tragwerksysteme gilt,
auch bereits erprobt.
Eine Vertiefung des Themenschwerpunktes
„Dachkonstruktion“ führt im Rahmen dieser
Dissertation allerdings zu weit. Daher werden
die Dachaufsichten nur zum Vergleich ihrer
Grundrissform zusammengefasst. Laut FIFA
WM 2006™ müssen sämtliche Ehrengastund Medienplätze überdacht sein. Eine Überdachung für alle Sitzplätze wird grundsätzlich
erwartet.
Anmerkung: Diese Forderung ist Ausdruck
für den gewachsenen Komfortanspruch, da im
Rahmen der Technischen Empfehlungen FIFA
1995 überdachte Plätze für alle Zuschauer lediglich als Witterungsschutz und Verschattung
„wünschenswert“ waren. Gemäß Pflichtenheft
der UEFA für die EM 2008 müssen bereits alle
Sitze gedeckt sein.
336.
326. WM-Stadion Nürnberg
144
329. WM-Stadion Hamburg
Tabelle J.1
Länge Breite
„Abmessungen“ [m]
[m]
Fläche
[qm]
01_Berlin
300
225
67.500
02_Dortmund
235
188
44.180
03_Frankfurt
230
190
43.700
04_Gelsenk.
230
188
43.240
05_Hamburg
226
188
42.488
06_Hannover
221
194
42.874
07_Kaisersl.
239
178
42.542
08_Köln
215
170
36.550
09_Leipzig
187
195
36.465
10_München
234
202
47.268
11_Nürnberg
241
174
41.934
12_Stuttgart
272
207
56.304
Mittelwert
236
192
45.421
Minimum
187
170
36.465
Maximum
300
225
67.500
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Dachaufsicht und Systemschnitte
330. WM-Stadion Köln
333. WM-Stadion Kaiserslautern
331. WM-Stadion Frankfurt
334. WM-Stadion München
332. WM-Stadion Hannover
335. WM-Stadion Leipzig
Mindest-Dachüberstand
Nach Forderung der Planungsgrundlagen des
IOC/IAKS Punkt 2.3.3.7 gilt die Tribüne als regengeschützt, wenn die Dachvorderkante 15°
übersteht (vertikal über der ersten Sitzplatzreihe zur Senkrechten gemessen). Die Beispiele
der WM-Stadien stimmen mit dieser Empfehlung aus dem Jahre 1993 nicht überein. Nur
etwa ein Drittel verfügt über einen Dachüberstand von 10°-16°. Der Mittelwert liegt bei 8°
und in zwei Stadien liegt die Vorderkante sogar
direkt über VK der ersten Sitzreihe.
Definition „Dachüberstand“ (neu!)
Aus der empirischen Untersuchung kann für
die Planung eines Dachüberstandes zum Stadion-Innenraum hin der Mittelwert von 8° zur
Senkrechten oberhalb der ersten Sitzplatzreihe
als Mindeststandard angenommen werden.
Die „Empfehlung“ liegt jedoch bei 12 °.
Anmerkung:
Je nach Witterungssituation
und Heftigkeit des Regens in Kombination
mit Wind, zeigen Erfahrungsberichte aus dem
Spielbetrieb jedoch, dass es kaum vermeidbar
ist, dass die ersten Reihen eines östlichen Stadionunterrangs trotz Überstand witterungsbeeinträchtigt sind.
337.
Tabelle J.2
„Dach“
Überstand
[°]
Höhe über
Spielfeld
01_Berlin
16
39,65
02_Dortmund
5
31,20
03_Frankfurt
7
33,50
04_Gelsenk.
11
53,95
05_Hamburg
9
44,30
06_Hannover
0
33,75
07_Kaisersl.
8
18,35
08_Köln
7
33,45
09_Leipzig
12
47,20
10_München
0
45,00
11_Nürnberg
12
19,40
12_Stuttgart
4
22,45
Mittelwert
8
35,19
Minimum
0
18,35
Maximum
16
53,95
145
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Typ „OR-Hamburg“
ML = 3,0 m
„horizontal“
b = 2,0 m
St-G = 1,2 m
l = 2x 7,5 m
Typ „OR-Frankfurt“
ML = 4,25 m St-G = 1,2 m
„horizontal“
b = 2,1/1,6 m l = 2x 7,25 m
Typ „UR-Köln“
ML = 5,4 m St-G = 1,2 m
„horizontal“ (3 Zugänge = 1x ML)
b = 1,6 m l = 2x 9,4 m
Typ „OR-Hannover“
ML = 3,0 m St-G = 1,3 m
„doppelt / einhüftig“
Typ „OR-Köln“
ML = 3,60 m St-G = 1,2 m
„achsial“ (ML-Raster 20,0 m)
Typ „MR/OR-München“
ML = 1,95 m OR = 1,35 m St-G = 0,9/1,2 m
„achsial“ (ML-Raster 12,5 m)
146
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Mundlochsystem/Horizontalverteiler
Erster Schritt: „Tribünenzugang“
Grundsätzlich lassen sich zwei Erschließungstypologien für den internen Tribünenzugang
benennen:
a. Mundloch-Zugang (in der Tribüne)
niveaugleich oder mit Kurztreppe
b. Ebenen-Zugang
(hinter dem Rang)
Zweiter Schritt: „Stufengang-System“
Da die MVStättVO 2005 die Blockbreite maximal auf 2x 20 Plätze begrenzt, ist als nächstes
die Verteilung der Stufengänge entscheidend:
max. Blockgröße 30 Rh. x 40 Pers.
max. Stufengangraster 22,40 m
30 Rh. x 40 Plätze = 1.200 Pers.
je 600 Pers. = 1,20 m RW-Breite
40 x 0,50 Sitzpl.-Raster = 20 m + 2,40 m
Regelabstand
Die Abstände der Mundlöcher variieren bei
den untersuchten WM-Stadien ganz erheblich
und sind abhängig vom Konstruktions- und
Erschließungsraster. (ML-Abstände von 13,5
m bis 37,0 m) Entscheidend für die Anzahl der
Mundlöcher ist das Prinzip ihrer Erschließungsart, d.h. wie kommt der Zuschauer vom ML zum
Stufengang.
a. „Vertikal-Erschließung“
(radial gangways)
b. „Horizontal-Erschließung“
(lateral gangways)
Entweder schließt die Vertikalerschließung
direkt am Tribünenzugang an (a) oder die Besucher werden horizontal bis zum jeweiligen
Stufengang verteilt (b).
Fluchtwege dürfen sich im Zuge ihrer Rettungsführung nicht verjüngen. Das heißt, ihre
Ausgangsbreite kann in Fluchtrichtung zwar
kombiniert und addiert werden, unter keinen
Umständen darf sich die Breite jedoch verkleinern! Diese Vorraussetzung birgt im Bereich
der Tribüne eine grundsätzliche Problematik:
oben:338. System-Zeichnung
Stufengang in Tribünenaufriss
„Wenderadius 1,20 m“
Die Sitzplatzreihe selbst muss über eine Mindest-Durchgangbreite von 40 cm verfügen, die
Berechnung der Ausgangbreite beginnt jedoch
erst im Stufengang, dabei ist die auf diesen
Gang angewiesene Personenanzahl entscheidend. Die Mindestbreite beträgt 1,20 m und ist
damit 30% breiter als eine empfohlene Stufentiefe von 80 cm. Aus diesem Grund wird mehr
als eine Reihentiefe zur horizontalen Zuschauerverteilung benötigt. Deshalb wird die Rettungsbreite oftmals direkt um das ML herum,
nach oben geführt wird.
Der ML-Typ „OR-Köln“ zeigt, dass in diesem
Fall nur durch das Hervorziehen einer Doppelstufe im Mundloch-Ausgangsbereich der notwendige RW-Radius möglich ist.
Der ML-Typ „MR-München“ weist hingegen
einen Stufengang rechts/links des Mundlochs
von lediglich 0,90 m auf. Dieser wird oberhalb
des ML achsial zu einem 1,20m-Gang zusammengeführt.
Anmerkung: Da der Verfasser den entsprechenden Abweichungsantrag nicht kennt, bleibt
nur eine Interpretation der Situation nach MVStättVO 2005 möglich.
Gemäß §7 MVStättVO Satz 4 „Bemessung der
RW“, ist für eine begrenzte Anzahl von Besuchern (Innenräumeräume < 200 Personen)
eine lichte Breite von 0,90 m zulässig. Im Mittelrang des WM-Stadions München befinden
sich ca. 20 Reihen oberhalb des Mundlochs.
Der Achsabstand der ML beträgt ca. 12,5 m.
Das bedeutet bei einem Sitzraster von 50 cm
etwa 200 Personen je Gangseite. Das 90cmWendepodest beidseitig des ML wird entgegen
§8 MVStättVO Satz 6 „gewendelt“ ausgeführt.
Der Vorteil besteht eindeutig darin, keine „zweite Doppelstufe“ (sh.ob.) für den 180°-Richtungswechsel am Mundloch notwendig ist. In
diesem Fall sollte jedoch dringend eine Klärung
mit der jeweiligen Genehmigungsbehörde im
Planungsvorfeld aufgenommen werden, bevor
eine Tribünen-Gesamtgeometrie auf diesem
Prinzip aufbaut.
„Sichtbehinderungen“
Horizontalverteiler („lateral gangway“),
grunsätzlich kann es bei horizontaler Verteilung der
Zuschauer im Tribünenbereich, wie im Wendepodest
zum Stufengang zu Sichteinschränkungen umsitzender Besucher kommen. Bei der Planung ist daher
darauf zu achten, dass die auf den Bereich angewiesene Personenzahl und die dadurch entstehenden
Sichtbehinderungen möglichst klein gehalten werden.
(Vgl. „Green Guide“, B028 p.110)
Anmerkung: Sicherlich spricht die geringe Anzahl von zwei Steigungen für die Abweichung,
zumal die obere Stufe (außen b = 40 cm) komplett von dem nächsten Sitzplatz abgedeckt
wird. (Problematisch erscheint aus Sicht des
Verfassers jedoch die Doppelsteigung im Wendelungspunkt!)
links:339. System-Zeichnungen der
Mundlochtypen mit Schnittskizze
(Situationen aus gebauten WM-Beispielen)
147
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„600er“
oben:340. Mundlochsituation WM-Stadion Berlin OR
(72.600 Zuschauer)
341. Mundlochsituation Stade de France, Paris
(80.000 Zuschauer)
342. Mundlochsituation Camp Nou, Barcelona
(98.600 Zuschauer)
unten:343. Systemskizzen zur Ermittlung des
Wegfalls von Sitzplätzen durch die Anord
nung von Mundlöchern gegenüber einer
offenen Erschließung über Stufengänge
rückseitig des Ranges
148
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Sitzplatzentfall durch Mundlöcher
Stufengangsysteme und Geländer
An vier beispielhaften Tribünen-Neigungen
(20° / 25° / 30° / 35°) sollen die Auswirkungen
einer gewählten Mundloch-Art auf den Wegfall
der Sitzplätze systematisch erläutern. (Horizontal-Verteilungen werden hierbei außer Acht
gelassen.)
Variante A stellt den klassischen Stufengang
in achsialer Fortsetzung der Mundloches dar.
Grundrissgraphisch handelt es sich um einen
sehr „sauberen“ Typus, da Trag- und Erschließungsraster symmetrisch einander überlagern
können. Die Wegfall-Zahlen sind jedoch bei
MVStättVO 2005 konformen 1,20 m MindestRettungswegbreiten im Vergleich recht hoch.
Der Versuch liegt daher nahe die MundlochSitzplatz-Entfallbreite von etwa 6,0 m zu reduzieren. Aus diesem Grund arbeitet Vorschlag D
mit einer 2x 90cm-Aufteilung des „achsialen“
1,20m-Stufenganges von oben. Dabei reduziert sich die Anzahl der darauf angewiesenen
Personen auf 2x 300 (im Freien, aus §7 MVStättVO Satz 4 abgeleitet). (Vgl. ob. Argumentation München)
Drei Systeme lassen sich im Prinzip für eine
Mundloch-Erschließung unterscheiden:
„A“ achsialer Stufengang
„B“ einhüftiger Stufengang
„C“ doppelter Stufengang
Das bedeutet für das Mundloch-Raster entweder bei 30 Reihen Blockhöhe und max. 600
Personen auf 1.20 m Stufengangbreite = 2x
10 Pers. je Gangseite. Dies entspricht in etwa
dem 12,50 Raster, dass im WM-Stadion München gewählt worden ist. Variante D provoziert
also ein engeres Mundlochraster als die Var. AC, da keine weitere Personenbegrenzung als
600/1,20 m notwendig ist.
Ein Interpolieren beider Grenzwerte ist möglich. Daher ist das andere Extrem, die Ausnutzung der 2x 20 Personen je Gangseite. Das
maximale Mundlochraster (22,40 m) kann
ausgereizt werden, aber die Anzahl der Reihen mindert sich durch die „90cm-Begrenzung“
rechts und links des ML auf insgesamt 600 Personen. Kontrollrechnung: 600 / (2x 20 Pers.)
= 15 Rh.
In Ausnahmefällen kann die erforderliche Mindestbreite von 1,20 m im Bereich der Mundlöcher um ca. 5 % unterschritten werden. Dazu
ist jedoch ein Abweichungsantrag innerhalb
eines Brandschutz-Gutachtens notwendig.
Mögliche Begründung:
„...da nach VStättVO der geforderte Mindestwert ab Oberkante der Betonbrüstung bzw.
oberhalb der Umwehrung eingehalten ist und
somit dem im Bereich des Oberkörpers im
Regelfall größeren Platzbedarf der Personen
Rechnung getragen wird.“ [096]
Der „einhüftige“ Stufengang ist eine sehr effiziente Erschließungsart, da er das Problem einer
Zusammenführung der „doppelten“ Stufengänge rechts und links des Mundloch zu einem
„achsialen“ Stufengang verhindert.
Der achsiale Weg auf das Mundloch erfordert
im Wendepodest im ML-Sturzbereich eine Absturzsicherung von 1,10 m (2 KN).
Dieses Geländer (Kuhfänger“) führt i.d.R. zu
Sichtbehinderungen auf die Eckfahne. Die Anzahl der betroffenen Personen kann je nach
Sichtwinkelzone dabei unangenehm hoch werden.
Bei allen Mundloch-Systemen ist die maximal mögliche Anzahl von Personen zwischen
zwei Stufengängen und das wirtschaftlichste
Baukonstruktionsraster von Tribünenstufen in
Einklang zu bringen. Eine „abgeschlossene“
Systematik ist aufgrund der Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten wenig sinnvoll.
Grundsätzlich unterscheidet man jedoch das
Prinzip „ein Mundloch - ein Stufengang“ oder
„ein Mundloch - zwei Stufengänge“ Bei Letzterem liegen die Erschließungsgänge jeweils in
„Feldachse“, d.h. ein Mundloch alle zwei Tribünen-Konstruktionsraster.
Für den Fall einer Horizontalverteilung der Besucher (Bsp. Oberrang WM-Stadion Hamburg)
sollte die Gangbreite in den Tribünenaufriss
eingebunden werden, damit er nicht in das
Sichtlinienprofil dahinter sitzender Personen
aufbaut.
Die größere Breite macht eine „StufengangKurztreppe“ notwendig, die den Rettungsweg
von der vertikalen ohne Verjüngung in die Horizontale überführt. Die Treppe kann zu Sichtbehinderungen führen!
oben:344. Ansicht eines Oberrang-Mundlochs
mit „Kuhfänger“ (Bsp. WM-Stadion Köln)
= aufgehendes Geländer 1,10 m
am Wendepodest oberhalb des ML
unten:344.a Grundrissvariante D (2x 90cm)
Aufteilung des 1,20 m Achsial-Stufengangs
in zwei Gänge rechts und links des ML
Hinweis!
< 600
Wenn oberhalb des ML nicht mehr als
600 Personen = 1,20 m = zwei Personen,
die sich nach re/li bewegen, dann kann
der 1,20 m Achsialgang auf zwei 90er
ML-Seitengänge aufgeteilt werden.
Hinweis!
> 600
Wenn oberhalb des ML mehr als
600 Personen = z.B. 1,20 m = drei Pers.,
die sich nicht gleichmäßig nach re/li aufteilen können, dann können die ML-Seitengänge nicht auf 90 cm reduziert werden.
In diesem Fall muss die Anzahl der Reihen
oberhalb des ML durch die ML-Höhe ausgeglichen werden, um die Personenanzahl
anzupassen.
90 cm
Bei allen Tribünenelementen, die innerhalb
des Sichtlinienprofils der Zuschauer liegen
(Abschrankungen etc. ) werden dringend
Optimierungsmaßnahmen, wie z.B. Glasgeländer, -Füllungen angeraten!
[096] Zitat aus „Brandschutzgutachten Stadion Köln“ HHP-West, Bielefeld 04/2004, Pkt 4.1.7 Abweichungsantrag 31, S. 184
149
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
oben:345. Kapazitäts-Kennwert
graphische Erläuterung des FlächenGrundansatzes (Auszug Studie RWTH WS 05)
rechts mitte:346. Systemzeichnung
20.000er Unterrangtribüne
einer „Rechteck-Geometrie“
347. Systemzeichnung
20.000er Unterrangtribüne
einer „Kreissegment.Geometrie“
150
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Kapazitäre Vordimensionierung
Im Rahmen dieser Dissertation sind einfache
Stadiongeometrien untersucht worden. Das Ziel
war die Ermittlung von Kapazitäts-Kennwerten
aus dem Zusammenhang von „Form und Kapazität“. In der Untersuchung sollte festgestellt
werden, inwieweit eine kapazitäre Vordimensionierung von Zuschauertribünen über einen
Flächenansatz von Quadratmeter pro Person
möglich ist. Das Ergebnis soll exemplarisch
an einem Tribünensystem kurz erläutert werden. Es handelt sich um den Standardfall 80
cm Stufentiefe, 50 cm Sitzplatzraster und einen
Regelstufengang von 1,20 m für 600 Personen.
Der Rechenansatz geht davon aus, dass ein
Sitzplatzraster in Abhängigkeit von der Stufentiefe „B“ inklusive der Stufengangfläche einen
bestimmten Brutto-Flächenanteil einnimmt.
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
348. Fünf-Rang-Tribüne Santiago Bernabeau-Stadion, Madrid
349. Drei-Rang-Tribüne Camp Nou, Barcelona (teilüberdacht)
Rechnung: Sitzplatz / 0,80 m = 1,25 m
Ein Regelstufengang von 1,20 m bedeutet max.
600 darauf angewiesene Personen (im Freien)
bzw. 200 Pers. in sonstigen Versammlungsstätten (innen). Bei einer max. Blockgröße von
(zurzeit) 30 Reihen heißt das für die Anzahl der
nebeneinander möglichen Sitzplätze 600/30
Rh. = 20 Pers. = 10 Personen je Gangseite =
10 lfd.m. Sitzstufe.
350. Drei-Rang-Tribüne Giuseppe-Meazza-Stadion, Mailand
Rechnung: 10,0 m + 1,20 m (Stufengang) /
20 Sitzplätze = 1,785 lfd.m. Für den oben genannten Standardfall (80/50) ergibt sich somit
ein Kapazitäts-Kennwert von:
1,25 m x 1,785 = 2,23 Sitzplätze / qm
In einem nächsten Schritt wurden acht Formtypen gemäß MVStättVO 2005 erschließungstechnisch durchgespielt und die ermittelten
Werte zeichnerisch überprüft. Aus Gründen der
Vereinfachung wurden zunächst nur einfache
Tribünengeometrien (ohne Mundlochzugänge)
gewählt. Durch den Einfluss unterschiedlicher
Krümmungsradien - gerade im Eckbereich - hat
sich ein Abminderungsfaktor von 98,5% näherungsweise als sinnvoll ergeben. 2,23 x 0.985
= 2,20 Sitzplätze / qm
351. Ein-Rang-Tribüne Olympiastadion, München 1972
Dabei stellte sich heraus, dass die KapazitätsKennwerte für alle Formentypen, besonders
die „reinen“ Fußballgeometrien, sehr dicht
beieinander lagen. Da es sich lediglich um ein
Vordimesionierungsinstrument handelt, wurde
der anfängliche Rechenschätzwert formunabhängig als ausreichend genau bestätigt.
151
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Vordimensionierungs-Übersicht aus „Form und Kapazität“ (Tabelle K)
Korbbogen
Halbkreis
Form und Kapazität im Vergleich
Oval
Achteck
Abgerundetes Rechtec
Kapazität und
theor. Flächenbedarf
Stufe
80 / 50 cm
2,20Sitz/qm
Reihen
qm
qm
qm
qm
qm
10.000
10,86 -> 11
10,->11
11,->12
1,0->13
1,0->13
.qm
.60qm
.qm
.89qm
.1qm
.1qm
Ränge
Reihen
Ränge
Reihen
Ränge
Reihen
Reihen
15.000
1,91-> 16
1,1->16
16,61->17
18,88->19
18,96->19
6.818qm
6.860qm
6.99qm
6.990qm
6.866qm
6.8qm
20.000
0,->21
0,0->21
1,6->22
,8->25
,1->25
9.090qm
9.1qm
9.qm
9.66qm
9.qm
9.99qm
25.000
,9->26
,10->25
6,->27
9,61->30
9,->30
11.6qm
11.60qm
11.11qm
11.6qm
11.1qm
11.10qm
30.000
9,86->30
9,->30
1,0->31
,->35
,9->35
1.66qm
1.06qm
1.8qm
1.618qm
1.8qm
1.qm
35.000
,19->35
,8->34
,9->36
9,->40
9,61->40
1.909qm
16.qm
1.998qm
16.16qm
16.1qm
16.100qm
40.000
8,8->39
,99->38
9,9->40
,89->44
,->45
18.18qm
18.qm
18,18qm
18.9qm
18.8qm
18.1qm
45.000
,->43
,0->42
,96->44
8,9->49
8,68->49
0.qm
0.0qm
0.qm
0.8qm
0.89qm
0.60qm
50.000
6,0->47
,9->46
48
,->53
,98->53
.qm
.080qm
.qm
.6qm
.980qm
.6qm
55.000
0,->51
9,8->50
1,9->52
6,6->57
,1->58
.000qm
.qm
.1qm
.08qm
.19qm
.91qm
60.000
,99->54
,1->54
,->56
60,6->61
61,0->62
.qm
.qm
.8qm
.1qm
.8qm
.1qm
65.000
,6->58
/
9,0->60
6,1->65
6,1->66
9.qm
9.6qm
/
9.8qm
9.8qm
0.06qm
70.000
1.818qm
Hinweis:
1
61,->62
.1qm
/
/
/
/
1
6,1->63
1.qm
/
/
/
Ränge
68,9->691
1.8qm
Die Zahlen basieren auf einer einfachen Ein-Rang-Tribünengeometrie. Höhere Kapazitäten als angegeben können z.B. durch überkragende T
einzelner Reihen zur Folge , um die gewünschte
352. Kommentar zur Vergleichstabelle K:
Die Zahlen
basieren aufübereinander.
einer einfachen Ein-Rang-TribünengeomeIn disem
die entsprechenden
Sitzreihen
Dies hätte die Verdoppelung
In der oben abgebildeten
ÜbersichtFall
wird liegen
mittels Kapazitäts-Kenntrie. Höhere Kapazitäten als angegeben können z.B. durch überkrawert und der Tribünenfläche ein Zuschauer-Fassungsvermögen
gende Tribünen erreicht werden.
ermittelt.
In diesem Fall liegen die entsprechenden Sitzreihen übereinander.
Die Rangigkeit der Tribüne wird nach der zurzeit gültigen MaximalDies hätte die Verdoppelung einzelner Reihen zur Folge, um die
grenze für Sitzreihen in Blöcken mit 30 Reihen eingeteilt. Sobald ein
gewünschte Kapazität zu erzielen.
Block diese Größe erreicht, schließt sich ein weiterer Rang an.
152
Ränge
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
13. Kapitel - „Logenband und Tribüne“
Form und Kapazität im Vergleich
Achteck
Abgerundetes Rechteck
"aufgeweitetes" Rechteck
Erzwungener Kreis
"geom. Offenes" Rechteck
Kapazität und
theor. Flächenbedarf
qm
Stufe
80 / 50 cm
2,20Sitz/qm
1,0->14
10.000
10,8
.80qm
.qm
.6
1,0->21
15.000
1,9
6.0qm
6.818qm
6.8
21 - 46
8,1->29
20.000
0,
9.0qm
9.69qm
9.80qm
9.090qm
9.
9,->30
9,6->30
27 - 52
,1->36
25.000
,
1.1qm
11.10qm
11.1qm
11.qm
11.0qm
11.6qm
11.6
,->35
,9->35
,66->35
32 - 57
,6->43
30.000
9,8
.8qm
1.qm
1.9qm
1.6qm
1.60qm
1.66qm
1.
9,->40
9,61->40
9,->40
38 - 63
9.->50
35.000
,1
Reihen
Ränge
Reihen
Ränge
Reihen
Ränge
Reihen
qm
qm
qm
qm
,0->13
1,0->13
1,99->13
/
.1qm
.1qm
.qm
/
8,88->19
18,96->19
18,8->19
15 - 40
.866qm
6.8qm
6.8qm
6.91qm
,8->25
,1->25
,9->25
.qm
9.99qm
9,61->30
Ränge
/
Reihen
Ränge
Re
q
6.1qm
16.100qm
16.166qm
16.10qm
16.000qm
1.909qm
16.
,89->44
,->45
,09->44
42 - 67
6,8->57
40.000
8,
8.8qm
18.1qm
18.16qm
18.19qm
18.0qm
18.18qm
18.
8,9->49
8,68->49
8,->49
47 - 72
6,9->64
45.000
,
0.89qm
0.60qm
0.690qm
0.qm
0.80qm
0.qm
0.
,->53
,98->53
,86->53
51 - 76
1,0->71
50.000
6,
.980qm
.6qm
.80qm
.6qm
.0qm
.qm
.0
55.000
0,
.000qm
.
6,6->57
,1->58
,0->58
56 - 81
1
.19qm
.91qm
.9qm
.06qm
8,1->79
.80qm
0,6->61
61,0->62
61,08->62
60 - 85
/
.8qm
.1qm
.80qm
.8qm
/
,1->65
6,1->66
6,0->66
65 - 90
/
9.8qm
0.06qm
9.6qm
9.808qm
/
68,8->69
68 - 93
/
1.908qm
1.9qm
/
/
/
/
1
68,9->69
1.8qm
als angegeben können z.B. durch überkragende Tribünen erreicht werden.
g einzelner Reihen zur Folge , um die gewünschte Kapaziät zu erzielen.
/
/
/
60.000
,9
.qm
.
65.000
,6
9.qm
9.
70.000
61,
.
1.818qm
Hinweis:
Die Z
In dis
153
14. Kapitel - „Polygonal-Umformung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
14. Kapitel
Parabolischer Anstieg der Tribüne
„Polygonal-Umformung“
Bei Anwendung der Berechnungsformel für die
Konstruktion einer Sichtlinie entsteht eine parabolische Anstiegskurve im Tribünenaufriss.
Dies würde eine kontinuierliche Veränderung
der aufgebauten Tribünenkonstruktion nach
sich ziehen. Wenn jede Stufe nach dem Prinzip
der Sichtlinien-Überhöhung von unterschiedlicher Höhe ist, wird der Schalungsaufwand
für die STB-Fertigteile zunehmend unwirtschaftlicher.
Die Stadien der „dritten Generation“ (WM 2006)
arbeiten in der Mehrzahl mit ansteigenden Tribünenprofilen. Ausnahme ist die Gruppe der
vier „gewachsenen“ Stadionbauwerke, die seit
den 70er Jahren kontinuierlich modernisiert
worden sind und das WM-Stadion Hamburg.
Seitdem in Theatern, Lichtspielhäuser und
Sportstätten geneigte Zuschauerräume gebaut werden, um eine gute und ausreichende
Sichtqualität zu erreichen, dreht es sich bei
der Umsetzung in die Baupraxis um eine wirtschaftliche Bauweise durch das Erzeugen von
Fertigteilgruppen gleicher Neigungen.
Es ist also das baupraktische Ziel einen polygonalen Tribünenverlauf unter die ansonsten
parabolische ansteigende Augpunkt-Kurve zu
generieren.
So schreibt Christian Gellinek bereits 1934
über den „Hörsaal im Hochschulbau“: „Für
die gleichmäßige Konstruktion und einfachere
Montage des Gestühls wäre nicht ein bogenförmiger, sondern ein Anstieg nach einer geraden
oder nur ein- oder mehrmals gebrochenen Linie
erwünschter. Indessen darf die Erleichterung
der Bauarbeit das Ergebnis für die dauernde
Benutzung nicht verschlechtern.“ [097]
Die geometrische Anpassung einer
Augpunkt-Kurve an die wirtschaftliche
Bauweise einer Zuschauertribüne.
-
Parabolischer Abstieg der Tribüne
Kontinuierliche Steigungsdifferenz
Toleranz-Stufenausgleich
Fertigteile / Blockstufen
Zusammenfassung „Fazit“
Fünf-Punkte-Verfahren
Daher sind die Planer in der Leistungsphase
einer Ausführungsplanung bei der Vorbereitung der Fertigteile aufgefordert, die Anzahl
unterschiedlicher Stufen auf ein Mindestmaß
zu reduzieren. Eine Lösung dafür ist die Umwandlung der Aufrisslinie in einen Polygonzug,
die „Polygonal-Umformung“. Im Abstand der
Augpunkt-Höhe AS liegt das Tribünenbauwerk
prinzipiell unterhalb der Augpunkt-Kurve.
Aufgrund der „geknickten“ geometrischen Beschaffenheit eines Polygons gegenüber eine
Kurvenfunktion entstehen kontinuierlich wechselnde Differenzen zwischen der Kurve und
dem Polygon.
Der Planer kann über das Instrument eines einfachen Berechnungsprogrammes in Abhängigkeit vom Parameter „Anzahl linerarer Stufengruppen“ diesen Höhenunterschied ermitteln.
Stufengruppen können sich dabei z.B. auf so
genannte „Drilling“ -Stufen beziehen, drei Steigungen in einem Fertigteil oder mehrere Einzelstufen bzw. Drillinge hintereinander.
In jedem Fall kommt es im Wechselpunkt („im
Knick“) zu einer Veränderung des Steigungsverhältnisses. Für die einzelne Sitz-/Stehplatzstufe hat dies zunächst keine negative
Auswirkung, aber die affine Abbildung des Stufenganges im gleichen Tribünenverlauf reagiert
in diesem Zusammenhang als „Treppe“.
Hinweis! Wenn der „Stufengang“ auch eine
Sondergruppe der Gebäudetreppen darstellt,
so gilt er prinzipiell immer gleichzeitig auch als
Rettungsweg.
[097] Zitat aus „Der Hörsaal im Hochschulbau“, C.Gellinek, Berlin, 1934, S.33
154
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
14. Kapitel - „Polygonal-Umformung“
Kontinuierliche Steigungsdifferenz
Auch im Zuge eines „getreppten Rettungsweges“ muss darauf geachtet werden, dass
die notwendigen Stufengänge beim Wechsel
im „Knick“ der Tribünenlinie innerhalb einer Toleranz bleiben. Aus diesem Grund scheint ein
Vorschlag für die einzuhaltende Toleranz in Anlehnung an die DIN 18065 „Gebäudetreppen“
sinnvoll zu sein:
„Das Istmaß von Treppensteigung „s“ und
Treppenauftritt „a“ innerhalb eines (fertigen)
Treppenlaufes darf gegenüber dem Nennmaß
(Sollmaß) um nicht mehr als 0,5 cm abweichen.
Von einer Stufe zur jeweils benachbarten Stufe
darf die Abweichung der Istmaße untereinander dabei jedoch nicht mehr als 0,5 cm betragen.“ [098]
Anmerkung: Dem Verfasser ist klar, dass
es sich um eine „Bau“ -Toleranz handelt und
nicht um eine „Planungs“ -Toleranz. Dennoch
erscheint es angebracht den kontinuierlichen
Steigungswechsel auf 0,5 cm zu begrenzen.
(neu!)
„Wegen des Brandschutzes bestehen bezüglich vorstehender Steigungsdifferenzen [WMStadion Köln] aufgrund des auf eine Vielzahl
von Steigungen verteilten, beim Begehen kaum
wahrnehmbaren Unterschieds, aus unserer
Sicht keine Bedenken (Anmerkung: Die Stufenhöhe zwischen zwei aufeinanderfolgenden Stufen variiert um insgesamt ∆ h < 4 mm.).“ [099]
Überlagert man die parabolische Aufrisskurve
einer Sichtlinie mit dem tatsächlichen polygonalen Verlauf der auszuführenden Fertigteiltribüne muss ein Ausgleich stattfinden, damit die
Sehstrahl-Konstruktion erhalten bleibt.
Die Augpunkt-Höhe von 80 cm oberhalb der
Sitzfläche bleibt erhalten und der korrekte Augpunkt liegt dann auf 40 cm + 80 cm = 1,20 m +
50 mm also maximal 1,25 m. Der Toleranzausgleich findet erst nach der allgemeinen Sichtlinienkonstruktion statt!
01. Erst wird die „Augpunkt-Kurve“ erzeugt.
02. Der Tribünen-Verlauf wird im Abstand AS
darunter angetragen.
03. Eine „Polygonal-Umformung“ wird durchgeführt, indem die Knickpunkte auf der
Kurvenlinie bleiben und die Linearsteigung „nach oben ausgeknickt“ wird.
Aus diesem Grund bleibt der Höhenunterschied von AS immer kleiner als 1,20 m, d.h.
der „weicheste“ Baufaktor, die Sitzplatzschale
als Einzelsitz oder auf einer Traverse, gleicht
die Höhe aus. Je nach Maß der Polygonal-Umformung wird er um „X“ cm niedriger eingebaut
werden. Dadurch verbleibt der Augpunkt auf
der theoretisch berechneten Sichtlinien-Überhöhungskurve.
Wenn der Sitz also immer nur „niedriger“ eingebaut wird, dann liegt der Rückschluss nahe,
dass die empfohlene Sitzflächen-Höhe von 40
cm prinzipiell unterschritten wird. Und wenn
man die ergonomischen Zahlen der nebenstehenden Tabelle aus der EN/DIN 13200-3 „Sitze
und Produktmerkmale“ berücksichtigt, dann
ist die Grundlage eines Sichtlinien-Verfahrens
besser mit 45 cm Höhe definiert. (neu!)
1 Oberfläche Treppenpodest
2 Nennlage Stufenvorderkante, Antrittsstufe
3 Nennlage Stufenvorderkante
s Treppensteigung (Nennmaß)
a Treppenauftritt (Nennmaß)
oben:353. Auszug aus der DIN 18065 - „Gebäudetreppen“
Toleranzen der Stufenvorderkanten (Bild 8)
Maße in Zentimeter
unten:354. Tabellenauszug aus der DIN 13200-3
Höhe des Sitzes
355. Tabellenauszug aus der DIN 13200-3
Abstand zwischen Gesäßende / Kniekehle
links:356. Vergleich einer Linearsteigung
mit einem Parabolischen Überhöhungsverlauf
Dieser Höhenausgleich findet über die Höhen-Positionierung der Sitzplatz-Flächen
statt!
Die unterschiedliche Höhe der Kniekehle (Fossa poplitea) ermöglicht die Anpassung und Einstellbarkeit für alle Arten von Sitzen. (Bei der
Bestimmung der Höhe eines Sitzes muss die
Art des Sitzes, sein Bezug und/oder seine Polsterung berücksichtigt werden.) Mit Punkt 5.3.2
begrenzt die EN/DIN 13200-1 für „Sitzplätze
auf Sitzstufen“ den Höhenunterschied zwischen Sitz- und Auftrittfläche auf 45 cm. Das
bedeutet, bei einer empfohlenen Regelhöhe
von 40 cm (alt!) ein Ausgleich von bis zu 5 cm
möglich ist.
[098] Zitat aus „DIN 18 065 - Gebäudetreppen“, NABau, Berlin, 1997, Punkt 8.0 „Toleranzen“
[099] Zitat aus „Brandschutzgutachten Stadion Köln“ HHP-West, Bielefeld 04/2004, S. 87
155
14. Kapitel - „Polygonal-Umformung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
oben:357. Polygonal-Umformung
Höhenausgleich innerhalb der Bestuhlung
358. Polygonal-Umformung
Stufenausgleich wegen Höhen-Toleranz
in der Stufengang-Lauflinie
rechts:359. Prinzipschnitt
Fertigteile verschiedener WM-Stadien
360. Skizze der sich ändernden
Höhendifferenzen zwischen
Polygonalverlauf und Augpunkt-Kurve
361. Mundlochsituation Osttribüne, WM-Stadion Dortmund
156
362. Fertigteile Osttribüne (1974), WM-Stadion Dortmund
363. Blockstufen Südtribüne (2004), WM-Stadion Köln
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
14. Kapitel - „Polygonal-Umformung“
Toleranz-Stufenausgleich
Fertigteile / Blockstufen
Bei der Polygonal-Umformung liegt die „geknickte“ Linie (rot/gelb/grün) mit aufeinander
folgenden wechselnden Linearsteigungen
unterhalb der Augpunkt-Kurve (blau). Sollte
die Festlegung für die Maximalsteigung einer
Treppenstufe (Gehstufe) mit 19 cm bestehen
bleiben, ermittelt sich die Einzelstufenanzahl
auf einer Sitz-/ Stehplatzstufe aus:
Wenn STH / 2 > 19 cm, dann „Zwilling“ -Gehstufe, ansonsten STH / 3 = „Drilling“ -Gehstufe.
(siehe 9. Kapitel: „Stehplätze-Allgemein“)
Üblicherweise liegen die Spannweiten im Konstruktionsraster der Fertigteilstufen bei 5-10 m.
Je weiter die „Zahnbalken“ (getreppte Auflager
für Sitz-/Stehstufen-Fertigteile) auseinanderliegen, desto steifer müssen die Betonteile sein.
In der Berechnungstabelle ergibt sich im
„Knickpunkt“ (Wechsel zwischen den Linearsteigungen) ein Sprung dessen Toleranz 5 mm
nicht übersteigen darf. (sh. ob.) In der neben
stehenden Skizze (Teil 2) wird auf eine Möglichkeit hingewiesen, die Maximal-Toleranz im
Knickpunkt auf 3x 5 mm zu erhöhen, da die
letzten beiden „Drilling“ -Gehstufen mit max. jeweils 5 mm ebenfalls innerhalb der Steigungstoleranz von Stufe zu Stufe mit hinzugezogen
werden können. Im Regelfall handelt es sich
im Stufengangbereich um aufgesetzte Fertigteil-Blockstufen, die auf den Normalverlauf der
Sitz-/Stehplatzstufen aufgelegt werden. (gelb)
Die Höhen-Toleranz nimmt mit ansteigender
Reihenanzahl kontinuierlich ab. Daher liegt der
kritische Wert für den Stufenausgleich etwa im
Bereich der ersten zwei Knickpunkte.
Negativer Knickpunkt
Der Zahlenwert der sich aus der Subtraktion der
nächsthöheren Stufensteigung ergibt, kann ein
negatives Vorzeichen erhalten, wenn die Sitzstufenhöhe aufgrund der Bedingung von kleiner 2x 19 cm eine „Zwilling“ -Gehstufe zulässt.
Dieser Sprung lässt sich durch die Blockstufen
nicht ausgleichen. Daher sollte die Gehstufe innerhalb eines Stufengangverlaufes immer konstant als Zwilling oder Drilling ausgeführt und
Stufensteigungen daher bis mindestens 10 cm
herabgesetzt werden.
„Bon-Jovi-Test“ im Frankenstadion 1998
Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Niemann, Arbeitsgruppe Aerodynamik im Bauwesen der RUB,
zum Thema „menschenerregte Schwingungen
bei Rockkonzerten“. „Experimentell bedeutet
das, den Resonanzfall zu ermitteln, der ein
Bauwerk extrem gefährden kann. Resonanz
tritt ein, wenn die Erregerfrequenz in die Nähe
der natürlichen Frequenz gerät. Das heißt
in diesem Fall, wenn sich die menschlich erzeugten Tribünenschwingungen pro Sekunde
den Eigenschwingungen der Tribünen pro Sekunde annähern.“ [100]
Im Zuge der multifunktionalen Nutzung der
meisten Zuschaueranlagen für Konzerte etc.
hat dieser Aspekt damit ein wichtige Rolle eingenommen. Bei Spannweiten von 10 m als
Haupttragraster im WM-Stadion Köln stellt sich
als wirtschaftlichste Lösung die Einteilung in
Dreierstufen heraus. Drei Sitzstufen ergeben
ein großes Fertigteil, welches mit einer ausreichenden Steifigkeit augestattet ist und die Gesamtanzahl der Tribünen-Fertigteile reduziert.
Daher stammt der Name „Drilling“, der bei vielen modernen Stadionbauten zur Anwendung
gekommen ist.
Anmerkung: Im allgemeinen Sprachgebrauch
kann es bei der Bezeichnung „Drilling“ zu Verwechselungen kommen, da es sich bei „Gehstufen“ im Stufengang ebenfalls um zwei/drei
Treppen/Stufensteigungen handelt!
Hinweis! Bei der Grundlagenplanung eines
modernen Stadions ist besonders darauf zu
achten, welche Nebennutzungen unterhalb
der Tribünen angeordnet werden. Eine Tribünenkonstruktion mit hochwertigen Nutzungen
darunter wird bauphysikalisch zu einer allgemeinen Dachkonstruktionen mit allen Anforderungen an den Brandschutz (F90 und Rauchdichtigkeit), sowie den baukonstruktiven Folgen
für Abdichtungen etc. .
= Y etc.
= X- 1
=X
[100] Zitat aus http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubens/rubens36/13.htm
157
14. Kapitel - „Polygonal-Umformung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Polygonal-Umformung“
Maximale Toleranzen
(im Stufengang-Verlauf)
0,5 cm
Maximaler Höhenausgleich
(in der Einzel-Sitzplatz-Höhe)
5,0 cm
Zusammenfassung
Fünf-Punkte-Verfahren
Die Bedeutung der „Sichtlinie“ hat erst in der
„dritten Generation“ der heutigen Stadion-Neuund -Umbauten einen besonderes Stellenwert
erfahren. Vergleicht man den sportlichen Nutzungsaufbau früherer Stadien, so handelt es
sich mit wenigen Ausnahmen um Mehrzweckstadien mit integrierter Leichtathletik-Laufbahn.
Die dadurch bedingten Entfernungen der ersten Sitzreihen zum Betrachtungspunkt, Seiten- und Torauslinie eines Fußball-Spiellfeldes,
sorgen in der Regel für auskömmliche Sichtlinienverhältnisse. Im Unterrang erreichen diese
Stadien leicht „C-Werte“ von 15-20 cm und im
Oberrang sogar bis 27 cm. Durch den Entfall
der oben genannten Laufbahnen rücken die
Tribünenkörper in den Planungen neuerer Stadien für die WM 2006 sehr nah an das Spielfeld
heran.
Aufgrund der im Vorfeld beschriebenen geometrischen Bedingung „Je näher, desto steiler“
kommt einer Sichtlinienkonstruktion ganz besondere Bedeutung zu.
Um den Qualitätsstandard „Sichtlinien-Überhöhung“ zwischen unterschiedlichen Stadionplanungen vergleichbar zu machen, wird das
folgende „Fünf-Punkte-Verfahren“ definiert:
Der „C-Wert“ ist zu einem Qualitätsmerkmal
für Tribünen moderner Sport- und Veranstaltungsstätten geworden.
Die Erfahrungen aus den letzten Jahrzenten,
begonnen mit dem Bau des „Stade de France“
in St. Denis, Paris (WM 1998) führten zwischen
den Sportverbänden FIFA/UEFA zur Einigung
auf:
C = 12 cm „empfehlenswert“
C = 9 cm „zulässig“
C = 6 cm „ungünstig“
oben:
(149.) „Grundlagenzeichnung“ zum Verfahren
der Sichtlinien-Konstruktion
einer Augpunkt-Überhöhungskurve für das
Sichtlinienprofil moderner Sport- und
Veranstaltungsstätten
158
1. Schritt:
Betrachtungs- / Fokuspunkt „P“ definieren
(je nach Sportart siehe Tabelle C.2, Anhang C
der DIN EN 13200-1)
2. Schritt: (wichtig!)
Art der Spielfeldsicherung aufklären
und Startwerte (Parameter) festlegen
1. erste Augpunkt-Höhe bestimmen
2. geplante Sitzstufen-Breite
3. Sichtlinienüberhöhung wählen
4. Distanz der „Ersten Reihe“
„A“
„B“
„C“
„D“
3. Schritt:
Tribünengeometrie konstruieren und
Tribünenaustattung positionieren
(Logenband, Erschließungssystem)
4. Schritt:
Extrempunkte (Eckbereich) mit
C-Wert-Berechnungsformel überprüfen
5. Schritt:
Polygonal-Umformung durchführen
Anmerkung: Die geometrische Sichtlinienkonstruktion in Stehplatzbereichen erfolgt aufgrund
der Umwandelbarkeit grundsätzlich analog einer Sitzplatzsituation.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
15. Kapitel
„Sichtliniengeometrien
gebauter Beispiele“
Die Stadien der FIFA FußballWeltmeisterschaft 2006™
in Deutschland im Vergleich
364. Luftbild:
367. Luftbild:
370. Luftbild:
373. Luftbild:
WM-Stadion Berlin
WM-Stadion Gelsenkirchen
WM-Stadion Kaiserslautern
WM-Stadion München
365. Luftbild:
368. Luftbild:
371. Luftbild:
374. Luftbild:
WM-Stadion Dortmund
WM-Stadion Hamburg
WM-Stadion Köln
WM-Stadion Nürnberg
366. Luftbild:
369. Luftbild:
372. Luftbild:
375. Luftbild:
WM-Stadion Frankfurt
WM-Stadion Hannover
WM-Stadion Leipzig
WM-Stadion Stuttgart 159
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Berlin
Anlässlich der XI. Olympischen Sommerspiele
wird 1936 das ehemalige „Deutsche Stadion“
auf dem Reichssportfeld abgerissen und neu
errichtet.
Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 erfolgt die
zweite Umbauphase und im Sommer 2000 beginnt die Komplett-Sanierung und Modernisierung des „neuen“ Berliner Olympiastadions.
Zur WM 2006 verfügt das nun Olympiastadion
nun über eine Kapazität von rund 74.200 Sitzplätzen (brutto) auf zwei Rängen, davon etwa
5.000 Logen- und Businessplätze. Damit ist es
das größte der zwölf WM-Stadien.
Die laut EN/DIN 13200-1 für Leichtathletik-Anlagen empfohlenen 190 m maximalen Betrachtungsabstand ergeben einen optimalen Sichtkreis von 130 m.
60% der Zuschauer (etwa 44.500 Plätze) befinden sich in diesem Bereich und lediglich 22,5%
der Zuschauer (etwa 16.700 Plätze) sitzen
innerhalb des optimalen Fußball-Sichtkreises
von 90 m.
Das umlaufende Logenband liegt aufgrund der
Oval-Geometrie nur auf Höhe der Mittelline am
„best viewing radius“ und ca. 3.000 Besucher
sitzen sogar außerhalb der maximal zulässigen
Leichtathletik-Distanz von 230 m.
376. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Berlin
160
Aufgrund der Mehrzwecknutzung als Fußballund Leichtathletikstadion sitzt das Publikum
mit ca. 24/42 m „relativ“ weit weg vom Spielfeld. Die großen Werte sind jedoch typisch für
Sportstadien in die eine Leichtathletik-Laufbahn
integriert ist. Fußballbegeisterte beurteilen die
recht „weiträumige“ Atmosphäre eines Leichtathletikstadions daher eher kritisch.
Dies gilt für das historische Tribünenrund des
Berliner Olympiastadions sicherlich nicht, da
sich zwei umlaufende Ränge und eine entsprechend große Anzahl von Zuschauern wiederum
positiv auf eine atmosphärische Dichte auswirken. (Berlin ca. 74.200 / Stuttgart ca. 53.100 /
Nürnberg ca. 43.800 Zuschauer)
Für die Sichtliniengeometrie im Zuschauerbereich sind größere Distanzen zum Spielfeld
allerdings von Vorteil. Es ergeben sich flache
Ränge mit ausreichenden Sichtlinienüberhöhungen. Daher haben Leichathletikstadien in
aller Regel keine Sichtlinienprobleme, außer
der Beeinträchtigung der Zuschauer im Unterrang durch eine 90 cm hohe Werbebande im
FIFA-empfohlen Mindestabstand zum Spielfeld. Ohne eine Optimierung der Werbeposition
ist bis zur 29./34. Reihe die Sicht auf die Seitenauslinie eingeschränkt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Leichtathletik)
Bruttokapazität (international)74.200 Plätze 1)
Bruttokapazität (national)74.200 Plätze 2)
Stehplätze
. /.
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
im optimalen 130m-Sichtkreis (Leichtathletik)
bis zur maximal empfohlenen 230m-Distanz
jenseits der 230m-Distanz
Unterrang
Oberrang
100 %
63.400 Plätze 1)
„offene Oval-Geometrie“
mit einem Logenband
378. Reichssportfeld Olympiastadion Berlin 1936
16.700 Plätze 22,5 %
+ 44.500 Plätze
60,0 %
+ 10.000 Plätze
13,5 %
+ 3.000 Plätze
4,0 %
ca. 37.800 Plätze
ca. 36.400 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)5.653 Plätze 1)
Business-Sitze (WM 2006)4.758 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
377.
(364.) Luftbild - Olympiastadion Berlin 2004
74 Logen (+ 13 Sky-Boxen)
895 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)200 Kommentatoren-Positionen (Süd)
400 TV-Beobachter
1.000 Presseplätze (mit Pult)
1.000 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
130 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
161
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Berlin
379.
Schnitt Nordtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit umlaufendem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl42 Rh.
Stufentiefe78 cm
Steigung25,5 - 37,0 cm
Tribünenneigung i.M.23 °
Sichtlinienüberhöhung C
19,7 - 15,0 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 29. Reihe
→ gesamter Unterrang innerhalb des
optimalen 90m-Sichtkreises
→ Logen nur auf Höhe Mittellinie innerhalb
des optimalen 90m-Sichtkreises
Oberrang
Reihenanzahl31 Rh.
Stufentiefe75 cm
Steigung39,6 - 51,0 cm
Tribünenneigung i.M.25 °
Sichtlinienüberhöhung C
17,1 - 19,8 cm
162
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld24,20 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 78,90 m
max. Distanz vertikal31,00 m
Logen-Abstand (Seitenaus)55,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
Oberrang
4,5° - 15,0°
18,0° - 21,5°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl42 Rh.
Stufentiefe78 cm
Steigung22,1 - 23,3 cm
Tribünenneigung i.M.
16 °
Sichtlinienüberhöhung C
22,1 - 23,3 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 34. Reihe
→ gesamter Unterrang außerhalb des
optimalen 90m-Sichtkreises
Oberrang
Reihenanzahl31 Rh.
Stufentiefe75 cm
Steigung29,5 - 50,1 cm
Tribünenneigung i.M.25 °
Sichtlinienüberhöhung C
11,7 - 24,8 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld42,0 m (West)
44,0 m (Ost)
WM-Stadion Berlin
380.
Schnitt Osttribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit umlaufendem Logenband
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
96,75 m
max. Distanz vertikal31,00 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball207,50 m
Sportart - Leichtathletik239,00 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
Oberrang
2,5° - 11,5°
14,0° - 17,0°
→ ca. 2/3 des Oberrang außerhalb des
optimalen 130m-Leichtathletik-Sichtkreises
→ Eckbereiche (Kurzseite) außerhalb der
maximalen 230 m Betrachtungsdistanz
163
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Dortmund
Das „Westfalenstadion“ wird für die WM 1974
neu errichtet und seit 1995 in drei Bauabschnitten umfangreich modernisiert. 2002 wird mit
dem Ausbau der Ecken begonnen, wodurch die
Kapazität auf rund 66.000 Sitzplätze (inklusive
81.250 Stehplätze) erhöht wird. Es ist somit
das zweitgrößte der WM-Stadien. Besonders
erwähnenswert ist die „Südtribüne“, die mit
etwa 25.000 Stehplätzen die größte Stehplatztribüne Europas ist.
Der neue Signal-Iduna-Park (2006) als reines
Fußballstadion verfügt mit 47,5% der Gesamtkapazität über ungefähr 31.300 Sitzplätze inerhalb des 90 m „best viewing radius“. Damit
bietet es die zweitgrößte Anzahl der im optimalen Sichtkreis befindlichen Sitze. Nur etwa 4%
(2.600 Sitzplätze) liegen außerhalb des maximal zulässigen Betrachtungsabstandes bei
Fußballspielen von 190 m.
Die abgerundete Rechteck-Geometrie schließt
ohne Höhenversprung mit seinen Tribünen unmittelbar an das Spielfeld an (5,65/6,40 m).
Die Sicherungsmaßnahmen werden an den
Kurzseiten über Zaunanlagen gewährleistet.
Diese beeinträchtigen jedoch die Sicht der sitzenden Zuschauer bis zur 22. Reihe.
381. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Dortmund
164
Die Tribünen sind mit drei Linearsteigungen
von 40/44/54 cm aufgebaut und im Oberrang
Ost sogar mit einer Stufenhöhe von 60 cm bei
80 cm Breite ausgestattet. Daher nimmt der CWert der Sichtlinienüberhöhung im Unterrang
der Osttribüne kontinuierlich von 15,3 auf 7,0
cm ab. Der anschließende Oberrang setzt sich
mit 14,4 bis 9,0 cm fort.
Das Sichtlinienprofil der „Südtribüne“ hat nach
insgesamt 70 Reihen an der Tribünen-Oberkante noch immer einen C-Wert von 13,6 cm
bei einem 54/80 cm Steigungsverhältnis. Problematisch sind allerdings die ersten Reihen,
die erst ab Reihe 7 überblickt werden können.
Kritische Sichtverhältnisse treten in den Ecktribünen auf, die an die bestehende Stadiongeometrie angepasst werden mussten.
Aufgrund eines linearen Steigungsverhältnisses im gesamten Oberrang aller vier Ecken
mit 44 Reihen, wird die „FIFA-zulässige“ Sichtlinienüberhöhung von 9,0 cm nach der Hälfte
der Reihen bis auf 6,5 cm reduziert.
Die Atmosphäre in dem sehr dichten Tribünenraum gilt in der Fußball-Bundesliga als sehr gut
und unterstützt als stimmungsvoller „Hexenkessel“ die jeweilige Spielbegegnung.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
65.900 Plätze 1)
100 %
Bruttokapazität (national)
81.250 Plätze 2)
Stehplätze27.500 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)56.400 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
jenseits der 190m-Distanz
382.
„abgerundete Rechteck Geometrie“
mit zweiseitigem Logenband
383. Kampfbahn Rote Erde und Westfalenstadion 1974
31.300 Plätze 47,5 %
+ 32.000 Plätze 48,5 %
+ 2.600 Plätze
4,0 %
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
1.946 Plätze 1)
1.784 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
15 Logen
162 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)200 Kommentatoren-Positionen (Süd)
400 TV-Beobachter
1.000 Presseplätze (mit Pult)
1.000 Presseplätze (ohne Pult)
(365.) Luftbild - „Signal-Iduna-Park“ Dortmund 2006
Rollstuhlplätze70 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
165
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Dortmund
384.
Schnitt Osttribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl40 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung40,0 + 44,0 cm
Tribünenneigung i.M.27,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
15,3 - 7,0 cm
→ freie Sicht über die Reihen 1-3
erst ab 4. Sitzreihe
→ zwei Linearsteigungen !
→ Logen innerhalb
des optimalen 90m-Sichtkreises
Oberrang
Reihenanzahl28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
60,0 cm
Tribünenneigung i.M.36,9 °
Sichtlinienüberhöhung C
14,4 - 9,0 cm
→ Linearsteigung !
166
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld5,65 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 58,60 m
max. Distanz vertikal33,50 m
Logen-Abstand (Seitenaus)36,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
16,0° - 25,0°
Oberrang29,5° - 32,5°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl43 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung40,0 + 44,0 cm
Tribünenneigung i.M.27,5 °
Sichtlinienüberhöhung C20,4 - 18,0 cm
→ erst ab der 22. Reihe kann der Zaun
überblickt werden
→ die ersten beiden Reihen können die
Werbebande nicht überblicken
→ Reihe 7 kann die ersten Reihen 1-5
nicht überblicken
→ zwei Linearsteigungen !
Oberrang
Reihenanzahl27 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung54,0 cm
Tribünenneigung i.M.34 °
Sichtlinienüberhöhung C
15,5 - 13,6 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
6,40 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Dortmund
385.
Schnitt Osttribüne (Längsschnitt)
Ein-Rang-Tribüne
max. Distanz horizontal
66,30 m
max. Distanz vertikal33,50 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball200,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
10,0° bis
Oberrang26,5°
167
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Frankfurt
Das ehemalige „Waldstadion“ aus den zwanziger Jahren wird zur WM 1974 und EM 1988
renoviert, bevor es 2002 durch den Neubau der
heutigen „Commerzbank-Arena“ und einen stufenweisen Rückbau völlig neu wiederaufgebaut
wird. Das neue Stadion besitzt ein Fassungsvermögen von rund 48.400 Sitzplätzen (inklusive Stehplätze 52.100).
Der gesamte Zuschauerraum liegt innerhalb
des maximalen Betrachtungsabstandes von
190 m. 52,5% der Zuschauerkapazität findet
innerhalb des optimalen 90m-Sichtkreises auf
ca. 25.400 Sitzen Platz.
Das Zwei-Rang-Stadion verfügt zwischen
Ober- und Unterrang über zwei umlaufende
Logenbänder, die 74 Logen- und Sondernutzungen aufnehmen. Diese verlassen geometrisch zu den Kurzseiten hin den optimalen
Sichtbereich.
Die Tribünen liegen 11,80/13,70 m in einer Augpunkt-Höhe von 1,90/2,50 m vom Spielfeld entfernt. Sichteinschränkungen bestehen im Falle
einer Standard-Werbebande im Stadion-Querschnitt für die ersten neun und im Längsschnitt
für die ersten beiden Reihen des Unterrangs.
Die Stufensteigungen werden kontinuierlich
überhöht und sorgen im Unterrang für C-Werte
386. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Frankfurt
168
zwischen 18,6 - 10,4 cm. Der zweifache Höhenversprung ergibt im oberen Logenband ein
C-Wert von lediglich 7,9 cm. Eine Unterschreitung der Sichtlinienüberhöhung auf 8,7 cm in
den obersten Reihen des Oberrangs scheint
durchaus vertretbar. (siehe 11. Kapitel: „Sichtlinien-Überhöhung“)
Die kompakte Radial-Geometrie aus drei Kreisabschnitten (Krümmungsradius: 285/165/49,50
m) sorgt für eine ausreichende Exposition der
Sitzplätze in den Eckbereichen der Stadiontribünen. Der gerundete Verlauf der Sitzplatzstufen versucht dabei den Einzelplatz maximal auf
den Konvergenz- bzw. Anstoßpunkt auszurichten und die Sichtlinien-Differenz möglichst klein
zu halten.
120 Rollstuhlplätze sind in einer überhöhten
Position am Ende des Unterrangs mit jeweils
beisitzenden Begleitpersonen angeordnet
und können ohne Einschränkung Seiten- und
Torauslinie einsehen.
Im Stehplatzfall auf den Kurzseiten wird durch
Aufsteck-Zaunelemente die Sicherheit gewährleistet. Diese geben erst ab Reihe 12. die Sicht
auf das Spielfeld frei.
Fangnetze hinter den Toren werden vom Dachrand aus abgehängt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)48.400 Plätze 1)
100 %
Bruttokapazität (national)52.100 Plätze 2)
Stehplätze
9.300 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)41.100 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
387.
„Radial Geometrie“ aus drei KreisSegmenten und zwei umlaufenden
Logenbändern
388. Das Frankurter Sportfeld 1925
25.400 Plätze 52,5 %
+ 23.000 Plätze 47,5 %
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
3.120 Plätze 1)
2.218 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
74 Logen
902 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
500 Presseplätze (mit Pult)
100 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
120 Stellplätze 1)
(366.) Luftbild - Commerzbank-Arena 2005
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
169
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Frankfurt
389.
Schnitt Süd-Westtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
(mit doppeltem Logenband, umlaufend)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
31,6 - 38,2 cm
Tribünenneigung i.M.23,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
18,6 - 11,8 cm
(oberes Logenband, 3 Rh.)7,9 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 9. Reihe
→ min. C-Wert von 9 cm unterschritten
→ Logen innerhalb des optimalen
90m-Sichtkreises
Oberrang
Reihenanzahl25 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
48,2 - 49,5 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
12,7 - 8,7 cm
170
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
11,80 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
62,70 m
max. Distanz vertikal31,00 m
Logen-Abstand (Seitenaus)39,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
7,0° - 15,5°
Mittelrang (ob.Logenband) 19,5°
Oberrang24,5° - 27,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Unterrang
Reihenanzahl25 Rh.
Stufentiefe
85 cm
Steigung33,5 - 38,2 cm
Tribünenneigung i.M.23 °
Sichtlinienüberhöhung C
18,6 - 10,4 cm
Abstand zum Spielfeld
13,70 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
→ die ersten beiden Reihen können die
Werbebande nicht überblicken
→ freie Sicht über den Zaun erst ab 12. Reihe
Betrachtungsabstand (maximal)
Oberrang
Reihenanzahl25 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung48,5 -49,5 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
13,3 - 9,3 cm
Tribünenabstand (Vorderkante)
WM-Stadion Frankfurt
390.
Schnitt Osttribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
(mit doppeltem Logenband, umlaufend)
max. Distanz horizontal
62,20 m
max. Distanz vertikal31,50 m
Sportart - Fußball
182,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
10,0° - 17,0°
Oberrang24,0° - 26,5°
171
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Gelsenkirchen
Die heutige „Veltins-Arena“ wurde im August
2001 als Arena „AufSchalke“ eröffnet.
Mit einer internationalen Kapazität von rund
53.600 Sitzplätzen ergeben sich inkl. 16.300
Stehplätze eine Gesamtgröße von 61.500 Zuschauern und ist somit das viertgrößte Stadion
der WM-Gruppe.
40 % der Zuschauer sitzen im optimalen Sichtweitenbereich. Kein Platz liegt außerhalb der
empfohlenen Maximalentfernung von 190 m
zur Eckfahne.
Die 72 Logen und 36 Sonderlogen befinden
sich in einem durchlaufenden Logenband, das
auf der Haupttribüne gedoppelt wird. Daher
liegt die größte Anzahl der Logen innerhalb des
„best viewing radius“.
Die Spielfeldsicherung in der Arena wird durch
eine Kombination aus „Graben“ und Anhebung
des Zuschauerraumes um 2,45 + 0,45 m = 2,90
m (Höhe der ersten Sitzreihe) gewährleistet.
Die Besonderheit in Gelsenkirchen ist das verschließbare Schiebedach und ein herausfahrbarer Rasen, dessen Abstand zur Brüstung der
ersten Reihe 5,0 m und die Höhe der „RasenSchublade“ ca. 1,50 m beträgt.
391. Stadion-Innenraum WM-Stadion Gelsenkirchen
172
In Längs- und Querschnitt weisen beide Sichtlinienprofile mit 11,5 - 8,5 cm ausreichend gute
C-Werte nach (vor den Logen 13,4 - 19,1 cm),
dabei ist das Unterschreiten des Minimalwertes
von 9,0 cm in der letzten Tribünenreihen um lediglich 0,5 cm eher zu vernachlässigen.
Die Sichtlinienkonstruktion ist in dieser Multifunktionsarena auf das Höhenniveau des Rasenspielfeldes ausgelegt worden.
Dies bedeutet, dass Veranstaltungen ohne Rasen 1,50 m niedriger liegen. In diesem Fall wird
auch der Innenraum für das Publikum aktiviert
(Maxmialkapazität „Veltins-Arena ca. 78.400
Plätze)
Aufgrund des minus 1,50 m tiefer liegendem
Fokuspunkt verringert sich die Sichtlinienqualität bei gleichem Grundrisspunkt enorm. Die
Sichtlinienüberhöhung nimmt dabei zwischen
-3,0 bis -9,0 cm ab und liegt in Teilbereichen
bei einem C-Wert von unter 6 cm.
Die erste Augpunkt-Höhe richtet sich nach der
Position der Werbebande, die Sichtlinie nach
Festlegung der Sichtlinienqualität „C“.
Daher rückt der Fokuspunkt „ohne“ Rasenschublade um ca. 8,0 m Richtung Hallenmitte.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Arena
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
53.600 Plätze 1)
100 %
61.500 Plätze 2)
16.300 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
46.700 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
(Mehrzweckhalle)
„zweifache Achteck Geometrie“
392.
mit einem umlaufendem Logenband
(doppeltes Logenband auf Haupttribüne)
393. Die Glückauf-Kampfbahn (alte Heimat des FC Schalke 04)
21.400 Plätze 40,0 %
+ 32.200 Plätze
60,0 %
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
3.255 Plätze 1)
2.438 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
72 Logen
36 Sonderlogen
817 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
500 Presseplätze (mit Pult)
100 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
98 Stellplätze 1)
(367.) Luftbild - Arena AufSchalke 2004 (heute Veltins-Arena)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
173
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
394. Überdachte Nutzung: Handball mit temporärer Tribüne
395. Stadion-Innenarum ohne Rasen-Schublade (überdacht)
174
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
396. Luftbild Südseite (Parkposition Rasenfeld) Bauzeit 2001
„Rasen-Schiebefeld“
und Sitzplatzgeometrie
Es gibt grundsätzlich drei Lösungsansätze, um
dem Naturrasen eine möglichst optimale Lebens-/ Wachstumssituation zu schaffen:
01. „Maximale Öffnung“ des Stadions für eine
ausreichende Belüftung und Belichtung der
Spielfläche.
02. „Modulrasen“ zum stückweisen Rückbau
und Austausch, bei Vorhaltung von je zwei weiteren Rasenflächen außerhalb.
03. „Herrausfahrbarer Rasen“
Anmerkung: Auf eine vertiefende und betriebswirtschaftliche Auseinandersetzung über
derartige Maßnahmen muss an dieser Stelle
verzichtet werden, genauso wie eine interessante Diskussion über die rasenpflegerischen
Aspekte oder die „Kunststoff- versus Naturrasen“ -Grundsatzfrage.
In der „Veltins-Arena“ Gelsenkirchen hat man
sich für die dritte Variante entschieden und
eine Kombinationslösung aus verschließbarem
Dach und Rasen-Schiebefeld. Die hohen Investitions- und Betriebskosten müssen dabei in
dem Finanzierungskonzept des Stadions einer
besonderen Bewertung unterzogen werden,
denn eine derartige Baumaßnahme rechnet
sich betriebwirtschaftlich nur, wenn sich der Effekt der Rasenregeneration im Außenraum mit
der gleichzeitigen Nutzung für eine Veranstaltung im freigewordenen Innenraum verbindet.
Erst in dieser Kombination bietet die Lösung
verfahrbarer Rasenflächen durch eine sofortige
Nutzbarkeit des Areneninnenraums einen guten Ansatzpunkt für die Nutzungskonzeption in
einem modernen Multifunktionsstadion. Damit
liegt eine Entscheidung für ein „Wandelbares
Dach“ über der Veranstaltungsfläche und die
damit einhergehende witterungsunabhängige
Erweiterung des Nutzungsprofils nahe.
Es handelt sich um eine 120 x 80 m Stahlbeton-Platte, die einen ca. 1,50 m hohen Betontrog bildet. Die 11.400 t schwere Konstruktion
kann auf beschichteten Stahlschienen in fünf
Stunden über vier Hydraulik-Aggregate, die so
genannten „Gripper-Jacks“ nach außen verschoben werden.
Alternative Bewegungsmechanismen sind rollengestützte Systeme, sowie „Luftkissen“ (siehe multifunktionale Arena „Sapporo Dome“ im
Rahmen der FIFA World Cups 2002™ in Korea/Japan). Um diesen Schiebevorgang wie
bei einer Schublade durchführen zu können,
muss eine der Tribünen als Brückenkonstruktion ausgebildet werden. „AufSchalke“ ist dies
eine stählerne Tribünen-Stahlbrücke bestehend aus drei Fachwerkträgern je 350 t und einer Spannweite von ca. 85 m. Die Konstruktion
wird dreimal unterstützt, um die Lastfälle einer
gefüllten Südtribüne abfangen zu können. Für
das Verfahren werden diese Unterstützungen
temporär nach oben geklappt. Die Parkposition liegt sinnvoller Weise auf der Südseite, um
eine Eigenverschattung durch den Stadionbaukörper zu vermeiden und ein Maximum an Sonnenkraft ausnutzen zu können.
Wenn der Rasen während eines Fußballspiels
im Stadion ist, kann die außen freiliegende
befestigte Fläche als Medien- und Veranstaltungsparkplatz genutzt werden.
Auf der Abbildung links oben kann man erkennen, dass der Innenraum durch temporäre
Tribünenmaßnahmen möbliert werden kann.
Unterschiedlichste Veranstaltungsprofile von
Konzert- und Opernaufführungen bis zum MotoCross- und Biathlon-Parcour sind innerhalb
des Stadion-Innenraumes möglich. Sie müssen
jedoch bei Einbeziehung der Normaltribünen
die Lage des Fokuspunktes berücksichtigen.
Anmerkung: Die Verschließbarkeit des Daches
zieht eine geänderte gebäudetypologische Bewertung nach sich. Aus dem „Stadion“ (unüberdachte Spielfläche im Freien) wird eine „Arena/
Halle“ (überdachte Versammlungsstätte). Das
bedeutet für §7 MVStättVO 2005 „Bemessung
der Rettungswege“ eine Verdreifachung der
notwendigen Ausgangsbreite. Statt 1,20 m pro
600 Personen dürfen nur 200 Personen angerechnet werden. Eine Verlängerung des 30 m
Rettungsweges um 5 m je 2,5 m vergrößerter
Rauchfreien Schicht wird durch die Überdachung i.d.R. eingeschränkt. (Ausnahme: ausreichende Querlüftung WM-Stadion Frankfurt)
397. „Gripper Jack“ - Flachstahlgeführter Schubantrieb Rasenfeld
398. „Südbrücke“ - Spannweite 85 m zum Rasenfeld-Verfahren
399. „Südbrücke“ - Konstruktion: bei Vollbesetzung 3x unterstützt
175
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Gelsenkirchen
400.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit umlaufendem Logenband
(doppeltes Logenband auf Haupttribüne)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl34 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung27,5 - 37,5 cm
über ML 40,0 cm
Tribünenneigung i.M.22 °
Sichtlinienüberhöhung C
11,6 - 11,5 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 5. Reihe
→ Logenband:
je 2 Reihen mit 1,05 m
mit 57,5 cm Steigung
C-Werte 13,4/19,1 cm
Oberrang
Reihenanzahl23 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
47,5 - 50,0 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
9,5 - 8,5 cm
→ min. C-Wert von 9 cm unterschritten
176
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
11,00 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 58,15 m
max. Distanz vertikal29,50 m
Logen-Abstand (Seitenaus)40,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
11,0° - 20,0°
Oberrang25,5° - 27,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl37 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung27,5 - 37,5 cm
über ML 40,0 cm
Tribünenneigung i.M.22 °
Sichtlinienüberhöhung C
12,3 - 14,3 cm
→ Logenband:
2 Reihen je 1,05 m
mit 57,5 cm Steigung
C-Wert 17,8 cm
Oberrang
Reihenanzahl22 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung47,5 - 50,0 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,6 - 9,6 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
11.50 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Gelsenkirchen
401.
Schnitt Südtribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit herausfahrbarem Spielfeld
max. Distanz horizontal 58,65 m
max. Distanz vertikal29,50 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
11,0° - 18,5°
Oberrang25,0° - 26,5°
177
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Hamburg
Das im Jahr 2000 fertig gestellte und komplett
umgebaute Hamburger Volksparkstadion trägt
seit seiner Eröffnung den Namen „AOL-Arena“.
Sie bietet Raum für rund 51.300 Besucher, von
denen sich keiner außerhalb des maximalen
Sichtbereichs befindet. Die Hälfte des Publikums, 25.650 Zuschauer, sitzt im optimalen
Sichtbereich. Gebäudetypologisch gehört diese Veranstaltungsstätte zur Gruppe der Sportstadien. Der umlaufende Tribünenkörper folgt
einer aufgeweiteten Achteck Geometrie.
Die Besonderheit des Hamburger Erschließungssystems ist der zweiteilige Oberrang,
der über einen umlaufenden Horizontalverteiler
versorgt wird. Durch diesen ca. 2,0 m breiten
Erschließungsring wird die Tribüne in zwei
Ränge gegliedert (Ober- und Mittelrang).
Die „AOL-Arena“ kann somit im Prinzip als
Drei-Rang-Stadion bezeichnet werden, obwohl
die Bezeichnung „Rang“ im Regelfall eine eigenständige Erschließung voraussetzt und
oberer/unterer Teil nicht aus dem gleichen internen Stufengangsystem versorgt wird.
Durch die Einteilung in drei Steigungsabschnitte folgt die Tribünengeometrie nicht dem
optimalen parabolischen Anstieg, sondern ist
mit 34/90 cm UR, 51/90 cm MR und 70/100 cm
402. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Hamburg
178
OR in drei „Linearsteigungen“ unterteilt. Dabei
fällt die Sichtlinienüberhöhung bereits im UR
von 11,5 auf 5,0 cm, im MR von 14,2 auf 5,9 cm
ab. Der OR verfügt wiederum über einen sehr
komfortablen C-Wert von 18,3 - 14,6 cm.
Das Steigungsverhältnis mit vier Einzelstufen
je Stufenreihe OR ist ausgereizt (lt. MVStättVO
2005 Auftritt min. 26 cm und Stufenhöhe max.
19 cm), aber im Übergangsbereich von OR zu
MR ist die Sicht auf den Fokuspunkt (Seitenauslinie) durch den breiten Erschließungsring
nicht mehr gegeben und die erste Reihe OR
blickt auf die letzte Reihe MR. Der in die Tribünengeometrie eingeschnittene Weg macht es
im Raster der aufgehenden Stufengänge notwendig Kurztreppen anzuordnen, um den vergrößerten Höhenunterschied auszugleichen.
Für die notwendigen Geländer der Kurztreppen
sollte daher mit Glasfüllungen auf das Problem
der Sichteinschränkung reagiert werden.
Das WM-Stadion Hamburg zeigt eindeutig,
dass „Linearsteigungen“ keine Alternative zum
parabolischen Sichtlinienanstieg darstellen. Es
sei denn, dass der Startwert für die Sichtlinienüberhöhung groß genug gewählt wird und der
C-Wert am Ende des Ranges einen zulässigen
Grenzwert nicht unterschreitet.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
„Drei“-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
51.300 Plätze 1)
100 %
56.800 Plätze 2)
8.900 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
43.300 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
403.
„aufgeweitete Achteck Geometrie“
mit umlaufendem Horizontalband (offen)
und mit zweiteiligem Oberrang
404. Das Volksparkstadion Hamburg 1925
25.650 Plätze 50,0 %
+ 25.650 Plätze 50,0 %
Unterrang
17.500 Plätze
Mittelrang
13.500 Plätze
Oberrang20.300 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
2.759 Plätze 1)
2.179 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
50 Logen
580 Logenplätze
(368.) Luftbild - AOL-Arena 2000
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
500 Presseplätze (mit Pult)
100 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
90 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
179
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Hamburg
405.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
„Drei“-Rang-Tribüne (Fußball)
(mit zweiteiligem Oberrang und
einseitigem Logenband gedoppelt)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl22 Rh.
Stufentiefe
90 cm
Steigung34 cm
Tribünenneigung i.M.21 °
Sichtlinienüberhöhung C
11,0 - 5,0 cm
→ min. C-Wert von 9 cm ab 8. Reihe
unterschritten
Oberrang (unterer Teil)
Reihenanzahl
15 Rh.
Stufentiefe
90 cm
Steigung
51,0 cm
Tribünenneigung i.M.29,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
14,2 - 5,9 cm
Oberrang (oberer Teil)
Reihenanzahl
18 Rh.
Stufentiefe
100 cm
Steigung
70,0 cm
Tribünenneigung i.M.35,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
18,3 - 14,6 cm
→ fünf Reihen d. Stadionregie sichtbehindert
Tribünenabstand (Vorderkante)
180
Abstand zum Spielfeld
10,85 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
60,25 m
max. Distanz vertikal33,50 m
Logen-Abstand (Seitenaus)30,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
14,5° - 18,0°
Oberrang26,0° - 29,0°
→ UR/MR/OR Linearsteigung !
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl23 Rh.
Stufentiefe
90 cm
Steigung34 cm
Tribünenneigung i.M.21 °
Sichtlinienüberhöhung C
12,8 - 5,4 cm
Oberrang (unterer Teil)
Reihenanzahl
15 Rh.
Stufentiefe
90 cm
Steigung
51,0 cm
Tribünenneigung i.M.29,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
9,6 - 6,7 cm
Oberrang (oberer Teil)
Reihenanzahl
18 Rh.
Stufentiefe
100 cm
Steigung
70,0 cm
Tribünenneigung i.M.35,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
20,3 - 15,8 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
11.30 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Hamburg
406.
Schnitt Südtribüne (Querschnitt)
„Drei“-Rang-Tribüne (Fußball)
(mit zweiteiligem Oberrang)
max. Distanz horizontal
60,70 m
max. Distanz vertikal33,50 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
13,5° - 17,5°
Oberrang25,0° - 28,5°
→ UR/MR/OR Linearsteigung !
→ erste Sitzreihe hinter horizontalem
Verteiler, blickt auf den Vordermann
181
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Hannover
Das Niedersachsenstadion Hannover wird
1954 als Erdwallstadion auf Trümmerschutt
erbaut und zur Weltmeisterschaft 1974 im Westen überdacht.
Eine starke Asymmetrie prägt von Beginn an
das Erscheinungsbild des Leichtathletik-Stadions. Von 2003 bis 2005 wird die neue „AWDArena“ durch den Neubau der nach Norden
und Süden verlängerten Osttribüne zu einem
reinen Fußballstadion umgebaut.
Die für Leichtathletikstadien typische flache Tribünenneigung im Westen wird dabei als historisches Zitat in dieser Form belassen.
Der Entwurf lebt von der Unterschiedlichkeit
seiner beiden Haupttribünen, die heute von
einem durchlaufenden Dach zu einem Stadionkörper verbunden sind.
44.900 Sitzplätze bei internationalen Fußballbegegnungen lassen sich durch 7,200 Stehplätze auf eine Gesamtkapazität von 49.800
Plätze erweitern. 52,5% der Zuschauer sitzen
im „best viewing radius“ von 90 m.
Die asymmetrische Oval-Geometrie sorgt
auf allen Stadionseiten für unterschiedliche,
aber gute Sichtlinenverhältnisse. Der C-Wert
auf dem Unterrang der Haupttribüne Ost liegt
durchgehend bei über 20 cm und auch der
407. Stadion-Innenraum WM-Stadion Hannover
182
anschließende Oberrang hat trotz zwei Logenband-Höhenversprüngen noch immer 16,1
- 13,4 cm.
Allerdings wird die Sichtqualität „leichtathletiktypisch“ durch eine im FIFA-Mindestabstand
befindliche, 90 cm hohe Werbebande eingeschränkt. Die Einsicht auf die Seitenauslinie ist
in diesem Falle bis zur 12. Reihe des Unterranges nicht mehr gegeben. Tribünenabstände
zum Spielfeld von ca. 14 - 16,9 m bieten jedoch
Möglichkeiten die Position der Werbebanden
zu optimieren.
Der historisch übernommene „AVUS“ als horizontales Erschließungsband hinter der URWest ist max. ca. 6,50 m breit. Der Höhenversprung der aufgehenden OR-Tribüne ist
ausreichend groß, damit stehende Personen
im AVUS keine Sichtbehinderung darstellen.
Eine Überwindung der etwa 2,50 m durch störende Treppenanlagen erübrigt sich durch ein
externes Erschließungsprinzip des OR von
oben/hinten durch rückwärtige Verkehrsflächen
über den Trümmerwall.
Die besondere Herausforderung bei diesem
Stadionentwurf lag darin die ursprüngliche Geometrie einer Leichtathletiktribüne in die eines
reinen Fußballstadions zu überführen.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
44.900 Plätze 1)
100 %
49.800 Plätze 2)
7.200 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
38.800 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
408.
„asymetrische Oval-Geometrie“
mit horizontalem Erschließungs-“Avus“
409. Das Niedersachenstadion Hannover 1970
23.600 Plätze 52,5 %
+ 21.300 Plätze 47,5 %
Unterrang
17.500 Plätze
Mittelrang
13.500 Plätze
Oberrang20.300 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
1.551 Plätze 1)
1.241 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
39 Logen
310 Logenplätze
(369.) Luftbild - AWD-Arena 2005
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
500 Presseplätze (mit Pult)
100 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
60 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
183
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Hannover
410.
Schnitt Osttribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit einseitigem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl
15 Rh.
Stufentiefe
100 cm
Steigung41,3 - 44,4 cm
Tribünenneigung i.M.23 °
Sichtlinienüberhöhung C
21,2 - 21,0 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 12. Reihe
Oberrang
Reihenanzahl23 - 33 Rh.
Stufentiefe
80/90 cm
Steigung
56,0 - 57,0 cm
Tribünenneigung i.M.35,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
16,1 - 13,4 cm
→ Ondulation !
184
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
14,05 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 50,00 m
max. Distanz vertikal26,50 m
Logen-Abstand (Seitenaus)31,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
11,5° - 14,5°
Logenband20,0°
Oberrang24,5° - 28,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl21 Rh.
Stufentiefe40/80 cm cm
Steigung21,5 - 29,9 cm
Tribünenneigung i.M.21 °
Sichtlinienüberhöhung C
11,7 - 12,4 cm
→ frei Sicht über Werbebande ab 11. Reihe
Oberrang
Reihenanzahl23 - 28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
47,5 - 50,0 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
26,5 - 21,4 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
16,90 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Hannover
411.
Schnitt Südtribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit horizontalem Erschließungs-“Avus“
max. Distanz horizontal 58,65 m
max. Distanz vertikal21,25 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
Oberrang
7,0° - 12,5°
14,5° - 20,0°
→ Ondulation !
185
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Kaiserslautern
Das „Stadion auf dem Betzenberg“ 1920 erbaut
wird nach der ersten Modernisierung 1978 seit
1993 mit Umbaumaßnahmen immer wieder
nach einem Baukastenprinzip an die Ansprüche eines modernen Fußballstadions angepasst. Somit gehört das „Fritz-Walter-Stadion“
zur Gruppe der „gewachsenen Stadien“.
Mit einer internationalen Kapazität von 47.700
Zuschauern lässt sich durch Umwandlung von
ca. 12.000 Stehplätzen ein Fassungsvermögen
von 48.500 Besuchern erreichen.
Die historisch bedingte Hufeisen-Achteck-Geometrie erscheint sehr kompakt. Das Stadion
kann mit Ausnahme der nördlichen Haupttribüne und den beiden flankierenden Medien- und
Logentürmen als so genanntes „Ein-Rang-Stadion“ bezeichnet werden, auch wenn die Tribünen selbst dabei erschließungstechnisch in
zwei Ränge unterteilt sind.
Auf diese Weise entstehen optisch sehr große
Zuschauertribünen, die dem Anspruch von
Dichte und Atmosphäre reiner Fußballstadien
gerecht werden. Die Stimmung „auf dem Betze“
gilt in der Fußball-Bundesliga daher für Gastmannschaften als „extrem herausfordernd“.
Das Publikum wird zum „zwölften Mann“.
Städtebaulich öffnet sich das Stadion zur nahe
412. Stadion-Innenraum WM-Stadion Kaiserslautern
186
gelegenen Innenstadt, aber durch den Ausbau
der Tribünen ist ein Talblick nicht möglich.
Die neuen Tribünen Ost/West arbeiten beim
Aufbau der Konstruktion erneut mit zwei Linearsteigungen (40/80 bzw. 52/80 cm). Die Sichtlinienüberhöhung nimmt aufgrund der linearen
Steigungsverhältnisse im Unter- als auch im
Oberrang stark ab. Die Werte beginnen mit
21,2 - 6,6 cm (unterer Teil) und führen sich im
oberen Teil mit 18,0 - 5,6 cm fort.
Der Abstand zum Spielfeld beträgt auf Ost/
West ca. 10 m und auf der Haupttribüne Nord
13,60 m. Diese wird als klassische Zwei-RangTribüne aufgebaut. Ein Logenband im Höhenversprung von UR auf OR wird mit ca. 5,0 sehr
stark überkragt, so dass eine stehende Person
den 15m-Höhenpunkt nicht mehr einsehen
kann.
Alle 15 Reihen des UR-Haupttribüne haben
bei FIFA-Mindestabstand der Standard-Werbebande diese im Sichtfeld auf die Seitenauslinie.
Die Position sollte um mind. 1,30 m optimiert
werden.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Ein-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
47.700 Plätze 1)
100 %
48.500 Plätze 2)
12.000 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
40.000 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
jenseits der 190m-Distanz
413.
„asymetrische Hufeisen Geometrie“
mit einseitigem Logenband
414. Der Betzenberg Kaiserslautern (um 1950)
26.700 Plätze 56,0 %
+ 20.000 Plätze 42,0 %
+ 1.000 Plätze
2,0 %
Unterrang/Oberrang (Nord)
1.500/ 2.600 Plätze
„EinRang“
(O/S/W)43.600 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
1.327 Plätze 1)
993 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
28 Logen
334 Logenplätze
(370.) Luftbild - Fritz-Walter-Stadion (Bauzeit 2004/5)
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
400 Presseplätze (mit Pult)
200 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
100 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
187
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Kaiserslautern
415.
Schnitt Nordtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit einseitigem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl
15 Rh.
Stufentiefe
90 cm
Steigung24 cm
Tribünenneigung i.M.
15 °
Sichtlinienüberhöhung C
8,7 - 4,9 cm
→ Gesamter UR mit Werbebande im Sichtfeld
→ Minimum C-Wert von 6 cm unterschritten
→ Linearsteigung !
Oberrang
Reihenanzahl31 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
40 cm
Tribünenneigung i.M.26,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,2 - 5,8 cm
→ Minimum C-Wert von 6 cm unterschritten
→ Linearsteigung !
188
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
13,60 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 47,10 m
max. Distanz vertikal20,10 m
Logen-Abstand (Seitenaus)22,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
Oberrang
9,5° - 12,0°
19,5° - 23,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl33 Rh.
Stufentiefe
80 cm cm
Steigung40 cm
Tribünenneigung i.M.26,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
21,2 - 6,6 cm
→ frei Sicht über Zaun ab 10. Reihe UR
→ Linearsteigung !
Oberrang
Reihenanzahl35 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
52,0 cm
Tribünenneigung i.M.31,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
18,0 - 5,6 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
10,10 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Kaiserslautern
416.
Schnitt Osttribüne (Längsschnitt)
„Ein“-Rang-Tribüne (Fußball)
max. Distanz horizontal 58,65 m
max. Distanz vertikal34,50 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
186,00 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
„Unterrang“
13,5° „Oberrang“27,5°
→ Minimum C-Wert von 6 cm unterschritten
→ Linearsteigung !
189
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Köln
Das Müngersdorfer Stadion wird 1975 erst ein
Jahr nach der Weltmeisterschaft fertiggestellt
und gilt als eines der modernsten MehrzweckLeichtathletikstadien seiner Zeit.
2004 und diesmal rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird das neue „RheinEnergieStadion“ zu einem reinen Fußballstadion
umgebaut. Die klare rechtwinklige Geometrie
des Stadions reagiert in seiner Form auf das
Spielfeld und auf die orthogonale Gartenarchitektur des Sportparks.
Bei rund 46.300 Sitzplätzen liegen 60% (etwa
27.800 Plätze) im optimalen Sichtbereich und
der gesamte Zuschauerraum befindet sich innerhalb der maximalen Sichtentfernung von
190 m. Das Kölner Stadion mit einem TribünenInnenraum von 215x170 m gehört somit zu den
kompaktesten Sportstadien der WM 2006.
Alle Tribünen sind nach einem parabolischen
Sichtlinienanstieg entwickelt worden. Die
Nähe zum Spielfeld durch das Ausnutzen der
FIFA-Mindestabstände wurde nach dem Vorbild britischer Fußballstadien entworfen. Die
Höhenentwicklung richtet sich ausschließlich
nach den Parametern der bestmöglichen Sichtlinie, daher liegt die erste Reihe gerade eben
so hoch, dass der Zuschauer ungehindert über
417. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Köln
190
die Werbebande in empfohlener FIFA-Position
blicken kann. Der niedrige Startpunkt der Tribüne von 75 cm Höhe wird durch eine stufenlos
höhenverstellbare Zaunanlage auch sicherheitechnisch berücksichtigt, allerdings würde der
Zaun den gesamten Unterrang in seiner Sicht
auf die Seiten- und Torauslinie beeinflussen.
Der Vorteil geringer Starthöhen ist, dass die
Sichtlinienüberhöhung trotz sichtlinientechnisch eher „problematischer“ Nähe zum Spielfeld selbst in der 24. Reihe die Werte etwa bei
14-12 cm liegen und damit durchgehend dem
empfohlenen Sichtkomfort einer Haupttribüne
entsprechen. Obwohl ein durchlaufendes Logenband mit einer lichten Höhe von ca. 2,70 m
in den parabolischen Anstieg eingearbeitet wird
bleibt der C-Wert mit ca. 12-9 cm innerhalb des
zulässigen Bereichs.
Der OR West unterschreitet den Grenzwert
jedoch durchgehend unter 6 cm, da die gewünschte Anzahl von 2x 25 Logen zweigeschossig innerhalb der Haupttribüne untergebracht werden sollte und zwei rechts und links
des Stadions verlaufende und denkmalgeschützte Baumalleen des Sportparks eine optimierende Verbreiterung des Gesamtstadions
planerisch verhinderten.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
46.300 Plätze 1)
100 %
50.700 Plätze 2)
9.200 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
38.200 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
418.
„Rechteck Geometrie“
mit umlaufenden Logenband
419. Der Sportpark Müngersdorf Köln (um 1927)
27.800 Plätze
60,0 %
+ 18.500 Plätze 40,0 %
Unterrang 17.600 Plätze
Oberrang / Balkon 28.700 (360) Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
2.685 Plätze 1)
2.089 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
48 Logen / 2 Sonderlogen
596 Logenplätze
(371.) Luftbild - RheinEnergieStadion Köln 2004
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
400 Presseplätze (mit Pult)
200 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
100 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
191
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Köln
420.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit umlaufendem Logenband
(doppeltes Logenband auf Haupttribüne)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl20 Rh.
+ 2 Logenreihen
Stufentiefe
90 cm
Steigung
34,9 - 46,6 cm
Tribünenneigung i.M.24,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
14,5 - 11,9 cm
oberes Logenband2 Reihen
Sichtlinienüberhöhung C
10,9 cm
Oberrang
Reihenanzahl24 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
55,0 - 57,0 cm
Tribünenneigung i.M.35,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
5,8 - 4,9 cm
→ Minimum C-Wert von 6 cm unterschritten
192
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld7,20 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 56,10 m
max. Distanz vertikal31,00 m
Logen-Abstand (Seitenaus)27,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
13,5° - 21,0°
Logenband27°
Oberrang31,5° - 33,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl24 Rh.
Stufentiefe
80 cm cm
Steigung30,3 - 42,1 cm
Tribünenneigung i.M.24,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
13,6 - 12,7 cm
→ gesamter Unterrang durch Zaun
sichtbehindert
Oberrang
Reihenanzahl31 Rh.
Stufentiefe
85 cm
Steigung
55,0 - 56,8 cm
Tribünenneigung i.M.33 °
Sichtlinienüberhöhung C
12,2 - 8,8 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
8,15 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Köln
421.
Schnitt Nordtribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit umlaufendem Logenband
max. Distanz horizontal 54,80 m
max. Distanz vertikal31,00 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
11,5° - 20,0°
Oberrang26,5° - 29,5°
193
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Leipzig
Das „alte“ Zentralstadion an der Stelle des
Sportplatz Leipzig (1892) trägt 1954 den Namen „Stadion der Hunderttausend“ und ist damals das größte Stadion Deutschlands.
Mit der heutigen Kapazität von 44.300 Plätzen
ist es das kleinste WM-Stadion. Daher sitzen
mit anteilsmäßig 70% jedoch die meisten
Zuschauer innerhalb des optimalen Sichtbereiches, was in etwa 31.000 Sitzen entspricht.
Ein Wiedererkennungsmerkmal des Zentralstadions Leipzig ist zum einen seine besondere topografische Lage inmitten des alten
Stadionrunds und die offenen Kurzseiten, wie
sie auch aus Stadien in Portugal und Korea/Japan bekannt sind. Die Tribüne verfügt also nur
über zwei Oberrangtribünen auf seinen beiden
Längsseiten.
Die Oberkante UR läuft mit einem Krümmungsradius ca. 365/370 m in den Kurvensegmenten
und auf den Geraden, sowie ca. 26 m in den
Eckbereichen ovalgeometrisch auf einer Höhe
um das Spielfeld.
Dabei kommt es zwischen dem gerundeten
Verlauf und der rechtwinkligen Geometrie des
Spielfeldes zu unterschiedlichen Reihenanzahlen (29/34 Rh) und Abständen, Distanz der ersten Reihe 14,7/13,9 m in den Spielfeldachsen
422. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Leipzig
194
und einem Mindestabstand von ca. 7,50 m im
Bereich der Eckfahne.
Aufgrund des Zusammenhangs von Abstand
Augpunkt/Fokuspunkt und der sich daraus
ergebenden Sichtliniengeometrie müsste die
näher am Spielfeld liegende Aufrisslinie einen
steileren Verlauf erhalten. Zwar liegt der CWert in den Spielfeldachsen im Querschnitt
zwischen UR 7,5 - 6,6 cm und im OR 6,0 - 9,0
cm, sowie auf der Kurzseite 10,7 - 11,3 cm.
Aber im Eckbereich, in dem die Höhenlinien der
Tribünenstufen durchlaufen, somit dasselbe
Steigungsverhältnis wie in den Spielfeldachsen
besteht nimmt der Sichtlinienkomfort ab.
Er startet bereits bei lediglich „minus“ 3,5 cm
steigt an bis auf 5 cm. Der OR entwickelt sich
dementsprechend nur von 1,2 - 3,9 cm Sichtlinienüberhöhung.
Die angenäherte Kreisform der Tribünenhinterkante sorgt für einen „ondulierenden“ Höhenverlauf, so dass die Anzahl der Reihen von 28
auf 33 Reihen ansteigt. Mit max. 38,50 m Vertikalabstand baut Leipzig als kleinstes Stadion
die zweitgrößte Tribünenhöhe auf.
Das hat zur Folge, dass in den letzten Reihen
des OR die Stufensteigung auf über 59 cm zunimmt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
44.300 Plätze 1)
44.300 Plätze 2)
. /.
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
37.100 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
100 %
423.
„asymetrische Oval Geometrie“
mit zweiseitiger Oberrangtribüne
424. „Stadion der Hundertausend“ Leipzig (um 1956)
31.000 Plätze 70,0 %
+ 13.300 Plätze 30,0 %
Unterrang 27.250 Plätze
Oberrang
17.250 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
2.969 Plätze 1)
2.660 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
16 Logen
309 Logenplätze
(372.) Luftbild - Zentralstadion 2004
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
400 Presseplätze (mit Pult)
200 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
139 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
195
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Leipzig
425.
Schnitt Osttribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne (Fußball)
mit einseitigem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl29 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
34,9 - 43,1 cm
Tribünenneigung i.M.26,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
7,5 - 6,6 cm
→ C-Wert im Eckbereich von
minus 4,4 cm bis 5,0 cm (!)
Oberrang
Reihenanzahl28 - 33 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung
53,0 - 59,2 cm
Tribünenneigung i.M.35,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
6,0 - 9,0 cm
→ C-Wert vor Logen nur 3,2 cm
→ max Steigung ab 15. Reihe überschritten
→ erst ab 6. Reihe kann der Logenvorbau
überblickt werden
→ Ondulation !
196
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
14,70 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
61,15 m
max. Distanz vertikal38,50 m
Logen-Abstand (Seitenaus)37,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
18,5° - 23,0°
Oberrang29,0° - 32,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Unterrang
Reihenanzahl34 Rh.
Stufentiefe
80 cm cm
Steigung32,4 - 43,1 cm
Tribünenneigung i.M.25,0 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,7 - 11,3 cm
WM-Stadion Leipzig
426.
Schnitt Nordtribüne (Längsschnitt)
Ein-Rang-Tribüne (Fußball)
→ Kurzseite ohne Oberrang
Tribünenabstand (Vorderkante)
(Angaben Eckbereich)
Abstand zum Spielfeld
13,90 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
Abstand7,50 m
Sichtlinienüberhöhung C (-) 3,5 - 5,0 cm UR
1,2 - 3,9 cm UR
max. Distanz horizontal 57,60 m
max. Distanz vertikal
16,60 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
167,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
14,5° - 21,5°
197
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion München
Die neue „Allianz-Arena“ wird im Februar
2002 nach einem GU-Verhandlungsverfahren
entschieden und an dem durch einen Bürgerentscheid des Vorjahres bestätigten Standort
Fröttmaning bis Mai 2005 fertig gestellt.
Das kompakte Stadion bietet 66.000 Zuschauern Platz. Die drittgrößte Kapazität der Bundesliga wird in drei Ränge aufgeteilt, der Tribünenaufriss durch zwei „Logenbänder“ gegliedert.
Auf der Haupterschließungsebene, der „großen
Promenade“, liegt die erste umlaufende Baukörperfuge, auf der die Besucher das Stadion
betreten und durch die sie in den gesamten
Stadioninnenraum Einblick haben.
Der gesamten Zuschauerraum liegt innerhalb
des maximalen Sichtweitenbereich von max.
190 m, wobei sich mit 48,5% des Zuschauerraumes (ca. 32.000 Sitze) die größte Anzahl
der Plätze im optimalen Sichtweitenbereich
unter allen WM-Stadien.
Der Abstand der Tribüne zum Spielfeld von 8,0
m auf Längs- und Kurzseite und die überhängenden Tribünen machen es möglich, dass
die Zuschauer bis in den Oberrang (max. horizontale Distanz zum Fokuspunkt: ca. 64,20 m)
immer noch nahe am Spielgeschehen sitzen.
Die Erhöhung der ersten Sitzplatzreihe auf ca.
427. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion München
198
0,80 m Sitzhöhe entspricht zwar nicht den vom
DFB 2004 zur Spielfeldsicherung geforderten
Maß von 2,0 m, aber Aufsteck-Zaunelemente
in sensiblen Zuschauerbereichen lösen das Sicherheitsproblem.
Ursprünglich war eine Absenkung des Tribünenfußpunktes gegenüber dem Spielfeldniveau
geplant, um gemeinsam mit der OK Brüstung
eine Höhe von 2,0 m zu erreichen (weder Zaun
noch Graben schützen den Innenbereich). Dieser Ansatz kommt in der heutigen Form nicht
zur Ausführung. Der Unterrang gewährleistet
eine zulässige Sichtlinienüberhöhung von ca.
10 cm. Mittel- und Oberrang liegen zwischen
etwa 8,5 - 7,5 cm.
Aufgrund des unterschiedlichen Grundrissverlaufs der Tribünenhinterkante zur Stufengeometrie ondulieren die Reihen 22-28.
Das Logenband am oberen Ende des Mittelrangs liegt vollständig außerhalb des „best viewing radius“.
Die Geschlossenheit dieses Stadion-Innenraums und die Ruhe der umlaufenden drei
Ränge erzeugen eine beeindruckend dichte
Atmosphäre, die durch die Komplettüberdachung unterstützt ein kompaktes Raumgefühl
entstehen lässt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Drei-Rang-Stadion (Fußball)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
65.600 Plätze 1)
100 %
66.000 Plätze 2)
20.000 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
55.800 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
428.
„abgerundete Rechteck Geometrie“
mit umlaufenden Logen- / Horizontalband
429. Der Münchener Olympiapark (von 1972)
31.800 Plätze 48,5 %
+ 33.800 Plätze 52,5 %
Unterrang 20.000 Plätze
Mittelrang 24.000 Plätze
Oberrang
22.000 Plätze
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
3.449 Plätze 1)
2.152 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
100 Logen / 8 Sonderlogen
1.297 Logenplätze
(373.) Luftbild - Allianz-Arena 2005
Medienvertreter (WM 2006)200 Kommentatoren-Positionen (Süd)
400 TV-Beobachter
1.000 Presseplätze (mit Pult)
1.000 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze200 Stellplätze 1)
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
199
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion München
430.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
Drei-Rang-Tribüne
mit horizontalem UR Erschließungsund MR-Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl23 Rh. + Beh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung26,6 - 39,3 cm
Tribünenneigung i.M.22,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,3 - 10,1 cm
→ freie Sicht über Zaun ab 16. Reihe
Mittelrang
Reihenanzahl25 Rh. + 2 LRh.
Stufentiefe
80 cm (105 cm)
Steigung43,6 cm (67 cm)
Tribünenneigung i.M.28,5 ° (32,5°)
Sichtlinienüberhöhung C
8,4 - 7,0 cm
(23,2 cm)
Oberrang
Reihenanzahl22-28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung54,6 - 58,0 cm
Tribünenneigung i.M.35 °
Sichtlinienüberhöhung C
8,3 - 8,2 cm
→ Logeband außerhalb des optimalen
90m-Sichtkreises
→ Ondulation !
200
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
8,00 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
66,65 m
max. Distanz vertikal40,65 m
Logen-Abstand (Seitenaus)47,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
11,0° - 19,0°
Mittelrang23,5° - 27,0°
Oberrang30,0° - 31,5°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Unterrang
Reihenanzahl28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung25,8 - 39,3 cm
Tribünenneigung i.M.22 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,3 - 10,6 cm
Abstand zum Spielfeld
→ freie Sicht über Zaun ab 18. Reihe
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
Mittelrang
Reihenanzahl29 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung43,8 - 51,6 cm
Tribünenneigung i.M.31 °
Sichtlinienüberhöhung C
8,4 - 7,5 cm
max. Distanz horizontal
64,20 m
max. Distanz vertikal39,00 m
Oberrang
Reihenanzahl22-28 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung54,6 - 57,0 cm
Tribünenneigung i.M.35 °
Sichtlinienüberhöhung C
8,4 - 7,5 cm
WM-Stadion München
431.
Schnitt Nordtribüne (Längsschnitt)
Tribünenabstand (Vorderkante)
8,00 m
Drei-Rang-Tribüne
mit horizontalem UR Erschließungsund MR-Logenband
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,50 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
11,0° - 19,0°
Mittelrang23,5° - 27,0°
Oberrang30,0° - 31,5°
→ Logeband außerhalb des optimalen
90m-Sichtkreises
→ Ondulation !
201
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Nürnberg
Das „Städtische Stadion Nürnberg“ wird 1928
eingeweiht und ist ein beispielhafter Vertreter
der Bauhausarchitektur von Otto Ernst Schweizer. Beim ersten großen Umbau 1991 wird die
Haupttribüne in das neue „Franken-Stadion“
eingebunden.
Der neue Entwurf folgt der historischen Formvorgabe eines langgestreckten Achtecks, ergänzt auf dem umlaufenden Wall einen zweiten
aufgeständerten Rang inklusive Überdachung
und Servicering.
Die aktuellen Umbaumaßnahmen erhalten die
angestammte Leichtathletiklaufbahn. Die Kapazität wird auf 43.800 Zuschauer erhöht.
Mit 39% sitzen etwa 17.000 Zuschauer im optimalen Sichtbereich. Außerhalb des maximalen
190m-Bereichs befinden sich keine Sitzplätze.
der größte Betrachtungsabstand ist mit 187 m
durchaus mit reinen Fußballgeometrien vergleichbar.
Die Stadion-Innenraumabmessungen betragen
241/174 m. Es ist damit das kleinste der drei
Leichtathletik-Stadien (Berlin/Stuttgart/Nürnberg) und bleibt mit der Gesamtzahl seiner
Zuschauer ebenfalls innerhalb der 130m-Sichtkreises, der für die Leichtathletik als optimal
angesehen wird (sh. EN/DIN 13200-1).
432. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Nürnberg
202
Sichteinschränkungen auf den Tribünen ergeben sich nur, wenn eine Standard-Werbebande
im FIFA-Mindestabstand aufgestellt bleibt.
In diesem Fall ist die Sicht auf die Seitenauslinie im gesamten UR beeinträchtigt. Trotz einer
Linearsteigung von 34,7/85 cm bleibt ein CWert von 21,5 - 18,2 cm auf 11+2 Reihen des
UR erhalten.
Die große „Leichtathletik“-Entfernung von
19,85/36,55 m lässt auch in der OR-Tribüne
den C-Wert nur auf 17,5 - 11,0 cm absinken
(Linearsteigung 44,4/80,0 cm).
Im Logenbereich der Haupttribüne West ist der
Oberrang mit ca. 5,0 m sehr weit auskragt und
engt das Logenband auf ca. 1,55 m im Lichten
ein. Dies bringt aufgrund der geneigten Tribüne zwar keine Probleme mit der Kopfhöhe mit
sich, aber stehende Personen haben unmittelbar nach dem Heraustreten aus der Loge keine
uneingeschränkte Sicht auf die Spielfeldmitte in
einer Höhe von 15,0 m. Alle Logen liegen im
„90m-best viewing radius“.
Die Sichtverhältnisse der beiden Längstribünen
unterscheiden sich geringfügig, da das Spielfeld wegen der Anordnung der verschiedenen
Leichtathletik-Disziplinen nicht mittig im Stadionrund liegt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Leichtathletik)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
43.800 Plätze 1)
100 %
46.800 Plätze 2)
7.800 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
39.300 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
bis zur maximal empfohlenen 190m-Distanz
433.
„gestreckte Achteck Geometrie“
mit einem umlaufenden Horizontalband
434. Das Fankenstadion Nürnberg 1945
17.000 Plätze 39,0 %
+ 26.800 Plätze
61,0 %
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
621 Plätze 1)
441 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
14 Logen
180 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
200 TV-Beobachter
400 Presseplätze (mit Pult)
200 Presseplätze (ohne Pult)
Rollstuhlplätze
83 Stellplätze 1)
(374.) Luftbild - Frankenstadion 2005
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
203
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Nürnberg
435.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit einseitigem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl
11 Rh.
+ 2 Logenreihen
Stufentiefe
85 cm (120 cm)
Steigung34,7 cm (40 cm)
Tribünenneigung i.M.22,5 °
Sichtlinienüberhöhung C21,5 - 18,2 cm
→ keine freie Sicht über Werbebande im UR
→ aus der Loge keine freie Sicht auf
h = 15 m in Spielfeldmitte (stehend)
→ Linearsteigung !
Oberrang
Reihenanzahl26 Rh.
Stufentiefe
80 cm
Steigung44,4 cm
Tribünenneigung i.M.29 °
Sichtlinienüberhöhung C
17,5 - 11,0 cm
→ letzte Reihe Oberrang, keine freie Sicht auf
h = 15 m in Spielfeldmitte (sitzend)
→ Linearsteigung !
204
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
19,85 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal 51,00 m
max. Distanz vertikal21,00 m
Logen-Abstand (Seitenaus)30,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
Oberrang
9,0° - 13,5°
18,5° - 22,5°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl
19 Rh.
Stufentiefe78 cm
Steigung26 cm
Tribünenneigung i.M.
18 °
Sichtlinienüberhöhung C
19,7 - 15,0 cm
→ keine freie Sicht über Werbebande im UR
→ Linearsteigung !
Oberrang
Reihenanzahl26 Rh.
Stufentiefe
85 cm
Steigung44,4 cm
Tribünenneigung i.M.29 °
Sichtlinienüberhöhung C26,9 - 19,2 cm
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
36,55 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
WM-Stadion Nürnberg
436.
Schnitt Südtribüne (Längsschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit aussen liegendem Servicering
max. Distanz horizontal
66,75 m
max. Distanz vertikal21,00 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball
187,00 m
Sportart - Leichtathletik209,00 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
Unterrang
Oberrang
4,5° - 8,0°
12,5° - 17,5°
→ Linearsteigung !
205
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
WM-Stadion Stuttgart
Das ehemalige „Neckar-Stadion“ wird 1933
nach den Plänen des Architekten Paul Bonatz
erbaut. Verschiedene Umbaumaßnahmen seit
1949 vergrößern das Stadion mehrmals und
passen es immer wieder die geänderten Anforderungen einer Mehrzwecksportanlage an.
Seit 1993 trägt es den Namen „Gottlieb-Daimler-Stadion“ und wird seitdem in drei Bauabschnitten renoviert und WM-tauglich gemacht.
Durch den Aufbau von zwei Oberrangtribünen
auf den Längsseiten wird das ursprüngliche
Ein-Rang-Stadion auf eine Bruttokapazität von
ca. 53.100 Plätzen erweitert. Die Kurzseiten
bleiben offen.
Mit der ersten Stadion-Membranüberdachung
1993 hat die Seilnetzkonstruktion in Stuttgart
Maßstäbe gesetzt und für eine spätere Ergänzung der oben genannten Oberrangtribünen
wurde unter dem Dach ausreichend Platz gelassen. Die Tribünenergänzung folgt dem Höhenverlauf der Seilnetz-Membrankonstruktion
des Daches und passt sich im Grundriss an diese an. Daher onduliert die OR-Reihenanzahl
von 16-29 Stück.
Aufgrund der großen Tribünendistanzen von
17,75/38,70 m sitzen nur 1/3 der Zuschauer im
optimalen 90m-Fußball-Sichtkreis. Für Leicht437. Foto Stadion-Innenraum WM-Stadion Stuttgart
206
athletik-Geometrien sind allerdings größere
Betrachtungsabstände zulässig. Nur 5% der
Stadionbesucher sind außerhalb dieses 130mSichtkreises und damit zahlenmäßig vergleichbar mit dem Berliner Olympiastadion.
Die Tribünen basieren auf linearen Steigungen
(33/80 cm oder 52/82 cm), die eine wirtschaftliche Fertigteilbauweise erlauben. Je höher der
Startwert für die Sichtlinienüberhöhung desto
später erreicht das Absinken des C-Wertes den
zulässigen Grenzwert. Am Beispiel der ORHaupttribüne ergibt verringert sich der C-Wert
von 23,8 cm trotz einer max. Sitzplatzhöhe von
28,40 m nur auf 16,0 cm, da der horizontale Abstand mit 65,70 m wiederum recht groß ist.
Ein klarer Vorteil eines Leichtathletikstadions
gegenüber reinen Fußball-Geometrien, allerdings einhergehend mit einer atmosphärischen
Weitläufigkeit, die nur durch eine Erhöhung der
Kapazitäten zu kompensieren ist (siehe Berlin
74.200 Zuschauer).
Der flache Start-Blickwinkel von etwa 2-5°
(2-9° Berlin/Nürnberg) setzt voraus, dass die
Position der Werbebande optimiert wird, da im
FIFA-Abstand von 4,0 m (Längsseite) ein 13°
Blickwinkel notwendig ist um diese auf den Fokuspunkt/-Linie frei überschauen zu können.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Kapazitäten
Zwei-Rang-Stadion (Leichathletik)
Bruttokapazität (international)
Bruttokapazität (national)
Stehplätze
53.100 Plätze 1)
100 %
57.000 Plätze 2)
4.300 Stehplätze 2)
Sitzplätze WM-verfügbar (netto)
37.100 Plätze 1)
im optimalen 90m-Sichtkreis (Fußball)
im optimalen 130m-Sichtkreis (Leichtathletik)
bis zur maximal empfohlenen 230m-Distanz
438.
„asymetrische Halbkreis Geometrie“
mit zweiseitiger Oberrangtribüne
439. Das Neckarstadion Stuttgart (um 1960)
14.900 Plätze 28,0 %
+ 50.500 Plätze
95,0 %
+ 2.600 Plätze
5,0 %
Ehrengäste (Gesamt)
Business-Sitze (WM 2006)
2.182 Plätze 1)
1.504 Plätze 1)
Anzahl der Logen (gesamt)
Logenplätze Ehrentribüne
44 Logen / 4 Sonderlogen
678 Logenplätze
Medienvertreter (WM 2006)
150 Kommentatoren-Positionen (Süd)
400 TV-Beobachter
700 Presseplätze (mit Pult)
700 Presseplätze (ohne Pult))
Rollstuhlplätze
198 Stellplätze 1)
(375.) Luftbild - Gottlieb-Daimler-Stadion 2005
1) nach Angaben des OK 2006, Frankfurt Stand: Oktober 2005
2) nach Angaben von www.stadionwelt.de Stand: Oktober 2005
207
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
WM-Stadion Stuttgart
440.
Schnitt Westtribüne (Querschnitt)
Zwei-Rang-Tribüne
mit einseitigem Logenband
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl25 Rh.
+ 2 Logenreihen
Stufentiefe
85 cm unter ML
80 cm über ML
Steigung20,0 cm 1-3 Rh.
35 cm unter ML
33 cm über ML
Tribünenneigung i.M.
14°/22,5°
Sichtlinienüberhöhung C
12,3/16,0/9,7 cm
→ freie Sicht über Werbebande ab 20. Reihe
→ drei Linearsteigungen !
Oberrang
Reihenanzahl
16 - 29 Rh.
Stufentiefe
82 cm
Steigung52,0 cm
Tribünenneigung i.M.33 °
Sichtlinienüberhöhung C23,8 - 16,0 cm
→ Kameraposition innerhalb des
Sichtlinienprofils
→ Linearsteigung !
→ Ondulation !
208
Tribünenabstand (Vorderkante)
Abstand zum Spielfeld
17,75 m
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
65,70 m
max. Distanz vertikal28,40 m
Logen-Abstand (Seitenaus)40,00 m
Blickwinkel (vordere Seitenlinie)
Unterrang
Oberrang
5,5° - 14,5°
19,0° - 24,0°
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Unterrang
Reihenanzahl25 - 27 Rh.
Stufentiefe
85/95/78 cm
Steigung21,1 - 28,8 cm
Tribünenneigung i.M.
17,5 °
Sichtlinienüberhöhung C
10,4 - 14,9 cm
→ keine freie Sicht über Werbebande im UR
→ Ondulation !
15. Kapitel - „Sichtlinien-Geometrien gebauter Beispiele“
Tribünenabstand (Vorderkante)
WM-Stadion Stuttgart
441.
Schnitt Nordtribüne (Längsschnitt)
Abstand zum Spielfeld38,70 m
„Ein“-Rang-Tribüne
Sichtweiten (zum Fokuspunkt)
max. Distanz horizontal
max. Distanz vertikal
82,40 m
14,10 m
Betrachtungsabstand (maximal)
Sportart - Fußball207,50 m
Sportart - Leichtathletik239,00 m
Blickwinkel (vordere Torauslinie)
„Unterrang“
„Oberrang“
2,0° 9,5°
209
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
16. Kapitel
Punkt 1: „best viewing Radius“
„Stadion-Auswertung“
Jeder Tribünenentwurf muss unabhängig von
Form und Geometrie einen effizienten Umgang
mit den jeweils geforderten Sitzplatzkapazitäten erbringen. Aus diesem Grund beziehen
sich die folgenden Prozentzahlen auf die Vergleichsgröße der „internationalen“ Brutto-Sitzplatzkapazitäten und werden daher in Bezug
zur eigenen Tribünenkapazität innerhalb des
optimalem 90m-Sichtkreises gesetzt. Im Vergleich der Zahlen fällt auf, dass die Mehrzweckstadien mit Laufbahnen bei 22,5 bis 39% einen
wesentlich geringeren Anteil ihrer Kapazitäten
im so genannten „best viewing Radius“ aufweisen, als die vergleichbaren Fußballstadien mit
40 bis 70%. Leichtathletikanlagen verbrauchen
im Durchschnitt ca. 6.200 qm mehr Fläche bis
die ersten Sitzreihen der Zuschauer beginnen
können, als vergleichbare Fußballstadien mit
einem Mittelwert von 11.200 qm für den Stadioninnenraum
Die Zusammenfassung der Ergebnisse
und die Vor- und Nachteile bestimmter
Scihtlinienkonstruktionen
-
Punkt 1:
Punkt 2:
Punkt 3:
Punkt 4:
Punkt 5:
Punkt 6:
Punkt 7:
Punkt 8:
Punkt 9:
Punkt 10:
„best viewing Radius“
„Abstand zum Spielfeld“
„Anzahl der Reihen“
„Stufentiefe“
„Steigungsverhältnisse“
„Tribünenneigung“
„Sichtlinien-Überhöhung“
„Sichtweiten“
„Entfernung Anstoßpunkt“
„Blickwinkel“
- Tabelle M.1 Querschnitt - Haupttribüne
- Tabelle M.2 Längsschnitt - Kurzseite
unten:442. Tabelle L
Übesichten der Stadion-Kapazitäten
national/international
rechts:443.- 454.
Gegenüberstellung aller Formtypen
(rot)
90m-Sichtkreis-Markierung
(grün)
190m-Zirkelschlag max. Weite „Fußball“
(grün)
230m-Zirkelschlag max. Weite „Leichtathletik“
Tabelle L
„Kapazitäten“
Anmerkung: Dies ist für Fußballorientierte Stadionbetreiber ein wesentlicher Grund gewesen,
warum bei Neuplanungen die Entscheidung
gegen Laufbahnen gefällt und der Verzicht der
Austragungsmöglichkeit von LeichtathletikWettbewerben in Kauf genommen wurde.
international
national
(gesamt)
nur
Sitzplätze
mit
Stehplätze Stehplätze
Sitzplätze
Die EN/DIN 13200-1 legt in der Tabelle B.1
den Betrachtungsabstand in Abhängigkeit zur
Sportart fest. Für Leichtathletikveranstaltungen
(Gruppe A) gilt somit: 190 m (empfohlen) und
230 m (maximal zulässig).
Hinweis „Leichtathletik“
In Ergänzung des optimalen Sichtkreises für
Fußball-Geometrien von 90 m ergibt dies für
Leichtathletikstadien in etwa einen 130m-Kreis
als „best viewing Radius“. (neu!)
Betrachtet man die Mehrzweckstadien also nur
unter den Bedingungen der Leichtathletik, dann
liegen im WM-Stadion Berlin kapazitätsbedingt
60% statt 22,5% im optimalen Sichtkreis (Stuttgart 95% statt 28%) Außerhalb der maximalen
Sichtdistanz von 230 m liegen dann lediglich 45%. Damit wird allerdings klar, dass eine angemessene Vergleichbarkeit von Stadien eigentlich nur innerhalb der untersuchten Sportarten
stattfinden kann. Aufgrund der überwiegenden
Anzahl der Fußballnutzung des Stadion-Innenraums ist eine erstrangige Beurteilung der
Sichtqualitäten unter den Gesichtspunkten des
Fußballsports anzuraten.
Ehrenplätze
nutzbar
(netto)
nutzbar in
Prozent
Gesamt
WM
Ehrenpl. Business.
Anteil Sitzplätze
Logentribüne
Ehrentribüne
Logentribüne
01_Berlin
74.200
. /.
74.200
63.400
85,4%
5.653
4.758
895
6,4%
1,2%
02_Dortmund
65.900
27.500
81.250
56.400
85,6%
1.946
1.784
162
2,7%
0,2%
03_Frankfurt
48.400
9.300
52.300
41.100
84,9%
3.120
2.218
902
4,6%
1,9%
04_Gelsenkirchen
53.600
16.300
61.500
46.700
87,1%
3.255
2.438
817
4,5%
1,5%
05_Hamburg
51.300
8.900
55.800
43.300
84,4%
2.759
2.179
580
4,2%
1,1%
06_Hannover
44.900
7.200
49.800
38.800
86,4%
1.551
1.241
310
2,8%
0,7%
07_Kaiserslautern
47.700
12.000
48.500
40.000
83,9%
1.327
993
334
2,1%
0,7%
08_Köln
46.300
9.200
50.300
38.200
82,5%
2.685
2.089
596
4,5%
1,3%
09_Leipzig
44.300
. /.
44.300
37.100
83,7%
2.969
2.660
309
6,0%
0,7%
10_München
65.600
20.000
66.000
55.800
85,1%
3.449
2.152
1.297
3,3%
2,0%
11_Nürnberg
43.800
7.800
46.800
39.300
89,7%
621
441
180
1,0%
0,4%
12_Stuttgart
53.100
4.300
57.000
45.400
85,5%
2.182
1.504
678
2,8%
1,3%
210
Gesamt
639.100
122.500
687.750
545.500
. /.
31.517
24.457
7.060
. /.
. /.
Mittelwert
53.258
12.250
57.313
45.458
85,4%
2.626
2.038
588
3,7%
1,1%
Minimum
43.800
4.300
44.300
37.100
. /.
621
441
162
. /.
. /.
Maximum
74.200
27.500
81.250
63.400
. /.
5.653
4.758
1.297
. /.
. /.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
443. WM-Stadion Berlin
447. WM-Stadion Stuttgart
451. WM-Stadion Nürnberg
444. WM-Stadion Dortmund
448. WM-Stadion Köln
452. WM-Stadion Hannover
445. WM-Stadion München
449. WM-Stadion Frankfurt
453. WM-Stadion Leipzig
446. WM-Stadion Gelsenkirchen
450. WM-Stadion Hamburg
454. WM-Stadion Kaiserslautern
211
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Punkt 2: „Abstand zum Spielfeld“
Mit etwa 6 bis 15 m Entfernung zur Mittellinie
sind die Fußballstadien durchschnittlich nur
halb so weit entfernt wie Leichtathletikstadien
mit ca. 17,5 bis 24 m. Der Abstand zur Torauslinie beträgt zwischen 6,5 - 17 m, wobei auch
hier die Werte für Leichtathletik mit 36,5 - 42 m
um das 2,5 fache höher liegen. Der Entfall der
Laufbahn hat z.B. beim Bau des WM-Stadions
in Köln den Effekt, dass die fußballbegeisterten
Fans der Kurzseite „Südtribüne“ nach dem Umbau ungefähr 34 m näher an das Spielgeschehen heranrücken konnten.
Anmerkung: Der Sichtlinien-Faktor „D“ wird im
Rahmen der Parameter-Studien näher quantifiziert.
Punkt 3: „Anzahl der Reihen“
(Blockbildung)
Vergleicht man die zwölf Stadien der WM 2006,
dann werden im Unterrang zwischen 13 und 43
Reihen angeordnet und im Oberrang zwischen
18 und 35 Reihen (44 DOR-Eckbereich).
UR-Durchschnitt ca. 28 Reihen
OR-Durchschnitt ca. 26 Reihen
oben:455./456. „Sichtweiten-Kreise“
„Fußball-Geometrie“
emfpohlen
150 m Zirkelschlag (Eckfahne)
= 90 m Mittelpunkt-Kreis
„Fußball-Geometrie“
maximal zulässig
190 m Zirkelschlag (Eckfahne)
„Leichtathletik-Geometrie“
emfpohlen
190 m Zirkelschlag (Eckfahne)
= 130 m Mittelpunkt-Kreis
„Leichtathletik-Geometrie“
maximal zulässig
230 m Zirkelschlag (Eckfahne)
Die Anzahl der Reihen im Oberrang der Stadien, die eine „ondulierende“ Tribünenkante
haben, d.h. deren Grundrisslinie ihrer Sitzstufen nicht affin zu ihrer Gesamtform verlaufen,
variieren je nach Unterschiedlichkeit ihrer nichtaffinen Abbildung.
Je kreisförmiger die Begrenzung ihrer hinteren
Tribünenkante gegenüber dem rechtwinkligen
Spielfeld bzw. dem geraden / gebogenen
Verlauf der Stufenvorderkanten, d.h. je unterschiedlicher der o.g. Verlauf, desto größer ist
die Varianz in der Anzahl und desto mehr Reihen können untergebracht werden.
Stuttgart:
Hannover:
Leipzig:
München:
längs
längs
längs
längs
14 Rh
10 Rh
6 Rh
6 Rh
Blockbildung
Die MVStättVO 2005 § 10 Satz 4 legt die Größe eines Sitzplatzblocks mit maximal 30 Reihen fest. Zwischen und hinter den Blöcken
sind Gänge mit einer Mindestbreite von 1,20 m
anzuordnen. In 20 Prozent aller Tribünen der
WM-Stadien finden sich zum Teil bis zu 42(44)
Reihen.
212
Dies wird möglich durch Bestandschutz (Berlin), durch begründete Abweichungen dieser
Vorgaben oder eine bauliche Trennung in zwei
Blöcke (Dortmund), die über zwei voneinander
getrennte Erschließungen verfügen. Mulipliziert
man den Wert von 30 Reihen mit maximal 40
Sitzplätzen zwischen zwei Tribünen-Stufengängen (im Freien), dann sitzen max. 1.200
Personen in einem Block. Setzt man nun die
Bezugsgröße von 1.200 Personen als Maximalwert an, so sind 40 Reihen denkbar, insofern die Anzahl der nebeneinander sitzenden
Personen sich dadurch auf 30 Personen beschränkt. (Interpolieren für Zwischenwerte ist
möglich.)
Hinweis „Blockbildung“
Die gebauten Beispiele zeigen also die Möglichkeit auf, dass Maß für die Begrenzung einer
Blockgröße nicht durch die Anzahl der Sitzreihen beschränkt werden sollte (MVStättVO
2005 § 10 Satz 4), sondern durch eine maximale Anzahl von maximal 1.200 Personen in
einem Block. (neu!)
Punkt 4: „Stufentiefe“
Bei der Analyse der WM-Stadien ergeben sich
zwei Größenordnungen für Mindest-Stufentiefen:
80 cm
90 cm
für Normalstufen
für Sonderstufen im Business- /
Medienbereich
85 cm als Erweiterungsmaß bei Einbauten,
wie zum Beispiel: Umwehrungsbügel
oder Wellenbrecher
Die Maße für den Ehrengastbereich liegen teilweise höher (100/105 cm). Die Wahl hängt sehr
stark von den möglichen Platzverhältnissen und
dem Komfortanspruch der Stadionbetreiber ab.
(siehe Kapitel: „Steigungsverhältnisse“)
Punkt 5: „Steigungsverhältnisse“
Zwischen etwa 22 cm und 44 cm sind die Stufen einer Unterrangtribüne der untersuchten
WM-Stadien hoch, wobei die größten Steigungen der Leichtathletik-Geometrien bei max.
33 cm liegen. Die Steigungen der Oberrangstufen beginnen bei Leichtathletik-Stadien mit
ca. 29,5 cm bis max. 52 cm. Der Startwert von
OR-Fußballgeometrien liegt durchschnittlich
bei 53,5 cm und somit höher als der Leichtath-
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
letik-Maximalwert. Fußballtribünen enden im
Durchschnitt bei dem Grenzwert für Umwehrungsbügel von 50 cm. Steile Tribünen benötigen in Abhängigkeit ihrer Kapazität durchaus
die Maximalsteigung MVStättVO 2005.
Die Planungsgrundlagen des IAKS/IOC haben
1993 für Böschungsflächen folgende Angabe
gemacht: Geländeneigungen, die gelegentlich
als Zuschaueranlagen genutzt werden, sollten
keine Böschungsneigung höher als 30° haben
Anmerkung: Die gebauten Beispiele sind in
der Regel auf 57 cm begrenzt, aber die Maxmialwerte liegen in Ausnahmefällen bei 59 cm.
Dies weist auf die prinzipielle Machbarkeit von
Steigungen bis ca. 20 cm je Stufe x3 = max. 60
cm hin. Die EN/DIN 13200-1 sieht für Stehstufen eine solche Maxmialsteigung vor. Stehplätze befinden sind jedoch fast ausschließlich im
flacher geneigten Unterrang.
Punkt 7: „Sichtlinien-Überhöhung“
Auf den Zusammenhang von Sichtlinie und
Stufensteigung ist bereits ausreichend hingewiesen worden, denn gefordeterte Kapazitäten
großer Sportveranstaltungsstätten werden dabei durch das Verhältnis maximaler Steigungen
von je Stufe = max. 19 cm stark begrenzt. Bei
gleichzeitig gewünschter Dichte zum Spielgeschehen lässt sich die Sichtlinienqualität in
den oberen Sitzreihen kaum einhalten. Darüber hinaus bedeutet eine Vergrößerung des
Abstandes zum Tribünenkörper gleichermaßen
die Vergrößerung seines Umfanges und somit
seines Bauvolumens. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sollten die Gebäude jedoch nicht
übermäßig an Volumen zunehmen und eher
kompakt gehalten sein.
Punkt 6: „Tribünenneigung“
Die Neigung einer Tribüne ergibt sich aus dem
Verhältnis ihrer gewählten Stufentiefe und der
sich aus der Sichtliniengeometrie ergebenden
Stufenhöhe. Die durchschnittlichen UnterrangNeigungen von 18° bei Leichtathletik-Tribünen
unterscheiden von der Fußballgeometrie aufgrund ihrer wesentlich größeren Distanz zum
Spielfeld (Längsseiten ca. 20 zu 10 m und auf
den Kurzseiten ca. 40 zu 11 m). Sie sind flacher
als die geneigten Fußball-Unterränge, die im
Mittel 23,5° liegen (Bsp. 40 / 80 cm = 0,5 = arc
tan 26,5°) Die mittlere Tribünenneigung eines
Oberranges liegt hingegen zwischen (Leichtathletik) 27° - (Fußball) 34°.
Folgende Werte können als Vorbemessungsgrundlage herangezogen werden:
Unterrang ca. 20° - 24° max. 27°
Oberrang ca. 30° - 34° max. 36°
Die Werte für Unterrang-Tribünen liegen im
Mittelwert zwischen 4,9 - 21 cm im Querschnitt
und 1-2 cm besser im Kurvenbereich des
Längsschnitts. Dies zeigt bereits den Einfluss
von durchschnittlich „nur“ einem Meter größerer Entfernung zur Torauslinie gegenüber dem
Abstand zur Mittellinie. Die Stadien der Leichtathletik (Fußball) sind mit 16 cm (zu 11,6) im
Querschnitt, oder 17,5 cm (zu 13,2) im Längsschnitt sichtlinientechnisch deutlich besser als
die engeren Fußball-Geometrien und ist ein
weiteres Indiz für den Zusammenhang von
Entfernung und Sichtqualität.
Anmerkung: In diesem Fall wurden Mittelwerte
verglichen, da die Einzelsituationen der untersuchten Stadien zum Teil sehr extreme Zahlenwerte für Sichtlinien hervorbrachte. Zum Beispiel Wechsel von einem zum nächsten Rang
ohne ausreichende Anhebung der nächsten
Reihe. Würden diese Zahlen in den Vergleich
treten, entstünde ein verzerrtes Bild.
oben:457. Prinzipzeichnung „Sichtlinien-Überhöhung“
Die lotrechte Distanz zwischen den Sichtlinien
zweier hintereinander sitzender Zuschauer.
Der Abstand wird jeweils über dem Auge des Vorder
mannes gemessen. Dieser Zahlenwert ist Ausdruck
für die Sichtlinien-Qualität einer Zuschauertribüne.
Die geometrischen Schwierigkeiten für die Aufrechterhaltung eines „sauberen“ Sichtlinienprofils treten erst im Oberrang auf, da dieser in der
Regel nach Einfügen eines Logenbandes und
einem baulichen Höhenversatz beginnen kann.
Für den Oberrang sind daher Start- und Endpunkt der Qualität von Sichtlinien interessant:
Querschnitt
Erste Reihe Oberrang
Letzte Reihe Oberrang
Längsschnitt
Erste Reihe Oberrang
Letzte Reihe Oberrang
5,8 - 23,8 cm
4,9 - 19,8 cm
8,4 - 26,9 cm
5,6 - 24,8 cm
In allen vier Fällen handelt es sich bei dem
größten Wert um eine Leichtathletik-Geometrie. Für die letzten Reihen eines Oberranges
lässt sich feststellen, dass im Längsschnitt
etwa die Hälfte aller Fußballgeometrien bei
der jeweiligen Kapazität unter der zulässigen
Grenze von 9 cm liegen und für den näher am
Spielfeld liegenden Querschnitt sind es sogar
fast zwei Drittel aller Oberränge.
213
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Hinweis! Die jeweiligen Unterschreitungen
sind planerisch zum Teil nachvollziehbar und
liegen innerhalb von Toleranzen bis zu 5 mm.
Aber dieser Umstand weist eindeutig darauf
hin, dass eine Neubewertung der maximalen
Obergrenzen für Steigungsverhältnisse sinnvoll
ist, um die Sichtlinien-Qualität, den „C“-Wert
auch in den Oberrangtribünen konsequenter
durchhalten zu können.
(siehe Kapitel: „Steigungsverhältnisse“)
Punkt 8: „Sichtweiten“
unten:458. Vergleich der Sichtlinien-Profile
2x sechs WM-Stadien farbig unterschieden:
links Gelsenkirchen
Leipzig
Berlin
Köln
Hannover
Nürnberg
rechts München
Hamburg
Frankfurt
Dortmund
Stuttgart
Kaiserslautern
214
Die einzuhaltenden Grenzwerte für den maximalen Betrachtungsabstand sind in Tabelle B.1
im Anhang B der EN/DIN 13200-1 (informativ)
nachzulesen. Dies sagt jedoch zunächst nichts
über die tatsächlichen Sichtweiten aus.
Die Nähe zum Spielfeld wird heute allgemein
als eine Qualität für ein Stadion angesehen, weil
neben der „Live“-Empfindung im Stadion die
Möglichkeit das Spielgeschehen auch wirklich
mitverfolgen zu können wichtig ist. Die horizontale Maximaldistanz zum Betrachtungspunkt
(Bsp. diagonal entfernteste Fußball-Eckfahne)
beträgt in den zwölf WM-Stadien zwischen
167,5 m und 207 m (Mittelwert 188,3 m) Die
Untersuchung bestätigt die zulässige DIN-Forderung von max. 190 m, unabhängig von Form
und Kapazität des Stadions. Die LeichtathletikMaximalwerte sind entsprechend höher (209239 m, gemessen in Laufbahn-Längsachse).
Dabei ist die vertikal gemessene Höhe über
dem Spielfeld bei Leichathletikstadien mit 21
bis 31 m wesentlich niedriger als die „reinen“
Fußballstadien mit 26,5 bis 40,5 m.
Anmerkung: Diese Zahlen könnten im Zusammenhang mit den notwendigen Vertikal- und
Tribünenerschließungsystemen relevant werden.
Punkt 9: „Entfernung zum Anstoßpunkt“
Die Aktionsfläche auf dem Spielfeld beträgt
7.140 qm. Stellvertretend für die Beurteilung
des Zuschauerabstandes zum Spielgeschehen
wird der Mittel- oder Anstoßpunkt gewählt. Dieser beträgt für die untersuchten Fußballstadien
mimimal ca. 39 bis 50 m uns maximal 105 bis
120 m. Die Entfernungen der drei Leichtathletikstadien liegen dabei im Maximalabstand ca.
15% und im Mindestabstand sogar ca. 25%
weiter entfernt.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Punkt 10:
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
„Blickwinkel“
Als „binokulares Gebrauchsblickfeld“ bezeichnet man das Blickfeld (Fahrerlaubnisverordnung), welches durch die unwillkürlichen Augenbewegungen „abgetastet“ wird:
25°
aufwärts
30°
recht/links
40°
abwärts
Der letzte Aspekt zur Sichtlinie unter Punkt 10
untersucht die Neigung des Blickwinkels, da
dieser je nach Höhenlage des Betrachters für
die gesamten Spielzeit gilt.
Auch in diesem Punkt werden Quer- und Längschnitt voneinander unterschieden. Der Zuschauer der ersten Reihe einer Tribünenanlage
muss seinen Blick auf das Seitenaus durchschnittlich zwischen 6,3° (Leichtathletik) und
12,5° (Fußball) neigen. In der letzten Reihe
muss dieser bereits 14,3° bis 18,7°ungefähr 23 mal so sehr geneigt werden. Das heißt, dass
Zuschauer im Oberrang den Kopf immer um ca.
10° geneigt halten müssen. Die Werte bezogen
auf die Torauslinie sind ca. 2-3° flacher.
Der geneigte Blick gehört seit mehr als 2000
Jahren zur Sehgewohnheit eines Stadion- oder
Amphitheaterbesuchers. Um den Blick jedoch
zur Entspannung auch einmal „schweifen“
lassen zu können, sollte beim Dach darauf geachtet werden, dass sich der Blick nicht in der
Dachkonstruktion fängt. Das bedeutet, dass
der Stadionbesucher das gesamte Stadionrund
erfährt und sich somit noch stärker durch den
„Geborgenheitseffekt“ an der Atmosphäre erfreuen und an dieser Anteil haben kann.
Bei den WM-Stadien Nürnberg/Dortmund/Kaiserslautern und Nürnberg ist das Dach sehr
weit nach unten gezogen worden. Dies hat
zwar den Vorteil einer besseren Abdeckung bei
schlechter Witterung, zwingt den Blick jedoch
geradezu nach unten und fokusiert diesen auf
das Spielgeschehen, aber es verhindert die Erfahrbarkeit des Gesamtraumes. Eine abschließsende Beurteilung dieses Punktes sollte jedoch
jedem Planer eines Stadions selbst überlassen
bleiben.
nächste S.:
Tabelle M.1 / M.2
mit den zeichnerisch ermittelten Werten
gebauter WM-Sichtliniengeometrien
01_BRL
02_DOR
03_FRA
04_GEL
05_HAG
06_HAN
07_KAI
08_CGN
09_LEI
10_MUC
11_NUR
12_STU
WM-Stadion Berlin
WM-Stadion Dortmund
WM-Stadion Frankfurt
WM-Stadion Gelsenkirchen
WM-Stadion Hamburg
WM-Stadion Hannover
WM-Stadion Kaiserslautern
WM-Stadion Köln
WM-Stadion Leipzig
WM-Stadion München
WM-Stadion Nürnberg
WM-Stadion Stuttgart
215
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tab. M.1 Querschnitt
01
BRL
11
NUR
12
STU
02
DOR
03
FRA
04
GEL
05
HAG
06
HAN
07
KAI
08
CGN
09
LEI
10
MUC
[m]
24,20
19,85
17,75
5,65
11,80
11,00
10,85
14,05
13,60
7,20
14,70
8,00
Reihen
[Rh.]
42
13
27
40
28
34
22
15
15
22
29
24
Stufentiefe
[cm]
78
85
85
80
80
80
90
100
90
90
80
80
von [cm]
25,5
34,7
20 / 33 40 / 44
31,6
27,5
34,0
41,3
24,0
34,9
34,9
31,6
bis
[cm]
37,0
linear
linear
linear
38,2
37,5
linear
44,4
linear
46,6
43,1
39,3
Tribünenneigung
i.M.
[°]
23,0
22,5
14,0
27,5
23,5
22,0
21,0
23,0
15,0
24,5
26,0
22,5
„C-Wert“
von
[cm]
19,7
21,5
12,3
15,3
18,6
11,6
11,0
21,2
8,7
14,5
7,5
10,3
bis
[cm]
15,0
18,2
9,7
7,0
11,8
11,5
5,0
21,0
4,9
11,9
6,6
10,1
Reihen
[Rh.]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
15
. /.
. /.
. /.
. /.
27
Stufentiefe
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
90,0
. /.
. /.
. /.
. /.
80,0
von [cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
51,0
. /.
. /.
. /.
. /.
43,5
bis
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
linear
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
Tribünenneigung
i.M.
[°]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
29,5
. /.
. /.
. /.
. /.
28,5
„C-Wert“
von
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
14,2
. /.
. /.
. /.
. /.
8,4
bis
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
5,9
. /.
. /.
. /.
. /.
7,0
[Rh.]
31
26
16- 29
28
25
23
18
23 - 33
31
24
„Haupttribüne“ (längs)
Spielfeld-Abstand
quer
Unterrang
Steigungshöhe
Mittelrang
Steigungshöhe
Oberrang
Reihen
Stufentiefe
75
80
82
80
80
80
100
80
80
80
80
80
von [cm]
39,6
44,4
52,0
60,0
48,2
47,5
70,0
56,0
40,0
55,0
53,0
54,6
bis
[cm]
51,0
linear
linear
linear
49,5
50,0
linear
57,0
linear
57,0
59,2
58,0
Tribünenneigung
i.M.
[°]
25,0
29,0
33,0
36,9
31,5
31,5
35,0
35,5
26,5
35,0
35,0
35,0
„C-Wert“
von
[cm]
17,1
17,5
23,8
14,4
12,7
9,5
18,3
16,1
10,2
5,8
6,0
8,3
bis
[cm]
19,8
11,0
16,0
9,0
8,7
8,5
14,3
13,4
5,8
4,9
9,0
8,2
max. Distanz - horizontal
[m]
78,9
51,0
65,7
58,6
62,7
58,1
60,3
50,0
47,1
56,1
61,1
66,7
max. Distanz - vertikal
[m]
31,0
21,0
28,4
33,5
31,0
29,5
33,5
26,5
20,1
31,0
38,5
40,6
Anstoßpunkt - max. ca.
[m]
150,0
126,0
135,0
120,0
115,0
117,0
121,0
120,0
133,5
124,5
105,5
115,5
Anstoßpunkt - min. ca.
[m]
59,0
57,5
53,0
39,0
47,0
46,0
45,0
49,0
42,5
43,5
50,0
42,5
[°]
4,5
9,0
5,5
16
7,0
11,0
14,5
11,5
9,5
13,5
18,5
11,0
UR-Seitenaus letzte Rh. [ ° ]
15,0
13,5
14,5
25
15,5
20,0
18,0
14,5
12,0
21,0
23,0
19,0
OR-Seitenaus erste Rh. [ ° ]
18,0
18,5
19,0
29,5
24,5
25,5
26,0
24,5
19,5
31,5
29,0
30,0
OR-Seitenaus letzte Rh. [ ° ]
21,5
22,5
24,0
32,5
27,0
27,0
29,0
28,0
23,0
33,0
32,0
31,5
Steigungshöhe
[cm]
28 - 33 22 - 28
Sichtweiten
Entfernung
Blickwinkel
UR-Seitenaus erste Rh.
Linearsteigung
UR/OR UR/OR UR/OR
459./460. Kommentar zur Vergleichstabelle M.1 / M.2
Die Tabelle auf der folgenden Doppelseite ist entsprechend des vorstehenden Textteils in Kapitel 15 „Sichtlinien-Geometrien“ in zehn
Aspekte gegliedert.
Alle Werte sind zur besseren Vergleichbarkeit als Mittelwerte gereinigt, da es sich hier um einen systematischen Vergleich handelt.
216
UR/OR
Sofern Maximal- oder Minimalwerte für eine Aussage im Textteil
wichtig sind, so werden sie berücksichtigt.
Aufgrund der starken geometrischen Unterschiede zwischen den
Leichtathletik- und Fußballstadien, werden diese jeweils in einer
Tabelle zusammengefasst.
UR/OR
Die jeweiligen Extremwerte sind in rot gekennzeichnet (Mind.-Werte
grün). Sie sind in der Gesamtbewertung nicht in den Vergleich eingegangen, sondern werden lediglich als geometrische SichtlinienPhänomene angesehen.
Der Datensatz wird pro Stadien auf jeweils eine beispielhafte Tribüne aus dem Längs- (Kurzseite) und Querschnitt (Haupttribüne)
bezogen.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
16. Kapitel - „Stadion-Auswertung“
Tab. M.2 Längsschnitt
01
BRL
11
NUR
12
STU
02
DOR
03
FRA
04
GEL
05
HAG
06
HAN
07
KAI
08
CGN
09
LEI
10
MUC
[m]
42,00
36,55
38,70
6,40
13,70
11,50
11,30
16,90
10,10
8,15
13,90
8,00
Reihen
[Rh.]
42
19
25 - 27
43
25
37
23
21
33
24
34
28
Stufentiefe
[cm]
78
78
85
80
85
80
90
80
80
80
80
80
von [cm]
22,1
26,0
21,1
40 / 44
33,5
27,5
34,0
21,5
40,0
30,3
32,4
25,8
bis
[cm]
23,3
linear
28,8
linear
38,2
37,5
linear
29,9
linear
42,1
43,1
39,3
i.M.
[°]
16,0
18,0
17,5
27,5
23,0
22,0
21,0
21,0
26,5
24,5
25,0
22,0
von
[cm]
22,1
19,7
10,4
20,4
18,6
12,3
12,8
11,7
21,2
13,6
10,7
10,3
bis
[cm]
23,3
15,0
14,9
18,0
10,4
14,3
5,4
12,4
6,6
12,7
11,3
10,6
Reihen
[Rh.]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
15
. /.
. /.
. /.
. /.
29
Stufentiefe
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
90
. /.
. /.
. /.
. /.
80
von [cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
51,0
. /.
. /.
. /.
. /.
43,8
bis
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
linear
. /.
. /.
. /.
. /.
51,6
Tribünenneigung
i.M.
[°]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
29,5
. /.
. /.
. /.
. /.
31,0
„C-Wert“
von
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
9,6
. /.
. /.
. /.
. /.
8,4
bis
[cm]
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
. /.
6,7
. /.
. /.
. /.
. /.
7,5
[Rh.]
31
26
. /.
27
25
22
18
23 - 28
35
31
. /.
22 - 28
„Kurzseite“
Spielfeld-Abstand
quer
Unterrang
Steigungshöhe
Tribünenneigung
„C-Wert“
Mittelrang
Steigungshöhe
Oberrang
Reihen
Stufentiefe
75
85
. /.
80
80
80
100
80
80
85
. /.
80
von [cm]
29,5
44,4
. /.
54,0
48,5
47,5
70,0
47,5
52,0
55,0
. /.
54,6
bis
[cm]
50,1
linear
. /.
linear
49,5
50,0
linear
50,0
linear
56,8
. /.
57,0
Tribünenneigung
i.M.
[°]
25,0
29,0
. /.
34,0
31,5
31,5
35,0
31,5
31,5
33,0
. /.
35,0
„C-Wert“
von
[cm]
11,7
26,9
. /.
15,5
13,3
10,6
20,3
26,5
18,0
12,2
. /.
8,4
bis
[cm]
24,8
19,2
. /.
13,6
9,3
9,6
15,8
21,4
5,6
8,8
. /.
7,5
max. Distanz - horizontal
[m]
96,8
66,8
82,4
66
62,2
58,7
60,7
58,6
58,6
54,8
57,6
64,2
max. Distanz - vertikal
[m]
31,0
21,0
14,1
33,5
31,5
30,5
33,5
21,3
34,5
30,9
16,6
39,0
Anstoßpunkt - max. ca.
[m]
150,0
126,0
135,0
120,0
115,0
117,0
121,0
120,0
133,5
124,5
105,5
115,5
Anstoßpunkt - min. ca.
[m]
59,0
57,5
53,0
39,0
47,0
46,0
45,0
49,0
42,5
43,5
50,0
42,5
[°]
2,5
4,5
2,0
10
10,0
11,0
13,5
7,0
13,5
11,5
14,5
11,0
Steigungshöhe
[cm]
Sichtweiten
Entfernung
Blickwinkel
UR-Seitenaus erste Rh.
UR-Seitenaus letzte Rh. [ ° ]
11,5
8,0
9,5
. /.
17,0
18,5
17,5
12,5
. /.
20,0
21,5
19,0
OR-Seitenaus erste Rh. [ ° ]
14,0
12,5
. /.
. /.
24,0
25,0
25,0
14,5
. /.
26,5
. /.
30,0
OR-Seitenaus letzte Rh. [ ° ]
17,0
17,5
. /.
26,5
26,5
26,5
28,5
20,0
27,5
29,5
. /.
31,5
Linearsteigung
UR/OR
In Frankfurt wird der umlaufende Balkon vor dem oberen Logenband nicht als eigenständiger Mittelrang behandelt.
In Gelsenkirchen und Köln werden die Business-Sitze am oberen
Ende des Unterranges jeweils in die Reihenanzahl des Unterranges
eingegliedert.
UR/OR
UR/OR
In Hannover wird aufgrund der asymmetrischen Geometrie ebenfalls nur zwei Seiten, die Haupt- und Südtribüne, untersucht.
In Kaiserslautern ist stellvertretend die Osttribüne als Neubaumaßnahme in den Vergeleich gebracht.
In Leipzig gibt es keine Oberrangtribüne auf den Kurzseiten des
Stadions.
UR/OR
Die Zahlen „von bis“ geltend für die Anzahl der Reihen eines Oberranges, beziehen sich in diesem Fall auf die ansteigende Zahl von
Sitzplatzreihen durch die „Ondulation“ der Oberrangkante.
217
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel
Erläuterung der Parameterstudien
„Parameter-Studien“
In diesem abschließenden Kapitel soll anhand von Beispielen der Einsatz- und Anwendungbereich für die Entscheidungsparameter
eines Sichtlinienprofils erklärt werden. Das
Instrument der Stadionformel dient dabei der
„Güterabwägung“ und zeigt auf, welche Auswirkungen bei Festlegung der „Ersten Reihe“
für den Gesamtverlauf einer Tribüne zu erwarten sind. Die nachfolgenden Tabellen werden
nur auszugsweise dokumentiert, um Veränderungen in der Größenordnung einzelner Parameter darzustellen.
Die Anwendung der Stadionformel
durch schrittweise Veränderung der
Einstiegsparameter anhand von Beispielen.
-
Erläuterung der Parameterstudien
Parameter: „Höhe und Distanz“
Auswirkungen im Oberrang
Parameter: „Stufenbreite“
Servicering mit Gefälle
Polygonal-Umformung
Veränderung des „C“-Wertes
Exkurs „echte“ Ondulation
Zusammenfassung (Polygonal-Umformung)
Das Berechnungsverfahren basiert dabei im
Wesentlichen auf zwei Berechnungsschritten:
1. Teil „Sichtlinienprofil“
Festlegung der Augpunkt-Kurve
2. Teil „Tribünenbau“
Polygonal-Umformung einer
darunter liegenden Tribünengeometrie
Die Einstiegsparameter werden definiert und
schrittweise an das projektierte Ergebnis angepasst. Es handelt sich beispielsweise um:
A=
2,85 m
B=
80 cm
C=
12 cm
D=
6,75 m
Brüstungshöhe 2,50 m
minus 0,90 m (Geländer)
= 1,60 m Tribünenhöhe
+ 1,25 m Augpunkt-Höhe
= 2,85 m
Stufen-Breite
Sichtlinien-Qualität „C“
Mindestabstand 6,0 m
(+ 75 cm sh. unten)
Da es sich im ersten Teil um die Berechnung
einer Augpunkt-Kurve handelt, wird als Maßgabe der Augpunkt zurgunde gelegt (rot) In einem
zweiten Arbeitsschritt werden die Höhen- und
Stufenlinien des Tribünenverlaufes festgelgt
(grün).
Haupt-Parameter
Sicherungsprinzip
unten:461. „Muster“-Tabelle
(Unterrang)
rechts oben:462. Farb-Legende
der Parameter-Tabellen
„Anhebung“
(Erste Reihe)
Unterrang
[m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
Trib.+ 1,25m
A=
2.85
b)
Stufen-Breite
B=
0.80
(Eckbereich)
C=
0.12
VK+ 75cm
8.25
D=
10.75
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
10.00
1.60
Muster
c)
„C“-Wert =
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
0. Stg.
10.75
2.85
1. Stg.
(Bsp.)
2. Stg.
3. Stg.
ansteigende
Reihenanzahl
218
Überhöhung
XA - 0.75 m
YA - 1.25 m
Legt die berechnete
Augpunkt-Höhe XA
in der Mittelachse
zugrunde
1. Maximale
Blockgröße
30. Stg.
2. max. Blockg.
40. Stg.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Zweiteiliges Verfahren
An dieser Stelle trennt das Sichtlinien-Konstruktionsverfahren die Ermittlung eines Sichtlinienprofils von der Planung des Tribünenbauwerks.
Nach Festlegung der Parameter A B C D als
Grundlage werden durch die Planungsfaktoren
Erschließungssystem (Querverteiler, Stufengänge) und der Nutzung einer Zuschaueranlage (Medien-Einbauten etc.) als Sonderlemente
in die Tribüne eingebunden. Es wird daher
dringend empfohlen dabei das durchlaufende
Sichtlinienprofil (die Augpunkt-Kurve) als geometrische Maßgabe zugrunde zu legen.
Daher arbeiten die folgenden Tabellen bei dem
Parameter Distanz „D“ grundsätzlich mit dem
Grundrissabstand des Augpunktes und nicht
mit der realen Vorderkante Tribünen-Fußpunkt.
Der Grund ist die planerische Flexibilität bis zur
Leistungsphase V. HOAI „Ausführungsplanung“
z.B. bei Festlegung einer herstellerabhängigen
Brüstungskonstruktion (Vario-Zaun).
Beispiel: „75 cm“ + 15 cm Brüstung
+ 80 cm Stufentiefe „B“
- 20 cm Grundrissabstand
des Augpunktes
Dieser Zahlenwert tritt nur in der „ersten Reihe“
einmal zu Beginn der Berechnung auf. Er ist
variabel und sollte so gewählt werden, dass ein
späteres Unterschreiten des Mindestabstandes
einer Tribüne zum Spielfeld nicht unterschritten
wird. Alle Werte A-D sind daher oberhalb der
Mindestwerte frei wählbar.
Anmerkungen: Die Parameterstudien haben
gezeigt, dass ein Sichtlinienprofil im absoluten
Mindesabstand eher als kritisch zu betrachten
ist.
Erster Schritt:
Unterrang
Nach Festlegung des zu erreichenden Fassungsvermögens steht die Rangigkeit gemäß
Vorbemessungstudie als erster Ansatzpunkt
fest. Der prinzipielle Abstand „D“ der „Ersten
Reihe“ wird durch die entwurfsbedingte Stadionform zugrunde gelegt. Die gewünschte Sichtqualität findet sich im „C“-Wert wieder und der
Sitz-Komfort richtet sich nach der Stufentiefe
„B“. Nach Aufklärung der Sicherheitskonzepte
bestimmt sich die Augpunkt-Höhe „A“, die für
den Grad der Tribünensteilheit verantwortlich
ist. Aus den beschriebenen Faktoren ergibt
sich der Unterrang.
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Zweiter Schritt: Oberrang
Die modernen Stadien/Arenen der „dritten
Generation“ haben gezeigt, dass der Höhenversprung im Regelfall für hochwertige Logen
genutzt wird. Nach entwurflicher Festlung der
Fugenbandhöhe lässt sich im zweiten Tabellenblatt der Höhenverlauf im Oberrang ermitteln.
Eine Trennung der beiden Tabellenteile ist sinnvoll, da sich herausgestellt hat, dass der für den
Unterrang angesetzte „C“-Wert normalerweise
im Oberrang nicht einzuhalten ist. Im Zuge der
Polygonal-Umformung zeigt sich eine geometrisches Phänomen, dass mit zunehmender
Steilheit die mögliche lineare Länge (Anzahl
von Stufen gleicher Steigung) vergrößert.
Unterrang
Oberrang
UR-Polygon
OR-Polygon
Ondulation
Überschreitung von Maximalwerten
Die Studien weisen in der Spalte für die Stufenhöhe STH [cm] die jeweiligen Maximalsteigungen aus. (3x 19 cm = 57 cm)
Alternativ werden die Zahlen von 57-60 cm in
rot ausgegeben, um den Reihenzuwachs bei
Erhöhung der Maximalsteigung anzuzeigen.
Anmerkung: Sollte die Maximierung der Einzelstufensteigung von 19 auf 20 cm durch die
VStättVO bestätigt werden können, so ist diese Maßnahme erst nach Ausnutzung aller Alternativen anzuraten.
Wenn die gewünschte Kapazität innerhalb der
erreichten Grenzwerte nicht ausreicht, hat sich
folgende Vorgehensweise als praktikabel herausgestellt:
Erstens: Absenken der Ersthöhe durch alternative Sicherungsmaßnahmen
Zweitens: Erhöhung der Distanz (eventuell
durch Ausrundung/Aufweitung der
Tribünen-Formgeometrie unter
Kontrolle des absinkenden
„C“-Wertes im Eckbereich)
Drittens: Verkleinerung des Logenversprungs bzw. Verringerung der
Sichtlinien-Qualität „C“ (wie z.B. im
Oberrangbereich)
Sondermaßnahmen wie der geneigte Servicering (7.Sicherungsmöglichkeit) oder eine
„echte“ Ondulation im Eckbereich sind nur in
Ausnahmefällen empfehlenswert.
(siehe 17. Kapitel: „Servicering / Ondulation“)
Beispielrechnung:
0.15 m
+ 0.80 m
- 0,20 m
Standard-Brüstung
Stufen-Breite
Augpunkt-Grundriss
0,75 m
Abstand zur BR-Vorderkante
1,25 m
Augpunkt-Höhe sitzend
Sitz-/Steh-Stufen-Höhe STH [cm]
Eckbereich:
ab 50 cm
Grenzwert - Umwehrung
bis 57 cm
bis 60 cm
ab 60 cm
grün
rot
blau
- ist frei wählbar
- hängt von der Stadionform ab
- Bsp: 7,50 m FIFA-Mindestabstand
+ 0,75 m = 8,25 m
219
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Parameter: „Höhe und Distanz“
Erster Schritt: Unterrang
Die Startpunkthöhe ist der wesentlichste sichtlinienrelevante Planungsfaktor. Er muss unterhalb einer Brüstungshöhe von 2,50 m durch
alternative Sicherungsmaßnahmen der „Ersten
Zuschauerreihe“ abgestimmt werden. Die nebenstehende Tabelle arbeitet mit folgenden
Einstiegsparametern:
A=
B=
C=
D=
Je höher der Startpunkt der Sichtlinienkonstruktion beginnt, desto steiler wird die Tribüne
Je breiter die Stufenbreite ist, desto flacher steigt
die Tribüne an.
Je größer der „C-Wert“ der Sichtlinienüberhöhung, desto schneller steigt die Tribüne an.
Je weiter der Zuschauer vom Betrachtungspunkt
entfernt ist, desto flacher steigt die Tribüne an.
2,85 m
80 cm
12 cm
6,75 m
Brüstungshöhe 2,50 m
Stufen-Breite
Sichtlinien-Qualität „C“
Mindestabstand 6,0 m
Die Entwicklung der Zahlenwerte zeigt eindeutig, dass die Maßnahme „Anhebung der ersten
Reihe“ im Mindestabstand von 6,0 m (Seitenauslinie) in Kombination mit einer 12cm-Sichtlinien-Qualität bereits in Reihe 13 die zulässige
Maximal-Steigung von 3x 19 cm = 57 cm erreicht.
Ein Erhöhung des maximalen Stufenwertes auf
3x 20 cm = 60 cm (neu!) würde 50 % mehr Reihen gleicher Qualität ermöglichen (19. Rh.)
In mehreren Schritten wird nun die Distanz „D“
langsam um jeweils 75 cm vergrößert, bis der
Unterrang über eine gewünschte Kapazität verfügt. In diesem Fall bis zu einer theoretischen
Maximalgröße eines Unterrangblocks mit (zurzeit) 30 Reihen bei einem durchgehenden „C“
-Wert von 12 cm.
6,75 m
7,50 m
8,25 m
9,00 m
9,75 m
entspricht 6,0 m mind. Seitenaus
(Zwischenschritt)
entspricht 7,5 m mind. Toraus
(Zwischenschritt)
(Zwischenschritt)
bei 2,50 m Brüstungshöhe
Dabei werden die maximalen Steigungsverhältnisse in den folgenden Reihen erreicht:
bei 6,75 → 13. Rh. (57 cm) / 19. Rh. (60 cm)
bei 7,50 → 22. Rh. (57 cm) / 30. Rh. (60 cm)
bei 8,25 → 32. Rh. (57 cm) / 44. Rh. (60 cm)
rechts:463. Tabelle N.1
(Unterrang)
Anhebung der „Ersten Reihe“
A= 2,85 m B= 0,80 m C= 0,12 cm D= 6,75 m
220
Bei einer optimalen Entfernung von 9,75 m bei
Anhebung der „Ersten Reihe“ auf eine Brüstungshöhe von 2,50 m steigt der Unterrang so
ausreichend flach an, dass erst in Reihe 28 die
Grenzhöhe von 50 cm erreicht wird, von der
an eine 65cm-Sitzplatz-Umwehrung notwendig
wird. (Die beiden letzten Reihen bis max. 30
könnten beispielsweise die beiden Außen-Sitzreihen vor dem Logenband sein.)
„Gerundete“ Tribünen-Geometrie
Sollte die Zuschaueranlage keine affine Abbildung des Spielfeldes sein, d.h. Vorderkante
Tribüne und Seitenaus verlaufen nicht parallel,
dann liegt gemäß „Mittellinien-Verfahren“ die
Tribünenachse mit beispielsweise 9,75 m Augpunkt-Abstand in optimaler Entfernung bei 12
cm „C“ -Wert.
In der freistehenden Spalte (rechts) erkennt
man jedoch den so genannten „Eck-Konflikt“,
falls sich bei gerundeter Tribünen-Geometrie
der Eckbereich im Mindestabstand von 6,0 m
Seitenaus befindet (bzw. 7,50 m Toraus). Man
kann eindeutig ablesen, dass bei einem Mindestabstand in den ersten zehn Reihen den
kritische Wert von 6 cm Sichtlinien-Überhöhung unterschritten und im gesamten UR kein
„zulässiger“ Mindest-C-Wert von 9 cm erreicht
wird. Wenn die Krümmung der Tribüne allerdings so geführt wird, dass im Eckbereich die
Torauslinie mit 7,50 m Service-Sicherheitsabstand zum Tragen kommt, verbessern sich die
C-Werte augrund des größeren Abstands.
Anmerkung:
Bei gerundeten Geometrien
sollte der Eckbereich mit einem Mindestwert
von 9 cm ausgestattet werden. Es ist geometrisch-gesetzmäßig davon auszugehen, dass
sich zur jeweiligen Tribünenmitte die „C“ -Werte
erhöhen.
Interpolieren der maximalen Blockgröße
Bei einer optimierten Distanz von 9,75 m wird in
diesem Beispiel eine UR-Stufenhöhe von 53,2
cm erst in Reihe 40 erreicht. In diesem Fall
könnte eine 1.200 Personen max. Blockgröße
mit 40 Reihen interpoliert werden (neu!)
Mindestkapazitäten moderner Sport- und
Veranstaltungsstätten für den internationalen
Fußballbetrieb liegen bei 40.000 Sitzplätzen.
In Abhängigkeit zum verwendeten GrundrissFormtyp wird eine Zwei-Rangigkeit ab 2025.000 Zuschauern notwendig.
Anmerkung: Sollte der Oberrang durch ein
Horizontalband mit einem vertikalen Höhenversatz geometrisch abgesetzt werden, dann
wirkt sich dieser auf die notwendige Steilheit
extrem stark aus. Aus diesem Grund scheint
trotz „optimalem“ Unterrang als Nächstes eine
detaillierte Untersuchung des Höhenprofils im
Oberrang äußerst wichtig zu sein, um festzustellen, wieviele Reihen im OR mit welcher
Sichtlinien-Qualität möglich werden.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Kommentar: Für den UR scheint 9,75 m optimal, jedoch müssen die Auswirkungen auf den
Oberrang untersucht werden!
„Anhebung“
(Erste Reihe)
Unterrang
[m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
Trib.+ 1,25m
A=
2,85
b)
Stufen-Breite
B=
0,80
Beispiel
Beispiel
c)
Überhöhung
(Eckbereich)
C=
0,12
D = 9,75
D = 9,75
VK+ 75cm
6,75
D=
6,75
Ecke = 6,75
Ecke = 8,25
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
6,15
1,600
Tab. N.1
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
0. Stg.
6,75
2,850
160,00
1. Stg.
7,55
3,322
47,20
12,0
6,95
2,072
2,3
8,0
2. Stg.
8,35
3,807
48,47
12,0
7,75
2,557
2,9
8,2
3. Stg.
9,15
4,303
49,62
12,0
8,55
3,053
3,4
8,3
4. Stg.
9,95
4,810
50,67 !!
12,0
9,35
3,560
3,9
8,5
5. Stg.
10,75
5,326
51,64
12,0
10,15
4,076
4,3
8,6
6. Stg.
11,55
5,851
52,53
12,0
10,95
4,601
4,6
8,7
7. Stg.
12,35
6,385
53,36
12,0
11,75
5,135
5,0
8,9
8. Stg.
13,15
6,926
54,14
12,0
12,55
5,676
5,2
9,0
9. Stg.
13,95
7,475
54,87
12,0
13,35
6,225
5,5
9,1
10. Stg.
14,75
8,030
55,56
12,0
14,15
6,780
5,7
9,2
11. Stg.
15,55
8,593
56,21
12,0
14,95
7,343
6,0
9,2
12. Stg.
16,35
9,161
56,82
12,0
15,75
7,911
6,2
9,3
13. Stg.
17,15
9,735
57,41
12,0
16,55
8,485
6,3
9,4
14. Stg.
17,95
10,315
57,97
12,0
17,35
9,065
6,5
9,5
15. Stg.
18,75
10,900
58,51
12,0
18,15
9,650
6,7
9,5
16. Stg.
19,55
11,490
59,02
12,0
18,95
10,240
6,8
9,6
17. Stg.
20,35
12,085
59,51
12,0
19,75
10,835
7,0
9,7
18. Stg.
21,15
12,685
59,98
12,0
20,55
11,435
7,1
9,7
19. Stg.
21,95
13,289
60,43
12,0
21,35
12,039
7,2
9,8
20. Stg.
22,75
13,898
60,87
12,0
22,15
12,648
7,3
9,8
21. Stg.
23,55
14,511
61,29
12,0
22,95
13,261
7,4
9,9
22. Stg.
24,35
15,128
61,70
12,0
23,75
13,878
7,6
9,9
23. Stg.
25,15
15,749
62,09
12,0
24,55
14,499
7,7
9,9
24. Stg.
25,95
16,373
62,48
12,0
25,35
15,123
7,7
10,0
25. Stg.
26,75
17,002
62,85
12,0
26,15
15,752
7,8
10,0
26. Stg.
27,55
17,634
63,21
12,0
26,95
16,384
7,9
10,1
27. Stg.
28,35
18,269
63,55
12,0
27,75
17,019
8,0
10,1
28. Stg.
29,15
18,908
63,89
12,0
28,55
17,658
8,1
10,1
29. Stg.
29,95
19,551
64,22
12,0
29,35
18,301
8,2
10,2
30. Stg.
30,75
20,196
64,54
12,0
30,15
18,946
8,2
10,2
31. Stg.
31,55
20,845
64,85
12,0
30,95
19,595
8,3
10,2
32. Stg.
32,35
21,496
65,16
12,0
31,75
20,246
8,4
10,3
33. Stg.
33,15
22,151
65,46
12,0
32,55
20,901
8,4
10,3
34. Stg.
33,95
22,808
65,75
12,0
33,35
21,558
8,5
10,3
35. Stg.
34,75
23,468
66,03
12,0
34,15
22,218
8,5
10,3
221
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Auswirkungen im Oberrang
Zweiter Schritt: Oberrang
Die folgenden Einstiegsparameter haben gezeigt, dass es sich um eine optimale Distanz
zum Spielfeld handelt, wenn als Sicherungsmaßnahme eine Brüstungshöhe von 2,50 m
gewählt wird:
A=
B=
C=
D=
oben:464. Systemschnitt Logenband
Raumhöhe 2,5 m
Höheversatz der Augpunkt letzte Reihe UR
und erste Reihe OR a = - 1,0 m
h = + 2,80 m
rechts:465. Tabelle N.2
(Oberrang)
Anhebung der „Ersten Reihe“
Logenversprung:
a = - 1,0 m
h = + 2,80 m
Wichtiger Hinweis!
Die Parameter A/B/C/D beziehen sich bei der
Sichtlinien-Konstruktion ausschliesslich auf
den Augpunkt und werden erst in einem zweiten
Schritt in Tribünenparameter übertragen. Baukonstruktion und Erschließungssysteme bleiben
flexibel gestaltbar.
Jedes WM-Stadion arbeitet mit unterschiedlichen
Brüstungsarten und teilweise liegt die erste Sitzplatzreihe nicht direkt hinter der Stadion-Umfriedung.
Daher werden zur besseren Vergleichbarkeit in
einer Übersicht nur die Angaben für die TribünenVorderkante zusammengefasst.
Distanz der „Ersten Reihe“
Vorderkante in [m]
Längsseite Kurzseite
Typ Berlin
Typ Dortmund
Typ Frankfurt
Typ Gelsenkirchen
Typ Hamburg
Typ Hannover
Typ Kaiserslautern
Typ Köln
Typ Leipzig
Typ München
Typ Nürnberg
Typ Stuttgart
222
24,20
5,65
11,80
11,00
10,85
14,05
13,60
7,20
14,70
8,00
19,85
17,75
42,00
6,40
13,70
11,50
11,30
16,90
10,10
8,15
13,90
8,00
36,55
38,70
2,85 m
80 cm
12 cm
10,75 m
Brüstungshöhe 2,50 m
Stufen-Breite
Sichtlinien-Qualität „C“
Startentfernung Augpunkt
Die empfohlene Sichtlinien-Überhöhung der
FIFA/UEFA mit 12 cm lässt sich mit den oben
genannten Parametern im Oberrang nicht umsetzen. In diesem Fall liegt der Startpunkt „Stufenhöhe“ bereits in der ersten Reihe OR über
57 cm und erreicht bereits in Reihe 5 eine Höhe
von 60 cm. Die nebenstehende Haupttabelle
(rechts) reagiert daher mit einem Absenken des
„C“ -Wertes auf 9,0 cm bei gleichbleibender Tribünengeometrie (A/B/D). Wenn man in einem
Zwischenschritt mit zunächst gleichbleibender
Distanz von 9,75 m („D“) arbeitet, wird die Möglichkeit deutlich, dass die Erhöhung der Maximalsteigung einer Gehstufe von 19 cm auf 20
cm über etwa 20 Reihen länger die SichtlinienÜberhöhung beibehalten werden könnte.
Da eine Erhöhung auf max. 20 cm jedoch zurzeit nur im Rahmen dieser Dissertation vorgeschlagen wird, sind die Planer heute gezwungen einen weiteren Parameter zu verändern,
um die zulässige Steigung einzuhalten.
Die Haupttabelle (rechts) zeigt, dass lediglich
plus 1,0 m Distanz der „Ersten Reihe“ von 9,75
m auf 10,75 m einen reduzierten „C“ -Wert von
9 cm bis in die 29 Rh. des Oberranges ermöglicht. Dies entspricht im Mittelwert etwa der
Distanz aller zwölf WM-Stadien auf der Stadion-Längsseite, die mit einer gerundeten oder
„aufgeweiteten“ Tribünengeometrie arbeiten.
„C“ -Wert (Eckbereich)
Im Eckbereich wird ein „dramatischer“ Abfall
der Sichtqualität deutlich, falls der Parameter
Eckabstand im UR auf dem Seitenaus-Mindestabstand von 6,0 m (Tribünenvorderkante)
gesetzt ist. Die Qualität sinkt um mehr als die
Hälfte auf durchgehend unter 6 cm.
Wenn die Eckdistanz statt auf 7,50 m Torauslinien-Mindestabstand angehoben wird, dann
bleibt der „C“ -Wert im Eckbereich überwiegend
oberhalb des kritischen 6 cm-Wertes.
Parameter: Stufenbreite
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass in
Oberrangtribünen, die durch ein StandardLogenband abgesetzt sind, Stufensteigungen
von über 50 cm erzeugt werden, falls der Tribünenfußpunkt auf eine Brüstungshöhe von
2,50 m angehoben wird. In diesem Fall werden
Umwehrungsmaßnahmen hinter jeder Stufenreihe notwendig. Die Konstruktion befindet sich
entweder direkt in der Stuhl-Rückenlehne oder
wird durch freistehende 65cm-Bügel sichergestellt. Wenn bei einer Regelstufen-Breite von
80 cm keine Klappstühle eingesetzt werden
sollen, z.B. aus Gründen der Wirtschaftlichkeit,
dann verbleibt planerisch als Mindest-Durchgangsbreite weniger als 40 cm, da die Umwehrungskonstruktion abzuziehen ist.
Die Sondertabelle (rechts aussen) zeigt jedoch
anschaulich, dass bei Erhöhung der Stufenbreite von 80 auf beispielsweise 85 cm bereits in
Reihe 10 die max. Stufensteigung (3x 19 cm =
57 cm) erreicht ist. Wenn dem Vorschlag einer
3x 20 cm = 60 cm Maximalgrenze entsprochen
werden darf, dann stellt die oben genannte
Breite von 85 cm kein Problem dar. Ansonsten
muss durch schrittweises Absenken des „C“ Wertes die Maximalsteigung 57 cm eingehalten
versucht werden einzuhalten.
Mit dieser Maßnahme wird die Sichtlinien-Qualität einer Zuschauertribüne merklich unter die
„FIFA-zulässige 9cm-Grenze“ verschlechtert.
Alternativ kann der Bauher und Planer auf die
kostentechnisch teurere Variante mit Klappstühlen ausweichen.
Hinweis! Dieses Beispiel zeigt sehr anschaulich wie komplex die Zusammenhänge von
Sichtqualität und Tribünengeometrie sind.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
„Anhebung“
(Erste Reihe)
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
UR =
b)
Stufen-Breite
c)
Überhöhung
Tab. N.2
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
2,85
Oberrang
[m]
A=
18,26
B=
0,80
Kommentar:
Die rechte Sonderspalte
zeigt die Auswirkung einer Stufentiefenerhöhung bei gleichbleibendem C-Wert.
UR =
(8,25)
(Eckbereich)
C=
0,09
UR =
10,75
31,25
D=
33,75
B2 = 0,85
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
C2 = 0,09
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
UR = 10,75
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
0. Stg.
33,75
18,265
33,15
17,015
1. Stg.
34,55
18,790
52,51
33,28
5,6
33,95
17,540
55,23
2. Stg.
35,35
19,317
52,72
33,38
5,7
34,75
18,067
55,45
3. Stg.
36,15
19,846
52,92
33,48
5,7
35,55
18,596
55,66
4. Stg.
36,95
20,377
53,12
33,58
5,8
36,35
19,127
55,87
5. Stg.
37,75
20,910
53,31
33,68
5,9
37,15
19,660
56,08
6. Stg.
38,55
21,445
53,50
33,77
5,9
37,95
20,195
56,28
7. Stg.
39,35
21,982
53,69
33,87
6,0
38,75
20,732
56,48
8. Stg.
40,15
22,521
53,87
33,96
6,0
39,55
21,271
56,67
TribünenNeigung
[grd]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
9. Stg.
40,95
23,062
54,05
34,05
6,1
40,35
21,812
56,86
10. Stg.
41,75
23,604
54,23
34,13
6,1
41,15
22,354
57,04
11. Stg.
42,55
24,148
54,40
34,22
6,2
41,95
22,898
57,23
12. Stg.
43,35
24,694
54,57
34,30
6,2
42,75
23,444
57,40
13. Stg.
44,15
25,241
54,74
34,38
6,3
43,55
23,991
57,58
14. Stg.
44,95
25,790
54,90
34,46
6,3
44,35
24,540
57,75
15. Stg.
45,75
26,341
55,06
34,54
6,3
45,15
25,091
57,92
16. Stg.
46,55
26,893
55,22
34,61
6,4
45,95
25,643
58,08
17. Stg.
47,35
27,446
55,37
34,69
6,4
46,75
26,196
58,24
18. Stg.
48,15
28,002
55,52
34,76
6,5
47,55
26,752
58,40
19. Stg.
48,95
28,558
55,67
34,83
6,5
48,35
27,308
58,56
20. Stg.
49,75
29,117
55,82
34,91
6,5
49,15
27,867
58,71
21. Stg.
50,55
29,676
55,97
34,98
6,6
49,95
28,426
58,86
22. Stg.
51,35
30,237
56,11
35,04
6,6
50,75
28,987
59,01
23. Stg.
52,15
30,800
56,25
35,11
6,6
51,55
29,550
59,15
24. Stg.
52,95
31,364
56,39
35,18
6,7
52,35
30,114
59,30
25. Stg.
53,75
31,929
56,52
35,24
6,7
53,15
30,679
59,44
26. Stg.
54,55
32,496
56,66
35,31
6,7
53,95
31,246
59,58
27. Stg.
55,35
33,063
56,79
35,37
6,7
54,75
31,813
59,72
28. Stg.
56,15
33,633
56,92
35,43
6,8
55,55
32,383
59,85
29. Stg.
56,95
34,203
57,05
35,49
6,8
56,35
32,953
59,98
30. Stg.
57,75
34,775
57,17
35,55
6,8
57,15
33,525
60,11
31. Stg.
58,55
35,348
57,30
35,61
6,8
57,95
34,098
60,24
32. Stg.
59,35
35,922
57,42
35,67
6,9
58,75
34,672
60,37
33. Stg.
60,15
36,497
57,54
35,73
6,9
59,55
35,247
60,50
223
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tab. O.1
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
b)
Stufen-Breite
c)
Überhöhung
d)
rechts/links
oben:466./467. Tabelle O.1/O.2
Parameterstudie „Zaun“
(127.) Grundrissform geometrisch „offenes“ Rechteck
(283.) Schnittskizze Sicherung der „Ersten Reihe“
rechts/links
unten:468./469. Tabelle P.1/P.2
Parameterstudie „Graben“
(131.) Grundrissform - Kreissegmente
(284.) Schnittskizze Sicherung der „Ersten Reihe“
„Zaun“
„erste“ Augpkt.-Distanz
(Erste Reihe)
Unterrang
[m]
Trib.+ 1,25m
A=
1,55
B=
0,80
(Eckbereich)
C=
0,12
VK+ 75cm
6,75
D=
6,75
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
6,15
0,300
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
0. Stg.
6,75
1,550
30,00
1. Stg.
7,55
1,868
31,79
12,0
6,95
0,618
2. Stg.
8,35
2,199
33,06
12,0
7,75
0,949
3. Stg.
9,15
2,541
34,21
12,0
8,55
1,291
30. Stg.
30,75
14,274
49,13
12,0
30,15
13,024
31. Stg.
31,55
14,768
49,45
12,0
30,95
13,518
32. Stg.
32,35
15,266
49,75
12,0
31,75
14,016
33. Stg.
33,15
15,766
50,05 !!
12,0
32,55
14,516
40. Stg.
38,75
19,347
51,94
12,0
38,15
18,097
Kommentar zur Tabelle O.1 (oben):
Die Sicherungsmaßnahme „Zaun“ ermöglich in Abhängigkeit des
Mindest-Blickwinkels (vertikal) über die Werbebande den niedrigsten Tribünen-Fußpunkt (30 cm). Erst in der 33. Reihe wird der
Grenzwert von 50 cm für Sitzplatz-Umwehrungen erreicht.
Da hierbei von einer spielfeld-parallelen Tribünenführung und
Rechteck-Geometrie ausgegangen wird, bleibt der C-Wert im Eckbereich unverändert.
Tab. P.1
„ERSTE REIHE“
Unterrang
[m]
Trib.+ 1,25m
A=
1,90
B=
0,80
(Eckbereich)
C=
0,12
VK+ 75cm
6,75
D=
8,25
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
X-Wert
Y-Wert
b)
Stufen-Breite
variabel
2.85 m
c)
Überhöhung
2. Möglichkeit:
„Graben 1,80 / 0,95 m“
variabel
1.90 m
3. Möglichkeit:
„Zaun - 2,20 m“
variabel
1.55 m
4. Möglichkeit:
„Wembley 1,80 / 0,65 m“ 8.25 m
1.90 m
5. Möglichkeit:
„Doppelzaun - 2,20 m“
1.90 m
6. Möglichkeit:
„Ordner-Präsenz“
7. Möglichkeit:
„Absenkung 5%“
35 cm / 7,5 m
50 cm / 8,5 m
224
(Erste Reihe)
„Graben“
1. Möglichkeit:
„Anhebung - 2,00 m“
d)
8.25 m
8.25 m
8.25 m
9.25 m
1.90 m
2.45 m
2.30 m
„erste“ Augpkt.-Distanz
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Kommentar zur Tabelle P.1 (unten):
Weitere Sicherungsmaßnahme wie z.B. der „Graben“ benötigen
mehr Fläche im Stadion-Innenraum. Die Sicherheits-Varianten
„Wembley/Doppelzaun/Ordner-Präsenz oder Absenkung“ benötigen dabei mindestens 7,50 m Mindestabstand bis zur Tribünenvorderkante (plus 75 cm bis zum Standard-Augpunkt) und entsprechen
damit der bisherigen Mindestanforderung im Torausbereich.
Größere Entfernung bedeutet wegen des Werbebanden-MindestBlickwinkels (vertikal) einen höheren Startpunkt.
0. Stg.
8,25
1,900
65,00
7,65
0,650
1. Stg.
9,05
2,216
31,59
8,1
8,45
0,966
2. Stg.
9,85
2,542
32,65
8,3
9,25
1,292
3. Stg.
10,65
2,879
33,62
8,5
10,05
1,629
30. Stg.
32,25
14,200
47,23
10,3
31,65
12,950
40. Stg.
40,25
19,076
49,91
10,5
39,65
17,826
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tab. O.2
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
„Zaun“
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
b)
Stufen-Breite
c)
Überhöhung
d)
(Erste Reihe)
UR =
„erste“ Augpkt.-Distanz
1,55
Oberrang
[m]
A=
16,29
B=
0,80
(UR =)
7,50
(Eckbereich)
C=
0,09
UR =
7,50
30,50
D=
30,50
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
30,50
16,287
29,90
15,037
0. Stg.
TribünenNeigung
[grd]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
1. Stg.
31,30
16,807
51,96
33,00
9,0
30,70
15,557
2. Stg.
32,10
17,328
52,19
33,12
9,0
31,50
16,078
3. Stg.
32,90
17,853
52,41
33,23
9,0
32,30
16,603
30. Stg.
54,50
32,698
57,00 !!
35,47
9,0
53,90
31,448
40. Stg.
62,50
38,467
58,24
36,05
9,0
61,90
37,217
Kommentar zur Tabelle O.2 (oben):
Wenn man den Mindestabstand des Zaunes auf der Längsseite
eines Stadion nicht vergrößert, dann wird die max. Stufensteigung
bereits nach etwa 10 OR-Reihen erreicht. Das Logenband wird
nach theoretisch 30 Reihen einer Maximal-Blockgröße in StandardAbmessungen angeordnet.
Die obige Tabelle zeigt, dass lediglich 75 cm mehr Distanz einen
Oberrang mit ebenfalls 30 Reihen ermöglicht, ohne dass sich dabei
der „C“ -Wert unterhalb der vorgegebenen Zahl von 9 cm bewegt.
Tab. P.2
„Graben“
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
b)
Stufen-Breite
c)
Überhöhung
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
Kommentar zur Tabelle P.2 (unten):
Der größere Mindestabstand von 8,25 m im Vergleich zur oberen
Tabelle (7,50 m) wird durch den nur geringfügig höheren Startpunkt
von 65 cm statt 30 cm bereits „aufgebraucht“ und sorgt dafür, dass
die Maximalsteigung von 57 cm schon in Reihe 25 überschritten
wird.
Die hier gewählte Grundrissform einer „aufgeweiterten“ oder ausgerundeten Tribüne über drei Kreissegmente zeigt durch die „C“
-Wert-Differenz die besondere Sichtlinien-Situation im Eckbereich.
(Erste Reihe)
UR =
1,90
Oberrang
[m]
A=
17,00
B=
0,80
(UR =)
6,75
(Eckbereich)
C=
0,09
UR =
8,25
29,75
D=
31,25
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
0. Stg.
31,25
17,000
30,65
15,750
1. Stg.
32,05
17,528
52,75
33,40
6,9
31,45
16,278
TribünenNeigung
[grd]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
25. Stg.
51,25
30,762
57,02 !!
35,48
7,6
50,65
29,512
29. Stg.
54,45
33,056
57,57
35,74
7,6
53,85
31,806
30. Stg.
55,25
33,633
57,70
35,80
7,6
54,65
32,383
225
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Servicering mit Gefälle
Quergefälle max. 5%
1. Nutzungseinschränkung
2. Vorsicht bei schmalem Transportgut
oder Ladung mit hohem Schwerpunkt.
rechts oben:470. Tabelle Q
„Absenkung der Tribüne“
(Stufenweise Absenkung des Fußpunkt bei
gleichzeitiger Vergrößerung des Abstandes
durch geneigten Servicering)
rechts unten:471. „geneigter Servicering“
(Zeichnung einer Entladesituation
mittels Gabelstapler)
Die meisten Nutzungen des Innenraumes ziehen einen ebenerdigen Servicering vor. (max.
Gefälle entwässerungsgeneigt 2%) Die Untersuchung der Höhenentwicklung eines Sichtlinienprofils hat jedoch gezeigt, dass in einem
„niedrigeren“ Fußpunkt ein wahrnehmbarer
Mehrwert für die Sichtqualität liegt.
In diesem Abschnitt soll die 7. Möglichkeit der
Spielfeldsicherung, die Absenkung des Servicerings aufgeklärt werden. (Alternativ kann
die Spielfeldebene gegenüber der Tribüne
angehoben werden. In beiden Fällen wird der
Servicering geneigt ausgeführt und mit einem
Quergefälle ausgestattet.) Grundlage ist das
oben genannte Beispiel als „steilste“ Ausgangssituation = Sicherung durch Anhebung
auf Brüstungshöhe von 2,50 m.
Die Nutzungen der Serviceringes sind während
der Veranstaltung überwiegend personelle Unterstüzungsmaßnahmen von Spielern (Trainerbank) und Pressearbeit (Fotographen etc.)
Außerhalb des Spielbetriebs wird der Servicering allerdings überwiegend von Maschinen
zur Rasenpflege und dem Lieferverkehr für
den Auf- und Abbau multifunktionaler Veranstaltungen gebraucht. Im Katastrophen- oder
Rettungsfall müssen große Einsatzfahrzeuge
in den Stadionraum ein- und diesen umfahren
können.
Normalerweise muss für den Aufbau einer
Showbühne ein LKW-Sattelzug (L = 16,50 m)
im Servicering halten und ausladen können.
Um ein weiteres Fahrzeug passieren lassen
zu können ohne mit einem LKW-Rad auf die
Rasenfläche zu kommen, sollte der Servicering
günstigerweise mindestens 2x 3,0 m betragen.
Maßgaben für das Quergefälle
Die Begrenzung eines max. Quergefälles
stammt in erster Linie aus der Nutzungsbegrenzung, dem Be- und Entladen eines LKW´s
mittels Gabelstapler.
„Die Ladung ... [ist] so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder
plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen
oder vermeidbaren Lärm erzeugen können.
Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten... Fahrzeug und Ladung dürfen
zusammen nicht breiter als 2,55 m und nicht
höher als 4 m sein.“ [101]
[101]
[102]
226
Nach Rücksprache mit der Berufgenossenschaft für Fahrzeughaltung, Hamburg, besteht
zurzeit keine offizielle Begrenzung eines maximalen Quergefälles bei Be- und Entladesituationen eines LKW. Grundsätzlich geht der
Personenschutz vor!
In Begug auf eine vergleichbare Situation „ein
Rad auf dem Bordstein“ ergibt sich ein Gefälle
von max. 5% bei einer LKW-StVO-Breite von
b = 2,55 m und einem normalhohen Bordstein
von h = 12,5 cm. Wenn dieser Standardfall
als Planungsgrundlage für ein definiertes 5%Quergefälle im Servicering herangezogen wird,
so gilt folgende Einschränkung, die bei der
Gesamtplanung mit der Bauherrenschaft abgeklärt werden muss:
Ein Quergefälle von 5% ist für Standardladegut dann noch zulässig, wenn dieses weder besonders schmal ist noch einen hohen
Schwerpunkt hat.
Ansonsten muss im Einzelfall für entsprechende Ausgleichsmaßnahmen gesorgt werden. Dies gilt auch für den Gabelstaplerverkehr
im gesamten Lade- und Aufbauvorgang. [102]
Zusammenfassung
Die Parameterstudie hat für „5%“-ServiceringNeigung ergeben, dass ein Höhengewinn
durch 30 cm Absenkung bei 7,50 m Abstand
zur Vorderkante Tribüne gegenüber der Normalbrüstungshöhe von 2,50 m, die Maximalsteigung (57 cm) im Unterrang erst 12 Reihen
später erreicht wird.
Wenn die Absenkung auf 35 cm gesetzt wird,
dann vergrößert sich der Abstand wieder um
einen weiteren Meter (5%). Diese Option ergibt
im Oberrang eine Verbesserung von 12 Reihen
spätere Maximalsteigung (statt 2.Rh. → 13.)
Tabelle Q dokumentiert den Unterschied zwischen der normalen Anhebung der ersten Reihe mit einer Brüstungshöhe von 2,50 (= 2,85 m
Augpunkt-Höhe) und einer Optimierung durch
Absenkung um 40 cm bei gleichzeitiger Vergrößerung des Abstandes auf 1,5 m Rasenstreifen
+ 8,0 m breitem Service-Ring. Dabei erreicht
die Tribüne ihre maximale Steigung von 57 cm
24 Reihen später.
Anmerkung: Die 7. Möglichkeit ist trotz der
offensichtlichen sichtlinientechnischen Vorteile
gegenüber den Nutzungsaskpeten als eher kritisch anzusehen.
Zitat aus „Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) I. Allgemeine Verkehrsregeln §22 Ladung, Satz 1-2
Telefonische Rücksprache (08.03.06) mit dem Obmann (Hr. Börner) des Fachausschusses Verkehr/Fahrzeuge
und stellv. Leiter und techn. Aufsichtsbeamte der BG für Fahrzeughaltung, Hamburg
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
„Anhebung“
(Erste Reihe)
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
UR =
b)
Stufen-Breite
c)
Überhöhung
Tab. Q
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
2,45
Kommentar:
Die rechte Sonderspalte
zeigt die Auswirkung ohne eine optimierende Absenkung.
Oberrang
[m]
A=
17,33
B=
0,80
+0m
Absenkung !
(UR =)
8,25
(Eckbereich)
C=
0,09
UR =
10,25
31,25
D=
33,25
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
A2 = 2,85
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
UR = 10,25
Augpunkt
GrundrissAbstand
XA [m]
Augpunkt
Gesamthöhe
(ab Spielfeld)
YA [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
Tribüne
StufenAbstand
X [m]
Tribüne
StufenHöhe
Y [m]
Sitz-/StehStufenHöhe
STH [cm]
0. Stg.
33,25
17,327
32,65
16,077
1. Stg.
34,05
17,836
50,91
32,47
6,4
33,45
16,586
54,12
2. Stg.
34,85
18,348
51,12
32,58
6,4
34,25
17,098
54,33
3. Stg.
35,65
18,861
51,32
32,68
6,5
35,05
17,611
54,54
18. Stg.
47,65
26,780
53,96
34,00
7,0
47,05
25,530
57,18
28. Stg.
55,65
32,256
55,37
34,69
7,3
55,05
31,006
58,59
30. Stg.
57,25
33,367
55,63
34,81
7,3
56,65
32,117
58,84
39. Stg.
64,45
38,428
56,70
35,33
7,5
63,85
37,178
59,92
40. Stg.
65,25
38,996
56,81
35,38
7,5
64,65
37,746
60,03
41. Stg.
66,05
39,565
56,92
35,43
7,5
65,45
38,315
60,14
42. Stg.
66,85
40,135
57,03
35,48
7,5
66,25
38,885
60,25
50. Stg.
73,25
44,736
57,86
35,88
7,6
72,65
43,486
61,07
TribünenNeigung
[grd]
C-Wert
im Eckbereich!
C [cm]
5%
227
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
„Polygonal-Umformung“
Veränderung des „C“ -Wertes
Nachdem unter Abwägung aller Planungsaspekte eine geeignete Augpunkt- oder Sichtlinien-Überhöhungskurve entwickelt worden ist,
soll in einer zweiten Überarbeitung eine Polygonal-Umformung durchgeführt werden.
Die folgenden vier Tabellenabschnitte zeigen
die ansteigende Notwenigkeit einer Höhenanpassung der Bestuhlung auf, damit die Augpunkt-Kurve auf dem veränderten Tribünenverlauf konstant bleibt.
Anmerkung: Die folgenden Tabellen basieren
auf den Parametern einer Zwei-Rang-Tribüne
mit dem Sicherheitskonzept „Anhebung der
Ersten Reihe“, da diese aufgrund des erhöhten Tribünen-Fußpunktes die am stärksten
gekrümmte Aufrisskurve erhält und die Differenzen sich durch eine Polygonal-Umformung
am deutlichsten aufzeigen lassen.
Tabelle R.1
„Einzelstufen“ (ohne Polygon-Umformung) Der
Verlauf entspricht exakt dem Kurvenverlauf, da
jede Stufe eine „neue“ Höhe hat. Der C-Wert
bleibt unverändert, die Sichtqualität bleibt konstant, wie gefordert. Der Höhenversatz innerhalb der Lauflinie eines Stufengang beginnt unterhalb des grenzwertes von 5 mm und nimmt
stetig ab.
A=
B=
C=
D=
2,85 m
80 cm
12 cm
10,75 m
Brüstungshöhe 2,50 m
Stufen-Breite
Sichtlinien-Qualität „C“
optimale Distanz
Die gebauten Beispiele weisen einen sehr unterschiedlichen baukonstruktiven Umgang mit
den Sitz-/Stehstufen einer Tribünenanlage auf.
In Zusammenarbeit zwischen dem Tragwerksplaner, Bauunternehmer (Fertigteilproduzent)
und Architekten muss aus eine Entscheidung
zu Tragfähigkeit und Stützenstellung (Abstand
der Zahnbalken = Stufen-Auflager), Logistik
und Materialeinsatz gefällt werden.
Erhöhte Spannweiten, die eine höhere Steifigkeit der Einzelstufe erfordern, verringerte
Spannweiten, die „kleinere“ Fertigteile erlauben, aber eine größere Stützenanzahl im Nebennutzungsbereich provozieren oder „Mehrlinge“, d.h. Fertigteile, die mehrere Sitzstufen
vereinen.
In der heutigen Baupraxis haben sich „Drillinge“
als wirtschaftlich günstige Lösung herausgestellt. Sie bringen den Vorteil mit sich, dass der
Fugenanteil gedrittelt wird. Dies gewinnt zunehmend an Wichtigkeit, insofern die Tribüne
die Qualität einer allgemeinen Dachkonstruktion oberhalb hochwertiger Nebennutzungen
unter der Konstruktion (F90, Rauch- und Regendichtigkeit etc.) Block- oder Gehstufen
werden im Stufengangbereich zumeist nur auf
die gedichtete, vollwertige Tribünenkonstruktion aufgelegt und lagefixiert. In den Tabellen
(rechts) wird schrittweise die Unterrangtribüne
„polygonalisiert“ und die Auswirkungen auf den
notwendigen Höhenausgleich der Bestuhlung
und Höhenversatz (Toleranz) in der Lauflinie
des Stufengangs untersucht.
Tabelle R.2
„Zwillingstufen“ (kleinste Polygon-Umformung)
Der notwenige Höhenausgleich der Bestuhlung
beginnt bei etwa einem halben Zentimeter (0,42 cm) und nimmt stetig ab. Der „C“ -Wert
pendelt dabei im Zweiertakt um die jeweils gleiche Größenordnung nach unten und oben. Aus
baupraktischer Sicht ist die Höhen-Nivellierung
des Bauteils „Stuhl“ gegenüber dem wesentlich
schwereren und weniger leicht anzupassenden
Bauteil „Betonstufe“ nahe liegend. Aber im Zusammenhang mit baupraktischen Toleranzen
liegt die Veränderung der geplanten Sitzhöhe
weit unterhalb der Bautoleranzen (siehe Abschnitt: „DIN 18203-1“)
Anmerkung: Aus diesem Grund kann der
Höhen-Ausgleich für die Bestuhlung entfallen,
sofern eine Abweichung von der geplanten
Sichtqualität „C“ mit + 5 mm (neu!) vertraglich
vereinbart ist.
In der Tabelle (rechts unten) ist ein Zahlenwert
auffällig (-58,3 !! mm, rot). Dieser Sprung entsteht an der Stufe < 38 cm, da die Gehstufen
von einem Zwilling- auf ein Drilling-GehstufenSystem wechseln. Sollte dies geschehen, dann
sind die Stufensteigungen (im Beispiel 1.-5.
Rh.) ebenfalls in Drillinge umzuwandeln (mind.
10 cm je Gehstufe).
links:
(359.) Systemzeichnungen für Tribünenfertigteile
Beispiele aus sechs WM-Stadien
Einzel-, Zwilling oder Drilling-Stufen in Winkel
form auf Zahnbalken oder als getreppte/
geneigte Flachdecke auf Unterzügen
rechts:472./473. Tabelle R.1/R.2
„Polygonal-Umformung“
(Stufenweise Erhöhung der Linerarlänge
durch Hintereinanderschalten von
Drilling-Fertigteilen.)
228
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tab. R.1
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
„Anhebung“
(Erste Reihe)
Einzelstufe
UR
Polygon
[m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
A=
2,85
b)
Stufen-Breite
B=
0,80
c)
Überhöhung
C=
0,12
D=
10,75
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
g)
Steigungsanzahl
„linear“
1
h)
Mehrfach-Stufe
Breite
0,80
C-Wert
exakt
C [cm]
0. Stg.
1. Stg.
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
160,00
12,00
34,10
23,09
17,05
4,2
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
10,15
1,600
10,95
1,941
2. Stg.
12,00
34,93
23,59
17,47
3,9
-
11,75
2,290
3. Stg.
12,00
35,71
24,06
17,86
3,7
-
12,55
2,647
4. Stg.
12,00
36,44
24,49
18,22
3,4
-
13,35
3,012
5. Stg.
12,00
37,13
24,90
18,56
3,3
-
14,15
3,383
Tab. R.2
„Anhebung“
(Erste Reihe)
UR
Polygon
[m]
g)
Steigungsanzahl
„linear“
2
h)
Mehrfach-Stufe
Breite
1,60
C-Wert
exakt
C [cm]
0. Stg.
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
„Zwilling“
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
160,00
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
10,15
1,600
10,95
1,945
1. Stg.
12,39
34,52
23,34
17,26
-
2. Stg.
11,61
34,52
23,34
17,26
7,8
-0,42
11,75
2,290
3. Stg.
12,34
36,08
24,27
18,04
-
-
12,55
2,651
4. Stg.
11,66
36,08
24,27
18,04
6,9
-0,36
13,35
3,012
5. Stg.
12,31
37,45
25,09
18,73
-
-
14,15
3,386
6. Stg.
11,69
37,45
25,09
18,73
- 58,3 !!
-0,33
14,95
3,761
7. Stg.
12,28
38,69
25,81
12,90
-
-
15,75
4,148
8. Stg.
11,72
38,69
25,81
12,90
3,7
-0,29
16,55
4,535
9. Stg.
12,26
39,81
26,46
13,27
-
-
17,35
4,933
10. Stg.
11,74
39,81
26,46
13,27
3,4
-0,27
18,15
5,331
11. Stg.
12,24
40,84
27,04
13,61
-
-
18,95
5,739
12. Stg.
11,76
40,84
27,04
13,61
3,1
-0,25
19,75
6,148
13. Stg.
12,22
41,78
27,58
13,93
-
-
20,55
6,566
14. Stg.
11,78
41,78
27,58
13,93
2,9
-0,23
21,35
6,983
Kommentar:
Wechselpunkt von ZwillingGehstufe auf notwendige
Drillingstufe. Vermeidung:
durchgehend Drillingstufen
229
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
oben:474. Tabellenauszug aus der DIN 18203 - 1
„Toleranzen im Hochbau“
(gültig für Beton-Fertigteile)
rechts:475./476. Tabelle R.3/R.4
„Polygonal-Umformung“
(Stufenweise Erhöhung der Linerarlänge
durch Hintereinanderschalten von
Drilling-Fertigteilen im Unterrang.)
nächste Seite:
477. - 478. Tabelle S.1/S.2/S.3/S.4
„Polygonal-Umformung“
(Stufenweise Erhöhung der Linerarlänge
durch Hintereinanderschalten von
Drilling-Fertigteilen im Oberrang.)
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tabelle R.3
„Drillingstufen“ (normale Polygon-Umformung)
Viele der gebauten Beispiele arbeiten mit so
genannten „Drillingen“, d.h. in einem Fertigteil
befinden sich drei Sitzstufen-Steigungen. Obwohl die Augpunkt-Kurve parabolisch stetig
ansteigt (im Beispiel 23,58° bis 27,70°) ist der
Höhenversprung in der Stufengang-Lauflinie
rückgängig. Bis zur 50 Reihe nimmt er bis auf
„unerhebliche 2,0 mm (< 5 mm) ab. Ein Höhenausgleich innerhalb der Bestuhlung wird
sinnvoller, bleibt aber etwa innerhalb der „C“
-Wert-Toleranz von 5 mm.
Tabelle S 1- 4
Oberrangbereich
Die Tribünen-Neigung wird im Oberrang zunehmend steiler (ca. 33,5° bis 36°). Im Folgenden
sollen anhand vier weiterer Tabellenausschnitte
die Auswirkungen einer Polygonal-Umformung
im OR untersucht werden.
Tabelle R.4
„Sechslingstufen“ (2x „3“ als doppelte Drillingstufe, da Fertigteile größer denn drei Stufen
baulogistisch unpraktisch werden)
Tabelle S.2 „Drilling“
(ein Fertigteil = drei gleiche Steigungen) In der
Tabelle erscheinen nur noch alle Steigung im
Vielfachen von „Drei“. Die Zahlenwerte -0,21
bis -0,11 cm (1.-40. Rh.) Höhenausgleich innerhalb der Bestuhlung entsprechen dem
jeweiligen Höhenversatz in der StufengangLauflinie.
Je weniger Fertigteile, desto wirtschaftlicher
der Fertigteileinsatz.
Für das Fertigteilwerk besteht kein Problem darin, innerhalb eines „Drilling“ -Fertigteils unterschiedliche Höhen auszuformen. Bei umlaufend
gleichen Stadion-Geometrien, d.h. höhenaffinen Sitzreihen, gibt es ein Fertigteil theoretisch
so oft, entsprechend der Umlauflänge/-anzahl.
Eine Vereinfachung besteht also im Wesentlichen erst, wenn zwei hintereinander folgende
Sitzreihen-Höhenringe im gleichen Steigungsverhältnis ausgebildet werden können. Der
„Drilling“ stellt einen solchen „Höhenring“ dar.
Bei „doppeltem“ Einsatz besteht also eine
Vereinfachung, dieser entspricht rechnerisch
beispielsweise einem „Sechsling“ „Neunling“
„Zwölfling“.
Die Tabelle D weist also sechs gleiche Sitzstufe
aus, die zwischen der ersten und sechsten Steigung gemittelt wurden. Der „C“ -Wert schwankt
jeweils drei mal über und unter die geplante
Sichtqualität (im Beispiel UR 12 cm).
Die erfolgt in einem so großen Maß, das die „C“
-Wert-Toleranz von 5 mm weit übersteigt.
Im unteren Teil der Tribüne wird dadurch ein
Höhenausgleich in der Bestuhlung notwendig,
der in den Reihen 3-5 in etwa bei drei Zentimeter liegt. Wenn Höhenversprung (siehe -47,5 !!
mm, rot) durch einen Drilling-Systemwechsel
im Stufengang ersetzt wird, liegt der Höhenunterschied immer noch bei etwa 2 cm.
Tabelle S.1 zeigt eindeutig, dass bei Einzelstufen unterschiedlicher Stufenhöhe der „C“ -Wert
gleich bleibt und kein Höhenausgleich der Bestuhlung notwendig ist.
Der kontinuierliche Steigungswechsel im Stufengang bleibt unter einem Millimeter!
Anmerkung: Der Höhenausgleich Bestuhlung
ist bei Drillingen mit dem Höhenversatz in der
Lauflinie näherungsweise identisch!
Bei drei angeglichenen Stufensteigungen pendelt der „C“ -Wert also jeweils um das Maß des
Höhenausgleichs alternierend einmal nach
oben und unten. Aufgrund der „geringen“ Unterschiede von etwa + 1-2 mm gilt eine „Drilling“
-Stufe im Oberrangbereich als ein probates Mittel der normalen Polygonal-Umformung.
Tabelle S.3 „Sechsling“
(zwei Fertigteile = 2x drei gleiche Steigungen)
In der Tabelle erscheinen nur noch alle Steigung im Vielfachen von „Sechs“. Anders als
bei Tabelle S.2 „Drilling“ wandern die Zahlen
der „C“-Wert-Abweichung zu Höhenversatz
Lauflinie und Höhenausgleich Bestuhlung auseinander.
Der Höhenversatz in der Lauflinie liegt in den
Knickpunkten ab Reihe 6 bei:
3,7 3,3 3,0 2,7 2,5 2,3 2,1 [mm]
Der Höhenausgleich der Bestuhlung auf der
gleichen Stufenreihe hingegen:
- 4,9 - 4,3 - 3,9 - 3,5 - 3,2 - 3,0 - 2,7 [mm]
Der „C“-Wert innerhalb der Sechsergruppe
pendelt abnehmend von ca. + 5 bis 2,5 mm.
Tabelle S.4 „Neunling“
(drei Fertigteile = 3x drei gleiche Steigungen)
In der Tabelle erscheinen nur noch alle Steigung im Vielfachen von „Neun“
230
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
(Erste Reihe)
Tab. R.3
„Anhebung“
g)
Steigungsanzahl
„linear“
3
h)
Mehrfach-Stufe
Breite
2,40
C-Wert
exakt
C [cm]
0. Stg.
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
„Drilling“
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
UR
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
160,00
Polygon
[m]
Kommentar:
Die rechte Spalte gibt die
Größenordnung des Höhenversatzes bis zur 50.
Reihe an.
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
10,15
1,600
10,95
1,949
4,2
HöhenVersatz
bis
Reihe 50
1. Stg.
12,76
34,92
23,58
17,46
-
2. Stg.
11,98
34,92
23,58
17,46
-
-0,81
11,75
2,298
3,8
3. Stg.
11,25
34,92
23,58
17,46
11,0
-0,80
12,55
2,647
3,5
4. Stg.
12,64
37,12
24,89
18,56
-
-
13,35
3,019
3,2
5. Stg.
11,99
37,12
24,89
18,56
-
-0,68
14,15
3,390
3,0
6. Stg.
11,37
37,12
24,89
18,56
- 55,7 !!
-0,66
14,95
3,761
2,8
7. Stg.
12,55
38,98
25,97
12,99
-
-
15,75
4,151
2,6
8. Stg.
11,99
38,98
25,97
12,99
-
-0,58
16,55
4,540
2,4
9. Stg.
11,46
38,98
25,97
12,99
5,4
-0,57
17,35
4,930
2,3
10. Stg.
12,48
40,58
26,90
13,53
-
-
18,15
5,336
2,2
11. Stg.
11,99
40,58
26,90
13,53
-
-0,50
18,95
5,742
2,1
12. Stg.
11,52
40,58
26,90
13,53
4,7
-0,50
19,75
6,148
2,0
Tab. R.4
„Anhebung“
(Erste Reihe)
„Sechsling“
UR
Polygon
[m]
g)
Steigungsanzahl
„linear“
6
h)
Mehrfach-Stufe
Breite
4,80
C-Wert
exakt
C [cm]
0. Stg.
1. Stg.
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
160,00
13,78
36,02
24,24
18,01
-
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
10,15
1,600
10,95
1,960
2. Stg.
13,01
36,02
24,24
18,01
-
-1,91
11,75
2,320
3. Stg.
12,29
36,02
24,24
18,01
-
-3,00
12,55
2,680
4. Stg.
11,60
36,02
24,24
18,01
-
- 3,30 !!
13,35
3,041
5. Stg.
10,95
36,02
24,24
18,01
-
-2,88
14,15
3,401
6. Stg.
10,33
36,02
24,24
18,01
- 47,5 !!
-1,76
14,95
3,761
7. Stg.
13,31
39,78
26,44
13,26
-
-
15,75
4,159
8. Stg.
12,76
39,78
26,44
13,26
-
-1,38
16,55
4,557
9. Stg.
12,23
39,78
26,44
13,26
-
-2,18
17,35
4,954
10. Stg.
11,71
39,78
26,44
13,26
-
-2,41
18,15
5,352
11. Stg.
11,22
39,78
26,44
13,26
-
-2,11
18,95
5,750
12. Stg.
10,75
39,78
26,44
13,26
9,5
-1,30
19,75
6,148
13. Stg.
13,04
42,64
28,06
14,21
-
-
20,55
6,574
Kommentar:
Der „polygonale“ C-Wert
pendelt je nach linearer
Stufenanzahl alternierend
um den geplanten C-Wert.
Außerhalb der Toleranz
von 5 mm, werden die Werte rot gekennzeichnet.
Kommentar: z.B. 3,30 !!
Sehr hoher Ausgleichswert
im Unterrang bei linearen
Stufengruppen > Drilling
231
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Tab. S.1
„Anhebung“
(Erste Reihe)
OR
[m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
A=
18,26
b)
Stufen-Breite
B=
0,80
c)
Überhöhung
C=
0,09
D=
33,75
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
e)
Logenband
Versatz
V=
-1,00
f)
Logenband
Höhe
H=
2,80
g)
Steigungsanzahl
„linear“
1
h)
Gesamtbreite
„Drilling“
0,80
C-Wert
exakt
C [cm]
Polygonal-Um- Polygonalformung
Neigung
je Stufe
[cm]
[grd°]
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
Höhen-Ver- Ausgleich
satz Laufdurch
linie
Bestuhlung
[mm]
[cm]
0. Stg.
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
33,15
17,015
1. Stg.
9,00
52,51
33,28
17,50
0,7
33,95
17,540
4. Stg.
9,00
53,12
33,58
17,71
0,6
-
36,35
19,127
13. Stg.
9,00
54,74
34,38
18,25
0,5
-
43,55
23,991
25. Stg.
9,00
56,52
35,24
18,84
0,4
-
53,15
30,679
30. Stg.
9,00
57,17
35,55
19,06
0,4
-
57,15
33,525
40. Stg.
9,00
58,35
36,11
19,45
0,4
-
65,15
39,308
Tab. S.2
„Anhebung“
(Erste Reihe)
OR
Polygon
[m]
g)
Steigungsanzahl
„linear“
3
h)
Gesamtbreite
„Drilling“
2,40
C-Wert
exakt
C [cm]
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
„Drilling“
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
0. Stg.
232
Polygon
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
33,15
17,015
33,95
17,542
1. Stg.
9,20
52,71
33,38
17,57
-
2. Stg.
9,00
52,71
33,38
17,57
-
-0,21
34,75
18,069
3. Stg.
8,80
52,71
33,38
17,57
2,0
-0,21
35,55
18,596
6. Stg.
8,81
53,31
33,68
17,77
1,9
-0,19
37,95
20,195
9. Stg.
8,82
53,87
33,96
17,96
1,8
-0,18
40,35
21,812
12. Stg.
8,83
54,40
34,22
18,13
1,7
-0,17
42,75
23,444
15. Stg.
8,84
54,90
34,46
18,30
1,6
-0,16
45,15
25,091
18. Stg.
8,85
55,37
34,69
18,46
1,5
-0,15
47,55
26,752
21. Stg.
8,86
55,82
34,91
18,61
1,4
-0,15
49,95
28,426
24. Stg.
8,86
56,25
35,11
18,75
1,4
-0,14
52,35
30,114
27. Stg.
8,87
56,66
35,31
18,89
1,3
-0,13
54,75
31,813
30. Stg.
8,87
57,05
35,49
19,02
1,2
-0,13
57,15
33,525
39. Stg.
8,89
58,12
36,00
19,37
1,1
-0,11
64,35
38,725
40. Stg.
9,11
58,46
36,16
19,49
-
-
65,15
39,309
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
(Erste Reihe)
Tab. S.3
„Anhebung“
g)
Steigungsanzahl
„linear“
6
h)
Gesamtbreite
„Drilling“
4,80
C-Wert
exakt
C [cm]
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
„Sechsling“
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
OR
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
0. Stg.
Polygon
[m]
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
33,15
17,015
1. Stg.
9,49
53,01
33,53
17,67
-
33,95
17,545
2. Stg.
9,29
53,01
33,53
17,67
-
-0,51
34,75
18,075
3. Stg.
9,09
53,01
33,53
17,67
-
-0,80
35,55
18,605
4. Stg.
8,90
53,01
33,53
17,67
-
- 0,90 !!
36,35
19,135
5. Stg.
8,71
53,01
33,53
17,67
-
-0,79
37,15
19,665
6. Stg.
8,52
53,01
33,53
17,67
3,7
-0,49
37,95
20,195
12. Stg.
8,57
54,14
34,09
18,05
3,3
-0,43
42,75
23,444
18. Stg.
8,62
55,14
34,57
18,38
3,0
-0,39
47,55
26,752
24. Stg.
8,65
56,03
35,01
18,68
2,7
-0,35
52,35
30,114
30. Stg.
8,68
56,85
35,40
18,95
2,5
-0,32
57,15
33,525
36. Stg.
8,71
57,60
35,75
19,20
2,3
-0,30
61,95
36,981
42. Stg.
8,73
58,29
36,08
19,43
2,1
-0,27
66,75
40,478
48. Stg.
8,75
58,93
36,38
19,64
-
-0,26
71,55
44,014
Tab. S.4
„Anhebung“
(Erste Reihe)
OR
Polygon
[m]
g)
Steigungsanzahl
„linear“
9
h)
Gesamtbreite
„Drilling“
7,20
C-Wert
exakt
C [cm]
PolygonalUmformung
je Stufe
[cm]
PolygonalNeigung
[grd°]
„Neunling“
StufenSteigung
Lauflinie
[cm]
HöhenVersatz
Lauflinie
[mm]
Ausgleich
durch
Bestuhlung
[cm]
0. Stg.
Polygon
StufenAbstand
X [m]
Polygon
StufenHöhe
Y [m]
33,15
17,015
33,95
17,548
1. Stg.
9,77
53,30
33,67
17,77
-
2. Stg.
9,57
53,30
33,67
17,77
-
-0,79
34,75
18,081
3. Stg.
9,37
53,30
33,67
17,77
-
-1,38
35,55
18,614
4. Stg.
9,18
53,30
33,67
17,77
-
-1,76
36,35
19,147
5. Stg.
8,99
53,30
33,67
17,77
-
- 1,94 !!
37,15
19,680
6. Stg.
8,80
53,30
33,67
17,77
-
- 1,92 !!
37,95
20,213
7. Stg.
8,62
53,30
33,67
17,77
-
-1,72
38,75
20,746
8. Stg.
8,44
53,30
33,67
17,77
-
-1,33
39,55
21,279
9. Stg.
8,26
53,30
33,67
17,77
5,3
-0,75
40,35
21,812
18. Stg.
8,38
54,89
34,46
18,30
4,5
-0,63
47,55
26,752
27. Stg.
8,46
56,24
35,11
18,75
3,9
-0,55
54,75
31,813
36. Stg.
8,52
57,42
35,67
19,14
3,5
-0,48
61,95
36,981
45. Stg.
8,58
58,45
36,15
19,48
2,4
-0,43
69,15
42,242
48. Stg.
9,00
59,19
22,34
19,73
-
-0,30
71,55
44,017
Kommentar:
Entsprechend der Augpunkt-Kurve wächst der
polygonale Ausgleich bis
zum Mittelwert an und
nimmt bis zum nächsten
„Knickpunkt wieder ab.
(siehe auch 14. Kapitel,
Abb. 357/358 PolygonalUmformung)
233
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Exkurs: „echte“ Ondulation
„Ondulation [französisch] die, das Wellen des
Haares mit einer erhitzten Brennschere.“
Zitat aus „Brockhaus - Die Enzyklopädie“
20. Auflage, Leipzig / Mannheim 1996
Der Franzose Marcel Grateau entwickelte 1872 die
Ondulation (deutsch: Welligkeit,Woge), die bis in die
60er Jahre des 20. Jahrhunderts angewandt wurde.
unten:479. Tribünenansicht
Zuschauer auf einer 5%-geneigten Stufenreihe
480. Zeichnungsausschnitt
„Fußabstand einer sitzenden Person“
(bei 5% und 20 cm Abstand
Höhenversatz der Füße = 1,0 cm)
rechts:481. Tabelle T - (Beispiel)
Höhenentwicklung einer „echten“ Ondulation
Im 5. Kapitel „Die Faktoren der Sehgüte“ wird
im Rahmen der geometrischen SichtwinkelDifferenz auf den Zusammenhang der Stadionform mit einem Konvergenzpunkt und der
dadurch bedingten Ausrichtung des Sitzplatzes
eingegangen. Das bauliche Phänomen der
Ondulation beschreibt dabei die Höhenentwicklung einer Stadion-Rückseite, sofern diese
keine affine Abbildung der Stufenreihengeometrie darstellt.
Hans Gussmann weist 1954 für den Theaterbau
darauf hin, dass die Sitzreihen von Seitenrängen, die weit bis zur Bühne vorgezogen werden, besonders stark überhöht werden müssen. Dies bedeutet ggfls. einen abfallenden,
geneigten Höhenverlauf einer Stufenreihe! Die
Untersuchungen über den Höhenverlauf eines
Sichtlinienprofils haben gezeigt, dass die Neigung einer Tribüne stetig ansteigt:
Je dichter, desto steiler.
Bislang wurde im Zuge dieser Disseration zunächst ein abfallender oder geneigter Höhenverlauf in Längsrichtung einer Sitz-/Stehstufe
ausgeschlossen. Das heißt: Eine Anpassung
der Sichtlinien-Qualität „C“ durch Veränderung
des Höhenverlaufes zur kritischen Stadion“Ecke“ hin. Die Parameter-Studien haben in
den Tabellen N / O / P gezeigt, dass bei gekrümmten Stadiongeometrien (Kreisegment-,
bzw. aufgeweiterter Rechteck-Geometrie)
durch die abnehmende Distanz der „Ersten
Reihe“, der „C“-Wert zur Stadionecke hin kontinuierlich zurück geht. Dies wurde als so genannter „Eck“-Konflikt bezeichnet, der sich nur
durch Gesamtvergrößerung der Stadionform
eingrenzen lässt. Vorraussetzung war die
höhenstabile Höhenlinie einer umlaufenden
Sitzstufe. Die gebauten Stadion-Beispiele zeigen keinen Fall, in dem die Sitz-/Stehstufe zur
Optimierung einer Sichtlinie geneigt verläuft, so
wie dies teilweise im Oberrangbereich für wenige Plätze ausgeführt wird. (siehe 6. Kapitel:
„H.Gussmann“ 1954)
In diesem Abschnitt soll durch die Parameterstudie herausgestellt werden, inwieweit die
geneigte Ausführung einer Stufenvorderkante
in Stufenlängsrichtung, den Sichtlinien-Konflikt
im Stadion-Eckbereich lösen kann. („Die Zuschauer sitzen also auf einer seitlich geneigten
Ebene“) Im Vergelich zum bisherigen Sprachgebrauch einer Ondulation (Höhenentwickelte
Tribünen-Oberkante mit zunehmender Anzahl
von Stufenreihen zum grundriss-entferntesten
Punkt der Stadionform) handelt es sich also bei
a = 20 cm
234
h = 1 cm (5%)
einer „echten“ Ondulation um den physischgeneigten Höhenverlauf einer einzelnen oder
gruppenweisen Sitz-/Stehstufe im Tribünenbereich. (vgl. Theaterbau) Die Tabelle T „Ondulation“ vergleicht die Höhenentwicklung in
einem Unterrang mit dem Sicherheitskonzept
(Anhebung der „Ersten Reihe“) und folgenden
Parametern im Eckbereich:
Anmerkung: Diese Zahlenwerte haben sich
hinsichtlich der anschließenden Höhenentwicklung im Oberrang an der Mittellinien-Achse als
relativ günstig herrausgestellt. (siehe Tabelle
N.2)
Geht man nun davon aus, dass der Eckbereich
durch seine geringere Distanz zum Spielfeld
eine steilere Höhenentwicklung vollzieht (bei
gleicher Stufentiefe „B“), dann zeigt sich in der
Tabelle T, um welches Maß die Stufen-Steigung
im Eckbereich höher liegen muss.
Zahlenbeispiel (rechts):
Blocktiefe „Achse“
30 Reihen
Höhen-Differenz
2,50 m
Bei 105 m Rasenlänge bedeutet dies eine Höhendifferenz von 2,50 m bis zum Beginn der
Ecke (nach 52,5 m Torauslinie). In dem Beispiel
eines Standard-Logenversprungs von 2,50
m i.L. wird also eine volle Logenband-Höhe
durch eine „echte“ Ondulation aufgebraucht.
Unter Pkt. 5.2.2 wird in der EN/DIN 13200-1 die
empfohlene Steigung einer Zuschauerrampe
mit 10% (6°) begrenzt. Dieses Gefälle ist für
eine Längsneigung einer Stufe sicherlich als zu
hoch einzustufen. Das gewählte Beispiel aus
Tabelle T ist hinsichtlich seiner Tribünensteilheit als „extrem“ anzusehen (max. Nähe und
Starthöhe).
Das entstehende Gefälle ist entsprechend
der vorhandenen Höhendifferenz zwischen
„Achse“ und „Ecke“ in jeder Reihe unterschiedlich.
Die Werte reichen von 1.Rh. mit 0,1% bis max.
Blockgröße nach 30 Reihen von 4,7% Richtung
Eckbereich ansteigend.
Anmerkung: Eine kontinuierlich bis h = 2,50
m ansteigende Stufenreihe schränkt die Nutzung einer dahinter liegenden Logen- / Nebennutzung stark ein. Die Maßnahme „echte“
Ondulation ist also nur im Ausnahmefall unter
Abwägung alternativer Lösungen für den Logenbereich sinnvoll.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
„Ondulation“
(Erste Reihe)
Unterrang
[m]
a)
„erste“ Augpkt.-Höhe
Trib.+ 1,25m
A=
2,85
b)
Stufen-Breite
B=
0,80
c)
Überhöhung
(Achse)
C=
0,12
10,75
D=
8,25
Tab. T
d)
„erste“ Augpkt.-Distanz
VK+ 75cm
TribüneAbstand
„Achse“
X [m]
TribüneAbstand
„Achse“
Y [m]
StufenHöhe
„Achse
STH [cm]
0. Stg.
10,15
1,600
160,00
1. Stg.
10,95
1,941
2. Stg.
11,75
3. Stg.
Kommentar:
Die beiden rechten
Sonderspalten geben die ansteigende
Längsneigung Richtung Eckbereich an.
StufenHöhenTribüneHöhe
differenz Abstand
„Ecke“ Achse/Ecke „Ecke“
STH [cm]
[cm]
X [m]
TribüneAbstand
„Ecke“
Y [m]
GefälleGefälleentwicklung entwicklung
Achse/Ecke Achse/Ecke
[°]
[%]
160,00
0,000
8,85
1,600
34,10
40,80
0,067
9,65
2,008
0,1
0,1
2,290
34,93
41,86
0,136
10,45
2,427
0,1
0,3
12,55
2,647
35,71
42,84
0,207
11,25
2,855
0,2
0,4
4. Stg.
13,35
3,012
36,44
43,74
0,280
12,05
3,292
0,3
0,5
5. Stg.
14,15
3,383
37,13
44,58
0,355
12,85
3,738
0,4
0,7
10. Stg.
18,15
5,331
40,08
48,06
0,745
16,85
6,076
0,8
1,4
20. Stg.
26,15
9,591
44,42
52,97
1,577
24,85
11,168
1,7
3,0
21. Stg.
26,95
10,038
44,78
53,36
1,663
25,65
11,702
1,8
3,2
22. Stg.
27,75
10,490
45,13
53,75
1,750
26,45
12,239
1,9
3,3
23. Stg.
28,55
10,944
45,47
54,12
1,836
27,25
12,780
2,0
3,5
24. Stg.
29,35
11,402
45,80
54,48
1,923
28,05
13,325
2,1
3,7
25. Stg.
30,15
11,864
46,12
54,83
2,010
28,85
13,873
2,2
3,8
26. Stg.
30,95
12,328
46,43
55,17
2,097
29,65
14,425
2,3
4,0
27. Stg.
31,75
12,795
46,73
55,50
2,185
30,45
14,980
2,4
4,2
28. Stg.
32,55
13,265
47,03
55,82
2,273
31,25
15,538
2,5
4,3
29. Stg.
33,35
13,739
47,32
56,13
2,361
32,05
16,100
2,6
4,5
30. Stg.
34,15
14,215
47,60
56,44
2,50 m !!
32,85
16,664
2,7
4,7
31. Stg.
34,95
14,693
47,88
56,74
2,538
33,65
17,231
2,8
4,8
32. Stg.
35,75
15,175
48,15
57,03
2,627
34,45
17,802
2,9
5,0
40. Stg.
42,15
19,117
50,11
59,13
3,343
40,85
22,461
3,6
6,4
41. Stg.
42,95
19,621
50,34
59,37
3,434
41,65
23,054
3,7
6,5
42. Stg.
43,75
20,126
50,56
59,60
3,524
42,45
23,650
3,8
6,7
43. Stg.
44,55
20,634
50,78
59,83
3,614
43,25
24,249
3,9
6,9
44. Stg.
45,35
21,144
50,99
60,05
3,705
44,05
24,849
4,0
7,1
45. Stg.
46,15
21,656
51,20
60,27
3,796
44,85
25,452
4,1
7,2
46. Stg.
46,95
22,170
51,40
60,49
3,887
45,65
26,057
4,2
7,4
47. Stg.
47,75
22,686
51,60
60,70
3,978
46,45
26,664
4,3
7,6
48. Stg.
48,55
23,204
51,80
60,91
4,069
47,25
27,273
4,4
7,8
49. Stg.
49,35
23,724
52,00
61,12
4,160
48,05
27,884
4,5
7,9
235
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Systemschnitt mit Fertigteilgruppen
(farbige Darstellung der versch. Drillingstufen)
(Beispiel WM-Stadion Köln)
vier Polygonal-Linien (von oben nach unten)
Schnitt West
Schnitt Ost
Schnitt Süd
Schnitt Nord
236
- Haupttribüne mit zwei Logenbändern
- Gegengerade mit Rollstuhlfahrer-Podest
- Kurzseite mit einem Logenband
- Kurzseite mit einem Logenband
482.
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
17. Kapitel - „Parameter-Studien“
Zusammenfassung
(Polygonal-Umformung)
Die durchgeführten Parameter-Studien für die
Umformung einer Augpunkt-Kurve in ein wirtschaftliches und praktikables Fertigteil-Polygon
haben folgende Richtungsempfehlung ergeben.
Punkt 1: Entweder werden die Abweichungen
vom „C“ -Wert akzeptiert, die im Duktus des
Polygonal-Vielfachen 1x 2x 3x „Drilling“ etc.
automatisch durch die lineare Umformung erzeugt werden, oder die Bestuhlung gleicht diese „wellenartige“ Abweichung aus.
Punkt 2: Die notwendigen Ausgleichmaßnahmen nehmen mit ansteigender Reihenzahl
kontinuierlich ab, gehen gegen Null. Das heißt:
Je steiler die Tribünen-Neigung wird, desto weniger Höhenausgleich ist notwendig.
Je flacher die Tribüne, desto weniger „gleiche“
Stufensteigungen können als Linearsteigung
angesetzt, bzw. als Polygon umgeformt werden.
Die Parameter-Untersuchungen haben eine
klare Tendenz herausgestellt. Im Oberrang können durchaus Fertigteilgruppen mit identischen
Steigungsverhältnissen kombiniert werden. Je
steiler die Tribüne wird, desto geringer ist die
diskontinuierliche „C“ -Wert-Abweichung. Wird
dieser Diskontinuität ein Höhenausgleich innerhalb der Bestuhlungsbefestigung entgegen gestellt, desto länger kann der in der Auslobung
geforderte/angegebene Zahlenwert für die
Sichtlinien-Überhöhung eingehalten werden.
Anmerkung: In jedem Fall ist eine parametrische Untersuchung sinnvoll, um ein optimales und exaktes Sichtlinienprofil zu erzeugen.
Punkt 3: Aus der oben genannten geometrischen Gesetzmäßigkeit leitet sich folgender
Grundsatz ab:
links:483. Foto - Tribünenuntersicht (s/w)
(Beispiel WM-Stadion Köln)
unten:484. Foto - Tribünenkonnstruktion Aufbau (farbig)
(Beispiel Südtribüne 1. BA Stadion Köln)
237
Schlusswort
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Schlusswort
„der ARCHITEKT - Bauberuf, dessen Aufgabe in der
Gestaltung der baulichen Umwelt besteht und der
die Fähigkeit erfordert, individuelle und gesellschaftliche Ansprüche in ein technisch und wirtschaftlich
realisierbares Ordnungskonzept umzusetzen und
diesem auch eine künstlerisch befriedigende Form
zu geben.“
Zitat aus „Brockhaus - Die Enzyklopädie“
20. Auflage, Leipzig / Mannheim 1996
Die vorliegende Dissertation hatte zum Ziel auf
methodisch kontrollierte Weise Erkenntnisse
über das geometrische Sichtlinien-Phänomen
zu gewinnen und die komplexen Entscheidungsparameter für die Konstruktion von Tribünenprofilen moderner Sport- und Veranstaltungsstätten aufzuklären.
Zunächst wurden die bisherigen Vorgaben zum
Stadionbau untersucht und durch Beobachtung
und Messung (Analyse gebauter Beispiele der
WM 2006™) sowie das Sammeln/Ordnen von
Material, geometrische Regelmäßigkeiten hergeleitet. Dabei unterliegen die herausgearbeiteten Einflussfaktoren, die für die Planung einer Zuschauertribüne wichtig sind, frei nach Otl
Aicher, nicht einzig der Kategorie des Schönen
oder Richtigen, nicht allein der Kategorie des
Wahren oder der Information und nicht nur der
des Nützlichen oder Technischen.
Alle Aspekte stehen jeweils auch für eine Gruppe von Entscheidungsträgern und ihre Beweggründe. Diese verfolgen unterschiedliche
Schwerpunkte, doch ihre „Qualitäten gehen
nicht wie von selbst auseinander hervor“. [101]
In der Entwicklung eines Sichtlinienprofils vereinen sich viele Absichten miteinander, wobei
der hundertprozentige Anspruch des Einzelnen
nur zu Lasten des Nächsten umgesetzt werden
kann. Daher ist es entscheidend im Frühfeld einer Planung für den Neubau, oder die Modernisierung einer modernen Sport- und Veranstaltungsstätte die zum Teil sehr stark voneinander
abweichenden Aspekte miteinander zu verknüpfen, die Beteiligten über die Auswirkung
ihrer Vorgaben zu unterrichten und Vorschläge für eine ganzheitliche Beantwortung ihrer
Fragen zu geben. Dies gilt schwerpunktmäßig
für den Einfluss sicherheitsrelevanter Überlegungen im Zuge der „Ersten Reihe“.
Die Aufgabenstellung entspricht in diesem
Zusammenhang dem klassischen Berufsbild
eines „entwerfenden“ Architekten. Die geometrische Übertragung eines Sichtlinienprofils in
eine projektierte und anschließend gebaute
Zuschauertribüne ist das einzige Planungsfeld
innerhalb des Bauprozesses „Stadion/Arena“,
welches nur und ausschließlich von Architekten
bearbeitet und vorgegeben wird. In nahezu jedem anderen Planungsfeld für den Bau einer
Sport- und Veranstaltungsstätte spielen fachspezifische Aufgaben anderer Ingenieursrichtungen, wie Statik und Bauphysik, oder kaufmännische und betriebswirtschaftliche Aspekte
eine Rolle.
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
Sichtlinien-Parametern sollte die Auswirkungen
von Einstiegsvoraussetzungen, wie z.B. den
einzuhaltenden „C“-Wert als Augpunkt-Überhöhung klarstellen und die vertragliche Vereinbarung derartiger Qualitätsstandards vergleichbar
werden lassen.
Die Sicherheitsmaßnahmen der „Ersten Reihe“, die neben der Verkehrssicherheit den wohl
stärksten Einfluss darauf haben, sind daher
auch besonders auf dem Hintergrund sichtlinienqualitativer Auswirkungen zu beurteilen.
Die Stadien der „dritten Generation“, die jetzt
im Rahmen der WM 2006™ in Deutschland gebaut worden sind, stellen als gebaute Beispiele
einen Orientierungs- und bedingten Empfehlungscharakter dar. Sie legen den Grundstein
zukünftiger Entwicklungen im Stadionbau.
Die „vierte Generation“ von großen Versammlungsstätten wird den Bautypus noch weiter
entwickeln. Der Anspruch an die Multifunktionalität wird wahrscheinlich bestehen bleiben, um
die wirtschaftliche Auslastung zu ermöglichen.
Aber die Ausnutzung technischer oder digitaler
Möglichkeiten wird nach den Basis-Komfortansprüchen von Sicherheit, Witterungsschutz und
Versorgung als Nächstes die Stadionbauwerke
ihrer Generation auch gestalterisch prägen.
Unabhängig von dieser Entwicklung und egal
ob der Trend sportlich oder komplementär „multifunktional“ bleibt, so lange wie sich Menschen
versammeln, um auf geneigter oder getreppter
Tribüne einem Ereignis „live“ und gemeinsam
beizuwohnen, wird die Notwendigkeit guter
Sichtverhältnisse bestehen bleiben.
In dem Maße, wie sich die Sehgüte als Qualitätsstandard weiter etabliert, ist es wichtig diesen Kennwert vergleichbar und nachvollziehbar
zu machen. Aufgrund der Berechnungsformel
in der Anwendungsart nach dem Fünf-PunkteVerfahren dieser Dissertation besteht aufgrund
der mathematischen Eigenschaft als Reihe,
durchgehend die Möglichkeit bauspezifische
Anpassungen (Versprünge etc.) in den Sichtlinien-Verlauf kontrolliert einzubauen.
Der Verfasser hofft mit der vorgelegten Dissertation einen Beitrag zur Planungsvereinfachung
und -absicherung geleistet zu haben.
Danke.
[101] Zitat aus „die welt als entwurf“ Otl Aicher über Hans Gugelot, (1991) S.68
238
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Lebenslauf
Curriculum Vitae
Dr.- Ing. Stefan Nixdorf
Kupferstrasse 20
52070 Aachen
(Architekt)
geboren 27.11.1967 in Osnabrück
snixdorf @ web.de
www.stadionatlas.de
Während des Studiums Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros, unter anderem bei
Kauffmann Theilig + Partner, Stuttgart, Projektleitung für den Automobilsalon Amsterdam,
Niederlande 1994, Feria de Barcelona, Spanien
1995 und die IAA 95 - Frankfurt a.M. (Mercedes
Benz).
Nach Abschluß des Architekturstudiums an der
Fakultät für Architektur der RWTH Aachen 1996
„mit Auszeichnung“, Verleihung der Springorum-Denkmünze der RWTH, Architekturpreis
der Hünnebeck-Stiftung Hamburg und Teilnahme am Vitruvianum 1996 in Maastricht NL.
Anschließend Beginn der Mitarbeit im Büro
gmp-Architekten, Hamburg und Teilnahme an
diversen Wettbewerben und Gutachten (Hauptbahnhöfe, Verwaltungsgebäude, Mediencenter, Messehallen, Stadtvilla, Einkaufszentren,
Laborgebäude, Versammlungsstätten, Städtebauliche Masterplanungen und HochhausStudien.) Anschließende Projektarbeit an der
Halle 8/9 für die Messe Hannover anläßlich der
Weltausstellung EXPO2000.
Nach verschiedenen Stadionwettbewerben
erfolgreiche Teilnahme am Realisierungswettbewerb für den „Umbau des Müngersdorfer
Stadion, Köln“ und Mitarbeit in der Projektleitung (gmp) bei Planung und Ausführung des
WM-Stadions.
Seit 1999 parallel Lehrtätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung und Werklehre an der Fakultät
für Architektur, RWTH Aachen. Teilnahme am
internationalen BDA-Workshop „Aachen - city
and region on the border“ (2001)
Im Sommer 2006 Abschluß der Arbeiten an
einer Dissertation zum Thema „Sichtlinien und
Sicherheit“, Tribünenprofile moderner Sportund Veranstaltungsstätten.
Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten als Gastkritiker am Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung: Karl-Heinz Petzinka Düsseldorf/Universität Darmstadt, Thomas van den
Valentyn Köln, Wiel Arets Maastricht/NL, Prof.
Gottfried Böhm Köln, Christoph Mäckler Frankfurt/Universität Dortmund und Prof. Kees Kaan
Rotterdam/NL.
Seit Herbst 2006 Dozent an der „Academie van
Bouwkunst“ in Maastricht, Niederlande (Masterstudiengang Architektur, 3.Jahr)
Oktober 2006 Abschluss des Promotionsverfahrens an der Fakultät für Architektur RWTH
Aachen „mit Auszeichnung“.
239
Stadionverzeichnis
01
02
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
01. FIFA WM-Stadion Berlin
04. FIFA WM-Stadion Gelsenkirchen
Adresse
Olympiastadion Berlin GmbH
Olympischer Platz 3
14 053 Berlin
www.olympiastadion-berlin.de
Adresse
FC Schalke 04 - Stadion
Betriebsgesellschaft mbH
Ernst-Kuzorra-Weg 1
45891 Gelsenkirchen
www.veltins-arena.de
Architekt
gmp-Architekten - Berlin
Paul-Lincke-Ufer 42/43
10 999 Berlin
+49 (0)30 617 85 -5
+49 (0)30 617 85 -60
[email protected]
www.gmp-architekten.de
Entwurf /
GU
HGB Engineering, Rijswijk
HBM Stadien- und
Sportstättenbau GmbH
Herman-Klammt-Straße 7
41460 Neuss
+49 (0)21 31 / 512 69-0
+49 (0)21 31 / 512 69-13
www.hbmbau.de
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
03
04
02. FIFA WM-Stadion Dortmund
05. FIFA WM-Stadion Hamburg
Adresse
Borussia Dortmund,
Westfalenstadion Dortmund
GmbH & Co.KG
Strobelallee
44 139 Dortmund
www.bvb.de
Adresse
HSV-Stadion (Volkspark)
HSV-Vermögensverwaltung
GmbH & Co
Sylvesterallee 7
22 525 Hamburg
www.aol-arena.de
Architekt
Planungsgruppe
Schröder/Schulte-Ladbeck/
Strothmann, Dortmund
Heiliger Weg 60
44135 Dortmund
+49 (0)231 / 91 30 09 - 0
+49 (0)231 / 91 30 09 - 99
[email protected]
www.architekten-XXL.de
Architekt
MOS-Architekten, Hamburg
Max-Brauer-Allee 50
22 765 Hamburg
Kontakt
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
05
06
nicht mehr aktiv !!
03. FIFA WM-Stadion Frankfurt
06. FIFA WM-Stadion Hannover
Adresse
Commerzbank Arena
Stadion Frankfurt
Management GmbH
Mörfelder Landstraße 362
60 528 Frankfurt
www.commerzbank-arena.de
Adresse
Niedersachsenstadion Projektund Betriebsgesellschaft
AWD-Arena
Arthur-Menge-Ufer 5
30 169 Hannover
www.awd-arena.de
Architekt
gmp-Architekten - Frankfurt
Guiollettstraße 24
60 325 Frankfurt am Main
+49 (0)69 716 756 -0
+49 (0) 69 716 756 -99
[email protected]
www.gmp-architekten.de
Architekt
SPA Schulitz + Partner Architekten
Viewegstrasse 26
38 102 Braunschweig
+49 (0)531 - 22070 -0
+49 (0)531 - 22070 -32
[email protected]
www.schulitz.de
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
240
Telefon
Fax
Internet
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Stadionverzeichnis
07. FIFA WM-Stadion Kaiserslautern
10. FIFA WM-Stadion München
Adresse
Fritz-Walter-Stadion
Kaiserslautern GmbH
Betzenberg
67663 Kaiserslautern
www.fck.de
Adresse
Allianz Arena München
Stadion GmbH
Werner-Heisenberg-Allee 25
80 939 München
www.allianz-arena.de
Architekt
Volker Fiebiger GmbH Architekten
und Ingenieure, Kaiserslautern
Hertelsbrunnenring 10
67 657 Kaiserslautern
+49 (0)631 - 34 34 000
+49 (0)631 - 34 34 001
[email protected]
Architekt
Herzog & De Meuron Architekten
Rheinschanze 6
4056 Basel, Basel-Stadt BS,
Schweiz
+41 (61) 3855758
+41 (61) 3855757
[email protected]
Telefon
Fax
E-Mail
Telefon
Fax
E-Mail
08. FIFA WM-Stadion Köln
11. FIFA WM-Stadion Nürnberg
Adresse
Kölner Sportstätten GmbH
RheinEnergieStadion
Aachener Straße 999
50 933 Köln
www.stadion-koeln.de
Adresse
HOCHTIEF Facility Management
Franken-Stadion Nürnberg
Max-Morlock-Platz 1
90 471 Nürnberg
www.fcn.de
Architekt
gmp-Architekten - Aachen
Rennbahn 5-7
52 062 Aachen
+49 (0)241 - 47447 -0
+49 (0)531 - 47447 -99
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HPP Hentrich-Petschnigg &
Partner KG
Heinrich-Heine-Allee 37
40 213 Düsseldorf
+49 (0)211 - 8384 - 0
+49 (0)211 - 8384 - 185
[email protected]
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Telefon
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E-Mail
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Telefon
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Internet
09. FIFA WM-Stadion Leipzig
12. FIFA WM-Stadion Stuttgart
Adresse
Sportforum Leipzig
ZSL Betreibergesellschaft mbH
Am Sportforum 2-3
04105 Leipzig
www.sportforum-leipzig.com
Adresse
HOCHTIEF Facility Management
Franken-Stadion Nürnberg
Max-Morlock-Platz 1
90 471 Nürnberg
www.fcn.de
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ARGE Zentralstdion Leipzig
Wirth+Wirth GmbH, Leipzig, Basel
Glöckner Architekten, Nürnberg
Körber Barton Fahle Planungs
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+49 (0)911 - 959 79 -0
+49 (0)911 - 959 79 -15
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www.gloeckner.de
Architekt
Architekten Arat, Siegel
und Partner
Herdweg 64
70 174 Stuttgart
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241
Literaturverzeichnis
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Literaturverzeichnis
Bücher / Dissertationen
B001
B002
B003
B004
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AUGUSTIN, Eduard et al., 2005
BURK, Annelie und Reinhard 2005
BURRIS-MEYER, Harold 1949
DSB - Deutscher Sportbund2004
B006
B007
B008
B009
B010
B011
B012
B013
B014
B015
B016
B017
B018
B019
B020
B021
B022
B023
B024
B025
B026
B027
B028
B029
B030
B031
ECO, Umberto
1977
ENGEL, Heino
1997
GELLINEK, Christian
1934
GELLINEK, Phillipp-Otto
1956
GRAUBNER, Gerhard
1968
GREHN, Franz2005
GUSSMANN, Hans
1954
HAUSMANN, Axel2002
HERZHOFF, Thomas
1999
HOLGATE, Alan
1997
JOHN, Geraint & SHEARD, Rod2000
LANGEN, Gabi / DERES, Thomas
1998
LACHENMAYR, Bernhard et al.
1996
MARG, Volkwin (Hrsg.)2004
MARG, Volkwin (Hrsg.)2005
MÜLLER, Werner / VOGEL, Gunter 1987
NAREDI-RAINER, Paul von
1982
NEUFERT, Peter
1992
POLLIO, Marcus Vitruvius (J.Prestel) 1912
POLLIO, Marcus Vitruvius (A.Rode) 1987
REIM, Martin
1993
SEDLACEK, Gerhard (Hrsg.)2005
SCOTTISH OFFICE
1997
STADIONWELT2005
STICK, Gernot2005
VERSPOHL, Franz-Joachim
1976
„Zehn Bücher über die Baukunst“ - Erstes bis Zehntes Buch,, Wiss. Buchgesell., Darmstadt, ISBN 3-534-07171-9
„Fußball unser“ - Was man nicht alles wissen muss, Süddeutsche Zeitung, München, ISBN 3-86615-220-5
„Checkliste der aktuellen Medizin“ - Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, New York
„Theatres & Auditoriums“, Progressive Architecture Library, Reinhold, New York
„Bad Blankenburger Sportstättentagung“ - Planung, Bau u. Sanierg. v. Sportplätzen
Bundesinstitut für Sportwissenschaft BIS Bonn, Frankfurt
„Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt“ (10.Auflg.), C.F. Müller, Heidelberg, ISBN 3-8252-1512-1
„Tragsysteme - Structure Systems“ (1.Auflg.), Verlag Gerd Hatje, Ostfildern, ISBN 3-7757-0706-9
„Der Hörsaal im Hochschulbau“ - Diss. Techn. Hochschule zu Berlin
„Sichtverhältnisse in Zuschauerräumen von Theatern“ - Diss. TH Hannover
„Theaterbau“ - Aufgabe und Planung, Callwey Verlag, München
„Augenheilkunde“ (29.Auflg.) - neue AO, Spinger-Verlag, Heidelberg, ISBN 3-540-25699-1
„Theatergebäude“ - Technik des Theaterbaus - II. Band, VEB Verlag Technik, Berlin
„Der Goldene Schnitt“ - Göttliche Proportionrn und noble Zahlen, Books on Demand, Aachen, ISBN 3-8311-2442-6
„Untersuchung … stereoskoper Videoendoskopien …auf die operative Tätigkeit“, AC
„The Art of Structural Engineering“ - The Work of Jörg Schlaich and his Team, Ed. Axel Menges, Stuttgart, ISBN 3-930698-67-6
„Stadia - a Design and Development Guide“ (3.Auflg.), Architectural Press, Bath, GB, ISBN 0-7506-4534-2
„Müngersdorfer Stadion Köln“, Emons, Köln, ISBN 3-89705-126-5
„Auge - Brille- Refraktion“ - Begleitschrift zum „Schober-Kurs“, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, ISBN 3-432-27421-1
„Olympiastadion Berlin“ - Sanierung und Modernisierung 200-2004, Berlin, ISBN 3-936300-16-X
„Stadien und Arenen“ - von Gerkan, Marg und Partner, Hatje Cantz, Hamburg, ISBN 3-7757-1677-7
„dtv-Atlas zur Baukunst“ - Band 1 und 2 (7.Auflg.) - Allgemeiner Teil, dtv-Verlag, München, ISBN 3-423-03020-8
„Architektur und Harmonie“ Zahl, Maß und Proportion in der abendl. Baukunst, DuMont Verlag, Köln, ISBN 3-7701-1196-6
„Bauentwurfslehre“ (33.Auflg.) - Handbuch, Vieweg Verlag, Braunschweig, ISBN 3-531-58651-6
„Zehn Bücher über Architektur“ - Viertes und Fünftes Buch, Heitz & Mündel, Strassburg
„Baukunst“ Bücher I - V Erster Band (Übersetzung, Leipzig 1796), Artemis - Verlag, Zürich/München, ISBN 3-7608-8064-9
„Augenheilkunde“ (4.Auflg.) - Enke Reihe zur AO [Ä], Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, ISBN 3-432-94504-3
„Arenen im 21. Jahrhundert“ Leistungsschau des Stadionbaus, Ernst&Sohn, Berlin, ISSN 0038-9145
„Guide to Safety at Sports Grounds“ - Fourth Edition, GREEN GUIDE, The Stationary Office, London, ISBN 0-11-3000-952
„Faszination Stadion 2006 - Die WM-Stadien“ - Geschichte - Potraits - Ausblick, Stadionwelt ©, Brühl
„Stadien der Fußballweltmeisterschaft 2006“ Birkhäuser, Berlin, ISBN 3-7643-7247-8
„Stadionbauten von der Antike bis zur Gegenwart.“ Regie u. Selbsterfahrung der Massen,
Anabas-Verlag, Gießen, ISBN 3-87038-043-8
EN / DIN - Vorschriften
D001
D002
D003
D004
D005
D006
D007
D008
D009
D010
D011
D012
D013
D014
D015
242
ARGEBAU, Fachkomm. Bauaufsicht2005-06
ARGEBAU, Fachkomm. Bauaufsicht2005-06
Nordrhein-Westfalen2002-09
Baden-Würtenberg 1974-08
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2004-05
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2003-09
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2004-11
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2005-01
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2005-01
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2004-11
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2003-02
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2005-01
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen 1997-04
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen2004-05
NABau im DIN, Normen-A. Bauwesen 1999-11
MVStättV
MVStättV
VStättVO
VStättVO
DIN EN 13200-1
DIN EN 13200-3
DIN EN 13200-4
DIN EN 13200-5
DIN EN 13200-6
DIN 18 030
DIN 18 035-1
DIN 33 402-2
DIN 18 203-1
DIN 4844-1
DIN / EN 12 193
Muster-Versammlungsstättenverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten
Muster-Versammlungsstättenverordnung Begründung und Erläuterung zur MVStättV
Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten (gültig)
Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten (alt)
„Zuschaueranlagen“ - Teil 1, Kriterien für die räumliche Anordnung von Zuschauerplätzen
„Zuschaueranlagen“ - Teil 3 Entwurf, Abschrankungen , Anforderungen, Beuth Verlag, Berlin
„Zuschaueranlagen“ - Teil 4 Entwurf, Sitze, Produktmerkmale, Beuth Verlag, Berlin
„Zuschaueranlagen“ - Teil 5 Entwurf, Ausfahrbare (ausziehbare) Tribünen, Beuth Verlag, Berlin
„Zuschaueranlagen“ - Teil 6 Entwurf, Demontierbare (provisor.) Tribünen, Beuth Verlag, Berlin
„Barrierefreies Bauen“ Entwurf), Planungsgrundlagen , Beuth Verlag, Berlin
„Sportplätze“ - Teil 1 Freianlagen f. Spiele u. Leichtathletik, Beuth Verlag, Berlin
„Ergonomie“ - Teil 2 (Entwurf) Körpermaße des Menschen - Werte, Beuth Verlag, Berlin
„Toleranzen im Hochbau“ - Teil 1 Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahl- u. Spannbeton, Beuth Verlag
„Sicherheitsfarb. u. Sicherheitszeich.“ Gestaltungsgrundlagen für Sicherheitszeichen, Berlin
„Sportstättenbeleuchtung“ Licht und Beleuchtung, Beuth Verlag, Berlin
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Literaturverzeichnis
Vorschriften der Sportverbände
V001
V002
V003
V004
V005
V006
V007
V008
V009
V010
V011
V012
FIFA / UEFA2002
FIFA / UEFA
1995
FIFA 2004
UEFA2005
UEFA2001
UEFA2004
UEFA2005
DFB2004
DFB2005
DFL2004
IAAF
1995
IAKS / IOC 1993
Pflichtenheft „Stadion 2006 - Profile und Anforderungen“ - Städte und Stadien zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006
Technische Empfehlungen und Anforderungen“ - für den Neubau oder die Modernisierung von Fußballstadien (3. Auflg.)
Safety Guidelines - Sicherheitsrichtlinien der FIFA
Anforderungen an die Austragungsorte von EM-Endrunden der UEFA-Klubwettbewerbe
Pflichtenheft „EM 2008“ - Anforderungen an die Austragungsorte
Verbindliche Sicherheitsvorkehrungen
Reglement der UEFA Championsleague 2005/2006
Richtlinien z. Verbess. d. Sicherheit b. Bundesligaspielen
Regeln 2005/2006
LO - Lizenzordnung
Track and Field Facilities - Manual, Köln, ISBN 3-921896-81-9
Planungsgrundlagen „Sportplätze / Stadien“, Nummer 33.
Zeitschriftenreihen / - Artikel
Z001
KNAUF, Hans-Peter2003
Z002
LOWE, Barry2004
Z003
MARG, Volkwin 2004
Z004
SCHMIDT, Thomas2003
Z005
SB - Schriftenreihe2005
Z006
STADIONWELT - Magazin2005
Z007
STADIEN - Konzeptheft2005
„Kunstrasen – Das Spielfeld der Zukunft?“ - Kunststoffrasenbeläge Entwicklung, Aufbau u. Materialien“
aus: sb - sportstättenbau und bäderanlagen, 37. Jahrgang, Mai 2003, Seite 54-59,
sb 67 Verlagsgesellschaft mbH, Köln
“Vom Sportfeld zur Sportstätte der Zukunft“ - Stadionplanung gestern und morgen“
aus: [Umrisse] - Zeitschrift für Baukultur, Ausgabe 3 Jahrgang 2004, Seite 7-15,
Verlagsgrp. Wiederspahn, Wiesbaden, ISSN 1437 - 2533
„Stadionbauten „“Regie und Selbsterfahrung der Massen“ - Beispiel Berlin“
aus: Bauingenieur Band 79, Mai 2004, Seite 201-204“
Springer VDI Verlag, München, ISSN 0005 - 6650
“Olympiastadien des 20. Jahrhinderts“ - Typologie und bauhistorische Entwicklungslinien
aus: sb - sportstättenbau und bäderanlagen, 37. Jahrgang, Mai 2003, Seite 14-21,
sb 67 Verlagsgesellschaft mbH, Köln
„Finanzierung und Betrieb von Sportanlagen“,
aus: sb - Sportstätten und Bäderanlagen, sb 67 Verlagsgesellschaft mbH, Köln
„Stadionwelt - Das Fan- und Stadionmagazin“,
aus: (Schriftenreihe 1-16), Stadionwelt ©, Brühl
DETAIL - Zeitschrift für Architektur und Baudetail, Institut für internationale Architektur-Dokumentation., München
Lehrbuchsammlung
L001
Fakultät für Architektur RWTH-Aachen2005
„Theater und Konzerthäuser“ - Gebäudetypen Eins
Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen, Prof. Kada
243
Bildnachweis
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Bildnachweis
s.5
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s.34
s.35
s.36
s.37
s.38
s.39
s.40
244
002 www.SEB.de
003-014 R. Sorich, Neuss
015 www.wikipedia.de
016 sb 5/03 (Z005 s.15)
017 J.Verspohl (B031 s.63)
018 unbekannt
019 dtv (B021 s.56)
020 dtv (B021 s.240)
022 www.wikipedia.de
023 J.Verspohl (B031 s.273)
024 www.wikipedia.de
025 verspohl (B031 s.41)
026 verspohl (B031 s.31)
027 verspohl (B031 s.30)
028 verspohl (B031 s.164)
029 sb 5/03 (Z005 s.16)
030 unbekannt
031 J.Verspohl (B031 s.243)
033 stadionwelt ©
034 G.Langen (B017 s.36)
035 G.Langen (B017 s.103)
036 J.Verspohl (B031 s.285)
037 www.buckminster.info
038 baukunst (B025 s.212)
039 A.Hausmann (B013 s.367)
040 J.Verspohl (B031 s.95)
041 dtv (B021 s.238)
042 dtv (B021 s.238)
043 Baukunst (B025 s.284)
044 L.B.Alberti (B001 s.319)
045 unbekannt
046 unbekannt
047 J.Verspohl (B031 s.71)
048 R.Reimann, Darmstadt
049 J.Verspohl (B031 s.100)
050 unbekannt
051 H.Gussmann (B012 s.26)
052 www.wikipedia.de
054 unbekannt
055 Draeger, Schickfus
056 Jorn Utzon - Monographie
057 Jorn Utzon - Monographie
058 rwth ac (L001)
059 rwth ac (L001)
060 rwth ac (L001)
065-068 EN/DIN 33402-2
069-075 EN/DIN 33402-2
077 Le Corbusier
078 Le Corbusier
079 www.tu-harburg.de, kuehn
081 Leonardo da Vinci
082 Leonardo da Vinci
083 A.Hausmann (B013 s.151)
084 A.Hausmann (B013 s.62)
085 A.Hausmann (B013 s.45)
086 A.Hausmann (B013 s.56)
s.41 087 A.Hausmann (B013 titelbl.)
s.42 088 www.wikipedia.de
s.43 089 www.mannpharma.de
090 www.mannpharma.de
091 M.Reim (B026 s.41)
s.44 092 M.Reim (B026 s.103)
093 unbekannt
s.45 094 www.iol-test.org
095 www.sov.ch
096 M.Reim (B026 s.15)
s.46 097 www.mannpharma.de
098 unbekannt
099 M.Reim (B026 s.42)
s.47 100 www.lea-test.fi
s.48 101 W.E. Hill
102 www. ikm.uni-os.de
s.49 103 stadionwelt ©
s.50 104 DFB
105 unbekannt
s.51 106 DIN 4844-1
s.52 107 FIFA (popperfoto)
s.54 114 Neufert (B023 s.417)
115 Neufert (B023 s.416)
s.55 116 G.Graubner (B010 s.22)
117 G.Graubner (B010 s.22)
118 Riphan-Oper Köln aus
baumeister 06/2005, s.16
s.56 121 SPA schulitz+partner
s.57 122 gmp-Architekten, AC
123 gmp-Architekten, AC
s.63 136 Nixdorf
s.64 137 Burris-Meyer (B004 s.31)
138 Burris-Meyer (B004 s.36)
139 P.O.Gellinek (B009 s.29)
s.65 140 Gussmann (B012 s.21)
141 Gussmann (B012 s.21)
142 P.O.Gellinek (B009 s.29)
s.67 143 G.Graubner (B010 s.18)
s.69 144 P.O.Gellinek (B009 s.33)
s.70 145 P.O.Gellinek (B009 s.45)
146 P.O.Gellinek (B009 s.45)
s.71 147 www.allianz-arena.de
s.80 154 stadionwelt ©
155 stadionwelt ©
156 stadionwelt ©
157 stadionwelt ©
s.84 158 beuth-verlag
s.90 171 stadionwelt ©
s.91 176 stadionwelt ©
177 stadionwelt ©
178 stadionwelt ©
179 www.eheim-moebel.de
s.92 180 1.FC Köln
181 Nixdorf
182 Nixdorf
183 gmp-Architekten, AC
s.94 189
190
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s.95 192
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s.96 195
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BBAG
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Roland Sorich, Neuss
gmp-Architekten, AC
gmp-Architekten, AC
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HSV-Museum
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Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
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s.136 297 Nixdorf
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299 www.secufence.de
300 www.secufence.de
s.137 301 www.secufence.de
302 stadionwelt ©
303 www.secufence.de
304 www.secufence.de
s.138 305 stadionwelt ©
306 stadionwelt ©
s.139 307 www.allianz-arena.de
308 www.allianz-arena.de
309 gmp-Architekten, AC
s.141 312 stadionwelt ©
s.144 314 gmp-Architekten, AC
315 Th.Schmidt (Z005 s.16)
316 www.olympiastadionberlin.de
317 gmp-Architekten, B
s.145 321 Nixdorf
322 stadionwelt ©
323 stadionwelt ©
s.148 340 stadionwelt ©
341 gmp-Architekten, AC
342 stadionwelt ©
s.151 348 www.siemens.de
349 stadionwelt ©
350 stadionwelt © / Mardo
351 stadionwelt ©
s.156 361 Nixdorf
362 Nixdorf
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s.159 364 - 371 euroluftbild.de
(über stadionwelt ©)
366 fvgffm 2005 ©
371 Kölner Sportstätten GmbH
s.160 376 gmp-Architekten, B
s.161 378 stadionwelt ©
s.164 381 Roland Sorich, Neuss
s.165 383 BVB-Archiv, Gerd Kolbe
s.168 386 Roland Sorich, Neuss
s.169 388 Inst. f. Stadtgesch. F.a.M.
s.172 391 stadionwelt ©
s.173 393 Stadt Gelsenkirchen
s.174 394 Roland Sorich, Neuss
395 stadionwelt ©
s.175 396 www.arena-aufschalke.de
397 stadionwelt ©
398 stadionwelt ©
399 stadionwelt ©
s.178 402 Roland Sorich, Neuss
s.179 404 stadionwelt ©
s.182 407 Roland Sorich, Neuss
s.183 409 Hist. Museum Hannover
s.186 412 Roland Sorich, Neuss
Bildnachweis
s.187
s.190
s.191
s.194
s.195
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437
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483
484
Stadt Kaiserslautern
Heiner Leiska, Hamburg
stadionwelt ©
Roland Sorich, Neuss
Westend Public-R. Leipzig
Roland Sorich, Neuss
www.bvb-nord.de
Roland Sorich, Neuss
stadionwelt ©
Roland Sorich, Neuss
Archiv Stadt Stuttgart
stadionwelt ©
Heiner Leiska, Hamburg
Der Verfasser hat sich intensiv nach bestem Wissen und Gewissen
bemüht, die Rechte für die einzelnen Abbildungen zu verfolgen und
zu wahren. Sollte es trotzdem zu unbeabsichtigten Versäumnissen
gekommen sein, entschuldigt er sich hiermit bei den Fotografen,
Organisationen und Architekten.
Die Verwendung von Bildmaterial Dritter dient gemäß §51 „Zitate“
Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (09.09.1965
Fundstelle: BGBl I 1965, 1273) einem wissenschaftlichen Zweck.
Die Zeichnungen sind eigenständige Neuanfertigungen des Verfassers, die Pläne der zwölf WM-Stadien sind neu-/überarbeitet und
beruhen auf den Planungen der jeweiligen Architekten, die dem OK
2006 im Rahmen der Vorbereitung für die WM 2006™ zur Verfügung gestellt wurden. Sie erheben nicht den Anspruch der exakten
Übereinstimmung mit dem gebauten Objekt und dienen lediglich
der wissenschaftlichen Erläuterung.
Besonderen Dank gilt der Unterstützung dieser Arbeit durch das
Büro gmp-Architekten, Hamburg/Berlin/Aachen, der Internet-Informationsplattform Stadionwelt® für die Zurverfügungstellung der
meisten Fotoabbildungen und dem Organisationskomitee Deutschland FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ für die Bereitstellung
der Planunterlagen aller zwölf WM-Stadien zur wissenschaftlichen
Auseinandersetzung, sowie allen Interviewpartnern für ihre Informationen und kritische Rücksprache.
245
Interviews
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Recherche
Im Rahmen der vorliegenden Dissertationen
wurden viele Gespräche in Form von Interviews
geführt. Sie dienten als Informationsaustausch,
kritische Rücksprache, zur Überprüfung aktueller Entwicklungen im Stadionbau, sowie zur
Abfrage bislang unveröffentlichter Erkenntnisse. Die gewonnen Erkenntnisse sind nicht
im Einzelnen durch Zitate hinterlegt worden, es
sei denn, sie lassen sich auf konkrete schriftliche Angaben zurückführen.
„WM 2006“
Organisationskomitee Deutschland
FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™
Peter Schliesser Abteilung Städte und Stadien
Herriotstrasse 1
D-60528 Frankfurt am Main
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Stadionwelt®
Thomas Krämer, Ingo Partecke
Schlossstraße 23
D-50321 Brühl
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Internet
+49 - 2232 - 5772 - 0
+49 - 2232 - 5772 - 12
[email protected]
www.stadionwelt.de
„Brandschutz-Gutachten“
„Wiederkehrende Prüfung - Brandschau“
HHP West
Beratende Ingenieure GmbH
Bauaufsichtsamt Stadt Köln
Stadthaus Deutz
Heiko Zies
Herforder Str. 20
D-33602 Bielefeld
Paul Jacobs
Willy-Brandt-Platz 2
D-50679 Köln
Telefon
Fax
E-Mail
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
+49 - 521 - 9 86 44 - 0
+49 - 521 - 9 86 44 - 20
[email protected]
+49 - 221 - 221- 24658
+49 - 221 - 221- 24943
[email protected]
www.stadt-koeln.de
„Formelkunde“
„Augenheilkunde“
Lehrstuhl und Institut für Massivbau
IMB - RWTH Aachen
Klinik für Augenheilkunde, RWTH Aachen
Univ.-Prof. Dr. med. P. Walter
Dipl.-Ing. Sebastian Bülte
Mies-van-der-Rohe-Straße 1
D-52074 Aachen
Dr. med. N. Plange
Pauwelsstr. 30
D-52074 Aachen
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
+49 - 241 - 80 25 - 128
+49 - 241 - 80 22 - 335
[email protected]
www.rwth-aachen.de/imb
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
+49 - 241 - 80 - 88191
+49 - 241 - 80 - 82408
[email protected]
www.ukaachen.de
„Veranstaltungstechnik“
„Verkehrsplanung“
Michaelis GmbH - Fernsehausstattung
Veranstaltungstechnik
Steinhart+CoGmbH VerkehrsBeratung
Bernd Michaelis (Geschäftsführer)
Otto-Hahn Str. 3
40699 Erkrath
Dipl.-Ing. Wim Steinhart
Theaterstraße 24
D-52062 Aachen
Telefon
Telefax
E-Mail
Internet
246
+49 - 69 - 2006 - 0
+49 - 69 - 2006 - 2222
[email protected]
www.FIFAworldcup.com
„Stadion-Informationen“
+49 - 211-277500 - 0
+49 - 211-577500 - 22
[email protected]
www.michaelis.tv
Telefon
Fax
E-Mail
Internet
+49 - 241 - 70 19 95 - 0
+49 - 241 - 70 19 95 - 2
[email protected]
www.steinhart-vb.de
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
Zusammenfassung
Neudefinitionen
Abschließend sind nochmals alle wesentlichen
Neudefinitionen und Änderungsvorschläge bestehender Vorschriften oder Verbandsvorgaben
zur besseren Orientierung zusammengestellt.
Es handelt sich bei den Planungsgrundlagen
nicht nur um Neuerungen, sondern auch um
Klarstellungen bislang nicht ausreichender
oder undefinierter Vorgaben.
Kontakt
Dipl. Ing.
Stefan Nixdorf (Architekt)
Kupferstrasse 20
52 070 Aachen
Telefon +49 172 - 28 346 53
E-Mail snixdorf @ web.de
Internet www.stadionatlas.de
14 // S.107
Sichtlinien-Problem
15 // S.110
Stufengang versus Treppe
16 // S.115
Maximalsteigung-20 cm
Ableitung aus einer Winkelminute als
Minimum separabile
17 // S.117
Leitsätze zur Sichtlinien-Konstruktion und
04 // S.56
Konvergenzpunkt / Ondulation
18 // S.130
Arten zur Spielfeldsicherung
05 // S.58
Sichtwinkelzonen 120°/90°/60°
Angabe von Sichtwinkelgruppen gemäß StadionSystemgrundriss nach optimalem Sichtkreis
19 // S.143
Standard-Logenband 2,50 m
06 // S.61
Grundriss-Formtypen
20 // S.143
Mindest-Höhe über dem Spielfeld
07 // S.75
Berechnungsformel
21 // S.145
Mindest-Dachüberstand
08 // S.88
Entleerungszeiten
22 // S.146
Mundloch- / Stufengangsysteme
23 // S.151
Vordimensionierungs-Faktor
01 // S. 30
Modulor „EN“
02 // S. 46
Kopf- und Augenbewegungen
03 // S. 51
09 // S.88
10 // S.91
11 // S.100
12 // S.101
13 // S.102
Entwicklung einer Standard-Person als
Planungs- / Vertragsgrundlage (1,75 m)
Definition von Bewegungswinkeln als
Beurteilungskriterium „Sitz-Komfort“
max. Betrachtungsabstand 200 m
max. Sehschärfewinkel
0,5°
Definition geometrischer Phänomene
von Zuschauerräumen und Ergänzung des
optimalen 90m-Fußball-Sichtkreises um einen
130m-Kreis für Leichtathletik
nach „Stadion-ATLAS“ und Definition der
Sichtlinienparameter (A/B/C/D)
Neubestimmung eines mathem. Beiwertes = 1,65
gem. 60cm-Modul MVStättVO und EN/DIN 13200-1
„place of comparative safety“ (Green Guide) 8 min.
„öffentl. sich. Verkehrsfläche“ (MVStättVO) 15 min.
Blockdefinition
Festlegung der max. Blockgröße mit 1.200 Pers.
Ermöglichen der Interpolation aus Reihe/Sitzplatz
Stufengänge im Stehplatzbereich
MF-Zuschauerdichte Innenraum
Mindest-Platzbedarf
auf der Medientribüne und Abstimmung
divergierende Anforderungen:
Presseplatz mit Pult
auf 80cm-Stufe
Kommentatoren
mind. 1,60 m
Vorschlag zur Erhöhung der Steilheit und
Kompensation durch Zusatzmaßnahmen
Definition von Augpunkthöhe / -grundriss
Typologisierung von sieben Möglichkeiten mit
System-Abmessungen und Sicherheitshinweisen
Analyse und Ableitung von Höhen- Logenversatz
Ergänzung und Neudefinition des ZuschauerBlickbezugs mit h = 25 m (Video-Würfel)
über der „Ersten Reihe“ und
Empfehlung des vertikalen Winkels zum Dach = 12°
Typenentwicklung von Mundlochsystemen und
Abminderungsfaktor Sitzplatzanzahl entsprechend
der Tribünen-Neigungsgruppen 20°/25°/30°/35°
Tribünenfläche x 2,20 = Kapazität (ohne ML)
„Polygonal-Umformung“
25 // S.158
„Fünf-Punkte-Verfahren“
26 // S.218
„Parameter-Studien“
Ausnahmeregelung „Drilling/Zwilling“-Stufen
Erhöhung der Zuschauerdichte entgegen der
MVStättVO auf 3 Pers. pro QM bei Einhaltung
Gesamtkapazität Innenraum
Definition des „Stufengang“-Begriffs
24 // S.154
Abmessungen von Sitzplätzen
Festlegung des Platzbedarfs von Business-Sitzen
Typologisierung unterschiedlicher Brüstungsarten
Augpunktdefinition und Stellflächenbedarf von
Rollstuhlfahrer-Plätzen
bei Kamerapositionen, Aufklärung und
Aufbau-Alternativen
27 // S.226
28 // S.234
Aufklärung der kontinuierlichen Steigungsdifferenz
Definition der 5mm-Toleranz im Stufenausgleich
Definition der Sichtlinien-Konstruktion
Entwicklung einer excel-basierten Programmierung
zur allgemeinen Beurteilung von Sichtqualitäten
auf allen Arten von Zuschauertribünen
Maximales-Quergefälle
eines Servicerings
5%
Maximales-Längsgefälle 5%
einer Tribünenstufe, Definition und
Aufklärung des geom. Phänomens
der „echten“ Ondulation
247
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
248
Promotion - „Sichtlinien und Sicherheit“
249

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