Das Pollen-Tagebuch, ein neuer Service der Stiftung Deutscher

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Das Pollen-Tagebuch, ein neuer Service der Stiftung Deutscher
Stiftung
Deutscher
Polleninformationsdienst
Pollen-Tagebuch: ein neuer Service der Stiftung Deutscher
Polleninformationsdienst (PID)
In Zusammenarbeit mit der HNO Klinik der Medizinischen Universität Wien,
Forschungsgruppe Aerobiologie, Uwe E. Berger und Siegfried Jäger und
der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF)
Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch
zugenommen und sind weiter auf dem Vormarsch. Sie stellen ein immer größer
werdendes Gesundheitsproblem dar. Zurzeit leidet etwa jeder Vierte bis Fünfte der
industrialisierten Bevölkerung an einer Allergie – rund 18 Millionen Menschen in
Deutschland.
Die häufigste allergische Diagnose ist der Heuschnupfen (med. allergische Rhinitis),
ausgelöst durch den Blütenstaub von Pflanzen wie Gräser und Birke. Die Betroffenen
leiden in den Frühlings- und Sommermonaten unter grippeähnlichen Symptomen
wie Schnupfen, Niesen, roten und juckenden Augen etc. Das sind Anzeichen dafür,
dass die Abwehrkräfte die eigentlich völlig harmlosen Pollen mit Krankheitserregern
verwechseln und bekämpfen.
Gefährliche Sorglosigkeit
Bereits kleinste Mengen des Allergens reichen aus, um heftige Beschwerden
auszulösen. Trotz der stark eingeschränkten Lebensqualität lassen sich viele
Allergiker nicht bzw. sehr spät behandeln. Etwa zwei Drittel der Allergiker gehen erst
dann zum Arzt, wenn die Beschwerden unerträglich werden. Die harmlose
Bezeichnung „Heuschnupfen“ verleitet dazu, eine Pollenallergie auf die leichte
Schulter zu nehmen. Beschränkt sich die allergische Entzündung auf Nase und
Augen, ist sie noch relativ gut kontrollierbar. Greift die Entzündung allerdings auf die
tieferen Atemwege über (Etagenwechsel: von der oberen Etage Nase in die untere
Etage Bronchien) kann es zu chronischen Atembeschwerden und irreversiblen
Umbauvorgängen in den Bronchien und der Lunge kommen – einer von drei
Allergikern entwickelt im Laufe seines Lebens Asthma.
Zusätzlich können weitere Allergien entstehen. Eine Allergie ist also kein lästiger und
harmloser Schnupfen, sondern eine ernst zu nehmende Erkrankung, die es frühzeitig
in den Griff zu bekommen gilt.
Warum ein Pollen-Tagebuch und was ist neu daran?
Es gibt bereits Beschwerde-Tagebücher, bei denen später die Beschwerden mit
Pollendaten verknüpft werden. Dabei wurde und wird der Aufenthaltsort des
Patienten mit den Pollendaten einer bestimmten lokalen Pollen-Messstelle
verbunden - ungeachtet des tatsächlichen Aufenthaltsortes des Patienten. Durch den
Einsatz der Daten aus der Europäischen Pollendatenbank EAN kann nun der Patient
täglich über ganz Europa „verfolgt“ werden und seine Beschwerden mit dem
regionalen Pollenflug in Zusammenhang gebracht werden. Das bringt Aufschluss
über den Grund der Besserung oder Verschlechterung im Urlaub oder auf Reisen.
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Der Patient kann seine Beschwerdekurven mit den Werten des Pollenflugs der Orte,
an denen er sich aufgehalten hat, auf einfachste Weise verbinden und auf einen
Blick die wesentlichen Zusammenhänge erkennen.
Die Etablierung und der Gebrauch dieses Pollen-Tagebuches für HeuschnupfenPatienten eröffnen nun mehreren Gruppen von Nutznießern neue Perspektiven. Zu
den Gewinnern zählen u.a. Ärzte, Aerobiologen, Pharmazeuten und als wichtigste
Gruppe betroffene Patienten.
Wo findet man das Pollen-Tagebuch und was soll eingetragen werden?
Jeder Pollenallergiker, der Zugang zum Internet hat, kann das neue Pollen-Tagebuch
unter der Adresse www.pollenstiftung.de oder http://phd.polleninfo.org nutzen.
Voraussetzung für die Nutzung des Pollen-Tagebuches ist die Registrierung, die
entweder personalisiert oder anonym erfolgen kann. Die Anmeldung mit persönlichen
Angaben zu Name, Wohnort, E-Mail-Adresse etc. hat den Vorteil, dass man
basierend auf den Eingaben nach Ende der Pollensaison (startend mit 2010) eine
zusammenfassende statistische Auswertung per E-Mail bekommt. Der Dateneintrag
für jeden Tag umfasst Aufenthaltsort, allgemeines Befinden, Beschwerden an Augen,
Nase und/oder Lunge sowie Medikamenteneinnahme.
Pollen-Tagebuch unterstützt Arbeit des Arztes
Das neue Pollen-Tagebuch kann für den Arzt ein wertvolles Hilfsmittel für die
Diagnostik und das Therapiemanagement sein. Der Therapieverlauf und -erfolg ist
besser quantifizier- und kontrollierbar. Dies führt auch zu einer Hilfestellung bei der
Entscheidung, ob die Behandlung den gewünschten Erfolg bringt und weitergeführt
werden kann, oder ob eine Änderung der Therapie nötig ist.
Die User des Pollen-Tagebuches können ihren Arzt auch berechtigen, direkt Einsicht
in ihre Daten zu nehmen. Damit hat der behandelnde Arzt die Möglichkeit, seine
Patienten durch die Pollensaison zu begleiten und zu analysieren, ob die Therapie
greift – was sich wiederum positiv auf die Arzt-Patientenbeziehung auswirken kann.
Was bringt das Vorhaben dem Patienten?
Die graphische Verbindung zwischen Beschwerdeintensität und Pollenflug erlaubt
retrospektiv Zusammenhänge zwischen Pollenflug und Beschwerden (auch unterteilt
auf verschiedene Organe) visuell zu analysieren. Dabei kann es u.U. zu
interessanten Einsichten kommen: z.B. könnte es sein, dass bei gleichzeitig
auftretenden Pollentypen (z.B. Erle und Hasel) das Eine mehr Beschwerden bei den
Augen, das Andere bei der Nase hervorruft.
Bei guter Übereinstimmung der Beschwerden- und der Pollenkurve darf man
annehmen, dass der ausgewählte Pollentyp tatsächlich auslösend für die
Beschwerden ist. Zudem lässt sich ganz grob auch ein Schwellenwert ablesen,
unterhalb dessen keine Symptome auftreten. Ebenso kann der Einfluss eines
Ortswechsels klar erkannt werden. Es kann erwartet werden, dass der Patient
verstärktes Augenmerk auf seine Erkrankung legt und damit dem behandelnden Arzt
zusätzliche wichtige Details bekannt geben kann. Daraus ergibt sich wohl in den
meisten Fällen eine effektivere und zielorientiertere Behandlung.
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Was bringt das Vorhaben der Aerobiologie?
Eine der heikelsten ungelösten Fragestellungen der letzten Jahrzehnte dreht sich um
die Bestimmung von Schwellenwerten. Wie viele Pollen pro Kubikmeter Luft sind
nötig, um Symptome auszulösen? Klinische Erfahrungswerte weichen zum Teil stark
voneinander ab, sie variieren sowohl in geographischer Hinsicht, als auch in Hinblick
auf das Allergen. Durch eine europaweite Erfassung von Patientensymptomen und
ihre Verbindung mit dem regionalen Pollenflug scheint erstmals eine Lösung in
Aussicht.
Als Ergebnis dieser Datensammlung und Auswertung könnten Patienten gemäß ihrer
Reaktionslage in Klassen eingeteilt werden (analog zu den Haut-UV-Typen). Die
Polleninformationsdienste wären somit in der Lage, Vorhersagen für die einzelnen
Klassen einzurichten und somit die Qualität der Prognosen erheblich zu steigern.
Beitrag für die Schaffung von Bewusstsein
Generell gilt es, das Problembewusstsein für allergische Erkrankungen zu schärfen
sowie Allergiepatienten Hilfsmittel in die Hand zu geben, ihre Krankheit zu verstehen
und selbst besser in den Griff zu bekommen. Dazu kann der neue Service des
Pollenwarndienstes einen wertvollen Beitrag leisten. Patienten legen verstärktes
Augenmerk auf ihre Beschwerden und können für die Wichtigkeit einer Abklärung
ihrer Beschwerden sowie für eine optimierte Therapie sensibilisiert und mobilisiert
werden. Das Verständnis und das Bewusstsein für die Erkrankung und deren
notwendige Behandlung kann maßgeblich gesteigert werden. Eine zu erwartende
Folge ist auch, dass Allergiker ihre Therapie in schwächeren Pollensaisonen weniger
oft leichtfertig absetzen werden.
Schlussfolgerung
Das Projekt Pollentagebuch stellt ein weltweit bisher einmaliges Hilfsmittel dar,
welches die Lebensqualität der Patienten und die Arbeit der Allergologen und
Wissenschaftler nachhaltig beeinflussen soll.
Text nach Angaben von Uwe E. Berger, MBA.
Gesch. Leitung des Österreichischen Pollenwarndienst an der
Univ.- Klinik für HNO-Krankheiten, Medizinische Universität Wien
Telefon: 01/40400-3343
Email: [email protected]
Kontakt über:
Prof. Karl-Christian Bergmann
Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID)
Email: [email protected]
Telefon: 0171/ 1934508
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