Berlinale: The good Shepherd

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Berlinale: The good Shepherd
Berlinale: The good Shepherd
Gut gemeint & ganz gut gemacht
Autor: U. Gellermann
Datum: 11. Februar 2007
----Filmtitel: THE GOOD SCHEPHERD (Der gute Hirte)
Regie: Robert De Niro
Matt Damon guckt ab Anfang des Film stoisch in die Gegend und will das bis
zum Ende auch nicht aufhören. Denn Damon, in der Rolle des Edward Wilson,
eines fiktiven Mitgründer der CIA, lebt in Geheimnissen und von Geheimnissen.
Und jeder weiß, wenn man so viel zu verbergen hat, dann rührt man keine
Miene, man könnte sich ja sonst verraten. Das mag für einen Schauspieler keine
so gute Rolle sein, aber der Regisseur, der große Meister des amerikanischen
Films, Robert De Niro, will es so. Auch für ihn gibt es in dem ruhig erzählten, mit
großen Bildern aufwartenden Film eine Rolle: Die des Geheimdienst-Paten, des
Initiators, des Talentesuchers, Strippenziehers und politischen
Bedenkenträgers.Denn Bedenken hat De Niro, zwar erscheint die
Voläuferorganisation der CIA, das OSS (Office of Strategic Services), die
Spionageorganisation der US-Amerikaner im zweiten Weltkrieg, noch hehr und
rein, die Rollen der Guten und der Bösen waren klar erkennbar, aber De Niro
macht sich Sorgen um die politische Kontrolle einer Organisation, die von
Berufs wegen keinem was erzählen soll. Dass die Bedenken gerechtfertigt
waren und sind, das ist allgemein bekannt. Dass es häufig amerikanische
Politiker waren, die der CIA die Drecksaufträge gaben, dass die Kontrolleure
nicht selten außer Kontrolle gerieten schon weniger.Zwar schildert der Film
"The good Shepherd" eine Reihe von Schweinereien der Agentur, da wird schon
mal ein lateinamerikanischer Präsident aus dem Weg geräumt (stimmt), da
wird die versuchte Invasion Kubas vom Präsidenten der USA empfohlen und
von der CIA umgesetzt (stimmt) und die Zusammenarbeit der CIA mit der Mafia
thematisiert (stimmt auch), aber alles bleibt flüchtig, ungenau und wird im
Wesentlichen dem damaligen Ost-West-Gegensatz zugeschrieben und nicht als
das bezeichnet was es war: Politischer Auftragsmord, völkerrechtswidriger
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Quelle: http://www.rationalgalerie.de/berlinale-the-good-shepherd.html
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Überfall auf ein anderes Land und Zusammenarbeit mit einer kriminellen
Vereinigung. Wobei das letztere in diesem Fall als lässliche Sünde gelten darf,
schließlich war die CIA temporär selber schwerstkriminell.Und doch muss man
De Niro unterstellen, dass er es gut gemeint hat, denn dem CIA-Protagonisten
Wilson bleibt nichts erspart: Die erste große Liebe (in der Rolle einer gehörlosen
Frau die sensationelle Tammy Blanchard) entgleitet ihm, seine Ehe zerbricht,
eine weitere Liebschaft (konzentriert und verhalten erotisch gespielt von
Martina Gedeck) lässt er umbringen und an der Ermordung der Braut seines
Sohnes ist er nicht ganz unschuldig, und alles nur, weil er nicht Nein sagen
kann, weil er an seiner merkwürdigen Form von Patriotismus geistig und
emotional verkrüppelt. So geht es denen, die Böses tun, sagt uns De Niro. Aber er
sagt nicht, dass sie auch Böses wollen.Gute 160 Minuten grundsoliden
amerikanischen Kinos liefert De Niro, das private Drama des Edward Wilson
wird ausführlich und durchaus packend erzählt. Auch wenn Wilsons Frau im
Film, Angelina Jolie, in einer Filmzeit von mehr als 20 Jahren einfach nicht
altern will, hat der Film kaum handwerkliche Fehler. Doch obwohl die
Personalisierung gesellschaftlicher Tatbestände ein gutes Mittel zur Erkenntnis
sein könnte und der Film durchaus Spannung erzeugt, will sich keine
intellektuelle Einsicht, keine Sicht auf jene USA, deren international agierender
Knüppel die CIA ist, einstellen. So bleibt der Film eher gut gemeint, auch ganz
gut gemacht, aber nicht zu Ende gedacht. Der Film ist ab dem 15. Februar im
Kino.
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