FU Reise 2011: Auf Entdeckungsreise durch Andalusien

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FU Reise 2011: Auf Entdeckungsreise durch Andalusien
Andalusien-Reise der FU NRW
vom 04. bis 11. November 2011
Mit einer etwa 60ig köpfigen Reisegruppe unternahm die Frauen Union eine Bildungsreise nach
Andalusien. Das runde Rahmenprogramm ließ keine Wünsche offen. In je zwei Bussen mit
deutschsprachiger Reiseleitung erkundeten wir Land und Kultur und lernten viel über Flora und
Landwirtschaft – vor allem der Gewinnung von Olivenöl. Neben traditionsreichen Städten konnte
man auch grandiose Landschaften in der südspanischen Region bewundern.
Tag 1
Zunächst wurden die Gäste der Frauen Union NRW und Terramundi mit einer Sangria und der
Planung der Woche in ihrem Hotel „Beatriz Palace“ in Fuengirola in Empfang genommen. Alle
Zimmer verfügten über Meeresblick. Morgens begrüßte uns ein herrlicher Sonnenaufgang über dem
Meer, abends ging der voller werdende Mond im Meer auf.
Tag 2
Der erste Ausflug führte uns nach Ronda. Eine Stadt mit dramatischen Ausblicken, die als Wiege des
modernen Stierkampfes gilt. Imposant ist die Brücke – Puente Nuevo, die seit dem 18. Jh. Über die
bis zu 90 m breite und 160 m tiefe Schlucht Tajo des Rio Guadalevin spannt und die Altstadt La
Ciudad mit der erst nach der Reconquista entstandenen Neustadt El Mercadillo verbindet. Auch
besuchten wir die erste Kirche an der Costa del Sol, die Santa Maria la Mayor. Natürlich durfte die
Besichtigung der Stierkampfarena, die als eine er ältesten Spaniens gilt und einmal im Jahr vom
spanischen König besucht wird, nicht fehlen. Ronda gilt als eines der ältesten Siedlungsgebiete
Spaniens. Leider war es an diesem Tag recht kühl und da einige Mitreisende das Klima in den Bergen
unterschätzt hatten, erstanden nicht wenige mitreisende Damen kurzerhand in Ronda wärmere
Kleidung. Diese Kleidungsstücke sollten in den nächsten Tagen noch gute Begleiter werden.
Tag 3
Am nächsten Tag führte uns der Weg nach Cordoba, der einstigen Perle des Kalifats. Das Kalifat von
Cordoba war für lange Zeit der fortschrittlichste Staat des frühen europäischen Mittelalters und seine
Hauptstadt ist damals die größte Metropole des Kontinents gewesen. Dieses Flair hat sich Cordoba,
die Stadt der Kalifen von Al-Andalus - erhalten. Unsere Ankunft führte uns zunächst über die Brücke
Puente Romano mit einem beeindruckenden Blick auf die Mezquita, die Moschee, deren Minarett zu
einem Kirchturm umgebaut wurde. Cordoba macht einen geruhsamen, verträumten Eindruck mit
ihren kleinen Gassen, den wunderbaren blumengeschmückten weißen Patios und – landestypisch –
immer wieder kleinen geruhsamen Plätzen zum Verweilen. Nach einer Stadtführung mit Maria und
José, welches uns durch das Judenviertel sowie der aus dem 14. Jh. stammenden Synagoge mit ihren
Stuckreliefs, geometrischen und floralen Motiven sowie hebräischen Inschriften führte, besuchten
wir die Mezquita.
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Die Mezquita gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe - im Volksmund auch „Moschee-Kathedrale“
genannt. Der Gegensatz zwischen den kleinen bevölkerten Gassen und die plötzlichen Weite und
Ruhe des Vorhofes, dem Patio de los Naranjos, der heute mit Orangenbäumen bepflanzt ist,
erstaunt. Auch die Moschee, mit 180 Metern Länge und 130 Metern Breite eine der größten
Moscheen der Welt, beeindruckte vor allem durch die architektonische Baukunst sowie der 856
Säulen, die aus verschiedenen Stätten des Altertums stammen. Im Inneren der Moschee musste
man sich zunächst an das Halbdunkel gewöhnen. Ursprünglich war es von Licht durchflutet, das
durch die zum Hof hin geöffneten Arkaden einströmte. Nach der Reconquista ließ die Krone
Familienkapellen einbauen, um die Adelsfamilien für ihre Hilfe bei den Kriegszügen zu belohnen. Im
16. Jhd. ließ Kaiser Karl V. die Catedral de Cordoba mitten in die omaijadische Moschee hineinbauen,
trotz erbittertem Widerstand des damaligen Stadtrates und der cordobesischen Bevölkerung. Später
bereute er seine Entscheidung.
Tag 4
Der dritte Ausflug wird der politische Höhepunkt der Reise. Wir besuchen Marbella, den
elegantesten Badeort der Küste, an dem sich nicht nur der Jetset tummelt.“ Isabella die Katholische“
soll laut Überlieferung die Namensgeberin dieser Stadt sein; hier rief sie einst „Que mar bella!“ –
„Welch schönes Meer!“ . Prinz Alfonso von Hohenlohe gründete mit dem Marbella Club in den
50iger Jahren einen Treffpunkt des Jetset, dessen Partys Marbella berühmt machten. Später ließ sich
der saudi-arabische Kronprinz Fahed mit seinem Gefolge von 300 Personen in Marbella nieder.
Zunächst besuchten wir den berühmten Yachthafen Puerto Banus, der morgens um 10 Uhr noch
recht verschlafen wirkte. Die ersten Geschäfte öffneten, es herrschte Anlieferverkehr. Das eine oder
andere Statussymbol der Reichen und Schönen war zu sehen. Einige unserer Mitreisenden
verzichteten auf eine Besichtigungstour und genossen den Ausblick in einem schönen Hafencafé.
Anschließend fuhr die Reisegruppe in das Stadtzentrum – der Altstadt, mit Resten der
mittelalterlichen Wehrmauer. Das Rathaus aus dem 16. Jhd. steht im Zentrum von Marbella, direkt
am Plaza de los Naranjos, gesäumt von duftenden Orangenbäumen und gemütlichen Restaurants.
Hier trafen wir dann auch erstmals „Condé Rudi“, Graf Rudolf von Schönburg, der 25 Jahre lang
Direktor des Marbella Club Hotels war, vor Ort eine lebende Legende wegen seiner Liebe zur Region
Marbella. Er war es auch, der das einmalige Programm in Marbella für uns vorbereitete und ließ es
sich nicht nehmen die Gruppe persönlich zu begleiten.
Endlich ging es in das streng bewachte Rathaus. Ganz oben befindet sich der wunderschöne Ratssaal,
in dem uns die beeindruckende und couragierte Bürgermeisterin Angeles Munoz begrüßte. Wegen
des (vorgezogenen) Bundestagswahlkampfes waren örtliche Pressevertreter und sogar das spanische
Fernsehen vertreten. Inzwischen wissen wir, dass ihre Partei (PP) die Wahl gewonnen hat. Frau
Munoz unterstrich, dass Spanien schnellstmöglich seine finanzielle Krise überwinden muss um so
seinen Beitrag zur Rettung des EURO zu leisten. Großer Respekt gilt Deutschland, insbesondere Frau
Merkel, die sich unermüdlich für Europa einsetzt.
Nach dieser beeindruckenden Begegnung führte uns Condé Rudi stolz durch die Altstadt seines
geliebten Marbella, hin zu dem wunderschönen Restaurant EL Pozo Viejo. Dort erwartete uns bereits
seine Ehefrau, Prinzessin Marie-Louise von Preußen, Gräfin Schönburg sowie ihre Freundin Rosy von
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Johnston. Während eines köstlichen Essens mit vollmundigem spanischem Wein berichteten uns die
beiden Damen von ihrer Arbeit für den Hilfsverein „Concordia“, deren Mitbegründerin die Prinzessin
ist. Die Sorge um die steigende Zahl der HIV-Positiven und an Aids Erkrankten in Südspanien bewog
sie zu ihrem Engagement. Die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers organisiert u.a. SpendenGalas, deren Erlös dem Verein zugutekommt. Ihre Erfolge sind u.a. zwei Tagesstätten in San Pedro
und Fuengirola für HIV-Positive oder bereits an AIDS Erkrankte. Aber auch die Akzeptanz und
Toleranz gegenüber Aids Erkrankte soll gefördert werden. So wird in Aufklärungsveranstaltungen in
Schulen, Vereinen und am Welt-Aids-Tag versucht, der Bevölkerung die Problematik näherzubringen.
Aufklärung ist ebenfalls ein wichtiges Mittel, die Gefahr der Neuinfektionen einzudämmen. Aktuell
werden sog. Schnell-Tester für HIV angeschafft und unter der - vor allem jungen - Bevölkerung
verteilt. Begeistert von dem Engagement und beseelt von gutem Essen, Wein und schöner
spanisch/mexikanischer Musik sammelten die Teilnehmer unserer Reisegruppe kurzerhand für das
Projekt. Hierfür erhielten wir ein liebes Dankesschreiben von der Präsidentin.
Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Gestärkt fuhren wir weiter zu der Deutschen Schule „Colegio
Aleman Juan Hoffmann“. Begrüßt werden wir von dem Schulleiter, Herrn Dr. Korsten, der uns gleich
die „Schule mit besten Aussichten“ zeigt. Die Schule ist ein bereits mehrfach ausgezeichnetes
Bildungszentrum, das zuletzt Sieger beim Ideenwettbewerb zur Exzellenziniative „Innovtives Lernen“
wurde. Später erzählte Dr. Zurawka, ehemaliger Schuldirektor, kurzweilig die Geschichte der Schule.
Dabei stellte sich heraus, dass Graf Rudolf von Schönburg Präsident des Schulpatronats ist.
Tag 5
Wieder ist ein Tag vorbei und der nächste Ausflug steht an. Heute werden wir nach Granada, der am
längsten von den Arabern beherrschten Stadt fahren. Zunächst machten wir einen Stadtrundgang,
besichtigten die wunderschöne Kathedrale (Catedral de la Anunciación) aus dem Jahre 1523, die zum
Kulturgut deklariert wurde sowie die königliche Kapelle, in der die katholischen Könige ruhen. Sehr
gut gefallen hat uns die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Karawanserei, die “Corral del
Carbón“. Heute dient der Innenhof hin und wieder als Theaterkulisse. Granada verfügt über
zahlreiche zauberhafte Ecken und eine bunte Mischung von Kulturen.
Und dann war es soweit! Wir besuchen die Alhambra, die als Schloss und Festung der
Nasridenherrscher im 13./14. Jh. auf einem Hügel über der Stadt erbaut wurde. Alhambra bedeutet
„die rote Burg“, weil sie aus rotem Sandstein erbaut wurde. Die Mischung der Baustile, prachtvolle
Räume, romantische Höfe und bezaubernde Gärten sind mit Worten nicht zu beschreiben. Man muss
es einfach erlebt haben. Natürlich dürfen in den Gärten die Bäume mit ihren Granatäpfeln nicht
fehlen.
Tag 6
Natürlich lassen wir uns die Hauptstadt Andalusiens, Sevilla, nicht entgehen, trotz einer recht langen
Anfahrt dorthin. Eigentlich dachten wir, noch beeindruckender kann es nicht mehr werden, doch
jede Stadt hat ihren eigenen, ganz besonderen Flair. Sevilla, die größte Stadt Andalusiens erlebten
wir als eine schöne Stadt, deren ursprünglicher Reichtum und Bedeutung noch heute zu erkennen
sind. 1992 war Sevilla Austragungsort der Expo. Bevor wir ins Zentrum von Sevilla fahren, führt uns
die Stadtrundfahrt entlang des Torre del Oro (Goldturm). Es handelt sich um einen von der
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Stadtmauer getrennt stehenden militärischen Turm. Später schlenderten wir durch den
weiträumigen Park vor der Plaza de Espana mit seinen farbenfrohen Azulejodarstellungen aller 50
spanischen Provinzen und am anderen Ende das Museo de Artes y Costumbres Populares. Weiter
sahen wir den Plaza de Toros und die Stierkampfarena. Anschließend besuchten wir die Kathedrale
von Sevilla , in der überall Gold und Silber vorherrscht sowie die Grabstätte von Christopher
Columbus (zumindest teilweise) zu finden ist. Der heutige Glockenturm (einst Minarett) mit seiner
weiblichen Figur als „Wetterfahne“ gilt als Wahrzeichen von Sevilla. Natürlich hat die Kathedrale
ebenfalls einen wunderschönen Orangenhof. Gleich nebenan liegt Alcázar, die nach der Reconquista
Residenz der christlichen Könige wurde. Bis heute wohnen die spanischen Könige, wenn sie in Sevilla
sind, in Alcázar.
Tag 7
Wer bis jetzt noch nicht genug gesehen hat, nimmt an dem Halbtagesausflug nach Malaga und
Frigiliana teil. Malaga, die Metropole der Costa del Sol ist nach Sevilla die zweitgrößte Stadt
Andalusiens und Geburtsort von Pablo Picasso. Zunächst fahren wir auf den Hügel Gibralfaro, von
dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Hafenstadt hat. Am Fuße des Hügels liegt der Hafen
und die Stierkampfarena. Ursprünglich lebten die Menschen in dieser Stadt vom Fischfang. Heute
findet geschäftiges Treiben im Zentrum statt mit vielen schönen Geschäften, die zum Bummeln und
Verweilen einladen. Die große Renaissancekirche Catedrale von Malaga erhielt nie ihren zweiten
Glockenturm, daher wird sie im Volksmund La Manquita (die Fehlende) genannt.
Anschließend geht es weiter nach Frigiliana, einem malerischen Bergdorf in der Sierra de Almaijara.
Der Ort erhielt mehrfach die Auszeichnung „schönstes Dorf von Andalusien“. Viele kleine Geschäfte,
schmucke blumengeschmückte weiße Häuser, enge Treppengassen, all das strahlt eine wunderbare
Ruhe aus. Vom Burgberg aus genießt man – vielleicht in einem Restaurant – den herrlichen Ausblick
auf Nerja und das Mittelmeer. Besonders hübsch sind auch die Kachelbilder an den Hauswänden, die
von der Geschichte des Dorfes erzählen. Hauptthema ist dabei der Aufstand der Morisken in den
Jahren 1568-70.
Tag 8
Die Heimreise steht bevor. Ein letztes gemeinsames Frühstück, dann werden die Zimmer geräumt.
Einige Mitreisende buchten eine Verlängerungswoche. Der Abschied fällt schwer. Am Hoteleingang
verabschiedeten sich von uns die „Zurückgebliebenen“ winkten bis wir nicht mehr zu sehen waren.
Joachim, einer unserer Reiseführer, brachte die Gruppen zum Flughafen und überwachte das
reibungslose Einchecken unserer Gruppe, (einige hatten Sorge, dass der Koffer auf dem Rückflug
mehr Gewicht hatte, als auf dem Hinflug). Schließlich kehrten wir zurück in unseren Alltag, in das
inzwischen kalte Deutschland.
Bericht von Bianca Seeger
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