“Bei Messi zu Hause”

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“Bei Messi zu Hause”
Autor: Eric Sundström, Wiesbaden. Alle Rechte vorbehalten.
© 2009
FernDiagnostik oder: „Wie sieht es wohl bei Messi zu Hause aus?“
Jedem Spitzensportler reflexhaft eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, jedem
englischen Fußballprofi eine Impulskontrollstörung und jedem Radprofi einen
Medikamenten Abusus zu unterstellen, wäre höchst fragwürdig und zu simpel. Ich werde
versuchen, bei verschiedenen Sportlern und damit assoziierten Persönlichkeiten ein
differenzierteres Bild möglicher PsychoDiagnosen zu zeichnen. Der Leser sei darauf
hingewiesen, dass nachfolgend fast ausschließlich Fussballer durchdiagnostiziert werden
und dabei in den meisten Fällen lediglich Verhaltens-Beobachtungen und fremdanamnestische Daten zur Verfügung standen.
Beginnen möchte ich mit Miroslav Klose und Oliver Neuville. Die beiden leiden wohl
unter Dysthymia, DifferentialDiagnose Asperger Autismus. Die einzige Gefühlsregung,
zu der sie neben ihrer grundlegenden Melancholie fähig zu sein scheinen, sind die kurzen
Sekunden nach erfolgreichen Torschüssen, um daraufhin jedoch gleich wieder in ihre
eigene Welt einzutauchen und mit hoch gezogenen Schultern und gesenktem Blick über
den Platz zu trotten. Einzige Gelegenheit zur Interaktion und Kommunikation mit der
Außenwelt sind bei den beiden ihre mit minimaler Tonmodulation nach Spielschluss
hastig in die Mikrofone genuschelten Interviews.
Lukas Podolski scheint auf Vereinsebene nur in Köln und nur mit dem Geißbock seines
heiß geliebten 1.FC auf dem Trikot seine Fähigkeiten entfalten zu können. Und ich rede
jetzt nicht von seinem herausragenden Können im gemischten DoppelDaddeln an der
Playstation zusammen mit Bastian Schweinsteiger wie zu sehen in Sönke Wortmanns
Dokumentation der Fussball Weltmeisterschaft 2006 „Deutschland: Ein
Sommermärchen“! Auch der 1. FC Köln scheint auf seinen „Prinz Poldi“ angewiesen zu
sein. Ganz klar: dependente Persönlichkeitsstörung und Co-Abhängigkeit auf beiden
Seiten!
Frank Rijkaards Spuckattacke auf Rudi Völler im WM Achtelfinale 1990 dürfte aus
heutiger Sicht eine von den Deutschen völlig missverstandene Würdigung der
Pawlowschen Hundeversuche durch den damaligen niederländischen Nationalspieler
sein. Dass dadurch die aschfahle Haarfarbe und die „VorneKurzHintenLang“-Frisur von
Rudi Völler entstanden sein soll, halte ich persönlich für eine der abstrusesten
Verschwörungstheorien nach dem Gerücht, dass die Erde rund sei und elliptisch um die
Sonne kreise.
Andererseits könnte Rudis zusammen mit Günter Netzers Haarpracht für einen
durchschnittlich begabten Hairstylist ein recht schnell zu behebendes Problem darstellen
und deren Schwierigkeiten im sozialen Kontakt, insbesondere im Umgang mit
Sportmoderatoren beheben. Im kollektiven deutschen FussballGedächtnis eingebrannt
bleibt Völlers verbale WeißbierAttacke als damaliger Bundestrainer auf Waldemar
Hartmann im Jahre 2003 nach Deutschlands 0:0 gegen Fussball-Zwerg Island. Zitat von
Rudi Völler in Richtung „Waldi“ Hartmann: „Du sitzt hier locker und in aller Ruhe und
hast schon drei Weizenbier getrunken“.
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Immer wieder amüsant auch die völlig im Zeichen des Emotional-Instabilen
Kommunikationsmusters stehenden Wortduelle zwischen Gerhard Delling und Günter
Netzer bei Übertragungen von Fußball-Länderspielen der ARD. Nur ein Beispieldialog:
Delling: „Können Sie sich erinnern, wie das damalige Spiel ausgegangen ist?“
Netzer: „Wir haben 0:1 verloren.“
Delling: „Und wer hat das Tor geschossen?“
Netzer: „Mein Gegenspieler.“
Delling: „Schön, dass Sie sich daran erinnern, das haben Sie uns ja vorhin erzählt.“
Netzer: „Ja, das macht Ihnen richtig Spaß.“
Getoppt werden können diese verbalen Entgleisungen nur von Giovanni Trappatonis
legendärer Wutrede als damaliger Trainer beim FC Bayern. Wer erinnert sich nicht gerne
an „Flasche leer.“, „Was erlaube Struuunz?“ und „Ich habe fertig!“.
Aber ich schweife ab. Kommen wir zurück zu weiteren ehemaligen FußballWeltmeistern: Jürgen Klinsmann war mit seiner Vision beim FC Bayern „Energiefelder“
für seine Spieler aufzubauen ja ideologisch kurz davor, mit dem Freud Schüler Wilhelm
Reich aufzuschließen. Uli „WürstchenKönig“ Hoeness und „Kaiser“ Franz Beckenbauer
(der kommt ganz ohne NahrungsmittelZusätze aus) konnten gerade noch rechtzeitig mit
Klinsmanns Rauswurf die Reißleine ziehen. Jürgen K., Held des deutschen
Sommermärchens 2006, hätte wohl sonst bald damit angefangen, mit Hilfe alter
Blaupausen von Willi Reich die Bayern-Spieler Franck Ribery und BastiFantasti
Schweinsteiger über re-designte Orgon Akkumulatoren mit den mittlerweile
demontierten Buddha Statuen zu verkabeln, um so deren orgiastische SpielPotenz zu
bündeln und auf RumpelFußballer wie Christian Lell oder Daniel VanBuyten zu
übertragen.
Ich gehe davon aus, dass Klinsmann zwar nun wieder kleinere Brötchen bäckt (kommt
laaangsam...), aber weiterhin von einem US-amerikanischen Geheimdienst (FDA, CIA
oder McDonald’s) observiert wird.
Zu Lothar Matthäus erübrigt sich eigentlich jeder Kommentar. Ich möchte ihm an dieser
Stelle lediglich zu seiner mittlerweile 4. Ehe mit einem weiteren 20jährigen Bunny viel
Glück wünschen. Diesmal hält es bestimmt bis an das Ende seiner Lebenszeit. Und damit
meine ich jetzt sein Verfallsdatum als Trainer bei seinem jetzigen Verein. An dieser
Stelle einen gültigen Vereinsnamen zu nennen wäre allerdings obsolet. Die mit Lothar im
selben Atemzug genannten Vereinsnamen haben die Halbwertszeit der Berühmtheit von
Kandidaten der Casting Show „Deutschland Sucht Den Superstar“ (aka „DSDS“).
A propos Medien: Ich ahne eine unheilvolle Allianz zwischen Matthäus und dem
MedienMogul und Mäzen des AC Mailand: Silvio Berlusconi (hat schon mal jemand so
viele „M“-Alliterationen in einem Satz gesehen?!). „Loddar“ wird Trainer bei „Milan“,
Silvio und er machen fröhlichen Partnertausch mit ihren Groupies, während es
Ronaldinho und David Beckham vom Schaukelstuhl aus das Spiel dirigierend auf dem
Platz richten. Ganz nebenbei manövriert Silvio sich selbst und nachgeordnet sein schönes
Heimatland geschickt durch Erdbebenkatastrophen, (Korruptions-) Affären und die
Frage, ob die Italiener neben dem deutschen Fußball nun auch die deutsche Autoindustrie
retten werden.
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Schon wieder abgeschweift. Zurück zum Sport: Kennt jemand noch kleines dickes,
sprachbegabtes „Ailton“? Genau, genau: der „Kugelblitz“, der tatsächlich mal eine ganz
gute Zeit bei Werder Bremen hatte und dort Torschützenkönig der Bundesliga wurde, um
danach bei zumindest phonetisch anspruchsvollen Vereinen wie Besiktas Istanbul,
Metalurgh Donezk, Grashoppers Zürich und dem Weltverein MSV Duisburg in der
Versenkung zu verschwinden. Mit seinen Bestrebungen, noch mal in der (zweiten)
deutschen Bundesliga zu spielen, steht der mittlerweile fast 36jährige wohl kurz vor dem
Ausbruch einer floriden Psychose.
Ein weiterer legendärer Brasilianer ist Ronaldo. Ja, richtig: der Typ mit der Zahnlücke
und seinen seltsamen Dreiecksfrisuren bei der WM 2002, die eigentlich eher auf den
Schambereich seiner jeweiligen Damenbegleitung als auf seinen Kopf gepasst hätte.
Dieser will ja nun bald wieder für die brasilianische Nationalelf auflaufen. Für
Außenstehende ein offensichtlich zum Scheitern verurteiltes Vorhaben. Nur er selbst
scheint beim Blick in den Spiegel das eine oder andere Pfündchen Hüft- und
anderweitigen RiesenBabySpeck zu übersehen: Ganz klar: körperdysmorphe Störung!
Völlig frei von Charakterfehlern scheint einzig und allein Kevin Kuranyi zu sein. Kein
Wunder: An seiner Gelfrisur rutschen alle Diagnosen aalglatt ab! Sein kommentarloses
Verschwinden von der Tribüne während eines Länderspiels und sein daraufhin folgendes
endgültiges Verschwinden aus dem Aufgebot der deutschen Nationalelf können wir somit
und eindeutig als „einmaligen Ausrutscher“ werten (auch der dauert eventuell ein
bisschen länger...). Mit seiner süßen Sprechstimme sollte er sich allenfalls mal bei
Gelegenheit an einen Logopäden wenden.
Über die Spieler des FC Barcelona gibt es leider rein gar nichts zu lästern. Die spielen
einfach nur phantastischen Fußball, nehmen mit Links und Rechts den FC Bayern
auseinander und haben gegen Chelsea auch noch das nötige Glück, um Michael Ballack
wieder auf seinen angestammten zweiten Platz zu verweisen. Neugierig wäre ich
allerdings darauf, wie es ohne die Dienste einer Putzfrau bei Barcelonas Jungsstar Lionel
Messi zu Hause aussehen würde.
Die Diagnosen des einzigen Nicht-Fussballers in diesem Text dürfte allerdings klar sein:
Neben einer möglichen dissoziativen Amnesie (Zitat: „Ich habe niemand betrogen!“) mit
der DifferentialDiagnose Simulation, erlaubt die sportliche Vita das vorherrschende
Störungsbild von Jan Ullrich eine recht fundierte Einschätzung: Rapid Cycling!
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