Familiengottesdienst am Ostersonntag – 08.04.12 um 10.00 Uhr in

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Familiengottesdienst am Ostersonntag – 08.04.12 um 10.00 Uhr in
Familiengottesdienst am Ostersonntag
– 08.04.12 um 10.00 Uhr in Bolheim –
Der Auferstandene Jesus begegnet Maria Magdalena
(Joh 20,11-18)
Pfarrerin z. A. Hanna Nicolai
Liebe Kinder und liebe Erwachsene,
jeder von uns hat einen Namen, manche haben auch zwei oder drei Vornamen. Wisst ihr
Kinder, wie viele Vornamen ihr habt?
Ich bin jetzt mal neugierig. Wer von euch hat einen? Wer hat zwei? Und wer hat drei?
In der Regel reicht es, wenn wir einen von unseren Namen hören. Dann horchen wir auf. Ich
bin gemeint! Und je nachdem, wie mein Name gerufen wird, ahne ich auch schon, was noch
kommt.1
Wenn meine Mutter früher „Hanna“ (sehr scharf rufen) gerufen hat dann dachte ich: „O je,
ich bin gemeint. Das hört sich nach einer Standpauke an. Vermutlich hat sie gemerkt, dass ich
immer noch nicht den Komposteimer geleert habe.“.
Und wenn meine Mutter sagte „Hanna“ (sanft rufen), dann war das schön. Denn meist ging es
mir da nicht so gut, und sie nahm mich in den Arm, streichelte über meinen Kopf und sagte
meinen Namen und ich wusste: Sie weiß, wie es mir geht. Und sie ist jetzt da für mich.
Früher hörten Babys zum ersten Mal ihren Namen, als sie getauft wurden. Und auch Babys
haben schnell gemerkt: Ich bin gemeint.
Ihr Kinder, schließt einmal eure Augen und hört mal. Und jetzt sind die Eltern dran: Flüstert
euren Kindern den Namen ins Ohr. Ganz sanft! Eltern flüstern bei ihren Kindern.
Und jetzt umgekehrt. Kinder flüstern bei ihren Eltern.
Und jetzt hören wir, wie die Geschichte weitergeht, die vorhin Herr Müller vorgelesen hat
(Joh 20,1-10).2 Die Geschichte von Maria aus Magdala, die früh morgens zum Grab ging und
dann so erschreckt war, weil es leer war. Und die dann zu den Jüngern zurückging und ihnen
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2
Vgl. J. Westhof, Familienkirche tut gut, Gütersloh 2010, S. 56-58.
Erzählung weitgehend nach: Irmgard Weth. Neukirchner Erzählbibel, Neukirchen-Vluyn, 1998, S. 380-382.
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voller Entsetzen erzählte, was los ist, dort am Grab. Und dann ging sie mit Petrus und dem
anderen Jünger zurückging zum Grab. Jetzt war nur noch sie da. Alleine am Grab.
Maria starrte auf das dunkle Loch und weinte still vor sich hin. Doch plötzlich - was war das?
In der dunklen Grabkammer sah sie auf einmal zwei helle Gestalten, genau dort, wo Jesus
gelegen hatte. Maria schlug ihre Hände vor das Gesicht. Aber die beiden sprachen sie an:
„Frau, warum weinst du?" „Ach", stammelte Maria. „Sie haben meinen Herrn weggenommen.
Und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben."
In diesem Augenblick spürte sie, dass jemand hinter ihr stand. Erschrocken fuhr sie herum.
Da stand ein Mann vor ihr, der fragte: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?"
Das ist der Gärtner!, dachte Maria. Der weiß sicher, wo Jesus hingebracht wurde. „Ach, mein
Herr", bat sie, „hast du ihn weggenommen? Dann verrate mir, wo er liegt! Ich will ihn holen."
Mit verweinten Augen stand sie vor ihm.
Da hörte sie plötzlich ihren Namen, ganz deutlich: „Maria!"
Erschrocken blickte Maria zu dem Mann hoch. Woher wusste er ihren Namen?
Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Jesus stand vor ihr. Ja, er war es
wirklich. Er hatte ihren Namen gerufen.
„Mein Rabbi! Meister!", rief sie. Sie streckte die Hände nach ihm aus, wollte ihn fassen, ihn
festhalten.
Doch Jesus sprach zu ihr: „Halte mich nicht fest! Denn ich bin noch nicht bei meinem Vater
im Himmel. Aber geh und verkünde meinen Brüdern: Ich kehre zu meinem Vater zurück, zu
meinem und eurem Vater, zu meinem und eurem Gott!"
Da überlegte Maria nicht lange. Sogleich lief sie zu den Jüngern zurück. Die saßen noch
immer in ihrem Versteck und hatten große Angst und waren sehr traurig.
„Freut euch!", rief sie. „Jesus ist nicht fort und verloren. Er lebt! Er stand leibhaftig vor mir.
Und dies ist die gute Nachricht, die er euch verkündet: Er kehrt zu seinem Vater zurück. Der
ist auch euer Vater. ‚Und ihr’, sagt Jesus, ‚ihr seid meine Brüder!“
1. Die traurige Maria
Tief traurig ist Maria dort am Grab. Die Tränen laufen ihr übers Gesicht. Versunken in ihrem
Schmerz ist sie und einsam. Alleine steht sie da auf dem Friedhof. Früh ist sie dort, draußen
wird es gerade hell, es beginnt ein neuer Tag – aber in ihr drin ist alles dunkel.
Abschied nehmen wollte sie am Grab. Sich erinnern an die gemeinsame Zeit, und nach und
nach verstehen, dass jetzt alles anders ist.
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Maria – in ihr finde ich mich wieder. Voller Trauer und Schmerz am Grab eines geliebten
Menschen stehen. Einsam, alleine – der andere fehlt. Da kann die Sonne scheinen, da können
die Vögel zwitschern, da kann Kinderlachen über die Friedhofsmauer dringen – aber all das
zieht an mir vorbei, es ist dunkel.
Jede Hoffnung ist erstorben. Vielleicht kennt das auch schon ihr Kinder: Wenn jemand
gestorben ist oder wenn das geliebte Haustier nicht mehr lebt. Dann sind wir traurig und
weinen viel. Dann wissen wir manchmal nicht, wie es weitergehen soll.
2. Die suchende Maria
Doch da ist etwas anders als es sonst auf dem Friedhof ist. Da ist ein Grab offen. Ein schon
einmal geschlossenes Grab ist offen. Und es ist das Grab. Das Grab von Jesus! Zu aller
Trauer kommt bei Maria jetzt auch noch eine Sorge hinzu: Das Grab ist offen, der Leichnam
von Jesus verschwunden: Hat ihn etwa – jemand gestohlen? Wo wurde er hingelegt?
Maria überlegt, wo sie anfangen soll zu suchen.
Ostern ist ja immer mit Suchen verbunden, zumindest für euch Kinder. Vielleicht ward ihr
heute schon auf der Suche nach dem Osternestchen und den Ostereiern und vielleicht auch
nach so manchem Ostergeschenk. Und vielleicht ist auch einer von euch dreimal am
Osternestchen vorbeigelaufen und hat es nicht gesehen. So geht es einem manchmal, wenn
man sucht. Da hat man ein bestimmtes Bild im Kopf, wie das Gesuchte aussehen muss – und
sieht es dann nicht, weil es dieses Mal anders ist. Oder da denkt ihr vielleicht: es ist bestimmt
irgendwo auf dem Boden versteckt – und dabei ist es irgendwo weiter oben. Wenn ihr bei
eurer Ostersuche heute nicht von alleine fündig werdet, dann helfen euch die Erwachsenen
mit kleinen Tipps.
Aber hier auf dem Friedhof, da gibt es für Maria keine Tipps. Niemand kann ihr sagen, wo
Jesus ist. All diejenigen, die sie sieht, fragt sie um Rat. Die Engel und die Person vor dem
Grab, die sie nicht erkennt, die sie für den Friedhofsgärtner hält. Sie wird auf einmal in ihrer
Trauer höchst aktiv. Maria sucht Jesus – freilich den Toten. Anderes konnte sie sich nicht
vorstellen. Sie wusste wo nach sie suchte – unter Tränen.
Aber in ihrer Suche sieht sie Jesus nicht – obwohl er vor ihr steht.
Erstaunlich – Maria ergibt sich nicht in ihr Schicksal, nein, sie macht sich auf die Suche. Auf
die Suche nach Jesus. Obwohl alles nur noch zum Heulen ist! Und: Jesus ist ihr näher, als sie
wahrnimmt. Er ist da, wo sie doch denkt, dass er weg ist.
3. Die getröstete Maria
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Wisst ihr noch, wie Maria schließlich Jesus gefunden hat? Wie sie erkannt hat, dass er da ist?
– Pause Es war nur ein Wort, das Jesus sagte. Freilich ein ganz bestimmtes. Es war ihr Name.
„Maria“! Jesus nannte ihren Namen – und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Jesus er ist da. Er steht vor mir. Er lebt! Das Grab ist leer, weil er lebt!
Erst als Jesus sich ihr zeigt, kann sie ihn erkennen. Jesus selbst beendet ihre Suche nach ihm.
Und das auf eine erstaunliche Weise: Er stellt sich nicht vor sie hin und sagt in einer langen
Erklärung: „Ich bin Jesus, den du suchst. Ich war tot und bin nun wieder lebendig. Ich habe
das wahr gemacht, was ich selber gesagt habe: Dass ich auferstehen werde nach drei Tagen.“
Nein, Jesus sagt nur ein Wort. „Maria“. Ihren Namen. Und das reicht, dass Maria durch ihr
tränenverschleiertes Gesicht Jesus erkennt. Dieses eine Wort reicht – und sie weiß tief in
ihrem Herzen: Das Grab ist nicht offen, weil es Räuber geöffnet haben. Das Grab ist aus
einem anderen Grund leer. Jesus ist auferstanden, er lebt! Und meine Traurigkeit hat dieses
eine Wort beendet! Er hat meinen Namen gesagt – und da wurde ich getröstet! Er ist bei mir!
Nochmals: Wie ist es für Maria am Grabe Ostern geworden? Wir müssen genau hinsehen. Sie
hat das leere Grab wahrgenommen. Dies hat aber ihre Trauer gar nicht vertrieben. Und nicht
einmal die Begegnung mit den Engeln half ihr weiter. Mir scheint es wichtig, dass das leere
Grab nicht Ostern macht: es kann keinen Glauben, kein Gottvertrauen entzünden. Dies schafft
allein der auferstandene Herr, Jesus Christus selbst. Er ist es, der Licht ins Dunkel bringt.
Aber auch den Auferstandenen hat Maria erst gar nicht erkannt, als er zu ihr trat.
Offensichtlich war er mit den Augen gar nicht unmittelbar zu erkennen. Maria erkennt
Christus nicht an seiner Gestalt, nicht einmal an seiner Stimme. Sie erkennt ihn, als er sie mit
ihrem Namen ruft: „Maria!“ Sie ist betroffen durch seine Anrede, in diesem Augenblick
merkt sie: er ist es!
Ostern leuchtet in unser Leben hinein, wenn Christus uns anspricht und sein Wort uns trifft.
Durch sein Wort gibt er sich zu erkennen.
Manche unter uns können es bezeugen, dass das passieren kann: dass da plötzlich unter den
zahllosen Wörtern, die wir tagaus, tagein hören und vernehmen, vielleicht sogar in der Bibel
lesen, dass uns da plötzlich ein Wort im Innersten trifft. Mag sein, in einer Weise, wie wir es
überhaupt nicht erwartet hätten; dieses Wort kommt ja auch nicht aus uns selbst heraus. Ein
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Wort, und ich sehe mich, sehe meine Nächsten und sehe Gott in einem neuen Licht. Und es
kann die Gewissheit wachsen, dass ich hier berührt und angesprochen worden bin von dem,
der mein Leben trägt und umschließt.
Jesus spricht uns an, nicht wir. Wir brauchen nicht ein Leben lang Gottsucher zu bleiben. Er
lässt sich finden. Er gibt sich zu erkennen. Er nennt auch unseren Namen und vergewissert
uns damit: Du gehörst zu mir. Ich bin für dich da – weil ich der Lebendige, der Auferstandene
bin. Amen.
Stille
EG 112,1-3.6 Auf, auf, mein Herz mit Freuden
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