KRK ERGO - RECORDING.de

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KRK ERGO - RECORDING.de
record
© PPVMEDIEN 2009
TEST KRK ERGO
Mit dem KRK Ergo wird
digitale Raumkorrektur
erschwinglich
Raumkorrektursystem für Studiomonitore
KRK ERGO
Die präzise Akustik eines
professionellen Tonstudios in
eine kleine Kiste packen zu
können und sich fortan auch in
einfacheren Räumlichkeiten auf
den Klang seiner Lautsprecher
blind zu verlassen – es wäre
so schön! KRK wagt mit ERGO
einen Vorstoß in Richtung
digitaler Raumentzerrung und
KEYS hat genau hingehört.
Im Kontrollfeld lässt sich Ergo auch für die separate
Ansteuerung von Subwoofer und Satelliten konfigurieren
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ines Vorweg: Ergo (Enhanced Room Geometry Optimization) wird Ihnen nicht den
Traum eines absolut perfekten Lautsprechers im perfekten Raum erfüllen, denn
zaubern kann der kalifornische Hersteller auch
mit dänischer Software-Unterstützung nicht. Was
Ergo jedoch für sich in Anspruch nimmt, ist eine
digital berechnete Linearisierung der Raumakustik bezogen auf die Hörposition, die eine Alternative zu baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik (Bassfallen, Diffuser, Absorber)
darstellt. Vielleicht haben Sie schon einmal das
„Einmessen“ eines Klubs erlebt. Dabei wird im
einfachsten Fall Rauschen auf die PA-Lautsprecher gegeben und das Ergebnis per Messmikrofon auf einem Frequenzanalyzer kontrolliert.
Nun versucht man mithilfe eines Terzbandequalizers, die Fehler des Raumes zu
kompensieren. Die grundsätzliche Idee dieser
elektronischen Korrektur bleibt auch auf der digitalen Ebene erhalten: Das Quellsignal wird so
„verbogen“, dass sich in Kombination mit den
Fehlern des Raumes eine möglichst überzeugende Lösung ergibt. Dabei ist die Studio- gegenüber der Beschallungssituation im Vorteil, denn
hier gibt es meist nur einen zentralen Abhörplatz,
an dem die Optimierung greifen muss. Wo liegt
das Problem? Die klangliche Reproduktionskette
besteht heute aus weitgehend verfärbungsfreien
Werkzeugen wie CD-Player, Verstärker und meist
annehmbar neutralen Lautsprechern. Allein der
Raum macht uns den größten Strich durch die
Rechnung. Er verfälscht den Frequenzgang und
die Präzision des aufgezeichneten Originals in
der Wiedergabe aufgrund der Vermischung von
Direktschall und zeitlich verzögerter erster und
folgender komplexer Reflexionen signifikant.
Wann immer eine Frequenz über eine Grenzfläche zurückgeworfen wird, überlagert sie sich
mit dem nachfolgenden Direktschall. Es kommt
zu Überhöhungen (Wellenbergen) und Auslöschungen (Wellentälern) in Form einer unregelmäßigen Energieverteilung im Raum, die nicht
mehr nur vom Direktschall der Lautsprecher abhängt. Besonders kritisch wird es, wenn Wellenlänge und Raumgeometrie zueinander passen:
Angenommen, Ihr Raum weist eine Tiefe von fünf
Metern auf – exakt diese Länge benötigt ein 69
Hz-Ton für einen vollen Wellendurchlauf. Bei einer
geraden Grenzfläche ergibt sich durch den Rückwurf eine phaseninvertierte Wellenform, die im
ungünstigsten Fall zu einer nahezu kompletten
Auslöschung führt. Man spricht von einer stehenden Welle, die sich aus einer Raummode ergibt.
Umgekehrt kann es natürlich auch zu Additionen
und somit frequenzabhängiger Schallverstärkung kommen. Abweichungen zwischen 10 und
20 dB vom Ursprungspegel sind keine Seltenheit
und stellen somit ein viel größeres Problem als
der Lautsprecher selbst dar.
Erstes und bestes Mittel der Wahl gegen
Raumprobleme sind neben einer akkuraten
Lautsprecherplatzierung
bauakustische
Maßnahmen. Hierbei nutzt man spezielle Materialien um den Direktschall in kritischen Bereichen
zu absorbieren, an anderen Stellen zu zerstreuen
und somit Reflexionen zu vermeiden und kontrollieren zu können. Wo solche Maßnahmen nicht
umsetzbar (Mobilbetrieb) oder zu aufwendig sind,
stellt die elektronische beziehungsweise digitale
Entzerrung eine Alternative dar. Dabei reicht insbesondere die heutige Digitaltechnik weit über
den beschriebenen Terzbandequalizer hinaus.
Schon seit Jahren gibt es Systeme, die ein digi-
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von
tales Signal in Echtzeit und mit hoher spektraler
Auflösung im Frequenzgang an ein zweites Signal annähern. Eines der ersten Produkte dieser
Art war der I.Q. von Intelligent Devices für das
Pro Tools TDM-System. Es ist nahe liegend, dieses Verfahren auf die Korrektur eines Raumes anzuwenden, wie im nativ arbeitenden ARC-PlugIn
von IK Multimedia geschehen: Mithilfe mehrerer
Messungen schafft man sich zusätzliche Informationen gegenüber nur einer Punktmessung
um Messfehler zu minimieren und durch komplexe Mathematik eine weitgehend frequenzlineare
Abhörzone zu schaffen. Hinzu kommt der Einsatz eines kalibrierten Messmikrofons, damit das
System auf ein ihm bekanntes Analysewerkzeug
zurückgreift. Und schließlich bietet das digitale
System Zugriff auf die Phasenlage der Korrekturbänder und verändert im Idealfall dabei nicht
selbst die Phase – beides undenkbar für einen
analogen Equalizer. Während ARC durch zahlreiche Messungen die akustische Situation zu ermitteln und zu kompensieren versucht, geht Ergo
einen anderen Weg.
Die zugrunde liegende Idee: Jeder Raum
hat aufgrund seiner Geometrie und Reflexionseigenschaften einen spezifischen
Fingerabdruck. Ohne Maße und Materialien
zu spezifizieren, versucht Ergo durch Zufallsmessungen Erkenntnisse über die akustischen
Eigenschaften des Raumes (Energieverteilung,
Raummoden, Reflexions- und Ausklingverhalten)
zu sammeln. Der Zufallsfaktor ermöglicht dabei
ein Erkennen lokaler Probleme durch stehende
Wellen. Dabei haben Frequenzen oberhalb von
etwa 300 Hz aufgrund ihrer kleineren Wellenlänge und chaotischer Reflexionen keinen relevanten Einfluss mehr auf das Schwingverhalten
des Raums. So arbeitet Ergo auch ausschließlich
in einem Bereich von 20 bis 500 Hz.
Natürlich ist auch eine Messung an der Hörposition notwendig, immerhin gilt es, diesen Bereich zu optimieren. Sinnvollerweise wird an dieser Stelle auch die Phase erfasst. Im folgenden
Analyseprozess wertet ein Algorithmus die Daten
aus und erstellt eine Frequenzgang- und Phasenkorrektur für den Hörplatz, die die gewonnenen
Erkenntnisse über den Raum einbezieht. Keine
triviale Aufgabe, deren Lösung KRK deshalb
von Experten lizenziert hat: Das Verfahren der
Raumanalyse und -korrektur stammt von der
dänischen Firma Lyngdorf (www.lyngdorf.com),
deren RoomPerfect-Algorithmus als qualitativ
hervorragend gilt.
Was Ergo von der Konkurrenz unterscheidet, ist seine Autarkie. In einem kompakten Metallgehäuse arbeitet ein Signalprozessor, der sowohl Analyse als auch Korrektur
übernimmt. Während des Messvorgangs ist
eine einfache Steuersoftware notwendig. Nach
der abschließenden Offline-Analyse benötigt
Ergo keinen Rechner mehr und errechnet die
Raumkorrektur in Echtzeit, benötigt dafür aber
knapp 9 ms Latenz. Ergo hat also bis auf eine
Bedienoberfläche während der Messung alles
an Bord: Eigene Rechenleistung, Ein- und Ausgänge sowie ein mitgeliefertes Messmikrofon.
Das System bietet drei mögliche Eingänge: Eine
Ulf Kaiser
Ergo bietet zwei digitale Eingänge und einen analogen Stereoeingang sowie Ausgänge für zwei alternative Monitorpaare
Firewireschnittstelle, die für den Messvorgang
genutzt wird, aber auch über ASIO/WDM und
Core-Audio-Treiber aus der DAW adressierbar
ist – mit geringen Puffergrößen bis zu 23 Samples und Abtastraten bis 192 kHz. Darüber hinaus gibt es einen koaxialen S/PDIF-Eingang zur
Anbindung sonstiger oder nicht ASIO-kompatibler Systeme wie etwa Pro Tools sowie einen
symmetrischen, analogen Stereoeingang. So
erreicht KRK eine Kompatibilität zu quasi jeder
Klangquelle. Digitale Signalquellen (Firewire,
S/PDIF) führen dabei zu einem automatischen
Anwählen dieser Eingänge, ein manuelles Um-
schalten auf einen alternativen analogen Zuspieler im Sinne eines Monitor-Controllers ist
nicht vorgesehen. Ergo arbeitet intern und bei
der Ausgabe stets mit 96 kHz – die digitalen
Eingänge werden entsprechend skaliert. Ausgangsseitig bietet Ergo zwei Stereoausgänge für
zwei alternative Monitorpaare beziehungsweise
eine Kombination von Subwoofer und Satelliten,
denn Ergo arbeitet ausschließlich in Zweikanal-Stereo. Hinzu kommt ein regelbarer Kopfhörerverstärker, der das Eingangssignal ausgibt.
Ein großer analoger Regler aus Kunststoff dient
der Lautstärkeeinstellung. Weiterhin findet u
Interview
Wir befragten Jan Wollnik, Produktmanager für KORG und KRK bei Korg & More zu Ergo.
Wo kann und soll Ergo eingesetzt werden?
Jan Wollnik: Ergo kann in allen typischen Abhörräumen benutzt werden. Eine erste Adresse ist
natürlich das Home- oder Projekt-Studio, aber selbst in großen, professionellen Studios haben wir tolle
Ergebnisse erzielt. Andererseits lohnt sich Ergo besonders an Orten, wo akustische Maßnahmen nicht
unbedingt möglich sind, beispielsweise in Ü-Wagen oder günstigen Cutter-Plätzen. Wo Ergo sicherlich
keinen Sinn macht, ist eine Veranstaltungshalle, da es hier
keinen typischen, zentralen Abhörort gibt. Problematisch ist
auch das Einmessen in sehr großen Räumen, gemessen an der
Leistungsfähigkeit der Monitore.
Was sollte man nicht von dem System erwarten?
Wollnik: Ergo ist vor allem und zu allererst ein Gerät zur
Optimierung der Raumakustik. Ergo ist zudem ein praktischer
Pegelsteller. Sinnvoll, wenn man ohne Mischpult arbeitet.
Weiter kann Ergo klassisch zwischen zwei Monitorpaaren hinund herschalten. Das System will jedoch kein Audio-Interface
für Aufnahme und Wiedergabe ersetzen.
Von der akustischen Seite her sollte man weder einen
besonders fetten Bass oder die Aufwertung einer günstigen
Monitoranlage erwarten. Ergo lässt die Monitore so klingen, wie
sie der Hersteller konzipiert hat. Eine Anregung des Raumes
durch die Boxen wird erkannt und korrigiert. Letztlich gewinnt
die Abhörsituation an Präzision, Klarheit und Definition. Bässe
klingen natürlich aus und Wummern, Auslöschungen oder
stehende Wellen haben endlich ein Ende.
Ersetzt oder ergänzt Ergo akustische Maßnahmen?
Wollnik: Je besser ein Raum klingt, auch durch passende Maßnahmen, desto weniger korrigiert Ergo
und desto besser wird der Klang an allen Stellen des Raumes sein, während Ergo den Raum vor
allem für den zentralen Abhörort korrigiert. Das System stellt also eine Ergänzung zu akustischen
Maßnahmen dar. Durch die Beschränkung der Korrektur bis 500 Hz korrigiert Ergo zwar die Bereiche,
die Raummoden verursachen, adressiert aber Flatterechos oder Probleme mit frühen Reflexionen
nicht. Hier macht es Sinn, vergleichsweise preiswerte akustische Maßnahmen durchzuführen.
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TEST KRK ERGO
Das mitgelieferte kalibrierte Messmikrofon
wird direkt an Ergo angeschlossen
man drei LEDs, die Clipping, Firewire-Betrieb und den aktiven Kalibrationsmodus visualisieren sowie
beleuchtete Taster für die beiden
Lautsprecherpaare. Der dritte Taster
schaltet zwischen den Betriebsarten
phasenrichtige Hörplatzkorrektur
(Focus), allgemeine Raumkorrektur
(Global) und Bypass um.
Der Messvorgang ist selbsterklärend: Die Kalibrierungs-Software Ergo Cal für Windows und
Mac OS erfordert ein über Firewire
angeschlossenes
Ergo-System
für die Soundausgabe, wobei der
Betrieb mit Buspower möglich
ist. Schritt für Schritt wird man
durch den Messvorgang geleitet.
Das Bildschirmmenü fragt den
Hardwarestatus ab, weist den
Anwender auf bestimmte Handlungen wie die Platzierung des
Messmikrofons hin und verifiziert
die erforderliche Lautstärke für die
Messung. Man beginnt mit der Referenzmessung in der Hörposition.
Es folgen drei bis neun Zufallsmessungen im Raum, die je bis zu drei Minuten dauern. Ergo nutzt eigene Testtöne pro Lautsprecher,
die mit beträchtlicher Lautstärke den Raum anregen – einer mit Fokus auf tiefe Frequenzen, der
andere mit einem deutlichen Anteil mittlerer und
höherer Frequenzen. In der Folge durchläuft das
System pro Messung vier Testtöne, in denen man
nicht im Raum umherlaufen oder gar telefonieren
sollte. Ergo vermeldet nach jeder Messung den
Status der Informationsgewinnung. Ist der Raum
zu 90 Prozent erkannt, sind Folgemessungen
optional. Zu guter Letzt wird der Abschluss der
Messungen bestätigt und das Gerät widmet
sich wenige Sekunden der Analyse. Es vergehen
kaum zwanzig Minuten und Ergo ist betriebsbereit. Wer über ein zweites Paar Monitore verfügt,
führt den Messvorgang ein weiteres Mal durch.
Ergo kann alternativ auch eine Kombination von Subwoofer und Satelliten einmessen. Die notwendige Frequenzweiche, Pegelanpassung und Phasenjustierung erfolgt dabei
durch den DSP, der die Systeme über die beiden
Ausgänge adressiert. Hierfür schaltet man Ergo
über das Kontrollfeld in den Subwoofermodus
und bestimmt manuell die Übergangsfrequenz.
In dieser Betriebsart verzichtet man auf den
zweiten Speicherplatz. Der Nachteil dieser Lösung: Der Subwoofer kann nur noch deaktiviert
werden. Ein Bypassbetrieb, bei dem die Satelliten ohne Frequenzweiche adressiert werden, ist
nicht möglich. Schade, denn im Grunde fehlt es
Ergo nur an zusätzlichen Speicherplätzen.
Kommen wir zum Klang des Systems:
Im Vergleich zur einfachen Raumkorrektur einiger
Lautsprecher über parametrische Entzerrer stellt
Ergo immense Kapazitäten bereit. Zwischen 20
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und 500 Hz arbeiten 1024 linearphasige Filter
– eine Auflösung von mehr als einem Filter pro
Hertz! Werfen wir also alle Skepsis gegenüber
dem geheimnisvollen Kasten mit Steckernetzteil
über Bord und hören …
Getestet wurde Ergo in zwei Räumen
in vier Konfigurationen. Es handelte sich jeweils um unbehandelte Wohn- beziehungsweise
Arbeitsräume, stellvertretend für die Situation im
Projektstudio. Zum Einsatz kamen ein Paar aktiver KRK V8-Nahfeldmonitore mit passendem
S12-Subwoofer sowie, im anderen Raum, ein
Paar passiver Hi-Fi-Standlautsprecher (MBL 300
mit Sansui AU-X1111 MOS-Vintage-Verstärker).
Im ersten Versuch fing Ergo das Signal der
Kombination V8 und V12 ein, wobei Letzterer
die Ansteuerung der Satelliten ab circa 80 Hz
übernahm. Hier blieb das große Aha-Erlebnis
schlichtweg aus. Die entzerrte Einstellung brachte keine klare Verbesserung. Zwar ließ sich eine
minimale Fokussierung im Mittenbereich feststellen, ansonsten wirkte das Ergebnis im Bass
jedoch zu bauchig und sogar etwas dröhnend.
Diese Schlappe könnte einen Grund haben:
Der mächtige Subwoofer war für die Raumgröße überdimensioniert oder schlichtweg falsch
gepegelt. In einer zweiten Messung wurde der
V12 aus der Signalkette entfernt. Allein mit den
V8 war also der Qualitätszuwachs klar und deutlich: Ergo verbesserte den Fokus im Grundtonbereich, rückte die Bühne des Klanggeschehens
nach vorne und schaffte somit eine verbesserte
Transparenz im Sinne eines aufgeräumten Klangbilds. Deutlich auch die Ergebnisse im Bassbereich: Ergo erreichte einen kräftigeren Bass, der
gleichzeitig nicht an Definition verlor. Besonders
frappierend war der Klanggewinn einer Heavy
Metal-Produktion: Hier erhielt die Wiedergabe
ein neues stabiles Fundament. Absolut überzeugend. Ein Umschalten auf den universellen Global-Modus führte erwartungsgemäß zu einem
weniger markanten Ergebnis, das allerdings
gegenüber der Bypassposition im gesamten
Raum zu einer dezenten Verbesserung führte.
Tatsächlich behielten die Lautsprecher übrigens
wie vom Hersteller versprochen ihren eigenen
Klangcharakter.
Mit diesem Ergebnis fühlten wir uns ermuntert,
den Subwoofer wieder einzubinden, dabei aber
Ergo mit der Verwaltung der Frequenztrennung
zu betrauen. Die Übergangsfrequenz setzten wir
auch hier bei 80 Hz. Siehe da: Das Dröhnen der
Statement
Tony Rodrigues, Vice-President, Marketing, KRK Systems
Welche Ziele verfolgt Ergo bei der Raumkorrektur?
Tony Rodrigues: Ergo verfolgt bei der Raumkorrektur mehrere
Grundsätze:
1. Die Raumkorrektur darf das Ergebnis nicht verschlechtern.
2. Eine Beschränkung auf sinnvolle Korrekturen: Neunzig
Prozent aller Raumprobleme liegen im Frequenzbereich
unter 500 Hz. Korrigiert man höhere Frequenzen, macht man
es entweder richtig und teuer oder läuft Gefahr, den ersten
Grundsatz zu verletzen. Aufgrund der Reflexionen im Raum
käme man um akustische Maßnahmen ohnehin nicht herum.
3. Arbeiten im dreidimensionalen Modell: Eine Raumkorrektur
anzuwenden, ohne den ganzen Raum verstanden zu haben,
ist wie ein Hausbau ohne Konstruktionszeichnung. Ergo
versucht durch sorgfältige Analyse, den Raum möglichst vollständig zu verstehen. Nur dann lässt
sich feststellen, ob es sich bei der 147-Hz-Senke um einen Teil der Raumakustik oder ein lokales
Phasenproblem handelt.
Warum benötigt Ergo keine näheren Details über den Raum?
Rodrigues: Durch die Messung zufälliger Punkte im Raum entsteht in Ergo ein 3D-Modell. Der
Lyngdorf-Algorithmus versucht den Raum, im Unterschied zu diversen Mitbewerbern, zu verstehen und
aus dieser Erkenntnis eine sinnvolle und akkurate Korrektur zu errechnen, die zwischen dem Raum
und akustischen Problemen im Raum differenziert. Wir behalten den guten Anteil der Raumakustik
und entfernen die unerwünschten Probleme. Rechneten wir den gesamten Raum heraus, würde eine
klangliche Situation entstehen, in der niemand Mischen oder Musik hören wollte.
Nutzt Ergo eine inverse Faltung?
Rodrigues: Das Verfahren reicht weiter. In vielen Fällen ergeben sich bei einer inversen Faltung
schmalbandige Filterungen, die den Klang des Raumes nachteilig beeinflussen, also zusätzliche
Probleme schaffen. Hier bewährt sich RoomPerfect: Während die Raumkorrektur tendenziell
einfach umzusetzen ist, hat es die Raumanalyse, die Dateninterpretation und das Schaffen des
dreidimensionalen Modells in sich.
Inwieweit führt Ergo auch eine Korrektur auf der zeitlichen Ebene durch?
Rodrigues: Ergo ist auf eine Korrektur der Phase in der Hörposition beschränkt. Eine Korrektur der
Nachhallzeit ist mit den technischen Mitteln derzeit nicht möglich. Für eine inverse Nachhallkorrektur
bräuchte man eine Zeitmaschine.
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Ergo Cal führt den Anwender mustergültig durch den Prozess der Einmessung
ersten Messung verschwand und das Material
wurde gewohnt präzise wiedergegeben. Dennoch zeigten sich die klanglichen Zugewinne
eher subtil. Dies führte zur Überlegung, den S12Pegel deutlich zu reduzieren. Eine sehr gute Idee:
Mit der neuen Einstellung führten die nächsten
beiden Messungen (Subwoofer mit integrierter
Frequenzweiche, Frequenzweiche durch Ergo)
wie zuvor bei den reinen V8 zu einem deutlichen
Zugewinn an Transparenz und Neutralität.
Im zweiten Testraum waren die Lautsprecher
(MBL 300) in gutem Wandabstand von über
einem Meter in langer Raumrichtung aufgestellt. Der Raum wies dabei eine Überhöhung
im Bereich um 80 Hz an der Hörposition auf.
Tatsächlich griff Ergo hier überzeugend ein:
Wieder rückten die Mitten subjektiv nach vorne
und verhalfen dem Klang zu mehr Stabilität und
Ruhe. Auch hier stellten wir einen Zugewinn an
Druck im Bassbereich fest, der nicht auf Kosten der Präzision ging. Hingegen gab es im
Tiefbassbereich eine Reduktion. Ein vermeintlicher Tiefbass entpuppte sich dabei schlicht
als Raumresonanz. Schon bald erschien der
Bypass-Betrieb ohne den Ergo im direkten Vergleich als tendenziell hohl und leer. Wie schon
im ersten Raum kompensierte Ergo auch in
diesem Fall ganz offenbar ein markantes Wellental der Hörsituation.
Die Messungen zeigten bei aller Klarheit, dass Ergo behutsam zu Werke geht
und ein Aha-Ergebnis nicht übers Knie
bricht. In beiden Räumen ließ sich mit und ohne
Subwoofer eine deutliche Klangverbesserung
erreichen, die andererseits weder den eigentlichen Lautsprecherklang umkrempelte noch
versuchte, Wunder zu suggerieren – Mission
erfüllt! Trotz überzeugender Klangqualität gibt
es zum derzeitigen Stand der Soft- und Hardware noch kleinere Makel: So trat während
der Testphase ein Knacken bei schnellen Bewegungen am Lautstärkeregler auf, ebenso
wie ein gelegentliches Schalterknacken. Hier
arbeitet KRK bereits an einer Lösung.
Mit Ergo stellt KRK ein sinnvolles Werkzeug zur digitalen Korrektur der Raumakustik vor. Wer unter akustisch nicht optimalen
Gegebenheiten arbeitet, findet hier ein ebenso
einfaches und kompaktes wie erschwingliches
System zur Problemminderung. Betroffen von
dieser Problematik dürfte quasi jeder Anwender aus dem Heim- und Projektstudiobereich
sein, ebenso wie zahlreiche Arbeitsplatzsituationen im professionellen oder mobilen Bereich,
die mit weniger Konstruktionsaufwand als eine
klassische Tonregie bedacht wurden. Für die
Verwendung im Profi-Studio fehlt es dem System, trotz genereller Eignung bei Stereoanwendungen, in dieser Version an einigen Details:
Wünschenwert für eine zukünftige Pro-Version
wären Anschlüsse für mehrere LautsprecherSetups (die möglicherweise mit Subwoofer betrieben werden), ein echter Subwoofer-Bypass
sowie ein Digitalausgang für externe Wandler.
Klanglich ergeben sich in der Praxis
spürbare Verbesserungen am Hörplatz. Der
Bass- und Grundtonbereich wird linearisiert und in der Phase zurechtgerückt. Ergo
räumt auf und kompensiert Fehler, verändert aber
nicht den Grundklang der Lautsprecher oder
versucht gar, andere Lautsprecher zu imitieren.
Schon nach kurzer Zeit möchte man auf die neue
Präzision nicht mehr verzichten. Frei von Nachteilen ist Ergo allerdings nicht: Die notwendige
zusätzliche DA-Wandlung könnte manchen Puristen stören. Hinzu kommt eine systembedingte
Latenz von etwa 9 ms, auf die bei der Aufnahme
und der Arbeit zum Bild zu achten ist. Gut also,
dass sich Ergo auch ausschalten lässt.
Angesicht eines Preises von knapp 600 Euro
sollte man die Funktionalität abseits der Raumkorrektur nicht zu streng bewerten. Immerhin:
Die eingesetzten Wandler klingen hervorragend
und als Monitor-Controller erfüllt Ergo die Basis­
anforderungen der Lautsprecher­umschaltung
und Lautstärkeregelung. Die manuelle Quellenwahl überlässt man weiterhin Mischpult oder
Monitorcontroller. Auch mit „echten“ Audio-In-
terfaces will Ergo nicht konkurrieren. Es bietet
aber praktische ASIO- und Core Audio-Treiber
sowie Buspower-Betrieb. Mit dieser Ausstattung kann Ergo an kleinen Arbeitsplätzen und
auf Reisen bestehen. Für alle anderen Anwendungen überführt man den Summenausgang
seines Interfaces in Ergos analoge oder digitale Eingänge. Wer die Qualität seiner Abhörsi­
tuation steigern möchte, erhält mit Ergo den
bisher schnellsten Weg zu unmittelbaren Erfolgen. Dabei sollte man „schnell“ keinesfalls mit
zweitklassig verwechseln. Technisch betrachtet
ist Ergo auf dem neuesten Stand der Technik,
nur eben mustergültig leicht zu bedienen. Wir
legen Ihnen einen Test in Ihren Räumlichkeiten
ans Herz, möglicherweise wollen Sie anschlieK
ßend nicht mehr auf Ergo verzichten.
KRK ERGO
Vertrieb
Internet
Preis (UVP)
Schnittstellen
Lieferumgang
Systemvoraussetzungen
(für Kali­
brierungssoftware)
Korg & More
www.korgmore.de
www.krksys.com
599 EUR
Input L/R (TRS), Calibration Mic (TRS),
S/PDIF In (koaxial), Speakers A
L/R (TRS), Speakers B/Sub L/R (TRS),
Kopfhörer (regelbar), 2 x Firewire (6-Pol),
Netzteil (mitgeliefert), Vorrichtung
für Kensington-Lock
Ergo-Hardware, kalibriertes
Messmikrofon mit Halterung
Win CPU ab 1 GHz,
256 MB RAM, XP/Vista;
Mac CPU ab 800 MHz,
256 MB RAM,
Mac OS ab 10.5
« Raumkorrektur mit hoher Auflösung
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« günstiger Preis
» kein echter Subwoofer-Bypass
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