KRK ERGO - RECORDING.de
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record © PPVMEDIEN 2009 TEST KRK ERGO Mit dem KRK Ergo wird digitale Raumkorrektur erschwinglich Raumkorrektursystem für Studiomonitore KRK ERGO Die präzise Akustik eines professionellen Tonstudios in eine kleine Kiste packen zu können und sich fortan auch in einfacheren Räumlichkeiten auf den Klang seiner Lautsprecher blind zu verlassen – es wäre so schön! KRK wagt mit ERGO einen Vorstoß in Richtung digitaler Raumentzerrung und KEYS hat genau hingehört. Im Kontrollfeld lässt sich Ergo auch für die separate Ansteuerung von Subwoofer und Satelliten konfigurieren 64 KEYS 03/2009 E ines Vorweg: Ergo (Enhanced Room Geometry Optimization) wird Ihnen nicht den Traum eines absolut perfekten Lautsprechers im perfekten Raum erfüllen, denn zaubern kann der kalifornische Hersteller auch mit dänischer Software-Unterstützung nicht. Was Ergo jedoch für sich in Anspruch nimmt, ist eine digital berechnete Linearisierung der Raumakustik bezogen auf die Hörposition, die eine Alternative zu baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik (Bassfallen, Diffuser, Absorber) darstellt. Vielleicht haben Sie schon einmal das „Einmessen“ eines Klubs erlebt. Dabei wird im einfachsten Fall Rauschen auf die PA-Lautsprecher gegeben und das Ergebnis per Messmikrofon auf einem Frequenzanalyzer kontrolliert. Nun versucht man mithilfe eines Terzbandequalizers, die Fehler des Raumes zu kompensieren. Die grundsätzliche Idee dieser elektronischen Korrektur bleibt auch auf der digitalen Ebene erhalten: Das Quellsignal wird so „verbogen“, dass sich in Kombination mit den Fehlern des Raumes eine möglichst überzeugende Lösung ergibt. Dabei ist die Studio- gegenüber der Beschallungssituation im Vorteil, denn hier gibt es meist nur einen zentralen Abhörplatz, an dem die Optimierung greifen muss. Wo liegt das Problem? Die klangliche Reproduktionskette besteht heute aus weitgehend verfärbungsfreien Werkzeugen wie CD-Player, Verstärker und meist annehmbar neutralen Lautsprechern. Allein der Raum macht uns den größten Strich durch die Rechnung. Er verfälscht den Frequenzgang und die Präzision des aufgezeichneten Originals in der Wiedergabe aufgrund der Vermischung von Direktschall und zeitlich verzögerter erster und folgender komplexer Reflexionen signifikant. Wann immer eine Frequenz über eine Grenzfläche zurückgeworfen wird, überlagert sie sich mit dem nachfolgenden Direktschall. Es kommt zu Überhöhungen (Wellenbergen) und Auslöschungen (Wellentälern) in Form einer unregelmäßigen Energieverteilung im Raum, die nicht mehr nur vom Direktschall der Lautsprecher abhängt. Besonders kritisch wird es, wenn Wellenlänge und Raumgeometrie zueinander passen: Angenommen, Ihr Raum weist eine Tiefe von fünf Metern auf – exakt diese Länge benötigt ein 69 Hz-Ton für einen vollen Wellendurchlauf. Bei einer geraden Grenzfläche ergibt sich durch den Rückwurf eine phaseninvertierte Wellenform, die im ungünstigsten Fall zu einer nahezu kompletten Auslöschung führt. Man spricht von einer stehenden Welle, die sich aus einer Raummode ergibt. Umgekehrt kann es natürlich auch zu Additionen und somit frequenzabhängiger Schallverstärkung kommen. Abweichungen zwischen 10 und 20 dB vom Ursprungspegel sind keine Seltenheit und stellen somit ein viel größeres Problem als der Lautsprecher selbst dar. Erstes und bestes Mittel der Wahl gegen Raumprobleme sind neben einer akkuraten Lautsprecherplatzierung bauakustische Maßnahmen. Hierbei nutzt man spezielle Materialien um den Direktschall in kritischen Bereichen zu absorbieren, an anderen Stellen zu zerstreuen und somit Reflexionen zu vermeiden und kontrollieren zu können. Wo solche Maßnahmen nicht umsetzbar (Mobilbetrieb) oder zu aufwendig sind, stellt die elektronische beziehungsweise digitale Entzerrung eine Alternative dar. Dabei reicht insbesondere die heutige Digitaltechnik weit über den beschriebenen Terzbandequalizer hinaus. Schon seit Jahren gibt es Systeme, die ein digi- © PPVMEDIEN 2009 record von tales Signal in Echtzeit und mit hoher spektraler Auflösung im Frequenzgang an ein zweites Signal annähern. Eines der ersten Produkte dieser Art war der I.Q. von Intelligent Devices für das Pro Tools TDM-System. Es ist nahe liegend, dieses Verfahren auf die Korrektur eines Raumes anzuwenden, wie im nativ arbeitenden ARC-PlugIn von IK Multimedia geschehen: Mithilfe mehrerer Messungen schafft man sich zusätzliche Informationen gegenüber nur einer Punktmessung um Messfehler zu minimieren und durch komplexe Mathematik eine weitgehend frequenzlineare Abhörzone zu schaffen. Hinzu kommt der Einsatz eines kalibrierten Messmikrofons, damit das System auf ein ihm bekanntes Analysewerkzeug zurückgreift. Und schließlich bietet das digitale System Zugriff auf die Phasenlage der Korrekturbänder und verändert im Idealfall dabei nicht selbst die Phase – beides undenkbar für einen analogen Equalizer. Während ARC durch zahlreiche Messungen die akustische Situation zu ermitteln und zu kompensieren versucht, geht Ergo einen anderen Weg. Die zugrunde liegende Idee: Jeder Raum hat aufgrund seiner Geometrie und Reflexionseigenschaften einen spezifischen Fingerabdruck. Ohne Maße und Materialien zu spezifizieren, versucht Ergo durch Zufallsmessungen Erkenntnisse über die akustischen Eigenschaften des Raumes (Energieverteilung, Raummoden, Reflexions- und Ausklingverhalten) zu sammeln. Der Zufallsfaktor ermöglicht dabei ein Erkennen lokaler Probleme durch stehende Wellen. Dabei haben Frequenzen oberhalb von etwa 300 Hz aufgrund ihrer kleineren Wellenlänge und chaotischer Reflexionen keinen relevanten Einfluss mehr auf das Schwingverhalten des Raums. So arbeitet Ergo auch ausschließlich in einem Bereich von 20 bis 500 Hz. Natürlich ist auch eine Messung an der Hörposition notwendig, immerhin gilt es, diesen Bereich zu optimieren. Sinnvollerweise wird an dieser Stelle auch die Phase erfasst. Im folgenden Analyseprozess wertet ein Algorithmus die Daten aus und erstellt eine Frequenzgang- und Phasenkorrektur für den Hörplatz, die die gewonnenen Erkenntnisse über den Raum einbezieht. Keine triviale Aufgabe, deren Lösung KRK deshalb von Experten lizenziert hat: Das Verfahren der Raumanalyse und -korrektur stammt von der dänischen Firma Lyngdorf (www.lyngdorf.com), deren RoomPerfect-Algorithmus als qualitativ hervorragend gilt. Was Ergo von der Konkurrenz unterscheidet, ist seine Autarkie. In einem kompakten Metallgehäuse arbeitet ein Signalprozessor, der sowohl Analyse als auch Korrektur übernimmt. Während des Messvorgangs ist eine einfache Steuersoftware notwendig. Nach der abschließenden Offline-Analyse benötigt Ergo keinen Rechner mehr und errechnet die Raumkorrektur in Echtzeit, benötigt dafür aber knapp 9 ms Latenz. Ergo hat also bis auf eine Bedienoberfläche während der Messung alles an Bord: Eigene Rechenleistung, Ein- und Ausgänge sowie ein mitgeliefertes Messmikrofon. Das System bietet drei mögliche Eingänge: Eine Ulf Kaiser Ergo bietet zwei digitale Eingänge und einen analogen Stereoeingang sowie Ausgänge für zwei alternative Monitorpaare Firewireschnittstelle, die für den Messvorgang genutzt wird, aber auch über ASIO/WDM und Core-Audio-Treiber aus der DAW adressierbar ist – mit geringen Puffergrößen bis zu 23 Samples und Abtastraten bis 192 kHz. Darüber hinaus gibt es einen koaxialen S/PDIF-Eingang zur Anbindung sonstiger oder nicht ASIO-kompatibler Systeme wie etwa Pro Tools sowie einen symmetrischen, analogen Stereoeingang. So erreicht KRK eine Kompatibilität zu quasi jeder Klangquelle. Digitale Signalquellen (Firewire, S/PDIF) führen dabei zu einem automatischen Anwählen dieser Eingänge, ein manuelles Um- schalten auf einen alternativen analogen Zuspieler im Sinne eines Monitor-Controllers ist nicht vorgesehen. Ergo arbeitet intern und bei der Ausgabe stets mit 96 kHz – die digitalen Eingänge werden entsprechend skaliert. Ausgangsseitig bietet Ergo zwei Stereoausgänge für zwei alternative Monitorpaare beziehungsweise eine Kombination von Subwoofer und Satelliten, denn Ergo arbeitet ausschließlich in Zweikanal-Stereo. Hinzu kommt ein regelbarer Kopfhörerverstärker, der das Eingangssignal ausgibt. Ein großer analoger Regler aus Kunststoff dient der Lautstärkeeinstellung. Weiterhin findet u Interview Wir befragten Jan Wollnik, Produktmanager für KORG und KRK bei Korg & More zu Ergo. Wo kann und soll Ergo eingesetzt werden? Jan Wollnik: Ergo kann in allen typischen Abhörräumen benutzt werden. Eine erste Adresse ist natürlich das Home- oder Projekt-Studio, aber selbst in großen, professionellen Studios haben wir tolle Ergebnisse erzielt. Andererseits lohnt sich Ergo besonders an Orten, wo akustische Maßnahmen nicht unbedingt möglich sind, beispielsweise in Ü-Wagen oder günstigen Cutter-Plätzen. Wo Ergo sicherlich keinen Sinn macht, ist eine Veranstaltungshalle, da es hier keinen typischen, zentralen Abhörort gibt. Problematisch ist auch das Einmessen in sehr großen Räumen, gemessen an der Leistungsfähigkeit der Monitore. Was sollte man nicht von dem System erwarten? Wollnik: Ergo ist vor allem und zu allererst ein Gerät zur Optimierung der Raumakustik. Ergo ist zudem ein praktischer Pegelsteller. Sinnvoll, wenn man ohne Mischpult arbeitet. Weiter kann Ergo klassisch zwischen zwei Monitorpaaren hinund herschalten. Das System will jedoch kein Audio-Interface für Aufnahme und Wiedergabe ersetzen. Von der akustischen Seite her sollte man weder einen besonders fetten Bass oder die Aufwertung einer günstigen Monitoranlage erwarten. Ergo lässt die Monitore so klingen, wie sie der Hersteller konzipiert hat. Eine Anregung des Raumes durch die Boxen wird erkannt und korrigiert. Letztlich gewinnt die Abhörsituation an Präzision, Klarheit und Definition. Bässe klingen natürlich aus und Wummern, Auslöschungen oder stehende Wellen haben endlich ein Ende. Ersetzt oder ergänzt Ergo akustische Maßnahmen? Wollnik: Je besser ein Raum klingt, auch durch passende Maßnahmen, desto weniger korrigiert Ergo und desto besser wird der Klang an allen Stellen des Raumes sein, während Ergo den Raum vor allem für den zentralen Abhörort korrigiert. Das System stellt also eine Ergänzung zu akustischen Maßnahmen dar. Durch die Beschränkung der Korrektur bis 500 Hz korrigiert Ergo zwar die Bereiche, die Raummoden verursachen, adressiert aber Flatterechos oder Probleme mit frühen Reflexionen nicht. Hier macht es Sinn, vergleichsweise preiswerte akustische Maßnahmen durchzuführen. www.keys.de 65 record © PPVMEDIEN 2009 TEST KRK ERGO Das mitgelieferte kalibrierte Messmikrofon wird direkt an Ergo angeschlossen man drei LEDs, die Clipping, Firewire-Betrieb und den aktiven Kalibrationsmodus visualisieren sowie beleuchtete Taster für die beiden Lautsprecherpaare. Der dritte Taster schaltet zwischen den Betriebsarten phasenrichtige Hörplatzkorrektur (Focus), allgemeine Raumkorrektur (Global) und Bypass um. Der Messvorgang ist selbsterklärend: Die Kalibrierungs-Software Ergo Cal für Windows und Mac OS erfordert ein über Firewire angeschlossenes Ergo-System für die Soundausgabe, wobei der Betrieb mit Buspower möglich ist. Schritt für Schritt wird man durch den Messvorgang geleitet. Das Bildschirmmenü fragt den Hardwarestatus ab, weist den Anwender auf bestimmte Handlungen wie die Platzierung des Messmikrofons hin und verifiziert die erforderliche Lautstärke für die Messung. Man beginnt mit der Referenzmessung in der Hörposition. Es folgen drei bis neun Zufallsmessungen im Raum, die je bis zu drei Minuten dauern. Ergo nutzt eigene Testtöne pro Lautsprecher, die mit beträchtlicher Lautstärke den Raum anregen – einer mit Fokus auf tiefe Frequenzen, der andere mit einem deutlichen Anteil mittlerer und höherer Frequenzen. In der Folge durchläuft das System pro Messung vier Testtöne, in denen man nicht im Raum umherlaufen oder gar telefonieren sollte. Ergo vermeldet nach jeder Messung den Status der Informationsgewinnung. Ist der Raum zu 90 Prozent erkannt, sind Folgemessungen optional. Zu guter Letzt wird der Abschluss der Messungen bestätigt und das Gerät widmet sich wenige Sekunden der Analyse. Es vergehen kaum zwanzig Minuten und Ergo ist betriebsbereit. Wer über ein zweites Paar Monitore verfügt, führt den Messvorgang ein weiteres Mal durch. Ergo kann alternativ auch eine Kombination von Subwoofer und Satelliten einmessen. Die notwendige Frequenzweiche, Pegelanpassung und Phasenjustierung erfolgt dabei durch den DSP, der die Systeme über die beiden Ausgänge adressiert. Hierfür schaltet man Ergo über das Kontrollfeld in den Subwoofermodus und bestimmt manuell die Übergangsfrequenz. In dieser Betriebsart verzichtet man auf den zweiten Speicherplatz. Der Nachteil dieser Lösung: Der Subwoofer kann nur noch deaktiviert werden. Ein Bypassbetrieb, bei dem die Satelliten ohne Frequenzweiche adressiert werden, ist nicht möglich. Schade, denn im Grunde fehlt es Ergo nur an zusätzlichen Speicherplätzen. Kommen wir zum Klang des Systems: Im Vergleich zur einfachen Raumkorrektur einiger Lautsprecher über parametrische Entzerrer stellt Ergo immense Kapazitäten bereit. Zwischen 20 66 KEYS 03/2009 und 500 Hz arbeiten 1024 linearphasige Filter – eine Auflösung von mehr als einem Filter pro Hertz! Werfen wir also alle Skepsis gegenüber dem geheimnisvollen Kasten mit Steckernetzteil über Bord und hören … Getestet wurde Ergo in zwei Räumen in vier Konfigurationen. Es handelte sich jeweils um unbehandelte Wohn- beziehungsweise Arbeitsräume, stellvertretend für die Situation im Projektstudio. Zum Einsatz kamen ein Paar aktiver KRK V8-Nahfeldmonitore mit passendem S12-Subwoofer sowie, im anderen Raum, ein Paar passiver Hi-Fi-Standlautsprecher (MBL 300 mit Sansui AU-X1111 MOS-Vintage-Verstärker). Im ersten Versuch fing Ergo das Signal der Kombination V8 und V12 ein, wobei Letzterer die Ansteuerung der Satelliten ab circa 80 Hz übernahm. Hier blieb das große Aha-Erlebnis schlichtweg aus. Die entzerrte Einstellung brachte keine klare Verbesserung. Zwar ließ sich eine minimale Fokussierung im Mittenbereich feststellen, ansonsten wirkte das Ergebnis im Bass jedoch zu bauchig und sogar etwas dröhnend. Diese Schlappe könnte einen Grund haben: Der mächtige Subwoofer war für die Raumgröße überdimensioniert oder schlichtweg falsch gepegelt. In einer zweiten Messung wurde der V12 aus der Signalkette entfernt. Allein mit den V8 war also der Qualitätszuwachs klar und deutlich: Ergo verbesserte den Fokus im Grundtonbereich, rückte die Bühne des Klanggeschehens nach vorne und schaffte somit eine verbesserte Transparenz im Sinne eines aufgeräumten Klangbilds. Deutlich auch die Ergebnisse im Bassbereich: Ergo erreichte einen kräftigeren Bass, der gleichzeitig nicht an Definition verlor. Besonders frappierend war der Klanggewinn einer Heavy Metal-Produktion: Hier erhielt die Wiedergabe ein neues stabiles Fundament. Absolut überzeugend. Ein Umschalten auf den universellen Global-Modus führte erwartungsgemäß zu einem weniger markanten Ergebnis, das allerdings gegenüber der Bypassposition im gesamten Raum zu einer dezenten Verbesserung führte. Tatsächlich behielten die Lautsprecher übrigens wie vom Hersteller versprochen ihren eigenen Klangcharakter. Mit diesem Ergebnis fühlten wir uns ermuntert, den Subwoofer wieder einzubinden, dabei aber Ergo mit der Verwaltung der Frequenztrennung zu betrauen. Die Übergangsfrequenz setzten wir auch hier bei 80 Hz. Siehe da: Das Dröhnen der Statement Tony Rodrigues, Vice-President, Marketing, KRK Systems Welche Ziele verfolgt Ergo bei der Raumkorrektur? Tony Rodrigues: Ergo verfolgt bei der Raumkorrektur mehrere Grundsätze: 1. Die Raumkorrektur darf das Ergebnis nicht verschlechtern. 2. Eine Beschränkung auf sinnvolle Korrekturen: Neunzig Prozent aller Raumprobleme liegen im Frequenzbereich unter 500 Hz. Korrigiert man höhere Frequenzen, macht man es entweder richtig und teuer oder läuft Gefahr, den ersten Grundsatz zu verletzen. Aufgrund der Reflexionen im Raum käme man um akustische Maßnahmen ohnehin nicht herum. 3. Arbeiten im dreidimensionalen Modell: Eine Raumkorrektur anzuwenden, ohne den ganzen Raum verstanden zu haben, ist wie ein Hausbau ohne Konstruktionszeichnung. Ergo versucht durch sorgfältige Analyse, den Raum möglichst vollständig zu verstehen. Nur dann lässt sich feststellen, ob es sich bei der 147-Hz-Senke um einen Teil der Raumakustik oder ein lokales Phasenproblem handelt. Warum benötigt Ergo keine näheren Details über den Raum? Rodrigues: Durch die Messung zufälliger Punkte im Raum entsteht in Ergo ein 3D-Modell. Der Lyngdorf-Algorithmus versucht den Raum, im Unterschied zu diversen Mitbewerbern, zu verstehen und aus dieser Erkenntnis eine sinnvolle und akkurate Korrektur zu errechnen, die zwischen dem Raum und akustischen Problemen im Raum differenziert. Wir behalten den guten Anteil der Raumakustik und entfernen die unerwünschten Probleme. Rechneten wir den gesamten Raum heraus, würde eine klangliche Situation entstehen, in der niemand Mischen oder Musik hören wollte. Nutzt Ergo eine inverse Faltung? Rodrigues: Das Verfahren reicht weiter. In vielen Fällen ergeben sich bei einer inversen Faltung schmalbandige Filterungen, die den Klang des Raumes nachteilig beeinflussen, also zusätzliche Probleme schaffen. Hier bewährt sich RoomPerfect: Während die Raumkorrektur tendenziell einfach umzusetzen ist, hat es die Raumanalyse, die Dateninterpretation und das Schaffen des dreidimensionalen Modells in sich. Inwieweit führt Ergo auch eine Korrektur auf der zeitlichen Ebene durch? Rodrigues: Ergo ist auf eine Korrektur der Phase in der Hörposition beschränkt. Eine Korrektur der Nachhallzeit ist mit den technischen Mitteln derzeit nicht möglich. Für eine inverse Nachhallkorrektur bräuchte man eine Zeitmaschine. record © PPVMEDIEN 2009 von Ulf Kaiser Ergo Cal führt den Anwender mustergültig durch den Prozess der Einmessung ersten Messung verschwand und das Material wurde gewohnt präzise wiedergegeben. Dennoch zeigten sich die klanglichen Zugewinne eher subtil. Dies führte zur Überlegung, den S12Pegel deutlich zu reduzieren. Eine sehr gute Idee: Mit der neuen Einstellung führten die nächsten beiden Messungen (Subwoofer mit integrierter Frequenzweiche, Frequenzweiche durch Ergo) wie zuvor bei den reinen V8 zu einem deutlichen Zugewinn an Transparenz und Neutralität. Im zweiten Testraum waren die Lautsprecher (MBL 300) in gutem Wandabstand von über einem Meter in langer Raumrichtung aufgestellt. Der Raum wies dabei eine Überhöhung im Bereich um 80 Hz an der Hörposition auf. Tatsächlich griff Ergo hier überzeugend ein: Wieder rückten die Mitten subjektiv nach vorne und verhalfen dem Klang zu mehr Stabilität und Ruhe. Auch hier stellten wir einen Zugewinn an Druck im Bassbereich fest, der nicht auf Kosten der Präzision ging. Hingegen gab es im Tiefbassbereich eine Reduktion. Ein vermeintlicher Tiefbass entpuppte sich dabei schlicht als Raumresonanz. Schon bald erschien der Bypass-Betrieb ohne den Ergo im direkten Vergleich als tendenziell hohl und leer. Wie schon im ersten Raum kompensierte Ergo auch in diesem Fall ganz offenbar ein markantes Wellental der Hörsituation. Die Messungen zeigten bei aller Klarheit, dass Ergo behutsam zu Werke geht und ein Aha-Ergebnis nicht übers Knie bricht. In beiden Räumen ließ sich mit und ohne Subwoofer eine deutliche Klangverbesserung erreichen, die andererseits weder den eigentlichen Lautsprecherklang umkrempelte noch versuchte, Wunder zu suggerieren – Mission erfüllt! Trotz überzeugender Klangqualität gibt es zum derzeitigen Stand der Soft- und Hardware noch kleinere Makel: So trat während der Testphase ein Knacken bei schnellen Bewegungen am Lautstärkeregler auf, ebenso wie ein gelegentliches Schalterknacken. Hier arbeitet KRK bereits an einer Lösung. Mit Ergo stellt KRK ein sinnvolles Werkzeug zur digitalen Korrektur der Raumakustik vor. Wer unter akustisch nicht optimalen Gegebenheiten arbeitet, findet hier ein ebenso einfaches und kompaktes wie erschwingliches System zur Problemminderung. Betroffen von dieser Problematik dürfte quasi jeder Anwender aus dem Heim- und Projektstudiobereich sein, ebenso wie zahlreiche Arbeitsplatzsituationen im professionellen oder mobilen Bereich, die mit weniger Konstruktionsaufwand als eine klassische Tonregie bedacht wurden. Für die Verwendung im Profi-Studio fehlt es dem System, trotz genereller Eignung bei Stereoanwendungen, in dieser Version an einigen Details: Wünschenwert für eine zukünftige Pro-Version wären Anschlüsse für mehrere LautsprecherSetups (die möglicherweise mit Subwoofer betrieben werden), ein echter Subwoofer-Bypass sowie ein Digitalausgang für externe Wandler. Klanglich ergeben sich in der Praxis spürbare Verbesserungen am Hörplatz. Der Bass- und Grundtonbereich wird linearisiert und in der Phase zurechtgerückt. Ergo räumt auf und kompensiert Fehler, verändert aber nicht den Grundklang der Lautsprecher oder versucht gar, andere Lautsprecher zu imitieren. Schon nach kurzer Zeit möchte man auf die neue Präzision nicht mehr verzichten. Frei von Nachteilen ist Ergo allerdings nicht: Die notwendige zusätzliche DA-Wandlung könnte manchen Puristen stören. Hinzu kommt eine systembedingte Latenz von etwa 9 ms, auf die bei der Aufnahme und der Arbeit zum Bild zu achten ist. Gut also, dass sich Ergo auch ausschalten lässt. Angesicht eines Preises von knapp 600 Euro sollte man die Funktionalität abseits der Raumkorrektur nicht zu streng bewerten. Immerhin: Die eingesetzten Wandler klingen hervorragend und als Monitor-Controller erfüllt Ergo die Basis anforderungen der Lautsprecherumschaltung und Lautstärkeregelung. Die manuelle Quellenwahl überlässt man weiterhin Mischpult oder Monitorcontroller. Auch mit „echten“ Audio-In- terfaces will Ergo nicht konkurrieren. Es bietet aber praktische ASIO- und Core Audio-Treiber sowie Buspower-Betrieb. Mit dieser Ausstattung kann Ergo an kleinen Arbeitsplätzen und auf Reisen bestehen. Für alle anderen Anwendungen überführt man den Summenausgang seines Interfaces in Ergos analoge oder digitale Eingänge. Wer die Qualität seiner Abhörsi tuation steigern möchte, erhält mit Ergo den bisher schnellsten Weg zu unmittelbaren Erfolgen. Dabei sollte man „schnell“ keinesfalls mit zweitklassig verwechseln. Technisch betrachtet ist Ergo auf dem neuesten Stand der Technik, nur eben mustergültig leicht zu bedienen. Wir legen Ihnen einen Test in Ihren Räumlichkeiten ans Herz, möglicherweise wollen Sie anschlieK ßend nicht mehr auf Ergo verzichten. KRK ERGO Vertrieb Internet Preis (UVP) Schnittstellen Lieferumgang Systemvoraussetzungen (für Kali brierungssoftware) Korg & More www.korgmore.de www.krksys.com 599 EUR Input L/R (TRS), Calibration Mic (TRS), S/PDIF In (koaxial), Speakers A L/R (TRS), Speakers B/Sub L/R (TRS), Kopfhörer (regelbar), 2 x Firewire (6-Pol), Netzteil (mitgeliefert), Vorrichtung für Kensington-Lock Ergo-Hardware, kalibriertes Messmikrofon mit Halterung Win CPU ab 1 GHz, 256 MB RAM, XP/Vista; Mac CPU ab 800 MHz, 256 MB RAM, Mac OS ab 10.5 « Raumkorrektur mit hoher Auflösung « Stand-alone-Betrieb « günstiger Preis » kein echter Subwoofer-Bypass » Regler- und Schalterknacken www.keys.de 67