Die aktuelle Ausgabe als Donwload
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Sch l ac ht hof JUN JUL Lag e r h aus 16 f ü r S t ad t k u l t u r Freizeit 20. Endless Grind Skateboard Session FLUT Auf der Breminale MUDHONEY Des Urväter des Grunge sind zurück Zwischen Mini-Job und Businessplan kunst kultur kreativ Wirtschaft T hem a Ha l b z e i t w i s s e n Fre i z e i t Früher war mehr lametta inhalt editorial T hem a 08 Kai Warga lla ist seit einigen Monaten zusammen mit Ralph Saxe die Vorsitzende der Bremer Grünen. Sich selber sieht sie so: Ein ›linksgrünversiffter Gutmensch‹, eine blau leuchtende ›vegane Ökoschlunze‹ mit Hang zum Klassenkampf. F ü r St a d tku l tu r Kunst Kultur Kreat i v Ein magazin macht stadtkultur 4 Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft | Detlef Roth 6 Vier Fragen an vier Menschen | Gudrun Goldmann 8 Kunst mehr zum Thema machen | Barbara Bocks Bremen – arm, aber reich an Kultur 9 | Katja Wille Wie waren die ersten Wochen als Landesparteivorsitzende? Auf sowas wird man ja nicht vorbereitet, aber da ich gerne einfach mal mache und ins kalte Wasser springe, finde ich das alles ganz aufregend. Es gibt viel zu tun und es wird mindestens genauso un-einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wie sollte aus deiner Sicht die kulturpolitische Ausrichtung der Grünen sein? Halbzeit 10 Wir hatten im Wahlkampf ein Plakat auf dem stand ›Hochkultur und Untergrund‹. Das war mein Lieblingsplakat. Eine Stadt lebt durch ihre Kultur auf allen Ebenen – Hoch, Tief, Sub, Zwischen, Linksaußenvorbei. Sie treibt bestenfalls die Gesellschaft voran, provoziert, ist irritierend progressiv, das möchten wir unterstützen. 10 Kulturelle Kurznachrichten 11 En halbes Leben Fan-Arbeit Porträt: Thomas Hafke | Dierck Wittenberg 12 Kreuzfahrt | Katharina Mevissen 13 Verzettelt | Jens Laloire Du warst ja lange Zeit im Ausland, warum jetzt wieder Bremen? Weil #bremenlebt. Du hast Occupy London gegründet, warst im Blockupy-Bündnis Bremen aktiv, warum bist du dann in die Parteipolitik gegangen? Für mich ist immer ausschlaggebend, dass ich etwas positiv verändern kann. Ich habe das Gefühl, bei den Grünen kann ich das. Veränderungen kommen immer aus der Gesellschaft heraus, die Politik reagiert quasi nur darauf. Ich kenne beides und ich appelliere an alle – steht auf, seid aktiv, seid laut. Ich tue mein Bestes, das politisch umzusetzen. Jetzt musst du mir eine Frage stellen. Pearl Jam oder Mantar? Bremen ist arm … Freizeit Das kann aber kein Grund sein, das wenige Geld hinter verschlossenen Türen zu verteilen. Gerade für die Freie Szene ist dies ein Ärgernis, deshalb 14 hat die Tanzinitiative Bremen eine Stellungnahme zum Kulturhaushalt Juni 14 20. Endless Grind | Imam Baildi | Nachwehen | Mephisto.Sein.Goethe | Das magische Foto | Ulysses-Syndrom | Weird Xperience | 30 Jahre Trust | Knochenfabrik | Zum Glück | Weird Xperience vor allem transparente Vergabeverfahren und das Einsetzen von Fachjurys fordert. Die fachlich kompetente Beurteilung von Projektanträgen durch Außenstehende war im letzten Masterplan ein großes Thema, heute ist davon nichts mehr zu hören. Das Verfahren ist im Großen und Ganzen wie Juli 18 Flut | Mudhoney | Weird Xperience | Ein Hologramm für den König | Amy | Lachen ist Bremer Recht K u l tu r gut Vo n L e n a S t u c k e n s c h m i d t 2016/2017 abgegeben, in der sie neben der Erhöhung der Projektmittel immer: die Behörde sortiert vor, die Deputation segnet ab. Wobei den Depurtierten kaum Zeit bleibt, sich inhaltlich und fachlich mit allen Projekten auseinanderzusetzen. Eine verfahrene Situation. Wir haben vier Bremer Kulturakteure zu ihrer Sicht auf die Dinge befragt, die Antworten finden Sie im Heft. Außerdem haben wir uns mit der umtriebigen Katrin Rabus getroffen, die immer bereit ist, für die Kultur zu streiten. Übrigens: Wir sind eine offene Redaktion. Jede und jeder kann gerne mitmachen! Kontakt: [email protected] Im Interview sagt sie, dass der Satz ›Bremen hat kein Geld‹ wie eine Schere im Kopf ist, man Aufbruchstimmung aber nicht kaufen könne. Und Detlef Roth vom Kubo hat sich in das Bermudadreieck Kunst-Kultur-Kreativwirtschaft begeben und fummelt für uns auseinander, wo was anfängt und wo I hate Pearl Jam, Mantar is the Metal Law! Was würdest du für mich kochen und warum? Einen veganen Mett-Igel, weil ich so tierlieb bin. War früher mehr Lametta? La Metta? Ein weiblicher Mett-Igel? Inte rv ie w: Sea n -Pat r i c Kunst und Kultur wie wohl zuletzt vor der Kulturhauptstadtbewerbung. Doch hing, man hört immer den gleichen Satz: Bremen ist arm, Bremen ist arm, Wie soll die Agrarwende umgesetzt werden, für die du ja eintrittst? In Bremen als kleiner Stadtstaat nehmen wir sicherlich eine andere Rolle ein als Flächenländer wie Niedersachsen. Aber mir widerstrebt es, Verantwortung abzugeben. Vielleicht können gerade wir Sachen durchsetzen, wo andere Bundesländer eine größere Lobby zu bekämpfen haben. Die Grünen sind hier in der Regierung, ich wünsche mir, dass wir das zum Beispiel durch Initiativen im Bundesrat nutzen. zwei Monaten gab es so viele Diskussionen zu verschiedenen Aspekten von letztendlich ist es wie früher bei einer Schallplatte, die in einer Rille fest- Wird die Subkultur von euch überhaupt wahrgenommen? Definitiv. Das kommt ja noch vor aller Unterstützung, die Wahrnehmung dessen, was in Bremen so geht. Die Freiluftparties, zu deren Schutz wir parlamentarisch die Initiative ergriffen haben, oder ein neues Zuhause für das Zuckerwerk, das durch die Grünen im Koalitionsvertrag gelandet ist, sind nur ein paar Beispiele. Ich freu mich auch immer, wenn Leute und Initiativen auf uns zukommen. Es wird wieder über Kultur(-politik) gesprochen in der Stadt. In den letzten was aufhört. Viel Spaß beim Lesen. Gudrun Goldmann (Chefredakteurin) B r au n H e r a u s ge b e r Vi si t Foto: MARINA LILIENTHAL Kunst Kultur Kreativ wirtschaft 4 Fo to s: M ARINA LILI E N T HAL THE MA Unser Grafiker gestaltet eine Broschüre zu unseren Kunstangeboten. Er schreibt eine Rechnung, darin sind 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten. Unser Grafiker zählt zur Kultur- und Kreativwirtschaft, er handelt nämlich aus marktwirtschaftlichem Interesse. Unser Kunsthaus – ein Verein, gemeinnützig, ein Mix aus öffentlichen und privaten Geldern – zählt nicht zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Wir ›Gemeinnützigen‹ sind körperschaftssteuerbefreit, führen also keine Umsatzsteuer ab, zählen nicht zur Detlef Roth Ingenieur und Sozialwissenschaftler. 1981 Mitgründung des KUBO und ehrenamtliche Arbeit. Ab 1985 mit Ele Hermel Entwicklung des Hauses zu einem Kunsthaus. Seit 1988 Wechsel von wissenschaftlichen Institutstätigkeiten zu Geschäftsführung und Leitung des KUBOKunsthauses. Wirtschaft, sondern zum intermediären Sektor. Wir stecken im Zwischenraum, zwischen Wirtschaft und Staat. Der Staat stellt den öffentlichen Sektor, zum Beispiel Bibliothek oder Landesmuseum. Auch die unterliegen nicht der Umsatzsteuer, gehören also auch nicht zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Redaktion bedankt sich bei der Galerie Herold im Güterbahnhof und dem Künstler Herwig Kemmerich für die freundliche Kooperation bei der Erstellung der Fotos. 5 Unser Grafiker sitzt mit unseren Künstlerinnen zusammen, die entscheiden mit ihm, welche Bilder, welche Zeichnungen mit welchen Texten in die Broschüre kommen sollen. Unsere Künstlerinnen schreiben Rechnungen, wenn sie einen künstlerischen Workshop geben oder eine künstlerische Leistung abrechnen. Fast immer sind diese Rechnungen aber ohne Mehrwertsteuer, denn die meisten Künstler sind sogenannte Kleinunternehmer, sie haben einen Umsatz unter 17.500 Euro pro Jahr. Darum sind die wenigsten Künstler Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft. Und die meisten von ihnen müssen außerhalb ihrer Kunst Geld dazuverdienen. Öffentlicher (staatlicher) Bereich und der intermediäre (gemeinnützige) Bereich sind wirtschaftlich betrachtet kaum zu trennen, zumal der Staat häufig und immer mehr die Gemeinnützigen mit Dingen beauftragt, die er früher in Eigenregie ausführte. Gemeinnützige sind in der Regel preiswerter. Die öffentliche Kulturförderung in Deutschland macht circa 9 Milliarden Euro aus.* Die wird wahrscheinlich verdrei- bis vervierfacht, denn aus jedem geförderten Euro machen die Gemeinnützigen mindestens drei Euro. Der Umsatz in der Kultur- und Kreativwirtschaft (Buch, Film, Presse, Werbung, Musikwirtschaft, Kunst, Theater, Architektur, Design, Software/ Games) beträgt etwa 145 Milliarden Euro. Etwa 1,6 Millionen Beschäftigte gibt es in diesem Bereich. Rechnet man die Erwerbstätigen aus Kunst und Kultur dazu, kommt man auf ungefähr 3,5 Millionen (die Ehrenamtlichen sind nicht mitgezählt). Damit ist der Kulturbereich eine der wichtigsten Branchen in der Volkswirtschaft, umsatzstärker als die Automobilindustrie oder die Finanzbranche. Dieses Gewicht spiegelt sich nicht in der Wirtschaftsförderung, die agiert zu finanz- und marktgeblendet. Absurd ist, dass bei der wirtschaftlichen Betrachtung die eigentlichen, die originären Kunstproduzenten, nämlich die Künstlerinnen und Künstler weitgehend außer Acht bleiben. Die Galerie, in der die Künstlerin ausstellt, zählt zur Kultur- und Kreativwirtschaft, die Künstlerin wahrscheinlich nicht. Die Künstler stehen am Anfang der Wertschöpfung, bleiben aber nicht nur statistisch auf der Strecke. Wertschöpfung ist nicht nur eine ökonomische Größe, sondern auch eine philosophische: Steigerung der Lebensqualität, menschliche und zivilisatorische Bereicherung. Aber selbst die ökonomische Wertschöpfung besagt, dass der Output den Input übersteigt, also mehr Geld herauskommt als reingesteckt wird. Na, eine höhere Wertschöpfung als den künstlerischen Prozess gibt es doch gar nicht. Der schöpferische Akt ist die Basis des gesamten Kultursektors einschließlich der Kreativwirtschaft, darauf bauen sich alle Wertschöpfungsketten auf. Warum wird dann dieser Basis nicht mehr Beachtung, mehr fördernde Wertschätzung entgegengebracht? Unsere Künstlerinnen erarbeiten mit Jugendlichen eine Spiele-App. Dazu wird gezeichnet, gemalt, ein Trickfilm entsteht. Das Projekt und die AppEntwicklung werden von der Europäischen Kommission gefördert. Das ist immer noch keine Kreativwirtschaft. Wir sind die Gemeinnützigen! Aber die App wird dann – wenn‘s gut geht – auf den Smartphones zu finden sein. Schade, dass unser Kulturbereich nicht so clever und finanzgewaltig ist, damit Gewinn zu machen. Meistens machen das andere, indem sie unsere Produktionen verwerten, kopieren und verbessern. Na ja. Die Folge-Wertschöpfung wäre zumindest gut, denn der Bereich Gaming boomt. Es ist gar nicht so wichtig, ob Staat, Gemeinnützige oder Kreativwirtschaft angesprochen sind. Kunst und Kultur finden in allen drei Sektoren statt. Institutionell und personell sind die Bereiche sowieso verflochten, in jedem Fall pushen die Öffentlichen und Gemeinnützigen die Kultur- und Kreativwirtschaft. Der Musiker tritt im privaten Musikclub auf, im gemeinnützigen Kulturzentrum oder in der städtischen Veranstaltungshalle. Er bewegt sich also in allen Sektoren mit seiner Musik. Vielleicht ist er freischaffend und erfolgreich, vielleicht ist er Kleinunternehmer, vielleicht ist er Komponist und Musiklehrer und macht seine Musik ›nebenberuflich‹. Eigentlich egal, denn er ist Kunst-und Kulturproduzent, er erschafft, er interpretiert, er gestaltet Musik. Jeder Euro, der in Kunst, in die Kunstförderung, in die Künstlerförderung gesteckt wird, ist der allergrößte Gewinn, den man sich vorstellen kann. Es wird Sinn gefördert. Und weil man den Sinn in der Kunstproduktion nicht vorgeben sollte, kann es sein, dass manchmal auch Unsinn herauskommt. Damit kann die Gesellschaft leben, das Risiko ist gering. ›Wagen un Winnen‹ – der Bremische Wahlspruch darf zunehmend für die Kunst- und Kulturförderung gelten. Das ist beste Wirtschaftsförderung. Für die kulturwirtschaftliche Förderung sollten die Künstlerinnen und Künstler – gerade wegen ihrer Rolle am Anfang der Wertschöpfungskette – eine wichtigere Rolle spielen. Aber, aber: Soll die Kunst nicht frei sein, unberührt von der Ökonomie? Nun, die Kunst soll sich frei entfalten können, nicht zensiert oder manipuliert werden, nicht benutzt werden. Die Kunst ist frei. Die Künstlerinnen und Künstler sind frei, autonom und der Kunst verpflichtet. Aber Künstler sind Menschen wie andere auch. Unsere Gesellschaft ist eine Geldgesellschaft, alles wird transformiert in Geld- und Zeiteinheiten. Wer hier lebt, muss ein Einkommen erzielen – ob Künstler oder Bankangestellte. Wer hier lebt, ist Marktteilnehmer auf dem Arbeitsmarkt, auf dem Produktionsmarkt. Künstlerinnen sind Produzenten, sie müssen ihre künstlerischen Leistungen verwerten. Und wir, wir müssen diese Leistungen wertschätzen und bezahlen. Wir sollten sie fördern, unterstützen, weiterentwickeln, mit ihnen wachsen und besser leben. Kunstförderung ist Wirtschaftsförderung. Am Anfang der Kette, billiger geht’s nicht, und mehr Output geht auch nicht. * Zahlenangaben sind in der Kulturbranche schwierig zu vergleichen. Ich beziehe mich auf Monitoring zu KK, auf Untersuchungen ab 2007, auf KSK-Angaben, Institut für Kulturpolitik und Länderberichte. Daraus ergeben sich die oben genannten Schätzwerte. THE MA 6 Vier Fragen Es geht um die Kulturpolitik in unserer Stadt. Was ist gut, was missfällt und wie wird es weitergehen? Dazu haben wir vier Kulturakteure um eine Einschätzung gebeten und sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Einig sind sich jedoch alle, dass der Kultursektor hier ein prekärer ist und es einer Stadt in dieser Größenordnung gut anstehen würde, dies zu ändern. Radek Krolczyk Galerie K’ Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders? Die Frage zielt wohl auf das, was aus den glorreichen siebziger und achtziger Jahren so übrig geblieben ist. Sorry, Reste vergolden mach ich nicht. Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik, auch im Vergleich zu anderen Städten? Die Bremer Kulturpolitik ist nicht nur feige, eigentlich mag sie gar keine Kultur. Zumindest keine, die irgendwie über die Stadtgrenzen und einen klar definierbaren Bildungsauftrag hinausweist. Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum? Es wird alles gar nicht. Nicht besser, schlimmer auch nicht. Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser wird? Wegziehen wäre vielleicht eine Option. Oder jemand, der Kultur mag und versteht, wird Kultursenator. 7 Gabriele Koch La Strada Jens Werner Ku l t u r z e n t r u m S c h l a c h t h o f Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders? Es gibt in großer Vielfalt neben Vertrautem immer wieder Neues zu entdecken: In den letzten Jahren sind verschiedene Initiativen dazugekommen, die ein attraktives Programm für unterschiedliche Zielgruppen bieten. Das Kukoon, Golden City oder die Schaulust sind vielleicht die bekanntesten Beispiele. Aussichtsreiche Wege für ein breiteres Publikum bis hin zu einigen ›Leuchttürmen‹ wurden aber auch an Spielorten angelegt, in denen seit Jahrzehnten mit viel Engagement ein spannendes Programm gemacht wird: Auch ›Erneuerung im Bestand‹ passiert! Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik, auch im Vergleich zu anderen Städten? Die Kulturpolitik in Bremen mit der in Städten ähnlicher Größenordnung zu vergleichen, ohne die unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, wäre nicht aussagekräftig. Hier wird Kulturpolitik infolge der Schuldenbremse seit Jahren als Mangelverwaltung betrieben. Dabei mag man auf die besten Absichten der Akteur*innen in Politik und Verwaltung vertrauen, auf ihren entschiedenen Einsatz für die Sicherung kultureller Vielfalt sowie auf eine offene, wertschätzende Haltung gegenüber allen ebenso engagierten Kulturakteuren. Ob und wie Gestaltungsspielräume tatsächlich gleichermaßen für Projekte der freien Szene wie für den Bestand und die Entwicklung städtischer Einrichtungen genutzt werden ist fragwürdig, nicht nachvollziehbar, weil nicht transparent vermittelt. Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum? Sollte die Haushaltsplanung der nächsten Jahre aufgehen, wird die Förderung der Kultur bestenfalls so bleiben wie sie ist – bescheiden. Nur städtische Einrichtungen, solche mit verlässlichen Fördervereinbarungen und/oder mit viel schlecht oder gar nicht bezahlter Arbeit wird es am Ende der Konsolidierung noch geben. Denn die Stagnation der finanziellen Förderung bedeutet schon seit Jahren, dass steigende Kosten zu Lasten der Kulturschaffenden gehen – insbesondere wenn sie nicht von Tarifsteigerungen profitieren und ›Stärkungsmittel‹ z. B. aus der City Tax nur alle Jahre wieder fließen. Schlimmer wird es, wenn die Haushaltsplanung bis 2020 nicht aufgeht. Kulturförderung ist schließlich keine gesetzlich festgeschriebene, sondern eine freiwillige Leistung. Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser wird? Wir freuen uns selbstverständlich über lobende Worte zu unserer Arbeit. Wertschätzung oder auch die Anerkennung von zunehmenden Eigenleistungen sollte sich aber auch in der Anerkennung eines wachsenden Förderbedarfs abzeichnen. Sonst drohen ein Motivationsinfarkt und der Ausfall unbezahlten Engagements. Christoph Grunenberg Ku n s t h a l l e B r e m e n Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders? Die Reichhaltigkeit mit einer Vielfalt von Institutionen, die von traditionellen Häusern bis zur freien Szene reichen, insbesondere im Bereich der bildenden und zeitgenössischen Kunst. Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik, auch im Vergleich zu anderen Städten? Es geht mir weniger um lokale Kulturpolitik als um Politik im Allgemeinen und die Rolle die Kunst und Kultur in der Identität eines Standortes spielen. Bremen – als eine der bedeutendsten Großstädte Deutschlands – muss sich neu positionieren, versuchen ihr Profil zu stärken und lästigen Vorurteilen und Klischees mit positiven Eindrücken entgegenzutreten. Die Stadt sollte sich als einen Ort der Kreativität und Innovation, der Exzellenz in Kultur und Bildung, der Vielfältigkeit und Toleranz definieren – gewachsen aus einer jahrhundertealten Tradition der Weltoffenheit und globalen Vernetzung. Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum? Das Jammern gehört im prekären Kultursektor zum Geschäft und ist eine notwendige Verhandlungstaktik im Kampf um Unterstützung. Oft findet das Klagen aber auf hohem Niveau statt. Wir haben in Deutschland eine noch immer unglaublich vielfältige Kulturlandschaft mit vielen hochkarätigen Einrichtungen. Dennoch gibt es gewisse beunruhigende Tendenzen: das Infragestellen des essentiellen Wertes von Kultur, ein rigoroses Effizienzdenken und gnadenloses Streben nach Profitabilität im privaten wie öffentlichen Sektor, der Rückzug vieler Wirtschaftsunternehmen aus dem sozialen und kulturellen Engagement bei meist sinkenden öffentlichen Zuschüssen (bei letzterem bildet Bremen eine Ausnahme). Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser wird? Museen müssen heute immer vielfältigere und komplexere Aufgaben wahrnehmen und sollen gleichzeitig innovativ und relevant bleiben. Es wird erwartet, erfolgreiche Ausstellungen zu präsentieren, vielfältige Bildungs- und Vermittlungsarbeit zu leisten, zur Integration beizutragen, die unterschiedlichsten Fortschritte der Digitalisierung zu nutzen, soziale Medien zu bedienen, Events zu inszenieren. Dies ist nur möglich bei der inhaltlichen Verknüpfung von Programm, Vermittlung und Kommunikation und der Ausstattung mit entsprechenden finanziellen Mitteln. Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders? Ihre Vielfältigkeit, ihren kreativen Trotz, ihre bescheidene Hybris und ihr lautstarkes Understatement. Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik, auch im Vergleich zu anderen Städten? Der in manchen Köpfen zementierte tradierte Kunstbegriff, das mangelnde Vertrauen in offene Prozesse, die aus dem Mangel geborenen Bewegungseinschränkungen. Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum? Nein. Es ist einfach immer alles in Bewegung und ändert sich. Kultur und Gesellschaft spiegeln sich. Gesellschaftliche Umbrüche fördern kulturellen Wandel und Kulturwandel befeuert gesellschaftliche Veränderungen. Bei kreativen Produktionen geht es immer auch um die Frage der künstlerischen und gesellschaftlichen Relevanz. Mit den Antworten der Bremer Kulturakteure muss sich Kulturpolitik aktiv auseinandersetzen und verantwortungsvoll umgehen. Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser wird? Wenn die Angst vor Veränderung durch die Neugierde auf Unbekanntes abgelöst wird, wäre schon viel gewonnen. Statuserhalt steht einem kreativen offenen Diskurs entgegen. Für einen ergebnisoffenen Diskurs sind jedoch gute Arbeits- und Produktionsbedingungen für Künstler_innen und Kreative unerlässlich. Kunst und Künstler_innen müssen sich ihrer Funktion als Kompassnadel einer Gesellschaft wieder bewusster werden. Kluften zwischen E- und U-Kultur, institutionellen Kultureinrichtungen und freier Szene gilt es vor allem in den Köpfen zu überwinden, um eine starke und inhaltlich relevante Kulturszene für unsere Stadt zu ermöglichen. an vier Menschen THE MA Fo to: s agmals paghetti 8 9 B a r b a r a Bo c k s KUNST mehr zum thema machen In der Kulturszene Bremens ist Katrin Rabus schon lange zu Hause. Jahrzehntelang hat sie eine Galerie für zeitgenössische Kunst betrieben und sich in der Bremer Kunst- und Kulturlandschaft engagiert. Mittlerweile ist sie vor allem als Gründerin des Freundeskreises der Bremer Philharmoniker ProPhil aktiv. Im Interview spricht sie mit uns über die Bremer Szene. Was ist das Besondere an der Bremer Kunst- und Kulturszene? Rabus: Die Vielfalt an Akteuren von der Basis bis zur Spitze. Wir haben in allen Bereichen eine große Bandbreite – vom Künstler bis hin zu den entsprechenden Einrichtungen, zu den Museen, Theatern oder Orchestern. Das ist für eine Stadt dieser Größenordnung ein ganz großes Pfund. Warum kommt die Vielfalt in der Öffentlichkeit nicht an? Rabus: Die Stadt Bremen nutzt diesen Schatz nicht. Für mich als Bremerin ist das eine traurige Wahrnehmung. Kultur verbindet und schafft Identität, für den Einzelnen wie für das Gemeinwesen: Das könnte man herausstellen zum Beipiel mit Slogans wie ›Musikstadt Bremen‹, multikulturell, international, integrativ. Diese breite Kulturlandschaft könnte die Grundlage eines politischen Leitbildes für die Stadt sein. Wohin will unsere Stadt? Das wäre Aufgabe der Politik. Die einzelnen kulturellen Akteure können daran nur mitarbeiten. Spielt das fehlende Geld im Bremer Haushalt eine Rolle für die Kunst? Rabus: Das gilt sicherlich für die Kunst im Rahmen der Projektförderung. Neue Akteure haben es schwer. Aber der Satz ›Bremen hat kein Geld‹ ist die Schere im Kopf, bremst die Ansprüche, tötet Kritik. Kultur macht sich klein – das ist eine fatale Wirkung. Geld allein kann keine Aufbruchstimmung erzeugen. Aber die großen Einrichtungen haben Räume, Know-how und Personal – sie müssen Plattformen schaffen, Kunst zum Thema machen. Kultur kann zum Gesprächsstoff in der Stadt werden. Dazu muss man Anlässe schaffen, kleine politiknahe Gesprächsrunden etwa, wo sich Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen äußern und sich kennenlernen. Das ist nicht mit viel Geld verbunden. Das sind Signale: Wir interessieren uns dafür, was ihr macht. In welchem Bereich läuft es gerade gut? Rabus: Im Musikleben. Die Besucher der Glocke strahlen und das Haus ist gut besucht. Aber das Gebäude der Glocke entspricht nicht mehr Foto : MARINA LILIENTH AL den Anforderungen an einen modernen Publikumsbetrieb. Für Publikumsbindung und -bildung sind die Räumlichkeiten nicht geeignet. Die Glocke ist heute ein Vermietungsgeschäft, aber kein Konzerthaus. Da müssen behutsame Änderungen weiterverfolgt werden. Im Moment hat das aber leider niemand im Blick. Und wie sieht es mit der Bildenden Kunst aus? Rabus: Mit der Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK), dem Künstlerhaus, einigen Galerien oder dem Güterbahnhof haben wir Akteure, die sehr nah an der aktuellen Produktion arbeiten. Das war früher schwächer ausgebildet und das ist heute der Bereich mit den interessanteren Ansätzen. Da sind wir gut aufgestellt. Wie sieht die Lage der Museen aus? Rabus: Die ungeklärte Zukunft des Museum Weserburg lähmt die Entwicklung. Vor 20 Jahren war ein öffentliches Sammlermuseum eine Innovation und eine Chance für Bremen, den Anschluss an die Gegenwartskunst zu finden. Aber mittlerweile dominieren die Sammler mit ihren Erwerbungen die Debatte zur zeitgenössischen Kunst und die finanzstärksten haben ihre eigenen Museen. Das Publikum interessiert aber nicht, was Sammler X sammelt und warum, sondern es will selbst Kunst erfahren. Um Kunst und Künstler in wechselnden Ausstellungen vorzustellen, sollte man wieder auf die kuratorische Kompetenz der öffentlichen Einrichtungen zurückgreifen und die Künstler und den Betrachter in den Mittelpunkt stellen, nicht die Sammler. Das wäre zwar nicht neu, aber heute wieder eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Eine anspruchsvolle Sommerausstellung, eventuell eine Biennale, die sich in der ganzen Stadt abspielt, wäre ein interessantes Format für Bremen. Das gab es, glaube ich, das letzte Mal vor zehn Jahren. Dafür sollte man das Geld verwenden, das bisher für die Pflege und Ausstellung der Privatsammlungen verwendet wird. Wie kann man die breite Öffentlichkeit für Kunst begeistern? Rabus: Man sollte das Eintrittsgeld für die Museen abschaffen, um möglichst vielen Leuten jederzeit einen Zugang zur Kunst zu bieten. Das würde auch die Häuser herausfordern – es käme ja ein anderes Publikum als heute. Die Häuser werden zu sozialen Treffpunkten, die Besucher fragen und kommen miteinander ins Gespräch. Für den Fehlbetrag, gemessen an den Einzelbesuchern heute, müssten Mäzene gefunden werden, aber das könnte ein Teil vom Leitbild der Kulturstadt Bremen sein. Was kann Kunst noch leisten? Rabus: Kürzlich wurden drei Millionen Euro für die Geflüchtetenhilfe bereitgestellt und das Kulturressort hat davon kaum Mittel erhalten. Das finde ich sehr schade. Gerade beim gemeinsamen Musizieren, in Ateliers oder Tanzworkshops können sich Menschen begegnen, in kleinen Gruppen findet Integration statt. Katja Wille Bremen – arm, aber reich an Kultur Denkt man an Bremen, hat man nicht sofort tolle, gelungene Kulturprojekte im Kopf. Die Gedanken schweifen eher zu ›schwieriger Finanzlage‹ und anderen Problemen, mit denen die Hansestadt zu kämpfen hat. Und doch gibt es sie, eben diese Kulturprojekte, einige halten sich bereits seit Jahrzehnten eisern – und sind immer wieder ein Publikumsmagnet für das kleinste Bundesland. umfasst. Damit leistet das Museum einen wichtigen Beitrag zur Eines dieser Projekte, das jährlich mehr als 100.000 Besucher Migrationsforschung, deren Bedeutung in den letzten Jahren anzieht, ist das Staßenkunstfestival La Strada. Immer wieder enorm gestiegen ist.‹ aufs Neue nimmt das Team rund um Gabriele Koch die Mühe auf Mit Blick auf die Zukunft wünscht sich Eick, dass das sich, Künstler auszusuchen, das Festival zu bewerben und zu Deutsche Auswandererhaus eine ähnliche Stellung in Deutschorganisieren, Spenden aufzutreiben. Ohne die ehrenamtlichen land einnimmt wie beispielsweise das Einwanderungsmuseum Helfer (genannt: Engel) würde La Strada gar nicht stattfinden Ellis Island in den USA. ›Es soll ein Ort sein, der eine positive können, sagt Koch. ›Über 90 Engel unterstützen das Team bei Identifikation mit Deutschland als Einwanderungsland ermögder Künstlerbetreuung, an den Bühnen oder beim Catering licht.‹ und sorgen für eine wunderbare Atmosphäre.‹ Für die nötige Viele kulturelle Projekte, vor allem kleinere, finanzieren sich Finanzspritze ist die Sparkasse Bremen seit Jahren mit an Bord mit Hilfe von Spenden, da das Land Bremen keine hohen und auch der Förderverein ist eine starke Säule, auf der La Geldbeträge zur Verfügung stellen kann. Veranstaltungen wie die Strada steht. Damit das Straßenfestival weiterhin kostenlos Literarische Woche, Poetry on the Road oder das Musikfilmangeboten werden kann, sind diese Hilfen dringend notwendig. Festival im City46 bekommen zwar nur ›kleine Happen‹ ab, sind ›Trotz des großen Erfolges ist die Finanzierung des Festivals aus der Kulturszene Bremens aber kaum noch wegzudenken. immer wieder eine große Herausforderung‹, sagt Koch. Wo es Sie leben auch weiter, weil sich viele Ehrenamtliche und freiwillig an Geld fehlt, sind die Organisatoren auf das Engagement der Engagierte um die Projekte kümmern. Auch im Bereich der Bremerinnen und Bremer angewiesen. kulturellen Bildung zeigt sich, dass viele Akteure aus der Eine Einrichtung, die oft übersehen wird, wenn es um Bremen Soziokultur mit wenig Mitteln viel geschafft haben: Inzwischen geht, ist das Deutsche Auswandererhaus. 2005 eröffnet und gibt es in den Quartieren eine Infrastruktur, die es Kindern und 2012 erweitert, ist das Museum ein großer Erfolg – nicht nur für Jugendlichen ermöglicht, ihre kreativen Potenziale zu entdecken Bremerhaven, sondern für ganz Bremen. Als bisher einziges und auszuschöpfen, ohne dass ihre Eltern dafür viel bezahlen Museum in Deutschland widmet es sich dem Thema Migration. müssen. Regelmäßige Ausstellungen und Aufführungen zeigen, Insgesamt haben mittlerweile mehr als zwei Millionen Besucher welche Schätze hier vorhanden sind und weiterer Förderung die Ausstellung gesehen. ›Das Deutsche Auswandererhaus ist mit bedürfen. durchschnittlich 200.000 Jahresbesuchern das besucherstärkste Auch die Breminale hält sich tapfer, nachdem sie einmal Museum im Land Bremen. Diese Gäste stammen aus ganz ausfallen musste, zieht sie jährlich etwa 200.000 Besucher an. Deutschland; rund 10.000 kommen aus dem Ausland‹, sagt die Seit 2010 ist ein Spendenzaun eingerichtet, wo die Besucher Direktorin Dr. Simone Eick. Aber nicht nur aufgrund der Besudurch Loskauf und freiwillige Spenden zum Erhalt der Breminale cherzahlen sei das Auswandererhaus ein Gewinn für Bremen: beitragen können. Der Erfolg lässt hoffen, dass die kulturelle ›Von Beginn an baute das Haus eine einzigartige Sammlung zur Landschaft auch weiterhin so vielfältig bleibt. europäischen Migrationsgeschichte auf, die sowohl die 300 Jahre deutsche Aus- als auch die Einwanderung nach Deutschland halbzeitwissen F ü r St a d tku l tu r A b ge s c ho b e n Au s ge s u c ht Der Missbrauch von Suchtmitteln beginnt früh, häufig schon im Jugendalter, deshalb ist der Kurzfilmwettbewerb zu diesem Thema auch für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ausgeschrieben. Bis zum 31.8. haben sie Zeit, sich mit Sucht und Krisenbewältigung kreativ auseinander zu setzen. Ob sie den Film alleine oder in einer Gruppe herstellen ist egal, aber er darf nicht länger als fünf Minuten sein. Preise gibt es auch und die werden von Schauspieler Oliver Mommsen überreicht. www.ausweggesucht.de Der ›sichere Herkunftsstaat‹ gilt Menschen, die gerne weniger Flüchtlinge im Land sähen, als Allheilmittel. In seinem Vortrag ›Mythos‚ sicherer Herkunftsstaat. Die Situation abgeschobener Roma in Serbien, Kosovo und Mazedonien‹ stellt der Journalist Jean-Philipp Baeck (taz) am 23. Juni die Ergebnisse seiner Recherchen vor. Der Verdacht könnte sich bestätigen: Allzu sicher sind die sicheren Herkunftsstaaten nicht. Im sfd bremen, Dammweg 18–20, 19 Uhr A b ge d r eht Au s ge s te l l t Niki de Staint Phalle und Jean Tinguely verband über drei Jahrzehnte eine außergewöhnliche Liebes- und Arbeitsbeziehung. Beide waren Mitglied der Künstlergruppe ›Nouveaux Realistes‹, die mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam machte. Dafür entwarfen die beiden eine Fülle an Plakaten, um ihre Ausstellungen, Film- und Theaterproduktionen anzukündigen. Das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg zeigt vom 5. Juni bis 4. September rund 100 Exponate dieser Künstlerplakate. Fo to: MARINA LILIENTH AL Wenn nicht noch jemand 2016 überraschend einen Geniestreich in die Kinolandschaft wuchtet, ist Nicolette Krebitz’ ›Wild‹ ohne Frage der Film des Jahres. Er erzählt in berückenden Bildern von einer sich selbst und der Welt entfremdeten Angestellten, die sich mit einem Wolf anfreundet. Es folgt eine wundervoll inszenierte Verrohung und Verwilderung, die an keiner Stelle in Authenzititätskitsch abgleitet. City 46, 4.–8. und 12. Juni um 20 Uhr A n geh ö r t Die Praxis des Lärms ist das eine, da wird es dann halt laut, die Theorie das andere. Noise-Musik, in den Achtzigerjahren in Japan entstanden, hat seit 2000 eine Renaissance erfahren. Die Avantgarde der Bremer Avantgarde (im Einzelnen: Rapid Ear Movement, Spedition e.V. und Galerie K’) laden am 24. und am 25. Juni zum Kongress ›Noisexistance. Theorie und Praxis des Lärms‹ in die Schwankhalle. Es gibt Vorträge und Konzerte mit Mattin, Sisto Rossi, GeorgesNicolas Wolff, Crank Sturgeon, David Wallraf, Michael Barthel, Paul Hegarty und Klaus Maeck. Weitere Infos unter www.pgnm.de/ 11 Ein halbes Leben Fan-Arbeit T hom a s H a fke Der strahlende Sonnenschein, der an diesem Maitag aufs Weserstadion scheint, passt so gar nicht zur trüben sportlichen Lage beim SV Werder. Könnte man zumindest meinen. Denn obwohl der Abstieg aus der ersten Bundesliga vor dem letzten Spieltag – das entscheidende Spiel gegen Eintracht Frankfurt stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch aus* – eine so reale Gefahr darstellt wie seit der Saison 79/80 nicht mehr, herrscht in Bremen im und ums Weserstadion nicht die Wut und Enttäuschung über die Akteure auf dem Rasen oder das Vereinsmanagement vor, sondern der Wille zur Unterstützung. Green White Wonderwall statt Pfeifkonzert und Platzsturm. Diese besondere grün-weiße Fankultur hat das Bremer Fan-Projekt, das Anfang der Achtziger als bundesweit erstes seiner Art entstanden war, mitgestaltet. Als Anlaufstelle für Fans und Arbeitsplatz für ein achtköpfiges Team findet man es im Bauch der Ostkurve, in unmittelbarer Nähe zu den Stehplatzrängen. In der geräumigen Küche erinnern Fotodrucke und Plakate an vergangene Pokal-triumphe und Europapokalteilnahmen des SVW. Seit 1988 ist Thomas Hafke beim Fan-Projekt. ›Ein halbes Leben‹, wie der 54-Jährige sagt. Auch wenn das dem in der Vereinshymne besungenen Ideal (›lebenslang Grün-Weiß‹) recht nahe kommt, war es nicht der Fußball, der Hafke zum Fan-Projekt gebracht hat, sondern ein sozialwissenschaftliches Praktikum. Als Kind war er gelegentlich im Stadion gewesen, aber seinerzeit habe er sich eher für die Anti-Atomkraft-Bewegung engagiert. In der Arbeit fürs Fan-Projekt sei eine professionelle Distanz vonnöten; man sei für die Fans da, ›aber selbst nicht Teil des Ganzen‹. Einerseits. Anderseits lässt auch ihn die prekäre Tabellensituation nicht kalt, beim Auswärtsspiel in Köln hat er das Team mit angefeuert, denn der Abstieg ›wäre für Werder eine Katastrophe.‹ Das erklärte Ziel des Projekts, die Fankultur zu stärken, hat in der Vergangenheit immer wieder dazu beigetragen, dass die Interessen der AnhängerInnen besser wahrgenommen wurden: Als in den neunziger Jahren der Umbau des Weserstadions zu einer reinen Sitzplatzarena im Raum stand, ging vom Bremer Fan-Projekt die Gegenkampagne ›Sitzen ist für’n Arsch‹ aus. Dafür schufen Fans in den Räumen des Schlachthofs ein eigenes Architekturmodell, dessen Ideen – Erhaltung der Stehplätze und Räumlichkeiten für das Fan-Projekt – tatsächlich beim Umbau von 1997 berücksichtigt wurden. PortrÄt Im Fußball sieht Hafke vor allem etwas, das eint, Grenzen überwindet. ›Ein Weltspiel‹, das überall gespielt, verfolgt und verstanden wird. Aber leben Fans nicht auch gerade Rivalitäten und definieren sich selbst in Abgrenzung zu anderen? Vermeintliche Folklore, die zum Beispiel vergisst, dass ›bis 1978 Bremer und Hamburger Fans zusammen in der Nordgraden gestanden sind‹. Als 1982 der junge Werder-Fan Adrian Maleika durch HSV-Anhänger tödlich verletzt wurde, war dies eine erste große Bewährungsprobe für das noch junge Fan-Projekt, das im ›neutralen‹ Scheeßel Fangruppen und Funktionäre beider Vereine zu Gesprächen zusammenbrachte und so dafür sorgte, dass der Konflikt nicht noch weiter eskalierte. Darum gehe es auch weiterhin in der Fan-Arbeit: ›Gewalt abzubauen und Konflikte zu lösen.‹ Und das ist, sagt Thomas Hafke, eben im Spiel selbst angelegt. Ein Spiel, in dem das Kooperative gefordert sei, das Denken, das Geschick, kurz: ›alles das, was Menschen ausmacht‹, ist demnach auch eins, in dem demokratisches Denken, Fairness und Gleichheit vorgelebt würden. Fußball sei immer ›mit gesellschaftlichen Entwicklungen verwoben‹. Hafke erinnert an Bert Trautmann, der, geboren in Bremen, als Kriegsgefangener nach England kam und über Jahre das Tor von Manchester City hütete und ›mehr für die Aussöhnung zwischen England und Deutschland getan hat als die meisten Politiker‹. In Bremen haben die Fans eine Kurvenkultur geschaffen, in der rassistische Pöbeleien verpönt und rechte Hooligans marginalisiert sind. Bislang hat der sportliche Niedergang der letzten Jahre nicht dazu geführt, dass aus Frustration an dem Erreichten gerüttelt wurde. Ob das auch im Falle eines Bundesliga-Abstiegs so bliebe? Fest steht, es käme eine Menge Arbeit auf Thomas Hafke und das Fan-Projekt zu. D i e r c k W i tte n b e r g *Inzwischen ist klar, dass Bremen erstklassig bleibt. Fo to s: M ARINA LILI E N T HAL 10 12 13 halbzeitwissen F ü r St a d tku l tu r Kreuzfahrt Writer’s corner vom meeresspiegel stürzen die schiffe ins tote. vögel ertrinken Katharina Mevissen ist im Rheinland bei Aachen aufgewachsen. Seit 2010 lebt, studiert und schreibt sie in Bremen. Im Oktober 2015 wurde ihr Romanprojekt mit dem Bremer Autorenstipendium prämiert. Sie schreibt Poesie, Prosa und Drehbuch, zur Zeit arbeitet sie an ihrem Roman ›Ich kann dich hören‹. im himmel der tränt das meer Jens Laloire die luft ist salzig. Bierlose Existenzkrisen auf den grund des meeres ist die schuld Vor Kurzem wurde ich zum Junggesellenabschied eines Freundes eingeladen; mir sträubten sich sogleich die Nackenhaare beim Gedanken daran, inmitten einer Horde Bier und Schnaps saufender Männer mit einem deppert kostümierten Fast-Ehemann durch Bremen zu marschieren. Solche Unternehmungen habe ich schon des Öfteren aus der Ferne beobachten dürfen, jedoch immer tunlichst vermieden, ihnen zu nahe zu kommen. Allerdings mochte ich den Freund eigentlich ganz gern und war deshalb hin- und hergerissen, grübelte mir die Stirn wund und redete auf mich ein: Hey, das sind doch alles nur Vorurteile gegenüber solchen Traditionen, nicht jeder Junggesellenabschied muss so ablaufen, da gibt es sicherlich Unterschiede – und überhaupt ist es doch spießig, sich so einer Zusammenkunft von vornherein komplett zu verschließen. Sei mal etwas offener gegenüber befremdlich anmutenden Kulturen. Schließlich hatte ich mich überredet und sagte den Termin zu. Zwei Stunden später bekam ich den Ablauf geschickt. Erster Programmpunkt: 13.47 Uhr: Das erste Bier köpfen & zwei Schnaps trinken; zweiter Punkt: 13.50 Uhr: Das zweite Bier köpfen. Weitere Programmpunkte: Bier, Schnaps, lustige Spielchen, Besuch des Brauhauses und Feiern in einer Diskothek. Beim Studieren des Ablaufs schlichen sich erneut leichte Zweifel bei mir ein, ob ich der Veranstaltung wirklich beiwohnen wollte. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich weder gern in Diskotheken oder Brauhäuser gehe, noch Schnaps oder Bier trinke, was mich in einer Stadt wie Bremen sowieso regelmäßig in Schwierigkeiten bringt, wenn mir jemand auf einer Party ein bereits geöffnetes Beck’s mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen entgegenstreckt. Und beim Junggesellenabschied, da durfte ich mir inzwischen sicher sein, würden mir diverse Bierbuddeln entgegengestreckt werden – eine Gewissheit, die mich von Tag zu Tag tiefer in eine Existenzkrise trieb. Ich grübelte und grübelte, fand aber keine Antwort – bis die Erlösung kam, und zwar mit der Einladung zu einem weiteren Junggesellenabschied. Das Programm der Parallelveranstaltung war sehr schlicht gefasst: eine Wattwanderung nach Neuwerk mit anschließender Übernachtung im Heuhotel (ohne Brauhaus, Disko und lustige Spielchen). So geht’s also auch, dachte ich und sagte den anderen Junggesellenabschied prompt ab, ließ mir jedoch später davon berichten. Es soll feuchtfröhlich mit dem als rosafarbenen Pudel kostümierten Junggesellen zugegangen sein. gesunken soviel totholz wracks strandgut und böse land- und luftbrücken lügen sie brechen und betrügen. aber niemand kommt und spaltet das meer die erde zieht risse beim warten und zittert. himmel und häuser an land bleiben verschlossen. das grundwasser tränt und durchsalzt die erde in den wasserleitungen riechts nach meer. beim trinken juckts und brennts. alle wissen davon und warten aber am himmel tut sich nichts und niemand spaltet diesmal das meer und hebt die gestürzten schiffe vom grund hebt das salz aus der erde. Fo to: MARINA LILIENTH AL VER ZETT ELT Frei zeit 06 20 16 14 15 freizeit 01 Jun M I / / l a g e r h a u s Highlight des Monats Juni Imam Baildi Auberginen auf den Ohren Kochbücher gehen zur Zeit wie geschnitten Brot. Wenn man als Bandname ein köstliches mediterranes Gericht (gefüllte Auberginen in Olivenöl) wählt und sein zweites Album ›The Imam Baildi Cookbook‹ nennt, ist der kommerzielle Erfolg so gut wie sicher. Der Erfolg der griechischen Gruppe um die Brüder Lysandros und Orestis Falireas gründet indes zweifelsfrei auf ihrer Musik, einer Mixtur aus dem traditionellen Rembetiko, dem sogenannten griechischen Blues, und diversen anderen Stilrichtungen, von HipHop über Downtempo und Flamenco bis zu Folk und Freestyle ist alles dabei, was die Herzen nicht nur von Weltmusikhörern höher schlagen lässt. Das musikalische Endprodukt ist allerdings keine Folklore, sondern ein atemberaubender urbaner Sound aus Athen. Nach ihren gefeierten Festivalauftritten in Sziget, Roskilde und Montreal stellt die siebenköpfige Band auf einer ausgedehnten Clubtour durch Europa jetzt ihr aktuelles Live-Album vor. Jörg Windszus ➟ Saal, 20.30 Uhr // Tickets: € 14,– zzgl. VVK-Gebühren 0 3 / 0 4 Jun F R / Sa / / S c h l a c h t h o f 20. Endless Grind – Skateboard Session D e r A t e m v o n Do g t o w n Dieser Old School Skateboard Contest ist schon fast selber Old School – seit mittlerweile zwanzig Jahren treffen sich beim Endless Grind jedes Jahr all diejenigen, für die die alte Schule des Skateboardfahrens die höchste Kunst des Sports ist. Ende der 60er, als Tony Hawk noch im Sandkasten buddelte, machten Stacy Peralta, Tony Alva und Jay Adams mit ihren Z-Boys den Stadtteil Dogtown in Venice mit ihren Skateboards unsicher. Die aufgrund einer Dürre leerstehenden Swimming Pools in der Nachbarschaft wurden kurzerhand umfunktioniert und man entwickelte einen atemberaubend neuen Fahrstil – das moderne Skateboarden war geboren. Ein Jahrzehnt später gründete Peralta zusammen mit seinem Freund George Powell die Skateboardfirma Powell-Peralta. In der legendären ›Bones Brigade‹ scharrten die beiden über die Jahre die talentiertesten Skater um sich: Tony Hawk, Steve Caballero, Rodney Mullen und Mike Vallely, um nur einige zu nennen. Heute hat Skateboarden viel vom Glanz der siebziger und achtziger Jahre eingebüßt. Während damals vor allem der Style zählte, versuchen die heutigen Athleten mit immer komplizierteren und halsbrecherischeren Tricks die Konkurrenz alt aussehen zu lassen, während im Hintergrund die bunten Logos von Energiebrauseherstellern prangen. Wie gut, dass es noch Events wie den Endless Grind auf dem Skateplatz vor dem Schlachthof gibt, wo die alte Schule in Ehren gehalten wird. In den Contests Pool, Street, Weitsprung und Hochsprung sowie der Königsdisziplin des längsten, bestenfalls endlosen, Grinds im Pool, treten die unzähligen Kontrahenten an. Hier zählen aber Nachwehen / Mephisto.Sein.Goethe Kurzweiliger geht nicht Theater im Doppelpack: Um 20 Uhr geht es los mit ›Nachwehen‹ von Mike Bartlett, einem Stück, das in die Untiefen der modernen Arbeitswelt führt. Ein Dialog zwischen zwei Frauen, die eine ist die Neue in der Firma, die andere Chefin der Personalabteilung. Wer sich in dieser Firma in einen Kollegen verliebt, bekommt Ärger, Gefühle sind per Statut verboten. Das Leben aber, man hätte es ahnen können, lässt sich nicht so leicht wegrationalisieren. Im hochkonzentrierten Bühnengeschehen schwingt die Frage mit, wie weit man gehen würde, um seinen Job zu behalten. Eine Koproduktion mit dem freien Künstlerkollektiv Alsomirschmeckts-Theater. Und direkt im Anschluss gibt es ›Mephisto.Sein.Goethe‹. Es geht los mit einem beherzten Sprung auf die Meta-Ebene: Mephisto wettet, gewinnt und bekommt Goethe, seinen Autoren. Die Form ist spielerisch: Sieben Regisseure haben sieben Monologe inszeniert, nicht zuletzt unser Hausregisseur Tobias Pflug. Kurzweiliger ist der Goethe in diesem unserem Lande zurzeit nicht zu bekommen. 2 5 Jun SA / / S c h l a c h t h o f nicht nur Schwierigkeit und Können, sondern ganz besonders der Style. Denn von den Teilnehmern werden ausdrücklich Old School Tricks verlangt. Also weg mit den neumodischen Decks, Sonnenbrille und Truckercap auf, Jeanskutte an und her mit den alten Brettern – denn beim Endless Grind gilt es, stilecht aufzutreten. Egal ob blutiger Anfänger oder Vollprofi, so lange man sich irgendwie auf den rollenden Brettern halten kann, hat man gute Chancen, Teil der alten Schule zu werden und den Atem von Dogtown zu spüren. Wer aber hauptsächlich die Nase zum Bremsen benutzt, kommt trotzdem auf seine Kosten: Es geht nämlich auch darum, zu den Klängen von Punk, Surf und Hardcore mit Gleichgesinnten abzuhängen, über Stärken und Schwächen der Teilnehmer im Pool zu fachsimpeln und die Rückkehr der goldenen Ära des Skateboardfahrens, zumindest für einen Tag, zu feiern. Der Contest findet von 12 bis 21 Uhr statt, Teilnehmer können sich direkt am Veranstaltungstag anmelden. Wenn der höchste Ollie gestanden und die letzte Achse gebrochen ist, geht es mit einem kühlen Bier in der Hand auf der Aftershowparty im Magazinkeller mit Danger! Danger! und ihrem wilden Ritt quer durch alle Genres weiter. Und weil ja auch Geburtstag gefeiert wird, gibt es neben vielen kleinen Überraschungen auch einen Auftritt der Posthardcore-Lokalmatadore von Postford. Arne Helms orplatz, ab 12 Uhr ➟V M ➟ agazinkeller, ab 23 Uhr Party mit Danger!Danger! Martin Steinert heaterwerkstatt, 20 Uhr // Tickets: € 15,– (ermäßigt € 8,–) // ➟T ›Nachwehen‹ läuft am 4. Juni ohne Mephisto 0 8 Jun M i / / S c h l a c h t h o f Vom Finden und Erfinden Da s m a g i s c h e Fo t o Schon früh wird in den Kindergärten Wert auf die Förderung von Kreativität gelegt, Kunstprojekte und Theaterkurse allerorten. Wirklich interessant wird es für die Kleinsten aber erst, wenn die Erwachsenen mit einem Mal nicht mehr auftauchen, um zu sagen, wo es langgeht. In dem Stück ›Das magische Foto‹ wollen die Theaterkinder sich auf den Weg zum Schlachthof machen, um auf der Bühne der Kesselhalle ihr Stück zu proben. Bloß die Erwachsenen kommen nicht. Die Kinder machen sich mutig alleine auf den Weg durch Findorff. Der rauschende Verkehr und die Busverspätung sind das Eine, dann taucht jemand auf, der ein Foto von der Gruppe machen will und mit einem Mal tut sich eine unbekannte Welt auf. Das fantasiereiche Stück wird von den Kindern der KITA Augsburger Straße gespielt, der Elternverein ›Familien in Findorff‹ und der Schlachthof waren an der Produktion ebenfalls beteiligt. Martin Steinert ➟ Kesselhalle, 10.30 Uhr // Eintritt frei, Spende erbeten Frei zeit 16 0 8 / 10 Jun MI/FR / / L a g e r h a u s 17 Ulysses-Syndrom 11 Jun SA / / l a g e r h a u s Knochenfabrik /Kaput Krauts D i e m e n s c h l i c h e S e i t e d e r M i g r at i o n s k r i s e A b s c h i e d s - R e u n i o n - Sp l i t - K o n z e r t Als ›Ulysses-Syndrom‹ wird in der Medizin die Anhäufung verschiedener psychischer und physischer Krankheitssymptome bezeichnet, die im Zusammenhang mit Fluchterfahrungen und dem Leben im Exil auftreten. Diese Symptome sind aus den Biographien der Flüchtlinge herleitbar, sie lassen sich nur in der positiven Fortschreibung dieser Biographien heilen. Sieben Menschen, die aus ihrer Heimat in Syrien und dem Iran fliehen mussten, haben sich zusammengefunden, um ihre persönlichen Schicksale als kreative Materie für diese Theasterinszenierung zu nutzen. Es ist ein Versuch, die Verletzungen, die aus Verfolgung und Vertreibung, aber auch aus der Ablehnung in der neuen Heimat herühren, mitzuteilen. Mit den beiden chilenischen Künstler Alvaro Solar und Cristina Collea haben sie in einem vierwöchigen Workshop ihre Geschichten bearbeitet. Mit Knochenfabrik und Kaput Krauts kommen zwei Punkbands ins Lagerhaus, die man getrost als authentisch bezeichnen könnte, wenn man denn ein bourgeois-kleinkarierter Musikkritikerhansel wäre. Knochenfabrik warfen bereits in den ruhmreichen späten neunziger Jahren mit Konzerten und Schallplatten um sich, machten dann eine zehnjährige Pause, um sich dann nach einem langen arbeitsreichen Leben mit der Neuveröffentlichung ihrer LP ›Ameisenstaat‹ in den musikalischen Olymp einzuzecken. Seitdem halten sie den Laden mit in schönster Regelmäßigkeit abwechselnd stattfindenden Abschieds- und Reunionkonzerten am Laufen. Kaput Krauts sind überhaupt erst 2003 – mitten in den dröge-verträumten Nulligerjahren – entstanden, als Abfallprodukt diverser gescheiterter Jugendzentrumsbands. Ihr aktuelles Album ›Quo vadis, Arschloch?‹ schwankt genretypisch zwischen pennälerhaftem Unsinn und antideutscher Tiefgründigkeit. Das macht aber nichts, da ihre Texte sowieso mit einem brachialen Soundbrett zusammengeschlagen werden. Jörg Windszus ➟ Saal, 20 Uhr Jörg Windszus ➟ Saal 20 Uhr // Tickets: € 12,– zzgl. VVK-Gebühren 10 Jun FR / / l a g e r h a u s Weird Xperience 16 / 17 Jun do / F R / / s c h l a c h t h o f Zum Glück T h e I n c r e d i b l e M e l t i n g Ma n ( 1 9 7 7 ) Na c h › D i e B e f r i s t e t e n ‹ v o n E l i a s Ca n e t t i In den späten 70er Jahren, als es in der sogenannten Bundesrepublik noch Bahnhofskinos gab, lief der Film unter dem nachdenklich stimmenden Titel ›Der Planet Saturn läßt schön grüßen‹. In den frühen 80er Jahren, als es noch Geschäfte gab, die VHSVideokassetten vermieteten, trug er den reißerischen Namen ›Bluthitze – Das Grauen aus dem All‹. Trashfilm-Aficionados nennen ihn kurz ›Den Schmelzmann‹. Als solcher ziert er den Buchrücken der jüngsten Veröffentlichung des Bremer Filmsachverständigen Christian Kessler, und bietet einen von ›40 Gründen den Trashfilm zu lieben‹. William Sachs drehte den Remake des Horrorfilms ›Rakete 501‹ mit einem bescheidenen Budget von 250.000 $. Für das Geld darf man als Zuschauer keine Wunder erwarten, aber der legendäre Maskenbildner Rick Baker hat damals doch Erstaunliches geleistet: im selben Jahr, in dem er an den Monstern des Star-Wars-Universums mitarbeitete und vier Jahre bevor er seinen ersten von insgesamt sieben Oscars bekam. Es ist ein theaterreicher Monat im Schlachthof, unter anderem mit der Jugendtheaterproduktion ›Zum Glück‹, die in vielerlei Hinsicht überrascht. 70 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Horn haben sich das Drama ›Die Befristeten‹ des zurzeit leider viel zu selten gespielten Elias Canetti vorgenommen. Canetti hat Anfang der fünfziger Jahre ein Gedankenspiel durchdekliniert: Was ändert sich, wenn man den Zeitpunkt des eigenen Todes kennt? Was hilft es, wenn man weiß, wie lange man noch zu leben hat? Was ist schlimmer, Gewissheit oder Zweifel? Bedeutet die Gewissheit ein Ende der Trauer? Canettis Text wird konfrontiert mit den Vorstellungen vom Glück, die die Schülerinnen und Schüler selbst mitbringen. Uli Bösking hat die Bühnenmusik komponiert, unter anderem eine Bearbeitung der ›Ode an die Freude‹, die mit einem Mal sehr suspekt erscheint. Das letzte Wort hat der Autor: ›Der Tod ist ein Skandal.‹ Und die Gewissheit nimmt einem die Bürde nicht. Jörg Windszus Martin Steinert ➟ etage 3, 20 Uhr // Eintritt: € 4,– 11 Jun SA / / S c h l a c h t h o f ➟ Kesselhalle, Do 18.30 Uhr / Fr 9 Uhr und 12 Uhr // Tickets € 5,– 30 Jahre Trust 2 3 Jun D O / / s c h l a c h t h o f M i t P a s c o w , D e c i b e l l e s u n d L u c k y Ma l i c e Dreißig Jahre auf dem Buckel und immer noch auf Konventionen pfeifen – das ist das Trust, das weltweit zweitälteste Underground-Fanzine für Punk, Hardcore und alles, was fernab vom Mainstream ist. Im dreißigsten Jubiläumsjahr – die erste Ausgabe erschien 1986 – gilt es nun diesen Umstand zu feiern. Bereits im November vergangenen Jahres braute das Trust mit Pax Bräu aus dem fränkischen Oberelsbach das ›Trust Black Pils‹, jetzt geht die Feierei im Magazinkeller des Schlachthofs weiter: Zusammen mit den Punkveteranen von Pascow feiert die Redaktion mit ihren treuen Lesern eine ausschweifende Party voller Punk, Bier und Erinnerungen an dreißig Jahre gute Storys. Und weil sich das Fanzine die Vernetzung der Szene auf die Fahne geschrieben hat, dürfen internationale Geburtstagsgäste nicht fehlen. Die NoisePopBand Decibelles aus Frankreich und die Riot Grrrls von Lucky Malice aus Norwegen schließen sich der illustren Partygesellschaft an und heizen den Feiernden richtig ein. Arne Helms ➟ Magazinkeller, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 15,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 18 ,– Weird Xperience Open-Air-Kino R e t u r n o f t h e L i v i n g D e a d ( 19 8 5 ) / S t r e e t T r a s h ( 19 8 7 ) ›They’re back from the grave and ready to party!‹ Dan O‘Bannons Fun-Splatter-Film ›Return of the Living Dead‹ läutete 1985 die bis heute nicht abreißende Reihe von Zombie-Komödien ein. Während die Untoten in den Filmen des Regisseurs George A. Romero, der den Mythos des modernen Zombiefilms begründete, noch sehr bedrückend agierten, regiert in ›Return of the Living Dead‹ der Jux. In Deutschland lief der Film damals unter dem nicht ganz so überzeugenden Titel ›Verdammt, die Zombies kommen‹ in den Kinos. Zwei, drei Ideen verkommener geht es im zweiten Film des Abends zu. In der berüchtigten No-Budget-Produktion ›Street Trash‹ schmelzen Menschen, es ist ganz fürchterlich. Später explodiert dann auch noch jemand und abgetrennte Körperteile fliegen durch die Luft. ›Street Trash‹ besticht aber auch durch seine liebevolle Figurenzeichnung. Ein Klassiker, der an diesem Abend der Vergessenheit entrissen wird – unter freiem Himmel in der Arena des Schlachthofs. Martin Steinert ➟ Arena, 19.45 Uhr / 21.50Uhr // Eintritt € 4,– (für einen Film) / 6,– (für beide Filme) Frei zeit 07 20 16 18 19 freizeit umsonst und draussen im Juli Flut FLUT ist ein Label des Kulturzentrum Lagerhaus und bietet mit internationalen Akteuren, Bremer Bands und Newcomern ein furioses Programm aus Indie, Electro, Pop, Punk, HipHop, Liedermaching, Dancehall, Reggae und Rock Musik. FLUT wird präsentiert von Funkhaus Europa und moderiert von Carolina Quesada. auf d e r bre m i n a l e 14 | Donnerstag 15 | Freitag Aika Akakomowitsch? Elektropunk? Wo soll das hinführen? Ohne Symmetrie und ohne Fundament?!! Doch, das kann funktionieren. Sogar sehr gut. Aika packt einfach knarzende Bässe, Drums, Gitarre und noch ein paar Synthesizer zusammen, und alles ist mit einer Message versehen, die sowohl politisch als auch persönlich sein kann. ›Ich und mein Pony‹ hieß der erste große Hit der Berliner Electroclashband the toten Crackhuren im Kofferraum. Abreißen werden die Mädels auf jeden Fall. NDW, AntiNDW und etwas dazwischen, einorden lassen sie sich nicht. Auf jeden Fall rotzfrech. Deutlich ernster wird es dann bei Sookee, der ›Quing of Berlin‹, einer Rapperin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Wie Machtstrukturen und Identitäten in verschiedenen Lebenszusammenhängen verfasst und wie diese geäußert und aufgenommen werden, sind Fragen, die sie umtreiben. HipHops Makel hinsichtlich Sexismus, Homophobie sowie Gewalt- und Kapitalismusidealisierung werden behandelt, aber auch der Spaß an der Freude kommt nicht zu kurz. Vollkommen unprofessionell aber süß. Seit geraumer Zeit tanzt sich das lustige Duo The Bernie & the Joergi durch die norddeutsche Szenen. Ihre Musik: Tanzpunk, eine Mischung aus Punk, Elektro, NDW und großen Popmelodien zum Mitsingen. Paul Post und Paul Richter, Schlagzeug und Bass, sind die beiden Bremer Jungs der Newcomerband Paul. Mitreißende Experimentierfreude, 100% Energie und Bühnenpräsenz erinnern stilistisch an Größen wie Royal Blood. Alleine schloss sich Nils Neumann (Schwarz auf Weiß / Dogs on Catwalk) im Studio ein und verarbeitete seine Liebe zu einem Album mit 60’s Beat und Southern Rock. Und jetzt wurde mit Musikern aus den Bands Mörser, Minion und Stun die Band The Last One geformt. Abfahrt! Premiere bei uns auf der Bühne. Akua Naru, die ›First Lady des Global HipHop‹ ist back in town. Ihre politischen und gesellschaftskritischen Texte sind ein starkes Statement gegen Rassismus und Sexismus. HipHop meets Soul mit Liveband, vierköpfigem Chor und allem Drum und Dran! 13 – 17 Jul M I – S o / / B r e mi n a l e Flut 13|M ittwoc h Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen 20 Uhr We Had To Leave 21.30 Uhr Sea + Air 22.45 Uhr 14|D onnerstag Aika Akakomowitsch 20 Uhr the toten Crackhuren im Kofferraum 21.15 Uhr Sookee 22.45 Uhr 15|F reitag The Bernie & The Joergi 20 Uhr Paul 20.45 Uhr The Last One 22 Uhr Akua Naru 23.30 Uhr 16|S onnabend Das Lumpenpack 20 Uhr Trettmann 21.30 Uhr Jamaram 23.30 Uhr 17|S onntag Charly Levin 15 Uhr We Are Riot 16 Uhr Brennholzverleih 17 Uhr Mental Arrest 18 Uhr España Circo Este 19.30 Uhr 13 | mittwoc h 16 | S onnabend 17 | Sonntag Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen sind zu dritt, kommen aus Kiel und machen zeitgenössischen Problem-Post-Punk. Für manche ist es einfach nur Pop und dann kommt da einer und meint es wäre Wave! Die Combo ist eine Kommode mit diversen Schubladen und vielen Geheimfächern. Dann ist das Indie-Elektro-Trio We Had To Leave an der Reihe. Zurzeit läuft es rund bei den drei Bremern, im Frühling 2016 erscheint das erste Album ›A rather confident thought‹. Tanzen, Zuhören, Hüpfen, Nachdenken. Zwei Menschen spielen jeweils bis zu fünf Instrumente auf der Bühne, ein orchestraler Klang ensteht bei Konzerten des Indiepopduos Sea + Air. Letzten November erst hat das griechisch-deutsche Musikerehepaar Eleni Zafiriadou und Daniel Benjamin das Lagerhaus zum Träumen gebracht, dieses Jahr wird es Zeit für die Breminale. Pubertät. Midlife-Crisis. Pensionierung. Lappalien verglichen mit der Phase, in der man erstmals Salate auf Partys mitbringt. Dort findet sich Das Lumpenpack neuerdings wieder – und wehren sich dagegen. Was, wenn man dann plötzlich ein Liegefahrrad besitzt? Oder Socken in Sandalen trägt? Davon singen und erzählen die beiden Mittzwanziger in ihrem Programm ›Steil-geh-Tour‹. Trettmann ist der Dancehall-und-darüber-hinausDon aus Leipzig. Seit fast zehn Jahren bringt er unermüdlich Swag und Seele ins Land der Riegel, Regeln und Plastikbeats. Botschaft und Bosstum, Hype und Haltung, Tanzen und Träumen, Kingston und Kreuzberg, subkulturelles Geheimwissen und überlebensgroßer Pop-Neuzeit-R&B. Dann kommen die Gigmonster der Republik. Freut euch auf eine feuchtfröhliche Eskalation mit Jamaram. Neben Reggae, Ragga & Dancehall gibts noch ’ne geballte Ladung Balkan Beats, HipHop, Socca, Afro und Latin Styles und fertig ist der Cocktail, der Fans, Band und Veranstalter besoffen vor Glück macht. Am Sonntagnachmittag stehen die Newcomer im Vordergrund! In eine post-progressive Richtung geht es bei der Band Charlie Levin. Auf eine energiegeladene Show könnt ihr euch bei We Are Riot freuen. Ob unplugged oder verstärkt, Ballade oder Powerrock, diese Band wird euch mitnehmen. Tanzbarer Ska, lockerer Reggae und wütender, dreckiger Punkrock, mit Bläsern und allem Pipapo, das ist Brennholzverleih. Dann wird es krachend laut, denn es kommt Mental Arrest, ehemals Disorder. Einflüsse aus Thrash- und Heavy Metal auch einiges aus Hard Rock, Blues und sogar das ein oder andere jazzige Arrangement. Die italienischargentinische Band España Circo Este mischen Balkan Beats mit HipHop, Rap und Tango-Punk. Mal mit Geige, mal mit Akkordeon, in einer wunderbar frischen Art. Lasst euch von der vierköpfigen Musik-Karawane und ihrer Spritzigkeit verzaubern. Felix Büttner | Kulturzentrum Lagerhaus Frei zeit 20 12 Jul Di / / S c h l a c h t h o f 21 Weird Xperience Open-Air-Kino 2 2 Jul F R / / S c h l a c h t h o f I n v a s i o n a u s d e m I n n e r e n d e r E r d e ( 19 7 5 ) / D i e To d e s g ö t t i n d e s L i e b e s c a m p s ( 1 9 8 1 ) Ein Hologramm für den König OpenAir-Kino Einer von vielen: In Tom Tykwers Film ›Ein Hologramm für den König‹ trifft die ökonomische Krise den in seiner umfassenden Normalität ungemein knuffigen Alan Clay (Tom Hanks). Der berufliche Abstieg ist zu Beginn des Films bereits in weiten Teilen vollzogen. Auch im Privaten dominiert das Elend: Alan ist geschieden, sein Haus steht zum Verkauf, das Geld für das nächste Collegejahr der Tochter fehlt. Die letzte Hoffnung ist ein Deal mit dem saudi-arabischen Königshaus. Alan soll dem König für das (tatsächlich existierende) megalomanische Bauprojekt ›King Abdullah Economic City‹ ein Kommunikationssystem andrehen. Tykwers Adaption verwandelt Dave Eggers’ tragikomische, am Ende aber ausweglose Geschichte vollends zur Komödie. Hanks spielt diese Unglücksfigur als einen etwas faden, aber liebenswerten Mann auf verlorenem Posten. Stühle krachen unter Alans Hintern zusammen, es gibt einen lustigen saudiarabischen Sidekick und peinliche Situationen zum lustvollen Fremdschämen. Hin und wieder allerdings öffnet sich, andeutungsweise und nur kurz, der Abgrund! Seit einigen Jahren graben die wackeren Archäologen von Weird Xperience die verstrahltesten Auswüchse der Kinogeschichte aus und präsentieren sie der staunenden Öffentlichkeit. Im Sommer auch unter freiem Himmel in der Schlachthof-Arena. Den Anfang im Juli macht ein Hongkong-Science-Fiction-Epos: Mächtige Urwesen aus dem Innern der Erde bedrohen die Menschheit, Hilflosigkeit macht sich breit. Rettung verspricht eine Wunderwaffe: Der Infra-Superman. Ein quietschbuntes Etwas von einem Film, der nur übertroffen werden kann von der ›Todesgöttin des Liebescamps‹ dem legendären Egotrip des aller Wahrscheinlichkeit nach komplett verrückten Schlagersängers Christian Anders. Nackte Frauen, gewalttätige Männer, entrückt-hysterische Tänze, ein Fest für die Sinne und, in den Worten des in diesen Fragen niemals irrenden Filmhistorikers Christian Kessler, einer ›der wildesten psychedelischsten deutschen Exploitation-Filme, die jemals gedreht worden sind‹. Am Ende bleibt eine irritierende Mischung aus Betretenheit und Zwerchfellkrampf. Benjamin Moldenhauer ➟ Arena, 20 Uhr // Eintritt € 5,– Martin Steinert ➟ Arena, 19.45 Uhr / 21.50Uhr // Eintritt € 4,– (für einen Film) / 6,– (für beide Filme) 19 Jul DI / / L a g e r h a u s Mudhoney 2 3 Jul SA / / S c h l a c h t h o f D i e U r vät e r d e s G r u n g e s i n d z u r ü c k Amy OpenAir-Kino Das hätte auch schiefgehen können. Fans, die nicht die Boulevard-Figur, sondern die Musikerin Amy Whinehouse schätzen, für ihre Musik nämlich, hatten guten Grund sich zu sorgen. Ein solches Projekt hätte schnell zur gruseligen Glamour-Exploitation werden können. Regisseur Asif Kapadia hat in seinem Dokumentarfilm ›Amy‹ allerdings alles richtig gemacht. Sein Porträt der 2011 verstorbenen Sängerin trifft den richtigen Ton, in dem es sich zwar auf den Menschen konzentriert, aber die Musik nicht zu kurz kommen lässt – keine Leichenfledderei, sondern ein wirklich guter Musikfilm, über eine hochbegabte, von sich selbst und ihrer Alkoholkrankheit gequälte Künstlerin. ›Was man sieht, neben dem ungeheuren Druck des Geschäfts, (…) ist ein kleines Mädchen mit einer tiefen, durchdringenden Stimme auf der Suche nach Liebe‹, schrieb Ulrich Sonnenschein in epd Film. ›In dem Moment, in dem alles zusammenbricht, sie sturztrunken in Belgrad auf der Bühne steht und keinen Ton herausbekommt, umarmt sie ihren Bassisten wie einen Vater. Wir hören nicht, was sie sagt, aber wir sehen einen zutiefst verzweifelten Menschen.‹ Martin Steinert ➟ Arena, 20 Uhr // Eintritt € 5,– Als 1989 Mudhoneys EP ›Superfuzz Bigmuff‹ erschien, wurde der Grundstein für den Sound des aufstrebenden Genres Grunge gelegt. Lange Zeit war die Band aus Seattle das Aushängeschild ihres Labels Sub Pop, ehe kurz darauf eine gewisse Newcomerband namens Nirvana auf den Plan trat – der Rest ist Geschichte. Auch wenn im Zusammenhang mit der Musikrebellion aus Seattle meistens andere Namen fallen, sind Mudhoney doch die Urväter des Sounds, der Anfang der neunziger Jahre für Furore sorgte und die komplette Musiklandschaft einmal umkrempelte: ein roher, ungeschliffener Klang, bis ins Unkenntliche verzerrte und verfuzzte Gitarren und nihilistische Songtexte. Der leicht verworrene Stammbaum von Mudhoney liest sich wie ein Who-is-Who des Seattle-Sounds: Die Vorgängerband Green River trennte sich 1987 und drei der fünf Mitglieder schlossen sich zu Mother Love Bone zusammen – der Gruppe, aus der später Pearl Jam hervorging. Die beiden Gitarristen Mark Arm und Jeff Turner holten sich stattdessen Verstärkung durch den ehemaligen Melvins-Bassisten Matt Lukin und ließen Dan Peters am Schlagzeug Platz nehmen – Mudhoney waren geboren. 26 Jahre und acht Studioalben später brachte die Band ihr bisher letztes Album, ›Vanishing Point‹ heraus. Egal ob 1993 oder 2013, Mudhoney machen, was ihnen gefällt: verfuzzter Space-Blues, rückkoppelnde Gitarren und eine rumpelnde Rhythmusgruppe im Rücken. Warum sich neu erfinden, wenn man das, was man kann, perfektioniert hat? Am Ende muss man sich selbst gefallen und wenn sich noch weitere Leute finden, die sich ihrer Meinung anschließen, umso besser. Allen anderen raunt Mark Arm im Song ›Chardonnay‹ nonchalant ›Get the fuck out of my backstage!‹ zu. Keine andere Gruppe verwehrte sich in letzter Zeit so charmant und gutklingend jedem musikalischen Trend und der modernen Soundästhetik wie Mudhoney. 2013 hat das Quartett das letzte Mal deutschen Boden betreten. Heute, drei Jahre später, kehren die Grunge-Urväter dahin zurück, wo sie sich am wohlsten fühlen: auf die Bühnen der Welt. Für drei Termine kommen Mudhoney nach Deutschland und machen bei ihrer Tour auch im Kulturzentrum Lagerhaus Halt. Eine seltene Gelegenheit, die unermüdlichen Helden live zu erleben. Bleibt nur noch zu hoffen, dass bis zum nächsten Album nicht wieder fünf Jahre verstreichen, wie im Fall der beiden letzten Veröffentlichungen ›The Lucky Ones‹ und ›Vanishing Point‹ – dem längsten Zeitraum zwischen zwei Platten in der Bandgeschichte. Denn wie lange Grunge auch schon für tot gehalten wird, Mudhoney erhalten Sound und Philosophie aus Seattle aufrecht, wo andere sich längst dem Mainstream angepasst haben. Arne Helms ➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 25,– (zzgl. Gebühren) 2 9 Jul F R / / S c h l a c h t h o f Lachen ist Bremer Recht S t a n d - u p Co m e d y Seit Anfang des Jahres veranstaltet Bremens erste Stand-up-Comedy-Initiative eine Art Comedy Slam unter dem Motto ›Lachen ist Bremer Recht‹. Diesen Monat macht das Slam-Format eine Pause, stattdessen gibt es ein klassisches Show-Format: Fünf Comedians ziehen in die Arena des Schlachthofs ein, um das Publikum mit zehn- bis zwanzigminütigen Auftritten zu begeistern. Thomas Schwieger aus Buxtehude verarbeitet auf der Bühne den eigenen Hang zum zweiten Platz – privat wie beruflich. In Bremern ist er nicht unbekannt: Als Teil des ›Bremen-Vier-Torschusspanik-Orchesters‹ kreierte Schwieger den Kult-Song ›Der Skripniker‹. Sven Bensmann erzählt und singt über das Dorfleben, Übergewicht und die übrigen dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Tobias Rentzsch wiederum referiert erotisch-pikante Geschichten aus seinem Freundeskreis. Last but not least auf der Bühne: André Kramer und die Freiburger Newcomerin Kerstin Luhr. Moderiert wird die Veranstaltung von der Bremer Schauspielerin und NachwuchsComedienne Christin Jugsch. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung in den Tower verlegt. Martin Steinert ➟ Arena, 19.30 Uhr (Einlass 18 Uhr) // Tickets: € 10,– (Vorverkauf) / € 12,– (Abendkasse) Frei zeit 22 theaterSCHLACHTHOF PROGRAMM JUNI 2016 Anzeige J UNI / J UL i 2 0 1 6 lagerhaus Juni Mi 01 Imam Baildi | Konzert | Saal 20.30 Uhr Fr 03 Imam Baildi 01 Sa 04 Mi 08 Do 09 Fr 10 Sa 11 NACHWEHEN MEPHISTO.SEIN.GOETHE DAS MAGISCHE FOTO DEMONSTRATION:MENSCH von Mike Bartlett ein Schauspieler - sieben Regisseure eine Stunde - sieben Episoden Vom Finden und Erfinden in Findorff TURM:KINDER 11. und 12. Juni | 19.00 Uhr | Turm eine theaterPUNKproduktion 03. und 04. Juni | 20.00 Uhr | Turm 8,- € ermäßigt | 15,- € normal* eine theaterPUNKproduktion 03. Juni | 20.00 Uhr | Turm Der Eintritt ist frei, wir bitten um eine Spende. Vorbestellungen: [email protected] 8,- € ermäßigt | 15,- € normal* Ein Raum. Zwei Frauen. Emma und die Personalmanagerin eines Konzerns. Emma ist neu in der Firma. Ihre Personalmanagerin macht sie mit dem Unternehmenskodex bekannt. Alles ist präzise definiert, auch das Zwischenmenschliche. Gefühle gefährden den Profit des Unternehmens, so heißt es. Doch die Natur spielt nach eigenen Regeln. Emma verliebt sich. Der Albtraum beginnt. Mike Bartletts Stück erzählt die Geschichte konsequent als intimen Dialog zwischen den beiden Frauen. Nicht ohne zu unterhalten stellt er die Frage: Wie weit würdest du für einen sicheren Arbeitsplatz gehen? Der Titel „Nachwehen” spielt hier auf einen explizit weiblichen Vorgang nach einer Geburt an. Die Rückbildung der Gebärmutter wird zum Sinnbild unserer rationalisierten Gesellschaft. Die Produktion ist in Kooperation mit dem theaterSchlachthof Bremen und dem freien Künstlerkollektiv Alsomirschmeckts!- Theater entstanden. Schauspiel: Susa Hansen & Angela Weinzierl | Regie: Jonathan Prösler | Dramaturgie und Produktionsleitung: Nina Zimmermann | Bühne: Bernhard Prösler *Wenn ihr das Doppelpack NACHWEHEN + MEPHISTO kauft, seid ihr mit 9,-€ ermäßigt oder 16,-€ normal dabei. Karte bestellt ihr unter: [email protected] 08. Juni | 10.30 Uhr und 16.00 Uhr | Kesselhalle Die Hauptfrage dieses Abends ist, was passiert, wenn eine Figur aus ihrem Werk in den Kosmos ihres Autors stürzt? Ein Abend, der sich auf die Suche nach Goethes Geist macht. Mephisto, der Spieler, kommt direkt aus der Hölle. Er startet beim „Prolog im Himmel” und geht seine bekannte Wette mit Gott ein – doch diesmal gewinnt er den Hauptpreis – Goethe. Damit beginnt seine Reise, er saust in den Kosmos Goethe, verirrt und verliert sich. Er ringt mit sich und seinem Autor, er verzweifelt, er schmachtet, er begegnet ihm zärtlich, er scheitert, er wütet, er fügt sich. Zum Schluss landet er wieder an seinem Ausgangspunkt, beim „Prolog im Himmel”. Ein kurzweiliger und erlebnisreicher Monolog-Abend, in welchem dem Zuschauer nicht nur sieben verschiedene Phantasien zu der Figur Mephisto begegnen, sondern auch sieben verschiedene Möglichkeiten einen Blick auf Goethe zu erhaschen – nicht intellektueller Natur – sondern aus reinem spielerischem Antrieb heraus. Eine Kooperation zwischen der Kita Augsburgerstraße, der FiF und dem Kulturzentrum Schlachthof. Es ist wieder soweit: Die Theaterkinder machen sich bereit, zum Schlachthof zu gehen, um auf der großen Bühne ihr Stück zu proben. Doch an diesem Tag ist alles anders. Wo bleiben denn die Erwachsenen, um sie zu begleiten? Da beschließen die Kinder, sich allein aufzumachen. Schließlich sind sie den Weg zum Schlachthof schon einige Male gegangen. Doch da fängt das Abenteuer schon an. Die Autos sausen in Höchstgeschwindigkeit vorbei, der Bus hat Verspätung und dann treffen sie auf eine geheimnisvolle Person, die ein Foto von der Gruppe machen möchte. Und plötzlich beginnt eine unerwartete Reise in unbekannte Welten. Dieses Projekt wird im Programm „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) gefördert. Die BKJ ist Programmpartner des BMBF für „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“. Schauspiel & Konzept: Jonathan Prösler | Regie: Tobias Pflug, Erik Rossbander, Jens Tramsen, Arnim Beutel, Arno Sudermann, Günther K. Harder, Jonas Steglich | Musik: Immo Wischhusen | Bühne: Bernhard Prösler | Kostüm: Anna Jäger Dramaturgie & Produktionsleitung: Nina Zimmermann Künstlerische Leitung: Karina Schieck, Lucie Tempier | Mitarbeit: Isabelle Heyne, Ulrike Herwig, Lena Holtz DEMONSTRATION:MENSCH wird gefördert von: das MAGISCHE FOTO wird gefördert von: Ihr bezahlt ab 5,-€ und dann soviel ihr wollt. Vorbestellungen an: [email protected] Di 14 TCHIK 14 Fr 17 Sa 18 Fr 24 Jugendtheaterproduktion mit 15- bis 21-Jährigen. Warum gehen Menschen auf die Straße und demonstrieren? Aus Wut oder Angst? Wofür lohnt es sich, auf die Straße zu gehen? Aus Überzeugung und Solidarität? Und wofür lohnt es sich zu leben? Für Glück und Liebe? Um für persönliche Ideale zu kämpfen, zu rebellieren oder gar eine Revolution zu starten? Welche Themen treiben aktuell Menschenmassen auf die Straßen? Bin ich politisch, wenn ich demonstriere? Was ist politisch und was nicht? Macht es überhaupt Sinn, sich zusammen zu tun und auf die Straße zu gehen? Nach einer sechsmonatigen Recherche- und Arbeitsphase zu diesem Themenkomplex präsentieren die TURM:KINDER in einer verdichteten Collagearbeit ihre Ergebnisse. Sa 25 Jazzetage | Die Session für Jazz und jazzverwandte Musik | etage 3, 21 Uhr SPH Bandcontest |Stadtfinale |Saal 18.30 Uhr Efkaka & Friends | Improtheater | etage 3, 20 Uhr Theater Aber Andersrum – Ulysses-Syndrom | Ein intimer Einblick in die Migrationskrise | Workshop-Werkschau | Saal 20 Uhr Slam Bremen | Stargast: Lisa Schøyen | Saal 20.30 Uhr Theater Aber Andersrum – Ulysses-Syndrom | Saal 20 Uhr Weird Xperience zeigt: The Incredible Melting Man (USA 1977, R: William Sachs) | Film | etage 3, 20 Uhr Knochenfabrik + Kaput Krauts | Konzert | Saal 20 Uhr Brachenkiste zeigt: ›Oh wie schön ist Panama‹ | Dadaistisches Puppentheater | etage 3, 21 Uhr Wir müssen Reden – taz Salon: Vorfahrt fürs Fahrrad | Diskussion | Saal 19 Uhr James and Black | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr Postkoloniale Geographie | Diskussion | etage 3, 16 Uhr BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr Juli Mi 13 Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen / We Had To Leave / Sea + Air | Konzert | Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr Do 14 Aika Akakomowitsch / TCHIK / Sookee | Konzert | Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr Fr 15 The Bernie & The Joergi / Paul / The Last One / Akua Naru | Konzert | Künstlerische Leitung: Julie Käßner Spieler*innen: Nöelle Jaene, Lena Wurthmann, Jørdis Stamm, Hannah Scheibe, Wan Li Remlinger, Behle Sedlaczek, Jule Stahlhut | Bühne & Kostüm: Rosa Hummel Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr Sa 16 Das Lumpenpack / Trettmann / Jamaram | Konzert | Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr So 17 Charly Levin / We Are Riot / Brennholzverleih / Mental Arrest / España Circo Este | Konzert |Flut-Bühne auf der Breminale 15 Uhr Di 19 Mudhoney | Konzert |Saal 20 Uhr We Are Riot 17 M o n t a g s offene Tanzgelegenheit | ab 20 Uhr Standard & Latein | ab 21.30 Uhr Tango mit dem DJane-Trio Natascha, Nina & Tango Anima schlachthof J UNI / J u l i 2 0 1 6 Juni O U T 20 Uhr Fettes Brot | Konzert |D Kesselhalle SOL Barbara Ruscher | Comedy | Kesselhalle 20 Uhr Mephisto.Sein.Goethe | Theater | Turm 21.15 Uhr Nachwehen von Mike Barlett | Theater | Turm 20 Uhr Das magische Foto | Theater | Kesselhalle 10.30 und 16 Uhr Rocky Horror Picture Show | Film | Arena 20 Uhr Sa 11 30 Jahre Trust | Konzert mit Pascow/Decibelles/ Lucky Malice | Magazinkeller 20 Uhr Sa+So Demonstration:Mensch | Theater | Turm 19 Uhr 11+12 Do 16 Zum Glück – nach ›Die Befristeten‹ von Elias Canetti | Theater | Kesselhalle 18.30 Uhr Fr 17 Zum Glück | Theater | Kesselhalle 09 Uhr und 12 Uhr Sa 18 Miniaturchoreographien zur Mittsommerzeit | Theater | Kesselhalle 17 Uhr Die gestundete Zeit – Hommage an Ingeborg Bachmann | Theater | Kesselhalle 19 Uhr So 19 Veganes Sommerfest | Arena 11 Uhr Di 21 Der Barkhof tanzt | Theater und Konzert| Kesselhalle 19 Uhr Do 23 Return of the Living Dead / Street Trash | Film | Arena 19.45 Uhr Fr 24 Das brandneue Testament| Film | Arena 20 Uhr Sa 25 20. Endless Grind | Oldschool Skateboard Session | Vorplatz 12 Uhr Danger!Danger! | Party | Magazinkeller 23 Uhr Mi 29 Viva Con Aqua Charity Bingo |Sport | Arena 20 Uhr Mi 01 Do 02 Fr 03 Fr+Sa 03+ 04 Mi 08 F ettes Brot 01 D ecibel l es 11 Juli T ö ch t e r d es Auf bruchs // im p r e s s u m 24 Di 05 Flash Gordon | Film | Arena 20 Uhr Sa 09 Birnenkuchen mit Lavendel | Film | Arena 20 Uhr Di 12 Invasion aus dem Inneren der Erde & Die Todesgöttin des Liebescamps | Film | Arena 19.45 Uhr Mi 13 Unsere Ozeane| Film | Arena 20 Uhr Kino und EM-Public Viewing Do 14 The Doors | Film | Arena 20 Uhr in der Arena! Fr 15 Ich bin dann mal weg | Film | Arena 20 Uhr Das komplette Sa 16 Er ist wieder da | Film | Arena 20 Uhr Open-Air-Programm ist unter So 17 Kiss the Cook | Film | Arena 20 Uhr www.schlachthofkneipe.de Mi 20 Once | Film | Arena 20 Uhr zu finden. Do 21 Surf Movie Night | Film | Arena 20 Uhr Fr 22 Ein Hologramm für den König| Film | Arena 20 Uhr Sa 23 Amy| Film | Arena 20 Uhr So 24 Töchter des Aufbruchs| Film | Arena 20 Uhr Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft| Film | Arena 20 Fr 29 Lachen ist Bremer Recht| Comedy | Arena 19.30 Uhr Schlachthof H e r a u s g e b e r : Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 3777511, [email protected], Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701000-10, -fax: 701000-74, Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de R e d a k t i o n : Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Jörg Möhlenkamp, Benjamin Moldenhauer, Marlis Schuldt A u s l a n d : Anette Harasimowitsch, Südafrika, Robert Best, Schweiz G r a f i s c h e G e s t a l t u n g : Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt B e i t r ä ge : Barbara Bocks, Sean-Patric Braun, Felix Büttner, Arne Helms, Jens Laloire, Katharina Z-Magazin Mevissen, Detlef Roth, Martin Steinert, Katja Wille, Jörg Windszus, Dierck Wittenberg F o t o s / I l l u s t r a t i o n : Marina Lilienthal (Titel), Lena Stuckenschmidt (Kulturgut), Johannes Görgens, Johnny Leo Johansen, Marina Lilienthal, Marianne Menke, Lionel Mollard, Oberon Film, Kay Riechers, Emily Rieman, sagmalspaghetti, Inga Seevers, Tassos Vrettos N a m e n t l i c h gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. 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