Gastlichkeit im Wirtshaus

Transcrição

Gastlichkeit im Wirtshaus
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 1
4. Jahrgang, 2. Ausgabe, Mai 2008
Foto: Dörte Gerlach
Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz
Repro: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“
Rastlos vorwärts musst du streben,
nie ermüdet stille stehn.
Editorial
„Sprüche des Konfuzius“, Friedrich Schiller
Oscar Schmitz war einer der
Blasewitzer Kunstsammler,
der Anfang des 20. Jahrhunderts eine private Sammlung
moderner Kunst, vor allem
französischer Impressionisten,
zusammengetragen hatte. Lesen Sie mehr auf Seite 12.
Inhalt
Vorfreude:
Fußball-EM im Biergarten . . . . . 3
Der besondere Gast:
Marita Böhme . . . . . . . . . . . . . 5
Ausflug:
Potz Blitz in Marbach . . . . . . . 8
Verein:
Kindervereinigung Dresden . . . 10
Blasewitz:
Kunstsammler Schmitz . . . . . 12
Nachbarn am Schillerplatz:
Optik Schubert . . . . . . . . . . . 15
Wissenschaft:
Alles über Geschmack . . . . . . 20
Sächsische Küche:
Werners Kloßmehl . . . . . . . . 22
Foto: Archiv
Oscar Schmitz, Porträt von Liebermann
Gastlichkeit im Wirtshaus
„Das reichste Mahl ist freudenleer, wenn nicht des Wirtes
Zuspruch und Geschäftigkeit
den Gästen zeigt, dass sie willkommen sind“ – es zeigt sich
einmal mehr, dass sich bei
Friedrich Schiller wohl für
jeden Anlass ein passendes
Zitat finden lässt. Dieses hier
stammt aus seiner Versbearbeitung des ShakespeareStückes Macbeth, der er sich
Anfang des Jahres 1800 zuwandte. Gastlichkeit im Schiller’schen Sinne jedoch entsteht nicht nur durch eines
Wirtes Zuspruch und Ge-
schäftigkeit. Den Reiz, ein Lokal immer wieder zu besuchen
und vom Gast zum Stammgast zu werden, machen viele
Dinge aus: eine schöne Lage,
schmackhafte Speisen, das
Publikum, mit dem man den
Schankraum teilt. Welche Qualitäten ein Gasthaus darüber
hinaus entwickelt, ob es als Treff
für frisch Verliebte dient, als Versammlungsplatz oder nur zum
Genießen – darüber zeigt das
Stadtmuseum eine Sonderausstellung. Und dass sich über Geschmack eigentlich nicht streiten lässt, lesen Sie auf Seite 19.
Wie in den letzten Wochen oft
in der Tagespresse zu lesen
war, beabsichtigt die Landeshauptstadt Dresden, die Parkflächen unterhalb unseres Biergartens und
des Blauen Wunders für den
so genannten ruhenden Verkehr zu sperren. Wie Sie sich
denken können, liebe Leser,
wäre dies nicht nur für die
Gäste unseres Hauses und
der benachbarten Villa Marie, sondern auch für die
Besucher des Wochenmarktes
und des gesamten Schillerplatzes eine einzige Katastrophe. Wir werden in jedem
Fall alle demokratischen Mittel einsetzen, um diese Maßnahme zu verhindern. Ich
möchte hiermit alle Gäste unseres Hauses aufrufen, uns
dabei auf geeignete Weise zu
unterstützen. Besten Dank!
Ihr Gastwirt
Frank Baumgürtel
09.05.2008
09:15
Seite 2
Start ohne Schuss
Foto: Dörte Gerlach
11. Oberelbe-Marathon am SchillerGarten
Manfred ten Bosch (r.) zählte den Countdown herunter
Geschossen wurde diesmal
nicht – die StartschussPistole hatte einfach den Weg
zum SchillerGarten nicht geschafft. Dass dennoch alle Teilnehmer des 10-Kilometer-Laufes beim Oberelbe-Marathon
pünktlich starteten, dafür
sorgte Manfred ten Bosch.
Der Vorstandsvorsitzende der
Feldschlößchen-Brauerei zählte kurzerhand einen Countdown herunter und schickte
so das Feld von etwa 600 Läufern auf die 10-KilometerDistanz bis zum Heinz-SteyerStadion. Bereits zum dritten
Mal ist der SchillerGarten
nicht nur Verpflegungsstation, sondern auch Sponsor
des Oberelbe-Marathons, neben
Feldschlößchen, der SchillerGalerie und USD Immobilien. Mit Recht zählt dieser
Lauf zu einem der schönsten
Landschaftsläufe Deutschlands – frisch gekürt vom
Magazin „Laufzeit“, das den
Oberelbe-Marathon sogar vor
den Rennsteiglauf und den
Hamburg-Marathon platzierte.
Noch während sich die 10Kilometer-Läufer erwärmten
und auf den Start warteten,
hatten zahlreiche Helfer am
Streckenrand direkt vor dem
SchillerGarten Tische mit
isotonischen Getränken, Bananenstücken und Powerriegeln aufgebaut. Nicht lange,
nachdem sich das Feld in
Bewegung gesetzt hatte, kamen die ersten Läufer des
Halbmarathons und schließlich diejenigen, die schon 35
Kilometer in den Beinen hatten und in Königstein gestartet waren. Begrüßt von Cheerleadern und den rhythmischen Klängen der Dresdner
Sambaband Fogo di Ritmo
stärkten sie sich im Lauf und
nahmen die letzten Kilometer an diesem sonnigen
Frühlingstag in Angriff. Sieger des 10-Kilometer-Laufes
wurden bei den Herren
Müller (Pirna) mit 30:59, bei
den Damen Linné (Klotzsche) mit 39:47, Gesamtsieger waren bei den Herren
Janicki (Polen) mit 2:25:38
und Kretzschmar (Dresden)
mit 3:06:36 bei den Damen.
delfi
Schillerhäuschen geöffnet
Foto: Dörte Gerlach
ausgabe_02_2008.qxd
Das Schillerhäuschen auf
der Schillerstraße ist seit
Ostern bis September wieder
an allen Samstagen, Sonnund Feiertagen jeweils von
10 bis 17 Uhr geöffnet. Zum
Elbhangfest soll am 28. Juni
von 11 bis 19 Uhr sowie am
29. Juni von 10 bis 17 Uhr
geöffnet werden. Sonderführungen für Gruppen können
gerne bei der Bürgerstiftung
Dresden unter Telefon-Nummer 0351/315810 angemeldet werden (pro Teilnehmer
2 Euro). Der Eintritt in das
Schillerhäuschen ist ansonsten
frei, Spenden für die weitere
Rekonstruktion sind gern
willkommen.
delfi
Es ist eine schöne Fortführung der Musiktradition des
SchillerGartens, wenn sich
zur Dixielandzeit in Dresden
das Traditionsgasthaus zur
Bühne verwandelt. Am Donnerstag, dem 15. Mai, findet
von 18 bis 23 Uhr ein Dixieland-Konzert mit drei Bands
im Biergarten des SchillerGartens statt. Die Gäste können BoogieWoogie: Bleifrei,
die Silvertown Jazzband und
die Imperial-Jazzband live erleben. Wie schon in den letzten Jahren findet diese Veranstaltung während der „Riverboat Shuffle“ der Sächsischen
Dampfschiffahrt statt, so dass
die Silvertown Jazzband eine
kleine Pause einlegen wird,
damit die Schiffe gebührend
begrüßt werden können, wenn
sie das Blaue Wunder und den
SchillerGarten passieren.
Der Eintritt zu dieser DixielandVeranstaltung, die gemeinsam
mit dem Elbegarten in Loschwitz durchgeführt wird, ist frei.
Foto: Dörte Gerlach
„Dixieland am Blauen Wunder“
Dixieland 2007
Impressum
Herausgeber:
SchillerGarten Dresden GmbH, Schillerplatz 9, 01309 Dresden
Tel. 0351 / 811 99 0 • Fax 0351 / 811 99 23 • www.schillergarten.de
Konzept, Gesamtherstellung & Verlag:
2dPROJECT, Enderstr. 59, 01277 Dresden
Tel. 0351 / 250 76 70 • Fax 0351 / 250 76 80 • www.2dproject.de
Redaktion:
Verantw.: Daniella Fischer, Tel. 0351 / 250 76 70
[email protected]
Charles M. Bugnowski, Albrecht Hoch, Dieter Hoefer, Dagmar Möbius,
Claus Renschen
Fotos: Dörte Gerlach, Archiv Albrecht Hoch, Archiv Andreas Schubert,
Archiv SchillerGarten, Ausstellungskatalog „Von Monet bis
Mondrian“, Archiv Winfried Werner
Satz, Druckvorlagen, Produktionsleitung: Dörte Gerlach
Lektorat: Rosemarie Knöfel
Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Possendorf
www.addprint.de
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Druckfix, ausgezeichnet
mit dem „Blauen Umweltengel“
Anzeigenleitung: Barbara Groß, Tel. 0177 / 705 58 50
[email protected]
Anzeigenschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08
Redaktionsschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08
Erscheinungstermin Ausgabe 3/2008: 10.08.08
Nachdruck, Vervielfältigung, Verbreitung in elektronischen Medien
von Inhalten und Abbildungen nur mit schriftlicher Genehmigung
des Verlages. Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Unterlagen übernimmt der Verlag keine Haftung.
Zurücksendung erfolgt nicht. Der Verlag übernimmt keine Gewähr
für die Richtigkeit der Angaben in den veröffentlichten Texten. Alle
Rechte vorbehalten.
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.02.2008.
2
09.05.2008
09:15
Seite 3
Biergarteneröffnung
Fotos: Dörte Gerlach
Biergartensaison 2008
startete in den Winterferien
Schicke Sonnenbrillen wohin
man schaute, leichte Lederjacken, große Eisbecher und
herrliche Tortenstücken, das
Personal im kurzärmligen
Shirt – kein Sonntag im Mai,
sondern der 10. Februar 2008.
„Das ist der früheste Biergartenstart, den ich erlebt habe“, erzählt Gastwirt Frank
Baumgürtel, fast selbst ein
wenig staunend. Auf der vollbesetzten Terrasse genossen
die Menschen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die
Heizstrahler waren an diesem
Nachmittag fast überflüssig.
Vom Elberadweg strömten
immer mehr Menschen in
den Biergarten, dessen Schirmbar natürlich geöffnet war
wie auch der Biergartenausschank. Wo noch vor wenigen
Wochen Stollenbackstube war,
gab es nun schon wieder
Zwickelbier, Leberkäse und
Brezeln.
„Die Prognose deutete es schon
ein paar Tage vorher an, dass
es wunderschönes Wetter werden würde“, freute sich Res-
taurantleiterin Barbara Zeiss.
„So waren wir vorbereitet,
hatten die Bestuhlung im
Biergarten wieder hingestellt
und genügend Personal geordert.“ Auch viele Familien
mit Kindern besuchten an diesem Nachmittag den SchillerGarten, ließen die Kleinen
auf dem sicheren Spielplatz
toben anstatt – wie zur Jahreszeit eher angemessen –
irgendwo rodeln. Die Schlange am Eisstand reichte bis zur
Pension „Nebenan“ – viel
länger ist sie an einem heißen
Sommertag wohl auch nicht.
Ein richtiger Winter kam nach
diesem Frühlingsintermezzo
dann nicht mehr – leider bisher auch kein schöner Frühling. Graue, verregnete Tage
im März und April mit Temperaturen zwischen fünf und
zehn Grad waren die Regel,
der Biergarten einsam und
verlassen. Nun setzen wir alle
Hoffnungen auf einen wunderschönen Mai und natürlich einen richtig schönen
Sommer!
delfi
Aufgeblasen statt im Abseits
Fußball-EM im Biergarten
Ob Doppelpass, Elfmeter
oder Abseits – mit der neuen
Projektionstechnik wird den
Fußballfreunden im SchillerGarten nichts mehr entgehen. Während der kommenden Europameisterschaft vom
7. bis 29. Juni ist das Traditionslokal wieder einer der
„public viewing“-Plätze in
Dresden. „Wir bieten unseren
Gästen eine schöne Großbild-Präsentation, die aufgrund der neuen Technik
auch bei hellem Sonnenschein scharfe und farbintensive Bilder liefert“, freut sich
der Geschäftsführer Marketing
des SchillerGartens, Thomas
Jacob. Das ist besonders für
einige der Gruppenspiele
wichtig, die bereits um 18 Uhr
beginnen, wenn die Sonne noch
in den Biergarten scheint.
Zur Fußball-Weltmeisterschaft
2006 jubelten und litten mitunter bis zu 2.000 begeisterte Zuschauer während der
Spielübertragungen, die damals noch auf kleineren Leinwänden stattfanden. Wie im
eigenen Wohnzimmer rückten
sich die Gäste Stühle und
Tische zurecht und ließen bei
schönstem Sommerwetter
eine großartige Atmosphäre
entstehen. Spielt das Wetter
auch in diesem Jahr mit, können wir uns alle wieder auf
unvergessliche Stunden freuen.
Das Eröffnungsspiel bestreiten die Schweiz und Tschechien am 7. Juni um 18.00
Uhr, die deutsche Nationalmannschaft tritt erstmals am
8. Juni um 20.45 Uhr gegen
Polen an.
delfi
Foto: Dörte Gerlach
ausgabe_02_2008.qxd
Wird es im Biergarten wieder so voll wie zur Fußball-WM 2006?
3
09.05.2008
09:15
Pillnitzer
Schlossnacht
Im festlich illuminierten Schlosspark lustwandeln, Kulinarisches genießen, Musik-, Tanzund Schauspielaufführungen
erleben sowie Gaukler bewundern wie zu Zeiten Augusts des
Starken – all dies wird möglich sein zur Pillnitzer Schlossnacht am 9. August. Ein großes
Spektakel soll es werden und
der Beginn einer schönen
Tradition, die Pillnitz wieder
als einen Ort stilvollen Feierns etablieren soll. Christian
Striefler, der Direktor des
„Schlösserlandes Sachsen“
freut sich: „Damit bekommt
Dresden ein neues Highlight,
das international vermarktet
wird.“ Die Eintrittskarten für
die Schlössernacht kosten
42,50 Euro, Beginn ist 19 Uhr
und gefeiert werden kann bis
2 Uhr morgens.
4
Seite 4
„Schatz, guck
doch mal
raus“
Romantischer
Hochzeitsantrag am
SchillerGarten
Das riesige Transparent am
Elbufer vor dem SchillerGarten war im Wind kaum zu
bändigen. Ob hier ein VIP
kommt? Oder eine Demonstration stattfindet? Die vorbeikommenden Leute rätselten.
Wenig später kreiste ein Kleinflugzeug hoch über dem
SchillerGarten. „Schatz, guck
doch mal raus“, forderte
darin Ingo Weinhonig seine
Freundin auf. Und sie konnte
unten am Elbufer in drei Meter hohen Buchstaben lesen:
„Willst du mich heiraten?“
Wenig später saß das junge
Paar beim festlichen Essen im
SchillerGarten. „Ich wollte ei-
Fotos: Dörte Gerlach
ausgabe_02_2008.qxd
nen ganz persönlichen und besonderen Antrag machen“,
erzählt Ingo Weinhonig. Zwei
Tage lang klebte der Berufssoldat der Bundeswehr Bahnen
von Raufasertapete zusammen, malte die riesigen Buchstaben auf und zerschnitt das
Kunstwerk in handhabbare Einzelteile. Damit seine Freunde
am SchillerGarten auch alles
richtig zusammenmontieren
konnten, entwarf er eine „Bauanleitung“. Und während die
Maschine über dem Schiller-
Ingo und Kathrin beim Anstoßen
Garten kreiste und die „Bodentruppe“ das Transparent im
Wind hielt, steckte sich das
Paar im Flugzeug die Ringe
an. Geheiratet wird nun im
September, denn Kathrin hat
natürlich „Ja“ gesagt!
delfi
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 5
Der besondere Gast
Marita Böhme
Frau Böhme, wir sitzen im
SchillerGarten. Hat Sie Schiller
einmal beruflich beschäftigt?
Ja, während meines Engagements in Parchim habe ich die
Johanna gespielt. Wolfgang
Engel inszenierte später im
Kulturpalast ein Schiller-Programm, in dem ich mitwirkte.
Was war Ihr Theaterdebüt?
Das war während meines 1. Studienjahres die Adriana in der
„Komödie der Irrungen“ von
Shakespeare. Otto Tausig vom
Wiener Burgtheater hatte mich
engagiert und ich spielte neben Rolf Ludwig die weibliche
Hauptrolle.
Welche Rolle in Ihrer Karriere
war für Sie besonders wichtig?
Abgesehen von Eliza in „My
fair Lady“, war es die Nora von
Ibsen, die ich in Berlin spielte.
Eine tragische Figur, die mich
selbst sehr erschütterte. Ich
musste immer mit mir kämpfen, um auf der Bühne nicht
zu weinen. Es war eine meiner
liebsten Rollen, die ich mit
ganz viel Leidenschaft gespielt habe. Auch die Miranda
in „Don Juan oder Die Liebe
zur Geometrie“ von Max
Frisch war großartig.
Sie waren über 30 Jahre am
Staatsschauspiel engagiert und
haben viele Intendanten kommen und gehen sehen …
Ja, engagiert hat mich HansDieter Mäde, dann kam Gerhard Wolfram, später Dieter
Görne und dann Holk Freytag.
… und sahen auch großartige
Schauspielkollegen …
Oh ja. Ich habe noch Antonia
Dietrich erlebt! Oder Horst
Schulze, Wolfgang Dehler,
Dietrich Körner, Lotte Meyer
und nicht zu vergessen Peter
Herden. Das waren Schauspielgrößen, die wir Jungen angebetet haben. So etwas gibt
es heute nicht mehr. Wenn Sie
heute die Leute fragen, wegen
WEM sie denn ins Schauspiel
gehen, antworten die meisten:
wegen des Stückes. Es gibt
kaum noch Idole.
Hatten Sie nie den Wunsch,
freischaffend zu sein?
Nein, nie, dafür bin ich viel zu
feige. Da weiß man ja nie so
genau, was kommt und braucht
einen Makler oder wie das
heißt, einen Agenten. Nein,
das war nichts für mich. Im
Nachhinein betrachtet, war es
ohnehin nicht der richtige
Beruf für mich. Ich hatte
immer furchtbares Lampenfieber, konnte nicht schlafen,
nichts essen. Jeden Abend eine
Entbindung auf der Bühne!
Nach der Vorstellung war’s
dann natürlich großartig.
Weshalb war „My fair Lady“
hier so ein Erfolg?
Die Inszenierung war unvergleichlich, original Shaw, das
war das ganze Geheimnis.
Fritz Steiner, der Regisseur,
hatte eine Schwester in Amerika, die ihm die ganzen Broadway-Programme geschickt hatte, an denen er sich, sagen wir,
orientiert hatte. Als ein Jahr
später der Film mit Audrey
Hepburn kam, wunderten wir
uns, dass alles ähnlich wie bei
uns war! Noch viel schöner,
aber vom Stil her alles genau
so. Wir hatten außerdem eine
perfekte Besetzung, Peter
Herden und ich waren ein ideales Paar und Richard Stamm
war ein genialer Doolittle.
Fotos: Dörte Gerlach
Ein Leben auf der Bühne. Über 30 Jahre war Marita Böhme
am Staatsschauspiel Dresden engagiert, spielte zahlreiche
Filmrollen und war die legendäre Eliza in „My fair Lady“ in
der Staatsoperette Dresden.
Marita Böhme im SchillerGarten
Haben Sie gern aufgehört?
Ja, es war wirklich genug, irgendwann muss Schluss sein.
Ich halte nichts von diesem
nicht-aufhören-können. Vielleicht noch hier und da eine
kleine Rolle, aber nicht mehr.
Ich musste auf den Tag genau
mit 65 aufhören. Man schminkt
heute lieber Junge auf alt als
einem Alten noch eine Rolle
zu geben. Das wiederum geht
eigentlich nicht …
Was verbindet Sie mit dem
SchillerGarten?
Ich war hier schon immer
Stammgast, zu allen Zeiten.
Ich liebe es einfach, hier zu
sitzen! Das Gespräch führte
Daniella Fischer
5
09.05.2008
09:15
Seite 6
Geschichten aus dem SchillerGarten
Das Traditionsgasthaus an der Elbe hat eine lange Geschichte.
Vieles ist bekannt, wie etwa der Aufenthalt Friedrich Schillers,
anderes wird als Legende weitererzählt – und so manche Legende erwies sich als historisch belegbare Tatsache. Potz Blitz
blättert im Geschichtsbuch des SchillerGartens und erzählt
in loser Reihenfolge über Ereignisse, Begebenheiten und besondere Menschen.
Eine besondere Rolle im kulturellen Leben des Traditionsgasthauses spielten die historischen Schillerfeiern. Mit zum
Teil enormen Aufwand ausgerichtet, erinnerten sie an den
Dichter und waren Höhepunkte im Leben der Blasewitzer
und Loschwitzer. Im Tagebuch der Margarethe von
Göphardt findet sich eine authentische Schilderung von
einem dieser Feste.
Eine Loschwitzerin auf
der Schillerfeier 1885
Herrlich schien die Sonne an
diesem Septembermorgen in
das Fenster der 19-jährigen
Margarethe von Göphardt. Diesmal müsste es also gelingen.
Das große Schillerfest zur Erinnerung an die Ankunft
Friedrich Schillers in Blasewitz und Loschwitz vor einhundert Jahren war wenige
6
Tage zuvor buchstäblich ins
Wasser gefallen. Heute sollte
es nachgeholt werden, zu umfangreich waren die Festvorbereitungen gewesen, um dieses Fest einfach ausfallen zu
lassen.
Es klingelt an der Tür des Körnerhauses, Margarethe öffnet
und freut sich über den Besuch ihrer besten Freundin
Frieda. So wie Margarethe verbringt auch Frieda von Beust
mit ihrer Familie die Sommermonate in einem Haus in
den Loschwitzer Weinbergen.
Das Körnerhaus hatte Margarethes Großvater ein halbes
Jahrhundert zuvor gekauft und
wurde ihrer Familie liebster
Aufenthalt von Mai bis Oktober, ehe es wieder in die Stadtwohnung in der Dresdner Neustadt ging. Bereits Friedrich
Schiller hatte den Aufenthalt
in diesem Haus genossen,
weilte er doch von 1785
bis 1787 hier auf Einladung der Familie
Körner.
Nach dem Mittagessen
ging es endlich los.
Margarethe und ihre
Eltern setzten mit der
Fähre über die Elbe,
denn das „Blaue Wunder“ gab es noch
nicht. Doch lassen wir
ihr Tagebuch sprechen:
Wir würden keinen
Platz mehr bekommen
haben wenn nicht die
guten Geheimer Rat von
Craushaars seit zwei Stunden
Plätze für Beusts und uns
reserviert hätten. Die Überfahrt Schillers und der
Körnerschen Familie von
Loschwitz nach Blasewitz
konnten wir nicht sehen.
Schiller von dem Schauspieler Hartmann gegeben war
ausgezeichnet und trat zu
Werk in dem kleinen Stücke:
„Die Gustel von Blasewitz“
auf. Nun trug der Dresdener
Lehrergesangverein einiges
vor. Cörners ergreifende, von
C. M. v. Weber componierte
Dichtung: „Gebet, das feurige Schwertlie“, „Mutterseelenallein“ v. Braun. Während
dem war der Abend herangekommen u. der Schillergarten wurde nun durch unzählige Lampions erhellt. Nun
erschienen schöne Lichtbilder „Illustrationen aus
Schillers Werken“, „Carlos“,
„Wallenstein“, Maria Stuart,
Jungfrau, Braut von Messina,
u. Tell u. alsdann hervorragende Momente aus Schillers
Lied von der Glocke. Von diesem Allen konnten wir nur
wenig sehen, da dickere Vorderleute meist aufstanden
und wir dies aus Rücksicht
nicht thaten, außerdem störte uns noch eine Laterne. Ein
prachtvolles Feuerwerk beschloß die Feier, leider warteten wir dieses nicht mehr ab.
Foto: Archiv Albrecht Hoch
ausgabe_02_2008.qxd
Porträt Margarethe von Göphardt
Nur vier Wochen später fuhr
Margarethe in den Hafen der
Ehe ein und heiratete Clemens
Freiherrn von Hausen. Nun
konnte Sie dauerhaft in Loschwitz leben, zog sie doch in die
nahe des Körnerhauses gelegene Villa Rosenhof. Auch von
hier wird sie bisweilen den
Klängen der SchillerGartenKonzerte gelauscht haben.
Die Feuerwerke des SchillerGartens zu Silvester können
die Nachfahren Margarethes
noch heute von dort aus genießen, nur die musikalische
Umrahmung mit der „Ode
an die Freude“ von Beethoven und den vertonten
Worten Schillers dringt dann
nicht bis an ihr Ohr.
Albrecht Hoch
Das Körnerhaus – Gemälde von
Margarethe von Göphardt
09.05.2008
09:15
Seite 7
Die beste Lösung soll gewinnen
Zu Gast bei Adrian Glöckner
Am 20. Juli 1895 erhalten die
Gebrüder Horace und John
Dodge ihr erstes Patent auf
ein Maschinenteil. Dieses war
allerdings kein Autoteil. Denn
das erste lenkbare Fahrzeug,
das den Namen Dodge trug,
war ein Fahrrad. Auf einem
solchen – die Marke bleibt im
Dunkel der Historie – fuhr
Adrian Glöckner einst zu seinen Kunden, um Autos zu
verkaufen. Zu jener Zeit erst
unglaubliche 12 Jahre alt,
noch ohne Führerschein und
wohl nicht ahnend, dass er eines Tages in Dresden ein Autohaus mit den klassischen amerikanischen Marken Dodge,
Chrysler und Jeep sowie
Volkswagen besitzen würde.
Leidenschaft seit
Kindertagen
„Ich wollte schon immer Autos
verkaufen“, beschreibt Adrian
Glöckner seine Liebe zu Fahrzeugen. Ein Wunder ist das
nicht, denn Autos spielen nun
schon in der 3. Generation eine Rolle im Leben der Glöckners. Begann sein Großvater
1956 mit einer Tankstelle und
dem Verkauf von VW-Jahreswagen, so baute Vater Helmut
die Geschäfte hier in Dresden gleich nach der Wende
auf. Gemeinsam mit ihm und
Bruder Nikolaus betreibt
Adrian Glöckner nunmehr
drei Autohäuser und beschäftigt insgesamt knapp 50 Mitarbeiter. „Das Alltagsgeschäft
erledigt jeder für sich, doch
strategische Entscheidungen
fällen wir alle gemeinsam“,
erklärt er die Philosophie.
„Unser Grundsatz ist es, alle
Beschlüsse einstimmig zu fällen.“ Die Vorteile eines unternehmergeführten Autohauses gegenüber den anonymeren Niederlassungen großer
Automarken machen die
Glöckners zu ihrem Credo:
persönlich, authentisch und
erreichbar sein. Die Handynummer des Chefs gibt’s deshalb beim Autokauf dazu.
Kundenbindung über
Marken hinweg
Die frühe Verantwortung, die
Vater Glöckner seinen Söhnen
übertrug, hat sich überaus positiv auf deren Entwicklung
ausgewirkt, obwohl auch sie
Lehrgeld zahlen mussten. „Am
Anfang bin ich in Kneipen
gegangen, weil ich dachte,
dort kann ich
Autos verkaufen“, erzählt
Adrian Glöckner. „Doch erst,
als ich in Kneipen ging, um
Menschen kennenzulernen,
habe ich tatsächlich verkauft“.
Einer der ers- Adrian Glöckner
ten Chrysler-Kunden war
damals der heutige SchillerGarten-Gastwirt Frank Baumgürtel. Mit ihm und dessen
Partnern ist er seit dieser Zeit
freundschaftlich verbunden.
„Ich habe jede Gaststätteneröffnung von Frank Baumgürtel
mitgemacht“, erinnert sich
Adrian Glöckner, der auch
Mitglied im Beirat des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz
ist. Frank Baumgürtel ist
mittlerweile zur Marke VW
gewechselt, die neben den legendären Amerikanern ebenfalls von Adrian Glöckner vertrieben wird. „Die Markentreue bei Autos kann man heute nicht mehr erwarten. Wer
vor einigen Jahrzehnten Golf
fuhr, blieb dabei und meist
fuhren dann auch noch die
Kinder Golf. Das ist heute
nicht mehr so.“ Was für andere Autohäuser ein Problem
Foto: Dörte Gerlach
ausgabe_02_2008.qxd
ist, betrachtet Adrian Glöckner als Chance. Mit Volkswagen hat er eine Marke im
Angebot, die einen breiten
Kundenkreis interessiert. Mit
Jeep, Chrysler und Dodge
bedient er Kunden, die das
andere suchen, die Nische,
das Besondere, die mit dem
Drang nach Abenteuer und
Freiheit, die diese Marken
verkörpern, die VW-Welt verlassen. – Um eines Tages vielleicht wieder in sie zurückzukehren und dann erneut in
Adrian Glöckners Autohaus
zu stehen. „Wir wollen unser
Geschäft mit den Kunden heute machen, aber auch übermorgen noch“, resümiert
Adrian Glöckner. Mit dem
Fahrrad fährt er zwar heute
nicht mehr zu den Kunden,
doch er ist ihnen noch genauso nahe wie in früheren
Zeiten.
Daniella Fischer
7
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 8
Marbacher Frühlingsspaziergang
Ein Tag in Schillers Geburtsstadt
„Vom Eise befreit sind Strom
und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden
Blick“, so dichtete einst Johann Wolfgang von Goethe.
Wenn auch nicht als „Osterspaziergang“ im Goethe’schen
Sinne, so genoss Potz Blitz
dennoch Mitte April einen
belebenden „Schiller-Spaziergang“ durch dessen Geburtsstadt. Geführt von Manfred
W. Fritz, dem Vorsitzenden
des Marbacher Schillervereines, besuchten wir Schillers
Geburtshaus und den „SchillerGarten“, warfen einen Blick
in das Literaturmuseum der
Moderne und bewunderten
ehrfürchtig den „Gabentisch“
von Dr. Michael Davidis, dem
Leiter der Kunstsammlungen
im Deutschen Literaturarchiv
und Verwalter von Schillers
gegenständlichem Nachlass.
Schillers Geburtshaus
Fast jedes Haus in Marbach
erzählt eine Geschichte. Der
beschauliche Ort mit den alten
Fachwerkhäusern 25 Kilometer
nördlich von Stuttgart atmet
die wärmende Frühlingssonne. Zurzeit sind nur wenige
Touristen in der Neckarstadt
unterwegs. „Für das SchillerJahr 2009 erwarten wir noch
mehr Besucher als im SchillerJahr 2005“, erzählt Frau Musterle, eine der Betreuerinnen
des Schiller-Geburtshauses. In
diesem liebevoll restaurierten
Fachwerkhaus lebte Friedrich
Schiller mit seiner Mutter
und der älteren Schwester
Christophine bis zu seinem 4. Lebensjahr. Es ist dem Silbergürtler Gottlob Francke zu verdanken, dass es nicht in Vergessenheit geriet. Sieben Jahre
nach Schillers Tod, 1812, ließ
Francke insgesamt 15 Marbacher Bürger unter Eid beurkunden, dass es genau dieses Haus
war, in dem Schiller geboren
wurde. In Schillers Geburtsraum genießen wir neben der
Dannecker’schen Dichterbüste
selbstgebackene Schiller-Kekse
und Schiller-Wein, bevor wir
auf die Schillerhöhe spazieren.
Die Schillerhöhe
Vorbei am ältesten Fachwerkhaus Marbachs, dem Heinlinschen Hof, das als einziges
den schweren Stadtbrand von
1693 überstand und derzeit
saniert wird, vorbei auch am
Geburtshaus von Schillers Mutter Elisabeth Dorothea Kodweiß
und dem des Astronomen
Tobias Mayer, gelangen wir
zur Stadtkirche. Hier wird
Schiller einen Tag nach seiner
Geburt unter Anwesenheit
von ungewöhnlich vielen Taufpaten getauft – nicht, wie häufig behauptet, in der Alexanderkirche, in der zum 100. Geburtstag Schillers die reich
verzierte „Concordia-Glocke“
in Betrieb ging. Sie läutet nur
zwei Mal im Jahr: zu Schillers
Geburts- und Todestag. Vater
Schiller ist zur Taufe seines
einzigen Sohnes übrigens nicht
anwesend: Er steht als Leutnant mit seinem Regiment bei
Fulda. Erst drei Monate später
wird seine Frau ihm hinterher
reisen und den fast drei Monate
alten Stammhalter vorstellen.
Die Schillerhöhe, ein besonders schöner Teil der Stadt,
liegt oberhalb des Neckartals.
Eingebettet in einen kleinen
Park befinden sich hier das
Schiller-Nationalmuseum, das
Literaturmuseum der Moderne
und das Deutsche Literaturarchiv. Inmitten des Parks
hoch oben auf einem Sockel
blickt Schiller in die Ferne.
„Schiller is doof“, steht am
Rand des Denkmals in krakeliger Schrift – wohl nicht alle
Schüler können dem Dichter
etwas abgewinnen, in dessen
Nähe gerade einige Marbacher
Abiturienten mit Grill und Bier
ihr bestandenes Abitur feiern.
1859, zu Schillers 100. Geburtstag, wurde der Grundstein für
dieses Denkmal gelegt – zur
selben Zeit erhielt der Dresdner SchillerGarten seinen Namen und ein – viel bescheideneres! – kleines Schiller-Denkmal von Ernst Litfaß.
Das Schiller-Denkmal in Marbach
Das Literaturmuseum
der Moderne
Im Gegensatz zum SchillerNationalmuseum, das derzeit
geschlossen ist und sich mit
großer Innensanierung und
neuer Dauerausstellung auf
das Schiller-Jahr 2009 vorbereitet, können wir einen Blick
in das vom englischen Architekten David Chipperfield
erbaute „LiMo“ werfen. Sichtbeton kombiniert mit Tropenholz, Türen so hoch, dass es
eines automatischen Türöffners
bedarf, um sie zu öffnen,
Filzbänke und ein Spiel von
Licht und Schatten zwischen
den Betonsäulen. Größe,
Weite, Ordnung – ein Tempel
für die modernen Literaten,
ohne dass man befürchtet, sie
anbeten zu müssen. Ob Kafka,
Rilke, Hesse oder Kästner –
auch sie waren „nur“ Men-
Das Literaturmuseum der Moderne auf der Schillerhöhe
8
schen, wie die teils kostbaren,
teils banalen oder kuriosen
Ausstellungsstücke im Raum
„nexus“ zeigen – und den
Wunsch nach längerer Verweildauer wecken. Die vier langen, gläsernen Vitrinen mit
gekonnt gesetzten 50-LuxLichtern im abgedunkelten
Raum lassen die Besucher mit
ihrem Licht- und Spiegelspiel
zunächst fasziniert verharren.
Viel gelobt, aber auch viel gescholten eine Ausstellungskonzeption, bei der man sich
fallen lassen kann in Momentaufnahmen aus dem Leben
der Literaten. In Zettelschnipsel, Schreibmaschinenseiten,
Postkarten, aber auch an 35 Stellen vorbeikommen muss, um
alle Ausstellungsstücke zum
Beispiel zu Erich Kästner zu
sehen. Sein Manuskript zu
„Emil und die Detektive“ hat
er übrigens in Steno geschrieben. Der Tempel des „LiMo“
ist nur die Spitze des Eisberges: Das Museum verwahrt
seine Schätze unter dem Berg
der Schillerhöhe. 15.000 der
insgesamt 22.000 Quadratmeter liegen unterirdisch.
09.05.2008
09:15
Der Marbacher SchillerGarten
Wenige Schritte vom Literaturmuseum entfernt liegt der
Marbacher Schiller-Garten.
Schweinshaxe und ZwickelBier findet man hier nicht,
wohl aber eine Streuobstwiese
mit über 30 Apfelbäumen,
eben ein richtiger Garten.
Herrlich stehen einige Bäume
gerade in Blüte und erinnern
an Friedrich Schillers Vater,
Johann Caspar. Er war neben
seinem Beruf beim Militär
auch noch „Intendant“ der
herzoglichen Gärten und
Baumschulen auf der Solitude
bei Stuttgart beim Württembergischen Herzog Carl Eugen.
Nach mehrjähriger Planung
entstand 1996 der Marbacher
Schiller-Garten mit 33 alten
Obstsorten, die Caspar Schiller
in seinem Buch „Die Baumzucht im Großen“ beschrieben hatte. Zuvor suchten die
Initiatoren im In- und Ausland nach noch vorhandenen
Ablegern dieser Apfelsorten.
Am Gabentisch im
Literaturarchiv
Dr. Michael Davidis erwartet
seine Dresdner Gäste im Foyer
des Deutschen Literaturarchives. Tatsächlich kennt der
studierte Historiker und Ger-
Seite 9
manist Potz Blitz und ist erstaunlich gut informiert über
den Dresdner SchillerGarten,
das Körnerhaus und die Probleme der Dresdner Bürgerstiftung, einen öffentlichen Weg
zwischen Körnerhaus und
„Schillerhäuschen“ zu ebnen.
In den Tiefen der Magazine
betrachten wir zunächst unter
seinen humorvollen Erläuterungen Porträts von Schiller,
dessen Frau Charlotte und seinen Kindern. Tochter Emilie,
ein Jahr vor Schillers Tod erst
geboren, pflegte den schriftlichen Nachlass ihres Vaters,
den später ihr Enkel Karl
Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm dem Goetheund Schiller-Archiv in Weimar schenkte.
Dann der unbestrittene Höhepunkt unserer Marbach-Reise:
Wir sitzen im Magazin vor originalen Silberstiftzeichnungen
aus dem Jahre 1784, gezeichnet von Dora Stock, der Schwes-
Fotos: Dörte Gerlach
ausgabe_02_2008.qxd
Dr. Michael Davidis vor einem Schiller-Porträt von Ludovika Simanowitz
ter von Christian Gottfried
Körners Ehefrau Minna. In
tiefer Verehrung schrieben sie
damals an Friedrich Schiller,
fügten diese Zeichnungen ihrer Personen sowie eine Brieftasche mit gesticktem Monogramm bei. Auch sie hat Dr.
Davidis aus dem Archiv geholt
und auf Seidenpapier vor uns
gebettet. Diese Postsendung
gilt als der Auslöser für Schillers späteren Aufenthalt bei
Körner und seine Loschwitzer
und Blasewitzer Zeit. Gänse-
haut ist erlaubt beim Blick
auf die Originale, auch dann
noch, als Dr. Davidis einen
weiteren Schatz aus dem Archiv holt: den Erstdruck von
Beethovens 9. Sinfonie aus
dem Jahre 1826 mit der „Ode
an die Freude“, deren Text
von Schiller stammt. Jedes
Jahr zu Silvester wird die Ode
um Mitternacht im SchillerGarten gespielt. Potz Blitz
wird sich zukünftig dann
nicht nur an Schiller, sondern
auch an die bereichernden
Stunden in Marbach erinnern.
Herzlichen Dank an den
Schillerverein Marbach und
Manfred W. Fritz sowie an Dr.
Michael Davidis für ihre Gastfreundschaft!
Daniella Fischer
Im Magazin des Deutschen Literaturarchives
9
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 10
Alltag lernen, Ferien genießen –
ein Muss für alle Kinder
SchillerGarten unterstützt Kindervereinigung Dresden e.V.
Ein roter Ball hüpft durch
ein Zimmer. Lachend. Neugierig sowieso. Vielleicht ein
wenig sehnsüchtig, weil er
sich lieber an der frischen
Luft von Kindern hin und
her werfen lassen würde. Das
Logo des Kindervereinigung
Dresden e.V. soll ausdrücken,
was vielen Kindern heute
fehlt: Geborgenheit, Anreize
zur sportlichen, kulturellen
oder sprachlichen Betätigung,
Angenommensein und kindliche Unbedarftheit. Nicht
immer bedingt durch materielle Not in der Familie, aber
oft.
„Das Beste wäre, wir würden
eines Tages überflüssig“, sagt
Vincenzo Raimondo, Assistent
des Vorstandes der Kindervereinigung Dresden, „aber
das ist in absehbarer Zeit
wohl nicht zu erwarten. Wir
sind immer weiter gewachsen, was bedeutet, dass unsere Angebote wichtig sind.“
Als der Verein 1992 gegründet wurde, organisierte er
ausschließlich Ferientouren.
Auch heute noch schickt er
mehr als 1.000 Kinder pro
10
Saison in den Urlaub. Er
wirbt Spenden und Fördermittel ein, um auch Kindern
einen Ferienaufenthalt zu
ermöglichen, deren Eltern
sich eine Reise aus eigener
Kraft nicht leisten können.
„Wir haben noch mehr Kapazitäten, aber wahrscheinlich
wissen viele nicht, dass sie
Unterstützung bekommen
können“, wundert sich Vorstandsassistent Raimondo.
Damals wie heute stehen die
betreuten Ferientouren immer unter einem pädagogischen Aspekt. Das können
sportliche, künstlerische oder
(fremd-)sprachliche Schwerpunkte sein. „Die Familien
können sicher sein, dass ihr
Kind bei uns in sicheren
Händen ist“, bekräftigt er
den Betreuungsschlüssel von
mindestens einem Betreuer
auf zehn Kinder. Auch wenn
in den Ferien die Entspannung nicht zu kurz kommen
sollte, erfahren manche Kinder zum ersten Mal, was aktive Erholung ist.
Heute arbeiten mehr als 200
Mitarbeiter für die Kinder-
vereinigung Dresden, im Kinderhaus Krea(k)tiv Nickern,
in zwei sozialpädagogisch betreuten Wohnbereichen, im
offenen Jugendbereich oder
im vereinseigenen Freizeitund Bildungszentrum Naunhof. Ein Mehrgenerationenhaus wird derzeit in Reick
gestaltet. Die fünf Kindertagesstätten der Kindervereinigung Dresden arbeiten nach
dem besonderen Konzept der
Reggio-Pädagogik. Die hat
ihren Ursprung in der nordund mittelitalienischen Gegend Emilia Romagna, konkret in der Stadt Reggio
Emilia, und setzt sich dafür
ein, dass Kinder „Alltag in
Projekten lernen“. Über
Dresdens Grenzen hinaus
bekannt ist der Kinder- und
Jugend-Zirkus KAOS, der in
diesem Jahr bereits zum dritten Mal das Europäische
Straßenzirkus- und Theaterfestival ausrichtete. Im Kinderzimmer der Agentur für
Arbeit betreuten Mitarbeiter
der Kindervereinigung seit
Eröffnung im November 2006
schon 4.000 Kinder. „Außer-
dem haben wir ein Familienzimmer im Rathaus eingerichtet“, berichtet Vincenzo
Raimondo.
Kinder sind Zukunft
„Jedes Kind ist ein kleines
Stück Zukunft.“ Die Botschaft transportieren auch
die Vereinsautos durch die
Stadt. Unaufdringlich und
wie eine stille Mahnung an
alle, die für Kinder etwas tun
können.
Bei SchillerGarten-Geschäftsführer Thomas Jacob musste
Vincenzo Raimondo nicht
viel erklären: „Ganz unkompliziert sagte er letztes Jahr
zu, dass wir etwas zusammen
machen.“ Der SchillerGarten
als Nachbar der Kindervereinigung spendierte einen
Weihnachtsnachmittag mit
Plätzchen und Kakao für
Kinder aus betreuten Wohngruppen.
Dagmar Möbius
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 11
Villa Eschebach – Bank und Kunst
In der 1903/04 errichteten
Villa Eschebach am Albertplatz hat die Dresdner Volksbank Raiffeisenbank seit 1997
ihren Hauptsitz. Wer die
Villa von innen gesehen hat,
kann sich dem Charme des
Hauses nicht entziehen. Äußerlich im neobarocken Stil erbaut, wurde im Inneren moderne Architektur umgesetzt.
Das „Erlebnis Bank“ wird insofern noch aufgewertet, dass
seit zehn Jahren regelmäßig
Kunstausstellungen durchgeführt werden. Derzeit zeigen
Dresdner Künstler Arbeiten
aus den 1970er Jahren. Mit A.
R. Penck ist dabei einer der
wichtigsten europäischen
Künstler vertreten. Dass sich
in solchen Räumen Kunden
und Mitarbeiter wohlfühlen,
braucht nicht betont zu werden. Der Kunde kann sich
hier individuell und persön-
lich beraten lassen. Und noch
ein Vorteil ist zu erwähnen:
Die Bank wurde bereits 1910
in Dresden gegründet und ist
somit eine der wenigen einheimischen Banken, die diesen Titel auch wirklich verdient haben.
In Dresden hat die Bank zehn
Filialen und ist nun auch am
Schillerplatz (Loschwitzer
Str. 47) präsent.
Dieter Hoefer
11
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 12
Repros und Quelle: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“
Ein Monet in der Mendelssohnallee (früher Deutsche Kaiser Allee), ein Renoir auf der
Goetheallee (früher Emser Allee) – was für Schätze. Private Kunstsammler und Mäzene
hatten sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Dresden und vor allem in Blasewitz angesiedelt. Sie waren Teil einer Kunstszene, zu der auch die Bienerts oder die Arnolds gehörten – bekannte Namen in Dresden. Sie sammelten hochwertige Kunstwerke nicht nur um
ihrer selbst willen, sondern stellten ihre Bilder für Ausstellungen zur Verfügung, lebten
Mäzenatentum oder engagierten sich im städtischen Kunstleben. Potz Blitz stellt seit
November 2007 die Blasewitzer Sammler vor.
Der Kunstsammler Oscar Schmitz
Vielleicht war es anfangs eine
Laune, sein ererbtes und erworbenes Vermögen gut anzulegen, die Oscar Schmitz
veranlasste, Ende der 1890er
Jahre eine eigene private
Kunstsammlung aufzubauen.
Zwei Werke des Franzosen
Boudin waren es, die er 1899
erwarb – und bis er 1903
nach Dresden umzog, kamen
noch 20 weitere Gemälde
hinzu, darunter Bilder von
Monet, Pissarro, Renoir und
Sisley. Dank des wirtschaftlichen Erfolges der mit dem
Bruder betriebenen Firma
„Oscar & Alfred Schmitz –
Havre“ in Frankreich konnte
er sich bereits mit 42 Jahren
in den Ruhestand begeben
und siedelte sich in Dresden
in der Emser Allee, heute
Goetheallee an. Hier in Blasewitz besaß bereits sein
Schwager Adolf Rothermundt,
Salon mit Billardtisch in der Schmitz-Villa u.a. mit Claude Monets „Chemin
de Halage à Lavacourt“ (1878) und Constatin Meuniers „Puddler“, um 1930
12
selbst anerkannter privater
Kunstsammler, eine von Karl
Emil Scherz erbaute Villa.
Schmitz hatte 1896 eine
Schwester von Rothermundts
Frau geheiratet.
Vom Kaufmann zum
Kunstkenner
Oscar Schmitz, 1861 in Prag
als Sohn eines deutschen
Kaufmanns und Vertreters
eines Textilunternehmens ge-
Oscar Schmitz
boren, hatte eine kaufmännische Ausbildung erhalten.
Sein Kunstverstand wurde
maßgeblich in Paris durch
den Kunsthändler Paul
Salon mit Flügel in der Schmitz-Villa u.a. mit Émile-Antoine Bourdelles
Bronzebüste von Beethoven und Auguste Renoirs „Baigneuse“, um 1920
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Durand-Ruel geprägt, mit
dem er lange Zeit befreundet
war. So entwickelte sich
Schmitz zu einem Kunstliebhaber und wahren Kenner
des französischen Impressionismus. Er ergänzte seine
Sammlung mit Bildern von
Cézanne und van Gogh, kaufte weitere Werke Renoirs.
Angeregt durch seinen
Schwager Rothermundt begann er später in Dresden
auch deutsche Künstler wie
Slevogt, Trübner und
Schuch in seine Sammlung
aufzunehmen. Ein Schwerpunkt lag auf Bildern von
Max Liebermann, insgesamt 21 besaß er von ihm
und pflegte einen intensiven Briefwechsel und eine
freundschaftliche Beziehung zu ihm.
Seite 13
de nach 1913 in die Ankaufkommission der Gemäldegalerie berufen – ein Zeugnis
für seinen besonderen Kunstverstand. Hier machte er sich
stark dafür, die mittlerweile
entstandenen Lücken in den
modernen Sammlungen zu
schließen, den Galerieneubau zu forcieren und warb
neue Kunstwerke erwerben
sollte. Im Jahr 1926 lieh er
über 20 seiner Gemälde für
die Internationale Kunstausstellung in Dresden aus.
Umzug in die Schweiz
„Steuerliche Schikanen“ veranlassten ihn 1931 Dresden
zu verlassen, vielleicht hatte
„Feinste
Privatsammlung“
„Der Bahnhof Saint-Lazare“ von Claude Monet (1877) war in Besitz von Oscar
Die Sammlung von Oscar Schmitz. Heute befindet sich das Bild in der National Gallery in London.
Schmitz fand bereits zu seinen Lebzeiten viel Aufmerk- für höhere Ankaufsfonds. Er er auch schon ein Gespür für
samkeit, man attestierte ihm sorgte sich darum, dass allein die kommenden politischen
universellen Geist und ein aus der „Opferfreudigkeit Umbrüche. Er ging mit seischlüssiges Konzept. Doch der Privaten“ die angestrebte ner Sammlung in die
Schmitz war nicht nur priva- Qualität der „Alten Meister“ Schweiz, deren Staatsbürgerter Sammler, er suchte auch nicht zu halten sei. 1918 schaft er aufgrund früherer
frühzeitig Kontakt zu den gründete er den Verein Geschäfte des Vaters besaß.
Staatlichen Museen und wur- Dresdner Galeriefreunde, der Den größten Teil seiner
Bilder, allen voran die wertvolle französische Sammlung, erhielt das Kunsthaus
Zürich als Leihgabe. Sein
Hausstand in der Villa auf
der Emser Allee blieb unverändert zurück, was eine
erhoffte Rückkehr vermuten
lassen könnte. Doch Oscar
Schmitz kehrte nicht mehr
zurück: 1933 verstarb er an
Herzversagen. Drei Jahre
später war seine berühmte
französische Sammlung bereits verkauft und weitere
Kunstwerke unter den Erben verteilt. Als Dank
schenkte die Erbengemeinschaft der Dresdner Galerie „Das Mädchen mit
gefalteten Händen“ von
Trübner. Was einst als die
„feinste Privatsammlung
moderner französischer
Malerei Europas“ bezeichnet wurde und in DresdenBlasewitz seine Heimat
hatte, war damit verstreut
in alle Welt.
Daniella Fischer
Anzeige
13
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 14
Von Kunst und Kindern
Foto: Dörte Gerlach
Die Villa von Kunstsammler Oscar Schmitz
Nicht nur heute, schon zu
Beginn des 20. Jahrhunderts
war die Goetheallee, die damals noch Emser Allee hieß,
eine reizvolle und angesagte
Wohngegend.
An dieser Hauptverkehrsader
in der Prinzenaue und im
restlichen Blasewitz gab es
trotz des allgemeinen Baubooms noch 80 unbebaute
Grundstücke, weswegen der
Gemeinderat über eine neue
Bauordnung nachdachte. Diese schien durchaus notwendig, denn noch machte laut
Otto Gruner „die schnöde
Ausbeutung jeder Bebauungsmöglichkeit eines Grundstücks, die vielen Vororten
14
den gemeinen Spekulantenstempel aufdrückte“ um Blasewitz einen großen Bogen.
Ungeachtet dessen klingelten
beim Drucker Alwin Arnold
die Gendarmen. Der Vorwurf
der Unterschlagung aufgrund
misslungener Grundstücksspekulationen brachte ihn
nicht nur hinter Gitter, sondern kostete ihn wohl kurze
Zeit später auch sein Amt als
Gemeinderat.
Unbeeindruckt solcher Widrigkeiten wuchs die Anwohnerzahl in Blasewitz seit längerer Zeit kontinuierlich.
Deshalb konnte sich im Jahr
1901 der Blasewitzer Baumeister Karl Emil Scherz
über einen neuen Auftrag
freuen. Die Familie Schmitz
beauftragte ihn, auf dem
Grundstück der heutigen
Goetheallee 18 eine repräsentative Villa zu errichten.
Gelegenheit für Scherz, sein
Können auf der Höhe seiner
Zeit zu beweisen und das
Bauwerk im englischen Landhausstil zu errichten, der
sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Blasewitz
zunehmend durchsetzte.
Dieser Stil lässt sich bis heute
an den typischen Fachwerkelementen der Giebel und
am turmartigen Treppenhaus
ablesen. Im Inneren mochte
man es abwechslungsreich.
Man liebte zwar die Gemütlichkeit, war aber nicht so
bequem wie heute. Durch
den häufigen Wechsel der
Raumebenen gab es manche
Treppen und Treppchen zu
bewältigen, die zu Räumen
mit vielen Ecken, Erkern und
Winkeln führten.
Im Jahr 1903 zog der
Textilfabrikant Oscar Schmitz
in die Scherz´sche Villa auf
der Emser Allee. Mit ihm
kam im Laufe der Zeit eine
der bedeutendsten privaten
Sammlungen moderner Malerei nach Blasewitz. Diese
kunstsinnige Periode fand
allerdings ein jähes Ende, als
Oscar Schmitz 1931 nach Unstimmigkeiten mit dem Fiskus
Dresden in Richtung Schweiz
verließ. Seine jüdischen Nachkommen wurden schließlich
1933 enteignet und die Villa
zu einem NS-Schwesternheim umfunktioniert. Auch
nach dem Krieg wurde das
Haus als Einrichtung des Gesundheits- und Sozialwesens
genutzt.
Diese eher nüchternen und
rein zweckmäßigen Aufgaben
sorgten dafür, dass das Gebäude zwar erhalten, aber
von Umbauten nicht verschont
blieb. Am augenscheinlichsten ist die lieblose Vermauerung der ehemals repräsentativen und überdachten Veranda.
Das internationale Flair, das
hier zu Oscar Schmitz’
Lebzeiten geherrscht hat, ist
inzwischen auf eine andere
Art zurückgekehrt. Nach der
Sanierung findet hier der
schuleigene Kindergarten
der DIS, der Internationalen
Schule, seinen Platz.
Charles M. Bugnowski
09.05.2008
09:15
Seite 15
Geschäft als Nachfolger des
alteingesessenen Optikers Panzer, bei dem er bereits 1976
zu arbeiten begann. Dies war
seine Chance für die spätere
Selbstständigkeit, denn im
Sozialismus waren nur Geschäftsübernahmen zur Sicherung des Versorgungsauftrages
für die Bevölkerung erlaubt,
nicht aber private Neugründungen.
neue Geschäft in Blasewitz
nur noch kurz genießen.
1946 starb er, von da übernahm Heinz, sein Sohn. Der
hatte guten Geschäftssinn,
halb Dresden kaufte in DDRZeiten Brillen bei ihm. Etwa
40 verschiedene Gestelle gab
es, eingekauft wurde quartalsweise, allerdings 80 Prozent
Kunststoff- und nur 20 Prozent der gefragteren Metallfassungen. Andreas Schubert
besitzt noch immer die alten
Glasnegative, mit denen Panzer für sein Geschäft warb,
unter anderem im SchillerGarten-Kino. „Manches könnte man heute fast wieder verwenden“, schmunzelt er. Panzer übrigens durfte nach
1968 seine Werbung auf einer Übersichtskarte im Kursbuch der Bahn, die auch in
der Tschechoslowakei zu
sehen war, nicht fortsetzen.
Zu sehr erinnerte sein Name
dort an die einmarschierten
Sowjets.
Halbe Sehkraft,
halber Mensch
Bruno Panzer führte seit
1920 auf der Großenhainer
Straße einen Brillenladen, zog
1945 an den Schillerplatz 2 –
wo später die legendäre „Bierritze“ war –, konnte aber das
Sehenswertes Angebot
In seinem einladenden Geschäft auf der Hüblerstraße
hat Andreas Schubert ein
überraschend großes Angebot, das vielfältiger scheint
als das in großen und vielbeworbenen Optikerketten. Da
Nachbarn am Schillerplatz
Foto: Dörte Gerlach
Optik Schubert
Optikermeister Andreas Schubert
Es sei besser, einäugig gen
Himmel zu schauen als mit
zwei Augen in die Hölle, ließ
Friedrich Schiller seinen Franz
Moor in den „Räubern“ sagen. Nun, die philosophische
Interpretation dieses Zitates
mag jeder Leser für sich vornehmen. Keinen Zweifel gibt
es jedoch daran, dass unser
Augenlicht zu den wertvollsten Gesundheitsschätzen gehört. „Die Menschen gehen
ins Fitness-Studio oder essen
gesundheitsbewusst, doch zum
Sehtest kommen sie erst,
wenn die Arme zu kurz werden“, wundert sich Optikermeister Andreas Schubert
humorvoll. Seit 1983 betreibt
er am Schillerplatz sein
Foto: Archiv Andreas Schubert
ausgabe_02_2008.qxd
Anzeige für das SchillerGarten-Kino
sind einerseits trendige Marken, farbenfrohe Gestelle und
andererseits klassische oder
dezente Brillen. „Wir haben
für jeden Geschmack und
Geldbeutel etwas“, erklärt
der Optiker. Apropos Geldbeutel: Auch Markenfassungen, etwa von Dolce&Gabbana oder Jette Joop sind nicht
unerschwinglich! Andreas
Schubert kauft nach Modetrends ein, aber ebenso nach
Funktionalität. „Die häufigere und längere Arbeit am
Computer lässt viele Menschen umdenken und bewusster mit ihren Augen umgehen“, resümiert Andreas
Schubert. Zwar kauft heute
nicht mehr halb Dresden bei
ihm ein, doch sein Angebot
ansehen sollte man sich auf
jeden Fall. Und vielleicht heißt
es dann: Brille – Schubert.
Daniella Fischer
15
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 16
Der Club der Dichter
Villa „Hohenlinden“ in Loschwitz ist fertig saniert
16
Bunter Besitzerreigen
Auftraggeber für den 1884
erfolgten Bau der Villa –
damals „Haus Schwanstein“
genannt – war Verlagsbuchhändler Erich Ehlermann,
besitzer Hetzer lässt das Haus
umbauen, wertvolle Holzintarsien, eine mehrstufige
Natursteinterrasse mit Brunnen sowie eine Parkanlage
mit Teich, Lustgarten und
Tennisplatz anlegen. Es kann
angenommen werden, dass
diesen Umbau Georg Heinsius von Mayenburg, der
Bruder des „ChlorodontErfinders“ Ottomar von
Mayenburg, vollzogen hat. Er
wird häufig als Erbauer der
Villa 1884 genannt – zu diesem Zeitpunkt war er jedoch
gerade erst 14 Jahre alt und
ist erst ab 1898 in Dresden
als Architekt nachgewiesen.
Trotz vielfältiger, der Villa
nicht unbedingt zuträglicher
Nutzung wie etwa als Flüchtlingsheim nach 1945 oder als
Klinik der DDR-Volkspolizei
ist über die Jahre vieles erhalten geblieben und wurde nun
von der Firma USD, die sich
verkaufte Ernst Ehlermann mit der Sanierung von denkdas Anwesen an den Haupt- malgeschützten Objekten in
mann Gustav Hetzer, der grö- Dresden längst einen Namen
ßere Veränderungen vorneh- gemacht hat, liebevoll saniert.
men ließ. Ehlermann wie
Daniella Fischer
auch Hetzer werden im
„Lexikon der Millionäre“ von
1912 geführt, Ehlermann
besitzt demnach noch mehrere Häuser und Grundstücke
in Dresden. Der neue VillenFoto: Dörte Gerlach
Schiller erhält neben 190 Quadratmetern Wohnfläche eine
Südwestterrasse. Shakespeare
logiert im Einfamilienhaus nebenan, mit herrlichem Loft
im Dachgeschoss. Kästner
und Kleist teilen sich die
Seitengebäude. Lessing und
Fontane bekommen immerhin jeder eine Vierraumwohnung. Was für ein Gedanke,
wenn all diese Geistesgrößen
tatsächlich einmal zusammengekommen wären in der
Schillerstraße 39. Dort sanierte die Firma USD Immobilien GmbH die Villa „Hohenlinden“ mit all ihren Nebengebäuden und benannte die
insgesamt neun Wohneinheiten nach großen Dichtern.
„Wohneinheiten“ ist allerdings nicht der rechte Begriff
für die wunderschönen Residenzen zwischen 90 und 190
Quadratmetern Wohnfläche,
die mittlerweile alle verkauft
und vermietet sind. Mit hochwertiger Ausstattung, Parkett,
Kamin – und einer einzigartigen Einbettung in den wunderschönen Park mit altem
Baumbestand.
einen Namen als Vorsitzender des Vereins Dresdner
Buchhändler sowie als 2. Vorsitzender des Börsenvereins
in Leipzig und begründete
die Deutsche Bücherei in
Leipzig mit. Fast 20 Jahre
lang besaß er die Villa sowie
die 1892 ergänzten flacheren
Gebäude entlang der Wunderlichstraße. Im Jahre 1905
Gartenansicht der Villa „Hohenlinden“
der aus Pflichtgefühl aber
auch Neigung den Schulbuchverlag seines Vaters Louis
1886 in Dresden übernommen hatte. Vater Ehlermann
war befreundet mit Literaturhistoriker Karl Goedeke, der
unter anderem eine Schillerund Goethebiografie verfasst
hatte. Ehlermann junior,
Ernst, machte sich später
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 17
„Baustelle Heimat“
100 Jahre Landesverein Sächsischer Heimatschutz
Was ist Heimat? Ein antiquierter Begriff? Zeichen von
Verwurzelung? Sinnbild für
Herkunft? Ein längst vergessenes Gefühl im Wirbel moderner Mobilität?
Mit einer ungewöhnlichen Ausstellung unter dem provozierenden Titel „Baustelle Heimat“ versucht das Museum
für Sächsische Volkskunst
anlässlich des 100. Geburtstages des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz eine
Annäherung an den Heimatbegriff. Entgegen häufiger
öffentlicher Wahrnehmung,
Heimatschutz sei konservativ
oder rückwärtsgewandt, beschäftigen sich die „Heimatschützer“ mit sehr heutigen
Aktivitäten. Mit bewusster
Wahrnehmung ihrer Umgebung, die sie mitgestalten,
mit kritischer – aber keineswegs immer verhindernden! –
Begleitung öffentlicher Bauvorhaben, mit Renaturierung
von Industrieflächen und mit
der Erforschung der Regionalgeschichte. „Unsere Mitglieder bringen ihre ganze
Professionalität in die Vereinsarbeit ein“, erläutert Dr.
Igor Jenzen, Direktor des Museums für Sächsische Volkskunst und Beauftragter für
Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, und gibt zu, dass ihn
das am meisten beeindruckt.
„Im Verein arbeiten bestens
vernetzte Professoren, Abteilungsleiter und Fachleute aus
allen Bereichen der Natur
und der Kultur zusammen
mit engagierten Projektgruppen und einer breiten Basis
von Mitgliedern aus ganz
Sachsen, die Verantwortung
übernehmen.“ Etwa 1.500 Einzel- und 80 so genannte körperschaftliche Mitglieder hat
der Verein, dessen Mitglieder
sich in Naturschutz, Denkmalschutz, Heimatgeschichte
und Volkskunde engagieren.
Auch der SchillerGarten Dresden ist Mitglied.
Wechselvolle Geschichte
Im Jahr 1908 gegründet von
Oberbaurat Karl Schmidt
sowie Oskar Seyffert, Professor an der Königlichen Kunstgewerbeschule, erlebte der
Verein eine wechselvolle Geschichte. Geprägt von der
charismatischen Persönlichkeit Seyfferts, der seit 1896
auch als erster Direktor des
Museums für Sächsische
Volkskunst wirkte, war der Verein von Anbeginn am Erlass
verschiedener Gesetze zum
Naturschutz beteiligt, erwarb
Grundstücke, Naturschutzflächen und Gebäude. Er
überstand die Kriegszeiten,
musste allerdings seine bis
dahin regelmäßig erscheinenden „Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“ 1941 einstellen. Später ist seine Arbeit den Genossen suspekt, 1949 wird er
enteignet und verliert die
Arbeitsfähigkeit. Die Heimatschutzfreunde finden hier
und da ein Dach in Arbeitsgruppen des „Kulturbundes
der DDR“. Erst im April
1990 nimmt der Verein unter
Vorsitz von Matthias Griebel
und dem Ehrenvorsitz von
Hans Nadler, dem Nestor der
sächsischen Denkmalpflege,
seine Arbeit wieder auf. Nach
über 50-jähriger Pause erscheinen seit dem auch die
„Mitteilungen“ wieder.
mungen, die dem Wort „Heimat“ für ihre Ideologien einen gefährlichen Nährboden
geben wollten. „Die ehrenvolle und ehrenamtliche Arbeit
unserer zahlreichen Mitglieder hat nichts, aber auch gar
nichts mit rechten Ideologien
zu tun. Wir lassen uns von
keiner politischen Richtung
vereinnahmen“, stellt Dr.
Jenzen klar. Wie überall
gehen die Bestrebungen dahin, auch junge Menschen
für heimatgeschichtliche Themen zu interessieren. „Erst
die Nähe, dann die Ferne. Erst
die Heimat, dann die Sterne“
heißt ein Sprichwort, das heute eher umgekehrt Realität ist.
Neugier auf die Welt, berufliche
Herausforderungen, nicht zuletzt die Vielfalt der Möglichkeiten führen junge Menschen
heutzutage zunächst weg aus
der Heimat. Doch der Sinn von
Ausflügen ist es, zurückzukehren – in die Heimat.
17. Mai bis 26. Oktober Ausstellung im Museum für Sächsische Volkskunst im historischen Jägerhof, Köpckestr. 1,
täglich außer Montag von
10 bis 18 Uhr.
delfi
Herkunft für Zukunft
So authentisch die Ideale der
Gründer waren, so sehr gab
es ab Mitte der 1990er Jahre
plötzlich auch politische Strö17
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 18
Turbulent geht es zu in seinen Geschichten. Lehrer Lämpel und Schneider Böck, die Witwe Bolte und Max und Moritz, alle
versuchen sie im Chaos der Welt zu überleben. Die Reime und Zeichnungen Wilhelm Buschs begleiteten Generationen von
Menschen. Die Phantasie ist das, was Wilhelm Busch und Friedrich Schiller verbindet – und unseren Autor anläßlich des 100.
Todestages des Humoristen anregte, sich einen Besuch desselben im SchillerGarten vorzustellen.
Darf der Rabe Huckebein in den SchillerGarten rein?
Ja, sprach Friedrich, komm
herbei, hier sind die Gedanken frei! Auch die Ode an die
Freude passt hinein in dies
Gebäude.
Wilhelm Busch reist samt Gefolge an von Loschwitz mit
dem Kahn, und der Meister
rudert selbst, denn: „wer rudert, sieht den Grund nicht“.
Rabe Huckebein flog flugs voraus, so sieht’s im SchillerGarten aus! Eine Speisekarte
„Klassisch – sächsisch“, auch
Likör ist hier im Angebot –
da kommt Helene in das Lot.
Wirt Louis Köhler grüßt den
Gast, der nimmt Platz ganz
ohne Hast, im Garten unter
Hainbuchen, um Schatten zu
suchen.
Plisch und Plum woll’n Pfannekuchen und Salat, das be-
18
kannte Leibgericht, was so sehr
zum Herzen spricht. Wilhelm
Busch bestellt Getränke, Wasser für den Raben Huckebein und die Hunde Plisch
und Plum und ein Bier für
alle, denn die erste Pflicht der
Musensöhne ist, dass man
sich ans Bier gewöhne. „Lieber ein bissel zu gut gegessen
als zu erbärmlich getrunken“,
ist des Meisters Motto für den
Tag, der den SchillerGarten
mag. Helene wünscht dann
Spargel, Schinken und Koteletts, denn die sind mitunter
auch was nett’s. Doch Wilhelm
Busch, ein kluger Mann, verehrt das Schwein; er denkt an
dessen Zweck. Von außen ist
es ja nicht fein, doch drinne
sitzt der Speck. Da kann es
nur die Haxe sein, danach für
alle Branntewein.
Balduin, durchtrieben und
gescheit, sieht die Sache
etwas lichter und bestellt den
Schweinebraten, der ganz absolut und wohl geraten. Das
zugehör’ge Sauerkraut wird
von der Witwe bald erschaut.
Wofür sie besonders schwärmt,
wenn es wieder aufgewärmt.
Doch guter Menschen Hauptbestreben ist, anderen was
abzugeben. Drum schenkt
auch uns’re liebe Witwe Bolte
Balduin, der gerne wollte, ein
Gläschen von des Franzmanns Sekt.
Pudding ist mein Bestes, drum
zum Schluss des kleinen Festes, steht der wohlgeformte
große Pudding mit der roten
Soße, braun und lieblich
dampfend da. Höret nun was
dann geschah:
Der Affe schlummert ruhig ein
voll Seelenruh und Branntewein. Wer mal so ist, der bleibt
auch so! Huckebein erhebt das
Glas und schlürft den Rest, weil
er nicht gern was übrig lässt.
Der Konrad leert sein fünftes
Glas, die Schüchternheit verringert das. So geht’s mit Tabak und mit Rum: Erst bist
du froh, dann fällst du um.
Aber hier wie überhaupt,
kommt es anders, als man
glaubt.
Der Autor aus dem Traum
erwacht, im SchillerGarten
ist es Nacht.
Claus Renschen
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 19
Der Elbhang
dreht sich
18. Elbhangfest vom 27. bis 29. Juni
Alles im Leben dreht sich um
etwas. Auf diesen fundamentalen philosophischen Ansatz
setzt das diesjährige 18. Elbhangfest und zeigt damit,
dass am Elbhang viel Bewegung ist. Wagenräder, Locken,
Tänze, Kettenkarussells, die
Planeten um die Sonne und
die Zeiger der Uhr, alles eine
einzige Dreherei. Darüber
hinaus stehen bei diesem
Fest die Handwerker und Gewerbetreibenden im Mittelpunkt, die sich in diesen Zeiten richtig „drehen“ müssen.
„Dreht sich’s zünftig – dreht
sich’s künftig“ ist das Motto,
das sich die Organisatoren
für 2008 gewählt haben. Wie
in jedem Jahr werden die Bewohner des Elbhanges ihre
Grundstücke und Gärten öffnen und damit auch manchem, der inmitten der vielen
Dreherei einen festen Standpunkt sucht, etwas Ruhe
gewähren. Die Weinstände
hingegen sorgen eher für
mehr „Umdrehungen“ – und
im Handumdrehen werden
die schönen Festtage auch
wieder vorbei sein, die so
Menschen im Gasthaus
Sonderausstellung im Stadtmuseum Dresden
8. Mai bis 5. Oktober
Im Hinterzimmer wird Politik gemacht, am Stammtisch
Luft abgelassen. An der Theke spricht man über Gott und
die Welt, im Separee über Geschäfte. Zum Kaffee treffen
sich Gleichgesinnte, beim Tanzen finden sich Liebende. Ob
im Wirtshaus, in der Kneipe oder im Café – Menschen
begegnen sich und tauschen sich aus, anonym oder unter
Freunden. Gasthäuser bieten ihnen dafür einen Raum, der
irgendwo zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre liegt.
Sie sind gleichermaßen Wohnzimmer und Bühne, Salon
und Börse, Beichtstuhl und Laufsteg.
viele Dreh-Arbeiten im Vorfeld erforderten. Beim Abschlusskonzert auf der Bühne am Bergpalais im Schlosspark Pillnitz übrigens wird
sich alles um einen Zaren
drehen bei der Opernaufführung „Zar und Zimmermann“. Dies ist auch der einzige Zeitpunkt, an dem die
Elbhang-Dreherei mit einer
anderen kollidiert: An jenem
Abend ist das Finale der diesjährigen Fußball-EM, die beiden Tage vorher sind spielfrei.
delfi
Gäste und Wirte, Vergnügen und Genuss
In sieben Episoden erzählt die Ausstellung aus Dresdner
Gasthäusern vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Als
Residenz- und Landeshauptstadt war Dresden Treffpunkt
und Ziel für Reisende aller Art. Gesandte, Kaufleute,
Künstler und Literaten, alle waren angezogen von einer
Stadt, die eine Melange war aus Fürstenhof und
Bürgerstadt, aus Metropole und Provinz, aus Geschäftigkeit und Geselligkeit. Diese Mischung bescherte der Stadt
ihr ganz spezielles gastronomisches Lokalkolorit.
Berühmte Töchter und Söhne der Stadt, prominente Gäste
und bekannte Wirte werden dabei ebenso zu Wort kommen
wie der Dresdner und die Dresdnerin, die von ihrer
Stammkneipe erzählen. Die Ausstellung handelt von der
Ordnung im Vereinszimmer, von Konflikten mit der
Obrigkeit und vom immerwährenden Wunsch nach
Vergnügen und Genuss.
Begleitet wird die Ausstellung von einem bunten Rahmenprogramm.
delfi
19
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 20
Geschmack = Riechen + Genießen
Medizinisch gesehen ist Geschmack ein sehr komplexer Vorgang
„Es schmeckt mir nicht.“
Für rund 79.000 Menschen
pro Jahr wird der teilweise
oder komplette Verlust des
Riech- oder Schmecksinnes
zum Dauerzustand.
Unweit des SchillerGartens,
im Interdisziplinären Zentrum
für Riechen und Schmecken
des Universitätsklinikums forschen unter der Leitung von
Professor Thomas Hummel
Wissenschaftler nach Ursachen und möglichen Therapien solcher Störungen.
Wo die Geschmackszentren sitzen
„Riechen wir, werden die im
Bereich des Nasendachs liegenden Riechzellen angesprochen und die Reize über
Fasern des Riechnerves an
das Gehirn weitergeleitet“,
erklärt Benno Schuster, wissenschaftlicher Mitarbeiter
und Assistenzarzt. In den
Geschmacksknospen in Mund
und Rachen befinden sich
die Schmeckzellen. Sie werden aktiviert, so bald etwas
gegessen oder getrunken wird.
Die auf der Zunge sichtbaren
kleinen Erhebungen ermög-
20
lichen einem gesunden Menschen zu unterscheiden, ob
etwas süß, sauer, salzig oder
bitter schmeckt. Empfinden
wir Zigarettenrauch als brennend oder ein Mentholbonbon als kühlend, ist der so
genannte „Fühlnerv“ beteiligt.
Übrigens sind Frauen beim
Riechen und Schmecken meist
empfindlicher als Männer.
Geschmack wird individuell
empfunden. „Die Prägung
kann bereits sehr früh, schon
im Mutterleib beginnen“,
erklärt Benno Schuster. Dabei gibt es durchaus regionale
Unterschiede. Eine Minderheit im Süden Frankreichs
reagiert beispielsweise deutlich empfindlicher auf Pfefferminzgeschmack. „Auch Erdnussbutter ist so ein Fall. Während sich hierzulande wenige
Menschen etwas daraus machen, ist sie im angloamerikanischen Raum sehr beliebt“, wissen die Experten.
Erst das Zusammenspiel aus
den vier Grundgeschmacksqualitäten, den Geruchseindrücken, der Konsistenz und
Temperatur der Speise sowie
durch den „Fühlnerv“ ver-
mittelte Empfindungen entscheidet, wie uns etwas mundet. Nur wenn die beim Essen und Trinken aufsteigenden Duftmoleküle über den
Rachen von hinten in die
Nase steigen und dort von den
Riechzellen registriert werden,
kann ein Geschmack wahrgenommen werden. Riecht man
nicht, schmeckt man demnach auch kaum. Professor
Hummel empfiehlt einen einfachen Selbsttest: „Halten Sie
sich beim Essen von Schokolade die Nase zu. Sie blockieren damit den Luftstrom
innerhalb der Nase und werden vom Schokoladenaroma
wahrscheinlich kaum etwas
wahrnehmen.“
Wie Riech- oder Schmeckstörungen entstehen
Meist verursachen chronische entzündliche Erkrankungen der Nasenschleimhaut, Virusinfekte oder Schädelhirnverletzungen Einbußen
des Riech- oder Schmeckvermögens. Auch Nasenpolypen,
Hormonstörungen oder Zahnerkrankungen, Chemikalien
oder Medikamente kommen
als Auslöser in Frage. Riechstörungen sind wesentlich
häufiger als Schmeckstörungen. Dass beide Sinne gleichzeitig gestört sind, ist extrem
selten. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass das Riechvermögen wie auch andere Sinne
mit dem Alter nachlässt, vor allem nach dem 60. Lebensjahr.
Der Geruchssinn macht auf
Gefahren wie Brände und giftige Gase oder auf verdorbene Lebensmittel aufmerksam. Ohne Geruchssinn fehlt
dem Körper ein wichtiges
Alarmsystem. Schon aus diesem Grund sollte ein kompetenter Arzt konsultiert werden. „In einigen Fällen wird
eine vorher nicht erkannte
grundlegende Erkrankung
wie zum Beispiel Diabetes,
Bluthochdruck, die Parkinsonsche oder die Alzheimersche Krankheit diagnostiziert,
deren Behandlung auch die
Riech- und Schmeckstörung
positiv beeinflussen kann“,
begründet Benno Schuster.
Relativ neu und viel versprechend für neue therapeutische Ansätze ist die Erkenntnis, dass sich geschädigte
Riech- und Schmeckzellen,
anders als andere Sinneszellen, wieder erneuern können.
Dagmar Möbius
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 21
Hauptsache, es schmeckt!
„Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht“, sagt ein
Sprichwort. Wenn dem tatsächlich so wäre, würden wir heute
noch ums Feuer tanzen und das gleiche essen wie vor tausenden
Jahren. Wohl zu keiner Zeit gab es jedoch mehr Kochsendungen im TV und mehr Kochbücher, die geradezu auffordern,
Neues zu wagen. Dies tun auch etwa 70 Prozent der deutschen Haushalte laut einer forsa-Umfrage „häufig bis gelegentlich“. An Hand der Zutatenliste eines Gerichtes können
wir uns in gewisser Weise vorstellen, wie es schmecken könnte. Wie dagegen ein Bauernfrühstück oder eine Roulade „zu
schmecken hat“, das wissen wir allerdings recht genau. Der
Erwartungswert an gutbürgerliche Restaurants, die laut Umfrage die beliebtesten Ziele für auswärtiges Essen sind, ist
dementsprechend hoch. Werden sie nicht erfüllt, ist der Ruf
schneller dahin als ein gutes Gericht gekocht.
„Die Gerichte der so genannten gutbürgerlichen Küche werden
bei uns nach klassischen Rezepten zubereitet“, erklärt der
Küchenchef des SchillerGartens, Christian Weidner. Am häufigsten wird der „Goldbroiler“ bestellt, gefolgt von Sauerbraten,
Bauernfrühstück und hausgemachte Rinderroulade. „Viele
Gäste kommen wirklich wegen des Broilers zu uns“, erläutert
Marketingleiter Thomas Jacob. Die Angebote der Tageskarte
sind oft mit saisonalen Zutaten zubereitet oder eine besondere
Kreation der Küche. Und was, wenn es einmal nicht schmeckt?
„Dann kann das Essen ohne Wenn und Aber zurückgegeben
werden“, erklärt Wirt Frank Baumgürtel. Gäste, die dies auch
gern tun, wenn sie schon den größten Teil des Gerichtes
gegessen haben, gibt es immer wieder – wie überall auf der Welt.
Und wenn es
mal nicht schmeckt?
Geschmack und gutes Benehmen gehören zusammen. Die
Münchner Imageberaterin
Sabine Schwind von Egelstein verrät, wie man stilvoll
reklamiert, wenn es wider Erwarten einmal nicht schmeckt:
Wenn das Essen zu kalt, zu
viel oder zu wenig gewürzt,
das Fleisch zu zäh oder angebrannt ist, den Kellner lautlos per Handzeichen verständigen und das Anliegen sachlich vorbringen. Zum Beispiel: „Die Suppe ist versalzen, bitte bringen Sie mir
stattdessen die Tomatencremesuppe“ oder „Ich hatte
mein Steak ‚englisch’ bestellt, es ist aber leider fast
durchgebraten. Bitte bringen
Sie mir ein neues.“ Reagiert
der Kellner nicht, den Restaurantleiter an den Tisch
bitten.
Ist das Essen objektiv in Ordnung, schmeckt aber subjektiv nicht gut, nicht reklamieren. Eine höfliche Möglichkeit, bei Nachfrage des Kellners die Wahrheit zu sagen,
wäre: „Es entsprach nicht so
ganz meinem Geschmack.“
Wein sollte sein, wie es das
Etikett verspricht. Ist er zu
warm oder kalt, hat er Korkgeschmack oder ist „gekippt“, sofort beim Probeschluck reklamieren, wird
nachgebessert.
Kann nicht nachgebessert
werden und liegt der Reklamationsgrund nicht im persönlichen Geschmack, sollte
das Gericht nicht auf der
Rechnung erscheinen.
Dagmar Möbius
Anzeige
Regelmäßig wiederkehrende Kapitalzahlungen in der Unfallversicherung
Klassische private Unfallversicherungen versichern die finanziellen
Folgen eines Unfalles durch Zahlung einer einmaligen Invaliditätsleistung. Diese Kapitalleistung
deckt die hohen Kosten, die infolge
einer unfallbedingten Invalidität
entstehen können, wie zum Beispiel behindertengerechte Umbauten an Haus oder Wohnung. Darüber hinaus kann durch eine monatliche Unfallrente ein eventueller
Verdienstausfall abgesichert werden.
Einen neuen Weg geht jetzt die Unfallversicherung der Zurich Gruppe. Sie bietet neben der einmaligen
Invaliditätsleistung und einer monatlichen Unfallrente ab einem unfallbedingten Invaliditätsgrad von
50 Prozent die lebenslange Auszahlung der vereinbarten Invaliditätsgrundsumme – wahlweise alle 10
oder alle 18 Jahre. Mit diesen
wiederkehrenden Zahlungen können die Folgekosten finanziert werden, die im Laufe der Zeit nach
einem Unfall immer wieder entstehen. So muss der Unfallgeschädigte
nach Jahren zum Beispiel ein neues Auto anschaffen, weil der damals
nach einem Unfall des versicherten
Kindes mit diesem im Krankenhaus übernachtet, erhält für bis zu
30 Übernachtungen einen Kostenzuschuss. Mitversichert ist unter
anderem auch ein ambulantes
Krankenhaustagegeld, das beispielsweise bei ambulanter Erstversorgung von unfallbedingten
Knochenbrüchen gezahlt wird.
behindertengerecht umgebaute
Wagen mittlerweile nicht mehr verkehrstüchtig ist. Daneben kann er
durch das in regelmäßigen Abständen ausgezahlte Kapital auch den
medizinischen Fortschritt für sich
nutzen. Neue Operationsmethoden, Implantate, nervengesteuerte
Prothesen oder auch ein Rollstuhl
mit weiterführender Technologie
können finanziert werden, also
alles das, was weit über die medizinische Grundversorgung hinaus-
geht und in der Regel sehr teuer
ist. Die wiederkehrende Invaliditätsleistung schließt damit eine in
der Zukunft liegende Versorgungslücke und sichert so langfristig die
Lebensqualität.
Neben der periodischen Kapitalleistung beinhaltet das optionale
Plus-Deckungskonzept weitere sinnvolle Deckungserweiterungen wie
beispielsweise das so genannte
„Rooming-in“. Der Elternteil, der
21
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 22
Die Geschichte von „Werners Kloßmehl“
Abbildungsvorlagen: Archiv Winfried Werner
Es waren einmal zwei Brüder. Der eine, Willy (geb.
1895), führte eine Bäckerei
und Konditorei in DresdenPlauen, der andere, Bernhard (geb. 1903), eine Marmeladen- und Konservenfabrik in Freital. Beide Firmen
hatte ihr Vater Bernhard
gegründet – 1893 zunächst
die Bäckerei und fast dreißig
Jahre später schließlich noch
den Freitaler Betrieb, womit
er sein „Hobby zum Beruf“
machte. Schon immer interessierten den gelernten Konditor die Möglichkeiten der
Konservierung von Lebensmitteln, insbesondere die
Herstellung von Trockenobst
und Marmeladen. Nach seinem Tod im Jahre 1934 führte nun der Sohn gleichen
Namens dieses Unternehmen
fort. Er experimentierte auch
weiter mit Trockenkost, besonders während des Zweiten
Weltkrieges. Daneben erschloss
sich die Konservenfabrik
Bernhard Werner als erster
deutscher Versuchsbetrieb für
Tiefkühlkost neue Märkte. Die
hierfür eingerichtete Anlage
fiel jedoch nach Kriegsende
den Sowjets als Reparationsleistung zum Opfer. Für den
findigen und probierfreudigen Firmenchef galt es, sich
in diesen schwierigen Zeiten
ein neues Experimentierfeld
auszusuchen. Der Gedanke
an die Kartoffel war damals
zweifellos naheliegend.
Margarethe und Bernhard Werner, 1950
22
Experiment Kartoffel
Walter Erich Bernhard Werner
stellte Ende der 1940er Jahre
Überlegungen an, aus Kartoffeln ein Mehl herzustellen,
das den Kartoffelgeschmack
beibehält und schnell genug
quillt, um am häuslichen
Herd verarbeitet werden zu
können. Sein Enkel Winfried
Werner, heute im Landesamt
für Denkmalpflege Sachsen
tätig, erinnert sich an Ferientage in den 1960er Jahren,
die er öfters auch im Betrieb
des Freitaler Großvaters verbrachte: „Die Kartoffeln wurden maschinell geschält, aber
es blieben ja die so genannten Augen zurück. Die mussten in Handarbeit entfernt
werden. Dann wurden die
Kartoffeln zerkleinert (geschnitzelt), blanchiert und in
einem speziellen Trockner
auf langen Förderbändern,
die in mehreren Etagen angeordnet waren, getrocknet.“
Die nunmehr knochenharten
Kartoffelschnitzel wurden
schließlich zu Mehl gemahlen, gewürzt und verpackt –
fertig war „Werners Kloßmehl“. Schon damals druckte
man auf die Verpackungen
Rezepte auf. Die hatte Bernhards Frau Margarethe selbst
erfunden und ausprobiert,
echte Hausmanns-Rezepte also. Walter Erich Bernhard
Werner ließ sich sein Verfahren 1954 patentieren.
Die Versorgung
der Bevölkerung
Als halbstaatlicher Betrieb
stellte die Fabrik in Freital
gegen Ende der 1960er Jahre
nur noch Kloßmehl her. Die
Produktion von Konserven und
Marmeladen, noch annähernd
zwanzig Jahre lang gleichzeitig betrieben, wurde 1969
endgültig eingestellt. Das
andere, außerordentlich be-
gehrte Erzeugnis war wichtiger für die neuen Machthaber, leistete es doch – in
ausreichender Menge angeboten – einen bedeutenden
Beitrag zur Versorgung der
Bevölkerung. Zwecks Erhöhung der Produktivität lief in
Freital jetzt nur noch der
Mahlvorgang der Kartoffelschnitzel, die als Halbfabrikat in Dahlen hergestellt und
nach Freital geliefert wurden. Die Verpackung des fertig gewürzten Kloßmehls erfolgte schon damals weitgehend automatisiert. Doch
der großen Enteignungswelle
1972 durch die DDR-Regierung konnten sich auch die
Werners nicht entziehen. Die
jahrzehntelang in Familienbesitz befindlichen Produktionsstätten in Dresden und
Freital gehörten nun allen,
waren „Volkseigentum“. Auch
der Name Werner wurde
getilgt, fortan gab es nur
noch „Freitaler Kloßmehl“,
und die Konditorei in Dresden firmierte schon bald darauf als Betriebsteil 11 des
Backwarenkombinates. Die
Brüder Bernhard und Willy
Werner durften ihre Fabriken nicht mehr betreten und
verstarben beide ein Jahr
nach der Enteignung 1973.
Neubeginn 1990
Mit der Reprivatisierung nach
der Wende durch den 1927
geborenen Sohn des KloßmehlErfinders begann ein neues
Kapitel in der Firmengeschichte. Mit modernen Fertigungsanlagen, zeitgemäßen
Rezepturen und verschiedenen Packungsgrößen behauptet sich das Freitaler Werk
seither auf dem Lebensmittelmarkt, inzwischen in vierter Generation von Bernhard
„IV.“ geführt. Nach dem
Start mit nur zwei Produkten
hat sich das Spektrum mittlerweile über das Kloßmehl
hinaus auf Backmischungen,
Püree, Suppenlinien, Tassenknödel etc. erweitert – und
auch der Name wird wieder verwendet: „Werners Kloßmehl“.
Daniella Fischer
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:15
Seite 23
Der Weintipp
rauschende Feste feierte,
erwartet Sie heute Europas
erstes Erlebnisweingut. Schloss
Wackerbarth übte damals
wie heute seine Anziehungskraft für Genießer der mediterranen Lebensart aus. Die
romantische Lage in den
Radebeuler Weinbergen und
die eigene Herstellung ausgezeichneter Weine und Sekte
versprechen einen Genuss
für alle Sinne. Weinbau nördlich des 51. Breitengrades ist
nicht nur schwierig und mit
Risiken verbunden, sondern
stellt auch an die Herstellung
von Premiumweinen besonders hohe Ansprüche. Der
Wein gedeiht auf Sand-, VerDer Winzer
800 Jahre Weinbau sind ein witterungs- und Lehmböden.
wertvolles Erbe. Wo früher Dank der langen Reifezeit könGrafen residierten und schon nen sich Mineralien besonder Hof Augusts des Starken ders gut einlagern und erzeu-
gen so einen hohen Fruchtextrakt. Es werden 93 Hektar
Rebfläche bewirtschaftet.
Der Wein
Jürgen Aumüller, seines Zeichens Kellermeister des Weingutes, kreierte auf Wunsch
der Wirtsleute des SchillerGartens Dresden, Frank Baumgürtel, Thomas Jacob und
Steffen Brasche zwei Weine
für das Traditionsgasthaus.
Es wird eine Weißwein- (aus
Müller Thurgau und Bacchus)
und eine Rotweincuvée (aus
Spätburgunder und Dornfelder) geben. Sie erkennen den
Wein an speziell entworfenen
Etiketten – und natürlich am
Geschmack! Der Weißwein
wird leicht, frisch und fruchtig
sein und den Duft der sächsischen Trauben haben. Der
Foto: Dörte Gerlach
Die Region
Sachsen
Die Weinlandschaft in Sachsen ist einzigartig. Das Anbaugebiet an der Elbe gilt als
eines der kleinsten in Deutschland und als das nordöstlichste Europas. Einkehren in gemütliche Weinstuben, Fröhlichkeit bei den Weinfesten, Besuche in über 20 Weinbaubetrieben – der Wein ist gerade entlang der 55 Kilometer
langen Sächsischen Weinstraße
überall und immer das bestimmende Thema. Sagenhafte
5.000 Hektar Rebfläche gab
es im 17. Jahrhundert – heute
sind es etwa 450.
Manfred Hempel, Fa. KGS
Rotwein, feinfruchtig trocken,
von bezauberndem Rot, wird
Sie mit einem Aroma von Wildkirschen und roten Beeren
begeistern. Fragen Sie nach
dem SchillerGarten-Wein!
Der „Weintipp“ wird präsentiert von KGS –
Knüttels Getränkespezialitäten, dem
Lieferanten des SchillerGartens.
23
ausgabe_02_2008.qxd
09.05.2008
09:16
Seite 24
Handel heißt
Wandel
Blasewitzer Geschichten
Wie wird sie wohl geschmeckt
haben, die würzige Qualitätszigarre der Sondermarke „Schillerplatz“? Richard Ziegenbalk, dessen ehemaliges Geschäftshaus sich noch heute
am Schillerplatz befindet,
sprach mit seiner Kreation
recht geschickt den Lokalpatriotismus der Blasewitzer
an. Den gibt es heute noch
immer, wenn man an die verschiedenen Aktivitäten der
Blasewitzer Geschäftsleute
denkt. Von den Geschäften,
die in nebenstehender Zeitungsseite für ihre Angebote
warben, ist neben der Schillerapotheke nur noch der SchillerGarten zu besuchen. Zwar
gibt es am Schillerplatz in verschiedenen Banken die Möglichkeit, „Bareinlagen zur Verzinsung“ zu deponieren –
doch die „Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt“ logiert
nicht mehr am Platze. Auch
„Wilhelm Hielscher“, später
fortgeführt als „Feinkost Fendler“ verkauft heute keine
Wild- und sonstige Feinkostdelikatessen mehr. Dafür gibt
es Geschenke Arnold, Teeläden, die Schiller Galerie,
Optik Schubert ... Handel ist
eben Wandel.
Zeitungsseite aus der „Sächsischen Dorfzeitung und Elbgaupresse“ von 1930
Unsere Schiller-Frage
Der Geburtsort von Friedrich Schiller ist Marbach am Neckar.
Wie viele Jahre lebte er dort?
Ihre Einsendungen richten Sie bitte an: Agentur 2dPROJECT, Redaktion
SchillerGarten, Kennwort: Schiller-Frage, Enderstr. 59, 01277 Dresden
Unter den Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost, die je einen
Gutschein im Wert von je 20,- Euro für den SchillerGarten erhalten.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitarbeitern des SchillerGartens sowie von 2dPROJECT und ihren
Angehörigen ist die Teilnahme nicht gestattet.
Auflösung Schiller-Frage
Ausgabe 01/2008
Der Spruch „Daran erkenn ich
meine Pappenheimer“ stammt
aus Schillers Wallenstein-Trilogie,
genauer aus „Wallensteins Tod“.
Herzlichen Glückwunsch
unseren Gewinnern:
H. Steinhäuser aus Dresden,
A. Göschka aus Triptis und
D. Hein aus Borthen
Einsendeschluss: 15. Juli 2008
SchillerGarten Dresden GmbH
Schillerplatz 9, 01309 Dresden
Telefon: 0351/ 811 99-0
Telefax: 0351/ 811 99-23
E-Mail: [email protected]
Internet: www.schillergarten.de
Öffnungszeiten:
Täglich 11.00 – 01.00 Uhr
Gutbürgerliche Küche
Hauseigene Patisserie
Eigene Eisproduktion
Großer Biergarten mit Elbblick
Auf Schillers Versen
Licht und Wärme
Der bessre Mensch tritt in die Welt
mit fröhlichem Vertrauen;
er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
auch außer sich zu schauen,
und weiht, von edlem Eifer warm,
der Wahrheit seinen treuen Arm.
Doch alles ist so klein, so eng;
hat er es erst erfahren,
da sucht er in dem Weltgedräng ´
sich selbst nur zu bewahren . . .