beinödeme - MedUni Wien
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BEINÖDEME DEFINITION Ein Ödem (= griech. für „Schwellung“, „Geschwulst“) ist eine meistens schmerzlose, nicht gerötete Schwellung infolge Ansammlung seröser Flüssigkeit im Gewebe. ÄTIOLOGIE Ödeme bilden sich dann, wenn der Zufluss zum interstitiellen Gewebe erhöht oder der Abfluss daraus vermindert ist. PATHOGENESE 4 pathogenetische Mechanismen: 1. Erhöhter hydrostatischer Druck ¾ z.B. bei Herzinsuffizienz, venöser Thrombose, Natrium- und Wasserretention 2. Verminderter onkotischer Druck ¾ durch Hypoproteinämie, z.B. bei nephrotischem Syndrom, Leberschaden, Malnutrition 3. Kapillarwandschäden ¾ allergischer, entzündlicher oder ischämischer Natur 4. Störungen des Lymphabflusses ¾ primäres (hereditäres) oder sekundäres Lymphödem PATHOGENESE FORMEN | Stauungsödeme: ¾ ¾ generalisiertes kardiales Ödem lokales Ödem Hepatogene Ödeme | Renale Ödeme | | Entzündliche Ödeme | Kachektische Ödeme | Angioödeme (=Quincke-Ödem) | Allergische Ödeme | Prämenstruelles Ödem | „Endokrines“ Ödem (=Myxödem) STAUUNGSÖDEME Rechtsherzinsuffizienz Klinik ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Tachykardie kühle Extremitäten, verminderte Pulsamplitude (HMV erniedrigt) Halsvenenstauung Ödeme (periphere Zyanose) STAUUNGSÖDEME Ödem ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ generalisiert Ursache: erhöhter venöser Druck symmetrisch Beginn: Füße und Unterschenkel lageabhängig in Beinen und Rücken Therapie ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Diuretika (Thiazide, Schleifendiuretika ab GFR < 30ml/min) ACE-Hemmer (Captopril, Lisinopril, Ramipril, Enalapril) Herzglykoside (pos. inotroper Effekt) Kochsalzrestriktion, Trinkmengenbeschränkung zusätzlich: MLD, Kompressionstherapie HEPATOGENE ÖDEME Leberzirrhose Klinik ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, Gewichtsabnahme Ikterus Leberhautzeichen (Spider naevi, Palmarerythem, Striae, …) Gynäkomastie, Hodenatrophie Foetor hepaticus Ödeme wegen Hypoalbuminämie Aszites Caput medusae … HEPATOGENE ÖDEME Ursachen ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Alkoholabusus (50 %) chronische Virushepatitis B, C und D (20-25%) autoimmune chronische Hepatitis medikamenteninduzierte u. toxische Leberschäden biliäre Zirrhose Ödem generalisiert und lokal (Stauungsödem durch portale Hypertension) ¾ Ursache: verminderter onkotischer Druck (verminderte Eiweißsynthese der Leber) ¾ HEPATOGENE ÖDEME Therapie ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ diätetisch: Kochsalz- (max. 3-6g/d) und Flüssigkeits-restriktion (1 l/d), eiweiß- (1g/kg täglich) und kalorienreiche (2000-3000 kcal täglich) Ernährung Aldosteronantagonisten (Spironolacton 100-400 mg/d) ggf. Schleifendiuretikum (Furosemid 20-160 mg/d) Behandlung der Ursache der Leberzirrhose u. U. therap. Parazentese (=Aszitespunktion) ultimo ratio: Lebertransplantation RENALE ÖDEME …bei: Akutem nephritischem Syndrom 2. Nephrotischem Syndrom 3. Akutem Nierenversagen 1. RENALE ÖDEME Akutes nephritisches Syndrom am Beispiel der Poststreptokokken-GN Klinik ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Hämaturie (ev. Makrohämaturie), Zylindrurie Salz- und Wasserretention Ödeme, v.a. Lidödeme arterieller Hypertonus dumpfe Flankenschmerzen (ev. Oligo-/Anurie mit Lungenödem) RENALE ÖDEME Ödem v.a. periorbital (Lidödem) ¾ Ursache: primäre Überwässerung bei normalem onkotischen Druck ¾ Therapie ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Trinkmengenbeschränkung Kochsalzrestriktion (< 5 g/d) Diuretika (Schleifendiuretika) Behandlung der Hypertonie Therapie der Grunderkrankung: Penicillin (Phenoxymethylpenicillin) über 2-3 Monate RENALE ÖDEME Nephrotisches Syndrom Klinik ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ „große“ Proteinurie (≥ 3 g/d) Ödeme (Leitsymptom!) Hypoproteinämie Plasmaalbumine < 2,5 g/dl Hyperlipoproteinämie durch erhöhte hepatische Lipoproteinsynthese: VLDL, LDL und Triglyceride steigen Lipidurie (Fetttröpfchen oder –zylinder im Harn, Cholesterolester stellen sich als Malteserkreuze dar) RENALE ÖDEME Ödem ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ periphere Ödeme stark ausgeprägt eindrückbar Ursache: verminderter onkotischer Druck bei Erwachsenen zuerst Unterschenkelödeme, bei Kindern anfangs meist Lidödeme RENALE ÖDEME Die wichtigsten Glomerulonephritiden, die mit einem nephrotischen Syndrom einhergehen, sind: 1. 2. 3. 4. 5. die Minimal-Change-GN die membranöse GN die fokal segmentale sklerosierende GN die diabetische Glomerulosklerose die Nierenamyloidose Folge: Schädigung der glomerulären BM –› initial Verlust der Ladungsselektivität, später auch der Größenselektivität –› Proteinurie RENALE ÖDEME Therapie Therapie der jeweiligen Grunderkrankung, z.B. immunsuppressive Behandlung einer Minimal-Change-GN oder einer membranösen GN mit Corticosteroiden (1 mg/kg KG) oder Kombinationstherapie von Cortison mit Cyclosporin A oder Cyclophosphamid ¾ Trinkmengenbeschränkung ¾ Kochsalzrestriktion ¾ Schleifendiuretika ¾ RENALE ÖDEME Akutes Nierenversagen (ANV) Klinik (4 Phasen) Schädigungsphase: die Klinik wird vom auslösenden Ereignis bestimmt (z.B. RR-Abfall im hämorrhagischen Schock) ¾ oligo-/anurische Phase: Abnahme oder Sistieren der Nierenausscheidung, Überwässerung mit arterieller Hypertonie – › periphere Ödeme, ev. Lungenödem ¾ polyurische Phase: Gefahr von Dehydratation und Elektrolytverlust –› Substitution! ¾ Regenerationsphase: Normalisierung von Diurese und Nierenfunktion über Wochen bis Monate ¾ ÖDEMAUSSCHWEMMUNG !!!CAVE!!! Vorsichtige Ödemausschwemmung, ansonsten… ¾ …Hypovolämie ¾ …Thrombose Niedriger onkotischer Druck erschwert eine rasche Mobilisation der interstitiellen Ödemflüssigkeit zurück ins intravaskuläre Kompartiment. Hypokaliämie unter Diuretikatherapie! Wichtig: regelmäßige Kontrolle von KG und Serumelektrolyten.