zirkus macht stark broschüre 2014
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zirkus macht stark broschüre 2014
Zirkus wird immer stärker Zirkus macht stark 2013/2014 ZIRKUS MACHT STARK Zirkus macht stark Ein Projekt im Rahmen des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ZIRKUS MACHT STARK Zwei Jahre Förderprogramm Inhalt Der Verband Zwei Jahre Förderprogramm 1Der Verband 2Die Arbeit des Bundesverbandes im Förderprogramm 4 Vernetzung – ein entscheidendes Mittel der Qualitätssteigerung 6Die lokalen Bündnisse und ihre Maßnahmen Best practice 20 Ira Meier: SchlaU-Zirkus – jung, urban, ungezwungen, körperlich und wertschätzend 24 Volker Traumann: Bedürfnisorientierte Zirkusarbeit – Inklusion im Zirkus Giovanni Bamberg 26 Gerhard Bitterwolf: Ein Zirkusprojekt im sozialen Brennpunkt 28 Jana Hetsch-Wiehl: Zirkus Klatschmohn in der Schule – Blütezeit im Zirkus 30 Claudia Vogel/Chris Murawski: »Kleine Artisten – ganz groß!« im Zirkus Bellissima 32 Daniela Mende/Rebecca Stadtmüller: »Zirkus macht stark« und alle sollen es sehen! 34Träume nicht dein Leben – Lebe deinen Traum! Eindrücke aus dem Zirkus San Pedro Piccolino in Werl 35Sozialraumorientierte Arbeit bei der Circusschule Jokes in Bremen Ein Interview 37Sozialer Zirkus mit Kindern – Sozialarbeit, Pädagogik oder Kultur? Eine Debatte 39Wie kann Pressearbeit in einem lokalen Bündnis für Bildung gelingen? Ein Tipp vom Circus Schnick-Schnack in Herne 41 Das erste Förderjahr –Statistik und Evaluation »Zirkus macht stark - Zirkus für alle e.V.« ist ein bundesweit tätiger Verband, der 2012 gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, insbesondere benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Zirkuspädagogik in ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen. Das breite Spektrum der Artistik, die sich mit anderen Künsten wie Theater, Tanz, Musik und modernen Medien verbindet, ist durch seine Vielfalt und Attraktivität besonders geeignet, bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche zu erreichen und zu fördern. Das gemeinsame künstlerische Schaffen ermöglicht die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, also die Erfahrung, nützlich und kompetent zu sein und Anerkennung zu erhalten. Der Erwerb sozialer Kompetenzen geht einher mit dem Erfahren von Kunst und eigener künstlerischer Kreativität. So wird auch Kindern und Jugendlichen, die auf Grund ihrer Lebensumstände der Kultur eher fern stehen, der Zugang zur Kunst ermöglicht. Die Förderung des Zirkus als eine der ältesten Kunstformen ist uns dabei ein besonderes Anliegen. Das Förderprogramm »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« des Bundesministeriums für Bildung und For schung bietet für fünf Jahre die Chance, dass Kindern und Jugendlichen unabhängig von den finanziellen Ressourcen oder einer Bildungsferne ihrer Herkunftsfamilien und ihres sozialen Umfelds der Zugang zur kulturellen Bildung ermöglicht wird. Dass »Zirkus macht stark« als einer von insgesamt 35 Bundesverbänden eine Bewilligung für »Kultur macht stark« erhalten hat, ist ein riesiger Erfolg für die gesamte Zirkuspädagogik. Im März 2013 ging es los; ein Büroteam mit Projektleiter, administrativer und Fachkoordinatorin und einer Projektab rechnerin wurde in Berlin eingerichtet. Es ist verantwortlich für die Verwaltung und Weiterleitung der Fördergelder an die zirkuspädagogischen Organisationen in den Bundesländern, deren ordnungsgemäße Abrechnung und die Beratung und Betreuung der lokalen Bündnisse. Der Beirat, der gemeinsam mit dem Vereinsvorstand die Auswahlkommission bildet, wurde berufen. Diese Kommission bewertet die Anträge der Zirkusein richtungen, gibt Empfehlungen für eventuelle Veränderungen dieser Anträge und schließlich für deren Annahme oder Ablehnung. Durch die gute Vorarbeit des Verbands und des Büroteams war es möglich, im April 2013 erste lokale Maßnahmen zu starten. Es handelte sich dabei sowohl um Zirkuskurse wie Zirkuswochen. Seitdem sind kontinuierlich in allen Bundesländern lokale Bündnisse gebildet und zahlreiche zirkuspädagogische Maß nahmen durchgeführt worden, mit denen die Zielgruppe der – aus unterschiedlichen Gründen – bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen erreicht wurde. Der erfolgreiche Start unseres Programms wurde begleitet von einem besonderen Ereignis: Am 1. Juli besuchte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Prof. Johanna Wanka, zum Auftakt ihrer Sommerreise erstmals ein lokales Bündnis für Bildung und wählte dafür den CABUWAZIStandort in Marzahn. CABUWAZI ist einer der Zirkusse, die sich an dem Förderprogramm »Zirkus macht stark« beteiligen. Im Marzahner Zelt stellten sich Kinder aus einer von dem Programm geförderten Projektwoche mit einer kleinen Show vor, die mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Auch die Bündnispartner vom Quartiersbüro Marzahn-Nord-West und der Wohnungsgenossenschaft Marzahner Tor legten der Bundesministerin ihre Rolle in dem Förderprogramm dar. Großen Anteil an »Zirkus macht stark« nimmt auch Frau Prof. Monika Grütters, damals Vorsitzende des Kulturausschusses im 1 Die Arbeit des Bundesverbandes im Förderprogramm Deutschen Bundestag, heutige Staatsministerin für Kultur und Medien, die die Aufführung sichtlich genoss. »Ich bin von dem, was die Kinder und Jugendlichen im Zirkus gelernt und heute gezeigt haben, tief beeindruckt. Kinder und Jugendliche zu ermutigen und ihnen Vertrauen in ihre eigenen Stärken zu geben ist gerade für die wichtig, die unter ungünstigen Bedingungen aufwachsen. Mit der Förderung von Kreativität und Fantasie kann die kulturelle Bildung dazu einen wesentlichen Beitrag leisten«, resümierte Bundesministerin Prof. Wanka ihre Eindrücke beim Besuch in CABUWAZIMarzahn. 2 Der Verband sieht sich als Organisation, welche die Fördermittel des BMBF-Programms an die lokalen Bündnisse weitergibt und dabei die Einhaltung aller Förderkriterien, die Beachtung der Qualitätsmaßstäbe und der pädagogischen Leitlinien und die ordnungsgemäße Verwendung der Mittel beobachtet. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit mit dem Fördermittel geber Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt und allen beteiligten Zirkuseinrichtungen als Antragstellern der lokalen Bündnisse. Die Arbeit des Verbandes setzt dabei einige Schwerpunkte. Der Verband betrachtet es als seine vordringliche Aufgabe, das Konzept der zirkuspädagogischen Arbeit in dem Förder programm »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« immer weiter zu entwickeln. Dazu dienen regelmäßige Beratungen im Vorstand, im Büroteam und nicht zuletzt mit dem Beirat, dem Fachleute für unterschiedliche Bereiche – Kulturpolitik und Kunstpädagogik, Sozial- und Heilpädagogik, Jugendpflege und Qualitätsmanagement, Zirkuskunst und -pädagogik – angehören, und den Vertretern der Zirkuseinrichtungen bei regionalen und bundesweiten Treffen. Die Qualitätsentwicklung steht dabei natürlich im Vordergrund. Hierbei handelt es sich nicht nur um die pädagogische und künstlerische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen und dabei um Fragen wie beispielsweise deren Partizipation, der Sicherheit des Trainings, des Umgangs mit besonderen Zielgruppen, der kreativen Umsetzung künstlerischer Ideen und vielem mehr, sondern auch um Probleme der Antragstellung und Abrechnung sowie Dokumentation. Dafür sind alle Mitarbeiterinnen des Büroteams in ständigem Kontakt mit den Zirkuseinrichtungen, beraten sie in allen Details während des gesamten Antrags- und Maßnahmenzeitraums. Infobriefe bieten zum Beispiel Muster für Verträge, Rechnungen und Aufschlüsselungen an und persönliche Beratungen für die Erstellung der Verwendungsnachweise. Selbstverständlich werden solche Beratungen auch durch Besuche der verschiedenen Projekte vorgenommen. Diese Reisen quer durch die Bundesländer sind zwar aufwendig, aber gleichzeitig sehr effektiv durch die Möglichkeit, die Arbeit der Zirkusse an ihren Wirkungsorten beobachten, konkrete Fragen besprechen und nicht zuletzt die Partner persönlich kennenlernen zu können. Bisher waren die Mitarbeiterinnen des Projektbüros zu Gast beim Trägerkreis Junge Flüchtlinge in München, beim Circus Abrax Kadabrax in Hamburg, bei der Circusschule Jokes in Bremen, bei Cabuwazi in Altglienicke, Friedrichshain, Treptow und Marzahn in Berlin, beim Zirkus Birikino in Chemnitz, Giovanni in Bamberg, Montelino in Potsdam und beim Circus Schnick Schnack in Herne. Eine wichtige Aufgabe des Verbandes ist die Propagierung seiner Ziele, Möglichkeiten und Ergebnisse durch eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehört in erster Linie die Einrichtung und regelmäßige Pflege der Homepage des Verbandes (www. zirkus-macht-stark.de). Hier findet man alle wichtigen Informa tionen über das Programm, die Antragstellung, die lokalen Bündnisse usw. Als weiteren Aufgabenbereich sieht der Verband die Vernetzung mit anderen jugendkulturellen Einrichtungen Zwei Jahre Förderprogramm und Verbänden an – sowohl innerhalb des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« wie auf anderen Ebenen. Die Auswahl von »Zirkus macht stark« für das Förderprogramm des BMBF bedeutet eine große Anerkennung für die Zirkuspädagogik. Es heißt aber nicht, dass damit alle Vorurteile gegen die Zirkusarbeit bei allen Institutionen ausgeräumt wären. Noch immer müssen sowohl der professionelle Zirkus wie der Kinder- und Jugendzirkus sich damit auseinandersetzen, dass – aus Unkenntnis über die tatsächlichen künstlerischen, pädagogischen und sozialen Werte dieser Kunstform – die Zirkusarbeit als weniger relevant und substantiell denn andere Künste angesehen wird. Das steht zwar im krassen Gegensatz zu dem Interesse, das Kinder dem Zirkus entgegenbringen, und den vielen Möglichkeiten, die Zirkusarbeit bietet, aber es bestimmt doch häufig deren Wertschätzung durch Behörden wie Pädagogen. Zu den Zielen des Verbands gehört deshalb auch, durch Lobbyarbeit das Ansehen der Zirkusarbeit zu stärken, Vorurteile abzubauen und die Zirkuspädagogik zu einem gleichwertigen Bestandteil im Spektrum der kulturellen Bildungsarbeit zu machen. 3 Vernetzung – ein entscheidendes Mittel der Qualitätssteigerung Die Vernetzung sowohl der Zirkuseinrichtungen und der lokalen Bündnisse untereinander wie des Bundesverbandes mit anderen Verbänden und Institutionen ist eine Grundlage zur Verbesserung der Arbeit und eine der zentralen Aufgaben des Verbandes. Wichtige Partner sind beispielsweise die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und die Landesvereinigungen Kulturelle Jugendbildung (LKJ), die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Zirkuspädagogik und die einzelnen Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) der Kinderund Jugendzirkusse, die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe-AGJ und der Deutsche Kulturrat. Der Kontakt zu den insgesamt 34 bundesweiten Verbänden und Initiativen im Förderprogramm dient sowohl der eigenen Information und Weiterbildung wie dem Austausch und der Netzwerk bildung. Durch den Austausch kann auch die Vernetzung mit Zirkusprojekten hergestellt werden, die über diese Verbände gefördert werden. Die kulturelle Bildung benachteiligter Kinder und Jugendlicher ist eine anspruchsvolle Aufgabe, zu deren qualitätvoller Realisierung der Erfahrungsaustausch und das Bündeln der Kräfte und Kompetenzen unabdingbar sind, dazu dient auch die Kooperation mit den Programmpartnern. Als konkretes Beispiel sei die Zusammenarbeit mit der BAG Zirkuspädagogik angeführt. Sie veröffentlicht auf ihrer Website die Antragstermine für »Zirkus macht stark« und berät interessierte Zirkusse. Beim Jugendhilfetag in Berlin 2014, der als zentrale Veranstaltung eine Plattform für intensiven Erfahrungs austausch und fachlichen Diskurs darstellt und auf dem es neben dem Kongress eine Fachmesse mit zahlreichen Ausstellern gibt, hatte »Zirkus macht stark« einen Stand, an dem sich ebenfalls die BAG Zirkuspädagogik und der Zirkus Cabuwazi präsentierten. Eine wertvolle Vernetzung stellt die Kooperation mit dem Cirque du Monde, einem Programm des kanadischen Cirque du Soleil für die Förderung des sozialen Zirkus, dar. Nicht nur gelangen Kinder und Jugendliche der »Zirkus macht stark«-Bündnisse in den Gastspielorten der Cirque du Soleil-Shows in den Genuss von Eintrittskarten, im Juli 2014 veranstalteten Mitarbeiter des Cirque du Monde bei Cabuwazi-Marzahn einen einwöchigen Workshop, an dem auch Trainer und pädagogische Fachkräfte aus verschiedenen Bündnissen teilnahmen. Diese Workshops sind eine großartige Qualifizierung in der sozialpädagogischen Arbeit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen. 4 Zwei Jahre Förderprogramm Zusätzlich zu dem Erfahrungsaustausch durch die kontinuierliche Beratung und regionale Fortbildungen veranstaltet der Verband jährlich ein bundesweites Treffen. Dieses Treffen dient der Vernetzung der am Programm Beteiligten und dem Erfahrungsaustausch, denn es zeigt sich, dass einige wesentliche Fragen ganz unterschiedlicher Art nahezu alle betreffen. Das erste bundesweite Treffen der lokalen Bündnisse fand am 26. und 27. November 2013 in Berlin statt. Es waren Vertreter aus fast allen lokalen Bündnissen und Bundesländern gekommen und sie nutzten die zwei Tage für einen intensiven Austausch zu Problemen aus unterschiedlichen Themengebieten. Viele Fragen beschäftigten sich mit Modalitäten der Antragstellungen und Abrechnungen und dem dafür erforderlichen Verwal tungsaufwand. Alle Bündnisse stellten sich vor, auch mit Materialien ihrer Projekte. Sowohl im Plenum wie in den Arbeitsgruppen lag der Schwerpunkt auf den Maßnahmeformaten. Es gab viele konstruktive Anregungen sowohl für die Umsetzung bestehender wie die Einführung neuer Formate, aber auch dringliche Hinweise, dass bestimmte Gruppen nur über die Schule als Bündnispartner zu erreichen sind. Weitere Themenkomplexe waren die Arbeit in sozialen Brennpunkten, Besonderheiten der Arbeit mit solchen Zielgruppen wie Asylbewerberkindern und Kindern mit Beeinträchtigungen, die Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation. Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in sozialen Brennpunkten ist eine enge Zusammenarbeit mit den Partnern im lokalen Bündnis ganz wichtig. Insbesondere die Schulen haben sehr positive Erfahrungen mit Zirkusprojekten gemacht und sind sehr daran interessiert, die Kooperationen weiter auszubauen und noch stärker regional zu verankern. Bei speziellen Zielgruppen wie Asylbewerberkindern oder Kindern mit Beeinträchtigungen wurde festgestellt, dass es besonders wichtig ist, auf die Gruppenzusammensetzung zu achten und mit einem eher therapeutischen Ansatz zu arbeiten. Der Austausch wurde durch eine abendliche Aufführung der Staatlichen Artistenschule und der Schule Die Etage bereichert. Das nächste Treffen findet im September 2014 statt. Auf unserer Internetseite www.zirkus-macht-stark.de sind unter »Netzwerk« alle unsere Netzwerkpartner genannt und verlinkt. 5 Die Teilnehmer, ihre Bündnisse und Maßnahmen Bayern hatte 2013 mit drei Einrichtungen begonnen. Der Bamberger Zirkus Giovanni e.V. des Don Bosco Jugendwerks kann auf lange Erfahrungen insbesondere im heilpädagogischen Bereich zurückblicken. Zwei Halbjahreskurse vereinigten Kinder und Jugendliche u. a. aus einer Schule für soziale und emotionale Bildung und aus Wohngruppen der stationären Jugendhilfe, der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Bamberg und einem Näherinnenprojekt. Der Schwerpunkt des integrativen Zirkustrainings lag auf der Förderung sozialer Kompetenzen und der persönlichen Entwicklung der jungen Menschen. Der Trägerkreis Junge Flüchtlinge e. V. in München arbeitet mit den beiden Bildungspartnern ISuS-Schule (Inte gration durch Sofortbeschulung und Stabilisierung) und SchlaU-Schule, dem Circus Leopoldini der Rudolf-Steiner-Schule München-Schwabing sowie heimaten e. V. – Netz für Chancen gerechtigkeit zusammen. In acht fünftägigen Kursen gelang es, die durch ihre Erlebnisse und Situation verunsicherten Jugendlichen mit der Zirkusarbeit in ihrer Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeitserwartung zu stärken. Spielen in der Stadt e. V. ist Träger des Münchner Zirkus Pumpernudl und hat in einem Halbjahreskurs Kinder aus zwei Dem Verein »Zirkus macht stark – Zirkus für alle« ist es wichtig, dass Maßnahmen in allen Bundesländern durchgeführt werden und dass der Großteil der Maßnahmen auf langfristige Bündnisse ausgerichtet ist, um eine starke Nachhaltigkeit zu erreichen. Beides ist bereits im ersten Förderjahr gelungen. Im zweiten Jahr werden viele Bündnisse fortgeführt und es sind eine ganze Reihe neuer Bündnisse auf lokaler Ebene hinzugekommen. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Vielfalt sowohl der Einrichtungen, die sich beteiligen, wie auch der Maßnahmen formate. Das zeigt, dass das Programm sehr gut angenommen wird und je nach den Gegebenheiten der jeweiligen Bündnisse ganz unterschiedliche zirkuspädagogische Angebote gemacht werden. Baden-Württemberg war zum Start mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesell schaft vertreten, die im »Helene P.«, dem Kinder- und Jugend haus Degerloch, im Bündnis mit der Waldschule Degerloch und dem BHZ Stuttgart als Einrichtung der Behindertenhilfe einen halbjährigen Zirkuskurs durchgeführt hat. Das »Circus Mortale« genannte Projekt hatte als Zielgruppe Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen angesprochen und diese an die Zirkusarbeit herangeführt. 2014 haben zwei weitere Einrichtungen aus diesem Bundes land Anträge eingereicht und diese sind bestätigt worden. Der Sportverein Munderkingen wird mit zwei Zirkus pädagoginnen und in Zusammenarbeit mit einer Förder schule einen Zirkuskurs anbieten. Das Evangelische Kinder- und Jugendwerk Heidelberg veranstaltet als Zirkuserlebniswoche für benachteiligte Kinder und Jugendliche einen Pfingstzirkus mit der Zirkusjungschar Konfetti. 6 Mehr unter www.helenep.de www.vfl-munderkingen.de http://jugendwerk-heidelberg.de Zwei Jahre Förderprogramm Schulen und die jugendlichen Besucher eines Jugendtreffs an die Zirkusdisziplinen herangeführt. Das Zirkusangebot soll zu einer festen Institution im Stadtteil entwickelt werden. Aus Bayern konnten drei neue lokale Bündnisse bestätigt werden. Der Verein Kinderschutz e. V. München wird in Zusammenarbeit mit einer Mittelschule und zirkuspädago gischen Fachkräften ein Projekt durchführen, das gedacht ist u. a. als präventive Intervention für junge Menschen, denen ein sinnvoller Umgang mit ihrer Freizeit verloren gegangen ist und die Gefahr laufen, in ein sie gefährdendes Milieu abzurutschen. Der Verein Evangelische Bildungszentren im ländlichen Raum in Bayern e. V. wird innerhalb eines Ferien programms einen dreitägigen Zirkusworkshop speziell für benachteiligte Kinder und Jugendliche anbieten. Der Sportverein Wonneberg ist als neu gegründeter Verein zur Förderung der Kultur- und Jugendkulturarbeit Ver anstalter einer Zirkusfreizeit am Chiemsee. Er bietet auch eine Fortbildung für Zirkuspädagogen und will ein Netzwerk der Zirkuspädagogik in seinem Raum aufbauen. Mehr unter www.zirkusgiovanni.de www.schlauschule.de www.spielen-in-der-stadt.de www.kinderschutz.de www.elj.de, www.sv-wonneberg.de 7 Berlin Moabit beheimatet und bietet gemeinsam mit dem Zirkus Internationale eine Zirkuswoche für die Stadtschloss Kids an. Eine ungewöhnliche Maßnahme plant die Landschütz GbR, die Jugendliche mit der neuen Individual-Sportart SporthockerTraining in einem Halbjahreskurs bekannt machen will, das Elemente der Akrobatik, Jonglage, Skateboarding, Breakdance und Parcour verbindet. Der Bund deutscher Pfadfinderinnen Berlin bietet in Zusammenarbeit mit dem integrativen Kulturzentrum Yaam (Young african art market) als artistische Disziplin die vielfältige Artistik mit Feuer an. Mehr unter www.cabuwazi.de www.vuesch.org www.theaterbuendnis.de www.zirkus-internationale.de www.moabiter-ratschlag.de www.sporthocker.com www.bdp-berlin.org stellt – wie Hamburg und die neuen Bundesländer – einen Schwerpunkt im Programm »Zirkus macht stark« dar. Der Kinder- und Jugendzirkus Berlin veranstaltet an den fünf Standorten von CABUWAZI zahlreiche Maßnahmen für be nachteiligte Kinder in den sozialen Brennpunkten der Stadt, sowohl in Form von Zirkuswochen wie überwiegend Halbjahres kursen. CABUWAZI unterhält enge Kooperationsbeziehungen zu vielen Schulen, so dass die Erreichbarkeit der Zielgruppen problemlos zu bewerkstelligen ist. Zu diesen an den zirkus pädagogischen Maßnahmen Teilnehmenden gehörten beispielsweise in stationären Wohngruppen betreute Kinder mit komplizierten Lebensumständen, Integrationskinder vor allem aus Einwandererfamilien vorwiegend südosteuropäischer Herkunft, Kinder mit Lernschwierigkeiten und Entwicklungsverzöge rungen, Schulverweigerer und schuldistanzierte Jugendliche häufig mit Migrationshintergrund, Inklusionskinder und Schülerinnen und Schüler aus Schulen mit über 90% Migra tionshintergrund. Ein besonderes Projekt stellt der Aufbau des Campus Eastside als Verbund verschiedener Bildungsträger dar. Hier werden Kinder von der Kita bis zur Oberschule durch Zirkusarbeit begleitet und so die Übergänge zwischen den einzelnen Bildungseinrichtungen mitgestaltet. Zum Verein zur Überwindung der Schwerkraft gehören die Zirkusse Zack und Schatzinsel. Hier ist einer der Partner eine Integrationsschule für Kinder mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Zirkuswoche und Zirkuskurs wurden für Kinder von »Willkommensklassen« veranstaltet, welche erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben und teilweise als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eine besondere Flüchtlingsbiografie haben. 8 Das Theaterbündnis Blumenstrauss hat einen Zirkuskurs speziell für Mädchen im Kreuzberger Sozialraum angeboten, die aus ihrem familiären kulturell-religiösen Hintergrund heraus nicht an gemischt-geschlechtlichen Aktivitäten teilnehmen dürfen. Partner war dafür ein Mädchensportverein. Neu im Programm ist der Zirkus Internationale, der als Schnupperzirkus Kinder aus den Stadtteilen Wedding und Moabit erreichen will, die eine hohe Kinderarmut und Bildungsferne aufweisen. Den Kindern in einem neu eröffneten Flüchtlingsheim fehlt fast jeder Zugang zu Bildung, Kultur und Gesundheitsversorgung. Ferienworkshops sollen diese Kinder an die Zirkusarbeit heranführen und ihnen die Möglichkeiten eines regelmäßigen Zirkustrainings eröffnen. Der Moabiter Ratschlag ist im Nachbarschaftshaus Stadtschloss Zwei Jahre Förderprogramm 9 Brandenburg Das Bundesland Brandenburg war im ersten Jahr mit drei Zirkussen vertreten, die lokale Bündnisse eingegangen sind. Circus Montelino konzentrierte sich in seinem Zeltpunkt im Potsdamer Volkspark auf die Arbeit mit einer Grundschule, an der viele Kinder mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden, und mit einem Wohnheim für Asylbewerber. In Zirkuskursen konnten diese Kinder und Jugendlichen ihre Begabungen entdecken und Kreativität als zentrale Lebensäußerung erleben. Der Senftenberger Kinderzirkus Harlekids ging ein Bünd nis mit einer Oberschule und einem Jugendhilfeträger ein. Bei dem Zirkuskurs wirkten langjährig bei Harlekids trainierende Jugendliche als ehrenamtliche Trainer mit. Eine Zirkusferienwoche, die vom Cottbuser Zirkus Ratz-Fatz veranstaltet wurde, bot in Bad Belzig benachteiligten Kindern die Möglichkeit, sich in verschiedenen artistischen Disziplinen auszuprobieren. Im ersten Halbjahr 2014 führte die Evangelische Abhän gigen-Hilfe Brandenburg einen Zirkuskurs mit Kindern vorwiegend aus suchtkranken Familien durch, der sich sowohl mit einzelnen Auftritten wie einem Abschlussfest der Öffent lichkeit vorstellte. Der Wiesenzirkus Bunter Hund ist eine Einrichtung des OV Lebenshilfe Rüdersdorf e.V. und hat mit Hort-Kindern, die vorwiegend aus Migrantenfamilien kommen oder in SGB-II Bedarfs gemeinschaften leben, eine Zirkuswoche veranstaltet, in der eine Zirkustheatergeschichte gestaltet wurde. Die Vorstellung wurde auch musikalisch von diesen Kindern begleitet. An einem Zirkuswochenende des Jugendfördervereins Chance e.V. in Buckow nahmen 24 Jungen aus Müncheberg teil, die durch ihre Benachteiligung anderen Bildungsangeboten fern stehen und hier die Möglichkeit hatten, in ihren verschiedenen Kompetenzen gefördert zu werden. Bremen Hamburg In Bremen führt JOKES die Circusschule seine Bündnisse mit Halbjahreskursen im Stadtteil Huckelriede fort. Die Kinder in diesem sozialen Brennpunkt sind oft von finanzieller Not betroffen, viele haben einen Migrationshintergrund und es herrschen Bewegungs- wie Sprachdefizite vor. Die Arbeit der Zirkuspädagogen und ihrer Partner fällt hier auf fruchtbaren Boden und wird gut angenommen. Mehr unter www.circusjokes.de Auch in Hamburg werden die Bündnisse von ABRAX KADABRAX und Zirkus Willibald in verschiedenen Bünd nissen und Maßnahmeformaten weitergeführt. Beide wirken in Stadteilen, die von sozialen Problemlagen betroffen sind. ABRAX KADABRAX konnte mit seinen Angeboten bereits im ersten Förderjahr über 650 Kinder und Jugendliche erreichen, die sonst diese Chance nicht gehabt hätten, sich mit dem Zirkus zu beschäftigen. Wie begeistert sie sind, drücken beispielsweise solche Aussagen aus: »Am besten fand ich das Vertikaltuch, weil die Zirkuslehrer mir geholfen haben ganz hoch zu klettern, obwohl ich eigentlich Höhenangst habe.« (Nina, 9 Jahre) und »Beim Fußball bin ich nicht so beliebt. Sie wollen nicht, dass ich mitmache, weil ich wegen meinem Asthma nicht so gut laufen kann. Hier beim Zirkus kann ich überall mitmachen.« (Michael, 10 Jahre). Für Kinder und Jugendliche in der Kleinstadt Brück ist das Diakonische Werk im Landkreis Potsdam-Mittelmark ein neues Bündnis eingegangen, in dem u. a. Partner aus dem Kinderzirkus Harlekids mitwirken. Die Zirkuswoche findet auf dem Bildungscampus statt und wird damit auch die sozialräumliche Arbeit stärken. Mehr unter www.circus-montelino.de www.harlekids.de www.ratz-fatz.saos.de www.ah-brandenburg.de www.bunterhund.net www.jfv-chance.de www.ekmb.de 10 Die Circusschule Die Rotznasen e.V. hat 2014 ein Bündnis mit einer Ferien-Zirkuswoche gestartet, in dem ein Programm zum Thema »HandlungsWEGE« erarbeitet wurde, in dem neue Wege spielerisch ausprobiert werden konnten. Mehr unter www.abraxkadabrax.de, www.zirkus-willibald.de, www.circus-rotznasen.de Zwei Jahre Förderprogramm 11 12 Hessen Mecklenburg-Vorpommern Dieses Bundesland ist seit Beginn mit vier Antragstellern vertreten. In Darmstadt sind es das Circus Projekt Waldoni, das Zirkuskurse wie Zirkuswochen in mehreren Bündnissen veranstaltet, und der Zirkus Datterino des Bundes der Katholischen Jugend, der einen Zirkuskurs in sozial benachteiligtem Umfeld betreut. Der internationale Kinder- und Jugendzirkus Ram baz otti in Kassel bietet mit seinen Bündnispartnern jungen Menschen aus ausgewiesenen sozialen Brennpunkten die Möglichkeit, in der Zirkusarbeit persönliche wie soziale Kompetenzen zu erlangen und sich kreativ mit der Kunst zu beschäftigen. Das Zirkusprojekt »Traumfänger« des Fördervereins der Grundschule II in Stadtallendorf hat mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus sich einen guten Ruf erworben. Durch die Förderung ist es nun auch möglich, dass Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Sozialraum an diesem Projekt teilnehmen können. Mehr unter www.waldoni.de, www.bdkj-darmstadt.de, www.rambazotti.de, www.g2-stadtallendorf.de In Rostock nennt sich das Förderprojekt »Die Fantastischen« und der Circus Fantasia des Vereins Behinderten Alternative Freizeit hat für seine Arbeit im lokalen Bündnis sogar eine eigene Website www.ein-zelt-voller-leben.de eingerichtet. Hier trainieren junge Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam und führen nach einem Zirkuscamp eine Abschluss-Show vor. Einbezogen in die Zirkusarbeit sind auch junge Flüchtlinge. Die Europäische Akademie der Heilenden Künste hat auf ihrer Campwiese in Lassan schon mehrere Jahre ein Zirkuscamp in den Sommerferien veranstaltet. Erstmals kann nun dank der Förderung ein Camp angeboten werden für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien, denen bisher aus finanziellen Gründen die Teilnahme verwehrt blieb. Sie werden im Sommer 2014 ein Zirkus-Theaterstück erarbeiten und vorführen. Mehr unter www.baf-rostock.de, www.eaha.org Zwei Jahre Förderprogramm 13 Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Saarland Hier hatte der Verein Spokuzzi e. v. in Zusammenarbeit mit dem Zirkus Dobbelino den Anfang gemacht. Spokuzzi, der auch Träger des Zirkuspädagogischen Zentrums Braunschweig ist, ist eingebunden in das Förderprogramm »Soziale Stadt« und sieht als seine Zielstellung eine nachhaltige Vernetzung der einzelnen Institutionen im Interesse der Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. In diesem Bundesland arbeiten die Zirkusse San Pedro Piccolino in Werl und Circus Schnick-Schnack in Herne bei »Zirkus macht stark« mit. Der mehrfach ausgezeichnete Zirkus San Pedro Piccolino arbeitet in seinem lokalen Bündnis mit Kindern einer Schule in einem Gebiet, das von vielen Langzeitarbeitslosen, Alleinerziehen den und Migrantenfamilien geprägt ist. An der zweiten Schule im Bündnis lernen viele Kinder mit sozial auffälligen Symptomen. Sie alle vereinen sich in der Zirkuswoche beim Training von Jonglage, Akrobatik, Seillaufen, Trapezakrobatik, als Fakire und Clowns. Bei Circus Schnick-Schnack besteht nun durch die Förderung die Möglichkeit, dass auch Kinder aus benachteiligten Familien kontinuierlich an dem Zirkustraining teilnehmen können. Viele von ihnen haben in Schulprojektwochen schon einmal Zirkusluft schnuppern dürfen und sind glücklich, dass aus den zeitlich so begrenzten Angeboten nun etwas so Tolles, Dauerhaftes geworden ist. Die ZIRKUSfabrik in Köln ist ein Bündnis mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Overath und der Sekundarschule Overath eingegangen und bietet einen Zirkuskurs für Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Diese Vernetzung soll langfristig fortgeführt werden. Mehr unter www.san-pedro-piccolino.de, www.schnick-schnack.de, www.diezirkusfabrik.com Die Zirkusschule Kokolores des Vereins für Spiel und Theater veranstaltete einen Halbjahreskurs für die Kirchbergschule in einem Saarbrücker Stadtteil, der von hoher Arbeitslosigkeit und einem großen Anteil an Migrantenfamilien geprägt ist. So wird diese Schule von Kindern aus 44 Nationen besucht. Für sie war der Zirkuskurs eine einzigartige Möglichkeit, Selbstbewusstsein zu entwickeln und sich besser in die Gesellschaft zu integrieren. Mehr unter www.vereinfuerspielundtheater.de/koko Ab 2014 dabei ist der Verein Natursport und Kunst HaseEms e. V., der eine Zirkus-AG an der Anne-Frank-Realschule in Greven aufbaut, in der verschiedene künstlerische Sparten miteinander verbunden werden. Er erklärt: »Zirkuspädagogik sehen wir als spielerische Auseinandersetzung mit gauklerischen, zirkustechnischen und tänzerischen Bewegungskünsten und mit dem Ziel einer positiv entwicklungsfördernden Wirkung auf Kinder und Jugendliche.« Ebenfalls neuer Teilnehmer ist SPIEL des Kolping Bildungswerks Diözesanverband Osnabrück. Als Speller Kinderzirkus veranstaltet er in den Sommerferien einen fünftägigen Workshop für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche, die damit die Möglichkeit haben, die Vielfalt der zirzensischen Künste zu erfahren. Mehr unter www.spokuzzi.de, www.vnkhe.de, www.sp-emsland.de 14 Rheinland-Pfalz Der Kinder- und Jugendzirkus Bellisima Polaris in Speyer bietet für Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten. Mit dem Programm von »Zirkus macht stark« hat der Zirkus verschiedene Bündnisse abgeschlossen, mit denen vor allem Kinder und Jugendliche mit geistigen und körperlichen Behinderungen oder mit Förderbedarf erreicht werden. Ein wichtiger Partner ist dabei die Anima GbdR mit ihrer Arbeit im Gesundheitsbereich v. a. für Kinder mit Handicap. Für die Jugendlichen war der zweitägige Kurs mit Übernachtung auf dem Sportplatz ein echtes Erlebnis. In den Sommerferien fand eine weitere Zirkuswoche statt. Verschiedene Presseberichte gaben die besondere Atmosphäre dieser Zirkuswoche wieder. Mehr unter www.kinderzirkusbellissima-polaris.de Zwei Jahre Förderprogramm 15 Sachsen Sachsen-Anhalt Das Bundesland Sachsen war schon im ersten Jahr mit vier Zirkuseinrichtungen vertreten: in Dresden mit dem Kinderund Jugendzirkus KAOS und mit Springkraut e.V., in Chemnitz mit dem beim Don Bosco Haus beheimateten Zirkus Birikino und in Leipzig mit der LeISA und ihrem künstlerischen Partner Zirkomania. Das Zentrum für Zirkus und Bewegtes Lernen Halle hat sich sowohl mit Zirkuswochen wie einem Halbjahreskurs insbesondere der Förderung von lernschwachen Schülern gewidmet. An dem Zirkuskurs nahmen neben anderen auch acht Förderschüler teil, die sonst kaum Möglichkeiten haben, in ihrem Sozialraum, der durch eine starke Segregation von sozial schwachem Milieu geprägt ist, an alternativen Bildungsangebo ten teilzuhaben. Eine weitere Maßnahme des ZZB Halle war ein Fortbildungs wochenende mit drei Modulen zur Zirkuspädagogik. Es gab eine Einführung in die erste Hilfe bei Zirkusaktivitäten (in der Arbeit mit Kindern sind das ganz wichtige Kenntnisse), eine KAOS hatte als Bündnispartner u. a. ein Förderzentrum Sprache und eine Förderschule und veranstaltete sowohl Zirkuswochen wie -kurse, die gerade bei diesen Kindern mit speziellem Förderbedarf auf großes Interesse und Begeisterung stießen. Springkraut veranstaltete neben einer Zirkuswoche mit über 80 Kindern aus einem sozialen Brennpunktbezirk, deren Bindung an das Stadtteilzentrum gefördert wurde, eine Fortbildung zu den beiden Themenkomplexen Stabartistik und Einsatz der Stimme in der Zirkuspädagogik, an der 39 ehrenamtlich tätige Jugendliche und Erwachsene teilnahmen. Birikino bot verschiedene Halbjahreskurse, u. a. für ein Lernförderzentrum, und erreichte mit seinen Bündnispartnern eine gute Verankerung im Sozialraum. Auch LeISA und Zirkomania widmeten sich der Zirkusarbeit mit Kindern mit besonderem Lernförderbedarf und es zeigte sich, dass ihre Zusammenarbeit mit Kindern aus dem Offenen Jugendtreff sehr erfolgreich war. 16 Einführung in die Disziplin Hula Hoop und einen Experten austausch zur zirkuspädagogischen Arbeit im Kontext von Mehr sprachigkeit, Altersdifferenzierung, verschiedener ethnischer und kultureller Hintergründe, Methoden und Herangehens weisen, Chancen und Problemen. Der deutsch-senegalesische Verein Deutschland – Nanga def e.V. in Sangerhausen, der seine Aufgabe in der Förderung der Toleranz und Völkerverständigung sieht, veranstaltete mit dem »MusiCirkus« ein Projekt, in dem Zirkus, Musik, Theater und Jugendkultur sich vereinten. In der strukturschwachen Region Mansfeld-Südharz stieß dieses besondere Angebot auf großes Interesse. Mehr unter www.zzb-halle.de, www.deutschland-nangadef.de Neue Antragsteller für Maßnahmen im Jahr 2014 sind das Christlich-soziale Bildungswerk Miltitz, das gemeinsam mit dem Zirkus Krabatino der Kinder- und Jugendfarm in Hoyerswerda ein Kinder-Varieté Hoy Woj aufbauen will. Der Kinderschutz e.V. Freiberg wird ein Zirkusprojekt mit einer Mittelschule und einer Kita in Halsbrücke ins Leben rufen, unterstützt durch Zirkuspädagogen von Springkraut e.V. Der Tharandter Kultur- und Kunstverein arbeitet mit Springkraut und einer Kita und Grundschule in Dippoldiswalde zusammen. In Tharandt betreibt der Kulturverein seit 1994 den Kinderzirkus Domino, der jährlich ein neues Programm herausbringt, Erlebniswochen veranstaltet und an Festivals teilnimmt. Mehr unter www.kinderzirkus-kaos.de, www.springkraut.org, www.chemnitzdonbosco.de, www.leisa-leipzig.de, www.csb-miltitz.de, www.tharandter-kkv.de Zwei Jahre Förderprogramm 17 Schleswig-Holstein Thüringen Die Besonderheit des Reit- und Fahrvereins Mildstedt mit seinem Zirkus Milki besteht in der Verbindung von Zirkusaktivitäten mit Reitunterricht und erinnert damit an die Ursprünge des Zirkus, der aus der Kunstreiterei entstand. Mit der Geschichte vom »Schatz von Clowntown« zeigten die Kinder von Milki ihre erste Show und die Husumer Nachrichten brachten über die Aufführung und das lokale Bündnis des Reit- und Fahrvereins, des Jugendtreffs der AWO und der Gemeinschaftsschule einen ausführlichen Bericht. Als zweites Bündnis in Schleswig-Holstein arbeitet der Verein Stark durch Zirkus e.V., der als erste Maßnahme eine Ferienzirkuswoche im SOS-Kinderdorf Harksheide in Norderstedt durchführte. Für die Kinder, die aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen, war diese Zirkuswoche ein herausragendes Erlebnis, das sie begeisterte und das noch lange nachwirkte. Mehr unter www.zirkus-milki.jimdo.com de-de.facebook.com/pages/Stark-durch-Zirkus-eV Der Weimarer Kinderzirkus Tasifan berichtete über seine Bündnisarbeit: »Durch die Bündnispartner wurden viele Kinder erreicht, die dann auch sehr regelmäßig zu den Zirkusworkshops in das Zirkuszelt, die Turnhalle und die Jugendtreffs kamen. Der Kindertreff organisierte eine ehrenamtliche Küchencrew, die am Nachmittag das Essen vorbereitete. An den Vormittagen gab es kleine Teamrunden mit den Bündnispartnern, um auf eventuelle Probleme oder organisatorische Fragen zeitnah reagieren zu können. Zum Abschluss des Projektes gab es zwei Zirkus vorstellungen für die Eltern und die Stadtteilbevölkerung im Zirkuszelt – mit großem Erfolg.« Der Circus MoMoLo in Jena schätzt die Bündnisarbeit bei der durchgeführten Zirkuswoche als unkompliziert und einander ergänzend ein. »Durch die Zusammenarbeit zwischen Jugendzentrum und dem Circus MoMoLo konnten neue Kinder und Jugendliche erreicht werden, die sich nun teilweise in den Einrichtungen aufhalten und an deren Programmen teilnehmen. So konnten die Bündnispartner auch über die Teil nehmer/-innen vernetzt werden. Gerne soll die Bündnisarbeit vertieft und intensiviert werden, z.B. mit weiteren gemeinsamen Angeboten.« Mehr unter www.tasifan.org, www.momolo.de 18 Zwei Jahre Förderprogramm 19 Best practice jungen Menschen lernen, wie ein gesundes und konstruktives Miteinander gelingen kann. Den Lehrenden der SchlaU-Schule fällt immer wieder auf, dass die Jugendlichen Situationen vermeiden, in denen sie mit anderen in Gruppen- und Partnerarbeit ihre schwer erworbene Sicherheitszone verlassen müssen. Folgende Ziele wurden deshalb für das Projekt definiert: • Entwicklung eines positiven Körpergefühls unter Berücksichtigung der posttraumatischen Belastungen • Schulung von Motorik, Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit • Entdecken eigener Talente • Erlangen von mehr Mut, Selbstsicherheit und Freude durch persönliche Leistung • Bereitschaft, für sich und andere Verantwortung zu tragen • Berührungsängste abbauen, Körperkontakt spielerisch pflegen. Ira Meier (Trägerkreis Junge Flüchtlinge, München) SchlaU-Zirkus – jung, urban, ungezwungen, körperlich und wertschätzend (veröffentlicht in der Fachzeitschrift proJugend Heft 2/2014 »Chancen bieten. Passende Präventionsangebote für belastete Kinder und Jugendliche«) »Schau! Schau, schau!«, hören wir von allen Seiten. Um die Musikanlage des Kulturzentrums Backstage ist viel Getümmel – die Reihenfolge der Songs wird festgelegt. Kein Land, keine Musikrichtung, keine Sprache darf zu kurz kommen. Es ist ernst, denn jetzt werden Jungs und Mädels zeigen, was sie drauf haben. Die jungen Flüchtlinge haben gerade 20 Minuten Pause, dann zeigen sie ihre Präsentationen im SchlaU-Zirkus. In München wurde ein Zirkusprojekt des Trägerkreises Junge Flüchtlinge von »Zirkus macht stark« gefördert, das durch ein Bündnis aus drei lokalen Partner getragen wurde: dem »Circus Leopoldini«, der dem Förderkreis der Rudolf-Steiner-Schule München Schwabing e.V. angehört, dem »Heimaten e.V.«, der sich auf neue Netzwerke spezialisiert hat und in den Bereichen Menschenrechtsbildung und interkultureller Dialog aktiv ist, und dem »Trägerkreis Junge Flüchtlinge«, zu dem die »SchlaUSchule« und die »ISuS-Schule« gehören. Beide Schulen zusammen bieten insgesamt 300 Schulplätze für junge Flüchtlinge. Das Projekt wurde von Trainern des Circus Leopoldini und von Lehrkräften der SchlaU-Schule begleitet. Ein Ehrenamtlicher von Heimaten e.V. und gleichzeitig ehemaliger SchlaU-Schüler kümmerte sich zusätzlich um einzelne Teilnehmer/-innen bei Problemen oder Gesprächsbedarf und nahm durch seine Motivation und Begeisterung für das Projekt eine entscheidende Vorbildrolle für die Jugendlichen ein. Junge Menschen, von denen viele momentan in Gemeinschafts unterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht sind, konnten in dem Zirkusprojekt ganz besondere Erfahrun gen sammeln und in eine vollkommen neue Welt eintauchen. 20 Zirkuspädagogik mit ihrer Mischung aus Vergnügen, spannendem Erleben, Grenzerfahrungen, Erfolgserlebnissen und neuen Formen des Lernens ist bestens geeignet, motorische, soziale, emotionale und künstlerisch-kreative Kompetenzen zu fördern. Das unvergleichbar breite Spektrum der Artistik bietet für jeden etwas Besonderes. Jeder findet seinen Platz, ist einzigartig und gleichzeitig Teil eines Ganzen. Das gemeinsame künstlerische Schaffen ermöglicht die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, also die Erfahrung, nützlich und kompetent zu sein und Anerkennung zu erhalten. Vor allem rücken diese Befähigungen in den Vordergrund, wenn elementare Fähigkeiten wie Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeitserwartung fehlen. Wer mit jungen Leuten arbeitet, die Erfahrungen mit Krieg und Flucht haben, kann ein Lied davon singen. Die vergangenen 13 Jahre im Trägerkreis Junge Flüchtlinge zeigen, dass durch sofortige Teilhabe an Gesellschaft und Kultur eine psychische und physische Stabilisierung der jungen »Noncitizens« besser gelingt. »Der Alltag der Schüler/-innen ist geprägt durch die Erfahrungen der Flucht selbst sowie durch den sozialen und rechtlichen Status ‚Flüchtling‘. Viele unter ihnen sind aufgrund ihrer Biografien tief traumatisiert. Orientierungslosigkeit und Zukunftsängste sind ihre ständigen Begleiter. Denn die Hoffnung, in Europa Halt zu finden und ihr Leben ordnen zu können, wird zunächst meist bitter enttäuscht. Der Zugang zum staatlichen Bildungssystem etwa erweist sich für über 16-Jährige in den meisten Bundesländern immer noch erschwert«, schreibt die SchlaU-Schule in ihrem pädagogischen Konzept1. Die Jugendlichen befinden sich durch ihre Flucht und ihren Status in der deutschen Gesellschaft in einer permanenten Risikolage, die unter anderem Konzentration, Schlaf, aber auch Lebensfreude raubt und somit Bildungschancen schmälert. Das zirkuspädagogische Projekt hat die besondere Chance geboten, nicht nur an den Verunsicherungen und Vulnerabilitäten der Jugendlichen zu arbeiten, sondern über den Schulunterricht hinaus ihre Selbstwirksamkeitserwartung und Selbst wahrnehmung gezielt zu stärken. Nur in der Förderung dieser individuellen und sozialen Kompetenzen kann den häufig tief sitzenden Gewalterfahrungen begegnet werden und können die 1 Aus dem Konzept der SchlaU-Schule. Verfügbar unter: http://www.schlau-schule.de/lehrkonzept/so-arbeitet-schlau.html (12. 03. 2014). Best Practice In acht fünftägigen Kursen wurden die jungen Flüchtlinge an die zirzensischen Disziplinen herangeführt. Vier Stunden täglich lernten sie als Basisdisziplinen Jonglage, Akrobatik und Balance mit dem Ziel, eine Abschlusspräsentation für Betreuer/innen und Freund/-innen zu erarbeiten. Dies sollte die im Alltag oftmals ins Wanken geratene positive Selbstwahrnehmung begünstigen. Unsere erste Aufgabe bestand nun darin, die jungen Leute zur aktiven Teilnahme zu motivieren. Viele hatten Angst, dass ihnen wertvolle Deutschstunden verloren gehen und sie keinen praktischen Nutzen von dem Projekt haben. Wir mussten an der Stelle »durch die Hintertür gehen« und die Teilnehmenden spüren lassen, wie viel Spaß Zirkus macht. Durch die Vielfalt und Offenheit der Zirkuskünste und einen großen Erfahrungsschatz an Spielen, die die Trainer sensibel einsetzten, ist es gut gelungen, die Jugendlichen ihre Ängste vergessen zu lassen. 21 Neue Erfahrungen und Herausforderungen Eine neue Erfahrung für die Zirkustrainer stellte das Alter der Teilnehmenden sowie die sprachliche Barriere dar. Die Einführung neuer Spiele und Methoden war dadurch zunächst recht schwierig. Nachdem ein Spiel allerdings etabliert war, konnten wir eine auffallend intensive Dynamik beobachten. Die jungen Menschen, die teilweise nur Verfolgung und Angst kannten, genossen die Atmosphäre. »Jung, urban, ungezwungen und wertschätzend« sind hier die Stichworte, die beschreiben, worauf es ankam. Alle Aktivitäten waren darauf ausgelegt, dass der Bezug zum eigenen Körper gefördert wird. Die Verkopplung zwischen Körper und Kopf sollte für die Jugendlichen spürbar und nachvollziehbar gemacht werden. Dies ist aus unserer Sicht gerade für die Jugendlichen von besonderer Bedeutung, die mit Traumata zu kämpfen haben. Einige Übungen, wie das »Ha-He-Ho« Konzentrationsspiel, waren so erfolgreich, dass sie nun auch in den Unterrichtsalltag der SchlaU-Schule eingebaut wurden. Ein weiterer wesentlicher Faktor des Projekts war das Kennenlernen der eigenen Grenzen. Wie weit komme ich? Wie weit traue ich mich? Was kann ich durch Üben und Trainieren erreichen? Das »Dranbleiben bis zum Schluss« machte für viele den Reiz der Veranstaltung aus. Durch das pädagogische Konzept und die lockere Art der Umsetzung sollten »Türen geöffnet« und somit möglichst viele einzelne Persönlichkeiten abgefangen werden. Als große Herausforderung wurde es von uns empfunden, das Verhalten der Jugendlichen einzuschätzen. In jedem konkreten Fall war Konzentration und Vorsicht geboten, um die scheinbare Unlust oder gar den Boykott richtig zu deuten. Pädagogisch wie menschlich erfordert diese gegebene und gelebte Vielfalt und Begegnung mit so unterschiedlichen Persönlichkeiten ständige Präsenz und Konzentration aller Beteiligten. Bei 22 Kleine Erfolge – große Erfolge vielen Teilnehmenden war es vor diesem Hintergrund ein großer Fortschritt, spielerisch die Sicherheit, die eine Gruppe und gegenseitiger Körperkontakt bieten, in ihre Erfahrungen zu integrieren. Als Lernziel für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer hat das Trainerteam das differenzierte Weiterkommen in einem oder mehreren Bereichen angepeilt. Danach wurden individuell Schwerpunkte gesetzt, damit alle »auf ihre Kosten kommen«. Die für die Zirkuspädagogik zentralen Themen, das Übereigene-Grenzen-hinausgehen und Sich-fallen-lassen, waren mit der Zielgruppe intensiv spürbar und besonders wertvoll. Best Practice Im Umgang mit dem Thema Leistung war es entscheidend, dass die Jugendlichen in jedem Bereich, den sie für sich aussuchten, gleichermaßen gefordert wurden und Anerkennung fanden. Dabei sind das Lernen von einzelnen Tricks und die dadurch entstehende Wertung aus dem Blickfeld geraten. Durch die Balance zwischen Fordern und Anerkennen wurden primär die Freude am Ausprobieren und der Erwerb neuer Handlungsmuster und -kompetenzen angeleitet. Besonders bewegend waren für uns die Momente, in denen sich die Jugendlichen nach einem geglückten Kunststück gedankenverloren selbst Applaus geschenkt haben oder andere bejubelten. So wie sich die Jugendlichen von neuen Seiten kennenlernen konnten, lernten auch die Lehrkräfte ihre Schüler/-innen neu kennen. »Da konnte plötzlich jemand jonglieren oder über das Seil laufen – mit einer unglaublichen Konzentration«, erzählte ein Lehrer. Manchmal lösten sich im neuen Umfeld auch plötzlich Konflikte mit einzelnen, die im Unterricht bislang unnahbar erschienen. Es entstand ein viel größeres Vertrauens verhältnis zwischen den jungen Leuten untereinander und der Umgang in den Klassen hat sich nach dem Kurs merklich verbessert. Die gemeinsamen Pausen boten zudem Raum, Vorlieben und Persönliches auszutauschen, wie zum Beispiel Musik und die Freude am Tanzen. Die jungen Flüchtlinge ließen sich auf Neues ein, forderten aber im gleichen Maße Aufmerksamkeit für ihre Lebenswelten. Die auf Gegenseitigkeit basierende Wertschätzung bildete den Rahmen der Veranstaltung. Die wichtigste Erfahrung, die wir im SchlaU-Zirkus gemacht haben, war das Erleben von jeder und jedem Einzelnen als besonderen, starken Menschen mit ganz eigener Geschichte. Wir konnten uns von einer anerkennenden Pädagogik leiten lassen, die sich in ihren Inhalten und Zielen immer wieder neu an den Persönlichkeiten orientiert. Unter diesen Umständen wurde es von Lehrenden und Zirkus trainer/-innen als heilsam empfunden, dass die pädagogischen Vorgaben der Maßnahme viel Raum für Kreativität und Interpretation ließen. Der Druck eines großen Finales wurde durch die kleinen, wöchentlichen Präsentationen rausgenommen und rückte das Werten und das Vergleichen in den Hintergrund. 23 Volker Traumann (Zirkus Giovanni Bamberg) Bedürfniszentrierte Zirkusarbeit – Inklusion im Zirkus Giovanni Bamberg Der Zirkus Giovanni in Bamberg ist Teil des Don Bosco Jugend werks, unter dessen Dach ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen für über hundert benachteiligte Kinder und Jugendliche angeboten werden. Seit 1994 entwickelt die Ein richtung modellhafte zirkuspädagogische Maßnahmen für junge Menschen mit »Handicaps«. Im Focus der Zirkusarbeit stehen primär die ganzheitliche Bildung und (heil-)pädagogische Förderung der Teilnehmer. Die gegenwärtig durch »Zirkus macht stark« geförderten Projekte stellen die Trainerteams aufgrund der Heterogenität der Gruppen vor große Herausforderungen. Bündnispartner sind Förderschulen, deren Schüler zum Teil erhebliche individuelle Problemlagen, Ängste und Hemmnisse in die Zirkusarbeit einbringen. Immer wiederkehrende Indikationen sind: Angst vor Kontaktaufbau, wenig soziale Erfahrung, geringe Frustrationstoleranz, ADHS, geringes Selbstwertgefühl, Misstrauen vor unbekannten Situationen und Personen, geistige, seelische und motorische Beeinträchtigungen sowie aggressive und impulsive Verhaltensweisen. Demgegenüber stehen viele Teilnehmer ohne diese Indikationen mit offenem und uneingeschränktem Trainingszugang. aufgrund kognitiver Einschränkungen auf dieser Ebene überfordert und reagieren eher auf assoziative Trainingsanreize wie Musik oder Requisiten mit starkem Aufforderungscharakter. Einige benötigen bei der Erlernung neuer Bewegungsformen immer wieder taktile Unterstützung durch Berührungen und bewegungsgeführte Steuerung des Trainers. Gleichzeitig hat jeder Artist ein Recht auf für ihn angemessene Trainingsinhalte, die ihn weder überfordern noch unterfordern. Dadurch dividieren in manchen Gruppen die einzelnen Bedürfnisse und Trainingsniveaus sehr stark. Jedes Kind benötigt einen individuellen Trainingsansatz. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer bei aller Individualität wieder zu einer eigenmächtigen, selbstbestimmten und kreativen Gruppe zusammengeführt werden. Dies stellt große Herausforderungen an die pädagogische Kompetenz, Spontanität und Flexibilität der Zirkustrainer. In der Kleingruppenarbeit wird die Brisanz dieser Unter schiedlichkeit schnell spürbar. Die Bedürfnisse der Teilnehmer weichen mitunter stark voneinander ab. Kinder mit großen Problemen im Beziehungsaufbau benötigen beispielsweise einen Schonraum und bevorzugen anfangs eher Einzel übungen oder eine aufs Trainingsrequisit fokussierte Anlei tung. Gemeinsame Etüden mit anderen Kindern und Choreo grafiearbeit mit der ganzen Gruppe müssen sehr vorsichtig eingeführt werden. Bei vielen Kindern funktioniert die Anleitung ganz gewöhnlich über verbale Kommunikation. Andere sind Der Weg ist das Ziel: Die beabsichtigte spätere Aufführung muss sich wichtigeren Zielen und Gruppenprozessen auf dem Weg dorthin unterordnen. Der Leitsatz »Jeder ist beteiligt und fühlt sich wohl in der Gruppe« wird immer wieder von allen kontrolliert. Notfalls wird der Trainingsprozess unterbrochen und es wird mit den Kindern geklärt, wie auftretende Unzufriedenheiten beseitigt werden können. Empowerment: Die Kinder werden angehalten, selbst darauf zu achten, ob alle integriert sind und sollen eigene Lösungen für Probleme finden. Zum Beispiel: »Glaubt ihr, D. hat mitbekommen, wo ihr Euch auf die Bühne stellen wollt?« »Versucht doch mal, ihm Eure Vorschläge zu vermitteln ohne zu sprechen.« Diese Pädagogik beinhaltet die Einbeziehung aller unterschiedlicher Eigenschaften, Verhaltens- und Denkweisen. Gegenseitige Akzeptanz, Unterstützung und die Anerkennung des Anders-Seins sind in diesem Zusammenhang wichtige Ziele der heilpädagogischen Zirkusarbeit. Individuelle Trainingszugänge: Heilpädagogische Zirkusarbeit nutzt die intrinsische Motivation der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Der Trainer muss sich mitunter von 24 Best Practice Die Mehrheit der erwachsenen Anleiter im Zelt hat neben zirkuspädagogischer Aus- oder Fortbildung eine pädagogische Grundausbildung als Sozialpädagoge, Erzieher, Heilpädagoge oder Heilerziehungspfleger. Teamberatung nach jedem Training ist Standard. Als hilfreich haben sich unter anderem folgende methodische Prinzipien erwiesen. traditionellen Disziplin- und Lehrwegvorstellungen verabschieden und individuelle Vorstellungen und Interpretationen der Kinder zulassen. Manchmal wird ein Drehteller zum »Wurfufo« und ein Jonglierball verwandelt sich in das Rollobjekt einer Kugelbahn.Hat der Trainer den Mut,sich der Lust des Teilnehmers an dieser Neuinterpretation anzuschließen, begeben sich beide auf einen neuen Weg voller Spiel, Spaß und Energie mit oftmals authentischen und verblüffenden Aufführungsergebnissen. Die Eigenmotivation der Teilnehmer ist ein wichtiger Motor für den Trainingsfortschritt. Beharrt der Trainer hingegen auf seinem Weg, können Frustration, Enttäuschung und Energieabbau des Teilnehmers die Folge sein. Ressourcenorientierung: Aufgabe des Pädagogen ist es, die in jeder Person vorhandenen Stärken, Ressourcen und Handlungspotentiale zu entdecken und zu fördern. Insbesondere benachteiligte Kinder und Jugendliche wollen und sollen über ihre Stärken definiert werden. Ressourcen orientierung stellt die Stärken (Ressourcen) in den Mittelpunkt und nicht die Defizite. Konsequentes ressourcenorientiertes Arbeiten vermeidet daher defizitäre Beschreibungen von Denkund Handlungsmustern und sucht nach Zugängen des Verstehens, auch und gerade solcher Verhaltensweisen, die als problematisch beschrieben und etikettiert werden. Auf diese Weise versucht der Trainer den Kindern Vorbild zu sein für den Umgang mit der Verschiedenheit der Teilnehmer. Immer wieder scheitern wir auf dem Weg, die unterschiedlichen Bedürfnisse »unter einen Hut« zu bekommen. Und mitunter sind wir weit entfernt vom perfekten Training, erleben eine Trainingseinheit als unstrukturiert und völlig chaotisch. Manchmal sind wir dann erstaunt, wenn die Kinder gerade nach so einem Training schwärmen, »wie toll es heute war«. Die wertvollste Erfahrung für uns Trainer ermöglichen uns immer wieder die Kinder und Jugendlichen: Mit großer Selbstverständlichkeit akzeptieren sie meist von der ersten Trainingseinheit an das Anders-Sein ihres Gegenübers. 25 Gerhard Bitterwolf (Förderverein der Grundschule II Stadtallendorf) Ein Zirkusprojekt im sozialen Brennpunkt Stadtallendorf ist eine mittelhessische Industriestadt mit etwa 20 000 Einwohnern und einem hohen Zuwandereranteil. Besonders im Einzugsbereich der Grundschule II hat sich ein sozialer Brennpunkt entwickelt. Die Situation vieler Kinder und ihrer Familien in diesem Brennpunkt ist geprägt durch geringe Einkommen, Arbeitslosigkeit oder unsichere Arbeits verhältnisse, Bildungs- und Kulturferne. Auffallend ist zudem die Häufung physischer und psychischer Beeinträchtigungen durch mangelnde Bewegung, Fehl ernährung und exzessiven Medienkonsum. Die Folgen sind neben motorischen Defiziten, Übergewicht und Adipositas vielfach Lern-, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen. Deshalb ist für den Förderverein der Grundschule II Stadt allendorf seit 2005 Bewegungs- und Gesundheitsförderung ein Schwerpunkt. Ein Ziel ist, durch ein hoch motivierendes, vielfältiges und differenziertes Bewegungsangebot nachhaltige Verbesserungen zu erreichen. Dabei erwies sich ein zirkuspädagogischer Ansatz als besonders geeignet, die Bewegungs entwicklung der Kinder, deren Selbstbewusstsein, Kreativität und Zusammenhalt zu fördern. So entstand das Konzept »Traumfänger«: Alle 400 Kinder lernen in den ersten beiden Schuljahren außerhalb des Unterrichts Bewegungs- und Darstellungsformen aus dem Zirkus kennen. Danach können sie sich – unter einer Reihe von AGs – für die AG Zirkus und Akrobatik entscheiden. Natürlich war die Verwirklichung dieses Konzepts nicht einfach. Im Grunde musste in jedem Schuljahr die finanzielle Basis neu geschaffen werden. Dabei hat sich eine enge Zusammenarbeit von Förderverein, Schule und Eintracht Stadtallendorf entwickelt, aus der unser lokales Bündnis für Bildung hervorging. 26 Zirkus macht stark – ein Quantensprung Das neu gegründete Bündnis und das Förderprogramm »Kultur macht stark/ Zirkus macht stark« bedeutet für die Zirkusarbeit in Stadtallendorf einen Quantensprung. Erstmals können wir längerfristig auf einer soliden finanziellen Grundlage arbeiten, das ursprüngliche Konzept weiterentwickeln und das Projekt für Kinder aus dem Sozialraum öffnen. Besonders vorteilhaft ist die Mitarbeit von Übungsleitern aus dem Verein, die eigene Erfahrungen als Leistungsturner einbringen. Inzwischen hat sich der Magistrat der Stadt Stadtallendorf unserem lokalen Bündnis für Bildung angeschlossen. An den Halbjahreskursen nehmen regelmäßig etwa 40 Kinder aus dem offenen Ganztag der Schule und weitere 15 Kinder aus dem Sozialraum teil. Rund 90% der Teilnehmer kommen aus Zuwandererfamilien; zwei Drittel davon sind Mädchen muslimischen Glaubens. Der Schwerpunkt der Kurse liegt im Bereich Akrobatik. Er umfasst Bodenakrobatik, Luftakrobatik am Trapez und am Vertikaltuch, Gleichgewichtsakrobatik sowie Trampolinspringen. Zeitweise bieten wir zusätzlich Clownerie und Zauberei an. In jeder Pause oder Sportstunde wird sichtbar, wie das Metier Zirkus und Akrobatik die Bewegungskultur an der Grundschule II prägt. Ebenso wie viele Kinder jede Gelegenheit nutzen, einem Fußball nachzujagen, schlagen nicht weniger Kinder unermüdlich Räder, üben Handstände oder funktionieren Spielplatz und Sporthalle zum Akrobatikparcours um. Diese Begeisterung ist die Basis aller Erfolge. Öffnung Ein wesentliches Element des Traumfänger-Konzepts sind neben eigenen Bühnenprogrammen regelmäßige Gastauftritte bei Turnfesten, reisenden Zirkussen, Sportlerehrungen, Stadt festen oder Mittelaltermärkten, mit denen wir jährlich zwischen 5 000 und 10 000 Zuschauer erreichen. Durch diese Auftritte haben wir unsere Bekanntheit in der Region erheblich gesteigert und diverse Preise und Auszeichnungen gewonnen (z. B. Jugendkulturpreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf, 1. Preis beim Marburger Wettstreit der Gaukler). Zugleich verbinden wir mit den Auftritten das Ziel, dem Publikum eine faszinierende Körper- und Bewegungskultur nahezubringen, die weit in die Antike zurückreicht. Im September 2013 haben wir das Video »Akrobatik Traum fänger« ins Netz gestellt. Seit Dezember 2013 ist das Video an erster Stelle in der Rankingliste von Youtube (Akrobatik) und Google (Videos/ Akrobatik) gelistet. Gegenwärtig (Mai 2014) verzeichnen wir 150 000 Aufrufe aus 144 Ländern, zu denen täglich rund 700 weitere Aufrufe kommen. Beflügelt von diesem Erfolg haben wir weitere Videos zur Akrobatik am Vertikaltuch, zur Clownakrobatik und zur Bo denakrobatik erstellt. Eine Besonderheit ist das Video zur Bodenakrobatik, in dem wir gemeinsam mit den Kunsttur nerinnen von Eintracht Stadtallendorf die Faszination der Akrobatik mit der Ästhetik des Kunstturnens verbinden. Best Practice Ein Plädoyer für Respekt und Weltoffenheit Bühnenprogramme bieten die Möglichkeit, die kreativen Potentiale von Kindern in einer Synthese von Akrobatik, Musik, Kunst, Theater, Tanz und Magie zusammenzuführen. Zugleich können sie Inhalte vermitteln, Denkanstöße geben und Einstellungen prägen. »Unsere Welt ist bunt« – dieser Titel unseres ersten Programms beschreibt auch das Ziel, das dem Traumfänger-Projekt zugrunde liegt. Mit »Leanas Traum« bereiten wir ein neues Bühnenprogramm vor, das in die Welt der Gaukler, Spielleute und Theatermacher des Mittelalters führt. Diese reisenden Künstler brachten Abwechslung, Freude, mit einem Wort: Kultur in das triste Leben vieler Menschen; allerdings konnten Neugierde und Beifall jederzeit in Ablehnung und Verfolgung umschlagen. Die Geschichte, in der die Freundschaft zweier ungleicher Kinder Unwissen, Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit überwindet, ist zugleich ein durchaus aktuell verstehbares Plädoyer für Weltoffenheit und ein respektvolles Zusammenleben der Kulturen. 27 Jana Hetsch-Wiehl (ZZB Halle) Zirkus Klatschmohn in der Schule – Blütezeit im Zirkus »Wir haben heute Zirkus!« tönte es laut über den Vorplatz der Turnhalle. Acht Kinder im Alter von 12 bis 14 Jahren hatten einmal in der Woche etwas anderes vor als ihre Freunde. Die Kinder einer Förderschule aus einem strukturschwachen und von sozialer Benachteiligung geprägten Stadtteil Halles trainierten für ein halbes Jahr im Rahmen einer Zirkus-AG nach dem Unterricht Akrobatik, Luftartistik, Jonglage und Gleichgewichtskünste. Dafür stellte ihre Schule die Turnhalle unentgeltlich zur Verfügung und die Zirkuspädagogen und Trainer des Kinderund Jugendzirkus Klatschmohn kamen, um mit ihnen neue (Bewegungs-) Erfahrungen zu sammeln. Es war immer wieder ein besonderer Moment, wenn die Mitarbeiter des ZZB Halle (Zentrum für Zirkus und bewegtes Lernen Halle e.V.) die vielen Kisten, Matten, Bälle, Laufkugeln, bunten Teller und Tücher aus dem leuchtend roten Hänger holten. Oft nahmen die Kinder daran schon aktiv teil und stimmten sich so auf das kommende Training ein. Gemeinsam erlebten sie in gruppendynamischen Prozessen, wie Anstrengung und Durchhaltevermögen Spaß machen kann und zu sichtbaren Erfolgen führte. Dabei bewährten sich erneut die didaktischen und methodischen Prinzipien des Zirkus Klatschmohn. Konsequent wurden die Kinder in alle Entscheidungen einbezogen und ihre Wünsche und Ideen wurden ernst genommen. Genauso so konsequent mussten sie sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen und entsprechend Verantwortung übernehmen. Nicht selten zeigte sich, dass diese Aufgabe eine größere Herausforderung war als das Jonglieren mit Bällen oder das Laufen auf einer Kugel! Dennoch gelang es den Pädagogen, die Kinder zu individuellen Höchstleistungen zu motivieren. Gerade die Eigenschaften, die ihnen im schulischen Kontext oft im Weg standen, wurden nun zu ihren größten 28 Potentialen. Aus dem »Kasper« wurde ein begabter Clown, aus dem »Zappel-Philipp« wurde ein dynamischer Akrobat. Am Ende des Kurses hatte jeder sein Element gefunden und die Kinder zeigten vor großem Publikum ihr Können. Spätestens in diesem Moment wurde allen Beteiligten klar, warum es sich gelohnt hatte, die vielen stressigen, oft konfliktgeladenen Stunden auszuhalten. Die Freude und der Stolz der Kinder, das Gefühl, etwas Großes geleistet zu haben, und der Applaus der Eltern, Freunde und Bekannten waren wertvolle Erfahrungen für die Teilnehmer des Zirkuskurses. Die Arbeit im Kurs folgte einem bewährten Muster. Die ersten Wochen hatten die Kinder Zeit, die verschiedenen Disziplinen kennen zu lernen und auszuprobieren. Zu diesem Zeitpunkt war die Motivation noch groß und die Pädagogen konnten ihren Schwerpunkt vor allem auf soziale und gruppenbezogene Prozesse legen. In diesen Momenten kam überwiegend die sozialpädagogische Profession der Trainer zum Tragen. Wie verabredet standen sie mit den Lehrern der Förderschule in Kontakt, um die individuellen Ziele für die Kinder immer wieder anzupassen bzw. zu erweitern. Zu diesem Zweck füllten sie regelmäßig einen Feedbackbogen aus, der es allen Beteiligten ermöglichte, Fortschritte sichtbar zu machen oder neu auftretende Förderziele rechtzeitig darzustellen. Anschließend gab es eine Phase der systematischen vertiefenden Ausbildung in einer selbstgewählten Zirkusdisziplin. In diesen Wochen galt es, die Motivation der Kinder aufrecht zu erhalten und die bereits erzielten Ergebnisse weiter zu sichern. Dazu haben die Trainer mit den Kindern feste Strukturen für das Training und gemeinsame Regeln erarbeitet. Individuelles Training und gemeinsame Spielphasen gehörten ebenso dazu wie regelmäßige Feedbackrunden. Tricks oder verlangte einen Aufsatz über die Schönheit des gemeinsamen Spiels. Wahrscheinlich kann auch kein Kind diese Erfahrungen nun konkret in Worte fassen, dennoch haben sie sie gemacht und werden ungleich reicher in kommende Prozesse starten. Darin liegt der wahre Zauber des Zirkus: dass kleine Wunder nebenbei passieren und große Fähigkeiten in den kleinen Dingen erlebbar gemacht werden. Um diese Erfahrungen nachhaltig zu verwerten, führte das ZZB Halle e.V. eine Fortbildung als Wochenendworkshop für Jugendtrainer und Ehrenamtliche des ZZB und aus anderen Kinder- und Jugendzirkussen durch, in welchem grundlegende und vertiefende Methoden der Zirkuspädagogik mit Kindern präsentiert wurden. Am konkreten Beispiel des Hoop-Spiels haben wir den Interessierten gezeigt, wie man mittels vieler Spiele, kleiner technischer Einführungen und kreativer Einfälle Zirkus in den pädagogischen Alltag einbinden kann. Nebenbei hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich über die philosophischen Ideen des Zirkus auszutauschen, neue didaktische und methodische Kniffe kennen zu lernen, und wurden von einer Rettungsärztin in die spezifischen Maßnahmen der ersten Hilfe eingewiesen. Am Ende folgte eine Inszenierungsphase, in welcher die Kinder ihre Nummern einstudierten, Kostüme herstellten und Requisiten bauten. Jetzt wurde für die Kinder deutlich sichtbar, dass nicht nur die sportlichen und kreativen Fähigkeiten zum erfolgreichen Inszenieren führten, sondern vor allem ihre sozialen Kompetenzen eine schöne Nummer garantierten. All diese Erfahrungen passierten ganz »nebenbei«. Niemand präsentierte im Ethikunterricht Normen und Werte, berechnete an der Tafel die Wahrscheinlichkeit des Gelingens eines Best Practice Somit konnten wir durch die Förderung des Programms »Zirkus macht stark« ein rundum gelungenes Päckchen schnüren. Sowohl der Zirkuskurs als auch der organisierte Workshop für die ehrenamtlichen Helfer waren erfolgreich und wir können zufrieden auf das Geschaffte zurück blicken. Dennoch haben wir gemerkt, dass das Engagement und die Motivation der Teilnehmer erarbeitet werden müssen und einem nicht einfach so zufliegen. Wir wünschen uns sehr, weiterhin in diesem Bereich aktiv sein zu können und dabei auf Bündnispartner wie das Programm »Zirkus macht stark« vertrauen zu können. 29 Claudia Vogel/Chris Murawski (Zirkus Bellissima, Speyer) »Kleine Artisten – ganz groß!« bei Zirkus Bellissima In der Woche vom 5. – 9. August 2013 fand in der Sporthalle der Schule im Erlich in Speyer eine Schnupperwoche speziell für Kinder und Jugendliche statt, die am Projekt »Zirkus macht stark« teilnehmen. Alle waren pünktlich und sehr aufgeregt, einige Mädels hatten sogar Bauchschmerzen. In einer kurzen Vorstellungsrunde wurden die verschiedenen Regeln besprochen und der Tagesablauf vorgestellt. Nach der Einteilung der Teilnehmer in drei Gruppen – Sonderwünsche von einigen Jugendlichen wurden hierbei berücksichtigt – wurde mit der Einführung und dem Kennenlernen der verschiedenen Disziplinen begonnen. Natürlich gab es einige Kinder, die in den Zirkus-AGs schon Vorkenntnisse erworben haben. Sie wurden nach einer gemeinsamen Einführung mit speziellen Aufgaben beschäftigt, z. B. das Üben vom Jonglieren mit Basketbällen oder unterschiedlich großen Bällen und das Einstudieren einer Partnerübung. Nach der Mittagspause fand ein freies Training statt, in dem die Teilnehmer ihre Aktivitäten frei wählen durften. Dieses Angebot hatte großen Motivationscharakter, da für jeden Einzelnen die Möglichkeit bestand, sich mit einer Einheit intensiv zu beschäftigen und die Fähigkeiten in seiner »Lieblingsdisziplin« zu vertiefen. Am zweiten Tag erschien wieder jeder Teilnehmer – manchen schmerzte der gesamte Körper aufgrund der ungewohnten, intensiven Bewegung. Doch jeder wollte mit ungebremstem Eifer auf jeden Fall weiter machen. Aufgrund der Nachfrage und Initiative einiger Jugendlicher ergab sich die Situation, dass drei Disziplinen besonders intensiv geübt wurden: Es bildete sich eine Einradgruppe und zwei Mädchen durften ihre ersten positiven Erfahrungen am Boden vertiefen und übten Rad, Handstand und Handstandüberschlag. Die dritte Gruppe erweiterte ihr Können in verschiedenen Balance-Einheiten. 30 Der dritte Tag begann mit müden und erschöpften Artisten und einem dringend notwendigen schwungvollen Spiel. Die Angebote Partnerakrobatik, Trapez und Einrad waren allerdings so ansprechend und interessant, dass die körperliche und psychische Erschöpfung schnell verschwunden war. Auch in diesen Einheiten wurden die Artisten individuell behandelt und manche, die mit dem jeweiligen Gerät aufgrund der Zirkus-AG im Vorfeld schon vertraut waren, bekamen »Extrafutter«, indem sie z. B. bei der Kugel zusätzlich Reifen bekamen, beim Einrad mit Schrubber und Eimer üben durften und differenzierte Übungs angebote am Seil kennenlernten. Große Freude bei J.: Ein Trainer hat ihr aufgrund ihres fleißigen Trainings und der tollen Erfolge beim Einradfahren eine Überraschung für heute versprochen. Sie hat es vor Spannung kaum ausgehalten und – so erzählt sie – die Nacht nicht geschlafen. Der Trainer holt für sie ein Hochrad hervor, auf dem sie üben darf. Nach der Mittagspause mit Wasserschlacht im Bikini und Badehose folgte auch heute wieder ein freies Training. J. übt das erste Mal auf dem Hochrad quer durch die Halle. Sie zeigt sehr viel Mut und Konzentration und strahlt über das ganze Gesicht, als ihr Erfolg von den anderen Artisten beklatscht wird. Während dieser Phase schwanden die Hemmungen bei den Artisten mit einem für die Trainer beeindruckenden Selbst verständnis. Sie fassten sich an den Händen, kletterten ohne großes Zögern aneinander hoch und unterstützten sich in allen Disziplinen. Ein kräftiger, sehr nachdenklicher Junge beschließt, seine Ängste zu überwinden und auf das Trapez zu klettern. Mit Unterstützung der Trainer und unter den Zurufen der Freunde überwindet er seine Höhenangst und kämpft sich nach oben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er Übungen am Trapez immer verweigert. Oben angekommen, ist das Strahlen auf seinem Gesicht nicht mehr wegzubekommen. T., unser Supersportler und der Älteste der Gruppe, fordert immer noch was mehr an Angeboten, um seinen Ehrgeiz zu stillen. Er lernt, einarmig am Trapez zu hängen und gemeinsam mit dem Trainer eine weitere Partnerin bei der Bodenakrobatik mit den Händen hochzustemmen. In der Begrüßungsrunde am vierten Tag wurde vom Trainerteam das Motto der Aufführung »Auf dem Pausenhof ist was los!« vorgestellt und von allen begeistert aufgenommen, da diese Idee immer wieder aktuell war und der »echte« Pausenhof in der gesamten Woche eine zentrale Rolle eingenommen hat. Es folgte ein aktiver Tag mit viel Aktionen, viel Musik, Zuschauen bei den anderen, Zwischenapplaus, eigenen Planungen und Veränderungen, Wunscherfüllungen – die Nervosität und die positive Anspannung stieg langsam an! Am Morgen des fünften Tages stimmten wir uns ganz besonders auf diesen Tag ein und besprachen auch den gesamten Ablauf. In der ersten Einheit wurden Plakate gezeichnet und das Hausmeisterbüro und der Pausenhof eingerichtet. Es herrschte eine besondere Stimmung! Um 11 Uhr folgte die Generalprobe: Das Programm stand und jede einzelne Nummer hatte ihren Platz, alles war passend abgestimmt. Plötzlich taucht ein Problem auf und ein Mädchen beginnt recht emotional, ja aggressiv zu reden: »Ich mache bei der Aufführung nicht mit!« Zunächst geschocktes Schweigen, dann ungläubiges Murmeln bei den anderen Artisten. Eine Trainerin nimmt das Mädchen mit nach draußen, um in einem abgelegenen Raum ruhig über die Situation sprechen zu können. Die Jugendliche ist an diesem Nachmittag bei einer Freundin zum Geburtstag eingeladen und die Freundin fordert von ihr, dass sie kommt. Wir wollen, dass sie, wie schon zu Beginn des Kurses mit ihr besprochen und freiwillig entschieden, zur Aufführung bleibt. Auf einen Kompromiss, dass sie nach der Vorstellung von der Trainerin zum Geburtstag gefahren wird, lässt das Mädchen sich nicht ein. Es werden verschiedene Möglichkeiten besprochen, doch keine Entscheidungsfindung ist möglich. Die Jugendliche sitzt mehr als 45 Minuten am Rand der Sporthalle und ringt mit sich. Wie wird sie sich positionieren? Gegen die gesamte Gruppe, Best Practice für die Freundin? Den Trainern ist bewusst, dass das Mädchen aufgrund einer sehr schwierigen familiären Situation sich selbst immer wieder in solche Situationen bringt und diese negativen Erfahrungen herausfordert. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sie die Entscheidung selbst fällt. Sie muss mit den Konsequenzen umgehen lernen und kann mit einer gewissen Akzeptanz der Trainer ihr gegenüber rechnen. Schließlich teilt sie den Trainern mit, dass sie zum Geburtstag gehen wird – und zwar sofort! Wir verabschieden uns von ihr und lassen sie ziehen. Zurück bleibt J., die mit dem Mädchen zusammen eine tolle Einradnummer einstudiert hatte. Ungläubig, mit offenem Mund, fast verzweifelt. Was nun? Wir überlegen gemeinsam und alle Trainer sind überzeugt, dass sie den Hauptteil der Nummer allein bewältigen kann – mit der Unterstützung von D., der bereitwillig und spontan eine kleine, aber für die Nummer wichtige Rolle übernimmt. J. zweifelt und ist sich nicht sicher, ob sie es schaffen wird. Das Lampenfieber wächst! Durch den Zuspruch der anderen und die Unterstützung der Trainer steigt ihr Wille, es zu schaffen. Immer wieder murmelt sie sich selbst die Reihenfolge ihrer Nummer vor. Ihr Auftritt später wird zu einem Riesenerfolg. Mama und Oma kämpfen mit den Tränen, ihre Schwester ist schwer beeindruckt und auch die Lokalzeitung honoriert ihre Leistung mit einem Bild neben dem Bericht. Die Aufführung entwickelte sich zu einer Glanzleistung eines jeden Einzelnen. Jeder wusste, was zu tun war, hinter der Bühne herrschte stilles Gewusel und die »Fertigen« wurden abgeklatscht und gelobt. Zum Abschluss kam J. als Putzfrau aus der hinteren Ecke mit dem Hochrad. Die ganze Mannschaft zeigte auf sie und wartete, bis sie die Manege erreicht hatte. Dann ein tosender Applaus für alle! Eine mit viel positiver Energie gefüllte Woche ging für die Artisten und die Trainer zu Ende. Das neu gewonnene Gemeinschaftsgefühl und die guten Erfahrungen auf der Bühne haben uns stark werden lassen. Die Woche ging viel zu schnell vorüber und es fiel allen schwer, Abschied zu nehmen. Nach einem gemeinsamen Abschlusskreis und einem Zirkus-T-Shirt als Geschenk gingen die Artisten mit großem Glücksgefühl mit ihrer Familie nach Hause. 31 Daniela Mende/Rebecca Stadtmüller (Zirkus Fantasia, Rostock) »Zirkus macht stark« und alle sollen es sehen! Bisher haben insgesamt ca. 120 Kinder und Jugendliche an den Zirkuswochen » Ein Zelt voller Leben« im August, September und Oktober 2013 und im März 2014 sowie am Zirkuskurs »Die Fantastischen« von November 2013 bis April 2014 teilgenommen. Begeisterung und zauberhafte Augenblicke haben wir fortwährend in einem Blog dokumentiert. Großartige Geschichten sind hier entstanden. Wunderbare Fotos gibt es zu sehen. Der Blog dient als eine Art Projekttagebuch, welches die Arbeitsprozesse dokumentiert und für alle Interessierten sichtbar werden lässt. Diese Idee ließ sich von Beginn an gut verwirklichen. Für die Themen Dokumentation und Transparenz ist dieses Medium bestens geeignet. So ist der Blog einerseits für einige Kinder und Jugendlichen eine gute Möglichkeit, ihren Eltern bereits vor der Show zu zeigen, woran sie arbeiten. Sind wir andererseits auf der Suche nach neuen Bündnispartnern oder auch Sponsoren, dann lässt sich herrlich unkompliziert auf unseren Blog verweisen. Wichtige Voraussetzungen hierfür sind, dass der Blog aktuell ist und zu Beginn jedes neuen Projektes die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwendung von Fotos mit den Akteuren und den Eltern über eine Erklärung abgesichert sind. Während der Projektplanung und der Konzeption des Blogs erhofften wir uns, für die Akteure und andere Interessierte eine Plattform zu schaffen, auf der sie miteinander kommunizieren können. Wir hatten die Idee, dass sich Zirkuspädagogen anderer Projekte zu Wort melden, um in fachlichen Austausch mit unseren Kursleitern zu treten, und dass sich die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen über Kommentare beteiligen. Dieser Austausch fand jedoch nicht statt. Hierfür könnte es verschiedene Gründe geben. Wir vermuten, dass einerseits der Zugang zum Blog für einige Akteure nicht möglich ist, andere vielleicht nicht die Fähigkeiten zur selbstständigen Nutzung des Blogs haben. 32 Reaktionen anderer Zirkuspädagogen brauchen vielleicht noch etwas Zeit und einen höheren Bekanntheitsgrad des Blogs. Eine weitere wichtige Erfahrung der vergangenen Projektmonate ist die Tatsache, dass die aktuelle, inhaltlich ansprechende und liebevolle Pflege des Blogs sehr zeit- und arbeitsaufwändig ist. Wir werden den Blog weiter nutzen und passen deshalb die Form und den Arbeitsaufwand hinsichtlich der Aktualisie rungsintervalle an die gewonnenen Erfahrungen an. Das bedeutet, es wird zum Ende einer jeden Zirkuswoche einen Blog als Dokumentation und zusammenfassende Rück schau geben. Der Blog wird von den Kursleitern gestaltet. Die Bildergalerie bleibt erhalten, denn Fotos sind ein perfektes Medium, um Stimmungen und besondere Augenblicke festzuhalten. Somit bleibt eine regelmäßige Fotodokumentation während der Projektkurse unerlässlich. Das gibt uns die Möglichkeit, auch nach einer weiteren Projektrunde wieder großformatige Erinnerungsbilder der Pro jektarbeit auszustellen. Die Rückmeldungen zu unserer ersten Veröffentlichung der Erinnerungsbilder anlässlich der Saisoneröffnung 2014 sind ausschließlich positiv. Die 25 Bildertafeln hingen außen an unseren Zirkuswagen und viele Besucher und auch die Zirkus künstler selbst staunten und waren begeistert und stolz. Die Arbeit der Kinder und Jugendlichen war nicht nur für den einen Moment auf der Bühne sichtbar, sondern viele kleine zauberhafte Augenblicke der vergangenen Projektwochen sind im Foto festgehalten und lassen sich wieder und wieder geduldig betrachten. Die Ausstellung der Erinnerungsfotos ist zunächst als Wander ausstellung »Erinnerungsfotos gehen auf Reisen« konzipiert. Sie wird einerseits in den Räumen unserer Bündnispartner zu sehen sein, andererseits auch an verschiedenen exponierten Plätzen unserer Hansestadt, um auf unsere Projekte und die vielfältigen Möglichkeiten zirkuspädagogischer Arbeit aufmerksam zu machen. Danach werden die Fotos an diejenigen übergeben, denen sie gehören: unseren Zirkusartistinnen und Zirkusartisten! Rückmeldung aus der St. Michael Schule zur Ausstellung »Erin nerungsfotos auf Reisen« Erinnerungsfotos an das Zirkusprojekt »Zirkus macht stark!« hängen seit Mitte Mai in den Fluren der St. Michael-Schule Rostock. Eröffnet wurde die Fotoausstellung im Rahmen eines Schulmorgenkreises durch die Zirkuskünstler/-innen der Klassen 4 und 8 mit einem Rückblick auf die Zirkuswochen im Rahmen von »Zirkus macht stark!«. Bei der anschließenden Bühnenshow von einem Traum einer Reise über das Meer zeigten unsere Kinder, dass sie mittlerweile mit Bühne und Zirkustechniken vertraut sind, aber vor allen Dingen »Zirkusfeuer« gefangen haben. Die Bilder im Schulhaus machen seitdem Schüler/-innen und Besucher/innen neugierig, erzählen vom Projekt, den vielen Eindrücken, den schönen Erlebnissen, den tollen Erfahrungen und vor allem machen sie Lust auf mehr ZIRKUS!!! Nicole Ruch, Lehrerin an der St. Michael-Schule in Rostock Blogadresse www.ein-zelt-voller-leben.de Best Practice 33 Eindrücke aus dem Zirkus San Pedro Piccolino in Werl »Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum« ist der Slogan vom Zirkus San Pedro Piccolino in Werl. Der kleine ehrenamtlich geführte Zirkus hat im ersten Förderjahr von Zirkus macht stark zwei Projekte durchgeführt, einen Zirkuskurs im Nachmittagsbereich und eine Zirkuswoche. Das Bündnis in NRW besteht aus dem Zirkus, einer Grundschule und dem Schul- und Kulturamt in Werl. Die Berichte von Otti Haupt, Vorstandsvorsitzender bei San Pedro Piccolino beschreiben sehr anschaulich die Glücksmomente der teilnehmenden Kinder. Hier eine kleine Begebenheit aus der Zirkuswoche, die im Juli 2013 durchgeführt wurde: Die angemeldeten Kinder trudeln nach und nach ein, ich hole die Anmeldeliste und überprüfe die Namen. Übrig bleibt ein achtjähriges Mädchen. »Ich mache auch hier mit«, ruft sie. Ich frage sie nach ihrem Namen, überprüfe noch einmal meine Liste und stelle fest, dass sie nicht angemeldet ist. »Tut mir leid«, sage ich, »aber du stehst nicht auf der Anmeldeliste. Ist deine Mutter da oder dein Vater?« »Meine Mutter hat mich hier hergebracht und ist sofort wieder gegangen. Ich soll hier mitmachen.« Was tun? Ich rufe meine Ansprechpartnerin beim Bündnispartner an und erkläre die Situation. »Lass sie mitmachen«, wird mir gesagt. Das Mädchen macht also mit, ist zwar hyperaktiv und nicht immer ganz leicht zu führen, zerbricht auch schon mal einen Tellerdreherstab, wenn etwas nicht gleich klappt, ist aber voller Ehrgeiz, etwas zu lernen. Am nächsten Tag ist sie auch wieder da, ebenfalls am übernächsten. Die Mutter entlässt sie schon weit vor der Zirkushalle, damit sie von mir nicht angesprochen werden kann. Es ist Donnerstag, die Kinder erhalten von mir Einladungen für die Eltern zur Schlussaufführung am Freitag. Das Mädchen fängt an zu weinen. »Meine Mutter kommt nicht, die interessiert sich ja gar nicht für mich und für das, was ich tue.« Ich beruhige und tröste sie, ihre Mutter komme ganz bestimmt. In 34 der Mittagspause fahre ich zur Wohnung des Mädchens. Die Mutter ist zu Hause. Ich gebe ihr die Einladung und bitte sie, zur Aufführung zu kommen. Sie ist ablehnend: »Ich musste als Kind auch alleine fertig werden, das muss sie lernen, sonst hat sie keine Chance im Leben«, betont sie. Ich versuche, dagegen zu argumentieren. Die Mutter bleibt stur. Freitagmorgen, die Kinder sind nach der Generalprobe furchtbar nervös, laufen in ihren Kostümen immer wieder nach draußen, um nach ihren Freunden und Eltern Ausschau zu halten. Die meisten kommen auch. Nur die Mutter von dem achtjährigen Mädchen nicht. Das Kind fängt an zu weinen und will nicht auftreten. Eine der Ehrenamtlichen kümmert sich um sie. Die Aufführung beginnt, ich helfe hinter dem Vorhang. Plötzlich ein Schrei, lauter als die Musik. Ich laufe um den Vorhang herum und sehe das Mädchen, das ihre Mutter an sich drückt und dann hinter den Vorhang rennt. »Wann bin ich dran? Meine Mutter ist da!«, jubelt sie. Und ihr Auftritt (sie ist Tellerdreherin und bei den Clowns) ist auch wirklich super. Sie spielt schön und ihre Tellertricks sind fehlerfrei. Nach der Aufführung bedankt sich die Mutter bei mir mit den Worten: »Ich bin superstolz auf mein Kind. Das hätte ich ihr nicht zugetraut, dass sie so schön in der Manege auftritt. Ich glaube, ich muss doch mehr Zeit für sie haben.« Sozialraumorientierte Arbeit bei der Circusschule Jokes in Bremen – Ein Interview Im Bremer Stadtteil Huckelriede ist momentan alles im Umbruch. Neben der alten Bausubstanz entstehen am Werdersee neue Wohnviertel. So wohnen nun Bürger mit geringem Einkommen, ein hoher Prozentsatz an Arbeitslosen sowie Menschen mit Migrationshintergrund neben gut betuchten Familien. Die Schere zwischen reich und arm ist groß in Huckelriede und der Stadtteil steht sowohl städtebaulich als auch in der sozialen Arbeit und Jugendarbeit vor großen Herausforderungen. Auch für die Circusschule Jokes gilt das: Das Projekt hat durch das ESF-finanzierte kommunale Förderprogramm Wohnen in Nachbarschaften (WiN) die Möglichkeit bekommen, einen eigenen Zirkusplatz mit Zelt in Huckelriede aufzubauen. Zirkus macht stark hat mit Dietmar Hatesuer, Geschäftsführer bei Jokes, gesprochen, um mehr über die sozialraumorientierte Arbeit des Zirkus und die Bedeutung der Förderung durch »Kultur macht stark« zu erfahren. Zirkus macht stark: Wie kommt es, dass ihr gerade in Huckelriede arbeitet? Welche Motivation hattet ihr, als die Arbeit dort startete, und welche Ziele verfolgt ihr? Dietmar Hatesuer: Jokes arbeitet seit vielen Jahren in verschiedenen Stadtteilen von Bremen. Vor circa fünf Jahren fingen wir ganz klein auch in Huckelriede an. In diesem Stadtteil, der einen besonderen Förderbedarf hat, gibt es nur wenige Angebote für Kinder und Jugendliche. Wir wurden angefragt, ob wir hier Zirkus anbieten möchten. In Huckelriede besteht ein gutes Netzwerk der sozialen Arbeit. Der Stadtteilmanager hat sich sehr für uns eingesetzt und es als Chance begriffen, dass Huckelriede einen eigenen Zirkus bekommt. Das hat nicht jeder Stadtteil! Mit wenigen Mitteln haben wir in den letzten Jahren sehr viel auf die Beine gestellt und tatsächlich etwas bewegt. Anfangs wurde unsere Arbeit als kleines nettes Projekt gesehen, aber allmählich haben auch Entscheidungsträger und Ämter unsere Arbeit wahrgenommen. Durch das Engagement des Stadtteilmanagers und Best Practice durch WiN konnten wir ein Zirkuszelt kaufen und wir haben nun auch einen festen Platz in Huckelriede bekommen, an welchem wir Zelt und Zirkuswagen aufstellen können. Mittlerweile ist – auch durch die Förderung im Programm Kultur macht stark – Huckelriede zum Schwerpunkt unserer Arbeit geworden. Dabei möchten wir einerseits die zirkuspädagogische Arbeit in unseren festen Zirkusgruppen verstetigen sowie mit offenen Angeboten erweitern und andererseits die Jugendarbeit des gesamten Ortsteils koordinieren. ZMS: Was erhofft ihr euch von dem neuen Zirkusplatz in Huckelriede? Hatesuer: Die Kinder in Huckelriede erreichen wir momentan hauptsächlich über Kindergärten und Schulen. Diese enge Kooperation ist sehr wichtig, denn hier im Stadtteil werden – im Gegensatz zu anderen Stadtteilen – die wenigsten Kinder und Jugendlichen von ihren Eltern zu unserer Circusschule geschickt. Wir müssen sie also dort abholen, wo sie sind – in der Schule oder im Kindergarten. Die Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen funktioniert sehr gut. Wir arbeiten mit mehreren Kitas, Grund- und Oberschulen zusammen, die sehr gerne ihre Kinder zu uns schicken. Sie sehen, dass die Kinder davon profitieren und auch dass sie als Einrichtung mit den Projekten glänzen können. Mit dem Zirkusplatz erhoffen wir uns, dass die Kinder und Jugendlichen uns als Identifikationspunkt verstehen. Wir möchten ihnen in der Freizeit einen Wohlfühlort und ein zweites Zuhause bieten. Es soll eine Perle im Stadtteil werden, die leuchtet und die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit zu uns lockt. Wir sind nun endlich kein Turnhallenzirkus mehr, sondern können einen Ort gestalten, der traditionelle Elemente des Zirkus mit modernen Bildern füllt. Unser Verein hat sich schon immer auf die Fahne geschrieben, dass er verschiedene Bewegungskünste wie Theater, Tanz und Zirkus miteinander verbindet. Nun können wir diese auch mit den traditionellen Zirkuselementen anreichern und durch das Zelt ein 35 Sozialer Zirkus mit Kindern – Sozialarbeit, Pädagogik oder Kultur? (veröffentlicht im Dossier »Kultur macht stark«, Beilage zu Politik und Kultur, 30.04. 2014) besonderes Zirkusflair erreichen. Wir hoffen, dass die Kinder sich mit diesem besonderen Ort identifizieren werden. Gerade starten wir einen Beteiligungsprozess, um die Gestaltung des Zirkusplatzes vorzubereiten. Wir haben ein Modell gebaut, das wir mitnehmen, wenn wir in unsere Gruppen zum Training gehen. Es regt die Kinder an und wir lassen ihre Fantasie erst mal sprudeln. Es gab auch eine Klausurtagung mit Vorstand, Trainern und Jugendlichen; auch dort sind viele Ideen entstanden. Wir haben noch keinen Namen für unseren Platz, die Kinder und Jugendlichen können sich auch an der Namensgebung beteiligen. ZMS: Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Förderprogramm »Kultur macht stark« gesammelt und wie könnte es nach Ende des Förder programms weitergehen? Hatesuer: Durch die Bündnisse für Bildung, die wir in Huckelriede initiiert haben, intensivieren sich unsere bereits bestehenden Netzwerke, sie werden weiterentwickelt und ausgebaut. Für unsere Arbeit in Huckelriede, die ja zu Anfang ganz bescheiden war, kam »Kultur macht stark« genau richtig. Mit den Projekten, die wir bei »Zirkus macht stark« beantragt haben, konnten wir in Huckelriede Aktivitäten für benachteiligte Kinder und Jugendliche anstoßen. Unser Ziel ist es, nachhaltige Angebote zu schaffen. Erst einmal hat sich für uns die Qualität der 36 Arbeit erhöht; durch die Förderung haben wir die Möglichkeit, mit einem guten Betreuungsschlüssel sowie notwendiger Vorund Nachbereitungszeit im Brennpunkt intensiv mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Wir haben im ersten Förderjahr Erfahrungen gesammelt und ein wenig an Scheu verloren. Alle haben gelernt, dass es wenig Unterschied macht, ob wir mit Mittelschichtskindern oder Kindern aus dem sozialen Brennpunkt arbeiten. Wir stoßen auf unterschiedliche Problemlagen, die verschiedene Schwierigkeiten für uns als Zirkuspädagogen mit sich bringen. Doch jetzt haben wir weniger Berührungsängste als vor einem Jahr. Trotzdem brauchen wir immer wieder Fortbildungen und Austausch zur konkreten Arbeit mit der Zielgruppe; davon wünschen wir uns bei »Zirkus macht stark« mehr. Sehr aufwendig ist in diesem Programm die Verwaltung; insbesondere die Abrechnung der Gelder. ZMS: Was denkst Du, wie es in den nächsten Jahren und nach Ende des Förderprogramms »Kultur macht stark« mit zirkuspädagogischen Angeboten in Huckelriede weitergehen könnte? Hatesuer: In den nächsten Jahren möchten wir die bestehenden Maßnahmen weiterführen und die Arbeit verstetigen. Wir planen auch ein neues Projekt, zusammen mit dem Bremer Karnevalsverein und einem Wohnheim für Flüchtlinge. Der Umzug beim brasilianisch angehauchten Sambakarneval bietet eine unglaubliche Bühne für Kinder und Jugendliche, auch unsere Stelzenläufer aus Huckelriede haben dort bereits einen Auftritt gehabt. Für uns kam das Angebot von »Zirkus macht stark« wirklich zum richtigen Zeitpunkt, ohne die Förderung hätten wir nicht so viel anstoßen können. Die Basis, die wir mit der kommunalen Förderung für das Netzwerk Jugendarbeit haben, ist sehr wichtig. Sie reicht aber nicht aus und so müssen wir – wie immer – nach 2017 uns nach neuen Fördermöglichkeiten umsehen, das sind wir leider gewohnt. Diskussionsteilnehmer: Karl Köckenberger, Projektleiter »Zirkus macht stark« Karl Ulke, Sozialarbeiter und Zirkuspädagoge, Mitarbeiter im Zirkus Zack des Vereins Vuesch Ronald Wendorf, künstlerischer Leiter, Fachbereich Artistik, Staatliche Ballettschule Berlin und Schule für Artistik, Beiratsmitglied »Zirkus macht stark« Gisela Winkler, Vorstandsmitglied »Zirkus macht stark / Zirkus für alle e.V.« Karl Ulke: Diese ständige Frage nach der Kunst in der Zirkuspädagogik nervt mich. Was den Zirkus besonders und interessant für die Pädagogik macht, ist sein Potential als Methode. Insbesondere seine strukturelle Geschlossenheit, dass alles, was im Zirkus passiert, auch Zirkus ist, und seine gleichzeitig strukturelle Offenheit, dass alles auch zu Zirkus werden kann. Oft sind es die Pädagogen, Trainer/-innen und Projektträger, die den Anspruch haben, Kunst zu machen. Für viele Kinder und Jugendlichen aber steht dies vordergründig überhaupt nicht im Fokus. Karl Köckenberger: Sozialer Zirkus, was ist das überhaupt? Im Zirkus wird jedes Kind akzeptiert und kann mitmachen. Ob sozialer Zirkus oder Zirkusschule – die Zirkuspädagogik ist immer gleich: Sie setzt bei den Kompetenzen jedes Menschen an und bietet eine Möglichkeit, diese in der Manege zu entfalten. Ronald Wendorf: Es ist absurd, dass in Deutschland ein Unterschied zwischen Oper oder Theater und Zirkus gemacht wird. Wenn es um die Hochkultur geht, fragt sich keiner, ob es Kunst ist – bei Zirkus immer. Vielleicht brauchen wir den Kunstbegriff nur, um bestimmte finanzielle Förderungen für die Zirkuspädagogik zu bekommen? Best Practice Karl Köckenberger: Die Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen, die durch »Kultur macht stark« ermöglicht wird, ist ein großes Potential. Wir als Träger der kulturellen Bildung können mit dem Programm eine Zielgruppe erreichen, die sonst aufgrund von fehlenden Ressourcen schwer Zugang zu Kultur findet. Sozialer Zirkus ist für mich ein Zirkus, der für alle offen ist. Karl Ulke: In der Zirkuspädagogik ist der pädagogische Anteil oft sehr groß. Teilweise ist die Basis bzw. Sicherheit überhaupt nicht vorhanden, um künstlerisch arbeiten zu können. Gerade in Projekten mit der Zielgruppe, die wir mit »Kultur macht stark« erreichen möchten – die Probleme und Hindernisse mitbringen –, muss ich erst viel pädagogische Arbeit leisten, um künstlerische Prozesse zu ermöglichen. Karl Köckenberger: Kunst ist es aber nicht erst, wenn das Kind darüber reflektieren kann. Kunst kann auch bei einem kleinen Kind entstehen. Das Besondere am Zirkus ist, dass nicht das Produkt die Kunst ist, sondern der Prozess und das im Moment entstehende Produkt. Zirkus ist die Show, mit einem Publikum im besonderen Raum. In der Manege entsteht für einen Augenblick ein Kunstwerk – immer mit dem Risiko, dass der Artist scheitern kann. Die Zirkuskunst ist vergänglich, sie bleibt aber im Gedächtnis haften, weil sie Gefühle auslöst. Dieses Wesen des Zirkus ist der Grund, warum Kinder und Jugendliche Spaß an Zirkus haben und warum die Zirkuspädagogik besonders geeignet ist, benachteiligte Kinder und Jugendliche zu erreichen. Ihnen gefallen der Nervenkitzel und das Gefühl, das sie bekommen, wenn sie im Zirkus ihre eigenen Grenzen überwinden, etwas schaffen und dafür durch das Publikum Anerkennung bekommen. 37 Karl Ulke: Das auf den Zuschauer gerichtete Produkt ist das Ziel fast jedes zirkuspädagogischen Arbeitens; es geht jedoch vor allem darum, den Prozess zu gestalten. Ein Produkt kann höchst künstlerisch, aber überhaupt nicht Ausdruck der Kinder und Jugendlichen sein. Der künstlerische Aspekt sollte darin bestehen, dass der Zuschauer auf der Bühne in einem Moment sehen kann, was im ganzen Prozess passiert ist. Dies ist nur möglich, wenn der Zirkuspädagoge einen partizipativen Prozess zulässt, diesen als Maxime in seiner Arbeit sieht und somit den Prozess mit in die Inszenierung fließen lässt. Eine zirkuspädagogische Einrichtung muss Zirkuspädagogik an der individuellen Lebenswelt von Kindern ausrichten und nicht an Zielgruppen, die von der Politik definiert sind. Ich möchte Begriffe wie bildungsbenachteiligt hinterfragen. Nicht nur Kinder mit Migra tionshintergrund oder aus Familien, die Hartz IV empfangen, sondern auch die wohlstandsverwahrlosten Kinder können von Benachteiligung betroffen sein. Sie sind von vielen Zwängen geprägt und eins unserer pädagogischen Ziele muss es sein, ihnen – zumindest teilweise oder temporär – Freiheit von diesen Zwängen oder den Umgang mit ihnen zu ermöglichen. Das ist die Basis für kreativ künstlerischen Ausdruck. Karl Köckenberger: Es ist die Chance der kulturellen Bil dung, dass Zirkus-, Theater- oder Tanzprojekte im Gegensatz zur Schule künstlerische Prozesse initiieren können. Zu den Projekten kommen die Kinder freiwillig und sie erfahren außerhalb der Schule eine andere Form des Lernens. Sie haben nicht den Anspruch, Kunst zu machen oder an pädagogisch wertvollen Projekten teilzunehmen. Sie suchen einen Raum, in dem sie etwas Neues ausprobieren und erleben können. Genauso wichtig ist aber die Kooperation mit Bildungseinrichtungen, weil über sie wirklich alle Kinder erreicht werden können. Meine These ist, dass ein guter Pädagoge, der partizipativ arbeitet, es schafft, einen künstlerischen Prozess anzustoßen. Künstler sind die Kinder, die darin unterstützt werden, etwas auszudrücken. Die Freude, dass sie gelernt haben Kugel zu laufen und dies auf der Bühne zeigen. Wenn die Pädagogik es nicht schafft, Freiheit 38 zu erzeugen und partizipativ zu arbeiten, dann ist der Zirkus Dressur. Das Resultat gefällt vielleicht dem Publikum, zirkuspädagogisch ist es aber keineswegs. Ronald Wendorf: Ich meine, man kann in unserem Fall die Pädagogik von der Kunst nicht lösen. Das ist auch für mich als künstlerischer Leiter der staatlichen Artistenschule so, bei uns gehen der pädagogische und der künstlerische Ansatz immer Hand in Hand. Gisela Winkler: Ganz egal auf welchem Niveau die Zirkus pädagogik sich bewegt, ob sie mit Kindern in einer Maßnahme von »Kultur macht stark« arbeitet oder mit fortgeschrittenen Kindern und Jugendlichen, die schon seit Jahren im Zirkus trainieren – wenn die Teilnehmer sich zu ihrem Tun verhalten, eine Haltung einnehmen und etwas auf ihre eigene Art und Weise umsetzen, dann ist es ein kreativer Prozess. Nicht ihre Leistung ist entscheidend, sondern die Auseinandersetzung. Zu jedem Kunstprozess gehört aber auch die Kommunikation mit dem Betrachter, dem Zuschauer. Die Aufführung ist deshalb nicht nur für das Selbstbewusstsein der Kinder wichtig, sondern auch um das Ergebnis als Kunst erkennbar und sichtbar zu machen. Karl Ulke: Das Tolle am Zirkus ist, dass jedes Alltagsgeschehen, jede Banalität im Zirkus zu Kunst werden kann. Es sind oft kleine Veränderungen bei den Teilnehmer/-innen, die banal erscheinen, jedoch groß in ihrer Wirkung sind. Sie sind bedeutungsvoller als die Inszenierung, weil das Kind etwas davon hat. Die Grundlage der Zirkuspädagogik und wenn man will vom sozialen Zirkus ist: Er ist nicht für die Trainer oder für das Publikum da, sondern für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Das Gespräch wurde von Ylva Queisser, Fachkoordinatorin bei »Zirkus macht stark«, verschriftlicht. Das gesamte Dossier »Kultur macht stark« kann unter www.kulturrat.de/dossiers/kulturmachtstark.pdf gelesen werden. Wie kann Pressearbeit in einem lokalen Bündnis für Bildung gelingen? Ein Tipp vom Circus Schnick-Schnack in Herne Der Circus Schnick-Schnack im nordrhein-westfälischen Herne hat zum Pressetermin eingeladen. Sie möchten ihr lokales Bündnis für Bildung vorstellen. Um den großen Tisch sitzen verschiedene für das lokale Bündnis wichtige Akteure: - zwei Mitarbeiter der Zeltstadt: der ehrenamtliche Geschäftsführer Rainer Deutsch und Trainer Christian Stoll - Vertreter der Bündnispartner: Schulleiterin Monika Müller von der Grundschule Berliner Platz und Barbara Menges vom Kommunalen Integrationsbüro - Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin im Berliner Gesundheitsministerium und Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Herne - Vertreter der Programmpartner im Förderprogramm »Kultur macht stark«: Ylva Queisser von »Zirkus macht stark« und Teresa Grünhage vom Paritätischen Bildungswerk. In einem von Rainer Deutsch moderierten Gespräch stellen sich alle Akteure vor. Sie berichten kurz über ihre Rolle im Bündnis und über ihre Institution. Es war Frau Fischbach, die dem Geschäftsführer Rainer Deutsch 2012 empfahl, sich bei »Kultur macht stark« für Fördergelder zu bewerben. Gemeinsam mit ihm erzählt Frau Fischbach über die Motivation, für Herner benachteiligte Kinder Zirkus anzubieten. Nach dem Pressetermin gehen alle zusammen zum Zirkuszelt, wo gerade Kinder aus dem lokalen Bündnis trainieren. Vor dem Zelt stellen sich alle Akteure für einen gemeinsamen Fototermin auf. Ein professioneller Fotograf, Stefan Kuhn, ist engagiert, um für die Presse Fotos zu machen. Ein Rundfunkjournalist nutzt die Zeit, um von der Bundestagsabgeordneten einige Statements einzuholen. Best Practice Anschließend geht es ins Zelt: Nun haben sowohl die Fördergeber und die Bündnispartner wie die Pressevertreter die Möglichkeit, sich eine solche Maßnahme anzuschauen, mit Trainern und mit Kindern zu sprechen. Über ein halbes Jahr haben Kinder aus Herne-Mitte beim Circus Schnick-Schnack einen Zirkuskurs besucht. »Die Besonderheit der Maßnahmen in Herne ist die Mischung von Sprache und Zirkus«, erzählt Rainer Deutsch. »Viele Kinder im Stadtteil haben einen Migrationshintergrund und brauchen eine Förderung im sprachlichen Bereich.«. Neben Seilspringen, Akrobatik und Jonglieren wird in Herne sehr viel Moderation geübt. Wortspiele und Singen gehören auch zu den Trainingseinheiten.« Das können die Besucher im Zelt live erleben. Ein Mädchen erzählt: «Wir sprechen hier ganz viel. Wir schreiben unsere Nummern auch auf und wir üben ganz lange, damit wir bei der Show unsere Ansagen gut machen. » Der Fotograf macht Fotos von den Kindern während des Trainings und auch von Kindern gemeinsam mit Frau Fischbach und mit den Vertretern aus dem Bündnis. Im Vorfeld des Pressetermins wurde von allen Erziehungsberechtigten eine Fotoerlaubnis eingeholt. Am Tag nach dem Pressetermin erscheinen mehrere Artikel mit Fotos in der regionalen Presse. Ein Rundfunkbeitrag wird gesendet und im Internet erscheinen die Berichte auf vielen Seiten. 39 Das erste Förderjahr – Statistik und Evaluation HERNE & WANNE−EICKEL ULTUR & UNTERHALTUNG Kreative Tanzideen rojekte für Vereine, Schule und Kita der Tagesfortbildung „Kreative zideen im Sportverein, in Schule Kita“ vermittelt das SportBilgswerk des Stadtsportbundes B) Herne am Samstag, 8. Februanzideen verschiedener Stilrichen für Kinder und Jugendliche. 9.30 bis 16.30 Uhr gilt es in der rthalle am Pantrings Hof, Mögkeiten zur kreativen Bewegungsaltung kennenzulernen. In die bildung ist eine Ideensammlung eschlossen, die dazu anregt, ne Tanzprojekte im Verein, in ule und Kita ins Leben zu rufen. ei steht nicht die synchronisierte ektion im Vordergrund, sondern Spaß an der Bewegung in Verbing mit der Musik. Angesprochen sowohl Tanzeinsteiger als auch enigen, die bereits über ein breiRepertoire an Tanzerfahrungen ügen. Informationen und Andungen unter HER 957098 ). Kirche und Kino zeigt „Die Jagd“ e Jagd“ heißt der hoch gelobte m von Regisseur Thomas Vinter, der am Sonntag, 17.45 Uhr, am Montag, 20.15 Uhr, in der he „Kirche und Kino“ in der mwelt Herne am Berliner Platz zu n ist. Im Mittelpunkt der Jagd t der Lehrer Lucas (Mads Miken), der als Erzieher in einem dergarten arbeitet, weil das Gymum mangels Schülern schließen ste. Die fünfjährige Klara beuldigt ihn, sie sexuell genötigt zu en. Die Unschuldsvermutung t nicht viel, fast das gesamte f stellt sich gegen ihn. Selbst jährige Freundschaften zerbren an dem Verdacht. Führung durch den Schlosspark Emschertal-Museum bietet am ntag, 9. Februar, eine Führung ch den Schlosspark Strünkede Unter der Leitung der Kunsthiskerin Ulrike Most erfahren Teilmer bei diesem kulturhistorin Spaziergang viel Interessantes Spannendes zur Architektur Geschichte der Städtischen Ga, des Schlosses und der Kapelle. h die Familiengeschichte der nkeder wird aufgerollt. effpunkt ist um 15 Uhr im Eingsfoyer von Schloß Strünkede. Führung dauert eine Stunde und kostenfrei. Eine Anmeldung ist t erforderlich. Alle Interessiersind herzlich eingeladen. 40 Deutsch-türkische WHE_4 Dienstag, 4. Februar 2014 200 000 Euro für Schnick-Schnack-Projekt Bund fördert mit Programm „Kultur macht stark. Bündnis für Bildung“ Angebote für Kinder und Jugendliche. Zirkus, zwei Grundschulen und Integrationsbüro ziehen dafür an einem Strang Von Gabriele Heimeier Mindestes bis Ende 2015 bekommt der Circus Schnick-Schnack über das Bundesprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ pro Jahr eine Förderung von 100 000 Euro für Projekte mit Kindern mit Migrationshintergrund und/oder sozial benachteiligte Kinder. Das Programm ist in Herne bereits im vergangenen Jahr angelaufen, jetzt kam der Zuschlag für die beiden nächsten Jahre. Bessere Vernetzung vor Ort Die Herner CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach hatte den Familienzirkus auf das Programm hingewiesen. „Ich kenne den Zirkus ja schon lange“, sagt die Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. „Alles, was mit dem Programm beabsichtigt ist, trifft auf Schnick-Schnack zu.“ Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgelegten Programms sei es, Kinder und Jugendliche zu erreichen, die sich sonst durch Strukturen und Angebote nicht so einfach ansprechen lassen lassen und für eine bessere Vernetzung der Akteure vor Ort zu sorgen. Deshalb gestattete sich der Bund die Bitte, dass sich jeweils drei lokale Partner zusammenfinden müssen, die sich dann als Bündnis um die Zuschüsse bewerben können. Der Circus Schnick-Schnack holte dazu die beiden Grundschulen Berliner Platz und Schulstraße und das Kommunale Integrationsbüro (früher: RAA) mit in die Manege. Den in Berlin ansässigen Verein „Zirkus macht stark“ und den in Frankfurt beheimateten Bundesverband des Paritätischen Bildungswerk, die die Förderanträge prüfen, konnte Schnick-Schnack mit seinem Konzept überzeugen; beide gaben grünes Licht für die Zuschüsse. Das Programm kommt Kindern und Jugendlichen zugute, die nicht zur Schnick-Schnack-Familie gehö- Jeden Montag trainieren jetzt Grundschüler vom Berliner Platz in der Manege vom Circus Schnick-Schnack an der Roonstraße. FOTO: RALPH BODEMER 50 Millionen Euro bis 2017 : In das Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ hat der Bund laut Ingrid Fischbach bereits 30 Millionen Euro investiert, bis 2017 sollen jedes Jahr weitere 50 Millionen Euro folgen. Sie alle machen sich stark für Herner Kinder und Jugendliche. Über ein Bundesprogramm fließen für 2014/15 200 000 Euro an Fördergeldern. FOTO: RALPH BODEMER ren, sondern zum Beispiel bis jetzt an Projektwochen, Ferienangeboten oder dem Sprachcamp teilgenommen haben. Nun haben sie neben diesen zeitlich begrenzten Angeboten die Möglichkeit, kontinuierlich Zirkus zu machen, dabei „nebenbei“ soziale, sprachliche und motorische Kompetenzen zu entwickeln, sich künstlerisch und kreativ zu entfalten - vor und hinter der Bühne. So sind freitags jetzt immer Schüler der Schulstraße da, montags Grundschüler vom Berliner Beinahe schon zu schön : Zurzeit gibt es, so Fischbach, in Deutschland 1183 Bündnisse. Platz. Letztere besuchen zu 72 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, berichtet Schulleiterin Monika Müller. „Für die Kinder“, so Müller, „ist Zirkus etwas ganz Tolles.“ Das habe sich schon bei der Teilnahme an den Projektwochen gezeigt. Anzahl der initiierten Bündnisse 2013: 77 (geplant 50) Anzahl der durchgeführten Maßnahmen 2013: 276 (geplant 234) Zirkuswochen: 149 (geplant 180) Zirkuskurse: 125 (geplant 50) Regionale Fortbildungen: 2 (geplant 4) Anzahl Teilnehmer erreicht: 6.317 Mädchen: 3.322 Jungen: 2.995 : Für die Fördermittel lagen 163 Bewerbungen vor, bundesweit erhielten 24 den Zuschlag. : Die Förderungszusage für die- ses und das nächste Jahr soll zur Kontinuität und damit auch zur Nachhaltigkeit der Projekte beitragen. „Aber eine Woche ist immer schnell weg. Deshalb sind wir rundum glücklich, dass wir jetzt kontinuierlich hierher kommen können“, sagt sie. Zumal die Kinder im Zirkus Dinge lernten, die in der Schule einfach nicht vermittelbar seien. Namen & Nachrichten Anhand der Statistik wird deutlich, dass »Zirkus macht stark« die im ersten Förderjahr gesetzten quantitativen Ziele erreichen konnte und die Mittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für lokale Maßnahmen an die lokalen Bündnisse weitergeleitet werden konnten. Interessant ist die Verschiebung zwischen den verschiedenen Maßnahmeformaten, die den lokalen Bündnissen zur Verfügung stehen. Die Zirkuskurse waren weitaus beliebter, als ursprünglich geplant worden war. Daher wurde für die Planung der restlichen Jahre diesbezüglich nachgesteuert. Außerdem wurden in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Ebene zwei weitere Formate – Zirkuscamp und Zirkusworkshop – für die weitere Laufzeit mit aufgenommen. Ulla Höpken und Ralph Herrmann stellen „Kunst in der Rotunde“ aus Von Falko Herlemann „Himmel und Erde“ heißt die Ausstellung von Ulla Höpken und Ralph Herrmann, die am Sonntag in der Reihe „Kunst in der Rotunde“ der GEA eröffnet wurde. Das Künstlerpaar zeigt eine Auswahl meist großflächiger Malerei der letzten Jahre, wobei sich Ulla Höpken eher der Erde und Ralph Herrmann dem Himmel verbunden fühlt. Ulla Höpken findet ihre Motive in der offenen Landschaft, aber auch in der alten Industriearchitektur des Ruhrgebiets. Sie malt Szenen von Menschen, die sich auf der Kirmes vergnügen ebenso wie von Theaterbesuchern. Viele ihre Bilder wirken collagenhaft, da sie oft unterschiedliche Motive oder Ansichten miteinander kombiniert. Ihre Bilder lösen sich dabei in farbige Formen auf, die sie mit grobem Pinselstrich oder dem Spachtel in durchscheinenden Farben aufträgt. Die Spuren des Malens bleiben bewusst stehen. Ralph Herrmann zeigt naturalis- tisch gemalte Bilder von Wolken. Mal finden sich in seinen Arbeiten dramatische dunkle Wolken, vielleicht kurz vor dem Ausbruch eines Gewitters. Mal leuchten sie in RotOrange, wie bei einem romantischen Sonnenuntergang. In anderen Werken ziehen sich kleine weiße Wölkchen vor den klaren blauen Himmel. Ralph Herrmann verzichtet in seinen Bildern völlig auf Horizontlinien, Silhouetten von Bergen oder anderen Bezugspunkten. Er konzentriert sich ganz auf diese sehr unterschiedlichen Formen, in die In einem Evaluationsbogen halten alle lokalen Bündnisse nach Beendigung ihrer Maßnahmen fest, welche Ziele sie mit ihren Wo Malen Freude ist und Therapie Für Heinz Grieger aus Wanne-Eickel ist die Malerei Zeitvertreib, Freudenquell und - Therapie. Der ehemalige Opelaner hat Parkinson und trainiert mit jedem Pinselstrich die Motorik seiner rechten Hand. Seine Bilder sind aber weit mehr als reine Trainingsobjekte, was jetzt bei einer Ausstellung im Jochen-Keppler-Haus, Bergener Straße 235 in Projekten erreichten, welchen Nachsteuerungsbedarf es gibt und welche Wünsche sie für die zukünftige Arbeit haben. Inhaltliches Ziel von »Zirkus macht stark« ist die Förderung und Integration von bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen durch Zirkuspädagogik als Mittel der kulturellen Jugendbildung. Konkrete Ziele der Maßnahmen sind die Entwicklung und Stärkung sozialer, personaler und methodischer Kompetenzen sowie motorischer Fähigkeiten und künstlerischer Ausdrucksformen. Außerdem sollen die Maßnahmen den interkulturellen Integrationsprozess und die Partizipation der Kinder und Jugendlichen unterstützen. Die Auswertung der Evaluation zeigt, dass die lokalen Bündnisse selber einschätzen, dass sie mit ihrer Arbeit diese Ziele erreichen konnten. Die lokalen Bündnisse geben in der Evaluation an, dass ihre Maßnahmen sehr stark zur Entwicklung von motorischen Fähigkeiten, zur Entwicklung und Stärkung sozialer Kompetenzen wie Teamgeist, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit sowie personaler Kompetenzen wie Selbstbewusstsein, Belastbarkeit und Eigeninitiative beitragen. Zu den restlichen Zielen (methodische Kompetenzen, künstlerische Ausdrucksformen, Integration und Partizipation) wird eingeschätzt, dass ihre Maßnahmen stark dazu beitragen, diese zu erreichen. In der Evaluation erfasst wird auch, inwiefern die Zielgruppe erreicht und motiviert wird weiterzumachen. Die lokalen Bündnisse geben hier an, dass dies stimmt (3,25 Mittelwert auf einer Skala von 1 - 4). Außerdem ist gut zu erkennen, welche Fragestellungen und Themen von den lokalen Bündnissen für Fortbildungen und bundesweite Treffen gewünscht werden: • Konkrete Tipps für die Arbeit mit der Zielgruppe • Abrechnungsfragen und Fragen zu Investitionen • Bündnisarbeit • Qualitätsentwicklung 41 Diese Themen wurden und werden wieder vom Projektbüro für das geplante bundesweite Treffen im September 2014 aufgenommen. Da sich die lokalen Bündnisse mehr Zeit für den Austausch wünschen, werden wir voraussichtlich einen oder sogar zwei Tage mehr für das diesjährige Treffen einplanen. Weiter zeigt die Evaluation, dass es in den lokalen Bündnissen einen Bedarf gibt, zum Thema Einbindung von Ehrenamtlichen zu arbeiten. Daher soll auch das Thema Ehrenamt bei Fortbildungen und beim bundesweiten Treffen 2014 weiterhin ein Schwerpunkt sein. Zirkus bockt voll Meine Freunde werden Augen machen 42 Im Zirkus gibt es so viele . schone Sachen Impressum: Zirkus macht stark / Zirkus für alle e.V., Berlin 2014 Redaktion: Gisela Winkler, Ylva Queisser • Gestaltung und Herstellung: Marc Berger • Fotos: Heiko Fiedler (S. 17, 29, 42), Patrick Frost (S. 21, 22, 23), Annette Grimmer (S. 16, 43), Dietmar Hatesuer (S. 11, 36), Victor Ibrahim (S. 13, 33, 42), Stephan Janzen (S. 18), Tilo Maußen (S. 10), pfiffTeen (S. 7), Thilo Rose (S. 6), Claudia Vogel (S. 15, 42, 43), Silke Wolf (S. 13, 27) Zirkus macht stark – Zirkus für alle e. V. Projektbüro: Bouchéstr. 75 · 12435 Berlin www.zirkus-macht-stark.de • [email protected] Tel.: 030-544 90 15 24 · Fax: 030-544 90 15 29