steuern bremsen fusion

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steuern bremsen fusion
Ph a r m a r e p or t: L i f e sc i e n c e
24 – healtheconomy
Übernahmen I US-Regierung schiebt Fusionen aus steuerlichen Gründen einen Riegel vor; AbbVie stoppt Milliardendeal
short
Steuern bremsen Fusion
Neue Mittel pushen
Johnson & Johnson
New York. Neue Medikamente
schieben das Geschäft des
Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson
kräftig an. Der Gewinn sei im
dritten Quartal um rund 60
% auf 3,79 Mrd. € gestiegen,
teilte das US-Unternehmen
mit. Der Umsatz wuchs von
Juli bis September um 5% auf
18,5 Mrd. USD. Unter anderem
die Nachfrage nach dem neuen
Hepatitis-C-Mittel Olysio trug
dazu bei. Mit ihm nahm Johnson & Johnson weltweit 796
Mio. USD ein.
bereits zuvor erklärt, der Konzern
werde das Vorhaben überdenken.
Für die Anteilseigner von Shire
bedeutet das Scheitern der Übernahmepläne dennoch zunächst
herbe Kursverluste. Für den Chicagoer Konzern waren Steuergründe
ein wesentlicher Anlass für den
Milliardenkauf. Denn AbbVie-Chef
Gonzales hatte geplant, im Zuge
der Übernahme von Shire den Firmensitz auf die britische Kanalinsel Jersey zu verlegen; dort sind
die Steuersätze deutlich niedriger
als in den USA. AbbVie wollte dadurch seine Steuerquote auf 13 von
bisher rund 22% drücken.
Doch die Kritik an solchen Steuerflucht-Plänen der Unternehmen
war in den USA in den vergangenen
Monaten immer lauter geworden.
Schließlich hatte die Regierung eine Reihe von Maßnahmen erlassen,
um Unternehmen eine Verlagerung
des Firmensitzes aus Steuergründen zu erschweren.
Ina Schriebl
© Janssen
Wien. Das Fusionsfieber der Pharmabranche scheint ins Stocken zu
geraten. Grund sind steuerliche
Regulungen, die zuvor die Fusionswelle angetrieben haben. Der
US-Pharmakonzern AbbVie will
nun wegen verschärfter US-Regeln
gegen Steuerflucht seinen 55 Mrd.
USD (43,42 Mrd. €) schweren Vorstoß zum Kauf des irischen Unternehmens Shire platzen lassen.
AbbVie empfahl seinen Aktionären,
sich gegen den Kauf zu entscheiden.
Angesichts der Veränderungen
im US-Steuerrecht gehe der Vorstand nicht mehr davon aus, dass
eine Fusion im Interesse der Aktionäre sei, erklärte AbbVie-Chef
Richard Gonzalez. Shire winkt
nun eine Ausgleichszahlung von
1,64 Mrd. USD, falls die AbbVieAktionäre der Empfehlung ihrer
Konzernspitze folgen. AbbVie hatte
Zoll fängt erneut
Fälschungen ab
© www.abbvie.com
US-Konzern bremst Übernahme von irischer Shire; Fusionswelle in der Branche flacht ab.
Die Pharmasparte Janssen meldet
kräftige Umsatzzuwächse.
Weil Steuervorteile wegfallen, stopp AbbVie die Milliardenübernahmen von Shire.
Übernahmen II Deutscher Gesundheitsriese prüft angeblich Kauf der Sparte für medizinische Ernährung
Fresenius zeigt wieder Interesse an Danone
© EPA/Frank Rumpenhorst
Wien. Erneut ist den österreichischen Behörden ein
Schlag gegen den Arzneimittelschmuggel gelungen. 50.000
Schmerztabletten konnten bei
zwei aus Indien einreisenden
Männern sichergestellt werden. Dies ist der zweitgrößte
Aufgriff von illegalen Arzneimitteln am Flughafen Wien
und ein verhinderter Anschlag
auf die Arzneimittelsicherheit
in Österreich. Beinahe monatlich decken die Behörden mittlerweile illegale und gefälschte
Arzneimittellieferungen nach
Österreich auf. Dabei zeigt sich
laut Finanzministerium erneut,
dass die geschmuggelten Medikamente mehrfach zwischen
verschiedenen Kontinenten
hin- und hertransportiert werden, um Spuren zu verwischen
und Arzneimittel illegal verkaufen zu können.
Freitag, 24. Oktober 2014
Fresenius ist offenbar wieder im Rennen um den Kauf der Danone Medical Nutrition.
Bad Homburg/Paris. Der Gesundheitskonzern Fresenius, zu dem auch
die heimische Vamed gehört, und
die Finanzinvestoren PAI Partners
und Permira buhlen Finanzkreisen
zufolge um eine milliardenschwere
Übernahme in Frankreich. Die Unternehmen verhandelten mit dem
Lebensmittelkonzern Danone über
den Kauf seines Geschäfts mit medizinischer Ernährung.
Da es sich um ein komplexes
Geschäft handle, könne es allerdings noch einige Zeit dauern, bis
ein Deal unter Dach und Fach sei,
sagte einer der Insider laut Agenturberichten. Der Kaufpreis für die
Danone-Sparte, die unter anderem
Lebensmittel für Menschen mit
schweren Allergien und Nahrung
für Patienten mit Magensonden
produziert, könnte sich Bankern
zufolge auf vier bis fünf Mrd. € belaufen. Allerdings sei aus Kartellgründen unwahrscheinlich, dass
Fresenius das gesamte Geschäft
übernehmen könne.
Fresenius hatte sich bereits Anfang des Jahres mit einer Übernahme beschäftigt, war im Frühjahr jedoch wegen des geforderten
Kaufpreises aus dem Bieterwettkampf ausgestiegen. „Wir verfolgen derzeit keine Transaktionen,
die größer als eine Milliarde sind“,
sagte Vorstandschef Ulf Schneider
damals. Nachdem andere Interessenten wie Nestlé und Hospira aus
dem Rennen um die Danone-Sparte
ausgestiegen waren, läuteten die
Franzosen aber offenbar eine zweite Runde ein. (APA/iks)
Forschung II Roche und Boehringer Ingelheim erhalten Zulassung für Top-Produkte
Neue Quelle für Blut
Konzerne punkten in den USA
Graz. Als „flüssiges Organ“ ist das
Blut ein essenzieller Bestandteil
des menschlichen Körpers. Verursacht durch schwere Erkrankungen, Operationen oder einen
Unfall, kann jederzeit der Bedarf
nach Blutkonserven schlagend
werden. Da Blutkonserven nur bis
42 Tage lang gelagert werden können, müssen neue Wege beschritten
werden, um den klinischen Bedarf
zu decken. Österreich hat bundes-
Basel/Ingelheim/New York. Die USGesundheitsbehörde FDA hat einen großen Hoffnungsträger des
Pharmakonzerns Roche sowie eine
Arznei von Boehringer Ingelheim
genehmigt. Es handelt sich dabei
nach Angaben der Unternehmen
um die ersten beiden Wirkstoffe
gegen die bisher unheilbare tödliche Lungenkrankheit Idiopathische Pulmonale Fibrose (IPF).
Die Behörde gab grünes Licht für
Blut ist kostbar – an der Grazer Uni wird
es jetzt aus Stammzellen hergestellt.
weit einen Jahresbedarf an Blutkonserven von über 400.000 Stück.
„Besonderes Interesse herrscht
an roten Blutkörperchen, die für
den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind“, sagt
Peter Schlenke von der Uniklinik für Blutgruppenserologie und
Transfusionsmedizin in Graz.
Kampf um Mengen
Mit der Med Uni Graz konnten
Wissenschafter nun erstmals rote
Blutkörperchen aus Stammzellen
des Nabelschnur-bluts mithilfe
der sogenannten iPS-Technologie
im Labor generieren. Multipotente
hämatopoetische Stammzellen aus
dem Knochenmark sichern den
Nachschub der roten Blutkörperchen im menschlichen Körper. „Seit
einiger Zeit ist es möglich, aus diesen Stammzellen rote Blutkörperchen im Labor in vitro zu generieren“, erklärt Schlenke. Allerdings
ist die Herstellung von roten Blutkörperchen in relevanten Mengen
noch nicht möglich, weil mit Differenzierung der Stammzellen deren
Proliferationskapazität erlischt.
den Einsatz von Esbriet (auch bekannt unter „Pirfenidone“) aus dem
Hause InterMune sowie Nintedanib von Boehringer Ingelheim. Roche hatte InterMune im August für
mehr als acht Mrd. USD geschluckt
und hatte es dabei auf das große
Potenzial des Lungenmedikaments
abgesehen.
Roche selbst hat nicht zuletzt
angesichts solcher Erfolge auch
Investitionspläne. Der Schweizer
© Roche
© Medizinische Universität Graz
Forschung I Grazer stellen rote Blutkörperchen her
Der Pharmakonzern will in Basel ein 205 Meter hohes Bürogebäude errichten.
Pharmakonzern will in den kommenden zehn Jahren insgesamt
3 Mrd. CHF (2,5 Mrd. €) in den
Standort Basel investieren. Es soll
ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für 1.900 Mitarbeiter gebaut werden, ferner ein
205 m hoher Turm für 1.700 Arbeitsplätze.
Roche will hoch hinaus
Außerdem sollen Infrastruktur erneuert und das historische
Verwaltungsgebäude renoviert
werden. Ziel ist es, dass ein großer Teil der 3.000 Mitarbeiter, die
auch nach der Eröffnung des aktuell in Beu befindlichen, 178 m
hohen Roche-Turms noch in über
ganz Basel verteilten Gebäuden
arbeiten, in moderne Labors und
Büros auf dem Firmenareal ziehen
können. Derzeit ist das höchste Gebäude der Schweiz mit 126 m der
Prime Tower in Zürich. Er wird
aber bereits vom derzeit in Bau befindlichen ersten Roche-Hochhaus
überragt, dessen Rohbau voraussichtlich Ende dieses Jahr fertig
sein wird.
(APA/iks)