Einführung in der Teilchenphysik
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Einführung in der Teilchenphysik
Nukleosynthese in der Nuklearen Astrophysik Freitag 11 Uhr c.t. - 13:00 Raum NB 2/170 Tobias Stockmanns und Marius Mertens [email protected] [email protected] http://www.ep1.rub.de/lehre/veranstaltungen/ws1213/nucsyn/ Termine 1. 12.10. 2. 19.10. 3. 26.10. 02.11. 4. 09.11. 5. 16.11. 6. 23.11. 7. 30.11. 8. 07.12. 14.12. 9. 21.12. 10. 11.01. 11. 18.01. 12. 25.01. 13. 01.02 TS MM MM Brückentag TS TS TS TS TS PANDA-Meeting MM TS TS + Seminarvorträge MM + Seminarvorträge TS 2 Inhalt • • • • • • • • • • • Einführung Grundlagen der Kernphysik Urknall Urknall-Nukleosynthese Stellaratmosphäre H-Verbrennung He-Verbrennung Supernova s,r,rp, ap – Prozesse Solarneutrinos Neutrinomasse/oszillationen 2 1 1 2 1 1 1 1 1 3 Seminar - Themenvorschläge • Das LUNA-Experiment • Messungen mit dem R3B-Experiment • Experimentelle Bestimmung der Elementhäufigkeiten im Weltall • Vermessung und Bedeutung der Hintergrundstrahlung für die Kosmologie • Die Bedeutung von Super-Novae für die Nukleosynthese • Experimente zur Untersuchung des p-Prozesses 4 Themenauswahl • "WMAP - Eine präzise Vermessung der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung„ • "Dunkle Materie und Dunkle Energie„ • "Der Lebenszyklus von Sterne„ • "Bestimmung von Elementhäufigkeiten in Sternen und Meteoriten„ • "Aktuelle Messungen von astrophysikalischen Parametern in kernphysikalischen Experimenten" 5 Vorlesung 5 Welche Teilchen sind im thermischen Gleichgewicht? • Nur die Teilchen mit Masse m < kT befinden sich im thermischen Gleichgewicht mit nicht vernachlässigbarer Teilchenzahldichte • Für T = 1,51012 K ( m) sind dies: µ, e, µ, e, , Antiteilchen – µ, e, µ, e : Fermi-Verteilung – : Planck-Verteilung • Abhängig von der Masse der Teilchen fallen diese aus dem thermischen Gleichgewicht, wenn die Temperatur fällt. Danach reduziert sich ihre Teilchenzahldichte mit dem Boltzmann-Faktor exp(-m/kT). In unserem Fall betrifft dies zuerst die Myonen mit 105 MeV 7 Weak freeze out • Die Raten für die Expansion des Universums und der schwachen Wechselwirkungsrate sind temperaturabhängig. • Wenn das Universum sich abkühlt, können die schwachen Prozesse nicht mehr schritthalten mit der Expansion des Universums • Die Neutrinos entkoppeln sich von der weiteren Entwicklung der Universums (ausfrieren „freeze out“) 8 Abschätzung der Temperatur • Wirkungsquerschnitt für schwache Prozesse: • Zustandsdichten von Myonen und Elektronen: • Wechselwirkungsrate für schwache Prozesse pro Lepton: • Energiedichte: • Expansionsrate: • Verhältnis: 9 Weak freeze-out • Freeze-out geschieht bei Tfo 1010 K • Genauere Rechnungen liefern Tfo 8109 K • Bei niedrigeren Temperaturen kann die Wechselwirkungsrate von schwachen Prozessen nicht mehr schritthalten mit der Ausdehnung des Universums Neutrinos entkoppeln • Für die unterschiedlichen Neutrinogenerationen gibt es leichte Unterschiede auf Grund der Massendifferenz (Boltzmann-Faktor) • Für einen kurzen Augenblick hat die Entkopplung keine Konsequenz. Neutrinos und Materie (Photonen, e) sind ultrarelativistische Teilchen mit T 1/R und T = T 10 Elektron-Positron Vernichtung • me = 511 keV 4109 K • Solange T > me halten sich Paarerzeugung und -vernichtung im Gleichgewicht: e- + e+ + • Fällt T unter me können Photonen keine ElektronPositron-Paare mehr erzeugen. e-e+ Paare vernichten sich weiterhin und das Photonenbad wir wieder aufgeheizt • Dies geschieht nach der Entkopplung der Neutrinos diese bekommen die Aufheizung nicht mit T < T 11 Energiedichte im Universum • Die Energiedichte bestimmt die Expansionsrate des frühen Universums. • Bei hohen Temperaturen (T 1012 K): , e , Faktor 2 , da nur linkshändige Neutrinos • für drei Neutrinogenerationen: 12 Zusammenhang zwischen T und T • Für T < Tfo: nur , e; e relativistisch für T > 5109 K • Für T < 5109 K, e+e--Vernichtung für T < 109 K nur noch Photonen • Aus S = const folgt: 13 Zusammenhang zwischen T und T • Nach dem Ausfrieren verhält sich die Temperatur der Neutrinos wie T 1/R • Ab dem Zeitpunkt T < 109 K haben Neutrinos und Photonen unterschiedliche Temperaturen: • Die Photonen bilden die MikrowellenHintergrundstrahlung. T ist mit heutiger Technologie nicht messbar • Für den Bereich zwischen 109 K < T < 5109 K kann nicht mehr ultrarelativistisch gerechnet werden, was zu 14 leichten Korrekturen führt. Entwicklung des strahlendominierten Universums • 5109 K < T < 1012 K wird das Universum von ultrarelativistischen Teilchen dominiert • Aus den Friedmann-Gleichungen folgt: • Welches gelöst wird durch: • Für 109 K < T < 5109 K sind numerische Lösungen notwendig • Anmerkung: R(t) t für strahlendom. Universum 15 Materie und Strahlung entkoppeln • Für T < 109 K, thermisches Gleichgewicht zwischen Photonen und einigen Nukleonen und Elektronen • Sowohl T als auch T fallen mit 1/R mit T = 1.4T • Um T 4103 K bilden sich H-Atome. Das verringert den Wirkungsquerschnitt für Photon-Elektron-Streuung drastisch. • Folge: – Das Universum wird transparent für Photonen – Materie und Strahlung entkoppeln • Nun gibt es drei unterschiedliche Temperaturen im Universum: T, T, beide skalieren mit 1/R und Tmatter 16 Materie-dominiertes Universum • Heute wird das Universum von nicht-relativistischer Materie dominiert • Die nukleonische Materiedichte kann abgeschätzt werden als N0 = mNnN0, (xN0 = xN(t=heute)). Die Energiedichte skaliert mit 1/R3 oder äquivalent mit T3. • Daraus folgt: mNnN = mNnN0(T/ T0)3 mit T0 = 2,71 K • Die Energiedichte von Strahlung ist: = aT4 • Setzt man beide Dichten gleich, erhält man die kritische Temperatur, bei der der Übergang zwischen strahlungsund materiedominiertem Universum stattfand: • Das Universum war zu diesem Zeitpunkt etwa 300 000 Jahre alt 17 Zusammenfassung • Das Universum kühlt sich mit der Expansion ab T(t) 1/R • • Teilchen befinden sich im thermischen Gleichgewicht, solange die Reaktion schneller abläuft, als die Expansion. D.h. Teilchen + Antiteilchen Photonen • Wenn kT << Mc2 annihilieren sich Teilchen und Antiteilchen • Bei T >> 1012 K gab es einen kleinen Überschuss an Teilchen über Antiteilchen, der die Baryon/Lepton-ZahlErhaltung verletzt • Bei T = 1012 K sind alle Antinukleonen annihiliert • Übrig gebliebene Nukleonen sind Bausteine für Nukleosynthese 18 Frühes Universum • t = 10-43 … 10-5 s • T = 1032 … 1013 K • Ursuppe: Quark-GluonPlasma, Neutrinos, Elektronen, Photonen 19 Frühes Universum • • • • • • • t = 3 10-5 s T = 2 1012 K thermische Energie etwa bei der Ruhemasse von Protonen und Neutronen Sinkt die Temperatur können keine freien Quarks aus dem Strahlungsfeld erzeugt werden Quark-Antiquark vernichten sich, bis auf die 10-9 anteilsmäßig überschüssigen Quarks Diese binden sich zu Protonen und Neutronen Baryogenese 20 Universum bei T = 1012 K • Die vorhandenen Teilchen sind: Protonen, Neutronen, Elektronen, Positronen, Neutrinos und Antineutrinos • Diese Teilchen befinden sich im chemischen Gleichgewicht • Das Neutron-Proton-Verhältnis [n/p] wird von schwachen Prozessen bestimmt: 21 Der Deuteron Flaschenhals • Natürlich können Protonen und Neutronen auch Deuteron bilden: n + p d + • Allerdings ist die Bindungsenergie sehr klein (EB = 2,23 MeV) und das Baryon-Photon-Verhältnis ist sehr klein ( < 10-9). ( ist der einzige freie Parameter in der BBN!) • Daher gibt es genügend hochenergetische Photonen, die neu gebildetes Deuterium sofort wieder dissoziieren. • Es gibt keine signifikante Konzentration an Deuterium, bis sich das Universum auf annähernd 109 K abgekühlt hat 22 Weitere wichtige Ereignisse vor T = 109 K • Die Bildung von Deuteron ist der Flaschenhals der Big-Bang-Nukleosynthese. Bevor sich Deuteron bilden kann, finden zwei wichtige Ereignisse statt: – Die Neutrinos entkoppeln bei T 1010 K, was die Neutron-Proton-Verhältnis festlegt. (Ab diesem Zeitpunkt ist Neutronenzerfall relevant 10 min) – Elektronen und Positronen annihilieren bei T 5 x 109 K. Dies heizt das Photonenbad wieder an, hat aber keinen Einfluss auf die Neutrinos. (Verlängert Zeit bis sich D bilden kann längere Zeit für Zerfall 23 von Neutronen) Entwicklung der Energiedichte e+e- 24 Das Neutron-Proton-Verhältnis • So lange die schwachen Reaktionen i) und ii) schnell genug sind, ist das Verhältnis gegeben durch: mc2 N n (T ) [n / p] exp N p (T ) kT • Mit (mc2 = 1,29 MeV) und bei der Ausfriertemperatur von T 7 x 109 K (etwa 600 keV) erhält man [n/p] 0,16 • Die BBN geschah mit einem Proton-Überschuss 25 Neutron-Proton-Verhältnis Gebundene Neutronen in Kernen sind stabil Gleichgewicht Zerfall von freien Neutronen 26 BBN: Alle Neutronen in 4He • Um den Ablauf der BBN zu verstehen, muss man vier Punkte beachten: – – – – Die Nukleonen-Zusammensetzung war reich an Protonen Der am stärksten gebundene leichte Nukleus ist 4He Es gibt keine stabilen Kerne mit Massenzahl A = 5 und A = 8 Das Universum ist bereits zu kalt und nicht dicht genug, um die Coulomb-Barriere zur Bildung von schweren Nukliden zu überwinden • In guter Näherung gilt: BBN ist aktiv, bis alle Neutronen in 4He gebunden sind. Aus dem Massenverhältnis der Neutronen , folgt, dass das Massenverhältnis von 4He nach der BBN etwa ist 27 Das BBN-Netzwerk • Nach der Bildung von Deuteron bildete sich ein Netz von aufeinander abfolgender Kernreaktionen aus. Die wichtigsten sind: • Bis auf den Elektron-Einfang von 7Be sind alle Prozesse schnell. • Die Bindungsenergien von 3He, 3H, 4He sind deutlich höher, als die des Deuterons, daher werden diese nicht dissoziiert 28 • Bei einer Temperatur von T 108 K stoppt die BBN Reaktionsnetzwerk A=8 A=5 29 Wie gut kennen wir die Wirkungsquerschnitte? 30 Zeitentwicklung der BBN 31 Beobachtung der primordialen Häufigkeit • Eine direkte Beobachtung der primordialen Häufigkeit ist nicht möglich: – 4He • wird in Sternen erzeugt (gemeinsam mit Metallen) • primordiale Werte nur in metall-“freien“ Gebieten • aus O und N-Anteil schließt man auf die Metallizität Z und erhält einen Zusammenhang zwischen 4He und Z • Extrapolation auf Z = 0 liefert primordialen 4He-Anteil • Resultat zweideutig: X 4He = 0,239 0,002 oder 0,242 0,002 – 2H • wird in Sternen vollständig zu 3He verbrannt jede Messung nur Untergrenze • D/H: 1,8 10-5 (Interstellar) 2,5 10-5 (Meteoriten) • wichtigste Quelle: weit entfernte Quasar-Absorptionslinien D/H 32 = (2,78 0,4) 10-5 Beobachtung der primordialen Häufigkeit – 3He • wird in Sternen erzeugt und verbrannt • Nettorate abhängig von Sternmasse • Ergebnisse sehr vage – 7Li • wird in Sternen erzeugt und verbrannt • komplizierter Prozess • Messung an sehr alten, metallarmen Sternen 33 Vergleich Beobachtung 34 Die Geschichte des Universums 35 STERNATMOSPHÄRE 36 Luminosity and Radius • The Hertzsprung – Russel diagram is a correlation between luminosity and surface temperature. Given two stars of the same surface temperature, the more luminous star must be bigger. This is a direct consequence of the Stefan – Boltzmann law, if we assume that the star emits blackbody radiation (which is a good assumption !): • • L 4R 2T 4 5 1 2 4 5.670 10 erg s cm K • is the Stefan – Boltzmann constant. R 1 T2 L 4 Lines of Constant Radius • The Hertzsprung – Russel-Diagram is a Log-Log – Plot of L vs. T • Stars with constant radius correspond to lines with slope = - 4 The Hertzsprung – Russel Diagram: Temperature – Luminosity - Relation Heavy, hot , short-lived Red Giants Main Sequence White Dwarfs Light, cold , long-lived Simple Estimates of Star Sizes L 4 R 2T 4 • In terms of the Sun‘s properties: L R L Sun R Sun • Upper left corner giants: L 106 L Sun T R 4 60 TSun R Sun • Lower right corner: L T R 1 0.5 0.1 L Sun 2300 TSun R Sun 2 T TSun 4 Radius Estimate for White Dwarfs L 1 L Sun 200 T R 2 0.02 TSun R Sun • „Dwarf“ is a reasonable description ! Radius Estimate for Red Super - Giants L 104 L Sun T R 0.5 400 TSun R Sun • „Super -Giant“ is a reasonable description ! The Main Sequence in the HR Diagram • The surface temperature – luminosity – relation for main-sequence stars can be parameterized as LT 5.5 • This simple relation suggests that there must be one more fundamental parameter which governs the properties of main-sequence stars: • The mass of the star The Mass-Luminosity Relation • Masses of stars are measured from observing binary stars systems with well separated components • This allows us to establish a mass-luminosity relation for main sequence stars LM 3.5 Most Stars are not Alone • Binary systems – More the rule than the exception • even our own Solar System – if you consider Jupiter (almost a star) – Pairs that can be resolved by telescopes: • visual binaries – Pairs identified by their regular variation in radial velocity • spectroscopic binaries – or by observation of eclipsing features • eclipsing binaries – Provided first data on masses of stars and on the mass/luminosity relation of normal stars Clusters of Stars • • • Common motion suggests that all stars have a common origin in the condensing and fragmenting of a single large cosmic gas cloud All stars of a cluster are practically at the same distance from us All stars have the same age, but their masses are different – perfect laboratory to study stellar evolution • it turns out that massive stars evolve faster • Star clusters are associated with our Galaxy as well as with other Galaxies. We distinguish 3 different categories: – galactic (or open) clusters • near the principle plane of the Galaxy • contains several thousand stars – associations containing blue (hot) stars in the spiral arms – globular clusters (more compact and spherically shaped) • there are about 500 globular clusters in our Galaxy • they are larger and more luminous than galactic clusters • a typical globular cluster contains 105-106 stars of average mass of about half the solar mass Globular Clusters • Globular clusters (about 500 in our Galaxy): • Systems of between 105 and 106 gravitationally bound stars • Example: NGC 5904 (M5) – Diameter ~ 140 Lj (one of the largest) – Distance ~ 24500 Lj 17’ ~ 0.5 Moon Stages of a Star’s Development In globular clusters the stars are all about the same age. Since the hydrogen burn rate depends strongly on the mass, we now see the stars in different stages of their development. “L” (A): Main Sequence. (Hydrogen burning) (B): Red Giant Branch. (C): Helium flash occurs here (D): Horizontal Branch (HB) (He burning) (E): Schwarzschild space in the HB (F): White Dwarfs (below the arrow). Main sequence “T” Cloud becomes opaque • • • • • • • • • In this picture of the giant galactic nebula NGC 3603, the crisp resolution of NASA's Hubble Space Telescope captures various stages of the life cycle of stars in one single view. To the upper left of center is the evolved blue supergiant called Sher 25. The star has a unique circumstellar ring of glowing gas that is a galactic twin to the famous ring around the supernova 1987A. The grayish-bluish color of the ring and the bipolar outflows (blobs to the upper right and lower left of the star) indicates the presence of processed (chemically enriched) material. Near the center of the view is a so-called starburst cluster dominated by young, hot Wolf-Rayet stars and early O-type stars. A torrent of ionizing radiation and fast stellar winds from these massive stars has blown a large cavity around the cluster. The most spectacular evidence for the interaction of ionizing radiation with cold molecular-hydrogen cloud material are the giant gaseous pillars to the right of the cluster. These pillars are sculptured by the same physical processes as the famous pillars Hubble photographed in the M16 Eagle Nebula. Dark clouds at the upper right are so-called Bok globules, which are probably in an earlier stage of star formation. To the lower left of the cluster are two compact, tadpole-shaped emission nebulae. Similar structures were found by Hubble in Orion, and have been interpreted as gas and dust evaporation from possibly protoplanetary disks (proplyds). The "proplyds" in NGC 3603 are 5 to 10 times larger in size and correspondingly also more massive. This single view nicely illustrates the entire stellar life cycle of stars, starting with the Bok globules and giant gaseous pillars, followed by circumstellar disks, and progressing to evolved massive stars in the young starburst cluster. The blue supergiant with its ring and bipolar outflow marks the end of the life cycle. The color difference between the supergiant's bipolar outflow and the diffuse interstellar medium in the giant nebula dramatically visualizes the enrichment in heavy elements due to synthesis of heavier elements within stars. This true-color picture was taken on March 5, 1999 with the Wide Field Planetary Camera 2.