test fz1 fazer
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KURZTEST YAMAHA FZ1 ABS Gepflegter Kämpfer Yamaha hat seinen Streetfighter noch einmal ins Trainigslager geschickt. Und so präsentiert sich die FZ1 für die Saison 2008 – nicht nur dank des neuen ABS – in Bestform. as hat sie nicht alles einstecken müssen in ihrer mittlerweile Xjährigen Karriere, die FZ1! Ruppig die Gasannahme, kraftlos das untere Drittel des Drehzahlbereichs – normalerweise kommt so etwas für ein Motorrad dem Todesurteil gleich. Aber die FZ1 ist zäh, viel zäher, als man ihr zugetraut hatte. Und Yamaha hat ihr in unauffälliger Kleinarbeit nach und nach alle Schwächen abgewöhnt. So präsentiert sich die aktuelle Version endlich auch wie ihre halbverkleidete Fazer-Schwester mit ABS, ein gerade hierzulande W enorm wichtiges Verkaufsargument. Und nicht nur das: War das Fazer-ABS bislang mit groben Regelintervallen und eher mäßiger Wirkung aufgefallen, kommt der Blockierverhinderer unserer neuen Testmaschine dem Ideal schon wesentlich näher. Nicht, dass Yamaha diese Tatsache an die große Glocke gehängt hätte – von einer Überarbeitung der ABS-Bremse war keine Rede. Nichtsdestotrotz machten alle, die mit unserem Testexemplar unterwegs waren, die Erfahrung, dass die Regelintervalle feiner, das Pulsieren am Hebel weniger stark war. Die im Vergleich zur zuletzt getesteten Fazer verbesserten Messwerte untermauern den subjektiven Eindruck. Und noch etwas fällt auf: Das ABS greift erst recht spät ins Verzögerungsgeschehen ein und lässt sportlichen Piloten somit einigen Freiraum, wenn es zügig zur Sache geht und die Bremspunkte näher an die Kurven heranrücken. Bei der Ermittlung der Messwerte auf griffigem, trockenem Asphalt hob die FZ1 sogar ab und zu das Hinterrad. Schön, dass bei alledem die Stabilität nicht leidet. Im Gegenteil! Während die letzte FZ1 Fazer im Regelbereich ständig das Gefühl vermittelte, gleich ausbrechen zu wollen, bleibt das 2008er Modell stets sauber und berechenbar in der Spur. Die Dosierbarkeit der Bremsen hat unter der Operation ABS zum Glück nicht gelitten. Feinfühlig und linear lässt sich die Verzögerung abrufen. So gefällt das dem Fahrer, der sich jetzt ein ganzes Stück sicherer fühlen darf. Ebenfalls noch einen Schritt nach vorn hat der Motor gemacht. Schon im vergangenen Jahr hatte eine neue Abstimmung die Gasannahme verbessert und die bis dato argen Lastwechselreaktionen gemildert. Aber so geschmeidig wie das 2008er-Modell ging bei uns noch keine Test-FZ1 ans Gas. Ein ganz neues, ungewohntes FZ-Fahrgefühl stellt sich dabei ein: Man kann am Kurvenscheitel den geschlossenen Gashahn einfach aufziehen, ohne dass es einem die runde Linie verhagelt. Keine Spielerei mit der Kupplung mehr, kein Hakenschlagen. Ganz sanft, aber bestimmt und ohne spürbare Verzögerung kommt der Vierzylinder zur Sache. Und noch etwas hat sich geändert: Die Schwächeperiode im Drehzahlkeller ist zwar immer noch da, aber der 1000er wirkt unterhalb von 4000 Umdrehungen nicht mehr so kraftlos. Auch die charakteristische Dreiteilung des Drehzahlspektrums – unten schlapp, ab 4000 nett, ab 7000 brutal – erscheint weit weniger ausgeprägt. Die Leistungsentfaltung wirkt insgesamt linearer. Dabei hat der Motor aber nichts von seiner faszinierenden Kraft im oberen Drehzahlbereich eingebüßt. Er reißt bei Bedarf noch immer an, als müsse er seine Herkunft aus dem Supersportler R1 zweifelsfrei belegen. Seltsam nur, dass man bei Ganz die Alte und doch in mehrfacher Hinsicht ganz neu: Die FZ1 fährt so gut, wie sie aussieht. Yamaha Deutschland von einer nochmaligen Überarbeitung des Triebwerks offiziell nichts weiß. Immerhin wurde uns auf Anfrage bestätigt, dass wir mit unseren Testeindrücken nicht alleine dastehen. Und sonst? Nun, über das Fahrwerk gibt’s nichts Neues zu berichten. Es gehört nach wie vor zu den handlichsten auf dem Markt, lässt sich ultraleicht einlenken. Das wirkt manchmal schon fast nervös, schadet aber nicht der Stabilität in schnellen, weiten Bögen und macht nach kurzer Eingewöhnung auf winkeligen Nebenstraßen einen Heidenspaß. Federelemente, Ergonomie und Ausstattung geben kaum Anlass zu Kritik. Mit einer Ausnahme: Der Spritzschutz über dem Hinterrad ist dermaßen dürftig, dass Fahrten im Regen ausgiebige Reinigungsaktivitäten an Jacke und Helm nach sich ziehen – zumal wenn noch die Sozia mit an Bord Bremsverzögerung Yamaha FZ1 ABS 16 m/sec 2 Mittlere Verzögerung: 10,31 m/sec2 14 12 Voll reingelangt: auch extreme Notbremsmanöver verlieren mit der neuen FZ1 viel von ihrem Schrecken. 10 8 km/h 6 100 90 80 70 60 50 Mit einer mittleren Verzögerung Asphalt steht die FZ1 aus 40 30 20 10 0 von 10,31 m/s2 auf griffigem 100 km/h nach 37,41 Metern. war und den Schmutzfänger spielen musste. Trotzdem: Die FZ1 ist in Ihrer aktuellen Form, zumal bei einem Preis von 10.195 Euro inklusive ABS, die beste, die es je gab, und braucht sich in ihrer Klasse vor keiner Konkurrenz zu verstecken. Text: Jürgen van Bömmel Fotos: Christina Güldenring Technische Daten Yamaha FZ1 ABS Motor: Leistung 110 kW (150 PS) bei 11.000/min, max Drehm. 106 Nm bei 8.000/min, flüssigkeitsgekühlter 4-Zylinder-4-Takt-Reihenmotor, 998 cm3, Bohrung x Hub 77 x 53,6 mm, Verdichtung 11,5 : 1, 5 Ventile je Zylinder, dohc, Saugrohreinspritzung 42 mm ø, Nasssumpfschmierung, G-Kat, E-Starter, SechsgangGetriebe, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, O-Ring-Kette Fahrwerk: Alu-Brückenrahmen, v. 43-mm-Upside-Down-Gabel mit variabler Federbasis, Zugund Druckstufe, h. Alu-Schwinge, Zentralfederbein mit variabler Federbasis und Zugstufe, Federweg je 130 mm, Reifen v. 120/ 70 ZR 17, h. 190/50 ZR 17, Bremsen v. 320-mm-Doppelscheiben mit Vierkolben-Festsätteln, h. 245-mm-Scheibe, ABS Maße und Gewichte: Radstand 1460 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 109 mm, Sitzhöhe 810 mm, Leergewicht vollgetankt 221 kg, Tank 18 l Preis: 10.195 Euro zzgl. Nk. Garantie: zwei Jahre ohne km-Begrenzung Mit freundlicher Genehmigung des 36 Motorradfahrer 4/2008 www.motorradfahrer-online.de 4/2008 Motorradfahrer 37