Projektname: Selbstporträts und andere Ruinen

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Projektname: Selbstporträts und andere Ruinen
Projekt während der
Projektwoche an der DSL:
Über sich selbst nachdenken mit den
Mitteln der Malerei - Selbstporträts
Projektleitung:
Dirk Böhmer
Foto: Die Künstler bei der Arbeit in Raum 2 der Dreieichschule
1. In der Auseinandersetzung mit sich selbst: Wer man nicht alles sein kann…
In der Projektwoche widmeten wir uns dem großen kunsthistorischen Topos des
Selbstporträts.
Begonnen haben wir damit zu eruieren, was überhaupt ein Selbstporträt ist und haben dabei
festgestellt, dass die Kunstgeschichte neben den klassischen Darstellungsformen des
Selbstporträts, etwa eines Kopfes im Dreiviertelprofil, auch ganz andere Arten von
Selbstporträts kennt, so dass es heutzutage nahezu üblich ist „zu behaupten, jedes Werk sei
immer auch ein wenig ein Selbstporträt seines Schöpfers.“ (Calabrese, Omar, Die Geschichte
des Selbstporträts, Hirmer-Verlag 2007, S. 30).
Zunächst jedoch zu begreifen, wie sehr sich das Selbstporträt im Laufe der Jahrhunderte
gewandelt hat, war ein Anliegen des Projekts: Vom Kryptoporträt oder dem Porträt als
Signatur zum Porträt als Assistenzfigur („Hildebert und Everwin“), von den sogenannten
versteckten Porträts (z.B. Jan van Eyck) zu den autonomen Selbstbildnissen (z.B. Dürer) zu
den Selbstbildnissen in anderer Gestalt (z.B. Rembrandt), zu den Spiegelporträts (z.B.
Gumpp, Chardin), zu den tautologischen Selbstporträts (z.B. Corot). Von den
melancholischen Selbstporträts (z.B. Gauguin, Van Gogh) zur postmodernen Negierung des
Selbstporträts (z.B. Brancusi, Chagall, Richter). Das Selbstporträt hat derart schnelle
Wandlungen durchlebt, so dass, kaum dass das Genre seine Grenze einmal neu erfand, die
kommende schon wieder zu durchbrechen versucht wurde.
Eigentlich also hinreichend Anschauungsmaterial für mehrere Jahre intensiven Studiums! Wir
mussten uns indes für diese eher theoretischen Auseinandersetzungen und Reflexionen nur
auf zwei Tage beschränken: An den ersten beiden Tagen der Projektwoche gab es also, man
darf sagen, einige „Klassiker“ des Selbstporträts, am Montag in der Dreieichschule und am
Dienstag im Frankfurter Städelmuseum, wo wir an einer Führung zum Thema
„Porträtmalerei“ teilnahmen.
Fotos: Führung mit Frau Komnick zur Porträtmalerei im Frankfurter Städelmuseum
Im Städelmuseum standen für uns auf dem Programm unter anderem Porträts oder
Selbstporträts von Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Francis Bacon, Max Beckmann, ErnstLudwig Kirchner, Auguste Renoir, Raffael und Tizian. Im Anschluss an die Führung hatten
wir noch etwas Zeit Entdeckungen auf eigene Faust im Städel zu unternehmen und viele von
uns nutzten die Gelegenheit, die im Städel auslaufende Ausstellung zu Albrecht Dürer, der in
der Geschichte des Selbstporträts eine prominente Stellung einnimmt, zu besichtigen. Das
alles war insgesamt natürlich mehr als das Auge an einem Vormittag ernsthaft verkraften
kann und so waren wir für diesen Tag mit Eindrücken von Stilen und Sichtweisen auf den
Menschen, sein Gesicht sowie seinen Körper mehr als angereichert.
2. In der Auseinandersetzung mit sich selbst: Was ich denke, wer ich bin…
Da aber die Praxis immer spannender als die Theorie ist, fertigten wir im zweiten Teil der
Projektwoche, also von Mittwoch bis Freitag, eigene Selbstporträts auf Leinwänden an. Da
Selbstporträts ja oftmals einen sehr persönlichen Einblick gewähren, war das Anfertigen der
Porträts für viele von uns nicht nur eine technische, sondern auch eine emotionale
Herausforderung. Zudem ist das „sich-in-den-Blick-nehmen“ gar nicht so leicht. Die meisten
von uns hatten aber mittlerweile bereits eine kleine Idee für ihr eigenes Selbstporträt im Kopf
und so ging es munter ans Werk.
Was dabei herausgekommen ist, zeigen die Fotos auf den folgenden Seiten.
Viel Spaß dabei !
Dirk Böhmer
Malerin:
Laura-Christiane Müller
Titel des Bildes:
Between the lines
Textdruck und Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Zum Bild:
Ich wollte mit meinem Bild zeigen, dass jeder eine Geschichte hat, die ihn zu
dem gemacht hat, was und wer er heute ist. Besonders die Augen habe ich
hervorgehoben, weil die Augen für mich die Fenster zur Seele sind und
Gefühle am besten und deutlichsten ausdrücken können.
Maler:
Abdullah Mahmood
Titel des Bildes:
Die Maske
Papier, Kohle, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Zum Bild:
Das Bild besteht aus einem Kopf, welcher in zwei Teile geteilt ist, einer
weißen und einer schwarzen Hälfte. Dies verdeutlicht die „zwei Seiten“ des
Menschen. Da die weiße Seite noch etwas verwischtes Schwarz enthält, zeigt
dies, dass eine Seite manchmal „dominanter“ ist als die andere, bzw.
manchmal etwas deutlicher wird. Das Auge auf der weißen Seite ist ein weit
geöffneter Löwenmund. Der Kopf ist umrundet von Wörtern, die die
Gedanken des Menschen symbolisieren sollen. Seine Ängste, seine Triebe
und die Frage nach der eigenen Identität.
Maler:
Abdullah Mahmood
Titel des Bildes:
Marionettenspiel
Papier, Zeitung, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Malerin:
Allison Schroth
Titel des Bildes:
Ohne Titel
Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Maler:
Emilio Cisternas
Titel des Bildes:
Selbstfindung und andere Ruinen
Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Zum Bild:
Das gesamte Leben ist eine Selbstfindungsphase, an dessen Ende man nichts
findet.
Maler:
Jack Westerveld Lanza
Titel des Bildes:
„Realität“
Acryl, Kohle und Bleistift auf Leinwand, 40 x 50 cm
Zum Bild:
Ich wollte festhalten, wer oder was ich bin, und auf die verschiedenen Ebenen
des Seins und auf die Komplexität des menschlichen Wesens eingehen. Die
materielle, die spirituelle und die emotionale Ebene stechen hervor.
Dargestellt sind Sachen, die mich sehr anziehen, Sachen, die mir Angst
machen, und Sachen die mich physikalisch definieren als denkendes Ding.
Unten rechts wollte ich einen persönlichen Fingerdruck hinterlassen, in einer
von mir selbst erfundenen Sprachkodierung, die meine Individualität festhällt.
Maler:
Jack Westerveld Lanza
Titel des Bildes:
Ojos bonitos
Acryl, Karton und schwarzer Edding auf Leinwand, 30 x 40 cm
Zum Bild:
Der Moment, da die Zeit stillsteht.
Wo sich die eigene Seele der Schönheit unterwirft.
Wo sich zwei fremde Blicke treffen
und alles um einen herum ausgeblendet wird.
Ein flüchtiger Moment,
und doch ein ewiges Echo.
Diesen Moment wollte ich zeigen.
Malerin:
Linda de las Heras Resino
Titel des Bildes:
Ohne Titel
Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Malerin:
Olga Bayerle
Titel des Bildes:
Spieglein, Spieglein an der Wand
Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm