Trendreport 2006 - K-MB

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Trendreport 2006 - K-MB
K-MB TREND-CHECK 2006
Einblicke in die Zukunft der europäischen Konsumkultur
PROLOG
Die Erde hat sich ein weiteres Mal um die Sonne gedreht. Wir haben
Ostern, Weihnachten und Geburtstag gefeiert, seit dem wir das letzte Mal nach
den Tendenzen der europäischen Konsumkultur gefragt haben. Mittlerweile ist
viel passiert: Das alte und neue Europa sind wieder näher zusammengerückt. An
den östlichen Rändern des Kontinents ist aus der demokratischen Revolution eine
Mode geworden, die in Orange von Land zu Land schwappt, während in Europas
Mitte die Wände in Nacht und Nebel mit Gratiskunst beklebt werden.
Welche Tendenzen in der Konsumkultur sind für 2006 erkennbar? Was bewegt
die Menschen in Frankreich, Deutschland, England, Italien und Spanien? Worin wird
sich das Verhalten der Menschen in diesen Ländern unterscheiden? Um diesen
Blick in die Zukunft zu wagen, hat die kamps markenberatung (k-mb) auch in diesem
Jahr wieder 350 Opinion Leader nach ihrer Meinung gefragt. Welche Tendenzen
erwarten die Vordenker unserer Konsumkultur für das nächste Jahr? Woran
müssen wir denken, wenn wir im nächsten Jahr auch noch en vogue sein wollen,
wenn wir abends ausgehen, eine Städtereise planen oder unseren Kleiderschrank
umräumen? Auf den folgenden Seiten finden sich Hypothesen, die auf einer
qualitativen Auswertung der Befragung beruhen.
KATEGORIEN
Um sich konkreten Strömungen zu nähern, hat k-mb Konsumkultur
in acht wesentliche Tendenzfelder unterteilt. Eine Kategorisierung, die ihren
Ursprung in der täglichen Arbeit mit dem Beziehungsgeflecht Marke –
Konsument hat. Gefragt wurde nach den Tendenzen 2006 in den Bereichen: > Gesellschaft
> Mode
> Musik
> Sport
> Entertainment
> People
> Metropole
> Marke
Die Auswertung der Befragung ist auf den folgenden Seiten zusammengefasst.
Gegebenenfalls wurden signifikante nationale Unterschiede in der Kategorie
gesondert herausgestellt.
Ergebnisse
Die Stimmung europäischer Opinion Leader
Gesellschaft
„Wer in die Zukunft blickt, sollte die Geschichte kennen.“ Denn nichts
prägt den Blick für das Morgen so, wie das Erlebte. Angesichts von neuen und
alten Krisen entwickeln auch die hedonistischen Opinion Leader in Europa ein
„neues Weltbewusstsein“. Steigende Ölpreise, Naturkatastrophen, deren Namen
wie nahe Verwandte klingen und brennende Autos im Zentrum der Stadt der
Liebe haben sich tief ins Bewusstsein gebrannt.
Das Jahr 2006 feiert das Comeback des Umweltschutzes. Dabei wird das richtige
Engagement zur Rettung unserer Erde nicht nur von Politikern und Parteien
erwartet. Verbraucher und Unternehmen sind genauso gefragt. Neben Preis und
Design wird wieder öfter nach der Herkunft und dem Nutzen gefragt werden.
Dabei geht es nicht um ökologische Low-Tech Produktion, sondern um den Einsatz
von zukunftsweisendem High-Tech für den Schutz unserer Welt. Der Sorge um unsere Erde folgt mit weitem Abstand die Angst um eine wachsende
Armut in Europa. Dabei glaubt keiner an den wirtschaftlichen Niedergang. Ganz
im Gegenteil, Europa glaubt an die Zukunft. Genauso wie beim Umweltschutz
vertrauen wir der Technik. Wirtschaftswachstum wird das Jahr 2006 nach
Meinung der Befragten prägen. Allerdings wird erwartet, dass die Schere
stärker wächst. Reich wird reicher und Arm wird für alle spürbar. Demnach
könnten die Ausschreitungen in Frankreich nur der Anfang eines europäischen
Flächenbrandes werden.
An dritter Stelle geht es um unsere ethischen und moralischen Vorstellungen.
Was können Freiheit, Demokratie und Kommerz gegen den wachsenden
Terrorismus ins Felde führen? Liegen wir mit unserem omnipräsenten,
universellen Kulturverständnis noch richtig? Sind wir die Guten oder vielleicht
doch die Bösen?
Dabei fürchten sich die Spanier vor allem vor Terrorismus, während die Franzosen
sich im nächsten Jahr um Integration und Armut sorgen.
FAZIT:
Bevor wir nächstes Jahr ins Regal greifen, werden wir wieder öfter Fragen stellen.
Ist das gut für mich, für meinen Nachbarn, für die Welt? Gewissen zu haben ist
wieder en vogue, dabei setzen wir statt auf Ökos auf Umwelt High-Tech.
Umweltschutz mit High-Tech.
Armut wird spürbar.
Kritik an der westlichen Moral.
Fashion
Wer mag schon bei 24 Kollektionen im Jahr noch über einen Trend
nachdenken. Scouting, Plagiat und Ausverkauf haben Tempo in die Mode gebracht.
Kein Wunder, dass in Kategorien und nicht so sehr in Stildetails gedacht wird,
wenn es um den Fashiontrend 2006 geht. Adjektive wie schlicht und puristisch in
der Haute Couture bringen zwar die mögliche Entwicklung im nächsten Jahr auf
den Punkt, helfen in der eigenen Planung für die Kleiderordnung 2006 aber nur
begrenzt weiter. Über eines allerdings sind sich die befragten europäischen Opinion
Leader einig: „Die Jeans bleibt das angesagteste Kleidungsstück“. Dabei mutiert
die gute alte Jeans allerdings in neue Formen, denn entweder viel zu eng, viel zu
kurz oder viel zu weit muss sie sitzen. Dabei wird die Marke weniger eine Rolle
spielen, denn 2006 wird es laut der Befragten eine ganze Reihe neuer Labels in die
Regale der Boutiquen schaffen. Kein Wunder, können doch die großen Brands bei
der Geschwindigkeit der Schnittwechsel kaum noch mithalten. Ob die Extremform
der Jeans im nächsten Jahr bereits das Ende ihrer Hochkultur einläuten wird,
wie einst die Röhre und die Karotte in den 80er Jahren, dafür will noch keiner
seine Hand ins Feuer legen. Aber die Vermutung haben einige. Und obwohl adidas
und Puma wie im letzten Jahr in der Liste der Fashion Brands wieder ganz vorne
rangieren, gilt der Sneaker im nächsten Jahr als „over the top“. In Deutschland ist
man sich sicher, dass im kommenden Sommer den Flipflops an deutschen Füßen
Absätze entwachsen, während die Italiener sich im nächsten Jahr von Zara und
Gap überrollt fühlen werden.
Klarer Star und auf Platz zwei der Kategorie Fashion landet der Designer Marc
Jacobs. Er wird den Fashion-Shows von Paris bis Mailand im nächsten Jahr
seinen Stempel am aller deutlichsten aufdrücken. Neben ihm sehen vor allem
die Franzosen, Italiener und Deutsche die skandinavischen Modemacher klar
im Kommen. Allgemein sind sich alle einig, dass die kleinen Labels den Trend im
nächsten Jahr bestimmen werden. Der Blick der Designer auf Streetculture und
Punk wird dabei noch immer den Ton im Style angeben. In Spanien und Italien trägt
der Mann auch mal Strick, denn wer etwas auf sich hält, wird Missoni Homme als
neuen Trend entdecken.
Und als letztes sind sich Italiener und Deutsche darüber einig, dass es wieder schick
wird, einen passenden Blazer bzw. Sakko über der Hose zu tragen.
FAZIT:
Alte Bekannte im Kleiderschrank werden zu Mutanten. Nach wie vor kann man
mit Streetculture nichts falsch machen, auch wenn zur immer knapper werdenden
Jeans mal auf Sneaker verzichtet werden darf.
Jeans in extremen Formen.
Design by Marc Jacobs.
“Lackschuh” statt Sneakers.
Musik
„This is not America!“ Europa bekennt sich zum eigenen Style. Fette Autos,
dicke Titten, Bündel-Geldscheine und wackelnde Ärsche sind in Europa im nächsten
Jahr verpönt. Wer glaubt mit HipHop noch groß zu landen, sollte es in den USA
versuchen. Überhaupt wird sich die Musikbranche auch im nächsten Jahr weiter
differenzieren. Die Chance für kleine Labels. Dabei spielt Skandinavien ähnlich wie
im Bereich Fashion eine große Rolle. Kein Wunder bei der staatlichen Förderung
von Proberäumen und Musiker-Darlehen wie in Dänemark.
Nachdem im letzten Jahr aus New-Yorker Garage-Rock ein Brit-Rock Revival wurde,
sind sich alle sicher, dass 2006 der Rock ausverkauft sein wird. Das nächste Jahr
gehört dem Cultural-Clashing. Auch der Name für das Mixen von Stilen ist bereits
neu kreiert. Wer mitreden will über den Sound im nächsten Jahr, spricht von
„Hybrid“. Was sich aber hinter Hybrid verbirgt und wie die Mischung für das beste
Rezept aussieht, unterscheidet sich nach nationalen Gepflogenheiten. Die Spanier
sehen ein wenig mehr Traditional, die Engländer mehr Glam-Rock. Auf jeden Fall
entsteht etwas Neues in den Kellern und Tonstudios Europas.
Aus dem Hang Bestehendes zu mischen leitet sich auch der zweite Trend in Europa
ab. Er kommt aus den Arbeitervierteln Ost-Londons und heißt: „Grime“. Düster, fett
und ganz heiß auf den Tellern der angesagtesten Clubs in 2006. Eine Mischung aus
Drum’n’Bass, 2Step und Garage, dazu gibt es eine Prise MC Battle.
Wer nächstes Jahr hingegen in den Stadtmagazinen der europäischen Metropolen
nach Konzert Tipps sucht, wird immer häufiger auf die Kategorie des Grauens
stoßen: Pop/Rock. Das kennen wir noch aus den frühen 90ern. Und tatsächlich
sind es gute, alte Bekannte wie Robbie Williams, Madonna und vor allem in
Deutschland und England Ashlee Simpson mit denen wir im nächsten Jahr in
gepflegter Langeweile unsere musikalische Freizeit verbringen. Bitte nicht zu hart.
Die Stars von Cold Play werden von Plagiaten und Klonen aus der englischen
Musikindustrie aufgefressen, während die Shooting Stars des nächsten Jahres Mr.
Grime Richard D. James und Dizzy Rascal werden.
FAZIT:
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Gemixt wird, was gefällt. Wir nennen das
Ganze jetzt einfach „Hybrid“ und gucken wer dazu tanzt. Alte Bekannte werden uns
auch im neuen Jahr beglücken und spätestens 2007 weiß ganz Europa wer und
was sich hinter Grime aus Ost-London verbirgt.
Cultural Clashing namens Hybrid.
Grime aus Ost-London.
Newcomer aus Skandinavien.
Sport
„Football is coming home.“ Nirgendwo gibt es eine größere Einigkeit,
was uns nächstes Jahr bestimmen wird als im Bereich Sport. Welch Wunder, die
Fußball WM 2006 in Deutschland wirft ihre Schatten voraus. Europa steht Kopf
und hat nur noch Ball im selben. Egal ob Masse oder Szene: Fußball vereinigt. Dabei
wird der Sog der größten Fußball-WM aller Zeiten in Europa langfristige Folgen
auf unser Freizeitverhalten haben. Denn neben Fußball an sich, wird auch das
Thema Sport im Verein wieder eine größere Rolle spielen. Wir wollen wieder mehr
gemeinsam machen und 2006 geht es eher mit den Jungs auf den Platz als alleine
ins Gym. Aber auch das Thema Fan sein, wird einen höheren Stellenwert erhalten.
Es dürfen auch im Londoner Banker-Viertel rotweiße Schals getragen werden.
Und der Rasen in deutschen Stadien dürfte nachts des Öfteren von italienischen
Souvenirjägern filetiert werden.
Allerdings haben viele auch die Angst geäußert, dass die totale wirtschaftliche
Vermarktung der WM den Spaß kaputtmacht. Bereits jetzt sind die Opinion Leader in
Deutschland gelangweilt von plumpen Gewinnspielen und Trikotaktionen. Während
Spanien über den Übertragungswahnsinn der heimischen TV-Stationen streitet,
weiß in Deutschland keiner, welches Fußballmagazin er noch lesen soll. Und endgültig
dürfte der Kommerz die Fans gegen sich aufbringen, wenn den Fernsehturm auf
dem Berliner Alexanderplatz ein blasphemischer Fußball in Magenta schmückt. Den
Opinion Leadern reißt der Geduldsfaden mit der Vermarktung. Liebe Sponsoren:
Fußball ist Weisheit und die Fans nicht dumm. Seid doch ein wenig einfallsreicher,
um uns nächstes Jahr glücklich zu machen.
Ansonsten wird 2006 ein leiser Sport sich in unsere Herzen turnen. Yoga wird 2006
weiter an Bedeutung gewinnen. Und wer glaubt, dass es dabei hauptsächlich um
Meditation und Entspannung geht, liegt zwar vom Trend nicht ganz falsch, hat aber
wohl noch nie einen Yoga-Kurs besucht. Denn zwar wird auch Wellness nächstes
Jahr nach wie vor eine Rolle spielen, aber Yoga kennt nur wenige Stellungen im
Schneidersitz und Meditation ist nur ein kleiner Teil des großen Ganzen.
Dank der spanischen Liebe zu schnellen Autos, dem Verkauf der Formel 1 und
der anhaltenden Diskussion um den Einstieg der Automobilhersteller, schafft es
der schnellste Sport der Welt, die Formel 1, auf Platz 3 des k-mb Trend-Checks
in der Kategorie Sport. Zu verdanken ist diese Tatsache allerdings tatsächlich im
Wesentlichen nur den Spaniern, die nach 15 Jahren Grand-Prix Zirkus in Barcelona
und Fernando Alonso noch immer nicht genug haben. Die Briten glauben an das
Comeback der Hunderennen, können damit jedoch keinen Festland-Europäer
überzeugen.
FAZIT:
Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten. Intelligenter Fußball bleibt Trend.
Wenn der Ausverkauf jedoch das Spiel kaputtmacht, dann geht es nächstes Jahr
auf die werbefreie Yoga-Matte.
Fußball-Philosoph.
Yoga Sportler.
Formel 1 Fahrer.
Entertainment
Natürlich kommt 2006 niemand an der Fußball WM 2006 vorbei.
Vom 9. Juni bis 9. Juli wird ganz Europa aus 300 Millionen Trainern bestehen,
die in tiefenpsychologischen Diskursen über heiße Kohlen und passives Abseits
debattieren. Doch die restlichen elf Monate bleibt die Kiste aus. Europa glotzt
nicht mehr TV. Insbesondere die Wiederholung ist der Serien-Tod. Ob „Sex and the
City“ oder „24“ die Einschaltquote wird es kalt lassen und wer sein Party-Motto
in der TV-Zeitschrift gesucht hat, muss sich was Neues ausdenken, um bei den
Freunden als up-to-date zu gelten. Auch wenn es gemütlich und unterhaltsam
bleibt im nächsten Jahr, wird sich einiges in unserem Verhalten ändern. Neu sind
die Verhaltensmuster allerdings nicht. Aus Couchpotatoes werden Leseratten
und aus Zappern Heim-Winzer, denn der Trend im nächsten Jahr, so viel steht
fest, geht ganz klar zum Drittbuch. Wer sich mit Freunden trifft nimmt gerne mal
eine Flasche Wein mit und nistet sich bei seinem Gastgeber zuhause für einen
gemütlichen langen Abend ein. Es kann also gar nicht schaden, sich schon mal mit
dem Beaujolais Primeur und der aktuellen Bestsellerliste auseinanderzusetzen,
wenn man im nächsten Jahr mitreden will.
Ohne Frage darf man auch im nächsten Jahr vor die Tür gehen. Der große
Vorteil allerdings, wir müssen uns vorher nicht mehr stundenlang stylen. Auch
das scheint klar, der Style-Faschismus ist im nächsten Jahr zumindest in den
Clubs vorüber. Wer glaubt, er müsste stundenlang beim Türsteher betteln, um
reinzukommen, verpasst vermutlich die beste Party nebenan. Europa hat keine
Lust mehr auf Style-Police und blöde Blicke. Lediglich in Spanien gibt es noch Asyl
für Modelaffen. Dort glauben einige weiterhin fest an das Mode-Café. Während in
Deutschland und England die Opinion-Leader überzeugt sind, dass ein guter Club
auch eine Küche braucht. Der Club mit Dinner-Separee im Sitzen oder Liegen
schafft es nächstes Jahr aus den Metropolen wohl auch in die Provinz. Und in
unserem Trend-Check auf Platz 3 in der Kategorie Entertainment.
Was geht noch im Freizeitverhalten 2006? Franzosen, Italiener und Spanier
werden wieder mehr das Land für sich entdecken. Der Countryside-Trip ist
im Süden stark im Kommen. In Deutschland mag man es nächstes Jahr eher
gemütlich. Wer in eine Bar geht, nutzt auch gerne mal wieder das altmodische
Wort Café und freut sich, wenn er einige Accessoires aus dem heimischen
Wohnzimmer wiederfindet. Gemütlichkeit ist Trumpf, reduziert wird abserviert.
FAZIT:
Europa glotzt nicht mehr TV. Serien sind tot. Wer im nächsten Jahr wirklich
mitreden will, sollte sich schnell noch ein Buch kaufen oder zumindest auf die
Bestsellerliste gucken.
Mehr Bücher lesen.
Kein Stylefaschismus.
Essen im Club.
People
Jeder Trend kennt zum Glück ein Ende. In der Kategorie People hagelt es
schlechte News aus ganz Europa für Michelle Hunziger, Jade Jagger, Verona Pooth,
Katie Price und Co. Das Interesse an Promi-Partys und aufgeblasenen Langeweilern
nimmt im nächsten Jahr rapide ab. Schuld ist die Inflation von Prominenz. Wer will
heute schon sagen, wer Ende nächsten Jahres tatsächlich noch gefragt ist - im
Sumpf von Affären, Kindern und Kokain?
Doch keine Angst, Bunte, Holá, Paris Match und Instyle wird es auch 2007 noch
geben. Zwar mögen sich die Auflagen reduzieren, aber trotzdem wird es Menschen
geben, die in unserem Mindset im nächsten Jahr eine wichtige Rolle spielen. Denn
Promis sind unseren Opinion Leadern zwar im wachsenden Maße Schnurz, wenn
es sich jedoch um Leistungsträger handelt, sieht das Ganze ein wenig anders aus.
Statt Hotelerben werden in England und Deutschland Politiker die Hauptdarsteller
der People-Storys 2006 sein. Ob Gordon Brown oder Angela Merkel, beide Politiker
führen mit großem Abstand die jeweilige nationale Hitliste für 2006 an. Spanien
hingegen gibt sich monarchistisch, denn mit Nachwuchs sollte es das Prinzenpaar
in die Gazetten schaffen.
Also, liebe Journalisten aufgepasst, im nächsten Jahr fallen weniger Leser auf die
Geschichten von Töchtern und Ex-Frauen unserer Promis rein. Wir haben wieder
Respekt vor Leistung und langweilen uns über Persönliches.
FAZIT:
Personal Negation. Promis – keiner vermisst Euch.
Angela Merkel statt Verona Pooth.
Gordon Brown statt Katie Price.
Respekt vor Leistung.
Metropole
Wir Berliner wussten es ja schon längst. Die Metropole Nr. 1 ist die
Stadt an der Spree. Ob Osten oder Westen, wer wissen will, wo es geht, der bucht
sein Ticket nach Berlin. Auch im nächsten Jahr wird Berlin wieder Europas TrendMekka. Weder Engländer noch Franzosen glauben an die eigene Hauptstadt, alle
zieht es an die Spree. Dabei ist das Konzept des erfolgreichen Stadtmarketings
ganz einfach: Erstmal 50 Jahre gar nichts tun und dann auf einmal alles ab- und
aufreißen. Berlin wird geliebt, weil es kaputt ist, weil es dreckig ist und weil es sich
ständig verändert. Darauf stehen die Trend-Vultures, die es für ein Wochenende
in die Metropole treibt, während die Berliner schon ein wenig genervt sind. Neben
der größten Baustelle der Welt sind vor allem Fashion-Week und Kunstmessen
Schuld am Ruf der Hip-City. Denn wer neue Musik erleben will, der ist in Berlin
falsch und sollte sich lieber in London umhören. Hier wird sich 2006 im Nachtleben
einiges ändern.
Aber es gilt, nächstes Jahr auch Neues zu erkunden. Wer echter Trendsetter ist,
bucht nächstes Jahr auf jeden Fall auch ein Wochenende in Tallinn. Die estische
Hauptstadt kommt zwar architektonisch altbacken daher, in den Kellern wird
aber gerockt. Eine wahre DJ-Schwemme aus dem Westen wird sich im nächsten
Jahr über die Clubs der Stadt ergießen. Vermutlich auch deshalb, weil in Tallinn so
hübsche Menschen leben. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache.
FAZIT:
Glücklich ist 2006, wer noch einen Koffer in Berlin hat. Ansonsten Finger raus und
gen Sibirien trampen oder wo liegt dieses Tallinn überhaupt?
Berlin.
Tallinn.
London.
Brands
Obwohl das Wort Marke an sich seit Jahren einen Siegeszug feiert und
Menschen, Politik und Kultur bald wohl nur noch in abstrakten Markenwerten
gemessen werden, wächst das Phänomen des Markenterrorismus beständig.
Aus der NoLogo Bewegung vom Anfang dieses Jahrtausends haben mittlerweile
die kanadischen Antihelden der Markenwelt, die Adbusters, ihren Siegeszug
angetreten. Und auch wenn die großen Bösen sich zahm geben und mit nie
gekannter Radikalität am Markenimage feilen, werden auch im nächsten Jahr
wieder alle zu den ausnahmslos kleineren Guten halten. Da kann „Big Bill“ noch
soviel Geld in die Epidemie-Forschung stecken und McDonalds nur noch biologische
Low-Fett Produkte verkaufen. Einmal böse, immer böse. Wie früher im Western
halten die Konsumenten lieber zu den Herren mit den weißen Hüten und hoffen
auf ein Happy End.
Lange Rede, kurzer Sinn auch dieses Jahr gibt es in Europa wieder nur eine Marke,
die unangefochten ganz oben auf dem Treppchen steht. Egal ob es nun das MP3Telefon oder der mobile Video-iPod sein werden, die den Durchbruch schaffen
oder als futuristisches Gadget ins Designmuseum wandern. Die Herren mit den
weißen Hüten sind natürlich von der Marke Apple.
Daneben steht eine kleine Revolution in der Kommunikation. Die ist auch mit
einem Namen verbunden. Denn nach mailen und googlen werden wir nächstes
Jahr skypen. Skype heißt die Brand Nr. 2 in Europa. Und wir werden lernen, wie
nah Telefon, Chat und Mail zusammen liegen.
Wem dies wie jedes Jahr zu technisch ist, sollte sich im nächsten Jahr mal öfter
in Italien aufhalten. Hier steht die Mode im Vordergrund und dabei haben Italiener
ein Herz für kleine Labels. In Italien gibt es das Retro-Revival der französischen
Beauty und Fashion-Brand Cacharel. Und geht es nach den Italienern, startet
Dondup – die mit der Jeans aus der Holzkiste – in ganz Europa durch. Nu denn.
In Deutschland baut man auch auf eine Marke aus Italien, auch wenn diese
ursprünglich aus dem kleinen Ort Marktl am Inn kommt. Gemeint ist Benedikt der
16., der ähnlich dem sonnigen Ludwig wieder ein bisschen Glanz in die angestaubte
Hütte bringen soll. Zurück zum Glauben, zurück ans Kreuz.
FAZIT:
Against all flags oder Apple. Egal, ob die Marke erfolgreich ist oder nicht, Europa
hält immer zu den Guten. Von John Wayne zu Jesus. Auch wenn beide niemals
geskypt haben.
Apple.
Skype.
Dondup.
Epilog
Erst wenn die Erde sich ein weiteres Mal um die Sonne gedreht
hat, werden wir wissen, wie viel Wahrhaftigkeit in der Wahrscheinlichkeit der
vergangenen Seiten lag. So manches beschriebene Sein wird wohl erst durch
unser aller Bewusstsein geschaffen werden. Tun wir also unser Bestes für eine
bessere Welt in 2006.
Studiendesign
Der k-mb Trend-Check 2006 baut auf einer qualitativen Befragung von
Opinion Leadern aus Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland
auf. Die Befragungen wurden in der Zeit zwischen Oktober 2005 und Dezember
2005 anhand eines offenen Leitfadeninterviews via eMail und Telefon geführt.
Dabei wurden sowohl wertende als auch wertfreie Ergebnisse berücksichtigt.
Die befragte Zielgruppe bilden Menschen, die in ihrem Beruf bzw. ihrer Profession
von k-mb als stilprägend identifiziert werden. Dazu zählen Modefotografen, Stylisten,
führende Mitarbeiter aus Agenturen, Lifestyle-Journalisten, Medienmacher, DJs,
Musiker, Künstler, Steetartists, Clubbesitzer, Store-Manager aus Trendshops,
Trendscouts und Modemacher.
Der Auswertung vorausgesetzt ist die Prämisse, Gemeinsamkeiten und Differenzen
einer europäischen Konsumkultur herauszuarbeiten. Auf einzelne Meinungen,
Spitzen oder kleinere Strömungen nimmt der Trend-Check keine Rücksicht, auch
wenn diese nach der Meinung der Autoren in einzelnen Bereichen und für einige
Marken extrem hohen Trend-Charakter besitzen.
Alle Fragen bezogen sich auf eine Aussage über die Zukunft mit dem Schwerpunkt
2006. Die vorgestellten Zukunftsprognosen basieren auf den Aussagen der
Befragten. Es ist billigend in Kauf genommen worden, dass die Aussagen weder
einen verbindlichen noch repräsentativen Charakter haben.
Autor
k-mb betreut seit 2004 Unternehmen und Marken in den Bereichen
Public Relations, Brand Relations, Trend- und Brandmarketing in Europa.
Im letzten Jahr war die Agentur unter anderem für das Brandmarketing und die
Kooperationen der smart gmbh in Europa, das Trendsponsoring edc Minigolf
von Esprit in Berlin Mitte, die Brand Relations von Paul Mitchell sowie die Public
Relations zum 50jährigen Sissi Film-Jubiläum für Kinowelt tätig.
Falls Sie sich für die Arbeit von k-mb interessieren, nehmen Sie
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telefonisch unter 030 695 972 80.
Den Trendcheck 2007 können Sie ab Dezember 2006 unter
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