An der Côte d`Azur auf den Spuren grosser Künstler

Transcrição

An der Côte d`Azur auf den Spuren grosser Künstler
reisen
SE
RV
Die SüDoStSchweiZ | SaMSTaG, 10. MaI 2014
IC
Genusskarte für
unterwegs
E
Wer Land, Leute und Schweizer
Kulinarik auf höchstem Niveau erleben möchte, der ist auf den
«Routes du Bonheur» von Relais &
Châteaux genau richtig. Die Vereinigung von Schweizer Restaurants
und Hotels gibt in diesem Jahr zu
dritten Mal eine Schweizer Gourmet-Reiseroute heraus. Diese wurde von Spitzenkoch André Jaeger
inspiriert. Die Route führt vom
Rheinhotel «Fischerzunft» (Schaffhausen) über das Park-Hotel «Sonnenhof» (Vaduz), das Hotel «Walther» (Pontresina), das In Lain Hotel «Cadonau» (Breil), weiter zum
Schlosshotel «Chastè» (Tarasp) und
zum «Walserhof» (Klosters) bis
zum Hotel «Paradies Hideaway Resort» (Ftan). Neben den kulinarischen Highlights bieten sich viele
attraktive
Freizeitmöglichkeiten
und Ausflüge an. (so)
25
An der Côte d’Azur auf den
Spuren grosser Künstler
Die «Routes du Bonheur»-Karten sind in
den Mitgliedshäusern von Relais & Châteaux erhältlich.
Elvis lebt und feiert
in Kanada
Vom 24. bis zum 27. Juli 2014 verwandelt sich das beschauliche kanadische Kleinstädtchen Collingwood an der Georgian Bay im Bundesstaat Ontario, rund zweieinhalb
Autostunden nordwestlich von Toronto, in eine wahre Elvis-FanHochburg. Ob angehender Kinderstar oder Vollprofi mit über 40 Jahren Bühnenerfahrung. als Elvis-Interpret kommen hier einmal im
Jahr begeisterte Künstler und Fans
zusammen, um die Bühne in ElvisManier zu erobern. Alter und Erfahrung spielen beim Collingwood
Elvis Festival keine Rolle, Hauptsache, die Leidenschaft stimmt. (so)
Elvis-Doubles
Auf die richtige
Mannschaft stehen
Das richtige Schuhwerk ist nicht
nur auf Reisen wichtig. Auch Daheimgebliebene sollten besonderes
Augenmerk auf das
passende Schuhwerk für den jeweiligen Anlass
achten. Für die
vor der Tür stehende Fussball-WM hat
die
brasilianische
Marke Havaianas die
passenden
FlipFlops auf den
Markt gebracht.
Die
sommerlichen Team-Sandalen, die für einen siegessicheren Auftritt beim
Mitfiebern sorgen, dürfen
in diesem Sommer an keinem Fuss
fehlen, damit die
Fussballfans mit
dem Look nicht
im Abseits stehen. (so)
Havaianas im WMLook sind im Fachhandel zum Preis von 29.90
Franken erhältlich.
Blick in eine längst vergangene Zeit: Das Renoir-Museum (grosses Bild) ist eine Hommage an einen grossen Künstler, aber auch die 90 Stelen mit Kunstwerken von
Picasso, Chagall, Renoir und vielen anderen, die in 20 südfranzösischen Städten und Dörfern aufgestellt sind, zollen den grossen Malern ihren Tribut.
Rund um Nizza findet man
auf Schritt und Tritt Zeugnisse
der Belle Epoque und der
klassischen Moderne. Eine
etwas andere Reise ans Meer.
Von Inka Grabowsky (Text und Bilder)
Nizza.– In kaum einer anderen Region der Welt ist die Konzentration an
Spuren berühmter Maler so gross wie
an der Côte d’Azur. Die Landschaft
zwischen Marseille und Monaco hat
Maler des 19. und 20. Jahrhunderts
scheinbar magisch angezogen. Romantiker sind sich sicher: Sie kamen
wegen des Lichts, das hier in der Idylle zwischen Alpen und Mittelmeer besonders schön leuchtet. Zyniker sehen es anders: Für sie war es die Nähe
zu den Schönen und Reichen der Zeit,
die die Künstler anzog.
Ans Mittelmeer
ausgewichen
Wer heute nach Nizza reist, versteht
schnell, warum es die Haute Volée vor
150 Jahren ausgerechnet an diesen
Küstenabschnitt zog.Während wir uns
über die günstigen Flugverbindungen
zum drittgrössten Flughafen Frankreichs freuen, genossen die Menschen
ab 1864 die neue Bahnlinie. Sie kam
den ersten Touristen zugute. Ähnlich
wie bei uns im Engadin gehörten reisefreudige Briten zu den Pionieren
des Fremdenverkehrs. Sie nutzten die
Côte d’Azur als Winter-Ausweichquartier.
Ans Mittelmeer ausgewichen waren
auch die Russen, die im Krimkrieg
1856 ihre Marine-Stützpunkte im
Schwarzen Meer verloren hatten. Sie
pachteten deshalb für die Flotte den
Hafen von Villefranche. Klar, dass der
Zar gelegentlich zum Truppenbesuch
kam. Und klar auch, dass reiche
Adelsfamilien so den Reiz der Riviera
entdeckten. 61 Jahre später machten
sie ihre Sommerresidenzen zu festen
Wohnsitzen – wer wollte als Adliger
schon die russische Revolution live
miterleben. Die kultivierten Wohlhabenden interessierten sich für Kunst –
und die Künstler interessierten sich
für diese Kunden. So brauchte es dann
nur noch individuelle auslösende Momente, um die Staffelei zu packen und
nach Südfrankreich zu pilgern.
Matisse und Renoir beispielsweise
kamen beide Anfang des 20. Jahrhunderts auf Anraten ihrer Ärzte. Der eine wollte etwas gegen eine Bronchitis
tun, der andere die Arthritis lindern.
Ein Künstler zog weitere nach sich.
Als Picasso 1946 in die Region zog,
war der Mythos längst geboren. Marc
Chagall, der sich 1966 in Saint-Paulde-Vence niederliess, bildete nur einen weiteren Höhepunkt. Inzwischen
hat sich das Blatt gewendet und es
kommen die Touristen wegen der
Künstler, nicht mehr die Künstler wegen der Touristen.
Kunst im
Vorbeigehen
Die Region hat den berühmten Bewohnern von einst vor vier Jahren besondere Denkmäler gesetzt. Genau
an jenen Stellen, von welcher aus der
jeweilige Künstler die Landschaft verewigt hat, stehen heute fest installierte Schautafeln mit einer Reproduktion des entsprechenden Gemäldes.
Auf einem Hintergrund aus Lava ist
das jeweilige Motiv emailliert worden. Das soll die Tafeln gegen «normales» Beschmieren immun machen.
Leider hilft es nicht gegen ernsthaften
Vandalismus: Im Bild von Raoul Dufy
«La Baie des Anges à Nice» prangt ein
Einschussloch. Die Kopie von Jean
Klissaks «Moin d aout à Nice» ist
wahrscheinlich von einem LKW zerteilt worden.
Nathalie Gaglio vom Centre du Patrimoine in Nizza führt Besucher
auch zu den konventionellen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Insofern freut
sie sich besonders über jene Bildtafeln, die nicht nur Kunstwerk, sondern auch Zeitzeugnis sind. «Claude
Ambaud hat 1963 die Prèfecture gemalt – wir können jetzt am Originalschauplatz vergleichen, wie das Areal
damals ausgesehen hat und wie es
heute aussieht.» Dieser Aspekt fasziniere auch Touristen, die mit Kunst
sonst nichts am Hut hätten. 90 Stelen
stehen in 20 südfranzösischen Städten und Dörfern.Wer sich hier Appetit
geholt hat, kann sich einige der Originale in einem der 22 grösseren und
kleineren Kunstmuseen der Côte
d’Azur ansehen.
Die ehemaligen Wohnungen von Picasso und Renoir gehören inzwischen
zu den grossen Touristenmagneten
der Region. Das Picasso-Museum in
Antibes im ehemaligen Schloss Grimaldi lebt von einer Schenkung des
Meisters selbst. Die Sammlung ist inzwischen durch weitere Schenkungen
erweitert worden, so dass sich der
Eintritt von sechs Euro durchaus
lohnt.
Das Renoir-Museum in Cagnes sur
Mer hat einen ganz anderen Charakter. Der Maler hat in dem Haus im Olivenhain zwölf Jahre gewohnt. Hierher kommt man, wenn man den Rollstuhl, das Atelier oder die Badewanne
des weltbekannten Malers sehen
will – die Aussicht ist allerdings auch
nicht schlecht. 14 original Renoir-Gemälde hängen hier, zwei Reproduktionen auf Bildstelen findet man im
Garten. Man zahlt ebenfalls sechs
Euro Eintritt.
Kein Matisse in
Nizzas Strassen
Nizza ist für Kunstfreunde besonders praktisch. In der 340 000-Einwohner-Stadt gibt es sieben Kunstmuseen. Eines ist Marc Chagall gewidmet. Auch er hatte dem Staat hat etwas geschenkt: 17 Bilder seiner «Biblischen Botschaft». Um sie herum
baute man 1973 ein Ausstellungsgebäude, das inzwischen eine bemerkenswerte Sammlung beherbergt. Für
acht Euro kann man sie sich ansehen.
Alle andern Kunstmuseen sind – bis
auf Sonderausstellungen – frei.
Das Musée Matisse beispielsweise
darf man sich nicht entgehen lassen.
In der «Villa des Arènes» sind unzählige Gemälde, Zeichnungen und
Skulpturen ausgestellt. Vieles ist vor
Ort entstanden: Matisse hat schliesslich fast 40 Jahre in Nizza gelebt. Und
nichts davon ist als Reproduktion in
den Strassen der Stadt zu sehen: «Die
Erben haben die Bildrechte nicht freigegeben», erklärt die Stadtführerin.
«Und sie zu kaufen, wäre viel zu
teuer.»
Hotels als
Kunstherbergen
Beiläufig, im wahrsten Sinn des Wortes, kann man Gemälde und Skulpturen in den Grand Hotels Nizzas geniessen. Berühmt für seine Kunstsammlung ist das «Negresco» mit der
Statue von Niki de Saint Phalle im
Vorgarten. Im Innern warten rund
6000 Kunstwerke auf Bewunderer.
Jede Etage haben die Hoteliers einer
historischen Epoche gewidmet.
Fast direkt daneben steht das
«Westminster», das es mit seiner
Kunstsammlung sogar auf den Tourplan von Stadtführern geschafft hat.
«Wir haben vor 50 Jahren eine Reihe
von Gemälden von François Bensa gekauft», erklärt Sylvie Mothes, die Verkaufsdirektorin des Hotels. «Bensa
hat Nizza und Umgebung vor 1860
gemalt, also vor der touristischen Entwicklung. Der Vorher-Nachher-Effekt
ist sehr spannend.»
Informationen
• Anreise: Easy Jet bringt Reisende
ab Basel besonders günstig nach
Nizza, auch Flüge ab Zürich möglich. Vom Flughafen fährt die Buslinie 98 ins Stadtzentrum.
• Hotels in Nizza: Haus mit Flair
undAussicht: Hotel «Westminster»,
27 Promenade des Anglais.
www.westminster-nice.com. Das
Doppelzimmer kostet zwischen
225 bis 330 Euro.
Haus mit gutem Preis-LeistungsVerhältnis: Hotel «De la Fontaine»,
49 Rue de France. www.hotel-fontaine.com. Das Doppelzimmer
kostet zwischen 92 bis 155 Euro
Weitere Infos zu Nizza unter
www.rendezvousenfrance.com