Das tat Gott in PDF - Diedrichs Engineering Darmstadt

Transcrição

Das tat Gott in PDF - Diedrichs Engineering Darmstadt
Helmut Diedrichs • DAS TAT GOTT
Helmut Diedrichs
im Auftrag des SGV
DAS
TAT
GOTT
Ein Gang durch die Geschichte und
Vorgeschichte der Gemeinschaftsbewegung
im südlichen Hessen
Chronik des SGV
herausgegeben anläßlich des
100jährigen Jubiläums des
Gnadauer Verbandes
1988
Herausgeber
Starkenburger Gemeinschaftsverband
Darmstadt
Bezugsquelle: Starkenburger Gemeinschaftsverband e. V.
Geschäftsstellen: Büschelstraße 24
6100 Darmstadt-Eberstadt
Ober-Ramstädter Straße 73
6109 Mühltal-Nd.-Ramstadt
Einbandsbild: Die Starkenburg, Joachim Pfeifer
Satz: Inge Rumpf und Freunde aus der Stadtmission Darmstadt-Arheilgen
Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt
Nachdruck und auszugsweises Kopieren nur bei Quellenangabe
mit Genehmigung des Herausgebers
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Das tat Gott!
Vorwort
DIE VORGESCHICHTE DER GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG 1513/1740
Von Luther zum Pietismus. Der Anfang des Pietismus
und die erste Gemeinschaft in Darmstadt.
DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT
UND UMGEBUNG 1740/1833
In Darmstadt, Arheilgen und Pfungstadt
Die ersten regelmäßigen Gemeinschaftsstunden
Gemeinschaften in Pfungstadt und Darmstadt
DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT 1834/1873
Die Gemeinschaft in der Pankratiusstraße
DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFTEN IN DARMSTADTS UMGEBUNG 1835/1880
Hahn, Missionsfeste, Pfungstadt
DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFT UND DIE ERWECKUNG
IN ARHEILGEN, UM 1800/1880
Eine mutige Aktion. Die Kirchenvisitation. Die Audienz.
Die Erweckung. Der Protest. Das große Missionsfest.
Die Kleinkinderschule. Die Integration.
DIE ERWECKUNGEN UND DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG
IN DEUTSCHLAND UND SÜDHESSEN 1835/1900
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DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT 1874/1922
Die Gemeinschaft in der Arheilger Straße.
Der Anfang der Stadtmission. Das Vereinshaus. Krisen
und Spaltungen. Die christliche Gemeinschaft Immanuel.
Zusammenführung. Festigung und Bewährung.
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DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG UM DARMSTADT BIS 1922
Gemeinschaft Arheilgen, 1880/1922
Eberstadt und Umgebung, 1872/1922
Gemeinschaften Eberstadt, Pfungstadt und Hahn
Nieder-Ramstadt und Umgebung, 1860/1922
Gemeinschaften Gundernhausen und Nieder-Ramstadt
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65 JAHRE STARKENBURGER GEMEINSCHAFTSVERBAND 1923/1988
Bericht aus der Gründerzeit. Die Gründungsgeschichte.
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DIE GESCHICHTE DES VERBANDES IN DEN GEMEINSCHAFTSBEZIRKEN, 1923/1988
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Seite
Gemeinschaftsbezirk Stadtmission Darmstadt
Zeit der Bedrängnis 1933/1945. Ein anderes Evangelium.
Evangelische Woche 1937. Gottes Führung durch Krieg
und Not. Feuersturm und Zerstörung. Ein treuer Knecht.
Zeit des Wiederaufbaus.
Roßdorf und Griesheim
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Gemeinschaftsbezirk Darmstadt-Arheilgen 1923/1951
Arheilgen bis 1945.
Das erwachende Glaubensleben in Arheilgens Umgebung
und das Gemeinschaftsleben bis 1988
Wixhausen, Langen, Braunshardt, Worfelden, Weiterstadt,
Gräfenhausen, Egelsbach, Erzhausen, Groß-Gerau, Rüttelborn, Dornheim, (Sprendlingen-Götzenhain), Leeheim
Gemeinschaft Arheilgen und Bezirk 1945/1951
71
81
Gemeinschaftsbezirk Weiterstadt 1951/1988
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Gemeinschaftsbezirk Stadtmission Darmstadt-Arheilgen
Darmstadt-Arheilgen, Schneppenhausen, Geinsheim,
Messel, Offenthal
83
Gemeinschaftsbezirk Stadtmission Darmstadt-Eberstadt
Darmstadt-Eberstadt, Pfungstadt, Hahn, Eschollbrücken,
(Bobstadt, Einhausen, Lorsch), Nieder-Beerbach,
Stettbach,Elmshausen, Reichenbach, Gadernheim,
Lindenfels, Winkel
86
Gemeinschaftsbezirk Mühltal
Nieder-Ramstadt mit Ausblick in den Bezirk
Modautal-Lautertal: Allertshofen, Beedenkirchen,
Wurzelbach, Schmalbeerbach, Hoxhohl, Brandau
Groß-Bieberau, Groß-Zimmern, Gundernhausen,
Ober-Ramstadt, Rohrbach (Wembach, Hahn), Traisa
94
94
98
69
72
101
Gemeinschaftsbezirk Michelstadt
Michelstadt, Falkengesäß, Hassenroth, Waldmichelbach,
Hiltersklingen, Mossau, Bad König, Airlenbach, Gammelsbach, Grasellenbach, Hebstahl, Hetzbach, Olfen,
Reichelsheim, Ober-Schönmattenwag, Zell
103
Missionsbezirk Brensbach
Asbach, Billings, Ober-und Nieder-Klingen, Rodau,
Brensbach, Niedernhausen, Wallbach, Klein-Bieberau,
Nieder-Kainsbach, Höllerbach
108
VERBAND UND VERBUNDENHEIT
Literaturverzeichnis
Verbandskarte
110
111
113
"DAS TAT GOTT!"
Wenn die Geschichte unseres Verbandes unter diesem Leitwort
verfaßt wurde, dann soll damit bezeugt werden, daß in Entstehung,
Wachsen und Werden unserer Stadtmissionen und Gemeinschaften
Gottes Handeln deutlich wurde. Er hat durch Menschen, die sich in
seinen Dienst rufen ließen, in unserer Region Geschichte gemacht.
Dafür wollen wir unserem Herrn danken.
Dankbar erinnern wir uns aber auch an die Väter und Mütter in den
Stadtmissionen und Gemeinschaften, die in Treue und Glaubenszuversicht den Weg voran gegangen sind. Oftmals haben sie aus kleinen Anfängen heraus ihren stillen Dienst getan, den der Herr
Jesus gebraucht hat, seine Gemeinde zu bauen. Unser Auftrag ist
es nun, ihrem Zeugnis nachzufolgen.
Vieles hat sich verändert im Laufe unserer Verbandsgeschichte.
Manche Kreise sind gewachsen und bestehen bis heute, andere
mußten aufgegeben werden und neue sind hinzugekommen. Doch unser
Herr und sein Wort haben sich nicht gewandelt. Er ist heute derselbe wie gestern und sein Wort gilt uns wie den Vätern und Gründern unseres Verbandes.
Deshalb wollen wir im Vertrauen auf seine Zusagen in den Herausforderungen unserer Zeit an seinem Wort festhalten und mithelfen,
daß es verkündigt wird, damit Menschen davon erfaßt werden und
die Gemeinde wächst.
"Dienet dem Herrn mit Freuden!" (Ps.100)
Allen, die an der Darstellung unserer Verbandsgeschichte anläßlich des 100jährigen Jubiläums des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes mitgearbeitet haben, ein herzliches Dankeschön. Besonderer
Dank gilt Bruder Helmut Diedrichs, Arheilgen, der die redaktionelle Bearbeitung übernommen und die Herausgabe besorgt hat.
Mühltal, im März 1988
Gerhard Becker
1. Vorsitzender
VORWORT
Als ich die Zusammenstellung der Geschichte des Starkenburger
Gemeinschaftsverbandes übernahm und mich in die Arbeit vertiefte,
war ich überrascht, wie immer wieder die Fußspuren Gottes
sichtbar wurden. Mit der Freude über all das, was Gott getan hatte, wurde ich für alle Mühe reichlich belohnt.
In der großen Linie, die aus der frühesten Vergangenheit bis in
die Gegenwart führt, wird Gottes königliches Walten deutlich erkennbar.
Um diese Schrift nicht zu umfangreich werden zu lassen, mußte
einerseits auf manche Einzelheit des Stoffes verzichtet werden,
andererseits versuchte ich durch kleine Episoden und einzelne
Schilderungen die notwendige sachliche Darstellung der Geschichte
aufzulockern. Das Vorbild einiger etwas näher beschriebenen Personen, möge stellvertretend für andere, uns helfen, ihrem Glauben
nachzueifern.
Für einen guten Überblick ist der Text chronologisch durch Jahreszahlen und gegebenenfalls mit abgekürzten Ortsangaben am Rande
gekennzeichnet. Damit soll ein besserer Vergleich der Geschehnisse in den einzelnen Orten und Bezirken ermöglicht werden.
Um den geschichtlichen Überlieferungen möglichst nahe zu kommen,
wurde der damalige Sprachstil teilweise mit aufgenommen.
Allen, die bei der Sammlung des Materials geholfen und die die
Arbeit gefördert haben, danke ich herzlich.
"Gedenket eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes
gesagt haben, schaut ihren Wandel an, und folgt
ihrem Glauben nach." (Hebr.13,7)
Darmstadt-Arheilgen, im März 1988
Helmut K. Diedrichs
Die Vorgeschichte der Gemeinschaftsbewegung
1513 bis 1740
Die Wurzeln unserer Gemeinschaftsbewegung gehen sehr weit zurück.
Wir gehen nicht fehl, wenn wir sie außer im Neuen Testament und
der Urgemeinde bei unserem Reformator Dr.Martin Luther suchen.
Von Luther zum Pietismus.
1513
In seinem Turmerlebnis (1513) schlug für Luther nicht nur die
Stunde seiner Bekehrung und Wiedergeburt, sondern auch die
Geburtsstunde der Reformation, und damit auch des Pietismus und
der Gemeinschaftsbewegung.
1526
Im Jahre 1526 erscheint Luthers Schrift "Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes". Er unterscheidet darin eine dreifache
Art des Gottesdienstes:
1. Einen lateinischen Gottesdienst für die studierende Jugend,
2. einen Missionsgottesdienst für die große Masse, (Evangelisationsgottesdienst heute) und
3. eine geordnete Versammlung für solche, so mit Ernst Christ
sein wollen. Von dieser sagt er:
"Die dritte Weise,die die rechte Art der evangelischen Ordnung
haben sollte, müßte nicht so öffentlich unter allerlei Volk
geschehen, sondern diejenigen, so mit Ernst Christ sein wollen
und das Evangelium mit Hand und Mund bekennen, müßten sich mit
Namen einzeichnen und irgendwo in einem Hause allein sich
versammeln zum Gebet, zu lesen, zu taufen, das Sakrament zu
empfangen und andere christliche Werke zu üben".
"Hier könnte man alles aufs Gebet und die Liebe ausrichten".
Abgesehen von der Taufe, können wir diese Ausführungen geradezu
als klassische Formulierung des Anliegens unserer Gemeinschaftsbewegung bezeichnen. Sie habe, so sagte Bischof Dr.Dr.Dibelius in
einem Artikel des Blattes "Kirche", am ersten das Anliegen
Luthers erkannt und in die Tat umgesetzt.
Luther bekennt, daß er zu seiner Zeit noch nicht die Leute dazu
hatte, Gottesdienste dieser Art durchzuführen und "Gemeinschaft"
zu pflegen. Nun aber stehen sie reichlich zur Verfügung durch die
Gemeinschaftsbewegung, die ihren Auftrag in der Erfüllung dieser
Aufgabe sieht.
9
1545
Etwa ein Jahr vor seinem Tod (ca.1545), bezeugt Luther von seinem
Turmerlebnis, "daß es ihm gewesen sei, wie wenn er durch eine
geöffnete Tür ins Paradies getreten, wie wenn er von Neuem geboren worden sei."
1618/48 Von 1618 bis 1648 zerstörte der Dreißigjährige Krieg weite
Strecken des Landes. Auch Hessen glich nach den furchtbaren
Kriegs-,Pest- und Hungerjahren einem zerpflügten Acker. Tief war
Gottes Pflug durch das Land gezogen. Aber in seinen Furchen
keimte eine neue Saat. Gerade in dieser Zeit waren glaubensstarke
Kreuz- und Ewigkeitslieder entstanden. Es hatte sich das echte
biblische Glaubensleben im Feuer der Trübsal herrlich bewährt.
Das Pendel schlug nun von der rechten Lehre zum rechten Leben,
von den theologischen Disputen zu den Erbauungsstunden bei Betrachtung der Heiligen Schrift in Privathäusern (Gemeinschaften).
Der Anfang des PIETISMUS und die erste Gemeinschaft in Darmstadt
Im Jahre 1666 wurde Philipp Jakob SPENER bereits mit 31 Jahren
Darmst
1666/70 der Senior der gesamten Frankfurter Pfarrerschaft. Er arbeitete,
wie auch schon Undereyk in Mülheim (1665) an der Verwirklichung
Luthers neuer Gedanken und begann 1670 mit den ersten Erbauungsversammlungen (collegia pietatis).Seine geistesvollmächtigen Predigten verbreiteten sich schnell. Er wurde der Vater des Pietismus und verfaßte ...
1675
die "Pia desidera" ("fromme Wünsche"), gewissermaßen die Programmschrift des Pietismus. Spener forderte:
Bibelstunden, Hausversammlungen (Konventikel), Gemeinschaftsstunden der zu Christus bekehrten Menschen, das geistliche Priestertum aller Gläubigen, zur rechten Lehre das rechte Leben. Seine 63 "Predigten über die Wiedergeburt" wurden sehr schnell
weithin bekannt und gewannen großen Einfluß.
1678
Schon 1678 erfolgte das staatliche
Verbot der "Konventikel" in
Hessen. Alle Beamten, die man des Pietismus verdächtigte, wurden
entlassen. Hofprediger Winkler und Kammerrat Kriegsmann waren
die ersten Opfer und gingen nach Mannheim bzw. Heidelberg.
Wenige Jahre später wurde die Landgräfin Elisabeth Dorothea, die
Tochter Ernst des Frommen, als Regentin für ihren minderjährigen
Sohn Ernst Ludwig Anhängerin des Pietismus. Damit kam es in Hessen zum Umschwung.
Der Begriff "Pietismus" ist mit großer Wahrscheinlichkeit damals
in Darmstadt geprägt worden.
1689/90 Zwei Gießener Theologie-Professoren, May und Bielefeld, verhalfen
dem Pietismus in der Landesuniversität Gießen zum Durchbruch.
Allen Superintendenten wurde die Einrichtung von privaten Erbauungsversammlungen empfohlen. Im Jahre 1697 wurde von Pietisten das Darmstädter Waisenhaus gegründet. Schon um 1700 wird von
sieben pietistischen Geistlichen in Darmstadt berichtet. Bis um
- 10 -
1715
das Jahr 1715 gab es dort die ersten pietistischen Zusammenkünfte.
Etwa um die Jahrhundertwende wurde die erste bedeutende pietistische Universität durch August Hermann FRANCKE in Halle
gegründet, wo lebendiges praktisches Christentum gelehrt wurde.
Francke war 1687 durch Speners Einfluß zum Glauben geführt worden.
1738
1755
1736
Im Jahre 1738 hören wir wieder von einer Darmstädter Gemeinschaft, die vom Hofdiakonus Fresenius geleitet wurde. Er schreibt
später davon:"...wir hatten das unaussprechliche Vergnügen, daß
Gott unser Amt zur Errettung vieler Seelen reichlich segnete. Daher wird mir diese Zeit in frischem Andenken bleiben solange ich
lebe. Wie werden wir uns vor dem Throne Gottes freuen, so viele
begnadete Seelen und darunter ...Landgraf Ernst Ludwig ... wieder
zu sehen."
Der Feind aber versuchte durch den erzwungenen Weggang von Fresenius die Gemeinschaft zu zerschlagen und höhnte:
"Diejenigen, die noch übrig sind, versammeln sich gleichsam nur
noch in Winkeln. Es sind Jünger ohne Meister, Glieder ohne Häupter und Schafe ohne Hirten" (Superintendent Panzerbieter). Aber
Gott hat seine Getreuen bewahrt, so daß sie diese Zeit überdauerten.
Im Jahre 1736 wurde die Brüdergemeine aus Herrnhut vertrieben.
Graf von Zinzendorf fand mit ihnen in Herrenhag und auf der
Ronneburg, in der Wetterau, eine neue Heimat. Von hier aus gingen
ihre Sendboten über das ganze Land. Zinzendorf war von Spener im
vierten Lebensjahr durch Handauflegung "zur Beförderung des
Reiches Christi" geweiht worden.
Die Anfänge der Gemeinschaftsbewegung in Darmstadt und Umgebung
1740 bis 1833
Die Brüdergemeine hat für mehr als 100 Jahre
hessischen Gemeinschaften das Gepräge gegeben.
fast sämtlichen
In Darmstadt
Darmst
1741/42 Die ersten Beziehungen zur Brüdergemeine entstanden 1741/42 durch
Schneidermeister Bock und Johann Jakob in Darmstadt.
1772
Im Jahre 1772 wurde Fr.K.von MOSER, ein gläubiger Mann, hessischer Ministerpräsident. Er und sein Bruder, Geheimrat Wilhelm
Gottfried Moser, der auch im hesslschen Dienst stand, förderten
das Gemeinschaftsleben. Ihr Vater, der berühmte Rechtsgelehrte,
Johann Jakob Moser, saß um seines Glaubens willen fünf Jahre auf
dem Hohentwiel in Festungshaft.
1778
Zum ersten Mal kam 1778 einer der Sendboten der Brüdergemeine,
Friedrich Konrad Schumann, nach Darmstadt und fand bei Moser,
Alexanderstraße 8, Quartier. Er machte fleißig Hausbesuche, wobei
er die Menschen fand, die mit Ernst Christ sein wollten. Von
der Wetterau reisten die Sendboten der Brüdergemeine an der
Bergstraße entlang auch nach Baden-Württemberg und in die Pfalz.
1778
Im Oktober 1778 hielt Schumann bereits eine Versammlung, die von
15 Personen besucht war, im Hause seines Gastgebers,dem Weißgerber Cronbach. Die Gemeinschaftsarbeit in Darmstadt, die in jener
Zeit fast ausschließlich von der Brüdergemeine geleitet wurde,
nahm ihren wechselvollen Gang. Zeitweise wuchs die Zahl der Versammlungsbesucher sehr, dann wieder gingen die Versammlungen ganz
zurück. Stets aber hat Gott "etliche lassen übrig bleiben", von
denen ein Neuanfang ausgehen konnte.
1778
Zu diesen "Etlichen" gehörten auch die Brüder GANGLOFF in
Pfungst Pfungstadt. Sie haben 1778 alle Zeit treu zu dem kleinen Häuflein
der ersten Christen in Darmstadt gehalten, bis zum Heimgang "des
alten, ehrwürdigen Bruders, gewesenen treuen Schulleiters"
(M.Keck, 1812).
Hahn
Sooft die Sendboten der Brüdergemeine in Darmstadt weilten, kamen
Crumst
diese beiden treuen Männer von Pfungstadt herüber, nahmen hier an
Biebesh den Versammlungen teil und begleiteten die Brüder nach Pfungstadt
und von da weiter nach Hahn, Crumstadt und Biebesheim.
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In Arheilgen
Arheilg Am 11.0ktober 1778 kam Schumann auch nach ARHEILGEN. In seinem
Reisebericht schreibt er darüber:
1778
"...kam ich eine Stunde vor Darmstadt in das Dorf Orhellge, wo
ich eine Frau besuchte, die die Schwester ist von Bruder Keller,
der Brüdergemeine-Vorsteher in Neudietendorf (Thüringen) war. Die
Frau war herzlichst darüber erfreut. Ich mußte mit ihr frühstükken, und nachdem ich einiges gesprochen und wieder fortging, so
bat sie mich, sie allemal auf der Durchreise zu besuchen. " Seit
dem besuchten die Brüderboten wohl regelmäßig auch Arheilgen.
In Pfungstadt
Pfungst Am 11. Juli 1785 kam zum ersten Mal der Sendbote Peter Duverney
1783/85 nach Pfungstadt. Vom Jahre 1785 an besuchte an seiner statt der
alte Pionier der Brüdergemeine Johann Jakob Müh ein- bis zweimal
jährlich Pfungstadt. Er ging zu den Menschen, zu denen Beziehungen bestanden, um ihnen seelsorgerlichen Zuspruch und Ermunterung
aus dem Wort Gottes zu geben.
1788/90 In der Pfalz mußte Johann Jakob Müh 1788 um des Evangeliums
willen Schmach und Gefängnis erdulden.
DIE ERSTEN REGELMÄSSIGEN GEMEINSCHAFTSSTUNDEN
Gemeinschaft in Pfungstadt
Pfungst Im Jahre 1790 kam es am 24. Mai zur ersten Versammlung, die von
1790 acht Personen besucht war. Dieser Anfang der Gemeinschaft wäre
nicht möglich gewesen, wenn die Boten der Brüdergemeine nicht
einen Vertrauensmann am Ort gehabt hätten, der während deren
Abwesenheit die regelmäßigen Versammlungen geleitet und das
kleine Häuflein der Besucher zusammengehalten hätte. Es war der
damalige Mädchenlehrer in Pfungstadt, Johann Daniel GANGLOFF, der
von 1778 bis 1812 dort tätig war. Sein Bruder Johann Heinrich
GANGLOFF war von 1775 ab Garnisonsschullehrer in Pirmasens
gewesen und hatte dort die Gemeinschaftsarbeit der Brüdergemeine
1788
kennengelernt. Als dieser 1788 nach Biebesheim versetzt wurde,
Biebesh begann er alsbald auch in diesem Ort einen Gemeinschaftskreis ins
Leben zu rufen. Wir gehen nicht fehl in der Annahme, daß auch
sein Bruder in Pfungstadt durch ihn zur Brüdergemeine kam. Diese
beiden Männer waren von Herzen gläubig und haben jahrzehntelang
den kleinen Gemeinschaftskreisen in beiden Orten vorgestanden und
gedient.Sie entstammten einer gesegneten Lehrersfamilie aus Groß-
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Gr-Umst Umstadt, die das Lehramt an der Mädchenschule dort 140 Jahre lang
durch drei Generationen verwalteten (1712-1852).
Johann Daniel Gangloff starb im Jahre 1812. Der nachfolgende
Sendbote von Müh, Matthias Keck, berichtet von dem "alten würdigen Bruder, gewesenen treuen Schullehrer": "Er war fast 80 Jahre
alt geworden und wurde von Jung und Alt seiner Gemeinde beweint
und betrauert. Er war ein vieljähriger Freund der Gemeine und
hing leidlich mit seinem Herzen am Heiland". Johann Heinrich
Gangloff trat 1814 in den Ruhestand und starb 1824, 76 Jahre alt.
Gemeinschaft in Darmstadt
Darmst
1778
Zum Darmstädter Gemeinschaftskreis (15 Personen), der sich von
nun an beim Weißgerber Cronbach versammelte, gehörten der Hutstaffierer Hahn, Weber Mahr, Spinnmeister Melck vom Waisenhaus,
Strumpfwirker Schäfer, der Großherzogliche Vorreiter Knoell,
Schuhmacher Zaug und der Beutler Kirchhöfer.
Zu den Privat-Erbauungsversammlungen fanden sich aber auch Leute
aus den gebildeten Kreisen ein. Außer den schon genannten Mosers
begegneten uns in den Berichten folgende Namen:
Ober-Land-Commisarius Bindewald (1780), Herr von Schrautenbach
(1781), Oberhofmarschall von Zyllenhardt (1790), von dem berichtet wird: "Er liebt die Brüder von Herzen und nimmt an der Sache
des Herrn tätigen Anteil"(1791) und Frau Oberst Damin. Es zählten
auch vom Schloßpersonal einige Leute als Glieder zur Gemeinschaft
z.B. Licht-Cämmerer Wimmenauer (1790), "welcher bei dem letztverstorbenen Landgrafen (Ludwig IX.) in Pirmasens Lakai gewesen"
und Kammerdiener Hast, der bei Moser und später beim Erbprinzen
von Darmstadt im Dienst stand.
1791
1791 bestand die Gemeinschaft aus 13 Personen.
Ein Mann in jener Zeit muß aber noch besonders erwähnt werden,
der Darmstädter Kammer-Rat Doll, der die Seele dieses Gemeinschaftskreises gewesen ist. Bei seinem Heimgang 1797 schreibt der
Sendbote Bruder Müh über ihn: "Er war unter ihnen zum Segen und
besorgte ihre Versammlungen mit aller Treue. Geringe und Vornehme
besuchte er, wo nur je eine Seele war, von der er wußte, daß sie
den Heiland lieb hatte... Er war überhaupt als Kind Gottes und
als ein wahrer Bekenner unseres Heilandes geliebt und geehrt."
Wie die Brüder Gangloff in Pfungstadt durch ihre Treue ein
bleibender Segen waren, so zeigt das folgende Beispiel in Darmstadt, wie der schlechte Ruf eines Verantwortlichen auf eine Gemeinschaft zerstörend wirken kann.
Um 1800 Um 1800 wurden die Bibelstunden beim Buchbinder Georg Friedrich
Da
Sinnigson gehalten, wo auch der Sendbote sein Quartier fand.
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Da
In den folgenden Jahren nahm die Versammlung ständig ab. Die
Berichte darüber sagen 1801: "daß die Zahl der Geschwister klein
ist", 1804: "daß es ein seltener Fall ist, wenn sich neue Leute
herzu finden", 1807: "daß das Häuflein von Jahr zu Jahr kleiner
wird und nur noch wenige zusammenkommen. "
Von 1808 ab wird die Gemeinschaft von den Sendboten nur noch
beiläufig erwähnt. Das Haus, in dem die Versammlungen stattfanden, war in schlechten Ruf gekommen, weil der Besitzer und Gemeinschaftsleiter Sinnigson "in irdische Bau- und andere Geschäfte verwickelt war, so daß überall ein Nachgeschmack der Sünde zu
finden war." (1816)
Darunter litt die Arbeit sehr. Es ist eine sehr bittere Wahrheit,
wenn im Jahre 1817 berichtet wird, "daß der Mann wegen seines
entsetzlichen Geizes in einem so schlechten Ruf in der Stadt stehe, daß Leute, denen es um ihr Seelenheil von Herzen zu tun war,
sich schämten, in sein Haus zu gehen."
Wie schmerzlich ist es doch, wenn das Werk Gottes, die Gemeinschaft der Seinen, an einem Ort unter das Gericht des Wortes
fällt:"Um euretwillen wird der Name Gottes gelästert unter den
Heiden." (Röm. 2,24).
Wegen des Fehlens eines anderen Versammlungslokales und mit Rücksicht auf die treue, gläubige Frau dieses Mannes, ließ man die
Sache wie sie war. "Aber manche wehmütigen Seufzer stiegen aus
unseren Herzen zum Heiland empor" (Sendbote Feiler 1817).
Nach 1823 hört man von Sinnigson nichts mehr in den Berichten. Es
ist anzunehmen, daß er aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde.
Der Professor der katholischen Theologie in Marburg, Leander van
1820
Marburg Eß, wohl beeinflußt durch die dort tätigen gläubigen, evangelischen, den Pietismus lehrenden Professoren, hielt auch Kontakte
zu evangelischen Kreisen. Nachdem seine katholische Bibelübersetzung vom Papst verboten worden war, nahm er in der Zeit vor
1820 seinen Wohnsitz in Darmstadt, wo er Verbindung mit gläubigen
Geschwistern am Ort hielt.
1820
Da
Im Jahre 1820 tauchte auch ein Schullehrer Allgayer in Darmstadt
auf, der sich mit seiner Tochter zur Gemeinschaft der Brüdergemeine hielt, "ein umsichtiger, kluger, bescheidener und höflicher Mann"(van Eß). Auch der Leibgardist des Großherzogs Heimbaecher beteiligte sich mit seiner Schwester an den Zusammenkünften. 1828 heißt es von Darmstadt: "daß allhier nur zwei
bis drei Freunde sind, die wir besuchen, aber mehrere sich finden
würden, wenn ein schickliches Lokal zur Versammlung vorhanden wäre.
1820/21 Doch fing ein anderes Pflänzlein an, aufzugehen. Es war die
Basler Mission, die ein wunderbares Zurückstrahlen der Missionsarbeit in die Heimat bewirkte. 1820 regte Blumhardt, der erste
Inspektor dieser neuen Mission, die Gründung eines Hilfsvereins
in Darmstadt an. Sein eifrigster Förderer war der Hutstaffierer
Jakob Götz in Darmstadt. 1821 wurde dann der Missionsverein der
Basler Mission gegründet. Der ehemals katholische Theologie- 15-
Professor van Eß war auch mit Inspektor Blumhardt brüderlich
verbunden. Er übernahm dann sogar 1822 die Geschäftsführung des
Missionsvereins.
1833
Da
Wilhelm Häuser (neuer Sendbote) schreibt 1833: "Die Versammlungen
in Darmstadt haben schon seit vielen Jahren aufgehört. Die wenigen Geschwister leben in keiner engeren Verbindung miteinander.
Doch hat es dem Heiland gefallen, in der letzten Zeit mehrere
Personen zu erwecken, mit denen ich mich herzlich unterhalten
konnte. Ich ermahnte sie, nur nicht auf halbem Wege stehen zu
bleiben, sondern durchzudringen, bis sie an Jesus alles hätten,
wozu er uns von Gott gemacht ist."
Schließt auch dieser Abschnitt der Gemeinschaftsgeschichte mit
dem traurigen Blick der im Bann des Rationalismus liegenden
Kirche und des gesamten religiösen Lebens, so erschien doch am
Horizont ein Lichtschimmer von beginnenden Erweckungen, aus dem
in wenigen Jahren ein lieblicher Geistesfrühling ungeahnten
göttlichen Lebens wurde.
Pietisten
"Es ist Jetzt stadtbekannt, der Name der Pietisten,
Was ist ein Pietist?
Der Gottes Wort studiert, und nach demselben auch
ein heilig Leben führt."
Der Professor der Poesie Johann Feiler (Leipzig) dichtete 1684
diese Verse anläßlich des Auszuges der Anhänger des Pietisten
August Hermann Francke nach Halle
(Idea)
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Philipp Jakob Spener
1635 — 1750
Evangelist
Elias Schrenk
1831 bis 1913
Freiherr K.v.Moser 1723-1798
Hessischer Ministerpräsident
hielt sich in Darmstadt zur
Brüdergemeine
Pastor Leopold Wittekind
Gründer der
Philadesphia—Konferenzen
Lehrer Albert Spamer
1871 bis 1941
Die Gemeinschaftsbewegung in Darmstadt
1834 bis 1873
In Lübeck lebte und wirkte damals der Pastor der reformierten
Gemeinde, Dr.theol.Johannes GEIBEL (1776-1853), einer jener lebendigen Zeugen des Evangeliums, durch deren Dienst im Anfang des
19. Jahrhunderts die Herrschaft des Rationalismus gebrochen und
neues Glaubensleben geweckt wurde. Sein Sohn, der Dichter
Immanuel Geibel sagt von ihm:
"Echt war alles an ihm und der Glaube des Herzens verlieh
ihm, wenn er die Kanzel betrat, stets das begeisterte Wort,
daß er mit siegender Kraft die erschütterten Hörer dahinriß, sanft, jetzt mahnend wie ein alter Prophet. So durch
Zeugnis zugleich und Beispiel zwang er die Seelen. Und manch
zweifelnd Gemüt führt er zum Frieden mit Gott."
Die Gemeinschaft in der Pankratiusstraße.
Den Frieden mit Gott, die "köstliche Perle", fanden zwei junge
Darmstädter Wanderburschen, die Brüder Johannes (Schuhmacher) und
Philipp (Schneider) SEIBEL in Lübeck. Die Bibelstunden und freien
Besprechungen (Konventikel) im Hause Geibels, in denen viele zum
lebendigen Glauben erweckt wurden, waren wohl der geistliche
Feuerherd, der ihre Bekehrung und Wiedergeburt bewirkte. Ihr Gerettetsein erweckte ihren Rettersinn. Im Januar 1834, in die Heimat zurückgekehrt, gründeten sie sofort im Hause ihres Vaters,
(Ecke Pankratiusstraße/ Müllerstraße) eine BIBELSTUNDE, zu der
sich bald Gleichgesinnte und Gottsuchende einfanden.
Sie trafen auch treue Helfer an durch den herzoglichen Kammerdiener Achenbach und den Meiereiverwalter Kehres.
Arheilg Zunächst konnten sich die Gläubigen ungestört versammeln und
wenig später bildete sich in Arheilgen, wie in anderen Orten der
Umgebung auch, ein kleiner Gemeinschaftskreis, der sich um die
Bibel scharte und mit lebendigem Interesse verfolgte,"wie die
Fahnen Christi im Heidenland vorangetragen wurden".
Darmst
1834
1835
Da
Sehr bald kamen die Gemeinschaften bei den weltlichen und den vom
Staat abhängigen Kirchenbehörden in den Verdacht sektiererischer
und demagogischer Bestrebungen. Das Leben des Gemeinschaftskreises in Darmstadt blieb nur eine kurze Zeit ungestört, bis
eines Tages wegen der Verdächtigungen die Polizei eingriff
(1835). Im gleichen Jahr war kurz zuvor von der Kirchenbehörde
ein Edikt "gegen die pietistischen Konventikel und die Umtriebe
fremder Missionäre" (Sendboten der Brüdergemeine) erlassen worden.
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Der Schuhmacher Seibel wurde vorgeladen und bekannte sich mutig
und freudig zu den Zusammenkünften im elterlichen Hause. Nachdem
die Bücher, die Seibel benutzte, von der Kirchenbehörde überprüft
worden waren, wurde dann doch in der Angelegenheit schonend verfahren, so daß die Privat-Erbauungsversammlungen auch weiterhin
fortgesetzt werden konnten.
ARHEILGER FREUNDESKREIS versuchte
Arheilg Auch den
man aufzulösen
(1835),die Bemühungen blieben jedoch erfolglos.
1835
Der Staat war in Angst vor jeder Art von Geheimbündelei und so
wurden die Zusammenkünfte an vielen Orten polizeilich überwacht.
Dazu sei noch ein Ereignis erwähnt, das die damaligen Verhältnisse beleuchtet.
Auf Veranlassung der gläubigen Prinzessin Karl, einer Freundin
der Mission, hielt der russische Graf von Zaremba, den Gott mitten aus dem Strudel des Weltlebens herausgerissen hatte, und der
nach gründlich erlebter Sinnesänderung Missionar geworden war, in
der Schloßkirche eine Missionspredigt vor einer begeisterten und
1843
Da
zahlreichen Zuhörerschaft. Die Kirchen- und Staatsbehörden gerieten darüber in höchste Erregung. Zaremba mußte noch am gleichen
Tage die Stadt verlassen, um einer gewaltsamen Entfernung durch
die Polizei zuvorzukommen.
Mit welcher Geisteskraft Zaremba gesprochen hatte, bezeugt der
Hauslehrer und spätere gesegnete Pfarrer Wilhelm Baur: "Ich hörte
ihn selbst und war über die neue Sprache von der Ausbreitung des
Reiches Gottes und der Ausgießung eines größeren Geistesmaßes
höchstlich verwundert".
Crumst
Aufgrund dieser Vorkommnisse wurde das Verbot von 1835 erneuert
und verschäft. Die Zusammenkünfte in Crumstadt, Hahn und PfungHahn
Pfungst stadt wurden 1843 verboten, weshalb die Besucher dieser Orte dann
Biebh
gerne in die ungestörten Versammlungen nach Biebesheim gingen.
Die Gemeinschaft in Darmstadt erlebte eine ständige Fortentwicklung. 1842 heißt es: "daß sich die Zahl der vom Geiste Gottes
angefaßten, erweckten und bekehrten Seelen von Jahr zu Jahr vermehrt. Bis 1843 wuchs die Zahl der Besucher auf 60 Personen,
unter welchen der Geist der Liebe herrschte, welche die Herzen in
seliger Einheit erhielt".
1845
Gerade die hessische Kirche, in der der öde Rationalismus unumschränkt herrschte, hatte eine beispiellos unfreundliche Stellung zu den Gemeinschaften. Bezeichnend dafür ist der Bericht des
Dekans Dr. Ludwig. Es heißt darin:"In dem Konventikel zu Darmstadt werden die Köpfe und meist auch die Herzen verdreht. Es ist
zu bedauern, daß, außer den Angehörigen des Seibel, 40 bis 50 und
noch mehr Einwohner sich an den traurigen Übungen beteiligen.
Die Pietisten, diese protestantischen Jesuiten, stehen in genauer
Verbindung untereinander".
- 18 -
aus Nieder-Beerbach
Weiter veröffentlichte Pfarrer Haußmann
(1845) drei Hefte unter dem Titel: "Der Pietismus als Urfeind aller Religiosität".
1848
Da
Aus dem Jahre 1848 berichtet der Sendbote Baudert, daß er eines
Abends eingeladen wurde in den MISSIONSVEREIN der Basler Mission
zu kommen. Durch die dichtgedrängte Menge, die er vorfand, war es
ihm fast nicht möglich, sich durchzuwinden, um den für ihn
reservierten Stuhl zu erreichen. Durch das stundenlange Sprechen
in dem überfüllten Raum geriet er so sehr ins Schwitzen, daß ihm
die Schweißtropfen fortgesetzt vom Gesicht herabfielen. "Aber
ebenso tief floß auch der Segen von oben herab, wie ein lebendiger Tau auf unsere Herzen", bezeugt er davon.
In den folgenden Jahren mehrten sich die Besucher, so daß der Raum
des Versammlungslokales oft nicht mehr ausreichte.
1853/73 Seit 1853 erfolgte jedoch ein starker Rückgang, eine Folge davon,
daß nun einige wenige gläubige Pfarrer in der Stadt tätig waren.
Das Bedürfnis nach Erbauungsversammlungen verlor an Gewicht,und
in den folgenden Jahren nahmen die Versammlungen, auch durch
Gleichgültigkeit verursacht,so sehr ab, daß sie nur noch unregelmäßig stattfanden.
-19-
Die Anfänge der Gemeinschaftsbewegung in Darmstadts Umgebung
1835 bis 1880
Aber in der Umgebung von Darmstadt bildeten sich in der etwa um
1835 beginnenden Erweckungszeit lebendige Gemeinschaften.
Durch die seit 1790 in Pfungstadt und seit 1783 in Biebesheim bereits erwähnten bestehenden Versammlungen wurde auch der Ort Hahn
beeinflußt. Die Sendboten der Brüdergemeine hatten auch diesen
Ort regelmäßig - etwa zweimal im Jahr - besucht.
Hahn
Ungefähr 1835 kam Daniel Merschroth mit den Erweckungskreisen,
1835/43 und zwar zunächst mit der Gemeinschaft in Biebesheim, in Berührung, wodurch er zum lebendigen Glauben kam. In dieser Zeit wirkte in Hahn Pfarrer Helferich. Er war damals ein noch junger, aus
dem Katholizismus übergetretener, begabter und erwecklicher Prediger. Sein Wirken und Pflegen der Verbindung mit den Biebesheimer und Crumstädter "Stundenleuten" hatte zur Folge, daß sich
auch in Hahn eine Gemeinschaft bildete. Das bereits erwähnte Verbot der Konventikel im Jahre 1843 beweist, daß ein solches bereits bestand.
Crumst
In Crumstadt waren die Versammlungen noch 1846 verboten. Freie
Zusammenkünfte waren nur noch in Darmstadt, Arheilgen und Biebesheim möglich. Weil nun die Besucher in jenen drei Orten erzwungenerweise - wenn auch gerne nur noch die Möglichkeit hatten, sich
Biebh mit den Biebesheimer Geschwistern zu versammeln, stärkte das den
Zusammenhalt, die Freude im Herrn und die Liebe untereinander.
Sie standen auf diese Weise unter einem besonderen Segen
Gottes.
GEMEINSCHAFT HAHN
Hahn
1843
Die ersten Gemeinschaftsversammlungen fanden in Hahn, im Geburtshaus des Jakob Link in der Obergasse 10, dem Stammhaus der Familie Merschroth (vor 1843) statt. Später versammelte man sich im
Haus Thomas, bzw. Klöppinger (Ludwig Geibel). Hier wurde Jakob
Link durch seinen Onkel Daniel Merschroth, der wegen seines früh
verstorbenen Vaters dessen Stelle vertrat, in den Kreis gläubiger
Menschen eingeführt.
Jakob Link folgte zunächst der Autorität des Onkels, dann aber
aus voller Hingabe dem Herrn. Durch sein lebendiges Zeugnis wurden viele gesegnet.
Als sich dann später der alte Kehr, der Großvater von Friedrich
Kehr, zur Sache des Herrn hielt, wurden die Stunden eine zeitlang
in dessen Haus gehalten.
-20-
Nach dem Weggang von Pfarrer Helferich folgten in der Kirche die
dürren Jahrzehnte unter Pfarrer Heß, aber die Versammlung der
Gemeinschaft wurden weiter in aller Treue abgehalten.
Die Gründung des Missionsvereins der Basler Mission (1821) durch
Inspektor Blumhardt wirkte sich später auch auf die Gemeinschaften segensreich aus.
Missionsfeste
Die in den späteren Jahren folgenden Missionsfeste der Basler
Mission wurden fleißig besucht. Sie waren damals die eigentlichen
Sammelpunkte der gläubigen Geschwister aus den verschiedenen Gemeinschaften, wo man neue Kraft schöpfte, sich durch die Gemeinschaft untereinander stärkte und dann mit neuer Freudigkeit wieder heimging in dem Bewußtsein, daß man mit dem örtlichen Kreis
nicht allein in Hessen stand.
So ersetzten sie damals zu ihrem Teil auch unsere heutigen Gemeinschaftskonferenzen.
Durch die lebendigen Berichte der Basler Missionare und die Zeugnisse der Missions-Zöglinge erfolgte ein wunderbares Zurückstrahlen des Segens vom Missionsfeld in die Gemeinschaften.
1840/52 Das erste hessische Missionsfest fand 1840 in Oppenheim statt,
woran auch Gemeinschafts-Geschwister aus Arheilgen teilnahmen. Es
Oppenh
Arheilg folgten dann später die Missionsfeste in Seeheim und 1852 in Arheilgen.
1860/72 Regelmäßig kamen auch noch die Sendboten der Brüdergemeine und
Hahn
auch der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland (Elberfeld)
nach Hahn zur Stärkung der Gemeinschaft.
Nach Pfarrer Heß kam Ende der 60er Jahre wieder ein frischer Wind
in die Kirchengemeinde. Es wird auch vom Jahre 1872 berichtet,
daß eine Bibelstunde der Gemeinschaft von 80 Personen besucht
worden war. Später gingen die Besucherzahlen wieder zurück, bis
daß die Bibelstunden in den 80er Jahren ganz eingestellt werden
mußten.
GEMEINSCHAFT PFUNGSTADT
Pfungst Ergänzend ist von Pfungstadt, der wohl ältesten Gemeinschaft im
Starkenburger Gemeinschaftsverband, nur noch zu sagen, daß durch
die Treue ihrer Glieder die Versammlungen über die Jahrzehnte
hindurch fortgesetzt werden konnten. All die Jahre wurden sie
auch von den reisenden Sendboten der Brüdergemeine betreut.
1850
In den Jahren nach 1850 wird in den Berichten über die "täglich
überhandnehmende Gottlosigkeit" und den "sehr schlechten Kirchenbesuch" der Ortsbewohner geklagt und "daß die Wirtshäuser überfüllt seien".
- 21 -
1867/68 In den Jahren 1867/68 bestand die Gemeinschaft aus 15 Personen.
Die Versammlungen fanden viele Jahre lang im Hause von Bruder
Geibel statt.
1879
1879 wird von ihm berichtet, "daß er im Herrn entschlafen war",
"keine Gabe hatte, Versammlungen zu halten oder öffentlich zu
beten; aber er war ein lebendiges Glied der Gemeinschaft" und
"begünstigte selbige wo er vermochte". Er sei "untadelig in Wort
und Wandel" und "die beste Legitimation für seinen Herrn gewesen".
Was ist ein Pietist?
Nichts als ein frommer Christ, auf den der Herzog schlägt,
dem man den Beutel fegt, der den Soldat logiert und dabei
selber friert! Wen wundert's, daß er gern hat seinen bessren Herrn, den Heiland Jesus Christ. Das ist ein Pietist!"
Nach Johann Friedrich Flattich, ein als Wohltäter und schwäbisches
(Idea)
Original bekannter Pfarrer in Asberg (1713 - 1797)
-22-
Die Anfänge der Gemeinschaft und die Erweckung in Arheilgen
um 1800 bis 1880
Um die Entwicklung der Gemeinschaft in Arheilgen und die Erweckungsbewegung im Ort um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu verstehen, muß wegen der äußeren Umstände, ein wenig weiter ausgeholt werden.
In den Jahren 1816 bis zu seinem Tode wirkte in Arheilgen der
"alte" Pfarrer Krauß. Dieser Gemeindepfarrer aber interssierte
sich mehr für die Bestellung seiner Pfarräcker und für die wirtschaftlichen Fragen des Kirchengutes als für die seelsorgerliche
Betreuung seiner Pfarrkinder.
Das kirchliche Leben lag arg danieder. Hinzu kam, daß in der offiziellen Kirche und besonders auch in Arheilgen unter Pfarrer
Krauß der Rationalismus unumschränkt herrschte; ein öder toter
Vernunftglaube, der Herz und Gemüt unbefriedigt ließ.
In Darmstadt waren die kirchlichen Verhältnisse nicht besser. Wie
wir aus mündlicher Überlieferung durch Bruder Karl Fritz von seiner Mutter her wissen, fanden im Hause seines Urgroßvaters - des
Schmiedemeisters Johann Thomas Weber - in der Felchesgasse 13 bevor
reits vor 1840 Sonntags regelmäßige Erbauungsstunden statt. Seine
1840
Großmutter hatte diese noch selbst miterlebt. Man sang und betete
zusammen und tauschte sich über das Wort Gottes, das gemeinsam
gelesen wurde, aus. Im Sommer saß man bei gutem Wetter im Hofe
unter dem Nußbaum beisammen.
Johann Thomas WEBER war Kirchenältester und förderte durch die
Gemeinschaftsstunden im Haus das Werk des Herrn so gut er konnte.
Sein Vater - Johann Philipp Weber - ebenfalls Schmiedemeister und
Kirchenältester, starb 1787, erst 34 Jahre alt. Auch er war ein
sehr frommer Mann und hatte das Haus, in dem man sich versammelte, erbaut und in die Oberschwelle der Eingangstür schreiben
lassen: H D (Honoris Dei Gott zu Ehren).
Wann nun die ersten regelmäßigen Gemeinschaftsstunden dort stattfanden, ist nicht mehr feststellbar. Sie begannen vermutlich
schon zu seinen Lebzeiten; denn nach dem Besuch des Sendboten der
Brüdergemeine, Bruder Schumann, bei einer Familie im "Dorf Or1778
hellgen" 1778, dienten die Boten bei ihren weiteren Besuchen in
1816/48 den "Erbauungsstunden" mit dem Wort. Diese fanden aber gewiß regelmäßig beim Sohn Thomas in der Zeit des Pfarrer Krauß (1816 1848) dort statt.
Viele suchten in den pietistischen Erbauungsstunden, das was sie
in den Kirchen nicht empfangen konnten. Nur in der Darmstädter
Hofkirche konnte man noch das klare Wort Gottes hören. So gingen
-23-
dann auch die
Arheilger
des
Sonntags dort hin
in den
Gottesdienst. Die Arheilger Kirche dagegen blieb viele Jahre lang
so gut wie leer. In der Hofkirche trafen sie auch gläubige Geschwister aus Darmstadt und anderen Orten.
1834
Als die Geschwister Seibel 1834 in ihrem Hause in der Pankratiusstraße eine Gemeinschaftsstunde begannen, schloß sich der
Arheilger Freundeskreis ihnen an. 1835 versuchte man, die Versammlungen durch die Polizei zu verbieten, die aber dann doch in
Darmstadt und Arheilgen fortgesetzt werden konnten. Die Gemein1843 schaftsversammlungen nahmen immer mehr zu, so daß der Raum oft
nicht mehr Tür alle ausreichte. 1843 war auch bereits ein GEMEINSCHAFTSCHOR vorhanden, der als "Singverein" im Schulhaus neben der Kirche übte und auch an den Treffen mit den Gemeinschaften in anderen Orten sang.
EINE MUTIGE AKTION.
Arheilg In Arheilgen war im Laufe der Zeit eine starke Strömung gegen
1847/48 den Pfarrer Krauß aufgekommen, die auch die verantwortlichen
Brüder der Gemeinschaft beflügelte. Durch eine mutige Aktion
gaben sie, ohne es zu ahnen, den Anlaß zur Erweckung. Weil ihnen
ein neues Glaubensleben innerhalb der Kirche am Herzen lag, und
andererseits ein "pietistischer Gottesdienst" in der Kirche nicht
möglich war, veranstalteten sie einen solchen im Rathaus (1847
bis 1848). Das war sehr gut möglich, weil der Wagnermeister,
.Georg Heinrich Anthes, ein jüngerer Freund von Schmiedemeister
Thomas Weber, als Gemeinderat, Kirchen- und Schulvorstand großen
Einfluß hatte. Er war ein eifriges Mitglied der Gemeinschaft (und
auch ein Urgroßvater von Karl Fritz). Beide hatten ihre Werkstätten unter einem Dach neben dem Rathaus.
Der für diesen Gottesdienst gewonnene Vikar HENRICI war ein wiedergeborener Christ. Seine Ansprache im Rathaus erregte Aufsehen
und hatte eine mächtige Wirkung. Es gärte daraufhin in Arheilgen
(1848) nicht in politischer Beziehung, sondern es bahnte sich
eine Glaubenserweckung an. Man wollte Henrici von nun an als
Pfarrer haben.
DIE KIRCHENVISITATION
Von der nun wegen der Ereignisse erfolgten Kirchenvisitation
(1848) berichtet Superintendent Zimmermann, "daß schon seit Jahren die Arheilger Kirche so gut wie leer stehe.... Wiederholt
seien von den Arheilger Bürgern, die fast jeden Sonntag die Hofkirche in Darmstadt besuchten, Klagen über "den permanenten
Weinberg", wie sie sich ausgedrückt hätten, laut geworden. Unter
diesen Verhältnissen läge eine doppelte Gefahr vor, die eine: die
Gefahr gänzlicher Entchristlichung, die andere: die Hingabe an
den Pietismus. Schon hätte eine nicht unbedeutende Zahl Arheilger, denen das Wort noch etwas gelte (Gemeinschaft in der Felchesgasse), sich den Darmstädter "Pietisten" (Gemeinschaft in der
- 24-
Pankratiusstraße) angeschlossen. Und infolgedessen hätten sie es
dahin gebracht, daß der Bessunger Vikar Henrici auf dem Rathaus
zu Arheilgen eine geistliche Ansprache gehalten habe.Man habe das
Ministerium gebeten, Henrici nach Arheilgen zu entsenden".-Leider
wurde dem nicht entsprochen. DIE AUDIENZ
1849
Nach dem Tode Thomas Webers (1848), des gesegneten Zeugen, stellder Maurer Heinrich HUF 1849 sein Haus in der Bachstraße 5
Arheilg te
für die regelmäßigen Versammlungen der Gemeinschaft zur Verfügung. Die sich anbahnende Erweckung, die "andere Gefahr der Hingabe an den Pietismus", konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Nach langem vergeblichen Warten wurden die sich verantwortlich
fühlenden Männer in einer Audienz (1849) beim Großherzog vorstellig und baten energisch um Henrici als ihren neuen Pfarrer.
Dort war man von so viel privatem kirchlichen Engagement sehr
angetan, konnte aber dem alten Pfarrer Krauß aus Versorgungsund aus anderen Gründen nicht einfach seine Pfarrpfründe nehmen
(vgl.Wilhelm Andres).
DIE ERWECKUNG
Arheilg Man handelte jedoch nun sofort und gab ihm Vikar Otto KLEEBERGER
1849 zur Seite. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen waren enorm! Innerhalb kurzer Zeit vollzog sich in Arheilgen ein unglaublicher Wandel. Die Gemeinde hatte in jahrzehntelanger Dürre gedarbt,und
viele sogen nun die lebendigen Verkündigungen von der Erlösung
wie lang entbehrtes Quellwasser in sich auf.
Mit Feuereifer und großer Überzeugungskraft gab Kleeberger sich
der Predigt und Seelsorge hin. "Von starker Jesusliebe hatte er
mit seinen lockenden und bittenden Worten die Herzen getroffen"
berichtet später Pfrarrer Baur von ihm.
Viele kamen zum lebendigen Glauben, wurden wie umgewandelt und
fingen ein neues Leben mit Christus an. Die Freude über die Erlösung kam durch die aus den Häusern erklingenden Lieder zum Ausdruck.
Die Erweckung war da!
Baur berichtet weiter: "Die bewegliche Art des Volks verstand es
rasch, daß der Glaube Gemeinschaft schaffen müsse.Es war den Leuten mit dem zweimaligen Gottesdienst nicht genug. Am Abend war
in einem Bauernhaus freie Versammlung, die aus den geöffneten Türen bis auf den Hof und auf die Straße quoll (Gemeinschaft bei
Hufs, Bachstraße 5).
Predigten wurden gelesen, begeisterte Männer, darunter ein bäuerlicher Dichter (Peter Andres) und ein blinder Sänger (Jakob Zell)
beteten und sangen vor".
In eifriger Mitarbeit standen Peter Andres und Jakob Zell dem
Vater Huf in der Gemeinschaftsarbeit zur Seite.
- 25-
DER PROTEST
Arheilg Unerwartet schlug eines Tages (1850) wie ein Blitz die Nachricht
von der bevorstehenden Versetzung des jungen Pfarrers nach
1850
eineinhalbjähriger Tätigkeit ein.
Die Arheilger zogen dann zum Protest "wohl zu tausend Männer,
Frauen und Kinder, die Vorstände der Gemeinde an der Spitze",
nach Darmstadt. Dabei ist zu bedenken, daß Arheilgen damals nur
drei- bis viertausend Einwohner hatte.
Vor dem Großherzoglichen Schloß nahmen sie Aufstellung und ließen
durch eine Deputation bitten, "der Gemeinde doch ihren treuen
Lehrer zu lassen". Dem wurde nicht stattgegeben, aber elf Vikare
folgten dann nacheinander bis zum Tode von Pfarrer Krauß (1870),
die alle segensreich arbeiteten und die pietistische Glaubensbewegung stärkten.
Arheilg Die Erweckungsbewegung schritt damit weiter voran .
Für die abseits Stehenden im Dorf und auch die außerhalb
Arheilgens war so viel religiöse Hingabe und Begeisterung etwas
maßlos und unbegreiflich. Seit dieser Zeit werden deshalb die
Arheilger noch bis heute auch "Mucker" genannt.
DAS ERWECKTE GLAUBENSLEBEN
1853
Der schon erwähnte Hauslehrer BAUR, der in der Gemeinschaft durch
Bibelstunden mitwirkte, war von 1852 - 1853 als Vikar im gesegneten Dienst in Arheilgen. Er wurde später Oberhofprediger in
Berlin und dann General-Superintendent für das ganze Rheinland.
In seiner Kirchweihpredigt (1883) in Arheilgen berichtete er über
diese Zeit: "Ich bin in den dreißig Jahren - seit ich von euch
gezogen - in manchem Amt gestanden und habe hin und her in deutschen Landen viele schöne Gottesdienste gefeiert - schönere doch
nirgends als einst bei euch in Arheilgen".
"Wetteifernd stimmten Jung und Alt die lieben frommen Lieder an,
die lange wie begraben waren, nun aber auferstanden und ihre
Flügel regten. Wir eilten, wenn der blaue Himmel und der grüne
Wald uns lockten, an Sonntagen nach dem Gottesdienste hinaus.
"Schön sind die Felder, schöner sind die Wälder in der schönen
Frühlingszeit; Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der unser
traurig Herz erfreut", so sangen wir. Und der Gesang klang fort
in den Häusern, Schulen, Versammlungen ... und Seelsorge ward
geübt.
Die Eifrigen in der Gemeinde machten mich auf die Seelen aufmerksam, welche des Zuspruchs bedurften. Armenpflege ward getrieben.
Denen der Herr das Herz aufgetan, die taten ihre Hand auf. Der
Kinder ward gedacht. Damals schon (1853) tauchte in warmherzigen
Männern der Gedanke auf, den lieben Kleinen Zuflucht und Pflege
in einer Klein-Kinderschule zu verschaffen. Missionsgeist ward
wach. Ihr ginget mit dem Zeugnis von Christo hinaus, und die
Mission zog mit hellem Festklang bei euch ein".
-26-
Der Vikar Hüffel berichtet 1854 an den Superintendenten: "Es
1854
Arheilg befindet sich hier, wie Euer Hochwürden bekannt ist, eine im
Verhältnis zu unserer Zeit ziemlich bedeutende Menge gläubiger
Christen. Sie suchen das Ihre zu thun, daß sie alle vier Wochen
drei unter sich herauslosen, welche am Sonntage die ihnen
bekannten Kranken besuchen. Auf meine Frage, warum sie darum
losen, antworteten sie, dies geschehe darum, damit keiner etwa
durch Trägheit abgehalten werde.
Kranke unterstützten sie aus eigenen Mitteln durch Geld oder Mittagessen. Dies freiwillige DIAKONAT ist ins Leben gesetzt von den
hiesigen Gläubigen" (der Gemeinschaft).
Arheilg Die GEMEINSCHAFTSSTUNDEN waren für die nun sehr große Zahl ihrer
Glieder weiterhin die unentbehrliche Stätte der Begegnung, wo man
sich gegenseitig unter dem Wort stärkte, Gemeinschaft pflegte und
Anregungen bekam für ein praktisches Leben mit Jesus und für den
Dienst in Gemeinschaft und Kirche.
1850
Gundh
Der "SINGVEREIN" (Gemeinschaftschor) hatte von 1850 an auch den
Chorgesang im Gottesdienst übernommen. Auch die Kinder des schon
Glieder der
erwähnten Georg Heinrich Anthes waren eifrige
Gemeinschaft: So z.B der Wagner Johann Anthes und der Chauseeund Straßenwärter Heinrich Anthes, der den Chor leitete.
Deren Schwester, ein entschiedenes Gotteskind, war ihrem Mann Heinrich Huf, Bachgasse 5 - in dritter Ehe eine eifrige Gehilfin
in der Gemeinschaftsarbeit. Auch seine erste und besonders seine
zweite Frau, eine Tochter aus dem Gemeinschaftskreise
Gundernhausen, waren ihm darin treue Hilfe und Kraft.
DAS GROSSE MISSIONSFEST
Arheilg Vom ersten hessischen Missionsfest der Basler Mission (1840) in
1852 Oppenheim hatten wir schon gehört. Auch zum späteren Seeheimer
Fest mag manch ein Arheilger gewandert sein, denn hier trafen
sich vor allem die Gemeinschaftsleute aus vielen Orten. Da für
das große Missionsfest im Jahre 1852 die Kirchenleitung in
Darmstadt nur die kleine Stadtkapelle zur Verfügung stellte, fand
dieses dann auf Wunsch von Vikar Baur (früher Hauslehrer) und dem
Kreis der Gläubigen in Arheilgen statt. Er schreibt darüber: "In
festlich geschmückten Wagen, in zahlreichen Fußgängergruppen, von
der Bahnstation her in dicht gedrängten Haufen kamen die Festgäste. Des Odenwalds grüne Berge, des Rheinlands lachende Hügel,
der Wetterau und des Rieds fruchtbare Gelände, ja selbst das
dreißig Stunden entfernte Hinterland hatten Vertreter entsandt."
Man erzählte von Bauersleuten aus dem Gebiet Biedenkopf und
Gladenbach, die ihr selbstgesponnenes Garn und selbstgewebtes
Tuch auf dem Rücken nach Arheilgen trugen, um es für die Mission
zu opfern. Da die Kirche die Menge der Besucher nicht fassen
konnte, wurde noch eine Kanzel und Bänke im Freien errichtet.
Das Fest hatte insofern noch ein Nachspiel, als die staatliche
-27-
Behörde tadelte, daß durch die Veranstaltung einer wegen Überfüllung notwendigen Parallelversammlung keine genügende "Überwachung des Festes und der Redner" hätte stattfinden können
(Pfarrer Grein 1928).
1856
Die MUSIKGEMEINSCHAFT entstand im Jahre 1856. Durch sie wurde der
Gedanke einiger Mitglieder der kirchlichen Gemeinschaft, auch eine "Musik zur Ehre Gottes" zu gründen, in die Tat umgesetzt.
Peter Völger (Hirschvölger), Georg Benz VI., Peter Andres IV. und
Christof Benz III. halfen dazu nach ihrem Vermögen unter der Leitung von Heinrich ANTHES.
Die ersten Mitglieder der "Musikgemeinschaft" waren:
Friedrich Fleck, Heinrich Löser, Jakob Knecht,
Georg Rühl,
Philipp Rühl, Philipp Fleck, Heinrich Huf, Philipp Leonhardt,
Jakob Zell (der blinde Jakob) und Heinrich Anthes als Leiter.
Der POSAUNENCHOR diente in den Gemeinschaftsversammlungen, ihren
Festen und im kirchlichen Gottesdienst. Er ist der zweitälteste
des Hessenlandes.
DIE KLEINKINDERSCHULE
Arheilg Aus diesem Glaubensfrühling heraus, aus dem so manche schöne
1862
Früchte wuchsen, wurde auch eine Kleinkinderschule ins Leben gerufen.
Vier gläubige Männer aus der Arheilger Gemeinschaft, Peter Andres
IV., Peter Benz VI., Christof Benz III. und Peter Völger, dazu
der großherzogliche Meiereiverwalter Philipp Kehres von der
Darmstädter Gemeinschaft in der Pankratiusstraße taten sich 1862
zusammen und errichteten das Gebäude mit ihren zusammengelegten
persönlichen Opfergaben. Georg Benz stellte den Bauplatz an der
Bachstraße 1 zur Verfügung.
Da die Gemeinschaft damals keinen gesetzlichen Vereinsstatus hatte, war das nur möglich, indem die Stifter in ihrem eigenen Namen
bauten. 1863 konnte das Gebäude endlich eingeweiht werden. Am
Festtage waren bereits 80 Kinder angemeldet.
Für die Kindergartenarbeit konnten zwei Schwestern gewonnen
werden, die zunächst für zwei Jahre von Kaiserswerth, dann aber
von der Diakonissenanstalt Nonnenweiher zur Verfügung gestellt
wurden.
Als eine besonders eifrige Mitarbeiterin in der Gemeinschaftsarbeit galt Schwester Christine Steckenreuther (ab 1865), aber
auch die anderen nahmen regen Anteil an der Gemeinschaft.
1868
Das Gemeinschaftsleben wirkte sich auch weiterhin segensreich
aus. 1868 berichtet der Sendbote der Brüdergemeine Wilhelm
Köhler: "Nachmittags ging ich nach Arheilgen. Ein lieber armer
blinder gläubiger Bruder begleitete mich bei den Hausbesuchen.
Dieser Bruder ernährt sich und dazu noch eine Witwe mit fünf
Waisen durch Seilerarbeit und Strohdecken verfertigen." Diese
nüchterne Aussage gibt einen kleinen Einblick in das Leben des
schon erwähnten "blinden Jakob". Er war ein eifriges,Mitglied der
-28-
Gemeinschaft, ein demütiger und hingebungsvoller Christusnachfolger, der, wenn möglich, immer dabei war und half, wo er nur
konnte.
Neue Glieder schlossen sich der Gemeinschaft an.
Darunter waren: Schneidermeister Heinrich Dieter (1836), Georg
Barnewald (1836), Bernhard Schneider (1845), Lackierer Philipp
Göbel, Schneidermeister Peter Beisel, Schmied Ludwig Sandoz und
Schmiedemeister Jakob Schmitt (1841).
Es wurden Missionsfeste gefeiert, sowie auswärtige Gemeinschaften
besucht und rege Verbindungen geknüpft.
Arheilg So lesen wir auch in einer alten Bibel den Eintrag:
"Meinen lieben Arheilger Brüdern und Schwestern zum
fleißigen Gebrauch bei ihren Privatversammlungen (der
Gemeinschaft), auf daß sie alle bei der reinen lutherischen Lehre bleiben, als Andenken dargebracht von
ihrem in Liebe und Fürbitte treu verbundenen
Karl Kißmer, Luth.Pfarrer zu Usenborn " (ca. 13 km nördl.
von Büdingen).
So blühte und wuchs das Gemeinschaftsleben trotz zahlenmäßiger
Schwankungen stetig.
DIE INTEGRATION
Arheilg Eine ganz neue Situation trat in den 80er Jahren ein. Unter dem
damaligen Pfarrer Römheld blühte das kirchliche Leben wieder
um
stark auf, indem er die aktiven Kräfte der Gemeinschaft ganz in
1880
die kirchliche Arbeit integrierte. Führende Männer der Gemeinschaft wurden in den Kirchenvorstand gewählt. Aus dem gemischten
Chor der Gemeinschaft wurde der Kirchengesangverein (1880) wie
auch der Posaunenchor.
1879/83 Aus dem Frauen- und Mütterkreis, der sich in der Klein-Kinderschule versammelte und armen Müttern half aber auch zu Weihnachten Geschenke verteilte, wurde 1883 der Frauenverein.
Im Jahre 1879 übernahm die Kirchengemeinde auch die Betreuung der
Klein-Kinderschule, trotzdem verblieb das Grundstück im Eigentum
der Stifter.
Unter Vorsitz von Pfarrer Römheld wurden mit ihnen Statuten
aufgestellt, aufgrund deren der Kinderschule vom Großherzog Corporationsrechte verliehen wurden.
Den Stiftern war es ein herausragendes Anliegen, daß die Kinderarbeit in einem bestimmten Geist fortgeführt werde. Der folgende
Auszug aus den Statuten zeigt das deutlich:
"Die evangelische Klein-Kinderschule Arheilgen, welche
im Glauben an den für die Menschheit gekreuzigten und
auferstandenen wahrhaftigen Gottessohn gegründet ist, soll
in demselben Geiste fortgeführt und erhalten werden.
Sie hat nicht nur Beaufsichtigung, leibliche Pflege
und Bewahrung, sondern auch eine christliche Erziehung
der Kinder zum Zweck.
-29-
Es sollen deshalb auch die Schwestern, welche in der
Anstalt dienen, immer nur aus einer solchen Anstalt,
die in der vorerwähnten Richtung geleitet wird, berufen
werden".
Die notwendige Erweiterung und die weitere Fürsorge für das wirtschaftliche Fortbestehen gingen aber über die Möglichkeiten der
Stifter und ihrer Nachfolger hinaus.
So übergab im Jahre 1902 der einzige damals noch lebende Stifter,
Georg Benz VI., die Klein-Kinderschule an die bürgerliche Gemeinde mit der vertraglichen Verpflichtung, daß die Kindergartenarbeit als selbständige Stiftung weitergeführt und durch "evangelische Diakonissen der evangelische Glaube, Gottes Wort und der
Kirche Lied den Kindern eingeprägt wird. Eine andere Lehre als
die unverfälschte evangelische Lehre hat keine Berechtigung in
derselben".
Die Gemeinschaft trat natürlich durch solche Entwicklungen stark
in den Hintergrund. Nur noch ein kleiner Rest versammelte sich
weiterhin. Gott zeigt uns in der Entwicklung, daß unsere Arbeit
nie Selbstzweck ist sondern, daß unser Leben und Dienen Opfer
sein muß.
Rückblickend ist zu erkennen, wie sehr das Leben der Arheilger
Gemeinschaft mit der Kirche verknüpft war und aber doch immer
zur Förderung des Glaubens- und Gemeinschaftslebens zum Segen
aller selbständig blieb (z.B. zur Zeit des Pfarrer Krauß).
Heute ist als Wirkung der Erweckungszeit in Arheilgen noch ein
stärkerer Kirchenbesuch gegenüber anderen Kirchengemeinden zu
erkennen. Das lebendige erweckliche Glaubensleben aber ist nahezu
versiegt und weithin in äußeren Formen erstarrt, und nur wenige
haben noch den Mut, in der Kirche zur persönlichen Glaubenserfahrung von Buße und Bekehrung aufzurufen wie ehemals. Eine
neue Erweckung wäre gerade heute dringend nötig.
- 30-
Gemeinschaft Arheilgen
Haus Weber Felchesgasse 13
Anfang der Gemeinschaftsstunden
bis 1848
Heinrich Huf
geb. 23.2.1823 gest.2.11.1902
Wilhelm Baur
Vikar 1852 bis 1853
Haus Huf Bachstraße 5
Gemeinschaftsversammlungen ab 1949
Jakob Schmitt
geb.11.1.1841
gest.16.8.1920
Die ersten Vorsitzenden
Leonhard Brunner
Friedrich Eichner
geb.18.10.1867
geb. 1880
gest.15.3.1943
gest.1971
Saal in der
Frankfurter Landstraße 199
Karl Fritz
geb. am 25.1.1895
Die Erweckungen und die Gemeinschaftsbewegung
in Deutschland und Südhessen
1835 bis 1900
Aber auch in anderen Gegenden Deutschlands entstanden in diesen
Jahren (1830 bis 1880) mächtige Erweckungen und viele Menschen
wurden zum lebendigen Glauben geführt, so durch
Volkening im Minden-Ravensburger Land,
Klaus Harms in Hermannsburg (Lüneburger Heide, Südafrika),
Knak und Görke in Hinterpommern,
Sommer und Jensen in Schleswig (Breklumer Mission),
Michael Hahn, Hofacker u. Blumhardt in Württemberg,
Teerstegen und Dr.Collenbusch in Wuppertal und im
Siegener und Oberbergischen Land,
Henhöfer in Baden
von Kollwitz und Goßner in Berlin und Brandenburg.
Wenn auch diese Bewegungen nicht auf die übrigen Gegenden
Deutschlands und Hessens übergriffen, verbreitete sich jedoch die
Gemeinschaftsbewegung durch Evangelisation und gezielte Arbeit
immer weiter, wobei es noch zu örtlichen Erweckungen kam.
Wesentlichen Anteil daran hatten der Bahnbrecher der Evangelisation in Deutschland Elias Schrenk, der von 1875 bis 1879
Missionsprediger in Frankfurt war, aber auch seit 1877 der Reiseprediger Oskar Schmidt von der Wißwässerschen Gemeinschaftsarbeit in Mannheim.
Bruder Schmidt war durch den Feldwebel Wißwässer, in dessen Kreis
eine kleine Erweckungsbewegung entstanden war, zum Glauben gekommen. Er gab seine gute Stellung als Steuerbeamter auf, ließ sich
in St.Chrischona ausbilden und übernahm den Reisepredigerdienst
ohne jede feste Bezahlung. Alle Wege legte er zu Fuß zurück, ob
es Sommer oder Winter war. Um mit der Bahn zu fahren, fehlten ihm
die Mittel.
Sein Arbeitsfeld suchte er sich selbst unter viel Mühsal, Kampf
und Verfolgung. Er war vor allem der Pionier des Odenwaldes.
Unermüdlich zog er landauf, landab , durch Hessen, Baden, die
Pfalz und das Elsaß und hat so viel Frucht für die Ewigkeit
einbringen dürfen, bis er 1912 -nach 35 Jahren Dienst- erkrankte
- 31 -
und die Wege nicht mehr machen konnte. Er starb 1915 in
Karlsruhe.(Er ist übrigens ein Vorfahre des heutigen Verbandsvorsitzenden Gerhard Becker).
Überall im deutschen Land war in der Gemeinschaftsbewegung aber
auch ein starkes Bedürfnis nach Zusammenschluß vorhanden:
1835/73
1888
1897
So entstanden bereits von 1835 bis 1873 acht Gemeinschaftsverbände.
In dem so bedeutsamen Jahr 1888 fand dann die erste
"Gnadauer Pfingstkonferenz" in Gnadau an der Elbe (bei
Magdeburg) statt.In Verbindung damit wurde das "Deutsche Komitee für Evangelisation u.Gemeinschaftspflege"
gebildet.
Daraus entstand dann auf einer besonderen Konferenz in
Berlin am 27. Oktober 1897 der "Gnadauer Verband", der
"Deutsche Verband für evangelische Gemeinschaftspflege
und Evangelisation", wie er genau heißt.
Die ausführliche Geschichte über die Gnadauer Gemeinschaftsbewegung ist in dem Buch "ER der Meister, wir die Brüder" von Hans
von Sauberzweig enthalten.
-32-
Die Gemeinschaftsbewegung in Darmstadt
Gemeinschaft Arheilger Straße und Evangelische Stadtmission
1874 bis 1922
DIE GEMEINSCHAFT IN DER ARHEILGER STRASSE
Darmst
1874
Seit 1874 bis heute besteht in Darmstadt mit dem Neuanfang der
Gemeinschaft in der Arheilger Straße und der daraus entstandenen
Stadtmission eine ununterbrochene Gemeinschaftsbewegung.
Die treibende Kraft dazu war zunächst der Landwirt Philipp VOGEL,
der bereits durch Geburt aber auch durch Lebensführung im
Gemeinschaftskreis der Pankratiusstraße stand. Als er nach dem
Tode seines Vaters freie Hand zur Ausführung seiner Pläne bekam,
die ihm um das Werk des Herrn willen am Herzen lagen, begann er
sofort mit Gemeinschaftsversammlungen in seinem Haus.
Die Führung lag jetzt nicht mehr in den Händen der Brüdergemeine,
wie im vorigen Kreis, der nun nicht mehr bestand. Aber ihre Sendboten kamen noch und halfen in der alten gesegneten Weise.
1875
In diesen Versammlungen diente auch Elias SCHRENK, als er 1875
bis 1879 Missionsprediger in Frankfurt war und die monatliche
Missionsstunde in der Hofkirche in Darmstadt zu halten hatte.
Er schreibt darüber:"In Darmstadt war damals in der Hofkirche der
Sammelpunkt der gläubigen Kreise. Oberhofprediger Bender und
Hofprediger Grein waren gläubige Männer. Bei letzterem, meinem
treuen Freunde, logierte ich und in der Hofkirche hatte ich eine
monatliche Missionsstunde."
1877
Ma
Außer Schrenk kam von 1877 an auch Reiseprediger Oskar SCHMIDT
von der Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim "ins Vogels", wie
damals die Darmstädter sagten. Er war ein "Feuergeist" und origineller Volksredner und hat am inneren Aufbau der Gemeinschaft
hervorragend mitgewirkt.
1880
Wo
Von 1880 ab diente hier auch Friedrich GREINER, Stadtmissionar in
Worms, der es verstand, ein solides Fundament zu legen. Der BeVersammlungen nahm immer mehr zu, so daß die Räume der
such der
Vogelschen Wohnung bei weitem nicht mehr ausreichten.
Kurz entschlossen errichtete Vogel 1883 auf seinem Grundstück
einen Gemeinschaftssaal, den sogenannten "Obersaal".
Damit begann ein fröhliches Gemeinschaftsleben. Heilsbegierige
Menschen kamen in großer Zahl, und viele fanden zum lebendigen
Glauben und Herzensfrieden.
1883
-33-
Auch Leute aus der vorherigen Gemeinschaft in der Pankratiusstraße schlossen sich an. Man fing auch an, zu missionieren, ein
Blätterdienst wurde eingerichtet, ein Frauenverein gegründet und
ein gemischter Chor trat ins Leben, den der Fabrikant Dörr,
damals noch in Darmstadt, gründete und leitete.
Die Landwirte Heinrich RINNER und Peter DELP, beide aus der
Pankratiusstraße, waren als Männer des Glaubens, die Säulen der
Gemeinschaft und neben Bruder Vogel die eigentlichen Träger der
Arbeit.
Die größeren Versammlungen und Feste wurden in dieser Zeit meist
in der Vogelschen Scheune abgehalten, die dazu jedesmal ausgeräumt und mit Bänken versehen werden mußte. Dazu kamen dann auch
viele Auswärtige aus den Gemeinschaften der Umgebung.
Aber damit begnügte man sich nicht. Man wollte stadtmissionarisch
tätig sein und anderen die Botschaft des Evangeliums bringen.
1888
So wurde im Frühjahr 1888 von der Gemeinschaft eine größere Evangelisation mit Elias SCHRENK in der Stadt geplant. Da dafür keine
wurde der große Saal des Hotels
Kirche zu erhalten war,
"Darmstädter Hof" (Ecke Rhein- und Grafenstraße) gemietet.
Diese Vorträge waren überaus stark besucht und hinterließen eine
mächtige Wirkung.
Nun war der Augenblick für eine Veränderung der Gemeinschaft zur
Stadtmissionsarbeit eingetreten. Auch das Raumproblem entstand
neu.
DER ANFANG DER STADTMISSION
Darmst
Die treibenden Kräfte zur Gründung der Stadtmission waren neben
Philipp VOGEL, der Evangelist Elias SCHRENK gewesen. Schon längst
war diese Frage zwischen den Brüdern der Gemeinschaft und den mit
der Gemeinschaft eng verbundenen Pfarrern, darunter Oberhofprediger D. BENDER, besprochen worden. Man schritt nun zur Tat.
1888
Dem ersten Vorstand gehörten an:
D. Bender als 1. Vorsitzender, Dekan Römheld, drei Pfarrer,
Philipp Vogel und noch fünf Laien aus der Gemeinschaft.
nun der kirchlichen
Die neu gegründete Stadtmission wurde
Aufsicht des Großherzoglichen Oberkonsistoriums unterstellt, was
ihr in der Stadt Ansehen und auch wirtschaftliche Vorteile
verschaffte, sich aber später als Nachteil erwies und die freie
Arbeit behinderte.
Der erste Stadtmissionar Eduard KLUNDT wurde berufen. In kurzer
Zeit hatte er eine blühende Kinderarbeit angefangen und einen
Karl in der
Gartensaal der Prinzessin
Jünglingsverein im
der bald 100 Mitglieder
Heinrichstraße ins Leben gerufen,
vorweisen konnte.
-34-
Für die sich nun weiter ausdehnende Arbeit wurde ein größeres
Versammlungslokal im "Feierabendhaus", Alexanderstraße 18, gemietet.
An Arbeitszweigen wurden bereits von der Gemeinschaft übernommen:
der Frauenverein, der Schriftenverein (zur Schriftenmission erweitert), der Kindergottesdienst (Sonntagsschule) mit 20 Helfern
und 250 Kindern ,der Evangelische Männer- und Jünglingsverein mit
130 Mitgliedern, eine Bibelstunde als Mittelpunkt mit 40-60
Personen und ein Posaunenchor (16 Bläser).
1890/91 Im Jahre 1890 und 1891 traten daraus fünf junge Männer in den
Dienst des Herrn (zwei davon in die äußere Mission).
DAS VEREINSHAUS
Darmst
Die Arbeit wuchs und so reifte bald der Plan, den man schon lange
hoffnungsvoll hegte: der Bau des eigenen Vereinshauses. Die wohl
bedeutendste Spende von 8000 M (=ca.350 000 DM heute) erhielt die
Stadtmission als Angeld für den Vereinshausbau vom Rentner
Nikolaus Latz (verst. 1891), der bereits zum alten Gemeinschaftskreis in der Pankratiusstraße gehört hatte.
1891
Weitere Spenden machten es möglich, Ende 1891 ein großes Hof- und
Gartengrundstück mit dreieinhalbstöckigem Vorderhaus (mit sieben
Wohnungen) und einem kleinen Seitenbau in der Mühlstraße 24
Kaufmann
(Merckstraße)
zu kaufen.
Den Erwerb führte der
PRÖSCHER, dessen
Vorfahren schon vor 100 Jahren (1791) in
Erbach/Odw. zu den Segensträgern der Erweckung gehört hatten,
durch.
Der neue Stadtmissionar CLASEN konnte die Erdgeschoßwohnung
sofort beziehen.
Ohne zu zögern wurde hinter dem Seitengebäude ein großer Saal für
500 Personen mit anschließbaren Nebenräumen, zusammen für bis zu
900 Personen, gebaut.
Erbach
1892
Bereits am 16. Oktober 1892 konnte das Vereinshaus eingeweiht
werden. Auch der GROSSHERZOG, Prinzessin ALIX, Prinz Wilhelm und
die Prinzessin von BATTENBERG waren zur Feier erschienen, dazu
auch die Gäste aus auswärtigen Gemeinschaften, sogar von Nierstein.
Ein kleiner Zwischenfall bei der Feier gab noch Anlaß zur
Heiterkeit: Für den Großherzog und seine Schwester hatte man ein
Paar gepolsterte Sessel stellen lassen. Es dauerte nicht lange,
bis ein einfaches Mütterchen gleich auf dem ersten Sessel Platz
nahm und damit sehr zufrieden war. In diesem Falle konnten die
Brüder allerdings nicht nach Jakobus 2 handeln, sondern mußten
dem Mütterchen mit Liebe zu einem anderen Platz verhelfen, was
ihr nicht ganz einleuchtete.
-35-
Clasen arbeitete treu. Mit der Jugend zog er zum missionarischen
Dienst in die Dörfer der Umgebung. Der Posaunenchor half treulich
mit. Monatlich wurden auch Tee- und Familienabende gefeiert.
Alles aber diente einem Ziel, Menschen zum Glauben zu helfen und
zu Jesus Christus zu führen. Es war die Zeit der "ersten Liebe"
im Werk der Stadtmission, wo der Eifer brennend, der Geist
mächtig und die Hände willig waren zum Dienst für den Herrn.
KRISEN UND SPALTUNGEN
Darmst
1893
1894
Die "Oberaufsicht des Oberkonsistoriums" wirkte sich jedoch bald
auch hinderlich aus. Die Stadtmissionsarbeit sollte "nur nach den
Anweisungen der aufsichtführenden Geistlichen geschehen" und "der
Stadtmissionar sollte von allen Besuchen, die seelsorgerlichen
Charakter annähmen, dem zuständigen Geistlichen Kenntnis geben."
Dazu verhandelten die
geistlichen Mitglieder des Vorstandes
sogar unter der Hand mit verschiedenen Theologen, die als
Nachfolger für den Stadtmissionar in Betracht kommen sollten.
Hier sei daran erinnert, daß einer von ihnen, Dekan Römheld, der
bereits in seiner Zeit als Pfarrer in Arheilgen war, die Arbeit
der Gemeinschaft dort praktisch ganz in die Arbeit der Kirche
integriert hatte. Das aber wollte die Mehrheit nicht.
Es ist verständlich, daß Bruder Vogel mit den sechs anderen
gläubigen Laien aus der Gemeinschaft im Vorstand der Stadtmission, vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen durchdrungen,
diese enge Verbindung als eine untragbare Bevormundung empfanden.
1894 wurde Clasen verabschiedet.
Da die Pfarrer im Vorstand mit der gewünschten Neugestaltung des
Dienstes für den neu zu berufenden Stadtmissionar RÖSCHER nicht
einverstanden waren, traten sie zurück.
Für D.Bender übernahm nun Geheimrat Dr. LINSS den Vorsitz. Nach
dieser Klärung war somit die Bahn frei für eine neue fruchtbare
und gesegnete Tätigkeit.
Eine SOLDATENMISSION wurde gegründet und ein "Soldatenheim" eröffnet.
Die PHILADELPHIAKONFERENZEN wurden von Pfarrer Leopold Wittekindt aus Ober-Issigheim eingeführt und der BLAUKREUZ- VEREIN
entstand.
1903
Da.
Im Jahre 1903 starb der eigentlich Gründer der Arbeit, Philipp
VOGEL, dessen Lebenswerk die Stadtmission geworden war. Auch
seine treuen Mitkämpfer, die Brüder Delp und Rinner starben.
Neue Männer traten an ihre Stelle: Kaufmann HESS, Lehrer SPAMER
und Bruder BOJE.
- 36-
1905/06 Um diese Zeit tat Otto STOCKMAYER seinen gesegneten Dienst in der
Gemeinschaftsbewegung. Er drang mit großem Ernst auf die notwendige Heiligung des Lebens der gläubig gewordenen. Ihm fiel auch
Rüscher begeistert zu.
Inzwischen war aber die mehr kirchliche Strömung, die 1894 unterlegen war, wieder erstarkt und machte sich erneut geltend. Von
dieser Seite fürchtete man wohl, die Stadtmission könne in der
Heiligungslehre auf den Abweg der sich damals schon anbahnenden
Pfingstbewegung geraten. Bruder Rüscher sah sich dadurch unter
ungerechtfertigte Kritik gestellt und folgte deshalb einem Ruf
nach Essen.
Sein Weggang brachte der Stadtmission neue Erschütterungen. Lange
konnte man sich nicht auf einen Nachfolger einigen. Endlich wurde
vom Vorstand bei geteilter Meinung 1906 Pfarrer Veller als Stadtmissionar berufen.
Nun begann für die Arbeit eine schwere Zeit, in dem sich das Werk
in zwei Richtungen bewegte. Die einen hielten zu Pfarrer Veller
und sahen in den mehr kirchlichen Linien den rechten Weg. Die
anderen, ein großer Teil der jüngeren und aktivsten Glieder, war
gegen ihn und fürchtete, daß dadurch das geistliche Leben in
Erstarrung geraten könnte. So kam es dann zur Spaltung der Arbeit, und ein großer wertvoller Teil der Mitglieder trennte sich
noch im gleichen Jahr ab und schloß sich zur "Christlichen
Gemeinschaft Immanuel" in der Rheinstraße 2 zusammen. Hinzu kam
noch die Abspaltung des CVJM, der am Riegerplatz 3 weiterarbeitete, was sich für beide Teile nicht zum Segen ausgewirkt hat.
Die Stadtmission verlor dadurch einen großen Teil der Jugend,
während dem CVJM die tragende Gemeinde fehlte. Ein restlicher
Teil der Jugend (28 Personen), der den Auszug nicht mitgemacht
hatte, versammelte sich als "CVJM Nathanael" weiter in den Räumen
der Stadtmission.
Darmst
1907
Von 1907 ab übernahm Kaufmann Philipp HESS den Vorsitz und war
darin fast zwei Jahrzehnte im Segen tätig.
Auch Pfarrer Veller diente der Stadtmission nach besten Kräften.
Die Blättermission und der Besuchsdienst wurden in besonderer
Treue durchgeführt. Eine Evangelisation durch Prediger KAISER
Roßd brachte neue Frucht. .In Roßdorf wurde eine Gemeinschaftskonferenz gehalten. Im Jahre 1910 erschien das Buch "Christusmythe"
von Professor Drews, Karlsruhe, der auch durch seine Vorträge,
in denen er behauptete, Jesus habe nie gelebt, im ganzen Land
viel Erregung hervorrief. Die Kirche verhielt sich leider passiv
und trat den Vorträgen nicht entgegen. Aber unter Pfarrer VELLER
bildete sich auch in Darmstadt eine Einheitsfront zusammen mit
freikirchlichen Kreisen.
1910
So wurde dann im großen Saalbau (22.4.1910) eine "Jesus-lebt-Versammlung" abgehalten, die voll besetzt war. Der Versammlungsleiter war Oberkassenassistent Birkholz, Vorstandsmitglied der
Stadtmission. Als Redner sprachen: Pfarrer Veller, Dr. Dönges und
Kaufmann Pröscher. Diese eindrucksvolle Veranstaltung fand überall, auch in der Presse, große Beachtung.
-37-
DIE "CRISTLICHEE GEMEINSCHAFT IMMANUEL",
1906
EC-DA
1911
die sich in der Rheinstraße 2 versammelte, war eine überaus
lebendige Gemeinde, die ein wahrhaft aktives Christentum lebte.
Sie wurde betreut von dem jungen Stadtmissionar HÄGELE. Durch
Buchbinder MERZ wurde hier im Jahre 1906 der JUGENDBUND für EC
(entschiedenes Christentum) gegründet. Später wurde Bruder Merz
Prediger in der württembergischen Gemeinschaftsarbeit. Vorsitzender des Jugendbundes war Otto LEIDORF, ein begabter und begeisterter Führer der Jugend.
Eine blühende SONNTAGSSCHULARBEIT erwuchs und ein BLAUKREUZVEREIN
entstand auch hier. Durch zahlreiche Evangelisationen, durch
Einladen, Abholen und Blättermission, überhaupt durch ihr geistliches Leben, nahm die Gemeinschaft rasch an Mitgliederzahl zu.
Es sprachen dort Männer wie Binde, Modersohn, Pfarrer Busch,
General von Viebahn, von Knobelsdorf u.a.. Es gab kaum innere und
äußere Nöte, die von den anderen nicht mitgetragen und mit
durchgebetet wurden.
In der Stadtmission wurde die nun notwendig gewordene zweite
Kraft, Prediger MEISTER, im Januar 1911 einstimmig berufen.
Vermutlich sah darin Pfarrer Veller ein Mißtrauen gegen seine
Person. Er legte daraufhin im Mai sein Amt nieder. Überraschend
hatte aber dadurch auch die Zeit der Spaltung ihr Ende gefunden.
ZUSAMMENFÜHRUNG, FESTIGUNG UND BEWÄHRUNG
Darmst
1911
1911
Bessg
Darmst
1911
Neu vereint und mit neuem Segen konnte nun, innerlich geläutert
und gereift, die Arbeit für den Herrn fortgesetzt werden. Die
Rückkehr der Gemeinschaft "Immanuel" wirkte sich ungemein fruchtbar und belebend auf die ganze Arbeit aus. Ihr junger Stadtmissionar Hägele wurde von der Stadtmission übernommen und arbeitete
in wirklicher Geistesmacht und guter Fühlung mit dem neuen Stadtmissionar Meister zusammen.
Das reichste Vermögen, das "Immanuel" mitbrachte, waren der
Jugendbund für EC (entschiedenes Christentum), das Blaue Kreuz
und die lebendige Kindergemeinde. Da der CVJM sich in der
Stadtmission versammelte, fand der Jugendbund nun im Bessunger
Zweiglokal der Stadtmission,Bessunger Str. 88,sein Heim. Auch vom
CVJM Riegerplatz fand nun wieder eine Annäherung statt, bis 1914
der Wiederanschluß erfolgte.
Eine Segenszeit, vom Herrn gewirkt, war angebrochen. Des Sonntags
mußten zwei Versammlungen (16.00 und 20.30 Uhr) gehalten werden.
-38-
Das missionarische Wirken trat wieder in den Vordergrund und
Bessg
Bibelstunden wurden gehalten in: Bessungen, Eberstadt, Roßdorf,
Eberst
Arheilgen, Aschaffenburg und Groß Zimmern.
Roßd
Arheilg Noch kam auch Oskar Schmidt, der nun schon seit 35 Jahren
Aschaff Bibelstunden in der Stadtmission hielt, sechsmal im Jahr.
1912 kam der greise Evangelist, Elias Schrenk zu seiner fünften
Gr-Zi
und letzten Evangelisation in die Stadtmission.
Aus dem Schriftenverkauf wurde nun die Buchhandlung
Im Jahre 1912 erfolgte der Anschluß der Stadtmission an den Lan1913
desverband für Innere Mission. Auch in Alsbach und Zwingenberg
Da
Alsbach wurde die Arbeit aufgenommen. Das Heilige Abendmahl wurde von nun
Zwingb
an regelmäßig gefeiert.
1914
Doch dann begann 1914 der Krieg. Viele Männer - auch Bruder Hägele - mußten sofort ins Feld. Der CVJM hörte damit auf zu bestehen. Eine SOLDATENMISSION wurde begonnen.
1915
Das Jahr 1915 war von besonderer Bedeutung durch zwei Evangelisationen von Pastor Modersohn (Februar) und Pastor Samuel Keller
(März im Kaisersaal), die sehr gesegnet waren. Erfreulich war,
daß auch Pfarrer Veller wieder mithalf.
1916
Da das Bessunger Lokal 1916 aufgegeben werden mußte, versammelte
sich der Jugendbund nach dem Kriege offiziell in der Stadtmission.
1918
Nach Kriegsende kam Prediger Hägele zurück. Doch neue Not brach
herein: die INFLATION! Nur noch mit Mühe konnten die Gehälter bezahlt werden. Trotzdem setzten neue Aktivitäten ein. Eine Zeltevangelisation fand auf dem Marienplatz statt. Auch die Nationaltagung des EC wurde in Darmstadt durchgeführt.
Im Jahre 1920 wechselte Bruder Meister in die Gemeinschaftsarbeit
nach Gotha.
1920
Die Gemeinschaften Pfungstadt und Nieder-Ramstadt suchten 1921
1921
Pfungst engeren Anschluß an die Stadtmission.
N-Ra
Unter der Vorstandschaft von Kaufmann Philipp HESS weitete sich
das Werk von 1911 - 1923 nach innen und außen.
Kaufmann Philipp Heß war ein außergewöhnlicher Mann.
Durch den Tod seines erstgeborenen fünfjährigen Sohnes suchte
Gott ihn und seine Frau in Gnaden heim, und sie fanden Frieden in
ihren zerrissenen Seelen.
Die alten Brüder Rinner und Vogel, Gründer der Stadtmission,
machten ihn mit dem Kreis in der "Mühlstraße" bekannt.
Bruder Heß führte ein repräsentatives Herrenbekleidungsgeschäft
am früheren Schillerplatz. Über die Eingangstür hatte er in
leuchtenden Lettern meißeln lassen: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir" (Hebr.13,14).
-39-
Sein persönlicher Einsatz war vorbildlich. Sonntags besuchte er
vormittags die Gebetsstunde, anschließend den Gottesdienst
(Stiftskirche),danach war er Lehrer unter den Sonntags-Schulkindern (die ihn auch gerne in seinem Kaufhaus besuchten) und
schließlich kam er in die Gemeinschaftsstunde. Auch in den wöchentlichen Chor- und Bibelstunden (auch nachmittags) und im
Blauen Kreuz wirkte er, wann irgend möglich, mit. Obwohl er - wie
Moses - eine "schwere Zunge" hatte, diente er doch in ländlichen
Kreisen mit dem Wort des Lebens.
Damals war ein fester Mitgliederstand vorhanden, der wirklich ein
Herz und eine Seele war, so daß - wie nach dem Vorbild der Urgemeinde - z.B. von den Allerärmsten niemand Mangel litt."Überall
war frisches Sprießen und frohes Blühen, ein zweiter Frühling,
und der Herr tat hinzu die gläubig wurden"!
1922
Da
Unter der tatkräftigen Führung von Dr.Avemarie (Schwiegersohn von
Bruder Heß) folgte jetzt der organisatorische Ausbau der Arbeit.
So wurde die erste Satzung der Stadtmission von den Mitgliedern
beschlossen und in das Vereinsregister eingetragen.
Die Arbeit wurde
durch Straßenpredigten, Hofmission, volksmissionarische Tätigkeit und Evangelisationen in der Umgebung
ausgeweitet und so entstand manche neue Gemeinschaft.
- 40-
Die Gemeinschaftsbewegung um Darmstadt
Gemeinschaft in Arheilgen
1880 bis 1922
Arheilg Zu dem kleinen Rest, der sich als Gemeinschaft weiterhin versammelte, gehörte u.a. auch Schmiedemeister Jakob SCHMITT (1841). Er
ging nach seiner Lehrzeit auf die Wanderschaft und kam so im
Württembergischen mit der Gemeinschaft von Michael HAHN in Berührung. Hier bekehrte er sich und drang zur völligen Erlösungsfreude durch. Als aktiver Christ kam er 1870 nach Arheilgen
zurück und schloß sich hier sofort der Gemeinschaft an.
Die Entwicklung in den Jahren um 1880 schmerzte ihn, weil er
Um
1880
durch die von Pfarrer Römheld gut gemeinte völlige Integrierung
Arheilg des größten Teils der Gemeinschaft mit allen ihren Aktivitäten in
die kirchliche Autorität, die freie Arbeit der Gemeinschaft gehindert sah. Er befürchtete, daß die Zelle der lebendigen pietistischen Glaubensgemeinschaft durch die nun völlige Abhängigkeit
von evtl. nachfolgenden im Rationalismus verstrickten und nicht
gläubigen Pfarrern verflachen und ersterben würde. Deshalb zog er
sich mit wenigen Getreuen in die Stille zurück. Wir können verstehen, daß er als "Michael Hahner" nicht gegen seine Überzeugung
handeln konnte. Er blieb was er war, ein echter und treuer Knecht
seines Herrn und ein Gemeinschaftsmann.
DIE NEUBELEBUNG
1888
Im Jahre 1888 predigte der Evangelist Elias SCHRENK zum ersten
Darmst
Mal in Darmstadt. Da die Kirchenbehörde eine solche EvangelisaArheilg tion in einer Kirche nicht zuließ, mußten die Vorträge im großen
Saal des Hotels "Darmstädter Hof", damals Ecke Rhein- und Grafenstraße, gehalten werden. Auch aus Arheilgen pilgerten Abend für
Abend kleinere oder größere Gruppen nach Darmstadt. Auf dem Heimweg nach einer solchen Abendversammlung von Schrenk trafen sich
die Arheilger Brüder am "Löweneck" und beschlossen eine Neubelebung der Gemeinschafts-Bibelstunden. Diese fanden dann im Hause
des Landwirts und Schuhmachers Leonhard BRUNNER in der Reitbahn
(heute Frankfurter Landstr. 170) statt.
Arheilg Besonders freundlich begrüßt wurde dieser Gedanke von Schmiedemeister Jakob Schmitt. Später, nach Fertigstellung dessen neuen
1905
Wohnhauses 1905, fand der Gemeinschaftskreis dort seine neue
- 41 -
Arheilg Heimstätte (heute Darmstädter Straße 14) bis zu seinem Tode
(1920).
In diesen "Stunden" wurden Bibelauslegungen vorgelesen und auch
gepredigt. Zunächst war es ein kleiner Kreis, der sich um Gottes
Wort versammelte. Aber bald gesellten sich andere hinzu. Nach der
Rückkehr von weltweiten Reisen wurde auch der Bauer Heinrich
APPEL in der Mühlstraße Mitglied in der Gemeinschaft.
1908
Als später (1908) aus der Gemeinschaft ein neuer Arbeitskreis,
die BLAUKREUZARBEIT zur Trinkerrettung erwuchs, wurde er auch
hier ein eifriges Mitglied. Führend in dieser Arbeit waren mit
ihm Georg BENZ (Reitbahn) und sein Schwager Leonhard BRUNNER,
Jakob WEICKER, Martin FLECK, Adam BOHL, Philipp VÖLGER und
andere. Gott bekannte sich zu dieser Arbeit und hat sie
gesegnet.
Manche liebliche Frucht schenkte der Herr. In regelmäßigen und
gut besuchten Bibelstunden versammelte man sich zur Gemeinschafts- und Blaukreuzarbeit; Seelsorgearbeit und Trinkerrettung
waren aufs engste miteinander verknüpft.
Der Erste Weltkrieg 1914-1918 riß manche schmerzliche Lücke. Die
Zusammenkünfte der Gemeinschaft fanden jedoch immer wieder statt.
1919 Nach Kriegsende, im Februar 1919, wurde dann die Gemeinschaft in
der heute bekannten Form wieder lebendig. Trug sie seither fast
ausschließlich den Charakter einer Michael-Hahner-Gemeinschaft,
so wurde sie jetzt als Gemeinschaft auf eine breitere Grundlage
gestellt und nannte sich fortan
LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT.
Arheilg Besonders freute sich über den Zusammenschluß und die beginnende
Neubelebung der alte ehrwürdige, bewundernswerte, charakterfeste
Greis von über 79 Jahren, Bruder Jakob Schmitt. Es wurde gleich
ein Vorstand gebildet. Ihm gehörten an:
1. Vorsitzender:
Jakob SCHMITT
2. Vorsitzender:
Leonhard BRUNNER
Schriftführer u. Kassierer:
Karl FRITZ
Beisitzer:
Georg BENZ
Jakob WEICKER
Schw. Marie HÖLSCHER
Die Arbeit der Gemeinschaft blühte sofort auf. Sie stand sichtbar
unter dem Segen des Herrn.
1920
Aber bereits im August 1920 verstarb Bruder Jakob Schmitt, und
Bruder Leonhard Brunner übernahm dann den Vorsitz. Die Gemeinschaftsversammlungen wurden daraufhin in das Evangelische Gemeindehaus Messeler Straße verlegt. Während bisher meistens Laienbrüder die Versammlungen hielten, wurden nun auch die Prediger
und Stadtmissionare der Darmstädter Stadtmission regelmäßig gemäß
einem Arbeitsplan zum Dienst nach Arheilgen entsandt, so die
Brüder Hägele, Neuber und andere.
Arheilg Seit der Gründung des "Starkenburger Gemeinschaftsverbandes" 1923
gehörte diesem auch die Gemeinschaft Arheilgen an.
-42-
Eberstadt und Umgebung
1872 bis 1922
Eberst
1872
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts gebrauchte der Herr
Johann Ludwig BASTIAN (*18.10.1828), einen einfachen Bediensteten
der Hessischen Staatseisenbahn, dazu, in seinem Heimatort Gunterod (ca.75 km nördlich von Wetzlar), einen Kreis von Bibelgläubigen zu sammeln. Er hatte ein geisterfülltes Herz und Gott gab
Gnade zu dieser Gemeinschaftsarbeit, die von dem Reiseprediger
Hasser bedient wurde.
In den Jahren 1871/72 aber wurde dieser gottbegnadete Mann aus
seinem Wirkungskreis herausgenommen und von der Bahn nach Eberstadt versetzt. Das aber hat Gott getan (Ps.64,10) und wir erkennen, daß es Sein Werk war, diesen einfachen, aber glaubensstarken
Mann in einer ihm fremden Umwelt neu zu gebrauchen.
So zog er nun mit seiner Frau und sieben Kindern nach Eberstadt
in das kleine Bahnwärterhaus, Station 32, an der Bahnstrecke
Frankfurt- Heidelberg.
Bald drängte es ihn, auch hier etwas für den Herrn zu tun, und er
fing eifrig an, mit seiner Frau und den Kindern in Eberstadt zu
Versammlungen in "sein Haus" einzuladen. Mit viel Mühe und Opfer
konnte das nur neben einer damals zehn- bis zwölfstündigen Arbeitszeit getan werden.
Obwohl der Weg zum Bahnwärterhaus nicht angenehm war und viel
Zeit kostete, fanden sich doch Menschen bereit, sich unter das
Wort Gottes zu stellen.
So wurde im Jahre 1872 durch Johann Ludwig Bastian das kleine
Bäumchen:
GEMEINSCHAFT EBERSTADT
Eberst
1880
gepflanzt, und Gott gab Gedeihen und seinen Segen dazu.
Um den Besuchern einen angenehmeren Sitzplatz zu verschaffen, als
es in seiner zu kleinen Wohnung möglich war, hatte Bruder Bastian
vor dem Bahnwärterhaus am angrenzenden Wald mehrere Holzbänke
errichtet. Die Zahl der Besucher mehrte sich und wuchs zu einer
kleinen Gemeinschaft zusammen.
Ab 1880 kam Reiseprediger Oskar SCHMIDT, welcher von der Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim den ganzen Odenwald bereiste, im
regelmäßigen Turnus auch nach Eberstadt, um der Gemeinschaft mit
dem Wort zu dienen. (An anderer Stelle wird Näheres über das Leben dieses sich aufopfernden, feurigen Erweckungspredigers
berichtet.)
- 43-
1886
Seit 1886 kam auch der Landwirt Philipp VOGEL von der Darmstädter
Gemeinschaft in der Arheilger Straße (die er 1873 in seinem Hause
begonnen hatte und aus der dann 1888 die Stadtmission entstanden
war), nach Eberstadt. Auch bei dem "Vorläufer" der Stadtmission
Darmstadt, dem Gemeinschaftskreis in der Pankratiusstraße, war er
schon in jungen Jahren zur Mitarbeit herangezogen worden. Er war
eine tatkräftige Persönlichkeit und sein vorwärtsdrängender Geist
litt kein geruhsames und stilles Leben. Er stand seinem Herrn zur
Verfügung, wo immer er konnte. Durch die Verbindung mit Darmstadt, hatte die Eberstädter Gemeinschaft auch Anteil an der
1892
Evangelisation von Elias SCHRENK im Frühjahr 1892, die eine
Da
seiner gesegnetesten und fruchtbarsten Arbeiten war.
Eberst
Auch an der Einweihungsfeier des Stadtmissionsgebäudes, die für
viele in der weiteren Umgebung ein besonderes Erlebnis war,
hatten die Gläubigen aus Eberstadt teilgenommen.
Nach 21jähriger Tätigkeit wurde Bruder Johann Bastian 1893 pensioniert und verzog nach Zwingenberg, wo er bereits am 25.5.1896
verstarb. Aber die von ihm ins Leben gerufene Gemeinschaft wuchs,
und der Kreis nahm beständig zu.
ca.1893 Durch den Umzug der Familie Bastian fanden natürlich auch die
Eberst Versammlungen im Bahnwärterhaus Station 32 ihr Ende. Aber sofort
boten mehrere "Stunden"-Besucher ihre Wohnräume für die Zusammenkünfte an. Aus diesem Kreis wurde besonders Fräulein BAUER in der
Pfungstädter Straße eine treue Helferin für die Gemeinschaft.
Sie war schon seit mehreren Jahren eine eifrige Verteilerin von
christlichen Blättern. Man versammelte sich nun über viele Jahre
in verschiedenen Häusern und Räumen der Geschwister. Die Zahl der
Besucher wuchs stets erfreulich weiter.
Da
Der damalige Stadtmissionar CLASEN entfaltete mit der Jugend von
Darmstadt aus eine umfangreiche missionarische Tätigkeit in den
Dörfern der Umgebung und kam so auch nach Eberstadt. Der Posaunenchor half bei diesen Diensten treulich mit.
ca.1910 Außer Philipp Vogel diente später auch der Kaufmann Philipp HESS
aus Darmstadt in der Gemeinschaft.
1903
Als dann Bruder Vogel bereits 1903 verstarb, nahm Bruder Hess
Eberst
sich des Dienstes in Eberstadt mit besonderer Liebe an. Auch
Lehrer SPAMER half dabei mit, und die Zahl der Besucher mehrte
sich, so daß es in den Versammlungen, die im Wechsel in verschiedenen Häusern stattfanden, oft sehr eng wurde.
1907
In dieser Zeit des starken Aufbaus der Gemeinschaft kam 1907
Gendarmeriekommissar Peter REEG nach Eberstadt. Er schloß sich
dem Gemeinschaftskreis an und stellte ebenfalls seine Wohnung in
der Alten Darmstädter Straße zur Verfügung, so daß die Raumnot
etwas erleichtert wurde.
1908
Im Jahre 1908 kam auch Martin HELDMANN auf Grund seines Dienstes
bei der Hessischen Staatseisenbahn nach Eberstadt. Bereits 10
Jahre war er mit der Tochter Minna des Bruders Johann Bastian
verheiratet. Sofort schloß er sich hier dem Gemeinschaftskreis an
und sammelte einen Teil der Brüder und Schwestern in seinem Hause
in der damaligen Müllerstraße (heute Thomasstraße), wodurch dem
Raummangel weiter abgeholfen wurde.
-44-
Starkenburger Gemeinschaftsverband
"Betet zugleich auch
für uns, daß Gott uns eine44Tür
für das Wort auftue
(Kolosser 4.3)
Wir brauchen Ihre Fürbitte
Familie
Gerhard Henßler
Darmstadt
Familie
Heinz Radenheuser
Damaris Reichenbach
111
Familie
Friedrich Pfau
Da.•Eberstadt
Schwester
Lotte Maurer
Familie
Dieter Mantey
Mühltal
Familie
Gerhard Becker
Schwester
Elsmargret Ackermann
(1. Vorsitzender)
Im Verband arbeiten außerdem Praktikanten und Z
Wir brauchen Ihre Fürbitte
Familie
Friedrich Windisch
Arheilgen
Familie
Gerd Gronbach
Lautertal
Familie
Klaus Heck
Weiterstadt
Familie
Traugott Thoma
Michelstadt
Ehepaar
Familie
Joachim und Gabriele Pfeifer Rainer Zelewske
Brensbach
Allertshofen
ienstleistende, welche auch Ihrer Fürbitte bedürfen.
Schwester
Asta Rosenmeyer
Schwester
Anna Richwasky
Olfen
Familie
Fritz Huber
Olfen
Wir beten für unsere Bezirke:
6100 Darmstadt
Merckstraße 24
Gerhard Henßler
Heinz Radenheuser
Damaris Reichenbach
6100 Darmstadt-Arheilgen
Friedrich Winclisch
6100 Dannstadt-Eberstadt
Büschelstral3e 22
Friedrich Pfau
Schwester Lotte Maurer
Schwester Elsmargret Ackermann
6147 Lautertal
Gerd Gronbach
6108 Weiterstadt
Sudetenstraße 53
Klaus Heck
Schwester Asta Rosenmeyer
Ober-Rarnstädter Straße 55
61.09 Mühltal
Dieter Maritey
Gerhard Becker (verbands-vorsitzender)
6101 Brensbach
Karl-Schäfer-Straße 26
Joachim Pfeifer
6120 Michelstadt
Lindenstraße 9
Traugott Thoma
Freizeitheim der Liehenzeller Mission
6124 Beerfelden-Olfen
Spälterwaldstraße 1
Fritz Huber
Schwester Anna Richwalsky
EC-Landesverband Rhein-Main-Saar
6101 Modautal 3
Alt Allertshofen 54
Rainer Zelewske
Konto cies Starkenburger Gerneinschaftsverbandes:
Sparkasse Darmstadt, BLZ 508501 50, Konto-Nr. 573 078
April 198,11.
Im Gemeinschaftssaal Heidelberger Straße
Eberst
1911
1912
Eberst
Roßd
Arh
Aschbg
Gr-Zi
Auerb
Alsb
Ein besonders freudiges Ereignis war, daß im Jahre 1911 mit Hilfe
der Darmstädter Brüder Kaufmann Philipp HESS und dem neuen
Stadtmissionar MEISTER der schöne große Saal in der Heidelberger
Straße von Fräulein Radie zunächst kostenlos gemietet werden
konnte. Bruder Philipp Hess war ein außergewöhnlicher Mann. Ihm
lag die Eberstädter Gemeinschaftsarbeit sehr am Herzen, und er
half überall, wo er nur konnte. Mehr von ihm wird an anderer
Stelle berichtet.
Am 1. Advent fand voll Dank und mit großer Freude die erste Versammlung in dem neuen Saale statt. Endlich hatte man eine bleibende Stätte gefunden, wo sich die Gemeinschaftsarbeit zentral
entfalten konnte. Aus dem einst klein gepflanzten Bäumchen war
ein mächtiger Baum geworden. Das alles tat Gott und wunderbar war
sein Handeln.
Insbesondere nahmen sich jetzt Martin Heldmann und Peter Reeg dem
inneren Aufbau der Gemeinschaft an.
Anfang 1912 konnte von einem weiteren "erfreulichen Wachstum" der
Arbeit des Herrn in Eberstadt berichtet werden. In diesem Jahr
evangelisierte Stadtmissionar Hägele in Eberstadt. Noch kam auch
Oskar Schmidt zu regelmäßigen Diensten. Als er später erkrankt,
die Wege nicht mehr machen konnte, wurde er im Laufe des Jahres
durch Reiseprediger Heinrich Held abgelöst.
Als neben der Gemeinschaft Eberstadt auch die Gemeinschaftskreise
in Roßdorf, Arheilgen, Aschaffenburg, Groß-Zimmern und monatlich
einmal auch in Auerbach, durch die Stadtmission Darmstadt mitbedient werden mußte, war von dieser Zeit an die Aufstellung von
monatlichen Arbeitsplänen notwendig geworden. Von 1913 ab kamen
auch die neu aufgenommenen Arbeiten in Alsbach und Zwingenberg
hinzu.
In Eberstadt dienten mit dem Wort weiterhin Bruder Philipp Hess
und die Stadtmissionare Hägele und Meister, später auch Lehrer
Albert Spamer und Bahnassistent Birkholz aus Darmstadt. Auch
Martin Heldmann und Peter Reeg aus Eberstadt halfen fleißig mit.
Ein zentrales Treffen für die Gemeinschaften waren in diesen
Jahren oft die Waldfeste der Stadtmission Darmstadt, die vielfach
an der Ludwigseiche bei Ober-Ramstadt veranstaltet wurden.
Es war auch ein überörtliches Suchen und Finden nach Gemeinschaft
aufgebrochen, was sich auch bei vielen anderen Gelegenheiten
(Jahresfesten, Evangelisationen, usw.) zeigte. Hier sehen wir die
ersten Sprossen, aus denen später der Starkenburger Verband
erwuchs.
Es wäre wohl besser gewesen, wenn sich schon zu dieser Zeit die
Stadtmission Darmstadt mit den Gemeinschaften in Arheilgen,
Eberstadt, Pfungstadt, Hahn, Biebesheim, Crumstadt, Nieder-Ram- 45 -
1912
Eberst
1913
Eberst
1914
stadt, Gundernhausen, Roßdorf, dem Wißwässerkreis Ober-Ramstadt,
Groß-Zimmern, Aschaffenburg, Alsbach, Zwingenberg und Auerbach in
einem Gemeinschaftsverband zusammengeschlossen hätte. Statt
dessen begnügte man sich mit einem losen Zusammenschluß zu einer
"Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Gemeinschaften im RheinMain- Gebiet" (20.2.1912)
Später schlossen sich die Kreise in Alsbach, Zwingenberg, Auerbach, Crumstadt und Biebesheim dem Verband in Worms an. Auch die
Gemeinschaften in Hahn und Nieder-Ramstadt hatten mangels eines
Verbandes später einmal erwogen, sich Worms anzuschließen.
Die Gemeinschaft in Eberstadt schloß sich auch organisatorisch
fester zusammen, so wie es bereits früher die Stadtmission in
Darmstadt getan hatte. Die zentrale Lage des neuen Saales war von
großem Vorteil. In der großen Freude und dem Dank über dieses
Gottesgeschenk begann ein eifriges Wirken und der Herr gab durch
sein lebendiges Wort auch Gnade zur weiteren Entfaltung der
Arbeit. So gebrauchte der Herr die Tochter von Bruder Heldmann,
Fräulein Minna Heldmann, schon in früher Jugend, um das Jahr 1913
dazu einen Gitarrenchor zu leiten und mit den Kindern Sonntagsschule zu halten. Auch begann man, einen Kreis junger Mädchen um
sich zu sammeln.
Doch schwarze Gewitterwolken zogen am politischen Himmel Deutschlands auf. Der erste Weltkrieg mit all seinem Unglück nahm seinen
Anfang, und damit begannen sich die Reihen in der Gemeinschaft
zu lichten. Selbst die Frauen mußten zum freiwilligen Hilfsdienst. Nach nur drei Jahren brach schon die blühende Entwicklung
im neuen Heim ab. Doch der Herr war gnädig, indem er durch den
Zuzug von Pfarrer KAYSER aus dem Badischen der Gemeinschaft noch
im gleichen Jahre eine wertvolle Stütze gab. Sofort schloß er
sich ihr an. Mit Rat und Tat setzte er sich ein und übernahm
sehr viele Bibelstunden. Der Kreis junger Mädchen und der Gitarrenchor konnten sooft wie möglich während des Krieges ihre
Stunden weiter halten.
Mit dem Ende des Krieges war wohl die Mitgliederzahl zusammengeschmolzen, aber die Aufbauarbeit begann alsbald von neuem.
1918 Bruder Heldmann gründete 1918 einen gemischten Chor, den der
später zugezogene Rektor Heinrich Ostheimer (1928-1935) leitete.
Der damalige Ortspfarrer Paul war ein Freund der Gemeinschaft und
hat ihre Arbeit gefördert.
1918
Für den Dienst unter den Frauen und Mädchen wurde nun durch die
EC
Gemeinschaft eine Schwester vom Marburger Diakonissen- Mutterhaus
angestellt. Als erste kam Frieda REICHEL (1918-1919). Sie
gründete zusammen mit Frau Reeg 1918 den JUGENDBUND für EC. Ihr
folgten Schwester Elisabeth HEUER (1919-1920) und Schwester
Frieda Brand (1920-1922). Sie wirkten alle in großem Segen und
erfüllten ihre Aufgaben mit großer Treue und Gewissenhaftigkeit.
1920
Von besonderem Segen war 1920 für den Jugendbund die NationalDa
tagung des EC in Darmstadt und für die Gemeinschaft die erste
- 46-
Eberst
Zeltevangelisation auf dem Marienplatz, die eine der fruchtbarsten überhaupt war.
1921
Pfungst
N-Ra
Da
Im Jahre 1921 suchten auch die Gemeinschaften in Pfungstadt und
Nieder-Ramstadt engeren Anschluß an die Stadtmission in Darmstadt, ein Zeichen für das aufbrechende Bedürfnis nach einer
überörtlichen Gemeinschaft in einem Verband.
1922
Eberst
Die Schwestern wurden 1922 von ihrem Marburger Mutterhaus leider
abberufen, aber es gelang dann Bruder Reeg von der Liebenzeller
Misssion die erforderlichen Arbeitskräfte zu gewinnen. Von dort
kam für die Frauen- und Mädchenarbeit die erfahrene Missionarin
Minna KARRER, die jahrelang in der Südsee auf der Insel Ponape
tätig war.
In der Stadtmission Darmstadt war schon lange der Entschluß gefaßt, für die gesamte Arbeit der Stadtmission in Darmstadt und
Umgebung einen weiteren Prediger anzustellen. Nun forderte Bruder
Hägele von der Liebenzeller Mission Bruder Arthur NEUBER für diese Arbeit an. Zunächst kurz in Darmstadt tätig, wurde er dann
1922 zum Außendienst in die Gemeinschaftsarbeit nach Eberstadt
gesandt. Aus seinem Dienst erwuchs der Gemeinschaft in den folgenden Jahren ein großer Segen.
GEMEINSCHAFT PFUNGSTADT
Pfungst Nach dem Tode des treuen gesegneten Bruders Jakob Geibel wurden
1880 die Gemeinschaftsstunden von 1880 an zu Hornungs in der Mittelgasse verlegt. Hier versammelte man sich viele Jahre unter dem
lebendigen Wort und der Herr segnete durch mancherlei Dienste die
Seinen immer wieder neu. Wie in Darmstadt, so lag in Pfungstadt
seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Führung der
Gemeinschaft nicht mehr bei der Brüdergemeine. Ihre Boten waren
jedoch gern gesehene Gäste und dienten der Gemeinschaft weiterhin
im Segen. Es kam auch weiterhin der Reiseprediger Oskar SCHMIDT
und nun auch
von der Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim
1884
Pfungst Friedrich GREINER, Stadtmissionar in Worms, der bereits 1884 den
Gemeinschaftskreis der Arheilger Straße in Darmstadt mit regelDa
mäßigem Dienst unterstützte. Bruder Greiner war ein außergeWorms
wöhnlicher Eiferer für seinen Herrn. Schon in seiner frühen Jugend war er zum lebendigen Glauben gekommen. Um ihm den Glauben
auszutreiben, schickte ihn sein Vater nach Basel in die Schuhmacherlehre. Er mußte dann in den Militärdienst, kam zu den Dragonern und blieb ein treuer Zeuge Jesu Christi. Hier lernte er
den Feldwebel Wißwässer kennen und half ihm bei der Gründung der
"Wißwässerschen" Gemeinschaft, von der dann später erweckliche
Ströme in einem weiten Umkreis ausflossen.
Nach seiner Heirat arbeitete er zunächst in Pforzheim als
Schuhmacher, war aber auch eifrig als Evangelist tätig. Im Jahre
1884 kam er nach Worms. Hier hielt er die ersten Pietistenversammlungen im "Haus der Jungfrau Katharina Scherer".
- 47 -
In Worms, Mainz, Alzey, etwa zwanzig Dörfern in Rheinhessen und
rechts des Rheins bis in die Nähe Darmstadts entstanden gesegnete
Gemeinschaften, die er bis in sein hohes Alter mit viel Gnade
bedient hat. Der Gründer der Deutschen Zeltmission, Evangelist
Jakob Vetter, ein Wormser Kind, kam durch Greiner zum lebendigen
Glauben.
Er schreibt von seinem Glaubensvater: "Bruder Greiner war ein
Priester, wie man ihn selten findet. Sein Zeugnis war voll Gnade
und Wahrheit. Ich habe nie einen Bruder kennengelernt, der so mit
den Geheimnissen Gottes vertraut war, wie er."
"In Rheinhessen hatte der edle Mann viel Trübsal, Feindschaft,
Haß,Nachstellungen und Verfolgungen zu erdulden. Dazu kam die Armut wie ein gewappneter Mann in seine Hütte. Doch half ihm Gott
durch alle Widerwärtigkeiten und ehrte ihn durch eine große
Schar, die durch sein Zeugnis mit Gott verbunden wurden. Rührend
war seine Treue zu Gottes Sache und seine Liebe zu armen verirrten Menschen. Er ging ihnen nach bis seine Kraft zusammenbrach. Als gebrochener Greis von über 80 Jahren sammelte er seine
Getreuen um sich und verblieb oft stundenlang im Gebet. Der
furchtbare Weltkrieg hat dem alten Märtyrer viel Herzeleid gebracht. Er wurde still und immer stiller. Sein Geist ruhte in
Gott.
Mit diesem ausgezeichneten Diener Gottes durfte ich, erst siebzehn bis achtzehn Jahre alt, zur Evangelisation ausziehen. Hier
lernte ich das entsagungsvolle Leben eines Evangelisten kennen.
Oft waren wir mitten unter einer Rotte böser Menschen, die von
dem Pfarrer und den Wirten des Ortes aufgestachelt waren die
Versammlungen zu stören, den Knecht Gottes zu höhnen und dem Werk
des Herrn zu widerstehen. In all diesen Kämpfen aber siegte
"Immanuel" herrlich. Auf solchen Gängen zum Dienst in oft eins
bis zwei Stunden floß Greiners Herz und Mund über. Nie kam etwas
über seine Lippen, was nicht gottselig war. Er hatte nur einen
Ton - und der war Jesus!
In den Versammlungen sprach er oft mit solcher Salbung und Liebe,
daß die rohesten Sünder gepackt und stille wurden.
Die Kirche hat ihn schlecht behandelt, aber nie hat er es ihr
entgolten. Er baute das Kirchlein in der Kirche. Von diesem edlen
Mann wurde ich erzogen und in das Zentrum des Lebens geführt...."
Diese überaus segensreiche Tätigkeit des Bruder Greiner von Worms
aus findet noch heute ihren Niederschlag darin, daß der Starkenburger Gemeinschaftsverband unmittelbar vor den Toren Darmstadts
seine Grenzen hat.
Pfungst Vor dem Ersten Weltkrieg veranstaltete die Stadtmission Worms
ca.1915 eine Evangelisation in Pfungstadt, die sehr gesegnet war. Etwa
1915 wurde die Stunde in die Kinderschule verlegt. Nach dem ersten Weltkrieg bediente die Darmstädter Stadtmission auch die
Gemeinschaft in Pfungstadt.
GEMEINSCHAFT HAHN
Hahn
Die Gemeinschaftsstunden fanden weiterhin im Hause von Bruder
- 48 -
1880/22 Jakob Link in der Pfungstädter Straße 15 statt; der Besuch hatte
jedoch immer mehr nachgelassen. Etwa 1885 endeten die Versammlungen, aber ein Kern blieb dennoch bestehen.
Um 1900 Seit der Jahrhundertwende bis Anfang des 20. Jahrhunderts kamen
alljährlich Sendboten der Herrenhuter Mission und hielten im
Hause Jakob Link Missionsstunden, die immer sehr gut besucht
waren, sodaß manchmal die Leute bis zur Haustürtreppe saßen.
ca.1913 Vor dem Ersten Weltkrieg wurde Herr Pfarrer Kehr aus Hahn von
Hahn
Herrn W. Kraft (durch Bruder Fähler aus Leeheim angeregt),zur daPfungst maligen Evangelisation in Pfungstadt eingeladen, die von der
Leeh Stadtmission Worms veranstaltet wurde. Dort kam er zum lebendigen
Glauben und schloß sich später diesem Kreis in Worms an. Danach
wurde auch in Hahn eine Evangelisation von Bruder Schnebele von
der Wormser Stadtmission gehalten.Die neu Erweckten und die alten
Gläubigen versammelten sich sonntags regelmäßig im Hause Kehr.
1914
Dann kam der Erste Weltkrieg. In dieser Zeit waren die GeHahn
meinschafts- und Bibelstunden durch die hereingebrochenen Nöte
Worms
gut besucht.Die Bedienung von Worms aus geschah durch ChrischonaBrüder. Später, nach dem Krieg, wurde die Gemeinschaft auch von
1918
Hahn
den Brüdern der Stadtmission Darmstadt versorgt. Freitagsabends
hielt eine Nonnenweiher-Schwester aus Lampertheim die FrauenDa
stunde. Die Gemeinschaft versammelte sich in dieser Zeit bei Familie Merschroth in der unmittelbaren Nähe vom Rathaus.
1922
Im Jahre 1922 fand eine sehr gesegnete Evangelisation von Bruder
Hahn
Arthur Neuber aus Eberstadt in der Kirche von Hahn statt. Er war
Da
zunächst von der Stadtmission Darmstadt angestellt und vorEberst
übergehend zum Dienst in die Gemeinschaft Eberstadt entsandt.
Hier sehen wir den Anfang vom Werden des Gemeinschaftsbezirkes
Eberstadt. Da der Versammlungsbesuch nun sehr zugenommen hatte,
wurden die Gemeinschaftsstunden in die Kinderschule verlegt.
Nieder-Ramstadt und Umgebung
um 1860 bis 1922
N-Ramst Am Entstehen vieler Gemeinschaften - auch in dieser Gegend - hatte der Reiseprediger Oskar SCHMIDT als "Pionier des Odenwaldes"
reichen Anteil. Seit 1877 kam er im regelmäßigen Turnus und hatte
35 Jahre lang seinem Herrn treu gedient.
Auf sein Grabkreuz (verst.1.6.1915 in Karlsruhe) hatte er das
Wort setzen lassen: "Wer aber keine Leistungen aufzuweisen hat,
dafür aber dem sein ganzes Vertrauen schenkt, der sogar Gottlose
zum rechten Leben führen kann, der wird aufgrund seines Glaubens
-49-
wie ein Gerechter angesehen"(Röm.4,5 in neuer Übersetzung). Das
war die Überschrift seines Lebens und der Inhalt seiner Verkündigung.
Als ein feuriger, orgineller Volksredner hatte er die Gabe, das
Feuer in den Herzen der Menschen anzuzünden.
Später kam er auch nach Nieder-Ramstadt und nach Gundernhausen,
wo bereits ein Gemeinschaftskreis bestand.
GEMEINSCHAFT GUNDERNHAUSEN
Gundh
um
1860
Schon in der Zeit der Arheilger Erweckung (1848 bis ca.1880)
müssen bereits Beziehungen nach Gundernhausen bestanden haben:
Aus der Geschichte der Arheilger Gemeinschaft ersehen wir, daß
der Maurer Heinrich Huf (1823), ein eifriger und lebendiger Zeuge
des Herrn war. In seinem Haus fanden die Versammlungen statt.
Von ihm heißt es, daß er "in zweiter Ehe eine Tochter aus dem
GEMEINSCHAFTSKREIS GUNDERNHAUSEN heiratete, was ihm zur Stärkung
und Befruchtung der Gemeinschaftsarbeit in Arheilgen diente".
Da seine erste Frau schon in jungen Jahren starb, muß also spätestens um 1860 bereits ein Gemeinschaftskreis in Gundernhausen
bestanden haben. Vielleicht bestand er damals schon länger und
war früher aus der Arbeit junger Theologen entstanden, die, wie
1847 in Bessungen und 1848 in Arheilgen, frischen Wind in die im
öden Rationalismus erstarrte Kirche brachten. Diese waren meistens feurige und eifrige Pietisten, denn es war damals eine besondere Ehre, in den pietistischen Universitäten Halle oder
Gießen studiert zu haben.
Vermutlich kamen auch die Reiseprediger der Herrnhuter Brüdergemeine, die seit 1798 Darmstadt, Arheilgen und andere Orte
aufsuchten, nach Gundernhausen und wirkten mit bei der Entstehung
der Gemeinschaft.
Gemäß mündlicher Überlieferung wurde seinerzeit der Evangelist
Elias Schrenk vom damaligen Pfarrer in Gundernhausen, der gläubig
war, zur Evangelisation gerufen, wodurch eine Anzahl Besucher zum
lebendigen Glauben kamen. Vermutlich geschah das in der Zeit als
Schrenk Missionsprediger in Frankfurt war (1875-1879).
In dieser Zeit kam er monatlich einmal nach Darmstadt, um in der
Hofkirche eine Missionsstunde zu halten und der Gemeinschaft in
der Arheilger Straße zu dienen, wobei er vielleicht auch den
Kreis in Gundernhausen besuchte.
1877
Etwa von 1877 an kam dann auch der Reiseprediger Oskar Schmidt
zu regelmäßigem Dienst nach dort.
Johann Georg Riedel I. gehörte bis 1877 dem "Bibel- und Gebetskreis" in Gundernhausen an und wurde nach seiner Eheschließung
mit Christine Schick in Nieder-Ramstadt in der Bachgasse ansässig.
-50-
LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT NIEDER-RAMSTADT
N-Ramst Durch Johann Georg Riedel I. wurde Bruder Oskar Schmidt nach Nie1886 der-Ramstadt eingeladen, wo er im Jahre 1886 die erste Versammlung im Riedelschen Hause hielt, und das war die Geburtsstunde
der Gemeinschaft.
Prediger Schmidt kam von da an auf seinen "Missionsreisen" in
etwa vierwöchentlichem Turnus hierher, um den kleinen Kreis von
anfangs acht bis zehn Leuten im Glauben zu stärken und zu
fördern. Neben ihm taten aber auch Laienbrüder einen gesegneten
Dienst.
Nicht immer verliefen diese Versammlungen ruhig. Anfeindungen von
weltlicher und kirchlicher Seite erfolgten und manchmal mußte
sogar die Gendamerie in Anspruch genommen werden. Durch Widrigkeiten gefestigt und durch das Wort Gottes gegründet, schuf der
Herr aus diesen Zusammenkünften die Gemeinschaft.
"Der Herr aber tat hinzu" .... (Apg.2,47)
1901/04 Bald fanden auch einige Bedienstete der im Jahre 1900 gegründeten
Nieder-Ramstädter Heime den Weg zur Stubenversammlung in der
Bachgasse. Aber auch der ausgestreute Samen in den Stunden ging
allmählich auf und wirkte Frucht.
Mit der Verlagerung der
Firma Wacker & Dörr von Darmstadt nach
Nieder-Ramstadt suchte nun auch ein Teil der Firmenangehörigen,
der aus Gemeinschaftskreisen kam, am neuen Wohnort neuen Anschluß an die Gemeinschaft. Es ist verständlich, daß für eine
derart gewachsene Besucherzahl die Riedelsche Wohnung zu klein
geworden war.
Die Firmeninhaber gehörten bisher schon der Stadtmission Darmstadt an, doch nach dem Umzug der Fabrik stellten sie sich tatkräftig in den Dienst der örtlichen Gemeinschaft und stellten
1901 den Kantinenraum für die Versammlungen bereit, wovon man
gern Gebrauch machte. Ihnen war es auch ein Anliegen, den Mitarbeitern eine geistliche Heimat zu bieten. Zu diesem Zweck wurde
der
MÄNNER- und JÜNGLINGSVEREIN
der Firma Wacker & Dörr zu Nieder-Ramstadt am 23.2.1902 gegründet.
N-Ramst Dieser Verein bestand neben der Gemeinschaft und machte es sich
zur Aufgabe: "die heranwachsende Jugend, die allerlei Versuchung
preisgegeben ist, in geselliger Weise zu sammeln", und sie
1. "unter Darreichung des Wortes Gottes ... zu wahrhaft christlich gesinnten Männern heranzubilden gemäß ... Psalm 119,9:
"Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er
sich hält an deinem Wort!"
- 51 -
2. Allen Gefahren entgegen zu wirken, die das vergnügengssüchtige
Treiben hervorrufen und sowohl Jung als Alt ins Verderben
stürzen.
3. Den von auswärts kommenden Männern und Jünglingen mit Rath und
Tath zur Seite zu stehen."
Zu den ersten 18 Mitgliedern des Vereins gehörten die Herren Carl
Dörr (1.Vors.), Pfarrer Weimar (Nieder-Ramstädter Heime, 2.Vors.)
Friedrich Schad (Rechner), Georg Becker (Schriftf.), Philipp
Wacker, Valentin Nollert, Georg Riedel (alle im Vorstand), Jakob
Burkhardt, Johannes Schneider, Johannes Pfeifer, Wilhelm Dauner
und Johannes Richter.
Von Anfang an bot der Jünglingsverein ein abwechslungsreiches
Programm:
Montags abends übte der neugegründete Posaunenchor.
Mittwochs abends fand die Bibelbesprechstunde statt.
Dienstags und Donnerstags abends war man bei Spiel und geselliger
Unterhaltung zusammen.
Ein Männerchor und Streichquartett entstand und 1904 bildete sich
auch eine Turnergruppe, die im Maschinenhaus der Firma Wacker &
Dörr übte.
Hin und wieder wurden auch Vortrags-und Familienabende mit
Bewirtung veranstaltet.
Die rege Vereinsarbeit blieb nicht ohne Resonanz. Die Mitgliederzahl wuchs ständig. Nicht alle, die dem Verein einmal angehörten,
fanden zu einer klaren Hinwendung zu Jesus Christus. Trotzdem war
er vielen eine geistliche Heimat und Anstoß zu einem Leben in der
Nachfolge.
Gemeinschafts-und Jugendarbeit
N-Ramst Da die Lage des Versammlungsraumes, die Werkskantine der Firma
Wacker & Dörr, außerhalb des Ortsbezirks von Nieder-Ramstadt sich
als nachteilig erwies, faßten die Herren Wacker und Dörr den Entschluß, ein Haus für die Gemeinschafts-,Jugend- und Kinderarbeit
im Ort zu errichten. Außerdem sollte hier ledigen jungen Leuten
eine Möglichkeit geboten werden, ohne auf Wirtshausbetrieb angewiesen zu sein, ihr Mittag- und Abendessen einnehmen und ihre
Freizeit hier verbringen zu können.
N-Ramst Im Jahre 1906 wurde das VEREINSHAUS fertiggestellt und am 8. Juli
1906 konnte es dann nach einem Choralblasen am Lohberg (6,30 Uhr), und
dem Festgottesdienst (9,30 Uhr) in der Kirche mit Pfarrer Homberger aus Ludwigsburg in der Einweihungsfeier um 14,30 Uhr von
Herrn Pfarrer Weimar, dem zweiten Vorsitzenden des Männer- und
Jünglingsvereins, seiner Bestimmung übergeben werden.
- 52-
Den Innenausbau im Erdgeschoß, der noch heute den Räumen eine behagliche Atmosphäre verleiht, hatte das Vorstandsmitglied des
Vereins - Schreinermeister Johannes Richter - (von Firma Wacker &
Dörr) ausgeführt.
Bis dahin waren die Bibelstunden entweder von Pfarrer Weimar oder
von Gastrednern gehalten worden. Daneben setzten sich jedoch einige Vereinsmitglieder im Verkündigungsdienst mit ein. Eine besondere Stütze des Gemeinschafts- und Vereinslebens war in dieser
Zeit der Lehrer Ernst HOFER. Auch Bruder Oskar Schmidt aus Mannheim übernahm noch hin und wieder einen Dienst.
1906 wurde als erster Prediger Bruder Heinrich BRAUN von der
Karlshöhe Ludwigsburg angestellt, der aber schon nach einem Jahr
erkrankte und von Bruder Friedrich WECKERLE abgelöst werden
mußte. Durch beide wurde die Gemeinschafts- und Vereinsarbeit
weiter gefördert. Im gleichen Jahr wurde die KLEINKINDERSCHULE
ins Leben gerufen.
Die damalige Kinderschulschwester Elise Weiß gründete später auch
den JUNGFRAUENVEREIN. Bruder Weckerle begann neben den bereits
bestehenden Arbeitszweigen die SONNTAGSSCHULE als weiteres Betätigungsfeld der Gemeinschaft.
Abwechslungsreiche Stunden ergaben sich durch die rührige Tätigkeit der Lehrer Gengnagel und Sames, durch MISSIONSVORTRÄGE
der Basler Missionare (Ruhland, Rottmann u.a.) sowie durch musikalische Abende. Aber auch durch Bibelkurse und Evangelisationen
von Pfarrer Dr.Busch, Pfarrer Schäfer und Evangelist Amstein veranstaltet, wurde immer wieder versucht, Außenstehende zu erreichen.
1910
Am 1.4.1910 übernahm Prediger Wilhelm BRÜCK den Dienst in der
Gemeinschaft. Bei aller Vielfalt der Gemeinschaftsarbeit stellten
sich die verantwortlichen Brüder auch als Kirchengemeindevertreter aktiv in den Dienst der Kirchengemeinde, und die Gemeinschaftsleute hielten sich treu zur Kirche.
1914
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Eintrag im Kirchenbuch
N-Ramst im Jahre 1914 von Pfarrer Weigel. Er schreibt: "Auch in Bezug auf
das kirchliche Leben selbst habe ich hier manches verändert
gefunden. Die lebendige evangelische Gemeinschaft, die durch die
Firma Wacker & Dörr hier, an kleine frühere Anfänge anknüpfend,
Boden gefaßt und gewonnen hat, hat ihren eigenen leitenden
Bruder... Da sich ihre Mitglieder durchgängig zur Kirche halten,
ist eine NEUE KIRCHLICHE SCHICHT in der Bevölkerung entstanden ......
1914/21 Trotz der Not des Ersten Weltkrieges, die mit ihren Folgen nicht
N-Ramst an Gemeinschaft und Jünglingsverein vorüberzog, gelang es Bruder
Brück die Netze weiter auszuwerfen und auch in den Nachbargemeinden evangelistisch zu wirken.
-53-
Eine besondere Hilfe war ihm dabei in Waschenbach, daß dort zuvor
schon immer Bruder Johannes Walter die Kinder zur Sonntagsschule
sammelte und manches gute Samenkorn in die Familien streute, was
nach dessen Tode durch Meister Valentin Nollert, dem langjährigen
Leiter des Posaunenchors, und seiner Tochter Liesel weitergeführt
N-Ramst wurde. Das weitere Anwachsen der Gemeinschaftsarbeit führte 1921
zur Gründung der
Waschb
EVANGELISCHEN GEMEINSCHAFT INNERHALB DER LANDESKIRCHE
Eine Satzung wurde beschlossen, aber von der Eintragung in das
Vereinsregister sah man ab. Aus der damit erzielten inneren Festigung erwuchs eine größere Wirksamkeit nach außen.
1921
Waschb
1922
Hergh
Frankh
Roßd
Die Waldversammlungen, die während der Sommermonaten zwischen Waschenbach und Frankenhausen abgehalten wurden, blieben nicht erfolglos, denn in beiden Orten konnten 1921 und 1922 kleine Gemeinschaftskreise gebildet werden.
Auch die Gemeinschaft in Hergershausen wurde in dieser Zeit von
Nieder-Ramstadt aus mitbedient und im 14tägigen Wechsel mit der
Stadtmission Darmstadt auch Roßdorf.
In den letzten Jahren hatten sich dann die Beziehungen zur StadtDa
N-Ramst mission Darmstadt vertieft und 1923 schloß sich die Gemeinschaft
dem neugegründeten Starkenburger Gemeinschaftsverband an.
1923
- 54-
65 Jahre
Starkenburger Gemeinschaftsverband
1 923 bis 1988
BERICHT AUS DER GRÜNDERZEIT
Der Starkenburger Gemeinschaftsverband ist eine Frucht, die langsam aus der auf die Landgemeinden ausgedehnte Arbeit der Stadtmission Darmstadt erwuchs. Bruder Dipl.Ing.KRAUTER, der langjährige Vorsitzende des Verbandes, berichtet darüber:
"Schon Mitte des letzten (19.)Jahrhunderts wurde in verschiedenen Orten in der Nachbarschaft von Darmstadt Gemeinschaftsarbeit
betrieben. Zum großen Teil waren die Arbeiten durch Missionare
der Herrenhuter Brüdergemeine entstanden' (z.B. 1790 Pfungstadt).
"In Darmstadt gründete Schuhmacher Seibel 1834 in Verbindung mit
dem Kammerdiener Achenbach die erste Gemeinschaft. Nach Bildung
eines Gemeinschaftskreises, der dann in das Haus des Landwirts
Philipp VOGEL verlegt wurde (1874), wurde die Stadtmission
(Darmstadt) 1888 gegründet ...Die Arbeit erweiterte sich im Laufe
der Jahre und durch die Philadelphia-Konferenzen, (die seit 1894
regelmäßig stattfanden), und auch durch die Arbeit des Bruders
SCHMIDT von Mannheim, wurden Verbindungen mit den Landgemeinden
angeknüpft." Diese Glaubenskonferenzen waren damals die Höhepunkte der Gemeinschaftsarbeit, wo man sich aus allen Gemeinschaften der Umgebung in der Stadtmission Darmstadt traf.
"Durch die Umsiedlung der 1891 gegründeten Fabrik der Herren
Philipp WACKER und Carl DÖRR nach Nieder-Ramstadt im Jahre 1901
erfuhr der dortige kleine Kreis durch die vielen gläubigen
Mitarbeiter der Firma einen kräftigen Auftrieb".
"In der Zeit von Stadtmissionar HÄGELE (1911-1924 in Darmstadt)
erstreckte sich die Arbeit (der Stadtmission) auch mehr auf die
Landgemeinden wie Eberstadt, Griesheim u.andere.
Von Braunshardt aus hielt der dortige Lehrer SPAMER (der viele
Jahre Vorstandmitglied der Stadtmission war) verschiedene Versammlungen und fand durch den Eisenbahnassistenten Richard BIRKHOLZ in Griesheim (Mitglied der Stadtmission) tatkräftige Unterstützung".
"Als die "Außenarbeiten" (der Stadtmission) in den Landgemeinden
größeren Umfang annahmen, hielt man die Zeit für gekommen, auch
Brüder von den (Gemeinschaften der) Landgemeinden zur Ausweitung
(Zusammenschluß) der Gemeinschaftsarbeit heranzuziehen, was dann
von Dr.Avemarie (Schwiegersohn vom ersten Vorsitzenden Heß,
Darmstadt) weiter betrieben wurde" (vgl.Krauter). Dr.Avemarie
-55-
hatte auch 1921-1923 unter tatkräftiger Führung die Arbeit der
Stadtmission organisatorisch ausgebaut. Auch von den Gemeinschaften in der Umgebung wünschte man sich eine engere Verbindung
zur Stadtmission Darmstadt."
DIE GRÜNDUNGSGESCHICHTE
Nach verschiedenen Sitzungen mit den jeweils verantwortlichen
Brüdern, die schon 1922 stattfanden, wurde endlich am 10. Februar
1923 eine Satzung beschlossen, und damit der
STARKENBURGER GEMEINSCHAFTSVERBAND
10.2.23 mit Sitz in Darmstadt gegründet. Den Vorsitz der Sitzungen führte
SGV Lehrer OSTHEIMER, der damalige Leiter des gemischten Chores der
Stadtmission. Zu den Gründern gehörten die Brüder SPAMER (Braunshardt), FRITZ (Arheilgen), HELDMANN (Eberstadt),KRAUTER (NiederRamstadt) und von Darmstadt die Brüder Dr.AVEMARIE, HAMMER,
KNELL, OSTHEIMER und Stadtmissionar HÄGELE, von denen als einzige
Bruder Fritz (93 Jahre) und von den damaligen Mitarbeitern
Bruder Neuber (88 Jahre) noch leben.
Zum ersten ENGEREN BRÜDERRAT, der als Vorstand den Verband zu
leiten hatte, gehörten folgende Brüder:
1. Vorsitzender:
Ostheimer (Darmstadt)
ab 1925:
Krauter
(Nieder Ramstadt)
2. Vorsitzender:
Krauter
ab 1925:
Birkholz (Groß Gerau)
Schriftführer:
Hammer
(Darmstadt)
Rechner:
Knell
(Darmstadt)
1. Beisitzer:
Fritz
(Arheilgen)
2. Beisitzer:
Heldmann (Eberstadt)
Geschäftsführer auf Dauer wurde der jeweilige leitende Stadtmissionar, weil der Verband aus der Arbeit der Stadtmission Darmstadt herausgewachsen war.
1925
Der ERWEITERTE BRÜDERRAT wurde damals durch die Vertreter der
Gemeinschaften gebildet. Er wählte den Engeren Brüderrat, berief
die vom örtlichen Brüderkreis bzw. die vom Engeren Brüderrat vorgeschlagenen Verbandsarbeiter. Ihm oblag die verantwortliche Leitung des Verbandes. Die in den Gemeinschaften angestellten
Geschwister wurden nun Verbandsangestellte.
Mit seiner alljährlichen Sitzung wurde die GEMEINSCHAFTSKONFERENZ
verbunden, die erstmals am 3. Mai 1925 stattfand.
Der Verband stellte sich die Aufgabe, innerhalb der ehemaligen
Provinz Starkenburg Menschen zum lebendigen Glauben zu erwecken
und christliche Gemeinschaft zu pflegen und zu fördern.
-56-
In den Jahren 1925 und 1926 waren im Erweiterten Brüderrat aus
folgenden Orten Geschwister vertreten:
Eichner, Fritz, Knobloch, Weicker
Arheilgen:
Braunshardt:
Spamer
Andreae, Bretsch, Duckheim, Fertig, Hammer, Heß,
Darmstadt:
Jesche, Knell, Körner, Krauter , Markwart,
Michel, Nöll II., Schonberger, Schultz, Seibert,
Semmel, Trautmann, Weimar
Eberstadt:
Götz, Heldmann, Reeg, Neuber
Groß-Bieberau: Schnellbächer
Birkholz
Groß-Gerau:
Hahn:
Grünig, Kehr
Hoxhohl:
Grohmann
Nauheim:
Gerlach
Nd.-Ramstadt: Gg. Becker, Hirsch, Krauter jun., Maute, Schad
Nollert
Ob.-Ramstadt: Buß, Jakoby, Rodenhäuser
Engelhard, Hornung, Messer
Pfungstadt:
Frau Neuber, Frau Steinmetz
Roßdorf:
Unter-Mossau: Kreyscher
Wembach:
Dörr
Als Mitglied des Gemeinschaftsbundes Rhein-Main gehörte der Verband auch dem Gnadauer Verband an.
Einige Gemeinschaften im Odenwald hatten sich zur
VEREINIGUNG ODENWÄLDER GEMEINSCHAFTEN
1925
SVG
zusammengeschlossen. Dazu gehörten die Arbeitsgebiete von Bruder
Kreyscher (Unter Mossau) und Bruder Grohmann (Hoxhohl). Diese
wurden aufgrund einer Sondervereinbarung am 31.12.1925 Mitglied
im Starkenburger Gemeinschaftsverband, sie behielten jedoch eine
gewisse Selbständigkeit (Berufung von Predigern, Verwalten von
Opfergaben).
In den ersten Jahren nach der Verbandsgründung waren folgende
hauptamtliche Mitarbeiter tätig:
bis 1924 Stadtmissionar Hägele;
In Darmstadt:
ab 1925 Stadtmissionar Semmel;
ab 1922 Prediger Neuber (ab 1924 von Eberstadt
übernommen);
ab 1928 Prediger Anders als 2. Stadtmissionar
(ab 1930 von Nd.-Ramstadt übernommen).
ab 1926 zwei Schwestern:
Marg.Ackermann u. Klara Schlinck
In Eberstadt:
ab 1922 Minna Karrer ( als Schwester)
ab 1924 Prediger Arthur Neuber
In Arheilgen:
ab 21.12.1926 von der Gemeinschaft direkt angestellt: Prediger Gottfried Menne.
In Nd.-Ramstadt: bis 1924 Prediger Brück, dann Br.Maute bis 1926
bis 1930 Bruder Kleinschmidt
bis 1934 Bruder Anders (v.Darmstadt übernommen)
-57-
1923
Gleichzeitig mit der Gründung des Verbandes brach aber auch die
Not der INFLATION über Deutschland herein, die gegen Ende des
Jahres 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Große Armut, empfindlicher
Hunger und teuerste Lebenshaltung traf alle Schichten des deutschen Volkes hart. Dem folgte die Zeit der größten Arbeitslosigkeit. Das alles wirkte sich auch erschwerend auf die Arbeitsfelder der Gemeinschaften und der Stadtmission aus. In Darmstadt
wurden von der Stadtmission Notspeisungen durchgeführt, wozu viele persönliche Opfer an Zeit und Geld erbracht wurden. Nur noch
mit aller Mühe konnten die Gehälter für die Prediger zusammengetragen werden. Aber der Herr segnete dafür reichlich.
Seit 1928 trägt der leitende Stadtmissionar der Darmstädter
Stadtmission, weil er die Geschäftsführung des Verbandes auf Dauer ausübt, durch Vorstandbeschluß die Bezeichnung: Stadtmissionsinspektor.
Durch den nach der Inflation eingetretenen wirtschaftlichen
Niedergang, verbunden mit der Zeit größter Arbeitslosigkeit,
mußten die Gehälter der Verbandsangestellten ab 1.1.1932 - trotz
aller Bemühungen und Opfer - um 10% gekürzt werden. Da der Verband auch nicht mehr in der bisherigen Weise für die Besoldungen
aufkommen konnte, wurden die Gemeinschaftsbezirke 1932 selbstständig. Die Mitarbeiter wurden dadurch wieder Angestellte der
Bezirke. Die sozialen Lasten übernahm jedoch weiterhin der
Verband. Durch all diese Schwierigkeiten führte der Herr aber
wunderbar hindurch.
1931/33 Die vorläufige Bezirkseinteilung ab 1.1.1931 wurde 1933 in einem
Plan festgelegt. Der Verband gliederte sich demzufolge in sechs
Gemeinschaftsbezirke:
Stadtmission Darmstadt, Arheilgen, Eberstadt,
Lindenfels, Nieder-Ramstadt und Michelstadt.
-58-
Evangelische Stadtmission e.V. Darmstadt
Haus Seibel (abgerissen)
Ecke Pankratiusstr./Müllerstr.
Landwirt Philipp Vogel
Arheilger Straße
baute den "Obersaal"
Schneidermeister
Philipp Seibel 1834
Gemeinschaftsleiter
Oberhofprediger
D.Ferdinand Bender
1.Vorsitzender 1888 bis 1894
Eduard Klundt
1.Stadtmissionar 1888-1891
Deutschrussischer Hauslehrer
Chrischona/Johanneum
Prediger Hägele
Stadtmissionar 1911-1924
Emil Semmel
Stadtmissionar 1924-1930
CVJM—Sekretär Georg Bringmann
Stadtmissionar 1930 — 1945
Buchhandlung und Vereinshaus ab 1892
Hofansicht
Vorderhaus, Mühlstraße 24
Wohnhaus 1892
kleiner und großer Saal 1948
Hofansicht
—
1953
Wohnhaus und Buchhandlung ab 1962
Vorderhaus, Merckstr 24
EC—Treffen
in den
20er Jahren
Mühlststr.24
(Hinterhof)
Evangelisation mit
Pastor Kemner
Laienspielgruppe spielt 1962
"Ägypten ist nichts"
Stadtmissionar Siegfried Geppert
im Bus "Jesu Bote"
im Akazienweg 1961
Frau Martha Stier
i.d.neueröffneten Buchhandlung
Die Geschichte des Verbandes in den Gemeinschaftsbezirken
1923 bis 1988
Gemeinschaftsbezirk Stadtmission Darmstadt
mit Ausblicken in die Verbandsarbeit
STADTMISSION DARMSTADT
Mit der im Jahre 1922 begonnenen starken Ausweitung der Arbeit
Darmst
sollten durch ein größeres Netz von Außenstationen und durch die
SGV
1922/24 Vermehrung der Zahl der Berufsarbeiter die "Zeltpflöcke" weiter
gesteckt werden. Zeitweilig wirkten neben Prediger HAGELE noch
Pfarrer Schäfer, fünf weitere Brüder und Prediger NEUBER im
Sie wurden noch von einem großen Stab
Dienst der Stadtmission.
unterstützt. Außer den reich gesegneten
freiwilliger Helfer
Evangelisationsarbeiten in Darmstadt und vielen Orten der Umgebung wurden auch vielerlei soziale Tätigkeiten (z.B. Kinderschulen, Kinderhort, Hausverwaltungen, Notspeisungen usw.) entfaltet. Trotz innerer Vertiefung der Arbeit durch Bibelkurse
begann dieses erfreuliche Bild sich 1924 zu trüben. Jetzt zeigte
sich, daß die Stadtmission einer so umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit mit ihrer Struktur nicht gewachsen war. Dieser
schmerzliche Rückschlag aber war in Wirklichkeit ein gesegneter
Rückfall aus der "Öffentlichkeitsgeltung" in die alte bewährte
Gemeinschaftslinie, in der die Stadtmission fortan blieb.
1924/26 Der 1924 neu berufene Stadtmissionar Emil SEMMEL verstand es, die
EC Arbeit zu befrieden und mit klugem Blick und besonnener Hand in
der neuen "alten" Linie zu führen. Ein neuer Vorstand wurde gebildet, und Gott schenkte ein gesegnetes Arbeiten. Eine wunderbare Segenszeit gab Gott mit der Arbeit der Deutschen Zeltmission auf dem Marienplatz (1926). Mit neuer Frische und Freude
wurde gearbeitet. Auch eine SCHWESTERNSTATION wurde eingerichtet.
Nacheinander waren folgende Schwestern tätig:
Margarethe ACKERMANN und Klara SCHLINK 1926/28, Anna TIEMANN
1928/38 und Frieda BISCHOFF ab 1937. (Klara Schlink war später
Mitgründerin und ist noch heute eine der Oberinnen der Marienschwestern.)
-59-
Sie alle waren in ihrer unermüdlichen Tätigkeit ein großer Segen
für die Stadtmissionsarbeit. Sie dienten treu in der Frauenarbeit,der Sonntagsschule, im Jurgmädchenkreis, dem Jugendbund, bei
Hausbesuchen und in der Seelsorge.
1930/33
Da
EC
SVG
Nach dem Fortgang von Bruder Semmel wurde 1930 GEORG BRINGMANN
berufen. Er erwies sich als der rechte Mann, der segensreich in
gleicher Weise den Alten und den Jungen diente. Die ZELTMISSION
des Jugendbundes für EC auf dem Meßplatz im Sommer 1931 bewirkte
eine starke Belebung und Befruchtung der Arbeit . Schon am ersten
Tag war das Zelt überfüllt. Die Vorbereitung lag fast ausschließlich in den Händen der Jugend. Wochenlang wurden zuvor im
"GÄNSEMARSCH auf RÄDERN" täglich stundenlang Werbeplakate durch
die Stadt gefahren, was viel Aufsehen erregte.
In der GEFANGENENMISSION, die sich von 1933 an zu einem gesegneten Zweig der Stadtmissionsarbeit entwickelte, konnte vielen
seelsorgerlich geholfen werden. Die beliebten und gut besuchten
PHILADELPHIA-KONFERENZEN im Frühjahr und Herbst waren neben der
jährlichen VERBANDS-KONFERENZ Treffpunkte der Gläubigen aus dem
Gebiet des Starkenburger Verbandes und darüber hinaus.
DIE ZEIT DER BEDRÄNGNIS (1933-1945)
1933/45 Mitten hinein in die gesegnete Ausbreitung des Werkes fiel die
"nationale Erhebung des deutschen Volkes" 1933. Die Hitlerpartei
hatte die alleinige politische Macht übernommen. Der nun folgende
Abbau der großen Arbeitslosigkeit erregte größte Sympathie. Mit
der Programmaussage der NSDAP des Eintretens für positives
Christentum wurden auch die Gläubigen als Wähler mobilisiert;
aber ihr Vertrauen wurde schwer enttäuscht, weil sich später
herausstellte, daß diese Aussage nur als ein Sozialverhalten zu
werten war, das später einen antichristlichen Charakter annahm,
dem ein ganz anderer Inhalt beigelegt wurde.
Im Jahre 1933 trat der JUGENDBUND für EC noch einmal anläßlich
Da
einer Gautagung mit einem großen Aufmarsch durch Eberstadt an
Eberst
SGV
die Öffentlichkeit.
Bei den Versammlungen, Umzügen und Konzerten der Jugendwoche des
Jugendbundes in Darmstadt im gleichen Jahr erfolgten jedoch bereits Störungen durch die Hitlerjugend, die damals noch einmal
durch das schützende Eingreifen der Polizei beendet wurden.
EC Durch die REICHSJUGENDFÜHRUNG wurde aber kurz darauf der Zusammenschluß aller Zweige der evangelischen Jugendarbeit angeordnet. Das sollte einer der ersten Schritte zur beabsichtigten Gleichschaltung sein. Die Jugendbundleitung strich daraufhin
in ihrer Bezeichnung das Wort "Jugend" und nannte sich fortan
"BUND für EC", um der Gleichschaltung zu entgehen. Christliche
Jugendarbeit konnte nur noch im Rahmen der Gemeinde oder Gemeinschaft geschehen. Da es auch verboten wurde, einer anderen Jugendorganisation als der Hitlerjugend anzugehören, konnten im
- 60-
dem HJ-Alter
Bund für EC formal nur
noch
Mitglieder, die
(18 Jahre) entwachsen waren, aufgenommen werden. Unter diesen
Umständen wurde die Jugendarbeit der Gemeinschaften sehr erschwert.
Im Laufe der Zeit wurden die jungen Leute durch Partei, Sport,
Arbeits- und Wehrdienst stark in Anspruch genommen, ganz besonders während des Krieges (1939-1945). Nur mit Mühe konnte die
EC-Arbeit aufrecht erhalten werden. Die Beschränkungen gingen
allmählich in direkte Verfolgung christlicher Tätigkeit über.
EIN ANDERES EVANGELIUM!
1933
Da
SGV
GV
1934
GV
SGV
Die Hitlerpartei, die im März 1933 im Deutschen Reich die Regierung übernahm, wollte außer der alleinigen politischen Macht den
ganzen Menschen für sich beanspruchen. Sie wollte den inneren
Menschen, sein Denken, Tun und Fühlen und seinen Willen für ihre
Zwecke nutzbar machen. Sie wollte alles!
wurde die
Um auch die ernsthaften
Christen zu gewinnen,
"GLAUBENSBEWEGUNG DEUTSCHE CHRISTEN" gegründet. Durch die Ernennung eines Reichsbischofs übernahm diese die alleinige Macht in
der Evangelischen Kirche. Daraufhin erfolgte eine Spaltung der
Kirche bis hinein in die Gemeinden, indem sich viele, die ihr
Bibel
in der
ausrichten wollten,
Leben allein nach der
"BEKENNENDEN KIRCHE" neu zusammenfanden. Im GNADAUER VERBAND kam
es zu erregten Streitgesprächen, ob sich die Gemeinschaftsbewegung den Deutschen Christen anschließen solle oder nicht.
waren DC-Mitglieder
Gemeinschaften
Auch Gläubige aus
den
geworden. Durch einen "Reichs-Gemeinschaftsführer" des Gnadauer
Verbandes sollte eine kirchliche Eingliederung erfolgen.
Als aber im November 1933 im Berliner Sportpalast eine Riesenkundgebung der DC stattfand, wurden dort durch den Hauptredner
das Alte Testament aufs unflätigste beschimpft und die antichristlichen Ideen Rosenbergs offenbar. Damit waren alle Verschleierungen gefallen und der Gnadauer Vorstand erklärte sich im
November 1933 als geschieden von der "Glaubensbewegung Deutsche
Christen".
"Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt
wird, ist das eine Wort Gottes, das wir hören, dem wir im Leben
und im Sterben zu vertrauen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung
außer und neben diesem einen Worte Gottes noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen" .So lautete der erste Satz ihrer theologischen
Erklärung, die die "Bekennende Kirche" auf ihrer großen BEKENNTNISSYNODE in BARMEN 1934 abgab. Der Gnadauer Verband und damit
auch der STARKENBURGER VERBAND stellten sich nun ganz auf die
Seite der Bekennenden Kirche und hinter ihre Erklärung.
- 61 -
LEIDEN und KAMPF
Darmst
WESEN der Partei und
Deutlich wurde bald das
ANTICHRISTLICHE
der Deutschen Christen im Staate offenbar. Weltliche Säle durften
für christliche Zwecke nicht verwendet werden. Die Blättermission
wurde eingeschränkt und auch Stadtmissionar Bringmann wurde wie
auch viele Pfarrer von der GESTAPO überwacht. An HAUSDURCHSUCHUNGEN mußte sich Bringmann gewöhnen. Einmal wurde seine Wohnung
nach Verteilblättern durchsucht und nichts gefunden, weil der
Herr den Blick auf die Fensterbank verwehrte, wo sie in Stapeln
lagen. Durch Bringmanns weise Leitung und sein wohlüberlegtes
klares Bekenntnis konnte die Stadtmission ihren schweren Weg ohne
starke äußere und innere Erschütterungen gehen. Dafür gehört dem
Herrn unser aller Dank.
GV
Pastor Ernst MODERSOHN erhielt als zentrale Person der Gemeinschaftsbewegung Rede-,Reise- und Schreibverbot. Vielen Pfarrern
erging es ähnlich, oder sie wurden strafversetzt. Andere kamen
ins KZ und manche wurden als ZEUGEN JESU CHRISTI getötet
(z.B. Pfarrer Bonhoeffer, Schneider und Pater Delp).
EVANGELISCHE WOCHE 1937
1937
Da
SGV
Aus der Vergangenheit der Evangelischen Stadtmission Darmstadt
berichtet Bruder Friedrich Nöll darüber folgendes:
"Ein bezeichnendes Beispiel für die Eingriffe staatlicher Macht
in innerkirchliche Dienste waren die Vorgänge bei der Evangelischen Woche in Darmstadt im Frühjahr 1937. Zum Dienst am Wort
waren dazu außer hiesigen Pfarrern gerufen: Bischof Wurm, Bischof
Marahrens, Missionsdirektor Hartenstein sowie die Pfarrer Wilhelm
Busch. Die hiesigen Pfarrer Wolf, Knell und
und Johannes
Weinberger sollten die Veranstaltung leiten. Die evangelischen
Gemeinden der Stadt hatten dazu in die Pauluskirche eingeladen
unter dem Leitwort: "Der Gott der Wahrheit will reden zu dem
Menschen der Gegenwart. Er hat der Kirche Christi befohlen, seine
Botschaft zu hören, darüber nachzudenken und sie zu bezeugen." Am
Abend vor Beginn erhielt Pfarrer Wolf ein Schreiben mit der
Anordnung, um den kirchlichen und religiösen Frieden aufrecht zu
erhalten, werde die EVANGELISCHE WOCHE in Darmstadt verboten.
Daraufhin entschlossen sich die Leiter, getreu dem Wort Apostelgesch. 5 Vers 29, dem Verbot der Gestapo nicht zu gehorchen.
Zu den Vorträgen erschienen neben zahlreichen alten Menschen
unerwartet viele junge Leute. Als die Versammlungen fortgesetzt
wurden, wandte die Polizei äußerst scharfe Maßnahmen an, um die
Zusammenkünfte zu verhindern. Sie sperrten die Pauluskirche ab.
Pfarrer Busch wurde auf der Straße festgenommen und
in das
in der Riedeselstraße gebracht. Bei seinem
GESTAPO-GEFÄNGNIS
Abtransport sang die Gemeinde im Freien:"Ein feste Burg ist unser
Gott" und betete laut das Vaterunser. Am späten Nachmittag
wurden auch die leitenden Pfarrer ins Gefängnis gesteckt. Da-62-
raufhin übernahmen Pfarrer Wintermann von der Paulus- und Pfarrer
Köhler von der Martinsgemeinde die Leitung der Evangelischen
Woche. Am nächsten Tag waren zwei Gemeinden da, eine innerhalb,
eine außerhalb der Pauluskirche, die brausend das Kampflied
Luthers sang "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort". Am Sonntag,
dem 4.April, durften in allen Darmstädter Kirchen die Gottesdienste stattfinden, nur nicht in der Pauluskirche. Landesbischof
öffnete
Wurm aus Stuttgart bekam Redeverbot. Georg Bringmann
STADTMISSION. Außer Wurm
ihm jedoch am Sonntagnachmittag die
sprachen dort noch Pastor Asmussen und Stadtmissionar Bringmann.
Mit einer großen ABENDMAHLSFEIER endete hier die Evangelische
Woche. Pfarrer Wintermann mußte aus der Schloßkirche vor der
Polizei fliehen. Er begab sich nach dem Mathildenplatz, entwischte in das Haus des Metzgermeisters Dintelmann und durch
eine Hintertür hinaus in die Schleiermacherstraße. Beim WeinBarth aß er fröhlich zu Mittag, predigte um 15 Uhr in Worms, entging auch dort, durch ein Sakristeifenster schlüpfend, der
Verhaftung. Er mußte von einem Ort zum anderen flüchten, bis
montags die Verfolgung eingestellt und die eingesperrten Pfarrer
entlassen wurden. Dabei läuteten fast alle Darmstädter Glocken."
GOTTES FÜHRUNG DURCH KRIEG UND NOT
1935/43 Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1935
wurde in der Stadtmission Darmstadt wieder mit der SOLDATENMISSION begonnen.
DA
Bald versammelten sich 20 bis 30 Männer im neu hergerichteten
SGV Soldatenheim, die vom "Soldatenvater" Georg FÜLBERTH betreut
wurden. Auch an den Jugendbund-und Gemeinschaftsversammlungen
nahmen Soldaten teil. Unter ihnen war auch Stadtmissionar LESER
von Idar-Oberstein, der nach Möglichkeit gerne mit dem Dienst am
Wort im Verband aushalf. Das war eine gute Hilfe, weil Bruder
Lindenf FORSTER
in Lindenfels als Schweizer 1939 zurück in sein Land
ging und im Jahr 1940 bis Januar 1941 folgende Prediger zum WehrKI-Bieb dienst eingezogen wurden:Westenberger, Krämer von Klein-Bieberau,
Ernst vom Bezirk Eberstadt und Menne vom Bezirk Arheilgen.
Eberst
Prediger Held in Groß-Zimmern wurde vom Arbeitsamt für eine
Arheilg andere Tätigkeit dienstverpflichtet. Im Jahre 1942 fiel Prediger
Gr-Zim
Frick im Bezirk Nieder-Ramstadt zuerst wegen Krankheit aus
N-Ramst und wurde im Januar 1943 dann auch zum Heer eingezogen. Prediger
KREYSCHER und Stadtmissionsinspektor BRINGMANN mußten sehen, wie
SGV sie nun den geistlichen Dienst im Starkenburger Verband allein
versehen konnten. Obwohl soviel Laienbrüder und Schwestern wie
möglich hilfsweise zum Versammlungsdienst eingesetzt wurden,
konnten doch nicht mehr alle Orte im notwendigen Umfang betreut
werden. Erschwerend kam hinzu, daß Bruder Bringmann viele Gottesdienste in den Kirchen übernehmen mußte, weil fast alle
Pfarrer eingezogen waren, und auf Antrag der Evangelischen LanAsbach
deskirche Bringmann für diesen Zweck UK (unabkömmlich) gestellt
Egelsb
wurde. Wegen der Verdunklungsvorschriften mußten auch viele
- 63-
Eschollb
Frankh
Reinh
Rohrb
Spachb
Wascht
Weiter
Wemb
Lorsch
Hausen
Bobst
SGV
Gemeinschaftsstunden auf den Nachmittag verlegt werden. Bis zum
Ende des Jahres 1943 konnten nur noch 20 Gemeinschaften betreut
Stunden in Asbach, Egelsbach, Eschollbrücken,
werden.
Die
Frankenhausen, Reinheim, Rohrbach, Spachbrücken, Waschenbach,
Weiterstadt und Wembach konnten nicht weiter gehalten werden. Die
Gemeinschaften Lorsch, Großhausen (Hausen)und Bobstadt schlossen
sich 1933 dem Starkenburger Verband an, konnten aber nach
Ausbruch des Krieges im Jahre 1939 wegen der sehr schwierigen
Verkehrsverhältnisse nicht mehr bedient werder. Da somit aber die
nach dem
Krieg die
notwendigen Kontakte unterblieben und
Wiederaufnahme der Verbindungen versäumt wurde, gingen diese
Gemeinschaften dem Verband verloren.
Am Himmelfahrtstag 1939 fand die letzte KONFERENZ des Gemeinschaftsverbandes RHEIN-MAIN-GAU, dem der Verband als Mitglied angehörte, in Nieder-Ramstadt statt. Wegen der Kriegsverhältnisse
kam sie danach in dieser Zeit nicht mehr zustande.
FEUERSTURM und ZERSTREUUNG
SGV
Über die Jahre 1944 und 1945 liegen keine Verbandsberichte vor;
zu hektisch war das Leben geworden. Der Krieg breitete seine
Schrecken immer mehr aus: überfüllte Lazarette mit Schwerverwundeten von der Front und aus der Heimat, tägliches Vorrücken der
Alliierten, immer mehr Luftangriffe und Zerstörung deutscher
Städte, Evakuierungen, zerstörte Arbeitsplätze usw. kennzeichneten die schlimme Lage.
1944
Aber Darmstadt stand noch. In der Stadtmission nahm das Leben in
den Versammlungen seinen Gang. Am Abend des 11.9.44 übte der Chor
Da fleißig den 103.Psalm: "Lobe den Herrn, meine Seele, und was in
mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und
vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dir alle deine
Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben vom
Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit".
Vers 15 - 17 lautet: "Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er
blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht,
so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die
11./12
Gnade des Herrn aber bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit..." Die
9.1944
Sänger waren schon alle zu Hause, da brach der große FEUERSTURM
Da
über Darmstadt los. Die englischen Bomber zerstörten durch
Spreng- und eine Unzahl von Phosphor- und Brandbomben in kurzer
Zeit den größten Teil der Innenstadt. Als die Mauern zusammenstürzten und alles weit und breit ein Flammenmeer war, retteten
sich Bringmanns mit allen Hausbewohnern des Stadtmissionshauses
durch Flucht auf den Merckplatz. Frau Teutsch kam dabei um. Vor
dem ungeheuren Hitze entfachenden Feuersturm konnten sich nur
wenige retten. Viele verbrannten auf der Flucht bei lebendigem
Leibe. Als der Verfasser etwa eine Woche später Darmstadt besuchte, ging er durch die verwüstete Stadt; Berge von Schutt be-
-64-
SGV
deckten viele Straßen. Verkohlte und halbverbrannte Tote, geschrumpft bis auf ca.1-1,5m Länge, lagen noch auf Plätzen und
Wegen, soweit diese nicht mit Schutt bedeckt waren.
In dieser Schreckensnacht starben 61 Geschwister der Stadtmission
und zwar 32 Mitglieder mit 13 ihrer Angehörigen, fünf Jugendbündler, fünf Sonntagsschüler und sechs Stadtmissionsfreunde.
Bis zum Juni 1945 hatte die Stadtmission noch den Tod von neun
weiteren Geschwistern zu beklagen. Darunter der 1.Vorsitzende des
Jugendbundes für EC, Friedhelm BUNGENBERG mit seiner Frau, die
19. September 1944 durch eine Bombe unter Trümmern verschütam
wurde der Stadtmissionskreis durch den
tet, starben. Insgesamt
Krieg in der Heimat um 70 Personen gelichtet, die an der Front
gefallenen nicht mitgerechnet.
Die meisten Mitglieder und Freunde waren ausgebombt worden. Soweit sie den Feuersturm überlebt hatten, wurden sie durch Evakuierung in die Orte der Umgebung zerstreut.
Im März 1945 wurde die Provinz Starkenburg durch amerikanische
Truppen besetzt, und am 7. bzw. 8. Mai 1945 endete der Krieg.
Damit war auch das antichristliche Regime beendet.
Ein SCHRECKLICHES GERICHT hatte Gott über unser Volk ergehen lassen für alle Gottlosigkeit und für alles geschehene Unrecht. Aber
waren diese Gerichte nicht auch Gottes Züchtigungen der Gläubigen
in den Kirchen bis hin zu den kleinsten Gemeinschaften?
EIN TREUER KNECHT
Da
SGV
Der Stadtmissionar Georg Bringmann hatte, nachdem er ausgebombt
war, mit seiner Familie eine notdürftige Unterkunft in Eberstadt
gefunden. Als einzige Möglichkeit für Gemeinschaftsstunden in
Darmstadt bot sich nur noch der unversehrt gebliebene Saal der
"Christlichen Gemeinschaft" in der MOLLERSTRASSE, den deren
Leiter, Prediger Christian KRUST, dankenswerter Weise der Stadtmission, der Johannesgemeinde und den Freikirchen der Allianz
zur Mitbenutzung zur Verfügung stellte. Durch die Entvölkerung
der Stadt waren es nur wenige, die anfangs zusammenkamen. Deshalb
hielt man die Versammlungen zunächst gemeinsam, später hatte die
Stadtmission dort wieder eigene Versammlungen.
Nach der Bombennacht galt es für Bruder Bringmann, überall für
die Geschwister reichlich TROST und HOFFNUNG im Aufblick zum
Herrn auszusäen. Eifrig und mit viel Mühe machte er sich nun
auch daran, die Verbindung mit den zerstreuten Mitgliedern der
Stadtmission wieder herzustellen und durch monatliche Rundbriefe
aufrecht zu erhalten und zu festigen.
Auch im Starkenburger Verband versuchte er Lücken zu füllen,
die wegen der eingezogenen Prediger noch immer vorhanden waren.
Überall wollte er die Arbeit in Gang halten. Mit seinem alten
Fahrrad war er die meiste Zeit unterwegs, legte auch weite Wege
zu Fuß zurück und war unermüdlich tätig im Dienst. Sein Arbeitsfeld reichte von Groß-Bieberau, Brensbach und Nieder-Kainsbach
bis Nieder-Beerbach, Pfungstadt, Hahn, Worfelden, Groß-Gerau und
- 65-
1945
Da
Langen. Dazu hielt er Gottesdienste, Taufen, Trauungen und oft
sechs bis acht Beerdigungen an einem Tag. Er arbeitete über seine
Kraft.
Am Sonntag, dem 7.0ktober 1945 rief ihn der Herr durch einen
Herzschlag heim. Die Stadtmissionsleute standen gerade beisammen
vor dem Saal in der Mollerstraße , als sie vom ersten Vorsitzenden, Hartmann Stein, diese erschreckende Todesnachricht erhielten. Der Heimgang dieses tapferen, unerschrockenen Mannes bedeutete einen schweren Verlust. Das spürte man auch weithin im
Starkenburger Land. Arbeit und Kampf für Jesus und aufopfernde
Fürsorge für die Gemeinde hatten Bringmanns Tage ausgefüllt. Erschüttert und ratlos stand man an seinem Grabe. Nun blickte man
auf die helfende Hand des Herrn: "Weise mir, Herr, deinen Weg,
daß wir in deiner Wahrheit wandeln" (Psalm 86,11). Durch die
Ratlosigkeit hindurch führte Er wunderbar weiter.
DURCH TRÜMMER ZUM NEUANFANG
1946
Da
Die Trümmer der Stadtmissionsgebäude lagen noch immer umher, die
Gemeinde war zerstreut und die Anwesenden noch ratlos, da meldete
sich sogleich die geschwisterliche Hilfe. Prediger ERNST aus
Eberstadt, Pfarrer WEINBERGER von der Johannesgemeinde, Bruder
Karl KÖHLER und Prediger KRUST sprangen sofort in die entstandene
Lücke und teilten sich helfend den Dienst für die Stadtmission,
bis der neue Stadtmissionar Karl ZOTZKI 1946 seinen Dienst
übernehmen konnte. Nun wurden auch wieder weiter die Anschriften
der zerstreuten Mitglieder ermittelt, was noch Jahre dauerte.
Fast 50% der Mitglieder gingen verloren.
Jugendbündlerinnen begannen wieder mit den KINDERSTUNDEN, indem
sie Kinder auf den Straßen ansprachen und sammelten.
Der JUGENDBUND begann wieder mit seinen regulären Versammlungen,
und im Februar 1946 fand bereits die erste PHILADELPHIA-KONFERENZ
nach dem Kriege im Martinsgemeindehaus, das unversehrt geblieben
war, statt.
Bald wurde auch mit primitivsten Mitteln mit der Trümmerbeseitigung begonnen. Mit einem klapprigen Handwagen und ein paar
Schaufeln fing der über 70-jährige Ingenieur Georg LÖSCH aus
Bessungen mit unermüdlichem Fleiß als erster an.
DIE ZEIT DES WIEDERAUFBAUS
1941/48 Bruder Hartmann STEIN, der seit 1941 erster Vorsitzender war,
Da
führte die Stadtmission durch den schwierigsten Teil ihrer
bisherigen Geschichte. Entgegen unvorstellbaren Widerständen
wurde zuerst mit dem Wiederaufbau des Seitengebäudes begonnen.
Als Bruder Stein keinen Rat mehr wußte, stellte Pfarrer KNELL vom
Elisabethenstift in echt christlicher Bruderschaft eine Kolonne
mit fünf Maurern für den Aufbau des Seitengebäudes zur Verfügung.
- 66-
1949
1953
Da
1954
Da
1962
1963
Noch im Januar 1948 konnte mit dem Aufbau begonnen werden. Als
das MARTHA-HAUS des Elisabethenstiftes fertiggestellt war, bot
das Stift den dortigen Saal zur Mitbenutzung an. Gleich im
Februar 1948 erfolgte deshalb der Umzug der Stadtmission von der
Mollerstraße nach dort. Ende September schon konnte der KLEINE
SAAL eingeweiht werden, und damit hatte man endlich wieder einen
eigenen Versammlungsraum.
Durch die Währungsreform geriet die Stadtmission in unerwartete
finanzielle Bedrängnis. Sie stand plötzlich fast vor dem Nichts,
und es blieb keine andere Wahl, als schweren Herzens die Schwesternstation zu schließen (1949).
Mit dem Hirtenwechsel kam nun Bruder Gustav FOLCHERT (1949) in
die Arbeit der Stadtmission, um mitzuhelfen, daß "die Lücken
zugemauert und die Wege ausgebessert" werden (Jes.58,12).
In unverrückbarer Treue und viel Vertrauen wurden von Mitgliedern
und Freunden weiterhin Spenden und Darlehen gebracht, so daß im
Sommer 1952 mit dem Bau des Hinterhauses begonnen und der GROSSE
SAAL im Dezember 1953 eingeweiht werden konnte. Das wurde in
Verbindung mit dem Jahresfest in großem Rahmen mit vielen Gästen
aus näherer und weiterer Umgebung und den Vertretern vom Verband,
der Kirche und dem Oberbürgermeister mit sehr großer Freude gefeiert.
In der Zeit nach dem Kriege wurde die Stadtmission von folgenden
Vorsitzenden verantwortlich geführt:
bis 1958 Hartmann Stein
bis 1960 Walter Küchler
bis 1961 Otto Wundenberg
bis 1977 Friedrich Stephan
ab 1977 Johann Seltmann.
Als Bruder Folchert einen Ruf in die Deutsche Zeltmission 1954
annahm, folgte Stadtmissionar Arthur BECHTOLD, der bis zu seinem
Ruhestand der Stadtmission diente, wobei er es nicht immer leicht
hatte. Ihm lag die mündige Gemeinde am Herzen, und er diente treu
in den alten Linien.
Nun endlich wurde auch mit dem Aufbau des Vorderhauses 1962
begonnen.
Die Buchhandlung, die nach Eberstadt ausgesiedelt war und seit
Dezember 1947 ein vorläufiges Quartier auf dem Stadtmissionsgrundstück hatte, konnte bereits im Oktober 1962 ihre neuen Räume
im Erd- und Zwischengeschoß beziehen. Sie ist heute eine der
größten christlichen Buchhandlungen im südhessischen Raum und
konnte 1985 ihr 75-jähriges Jubiläum feiern. Die Ausweitung
dieses segensreichen Dienstes hat sie - nächst Gottes Gnade hauptsächlich dem hingebungsvollen Einsatz von Frau Martha
STIER zu verdanken, die nun schon ca. 48 Jahre mit großer Liebe
zur Sache verantwortlich dort tätig ist.
Im Herbst 1963 war der Bau soweit fertig, daß auch die Mieter
einziehen konnten. Das Aufbauwerk war nun mit Gottes wunderbarer
Hilfe vollendet.
- 67-
ZEIT DES WOHLSTANDES UND FREIEN WORTES
WohlstanAber Gott hatte seinen Kindern nun auch eine Zeit des
des und freien Wortes geschenkt. Haben wir beides im Dienst für
Jesus recht gebraucht?
Wie ist ein jeder damit umgegangen? Waren wir wirklich Gottes guSGV
te Haushalter? Diese Fragen sollten wir uns alle immer neu stellen, die wir heute am geistlichen Bau des Hauses Gottes im-Starkenburger Verband zusammen arbeiten.
Mit eingeflossen in diese Zeit sind aber auch die Versuchungen
des Wohlstandes und die vielfältigen verwirrenden und verführerischen Strömungen der Zeit. Doch blieb der Verband vor Spaltungen bewahrt.
1952/61 Nun mußte aber in der Stadtmission auch geistlich weitergebaut
werden. Es galt auch viele zur Mithilfe neu zu ermuntern. 1952
Da
wurde der Posaunenchor neu gegründet. 1956 war das 50-jährige
EC
Jubiläum des EC Darmstadt.
1957 wurde wieder eine Gemeindehelferin, Frau Annemarie MÜLLER,
1957
eingestellt. Sie hat in ihrem ca. 30-jährigen Einsatz dort eine
gesegnete Arbeit hauptsächlich unter Frauen und Senioren geleistet.
1961 gab sich die Stadtmission eine neue Satzung. Hierzu gab der
1961
damalige erste Vorsitzende, Herr Amtsgerichtsdirektor STEPHAN,
Da
wesentliche Impulse. Ihm war es vor allen Dingen ein Anliegen,
daß das Gebet als Grundlage aller Arbeit nicht zu kurz kam. Er
war auch der Gründer der monatlichen Gebetstage.
Im Jahre 1961 wurde der diakonische und missionarische Dienst im
AKAZIENWEG mit Siegfried GEPPERT als 2. Stadtmissionar begonnen,
1970 fortgeführt von Siegfried Vogler (heute Pfarrer in Arheilgen), ab 1980 von Eberhard Dittus und 1983 von Heinz Radenheuser. 1962 erfolgte die Neugründung des BLAUEN KREUZES durch
Bruder BECHTOLD, der sich in dieser Arbeit in hohem Maße selbst
einsetzte. Seine Arbeit führt Karl Otto Seresse seit 1983 fort.
1983
1987
Da
Im Jahre 1983 erfolgte die Berufung von Stadtmissionar Gerhard
HENSSLER.
Am 22.November 1987 wurde ein beiderseitig kündbarer Vertrag
zwischen der KIRCHENLEITUNG der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau (EKHN) und der Evangelischen STADTMISSION Darmstadt
e.V. geschlossen. Durch die Ordination des Stadtmissionars erhält
die Ev.Stadtmission das Recht zur Ausübung aller KIRCHLICHEN
AMTSHANDLUNGEN.
Am 22. November 1987 fand die ORDINATION des Stadtmissionars
Gerhard HENSSLER zum Pfarrer im kirchlichen Hilfsdienst durch den
Kirchenpräsidenten Pfarrer Helmut SPENGLER im feierlichen Rahmen
in der Stadtmission statt.
Regelmäßige Bibelstunden werden gehalten in Bessungen, Neu-Kranichstein, in der Heimstädtensiedlung und der Waldkolonie sowie
in Griesheim.
- 68-
GEMEINSCHAFT ROSSDORF
Roßd
1903
Da
N-Ra
Die Gemeinschaft Rossdorf war ursprünglich ein Werk der Stadtmission Darmstadt. Im Herbst des Jahres 1903 wurde der christliche Jünglingsverein in Rossdorf mit Hilfe des Jünglingsvereins
der Stadtmission Darmstadt gegründet. In Nieder-Ramstadt war bereits 1901 durch die Umsiedlung der Firma Wacker und Dörr von
Darmstadt nach dort ein christlicher Männer-und Jünglingsverein
entstanden, weil die bei der Firma beschäftigten Mitglieder des
Darmstädter Vereins mit umgezogen waren. Auch von hier aus bestanden zum Männer-und Jünglingsverein in Rossdorf längere Zeit
lebendige Verbindungen. In der Anfangszeit wurde der Rossdorfer
Verein von Jugendsekretär Mitschin aus Darmstadt, der auch aushilfsweise in der Stadtmission mitgearbeitet hat, mitbetreut.
1909/11 Im Jahre 1909 wurde von der Stadtmission Darmstadt eine Gemein•ri Rossdorf gehalten. Wann die ersten GemeinDa
schaftskonferenz
Roßd schaftsversammlungen stattfanden, ist nicht bekannt. Es ist aber
stark anzunehmen, daß schon eine Gemeinschaft vorhanden war oder
sich eine in Verbindung mit dem CVJM gebildet hatte.
Von Roßdorf aber kam dann der Ruf des alten Bruder Sauerwein
(1911) an die Stadtmission um Hilfe, die dann auch regelmäßig mit
dem Dienst am Wort geleistet wurde.
1922
Roßd
Da
N-Ra
Aus den späteren Jahren (1922) hören wir, daß die Stunden in
14-tägigem Wechsel von den Predigern der Stadtmission Darmstadt
und der Gemeinschaft Nieder-Ramstadt gehalten wurden. Später
übernahm Bruder WOHLFARTH vom Missionshaus in Bad Liebenzell die
Gemeinschaftsarbeit, nachdem er zuvor die Urlaubsvertretung für
Bruder Menne, der ab 1926 in Arheilgen tätig wurde, übernommen
hatte.
1930
Roßd
SGV
Im Laufe des Jahres 1930 kam Bruder Wohlfahrt jedoch in engere
Berührung mit der "neuen Pfingstgemeinde" und nahm, begünstigt
durch eine gewisse Abgeschlossenheit eine falsche Stellung zur
Sünde und zur biblischen Heiligungslehre an. "Es ist Glaubensbegeisterung, ein Rausch, nicht Glaubensgehorsam" (Bringmann). Da
sich Wohlfahrt trotz mehrerer Aussprachen nicht abbringen ließ
und aus dem Verband der Liebenzeller Mission ausgeschlossen
wurde, konnte auf Beschluß des Erweiterten Brüderrates im März
1931 die unter seiner Leitung stehende Arbeit nicht mehr als
eine landeskirchliche Gemeinschaft des Verbandes gelten. Sie ging
dann nach einer Reihe von Jahren ein.
1931
SGV
Am 31.Mai 1931 konnte die Gemeinschaftsarbeit des Verbandes in
einem neuen Lokal wieder aufgenommen werden. Ab 1932 fanden
wieder die Monatsstunden statt.
-69-
1940
DA
1940 starb Pfarrer GLOCK, ein gesegneter Mann und Freund der
Gemeinschafts- und Stadtmissionsarbeit. Er leitete auch dort die
Abendmahlsfeiern.
1946/49 Im Jahre 1946 wurde eine Evangelisation und 1949 eine Bibelwoche
abgehalten.
1952
Da
Von 1931 bis 1951 unterstand die Arbeit direkt dem Verband, ab
1952 wurde sie wieder von der Stadtmission Darmstadt übernommen.
1970
Seit 1970 finden
mehr statt.
in Roßdorf keine Gemeinschaftsversammlungen
GEMEINSCHAFT GRIESHEIM
Griesh
1948
1952
1988
in Griesheim ist nicht mehr
Der Anfang der
Gemeinschaft
festzustellen. Im Jahre 1948 fand ein Jahresfest der dortigen Gemeinschaft und eine Evangelisation statt.
Von 1952 ab wurde dieser Kreis, der bis dahin vom Bezirk
Eberstadt betreut wurde, von der Stadtmission Darmstadt übernommen.
Heute versammelt man sich in diesem Kreis einmal im Monat zu
einer Bibelstunde.
-70-
Gemeinschaftsbezirk Weiterstadt
Prediger Gottfried Menne u.
Frau Anna
(geb. Baier)
vom 21.12.1926 bis 1.10.1953
im Bezirk Arheilgen
"Wichernheim" Wixhausen
Predigerwohnung
(zeitweilig Versammlungsort
der Gemeinschaft und des
Jugendbundes
Gemeinschaftschor
Wixhausen
Gemeinschaft Arheilgen
u. Wixhausen (1935)
Prediger Heinrich Moll
u. Frau Emma (geb.Künstler)
im Bezirk von 1953 bis 1967
Missionar Siegfried Jäger
und Frau Judy
(im Probedienst)
von Mai 1964 bis Mai 1966
Missionar Heinz Hengstler
und Frau Erika
im Probedienst
von Juni 1965 bis Februar 1967
EC—Jugendbund Worfelden
mit
Schwester Hedwig Schwarz
(60er Jahre)
Prediger Edmund Regner
im Bezirk
vom 15.9.1970 bis
31.7.1983
Bezirksausflug
Gemeinschaftshaus in
Weieterstadt
(Einweihung Mai 1983)
Erntedankfest
Unter Gottes Schirm
Gemeinsamer Tag in
Weiterstadt
Gemeinschaftsbezirk Da.-Arheilgen, 1923/1951
Bis der Starkenburger Gemeinschaftsverband gegründet wurde, war
Arheilg in Arheilgen lediglich die Landeskirchliche Gemeinschaft ansässig, aus der durch die Gnade des Herrn die Bezirksarbeit erwuchs.
GEMEINSCHAFT ARHEILGEN bis 1945
So vorteilhaft die Stellung der Arbeit auf breiterer Grundlage
durch die Bildung des neuen Vorstandes (1919) auch war, so
nachteilig wirkte sie sich auf die Ausweitung über Arheilgen
hinaus aus; die Interessen zeigten bei solchen Veränderungen in
zu verschiedene Richtungen.
Schwester Marie Hölscher (vom Elisabethenstift Darmstadt) hielt
1924
neben ihrer Gemeindearbeit noch zusätzlich ihre eigenen Frauenstunden. Sie hat damit in Arheilgen nach 33-jährigem Dienst große
Segensspuren hinterlassen. Durch ihren Dienst konnte sie sich
an der Gemeinschaftsarbeit nur wenig beteiligen. Ähnlich erging
es den in der Blaukreuzarbeit tätigen Brüdern, die neben der
Gemeinschaftsarbeit mit der Trinkerrettung ausgelastet waren.
Man erkannte im Vorstand zunächst nicht die Notwendigkeit der Anstellung eines Predigers für die eigene Gemeinschaft und für die
Durchdringung der Umgegend mit dem Evangelium. Erst nach längeren Verhandlungen genehmigte man Bruder Karl FRITZ 1926 die
Einstellung eines Predigers für die Gemeinschaft, aber nur "auf
seine eigene Verantwortung". Daß dieses einige Jahre lang zu
seinen finanziellen Lasten gehen mußte, war gewiss keine gute Lösung; aber der Herr segnete den Glaubensmut der Geschwister, die
sich ihm dann anschlossen. So wuchs das Werk, getragen von den
Händen und Herzen vieler Geber und Beter.
Am 21. Dezember 1926 trat dann Prediger Gottfried MENNE von der
1926
Liebenzeller Mission in Arheilgen seinen Dienst an. Er ging
sofort mit viel Fleiß an seine Arbeit. Bald wurde von ihm eine
KNABENARBEIT begonnen.
1927/36 Am 28. April 1927 wurde erneut ein GEMISCHTER CHOR gegründet, den
Heinrich WESP mit großer Treue und viel Hingabe
Arheilg ab 1930
dirigierte. Ein GITARRENCHOR entstand schon bald nach dem Ersten
Wixh
Weltkrieg. Im Hause Fritz (Frankfurter Landstraße 199) wurde
EC
eifrig geübt und bei Jahresfesten und anderen Gelegenheiten musiziert. Bruder Menne widmete sich auch mit viel Geschick der
Jugendarbeit. Die Jugendlichen wurden mehr und mehr vom Evangelium erfaßt. Sie halfen eifrig mit ihren von Gott gegebenen Gaben
in der Gemeinschaft. Nachdem auch in Wixhausen einige Jugendliche
zum Glauben kamen, wurde dort im Jahre 1932, zusammen mit
Arheilgern, der erste JUGENDBUND für EC gegründet. Kein Wind und
1919
-71 -
kein Wetter wurde gescheut. Regelmäßig wanderte die Arheilger Jugend zu den wöchentlichen Jugendbundstunden nach Wixhausen. Am
wertvollsten waren die erlebten Freuden im Dienst für Jesus.
Besondere Höhepunkte waren immer die alljährlichen Weihnachtsund Neujahrsfeiern mit ihren Überraschungen. In ernster Gebetsgemeinschaft ging es dann ins neue Jahr.
Am 13.9.1936 wurde der erste Bezirksvorstand gebildet. Ihm
gehörten der Arheilger Vorstand und zwei Vertreter aus den
übrigen Gemeinschaften des Bezirks an. Hierfür wählte man die
Brüder Schleitzer/Langen und Schmidt/Wixhausen.
Aufs Ganze gesehen wuchs die GEMEINSCHAFTSARBEIT in Arheilgen
1943
Arheilg stetig, wenn auch langsam. Nachdem "Vater Brunner" lange Jahre
mit großer Liebe der Gemeinschaft in nimmermüder Treue vorgestanden hatte, übernahm nach dessen Heimgang (15.3.43) Bruder
Friedrich EICHNER den Vorsitz im Vorstand und damit auch den des
später gebildeten Bezirksvorstandes. Im zweiten Weltkrieg wurde
Arheilgen zwar von Bomben verschont, aber die Reichsgottesarbeit
hatte im ganzen Bezirk doch sehr unter den gesamten Auswirkungen
dieser Zeit gelitten. Auch Prediger Gottfried Menne wurde von
Januar 1941 bis Dezember 1942 zum Wehrdienst eingezogen, aber
wegen Herzleiden vorzeitig (1942) vom Kriegsdienst entlassen und
anschließend in die Rüstungsindustrie, Firma Carl Schenck, Arheilgen, dienstverpflichtet. Seinen Dienst in den Gemeinschaften
tat er weiterhin in der ihm verbliebenen Zeit und Kraft. Trotzdem
konnte manche Bibelstunde im Bezirk nicht mehr in gewohntem
Umfange bedient werden. Nach Kriegsende 1945 nahm er die Arbeit
im Bezirk wieder voll auf.
Durch die erschwerte Arbeit unter dem nationalsozialistischen
Regime 1933-1945 gingen alle Arbeiten zurück. Besonders die Jugendarbeit litt darunter, da Jugendliche unter 18 Jahren keinem
Verein außer nationalsozialistischen Organisationen angehören
durften.
Das erwachende Glaubensleben in Arheilgens Umgebung,
und das Gemeinschaftsleben bis 1988
Bald nachdem Bruder Menne seinen Dienst als Prediger in der Gemeinschaft antrat, begann man mit der Ausbreitung des Evangeliums
in der Umgebung. Nach einer umfangreichen Blättermissionsarbeit
kam es zu manchen gesegneten Gesprächen in den Häusern. War ein
Dorf auf diese Weise "durchgearbeitet", so fand eine Evangelisation statt, die meist sehr gut besucht wurde.
-72-
GEMEINSCHAFT WIXHAUSEN
Wixhaus So wurde auch von Prediger NEUBER vom 25.Jan.bis 1.Febr.1931 in
1931 der Kirche Wixhausen eine EVANGELISATION veranstaltet. Das Wort
Gottes schlug mächtig ein. Die Kirche war überfüllt, und viele
nahmen Jesus Christus als ihren Heiland und Erretter in ihr Leben
auf.
Hier war eine ERWECKUNGSZEIT angebrochen. Gleich nach der Evangelisation schenkte Gottes Güte der neu begonnenen Gemeinschaftsarbeit ein Heim. In der Gärtnersmühle konnte ein Versammlungslokal gemietet und hergerichtet werden. Es war ein Kreis
von 50 bis 60 Leuten, die sich am 15.2.1931 zu einer Landeskirchlichen Gemeinschaft zusammenschlossen. Noch heute ist dieser
Kreis ein bedeutender Angelpunkt der Bezirksarbeit.
1932 wurde der schon erwähnte Jugendbund für EC gegründet.
1932
In späteren Jahren versammelten sich die Gemeinschaft und die
EC
Jugend im Wichernheim (Aumühle), wo dann auch Prediger Menne
wohnte.
1956
EC
1978
Eine Evangelisation mit Erich Kindsvater und dem EC-Bundeswart
Max Rohe wurde 1956 manchem Wixhäuser zum Segen. Es kamen bis zu
500 und mehr Besucher.
Das Jahr 1978 war für die Arbeit in Wixhausen von entscheidender
Bedeutung. Im August stand dort das Evangelisationszelt der Liebenzeller Mission . In dieser Zeit kamen viele Kinder unter das
Wort Gottes. So gab der Herr Gnade zu einem Neuanfang in der Jugendarbeit, für die er Frau Ursula Czernetzki vom EC-Jugendbund
Erzhausen gebraucht und zum Segen gesetzt hatte. Aus der Jungscharstunde entstand in den folgenden Jahren ein Jugendbibelkreis
(ca.30-40 Besucher), der sich 1987 dem EC angeschlossen hat.
Auch ein Schülerbibelkreis bildete sich. Heute finden alle Versammlungen im Evangelischen Gemeindehaus statt.
Nach einer Bibelwoche im Evangelischen Gemeindehaus entstand bei
Familie Wilhelm Baier auch eine Hauskreisarbeit.
STADTMISSION LANGEN
Langen
1930
1931
"Es sei noch bemerkt, daß sich im letzten Jahr (1930) auch in
Langen ein Gemeinschaftskreis gebildet hat", und "die Gemeinschaft macht gute Fortschritte!", so lesen wir im Jahresbericht
und in einem Sitzungsprotokoll (Okt.1931) des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes. Bruder AUGUSTIN aus Langen war ein Mann mit
Initiative, der am Anfang viel zur Entwicklung dieser Arbeit beigetragen hat. Ermuntert durch die miterlebte Erweckung bei
der Evangelisation in Wixhausen beschaffte er Stühle und ein
Podium für das eigene Lokal, das sich die Gemeinschaft gemietet
hatte, und insgesamt 85 Besuchern Platz bot.
Die mit gutem Erfolg im November 1931 abgeschlossene Evangelisation von Prediger Neuber brachte neues Wachstum und war eine
Stärkung für die Gemeinschaft. Durch die anschließende Bibelwoche
- 73-
(1934), gehalten von Lehrer Weimar, wurden die Geschwister im
Glauben gefestigt und weitergeführt. In diesen Jahren wuchs die
Gemeinschaft bis auf 100 Besucher an, so daß der Versammlungsraum
in der Wallstraße zu klein wurde.
Im Jahre 1936 gab die Gemeinschaft ihr bisheriges Lokal auf und
führte ihre Arbeit als STADTMISSION im kirchlichen Gemeindehaus
fort. Eine Evangelisation machte die Arbeit in der neuen Form am
neuen Ort sogleich bekannt.
Die Arbeit der Stadtmission in Langen hatte in den ersten Jahren
ihrer Entstehung etliche Schwierigkeiten und Anfeindungen zu
überwinden, die vorwiegend von kirchlicher Seite kamen. Als das
kirchliche Leben immer mehr zum Erliegen kam, änderte sich das
Verhältnis zur Stadtmission. Im Ev.Sonntagsblatt vom 23.8.1936
heißt es:
"Regelmäßige Gottesdienstbesucher sind eine Anzahl des evangel.
Männervereins und ganz besonders die Mitglieder der Evangelischen
Stadtmission Langen. Sie bilden den Stamm der Kirchenbesucher".
Im gleichen Jahr wurde ein Vertrag mit der Kirchengemeinde geschlossen, in dem der Stadtmission Langen im Evangelischen Gemeindehaus volle Freiheit und Selbständigkeit ihrer Arbeit zugestanden wurde. Trotz dieses Vertrages mußten in den Folgejahren
immer wieder Einschränkungen hingenommen werden.
Die einst blühende EC-Jugendarbeit ging später in die Jugend1949 arbeit des damaligen Gemeindepfarrers über, und erst 1949 gelang
es Bruder Karl Barth in Langen nochmals einen EC-Jugendbund für
kurze Zeit aufzubauen.
In den 50er Jahren veranstaltete die Stadtmission mehrere Bibelwochen, Evangelisationen und Zeltmissionen, aber es zeigte sich,
daß die missionarische Arbeit in Langen immer schwieriger wurde.
Die Jugendarbeit kam zeitweise völlig zum Erliegen, und auch der
Besuch der Bibelstunden ging zurück.
1936
Langen
1975
1988
Bei einer Bibelwoche mit Bruder Schmidtke aus Liebenzell kamen
einige Jugendliche zum lebendigen Glauben und trafen sich im
Keller des Gemeindehauses zu regelmäßigen Jugendstunden, die von
Prediger Edmund REGNER gehalten wurden. Später schloß sich die
Jugend aus Langen dem EC-Jugendbund in Erzhausen an und arbeitete
dort in der Teestube mit.
Heute gibt es in Langen noch zwei Bibelstunden, dienstags und
sonntags im evangelischen Gemeindehaus.
GEMEINSCHAFT BRAUNSHARDT
Braunsh Ende Januar 1931 fand auch in Braunshardt eine Evangelisation
1931 durch Prediger Neuber mit gutem Erfolg statt. Ein Gemeinschaftskreis war damals vorhanden, denn in den Sitzungen des
Starkenburger Verbandes war er durch ein paar Brüder vertreten.
Ihre Entstehung hat die Gemeinschaft der überaus gesegneten
Arbeit von Lehrer Spamer zu verdanken, der seit Gründung des
Verbandes aus Braunshardt kommend an den Sitzungen des Erweiterten Brüderrates teilnahm.
vor
Vor seiner Versetzung nach Braunshardt (1919) war er in Darmstadt
1919
tätig. Schon 1894 war er in der Stadtmission ein treuer MitBraunsh arbeiter und eine wertvolle Hilfe mit dem "Dienst am Wort" und
von 1906 an gehörte er dort auch zum damaligen Vorstand. Er half
auch bei der Betreuung der Gemeinschaft in Eberstadt fleißig mit,
bis sie ihren eigenen Prediger hatte. Wann genau die Gemeinschaft
in Braunshardt entstand, ist nicht mehr zu ermitteln. Sie war
aber gewiß schon 1931 vorhanden. Auch eine Vandsburger Schwester
(heute Diakonissenhaus Marburg) arbeitete um diese Zeit dort mit.
Nach dem Heimgang von Bruder Spamer wurde die Arbeit in Brauns1937/38 hardt 1937 vom Bezirk und damit vom Verband übernommen. Für die
nun weiter ausgebaute Gemeinschaftsarbeit wurde als Hilfe die
erste Liebenzeller Schwester Käthe KEPPLER im Oktober 1938
eingestellt und in Braunshardt stationiert. Ihre Wohnung diente
fortan als Versammlungslokal für die Gemeinschaft.
EC
Wie aus mündlicher Überlieferung bekannt wurde, existierte vor
dem zweiten Weltkrieg ein EC-Jugendbund, der von Jugendlichen aus
den umliegenden Orten besucht wurde. Von Erzhausen z.B. marschierte man sonntags zur Jugendbundstunde nach Braunshardt, um
dort den Tag mit Geschwistern zu verbringen. In späteren Jahren
schloß man sich dem EC-Jugendbund in Worfelden an. Seit 1970
versammelte sich die Gemeinschaft im Keller des Kindergartens zu
regelmäßigen Bibelstunden. Als die Gemeinschaft immer kleiner
1979
integrierte sie sich 1979
in die Gemeinschaft vom
wurde,
benachbarten Weiterstadt.
1987
Seit 1987 besteht in Braunshardt eine Hauskreisarbeit, die von
Braunsh Prediger Klaus HECK betreut wird und sich 14tägig trifft.
GEMEINSCHAFT WORFELDEN
Worfeld Auch der Gemeinschaftskreis in Worfelden hat seinen Ursprung der
eifrigen missionarischen Arbeit des Lehrers Spamer zu verdanken.
Durch ihn kam auch der Schmiedemeister Jakob WEYRAUCH in
Worfelden zum lebendigen Glauben. Er wurde ein treuer Zeuge Jesu,
hielt Versammlungen und war vielen ein bleibender Segen.
1931 Um das Jahr 1931 war auch in Worfelden die Vandsburger Schwester Karoline Keller in der Gemeinschaft tätig. Wann die ersten
Zusammenkünfte waren, ist nicht mehr zu sagen.
1947
Im Jahre 1947 wurde dieser Kreis vom Gemeinschaftsbezirk überSGV
nommen. Den Verbandsakten entnehmen wir, daß "nach einem arbeitsreichen Leben im Dienste Gottes am 25. Juni 1950 unser Bruder
Schmiedemeister Jakob Weyrauch von Worfelden im Alter von 67
Jahren in die Ewigkeit abberufen wurde".
1949
Die Gründung des EC-Jugendbundes fällt in das Jahr 1949. AnWorfeld fänglich traf man sich in Groß-Gerau, in späteren Jahren dann im
- 75-
EC
Ev.Gemeindehaus Worfelden. Die Besucher kamen aus den umliegenden
Orten Trebur, Groß-Gerau, Geinsheim, Braunshardt, Klein-Gerau und
Wixhausen. Durch Evangelisationen und Bibelwochen versuchte man
Worfelden mit dem Evangelium zu erreichen.
Der Jugendbund löste sich 1982 wieder auf. Aus ihm entstand ein
Ehepaarkreis, der sich reihum in den Heimen der Teilnehmer traf.
1988 Heute finden die Gemeinschaftsbibelstunden bei Familie Elmar RÜHL
statt. Die Jungschar trifft sich regelmäßig im Evangelischen GEMEINDEHAUS.
1982
GEMEINSCHAFT WEITERSTADT
Weiterst Nach guter Vorbereitung fand durch Stadtmissionar BRINGMANN im
1931 Dezember 1931 in der Weiterstädter Kirche die erste'EVANGELISATION statt. Der Besuch war zuerst spärlich,aber gegen Ende der
Veranstaltungen war die Kirche überfüllt. Sogleich wurde eine
Bibelstunde geplant. Zunächst aber fehlte es an einer Familie, wo
man beginnen konnte.
1935/68 Im Jahre 1935 erfolgte der Anschluß der Gemeinschaft Weiterstadt
an den Verband. Von 1943 an konnten die Versammlungen infolge der
schwierigen Kriegsverhältnisse nicht weiter fortgeführt werden.
Nachdem die Liebenzeller Schwester Lina Graß 1945 von der Ortsgemeinde als Gemeindeschwester angestellt wurde, traf man sich zu
den Gemeinschaftsstunden in ihrer Wohnung.
1948
Seit Februar 1948 stellte die Kirchengemeinde der Gemeinschaft
die Sakristei für ihre Versammlungen bereit. Von 1952 an fand die
Gemeinschaft im Wartezimmer von Dr.Roeder ein neues Zuhause.
1968 Im März 1968 evangelisierte Prediger Bernd Wetzel im Evangelischen Gemeindehaus, wo dann auch die regelmäßigen Bibelstunden
stattfanden.
1983
Im Jahre 1983 wurde Weiterstadt mit dem neu errichteten GEMEINSCHAFTSHAUS zum zentralen Treffpunkt des Bezirks. Heute
finden die gut besuchten Versammlungen der Gemeinschaft Weiterstadt, der Jugend und der Jungschar regelmäßig in diesem Hause
statt.
GEMEINSCHAFT GRAFENHAUSEN
Gräfenh In Gräfenhausen wurde der bereits bestehende kleine Gemeinca.1930 schaftskreis, der sich bisher um die Vandsburger Diakonisse
Karoline KELLER und den jungen Schuhmacher Paul STARK sammelte,
vom Gemeinschaftsbezirk übernommen und weiter betreut. Man versammelte sich damals im Hause des Oberförsters HESS.
1932 fand eine EVANGELISATION durch Prediger WITZEL und eine
Volksmissionswoche mit dem Chinamissionar Grohmann in der Kirche
statt. Die Gemeinschaftsstunden entwickelten sich gut und konnten
auch während des Krieges (1939/45) aufrecht erhalten werden.
1946/50 1946 evangelisierte Oberlehrer Hans METZGER mit gutem Erfolg. Da-76-
raufhin wuchs die Besucherzahl dermaßen, daß der Kreis in die
Kleinkinderschule der Ev.Kirchengemeinde verlegt werden mußte.
Mit dem Aufblühen der Gemeinschaftsarbeit begann gleichzeitig
auch die Arbeit unter den Kindern, die nun von Schwester Frieda
GÄRTNER mit viel Liebe und Treue getan wurde. Die Familie Heß
stellte dafür ihre Wohnung zur Verfügung. Auch in der Nachbargemeinde Schneppenhausen fand vorübergehend eine Kinderstunde
statt.
Innerhalb weniger Jahre kamen nur noch einige ältere Frauen zur
1965
Gräfenh Gemeinschaftsstunde und man traf sich in der Wohnung von Frau
Endrigkeit in der Taunusstraße, bis diese nach Rüsselsheim verzog.
Heute finden die Gemeinschafts-,Jugend- und Jungscharstunden im
Ev. Gemeindehaus statt.
GEMEINSCHAFT EGELSBACH
Im christlichen Blättchen "Nimm und lies" aus dem Jahre 1933
wurde erstmals zu Bibelstunden im Vereinszimmer des "Darmstädter
Hofes" eingeladen.
1936/52 Eine offizielle Gemeinschaftsarbeit in Egelsbach wurde aber erst
im Jahre 1936 begonnen. 1939 fand eine Evangelisation statt. Nach
Ausbruch des Krieges konnte jedoch wegen der schwierigen Verkehrsverhältnisse der Ort nicht mehr wie früher bedient werden.
Doch 1948 wurde erneut mit einer Gemeinschaftsarbeit begonnen.
In einer Gaststätte trafen sich im Durchschnitt zwölf Personen
zur Bibelstunde.
Ab 1952 stellte der Gemeindepfarrer das Jugendzimmer im Pfarrhaus
für die Gemeinschaftsstunden zur Verfügung. Von 1954 an wurden
jedoch keine Bibelstunden mehr gehalten.
1986/88 Nach einer Evangelisation im September 1986 in der Ev. Kirche mit
dem Evangelisten Willi Buchwald entstand wieder ein kleiner Bibelkreis, der sich 14tägig trifft. Ebenso fanden sich einige Jugendliche zur Jugendstunde, die vom EC Erzhausen verantwortlich
betreut wird. Alle Versammlungen finden im Ev.Gemeindehaus statt.
Egelsb
1933
GEMEINSCHAFT ERZHAUSEN
Erzhaus Durch die gezielte Blättermission und den Besuchsdienst von
1927/47 Bruder Menne und Frau Emma Klingler entstand im Jahre 1927 die
Landeskirchliche Gemeinschaft in Erzhausen. Zu den Versammlungen
traf man sich zuerst in der Ludwigstraße bei Frau Knöß, siedelte
dann um in die Wohnung von Frau Thomas in der Bahnstaße, fand
dann vorübergehend beim Kirchenvorsteher Peter Köhres in der
Brühlstraße eine Bleibe, bis das Ev.Gemeindehaus endgültig als
Versammlungsort diente. Die Gemeinschaft war bald auf 25 bis 30
Besucher angewachsen.
- 77-
Von 1940 an wurde der Ort während des Krieges nicht mehr bedient.
Verschiedene jüngere Gemeinschaftsbesucher, darunter Frau Klingler, Herr Heinz und Frau Marie Trautmann (wurde später Marburger
Schwester), fanden sich mit dem EC-Jugendbund in Braunshardt zusammen.
1947/50 In den Jahren 1947 und 1950 fanden Evangelisationen mit Bruder
Erzh
Neuber statt, die nicht ohne Segensspuren blieben.
Nach dem Weggang von Bruder Menne begann sein Nachfolger,
Heinrich Moll, zusammen mit Elisabeth Menne (heute Frau E. Röder)
im Schulsaal der Volksschule mit einer Kinderarbeit, die sich
bald vergrößerte.
1964/69 Ab 1964 wurde diese Arbeit ins Wartezimmer der Praxis von
Dr. Birschel verlegt und in eine Mädchen- und Bubenjungschar aufgeteilt. Auf dem Dachboden eines Schuppens bei Fam. Köhres in der
Brühlstraße setzte Bruder Moll die Bubenjungschar fort. Die Probedienstbrüder Jäger, Hengstler und Bremer führten die Arbeit
später weiter.
Seit 1969 trafen sich alle Gruppen in dem neu erbauten Ev. Gemeindehaus in der Bahnstraße 7. Probedienstbruder Gustav Wetzel,
der dort auch wohnte, hatte bald einen großen Jugendkreis zu
betreuen. Prediger Dieter Reithmeyer und zeitweilig Olaf Holznagel vom JfC setzten die Arbeit fort.
1970/77 Ab 1970 war Prediger Edmund Regner für die Bezirksarbeit verantEC wortlich. Die Kirchengemeinde stellte von 1975 an dem Jugendkreis
eine Wohnung im ersten Stock des Gemeindehauses zur Verfügung.
Dadurch konnte eine "TEESTUBENARBEIT" begonnen werden, die sich
bis heute segensreich erwiesen hat. Die Gründung des
EC-JUGENDBUNDES fiel in das Jahr 1976. Die Gemeinschaft und die
Jugend feierte 1977 im Gemeindehaus das fünzigjährige Jubiläum.
Die Jugendbündler haben inzwischen auch in der Gemeinschaft ihren
festen Platz gefunden.
1988
Erzh
Die Arbeit in Erzhausen umfaßt heute: Bibelstunde, EC-Jugendbund,
Teestube, Freundeskreis und Jungscharstunde.
GEMEINSCHAFT GROSS-GERAU
Gr-Gerau Die Gemeinschaft Groß-Gerau verdankt ihr Entstehen dem Wirken
Gottes durch den tatkräftigen Dienst von Bruder Richard BIRKHOLZ,
der als Bahn-Oberkassen-Assistent von Ostpreußen nach Griesheim
gekommen war und sich in Darmstadt der Evangelischen Stadtmission
angeschlossen hatte. Hier war er stets gern bereit, am Reiche
Gottes mitzubauen. In der schon erwähnten großen Bekenntniskundgebung "Jesus lebt" leitete er im vollbesetzten "großen Saalbau"
am 12.4.1910 die Versammlung. Auch in Eberstadt half er in der
Gemeinschaft im Dienst am Wort mit, bis Bruder Neuber dort eingestellt wurde. Nachdem Bruder Birkholz 1925 seinen Wohnsitz in
- 78-
Groß-Gerau nahm arbeitete er dort fleißig am Aufbau der Gemeinschaft. Im Jahre 1925 wurde er zum zweiten Vorsitzenden des
Starkenburger Verbandes gewählt.
Die ersten Gemeinschaftsstunden begannen im Jahre 1920. Sie
1920
Gr-Gerau wurden von den Brüdern Hägele und Missionar Rottmann gehalten und
fanden in den Fabrikräumen der Firma Schneider-Birkholz in der
Darmstädter Straße statt. Ursprünglich war die Gemeinschaft mit
der Stadtmission Darmstadt verbunden und gehörte als selbständige
Arbeit noch 1933 dem Starkenburger Verband direkt an.
Von 1933 an fanden die Gemeinschaftsstunden, an denen ca. 30 bis
1933
40 Personen teilnahmen, im Saal der Buchdruckerei Fink in GroßGerau in der Jahnstraße statt. Nach dem Heimgang von Bruder
Birkholz (3.2.1933) wurde zunächst die Gemeinschaft von der
Stadtmission Darmstadt betreut, später aber vom Bezirk Arheilgen
übernommen.
1925/48 In den Jahren 1925 bis 1948 wurden mehrere evangelistische
Veranstaltungen und Bibelwochen mit Pfarrer Blümler, Pfarrer
Gottwaldt u.a. durchgeführt.
1950/88 Im Oktober 1950 löste Schwester Emilie Müller in Groß Gerau
EC Schwester Anne Rivoir, die in den Jahren zuvor in der Gemeinschaftsarbeit tatkräftig mithalf, ab.
Zu Bruder Regners Zeit begann man auch mit einer Jugendarbeit.
Die Gemeinschaftsstunden hatten ungefähr 15 Besucher. Auch Geschwister aus Trebur nahmen daran teil.
Schwester Asta Rosenmeyer, die seit 1976 im Bezirk arbeitet,
leitet den inzwischen entstandenen Jugendkreis verantwortlich
zusammmen mit einigen Helfern. Am 29.1.1988 schloß sich dieser
Jugendkreis dem EC-JUGENDBUND an.
Die Bibel-, Jugendbund- und Jungscharstunden finden heute regelmäßig im Evangelischen Gemeindehaus statt.
GEMEINSCHAFT BÜTTELBORN
bestand in Büttelborn ein Mädchenkreis, der von
Büttelb Im Jahre 1937
vier jungen Mädchen besucht wurde. Er entstand durch Sofie
1937
Hammann, die als freie Schwester von der Ortsgemeinde angestellt
war. In ihrer Wohnung traf man sich zum gemeinsamen Bibellesen,
Singen und Beten.
Im gleichen Jahr fand in Groß-Gerau eine Evangelisation mit
Prediger Weber statt. Frau Klink, die Schwester von Johannes
Birkholz verteilte mit ihrem Mann Traktate und Einladungszettel
in Büttelborn, und sie erreichten so einige Jugendliche, die sich
dann zu dem Mädchenkreis einladen ließen. Durch Frau Klink wurde
Bruder Menne auf diesen kleinen Kreis aufmerksam, und so kam es,
daß Bruder Menne und Bruder Fritz aus Arheilgen bald regelmäßige
Bibelstunden in der Schwesternwohnung abhielten. Durch die vielen
Kontakte, die Schwester Sofie als Gemeindeschwester in Büttelborn
hatte, konnte sie etliche zu den Bibelstunden einladen. Der Kreis
vergrößerte sich, und bald trafen sich 10 bis 20 Frauen in der
Bibelstunde. Während der Kriegjahre fanden die Versammlungen im
-79-
1988
Kleinkindergarten statt. Die Wohnung der Schwester reichte nicht
mehr aus, weil auch einige junge Männer aus dem Arbeitsdienstlager am Ort hinzukamen.
Im November 1949 evangelisierte Prediger Neuber und im März 1950
Prediger Hemmes dort. Doch im Laufe der Zeit gestaltete sich die
Arbeit zunehmend schwieriger und der Bibelstundenbesuch verkleinerte sich.
Nachdem Schwester Sofie in den Ruhestand ging, zog die Gemeinschaft in die Wohnung von Frau Gries in die Weiterstädter Straße
um.
Noch heute finden jeden Sonntag regelmäßig Bibelstunden bei Frau
Gries statt.
DORNHEIM
Dornh
1947
Die in Dornheim 1947 begonnenen Bibelstunden wurden leider 1954
wieder eingestellt.
SPRENDLINGEN und GÖTZENHAIN
Sprendl Nach Sprendlingen wurde der Gemeinschaftsbezirk von Fräulein
1931 Kayser, Lehrerin, gerufen, die bereits angefangene Arbeit zu
übernehmen. Aber die Ortsschwester Lina Karrer aus Liebenzell,
die zuvor in der Gemeinschaft Eberstadt gedient hatte,wollte das
nicht gern. Doch es wurde vereinbart,daß Bruder Menne einmal
wöchentlich dort Stunde halten sollte.
Götzenh Im Jahre 1933 schloß sich auch die Gemeinschaft Götzenhain dem
1933/34 Verband an. Aber im Jahre 1934 wurden die Arbeiten in SprendSprendl lingen und Götzenhain, wegen der örtlichen Verhältnisse dann doch
ganz der dortigen Schwester anvertraut.
GEMEINSCHAFT LEEHEIM
Leeheim Nach einer Bibelwoche mit Prediger Edmund Regner im Jahre 1978
1978 wurde eine neue Gemeinschaftarbeit begonnen. Der Bitte des Pfarrers, eine Jugendarbeit aufzubauen, konnte leider wegen Mitarbeitermangel und der großen Entfernung vom Bezirk nicht nachgekommen werden. Schüler der Bibelschule Bergstraße bauten später
eine Jugend- und Hauskreisarbeit auf.
Die Bibelstunde wird jetzt wöchentlich zusammen mit dem Orts1988
pfarrer sowie Bruder Rühl und Schwester Asta Rosenmeyer gehalten.
Das gleiche gilt auch für die regelmäßigen Frauenhilfetreffen der
Kirchengemeinde.
- 80-
Gemeinschaft Arheilgen und Bezirk, 1945/1951
Arheilg Nach Ende des Krieges gab Prediger Gottfried Menne seinen
Arbeitsplatz bei Firma Schenck in Arheilgen auf und stellte sich
1945
wieder ganz der Gemeinschaftsarbeit des Bezirks zur Verfügung.
Der Oberlehrer Hans Metzger, Bruder des ehemaligen Oberbürgermei1946
sters und Staatsministers Ludwig Metzger, führte nach dem Krieg
SGV
Arheilg die ersten Evangelisationen in verschiedenen Gemeinschaften des
EC Verbandes durch. Das wirkte in der geistlichen Dürre der Zeit
wie eine gesegnete Erfrischung. Im September 1945 evangelisierte
er auch in Arheilgen. Neun junge Menschen kamen zum Glauben. Die
Freude war groß. Noch immer wanderte man des Abends von Arheilgen zur Stunde des gemeinsamen Jugendbundes nach Wixhausen. Nun
aber wurde mit besonderen JUGENDBUNDSTUNDEN in ARHEILGEN begonnen
(1945). Man versammelte sich zunächst im Hause Fritz, wo aber der
Raum bald nicht mehr ausreichte. Im Frühjahr 1946 wurde der
Jugendbund für EC Arheilgen selbständig. Sein erster Leiter wurde
Helmut Diedrichs.
Am 19./20.April 1947 fand die EC-Landesverbandstagung im Evan1947
gelischen Gemeindehaus von Da.-Arheilgen statt. Sie stand unter
dem Thema: "Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit" und wurde durch die Verkündigung von Pastor PAGEL zu einem
besonderen Erlebnis. Bei der Organisation und Versorgung halfen
Geschwister von der Gemeinschaft und die in Arheilgen stationierte Schwester Frieda GÄRTNER (vom Missionshaus Liebenzell)
fleißig mit.
Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft übernahm Heinrich
Brunner, der Sohn des früheren Vorsitzenden, den gemischten Chor
und wurde Mitglied in der Gemeinschaft. 1947 wurde der GITARRENCHOR und 1948 die KINDERARBEIT neu ins Leben gerufen.
Im Jahre 1949 konnte das 100-jährige BESTEHEN der Gemeinschafts1949
bewegung in Arheilgen mit einem umfangreichen Programm gefeiert
werden. Die Chöre aus dem gesamten Verband wirkten mit.
1951
1988
Im Jahre 1951 trennte sich die Gemeinschaft in Arheilgen. Ein
Teil versammelte sich weiterhin im Ev.Gemeindehaus, den Prediger
Menne mit dem Gemeinschaftsbezirk bis zu seinem Weggang 1953
weiter betreute.
Der andere Teil mit dem Jugendbund für EC hatte seine Zusammenkünfte im Saal Frankfurter Landstraße 199.
Die Mitte der Gemeinschaftsarbeit wurde daraufhin von Arheilgen
mehr auf den ganzen Bezirk verlagert, was sich letztlich auch zum
Segen für die Gemeinschaften auswirkte.
Die Gemeinschafts- und Bibelstunden finden heute wöchentlich bei
Familie Heinrich Brunner statt und sind in den Bezirk Weiterstadt
integriert.
-81 -
Gemeinschaftsbezirk Weiterstadt, 1951/1988
Weiterst Nach der Teilung der Arheilger Gemeinschaft wählten die Gemein1951
schaftsvertreter dieses Bezirkes 1951 Bruder Johannes Birkholz
als neuen Vorsitzenden.
1953
Prediger Menne hatte nach fast 27jähriger Tätigkeit den Dienst im
Bezirk Ende September 1953 beendet und ging in den Kirchendienst
für Krankenseelsorge nach Wiesbaden. Der Gemeinschaftsbezirk verdankt seine Entwicklung vor allem der gesegneten Pionierarbeit
von Bruder Menne, aber auch dem mutigen Entschluß der Arheilger
Geschwister.
1980
Im Jahre 1975 wurde mit der Planung eines neuen Gemeinschaftszentrums begonnen und am 5.7.1980 erfolgte die Grundsteinlegung
zusammen mit dem Richtfest. Dieses neue Haus wurde nun der
Schwerpunkt der Bezirksarbeit. Mit den regelmäßigen Frühstunden
konnten etliche Außenstehende erreicht werden, die heute ihren
festen Platz in den Gemeinschaften gefunden haben.
Am 1.Mai 1983 feierte der Bezirk die Einweihung seines neuen Ge1983
meinschaftshauses in Weiterstadt. Viel Arbeitseinsatz unter der
Leitung von Bruder Baier (seit 1966 Bezirksvorsitzender) wurde
beim Ausbau geleistet . Auch eine Predigerwohnung konnte integriert werden, in die der neue Prediger, Klaus HECK, sogleich
einziehen konnte.
Seit 8.12.1986 hat der Bezirk, seiner Arbeit entsprechend den
Namen geändert und heißt heute
"LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT, BEZIRK WEITERSTADT e.V"
Bereits dreizehn Geschwister wurden in den vollzeitlichen Dienst
berufen. Das zeigt, daß die Arbeit nicht vergeblich war.
Über die Gemeinschaften des Bezirkes wurde bereits zuvor berichtet.
-82-
Bezirk Stadtmission Arheilgen
SICHT WIE 11
h
Du ULI
Helmut Gärtner
1951 bis 1952
Heinz Weber
1954 bis 1957
Paul Ott
1952 bis 1954
Christian Faust
1960 bis 1963
Edwin Achenbach
1959
Siegfried Wehrheim 1967 bis 1972
Heinrich Klüh
1963 bis 1967
Harry Clark 1974 bis 1977
Walter Mehl
1973 bis 1974
Ottfried Czerwinski 1977 bis 1986
ito jähriges EC — Jubiläum
Stadtmission
1986
Frankfurter Landstrasse 173
1987
Bruderrat (und Ehemalige) 1988
u.R.v.1.: E.Hoffmann, H.K.Diedrichs, O.Czerwinski
o.R.v.l.: G.Wilhelm, G.Turowski, P.Wille, H.W.Diedrichs, Pred. F.Windisch
H.Kunz, A.Kunz, W.Ottmar
Skizze vom
neuem Gemeinschaftszentrum
Römerstrasse 43
Jugend-, Senioren- und
Gemeinschaftshaus
im Bau März 1988
Bezirk Stadtmission Da.-Arheilgen 1951/1988
EVANGELISCHE STADTMISSION DA.-ARHEILGEN
Arheilg Die in der Gemeinschaft festzustellende Stagnation erhoffte man
1951/52 mit einer Neubelebung durch Gastredner zu überwinden. Die erste
deshalb beschlossene Bibelwoche (Anfang 1951) wurde von der
Aidlinger Diakonisse Schwester Maria STAHL gehalten. Ihre praxisbezogene Verkündigung wurde vielen zur Hilfe und etliche ließen
sich rufen zu einem völligeren Glaubensleben. Doch wurden schon
in dieser Zeit wie auch später gegensätzliche Bewertungen offenkundig. Manche befürchteten eine falsche Ausrichtung. Deshalb kam
es dann in der Verbandssitzung vom 18.8.1951 zur Teilung der
Gemeinschaft.
Der ältere Stamm der Gemeinschaft mit dem damaligen Vorsitzenden
Bruder Eichner und dem EC-Jugendbund versammelte sich danach in
der Frankfurter Landstraße 199, während der andere Teil im
Evangelischen Gemeindehaus verblieb. Beide Kreise führen heute
die Tradition der Gemeinschaftsbewegung in Arheilgen fort.
Am 17.9.1952 erfolgte die Umbenennung der sich in der Frankfurter
Landstraße 199 versammelnden Gemeinschaft in "Evangelische Stadtmission Da.-Arheilgen e.V.", weil dies dem Charakter der Arbeit
der Gemeinschaft besser entsprach. Die Versammlung beschloß
zugleich damit ihre Satzung.
Der Herr gab Gnade zur weiteren Arbeit und zur Erweckung von neuem Glaubensleben. Die Besucherzahlen mehrten sich, so daß
manchmal der Saal nicht ausreichte.
Die nachfolgend genannten Prediger und Praktikanten, die als
Stadtmissionare nacheinander tätig waren, hatten daran reichen
Anteil:
1951/52 (Bibelschule Beatenberg)
Helmut Gärtner
1952/54 (Bibelschule Beatenberg)
Paul Ott
1954/57 (Bibelschule Beatenberg)
Heinz Weber
1958/59 (Bibelschule Liebenzell)
Werner Merdes
(Brüderhaus Tabor, Marburg)
1959
E. Achenbach
1960/63 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
Christian Faust
1963/67 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
Heinrich Klüh
Siegfried Wehrheim 1967/72 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
1972/74 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
Walter Mehl
1974/77 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
Harry Clark
Ottfried Czerwinski 1977/87 (Brüderhaus Tabor, Marburg)
Friedrich Windisch 1987/89 (Deutsche Missionsgemeinschaft)
Die Stadtmission wurde durch folgende Vorsitzenden geleitet:
Adam Heß (1961/62)
Friedrich Eichner (1951/60)
Walter Ottmar seit 1985
Helmut Diedrichs (1963/85)
- 83-
1952
Der erweckte Missionssinn der Stadtmission begann auch in der äußeren Mission Frucht zu tragen.
Von Anfang an (1951/52) half sie beim Start der neu gegründeten
Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG) mit. Als erster Missionar
der DMG wurde Arheilgens erster Prediger Helmut GÄRTNER als Missionar der Stadtmission von Arheilgen nach Spanien und Nordafrika
ausgesandt. Die Anfänge des Evangeliums-Rundfunks (ERF) entstanden durch seine Zusammenarbeit mit Mister Paul Freed von der
Trans World Radio Mission in Tanger und Wetzlar. Auch der zweite
Prediger Paul OTT ließ sich von der DMG als Missionar nach Japan
aussenden.
Die Mitglieder Drs. Hans und Irmgard ERHARD wurden als DMG-Missionare 1986 ausgesandt. Die Stadtmission ist noch heute im Vorstand und Missionsrat der DMG vertreten.
Durch die Bibelwochen der Aidlinger Schwestern STAHL, NOLLER,
WÖRLE; KRÖGER und Prediger HENSS, aber auch durch die Evangelisationen von Pfarrer ROOS und Pfarrer Dr. KLINKE kamen immer wieder
Menschen zum lebendigen Glauben.
1953
Von 1953 an fand fast jedes Jahr bis heute im Spätherbst eine
Arheilg Glaubenskonferenz statt, die meistens zwei Tage dauerte. Von 1957
bis 1980 diente an diesen Tagen meistens Oberforstmeister a.D.
Emil Kremer aus Colmar. Dieser Bruder war ein Charakter vom
Schlage der alten Kämpfer in der Gemeinschaftsbewegung. Er ließ
vor allem das Wort reden und verstand es, die Gnade in ihrem
ganzen Reichtum darzustellen. Zwei andere herausragende Persönlichkeiten, die in der Stadtmission in einer Bibelwoche dienten,
sollen hier ebenfalls genannt sein. Die erste war Pfarrer Dr. von
Eicken aus Marburg. Er war wie ein "wandelndes Lexikon"; überfließend war sein Wissen im Worte Gottes und auch auf anderen Gebieten. Die andere war Pfarrer Dr. Ernst Giese, der im zweiten
Weltkrieg erblindete und später erst Theologie studierte. Er
hatte ein so enormes Gedächtnis, daß er große Teile der Bibel
wörtlich mit Angabe der Stellen auswendig kannte. Die Bibelabschnitte, über die er sprach, "las" er aus dem Gedächtnis vor.
1957
Im Jahre 1957 übernahm die Stadtmission die Trägerschaft des Kindergartens der "Tante Mia" (Marie Büttner) in Kranichstein. Durch
die dadurch bedingte Mitgliedschaft im Landesverein für Innere
Mission wurde die Stadtmission auch Mitglied der Nachfolgeorganisation "Diakonisches Werk der EKHN".
Schwester Auguste Fritz (Malche-Schwester), die zuvor Oberin im
Erziehungsverein Neukirchen war, setzte sich in ihrem Ruhestand
ganz für die Arbeit des Herrn innerhalb der Stadtmission ein. In
ihrem hingebungsvollen Dienst war sie vielen ein Vorbild und eine
stets einsatzbereite Helferin. Sie spendete ihren Acker als
Grundstock für die Errichtung eines Gebäudes für die Stadtmission.
-84-
Schon lange war auch das Bedürfnis nach einer eigenen Versammlungsstätte wachgeworden. 1960 konnte das zentral gelegene Grundstück Frankfurter Landstr.173 von Frau Dora Dieter , einer Besucherin der Gemeinschaft (im Ev.Gemeindehaus) erworben werden.
Eine neue Bauverordnung verhinderte größere Pläne.
Der Abbruch der alten Scheune und der Aufbau des Heims geschah
ausschließlich in Selbsthilfe. Hierbei, wie auch bei der Ausgestaltung der Räume, hatte wesentlich die praktische Begabung von
1962
Prediger Christian FAUST beigetragen. Die Einweihung des neuen
Arheilg Saales fand mit einer Festansprache von Pfarrer Dr. Klinke und
mit einer anschließenden Bibelwoche von Pfarrer Neidhardt statt.
Jetzt konnte sich auch die Arbeit besser und freier entfalten.
1967
Seit 1967 gehört die Evangelische Stadtmission Da.-Arheilgen, nun
als weiterer Gemeinschaftsbezirk, wieder dem Starkenburger Gemeinschaftsverband an.
Im Jahre 1979 wurde mit einer Seniorenarbeit begonnen. Prediger
1979
Arheilg CZERWINSKI, der jetzt noch als Ruheständler mithilft, hat mit
seiner Frau wesentlich zu ihrem Gelingen beigetragen. Neben einem
stets wechselnden Programm wurde an den Seniorentreffs immer auch
als Teil der Veranstaltung ein klares Gottes Wort geboten. Das
hat Frucht gewirkt und auch den Versammlungsbesuch gebessert.
Durch die von Familie Czerwinski neu aufgebaute Kinderarbeit weitete sich die Jugendarbeit wieder aus, so daß heute die Räume zu
klein geworden sind.
Nach langjährigen Verhandlungen mit der Stadt konnte die Stadt1987
mission nun endlich gegen Ende des Jahres 1987 mit dem Bau des
neuen JUGEND-,SENIOREN- und GEMEINSCHAFTSHAUSES beginnen.
SCHNEPPENHAUSEN
Schnepph Durch eine Evangelisation 1955 entstand in Schneppenhausen ein
HAUSKREIS, der zeitweise auch als Bibelstunde gehalten wurde.
1955
Heute beteiligen sich die Geschwister von dort an den Versammlungen in Da.-Arheilgen.
GEINSHEIM
Geinsh
1956
Im Jahre 1956 fand mit dem Einverständnis des Ortspfarrers durch
Stadtmissionar Heinz WEBER mit Lehrer Adam HESS eine Evangelisation in Geinsheim statt, wobei der Pfarrer auch zugegen war.
Es kam zu einer Erweckung. Am letzten Abend wollten die meisten
Versammlungsbesucher ihr Leben mit Jesus bereinigen. Der anwesende Pfarrer aber war von diesem bewegenden Aufbruch schockiert
und hielt das wohl nicht für heilsnotwendig. Er begann gleich
früh am anderen Tag durch Hausbesuche dagegen zu arbeiten. Die
Nacharbeit war somit zum Scheitern verurteilt. Ein junger Mann
ließ sich jedoch nicht beirren. Er ist noch heute ein treuer
Jünger Jesu.
- 85-
MESSEL
Messel
1957
1988
Unter Bruder Heinz WEBER (jetzt Lehrer der Bibelschule Brake)
begannen die Bemühungen, auch den Ort Messel für die Gemeinschaftsarbeit zu erschließen. In der kleinen "Faschingshochburg"
war das aber sehr schwer. Durch eine Evangelisation von Bruder
Werner Bürklin (Jugend für Christus) im März 1957 erfolgte dann
der Durchbruch, als die Jugend im Saal in grober Weise störte und
dem Redner darüber die Tränen kamen. Mit ganzem Ernst und großer
Stille wurde darauf das verkündigte Wort respektiert. Seitdem
konnten in Messel regelmäßig wöchentlich Bibelstunden gehalten
werden, aus der dann die Gemeinschaft entstand. Außer älteren
Menschen kamen auch Jugendliche zum Glauben. Gottes Gnade, aber
auch die Dienste der Brüder Weber, Merdes, Achenbach, Wehrheim
und anderer wirkten segensreich. Es entstand eine umfangreiche
Jugendarbeit, die später vom Pfarrer in die Kirche integriert
wurde.
Heute kommen die Messeler Geschwister auch zur Stadtmission
Darmstadt-Arheilgen in die Gottesdienste und Seniorentreffen. Die
wöchentliche Bibelstunde findet neuerdings in Privathäusern
statt.
OFFENTHAL
Offenth Durch die letzte Evangelisation in Messel (1980) mit dem Martin
1980 Homann Team (JfC) entstand auch eine Bibelstunde in Offenthal.
Dazu trifft sich die Gemeinschaft regelmäßig im evangelischen Gemeindehaus.
Bezirk Stadtmission Da.-Eberstadt
Stadtmission EBERSTADT
Eberst
Der von der Stadtmission Darmstadt (1922) in die Gemeinschafts1922/24 arbeit nach Eberstadt gesandte Prediger Arthur NEUBER wurde von
dort nach erst einjähriger Tätigkeit zur Pionierarbeit nach
Ober-Ramstadt entsandt. Dort arbeitete er im Segen und baute eine große Kinder-und Gemeinschaftsarbeit auf. Auf Veranlassung von
Bruder Heldmann, dem ersten Vorsitzenden, kam Bruder Neuber 1924
wieder nach Eberstadt. Obwohl die Gemeinschaft nicht in der
Lage war für ihn eine Bezahlung aufzubringen, erfolgte dessen
Anstellung. Herr Heldmann nahm den Prediger zunächst ohne Berechnung für Kost und Logis in sein Haus auf.
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Bezirk Stadtmission Eberstadt
Bahnwärterhaus St.32 Eberstadt
Hier wohnte Fam.Johann Bastian und hirt haben 1872 die
ersten Zusammenkünfte der Evangelischen Stadtmission
Eberstadt stattgefunden.
Johann Bastian
Gründer der
Stadtmission
geb.18.10.1828
gest.25.5.1896
Haus der
Stadtmission Darmstadt—Eberstadtdüschelstraße 22
Großer Saal der Stadtmission Da:Eberstadt
Haus der
Stadtmission Pfungstadt,Mainstraße 10
Vorstand der
Stadtmission Pfungstadt
Prediger Bundeswart
Arthur Neuber
*16.5.1899
wohnh. in Eberstadt
Die Stadtmission Pfungstadt feiert ihren
195. Geburtstag — Jahresfest 1985
Die Zeit mit Prediger Arthur Neuber
1925/35 Mit Freude begann Bruder Neuber in die Gemeinschaftsarbeit einzusteigen. Mit besonderer Aufmerksamkeit und Treue widmete er sich
Eberst
dem Aufbau der Jugendgruppen.
EC
Missionarin Minna Karrer hatte bereits den Mädchenbund zum Gedeihen gebracht. Jetzt durfte Prediger Arthur Neuber freudig weiterbauen. Insbesondere nahm er den Aufbau des männlichen JUGENDBUNDES für EC in seine Hand. Durch seine evangelistische Gabe
wuchs die Gemeinschaft gut. Er wurde auch viel zu Evangelisationen im Verbandsbereich herangezogen, die oft sehr fruchtbar
waren. So evangelisierte er z.B. 1931 in fünf Orten.
Er blieb bis 1935 in Eberstadt und folgte dann einem Ruf nach
1935
Frankfurt/M. in den dortigen Gemeinschaftsverband. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er Bundeswart des Jugendbundes für EC im
Rhein-Main-Verband, wo er einen gesegneten Dienst tat. In
Darmstadt-Eberstadt lebt er noch jetzt im Ruhestand.
Der weitere Weg der Gemeinschaftsarbeit
Als Nachfolger im Dienst der Stadtmission kam Prediger Theodor
ERNST nach Eberstadt. Er war zuvor, vom Liebenzeller Missionsseminar kommend, im früheren Gemeinschaftsbezirk Lindenfels tätig
und durfte nun in eine gut im Aufbau stehende Arbeit eintreten.
Den Chor hatte schon früher der von Darmstadt zugezogene Rektor
Heinrich OSTHEIMER übernommen (1928/35), der ihn zu beachtlicher
Leistung und zu segensreichem Dienst führte. Er war zuvor in
Darmstadt im Vorstand der Stadtmission und von 1923 bis 1925 der
erste Vorsitzende des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes.
Der Weg durch schwierige Zeit
1939
1951
Der zunehmend radikal politische und antichristliche Geist unter
Hitler erschwerte Bruder Ernst die Arbeit in Eberstadt sehr. Nach
Kriegbeginn wurde er Ende des Jahres 1940 zum Militär eingezogen.
Im Juli 1945 konnte er, zurückgekehrt aus der Kriegsgefangenschaft, wieder seinen Dienst im Bezirk übernehmen. Während der
Kriegszeit füllten Schwester Hilde THIEM und einige Brüder und
Schwestern der Gemeinschaft mit ihrem Dienst die Lücke. Nach dem
Krieg gab es, wie überall, ein Aufblühen der Arbeit. Auch der Posaunenchor fand sich 1947 erneut zusammen. 1951 wurde der Name
der Gemeinschaft geändert in "Evangelische Stadtmission e.V.".
- 87 -
Aufbauzeit
1951
Eberst
Der damalige Vorsitzende, Herr Huthmann, hegte schon lange den
Wunsch nach einem eigenen Haus. Zusammen mit Bruder Ernst wurde
deshalb 1951 eine Baukasse gegründet. Es wurde fleißig gespart.
1956 Von 1955 an übernahm Bruder Peter HÜBNER den Vorsitz, und 1956
kam Prediger Klaus KUNAU in den Dienst der Stadtmission. Da bot
sich überraschend eine Gelegenheit: Die Witwe, Frau Alice Becker,
verkaufte ihr altes Haus mit Grundstück, Büschelstr.22, auf Rentenbasis an die Stadtmission.
1964
Dann war es bald soweit; im Juli 1964 wurde mit dem Bau des
Gemeinschaftshauses begonnen und am 2.Advent 1965 konnte es
bereits eingeweiht werden.
Ein unvergeßlicher Tag
1965
Unvergeßlich war für die Eberstädter Geschwister der Tag der
Einweihung: Gott hatte seinen sichtbaren Segen auf alle mühevolle
Arbeit der Stadtmission gelegt.
Am Vormittag war in der Dreifaltigkeitskirche der feierliche
Festgottesdienst mit vielen Gästen aus Kirche, Verband und Gemeinschaften. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Huthmann, Direktor der Nieder-Ramstädter Heime, der als junger Mann aus den Reihen der Eberstädter Stadtmission kam.
Später wurde nach der Schlüsselübergabe das neue Haus in der
Büschelstraße zum frohen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen eröffnet. Im großen Saal überbrachten die verschiedenen Gemeinschaften und Jugendbünde ihre Grüße. Einen besonderen Dienst leistete der Instrumentalchor Reichenbach.
Die Zeit bis heute
1966
1974
Eberst
1988
Im Jahre 1966 löste Prediger Hermann DECKER Bruder Kunau ab.
Dieser konnte sich nun, nach Abschluß aller Bauarbeiten, ganz dem
geistlichen Bauen an der Gemeinde Jesu in der Stadtmission und
dem Bezirk hingeben. Die vielfältigen Möglichkeiten des neuen
Hauses erbrachten auch eine Vergrößerung der Stadtmissionsarbeit,
wobei auch die in Pfungstadt stationierte Missionsschwester
Gertrud Seidel vermehrt mithelfen mußte. Im Jahre 1972 konnte
die Evangelische Stadtmission Eberstadt das Fest des 100-jährigen
Bestehens der Gemeinschaft feiern, woran sich noch viele gern
erinnern.
Seit 1974 ist Bruder Friedrich PFAU als Prediger in der Stadtmission und im Bezirk Da.-Eberstadt tätig. Die Schwestern Emma
Binder (1955 bis 1965), Auguste Schweikert (1977 bis 1982) und
(von 1975 bis 1987) einige Praktikanten von der Bibelschule der
Liebenzeller Mission standen den Predigern zur Seite. Seit 1983
hilft Schwester Lotte Maurer in der Stadtmission mit.
Der erste Vorsitzende ist zur Zeit Bruder Hans Jakob.
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STADTMISSION PFUNGSTADT
Pfungst Die Gemeinschaft Pfungstadt besteht schon seit 1790. Dem Verband
1924 wurde sie 1924 angeschlossen. In der erweiterten Brüderratssitzung waren die Brüder Hornung, Messer II. und Engelhard II.
anwesend.
Am 10. November 1940 konnte die Gemeinschaft mit großer Freude
1940
ihr 150-jähriges Jubiläum mit vielen auswärtigen Gästen in der
Evangelischen Kirche in Pfungstadt feiern. Dabei wurde zum ersten
Mal von Stadtmissionar Bringmann die von ihm erforschte, hochinteressante Geschichte der Gemeinschaft Pfungstadt der Öffentlichkeit dargeboten.
1954/71 Zunächst traf man sich für die Gemeinschaftsstunden im "Jüdischen
Seminar", Mainstraße 6. Dann fanden sie bis 1954 in der Städtischen Kleinkinderschule statt. Von 1954 bis 1971 versammelte
1971
bot sich
man sich bei Familie Messer, Sandstraße 29.
eine günstige Gelegenheit zum Erwerb eines eigenen Hauses. Es
war das frühere jüdische Lehrerhaus. Nach dem Kauf baute man es
mit viel Liebe in Eigenhilfe um, wobei sich die Brüder aus
Pfungstadt und Eberstadt mit Prediger Decker fleißig einsetzten.
Im Erdgeschoß entstand ein schöner Saal und im ersten Stock ein
Raum für kleinere Veranstaltungen sowie eine Wohnung.
Pfungst Die bisherigen Vorsitzenden waren die Brüder Klöppinger,Hechler,
Nungesser, Messer und seit 1965 Karl Deweid.
Es waren nacheinander folgende Schwestern aus Bad Liebenzell
stationiert: Lina Haas, Grete Suppe, Christiane Graf, Berta
Köhler, Anna Kerl, Gertrud Seidel und seit 1978 Schwester Elsmargret Ackermann.
1987
Seit 1987 nennt sich der Gemeinschaftskreis"Evangelische Stadtmission e.V.°, weil dieser Name die Arbeit am besten kennzeichnet.
Die Arbeit konnte inzwischen weiter entfaltet werden. Außer der
Gemeinschafts- und der Jugendbundstunde finden auch Chor-, Kinder-,Jungschar- und Frauenstunden regelmäßig statt.
GEMEINSCHAFT HAHN
Hahn
1922
Die Gemeinschaft Hahn besteht seit 1840. Von 1925 an gehört sie
zum Gemeinschaftsverband. Die Brüder Kehr und Grünig nahmen an
den ersten Verbandssitzungen teil. 1924 wurde der Jugendbund für
EC gegründet. Nach der Evangelisation von Prediger Neuber im
Jahre 1922 fanden die Gemeinschaftsstunden bis 1927 in der
Kinderschule statt. Danach traf man sich im Jugendbundheim bei
Familie Link, Obergasse 10 und später bei Familie Maus, Kirchweg.
1988 Seit dem Zweiten Weltkrieg bis 1981 fanden die Stunden wieder im
Kindergarten, Gernsheimer Straße 31, statt. Auch der Jugendbund
versammelte sich dort regelmäßig.. Seit 1981 sind die Gemein-89-
schafts-,Jugend-,Teenager- und Kinderstunden in der Gernsheimerstraße 51 bei Familie Kehr. Der erste Vorsitzende, Bruder
Friedrich KEHR, ist zugleich auch der Vorsitzende des Bezirks
Stadtmission Da.- Eberstadt.
ESCHOLLBRÜCKEN
Eschollb Im Januar 1935 evangelisierte Prediger Neuber in Eschollbrücken.
1933/39 Daraufhin kam ein Bibelstundenkreis zustande, der sich regelmäßig
versammelte. In den Jahren 1936 und 1937 war dieser durch die
Brüder Blumenschein und Leichtweiß im erweiterten Brüderrat des
Verbandes vertreten. Die Bibelstunden fanden von 1920 bis 1960 im
Hause Leichtweiß in der Hintergasse statt.
BOBSTADT, EINHAUSEN, LORSCH
Bobst
Einhaus
Lorsch
1933
Die schon seit längerer Zeit bestandenen Gemeinschaften BOBSTADT,
EINHAUSEN und LORSCH schlossen
sich 1933 dem Starkenburger
Gemeinschaftsverband an. Sie zählten damit zum Gemeinschaftsbezirk Eberstadt.
Nach Ausbruch des Krieges (1939) konnten sie aber wegen der
schwierigen Verkehrsverhältnisse nicht mehr bedient werden. Weil
nach dem Krieg von keiner Seite mehr Verbindungen aufgenommen
wurden, gehören diese Gemeinschaften nicht mehr zum Verband.
NIEDER-BEERBACH
N-Beerb In Nieder-Beerbach lebte in früherer Zeit ein gläubiger Mann
1912
namens SCHWINN, an den wir uns hier besonders erinnern müssen. Er
war ein einfacher und origineller Zeuge Jesu Christi. Man nannte
ihn "den Käsemann", weil er mit einem kleinen Kastenwagen, der
von einem Pony gezogen wurde, um das Jahr 1912 in regelmäßigen
Abständen durch die Dörfer des Odenwaldes fuhr. Er holte von den
Bauern Käsematten, aus denen er zu Hause Handkäse zum Verkauf an
die Wirtshäuser herstellte. Den Buben und Mädels, die sein
Gefährt stets umringten, erzählte er viel von Jesus. Er nützte
seine Verkaufstätigkeit auch dazu, um allen Leuten, zu denen er
kam, von seiner Erlösungsfreude
weiterzusagen. Sein Körper war
schwächlich und sein Lebensweg führte ihn durch viel Leid. Aber
dennoch war er ein fröhlicher Christ und voll Gottvertrauen.
In seinem Hause hielt der Reiseprediger Oskar SCHMITT monatlich
die Stunde und am ersten Jahresfest des kleinen Gemeinschaftskreises gab es selbstverständlich Käsekuchen. In Wurzelbach erinnert man sich noch an seinen Ausspruch "Wenn ihr hört, der Käsemann ist gestorben, so geht in eure Kammer, holt ein Singbuch
und singt laut Lob- und Danklieder, denn der Käsemann ist im
Himmel".
1932
Im Laufe des Jahres 1932 konnte durch Prediger Neuber in Nieder- 90-
N-Beerb Beerbach eine neue Gemeinschaftsarbeit begonnen werden. Nach 1950
fand dort eine Evangelisation statt.
Heute besteht diese Gemeinschaft nicht mehr.
1988
GEMEINSCHAFT STETTBACH
Stettb
1932
1988
Im Jahre 1932 entstand durch Prediger Neuber auch eine kleine
Gemeinschaft in Stettbach. Noch im gleichen Jahr traf sich der
Bezirk Eberstadt hier zu einem Waldfest am 2. Pfingstfeiertag,
was in den folgenden Jahren öfter wiederholt wurde.
Die 14-tägigen Bibelstunden finden heute beim Gemeinschaftsleiter, Jakob Ruths, Höhenstraße 8, statt.
GEMEINSCHAFT ELMSHAUSEN
Etwa 1895 fanden in Elmshausen die erstem Stundenversammlungen
Elmsh
in der Papiermühle Tempel statt. Sie wurden von dem Reiseprediger
etwa
1895
SCHMIDT vom Verein für Innere Mission in Mannheim (Wißwässersche
Elmsh
Gemeinschaft) gehalten. Zu diesen Versammlungen kamen auch EinBeedenk wohner aus dem Kirchspiel Beedenkirchen, die es von den Reichenbachern erfuhren, welche auch dort hingingen. Solange Bruder
Schmidt diese Predigtreisen zu Fuß machen konnte (bis 1911), traf
man sich auf diese Weise einmal monatlich in Elmshausen zu diesen
Bibelstunden.
Aus der folgenden Zeit liegen keine Berichte vor. Später gehörte
die Gemeinschaft dem früheren Bezirk Lindenfels an. Sie wurde von
den Predigern Ernst und Forster von dort aus betreut. Von 1939 an
übernahm der Bezirk Eberstadt diesen Kreis.
1988
Die wöchentlichen Gemeinschafts-, Bibel-und Kinderstunden finden
heute in der Kinderschule statt.
GEMEINSCHAFT REICHENBACH
Reichenb Von 1895 an wurden die ersten Bibelstunden in Reichenbach durch
1895 den Reiseprediger Oskar SCHMIDT gehalten. Ab 1896 bis etwa 1925
fanden die Versammlungen einmal monatlich im Hause von Philipp
HECHLER statt. Hier war auch die Sonntagsschule.
Nachfolger von Bruder Schmidt war Bruder HELD, der dann bis etwa
1947 die Gemeinschaftsstunden hielt. Ab und zu dienten auch
Bruder Brück
aus
Nieder-Ramstadt und Bruder
Hechler aus
Pfungstadt.
dem
ersten
Vor
Weltkrieg
fand
die
erste
Evangelisation von EC-Reisesekretär LAUS statt.
1918
Am 30.6.1918 war die Gründung des EC-JUGENDBUNDES.
1924 fand eine Evangelisation mit Prediger Göttler statt; dabei
kamen mehrere Leute zum Glauben. Damals wurde der Wunsch laut,
die Versammlungen wöchentlich stattfinden zu lassen. Frau Elise
Hechler stellte der Gemeinde einen leerstehenden Kuhstall zum
Umbau zur Verfügung. Der Gemeinschaftssaal wurde darin vom
-91 -
Jugendbund in Eigenleistung erstellt. 1924 bis 1930 war Missionar
Jakob Grohmann in Hoxhohl stationiert; er hielt auch in Reichenbach des öfteren Bibelstunden.
1927
Bruder Mink vertrat die Gemeinschaft Reichenbach bereits 1927 bei
Reichb
einer erweiterten Brüderratssitzung des Gemeinschaftsverbandes.
Nach mündlicher Überlieferung soll dieser Bruder später eine charismatische Prägung angenommen und eigene kleine Kreise gegründet
haben. Dies brachte den davon berührten Gemeinschaften Probleme,
die durch intensive Betreuung mit Gottes Hilfe überwunden wurden.
1929/39 Von 1929 bis 1935 betreute Bruder Theodor Ernst, der damals im
EC neuen Bezirk Lindenfels arbeitete, die Gemeinschaft Reichenbach.
Danach bis 1939 tat sein Nachfolger, Prediger Forster, diesen
Dienst. Von 1929 bis 1941 unterhielt die Gemeinschaft auch einen
KINDERGARTEN im eigenen Sälchen. Es dienten die Schwestern Emma
Adam, Berta Neth und Paula Fuchs.
Während des Krieges wurde die Gemeinschafts- und Jugendbundarbeit
von Schwester Paula Fuchs geleitet.
Nach 1945 kamen die Brüder Westenberger (Allertshofen) und Krämer
(Klein-Bieberau) nach Reichenbach.
1950 wurde Reichenbach dem Bezirk Eberstadt angeschlossen und
nacheinander von den Brüdern Ernst, Kunau, Decker und Pfau
1947/88 betreut. Seit 1947 finden regelmäßig wöchentlich die Gemeinschafts-, Gebets-, Frauen-, Jugendbund-, Jungschar- und Kinderstunden im Evangelischen Gemeindehaus statt.
GADERNHEIM
Gadernh Die ersten Bibelstunden in Gadernheim wurden ab 1906 bei Familie
1906/25 Müller/Böhm von dem Reiseprediger Oskar SCHMIDT gehalten. Als
dieser die weiten Reisewege für seine Missionsarbeit nicht mehr
machen konnte, kamen nach ihm die Prediger Held, Senk, Maier und
Hoffmann, um in den Versammlungen mit dem Wort zu dienen. Dazu
traf man sich von 1906 bis 1965 monatlich bei Familie Müller.
1930/79 Von 1930 an fanden außerdem bei verschiedenen Familien Gemeinschaftsstunden statt, die von den Predigern Ernst, Forster,
Westenberger und Krämer des damals neuen Bezirkes Lindenfels gehalten wurden. .
1976 hielt Prediger Friedrich Pfau aus Eberstadt eine Evangelisation in der Kirche. Seit der Zeit kam er in Abständen nach
Gadernheim, um die Bibelstunde zu halten. Außerdem kam noch immer
Bruder Hoffmann aus Mannheim monatlich einmal zu diesem Dienst.
Als er nicht mehr kommen konnte, wurde die Bibelstunde vom
Gemeinschaftsbezirk Eberstadt übernommen. Seit 1979 wird sie in
Abwechslung mit dem Ortspfarrer gehalten.
Auf Bitten von Pfarrer Runge wurde 1980 auch ein Jugendkreis
1980
Gadernh angefangen.
Heute finden die Bibel-, Jugend- und Kinderstunden im Evange1988
lischen Gemeindehaus statt.
-92-
GEMEINSCHAFT LINDENFELS UND FRÜHERER BEZIRK
Lindenf Durch die Pionierarbeit von Schwester Emma fanden von 1920 an die
ersten Gemeinschaftsstunden in Lindenfels statt. Danach ver1920
tiefte Schwester Elise Zuber, die in Auerbach stationiert war,
die Arbeit. Sie sorgte dafür, daß Prediger Nöll von Bad Liebenzell ab 1924 die Gemeinschaft weiter betreute.
1924
Die Stunden waren im Hause Pfeiffer(Metzgerei) in der Nibelungenstraße. Leider kam es Mitte der fünfziger Jahre zur Trennung
innerhalb der Familie Pfeiffer.
Im Jahre 1930 wurde Prediger ERNST, frisch von der Missionsschule in Bad Liebenzell kommend, in Lindenfels stationiert. Er
setzte in den bisher genannten Orten die Arbeit fort. In den
nördlicher gelegenen Orten arbeitete Prediger Krämer, GroßBieberau.
1931 gründete sich der Bezirk Lindenfels. Die Arbeit entwickelte
1931
sich gut, so daß Bruder FORSTER (1934) zusätzlich als Prediger
eingestellt wurde. Nach Versetzung von Bruder Ernst in den Bezirk
Eberstadt (1935) kam Prediger MÜLLER als zweite Kraft. Nachdem
dieser 1937 die Arbeit wieder verlassen hatte, arbeitete Bruder
KRÄMER aushilfsweise in Lindenfels mit.
Als bei Kriegsausbruch Bruder Forster als Schweizer in sein Land
1939
zurückging, mußte die Arbeit im Bezirk aufgeteilt und von anderen
Brüdern mitversorgt werden.
1940
Die Gemeinschaft in Lindenfels wurde dann von Prediger Krämer
mitversorgt, bis er 1940 zum Heeresdienst eingezogen wurde. Bis
zu seiner Entlassung (1945) half Bruder Kreyscher in großer Treue
aus.
1954
Nachdem 1954 Trübungen im Verhältnis des Verbandes zu Bruder
Lindenf Krämer wegen dessen Verbindung zu pfingstlerischen Kreisen auftraten, und die Arbeit erschwerten, wurde die Gemeinschaft in
Lindenfels vom Bezirk Eberstadt bedient.
1988
Heute treffen sich die Gemeinschafts-, Bibel-, Gebets-, Jugendund Kinderkreise im Evangelischen Gemeindehaus.
WINKEL
Winkel
1933
Auch in Winkel bei Lindenfels bestand 1933 ein Gemeinschaftskreis, der aber heute leider nicht mehr existiert.
- 93-
Gemeinschaftsbezirk Mühltal
GEMEINSCHAFT NIEDER-RAMSTADT
mit Ausblicken in die Bezirksarbeit
N-Ramst An der Neubelebung der Gemeinschaft war Prediger BRÜCK in seiner
14-jährigen Tätigkeit in Nieder-Ramstadt maßgeblich beteiligt.
1924
Im Herbst 1924 ging er in eine andere Arbeit ins Siegerland.
Die Jahre nach der Inflation.
1924/26 Die Finanzlage war, wie auch in anderen Gemeinschaften ein Jahr
N-Ramst nach der Inflation so schlecht, daß man zunächst erwog, keinen
0-Ramst Prediger mehr einzustellen. Aber Gott schenkte die notwendige
G-Bieb Gewißheit, und man wagte es nun doch, im Vertrauen auf des Herrn
Beistand. Man berief Prediger Konrad MAUTHE von der Basler Mission als Nachfolger. Und der Herr war treu. Er belohnte das Vertrauen mit reichem Segen. Prediger Mauthe (1924/26 in NiederRamstadt) förderte die Chorarbeit sehr. Die Gemeinschaftsarbeit
erfuhr eine weitere Ausdehnung, weil die Gemeinschaften in GroßBieberau und Ober-Ramstadt, wo Bruder Neuber schon Pionierarbeit
getan hatte, dem Gemeinschaftsbezirk angegliedert werden
konnten.
Doch dem Aufblühen und Wachsen der Gemeinschaft folgte ein spürbarer Rückgang, der sich allgemein in nachlassenden Versammlungsbesuchen zeigte. Dadurch gingen natürlich die Opfergaben zurück. Auch die Zeit der großen Arbeitslosigkeit, mit der damit
verbundenen großen Not, wirkte sich aus, so daß die Gemeinschaft
zeitweise vor große finanzielle Probleme gestellt war. Aber
gerade in dieser Zeit wurde die Hilfe des Herrn in besonderer
Weise erfahren.
1930/34 Prediger Egon ANDERS (1930/34), der von der Stadtmission DarmN-Ra stadt übernommen wurde, hatte eine besondere Gabe für die Jugendarbeit. Das zeigte sich auch am Besuch der Sonntagsschule, die
bald ca. 90 Kinder umfaßte. Bruder Anders versuchte auch die
Gemeinschaftsarbeit auszudehnen.
Der schwierige Weg durch die antichristliche Zeit
1936
Die Gemeinschaftsarbeit konnte im Verlauf ihrer Geschichte, mit
Ausnahme gelegentlicher Störungen in ihrer Anfangszeit, ohne
andere nennenswerte Behinderungen von außen verrichtet werden.
Das änderte sich jedoch mit den Restriktionen während des
-94-
Gemeinschaftsbezirk Mühltal
Reiseprediger Oskar Schmidt
gest. 1.6.1915
Dipl.—Ing. Peter Krauter
I. Vorsitzender von
1925 bis 31.5.1968
Gemischter Chor
1925
Posaunenchor (ca. 1939)
von links nach rechts,hintere Reihe:Georg Becker,Hans Schneider
Karl Becker,Heinrich Pfeifer,Valentin Nollert (Dirigent)Hans Nollert,
Hermann Heppenheimer,Karl Burkhardt,Eduard Dörr;
vordere Reihe:Phil.Riedel,Mathäus Burkhardt,Friedrich Nollert,
Hans Scheuermann,Gustav.Becker,Ludwig Riedel,Heinr.Weyrauch
Kindergartengruppe anläßlich des 77. Geburtstages von
Herrn Carl Doerr (16.3.1939)
beim 90.Jahresfest am 20.6.1976
v.l.n.r:Prediger Kenntner,Pfr.Frick,Pfr.Heimbucher (Präses d.
Gnadauer Verbandes),Evangel.Willi Buchwald,Prediger Heck
Prediger Guthof,Prediger Westernacher
Das Vereinshaus 1908
Das Gemeinschafftshaus im Hagre 1987
"dritten Reiches" (NS-Zeit). Zunächst war der Männer- und Jünglingsverein betroffen, der im November 1936 aufgelöst werden
mußte. Er wurde in die Gemeinschaft eingegliedert, auch das Vereinsvermögen ging an sie über.
N-Ramst Die Übernahme der Kindergartenarbeit durch die "braunen Schwe1937 stern" konnte 1937 zunächst noch durch die Bildung eines KINDERGARTENVEREINS unter Vorsitz des damaligen Ortspfarrers, Wilhelm
Röhricht, abgewendet werden. Im Jahre 1941 wurde sie aber doch
durch staatlichen Zugriff der NS-Volkswohlfahrt unterstellt.
1937 Auch die Sonntagsschule war bedroht. Um dem zu erwartenden Verbot
zu entgehen, wurde 1937 die Arbeit auf Empfehlung von Pfarrer
Röhricht von der Kirchengemeinde übernommen und als Kindergottesdienst weitergeführt. Noch stand der Gemeinschaft das Vereinshaus
für ihre Stunden zur Verfügung, die wie gewohnt gehalten werden
konnten.
Die Kriegszeit (1939-1945)
1939
EC
1941
Rohrb
Asb
1942
N-Ra
Der Kriegsbeginn brachte weitere Erschwernisse. Prediger FRICK,
der 14 Jahre in Nieder-Ramstadt tätig war, widmete sich mit großem Einsatz der Arbeit in den Gemeinschaften. Auf seine Initiative hin ist der damals noch bestehende Jungfrauenverein 1940
dem Deutschen EC-Verband angegliedert worden.
In Wembach mußten die Stunden 1941 leider eingestellt werden.
Dafür kamen aber Rohrbach und vorübergehend auch Asbach neu hinzu.
Während des Krieges wurde 1942 im Vereinshaus der große Saal mit
Nebenräumen und Küche für die Unterbringung von sogenannten Ostarbeiterinnen beschlagnahmt. Weitere Probleme brachte 1943 die
Einberufung von Prediger Frick zum Militärdienst. Beides hatte
die Gemeinschaftsarbeit sehr stark behindert und ihr einen spürbaren Rückschlag gebracht. Dennoch konnte die Arbeit unter
schwersten Bedingungen in kleinerem Rahmen fortgesetzt werden.
Die älteren Laienbrüder sprangen in die Lücke; auch Pfarrer
Röhricht und der von Idar-Oberstein evakuierte Prediger Leser
unterstützten die Gemeinschaftsarbeit. Die Gemeinschaft fand dankenswerter Weise zunächst ihre Bleibe im Evangelischen Gemeindehaus, bis auch hier russische Fremdarbeiter untergebracht wurden. In einem Zimmer der Kinderschulschwester in der Dachgeschoßwohnung des Vereinshauses waren die Stunden wegen notwendiger
Evakuierungen nur kurze Zeit möglich. Dann aber konnte die Sakristei der Ortskirche mitbenutzt werden.
Nach Kriegsende (1945 - 1970)
Durch die anfangs verhängte Ausgangssperre kam die Gemeinschaftsarbeit vorübergehend ganz zum Erliegen. Bis zur Freigabe der
eigenen Räume im Vereinshaus (1946) waren die Stunden vorübergehend in dem Gemeindehaus in der Schillerstraße und zeitweilig
- 95-
auch in der Wohnung von Bruder Frick. Das Erdgeschoß des Vereinshauses war in dieser Zeit durch das Ernährungsamt und das Katasteramt belegt.
Im Oktober 1946 konnte die Gemeinschaft endlich wieder ihre eige1946
N-Ra
nen Räume übernehmen. Das brachte allen Arbeitszweigen einen
spürbaren Aufschwung.
Bruder Frick begann, im Juli 1945 aus der Kriegsgefangenschaft
zurückgekehrt, die Arbeit neu aufzubauen. Der gemischte Chor und
der Posaunenchor nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf. Jugendfreizeiten und Evangelisationen konnten erneut durchgeführt werden.
Sängerfeste und Gemeinschaftskonferenzen, die Höhepunkte der Gemeinschaftsarbeit, fanden wieder statt. Bei diesen Anlässen setzten sich die Chöre tatkräftig ein.
1946
Bruder Frick hielt in verschiedenen Orten Volksmissionswochen und
N-Ra
Evangelisationen. Doch gab es neben diesem erfreulichen Neubeginn
auch Rückschläge. So waren die Aktivitäten der GemeinschaftskreiWaschb
Spachb
se in Waschenbach 1947 und Spachbrücken 1948 leider wieder ein1952/54 geschlafen.Nach den Jahren des Wiederaufbaus der GemeinschaftsarN-Ra
beit erfolgte 1952 die "Wachablösung" durch Prediger Johannes
Gundh
HECK. Hinzu kamen nun noch die Gemeinschaften in Gundernhausen
Allerts 1954, Allertshofen 1956 und Groß-Zimmern 1957. Vorübergehend
G-Zi konnten auch in Ober-Modau und Rodau Stunden gehalten werden. In
0-Modau diesen Diensten standen Bruder Heck auch immer einige LaienRodau brüder zur Seite. Besonders sei der schon vor langer Zeit heimgegangene Bruder Johannes BORGER aus Hoxhohl genannt, den älteren
Geschwistern noch als "Borjer Hannes" bekannt. Er brachte in seiner originellen Art eine tiefgründige Wortverkündigung, woran
sich noch viele dankbar erinnern.
1953
Eine besondere Förderung erfuhr die Jugendarbeit durch Evangelist
Willi BUCHWALD, heute im Missionswerk Neues Leben tätig, der 1953
nach Nieder-Ramstadt kam und tatkräftig die Gemeinschaftsarbeit
unterstützte, bis er 1956 seine Ausbildung in der Bibelschule
Bergstraße begann.
1958
Für nur vier Jahre kam dann 1958 Bruder I. KENNTNER in die GeN-Ra
meinschaftsarbeit. Es zeigte sich insgesamt eine Neubelebung. So
Reinh
erfuhr besonders der Kreis in Reinheim nach einer ZeltevangeliGeorgh
sation mit Bruder Willi Buchwald einen erheblichen Zuwachs. Leider löste sich aber die Gemeinschaft in Georgenhausen im Jahre
1958 wieder auf.
1962
Der Beginn des Dienstes von Bruder M.GUTHOF im Jahre 1962 wirkN-Ra
te sich sehr förderlich für die Jugend- und Jungschararbeit aus.
Frankh
Auf seine Initiative geht auch der JUNGSCHARTAG zurück, der noch
heute auf Kreisverbandsebene jährlich stattfindet. Eine Neuerung
waren die evangelistischen Veranstaltungen für türkische Gastarbeiter, die ab 1969 in Zusammenarbeit mit der SüdosteuropaMission durchgeführt wurden. Der kleine Kreis in Frankenhausen
aber mußte aufgegeben werden, weil die letzten Besucher verzogen
oder gestorben waren.
1968
Der über viele Jahre hin erste Vorsitzende der Gemeinschaft, Bruder Peter KRAUTER, legte 1968 aus Altersgründen sein Amt nieder.
Während mehr als vier Jahrzehnte hatte er die Gemeinschaft in
-96-
großer Treue mit viel Einsatz an Zeit und Kraft geleitet. Am
4.7.1981 ging er heim zu seinem Herrn. Nach ihm trat Bruder
Gerhard BECKER mit sehr umsichtigem Engagement an seine Stelle.
Die Entwicklung in neuerer Zeit (ab 1971)
N-Ramst Infolge des Predigerwechsels trat Bruder Ernst WESTERNACHER 1971
1971 seinen Dienst im Gemeinschaftsbezirk an. Unter seiner Leitung gedieh die Jungschararbeit sehr, so daß sie in mehrere Gruppen aufgeteilt werden mußte.
Die schon lange erwogenen Bauplanungen sollten nun endlich
Gestalt annehmen. Man entschloß sich letztlich zum Anbau eines
großen Saales mit Küche und Wohnung. Im September 1977 gab es den
ersten Spatenstich. Durch einen großen Teil von Eigenleistung
blieben die Baukosten noch unter dem geschätzten Betrag.
1979 Am 1. Advent 1979 wurde der Neubau in Anwesenheit des Landrates
und vieler Gäste aus den Gemeinschaften des Verbandes eingeweiht.
Der Festredner Pfarrer Wilfried Reuter wünschte, daß das neue
Haus eine Begegnungsstätte mit Jesus werden möge.
1978
Die Arbeit im Gemeinschaftsbezirk erlebte durch die Jahrzehnte
hin eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, mit freudigen Entwicklungen aber auch leidvollen Rückschlägen. Die 1978 hoffnungsvoll
begonnenen kleinen Kreise in Semd und Habitzheim lösten sich
leider wieder auf. Auch der Gemeinschaftskreis in Reinheim, von
dem Bruder Westernacher bereits Anfang 1977 feststellte, daß er
"sehr klein und die Arbeit sehr schwierig " sei, mußte aufgegeben
werden.
1980/88 Im Jahre 1980 feierte der Jugendbund für EC Nieder-Ramstadt sein
EC 4o-jähriges Bestehen. Er hatte sich unter Leitung von Michael
Becker in den letzten Jahren erfreulich entwickelt und wurde von
bis zu 60 Jugendlichen besucht. Da sich bis zu 35 Mitarbeiter
bereitstellten, konnten seit 1978 regelmäßig FERIENSPIELE für
Mühltaler Kinder angeboten werden. Das ansprechende Programm erfreut sich großer Beliebtheit. Bis zu 180 Kinder nehmen daran
teil. Das wichtigste Ziel dieser Spiele ist, die Kinder mit dem
Wort Gottes zu erreichen.
1982
Am Ende seiner aktiven Zeit konnte Bruder Westernacher auf einen
Stab von 100 Mitarbeitern schauen, die sich für die verschiedenen
konkreten Aufgaben hatten rufen lassen. Den Anstoß bekamen die
meisten durch sein beharrliches Bitten. Eine besondere Freude
war für ihn, daß am Tage seines eigenen Abschieds (August 1982)
drei Jugendbündler in eine Bibelschule eintraten: Birgit Becker,
Rene Bredow und Matthias Riegel.
Noch im gleichen Jahr feierte der Posaunenchor sein 80-jähriges
Bestehen. Das Jubiläumsfest wurde in Form einer Posaunenfeierstunde mit 22 Bläsern in der evangelischen Kirche begangen.
1984
Da die Arbeit des Bezirks immer umfangreicher wurde, gab man sich
im August 1984 mit einer Satzung eine neue Grundlage. Demnach ist
der Vorsitzende der Gemeinschaft Nieder-Ramstadt nicht mehr
-97-
zugleich auch der Bezirksvorsitzende. Der erste Bezirksleiter,
den ein auf breitere Basis gestellter Brüderrat wählte, wurde
Bruder Dr.Heinz BÜCHSEL aus Modautal-Allertshofen.
In diesem Jahr kam auch Prediger Dietrich MANTEV neu in den
Bezirk. Zum Gemeinschaftsbezirk Mühltal zählten zu dieser Zeit
folgende Gemeinschaften:
Allertshofen
Beedenkirchen
Brandau
Groß-Bieberau
Groß-Zimmern
Gundernhausen
Nieder-Ramstadt
Ober-Ramstadt
Rohrbach
Traisa
Im folgenden Überblick soll zu der Geschichte dieser Orte einiges
ergänzt werden:
GEMEINSCHAFT ALLERTSHOFEN-BEEDENKIRCHEN (Modautal-Lautertal)
mit den Orten Wurzelbach, Schmalbeerbach,Hoxhohl und Brandau
Als die Einwohner aus dem Kirchspiel BEEDENKIRCHEN von den Stundenversammlungen erfuhren, die der Reiseprediger Oskar SCHMIDT in
der Papiermühle Tempel in Elmshausen und auch in Reichenbach alle
vier Wochen hielt, gingen einige von ihnen nach Elmshausen, um
den kraftvoll sprechenden Redner zu hören. Ein Mann namens Kegeis
aus SCHMALBEERBACH lernte hier um 1900 Bruder Schmidt kennen und
lud ihn ein, auch in seinem Hause eine Bibelstunde zu halten.
Bruder Kegeis war mit Philipp Bitsch aus Allertshofen befreundet,
und erzählte ihm von diesem merkwürdigen Mann, der so viel von
der Bibel wußte und den er auch unbedingt kennenlernen müsse. In
vier Wochen käme er zu ihm nach Schmalbeerbach zu Besuch, da
müsse er dabei sein. Vater Bitsch kam und Bruder Schmidt sprach
von Jesus dem Erlöser. Als Bruder Bitsch sich abends verabschiedete, sagte er beiläufig zu Bruder Schmidt, daß er ihn in
Allertshofen auch einmal besuchen könne. Er dachte aber keinesfalls an eine Versammlung, denn die wollte er in seinem Hause
nicht haben. Aber es kam anders.
Bei seinem Besuch in Allertshofen bat Bruder Schmidt Frau Bitsch,
in der Nachbarschaft zu der am Abend stattfindenden Versammlung
einzuladen. Als Vater Bitsch vom Feld heimkam, fand er alles für
die Bibelstunde vorbereitet und fügte sich. Seit dieser ersten
Versammlung war Bruder Schmidt ein gern gesehener Gast in
Allertshofen, wo er dann auch jeden Monat eine Bibelstunde veranstaltete.
Im Jahre 1910 begann Prediger Brück aus Nieder-Ramstadt in
Allertshofen mit einer Sonntagsschule für Kinder.
Im Jahre 1911 gründete Lehrer HILD aus Neunkirchen im Hause
1911
EC
Bitsch den Jugendbund für EC. Sooft er konnte, hielt er auch am
Allerts Sonntag die Stunde.
1913
In Hoxhohl fand 1913 mit EC-Bundeswart LAUS das erste HIMMELFAHRTSTREFFEN der Jugendbünde für EC in der Scheune von Familie
Hoxh
Speckhardt statt.
Um
1895
Beedenk
Elmsh
Reichb
Um
1900
Schmalb
Allerts
-98-
Im Jahre 1914 erwarb Adam Hoffmann einen Hof mit Gastwirtschaft
in Allertshofen. Noch im gleichen Jahr wurde der Wirtshaussaal
als Gemeinschaftssaal durch Prediger Held, der seit 1912 als
Nachfolger von Bruder Schmidt monatlich kam, eingeweiht. Hier
dirigierte Philipp Bitsch auch den gemischten Chor, der schon damals aus 18 Personen bestand. Dies Haus wurde später
EC-FREIZEITHEIM und TAGUNGSSTÄTTE
des EC-Landesverbandes Rhein-Main-Saar. Zunächst stellte Bruder
Hoffmann das Dachgeschoß und später auch den ersten Stock des
Hauses den Jugendbündlern zur Verfügung, die alles mit viel Liebe
in Selbsthilfe zum Freizeitheim umbauten. In den späteren Jahren
(1951) verkaufte sein Sohn das ganze Anwesen an den EC-Landesverband, so daß durch einen weiteren Ausbau noch erheblich mehr
Raum gewonnen werden konnte. Heute stehen den Jugendbünden, aber
auch den Gemeinschaften für Freizeiten 80 Betten zur Verfügung.
Das TREFFEN DER GENERATIONEN
Allerts Seit 1914 fanden die Himmelfahrtstreffen der Jugendbünde für EC
in Allertshofen in den oben genannten Räumlichkeiten statt.
Diese Treffen wurden immer beliebter und wurden bald zu einem
Treffen der Generationen, wo sich junge und auch ehemalige EC-ler
und Gemeinschaftsleute zu fröhlichem Miteinander von weither
zusammenfanden. Die Teilnehmerzahl wuchs so stark, daß man bald
ein Zelt und später auch die Scheune dazu in Anspruch nehmen
mußte.
Seit einer Reihe von Jahren wurde das Treffen aus Platzmangel in
die Modauhalle nach Nieder-Modau verlegt. Doch auch diese Halle
war bei den Treffen meistens wieder voll besetzt.
Doch kehren wir zurück zur Geschichte der Gemeinschaft in
Allertshofen. Während des Ersten Weltkrieges wurde Bruder Held
eingezogen. Damit blieb in Allertshofen die Verantwortung für die
Bibelstunden den Daheimgebliebenen überlassen. Die Brüder Bitsch
und Hoffmann aus Allertshofen, Bruder Speckhardt aus Hoxhohl und
Bruder Fuchs aus Wurzelbach übernahmen diese Aufgabe gerne. Ab
und zu halfen auch der alte Bruder Sauerwein aus Gundernhausen
und Pfarrer Deggau von Beedenkirchen aus.
Nach Kriegsende heiratete Johannes Borger aus Gadernheim Margarete Fuchs aus Wurzelbach und kaufte 1920 das Speckhardtsche
Anwesen in Hoxhohl. Er war ein tiefgründiger beliebter Redner,
der stets bereit war, im Dienst mit dem Wort zu helfen.
Bruder Adam Hoffmann hatte ein brennendes Herz für die Evangeli1921
sierung des Odenwaldes. Er sorgte dafür, daß Prediger NÖLL 1921
Allerts vom Brüderhaus Liebenzell nach Allerthofen kam, um zunächst hier
0-Moss im vorderen Odenwald zu arbeiten. Bruder Nöll gründete mehere Gemeinschaften und Jugendbünde. 1923 setzte Bruder KREYSCHER von
Ober-Mossau aus die Pionierarbeit im Odenwald fort und Bruder
Nöll wurde Bundeswart im Landesverband des Jugendbundes für EC.
Von 1925 bis 1929 bereiste Prediger WESTENBERGER von Allertshofen
aus den gesamten Odenwald und hielt auch Bibelstunden.
1914
-99-
Lindenf Von 1929 an arbeiteten die Brüder ERNST, KRUMMHOLZ und FORSTER
Hammelb von Lindenfels im vorderen Odenwald und kamen dabei bis HammelHilters bach und Hiltersklingen. Von 1937 bis 1939 teilten sich die
Prediger Forster und Krämer den Predigtdienst. Von 1920 bis zu
dieser Zeit hatte Reiseprediger Held alle vier Wochen donnerstags
treu die Bibelstunden in Allertshofen gehalten.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges veränderte jedoch die
1939
Allerts Verhältnisse völlig. Prediger Förster ging zurück in die Schweiz.
Michels Fast alle Prediger im Gemeinschaftsbezirk wurden Soldaten, und
Beedenk auch die Gemeinschaft Allertshofen war wieder auf Selbsthilfe
Wurzelb durch Laienprediger angewiesen. Dankenswerterweise nahm sich
Schmalb Prediger Kreyscher aus Michelstadt den verwaisten Gebieten des
Hoxhohl Odenwaldes an. Dabei reiste er mit dem Fahrrad von Ort zu Ort und
hielt auch in Allertshofen mindestens einmal im Monat die
Gemeinschaftsstunde.
Nach Kriegsende normalisierte sich auch das Gemeindeleben in der
landeskirchlichen Gemeinschaft Allertshofen mit den Orten Beedenkirchen, Wurzelbach, Schmalbeerbach und Hoxhohl. Die Betreuung
erfolgte wieder wie früher. 1951 trat jedoch Prediger Westenberger in den Kirchendienst und später folgte auch Prediger
Krämer einem Ruf als Reiseprediger und Evangelist. Somit war die
Gemeinschaft wieder auf Selbsthilfe angewiesen. Alle vier Wochen
jedoch kamen noch die Reiseprediger aus Mannheim .
Seit 1956 betreut der heutige Bezirk Mühltal die Gemeinschaft in
1956
Allertshofen.
1981
Mühltal
Im Juli 1981 organisierten sich diese Gemeinschaftskreise als
"LANDESKRICHLICHE GEMEINSCHAFT MODAUTAL-LAUTERTAL e.V.".
Als Vorsitzende wurden Dr.Rolf Hartmann und Teophil Krämer gewählt.
Brandau In Brandau war vermutlich 1927 schon ein kleiner Gemeinschafts1927/82 kreis vorhanden, denn in diesem Jahr nahm Herr Lortz aus Brandau
an einer Verbandssitzung teil. 1956 fand hier eine EC-Zeltmission
und 1982 in der Halle des Bürgerhauses eine Evangelische Woche
mit EC-Bundeswart Rainer Zelewske statt. Endlich war es gelungen
auch hier wieder einen Kreis von Jesus-Nachfolgern zu versammeln.
Allerts Heute finden regelmäßig an jedem Sonntagabend GemeinschaftsstunBeedenk den statt, die abwechselnd in den Orten Allertshofen, BeedenBrandau kirchen und Brandau gehalten werden. In Allertshofen finden
außerdem Jungschar-, Jugendbund- und Bibel-Gebetsstunden sowie in
Brandau eine Jungscharstunde statt.
Ein großer Wunsch der Gemeinschaft ist es, bald einen eigenen
Versammlungsraum zu haben.
-100-
GROSS-BIEBERAU
G-Bieb
1925
Schon bei der Verbandsgründung bestand eine Gemeinschaft. Sie
wurde von Bruder Schnellbächer vertreten. 1925 wurde der Kreis
dem heutigen Bezirk Mühltal angegliedert. Heute finden wöchentlich eine Bibel-, eine Jugendbund- und drei verschiedene
Jungscharstunden im Evangelischen Gemeindesaal statt.
GROSS-ZIMMERN
G-Zim
1911
1957
Seit 1911 wurden vom den Stadtmissionaren aus Darmstadt regelmäßige Bibelstunden gehalten. Später arbeitete dort Prediger
Held, der 1940 vom Arbeitsamt für eine andere Tätigkeit dienstverpflichtet wurde.
Im Jahre 1957 fand auf Veranlassung des Ortspfarrers eine
Zeltevangelisation statt. Im Anschluß daran bat er den Verband,
die Gemeinschaft, die durch Erkrankung von Bruder Held seltener
bedient wurde, durch den Dienst mit dem Wort zu unterstützen.
Seitdem wird dieser Kreis vom Bezirk Mühltal betreut. Heute
findet dort jede Woche eine Bibelstunde im Evangelischen Gemeindehaus statt.
GUNDERNHAUSEN
Schon 1886 bestand dort ein "Bibel- und Gebetskreis", der von
Gundh
Reiseprediger Oskar SCHMIDT von der Wißwässerschen Gemeinschaft
um
1860 in Mannheim in bestimmten Abständen besucht wurde. Bereits um
1860 kam eine gläubige Frau aus der Gemeinschaft Gundernhausen
durch Heirat nach Arheilgen (Chronik Arheilgen).
1950
war eine Evangelisation und 1956 die Zeltmission in
Gundernhausen. Seit 1957 wird Gundernhausen vom Bezirk Mühltal
betreut. Heute finden wöchentlich eine Bibelstunde, sechs verschiedene Jungschar- und Kinderstunden und ein Jugendtreff statt.
OBER-RAMSTADT
O-Ramst Im Jahre 1923 wurde Prediger Arthur Neuber von der Stadtmission
1923 Darmstadt zur Pionierarbeit nach Ober-Ramstadt entsandt. Er fand
dort bereits einen kleinen Kreis vor, der sich in der Wohnung von
Frau Katzenmeier, Schreibwarengeschäft, Darmstädter Straße, traf.
Hier hielt der Reiseprediger Held von der Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim in Abständen Bibelstunden. Bruder Neuber knüpfte
an dessen Arbeit an. Er hatte bei Familie Jakoby (Apotheke)
freie Wohnung mit Frühstück, und bei Familie Buß bekam er Mittagund Abendessen umsonst. Unter viel Gebetsvorbereitung machte
Bruder Neuber täglich bis zu fünf Hausbesuche, um mit den
Menschen ins Gespräch zu kommen. Gezielt begann er zunächst mit
- 101 -
1924
0-Ra
1967
dem Aufbau einer Kinderarbeit. Über sein Bitten und Verstehen
hinaus versammelten sich bald bis zu 55 Kinder im Anwesen von
Familie Ludwig Buß, Baustraße 64. Die beiden Schwestern von Herrn
Buß halfen freudig in der Kinderarbeit mit.
Das alles blieb bei den Eltern und interessierten Bürgern nicht
ohne Wirkung. Nachdem er auch mit diesen durch Hausbesuche Kontakte schloß, entwickelte sich die Erwachsenenarbeit so sehr, daß
aus dem kleinen Hauskreis bald ein großer Gemeinschaftskreis von
ca. 50 Teilnehmern heranwuchs. Diese Bibelstunden fanden im alten
Kindergarten, Sonnengasse, statt. Manchmal konnte der Raum die
Teilnehmer kaum fassen.
Nach etwa einem Jahr Aufbauarbeit wurde Bruder Neuber der Stadtmission Eberstadt, auf deren Wunsch hin, zur Einstellung freigegeben. Die Arbeit in Ober-Ramstadt wurde dann vom Gemeinschaftsbezirk Mühltal übernommen. Auf die Frage von Bruder Brück, wie
solcher Erfolg in so kurzer Zeit möglich gewesen sei, antwortete
Bruder Neuber: "durch bis zu fünf Hausbesuche täglich unter Gebet
und mit viel Gebetsvorbereitung". Mit Staunen und Dankbarkeit
erinnert sich Bruder Neuber noch heute, wie der Herr auf Gebete
antwortete. Aber ebenso betrübte es ihn, daß bald nach seiner
Versetzung der Kreis der Teilnehmer an den Bibel- und Kinderstunden kleiner wurde. Es fehlte wohl an der zielbewußten
Festigung und an der notwendigen Verbindlichkeit, die eine so
junge Arbeit noch gebraucht hätte.
Im Jahre 1967 bestand noch ein Bibelkreis mit zehn bis zwölf
älteren Teilnehmern. Im Laufe der Jahre kamen auch einige Geschwister hinzu, aber anfangs 1986 mußte die Arbeit leider eingestellt werden.
ROHRBACH, (WEMBACH, HAHN)
Seit 1941 wird die Gemeinschaft Rohrbach durch den Bezirk Mühltal
Rohrb
1941/45 mit bedient.
und Hahn an den
Wembach Heute nehmen die Geschwister aus Wembach
Hahn
Versammlungen dort teil.
EC
Es finden wöchentlich zwei Bibelstunden, je eine Jugendbund- und
Kinderstunde und zwei Jungscharstunden in der Waldstraße 13
statt.
TRAISA
Traisa
Hier finden zweimal im Monat Bibelstunden im Evangelischen Gemeindehaus statt.
- 102 -
Bezirk Stadtmission Michelstadt
Jugendbund
6.8.1933
Weihnachtsfeier
in der Schulstraße 19
1935
Carl Kreyscher
1. Prediger und
Pionier
von 1925 bis 1957
Stadtmission
Schulstraße 19
1964
Abschied vom Sälchen Schulstr. 19
1964
Haus der Stadtmission Michelstadt, Lindenstraße 9, seit 1964
Saal der Stadtmission
Abschiedsversammlung in Michelstadt
im April 1986
Predigerfamilie Thoma 1988
Bezirk Stadtmission Michelstadt
Anfang und Entwicklung
Michels Leider ist über Michelstadt und den Odenwald nur wenig Archivmaterial vorhanden. Durch Dekan Erich Kreyscher, Wiesbaden, den
Sohn des treuen Pioniers im Odenwald, Prediger Carl Kreyscher,
ist der einzige Bericht über die Erschließung des Odenwaldes
durch die Gemeinschaftsbewegung niedergelegt worden. Er reicht
aber nicht über die Jahrhundertwende zurück. Es ist wohl anzunehmen, daß es an einzelnen Orten schon früher einige Gläubige gab,
die durch den jährlich ein- bis zweimaligen Dienst der reisenden
Sendboten der Brüdergemeine den Weg in die Nachfolge Jesu fanden,
aber von niemand betreut wurden. Vielleicht sind einige davon
schon von dem Wißwässerschen Bruder Oskar Schmidt zum Glauben
geführt worden, der ja immer auf seinen Missionsreisen den Odenwald zu Fuß durchwanderte.
Es war dann Bruder Heinrich HOFFMANN aus Allertshofen, dem die
1922
Michels geistliche Not im Odenwald auf dem Herzen brannte. Er erkannte
Allerts die dringende Notwendigkeit einer intensiven Evangelisierung und
EC Gemeinschaftspflege in seiner Heimat. Mit diesem Anliegen wandte
er sich an Pfarrer COERPER in Bad Liebenzell und berief um 1922
Prediger NÖLL als ersten Liebenzeller Bruder in den Odenwald. Mit
einem brennden Herzen begann Bruder Friedrich NÖLL von Allertshofen aus zu evangelisieren, sowie Bibelkreise und Jugendbünde zu
gründen. Nach wenigen Jahren bekam er eine neue Aufgabe als
EC-Reisesekretär des Rhein-Main-Verbandes.
Bruder KREYSCHER wurde 1925 sein Nachfolger. In großer Treue und
1925
Opferbereitschaft führte er mit noch anderen Liebenzeller Brüdern
und Schwestern die Arbeit weiter. Durch ihn wurden die meisten
Gemeinschaften, so auch 1925 Michelstadt, ins Leben gerufen.
VOG Im Jahre 1925 schlossen sich die Gemeinschaften im Odenwald unter
Führung der Brüder Prediger Carl Kreyscher, Johann Georg Schäfer, Johannes Bitsch und Missionar Jakob Grohmann zur VEREINIGUNG
ODENWÄLDER GEMEINSCHAFTEN zusammen. Diese wurde durch ein besonderes "Übereinkommen" Ende Dezember 1925 Mitglied des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes. Aus dieser "Vereinigung" wurde einige Jahre später der Gemeinschaftsbezirk Michelstadt. Das
"Übereinkommen" war später dadurch, daß alle Bezirke die Verantwortung für ihre angestellten Prediger selbst übernehmen mußten,
hinfällig geworden.
- 103-
STADTMISSION MICHELSTADT
Michels Zur ersten öffentlichen Versammlung in Michelstadt luden die drei
1925 Familien Bartsch, Weber und Raiß den Starkenburger Gemeinschaftsverband ein, sein Jahresfest im großen Saal des Gasthauses "Zu
den drei Hasen" zu feiern. Vorher bat man den Pfarrer, diese Veranstaltung im Gottesdienst abzukündigen, der das auch mit folgendem Wortlaut tat: "Heute nachmittag findet das Jahresfest des
Starkenburger Gemeinschaftsverbandes in den "Drei Hasen" statt.
Mit dieser Sache haben wir nichts zu tun."
Das Thema des Tages lautete: "Das Gewissen". Man sprach über das
Zeugnis des Gewissens; los vom bösen Gewissen; ein unverletztes
Gewissen; und das Gewissen - rein von toten Werken. Mit dem Wort
dienten Prediger Semmel von der Stadtmission Darmstadt, Missionar
Grohmann von Hoxhohl und Prediger Kreyscher von Mossau. Danach
wurde von den drei Familien beschlossen, Bibelstunden in der Wohnung von der Familie Bartsch in der Damaschkestraße zu veranstalten. Damit begann die Gemeinschaftsarbeit in Michelstadt. Später traf man sich im geräumten Laden des Hauses von Familie Raiß in der Schulstraße 19. Dort fand auch Prediger Carl
Kreyscher seine Frau Käthe geb. Raiß, die im Hause ihrer Großmutter wohnte. Sie betrieb zusammen mit der Großmutter einen
Schreibwarenladen im Erdgeschoß dieses Hauses. Als die Großmutter
starb, wurde 1929/30 der Laden zu einem Gemeinschaftssaal umgewandelt, in dem etwa 35 bis 40 Personen Platz fanden. Später
fanden dort auch Kinderstunden statt.
1947
Es entstand bald ein kleiner Jugendbund für EC. Leiter des
EC
Jugendbundes wurde Georg HECHLER. 1947 fand auf Einladung des
Michels Jugendbundes das Jahresfest und das Landesverbandstreffen des
Rhein-Main-Verbandes der Jugendbünde für EC in der Kirche und auf
dem Marktplatz in Michelstadt statt.
Aus dieser Arbeit ist der EC-Bundeswart Hans Hartwig hervorgegangen.
In dieser Zeit standen der Stadtmission auch eine Anzahl hervorragender Laienbrüder zur Mitarbeit zur Verfügung. Unter anderen:
Regierungsbaurat Kessel, Finanzbeamter Otto Bartsch, Oberpostmeister Reinhard Diepen, Missionar Wilhelm Bender und der Generalsekretär des EC für ganz Deutschland Paul Stolpmann.
Bruder Kreyscher bereiste in nimmermüder Dienstbereitschaft die
ganze Umgebung Michelstadts, zuerst mit dem Fahrrad, dann mit dem
Motorrad und später mit einem kleinen Auto. Er besuchte die Gläubigen und veranstaltete überall Versammlungen.
1957
Im Jahre 1957 wurde Prediger Kreyscher plötzlich, mitten aus
seinem segensreichen Pionierdienst heraus, heimgerufen. Schon im
Januar 1956 war ihm Prediger Helmuth LILIENTHAL zur Hilfe
gekommen, der nun die Arbeit in den alten Linien weiterführte. Er
war es, der den Bau eines eigenen MISSIONSHAUSES anregte, das
bereits am 11. Oktober 1964 eingeweiht werden konnte. Hier in der
Lindenstraße 9 hat die Stadtmission ein schönes Domizil gefunden.
- 104-
Hier befindet sich auch
die Hauptstelle des Gemeinschaftsbezirkes, von wo aus 13 weitere Orte des Odenwaldes betreut werden.
Im Jahre 1968 wurde Bruder Siegfried ESSLINGER nach Michelstadt
1968
Michels berufen.
1975
Während seiner Dienstzeit begann in Beerfelden-OLfen der Bau des
FREIZEIT- und KONFERENZZENTRUMS. Geschwister in Olfen schenkten
ihr landwirtschaftliches Anwesen der Liebenzeller Mission. Missionsfreunde aus dem Starkenburger Gemeinschaftsverband und den
angrenzenden LGV-Bezirken halfen mit eigenen Arbeitseinsätzen und
Spenden beim Aufbau mit.
1979
Am 7. Oktober 1979 ist es eingeweiht worden. Heute ist Olfen ein
beliebter Ort, der gerne von vielen christlichen Gruppen, auch
von Gemeinschaftsleuten im Odenwald, aufgesucht wird. Sehr dankbar ist die Stadtmission Michelstadt, daß die Leiter des dortigen
Heimes immer wieder bereit sind, auch im Predigtdienst des
Bezirkes mitzuhelfen.
1985
Im Jahre 1985 wurde Bruder Esslinger abberufen und Bruder
Traugott THOMA als Stadtmissionar eingestellt.
Wann die ersten Außenstationen des Bezirkes Michelstadt gegründet
wurden, ist leider nicht bekannt. Aus den Protokollen des Erweiterten Verbandsbrüderrates ist von einigen Orten jedoch festgehalten, zu welchem Zeitpunkt ihre Vertreter an den Verbandssitzungen teilnahmen.
FALKENGESÄSS
Falkeng Bereits 1927 nahm Bruder Uhrig an der Sitzung des erweiterten
1927
Brüderrates teil.
Heute finden 14-tägig Bibelstunden im Schulsaal statt.
HASSENROTH
Hassenr Bruder P.Hartmann hatte die Gemeinschaft schon 1927 bei einer
1927
Sitzung des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes vertreten.
Heute ist wöchentlich einmal Bibelstunde.
WALDMICHELBACH
Waldmi
1929
Im Jahr 1929 vertrat Lehrer Adam Heß die Gemeinschaft an der
Sitzung des Erweiterten Brüderrates .
Einmal wöchentlich ist heute dort Bibelstunde.
- 105-
HILTERSKLINGEN
Hilters Als Gemeinschaftsvertreter nahm Bruder Ketzler 1928 an der
Sitzung des Erweiterten Brüderrates teil.
1928
Die Bibelstunde ist heute 14-tägig.
MOSSAU
In den Jahren 1925/27 nahmen die Brüder Carl Kreyscher und Georg
Mossau
1925/27 Schäfer als Gemeinschaftsvertreter an den Sitzungen des Erweiterten Brüderrates teil.
Heute finden dort keine Versammlungen mehr statt.
BAD KÖNIG
Bad-Kön Die Bibelstunden sind 14-tägig im Evangelischen Gemeindehaus.
1988
AIRLENBACH
Airlenb Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.
1988
GAMMELSBACH
Gammelb Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.
1988
GRASELLENBACH
Gr-Ellb Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.
1988
HEBSTAHL
Hebst
1988
Hier finden 14-tägig Kinder- und Bibelstunden im Dorfgemeinschaftshaus statt.
HETZBACH
Hetzb
1988
In der alten Schule ist einmal im Monat Bibelstunde.
- 106-
OLFEN
Olfen
Im Jahre 1958
bekam Bruder Lilienthal durch Bruder Fath,
1958 Airlenbach, eine Einladung nach Olfen. Daraufhin wurde im Hause
Engel mit einer Gemeinschaftsstunde begonnen. Der schon erwähnte
Freizeitheimbau begann 1975 und wurde von Bruder Friedrich Pfau,
Eberstadt, verantwortlich durchgeführt.
1988
Heute finden hier einmal im Monat ein Gottesdienst und sonntags
eine Bibelstunde im Konferenzzentrum statt.
REICHELSHEIM
Reichh
1988
Die Gemeinschaft versammelt sich hier jeden Freitag zur Bibelstunde im evangelischen Gemeindehaus.
OBER-SCHÖNMATTENWAG
0-Schön Jeden Sonntag ist Bibelstunde im Schulhaus.
1988
ZELL
Zell
1988
Hier finden wöchentlich Bibel- und Jungscharstunden im evangelischen Gemeindehaus statt.
Wenn auch keine Unterlagen mehr vorhanden sind, so kann doch
angenommen werden, daß in früherer Zeit auch noch andere Orte
betreut wurden.
- 107 -
Missionsbezirk Brensbach
Jungscharfreizeit 1987 mit Prediger Joachim Pfeifer
Kreuz aus
Ytongstein
(Bastelarbeit der
Jungscharler)
Missionsbezirk Brensbach
Im heutigen Missionsbezirk Brensbach wurde in früherer Zeit sehr
wechselhaft, meist nur von Einzelpersonen ohne feste Bindung an
einen Gemeinschaftskreis, in Eigeniniative gearbeitet. Bruchstückhaft sind dementsprechend auch die Informationen und Aufzeichnungen aus dieser Zeit.
Im Jahre 1938 begann Prediger Krämer von Klein-Bieberau aus mit
1938
der Gemeinschaftsarbeit in Verbindung mit dem Starkenburger
Gemeinschaftsverband. Nach Ausbruch des letzten Weltkrieges wurde
er 1940 zum Heeresdienst eingezogen. Deshalb betreute Prediger
Kreyscher aus Michelstadt in dieser Zeit diesen Teil des Odenwaldes mit. Nach der Rückkehr aus der Kriegssgefangenschaft 1945
übernahm Bruder Krämer wieder seinen Bezirk zusammen mit Bruder
Westenberger, Allertshofen. Leider konnte sich diese Arbeit im
Odenwald finanziell nicht selbst tragen. Der Verband sah sich,
zumal seine Ratschläge nicht beachtet wurden, genötigt, die
Verbindung 1948 wieder zu lösen. Eine gewisse Zusammenarbeit
zwischen Bruder Krämer und Bruder Kreyscher blieb jedoch erhalten. Bruder Westenberger kehrte in einen zivilen Beruf zurück.
1955 Da Bruder Krämer sich der Pfingstrichtung zuneigte, wurde die Zusammenarbeit mit ihm 1955 beendet. Nachdem er einige Zeit später
in eine andere Arbeit überwechselte, blieb seine Arbeit im
Odenwald verwaist.
1973
1973 wagte ein jüngerer Praktikant der Bibelschule Seeheim einen
Neuanfang in Brensbach. Er begann dort und auch in NiederKainsbach mit Bibel-, Kinder- und Jungscharstunden.
1979
Nach seinem Weggang hielt zunächst Prediger Westernacher vom
Bezirk Mühltal die Bibelstunden in Brensbach. Eine intensive
Betreuung war aber erst wieder möglich, als der Verband für das
Gebiet um Brensbach 1980 den Liebenzeller Prediger Hans-Jürgen
HALLER berief, der sich mit Eifer in dieser Pionierarbeit einsetzte.
1980
Seit dieser Zeit sieht der Verband in diesem Bereich sein besonderes Missionsgebiet, das von allen Bezirken mitgetragen wird.
Brensb
1983 trat dann ein Wechsel ein und Prediger Joachim PFEIFER
setzte die Arbeit fort.
Noch konnte nicht an allen früher betreuten Orten die Arbeit
fortgesetzt werden, aber wie folgende Aufstellung zeigt, wurden
jedoch einige zusätzliche Orte erreicht.
Brensb
ASBACH
Asbach
1941
1943
Seit 1. Mai 1941 wurde die Gemeinschaft von Bruder Frick von
Nieder-Ramstadt mit bedient. Infolge der Kriegsverhältnisse mußte
der Dienst 1943 leider wieder eingestellt werden.
-108-
BILLINGS
Billing 1950 fand dort eine Evangelisation statt. Heute sind dort keine
1950
Versammlungen mehr.
OBER- und NIEDER-KLINGEN
Ob-/Nd- 1950 fand dort eine Evangelisation statt,
Klingen heute sind an beiden Orten wieder abwechselnd Bibelstunden.
1950/88
RODAU
Rodau
1951
1951 fand dort eine Evangelisation statt.
Heute sind dort keine Versammlungen mehr.
BRENSBACH
Brensb
1988
Jede Woche sind hier Bibel-, Kinder- und Gebetsstunden im evangelischen Pfarrhaus.
NIEDERNHAUSEN
Nd-Haus Zweimal im Monat findet eine Bibelstunde im evangelischen Pfarr1988
haus statt.
WALLBACH
Wallb
1988
Jeden Dienstag ist Kinderstunde in der alten Schule.
KLEIN-BIEBERAU
KI-Bieb Im wöchentlichen Wechsel finden wieder Gebets- und Bibelstunden
1988
statt. Auch Kinder- und Jugendstunden werden regelmäßig im Dorfgemeinschaftshaus gehalten.
NIEDER-KAINSBACH
Nd-Kain Wöchentlich sind regelmäßig
1988
stunden in der alten Schule.
Kinder-, Jugend- und Jungschar-
HÖLLERBACH
Höllerb Hier ist jeden Mittwoch Jungschar in der alten Schule.
1988
Außer an den hier aufgezählten Orten wurde mit Sicherheit früher
auch an anderen Plätzen gearbeitet. Unterlagen, die das konkret
belegen, sind jedoch nicht vorhanden.
- 109-
Verband und Verbundenheit
Wenn wir bis heute der Verbandsgeschichte in den Gemeinschaftsbezirken gefolgt sind, können wir nicht umhin, uns abschließend
auch der Vorsitzenden zu erinnern, die die erste Verantwortung im
Verband getragen haben.
1923/25 Am Anfang stand Lehrer Heinrich OSTHEIMER als erster Vorsitzender
dem Verband vor. Er legte wegen Überlastung sein Amt bereits
1925 nieder. Ihm folgte Diplom-Ingenieur Peter KRAUTER, der schon
zuvor zweiter Vorsitzender war. Er legte sein Amt als erster
Vorsitzender im April 1968 aus Altersgründen nieder. Während
seiner Zeit hatte er den Verband mit großer Treue und viel Einsatz an Zeit und Kraft geleitet. Besonders in der Zeit des
"Dritten Reiches" und des Krieges war es für ihn nicht leicht,
sein Amt zu verwalten. Aber mit des Herrn Hilfe war es ihm vergönnt, den Verband sicher durch die schwere Zeit zu führen. Für
diesen treuen Dienst ist der Verband Bruder Krauter von ganzem
Herzen dankbar.
Von April 1968 an übernahm dann Bruder Walter KÜCHLER, Oberingenieur, den ersten Vorsitz des Verbandes. Er führte sein Amt in
großer Treue und Festigkeit und sah hier seine Aufgabe im Dienst
für Gott. Während seiner Zeit wurde auch eine neue Satzung erarbeitet, die 1979 in Kraft trat. Auch einige Verbandsaktionen
wurden durchgeführt. Hier sei besonders an die gemeinsamen Verbandsausflüge erinnert. Unerwartet, im September 1980, nahm ihn
der Herr zu sich in sein Reich.
In Bruder Gerhard BECKER, der zuvor viele Jahre Schriftführer im
Verband war, schenkte der Herr den geeigneten Nachfolger. So hat
sich im Laufe der Verbandstätigkeit ein gutes "Miteinander" entwickelt, das wesentlich zur erfolgreichen Weiterarbeit beigetragen hat.
Sind nicht auch die Gemeinschaftsbezirke wie Bausteine, die der
Herr,einen jeden in seiner Art gestaltet und fein bearbeitet, zu
einem VERBAND im Bau seiner Gemeinde zusammenfügt? Er, der Baumeister, und das Haupt seiner Gemeinde ist es, der dazu auch die
geistliche VERBUNDENHEIT untereinander wirkt, daß sein Reich gebaut werden kann.
Auf dieser Grundlage möge der Herr Jesu Christus es schenken, daß
sein Name verherrlicht und die Arbeit des Verbandes noch vielen
zum Segen wird.
- 110 -
Bei Jesus In der Schule bleiben
für uns alle — ein Beichtspiegel,
ein Wort an uns Gemeinschaftsleute.
a) Das ist die Schule, aus der wir nicht entlassen werden, so lange wir leben, es sei
denn wir entlaufen ihr selber und wollen wieder unsere eigenen Herren sein.
Aber da sind Fragen, die aufbrechen, wenn wir unser geistliches Leben überprüfen:
Sind wir wirklich noch hörbereit? Können wir noch die Stimme Jesu von den
fremden Stimmen unterscheiden? Oder sind wir hörmüde oder schwerhörig
geworden?
Sind wir noch lernbereit? Oder meinen wir in einer bösen Selbstüberschätzung,
wir wüßten schon alles, und wir könnten schon alles? Manchmal hat man bei
Christen den Eindruck, man hat keine Jünger, sondern Meister vor sich. Dabei ist
doch nur einer unser Meister (s. Matth. 23, 8 b).
Sind wir noch korrekturfähig? Oder sind wir davon überzeugt, daß wir alles richtig
machen und alles bei uns stimmt? Sind wir auf den Meister hin ausgerichtet oder
aber abhängig von Menschen? Wie oft und wie schnell geschieht es, daß wir nicht
mehr in der Schule Jesu sind, sondern bei frommen Menschen in die Schule
gehen, sie verehren und sie anhimmeln. Ist das denn unser inneres Anliegen, in
der Nachfolge Jesu geistlich zu wachsen und so unserem Herrn ähnlich zu
werden? Oder ruhen wir uns aus auf vergangenen und verwelkenden Lorbeeren?
Das sind Fragen, die wir uns gefallen lassen wollen. Wenn wir wirklich Jünger und
Jüngerinnen Jesu sind, können wir uns dann so verhalten, wie wir uns manchmal
verhalten, und können wir dann so miteinander umgehen, wie wir oft miteinander
umgehen?
b) Jesus ruft uns neu zu sich und sagt zu uns: »Lernet von mir!« (Matth. 11, 29).
Was ist das für ein großer und guter Herr, der die Geduld mit uns nicht verliert,
sondern der ein Leben lang um uns ringt, an uns arbeitet, für uns eintritt und unser
nicht überdrüssig wird? Wo wären wir denn, wenn er uns nicht immer wieder
gerufen, getragen, gehalten und geheiligt hätte? Es ist doch seine Treue, die uns
nicht fallen läßt, von der wir leben. Muß uns nicht die Liebe des Heilandes, die
Treue des Hirten, die Geduld des Lehrers immer neu in die Buße führen? Was
sind wir für undankbare, ungehorsame, unreife Jünger! Was machen wir dem
Meister Arbeit mit unseren Sünden!
0, liebe Brüder und Schwestern, laßt uns vor unseren eigenen Türen kehren, ehe
wir die Sünden anderer Leute ins Licht ziehen! Ehe wir zur Buße rufen, wollen wir
selber Buße tun, ins Licht Gottes treten, unsere Sünden bekennen und vor Gott
als die Bettler stehen, die reich sein dürfen, weil sie aus der Fülle der Gnade
leben. Erweckungsbewegungen sind Bußbewegungen. Laßt uns darum
ringen und beten, daß unsere Gemeinschaftsbewegung in Demut und Einfalt
wieder zur Bußbewegung werde!
Kommt, wir wollen wieder miteinander zu unserem Herrn in die Schule gehen, von
ihm lernen, uns von ihm prägen lassen und seinen Weisungen gehorsam sein.
(aus: "Und hätte der Liebe nicht ..." von Präses Pfarrer Kurt Heimbucher)
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Irlenbach
Orte, in denen der Verband
arbeitet.
Olfen
1d-Michelbach
Orte,in denen gearbeitet
wurde.
Falkengesäß
ee Orte, die aufgegeben
wurden, weil durch besondere Umstände (Krieg u.a.)
eine Betreuung nicht mehr
möglich war.
Hetzbach
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Gammelsbach
1
Hebst ahl'
EI) Orte, zu denen in früherer
Zeit Beziehungen bestanden,
die jetzt aber von anderen
Verbanden betreut werden.
Orte, in denen gearbeitet
wurde, die Geschwister
aber heute an den Versammlungen der Nachbargemeinschaften teilnehmen.
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DER
STADTMISSION
6100 DARMSTADT, Merckstraße 24
Telefon 0 61 51 /2 33 61
In zwei Etagen “nden Sie eine /Leiche
Auewaht an guten Bache« - beeondeu
BIBELN
und BIBELHILFEN
FACHBÜCHER au4 THEOLOGIE und
RELIGIONSPÄDAGOGIK
KINDER
und JUGENDBÜCHER
SACHBÜCHER und LEXIKA
KUNSTBILDBÄNDE
SCHALLPLATTEN / CASSETTEN
Bitte 4oh.detn Sie aue4ü.hAtiche Katatoge an.
Literatur - Verzeichnis
Aus den Akten der Brüdergemeine
Archiv zu Herrenhut
Archivunterlagen des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes
25 Jahre christliche Vereinsarbeit an Darmstadts jungen Männern, Darmstadt 1912
Schäfer, Friedrich
50 Jahre Stadtmission (Darmstadt)
erarbeitet aus folgender Literatur:
Die erste pietistische Gemeinschaft,Manuskript
Beiträge zur hessischen Kirchengeschichte, Da.1912
Lebensbild, Manuskript
Die Entwicklung der Missionssache in Hessen,Manuskript
Gottes Taten, Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der
hessischen Gemeinschaften der Pilgermission
Die Gemeinschaftsbewegung i.d.Pfalz, Kaiserslautern 1928
Die Grundlagen des Ev.Kirchenrechts, Tübingen 1928
Aus Darmstadts Vergangenheit, Darmstadt 1930
Chronik der Darmstädter kirchlichen Ereignisse
Geschichte von Hessen, Marburg 1894
Ursprung und Wesen des Pietismus, Wiesbaden 1934
Pilgerleben u. Pilgerarbeit, Kassel 1905
Die Diaspora d. Brüdergem. i. Deutschland. Halle 1911
Die Erweckungsbewegung in Deutschland. Kassel 1911
Bringmann, Georg, Da.
Hamm, Joh. Jakob
Hollstein, Günther
Müller, Adolf
Müller, Wilhelm
Münscher, Wilhelm Dr.
Sachse, Eugen D.
Schrenk, Elias
Steinecke, Otto
Tiesmeyer, Ludwig
80 Jahre Dienst am Evangelium (Ev.Stadtmiss.Da.)
Nöll, Friedrich
Chronik d. Ev. Stadtmission in Da.-Eberstadt
Gilbert, K.B.,Da-Eb.
100 Jahre Landeskirchl.Gemeinschaft N.-Ramstadt
Becker, Gerhard,Mühltal
Festschrift zur Feier des 100jährigen Bestehens
der Gemeinschaftsbewegung in Arheilgen
Fritz, Karl, Da.-Arh.
Alt-Arheilgen, Geschichte eines Dorfes
Andres, Wilhelm, Da.-Arh.
100 Jahre Ev. Kindergarten in Arheilgen
Battenberg, Friedr., Da.
100 Jahre Ev. Frauenhilfe in Da.-Arheilgen
Elfr.Weber/Gerh.Wittwer
100 Jahre Diakonie in Arheilgen/
Diakoniestation Darmstadt
Nachbarschaftsbereich IV
Arheilgen/Kranichstein
Chronik 100 Jahre Kirchenchor der Auferstehungsgemeinde Darmstadt-Arheilgen
Andres, Wilh, Da.-Arh.
Ahnenlisten und Ahnenforschung
aus Archiven in Da.-Arh.
Archivunterlagen der Stadtmission
Pfungstadt
Diehl, Wilhelm, Dr.Dr.D.
Diehl, Wilhlem, Dr.Dr.D.
Gengnagel, Ludwig
Gengnagel, Ludwig
Gießen 1928
Archivunterlagen der Gemeinschaft
Hahn
Archivunterlagen der Stadtmission
Michelstadt
Er der Meister, wir die Brüder, 1959
von Sauberzweig
Dienet dem Herrn mit Freuden, 90 Jahre
Herborn-Dillenburger Gemeinschaftsverein
Völtz, Otto, Inspektor
Herborn
August Hermann Franke als moderner Christ
aus Vortragsreihe der Ev.Akademie
Schmidt, Prof.Dr.D.D.
Mainz
Evangelist Jakob Vetter, Ein Lebensbild
Maria Vetter

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