Dirndl und Tracht – völlig out oder aktuell?

FRAUENSACHE
Freitag, 24. Juni 2005
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Dirndl und Tracht – völlig out oder aktuell?
Von Claudia Hainzl
Das Dirndl gilt als Zeichen von Heimatverbundenheit. Doch welche Bedeutung hat das Dirndl in der
heutigen Gesellschaft, und wird es auch von jungen Frauen noch gerne getragen?
as Dirndl gilt als Zeichen
von Heimatverbundenheit. In vielen Regionen
Österreichs sind spezifische,
prachtvolle Trachten zu finden,
die zu verschiedenen Anlässen mit Stolz getragen werden.
Wo Tradition und Brauchtum
gepflegt werden, sind auch die
Trachten stark vertreten. In der
Steiermark lässt sich hinsichtlich
des Traditionsbewusstseins ein
Nord-Süd-Gefälle feststellen. An
kirchlichen Feiertagen und bei
verschiedenen Festen trifft man
in der Obersteiermark zahlreiche
Gäste und Besucher mit Dirndl
und Lederhose an. Weiter im
Süden werden Trachten seltener
und wenn, dann nur zu bestimmten Anlässen getragen.
D
Gemeinsamer Weg
Die landwirtschaftlichen Fachschulen und die echten Trachten
gehen über Jahrzehnte gemeinsame Wege. In den Fachschulen
für Land- und Ernährungswirtschaft wird den Schülerinnen
freigestellt, eine echte steirische
Tracht anzufertigen. Von vielen
engagierten Mädchen wird sogar
die Möglichkeit genutzt, einen
in Farb- und Mustersatz selbst
zusammengestellten
Wollstoff
an der Schule kostengünstig zu
weben. Mit sorgfältig angefertigten Unikaten haben die Jugendlichen eine besondere Freude und
bereichern viele Veranstaltungen
durch ihr fesches Auftreten.
Manche nähen erst später ein
Dirndl oder kaufen sich eines,
wenn sie es brauchen. Zum Beispiel als Berufskleidung, wenn
es zum Bauernbundball oder zu
Landjugendveranstaltungen gehen
soll, oder wenn sie als Marketenderin bei einer Musikkapelle
agieren wollen. Die Beliebtheit
von Dirndl und Tracht hat in den
letzen Jahren wieder stärker zugenommen. Das zeigen zahlreiche
Teilnehmer an Dirndlnähkursen
und das große Angebot an verschiedensten Trachten und trachtiger Kleidung.
Auftreten
Hinsichtlich Material, Farbe und
Schnitt ist das Dirndl modischen
Einflüssen unterworfen. Zwischenzeitlich wurden die echten
Trachten von der so genannten
Landhausmode zurückgedrängt.
Hier wurden trachtige Elemente
de tragen sie zu festlichen
Veranstaltungen und zu
Bällen. Die „Frauentracht
aus dem steirischen Vulkanland“ hat sich mittlerweile stark verbreitet und
ist vor allem in der Südoststeiermark häufig anzutreffen. Aber auch andere Alltagstrachten werden immer
mehr zur Berufskleidung.
„Unsere Tracht ist für uns
ein besonderes Gewand,
es wurde sorgfältig aus
hochwertigen Stoffen gefertigt. Mit Tracht verbinden wir Ursprung und
Festlichkeit, Kirchenfeste
und Regionszugehörigkeit.
Mit Tracht ist man einfach
gut gekleidet, sie wird auch
auf Messen, in Verkauf
und Vermarktung getragen.“ Warum haben sich
Magdalena und Elisabeth
Regionalität
für die Vulkanlandtracht
entschieden? „Farbe und
Im Steirischen VulkanForm gefallen uns sehr
land, das sich über die
gut, es wäre kein anderes
Südoststeiermark erstreckt,
in Frage gekommen. Ich
wurde von Vertreterinnen aus Wirtschaft, Po- Magdalena (l.) und Elisabeth Siegl mit der wollte besondere regionale
litik, Landwirtschaft und selbst gefertigten „Frauentracht aus dem Elemente“, so Magdalena
Siegl. Nur bei der „Frauender Fachschule für Land- steirischen Vulkanland“
Foto: Hainzl
tracht aus dem steirischen
und Ernährungswirtschaft
Schloss Stein bei Fehring im werden kann. Es wird in Farbe Vulkanland“ ist ein gestreifter
Einvernehmen mit Fachfrauen in und Material des Leibls passepoi- Kittel, sonst sind einfärbige,
Sachen Volkskunde die „Frau- liert. Dazu passend gibt es einen karierte und gemusterte Stoffe
entracht aus dem steirischen eigenen „Vulkanlandschmuck“. in der Tracht üblich. Darum hat
Vulkanland“ entworfen. Bei der Das sind besondere, gefasste sie sich den Kittelstoff mit der
Sonntagstracht verwendet man Steine aus dem Vulkanland oder Hand bedrucken lassen. Mit den
handgefertigten Tonknöpfen ist
Handwebe, die Schürze ist aus handgefertigte Tonketten.
es ein Unikat. „Das Dirndl ist ein
Seide. Die Alltagstracht wird aus
Betrieb Siegl
Kulturgut, das es zu erhalten gilt,
Leinen oder Baumwolle gefertigt.
Die Farbe des Leibls ist einfärbig Magdalena Siegl, eine junge, dy- und jeder, der Freude daran hat,
Grün, der Trägerin angepasst. Die namische Bäuerin aus Weinberg soll dazu Zugang haben.“
Es ist schön, junge Menschen
Farbe des Kittels ist mehrfärbig an der Raab (Bezirk Feldbach),
gestreift in Lavarot, Erdbraun, hat bereits vor vier Jahren in Tracht zu sehen. Sie sind
Blau, Grün, Maisgelb, Grau und am ersten Nähkurs der „Frau- die Verbindung zur nächsten
Basaltgrau. Die Farbe der Schür- entracht aus dem steirischen Generation und können dieses
ze ist Blau, Schwarz, Grau oder Vulkanland“ in der Fachschu- Kulturgut an ihre Kinder weiterBraun, für die Alltagstracht aus le Schloss Stein teilgenommen. geben. Dann ist das Dirndl nicht
Baumwolle mit Streumuster. Zur Franz und Magdalena Siegl ha- vom „Aussterben“ bedroht, sonSonntagstracht gehört eine Sei- ben drei Kinder, Elisabeth (17), dern es wird auch in Zukunft
denschürze. Für den Verschluss Franz (16) und Barbara (10), und noch mit Stolz und Freude gewerden dunkle Perlmuttknöp- bewirtschaften einen Betrieb mit tragen werden.
fe, auch Steinnussknöpfe oder Schwerpunkt Schweinehaltung,
einfache, runde Keramikknöpfe Ackerbau und Weinbau.
Das Dirndl war ursprünglich
verwendet. Eine Dirndlbluse in
Elisabeth besucht die HLT in
Arbeitsgewand des weiblichen
üblichen steirischen Formen wird Bad Gleichenberg und benötigt
Gesindes, „Dirn“ genannt,
dazu getragen. Das Leibl hat im ein Dirndl sozusagen als „Bewovon sich die Bezeichnung
Vorderteil einen Brustabnäher, ei- rufskleidung“ bei verschiedenen
„Dirndl“ als Abkürzung für
nen runden Ausschnitt und einen Veranstaltungen. Dazu hat Mag„Dirndlgewand“ herleiten
Knopfverschluss, im Rückenteil dalena Siegl nicht nur für sich,
lässt. Es besteht aus Oberteil
einen spitzen Ausschnitt und eine sondern auch für ihre Tochter
(„Leibl“) mit Bluse, weitem
Mittelnaht, die mit Zierstichen eine „Frauentracht aus dem steiRock und bunter Schürze.
in der Farbe des Kittels übernäht rischen Vulkanland“ genäht. Beiin modische Kleidung eingearbeitet, und so entstand
ein großes Angebot, das
viele Geschmäcker trifft.
In der letzten Zeit geht der
Trend jedoch wieder zurück zu den echten Trachten. Ein echtes Dirndl ist
immer aktuell, auch wenn
sich Stoff, Muster und Farbe verändern. Die Tracht
ist ein besonderes Gewand,
das, sorgfältig gefertigt, in
hochwertiger Stoffqualität,
dezenter Farbauswahl und
Echtheit in der Schnittführung ein edles Kleidungsstück darstellt. Natürlich
hat auch hier die Trägerin
die Wahl zwischen einem
maßgefertigten, dem Typ
und Figur entsprechendem
Einzelstück oder einem
Massenprodukt.
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