Leseprobe - Christiani

Transcrição

Leseprobe - Christiani
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Wir können in hellen Bereichen mehr Tonstufen unterscheiden als in dunklen. In Wirklichkeit nehmen wir daher um die 100 Graustufen wahr. Unterteilt man die Grauskala
in mehr als diese 100 Stufen, nimmt das Auge die Unterschiede nicht mehr wahr, sondern sieht eine gleichmäßige Tönung. Dieser Effekt ist wichtig beim Rastern, der Technik, mit der beim Drucken Graustufen erzeugt werden. Das Rastern erfolgt in verschiedenen Graustufen, je nach technischen Voraussetzungen. [siehe Ausgabe S. 153]
DAS GEHIRN KOMMT NICHT MIT
Bei einer in grobe Stufen unterteilten
Tonskala werden die einzelnen Stufen
auch als solche wahrgenommen. Bei
feineren Abstufungen registriert das
Gehirn die Unterschiede zwischen den
Stufen nicht, sondern erlebt einen
kontinuierlichen Tonübergang.
Farbmischung
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Ein Farbfoto besteht in der Regel aus Tausenden von Farben. Beim Drucken des Bildes
kann man jedoch nicht Tausende von Druckfarben verwenden, wie man auch nicht ein
Bild auf dem Monitor anzeigen kann, indem man Tausende verschiedenfarbiger Lichtquellen verwendet. Stattdessen muss man versuchen, diese Tausende von Farbtönen
mit Hilfe einiger Grundfarben zu erzeugen. Sowohl auf dem Bildschirm als auch im
Druck bedient man sich dazu dreier Grundfarben aus dem Spektrum: Cyan, Magenta
und Gelb im Druck und Rot, Grün und Blau auf dem Bildschirm.
Auf Bildschirmen arbeitet man mit drei Lichtquellen – einer roten, einer blauen und
einer grünen –, mit deren Hilfe man alle anderen Farben erzeugen kann. Das Mischen
von Licht mit unterschiedlichen Farben nennt man additive Farbmischung. Diese
Methode verwendet man in allen Systemen, die Farben mit Hilfe von Lichtquellen
erzeugen, also etwa bei Fernseh- und Computerbildschirmen. In Druckmaschinen und
Farbdruckern arbeitet man dagegen mit drei verschiedenen Druckfarben plus Schwarz,
aus denen man alle Farben mischt. Das physische Mischen von Druckfarben nennt man
subtraktive Farbmischung.
ROT + GRÜN + BLAU = WEISS
Ein additives Farbsystem baut die Farben
mit Hilfe von Lichtquellen auf. Bildschirme arbeiten mit einem additiven
Farbsystem.
=
+
=
+
=
Additive Farbmischung 4.4.1
Der Terminus additiv beruht darauf, dass man Licht in drei Grundfarben addiert: Rot,
Grün und Blau (RGB), um andere Töne zu erzeugen. Wenn alle drei Lichtquellen leuchten, nimmt das Auge die Mischung als Weiß wahr. Die Mischung der drei Grundfarben
zu gleichen Teilen ergibt ein neutrales Grau. Löscht man alle, ergibt sich Schwarz. Wenn
man eine der Lichtquellen löscht und die beiden anderen mit voller Kraft leuchten lässt,
ergibt sich folgendes Resultat: Rot plus Grün ergibt Gelb, Blau plus Grün ergibt Cyan, Rot
plus Blau ergibt Magenta. Lässt man alle drei Lichtquellen mit unterschiedlicher Stärke
▼
+
4.4
ADDITIVE PRIMÄRFARBEN
Die Primärfarben des additiven
Farbsystems und ihre Mischungen.
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ADDITIONSTABELLE
Hier sehen wir, wie die einzelnen Lichtquellen kombiniert werden können, um
Gelb, Cyan und Magenta zu erzeugen.
SUBTRAKTIVE PRIMÄRFARBEN
Die Primärfarben des subtraktiven
Farbsystems und ihre Mischungen.
DIE PIXEL DES BILDSCHIRMS
Bildschirme bestehen aus einem Karomuster aus Pixeln. Jedes
Pixel hat je eine rote, grüne und blaue Lichtquelle, deren Leuchtkraft gesteuert werden kann. Der graublaue Ton wird durch eine
schwach leuchtende rote Lichtquelle erzeugt. Gemeinsam mit
der grünen und blauen Lichtquelle erzeugt sie eine Farbe.
WELL DONE, BITTE ! FARBENLEHRE
P
P
Primärfarben
S
S
S
Sekundärfarben
T
T
T
Tertiärfarben
PRIMÄR-, SEKUNDÄR- UND
TERTIÄRFARBEN
Cyan, Magenta und Gelb sind im subtraktiven Farbsystem die Primärfarben. Mischt
man zwei Primärfarben, erhält man eine
Sekundärfarbe. Auf der Abbildung sind
Blau, Grün und Rot die Sekundärfarben.
Mischt man alle drei Primärfarben, erhält
man Tertiärfarben.
EINE GEDRUCKTE FARBE
Beim Drucken werden Farben durch
Mischen von Rasterpunkten in Cyan,
Magenta und Gelb in unterschiedlichen
Größen erzeugt.
C+M+Y
C+M+Y+K
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leuchten, erzielt man neue Töne. Auf diese Weise lassen sich fast alle Farben erzeugen,
die der Mensch wahrnehmen kann.
Additive Farbmischung wird bei Bildschirmen für Computer, Fernseher und Videoprojektoren verwendet. Ein Bildschirm besteht aus vielen Pixeln. Die Pixel wiederum
bestehen aus je einem roten, grünen und blauen Leuchtkörper. Die Mischung der Farben
dieser drei Lichtquellen ergibt die Pixelfarbe [siehe Computer S. 18].
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SUBTRAKTIVE FARBMISCHUNG
Jede Fläche absorbiert (subtrahiert) verschiedene Lichtbestandteile. Die erste
Fläche absorbiert den roten Lichtanteil.
Es bleiben der grüne und der blaue
Anteil, was laut obiger Additionstabelle
Cyan ergibt. Entsprechend werden die
anderen Flächen als Magenta und Gelb
wahrgenommen.
▼
▼
P
Beim Drucken werden die Farbtöne durch das Mischen dreier Druckfarben erzeugt. In
der Regel Cyan, Magenta und Gelb (englisch Yellow: CMY). Sie filtern das einfallende
weiße Licht, das das gesamte Farbspektrum enthält. Die drei Farben, die reflektiert werden, werden so gemischt, dass sie als ein bestimmter Farbton erscheinen. Man subtrahiert also Farben von dem einfallenden Licht, daher die Bezeichnung subtraktiv.
Eine unbedruckte Fläche reflektiert ihre eigene Farbe: bei weißem Papier also Weiß.
Theoretisch ergibt die volle Menge Cyan, Magenta und Gelb übereinander Schwarz, das
heißt alle sichtbaren Wellenlängen werden absorbiert. Leider sind die Druckfarben
nicht ideal, sie schaffen es nicht, das gesamte sichtbare Licht auszufiltern. Daher ergibt
sich in der Praxis nicht Schwarz, sondern ein schmutziges Dunkelbraun. Deshalb
ergänzt man beim Drucken Schwarz, K.
Die drei Farben Cyan, Magenta und Gelb nennt man Primärfarben. Mischt man je zwei
davon, erhält man so genannte Sekundärfarben: Rot, Grün und Blauviolett. Mischt man
diese wiederum, erhält man Tertiärfarben, also Farben, die alle drei Primärfarben enthalten. Indem man die Primärfarben in unterschiedlichen Verhältnissen mischt, kann man
fast alle sichtbaren Farbtöne erzeugen. Beim Drucken erzeugt man Farbtöne, indem man
Rasterpunkte unterschiedlicher Größe in Primärfarben mischt. Den Anteil der einzelnen
Farben reguliert man, indem man die Größe der jeweiligen Rasterpunkte variiert.
WELL DONE, BITTE ! FARBENLEHRE
SCHWARZ IN THEORIE UND PRAXIS
Cyan, Magenta und Gelb ergeben übereinander gedruckt theoretisch Schwarz,
in der Praxis jedoch eher ein dunkles
Braungrau. Deshalb wird auch schwarze
Druckfarbe aufgetragen. Es ist umstritten,
ob das K in CMYK von Key color, von Kontur oder von dem K in blacK stammt.
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Subtraktive Farbmischung
4.4.2
FARBRÄUME
Der Farbraum ist der Umfang der
Farbtöne, die in einem bestimmten
Farbsystem theoretisch erzeugt werden können. Die einzelnen Farbsysteme haben unterschiedlich
große Farbräume. Je größer der Farbraum eines Systems, umso mehr
Farbtöne kann man damit erzeugen.
41
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LOGOS IN
MEHREREN VARIANTEN
Beim Gestalten neuer Logos sollte
man von Anfang an daran denken,
eine Hausfarben-Version und eine
CMYK-Version anzufertigen (manchmal ist auch eine Schwarzweiß-Version angebracht).
Arbeit mit Logos und Signets
Logos werden meist mit Schmuckfarben gedruckt. Für den Vierfarbendruck muss man
diese Schmuckfarben in die vier Skalenfarben zerlegen. Um das korrekt tun zu können,
benötigt man, wie oben erwähnt, Farbmuster. Man sucht die Skalenfarbenmischung
heraus, die der Schmuckfarbe des Logos am nächsten kommt. Immer mehr Unternehmen entwickeln heute jedoch zusätzlich Vierfarbenlogos, um abweichende Separationen zu vermeiden.
Logos sollten auf Objektbasis gestaltet und nicht als Pixelbilder gespeichert werden.
Das heißt, sie werden in Form mathematischer Kurven dargestellt, und man kann sie
ohne Qualitätsverlust umskalieren. Als Pixelbilder gespeicherte Logos sollten in Kurven
umgesetzt werden. Das kann man etwa mit Adobe Streamline tun [siehe Bilder S. 61].
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Aussparen und Überdrucken
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ÜBERDRUCKEN ODER AUSSPAREN 1
Wie wir sehen, mischen sich die Farben
beim Überdrucken, was manchmal
ungünstig ist.
ÜBERDRUCKEN ODER AUSSPAREN 2
Ist die Objektfarbe nicht anfällig für Farbveränderungen, wie etwa Schwarz, sollte
man überdrucken, so lassen sich Blitzer
vermeiden.
116
6.5
6.6
Liegt ein Objekt über einem anderen (zum Beispiel Text über einem Volltonfeld), hat
man die Wahl, ob das obere Objekt auf die Volltonfläche gedruckt werden soll oder im
Volltonfeld die Form des Objekts ausgespart werden soll, das dann auf eine unbedruckte (papierweiße) Fläche gedruckt wird. Wählt man die erste Variante, das so
genannte Überdrucken, mischt sich die Textfarbe mit der des Volltonfeldes zu einem
neuen Farbton. Bei der zweiten Variante, dem so genannten Aussparen [siehe Abbildung], hat der Text die im Layoutprogramm definierte Farbe. Sofern man nichts anderes
angibt, arbeitet das Layoutprogramm automatisch mit Aussparung. Dann können
jedoch bei Passungenauigkeiten störende weiße Stellen, so genannte Blitzer, auftreten,
zum Beispiel zwischen Text auf einem Volltonfeld und dem Volltonfeld selbst. Um das
zu vermeiden, muss man mit Überfüllen oder Überdrucken arbeiten.
Wenn der Helligkeitsunterschied zwischen einem dunklen Objekt und einem hellen
Hintergrund ausreichend ist, empfiehlt sich Überdrucken. Bei schwarzem Text ist
Überdrucken immer zu empfehlen. Dann sind Blitzer ausgeschlossen. Außerdem lässt
sich die Seite schneller ausdrucken. Überdrucken ist zudem ratsam bei dünnen Linien
oder kleinem Text, vorausgesetzt, dass damit keine zu großen Farbänderungen bei
Linien oder Text verbunden sind.
Durch Überfüllen verändern sich die Dimensionen des Objekts etwas. Dieser Effekt
wird um so deutlicher, je kleiner das Objekt ist, weil das Überfüllen nicht in Proportion
zur Objektgröße steht. Deshalb sollte man bei kleinen Objekten so weit irgend möglich
lieber überdrucken. Schwarzer Text auf einem Volltonfeld oder Bild, der dann auf einen
weißen Hintergrund übergeht, ändert beim Überdrucken den Farbton. Der Textteil auf
dem schwarzen Hintergrund wird dunkler als der auf dem weißen. Will man diesen
Effekt vermeiden, sollte man den schwarzen Text lieber aussparen. Dann wird der ganze
Text auf weißen Grund gedruckt und hat folglich eine gleichmäßige Färbung.
WELL DONE, BITTE ! DOKUMENTE
ÜBERDRUCKEN VON KLEINEM TEXT
Einen kleinen Text sollte man überdrucken,
um Formveränderungen beim Aussparen
und Überfüllen zu umgehen.
PASS-UNGENAUIGKEITEN BEIM
AUSSPAREN
Kommt es bei Aussparungen zu Passungenauigkeiten, treten weiße oder verfärbte Spalte auf.
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Wie bereits erwähnt, kommt es immer mehr oder weniger zu Passungenauigkeiten,
wenn man mehrere Farben übereinander druckt. Das liegt daran, dass die Dimensionen des Papiers sich während des Druckprozesses sowohl längs als auch quer ändern
[siehe Druck S. 236]. Hat man mit Aussparung gearbeitet, zeigen sich diese Ungenauigkeiten als weißer oder verfärbter Spalt zwischen Objekt und Hintergrund. Schon
kleine Ungenauigkeiten können störend wirken. Am größten ist das Problem bei Rollenoffset und Flexodruck, wo die Papierbahn große Dimensionsveränderungen durchläuft und seitwärts wandern kann. Passungenauigkeiten kommen auch bei anderen
Druckverfahren vor, fallen dabei jedoch nicht so auf.
Um dieses Problem zu lösen, kann man mit Überfüllen und Komprimieren arbeiten.
Beim Überfüllen wird das Objekt etwas größer, so dass es ein anderes Objekt überlappt.
Ein Beispiel ist ein Volltonfeld, das unmittelbar an ein anderes grenzt. Damit dazwischen kein weißer Spalt auftritt, überfüllt man das eine Volltonfeld so, dass es das
andere etwas überlappt. Die gebräuchlichsten Programme für die Originalproduktion
wie Adobe Pagemaker, Quark Xpress, Adobe Indesign und Adobe Illustrator haben integrierte Überfüllungswerkzeuge. Es gibt aber auch leistungsstarke Spezialprogramme
wie Imation Trapwise und Island Trapper. Sie sind teuer und erfordern große Computerkapazität, eignen sich also nur für größere Unternehmen.
Das Wort Überfüllen wird meist als Sammelbegriff für die Funktionen Überfüllen und
Komprimieren verwendet. Überfüllen bedeutet, dass das obere Objekt vergrößert wird,
beim Komprimieren wird die Aussparung verkleinert. Mit beiden Funktionen erzielt man
eine Überlappung zwischen Objekt und Hintergrund, die die Spaltbildung bei kleinen
Passungenauigkeiten verhindert. Wie stark man überfüllt, richtet sich nach dem Umfang
der Passungenauigkeiten bei dem jeweiligen Druckverfahren. Je größer die Passungenauigkeiten, um so stärker die Überfüllung. Das durch Überfüllen und Komprimieren
erzielte Überlappen (oder der Trauerrand, wie man oft sagt) bedeutet, dass Objekt und
Hintergrund zum Teil übereinander gedruckt werden und dadurch ein neuer dunkler
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6.7
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Überfüllen und Komprimieren (Unterfüllen)
TRANSPARENTE FARBE
BEIM ÜBERDRUCKEN
Da die Druckfarbe transparent ist, kann
das darunter liegende Objekt beim Überdrucken durchscheinen. Das kann
Probleme wie oben verursachen.
WELL DONE, BITTE ! DOKUMENTE
▼
▼
ÜBERFÜLLEN UND KOMPRIMIEREN
Beim Überfüllen wird das Objekt
vergrößert, beim Komprimieren wird die
Größe um die Aussparung reduziert.
VERFÄRBTE KANTE
Beim Überfüllen und Komprimieren treten verfärbte Kanten auf. Haben zwei
Objekte den gleichen Grauwert, wird der
überlappende Bereich viel dunkler, was
störend wirken kann.
117
0°
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MUSTERWAHRNEHMUNG
Muster werden leicht als störend
empfunden, vor allem die um 0 und 90
Grad. Damit ein Raster so unauffällig
wie möglich ist, dreht man es in einen
45-Grad-Winkel.
75°
Rasterwinkelung
45°
15°
▼
0°
ANORDNUNG DER
SKALENFARBEN
Man platziert immer die am stärksten wahrgenommene Farbe (Schwarz) in dem am
wenigsten störenden Winkel (45°) und die
am schwächsten wahrgenommene Farbe
(Gelb) in dem störendsten Winkel (0°).
=
MOIRÉ
Moiré ist ein regelmäßiges Muster, das
durch die Kollision zweier Muster entsteht.
Ein Moiréeffekt wird vom Auge leicht
wahrgenommen und wirkt sehr störend.
156
FALSCHE RASTERWINKELUNG
Wenn ein Bild mit falschen Rasterwinkeln
ausgedruckt wird, kann es leicht zu Moiréeffekten kommen.
▼
▼
+
9.1.5
Das Gehirn nimmt Winkel um 0 und 90 Grad leicht wahr, daher sind sie für Raster ungeeignet. Damit ein Raster so unauffällig wie möglich ist, dreht man es in einen 45-GradWinkel. Beim Vierfarbendruck müssen die einzelnen Farbraster in unterschiedlichen
Winkeln zueinander stehen, damit keine unerwünschten Interferenzmuster entstehen
(Moiréeffekt). Da Schwarz auf Papier die größte Kontrastwirkung hat, wird es vom Auge
am stärksten wahrgenommen. Deshalb ordnet man dem Schwarz den Winkel zu, den
das Gehirn am wenigsten registriert, also 45 Grad. Gelb hat die schwächste Kontrastwirkung und erhält daher den störendsten Winkel, also 0 Grad. Zyan und Magenta werden
in Winkeln angeordnet, die möglichst nahe bei 45 Grad, jedoch möglichst weit voneinander entfernt liegen. Für den Offsetdruck empfiehlt man 45 Grad für Schwarz, 15 Grad
für Zyan, 75 Grad für Magenta und 0 Grad für Gelb. So erhält man eine gleichmäßige
Verschiebung um 30 Grad zwischen den drei auffallendsten Farben. Für andere Druckverfahren, zum Beispiel Sieb- oder Tiefdruck, gelten andere Richtwerte.
▼
45°
Bildbearbeitung wird Bildinformation zerstört. Deshalb benötigt man mehr Bildinformation für die Bearbeitung als für den endgültigen Ausdruck. Normalerweise reichen die
256 Töne aus, aber bei extremen Retuschen und mehrfachen Bildkorrekturen geht unter
Umständen so viel Bildinformation verloren, dass das Bild zerstört wird. Dann reicht in
einigen Bildpartien die Zahl der Tonstufen für eine gute Bildwiedergabe nicht mehr aus
[siehe Bilder S. 71].
Warum druckt man dann nicht grundsätzlich mit höchstmöglicher Auflösung aus, um
sicher zu gehen, dass der Tonwertumfang ausreicht? Bei hoher Auflösung dauert das
Ausdrucken länger, aber die Qualität wird nicht verbessert. Das Ausdrucken eines Dokuments mit 2400 dpi dauert doppelt so lange wie bei 1200 dpi und bei 3600 dpi dreimal
so lange. Bei zu geringer Auflösung ist der Tonwertumfang zu gering und die Wiedergabe von Bildern und Volltonfeldern zu schlecht. Will man einen Tonwertumfang von
mindestens 100 Graustufen erzielen, kann man bei einer Druckauflösung von 1200 dpi
mit einem Raster von bis zu 40 l/cm arbeiten. Bei denselben Ausgangswerten kann man
sagen, dass 2400 dpi für mehr als 80er-Raster reichen.
OBJEKTMOIRÉ
Manchmal kollidiert ein Muster im
Bildmotiv mit dem Druckraster. Diesen
Effekt nennt man Objektmoiré.
WELL DONE, BITTE ! AUSGABE
9.1.6
Rosettenbildung
Zentralpunkt
ROSETTENBILDUNG
Richtige Rasterwinkel, die passgenau
gedruckt werden, bilden im Druck ein
Rosettenmuster. Im Wesentlichen gibt es
zwei Rosettentypen: mit einem offenen
Zentrum und mit einem Punkt im Zentrum.
Über ihre jeweiligen Vor- und Nachteile
herrscht Uneinigkeit.
9.1.7
Richtige Rasterwinkel, die passgenau gedruckt werden, bilden ein Rosettenmuster. Sie
sind bei genauem Hinsehen in den einzelnen Tonwerten und Farbmischungen unterschiedlich gut erkennbar. In manchen Bildteilen können sie als störend empfunden werden. In diesem Falle handelt es sich nicht um ein Objektmoiré, sondern um ein normales Rasterphänomen. Bei geringerer Rasterdichte werden die Rosetten stärker sichtbar.
Chemische und einige digitale Proofs geben die Rasterpunkte sehr exakt wieder, das
heißt mit hoher Punktschärfe, und dann werden die Rosetten sehr deutlich sichtbar. Beispielsweise wirkt die Rosettenbildung bei einem Andruck einer Zeitungsanzeige mit
30er- Raster, also geringer Rasterdichte, störend, weil sie auf dem feinen Andruckpapier
so exakt wiedergegeben wird. Wird die Anzeige dann auf Zeitungspapier gedruckt, werden die Rasterpunkte nicht so scharf, und die Rosettenbildung fällt nicht so auf.
Punkttypen
Offenes Zentrum
▼
Die Rasterwinkelung spielt für die Druckqualität eine entscheidende Rolle. Bei falschen
Rasterwinkeln kann es zur Moirébildung kommen. Das heißt, im Druck wird ein regelmäßiges Muster sichtbar. Moiréeffekte werden vom Auge deutlich wahrgenommen und
als sehr störend empfunden. Moderne Rasterverfahren beugen Moiréeffekten unter
anderem dadurch vor, dass die einzelnen Farbauszüge eine jeweils etwas unterschiedliche Rasterweite haben. Darüber hinaus werden auch die Rasterwinkel leicht justiert. So
wird die Gefahr von Interferenzen zwischen den Rastern der einzelnen Filme deutlich
reduziert.
Manchmal treten Moiréeffekte auch nur in bestimmten Bildbereichen auf, dann
spricht man von Objektmoiré. Sie sind nicht auf fehlerhafte Rasterwinkel zurückzuführen, sondern darauf, dass Muster im Bild mit dem Raster interferieren. Objektmoiré
tritt nur gelegentlich bei besonders anfälligen Bildern auf. Typische Beispiele sind
karierte Anzüge oder andere gemusterte Stoffe. Ein ähnliches Phänomen kennen Sie
sicher aus dem Fernsehen, wenn jemand in gestreifter Kleidung auftritt.
9.1.8
▼
Moiré
SCANNEN GERASTERTER BILDER
Wenn man gerasterte (gedruckte) Bilder
scannt, kann es zu Moirébildung zwischen Bild- und Druckraster kommen.
Andruck
Druck
PUNKTFORMEN
• Elliptische Punkte:
Eignen sich für Bilder mit unterschiedlichen Objekttypen wie Hauttöne und
Produkte in einem Motiv. Raster mit
elliptischen Punkten neigen zur
Musterbildung.
• Quadratische Punkte:
Eignen sich für detail- und kontrastreiche Bilder, zum Beispiel Aufnahmen
von Schmuck. Für Hauttöne sind sie
weniger geeignet.
WELL DONE, BITTE ! AUSGABE
• Runde Punkte:
Eignen sich für helle Bilder wie zum
Beispiel Hauttöne. Weniger geeignet
für detailreiche Schattenpartien.
Die Wahl der Punktform richtet sich auch
nach dem Druckverfahren.
▼
▼
Ein Rasterpunkt kann rund, elliptisch oder quadratisch sein. Runde Punkte sind am
häufigsten. Je nach Druckverfahren und manchmal auch Typ des Druckerzeugnisses ist
SCHARFE RASTERPUNKTE
Analoge Proofverfahren und Trockenoffset ergeben schärfere Rasterpunkte als
Nassoffset. Dadurch wirkt die Rosettenbildung oft noch störender.
157
Verschiedene Arten des Ausschießens
Die Druckmaschine verursacht die höchsten Stundenkosten im gesamten grafischen
Prozess. Deshalb versucht man, die Zeit in der Druckmaschine zu minimieren, indem
man so große Papierbogen wie möglich verwendet. Die meisten Druckmaschinen arbeiten mit Papierformaten, auf die 4, 8, 16 oder 32 Seiten im A4-Format gedruckt werden
können [siehe Papier S. 217].
5
1 3
7
Aus einem A2-Bogen angefertigtes 8-seitiges Heft
8
7
17
1
1
2
118
6
6
31
3
3
Ist das größtmögliche Druckformat A3, muss man ein Ausschießschema für vier
A3-Seiten anfertigen. Die Druckmaschine benötigt vier Druckformen, denn jeder
A3-Bogen durchläuft die Maschine zweimal, einmal für jede Bogenseite. Nach dem
Drucken hat man zwei 4-seitige A3-Bogen mit je zwei A4-Seiten auf Vorder- und
Rückseite. Sie werden einzeln gefalzt und dann mit Klammern zu einem 8-seitigen
A4-Heft geheftet [siehe Illustration rechts].
Aus zwei A3-Bogen angefertigtes 8-seitiges Heft
8
Ausschießschema für ein 8-seitiges A4-Heft
für eine A3-Druckmaschine
57
3
5
Auf jeden A3-Bogen passen vier A4-Seiten – auf Vorder- und Rückseite je zwei. Im
Hinblick auf die Weiterverarbeitung kann man ein 8-seitiges Heft auf zweierlei Weise
herstellen: Indem man zwei separate A3-Bogen falzt und dann klammert oder indem
man einen A2-Bogen doppelt falzt, klammert und dann beschneidet.
13
5
4
Beim Drucken zum Beispiel eines Buchs oder eines Hefts werden mehrere Seiten auf
einem Druckbogen nebeneinander angeordnet. Das Verteilen der Seiten auf dem Druckbogen heißt Ausschießen und richtet sich danach, für wie große Papierformate die
Druckmaschine geeignet ist. Als Beispiel für die Varianten des Ausschießens nehmen
wir ein 8-seitiges A4-Heft. Es besteht aus zwei A3-Bogen, die in der Mitte gefalzt sind
und mit zwei Klammern am Falz zusammengehalten werden.
7
1
Vier-Film-Montage Zwei bedruckte Bogen
5
5
7
4
4
5
5
5
8
8
1
4
1
4
118
4
2
1
1
2
5
3
3
8
118
7
Ein-Film-Montage Ein bedruckter
Bogen
4
6
6
1
7
Der gesamte Arbeitsgang setzt jedoch voraus, dass man weiß, wo auf dem Druckbogen
die einzelnen Seiten zu platzieren sind, damit sie beim Binden in der richtigen Reihenfolge hintereinander liegen. Mit anderen Worten: man muss wissen, wie das Produkt
ausgeschossen werden soll.
2
Mit wie vielen Farben gedruckt werden soll, spielt dabei keine Rolle, so lange die Druckmaschinen gleich viele Farbwerke haben.
8
8
1
Ist das größtmögliche Druckformat A1, muss man ein Ausschießschema für eine A1Seite anfertigen. Man benötigt also nur eine einzige Druckform. Der Bogen durchläuft
die Maschine zweimal, einmal für jede Bogenseite, jedoch ohne Wechsel der Druckplatte. Alle 8 Seiten passen auf eine einzige Druckplatte. Die Seiten 1, 8, 4 und 5 werden
auf der einen Hälfte des A1-Bogens ausgeschossen, die Seiten 2, 7, 3 und 6 auf der
anderen. Indem man den A1-Bogen wendet und dann mit derselben Druckplatte die
andere Seite bedruckt, erhält man einen 16-seitigen Bogen mit acht Seiten auf jeder
Seite. Der A1-Bogen kann dann in zwei gleiche 8-seitige Bogen geteilt, über Kreuz
gefalzt und zu einem 8-seitigen Heft geklammert werden [siehe Abbildung rechts].
118
Ein bedruckter Bogen
Zwei-Film-Montage
8
Ausschießschema für eine 8-seitige A4-Broschüre
für eine A1-Druckmaschine
3
Ist das größtmögliche Druckformat A2, muss man ein Ausschießschema für zwei A2Seiten anfertigen. Die Druckmaschine druckt nur 2 Formen. Jeder A2-Bogen durchläuft
die Maschine zweimal, einmal für jede Bogenseite. Nach dem Drucken hat man ein
8-seitiges A2-Heft mit je vier A4-Seiten auf Vorder- und Rückseite. Es wird über Kreuz
gefalzt und dann zu einem 8-seitigen A4-Heft geheftet [siehe Illustration rechts].
6
Ausschießschema für ein 8-seitiges A4-Heft
für eine A2-Druckmaschine
Der Bogen
wird in zwei
Hälften geteilt
Angaben, die für alle Produktionsschritte gebraucht werden:
Wer ist der Auftraggeber?
Wer ist der Ansprechpartner?
Weitere Kontaktperson, falls
vorhanden
REINZEICHUNG
Ein Auftrag für die Originalproduktion muss folgende Angaben
enthalten:
Druckverfahren
Umfang
Rasterweite
Telefonnummer
Solldichtewerte
Ansprechpartner beim
Lieferanten
Überfüllungswerte
Angebotsnummer
Name der Produktion
Rechnungsanschrift (falls abweichend von Bestelladresse)
Lieferanschrift
Lieferfrist
Auflistung des übergebenen
Materials
▼
ALLGEMEINE INFORMATION
▼
▼
CHECKLISTEN
BILDBEARBEITUNG
Ein Auftrag für die Bildproduktion
muss folgende Angaben enthalten:
Anzahl der Bilder
Druckverfahren
Rasterdichte
Maximale Farbmenge
Punktzuwachs oder ICC-Profil
Anzahl der Druckfarben
Graustufenbalance oder
ICC-Profil
Papier
Achromatik
Weiterverarbeitung
Kleinster druckender Punkt
Typografie/Layout
Bildergröße im Druck
Format
Beschneiden von Bildern
Farbbelegung
Freistellen von Bildern (wie
viele, Art des Freistellens, mit
oder ohne Schneidelinien)
Überfüllungswerte
Formatzugabe/Beschnitt
Dateiformat
Retuschen
Farbkorrekturen
Papier
Dateiformat
Qualitätsansprüche
▼
KREATIVE PHASE
Ein Auftrag für kreative Arbeiten
muss folgende Angaben enthalten:
Um was für eine Art Druckerzeugnis handelt es sich?
Was darf das Druckerzeugnis
kosten?
Was soll das Druckerzeugnis
vermitteln?
Welche/n Empfänger soll es
erreichen?
Muss sich das Druckerzeugnis
in ein vorhandenes grafisches
Profil einfügen?
Welche Medien/Kanäle sollen
verwendet werden?
288
WELL DONE, BITTE ! GRAFISCHE PRODUKTION

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