Rundbrief No2 felix pfeiffer

Transcrição

Rundbrief No2 felix pfeiffer
Liebe Unterstützer, Freunde und Familie,
HALBZEIT!
Seit meinem letzten Bericht sind nun 3 Monte vergangen und somit ist nun die
Hälfte meiner Dienstzeit vorbei, die ich vor 6 Monaten bei Habitat for Humanity in
Lancaster, PA angetreten habe.
Auch in dieser Zeit ist wieder unglaublich viel passiert und ich hoffe die
aufregendsten Ereignisse hier in diesem Brief zusammenfassen zu können.
Zuerst einmal muss gesagt werden, dass die letzten Monate vor allem durch den
langen Winter und das Warten auf den Frühling geprägt wurde (ich habe zum
Ersten mal in meinem Leben einen Schneesturm im April erlebt), was meine
Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten deutlich beschränkte.
Lancaster im März
Anfang Februar wurde ich von einer Deutschlehrerin, die ich bei uns im Re-Store
kennen gerlent hatte, in die CVMS (Conestoga Valley Middleschool) eingeladen,
um den Schülern in ihren Deutschklassen etwas über das deutsche Schulsystem
zu erzählen und ihre Fragen zu beantworten.
Es war schön den Schülern etwas über meine Schulerfahrungen berichten zu
können und gleichzeitig vieles über das amerikanische Schulsystem zu lernen, das
sich in vielen Dingen doch deutlich vom deutschen unterscheidet. Einer der wohl
größten Unterschiede, neben der nicht vorhandenen Trennung der weiterführenden
Schulen, ist, dass die Schüler in den deutschen Schulen viel selbstständiger
arbeiten und lernen müssen, als ihre amerikanischen Kollegen. Dies liegt unter
anderem daran, dass die Lehrer für die schlechten Noten der Schüler
verantwortlich gemacht werden und dass bis zu den Abschlussjahrgängen der
Highschool das “Sitzenbleiben“ keine Option für schlechtere Schüler ist.
Als Dank für meinen Besuch, wurde ich von den Schülern zu ihrem Schul-Musical
eingeladen, das Ende März stattfand. Das Musical trug den Titel: „The somewhat
true tale of Robin Hood“ und es war schön viele bekannte Gesichter auf der Bühne
zu sehen. Besonders beeindruckt hat mich allerdings das Lied, dass eine der
Schülerinnen selbst komponiert hatte. Das Lied war einem Schüler gewidmet, der
während der Vorbereitung für das Musical an seiner Herzkrankheit gestorben war
und es war ein sehr emotionaler Moment für alle Anwesenden.
Im März fanden dann die Halbjahres-Seminare von BVS und EIRENE statt.
Zuerst ging es in die Nähe von Chicago, wo das BVS-Seminar stattfand. In Elgin,
einer kleinen Stadt vor Chicago, trafen sich die Freiwilligen der BVS Einheiten 305
und 307 (die Sommer- und die Herbstgruppe 2014). Wir bekamen eine Führung
durch das General Office der Chruch of the Brethren und lernten viele der Leute
kennen, die dort arbeiten und die Kirche leiten und organisieren. Anschließend
fuhren wir zu unserem Seminarort, der außerhalb Elgins lag.
In den nächsten Tagen sprachen wir mit den anderen Freiwilligen über unsere
Projekte und Aufgaben, aber auch über Probleme und Ängste.
In unser Freizeit spielten wir Fußball, Volleyball oder Basketball, erkundeten die
Umgebung, gingen Klettern oder konnten an einem kleinen Schießstand mit Bogen
und Schleudern schießen.
Bei diesem Seminar zeigte sich auch der größte Unterschied zwischen den
Freiwilligen an der West- und der Ostküste.
Während sich die Freiwilligen mit Projekten an der Ostküste darüber freuten, nach
langer Zeit wieder draußen die Sonne zu genießen, ohne zu frieren und den
Schnee schmelzen zu sehen, beklagten sich die Freiwilligen von der Westküste
über die Kälte.
Nach dem BVS-Seminar fuhren dann die deutschen EIRENE Freiwilligen
gemeinsam mit dem Greyhound nach Jeckyll Island, im Süden Georgias, wo das
EIRENE-Seminar stattfand.
Die Busfahrt war zwar sehr lang, doch wir bekamen einen schönen Überblick über
die verschiedenen Landschaften der USA und sahen einige große Städte, wie
Nashville, Indianapolis oder Atlanta.
Außerdem konnten wir in Indianapolis aus dem Bus heraus die St. Patricks Day
Parade sehen.
Die St. Patricks Day Parade in Indianapolis
In Georgia trafen wir noch andere Freiwillige, die aber nicht mit BVS in den USA
arbeiteten, sondern mit MVS, dem mennonitischen Freiwilligendienst, in Kanada.
Zusammen bezogen wir dann das Haus eines amerikanischen Comedian, der, wie
viele andere Hausbesitzer, sein Haus auf der Insel in seiner Abwesenheit vermietet.
Wir begannen unser Seminar mit einer Strandwanderung und einer Fahrradtour um
die Insel, um uns einen Überblick zu verschaffen. Natürlich waren unsere Projekte,
Erfahrungen und Sorgen das Hauptthema des Seminars, sodass es sich inhaltlich
mit dem BVS-Seminar überschnitt. Allerdings beschäftigten wir uns hier zusätzlich
noch mit dem Ende des Dienstes sowie der Zeit und unseren Plänen nach dem
Dienst.
Unsere freie Zeit verbrachten wir vor allem am Strand und im Meer, aber auch der
Pool des Hauses war bei uns allen sehr geschätzt.
Die Seminare waren mein Highlight der letzten 3 Monate. Es war aufregend die
altbekannten Freiwilligen wiederzusehen, neue kennenzulernen und mehr über die
verschiedenen Projekte zu erfahren. Außerdem war es schön eine kleine Auszeit
von der Arbeit im Projekt zu bekommen und ich persönlich habe besonders die
Wärme in Georgia genossen.
Driftwoodbeach auf Jeckyll Island
Nach der Woche auf Jeckyll Island ging es für mich, im Gegensatz zu vielen der
anderen Freiwilligen, nicht zurück ins Projekt, sondern weiter nach Florida, um
meine dort lebende Familie zu besuchen. Der Zeitpunkt für den Besuch lag perfekt,
da an dem Tag meiner Ankunft ein großes Dinner anlässlich des Geburtstages
meiner Großtante stattfand. Somit konnte ich direkt meine gesamte Verwandtschaft
kennenlernen, die ich vorher noch nie oder das letzte mal vor 8 Jahren gesehen
hatte.
In den anschließenden Tagen fuhr ich zusammen mit meiner Cousine an den JAX,
den Strand von Jacksonville, und wir besucht St. Augustine, eine ehemalige
spanische Kolonialstadt, die zu den ältesten Städten der USA gehört.
Nach 4 wundervollen Tagen in Florida, war es dann auch für an der Zeit wieder
nach Lancaster zurückzukehren, wo der bereits erwähnte Winter noch mit Schnee
auf mich wartete.
Das Fort in St. Augustine
Mittlerweile ist aber auch hier der Frühling angekommen und mit den 28 Grad
momentan ist es schon beinahe sommerlich.
Den Frühlingsanfang feierte ich zusammen mit Severin, der für einen Besuch aus
Baltimore gekommen war. Wir grillten zusammen, genossen die Sonne und
machten einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt am Susquehanna
River, von dem man einen großen Teil des Flusses und der umgebenden
Landschaft überblicken konnte.
Außerdem wurde ich zu dem traditionellen Frühlingsfest in den Tempel Beth El,
einer jüdischen Synagoge, eingeladen, wo der Anfang des Frühlings mit koscherem
Essen und traditioneller Musik gefeiert wurde.
Zusammenfassend zu den letzten 3 Monaten kann ich sagen, dass Lancaster
immer mehr zu meinem Zuhause wird. Dies liegt nicht nur an der Routine des
alltäglichen Lebens, sondern auch an einem immer größer werdenden sozialen
Umfeld. Besonders positiv überrascht bin ich davon, dass ich von einigen Leuten
erkannt und auf meine Arbeit bei Habitat angesprochen werde.
Allerdings stehen auch einige Veränderungen an. Zum Beispiel werde ich bald
wahrscheinlich einen neuen Mitbewohner bekommen, da meine jetzige
Mitbewohnerin das Projekt Ende Juni verlassen wird. Und auch die in den
Seminaren angesprochene Zeit nach dem Dienst rückt in den letzten Tagen immer
mehr in den Vordergrund. In den letzten Tagen habe ich meinen Rückflug nach
Deutschland gebucht. Somit steht nun das (voraussichtlich) endgültige Ende
meines Dienstes in Lancaster fest. Außerdem ist die Wahl eines Studiengangs
etwas womit ich mich momentan beschäftige....mal schauen was daraus so wird.
Viele Grüße aus Lancaster
Euer Felix