Langzeittendenzen des Body Mass Index und der Energieaufnahme
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Langzeittendenzen des Body Mass Index und der Energieaufnahme
Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original Peer-Review-Verfahren | Eingereicht: 11. 2. 2009 Akzeptiert: 18. 6. 2009 Beleg/Autorenexemplar! Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Die Entwicklung des BMI und der Energieaufnahme wurde bei Jenaer Kindern und Jugendlichen über den langen Zeitraum von 125 Jahren untersucht. Eine abweichende Entwicklung von Energieaufnahme und BMI deutet darauf hin, dass die dramatische Zunahme der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas nicht nur auf eine gestiegene Energieaufnahme, sondern auch auf eine Veränderung der körperlichen Aktivität der Kinder und Jugendlichen zurückzuführen ist. Langzeittendenzen des Body Mass Index und der Energieaufnahme bei Jenaer Schulkindern Dr. Konrad Zellner1 Einleitung 1 Institut für Humangenetik und Anthropologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena 2 Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke Korrespondenzadresse: Dr. Konrad Zellner, Friedrich-SchillerUniversität Jena, Institut für Humangenetik und Anthropologie E-Mail: konrad.zellner @mti.uni-jena.de Interessenkonflikt Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Commitee of Medical Journal Editors besteht. Der Body Mass Index (BMI) ist ein weithin akzeptiertes Maß zur Ermittlung des Gewichtsstatus. Aufgrund seiner hohen Korrelation mit dem Körperfettgehalt wird er u. a. in epidemiologischen Studien verwendet. Diese lassen einen Anstieg der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in den westlichen Industriestaaten bzw. Staaten mit einem vergleichbaren Lebensstil erkennen [1]. Eine derartige Zunahme der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist auch für Kinder und Jugendliche in Deutschland seit den 1990er Jahren nachweisbar [2]. Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) zeigen, dass 15 % der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig (einschließlich adipös) sind und ihre Zahl im Vergleich zu den Daten aus den 1980er und 1990er Jahren um ca. 50 % zugenommen hat. Die Rate adipöser Kinder und Jugendlicher beträgt 6,3 % und hat sich gegenüber den o. g. Referenzdaten annähernd verdoppelt [3]. Eine zunehmende Häufigkeit von übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen lässt sich anhand der langjährigen anthropologischen Untersuchungen auch für die Jenaer Schulkinder belegen [4]. Die anthropologischen Messungen an Schulkindern aus Jena reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück (erste Erhebung 1880) und gehören damit weltweit zu den längsten kontinuierlichen Untersuchungen an Kindern und Jugendlichen aus ein und derselben Stadt. Diese Tatsache und die weitestgehend einheitliche Untersuchungsmethodik bei allen Erhebungen bieten die Möglichkeit, langfristige Veränderungen in der körperlichen Entwicklung aufeinander folgender Generationen zu erfassen. Weitere Autoren: Dr. agr. habil. Gottfried Ulbricht2 PD Dr. Katrin Kromeyer-Hauschild1 Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, den Gewichtsstatus Jenaer Kinder und Jugendlicher mittels des BMI über einen Zeitraum von 125 Jahren (1880 bis 2005/2006) zu Veränderungen der Nahrungsenergieaufnahme in Bezug zu setzen. Änderungen im Gewichtsstatus sind immer mit einer Energieimbalance verbunden. So ist beispielsweise der aktuelle Anstieg der Prävalenzen von Übergewicht und Adipositas auf eine positive Energiebilanz (d. h. eine den Energiebedarf übersteigende Energiezufuhr) zurückzuführen. Anhand historischer Daten zur Energieaufnahme sollen die Zusammenhänge zwischen den Ernährungsbedingungen und dem Gewichtsstatus in verschiedenen Zeiträumen dargestellt werden. Ernährungs Umschau | 12/09 쑺 667 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original Langzeittrends des BMI spiegeln die Entwicklung geringerer körperlicher Aktivität – nicht nur von Schulkindern Methodik Die Analyse der Langzeittrends des BMI basiert auf den Daten von zehn Querschnittsuntersuchungen. Diese Erhebungen wurden zwischen 1880 und 2005/2006 an 7- bis 14-jährigen Schulkindern aus Jena/Thüringen durchgeführt (쏆 Tabelle 1). Teil der Erhebungen war stets die Erfassung des Gewichtsstatus. Für jede Untersuchung wurde in den einzelnen Altersklassen der Mittelwert des BMI (Körpergewicht [kg]/ Körperhöhe [m]2) anhand der altersklassenspezifischen Mittelwerte von Körpergewicht und Körperhöhe berechnet. Die Verwendung der altersklassenspezifischen Mittelwerte von Körpergewicht und Körperhöhe war erforderlich, da von den Messungen vor dem Jahr 1964 keine Individual- Untersuchungsjahr Anzahl der untersuchten Probanden (7–14 Jahre) Anzahl der Einwohner von Jena 1880 ca. 1 200 10 300 1921 5 825 (2 932 J / 2 893 M) 48 900 1932/33 122–323 J* 104–205 M* 58 400 1944 3 811 (1 901 J / 1 910 M) 72 100 1954/55 2 147 (1 040 J / 1 107 M) 83 100 1964 2 379 (1 202 J / 1 177 M) 84 300 1975 1 964 (988 J / 976 M) 99 900 1985 1 480 (755 J / 725 M) 107 200 1995 1 844 (957 J / 887 M) 101 800 2005/06 2017 (1 050 J / 967 M) 102 500 J = Jungen ; M = Mädchen; * pro Halbjahresklasse Tab. 1: Jenaer Schulkinderuntersuchungen 668 Ernährungs Umschau | 12/09 werte verfügbar sind. Zur Darstellung des säkularen Trends in der Entwicklung des BMI wurde der mittlere BMI aller 7- bis 14-jährigen Jungen bzw. Mädchen für jedes Untersuchungsjahr ausgewiesen und zu einem mittleren BMI aller Schulkinder für das jeweilige Untersuchungsjahr aggregiert. Die tägliche Nahrungsenergieaufnahme pro Kopf der Bevölkerung wurde für die jeweiligen Jahre kalkuliert, indem Lebensmittelverbrauchsdaten aus volkswirtschaftlichen Gesamtbilanzen (Pro-Kopf-Verbrauchsstatistiken) oder Haushaltsbudgeterhebungen mittels Lebensmitteltabellen energetisch bewertet wurden (die Angaben zur Pro-Kopf-Energieaufnahme beziehen sich in Ermangelung durchgängig vorhandener Daten für Kinder und Jugendliche auf den landesweiten Durchschnitt der Gesamtbevölkerung; es ist davon auszugehen, dass der Verbrauch von Kindern und Erwachsenen sich parallel verhält). Selbstverständlich ist die Präzision der Ergebnisse nicht höher als die der zu ihrer Berechnung verfügbaren Ausgangsdaten. Die Bilanzierung von effektivem Verbrauch und ernährungsphysiologisch bzw. -soziologisch fixiertem Bedarf erfolgte auf der Bilanzierungsebene der Nahrungsaufnahme (des Verzehrs), indem die vorliegenden Verbrauchsdaten (Daten der Lebensmittelverfügbarkeit; vgl. Da für die Zeit zwischen 1880 und der zweiten Untersuchung im Jahr 1921 (einer Zeitspanne, welche u. a. den 1. Weltkrieg einschließt) keine BMIWerte für Jenaer Schulkinder existieren, man aber davon ausgehen kann, dass sich der BMI nicht gleichmäßig verändert hat, wurde die BMI-Kurve durch einen BMI-Wert ergänzt, der auf Messungen an Berliner Volksschülern im Jahr 1903 basiert [14]. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine Bezugsetzung des frühesten verfügbaren Wertes der Energieaufnahme aus dem Jahr 1907 zur Körpergewichts-Körperhöhen-Relation in diesem Zeitraum. In den darauf folgenden Perioden weichen die Angaben zur Energieaufnahme maximal um ein Jahr vom Zeitpunkt der jeweiligen anthropologischen Untersuchungen ab. Jungen 2005 Mädchen 17,5 BMI (kg/m2) 1995 17,0 1985 1975 16,5 1964 1954 1932 16,0 1921 1944 1880 15,5 Untersuchungsjahr Abb. 1: Mittlerer BMI Jenaer Schulkinder (7 bis 14 Jahre) zwischen 1880 und 2005/2006 18,0 2005 17,5 1995 1975 17,0 1954 (1903) 1985 1964 1932 60 16,5 40 1921 16,0 1944 20 Energiebilanzsaldo (%) Auf der Bedarfsseite der Energiebilanz wurde wegen fehlender Untersuchungsdaten für alle Untersuchungsjahre einheitlich ein Bedarf von 2 350 kcal (9,8 MJ) angesetzt. Dieser konstante Basiswert entspricht der vom damaligen „Zentralinstitut für Ernährung der Akademie der Wissenschaften” für die DDR-Bevölkerung empfohlenen durchschnittlichen täglichen Energieaufnahme [5]. Die Annahme eines solchen konstanten Basiswertes hat allerdings nur einen hypothetischen Charakter. Als einheitliche Hilfsgröße ermöglicht sie jedoch die durchgängige Kalkulation des Energiebilanzsaldos und dessen Bezugsetzung zum BMI-Verlauf. 18,0 BMI (kg/m2) [5]) auf die Verzehrsebene transformiert wurden (z. B. durch Berücksichtigung von Verlusten auf den unterschiedlichen Verbrauchsebenen wie Großhandel, Einzelhandel oder Haushalt). Die Angaben zur Pro-Kopf-Energieaufnahme für die deutsche Bevölkerung (1907 bis 1944 Deutsches Reich; 1954 bis 1985 ehemalige DDR; seit 1995 Neue Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland) gehen auf verschiedene Erhebungen zurück [6– 13]. Die frühesten zuverlässigen Daten zur Energieaufnahme liegen aus dem Jahr 1907 vor. 0 1880 15,5 –20 Untersuchungsjahr mittlerer BMI Jenaer Schulkinder (Jungen und Mädchen) zwischen 7 und 14 Jahren Energiebilanzsaldo (prozentuale Abweichung vom Basiswert der Energieaufnahme (2 350 kcal/ 9,8 MJ) Abb. 2: Veränderungen des durchschnittlichen BMI in Bezug zum Energiebilanzsaldo Ergebnisse Im Zeitraum zwischen 1880 und 2005/2006 erhöhte sich der durchschnittliche BMI der Jungen um 1,8 kg/m2 und derjenige der Mädchen um 2,1 kg/m2. Die Gesamtzunahme des BMI entspricht einem Anstieg um 0,14 kg/m2 pro Dekade im männlichen und um 0,17 kg/m2 pro Dekade im weiblichen Geschlecht. Dieser langfristige Anstieg des BMI erfolgte allerdings nicht kontinuierlich, sondern mit wechselnder Intensität, und wurde zudem von Phasen einer zeitweisen Stagnation oder sogar des vorübergehenden Rückgangs unterbrochen (쏆 Abbildung 1). Ernährungs Umschau | 12/09 669 쑺 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original Zwischen 1921 und 1932 erfuhr der durchschnittliche BMI einen merklichen Glossar: Anstieg als Ausdruck der Ontogenese = (oder Onüberwundenen Hungertogenie), vom Zoologen zeiten während und nach und Philosophen Ernst dem 1. Weltkrieg. Der anHaeckel (1834–1919) schließende Rückgang des geprägter Begriff für BMI zwischen 1932 und die individuelle Entwick1944 spiegelt die Verlung des einzelnen schlechterung der LebensLebewesens von der bedingungen zur Zeit des befruchteten Eizelle 2. Weltkriegs wider. Hierbis zum erwachsenen bei ging der durchschnittLebewesen. liche BMI der Jungen etwa bis zum Wert aus dem Jahr Säkularer Trend = Ver1921 zurück und der änderter (oft beschleudurchschnittliche BMI der nigter) Ablauf von Mädchen lag 1944 sogar Wachstum und Reifung unter dem Wert von 1921. in aufeinanderfolgenden Nach dem 2. Weltkrieg Zeiträumen. stieg der durchschnittliche BMI wieder an (bei Mädchen zunächst stärker als bei Jungen) und erreichte in den Jahren 1975 und 1985 in beiden Geschlechtern annähernd gleich große, konstant bleibende Werte. Zwischen 1985 und 1995 (einer Zeitspanne, die die politische Wiedervereinigung Deutschlands einschließt) kam es bei beiden Geschlechtern zu einem außergewöhnlich starken Anstieg des durchschnittlichen BMI. Dieser setzte sich bis zur bislang letzten Untersuchung 2005/2006 fort. Mit dem massiven Anstieg des BMI nach 1985 war eine beträchtliche Vergrößerung der Prävalenzraten von Übergewicht und Adipositas bei den Jenaer Schulkindern verbunden [4]. Die Veränderungen des durchschnittlichen BMI in Bezug zum Energiebilanzsaldo zeigt 쏆 Abbildung 2. Auffällig sind die über einen Zeitraum von fast 100 Jahren nahezu parallel verlaufenden Veränderungen der beiden Parameter. Eine verringerte Energieverfügbarkeit geht mit einer Abnahme des durchschnittlichen BMI einher, während eine erhöhte Energieverfügbarkeit mit einer Zunahme des durchschnittlichen BMI korrespondiert. Ab der Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts divergieren die beiden Kurven je- 670 Ernährungs Umschau | 12/09 doch und die Zunahme des BMI übertrifft in 쏆 Abbildung 2 erkennbar die Steigerung des Energiebilanzsaldos. Diskussion Im Kindes- und Jugendalter weist der BMI eine typische altersabhängige Zunahme auf [15, 16]. Diese charakteristische ontogenetische Entwicklung des BMI wurde auch für die Jenaer Schulkinder beschrieben [17]. Infolge des säkularen Trends bei Wachstum und Reifung kommt es bei den Jenaer Schulkindern zu einer Vorverlagerung von Entwicklungsabschnitten in frühere Stadien der Ontogenese [18], so dass der langzeitliche Anstieg des BMI zumindest teilweise mit dieser Entwicklungsbeschleunigung im Zusammenhang steht. Allerdings ist nach WESTERSTAHL et al. [19] nur ein geringer Teil der säkularen BMI-Veränderungen auf diese Entwicklungsbeschleunigung zurückzuführen. Stattdessen belegen die synchronen Veränderungen von Energiebilanzsaldo und BMIEntwicklung, wie sie bei den Jenaer Schulkindern besonders bis zum Jahr 1985 zu beobachten sind, die enge Beziehung zwischen Energieaufnahme und Gewichtsstatus. Dies gilt ungeachtet gewisser Einschränkungen, denen unsere Auswertung materialbedingt unterliegt. So wurden die Daten zur Energiebilanzierung und BMI-Bestimmung nicht immer völlig zeitgleich erhoben. Außerdem weisen sowohl die BMI-Werte als auch die Daten zur Energiebilanzierung eine hohe Aggregationsstufe auf. Obwohl durch dieses Vorgehen die möglicherweise beträchtliche Variabilität sowohl im Hinblick auf die konkrete personenbezogene Ernährungssituation als auch bezüglich des Gewichtsstatus keine Berücksichtigung findet, ermöglicht nicht zuletzt die große Probandenzahl in den einzelnen Stichproben Trendaussagen. Zwischen 1932 und 1944 weist der durchschnittliche BMI eine erhebliche Abnahme auf. Der dabei zu beobachtende stärkere Rückgang des durchschnittlichen BMI bei den Mädchen bestätigt eine bereits früher für die Jenaer Schulkinder getroffene Feststellung [20], dass Mädchen offenbar intensiver auf sich verschlechternde Lebensbedingungen reagieren als Jungen, diese aber andererseits auch schneller wieder überwinden (ersichtlich am schnelleren Wiederanstieg des BMI bei den Mädchen nach 1944). Über eine innerfamiliäre Benachteiligung der Jenaer Mädchen in Notzeiten als mögliche Ursache für diese geschlechtsdifferenten Veränderungen kann dagegen nur spekuliert werden. Zwischen 1975 und 1985 zeigte der BMI der Jenaer Jungen und Mädchen eine auffällige Konstanz und lag auf einem Niveau, welches annähernd den im Jahr 1980 an holländischen Kindern erhobenen BMI-Werten [21] entspricht. Die Autoren beschreiben diese Untersuchungsperiode, in der die holländischen Kinder schlanker waren als Kinder aus Frankreich, den USA oder Norwegen, welche bis zu 20 Jahre früher gemessen wurden [22], “as a time when the prevalence of child obesity was relatively low yet the population was otherwise healthy”. Es kann daher vermutet werden, dass sich auch der BMI der Jenaer Kinder zwischen 1975 und 1985 auf einem für ihren Gesundheitszustand günstigen Niveau stabilisiert hatte. Der darauf folgende massive Anstieg des BMI vollzog sich in der Periode der politischen Wiedervereinigung Deutschlands. Diese Epoche war durch drastische Änderungen der Lebensbedingungen in Ostdeutschland geprägt und ging mit einem erheblichen Wandel der Ernährungsbedingungen und -gewohnheiten wie beispielsweise einem Rückgang der Gemeinschaftsverpflegung, einer Zunahme der Fast-Food-Ernährung und einem immensen Angebot an geschmacklich attraktiven, aber energiereichen Nahrungsmitteln einher [23–26]. Nach WINKLER et al. [27] kam es im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung zu einer „catch-up“-Phase, in der die Erwach- senen ihr Essverhalten an westliche Ernährungsmuster annäherten. Auch bei Kindern dürfte ein derartiger Annäherungsprozess stattgefunden haben. So unterscheiden sich beispielsweise die aktuellen Ernährungsmuster Jenaer Kinder nicht wesentlich von denen ihrer Altersgenossen, die im Rahmen der DONALD Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometrical Longitudinally Designed Study) [28] in Westdeutschland untersucht wurden [29]. Unter anderem ist in beiden Untersuchungspopulationen der Verzehr von Wurstwaren und Süßigkeiten höher als vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund empfohlen [30], während der Verzehr von Gemüse unter den entsprechenden Empfehlungen liegt. Auch nach 1995 setzten sich sowohl der Anstieg der durchschnittlichen BMI-Werte als auch die Steigerung der Energieaufnahme fort (쏆 Abbildung 2). Allerdings divergierten die Kurvenverläufe seit Mitte der 1980er Jahre und der BMI stieg erheblich stärker an als die relative Energieaufnahme. Grundsätzlich sind eine langfristige Zunahme des durchschnittlichen Körpergewichts in einer Bevölkerung sowie steigende Prävalenzen von Übergewicht und Adipositas Ergebnis einer positiven Energiebilanz [31], die aus einem Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und Energiebedarf resultiert. Nimmt das Energiebilanzsaldo nicht im gleichen Ausmaß wie der BMI zu – wie dies in 쏆 Abbildung 2 nach 1985 zu beobachten ist – deutet das auf eine Verringerung des Energiebedarfs hin. Eine solche Verminderung des Energiebedarfs kann durch einen inaktiven Lebensstil unserer Kinder und Jugendlichen bedingt sein. So sind nach ROCHE und SUN [32] die säkularen Veränderungen im Körpergewicht und im BMI in westlichen Industriestaaten zum großen Teil auf einen Rückgang der körperlichen Aktivität zurückzuführen. In vielen Untersuchungen zeigt sich, dass der säkulare Anstieg des BMI eher durch eine Abnahme der körperlichen Ak- tivität als durch einen Anstieg der Energieaufnahme verursacht wird [33, 34]. Auch der scheinbare Widerspruch von steigenden Prävalenzen von Adipositas bei Kindern trotz relativ gleich bleibender oder sogar rückläufiger Energieaufnahme in einigen Industriestaaten [35] könnte durch den Umstand erklärt werden, dass sich die ernährungsbedingte Energieaufnahme nicht so stark verringert hat wie das Ausmaß der körperlichen Aktivität [36]. Das Niveau körperlicher Aktivität ist in Ländern mit westlichem Lebensstil in den vergangenen 20 bis 30 Jahren generell dramatisch zurückgegangen [36–40]. Für Schulkinder aus Deutschland liegen keine detaillierten Untersuchungen über säkulare Veränderungen in der körperlichen Aktivität vor. Allerdings machen verschiedene Studien einen Rückgang in der physischen Aktivität und ein relativ niedriges Niveau der körperlichen Bewegung bei deutschen Schulkindern wahrscheinlich [41, 42]. OPPER et al. [43] schlussfolgern anhand ihrer Literaturübersicht zu Veränderungen der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen aus Deutschland, dass ungeachtet methodischer Schwierigkeiten bei der Vergleichbarkeit der Daten eine Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit gegenüber früheren Generationen zu beobachten ist. In einem internationalen Vergleich von 22 Ländern der Europäischen Union und der USA lagen die deutschen Jugendlichen hinsichtlich ihrer regulären körperlichen Aktivität im unteren Drittel der verglichenen Länder [44]. BÖS [45] konstatierte anhand von 54 internationalen Studien aus den vergangenen 25 Jahren eine durchschnittliche Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen um 10 %. Schlussfolgerungen 1. Die Entwicklung des BMI bei den Jenaer Schulkindern lässt sich in wesentlichen Details durch Unter- suchungsergebnisse aus anderen Populationen bestätigen (s. Einleitung). Die Jenaer Ergebnisse können deshalb als verallgemeinerungsfähig gelten. 2. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass eine Verbindung von BMI- und Ernährungsbilanzdaten trotz vorhandener Unschärfe die reale Situation relativ zuverlässig reflektiert. Eine noch höhere Zuverlässigkeit der Ergebnisse setzt jedoch präzisere Ausgangsdaten voraus, insbesondere aktualisierte Ernährungsempfehlungen, die auf zeit- und realitätsnahen Ernährungsbedarfsermittlungen beruhen. 3. Die massive Zunahme von übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen innerhalb der Jenaer Schülerpopulation weist darauf hin, dass sich die Lebensumstände der Jenaer Schulkinder nach der Wiedervereinigung Deutschlands deutlich in Richtung einer „adipositasfördernden“ (obesogenic) Umwelt verändert haben. Ein Überangebot an Lebensmitteln und ein Mangel an körperlicher Bewegung führen zu Verschiebungen in der Relation zwischen Energieaufnahme und Energiebedarf mit dem Ergebnis einer positiven Energiebilanz, welche zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas führt. 4. Gemäß den Empfehlungen der American Academy of Pediatrics [46] und der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter [47] sollten Programme zur Adipositasprävention in der Kindheit sowohl eine gesunde Ernährungsweise (insbesondere eine Verringerung der Kalorienaufnahme) fördern, als auch den Umfang der körperlichen Aktivität erhöhen und einer inaktiven Lebensweise entgegenwirken. Derartige Programme müssen bereits frühzeitig einsetzen, da das Kindes- und Jugendalter eine kritische Periode für die Entwicklung und Verfestigung einer gesunden Lebensweise Ernährungs Umschau | 12/09 671 쑺 Wissenschaft & Forschung | Begutachtetes Original darstellt und nachgewiesen wurde, dass bereits bei sehr jungen Kindern erhebliche Ernährungsmängel und Defizite in der körperlichen Aktivität bestehen [44]. Literatur 왎 1. James PT (2004) Obesity: the worldwide epidemic. Clin Dermatol 22: 276–280 2. Wabitsch M, Kunze D, Keller E, et al. (2002) Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Deutliche und anhaltende Zunahme der Prävalenz – Aufruf zum Handeln. Fortschr Med Orig 120: 99–106 3. Kurth BM, Schaffrath RA (2007) Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 50: 736–743 4. 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Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter. http://www.a-g-a.de/aga_content.html Zusammenfassung Langzeittendenzen des Body Mass Index und der Energieaufnahme bei Jenaer Schulkindern Konrad Zellner, Gottfried Ulbricht, Katrin KromeyerHauschild, Jena und Potsdam-Rehbrücke Der Body Mass Index (BMI) wird heute häufig sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zur Ermittlung des Gewichtsstatus benutzt. In der vorliegenden Arbeit wird die langzeitliche Entwicklung des BMI bei Jenaer Kindern und Jugendlichen über einen Zeitraum von 125 Jahren in Bezug zur Energieaufnahme untersucht. Zwischen 1880 und 2005/2006 nahm der mittlere BMI der 7 bis 14 Jahre alten Schulkinder insgesamt um 1,8 kg/m2 bei den Jungen und um 2,1 kg/m2 bei den Mädchen zu. Bis in die Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen der Energieaufnahme und den BMI-Veränderungen. Danach stieg der durchschnittliche BMI deutlich stärker an als die Energieaufnahme. Dies ist ein Indiz dafür, dass die dramatische Zunahme der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas nicht nur auf eine gestiegene Energieaufnahme, sondern auch auf Veränderungen in der körperlichen Aktivität der Kinder und Jugendlichen zurückzuführen ist. Schlüsselwörter: Body Mass Index, Jenaer Schulkinder, Energieaufnahme, Adipositas, Energiebilanzsaldo Summary Long-term Tendencies in the Body Mass Index and the Energy Uptake of Jena Schoolchildren Peer-Review-Verfahren der Ernährungs Umschau Sie beschleunigen die Veröffentlichung Ihres Beitrages in der Ernährungs Umschau, wenn die eingereichten Manuskripte auch formal den Autorenrichtlinien (z. B. maximaler Umfang, Textstruktur, Zitierweise, Fotos der Hauptautoren, Erklärung zum Interessenkonflikt) entsprechen. Die Autorenrichtlinien finden Sie im Internet unter: www.ernaehrungs-umschau.de/service/ hinweise_fuer_autoren/ Manuskripte senden Sie bitte per E-Mail an: [email protected] Konrad Zellner, Gottfried Ulbricht and Katrin KromeyerHauschild, Jena The body mass index (BMI) is often applied to identify the weight status – both in adults and in children. In this paper, the long-term trends in the BMI in schoolchildren from Jena/Germany are analysed over a period of 125 years in relation to energy intake. Between 1880 and 2005/2006, the average BMI of the 7- to 14-year-old children increased by 1.8 kg/m2 in boys and by 2.1 kg/m2 in girls. Until the middle of the 1880s, there was a strong association between changes in energy intake and changes in the BMI. However, in later years, the BMI has risen much more steeply than the energy intake. This indicates that the recent dramatic increase in the prevalence of overweight and obesity is not only due to increased energy intake, but also to changes in physical activity of children and adolescents. Key words: Body mass index, Jena schoolchildren, energy uptake, obesity, energy balance Ernährungs Umschau 56 (2009) S. 667–673 Ernährungs Umschau | 12/09 쎱 673