africa fest - bureauexport Berlin

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africa fest - bureauexport Berlin
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DAS
und ihre Einsamkeit wie die Wut über den ungebrochenen Rassismus in einen sprunghaften Lebensstil mit häufig wechselnden
Wohnorten ummünzte. Als Kind war das für Lisa Simone kein
Problem, sie saß unter dem Klavier und sog die Klänge auf, sie genoss die Bekanntschaft mit Persönlichkeiten wie ihrer Patentante
Miriam Makeba oder Betty Shabazz, der Witwe von Malcolm X,
und deren Kindern. Bei jeder Gelegenheit sang sie, in de*r Kirche sowieso, aber auch zu Hause und „on the road" - Singen war ihr natürliches Ausdrucksmittel. Und ihre Mutter achtete darauf, dass
sie sich die Freude daran nicht mit abstrakten Ansprüchen verdarb.
ONE
A u s g e r e c h n e t O f f e n b a c h . Kaum einer käme auf die Idee, die
Stadt am t r ä g e n Main zu einer Perle des s ü d l i c h e n Hessens
zu e r k l ä r e n . D e n n o c h ist O f f e n b a c h seit j e h e r ein Ort auch
für zartere G e m ü t e r , für K ü n s t l e r , Poeten, M u s i k e r - wie die
Sängerin und Songwriterin Lisa Simone, T o c h t e r von Nina
Simone. In ihrer Musik e n t w i c k e l t sie eine ganz eigene, utopische Welt.
beherrscht und über das gewisse Etwas verfügt, das sie zu einer besonderen unter den
Sängerinnen macht. Am 25. März hat sie
ihr neues Album „My World" veröffentlicht, das zweite, seit sie vor zwei Jahren in
Paris den aus dem Senegal stammenden Gitarristen Herve Samb kennenlernte, in dessen Spiel Afrika und der Blues eine sehr eigene und organische Liaison eingehen.
Zwei Puzzleteile, die ineinandergreifen: die
Goethe traf hier seine Lili, Georg Büchner gab im damals noch politisch engagierten Un- dunkel getönten, aber gelassenen Songs,
dergrund seinen Hessischen Landboten in Druck. Später wuchs in der Stadt der Posaunist mit denen die Sängerin ihre ErfahrungsStefan Lottermann heran, und die Rodgau Monotones übten ein paar Kilometer weiter. Li- welten beschwört, und die raffinierten
sa Simone hatte also durchaus einen passenden Ort gefunden, als sie nach Jahren in Diens- Klänge, die subtil Archaik und Kennerten der US Air Force schließlich in Offenbach ihren Anker warf. Zufall. Das benachbarte schaft ausbalancieren - plötzlich ist alles
Frankfurt war die letzte ihrer Stationierungsstädte, und für die junge Frau, die sich immer ganz einfach und dabei hinreißend vielentschiedener für die Musik interessierte, war Frankfurt genau das Richtige. „Frankfurt schichtig und stark. In dieser Konstellation
war super", schwärmt sie amüsiert, „es gab dort sehr viele Clubs, wo man spielen und Mu- kann sich die Sängerin an ihrer Geschichte
messen. Nach dem Modell ihrer Mutter, Nisik hören konnte. Das war genau das, was ich brauchte."
na Simone, wandelt sie ihren Bühnennamen ab: Aus Simone wird Lisa Simone.
K N I E T I E F IN DER B L A C K MUSIC
Es waren die 8oer- und goer-Jahre, Jazz war noch gut vertreten, und die US-Truppen hatten
eine eigene Subkultur mitgebracht, die - allerdings in weitem Abstand zu den Musikszenen der Einheimischen - knietief in den schwarzen Spielarten der Popmusik watete: Gospel, Soul, Rhythm & Blues, auch HipHop. Als die Sängerin nach dem ersten Irakkrieg genug hatte von der Air Force, fand sie hier ihre ersten Mitstreiter und fasste den Mut, eigene
Songs zu schreiben und aufzuführen - lange her! Später folgten eine Grammy-Nominierung mit der Acid-Jazz-Band Liquid Soul, Musical-Engagements, Andrew Lloyd Webber,
Broadway - was man so macht, wenn man als Sängerin den Durchbruch noch vor sich hat
und außerordentlich begabt ist.
Gut 20 Jahre später ist Lisa Celeste Stroud, geboren im September rg62, nach all den Suchund Wanderjahren längst zu der angesehenen Sängerin Simone gereift, die ihr Handwerk
L I S A UND N I N A
Der Vergleich war schon immer da, die Frage nach ihrer Mutter prägt jede Besprechung ihrer Musik. Doch nun kann Lisa Simone das aushalten, nun hat sie Frieden
geschlossen mit ihrer Vergangenheit, Um
der zerrissenen Kindheit im Schlepptau einer Mutter, die es nie verwunden hat, dass
ihr Lebenstraum, als klassische Pianistin
anerkannt zu werden, für eine Frau und
Afroamerikanerin nicht zu erfüllen war'
ORIGINAL
AFRICA FEST
ZIRKUSZELTE
WÜRZ BURG
MAINWIESEN
26. - 29. MAI 2D16
ABENDPROGRAMM:
„Meine Mutter", so erzählt sie heute, „hat mich nie in eine Richtung gedrängt. Sie wollte nicht, dass ich unter Druck Klavier lerne
oder ein anderes Instrument, sie wollte, dass ich das tue, was aus
mir selbst kommt Das war ihre Weisheit." Gleichzeitig war der
manische Lebensstil an der Seite der gefeierten Ikone der schwarzen Musik und der Bürgerrechtsbewegung für die Heranwachsende eine enorme Belastung: Es fehlte das Zentrum, das Gefühl, irgendwo zu Hause zu sein. Mit 15 zieht sie zu ihrer Tante, zwei Jahre später schließt sie mit großem Erfolg ihre Schullaufbahn ab und
plant einen bürgerlichen Lebensweg. Als sie aus Altersgründen
aber nicht zum Jurastudium zugelassen wird, heuert sie kurzerhand bei der Air Force an - so weit entfernt von der Wirklichkeit
ihrer Mutter wie möglich.
*)'
Ä-.TT
MUSIK FÜR LIEBENDE
Mehr als zehn Jahre brauchte die Tochter dann, bis sie sich so weit
von ihrer Mutter gelöst hatte, dass sie selbst in die Laufbahn einer
Musikerin einbiegen konnte, einer Sängerin und Songwriterin, die
danach trachtet, die Erfahrung ihres Lebens in Musik zu überset-
HUGH MASEKELA
RAUL PAZ
„Meine Mutter hat mich nie in eine
Richtung gedrängt. Sie wollte, dass ich
das tue, was aus mir selbst kommt."
TIKEN JÄH FAKOLY
zen. „Ich bin anders als meine Mutter", erklärt sie. „Wo sie einsam
war und alles verändern wollte, suche ich Ruhe und Harmonie
und einen Ort, wo ich mich aufgehoben fühle." Dabei blieb sie vorsichtig, nahm jeden Schritt achtsam und bedächtig, und erst ihre
eigene Familie machte sie bereit zu einem gemeinsamen Auftritt
mit ihrer Mutter. Am 24. Juli 1999 stehen Nina und Lisa, Mutter
und Tochter Simone, in Dublin gemeinsam auf der Bühne und singen den Nina-Simone-Song „Music For Lovers" - eine Stabübergabe. Nina trägt da bereits den Krebs in sich, der vier Jahre später ihr
Leben beendet.
CUBAN BEATS ALL STARS
CUBA VISTA & GUESTS
HOT WATER BAND
250 MUSIKER
»Musik für Liebende" ist seitdem so etwas wie das Grundmotiv ihrer Songs geblieben. Liebe ist der rote Faden, an dem die Songs von
„My World" anknüpfen: die voraussetzungslose Liebe zu ihrer
Mittlerweile 16 Jahre alten Tochter ReAnna in „Unconditionally",
die Liebe zu Nina Simone, ihrer Mutter, in „If You Knew", in dem
Klagelied „Tragic Beauty" und der Beschwörung der besonderen
Atmosphäre in dem südfranzösischen Anwesen, wo Nina Simone
e
letzten Jahre verbracht hat. Es mögen traurige, melanchos
che Songs darunter sein, doch Lisa Simone macht mehr als deuten, wie sehr sie sich von der weitaus weniger ausgeglichenen muikalischen Welt ihrer Mutter abhebt. Und mit ihren Mitteln
c
°mmt sie dem näher, was schon ihre Mutter anstrebte. Lisa Si16
präsentiert sich als eine starke Person, die in ihren Songs eieigene, utopische Welt entwirft, in der plötzlich erreichbar
leir
it, was ihrer Mutter verwehrt blieb: Ruhe, Liebe und Respekt
01
all dem, was Individualität ausmacht.
LOKUA KANZA
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