Pflanzenbau aktuell 1-2016

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Pflanzenbau aktuell 1-2016
Pflanzenbau aktuell
Region Württemberg Nord
Nr. 01 – 29.02.2016
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Frühjahrsdüngung 2016
Nährstoffentzüge landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in kg/Einheit
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Winterungen sind allgemein gut entwickelt. Aufgrund der Trockenphasen 2015 konnten vielfach alte Verdichtungen im
Boden aufgelöst werden. Herbstaussaaten, besonders Raps und Zwischenfrüchte litten im Auflaufen und
Jugendentwicklung unter Wassermangel. Durch den langen Herbst mit guter Nährstoffmineralisierung und mildem Winter
haben sich die Bestände im Allgemeinen gut entwickelt.
Mit dem einsetzenden Wachstum hat auf den Feldern das Frühjahr bereits begonnen. Laut Wettervorhersage erwartet uns
eine kühle erste Märzwoche mit teils kräftigen Niederschlägen.
FRÜHJAHRSDÜNGUNG 2016
In vielen Fällen drängt die Düngung aus pflanzenbaulicher Sicht noch nicht. Solange ausreichende Bodenfeuchte für die
Lösung der Nährstoffe vorhanden ist, kann ohne großen zeitlichen Vorlauf nahe am Bedarfszeitpunkt gedüngt werden.
Andererseits kann es durchaus sinnvoll sein, gute Befahrbarkeit der Flächen für Düngungsmaßnahmen zu nutzen, um sich
im Frühjahrsgeschäft etwas Luft zu verschaffen. Die Böden sollten aber für eventuelle Niederschläge aufnahmefähig sein,
um Nährstoffverluste durch Abschwemmung zu vermeiden.
Was spricht für Abschläge
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Früher Düngungstermin
•
Ausreichende Vorwinterentwicklung
•
Überzogene Bestandesdichte
•
Geringe Auswinterungsverluste
Was spricht für Zuschläge
• Mangelnde Durchlüftung im Boden -> geringere Mineralisierung
• Späte Aussaat, bis jetzt ohne Bestockungstriebe
• Fehlende Frostgare
• Schwere, untätige und kalte Böden
• Niedere Nmin-Werte physiologisch weit entwickelte Bestände
Die Höhe der N-Gabe ist in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Düngung und auf Basis der eigenen Nmin-Proben
vorzunehmen. Erste Nmin-Proben zeigen überraschend niedere Werte. Vermutlich haben die Bestände witterungsbedingt
Stickstoff gut aufnehmen können.
Je später der Düngungszeitpunkt, Vegetationsbeginn, je kälter und schwerer der Boden, desto höher ist die 1.N-Gabe
einzustellen. Je geringer der Nitratgehalt des Düngers, desto länger braucht der Stickstoff für die Umsetzung in die
wasserlösliche, leicht aufnehmbare Nitratform: Stickstoff gilt als „Wachstumsmotor“ und beeinflusst Wachstumsstart und
Intensität. Den frühesten Stickstoff-Bedarf hat entwicklungsbedingt Winterraps und Wintergerste, gefolgt von Roggen und
Wintertriticale, anschließend Winterweizen – je nach Saattermin. Entsprechend sollte die zeitliche Abfolge der Düngegaben
sein.
In Wasserschutzgebieten (Problem- und Sanierungsgebieten) sind die zulässigen Höchstmengen der Einzelgaben
innerhalb 3 Wochen zu beachten: Auf auswaschungsgefährdeten A-Böden: Maximal 50 kg N/ha oder 80 kg N/ha aus
langsam wirkenden Dünger. Auf weniger auswaschungsgefährdeten B-Böden: Maximal 80 kg N/ha oder 100 kg N/ha aus
langsam wirkenden Dünger.
Schwefelhaltige Dünger (z.B. BAG N-Plus 24 N + 6 S, Entec 26 N + 13 S, ASS 26 N + 13 S, SSA 24 N + 21 S) sind in der
1.Gabe zu bevorzugen, Schwefel wird unter anderem für die Bildung von Proteinen und Enzyme benötigt, ohne die kein
Wachstum möglich ist: Die Deckung des Schwefelbedarf kann daher zur Verbesserung der Stickstoffausnutzung führen.
Bei Düngern mit in der Umsetzung durch Nitrifikationshemmer stabilisierten Ammonium-Stickstoff wie Entec 26 oder
Entec 24+8+7 können die ersten beiden Gaben zusammengefasst werden. Dadurch lässt sich eine Überfahrt einsparen.
Dies ist besonders in trockenen Jahren von ertraglichem Vorteil, wenn der mit Winterfeuchte gelöste, aber gebundene
Stickstoff aus etwas tieferen, feuchten Schichten den Wurzeln zu Verfügung steht, während der Oberboden bereits
austrocknet.
Auf eine ausreichende Nährstoffversorgung der Grundnährstoffe Phosphat und Kali sei ausdrücklich hingewiesen. Die in
den letzten 15 – 20 Jahren oft vernachlässigte Grunddüngung lässt sich im Frühjahr mit frischem Phosphat und Kali auf
Entzugsbasis (siehe Tabelle unten) mit Volldüngern (z.B. 15/13/13+5 S, 15/12/10+3Mg+6 S, 15/15/15+11S (Düngung ins
„Maul“ unter Entzug) oder ähnlichen Zusammensetzungen am effizientesten in der 1.Gabe ausbringen. Fragen Sie bei Ihren
Lagerhäusern nach der Verfügbarkeit der Volldünger nach.
Bei Gülledüngung ist die verzögerte Stickstofffreisetzung zu beachten. Ca. 1/3 der Stickstoffwirkung kann zur ersten Gabe
und 1/3 zum Zeitpunkt der Schossergabe erwartet werden. Die Nährstoffgehalte bei Gärresten sollte aufgrund stark
schwankender Inhaltstoffen über Gülleproben ermittelt und nicht aus Tabellenwerten übernommen werden.
Güllestabilisatoren wie PIADIN, N-Lock, Vizura steuern im Boden bedarfsgerecht die Umwandlung des stabilen, nicht
auswaschungsgefährdeten Ammoniumstickstoffes organischer Düngemittel in die sehr bewegliche Nitratform. In
Wintergetreide ist Einsatz zu oder vor Vegetationsbeginn möglich. Die Stickstoffwirkung/ -Ausnutzung wird deutlich
verbessert und kalkulierbarer
Vorteile: Bedarfsgerechte Nitratfreisetzung und damit weniger Nitratverlagerungen in tiefere Bodenschichten, zeitlich
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flexiblere Ausbringung, Güllegaben lassen sich vorziehen zum Zeitpunkt der optimalen Befahrbarkeit; Schonung der
Bodenstruktur, Frühzeitige Leerung des Güllelagers bei beschränkten Lagerkapazitäten
Aufwandmengen Piadin im Getreide
Roggen, Gerste
Februar: 6 l/ha März: 5 l/ha April: 4 l/ha
Weizen
Februar: 7 l/ha März: 6 l/ha April: 5 l/ha
Aufwandmenge N-Lock: In allen Kulturen generell 2,5 l/ha, unabhängig von Zeitpunkt, Kultur und Düngerart
N-RICHTWERTE FÜR DIE N-DÜNGUNG FRÜHJAHR 2016
Richtwert
1. N-Gabe
in kg N/ha
Kultur
Winterraps
70 – 100
Wintergerste
zweizeilig
Wintergerste
mehrzeilig
50 – 80
40 - 60
Triticale
50 - 70
Winterweizen,
auch
Hybridgerste
50 - 60
Bemerkungen
Vor der Düngung sollte Raps auf Kohlhernie (Gallenartige Ausstülpungen der Wurzel)
kontrolliert werden. Bei stärkerem Befall ist Umbruch nicht zu verhindern! Bei gut
entwickeltem Raps 70 kg/ha, mit hohem Blattverlust 100 kg/ha. Schwefelhaltige
Dünger verwenden. Der Nährstoffverlust durch abgestorbene Blätter muss im
Moment ausgeglichen werden. Später steht dieser durch die Mineralisation wieder zur
Verfügung. Je geringer die Blattverluste, desto niedriger die 1.N-Gabe.
In der Regel sehr gut entwickelte Bestände. Früh andüngen, aber bei hoher
Bestandesdichte in der N-Menge nicht überziehen (Konkurrenz, Lagergefahr,
Krankheitsdruck). Dünne Bestände dagegen gezielt in der Bestockung fördern.
Mehrzeilige Sorten machen Ertrag über die Einzelähre: dünn führen (wie Weizen)
Frühe gesäte Triticale sind dieses Jahr eher verhalten anzudüngen. Ziel ist es, die
Bestockung nicht zu stark zu fördern. Bei später Aussaat und geringer 1.Gabe stärker
betonen.
In früh gesäten Weizen (oft nach Vorfrucht Winterraps) besteht kein akuter N-Bedarf.
Zielbestandesdichte bei Weizen nicht aus den Augen verlieren: 500
(Einzelährentypen) - 600 (Bestandesdichtetypen) ährentragende Halme sind
ausreichend. Bei hohen Bestandesdichten reicht Ammoniumbetonte Düngung, z.B.
Entec 26, auch Gülle oder Gärrest aus. Höhere Gaben bei später Aussaat
(Körnermmaisvorfrucht) und bei Sorten mit geringer Bestockungsneigung
(Einzelährentypen) bzw. sehr schneller Entwicklung: z.B. Akteur, Meister, JB Asano,
Patras, Edgar, Johnny.
NÄHRSTOFFENTZÜGE LANDWIRTSCHAFTLICHER KULTURPFLANZEN IN KG
Fruchtart
N
P2O5
K2O
in kg je 10 dt Kornertrag
MgO
S
in kg/ha
Winterraps
Korn
Ges. Pfl.
33
44
18
24
10
50
5
12
25
70
Wintergerste
Korn
Ges. Pfl.
17
22
8
11
6
23
2
3
10
25
Winterroggen
Korn
Ges. Pfl.
15
20
8
11
6
26
1
3
10
25
Triticale
Korn
Ges. Pfl.
18
23
8
11
6
23
1
3
10
25
Weizen (12% RP)
Korn
Ges. Pfl.
18
23
8
11
6
20
2
4
10
25
Weizen (14,5% RP)
Korn
Ges. Pfl.
22
27
8
11
6
20
2
4
10
25
Mit freundlichen Grüßen
BayWa AG
BAG-Hohenlohe-Raiffeisen eG
i.A. Christoph Mauthe
ppa. Färber
ppa. Müller
BayWA AG, Agrar, SPR Württemberg Nord, Christph Mauthe, Telefon 07022/602874, Telefax 07022/602875, Mobil , E-Mail [email protected], www.baywa.de
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