Am Rosenmontag reitet der OB auf einem Hexenbesen Seite 1 von
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Stuttgarter Zeitung online - Am Rosenmontag reitet der OB auf einem Hexenbesen Seite 1 von 2 http://www.stuttgarter-zeitung.de Bitte benutzen Sie die Druckfunktion Ihres Browsers, um diese Seite zu drucken. Zum Original-Artikel Stuttgart Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 20.02.2007 Am Rosenmontag reitet der OB auf einem Hexenbesen Rathaussturm, Kinderfasching und Monster-Guggen-Konzert: die Stuttgarter Narren gehen in die Offensive Rosenmontag in Stuttgart: Der kollektive Wahnsinn wie in Köln oder Mainz ist gestern nicht ausgebrochen. Doch Karnevalisten und Nachwuchsnarren kamen trotzdem auf ihre Kosten. Von Annik Aicher Rathaus, erster Stock, 11.10 Uhr. Die Narren sind auf Schmusekurs - der Rathaussturm ist eher ein Stürmle. OB Wolfgang Schuster muss sich nicht wie seine Amtskollegen mit einer Wasserpistole gegen die Tollitäten zur Wehr setzen. Die Karnevalspräsidenten Anita Rösslein und Wolfgang Henes haken ihn lässig unter und führen ihn aus dem Amtszimmer. Seine Minimalverkleidung - schwarzer Anzug mit Narrenkappe - geht anstandslos durch. Die First Guggenband schleudert schräge Musik bis in den vierten Stock hoch. Dort stehen schon die Stuttgarter Karnevalsvereine Spalier, inmitten von Girlanden und Luftballons. Doch sie lesen Schuster nicht etwa die Leviten, sie verteilen lieber Orden und Küsschen. Auch der OB zeigt guten Willen, reitet auf einem Besen und tanzt Samba mit einer Faschingsprinzessin. Rathaus, vierter Stock, 14 Uhr. Kleine Käfer, Burgfräulein und Vampire hüpfen und drehen sich vor den Panoramafenstern. Zum zweiten Mal hat die Karnevalgesellschaft Möbelwagen zum Kinderfest ins Rathaus eingeladen und der närrische Nachwuchs vergnügt sich bei Spielen, Muffins und Orangensaft. "Wir wollen Kinder von drei bis zehn Jahren ansprechen, die hier an Fasching fröhlich sein und tanzen können", sagt Roswitha Wenzl, die Kinderbeauftragte der Stadt. Kamen vor einem Jahr noch rund 80 Kinder zum Rosenmontagsfest, so seien heute mehr als doppelt so viele da, versichert die Kinderbeauftragte. Zwei der jungen Gäste sind Monia und Loris, die als Herz-Ass und Joker unterwegs sind. Drei Tage haben die zehn und sechs Jahre alten Geschwister gebraucht, um das kleine Kunstwerk mit echten Spielkarten zu vollenden. Die Mutter, die mit den Kindern aus der Nähe der Schweizer Grenze angereist ist, hat geholfen. Weil aber das Kartenspiel-Gewand so aufwendig war, musste sich Finja, die jüngere Tochter, mit weniger zufrieden geben. Jetzt ist die Achtjährige eine Südseekönigin mit Baströckchen. Karte wäre sie lieber geworden, denn auch sie spielt leidenschaftlich gerne Rommé. Ursula beobachtet derweil die älteren Kinder beim Sackhüpfen und hat gleich den passenden Song zu ihrem Kostüm: "Alle meine Entchen schwimmen auf dem See." Geschmückt ist die Vierjährige mit einem gelben Plüschcape mit Entenkappe. Ursula tappt mit ihrer Mutter Sandui Sarantuja zwischen Hosenbeinen und Umhängetaschen umher. Schön findet die gebürtige Mongolin das Fest. Nur für kleine Kinder sei es etwas zu eng und voll - ein Eindruck, den auch andere Eltern bestätigen. Warm ist es Vincent in seinem Fellkostüm geworden. Er hat sich in sein Sternzeichen verwandelt und schleicht als Löwe herum. "Ich habe Löwen schon live gesehen", sagt der Fünfjährige. "In einem Buch, im Fernseher und in der Wilhelma." Nebenan kracht und scheppert es. Isabell mit dem spitzen Hut schleudert gerade einen Ball auf einen Büchsenturm. "An Hexen finde ich am besten, dass sie fliegen können", sagt die Siebenjährige. Wo ihr Besen ist? "Der stört nur, deshalb schläft er in der Besenkammer." Während Mädchen und Jungen im Rathaus toben, setzt sich in Bad Cannstatt der Kinderumzug der Kübler in Bewegung. Vom Alten Rathaus http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1363445?template=artikel_bildli... 24.02.2007 Stuttgarter Zeitung online - Am Rosenmontag reitet der OB auf einem Hexenbesen Seite 2 von 2 aus marschieren Wichtel, Astronauten, Wurzelkinder, Kobolde und Feuerdrachen über den Marktplatz. Rund 400 Kinder aus 13 Stuttgarter Kindertagesstätten haben sich phantasievoll verkleidet. Den mit 100 Euro dotierten Kostümpreis gewinnen die Kinder der Cannstatter Kita Helfergasse 2, die unter dem Motto "Kennen Sie Kino?" in die Rolle des Empire State Buildings und einiger Filmdiven geschlüpft sind. Rathaustreppe, 18.15 Uhr. Der Stuttgarter Markplatz bebt. Die Karnevalgesellschaft Möbelwagen lässt es zum elften Mal mit dem GuggaMonster-Konzert krachen. Sieben Guggenbands treten auf, insgesamt 220 Musikanten entlocken Trompeten und Posaunen verrückte, vor allem aber laute Töne und hauen auf die Pauke. Die Guggenband Omsnomgugga aus Schwäbisch Gmünd brüllt ihren Schlachtruf in die dicht gedrängte Menge. "Wie schnell isch dr Fasching rom? Omsnomgugga!" Im Takt zu den irrwitzigen Rhythmen wippt Alda Rist, die mit einer Luftschlange dekoriert ist. Seit elf Jahren kommt die ältere Dame mit ihrem Freundeskreis zum Guggen-Konzert, "das ist schon Tradition", sagt sie. Besonders angetan ist die Stuttgarterin von den "sehenswerten Kostümen". Als Drachen sind etwa die Lachabatscher aus Waldstedt verkleidet. Pasqual, Salvatore, Didi und Remo von den Schweizer Nurrechlöpfer sehen in ihrem silbernen StarWars-Look aus wie vom anderen Stern. Wie eine Außerirdische - so fühlt sich auch Beate Rau am Rosenmontag, wenn sie im Häs in die Stadtbahn steigt. "Die Leute gucken, als kämst du vom Mars!" 20.02.2007 - aktualisiert: 20.02.2007, 06:12 Uhr nach oben © 2007 Stuttgarter Zeitung online | Impressum | Leserbrief schreiben URL dieser Druckversion: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1363445 Original-Artikel: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1363445 http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1363445?template=artikel_bildli... 24.02.2007