Trick-Netsuke mit dem Glücksgott Daikoku und

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Trick-Netsuke mit dem Glücksgott Daikoku und
[ Weitere Angaben: http://www.museum-digital.de/rlp/index.php?t=objekt&oges=8435 vom 20.01.2017 ]
Objekt:
Trick-Netsuke mit dem Glücksgott Daikoku
und einem Sack mit Ratte
Museum:
Stadtmuseum Simeonstift Trier
Simeonstraße 60
54290 Trier
0651-7181459
[email protected]
Sammlung:
Inventarnummer:
XI.263
Dieses Netsuke zeigt einen hockenden, lachenden Mann mit auffällig dicken Ohrläppchen und flacher Mütze in
einem reich geschmückten, langen Gewand, in dessen Gürtel am Rücken der Figur ein verzierter Hammer
eingehängt ist. Der Mann hält einen großen, prall gefüllten Sack mit sichtbaren Nähten geöffnet, aus dem eine
bewegliche, rotäugige Ratte hervorlugt. Auf der Unterseite des Sacks befindet sich die Signatur in hochovaler
Rahmung. Die beiden Himotōshi sind auf der Rückseite des Sacks dicht bei der Figur übereinanderstehend
eingebohrt. Daikoku ist neben Hōtei, Ebisu, Benten, Bishamon, Fukurokuju und Jurōjin einer der sieben japanischen
Glücksgötter (shichi fukujin ). Sie sind Bestandteil des japanischen Volksglaubens und haben ihre Wurzeln in
verschiedenen Regionen und Religionen. Die Glücksgötter gehörten ab dem 18. Jahrhundert zum Motivrepertoire der
Netsuke und blieben auch im gesamten 19. Jahrhundert ein beliebtes Thema. Ab den späten 1860er-Jahren wurden
sie vermehrt auch als Exportartikel für europäische Sammler produziert. Daikoku selbst stammt ursprünglich aus
dem indisch-hinduistisch-buddhistischen Kulturkreis, wird aber bereits seit der Heian-Zeit (794–1185) in Japan
verehrt. Als Erinnerung an seine Herkunft sind ihm die für buddhistische Figuren charakteristischen dicken und
vermeintlich glücksbringenden Ohrläppchen geblieben. Er gilt als Gott des Reises, aber vor allem als Beschützer des
Reichtums und Wohlstands. Seine Attribute sind meist zwei Reisballen, ein Sack, ein Wunschhammer und die Ratte
in unterschiedlichen Kombinationen. Als Glücksgott des Wohlstandes ist er von ganz besonderer Bedeutung für die
Kaufleute und Händler, also jener Bevölkerungsschicht, die besonders der Netsuke-Mode zugetan war und deren
Interessen und Wünsche sich in den Motiven widerspiegeln. Dementsprechend häufig findet sich Daikoku als Motiv
wieder. Auch in der Sammlung Schunck sind viele weitere Varianten des Themas, mitunter auch im Zusammenspiel
mit anderen Glücksgöttern, zu finden. Die Ratte ist in der japanischen Bildersprache ein überaus positiv belegtes
Symboltier. Zum einen findet man sie als Begleiter und Bote des Daikoku, wo sie als Hinweis auf Überfluss zu
deuten ist, da es den Gott in keiner Weise anficht, wenn die Ratte die Säcke mit dem kostbaren Gut anknabbert und
sich bedient. Darüberhinaus waren die Ratten der Legende zufolge die ersten Tiere am Sterbebett Buddhas, zählen
deshalb als das erste Tier der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und sind folglich auch im Buddhismus ein
beliebtes und positiv bewertetes Tier. Dieses Netsuke hat noch eine Besonderheit: Die Ratte im Sack ist mobil und
kippt, wenn man es bewegt, zurück in den Sack und wieder hervor. Trick-Netsuke (z. B. Gruppe von Spielzeugen,
Inv. Nr. XI 619) sind Beispiele der besonderen Kunsthandfertigkeit ihrer Schnitzer.
(Der Text von Diana Lamprecht M.A. ist entnommen aus der Broschüre "Götter und Geister am Gürtel. Netsuke aus
der Sammlung Dr. Martin Schunck, Museumssammlung im Blickpunkt. Band 2, Stadtmuseum Simeonstift Trier,
2015)
Maße:
4 x 5 x 2,1 cm
Material/Technik:
Elfenbein